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Spanien zwischen Tradition und Moderne von Alexander Gresbek

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne "Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist ein fesselndes Buch welches hier als Auszug vorliegt. Das Buch bietet Ihnen einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Kultur und Entwicklung Spaniens bietet. Der Autor, Alexander Gresbek, ist ein angesehener Experte für spanische Geschichte und Kultur und teilt sein Wissen und seine Leidenschaft in diesem Buch. Von den frühesten Anfängen der Besiedlung bis zur Gegenwart nimmt Sie das Buch mit auf eine spannende Reise durch die wichtigsten Phasen der spanischen Geschichte. Sie werden die muslimische Eroberung und die folgende Reconquista erleben, das goldene Zeitalter Spaniens kennenlernen und die Herausforderungen des Niedergangs und des Verlusts der Kolonien erkunden. Auch die Ära der Franco-Diktatur und den entscheidenden Übergang zur Demokratie werden ausführlich behandelt. Sie werden die lebendigen Traditionen, farbenfrohen Feste, köstliche Gastronomie und beeindruckende Kunst und Architektur Spaniens entdecken. Die Vielfalt der Regionen und die kulturelle Entwicklung Spaniens werden anschaulich dargestellt. Darüber hinaus hat der Autor weitere Bücher zu Spanien veröffentlicht, die Sie ebenfalls bei Amazon erwerben können. Diese bieten vertiefende Einblicke in spezifische Themen der spanischen Geschichte und Kultur, um Ihr Wissen weiter zu vertiefen. "Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist eine inspirierende Lektüre, die Ihnen ein umfassendes Verständnis für die faszinierende Geschichte und die kulturelle Entwicklung Spaniens vermitteln wird. Tauchen Sie ein in dieses Buch und lassen Sie sich von der Schönheit und dem Reichtum Spaniens verzaubern. Entdecken Sie die spanische Welt durch die Augen von Alexander Gresbek.

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne

"Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist ein fesselndes Buch welches hier als Auszug vorliegt. Das Buch bietet Ihnen einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Kultur und Entwicklung Spaniens bietet. Der Autor, Alexander Gresbek, ist ein angesehener Experte für spanische Geschichte und Kultur und teilt sein Wissen und seine Leidenschaft in diesem Buch.

Von den frühesten Anfängen der Besiedlung bis zur Gegenwart nimmt Sie das Buch mit auf eine spannende Reise durch die wichtigsten Phasen der spanischen Geschichte. Sie werden die muslimische Eroberung und die folgende Reconquista erleben, das goldene Zeitalter Spaniens kennenlernen und die Herausforderungen des Niedergangs und des Verlusts der Kolonien erkunden. Auch die Ära der Franco-Diktatur und den entscheidenden Übergang zur Demokratie werden ausführlich behandelt.

Sie werden die lebendigen Traditionen, farbenfrohen Feste, köstliche Gastronomie und beeindruckende Kunst und Architektur Spaniens entdecken. Die Vielfalt der Regionen und die kulturelle Entwicklung Spaniens werden anschaulich dargestellt.

Darüber hinaus hat der Autor weitere Bücher zu Spanien veröffentlicht, die Sie ebenfalls bei Amazon erwerben können. Diese bieten vertiefende Einblicke in spezifische Themen der spanischen Geschichte und Kultur, um Ihr Wissen weiter zu vertiefen.

"Spanien: Zwischen Tradition und Moderne" ist eine inspirierende Lektüre, die Ihnen ein umfassendes Verständnis für die faszinierende Geschichte und die kulturelle Entwicklung Spaniens vermitteln wird. Tauchen Sie ein in dieses Buch und lassen Sie sich von der Schönheit und dem Reichtum Spaniens verzaubern.

Entdecken Sie die spanische Welt durch die Augen von Alexander Gresbek.

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Spanien:

Zwischen Tradition

und Moderne

Alexander Gresbek

ISBN: 9798853951006

© 2023 Alexander Gresbek

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist mit großer Freude Ihnen dieses “Spanien: Zwischen Tradition und

Moderne” (ISBN: ISBN: 9798853951006 ) zu präsentieren. In den folgenden

Seiten möchten ich Sie auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte,

die Kultur und die gegenwärtigen Herausforderungen Spaniens mitnehmen.

Teil 1 des Buches widmet sich der spanischen Geschichte, die tief in die

Frühzeit zurückreicht. Schon in der Frühgeschichte Spaniens haben sich bedeutende

kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen vollzogen. Die Eroberung

durch die Muslime und die darauf folgende Reconquista haben das

Land nachhaltig geprägt. Der Niedergang und der Verlust der Kolonien im

Laufe der Zeit sind ebenfalls Meilensteine, die in der spanischen Geschichte

eine entscheidende Rolle spielten. Das 19. und 20. Jahrhundert brachten

politische Umbrüche mit sich, darunter die langwierige Franco-Diktatur

und schließlich den Übergang zur Demokratie sowie die Integration Spaniens

in die Europäische Union.

Teil 2 des Buches widmet sich den facettenreichen Traditionen Spaniens.

Die kulturelle Bandbreite Spaniens ist beeindruckend und von tief empfundener

Leidenschaft gezeichnet: Stierkämpfe, Flamenco und die berühmte

Paella sind nur einige der faszinierenden Aspekte der spanischen Tradition.

Das spanische Temperament, das sich in den lebhaften Fiestas widerspiegelt,

verleiht dem Land eine besondere Note. Wir beleuchten auch die Bedeutung

der Siesta im spanischen Alltag, die kulinarische Welt der Tapas sowie die

Bedeutung von Sangria und Wein in der spanischen Gesellschaft. Zudem erforschen

wir die globale Reichweite der spanischen Sprache und den hohen

Stellenwert von Familiensinn und Gastfreundschaft im Leben der Spanier-

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5 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

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innen und Spanier.

Teil 3 des Buches führt uns in die Moderne und wirft einen Blick auf das heutige

Spanien und die damit verbundenen Herausforderungen. Die spanische

Wirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, darunter die Bewältigung

der Staatsverschuldung, Inflation und der Dualität des Arbeitsmarktes.

Die Frage nach der regionalen Autonomie und separatistischen Bestrebungen

ist von besonderer Relevanz. Auch die Themen Migration, Flüchtlingskrise,

Klimawandel und Umweltschutz sind in der heutigen Gesellschaft von

größter Bedeutung und prägen das soziale und politische Leben des Landes.

Teil 4 des Buches untersucht Spanien als Ziel für Auswanderer wir ziehen

auch ein Vergleich mit Deutschland. Wir beleuchten die Möglichkeiten und

Herausforderungen, die mit einer Auswanderung nach Spanien einhergehen,

um Ihnen eine umfassende Entscheidungshilfe zu bieten.

“Spanien: Zwischen Tradition und Moderne” ist eine Entdeckungsreise

durch ein Land mit einer faszinierenden Vergangenheit, einer lebendigen

Gegenwart und einer hoffnungsvollen Zukunft. Wir hoffen, dass dieses Buch

Ihnen ein besseres Verständnis für Spanien vermittelt und Ihnen die Schönheit

und Komplexität dieses einzigartigen Landes näherbringt.

Vielen Dank, dass Sie sich auf diese Reise mit uns begeben. Genießen Sie die

Lektüre!

Herzlichst,

Alexander Gresbek

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Inhalt

Vorwort 5

Teil 1: Die Spanische Geschichte 12

Frühgeschichte Spaniens 14

Muslimische Eroberung und die Reconquista 15

Der Niedergang und der Verlust der Kolonien 26

Das 19. und 20. Jahrhundert 27

Die Franco-Diktatur 30

Übergang zur Demokratie 32

Spanien in der Europäischen Union 34

Spanien Heute 35

Tourismus 38

Wichtige touristische Städte 38

Die bekanntesten Küsten Spaniens 44

Die bekanntesten Spanischen Inseln 45

Teil 2: Spanische Traditionen 50

Spanische Kultur 54

Stiere und Stierkämpfe 58

Flamenco 66

Paella 72

Fiestas 75

Kurz Erklärt: Die Fallas 78

Die Siesta: Erholung im spanischen Alltag 80

Tapas: Kulinarische Vielfalt 81

Sangria und Wein 83

Español: Eine Weltsprache 87

Familiensinn und Gastfreundschaft 93

Teil 3: “Moderne”: Spanien Heute

und Morgen 98

Wirtschaftliche Herausforderungen 100

Staatsverschuldung 108

Bruttoinlandsprodukt 110

Korruption in Spanien 112

Dualität 113

Inflation 114

Stärken und Schwächen der Spanischen Wirtschaft 116

Regionale Autonomie u. separatistische Bestrebungen 118

Migration und Flüchtlingskrise 124

Klimawandel und Umweltschutz 130

Soziale Herausforderungen 146

Bewertung der Wirtschaftspolitik 156

Politische Herausforderungen 158

Teil 4: Spanien als Auswanderungsziel

168

Spanien Für Auswanderer 170

Entscheidungshilfe 172

Vergleich zwischen Deutschland und Spanien 174

Über den Autor 180

Disclaimer 185

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Teil 1

Die Spanische Geschichte

• Frühgeschichte

• Frühgeschichte Spaniens

• Das Goldene Zeitalter Spaniens

• Niedergang und der Verlust der Kolonien

• Das 19. und 20. Jahrhundert

• Die Franco-Diktatur

• Übergang zur Demokratie

• Spanien in der Europäischen Union

• Spanien Heute

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Frühgeschichte Spaniens

Die Frühgeschichte Spaniens umfasst einen faszinierenden Zeitraum, der

von der frühesten Besiedlung bis zur muslimischen Eroberung reicht. Nachfolgend

werden wir einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und

Entwicklungen in dieser Periode geben.

Die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung auf der Iberischen Halbinsel

reichen bis zu 1,2 Millionen Jahre zurück. Archäologische Funde wie

Höhlenmalereien und Steinwerkzeuge zeugen von der Anwesenheit früher

Jäger und Sammler. Im Laufe der Jahrtausende entwickelten sich verschiedene

Kulturen, darunter das Altsteinzeitliche, das Mesolithikum und das

Neolithikum, deren Lebensweise stark von der Jagd, dem Sammeln und

später auch von der Landwirtschaft geprägt war.

Etwa ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Phönizier Handelskolonien

entlang der südlichen Küste Spaniens. Besonders bedeutend war die

Gründung von Gadir, dem heutigen Cádiz. Die Phönizier trieben regen

Handel mit den einheimischen Iberern und brachten neue Technologien

und kulturelle Einflüsse in die Region.

Im Laufe der Zeit übernahmen die Karthager die Kontrolle über die

phönizischen Kolonien. Sie erweiterten ihre Vorherrschaft im westlichen

Mittelmeer und brachten eine blühende Handelswirtschaft nach Spanien.

Die Karthager hatten großen Einfluss auf die lokale Kultur und Wirtschaft

und hinterließen ihre Spuren in Städten wie Carthago Nova (heutiges Cartagena).

Die Römer eroberten Spanien im 3. Jahrhundert v. Chr. und machten es zu

einer wichtigen Provinz ihres Reiches. Sie gründeten Städte, bauten Straßen

und Brücken und entwickelten eine fortschrittliche Verwaltung. Hispania,

wie die Römer Spanien nannten, wurde zu einem blühenden Zentrum des

Handels und der Kultur. Städte wie Tarraco (Tarragona) und Emerita Augusta

(Mérida) waren bedeutende Verwaltungs- und Handelszentren.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert n.

Chr. übernahmen die Westgoten die Kontrolle über Spanien. Sie waren ein

germanisches Volk, das das Land regierte, aber Schwierigkeiten hatte, sich

politisch zu stabilisieren. Die Westgoten brachten das Christentum nach

Spanien und förderten die kulturelle Entwicklung.

Im Jahr 711 n. Chr. begann die muslimische Eroberung Spaniens. Arabische

Truppen, angeführt von Tariq ibn Ziyad, überquerten die Straße von Gibraltar

und besiegten die Westgoten in der Schlacht von Guadalete. Die muslimischen

Eroberer gründeten das Kalifat von Córdoba und etablierten ihre

Herrschaft über weite Teile der Halbinsel. Diese Periode, bekannt als Al-Andalus,

war geprägt von einer kulturellen Blüte, in der Wissenschaft, Kunst

und Philosophie gediehen.

Die Frühgeschichte Spaniens legte den Grundstein für die spätere Entwicklung

des Landes. Die Einflüsse der Phönizier, Karthager, Römer, Westgoten

und der muslimischen Herrschaft haben die Kultur, die Sprache und die

Identität Spaniens nachhaltig geprägt.

Muslimische Eroberung und die Reconquista

Die muslimische Eroberung und die Reconquista sind zwei entscheidende

Epochen in der Geschichte Spaniens, die das politische, kulturelle und religiöse

Gefüge der Iberischen Halbinsel über einen Zeitraum von fast 800

Jahren maßgeblich geprägt haben.

Die muslimische Eroberung:

Im Jahr 711 n. Chr. überquerte eine muslimische Armee unter der Führung

von Tariq ibn Ziyad die Straße von Gibraltar und besiegte die Westgoten in

der Schlacht von Guadalete. Dieser Sieg ermöglichte den Muslimen die Eroberung

und Kontrolle über große Teile der Iberischen Halbinsel.

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Die muslimischen Eroberer gründeten das Kalifat von Córdoba und errichteten

Al-Andalus, einen muslimischen Staat, der sich von den Pyrenäen

im Norden bis zum südlichen Teil der Halbinsel erstreckte. Das Kalifat von

Córdoba wurde zu einem Zentrum des Handels, der Wissenschaft, der Kunst

und der Kultur. Córdoba selbst entwickelte sich zu einer der bedeutendsten

Städte der damaligen Welt, bekannt für ihre prächtige Architektur, wie die

Große Moschee von Córdoba, und für ihre hochentwickelten Bildungs- und

Forschungseinrichtungen.

Unter der muslimischen Herrschaft blühte Al-Andalus auf kultureller und

wissenschaftlicher Ebene. Arabische, jüdische und christliche Gelehrte arbeiteten

zusammen und übersetzten antike griechische und römische Werke ins

Arabische, wodurch wertvolles Wissen bewahrt und weiterentwickelt wurde.

In den Bereichen Mathematik, Medizin, Philosophie, Astronomie und Landwirtschaft

erzielten die muslimischen Gelehrten bedeutende Fortschritte.

Die muslimische Herrschaft in Al-Andalus war von einer bemerkenswerten

religiösen und kulturellen Toleranz geprägt. Christen und Juden durften ihre

Religionen ausüben und hatten in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens

Freiheiten. Diese Periode der Koexistenz wird oft als Beispiel für interreligiösen

Dialog und kulturelle Blüte angeführt.

Die Reconquista:

Ab dem 8. Jahrhundert begannen christliche Königreiche im Norden der

Iberischen Halbinsel, Gebiete zurückzuerobern, die von den Muslimen kontrolliert

wurden. Dieser langwierige Prozess der Rückeroberung, bekannt als

Reconquista, erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte.

Die Reconquista begann mit kleinen christlichen Königreichen wie Asturien

und Navarra, die sich im Norden Spaniens formierten. Diese Reiche dienten

als Ausgangspunkte für die langsame Expansion und Konsolidierung der

christlichen Macht. Mit der Zeit wurden größere Königreiche wie León, Kastilien

und Aragón gegründet, die ihre Ressourcen bündelten, um gegen die

muslimischen Herrscher vorzugehen.

Die Reconquista war von Konflikten, Kriegen und territorialen Verschiebungen

geprägt. Im 11. Jahrhundert erreichte sie eine neue Phase, als die christlichen

Königreiche begannen, große Offensiven zu starten und Gebiete im Zentrum

und im Süden der Halbinsel zurückzuerobern. Besonders bedeutend

war die Eroberung der Stadt Toledo im Jahr 1085 durch König Alfons VI.

von León und Kastilien.

Im 13. Jahrhundert kam es zu weiteren bedeutenden Erfolgen der christlichen

Königreiche. Im Jahr 1212 gewannen die Christen die Schlacht von Las

Navas de Tolosa gegen die Almohaden und ebneten damit den Weg für die

Eroberung südlicher Gebiete. In den folgenden Jahrzehnten wurden wichtige

Städte wie Córdoba (1236) und Sevilla (1248) erobert.

Die Reconquista erreichte schließlich ihren Höhepunkt im Jahr 1492 mit

der Eroberung des letzten muslimischen Königreichs, Granada, durch die

Katholischen Könige Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón.

Dieses Ereignis markierte das Ende der muslimischen Herrschaft auf der

Iberischen Halbinsel.

Die Reconquista hatte weitreichende Auswirkungen auf die Geschichte

Spaniens. Sie führte zur Bildung eines stark zentralisierten spanischen Königreichs

und legte den Grundstein für die spätere Entdeckung Amerikas und

die Kolonialisierung durch Spanien. Darüber hinaus hatte die Reconquista

eine tiefgreifende religiöse und kulturelle Wirkung.

Die katholischen Könige verfolgten eine Politik der religiösen Einheitlichkeit

und zwangen Muslime und Juden zur Konversion oder Vertreibung, was zu

tiefgreifenden sozialen und demografischen Veränderungen führte.

Die muslimische Eroberung und die Reconquista sind untrennbar mit der

Geschichte Spaniens verbunden. Sie haben das Land politisch, kulturell und

religiös geprägt und sind bis heute wichtige Bestandteile des spanischen

kollektiven Gedächtnisses und der nationalen Identität.

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Das Goldene Zeitalter Spaniens

Das Goldene Zeitalter Spaniens, auch bekannt als Siglo de Oro, war eine

Periode kultureller und künstlerischer Blüte, die vom späten 15. bis zum

frühen 17. Jahrhundert dauerte. In dieser Zeit erlebte Spanien eine einzigartige

Kombination von politischer Stabilität, wirtschaftlichem Wohlstand und

kulturellem Aufschwung, die das Land zu einer der führenden Mächte in

Europa und der Welt machte.

El Greco, ein in Griechenland geborener Künstler, der in Spanien tätig war,

beeinflusste die Entwicklung des Manierismus und schuf expressive Gemälde

wie “Der Sturm auf den Esel”.

Das Goldene Zeitalter begann mit der Vereinigung der Königreiche Kastilien

und Aragón durch die Ehe von Ferdinand II. von Aragón und Isabella I.

von Kastilien im Jahr 1469. Unter ihrer Herrschaft wurde Spanien zu einer

politisch geeinten Nation. Dies führte zu einer Stärkung der königlichen Autorität

und zur Etablierung einer effektiven Zentralregierung.

Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg Spaniens während des

Goldenen Zeitalters war die Entdeckung und Kolonisierung Amerikas. Mit

der Unterstützung der spanischen Krone unternahmen Entdecker wie Christoph

Kolumbus und Hernán Cortés bahnbrechende Expeditionen, die zu

neuen Ländern, Ressourcen und Reichtum führten. Der Fluss von Gold, Silber

und anderen Schätzen aus den Kolonien in Amerika nach Spanien trug

zur Finanzierung des kulturellen und künstlerischen Aufschwungs bei.

Das Goldene Zeitalter war auch geprägt von der Förderung von Kunst, Literatur

und Wissenschaft durch die königliche Familie und wohlhabende

Mäzene. In diesem kreativen Umfeld entstand eine bemerkenswerte Vielfalt

an Werken und Genies, die Spanien zu einem Zentrum des kulturellen

Schaffens machten.

In der Malerei erreichte die spanische Schule unter Künstlern wie Diego

Velázquez, El Greco und Francisco de Zurbarán ihren Höhepunkt. Velázquez,

der als einer der größten Maler aller Zeiten gilt, schuf Meisterwerke wie “Die

Spinnenfresserin” und “Las Meninas” (rechts).

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In der Literatur erlebte Spanien eine bemerkenswerte Blütezeit mit Schriftstellern

wie Miguel de Cervantes, dem Autor von “Don Quijote”, einem der

wichtigsten Werke der Weltliteratur. Weitere bedeutende Autoren waren

Lope de Vega, Pedro Calderón de la Barca und Garcilaso de la Vega.

Die spanische Musik entwickelte sich ebenfalls zu einer bedeutenden Kunstform.

Der Komponist Tomás Luis de Victoria, ein Vertreter der Renaissance-Musik,

war einer der führenden spanischen Komponisten seiner

Zeit. Später im Goldenen Zeitalter wurde die Musik durch den Aufstieg der

Zarzuela, einer Form des spanischen Musiktheaters, weiter bereichert.

Das Goldene Zeitalter Spaniens endete mit dem Niedergang der spanischen

Macht im 17. Jahrhundert. Die Kosten der Kriege, wirtschaftliche Probleme

und politische Instabilität schwächten die spanische Krone. Dennoch bleibt

das Goldene Zeitalter als eine Zeit außergewöhnlicher kultureller und künstlerischer

Leistungen in der Geschichte Spaniens in Erinnerung.

Der Niedergang und der Verlust der Kolonien

Der Niedergang und der Verlust der Kolonien waren entscheidende Ereignisse

in der Geschichte Spaniens, die das Ende einer Ära markierten und

weitreichende Auswirkungen auf das Land hatten. Dieser Prozess war das

Ergebnis einer Kombination aus internen Problemen Spaniens und dem

Aufstieg anderer europäischer Mächte.

Spanien im 17. und 18. Jahrhundert:

Im 17. Jahrhundert begann Spanien, mit wirtschaftlichen und politischen

Problemen zu kämpfen. Die Kosten der Kriege und des Erhalts eines großen

Kolonialreiches führten zu einer Verschuldung des Staates. Korruption, ineffiziente

Verwaltung und der Niedergang der Wirtschaft trugen zur Verschlechterung

der Lage bei.

Gleichzeitig erstarkten andere europäische Mächte wie England, Frankreich

und die Niederlande, die ebenfalls Interesse an kolonialen Expansionen hatten.

Das 19. und 20. Jahrhundert

Das 19. und 20. Jahrhundert waren für Spanien eine Zeit großer Veränderungen

und Herausforderungen. In dieser Periode durchlief das Land politische

Instabilität, soziale Umwälzungen, wirtschaftliche Krisen und den Übergang

zu einer modernen Demokratie. Hier sind einige wichtige Ereignisse und

Entwicklungen:

Die napoleonischen Kriege und die daraus resultierenden Unabhängigkeitsbewegungen

hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Geschichte Spaniens

im frühen 19. Jahrhundert. Hier sind einige wichtige Aspekte dieser Zeit:

Die Besetzung Spaniens:

Im Jahr 1808 nutzte Napoleon Bonaparte die Schwäche der spanischen

Monarchie aus und entsandte Truppen, um das Land zu besetzen. Er plante,

seinen Bruder Joseph Bonaparte zum König Spaniens zu machen und das

Land in das französische Kaiserreich einzubinden. Die Besetzung führte zu

weitreichenden politischen und sozialen Unruhen in Spanien.

Der Widerstand gegen die Besatzung:

Die spanische Bevölkerung leistete Widerstand gegen die napoleonische Besatzung.

Der Widerstand begann als spontane Volksbewegung, breitete sich

jedoch rasch aus und wurde von den verschiedenen Regionen und Städten

koordiniert. Guerillakämpfe, Partisanenaktionen und Aufstände gegen die

französische Armee wurden zu einem charakteristischen Merkmal des Widerstands.

Die Unabhängigkeitsbewegungen:

Die Besetzung Spaniens und der Widerstand gegen Napoleon führten zur

Entstehung von Unabhängigkeitsbewegungen in verschiedenen Teilen des

Landes. Diese Bewegungen wurden von verschiedenen politischen Gruppen

und Persönlichkeiten angeführt. In einigen Regionen, wie Katalonien, dem

Baskenland und Galicien, gewannen regionale Identitäten und nationalistische

Bestrebungen an Bedeutung.

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Die Junta und die liberale Verfassung:

Während des Widerstands gegen die Besetzung bildeten sich regionale Regierungen,

sogenannte Juntas, die die Macht übernahmen und politische

Entscheidungen trafen. Diese Juntas strebten nach einer repräsentativen

Regierung und verabschiedeten liberale Verfassungen, die individuelle Freiheiten

und politische Teilhabe gewährleisteten.

Die Schlacht von Bailén und der Wendepunkt:

Die Schlacht von Bailén im Jahr 1808 war ein entscheidender Moment in

den napoleonischen Kriegen. Die spanischen Truppen erlitten einen bedeutenden

Sieg gegen die französische Armee und zwangen Napoleon zu einem

Rückzug. Dieser Sieg war ein Wendepunkt und inspirierte den Widerstand

in anderen Teilen des Landes.

Das Ende der napoleonischen Herrschaft:

Der Zusammenbruch des französischen Kaiserreichs und die Niederlage

Napoleons führten zum Ende der Besetzung Spaniens. Die zurückkehrende

spanische Monarchie unter Ferdinand VII. versuchte jedoch, die liberalen

Errungenschaften rückgängig zu machen und die absolute Monarchie wiederherzustellen.

Dies führte zu politischen Unruhen und erneutem Widerstand.

Die napoleonischen Kriege und die Unabhängigkeitsbewegungen hatten

weitreichende Auswirkungen auf Spanien. Sie stärkten das nationale Bewusstsein

und förderten die Idee des spanischen Nationalstaates.

Das 19. Jahrhundert in Spanien war durch politische Instabilität gekennzeichnet,

in dem das Land zwischen Monarchie und Republik hin und her

wechselte. Es gab eine Reihe von politischen Umbrüchen und Konflikten

zwischen verschiedenen politischen Strömungen.

Nach dem Ende der napoleonischen Kriege wurde 1814 Ferdinand VII. wieder

zum König von Spanien ausgerufen. Unter seiner Herrschaft wurden die

liberalen Errungenschaften der vorherigen Jahre rückgängig gemacht, und

eine Zeit der absoluten Monarchie und politischen Unterdrückung begann

Dies führte zu politischen Unruhen und Konflikten zwischen konservativen

und liberalen Kräften.

Im 19. Jahrhundert gab es auch Perioden, in denen Spanien von republikanischen

Regierungen regiert wurde.

Die erste Spanische Republik wurde 1873 ausgerufen, war jedoch von kurzer

Dauer und wurde 1874 wieder abgeschafft. Eine zweite Republik wurde 1931

ausgerufen und dauerte bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs

1936.

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Die Franco-Diktatur

Die Franco-Diktatur war eine autoritäre Regierung, die von 1939 bis 1975

in Spanien unter der Führung von General Francisco Franco herrschte. Die

Diktatur entstand nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939)

und hatte erhebliche Auswirkungen auf das Land.

Aufstieg zur Macht:

Nach dem Sieg der nationalistischen Truppen unter General Franco im Spanischen

Bürgerkrieg wurde er zum Führer Spaniens ernannt. Er etablierte eine

Militärdiktatur, die auf einer ideologischen Grundlage des spanischen Nationalismus,

des konservativen Katholizismus und des Antikommunismus

beruhte. Franco konsolidierte seine Macht und ernannte sich selbst zum

Caudillo, dem absoluten Führer Spaniens.

Repression und Unterdrückung:

Die Franco-Diktatur war gekennzeichnet durch Unterdrückung, Repression

und politische Verfolgung. Politische Opposition wurde unterdrückt, Gewerkschaften

wurden verboten, und es wurden strenge Zensurgesetze eingeführt,

um die Meinungsfreiheit einzuschränken. Es gab umfangreiche Menschenrechtsverletzungen,

einschließlich willkürlicher Verhaftungen, Folter

und Hinrichtungen.

Zentralisierung und Regionalismus:

Franco verfolgte eine Politik der Zentralisierung, um die Macht des Zentralstaates

zu stärken. Regionale Autonomie und kulturelle Identitäten

wurden unterdrückt, insbesondere in Gebieten mit einer starken regionalen

Identität wie Katalonien, dem Baskenland und Galicien. Dies führte zu Unterdrückung

und Verboten regionaler Sprachen und Bräuche.

Wirtschaftliche Politik:

Die wirtschaftliche Politik der Franco-Diktatur war geprägt von einem autarken

Wirtschaftssystem und einer Betonung der staatlichen Kontrolle und

Intervention. Während der ersten Jahre der Diktatur führte eine autarke

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Wirtschaftspolitik zu wirtschaftlicher Isolation und Rückständigkeit. Später

öffnete sich Spanien jedoch teilweise für ausländische Investitionen und erlebte

ein gewisses Wirtschaftswachstum.

Internationale Isolation:

Während der Franco-Diktatur war Spanien international weitgehend isoliert.

Aufgrund seiner autoritären Regierung und der Menschenrechtsverletzungen

wurde Spanien von vielen westlichen Demokratien gemieden. Erst in

den 1950er und 1960er Jahren wurden Beziehungen zu einigen westlichen

Ländern wieder aufgenommen.

Die Franco-Diktatur hinterließ tiefe Spuren in der spanischen Gesellschaft

und Kultur. Die Repression und Unterdrückung während der Diktatur haben

zu langanhaltenden politischen und sozialen Konflikten geführt. Der

Übergang zur Demokratie und die Aufarbeitung der Vergangenheit haben

jedoch dazu beigetragen, Spanien zu einer modernen demokratischen Gesellschaft

zu entwickeln, die auf Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und

politischer Teilhabe basiert.

Übergang zur Demokratie

Der Übergang zur Demokratie in Spanien und die Integration des Landes in

die Europäische Union sind zwei eng miteinander verbundene Prozesse, die

Spanien in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt haben.

Der Übergang zur Demokratie:

Nach dem Tod von Francisco Franco im Jahr 1975 begann in Spanien ein

Prozess des Übergangs von der autoritären Diktatur zur Demokratie. König

Juan Carlos I. spielte eine entscheidende Rolle bei diesem Übergang und

zeigte sich als Verfechter demokratischer Prinzipien. Unter seiner Führung

wurden politische Reformen eingeleitet, um die Demokratie in Spanien zu

etablieren.

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Eine der wichtigsten Meilensteine dieses Prozesses war die Verabschiedung

der spanischen Verfassung von 1978. Diese Verfassung legte die Grundlagen

für ein demokratisches Spanien fest, einschließlich der Gewährleistung

politischer Freiheiten, individueller Rechte und dem Schutz der kulturellen

Vielfalt und regionalen Autonomie.

Es wurden auch Mechanismen zur Dezentralisierung der Macht eingeführt,

um den verschiedenen Regionen Spaniens größere Autonomie zu gewähren.

Der Übergang zur Demokratie in Spanien war eine Erfolgsgeschichte und

verlief im Allgemeinen friedlich. Politische Parteien wurden zugelassen,

Wahlen wurden abgehalten, und die politische Teilhabe der spanischen

Bürger wurde gefördert. Dieser Prozess brachte politische Stabilität, die

Anerkennung der Menschenrechte und die Einbindung der Bürger in die

politischen Entscheidungen des Landes.

Spanien in der Europäischen Union

Ein weiterer wichtiger Schritt für Spanien war die Integration in die Europäische

Union. Spanien beantragte 1977 die Mitgliedschaft und trat 1986

der Europäischen Gemeinschaft bei, die später zur Europäischen Union

wurde. Der Beitritt zur EU hatte weitreichende Auswirkungen auf die spanische

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.

Der EU-Beitritt Spaniens brachte zahlreiche wirtschaftliche Vorteile mit

sich, darunter Investitionen, Handelserleichterungen und den Zugang zu

europäischen Märkten. Die EU-Mitgliedschaft half dabei, die spanische

Wirtschaft zu modernisieren und zu diversifizieren. Spanien erhielt auch Unterstützung

aus den EU-Strukturfonds, um die Infrastruktur zu verbessern,

Bildung und Forschung zu fördern sowie soziale Programme umzusetzen.

Darüber hinaus trug die Mitgliedschaft in der EU zur Konsolidierung der

Demokratie in Spanien bei. Die EU förderte die Achtung der Menschenrechte,

den Schutz der Minderheitenrechte und die Rechtsstaatlichkeit.

Spanien musste auch EU-Standards in Bereichen wie Umweltschutz, Arbeitsrecht

und Verbraucherschutz umsetzen.

Die Integration Spaniens in die EU ermöglichte auch eine verstärkte Zusammenarbeit

auf politischer und kultureller Ebene. Spanien spielt eine aktive

Rolle in den EU-Institutionen und beteiligt sich an der Gestaltung der europäischen

Politik. Gleichzeitig hat Spanien von der EU-Integration profitiert,

indem es als Brücke zwischen Europa und den spanischsprachigen

Ländern Lateinamerikas fungiert.

Der Übergang zur Demokratie und die Integration Spaniens in die Europäische

Union haben das Land grundlegend transformiert. Spanien ist

heute eine moderne Demokratie mit einer starken Wirtschaft und einer engen

Bindung an die europäische Gemeinschaft.

Die EU-Mitgliedschaft hat Spanien geholfen, sich als einflussreiches und dynamisches

Land auf der internationalen Bühne zu etablieren.

Spanien Heute

Spanien hat eine Reihe von Herausforderungen und Veränderungen erlebt,

die das Land geprägt haben. Hier sind einige wichtige Entwicklungen im

Überblick:

Wirtschaftliche Herausforderungen:

Spanien war von der globalen Finanzkrise ab 2008 stark betroffen. Das

Land erlebte einen Einbruch des Immobilienmarktes, eine hohe Arbeitslosigkeit

und eine Verschuldungskrise. Die Regierung musste umfassende

Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft ergreifen, darunter Sparmaßnahmen,

Strukturreformen und internationale Finanzhilfen. Trotz dieser

Herausforderungen hat Spanien in den letzten Jahren eine Erholung erlebt

und ein solides Wirtschaftswachstum verzeichnet.

Regionale Autonomie und separatistische Bestrebungen:

Bestrebungen nach regionaler Autonomie und separatistische Bewegungen

haben Spanien weiterhin beeinflusst. Katalonien ist eine der Regionen

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mit den stärksten separatistischen Bestrebungen. Im Jahr 2017 fand ein

umstrittenes Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien statt, gefolgt von

politischen Konflikten zwischen der regionalen Regierung und der Zentralregierung

in Madrid. Die Frage nach der regionalen Autonomie und dem

Verhältnis zwischen den Regionen und dem Zentralstaat bleibt eine wichtige

politische Herausforderung.

Migration und Flüchtlingskrise:

Spanien hat eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung der Migrations- und

Flüchtlingskrise in Europa gespielt. Das Land hat einen Anstieg von Ankünften

über das Mittelmeer verzeichnet und sich bemüht, die humanitäre Hilfe

zu verstärken und eine angemessene Aufnahme und Integration von Migranten

zu gewährleisten.

Die Frage der Migration und der Umgang damit bleibt ein wichtiges Thema

in Spanien und der gesamten Europäischen Union.

Klimawandel und Umweltschutz:

Spanien ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und hat

Maßnahmen ergriffen, um den Umweltschutz zu stärken. Das Land hat sich

verpflichtet, erneuerbare Energien auszubauen, Energieeffizienz zu fördern

und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Spanien ist auch von

Waldbränden und Wasserknappheit betroffen, was die Notwendigkeit weiterer

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel unterstreicht.

Soziale und politische Veränderungen:

Spanien hat eine zunehmend diverse Gesellschaft und eine jüngere Generation,

die eine aktivere Rolle in der Politik spielt. Die spanische Gesellschaft

hat sich in Bezug auf soziale Themen wie Geschlechtergleichstellung, LGBT-

Rechte und soziale Gerechtigkeit weiterentwickelt.

Die politische Landschaft hat sich ebenfalls verändert, wobei neue politische

Parteien aufsteigen und traditionelle Parteien an Zustimmung verlieren.

Tourismus und Nachhaltigkeit

Spanien ist weiterhin ein beliebtes Reiseziel und hat eine bedeutende Tourismusindustrie.

Das Land lockt Touristen mit seiner reichen Geschichte,

Kultur, Küche und seinen Stränden an. Gleichzeitig besteht die Herausforderung,

den Tourismus nachhaltig zu gestalten und die Auswirkungen

auf die Umwelt und die lokale Gemeinschaft zu berücksichtigen.

Spanien steht weiterhin vor Herausforderungen und Chancen im 21. Jahrhundert.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine nachhaltige

wirtschaftliche Entwicklung, eine starke Demokratie, die Förderung der regionalen

Autonomie und den Umgang mit globalen Fragen wie dem Klimawandel

und der Migration.

Gleichzeitig hat Spanien die Möglichkeit, seine kulturelle Vielfalt und sein

kulturelles Erbe zu stärken und als aktiver Akteur auf der internationalen

Bühne zu agieren.

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Alexander Gresbek

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Tourismus

Im Jahr 2017 war Spanien das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt

und verzeichnete 82 Millionen Touristen, was den fünften aufeinanderfolgenden

Rekord darstellte. Der Hauptsitz der Welttourismusorganisation befindet

sich in Madrid.

Die geografische Lage, die beliebten Küsten, die vielfältigen Landschaften,

das historische Erbe, die lebhafte Kultur und die ausgezeichnete Infrastruktur

Spaniens haben dazu beigetragen, dass das Land eines der größten Touristenländer

der Welt ist.

In den letzten fünf Jahrzehnten hat der internationale Tourismus in Spanien

sich zu einem der größten der Welt in Bezug auf Ausgaben entwickelt, die

etwa 40 Milliarden Euro oder etwa 5% des BIP im Jahr 2006 ausmachten.

Wichtige touristische Städte

Madrid - die Hauptstadt und die größte Stadt des Landes, befindet sich in der

Mitte Spaniens. Madrid ist bekannt für seine kulturellen Sehenswürdigkeiten

wie den Prado-Museum, welches eine der bedeutendsten Kunstsammlungen

der Welt beherbergt, den Retiro-Park, einen der größten Parks der Stadt, und

den berühmten Fußballklub Real Madrid. Madrid ist auch bekannt für seine

kulinarischen Angebote, insbesondere Tapas (Foto nächste Seite: Königspalast

in Madrid).

Barcelona - die zweitgrößte Stadt in Spanien, befindet sich im Nordosten des

Landes. Barcelona ist bekannt für seine Architektur von Gaudí, insbesondere

die Basilika Sagrada Familia und das Park Güell, sowie das gotische Viertel

und den Strand Barceloneta. Die Stadt ist auch bekannt für ihre Festivals

und Feierlichkeiten, insbesondere die La Mercè-Feier im September und die

Fiestas de Gracia im August.

Valencia - die drittgrößte Stadt in Spanien, befindet sich im Osten des Landes.

Valencia ist bekannt für seine historische Altstadt mit dem Mercado

Central, einem der größten Markthallen Europas, die Stadt der Künste und

Wissenschaften, ein kulturelles und wissenschaftliches Zentrum, sowie die

Fallas-Feste im März, ein Fest, bei dem riesige Figuren aus Papier-Mâché

und Holz durch die Straßen getragen werden.

Sevilla - die viertgrößte Stadt in Spanien, befindet sich im Süden des Landes.

Sevilla ist bekannt für seine historische Altstadt, die Giralda-Kathedrale,

das Wahrzeichen der Stadt und ein ehemaliges Minarett der alten Moschee,

sowie die Real Alcázar, ein maurisches Palastkomplex aus dem 14. Jahrhundert.

Sevilla ist auch bekannt für seine Feierlichkeiten wie die Feria de Abril,

ein Frühlingsfest, und die Semana Santa, eine Karwoche, die mit Prozessionen

und Umzügen gefeiert wird.

Málaga - eine beliebte Küstenstadt im Süden Spaniens, befindet sich in

der Provinz Andalusien. Málaga ist bekannt für ihre Strände, das Alcazaba-Schloss,

eine maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert, sowie die Geburtsstadt

des Malers Pablo Picasso, in dem es ein Museum gibt, das sein Leben

und sein Werk präsentiert. Málaga ist auch bekannt für seine historische

Altstadt, die Catedral de la Encarnación und die Casa Natal de Blas Infante,

ein Museum über die Geschichte Andalusiens.

Bilbao - eine wichtige Hafenstadt im Baskenland, befindet sich im Norden

Spaniens. Bilbao ist bekannt für das Guggenheim-Museum Bilbao, ein weltberühmtes

Museum für zeitgenössische Kunst, sowie die Altstadt Casco

Viejo, die engen Gassen und die alten Häuser beherbergt. Bilbao ist auch

bekannt für die Puente Colgante, eine Hängebrücke, welche die Stadt über

den Fluss Nervión verbindet.

Granada - eine Stadt im Süden von Spanien, befindet sich in der Provinz Andalusien.

Granada ist am bekanntesten für die Alhambra-Festung, ein maurisches

Palastkomplex aus dem 14. Jahrhundert, sowie die Generalife-Gärten,

ein Gartenkomplex, der Teil der Alhambra ist. Granada ist auch bekannt

für seine historische Altstadt.

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Die bekanntesten Küsten Spaniens

Spanien hat eine lange Küste entlang dem Atlantischen Ozean und dem Mittelmeer.

Hier sind einige der wichtigsten Küsten Spaniens:

Costa del Sol - auch als die „Sonnenküste“ bekannt, ist eine Küste im Süden

Spaniens, die von Malaga bis Almeria reicht. Die Costa del Sol ist bekannt

für ihr warmes Klima, ihre Strände, ihr Nachtleben und ihre touristischen

Orte wie Marbella und Torremolinos.

Costa Blanca - eine Küste im Osten Spaniens, die von Denia bis Torrevieja

reicht. Die Costa Blanca ist bekannt für ihr warmes Klima, ihre Strände, ihre

historischen Orte wie Alicante und Elche, und ihre touristischen Orte wie

Benidorm (Fotos Folgeseiten: Küste bei Benidorm, Flaniermeile in Altea,

Calpe).

Costa Brava - eine Küste im Nordosten Spaniens, die von Blanes bis Portbou

reicht. Die Costa Brava ist bekannt für ihre Buchten, ihre Klippen, ihre historischen

Orte wie Girona und Tossa de Mar und ihre touristischen Orte wie

Lloret de Mar.

Costa de la Luz - eine Küste im Südwesten Spaniens, die von Tarifa bis Ayamonte

reicht. Die Costa de la Luz ist bekannt für ihre Strände, ihre Dünen,

ihre historischen Orte wie Cádiz und Huelva und ihre touristischen Orte wie

Isla Cristina.

Kanarische Inseln - eine Inselgruppe im Atlantischen Ozean, bestehend aus

Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote und La Palma.

Die Kanarischen Inseln sind bekannt für ihr warmes Klima, ihre Strände,

ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Teguise und San Cristóbal de

La Laguna.

Balearen - eine Inselgruppe im Mittelmeer, bestehend aus Mallorca, Menorca,

Ibiza und Formentera. Die Balearen sind bekannt für ihre Strände, ihr

Nachtleben, ihre Landschaft und ihre historischen Orte.

Die bekanntesten Spanischen Inseln

Spanien hat einige der berühmtesten und beliebtesten Inseln Europas. Hier

sind einige der wichtigsten Inseln Spaniens mit einer kurzen Beschreibung:

Mallorca - die größte Insel der Balearen, bekannt für ihre Strände, ihr Nachtleben,

ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Palma de Mallorca

und Alcudia. Mallorca ist auch bekannt für seine Kulinarik, seine Golfplätze

und seine Wassersportmöglichkeiten.

Teneriffa - die größte Insel der Kanarischen Inseln, bekannt für ihr warmes

Klima, ihre Strände, ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Santa

Cruz de Tenerife und La Laguna. Teneriffa ist auch bekannt für seinen Nationalpark

Teide, den höchsten Berg Spaniens und einen der beliebtesten Orte

für Wandern und Trekking.

Fuerteventura - eine Insel der Kanarischen Inseln, bekannt für ihr warmes

Klima, ihre Strände und ihre Landschaft. Fuerteventura ist auch bekannt für

seine Dünenlandschaft und seine Wassersportmöglichkeiten wie Surfen und

Kitesurfen.

Gran Canaria - eine Insel der Kanarischen Inseln, bekannt für ihr warmes

Klima, ihre Strände, ihre Landschaft und ihre historischen Orte wie Las Palmas

de Gran Canaria.

Gran Canaria ist auch bekannt für seine Dünenlandschaft und seine Wassersportmöglichkeiten.

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Teil 2

Spanische Traditionen

• Stiere und Stierkampf

• Flamenco

• Paella

• Spanisches Temperament

• Fiestas

• Siesta

• Tapas

• Sangria und Wein

• Sprache

• Familiensinn und Gastfreundschaft

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Spanische Kultur

Spanien ist ein faszinierendes Land mit einer reichen kulturellen Tradition,

die sich in verschiedenen Facetten des spanischen Lebens ausdrückt. Von

den pulsierenden Rhythmen des Flamenco bis hin zur köstlichen Vielfalt der

spanischen Küche gibt es zahlreiche kulturelle Besonderheiten, die das Land

einzigartig machen. Diese Besonderheiten prägen nicht nur den Alltag der

Spanier, sondern ziehen auch Besucher aus der ganzen Welt in ihren Bann

Für weitere Informationen zu Spaniens kulturellen Schätzen empfehlen wir

Alexsander Gresbek´s Buch “Spaniens Schätze: Kunst, Kultur und Kathedralen”

(ISBN: 9798851763526)

Eine der kontrovers diskutierten Traditionen in Spanien ist der Stierkampf,

auch bekannt als Corrida de Toros. Der Stierkampf hat eine lange Geschichte

in Spanien und ist ein integraler Bestandteil der spanischen Kultur. Dabei

tritt der Stierkämpfer, auch Torero genannt, gegen einen Stier an und versucht,

ihn mit ästhetischen und akrobatischen Bewegungen zu besiegen. Der

Stierkampf findet in einer speziellen Stierkampfarena statt, die meist eigens

für diesen Zweck erbaut wurde. Obwohl der Stierkampf Bewunderung und

Leidenschaft bei einigen hervorruft, gibt es auch starke Kritik an dieser Tradition,

insbesondere wegen des Leids, das den Tieren zugefügt wird. In einigen

Regionen Spaniens, wie den Kanarischen Inseln, Katalonien und den

Balearen, wurde der Stierkampf bereits abgeschafft. Dennoch bleibt er ein

kontroverses Thema, das die Gemüter erhitzt und die Identität des Landes

prägt.

Ein weiteres kulturelles Highlight in Spanien ist der Flamenco. Dieser leidenschaftliche

und expressive Musik- und Tanzstil hat seinen Ursprung in Andalusien

und ist zu einem Symbol für die spanische Kultur geworden. Der

Flamenco zeichnet sich durch kraftvolle Rhythmen, emotionale Gesänge,

virtuose Gitarrenklänge und elegante Tanzeinlagen aus. Diese traditionelle

Kunstform verkörpert das spanische Temperament und drückt tiefe Emotionen

wie Sehnsucht, Leidenschaft und Stolz aus. Flamenco-Shows und

-Vorführungen ziehen Touristen aus aller Welt an und bieten einen einzigartigen

Einblick in die reiche Kultur und Geschichte Spaniens.

Ein kulinarisches Highlight, das eng mit der spanischen Kultur verbunden

ist, ist die Paella. Dieses traditionelle Gericht stammt ursprünglich aus

der Region Valencia und ist zu einem Symbol für die spanische Küche geworden.

Die Paella wird in einer speziellen Pfanne zubereitet und besteht aus

Reis, verschiedenen Meeresfrüchten, Fleisch, Gemüse und Gewürzen. Das

Zubereiten und Genießen einer Paella ist ein geselliges Ereignis, bei dem

Familie und Freunde zusammenkommen, um gemeinsam zu essen und die

Freuden des Lebens zu feiern. Die Vielfalt der spanischen Küche geht jedoch

weit über die Paella hinaus, und jede Region Spaniens hat ihre eigenen traditionellen

Gerichte und Spezialitäten, die es zu entdecken gilt.

Das spanische Temperament ist eine weitere markante kulturelle Besonderheit.

Spanier sind bekannt für ihr leidenschaftliches und temperamentvolles

Wesen. Sie drücken ihre Gefühle offen aus und sind dafür bekannt, ihre

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Meinungen leidenschaftlich zu vertreten. Dieses Temperament spiegelt sich

in ihrer Lebensweise wider, sei es in ihrer Liebe zur Musik und zum Tanz, in

ihrer Hingabe zu Sport und Spielen oder in ihrer lebhaften Art, soziale Anlässe

zu feiern. Die Spanier genießen das Leben in vollen Zügen und sind für

ihre Gastfreundschaft und ihren Sinn für Geselligkeit bekannt.

Fiestas, traditionelle Feste und Feierlichkeiten, sind ein weiterer wichtiger

Bestandteil der spanischen Kultur. Jede Stadt, jedes Dorf und jede Region

Spaniens hat ihre eigenen einzigartigen Feste und Feiertage, die mit großer

Hingabe und Begeisterung gefeiert werden. Diese Feste beinhalten oft farbenfrohe

Paraden, traditionelle Musik und Tänze, Feuerwerke und kulinarische

Spezialitäten. Sie sind eine Gelegenheit, die lokale Kultur und Tradition

zu erleben und bieten einen Einblick in die tief verwurzelten Bräuche

und Rituale Spaniens.

Die Siesta ist eine weitere kulturelle Besonderheit, die eng mit dem spanischen

Lebensstil verbunden ist. Die Siesta ist eine Mittagspause, die oft in

den heißesten Stunden des Tages genommen wird, um der Hitze zu entkommen.

Während dieser Pause schließen viele Geschäfte und Büros ihre Türen,

und die Menschen nutzen die Zeit, um sich auszuruhen, ein Nickerchen zu

machen oder sich mit Familie und Freunden zu treffen. Die Siesta symbolisiert

die entspannte und gemächliche Lebensweise in Spanien, in der die Zeit

langsamer vergeht und man sich Zeit nimmt, das Leben zu genießen.

Tapas sind eine weitere kulinarische Tradition, die typisch für Spanien ist.

Tapas sind kleine Gerichte oder Häppchen, die oft mit Getränken serviert

werden. Sie können verschiedene Arten von Fleisch, Fisch, Gemüse oder

Käse umfassen und werden in Bars und Restaurants in ganz Spanien angeboten.

Das Teilen von Tapas mit Familie und Freunden ist eine beliebte soziale

Aktivität und ermöglicht es den Menschen, verschiedene Geschmacksrichtungen

zu genießen und die Vielfalt der spanischen Küche zu entdecken.

Spanien ist auch für seinen Wein und insbesondere für seine Sangria bekannt.

Sangria ist ein erfrischendes Sommergetränk, das aus Rotwein, Früchten,

Zucker und Gewürzen zubereitet wird. Es ist ein beliebtes Getränk bei geselligen

Zusammenkünften und Feierlichkeiten. Spanien hat eine lange Weintradition

und ist eines der größten Weinproduktionsländer der Welt. Von

den spritzigen Weißweinen der Region Rías Baixas bis zu den kraftvollen

Rotweinen der Region Rioja gibt es eine beeindruckende Vielfalt an spanischen

Weinen zu entdecken.

Die spanische Sprache, Spanisch oder auch Castellano genannt, ist eine der

meistgesprochenen Sprachen der Welt und ein wichtiger Teil der spanischen

Identität. Spanisch wird von über 460 Millionen Menschen weltweit als Muttersprache

gesprochen. Die spanische Sprache hat eine reiche literarische

Tradition und hat zahlreiche bekannte Schriftstellerhervorgebracht, wie zum

Beispiel Miguel de Cervantes, Federico García Lorca und Gabriel García

Márquez. Sie ist auch die offizielle Sprache in vielen Ländern Lateinamerikas

und wird von Millionen von Menschen als Zweitsprache erlernt.

Ein weiteres Merkmal der spanischen Kultur ist der hohe Stellenwert von

Familie und Gastfreundschaft. Die Familie hat eine zentrale Rolle im Leben

der Spanier und wird sehr geschätzt. Familienmitglieder kommen regelmäßig

zusammen, um Zeit miteinander zu verbringen, gemeinsam zu

essen und wichtige Momente zu feiern. Gastfreundschaft ist ein wesentlicher

Bestandteil der spanischen Kultur, und Spanier sind bekannt dafür, Besucher

herzlich willkommen zu heißen und ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit zu

vermitteln. Es ist üblich, Gäste mit offenen Armen zu empfangen, ihnen eine

gute Mahlzeit und gute Unterhaltung zu bieten.

Insgesamt spiegeln die kulturellen Besonderheiten in Spanien die Vielfalt,

Leidenschaft und Lebensfreude der Spanier wider. Von den lebhaften Rhythmen

des Flamenco über die köstliche Vielfalt der spanischen Küche bis hin

zur herzlichen Gastfreundschaft und dem starken Zusammenhalt der Familie

ist die spanische Kultur reich an Traditionen und Bräuchen. Spanien ist

ein Land, das stolz auf seine kulturelle Identität ist und seine Besucher mit

offenen Armen empfängt, um ihnen einen Einblick in diese einzigartige und

faszinierende Kultur zu geben.

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Alexander Gresbek

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Stiere und Stierkämpfe

Der Stier und der Stierkampf haben eine besondere Bedeutung in Spanien

und sind eng mit der spanischen Kultur und Tradition verbunden.

Der Stierkampf, auch bekannt als "corrida", ist eine ritualisierte Veranstaltung,

die in einer speziellen Stierkampfarena stattfindet. Der Torero, der

Stierkämpfer, stellt sich mutig einem ausgewachsenen Stier entgegen.

Die Bedeutung des Stieres im Stierkampf liegt in seiner symbolischen

Darstellung von Stärke, Mut und Tapferkeit. Der Stier wird als majestätisches

und mächtiges Tier betrachtet, das den Kampf gegen den Torero aufnimmt.

Der Stierkampf wird von vielen als eine Art menschlichen Kampfes mit dem

Tier gesehen, bei dem der Torero seine Fähigkeiten und seine Überlegenheit

unter Beweis stellt.

Wirtschaftlich hat der Stierkampf in Spanien eine gewisse Bedeutung. Er

schafft Arbeitsplätze in den Stierkampfarenen, bei den Züchtern von Kampfstieren,

den Stierkämpfern und den damit verbundenen Dienstleistungen.

Es gibt jedoch auch wirtschaftliche Herausforderungen für die Branche, insbesondere

in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen und eines zunehmenden

Widerstands gegen den Stierkampf.

Insgesamt ist der Stierkampf ein kontroverses Thema, das verschiedene Ansichten

und Meinungen hervorruft. Er ist tief in der spanischen Kultur und

Geschichte verwurzelt und wird von einigen als wichtiger Bestandteil des

nationalen Erbes angesehen, während andere ihn als Tierquälerei ablehnen.

Die Diskussion über den Stierkampf und seine Zukunft in Spanien wird

weiterhin geführt.

Der Stierkampf hat in Spanien eine lange Tradition und ist eng mit der Geschichte

und Kultur des Landes verbunden. Er hat sowohl Befürworter als

auch Gegner. Für die Befürworter ist der Stierkampf ein kulturelles Erbe, das

es zu bewahren gilt. Sie sehen darin eine Kunstform und eine Tradition, die

über Jahrhunderte hinweg gepflegt wurde. Für sie verkörpert der Stierkampf

die spanische Identität und den Stolz auf die eigene Kultur.

Auf der anderen Seite gibt es auch starke Kritik und Ablehnung des Stierkampfes.

Gegner des Stierkampfes sehen darin eine grausame und unnötige

Veranstaltung, bei der Tiere leiden und getötet werden. Sie argumentieren,

dass der Stierkampf nicht mehr zeitgemäß ist und nicht mit modernen Vorstellungen

von Tierschutz vereinbar ist. In einigen Regionen Spaniens, wie

Katalonien und den Kanarischen Inseln, wurde der Stierkampf bereits verboten.

D

er Ablauf des Stierkampfes lässt sich in drei Teile gliedern. Im ersten

Teil, dem tercio de varas, betritt der Stier die Arena und der Matador

lockt ihn mit der capote (einem großen Tuch) zu sich. Dabei studiert

der Matador das Verhalten des Stieres, um seine Strategie für den späteren

Kampf festzulegen. Anschließend treten die picadores auf, die den Stier

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mit Lanzenstößen im Nackenbereich verwunden. Dies dient dazu, die Nacken-

und Schultermuskulatur des Stieres zu schwächen und seinen Kopf zu

senken, um die spätere Tötung durch den Matador zu ermöglichen.

Im zweiten Teil setzen die banderilleros dem Stier banderillas, lange Spieße

mit bunten Bändern, in den Rücken. Die banderilleros locken den Stier an

und stoßen die banderillas im richtigen Moment in seinen Nacken. Ziel ist

es, die Muskeln zwischen den Schulterblättern des Stieres zu verletzen und

zu schwächen, ohne den Zugang für den finalen tödlichen Stoß des Matadors

zu blockieren. Wenn der Stier im ersten Teil nicht das Pferd angegriffen hat,

werden ihm zuerst Strafbanderillas gesetzt, die mit Widerhaken versehen

sind.

Im dritten Teil, der faena, tritt der Matador allein mit einem Degen und einer

muleta (einem kleinen roten Tuch) gegen den Stier an. Der Matador reizt

den Stier mit der muleta zu Angriffen, während er selbst dem Stier ausweicht.

Hierbei führt der Matador verschiedene Bewegungen und Figuren aus,

um den Stier zu provozieren und seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren.

Ziel ist es, den Degen von oben zwischen die Schulterblätter des Stieres

zu stoßen und sein Herz oder seine Aorta zu verletzen.

Wenn der Stier erschöpft ist und der Degen tief genug eingedrungen ist, wird

er von einem banderillero mit einem Dolchstoß ins Genick erlöst. Falls der

Stier noch nicht tot ist, wird ein weiterer Stoß vom Matador ausgeführt. Je

nach Publikumsreaktion werden dem Matador Ehrungen zuteil, wie zum

Beispiel das Abschneiden von Stierohren oder das Tragen auf den Schultern

aus der Arena.

Der Ablauf des Stierkampfes ist von traditionellen Ritualen und festgelegten

Handlungen geprägt, die den Kampf zwischen Mensch und Tier darstellen

und das Geschick, den Mut und die Kunstfertigkeit des Matadors zum Ausdruck

bringen. Der Stierkampf ist ein umstrittenes Thema, das die Gemüter

erregt und verschiedene Ansichten und Meinungen hervorruft.

Beim Stierkampf zu Pferd, auch bekannt als “corrida de rejones” oder

kurz “rejoneo”, handelt es sich um eine Variante des Stierkampfes,

bei der der gesamte Kampf auf dem Pferderücken ausgetragen wird. Der

Name “rejoneo” bezieht sich auf den “rejón”, eine Lanze mit einer Stahlspitze,

die der “rejoneador” (entsprechend dem Matador) verwendet, um den

Stier zu töten.

Der Ablauf des Stierkampfes zu Pferd ähnelt dem einer regulären corrida,

ist jedoch insofern unterschiedlich, als dass alle drei Drittel (tercios) von

einem einzigen rejoneador absolviert werden, der lediglich seine Pferde

wechselt. Wie beim klassischen Stierkampf werden die Drittel in bestimmte

Phasen unterteilt.

Im ersten Drittel werden dem Stier längere “rejones” gesetzt, das sind

Lanzenstöße, bei denen der rejoneador versucht, den Stier zu schwächen

und zu kontrollieren. Diese Lanzen sind speziell dafür konzipiert, den Stier

zu verletzen, jedoch wird darauf geachtet, dass die Verletzungen nicht

lebensbedrohlich sind.

Im zweiten Drittel setzt der rejoneador kürzere “banderillas” in den Stier.

Dabei handelt es sich um mit bunten Bändern versehene Spieße, die in den

Rücken des Stieres gestochen werden. Ziel ist es, die Muskeln zwischen

den Schulterblättern des Stieres zu verletzen und zu schwächen, um seine

Kampfkraft zu reduzieren.

Im letzten Drittel soll der Stier schließlich durch einen präzisen Lanzenstoß

zwischen die Schulterblätter getötet werden. Der rejoneador führt

diesen tödlichen Stoß mit dem “rejón” aus, um den Stier zu erlegen.

Beim Stierkampf zu Pferd werden die Stierhörner abgeschliffen, um Verletzungen

der Pferde zu vermeiden. Die Pferde müssen sehr beweglich

sein, um den schnellen Angriffen des Stieres ausweichen zu können. Anders

als bei den picadores in der regulären Corrida sind die Pferde nicht

durch eine Polsterung geschützt, da ihre Beweglichkeit entscheidend ist.

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Alexander Gresbek

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Der Stierkampf zu Pferd ist eine spektakuläre Variante des traditionellen

Stierkampfes und erfordert von den rejoneadores Geschicklichkeit, Präzision

und Mut.

Beim Stiertreiben, auch bekannt als encierro oder encierro de toros, handelt

es sich um eine weitere Variante des Stierkampfes, die vor allem in

der Region Navarra in Spanien bekannt ist. Dabei werden die Stiere durch

die Straßen der Stadt oder des Dorfes getrieben und die Teilnehmer versuchen,

vor den heranrasenden Stieren davonzulaufen.

Das bekannteste Stiertreiben findet während des Sanfermines-Festivals in

Pamplona statt, wo jeden Morgen während der Festwoche die Stiere durch

die engen Straßen in die Stierkampfarena getrieben werden. Tausende von

Menschen nehmen an diesem spektakulären Ereignis teil, bei dem Geschwindigkeit

und Mut gefragt sind, um den heranrasenden Stieren zu entkommen.

Beim Stiertreiben sind die Straßen mit Absperrungen gesichert, um die Sicherheit

der Teilnehmer zu gewährleisten. Dennoch birgt diese Tradition ein

gewisses Risiko, da es immer wieder zu Verletzungen kommt. Die Teilnehmer

müssen gut vorbereitet sein und wissen, wie sie sich im Falle einer Gefahr

verhalten sollen.

Stiertreiben ist ein faszinierendes und adrenalinförderndes Ereignis, das

sowohl Einheimische als auch Touristen anzieht. Es ist ein Symbol für Mut

und Tradition in der spanischen Kultur.

Der Stierkampf ist eine traditionelle Veranstaltung, die seit langem Kritik

von Tierschützern und Stierkampfgegnern auf sich zieht. Das gewichtigste

Argument der Stierkampfgegner ist der Vorwurf der Tierquälerei.

Es wird argumentiert, dass bereits vor einer Veranstaltung die Stiere in

Spanien tagelang im Dunkeln eingesperrt werden, was als unangemessene

Haltung betrachtet wird. Darüber hinaus wird behauptet, dass den Stieren

entgegen dem staatlichen Reglement die Hörner abgeschliffen werden, was

zu Schmerzen und Verletzungen führen kann.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft

den Ablauf des Stierkampfes

selbst. Es wird argumentiert, dass

der Einschluss in die Arena und

die permanenten Reizungen der

seitlich verschanzten Picadores

den natürlichen Fluchttrieb des

Tieres blockieren und zu unnatürlichem

Verhalten führen. Die Stiere

werden während des Kampfes mit

verschiedenen Gegenständen wie

Lanzen und banderillas verletzt,

was zu Leid und Schmerzen führt.

Auch das Leiden der im Stierkampf

eingesetzten Pferde wird kritisiert.

Oftmals werden den Pferden Augen

und Ohren verbunden, um

ihren natürlichen Fluchtinstinkt zu

verhindern. Trotz Schutzpolsterung kommt es bei den Pferden immer noch

häufig zu Todesfällen oder schweren Verletzungen, wie tiefen Fleischwunden

und Rippenbrüchen. Dies wird als Tierquälerei angesehen und steht im

Widerspruch zu den Grundsätzen des Tierschutzes.

Ein weiterer Aspekt der Kritik betrifft die Behandlung der getöteten Stiere.

Ihnen werden oft als Trophäe Schwanz und Ohren abgeschnitten, ohne dass

ihr Tod zuverlässig festgestellt wird. Dies wird als respektlos und grausam

gegenüber dem Tier angesehen.

Die Kritiker des Stierkampfes argumentieren, dass diese Praktiken nicht mit

den heutigen ethischen Standards im Umgang mit Tieren vereinbar sind.

Sie fordern ein Verbot des Stierkampfes, um das Leiden der Tiere zu beenden

und den Schutz ihrer Rechte zu gewährleisten. Die Diskussion über den

Stierkampf und seine ethische Vertretbarkeit bleibt kontrovers und spaltet

die Meinungen sowohl in Spanien als auch international.

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Flamenco

Der Flamenco ist ein Kunstgenre, das seit dem 19. Jahrhundert in Andalusien

und angrenzenden Regionen populär ist. Er besteht aus Liedern

und Tänzen, die durch eine charakteristische Vortragsweise gekennzeichnet

sind. Der Flamenco wurde im Jahr 2010 in die Liste des Immateriellen

Kulturerbes aufgenommen.

Das Wort "flamenco" hat im spanischen Sprachraum verschiedene Bedeutungen

und wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als Oberbegriff für ein

populäres Kunstgenre und das damit verbundene Milieu verwendet. Ursprünglich

wurde der Plural "Flamencos" als Synonym für die spanischen

Gitano-Gemeinschaften, insbesondere in Andalusien, verwendet. Später

wurde der Begriff adjektivisch in Wortkombinationen wie "Cante flamenco"

genutzt, bevor er im Singular "Flamenco" als internationale Bezeichnung

für das Genre etabliert wurde.

Die Herkunft und Verwendung des Begriffs "Flamenco" sind Gegenstand

zahlreicher Hypothesen, von denen einige umstritten sind. Eine Theorie

besagt, dass "flamenco" ursprünglich die spanische Bezeichnung für einen

Bewohner der Spanischen Niederlande war und sich später auf ein bestimmtes

Verhalten bezog, das als "frech, laut, anmaßend" empfunden wurde.

Eine andere Theorie besagt, dass der Begriff von der Silhouette der Flamingos

inspiriert wurde, die Ähnlichkeiten mit den Trachten der Stierkämpfer

und Señoritos hatten, die eng mit dem Flamenco-Milieu verbunden waren.

Es gibt auch eine Theorie, die besagt, dass "flamenco" eine phonetisch

korrumpierte Form eines angeblich arabischen Ausdrucks für "vertriebener

Landarbeiter" ist.

Die Theorie des Historikers Blas Infante, der den Ursprung des Flamenco

auf die Vertreibung der andalusisch-maurischen Landbevölkerung im 17.

Jahrhundert zurückführt, wird von der modernen Flamencoforschung als

spekulativ und pseudo-philologisch abgelehnt.

Insgesamt bleibt die Herkunft des Begriffs "Flamenco" und die Entwicklung

des Genres selbst Gegenstand weiterer Untersuchungen und Diskussionen

in der Kultur- und Flamencoforschung. Der Flamenco ist jedoch zweifellos

ein bedeutendes kulturelles Erbe, das weltweit für seine einzigartige Ausdruckskraft

und Leidenschaft geschätzt wird.

Die Entstehung des Flamenco ist eng mit der historischen, sozialen und

kulturellen Entwicklung der südspanischen Region Andalusien verbunden.

Die Bevölkerungsgruppe der andalusischen Gitanos spielte seit den

Anfängen des Flamenco eine herausragende Rolle, obwohl die These, dass

die Gitanos die alleinigen Schöpfer des Genres seien, seit den 1990er Jahren

nur noch von wenigen Autoren vertreten wird. Bereits im 19. Jahrhundert

stellte der Romanist Hugo Schuchardt fest, dass die Texte der Flamencogesänge

nicht als originäre Schöpfungen der Gitanos anzusehen seien, sondern

von einer Modewelle inspiriert wurden, die von der Sprache, Haltung und

Kleidung der Gitanos beeinflusst war.

In der ersten Phase der Flamencoforschung, die etwa von 1870 bis 1970

dauerte und von Liebhabern des Flamenco dominiert wurde, entstanden

zahlreiche Theorien zum Ursprung des Flamenco. Diese Theorien waren oft

spekulativ und basierten auf unzureichenden Quellen. Antonio Machado y

Álvarez, ein Mitbegründer der spanischen Folkloreforschung, widmete sich

im späten 19. Jahrhundert nicht nur der Sammlung von Flamenco-Versen,

sondern auch den Fragen des Ursprungs, des sozialen Umfelds und der künstlerischen

Perspektiven des Flamenco.

Im Jahr 1958 wurde in Jerez de la Frontera die Cátedra de Flamencología y

Estudios Folklóricos Andaluces gegründet, um die Flamencokunst und die

andalusische Folklore zu erforschen, zu fördern und zu verbreiten. Dieses

Zentrum entwickelte sich später zum Centro Andaluz de Flamenco. Erst

nach dem Ende der Franco-Diktatur in den 1980er Jahren konnte in Spanien

eine wissenschaftliche Forschungstätigkeit entstehen, die sich an modernen

wissenschaftlichen Standards orientierte und sich von den eher laienhaften

Aktivitäten der traditionellen Flamencologie abgrenzte.

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Obwohl die jüngere Forschung die Annahmen der traditionellen Flamencologie

in vielen Fällen nicht bestätigen konnte oder widerlegt hat, werden diese

spekulativen Überlegungen und Mystifizierungen immer noch in der populärwissenschaftlichen

Literatur verbreitet. Die Geschichte des Flamenco ist

geprägt von zahlreichen wissenschaftlichen und ideologischen Kontroversen,

was zu einem uneinheitlichen Bild führt.

In Bezug auf die musikalischen Ursprünge des Flamenco gibt es verschiedene

Theorien. Einige Autoren vermuten Einflüsse der byzantinischen, arabischen,

indischen und jüdischen Musik auf die Entstehung des Flamenco.

Es wird auch diskutiert, ob Frühformen des Flamenco bereits in präromanischer

Zeit existierten oder ob der Einfluss des maurischen Al-Andalus und

der schwarzen afrikanischen Kultur eine Rolle spielten. Nordspanische Einflüsse

und das Interesse der europäischen Romantik an der andalusischen

Kultur trugen ebenfalls zur Entwicklung des Flamenco bei.

Der Zeitraum zwischen 1830 und 1880 wird als eine der bedeutendsten Entwicklungsphasen

des Flamenco angesehen. In dieser Zeit entstanden literarische

Texte, Zeitungsartikel und musikalische Quellen, die wichtige Einblicke

in die Entwicklung des Flamenco geben. Das gestiegene Interesse an

der andalusischen Kultur, sowohl innerhalb als auch außerhalb Spaniens,

trug zur Verbreitung des Flamenco bei.

Der Flamenco hat sich seitdem weiterentwickelt und ist zu einem bedeutenden

kulturellen Ausdruck geworden, der weltweit für seine Leidenschaft

und Ausdruckskraft geschätzt wird. Die Geschichte des Flamenco ist jedoch

immer noch von Fragen, Diskussionen und unterschiedlichen Positionen in

der Forschung geprägt.

Der Flamenco ist eine besondere Art von Musik, die für ihre einzigartigen

Rhythmen und Klänge bekannt ist. Zwei wichtige Merkmale des

Flamencos sind die rhythmischen Muster, die als “compás flamenco” bezeichnet

werden, und die speziellen Tonarten und Akkorde, die in der Musik

verwendet werden.

Die rhythmischen Muster im Flamenco bestehen aus wiederholten Schlägen,

die in Zyklen von acht bis zwölf Schlägen angeordnet sind. Diese Muster

bestimmen den Rhythmus und das Tempo der Musik. Man kann sie sich wie

den Herzschlag der Flamenco-Musik vorstellen. Manchmal haben die Muster

eine ungewöhnliche Betonung, was der Musik ihren charakteristischen

Klang verleiht.

Der Flamenco verwendet auch bestimmte Tonarten und Akkorde, die ihm

seinen unverwechselbaren Klang geben. Eine häufig verwendete Tonart ist

der “modo de mi”, der im Flamenco auch als Phrygisch bezeichnet wird.

Diese Tonart verleiht der Musik eine besondere Stimmung und Klangfarbe.

Neben dem “modo de mi” werden auch Moll- und Dur-Tonarten verwendet,

die den Flamenco mit unterschiedlichen Klangfarben bereichern.

Ein weiteres wichtiges Element des Flamencos ist die “Andalusische Kadenz”.

Das ist eine besondere Abfolge von Akkorden, die typisch für den Flamenco

ist. Diese Kadenz trägt zur harmonischen Struktur der Musik bei und verleiht

ihr eine gewisse Spannung und Ausdruckskraft.

Der Flamenco ist nicht nur für seine musikalischen Merkmale bekannt,

sondern auch für seine Ausdrucksstärke und Emotionalität. Die Kombination

aus rhythmischen Mustern, speziellen Tonarten und Akkorden

sowie leidenschaftlichem Gesang und Tanz verleiht dem Flamenco seine

einzigartige Intensität.

Im Flamenco gibt es verschiedene Stile und Formen, die als “Palos” bezeichnet

werden. Jeder Palo hat seinen eigenen Charakter und Ausdruck. Manche

Palos sind temperamentvoll und energiegeladen, während andere melancholisch

und tiefgründig sind. Jeder Palos hat spezifische rhythmische Muster

und harmonische Strukturen, die ihn einzigartig machen.

Der Gesang im Flamenco ist von großer Bedeutung und wird als “Cante”

bezeichnet. Die Flamenco-Sängerinnen und -Sänger, auch “Cantaor” oder

“Cantaora” genannt, bringen mit ihrer Stimme die Emotionen und Geschichten

der Musik zum Ausdruck. Der Gesang ist oft leidenschaftlich, kla-

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

gend und voller Ausdruckskraft. Die Texte der Flamenco-Lieder behandeln

oft Themen wie Liebe, Leidenschaft, Schmerz, Sehnsucht und das Leben auf

der Straße.

Der Flamenco-Tanz, auch “Baile” genannt, ist eine weitere bedeutende Ausdrucksform

im Flamenco. Der Tanz ist kraftvoll, anmutig und voller Leidenschaft.

Die Tänzerinnen und Tänzer interpretieren die Musik mit ihren Bewegungen

und verleihen ihr eine visuelle Dimension. Der Flamenco-Tanz

ist eine Kunstform für sich und erfordert viel Können, Ausdruckskraft und

Körperbeherrschung.

Zusammenfassend ist der Flamenco eine faszinierende Form der Musik und

des Tanzes, die tiefe Emotionen und kulturelle Traditionen vereint. Mit seiner

einzigartigen Kombination aus rhythmischen Mustern, speziellen Tonarten,

leidenschaftlichem Gesang und kraftvollem Tanz hat der Flamenco eine

starke Ausdruckskraft, die Menschen auf der ganzen Welt beeindruckt und

berührt.

Paella

Paella ist ein traditionelles spanisches Gericht, das weltweit für seinen

einzigartigen Geschmack, seine Vielfalt an Zutaten und seine bunte

Präsentation bekannt ist. Diese köstliche Reispfanne hat ihren Ursprung

in der Region Valencia und ist zu einem Symbol der spanischen Küche geworden.

Mit einer reichen Geschichte und einer Vielzahl von Variationen

verkörpert die Paella die reiche kulinarische Tradition und die kulturelle

Vielfalt Spaniens.

Die Ursprünge der Paella lassen sich bis ins 18. Jahrhundert in der Region

Valencia zurückverfolgen. Ursprünglich von den Bauern als einfaches

Gericht zubereitet, entwickelte sich die Paella im Laufe der Zeit zu einem

festlichen Gericht, das zu besonderen Anlässen und Feierlichkeiten serviert

wurde. Der Name “Paella” stammt von dem flachen, runden Pfannentopf ab,

in dem das Gericht traditionell zubereitet wird.

Die klassische Paella besteht aus einer Basis aus Reis, der mit Brühe, Olivenöl

und Safran gekocht wird. Zu dieser Grundlage werden je nach Variante verschiedene

Zutaten hinzugefügt, darunter Fleisch (wie Huhn, Kaninchen

oder Ente), Meeresfrüchte (wie Garnelen, Muscheln oder Tintenfisch) und

Gemüse (wie grüne Bohnen, Paprika oder Artischocken). Jede Region Spaniens

hat ihre eigene Interpretation der Paella, wodurch unzählige Variationen

entstanden sind.

Traditionell wird die Paella über offenem Feuer oder auf einem speziellen

Paella-Gasbrenner zubereitet, um eine gleichmäßige Hitzeverteilung zu

gewährleisten.

Die Zubereitung einer Paella erfordert Geduld und Zeit, was zu einer entspannten

und festlichen Atmosphäre beiträgt. In Spanien wird das Gericht oft

bei großen Zusammenkünften mit Familie und Freunden zubereitet und

geteilt. Es ist eine Gelegenheit, gemeinsam am Tisch zu sitzen, Geschichten

auszutauschen und das Essen zu genießen.

Die Paella hat auch internationalen Ruhm erlangt und ist zu einem Markenzeichen

der spanischen Küche geworden. In vielen Ländern wird sie in

Restaurants serviert und auf kulinarischen Festivals präsentiert. Touristen,

die Spanien besuchen, haben oft die Paella ganz oben auf ihrer Liste der zu

probierenden Gerichte.

Die Paella ist nicht nur ein kulinarisches Meisterwerk, sondern auch ein

Symbol für Geselligkeit und Gemeinschaft. Sie verkörpert die spanische

Kultur und bringt Menschen zusammen, um gemeinsam zu essen und das

Leben zu feiern.

Egal, ob traditionell oder mit modernen Variationen, die Paella ist eine Erfahrung

für die Sinne und ein Genuss, der die Menschen zusammenbringt.

Wer Spanien besucht, sollte es sich nicht entgehen lassen, dieses berühmte

Gericht zu probieren.

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73 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

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Spanisches Temperament

Das spanische Temperament ist weltweit bekannt für seine leidenschaftliche

und lebensfrohe Natur. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der spanischen

Kultur und prägt das alltägliche Leben, die Traditionen, die Kunst

und die Musik des Landes. Das spanische Temperament spiegelt sich in der

Energie, dem Ausdruck und der Emotionalität der Menschen wider und verleiht

Spanien seinen charakteristischen Charme.

Die Spanier sind für ihre leidenschaftliche Art und ihre Ausdrucksstärke

bekannt. Egal ob beim Sprechen, Tanzen, Singen oder Diskutieren - Spanier

zeigen ihre Emotionen offen und lautstark. Sie gestikulieren, sprechen

mit lebhafter Mimik und nutzen eine reichhaltige Palette an Gesten, um ihre

Meinungen und Gefühle zu vermitteln. Die Kommunikation ist oft intensiv

und lebendig, mit einer Fülle von Emotionen, die in jeder Unterhaltung

spürbar sind.

Die Spanier haben auch eine ausgeprägte Liebe zum Feiern und zur Musik.

Von lebhaften Flamenco-Aufführungen bis hin zu mitreißenden Straßenfesten

und ausgelassenen Karnevalsumzügen - die spanische Kultur ist geprägt

von rhythmischen Klängen, Tanz und fröhlicher Musik. Musik und

Tanz sind Ausdruck der Lebensfreude und des Gemeinschaftsgefühls der

Spanier. Es ist nicht ungewöhnlich, dass spontane Flamenco-Tanzpartys auf

der Straße ausbrechen oder dass Menschen zusammenkommen, um zu singen

und zu musizieren.

Ein weiteres Merkmal des spanischen Temperaments ist die Hingabe an das

Genießen des Lebens. Die Spanier nehmen sich Zeit, um das Essen zu genießen,

sich mit Familie und Freunden zu treffen und die schönen Dinge

des Lebens zu zelebrieren. Lange Mittagspausen, in denen die Menschen gemeinsam

essen und sich entspannen, sind Teil des spanischen Lebensstils.

In Spanien wird das Essen als soziales Ereignis betrachtet, bei dem man sich

Zeit nimmt, um köstliche Speisen zu genießen und das Zusammensein zu

zelebrieren.

Das spanische Temperament zeigt sich auch in der Kunst und Literatur

des Landes. Spanische Künstler, Schriftsteller und Dichter haben oft intensive

und leidenschaftliche Werke geschaffen, die von Liebe, Leidenschaft,

Schmerz und Freude erfüllt sind. Werke wie die Gemälde von Salvador Dalí,

die Gedichte von Federico García Lorca und die Romane von Miguel de Cervantes

sind Beispiele für die künstlerische Ausdruckskraft und das Temperament

der spanischen Kultur.

Es ist wichtig anzumerken, dass das spanische Temperament nicht nur aus

Leidenschaft und Lebensfreude besteht, sondern auch eine Vielzahl anderer

Eigenschaften umfasst. Spanier sind oft stolz, gastfreundlich, familienorientiert

und besitzen eine starke Gemeinschaftsbindung. Sie zeigen Mitgefühl,

sind warmherzig und offen für neue Erfahrungen. Das spanische Temperament

hat viele Facetten und spiegelt die Vielfalt und den Reichtum der spanischen

Kultur wider.

Insgesamt ist das spanische Temperament ein Ausdruck von Lebensfreude,

Intensität und Leidenschaft. Es ist ein wesentlicher Teil der spanischen Identität

und prägt die Art und Weise, wie die Spanier ihr Leben führen, ihre Traditionen

pflegen und ihre Kunst und Musik schaffen. Wer Spanien besucht,

kann sich von diesem faszinierenden Temperament anstecken lassen und die

Energie und Vitalität des Landes erleben.

Fiestas

I

n Spanien gibt es eine reiche Tradition von Festen und Feierlichkeiten, die

als “fiestas” bekannt sind. Diese Feste sind ein wichtiger Bestandteil der

spanischen Kultur und des gesellschaftlichen Lebens. Sie bringen Menschen

aus verschiedenen Regionen und Städten zusammen, um gemeinsam zu feiern,

Traditionen zu pflegen und das reiche Erbe des Landes zu würdigen. Die

Fiestas sind ein Zeichen für die Freude, das Gemeinschaftsgefühl und den

lebendigen Geist der Spanier.

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Die Fiestas in Spanien sind äußerst vielfältig und reichen von religiösen

Festen bis hin zu Volksfesten und kulturellen Veranstaltungen. Jede

Region, Stadt und sogar Dorf hat ihre eigenen einzigartigen Feste, die oft

eng mit der Geschichte, den Bräuchen und den Traditionen der jeweiligen

Region verbunden sind. Dadurch wird eine große Vielfalt an Festlichkeiten

geschaffen, die das ganze Jahr über stattfinden.

Einige der bekanntesten Fiestas in Spanien sind beispielsweise die “Feria de

Abril” in Sevilla, die “San Fermín” in Pamplona und die “Tomatina” in Buñol.

Diese Feste haben internationale Bekanntheit erlangt und ziehen jedes Jahr

tausende Besucher an. Die Feria de Abril ist ein farbenfrohes Volksfest, das

mit Flamenco, Pferdereitshows, traditionellen Kleidern und kulinarischen

Köstlichkeiten gefeiert wird. San Fermín ist vor allem für die berühmten

Stierläufe bekannt, bei denen mutige Teilnehmer vor den Stieren durch die

engen Gassen der Stadt laufen. Die Tomatina ist ein Fest, bei dem die Teilnehmer

Tomaten aufeinander werfen und sich inmitten eines fröhlichen

Chaos mit roter Soße bedecken.

Die religiösen Fiestas spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle in Spanien.

Osterprozessionen wie die “Semana Santa” (Karwoche) und Feste zu Ehren

von Schutzheiligen sind in vielen Städten und Dörfern des Landes zu finden.

Diese Feste sind oft von tiefem Glauben und einer starken spirituellen Atmosphäre

geprägt. Die Prozessionen zeigen religiöse Statuen und Symbole,

begleitet von Musik, Gesängen und Gebeten.

Ein weiteres wichtiges Element der spanischen Fiestas sind die traditionellen

Tänze und Musikdarbietungen. Flamenco, Sevillanas und andere regionale

Tänze sind ein fester Bestandteil vieler Feste. Die Musik begleitet die Feierlichkeiten

und schafft eine fröhliche und mitreißende Stimmung, in der die

Menschen tanzen, singen und ihre Freude zum Ausdruck bringen.

Die Fiestas sind auch eine Gelegenheit, die reiche kulinarische Vielfalt Spaniens

zu genießen. Traditionelle Gerichte und lokale Spezialitäten werden

während der Festlichkeiten zubereitet und serviert. Jede Region hat ihre eigenen

kulinarischen Traditionen und Köstlichkeiten, die den Besuchern eine

einzigartige gastronomische Erfahrung bieten.

Die Fiestas (Bild unten: Fallas) sind nicht nur ein Fest der Freude, sondern

auch eine Gelegenheit, die spanische Kultur und Geschichte zu erleben.

Viele Feste haben einen historischen Hintergrund und erzählen Geschichten

von vergangenen Zeiten und Traditionen. Die Menschen tragen oft traditionelle

Kleidung und nehmen an Prozessionen, Umzügen und verschiedenen

rituellen Handlungen teil, die das kulturelle Erbe des Landes widerspiegeln.

Die Fiestas sind ein Ausdruck des spanischen Gemeinschaftsgefühls und der

Zusammengehörigkeit. Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts

und Hintergrunds kommen zusammen, um zu feiern und eine gute Zeit zu

haben. Die Feste schaffen ein Gefühl der Einheit und stärken den sozialen

Zusammenhalt in den Gemeinschaften.

Insgesamt sind die Fiestas ein wichtiger Bestandteil des spanischen Lebens

und der spanischen Identität. Sie repräsentieren die Freude, die Leidenschaft

und die kulturelle Vielfalt des Landes.

Spanien ist bekannt für seine bunten und fröhlichen Feste, die Menschen aus

aller Welt anziehen und unvergessliche Erinnerungen schaffen.

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Alexander Gresbek

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Kurz Erklärt: Die Fallas

Die Fallas sind ein traditionelles Fest, das jedes Jahr im März in Valencia,

Spanien, gefeiert wird. Es handelt sich um eine der bekanntesten

und beliebtesten Festivitäten des Landes. Die Fallas sind eine Mischung aus

religiösen, kulturellen und sozialen Veranstaltungen, bei denen riesige Pappmaché-Figuren,

genannt "Fallas", aufgestellt und anschließend verbrannt

werden.

Die Ursprünge der Fallas gehen auf das Mittelalter zurück, als die Handwerker

von Valencia Holzlampen verwendeten, um ihre Werkstätten während

der dunklen Wintermonate zu beleuchten. Wenn der Frühling kam, brannten

sie diese Lampen als Zeichen des Neuanfangs ab. Im Laufe der Zeit entwickelte

sich diese Tradition zu einem größeren Fest, bei dem auch religiöse

Elemente eine Rolle spielten.

Das Fest dauert in der Regel fünf Tage und beginnt am 15. März mit der

Plantà, bei der die Fallas in den Straßen und Plätzen der Stadt aufgestellt

werden.

Diese Figuren sind oft satirische Darstellungen von bekannten Persönlichkeiten,

politischen Themen oder aktuellen Ereignissen. Sie werden von den

sogenannten "Falleros" und "Falleras" hergestellt, den Mitgliedern der Fallas-Gesellschaften,

die das ganze Jahr über an den Figuren arbeiten.

Während des Festes finden zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter Musik,

Tanz, Feuerwerke, Paraden und kulturelle Darbietungen. Ein Höhepunkt ist

die Blumenopferzeremonie, bei der die Falleras Blumen in die Stadt bringen,

um eine gigantische Blumenskulptur zu bilden.

Am 19. März, dem Tag des Heiligen Josef, dem Schutzpatron von Valencia,

werden die Fallas schließlich verbrannt. Dieser Tag wird als "La Cremà" bezeichnet

und ist das spektakulärste Ereignis des Festes.

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Alexander Gresbek

Die Siesta: Erholung im spanischen Alltag

Die Siesta ist ein fester Bestandteil des spanischen Lebensstils und hat

eine lange Tradition im Land. Sie ist eine kurze Pause während des Tages,

in der die Menschen Zeit haben, sich auszuruhen und Energie zu tanken.

Die Siesta findet typischerweise am Nachmittag statt, nach dem Mittagessen

und dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Während dieser Zeit ruhen

sich die Menschen aus, entspannen sich und nehmen eine Auszeit von den

Anforderungen des Alltags.

Die Siesta hat ihren Ursprung in den warmen klimatischen Bedingungen

Spaniens. In den heißen Sommermonaten, insbesondere in Südspanien, steigen

die Temperaturen oft auf hohe Werte an. Die Siesta bietet den Menschen

die Möglichkeit, der Hitze zu entkommen und sich in kühleren Innenräumen

oder im Schatten auszuruhen. Es ist eine praktische Maßnahme, um

den Tag angenehmer zu gestalten und die körperliche und geistige Belastung

der heißen Stunden zu vermeiden.

Die Siesta hat jedoch nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern ist auch

kulturell und sozial bedeutsam. Sie ist ein Ausdruck der Entschleunigung

und des Genusses des Lebens. Während der Siesta nehmen die Spanier sich

Zeit, um zur Ruhe zu kommen und dem Stress des Alltags zu entfliehen. Es

ist eine Zeit, um innezuhalten, zu reflektieren und sich auf das Wesentliche

zu konzentrieren.

Die Siesta bietet den Menschen auch die Möglichkeit, Zeit mit ihrer Familie

und ihren Freunden zu verbringen. Oftmals wird die Siesta gemeinsam mit

anderen verbracht, sei es zu Hause, in Parks oder in lokalen Bars und Cafés.

Es ist eine Zeit des Zusammenseins, des Austauschs und der Geselligkeit.

Die Menschen nutzen die Siesta, um sich zu unterhalten, zu lachen und gute

Gesellschaft zu genießen.

Ein weiterer Aspekt der Siesta ist die Bedeutung des Essens. In Spanien ist

das Mittagessen die größte Mahlzeit des Tages und wird oft als "La Comida"

bezeichnet. Nach dem ausgiebigen Mittagessen nehmen sich die Menschen

Zeit für die Siesta, um die Verdauung zu fördern und die Nachmittagsstunden

in einem entspannten Zustand zu verbringen. Diese Tradition spiegelt

auch die Wertschätzung für gutes Essen und die Freude am gemeinsamen

Essen wider.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Siesta in den letzten Jahren in Spanien

etwas an Bedeutung verloren hat. In größeren Städten und urbanen Gebieten

wird die Siesta weniger praktiziert, da die Arbeitszeiten und der Lebensstil

sich verändert haben. Viele Unternehmen haben sich an die internationalen

Arbeitsstandards angepasst, bei denen eine durchgehende Arbeitszeit ohne

Siesta üblich ist. Dennoch wird die Siesta immer noch von vielen Menschen

in kleineren Städten, auf dem Land und in traditionelleren Berufen beibehalten.

Die Siesta ist ein faszinierender Aspekt des spanischen Alltags und ein Ausdruck

der entspannten und genussvollen Lebensweise der Spanier. Obwohl

ihre Praxis abnimmt, bleibt die Siesta ein Symbol für Entspannung, Erholung

und die Wertschätzung der kleinen Freuden des Lebens. Für Besucher

Spaniens kann es eine interessante Erfahrung sein, die Siesta zu erleben und

die Gelegenheit zu nutzen, sich zu entspannen und das spanische Lebensgefühl

zu genießen.

Tapas: Kulinarische Vielfalt

Tapas sind ein fester Bestandteil der spanischen Esskultur und repräsentieren

die Vielfalt und den Reichtum der spanischen Küche. Diese köstlichen

kleinen Häppchen sind einzigartig und charakteristisch für das Land.

Tapas werden in Bars, Restaurants und Tavernen in ganz Spanien serviert

und sind sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen sehr beliebt.

Der Begriff “Tapas” leitet sich von dem spanischen Wort “tapar” ab, was so

viel wie “abdecken” oder “zudecken” bedeutet. Die Tradition der Tapas geht

auf alte Bräuche zurück, bei denen ein kleines Stück Brot oder eine Scheibe

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Alexander Gresbek

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Schinken auf ein Glas Wein gelegt wurde, um Insekten abzuhalten. Im Laufe

der Zeit wurden die Tapas zu einer kreativen und abwechslungsreichen Art

des Essens.

Tapas werden in einer Vielzahl von Variationen und Geschmacksrichtungen

serviert. Die Auswahl ist riesig und umfasst Fleisch-, Fisch- und

Gemüsegerichte. Zu den beliebtesten Tapas gehören Tortilla Española (spanisches

Omelett mit Kartoffeln), Patatas Bravas (gebratene Kartoffelwürfel mit

scharfer Tomatensoße), Gambas al Ajillo (Knoblauchgarnelen), Albóndigas

(Fleischbällchen) und Pimientos de Padrón (gebratene grüne Paprika). Jede

Region Spaniens hat ihre eigenen Spezialitäten und Kreationen.

Die Art und Weise, wie Tapas serviert werden, ist ebenfalls einzigartig. Oft

werden die Tapas in kleinen Schalen oder auf kleinen Tellern präsentiert und

auf der Bar ausgelegt. Die Gäste können sich frei bedienen und eine Auswahl

an Tapas nach ihrem Geschmack treffen. Dies ermöglicht es den Menschen,

verschiedene Geschmacksrichtungen zu probieren und ihre eigene individuelle

Kombination von Tapas zusammenzustellen. Tapas sind auch eine

soziale Erfahrung, da sie oft mit Freunden oder Familie geteilt und in einer

entspannten und geselligen Atmosphäre genossen werden.

Eine weitere Besonderheit der Tapas-Kultur ist die Gewohnheit, beim Bestellen

einer Getränkerunde kostenlose Tapas zu erhalten. In einigen Bars und

Tavernen wird zu jedem Getränk automatisch eine kleine Tapa serviert. Dies

ist eine großartige Möglichkeit, neue Gerichte auszuprobieren und die kulinarische

Vielfalt Spaniens zu entdecken.

Tapas sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Viele Tapas sind aufgrund

ihrer frischen Zutaten und der schonenden Zubereitung leicht und nahrhaft.

Sie enthalten oft eine Vielzahl von Gemüse, Fisch und Olivenöl, was zu einer

gesunden Ernährung beiträgt.

Die Tapas-Kultur ist nicht nur in Spanien, sondern auch in vielen anderen

Teilen der Welt beliebt geworden. Tapas-Bars und Restaurants sind in vielen

Ländern zu finden und bieten eine Auswahl an spanischen Tapas-Spezialitäten.

Dies zeigt die globale Wertschätzung für die spanische Küche und

ihre einzigartigen Aromen.

Tapas sind ein Fest für die Sinne und repräsentieren die Leidenschaft und

Kreativität der spanischen Küche. Sie bieten eine wunderbare Möglichkeit,

die Vielfalt der spanischen Gastronomie zu erkunden und verschiedene Geschmacksrichtungen

zu genießen. Egal, ob man sie in Spanien oder anderswo

probiert, Tapas sind eine Erfahrung, die man nicht verpassen sollte.

Sangria und Wein

Spanien ist weltweit bekannt für seinen exquisiten Wein und seine erfrischende

Sangria. Wein hat eine lange Geschichte in Spanien und ist ein

fester Bestandteil der spanischen Kultur und Tradition.

Spanischer Wein ist für seine Qualität und Vielfalt bekannt. Das Land

produziert eine große Auswahl an Weinsorten, darunter Rot-, Weiß- und

Roséweine. Jede Region Spaniens hat ihre eigenen Weinanbaugebiete und

Rebsorten, die jeweils einzigartige Geschmacksprofile und Charakteristika

aufweisen. Bekannte Weinregionen sind beispielsweise Rioja, Ribera del Duero,

Priorat und Rías Baixas. Spanischer Wein wird sowohl im Inland als

auch international geschätzt und hat zahlreiche Auszeichnungen und Anerkennungen

erhalten.

Spanischer Wein wird oft zu den Mahlzeiten genossen und spielt eine wichtige

Rolle in der spanischen Gastronomie. Er wird sorgfältig ausgewählt,

um die Aromen der Speisen zu ergänzen und zu verstärken. Spanische

Weine sind für ihre Vielseitigkeit bekannt und können zu einer Vielzahl von

Gerichten, von Tapas über Meeresfrüchte bis hin zu Fleisch, perfekt harmonieren.

Sie werden sowohl in gehobenen Restaurants als auch in traditionellen

Tapas-Bars serviert und tragen dazu bei, das kulinarische Erlebnis zu

vervollständigen.

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Alexander Gresbek

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Eine der bekanntesten spanischen Getränkespezialitäten ist die Sangria.

Sangria ist ein erfrischender Cocktail, der aus Wein, Früchten, Saft,

Zucker und manchmal auch Spirituosen wie Brandy oder Rum zubereitet

wird. Sie wird oft mit Orangen, Zitronen, Äpfeln und Beeren angereichert,

um einen fruchtigen und leicht süßen Geschmack zu erzielen. Sangria ist

besonders beliebt im Sommer und wird gerne bei gesellschaftlichen Zusammenkünften

und Feiern getrunken. Sie ist ein Symbol für Geselligkeit und

Genuss.

Sangria ist einfach zuzubereiten und kann nach individuellem Geschmack

angepasst werden. Es gibt unzählige Variationen und Rezepte, die je nach

Region und persönlicher Vorliebe variieren können. Die Basiszutat, der

Wein, ist entscheidend für den Geschmack und die Qualität der Sangria. Es

wird empfohlen, einen trockenen Rot- oder Roséwein zu verwenden, der

nicht zu schwer ist, um die Fruchtigkeit des Cocktails zu ergänzen.

Sowohl Wein als auch Sangria spielen eine wichtige Rolle in den spanischen

Festlichkeiten und Traditionen. Während des jährlichen Weinlesefestes, der

sogenannten Fiesta de la Vendimia, wird die Weinlese gefeiert und die Ernte

mit fröhlichen Veranstaltungen, Paraden und Weinproben zelebriert. In

einigen Regionen, wie beispielsweise in La Rioja, gibt es sogar traditionelle

Weinschlachten, bei denen die Menschen sich gegenseitig mit Wein bespritzen.

Spanien hat eine lange Tradition in der Weinherstellung und im Genuss von

Wein. Wein ist nicht nur ein Getränk, sondern ein kulturelles Erbe, das die

Geschichte und Traditionen des Landes widerspiegelt. Sangria ist ein erfrischendes

und geselliges Getränk, das den Genuss von Wein auf eine neue

und unterhaltsame Art und Weise präsentiert.

Egal, ob man einen spanischen Wein probiert oder eine erfrischende Sangria

genießt, diese Getränke bieten einen Einblick in die spanische Kultur, ihre

Liebe zum guten Essen und die Freude am Genuss des Lebens. Spanien ist

zweifellos ein Paradies für Weinliebhaber und Genießer.

Español: Eine Weltsprache

Die spanische Sprache, auch bekannt als Castellano oder Español, ist

eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt. Mit ihren Wurzeln im

Lateinischen hat sie sich auf der Iberischen Halbinsel, dem heutigen Spanien,

entwickelt. Spanisch ist die Amtssprache in 21 Ländern und wird von

über 460 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Es ist auch

eine der sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen.

Die Geschichte der spanischen Sprache reicht bis in die Zeit des Römischen

Reiches zurück. Als die Römer die Iberische Halbinsel eroberten, brachten

sie Latein als Amtssprache mit sich. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte

sich Latein auf der Halbinsel zu einer Variante, die als Vulgärlatein bekannt

ist. Aus dieser Variante entstand das Altspanische, das als Vorläufer des

modernen Spanischen gilt.

Im Mittelalter begann das Königreich Kastilien, eine Region im Norden

Spaniens, an Bedeutung zu gewinnen. Die Könige von Kastilien nutzten die

Sprache, um ihre Autorität im Land zu stärken. Im Laufe der Zeit wurde das

Kastilische zur dominierenden Variante des Altspanischen und entwickelte

sich zur heutigen spanischen Sprache.

Spanisch ist auch in vielen lateinamerikanischen Ländern die dominierende

Sprache. Zu den Ländern mit Spanisch als Amtssprache gehören Mexiko,

Kolumbien, Argentinien, Peru, Venezuela und viele andere. Die spanische

Sprache hat sich im Laufe der Kolonialisierung durch Spanien in der Neuen

Welt verbreitet und die Kultur und Identität dieser Länder geprägt.

Spanisch ist eine romanische Sprache und weist viele Gemeinsamkeiten mit

anderen romanischen Sprachen wie Portugiesisch, Italienisch und Französisch

auf. Die spanische Grammatik basiert auf Substantiven, Adjektiven,

Verben und anderen grammatikalischen Kategorien. Die Sprache verwendet

auch männliche und weibliche Geschlechter für Substantive und Adjektive.

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87 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Kurz Erklärt: Cervantes und “Don Quixote”

spanischen Gesellschaft und ihrer obsessiven Faszination für Ritterromane.

Cervantes nutzt den Charakter des Don Quixote, um die menschliche Natur,

die Macht der Phantasie und die Grenzen zwischen Realität und Illusion zu

erkunden. Die Arbeit ist reich an tiefsinnigen Botschaften über Wahnsinn,

Wahrheit, Ehre, Identität und den Wert der Literatur selbst.

Miguel de Cervantes Saavedra war ein spanischer Schriftsteller, der im

16. Jahrhundert lebte (geboren am 29. September 1547, gestorben am

22. April 1616). Er ist vor allem bekannt für sein berühmtes Werk “Don

Quixote” (spanischer Titel: “Don Quijote de la Mancha”), das als eines der

bedeutendsten literarischen Werke der Welt gilt.

“Don Quixote” wurde erstmals im Jahr 1605 veröffentlicht, gefolgt von einer

zweiten Ausgabe im Jahr 1615. Das Buch ist ein Meisterwerk der Weltliteratur

und wird oft als der erste moderne Roman angesehen. Es wird als ein

literarisches Werk von zeitloser Bedeutung betrachtet, das bis heute Generationen

von Lesern und Schriftstellern inspiriert hat.

Die Geschichte dreht sich um den fiktiven Charakter Alonso Quixano, der

sich von den Geschichten der Ritterromane (Ritterbücher) so sehr beeinflusst

fühlt, dass er beschließt, selbst ein Ritter zu werden und Abenteuer zu

erleben. Er nimmt den Namen Don Quixote an, kleidet sich in eine improvisierte

Rüstung und begibt sich auf eine Reise, um das Unrecht zu bekämpfen

und die Welt zu verbessern, ganz im Sinne der Ritterlichkeit und Ehre.

Jedoch ist Don Quixote in Wirklichkeit ein älterer, leicht verrückter Mann,

der von seinen Träumereien und Illusionen getrieben wird. Sein Verstand

ist durch das Lesen von zu vielen Ritterromanen verwirrt, und er nimmt die

Welt um ihn herum durch eine verzerrte, romantisierte Linse wahr. Er sieht

Windmühlen als riesige Riesen, Schafherden als feindliche Armeen und

Bauernmädchen als edle Damen.

Das Buch ist eine satirische und humorvolle Darstellung der damaligen

“Don Quixote” wurde von Anfang an ein großer Erfolg und fand in ganz

Europa große Anerkennung. Die Figur des Don Quixote ist zu einem Symbol

für Idealismus, Unermüdlichkeit und die Macht der Fantasie geworden.

Das Werk hat auch viele andere Schriftsteller und Künstler beeinflusst und

ist eine bedeutende kulturelle Ikone in der spanischen Literatur und darüber

hinaus.

Es wird oft als eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur betrachtet und

hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Romantik und der

modernen Literatur gehabt.

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Eine Besonderheit der spanischen Sprache ist das Vorhandensein des

Buchstabens "ñ". Dieser Buchstabe, der in anderen Sprachen nicht existiert,

verleiht dem Spanischen eine einzigartige Identität. Außerdem verwendet

Spanisch Akzente und diakritische Zeichen, um die Betonung bestimmter

Silben in Wörtern zu markieren.

Spanisch ist auch für seine reiche literarische Tradition bekannt. Die spanische

Literatur hat eine lange und beeindruckende Geschichte, die bis ins

Mittelalter zurückreicht. Spanische Schriftsteller haben bedeutende Beiträge

zur Weltliteratur geleistet und ihre Werke haben die Literaturlandschaft nachhaltig

geprägt.

Einer der bekanntesten spanischen Schriftsteller ist Miguel de Cervantes,

der im 16. Jahrhundert lebte. Sein berühmtestes Werk ist “Don Quijote”, das

als einer der bedeutendsten Romane der Weltliteratur gilt. “Don Quijote”

erzählt die Geschichte eines adligen Ritters, der sich in den Kopf setzt, als

Ritter gegen das Böse zu kämpfen. Das Werk ist eine satirische Abhandlung

über Ritterromane und spielt mit den Vorstellungen von Realität und Fantasie.

Cervantes’ Schreibstil und seine Fähigkeit, komplexe Charaktere zu

erschaffen, haben ihn zu einem der größten Schriftsteller der spanischen Literatur

gemacht.

Ein weiterer bedeutender spanischer Schriftsteller ist Federico García Lorca,

der im 20. Jahrhundert lebte. Lorca war ein Dichter, Dramatiker und Theaterregisseur.

Seine Werke behandeln häufig Themen wie Liebe, Tod, Natur

und die spanische Kultur. Lorcas Gedichte sind für ihre lyrische Schönheit

und emotionale Tiefe bekannt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören “Romancero

gitano” (Gitanische Balladen) und “Bodas de sangre” (Bluthochzeit).

Lorca wurde während des Spanischen Bürgerkriegs aufgrund seiner

politischen Ansichten hingerichtet, doch sein Vermächtnis als Schriftsteller

lebt weiter.

Gabriel García Márquez, obwohl er in Kolumbien geboren wurde, wird

oft als einer der größten spanischsprachigen Schriftsteller angesehen. Sein

Werk “Hundert Jahre Einsamkeit” gehört zu den bedeutendsten Romanen

des magischen Realismus. Márquez’ Schreibstil zeichnet sich durch seine

detaillierten Beschreibungen, lebendige Charaktere und die Verschmelzung

von Realität und Fantasie aus. Er erhielt den Nobelpreis für Literatur im

Jahr 1982 und wurde für seine einzigartige Erzählweise und seine Fähigkeit,

komplexe Geschichten zu weben, gefeiert.

Diese drei Schriftsteller sind nur einige Beispiele für die beeindruckende

Vielfalt und Qualität der spanischen Literatur. Spanische Literatur umfasst

auch andere Genres wie Theaterstücke, Essays, Kurzgeschichten und mehr.

Viele andere Autoren wie Antonio Machado, Pablo Neruda, Julio Cortázar

und Isabel Allende haben ebenfalls bedeutende Beiträge zur spanischen Literatur

geleistet und ihre Werke sind in der ganzen Welt bekannt und geschätzt.

Die spanische Literatur hat im Laufe der Jahrhunderte eine beeindruckende

Vielfalt an Themen und Stilen hervorgebracht, die die spanische Kultur und

Identität widerspiegeln. Die Werke spanischer Schriftsteller haben nicht nur

dazu beigetragen, die Literatur als Kunstform zu bereichern, sondern auch

dazu, die Entwicklung der spanischen Kultur und Gesellschaft zu prägen.

Ein zentrales Thema in der spanischen Literatur ist die Liebe. Von den mittelalterlichen

Höfischen Romanzen bis hin zu den modernen Liebesgeschichten

haben spanische Schriftsteller die verschiedenen Facetten der Liebe

erkundet. Sie haben die romantische Liebe, die unerfüllte Liebe, die leidenschaftliche

Liebe und die tragische Liebe thematisiert und dabei oft die komplexen

menschlichen Emotionen und Beziehungen beleuchtet. Werke wie

“La Celestina” von Fernando de Rojas und “La Regenta” von Leopoldo Alas

haben die spanische Literaturlandschaft geprägt und die Liebe als zentrales

Thema behandelt.

Darüber hinaus haben spanische Schriftsteller auch soziale Ungerechtigkeit

und politische Spannungen in ihren Werken aufgegriffen. Insbesondere

während des 20. Jahrhunderts, das von politischen Umwälzungen und dem

Spanischen Bürgerkrieg geprägt war, haben Schriftsteller wie Antonio Machado,

Camilo José Cela und Arturo Pérez-Reverte die sozialen und politischen

Probleme ihrer Zeit thematisiert. Sie haben die Ungleichheit, Korruption,

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Unterdrückung und das Leiden der Menschen aufgezeigt und dabei eine

kritische Stimme erhoben.

Die spanische Literatur hat auch die Vielfalt der spanischen Kultur und Regionen

widerspiegelt. Spanien ist ein Land mit unterschiedlichen kulturellen

Traditionen, Sprachen und regionalen Identitäten, und diese Vielfalt spiegelt

sich in den Werken spanischer Schriftsteller wider. Autoren wie Miguel

Delibes, José María Merino und Rosa Montero haben in ihren Werken die

kulturellen Eigenheiten und die Identität verschiedener Regionen Spaniens

eingefangen. Sie haben die Schönheit der Landschaften, die Bräuche und

Traditionen, die Dialekte und die einzigartigen Geschichten der verschiedenen

Regionen Spaniens zum Ausdruck gebracht.

Die literarische Tradition Spaniens hat einen wichtigen Platz in der Weltliteratur

eingenommen. Spanische Schriftsteller haben bedeutende literarische

Bewegungen wie den Modernismo, den Generación del 27 und den Boom

Latinoamericano geprägt. Ihre Werke haben nicht nur die spanische Kultur

und Identität geformt, sondern auch einen Einfluss auf andere Schriftsteller

auf der ganzen Welt gehabt. Die spanische Sprache selbst, die als eine der

meistgesprochenen Sprachen der Welt gilt, hat dank der literarischen Werke

spanischer Schriftsteller eine internationale Anerkennung und Bedeutung

erlangt.

Insgesamt hat die spanische Literatur eine reiche Geschichte und eine bedeutende

Rolle in der Weltliteratur gespielt. Die Werke spanischer Schriftsteller

haben die spanische Kultur und Identität geprägt, indem sie Themen wie

Liebe, Leidenschaft, soziale Ungerechtigkeit und politische Spannungen behandelt

haben. Die Vielfalt der spanischen Literatur spiegelt die Vielfalt des

Landes wider und hat dazu beigetragen, die reiche Geschichte und Kultur

Spaniens zu erhalten und zu vermitteln.

Aufgrund der globalen Verbreitung und Bedeutung der spanischen Sprache

wird sie auch international als Fremdsprache studiert. Viele Menschen auf

der ganzen Welt lernen Spanisch, sei es aus beruflichen, akademischen oder

persönlichen Gründen. Spanischunterricht und -kurse werden weltweit angeboten,

und es gibt Zertifizierungen wie das DELE-Diplom, die die Sprachkompetenz

in Spanisch nachweisen.

Insgesamt ist die spanische Sprache ein wichtiger Bestandteil der Weltkultur.

Sie ermöglicht den Austausch von Ideen, Wissen und Kultur zwischen Menschen

verschiedener Länder und schafft eine Verbindung zwischen verschiedenen

Gesellschaften und Gemeinschaften. Die Schönheit und Vielfalt der

spanischen Sprache spiegelt sich in ihrer reichen Geschichte und globalen

Präsenz wider und wird auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen.

Familiensinn und Gastfreundschaft

Spanien ist für seinen starken Familiensinn und seine herzliche Gastfreundschaft

bekannt. Die Spanier hegen eine tiefe Wertschätzung für die

Familie und betrachten sie als Kernstück ihres sozialen Lebens. Familienbande

sind eng und spielen eine wichtige Rolle im täglichen Leben der Spanier.

Der Familiensinn in Spanien manifestiert sich in vielen verschiedenen Aspekten

des Alltags. Die Familie hat einen hohen Stellenwert und genießt

traditionell einen starken Zusammenhalt. Mehrere Generationen leben oft

unter einem Dach oder in unmittelbarer Nähe zueinander. Großeltern, Eltern,

Kinder und manchmal auch Geschwister teilen sich das familiäre Umfeld

und unterstützen sich gegenseitig in allen Belangen des Lebens. Es ist

üblich, dass die Familienmitglieder regelmäßig zusammenkommen, sei es

zum gemeinsamen Essen, für Feiern oder für andere Anlässe. Diese Zusammenkünfte

stärken den Familiensinn und fördern enge Bindungen zwischen

den Generationen.

Die Gastfreundschaft der Spanier ist ebenso bemerkenswert. Spanier sind

dafür bekannt, Gäste herzlich zu empfangen und sich um ihr Wohlergehen

zu kümmern. Wenn jemand zu Besuch kommt, wird er oft mit offenen Armen

empfangen und in das familiäre Umfeld integriert. Gäste werden mit

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93 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

einer Fülle von Speisen und Getränken verwöhnt, und es ist üblich, dass die

Gastgeber alles tun, um sicherzustellen, dass sich ihre Gäste wohl und willkommen

fühlen.

Ein wichtiger Aspekt der Gastfreundschaft in Spanien ist die gemeinsame

Mahlzeit. Essen hat eine große Bedeutung in der spanischen Kultur und wird

oft als soziales Ereignis betrachtet. Wenn Gäste kommen, wird eine Vielzahl

von Tapas, Vorspeisen und Hauptgerichten serviert, um sicherzustellen, dass

niemand hungrig bleibt. Es ist üblich, dass sich die Gäste Zeit nehmen, um

die Speisen zu genießen, während sie sich in angeregten Gesprächen über

verschiedene Themen austauschen.

Darüber hinaus ist es in Spanien üblich, Freunde und Familie zu besuchen

und Zeit miteinander zu verbringen. Spanier schätzen die Gesellschaft anderer

Menschen und nehmen sich gerne Zeit, um sich zu treffen und gemeinsam

Aktivitäten zu unternehmen. Ob es sich um einen Spaziergang im

Park, einen Ausflug ans Meer oder einen Besuch in einer Bar handelt, das

soziale Miteinander ist ein wichtiger Bestandteil der spanischen Kultur.

Der starke Familiensinn und die herzliche Gastfreundschaft in Spanien prägen

die Art und Weise, wie die Menschen miteinander umgehen und wie

sie ihre sozialen Beziehungen gestalten. Diese Werte werden von Generation

zu Generation weitergegeben und sind ein wesentlicher Bestandteil der

spanischen Identität. Sie schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und

fördern den Zusammenhalt innerhalb der Familie und der Gemeinschaft.

Insgesamt spiegeln der Familiensinn und die Gastfreundschaft in Spanien

die warmherzige und offene Natur der Spanier wider. Sie sind Teil der spanischen

Kultur und tragen dazu bei, dass sich Einheimische und Besucher gleichermaßen

willkommen und geschätzt fühlen. Durch den starken Zusammenhalt

innerhalb der Familie und die Großzügigkeit gegenüber Gästen

präsentiert sich Spanien als ein Ort, an dem zwischenmenschliche Beziehungen

und das Wohlergehen anderer von großer Bedeutung sind.

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Alexander Gresbek

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Alexander Gresbek

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Teil 3

“Moderne”:

Spanien Heute und Morgen

• Wirtschaftliche Herausforderungen

• Regionale Autonomie und separatistische Bestrebungen

• Migration und Flüchtlingskrise

• Klimawandel und Umweltschutz

• Soziale und politische Veränderungen

• Tourismus und Nachhaltigkeit

• Ausblick

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Alexander Gresbek

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Wirtschaftliche Herausforderungen

Die Wirtschaft Spaniens gehört zu den bedeutendsten Volkswirtschaften

der Welt und weist eine bemerkenswerte Vielfalt an Wirtschaftszweigen

auf. Ein maßgeblicher Sektor ist der Tourismus, der eine zentrale Rolle in der

Wirtschaft des Landes spielt. Jährlich zieht Spanien Millionen von Touristen

aus aller Welt an, die die vielfältigen Attraktionen des Landes, darunter

Sonne, Strand, Kultur und Geschichte, genießen. Dieser florierende Tourismussektor

trägt erheblich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und schafft

zahlreiche Arbeitsplätze in den Bereichen Gastronomie, Hotelgewerbe,

Transport und Unterhaltung.

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Kommunikations- und Informationstechnik.

Spanien hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche

Fortschritte im Bereich der Informationstechnologie und Telekommunikation

gemacht. Zahlreiche spanische Unternehmen sind in diesem Sektor

tätig und haben sich zu bedeutenden Akteuren auf dem internationalen

Markt entwickelt.

Die metallverarbeitende Industrie und der Maschinenbau sind ebenfalls von

großer Bedeutung für die spanische Wirtschaft. Spanien hat eine solide industrielle

Basis und produziert eine Vielzahl von Metallerzeugnissen und

Maschinen, die im In- und Ausland gefragt sind.

Die Landwirtschaft spielt trotz der zunehmenden Industrialisierung des

Landes immer noch eine wichtige Rolle in der spanischen Wirtschaft. Spanien

verfügt über ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen und ist einer der

größten Produzenten von Wein weltweit. Darüber hinaus werden eine Vielzahl

von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Getreide, Zuckerrüben,

Gemüse, Oliven und Zitrusfrüchte angebaut, die sowohl im Inland als auch

im Ausland vermarktet werden.

Die Petrochemie ist ein weiterer bedeutender Wirtschaftszweig in Spanien.

Das Land verfügt über bedeutende Erdölraffinerien und Chemieanlagen,

die eine breite Palette von Produkten herstellen und sowohl auf dem inländischen

Markt als auch im Ausland Absatz finden.

Die Wirtschaftsbeziehungen Spaniens sind eng mit Frankreich und Deutschland.

Diese beiden Länder sind die wichtigsten Handelspartner Spaniens,

sowohl was den Export als auch den Import betrifft. Die geografische Nähe,

die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und die kulturellen Verbindungen

tragen zu einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit bei.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes

misst, belegte Spanien 2019 den 23. Platz von 141 Ländern. Diese Platzierung

zeigt, dass Spanien im internationalen Vergleich eine starke Wirtschaftsposition

innehat. Allerdings gialt es auch, etliche Herausforderungen zu meistern.

Die Wirtschaftskrise in Spanien, die Ende der 2000er-Jahre begann und in

der Eurokrise ihren Höhepunkt erreichte, hatte gravierende Auswirkungen

auf das Land. Sie wurde maßgeblich durch die internationale Finanzkrise

ausgelöst, die ihren Ursprung in den USA hatte und sich rasch weltweit ausbreitete.

Spanien war besonders anfällig für die Krise aufgrund seiner starken

Abhängigkeit von Immobilien- und Bauaktivitäten, die in den Jahren zuvor

einen spektakulären Boom erlebt hatten.

Zu Beginn der Krise hatte Spanien ein etwa 15 Jahre anhaltendes überdurchschnittliches

Wirtschaftswachstum genossen, das jedoch durch die weltweite

Finanzkrise abrupt gestoppt wurde. Im zweiten Quartal 2008 trat das Land in

eine Rezession ein. Die von den Regierungen unter Ministerpräsident Zapatero

ergriffenen Maßnahmen schienen vorübergehend Wirkung zu zeigen,

aber die tiefgreifenden Probleme in den Bereichen Bau- und Bankensektor

wurden nicht nachhaltig gelöst. Die Eurokrise verstärkte die Krise zusätzlich,

und Spanien geriet in eine anhaltende Phase wirtschaftlicher Instabilität.

Die Arbeitslosigkeit in Spanien stieg dramatisch an, von etwa 8 % im Jahr

2007 auf über 20 % im Jahr 2011. Besonders betroffen waren junge Menschen,

deren Jugendarbeitslosigkeit zeitweise über 50 % erreichte. Dies

führte zu einer Generation von jungen Spaniern, die Schwierigkeiten hat-

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Alexander Gresbek

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ten, einen dauerhaften und gut bezahlten Job zu finden. Die wirtschaftlichen

Schwierigkeiten beeinflussten auch die sozialen Strukturen des Landes, da

viele junge Menschen gezwungen waren, wieder bei ihren Familien zu leben

und ihre Lebenspläne zu überdenken.

Die Staatsverschuldung Spaniens nahm während der Krise stark zu, da die

Regierung versuchte, die Wirtschaft durch Konjunkturmaßnahmen zu stützen.

Die Neuverschuldung des Staates stieg auf bedenkliche Niveaus, was die

Finanzmärkte verunsicherte und die Zinsen für spanische Staatsanleihen in

die Höhe trieb.

Der Immobilienmarkt in Spanien erlitt einen drastischen Einbruch. Die

Immobilienblase platzte, und zahlreiche Immobilienbesitzer mussten ihre

Häuser zwangsversteigern lassen, da sie die Hypotheken nicht mehr bedienen

konnten. Der Wert der Immobilien fiel um etwa ein Drittel, was zu

erheblichen Verlusten bei den Banken führte, die in großem Umfang Immobilienkredite

vergeben hatten. Einige Banken mussten verstaatlicht werden,

um einen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern.

Die Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die über erhebliche Kompetenzen

in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialpolitik verfügen,

sahen sich mit massiven Einschnitten in ihren Etats konfrontiert. Die Zentralregierung

setzte harte Sparmaßnahmen durch, um das gesamtstaatliche

Haushaltsdefizit zu reduzieren. Dies führte zu Konflikten mit den Regionen,

die ihre Autonomie gefährdet sahen.

Die Krise und die damit einhergehenden Sparmaßnahmen führten zu massiven

Protesten in der Bevölkerung. Die Bewegung der “Empörten” (spanisch:

“indignados”) demonstrierte gegen die Sparpolitik, die hohen Arbeitslosenzahlen

und die Korruption in der Politik. Die sozialen Unruhen

verdeutlichten die Unzufriedenheit und die Sorgen der Bevölkerung über

ihre wirtschaftliche Zukunft.

Erst ab 2013 begann sich die spanische Wirtschaft langsam zu erholen. Das

Wirtschaftswachstum setzte wieder ein, die Arbeitslosigkeit ging zurück,

und die Zinsen für spanische Staatsanleihen sanken. Die Reformen der Regierung

Rajoy und die Unterstützung durch die Europäische Zentralbank

(EZB) halfen, das Vertrauen der Finanzmärkte zurückzugewinnen.

Trotz der wirtschaftlichen Erholung blieben die langfristigen Herausforderungen

für Spanien bestehen. Das Land musste weiterhin Reformen

durchführen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, die Arbeitslosigkeit

zu reduzieren und die Staatsverschuldung unter Kontrolle zu halten.

Die Krise hatte auch langfristige Auswirkungen auf das Vertrauen der Bürger

in die Politik und die Institutionen und legte Schwachstellen im spanischen

Wirtschaftssystem offen. Es wurde deutlich, dass einige grundlegende

Änderungen notwendig waren, um die langfristige Stabilität und Prosperität

des Landes zu gewährleisten.

Einige der strukturellen Veränderungen, die Spanien während und nach der

Krise umsetzte, waren:

-Diversifizierung der Wirtschaft: Die Abhängigkeit von bestimmten

Wirtschaftszweigen wie dem Baugewerbe und dem Immobilienmarkt erwies

sich als riskant. Um widerstandsfähiger gegen externe Schocks zu sein,

musste Spanien seine Wirtschaft diversifizieren und in innovative Branchen

investieren. Dies beinhaltete die Förderung von Forschung und Entwicklung,

die Unterstützung von Technologieunternehmen und die Stärkung

anderer Schlüsselsektoren wie dem Tourismus, der Landwirtschaft und der

erneuerbaren Energien.

-Arbeitsmarktreformen: Die hohe Arbeitslosigkeit und die starren Arbeitsgesetze

waren langjährige Probleme in Spanien. Die Krise verschärfte diese

Situation und machte eine Reform des Arbeitsmarktes dringend erforderlich.

Die Regierung führte Reformen ein, um die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt

zu erhöhen und die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer zu

verbessern. Ziel war es, mehr Arbeitsplätze zu schaffen und den Wandel in

der Wirtschaft besser zu bewältigen.

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-Haushaltskonsolidierung: Die hohe Staatsverschuldung und die Defizite

waren ein zentrales Problem während der Krise. Spanien musste seine

Haushalte konsolidieren und eine nachhaltige Finanzpolitik verfolgen. Dies

beinhaltete Einsparungen in öffentlichen Ausgaben, eine effizientere Nutzung

der Ressourcen und eine Verbesserung der Steuereinnahmen.

-Bankenreform: Der Zusammenbruch des Immobilienmarktes und die faulen

Kredite in den Banken stellten das Finanzsystem vor eine enorme Herausforderung.

Die Regierung musste das Bankensystem restrukturieren und

notleidende Banken unterstützen, um einen Kollaps des Bankensektors zu

verhindern.

-Bildung und Fachkräfte: Investitionen in Bildung und die Förderung qualifizierter

Fachkräfte waren entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit der

Wirtschaft zu stärken und die Innovation voranzutreiben. Eine gut ausgebildete

und flexible Arbeitskraft würde dazu beitragen, die Anforderungen der

sich verändernden Wirtschaft zu erfüllen und den Arbeitsmarkt anzukurbeln.

-Förderung von Unternehmertum und Innovation: Um eine nachhaltige

und wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen, musste Spanien ein günstiges

Umfeld für Unternehmensgründungen und Innovationen schaffen. Die

Regierung ergriff Maßnahmen, um Unternehmer zu unterstützen, Start-ups

zu fördern und Investitionen in Forschung und Technologie zu steigern.

Diese strukturellen Veränderungen waren langwierige Prozesse und erforderten

die Zusammenarbeit von Regierung, Wirtschaft und Gesellschaft.

Insgesamt hat Spanien in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckende

wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen. Von der Zeit der Diktatur unter

Franco bis zur Demokratisierung und Integration in die Europäische Union

hat das Land bedeutende Fortschritte erzielt und sich zu einer modernen,

diversifizierten und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsnation entwickelt. Trotz

einiger wirtschaftlicher Herausforderungen wie der Arbeitslosigkeit und regionalen

Disparitäten bleibt Spanien eine attraktive Wahlheimat und ein interessanter

Standort für Investoren und Geschäftsaktivitäten.

Der Ausblick für Spanien ist in vielerlei Hinsicht positiv, da das Land nach den

Herausforderungen der Wirtschaftskrise wichtige strukturelle Veränderungen

vorgenommen hat. Obwohl die Zukunft immer Unsicherheiten birgt,

gibt es mehrere Aspekte, die auf ein vielversprechendes Szenario für Spanien

hindeuten:

-Wirtschaftliches Wachstum: Spanien hat sich von den Auswirkungen der

Wirtschaftskrise erholt und zeigt seit einigen Jahren ein solides wirtschaftliches

Wachstum. Die Diversifizierung der Wirtschaft und die Förderung

innovativer Branchen haben dazu beigetragen, dass das Land widerstandsfähiger

gegen externe Schocks geworden ist. Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

und der Exporte könnte weiteres Wachstum in verschiedenen

Sektoren ermöglichen.

-Investitionen und Infrastruktur: Die Regierung hat verstärkte Investitionen

in die Infrastruktur angekündigt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes

weiter zu stärken. Diese Investitionen könnten nicht nur zur Modernisierung

der Transport- und Kommunikationsnetze beitragen, sondern auch

neue Geschäftsmöglichkeiten und Arbeitsplätze schaffen.

-Technologischer Fortschritt: Spanien hat das Potenzial, sich weiterhin als

Innovationszentrum zu entwickeln, insbesondere im Bereich der Informationstechnologie,

erneuerbaren Energien und Biotechnologie. Die Förderung

von Start-ups und die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen könnten

zu neuen Durchbrüchen führen und das Land als führenden Akteur in

bestimmten High-Tech-Branchen etablieren.

-Tourismus und Gastgewerbe: Spanien bleibt ein attraktives Reiseziel für

Touristen aus der ganzen Welt. Der Tourismussektor spielt eine bedeutende

Rolle in der spanischen Wirtschaft und bietet Chancen für Beschäftigung

und Einnahmen. Durch nachhaltige Tourismusstrategien kann das Land

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den Tourismussektor weiter stärken und gleichzeitig Umweltschutz und kulturelle

Bewahrung fördern.

Herausforderungen: Obwohl der Ausblick positiv ist, stehen auch einige

Herausforderungen bevor. Dazu gehören die Bewältigung der demografischen

Veränderungen, um die alternde Bevölkerung zu unterstützen und die

Arbeitskräftebedürfnisse zu decken.

Auch die soziale Gerechtigkeit und die Verringerung der Einkommensungleichheit

bleiben wichtige Ziele für die Regierung.

Internationale Zusammenarbeit: Spanien ist ein aktives Mitglied der Europäischen

Union und hat ein Interesse daran, die europäische Integration

zu stärken. Durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen EU-Ländern

kann Spanien von Handelsabkommen und gemeinsamen Initiativen

profitieren.

Insgesamt zeigt sich Spanien nach den strukturellen Veränderungen und Reformen

in einer vielversprechenden Position, um eine nachhaltige und widerstandsfähige

Wirtschaft aufzubauen, die den Bedürfnissen der Bevölkerung

gerecht wird.

Die strategische Ausrichtung auf Innovation, Diversifizierung und Infrastrukturinvestitionen

könnte dem Land dabei helfen, langfristig wettbewerbsfähig

zu bleiben und eine positive wirtschaftliche Entwicklung zu verzeichnen.

Dennoch wird es wichtig sein, sich den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen

zu stellen und Maßnahmen zu ergreifen, um ein nachhaltiges

und inklusives Wachstum für die gesamte Bevölkerung in Zukunft weiterhin

sicher zu stellen.

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Staatsverschuldung

Die Staatsverschuldung Spaniens bezieht sich auf die Schulden des Staates,

der Länder und Gemeinden sowie der Institutionen der öffentlichen

Hand wie z.B. die Sozialversicherungen. Der Schuldenhaushalt lag im

Zeitraum von 2000 bis 2021 zwischen 280,7 Milliarden und 1,21 Billionen

Euro. Im zuletzt ausgewerteten Jahr 2021 wurde mit 1,2 Billionen Euro die

höchste Summe der letzten 21 Jahre erreicht. Das Haushaltsdefizit lag im

selben Jahr bei 82,9 Milliarden Euro.

Gemessen an der Zahl der Einwohner entspricht dies in Spanien einer Verschuldung

von 25.513 Euro pro Person. Zum Vergleich: die durchschnittliche

Pro-Kopf-Verschuldung innerhalb der EU lag im gleichen Jahr bei

29.901 Euro.

Die Staatsschulden in Spanien werden gemäß des Maastricht-Vertrages für

den Bund, Länder und Kommunen sowie staatliche Institutionen zusammengefasst,

beinhalten also die Schulden aller öffentlichen Haushalte. Da es

sich um Bruttoschulden handelt, werden die Aktivposten des Staates nicht

abgezogen. Nach den EU-Konvergenzkriterien muss jedes EU-Land bestimmte

Auflagen erfüllen. Für den Schuldenhaushalt sind vor allem diese beiden

Auflagen maßgebend: Der konsolidierte Bruttoschuldenstand darf 60% des

Bruttoinlandsproduktes (BIP) nicht überschreiten. Das Haushaltsdefizit,

also die jährliche Neuverschuldung, darf höchstens 3% des BIP betragen.

Zwischen 2000 und 2021 hat Spanien 12 Mal die Obergrenze von 60% überschritten.

Das Haushaltsdefizit lag 14 Mal jenseits der 3-Prozent-Grenze.

Wenn ein Land diese Grenzen wiederholt nicht einhält, können seitens der

EU Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet werden. Insbesondere während

der Corona-Phase wurden Hilfsprogramme in den meisten Ländern aufgelegt,

die die Folgen des wirtschaftlichen Abschwungs ausgleichen sollten.

Rund die Hälfte aller EU-Länder konnte daher diese Grenzwerte nicht einhalten.

Zum Ende des Jahres 2021 lag die Verschuldung aller EU-Staaten bei

durchschnittlich 92 Prozent.

In den letzten 10 Jahren hat sich die Staatsverschuldung Spaniens deutlich

erhöht, und das Haushaltsdefizit wies ebenfalls Schwankungen auf.

Von 2012 bis 2015 nahm die Staatsverschuldung kontinuierlich zu, von

722,14 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 1.004,23 Milliarden Euro im Jahr

2015. Dies entsprach einem Anstieg um mehr als 38% in nur vier Jahren. In

dieser Zeit lag die Pro-Kopf-Verschuldung 2015 bei etwa 21.622 Euro, verglichen

mit 15.439 Euro im Jahr 2012.

Ab 2016 begann die Staatsverschuldung leicht zu sinken und erreichte im Jahr

2018 einen Tiefstand von 1.024,06 Milliarden Euro. Dies entsprach einem

Rückgang um etwa 18 Milliarden Euro in nur drei Jahren. Die Pro-Kopf-Verschuldung

lag 2018 bei etwa 21.883 Euro.

In den Jahren 2019 und 2020 stieg die Verschuldung erneut an, wobei

sie 2020 einen Höchststand von 1.174,08 Milliarden Euro erreichte. Die

Pro-Kopf-Verschuldung betrug im Jahr 2020 etwa 24.787 Euro.

Im Jahr 2021 verzeichnete die Staatsverschuldung einen leichten Rückgang

auf 1.209,74 Milliarden Euro, was jedoch immer noch eine hohe Verschuldung

darstellt. Die Pro-Kopf-Verschuldung lag 2021 bei etwa 25.513 Euro.

Das Haushaltsdefizit schwankte in den letzten 10 Jahren stark. Von 2012 bis

2015 verzeichnete Spanien ein jährliches Haushaltsdefizit, das von 89,98% des

BIP im Jahr 2012 auf 103,35% des BIP im Jahr 2015 anstieg. Dies entsprach

einem Anstieg um mehr als 13% in nur vier Jahren.

Ab 2016 begann das Haushaltsdefizit zu sinken, und 2019 erreichte es mit

98,31% des BIP einen Tiefststand. In den Jahren 2020 und 2021 stieg das

Defizit jedoch wieder an, und im Jahr 2021 lag es bei 118,55% des BIP.

Die Staatsverschuldung und das Haushaltsdefizit sind entscheidende Faktoren

für die wirtschaftliche Stabilität eines Landes. Eine nachhaltige Finanzpolitik

ist unerlässlich, um diese Herausforderungen zu bewältigen und

langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

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Bruttoinlandsprodukt

Die wirtschaftliche Entwicklung Spaniens in den kommenden Jahren

zeigt eine Mischung aus Herausforderungen und Chancen. Basierend

auf den veröffentlichten Daten und Prognosen von Bruno Urmersbach für

das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Spaniens bis zum Jahr 2028 lässt sich erkennen,

dass die spanische Wirtschaft eine turbulente Zeit durchläuft und vor

verschiedenen wirtschaftlichen Herausforderungen steht.

Im Jahr 2022 erreichte das BIP Spaniens etwa 1,4 Billionen US-Dollar und

für das Jahr 2023 wird eine Prognose von rund 1,49 Billionen US-Dollar

gemacht. Diese Prognose deutet auf eine gewisse Erholung hin, nachdem

die spanische Wirtschaft im Jahr 2020 einen starken Einbruch von rund 11

Prozent verzeichnete. Dieser Einbruch war eine Folge der Corona-Pandemie,

die das Land mit hohen Infektionszahlen und mehreren harten Lockdowns

schwer getroffen hat.

Die wirtschaftliche Bilanz der turbulenten Amtszeit in Spanien zeigt eine

gemischte Entwicklung. Obwohl das Land als eines der letzten in der EU

endlich wieder das Vorkrisenniveau von 2019 bei der Wirtschaftsleistung

erreicht hat, sind die Prognosen für die kommenden Jahre positiv, mit einem

erwarteten Wachstum von 1,9 Prozent im Jahr 2023 und 2,0 Prozent

im Jahr 2024. Damit liegt das Wachstumstempo nun über dem Durchschnitt

der Eurozone und der gesamten EU. Diese positiven Aussichten sind ein erfreuliches

Zeichen für die spanische Wirtschaft, doch es ist wichtig, weiterhin

effektive Maßnahmen zu ergreifen, um das Wachstum zu fördern und

nachhaltig zu gestalten.

Ein wichtiger Beitrag zu diesem wirtschaftlichen Aufschwung leistet der

Tourismussektor, der sich auf einen neuen Höhenflug vorbereitet. Für die

Sommersaison 2023 werden rund 55 Millionen ausländische Gäste erwartet,

die voraussichtlich etwa 68 Milliarden Euro im Land ausgeben werden. Dies

ist ein ermutigendes Signal für die spanische Wirtschaft und zeigt, dass der

Tourismussektor eine bedeutende Rolle bei der wirtschaftlichen Erholung

und dem Wachstum des Landes spielt. Die Förderung des Tourismus und

die Schaffung eines nachhaltigen Tourismusmodells sind daher von großer

Bedeutung, um langfristiges und nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten.

Trotz der Erholung bleibt die Arbeitslosigkeit in Spanien ein anhaltendes

Problem. Obwohl sich die Arbeitslosenquote seit ihrem Höchststand im Jahr

2013 zeitweise halbiert hat, bleibt sie dennoch die höchste Arbeitslosenquote

innerhalb der Europäischen Union. Insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit

stellt weiterhin eine soziale Herausforderung dar und hat zur Abwanderung

junger Menschen aus dem Land geführt, die bessere berufliche Perspektiven

im Ausland suchen. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die

Schaffung von Arbeitsplätzen müssen daher weiterhin prioritäre Ziele für

die spanische Regierung sein, um die soziale Stabilität und das Wirtschaftswachstum

des Landes zu fördern.

Ein Teil des Rückgangs der Arbeitslosigkeit ist darauf zurückzuführen, dass

viele arbeitslose Spanier in den vergangenen Jahren ausgewandert sind, um

bessere berufliche Möglichkeiten im Ausland zu suchen. Dies unterstreicht

die Notwendigkeit, das Potenzial der heimischen Arbeitskräfte zu nutzen

und attraktive Rahmenbedingungen für die Beschäftigung im Inland zu

schaffen, um die Abwanderung zu reduzieren und das Fachkräftepotenzial

des Landes zu stärken.

Insgesamt stehen Spanien in den kommenden Jahren sowohl Chancen als

auch Herausforderungen bevor. Die wirtschaftliche Erholung und das positive

Wachstumstempo sind ermutigende Zeichen, die darauf hindeuten, dass

das Land auf dem richtigen Weg ist. Es ist jedoch wichtig, dass die Regierung

weiterhin zielgerichtete Maßnahmen ergreift, um die Arbeitslosigkeit zu

bekämpfen, den Tourismussektor nachhaltig zu fördern und die wirtschaftliche

Stabilität des Landes zu sichern.

Durch eine verantwortungsbewusste und nachhaltige Wirtschaftspolitik

kann Spanien sein Potenzial als eine der führenden Volkswirtschaften Europas

weiter ausbauen und langfristiges Wachstum und Wohlstand für seine

Bürgerinnen und Bürger gewährleisten.

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Korruption in Spanien

Korruption ist ein Phänomen, das in vielen Ländern weltweit existiert und

die Integrität und Effizienz des öffentlichen Sektors untergraben kann.

Transparency International, eine gemeinnützige Organisation, veröffentlicht

jährlich den sogenannten Corruption Perceptions Index (CPI), der die

wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor verschiedener Länder

misst. Im Jahr 2022 erreichte Spanien einen CPI-Wert von 40 Punkten, was

bedeutet, dass die Wahrnehmung von Korruption im Vergleich zu anderen

Ländern durchschnittlich ist. Es belegte den 38. Platz auf der Liste.

Ein leichter Anstieg der Korruption im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr

könnte darauf hin deuten, dass die Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung

nicht ausreichend waren.

Die Ursachen für Korruption sind komplex und können politischer und kultureller

Natur sein. Eine ineffektive Strafverfolgung kann Korruption begünstigen

und zu einem Anstieg beitragen.

Betrachten wir die Entwicklung des Korruptionsindexes in Spanien von

2003 bis 2022, sehen wir, dass es Schwankungen gab. Allerdings ist seit 2016

ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen, der besorgniserregend ist. Es bedarf

verstärkter Bemühungen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die

Korruption einzudämmen.

Neben dem Corruption Perceptions Index untersucht Transparency International

auch die Bereitschaft von Unternehmen, im Ausland Bestechungsund

Schmiergelder zu zahlen.

Spanien erreichte mit einem Score von 8,0 Punkten den 12. Platz von 28

führenden Volkswirtschaften, was darauf hindeutet, dass noch Raum für

Verbesserungen besteht.

Dualität

Die spanische Wirtschaftsstruktur weist einen deutlichen Dualismus auf,

der von zwei sehr unterschiedlichen Gesichtern geprägt ist. Einerseits

ist das Land ein bedeutender Industriestandort, der insbesondere größere

Exportunternehmen beherbergt, die auf einem hohen technischen Niveau

produzieren. Spanien ist weltweit führend in der Produktion von Kraftfahrzeugen,

Werkzeugmaschinen, Verbundstoffkomponenten für die Luftfahrtindustrie,

Windkraftanlagen und Schienenfahrzeugen. Zudem sind

spanische Infrastrukturbau- und Konzessionskonzerne international stark

vertreten, insbesondere auf dem amerikanischen Kontinent.

Auf der anderen Seite dominieren rund 99 Prozent Klein- und Kleinstunternehmen

sowie Selbstständige die Wirtschaftslandschaft. Viele dieser Unternehmen

haben eine geringe Produktivität und sind stark vom Binnenmarkt

abhängig. Die Auswirkungen der Coronakrise waren für sie besonders

spürbar, da sie häufig nicht über ausreichende finanzielle Reserven verfügen.

Um diese kleinen Unternehmen zu unterstützen, sind Fördermittel aus dem

Aufbau- und Resilienzplan vorgesehen, darunter das Digitalisierungsprogramm

"Kit Digital".

Neben wirtschaftlichen Herausforderungen ist die politische Situation in

Spanien ebenfalls herausfordernd. Die Regierungskoalition muss Zugeständnisse

an Partner machen, um Mehrheiten zu erreichen, was insbesondere

die Verhandlungsmacht kleiner Regionalparteien stärkt. Die politischen und

ideologischen Gräben im Land sind tief, und Auseinandersetzungen werden

oft unnachgiebig geführt. Ein Beispiel dafür ist der Katalonienkonflikt, der

sich mittlerweile vor allem um den Spanisch-Anteil in den Schulen der Region

sowie den Umgang mit den Beteiligten des umstrittenen Referendums

von 2017 dreht.

Diese Dualität in der Wirtschaftsstruktur und die politische Unsicherheit in

herausfordernden Zeiten stellen Spanien vor vielfältige Herausforderungen

und zeigen die Notwendigkeit einer ausgewogenen politischen Führung.

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Alexander Gresbek

Inflation

Die Inflation in Spanien hat in den letzten Monaten erhebliche Auswirkungen

auf die Lebenshaltungskosten der Bürger gehabt und war eine der

größten Sorgen vieler Haushalte. Insbesondere bei Grundnahrungsmitteln

wie Brot, Olivenöl und Milch waren starke Preisanstiege zu verzeichnen, was

die finanzielle Belastung für die Verbraucher deutlich erhöhte. Ende 2022

waren diese Produkte um bis zu 30 Prozent teurer als im Vorjahr, was zu

einem Anstieg der Lebenshaltungskosten führte.

Um der Inflation entgegenzuwirken und die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren,

hat die spanische Regierung zum Jahresbeginn ein Entlastungspaket

eingeführt. Seit dem 1. Januar gilt für einen Zeitraum von sechs Monaten

eine vollständige Befreiung vom ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Grundnahrungsmittel.

Dies bedeutet, dass auf diese Produkte keine Mehrwertsteuer

erhoben wird, was zu einer finanziellen Entlastung für die Verbraucher

führen soll. Darüber hinaus wurde der Mehrwertsteuersatz für Öl und

Teigwaren auf fünf Prozent gesenkt, während er zuvor bei zehn Prozent lag.

Diese Maßnahmen sollen helfen, die Inflation weiter zu bremsen und die

finanzielle Belastung der Bevölkerung zu mildern.

Der Erfolg der Maßnahmen zeigt sich darin, dass Spanien im Vergleich zu

anderen Ländern der Eurozone insgesamt besser dasteht. Im Dezember 2022

betrug die Inflationsrate in Spanien 5,6 Prozent, während sie in Deutschland

bei 9,6 Prozent lag. Experten führen diese positive Entwicklung unter anderem

auf den bereits im Mai eingeführten Gas-Strom-Preisdeckel zurück. In

Spanien war der Stromtarif an den Großhandelsmarkt gekoppelt, was dazu

führte, dass die Verbraucher bereits frühzeitig mit hohen Strompreisen konfrontiert

wurden. Die Einführung des Preisdeckels begrenzte die Kosten und

half dabei, die Inflation einzudämmen.

Obwohl die Maßnahmen zur Senkung der Lebenshaltungskosten und der

Inflation erfolgreich waren, gibt es auch kritische Stimmen. Die Verbraucherschutzorganisation

FACUA hat aufgedeckt, dass einige Einzelhandelsketten

die Senkung der Mehrwertsteuer nicht vollständig an die Kunden weitergegeben

haben. Dies wirft die Frage auf, ob die Entlastungen tatsächlich

die Verbraucher erreichen und ihre finanzielle Situation verbessern. Es ist

wichtig, dass die tatsächliche Umsetzung und Wirkung dieser Maßnahmen

weiterhin genau beobachtet werden, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten

Effekt haben.

Insgesamt zeigt das Beispiel Spanien, dass gezielte Maßnahmen wie der

Gas-Strom-Preisdeckel und die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel

dazu beitragen können, die Inflation zu bremsen und die

Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung zu senken. Die Bemühungen der

Regierung haben dazu geführt, dass Spanien im Vergleich zu anderen Ländern

der Eurozone besser abschneidet. Dennoch bleiben Herausforderungen

wie die gerechte Verteilung der Entlastungen und die politische Unsicherheit

bestehen, die weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung des Landes

beeinflussen.

Für das Jahr 2023 wird erwartet, dass sich die Inflation auf rund 4,30 Prozent

abschwächt, was eine gewisse Entlastung für die Verbraucher bringen könnte.

Die Prognosen für die kommenden Jahre sehen eine kontinuierliche Abschwächung

der Inflationsrate in Spanien vor. Zwischen 2023 und 2028 wird

erwartet, dass die durchschnittliche Inflationsrate um insgesamt 2,6 Prozentpunkte

sinkt. Diese Entwicklung ist positiv zu bewerten, da eine niedrigere

Inflation dazu beitragen kann, die Lebenshaltungskosten zu stabilisieren und

die Kaufkraft der Bevölkerung zu erhalten.

Im Jahr 2028 wird die durchschnittliche Inflationsrate in Spanien voraussichtlich

bei etwa 1,7 Prozent liegen. Die sinkende Inflation könnte somit

langfristig positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Leben der

Menschen in Spanien haben, vorausgesetzt, dass die wirtschaftliche Entwicklung

stabil bleibt und weitere gezielte Maßnahmen ergriffen werden,

um die Herausforderungen anzugehen, die das Land möglicherweise noch

zu bewältigen hat.

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 114

115 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Negative Seiten:

Stärken und Schwächen der Spanischen Wirtschaft

Positive Seiten:

1. Starkes Wirtschaftswachstum: Im Vergleich zu anderen europäischen

Ländern erlebt Spanien ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum.

Während Deutschland im ersten Quartal in eine Rezession gerutscht ist,

verzeichnete Spanien ein Wachstum von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Das zeigt, dass die spanische Wirtschaft trotz der Herausforderungen

der COVID-19-Pandemie auf dem Weg der Erholung ist.

2. Rekordbeschäftigung: Im Mai erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig

Beschäftigten in Spanien mit 20,8 Millionen einen Rekord.

Dies ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass immer mehr Menschen in Beschäftigung

sind und zur Stärkung der Wirtschaft beitragen.

3. Diversifizierung der Exporte: Spanien hat sich erfolgreich von seiner

starken Abhängigkeit vom Tourismussektor diversifiziert. Die Exporte von

nicht touristischen Dienstleistungen und Gütern sind seit Ende 2019 um 30

Prozent bzw. 5 Prozent gestiegen. Dies deutet darauf hin, dass spanische Unternehmen

wettbewerbsfähiger werden und ihre Produkte und Dienstleistungen

erfolgreich auf internationalen Märkten vermarkten.

4. Gesunkene Inflation: Die Inflationsrate in Spanien ist niedrig,

hauptsächlich aufgrund der gesunkenen Energiepreise. Die Inflation ohne

Berücksichtigung von Energie und frischen Lebensmitteln liegt mit 5,9

Prozent ähnlich hoch wie im Rest der EU. Eine niedrige Inflation kann dazu

beitragen, die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken und das allgemeine

Wirtschaftsklima zu verbessern.

1. Hohe Arbeitslosigkeit: Die hohe Arbeitslosenquote von 13,3 Prozent

ist nach wie vor eine Herausforderung für die spanische Wirtschaft. Obwohl

die Quote im historischen Vergleich niedrig ist, gibt es immer noch viele

Menschen ohne Arbeit, insbesondere mit prekären Beschäftigungsverhältnissen

wie Teilzeit- und Saisonverträgen.

2. Hohe Staatsschulden: Spanien hat eine hohe Verschuldung von 113

Prozent des BIP. Hohe Staatsschulden können zu Problemen führen, insbesondere

wenn die Zinsen steigen und die Schuldentilgung belasten.

3. Niedrige Produktivität: Die Produktivität der Unternehmen in Spanien

liegt 14 Prozent unter dem Durchschnitt der Euro-Zone. Dies könnte

das langfristige Wachstumspotenzial des Landes begrenzen und die Wettbewerbsfähigkeit

auf internationaler Ebene beeinträchtigen.

4. Rentenversicherung: Spanien steht vor Herausforderungen in der

Rentenversicherung, da eine ungünstige Altersstruktur zu steigenden Kosten

führen kann. Die Rentenhöhe wurde bereits um 8,5 Prozent erhöht, was als

nicht nachhaltig angesehen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Spanien trotz einiger positiver Entwicklungen

noch mit strukturellen Problemen und Herausforderungen zu

kämpfen hat. Eine hohe Arbeitslosigkeit, hohe Staatsschulden, niedrige Produktivität

und Rentenprobleme erfordern weitere Reformen und eine nachhaltige

wirtschaftliche Entwicklung.

Dennoch zeigen die positiven Aspekte wie das starke Wirtschaftswachstum

und die Diversifizierung der Exporte, dass Spanien über das Potenzial verfügt,

seine Wirtschaft weiter voranzubringen und erfolgreich zu sein.

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 116

117 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Regionale Autonomie und separatistische

Bestrebungen

In Spanien gibt es seit langem separatistische Bestrebungen einzelner

Landesteile, die sich nach Unabhängigkeit oder mehr Autonomie vom Zentralstaat

sehnen. Besonders prominent sind diese Bestrebungen in Katalonien

und im Baskenland zu beobachten. Massenproteste in Katalonien

verdeutlichten den tief verwurzelten Wunsch vieler Menschen in diesen Regionen

nach politischer Selbstbestimmung.

Die Geschichte der Autonomiebestrebungen hat ihre Wurzeln in der Zeit der

Franco-Diktatur, die von 1939 bis 1975 dauerte. Während Francos Herrschaft

wurden die regionalen Selbstverwaltungsrechte weitgehend abgeschafft, und

die verschiedenen Regionen und Nationalitäten wurden politisch entmündigt.

Die Unterdrückung von Kultur, Sprache und politischen Ansprüchen in

den Regionen, insbesondere im Baskenland und Katalonien, führte zu einer

wachsenden Frustration und dem Streben nach Unabhängigkeit.

Nach Francos Tod versuchten verschiedene Regionen den Übergang von

der Diktatur zur Demokratie zu nutzen, um ihre Autonomiebestrebungen

zu verwirklichen. Die spanische Verfassung von 1978, die nach einem Referendum

in Kraft trat, gewährte den Regionen die Möglichkeit, sich als autonome

Gemeinschaft (Comunidad Autónoma) zu konstituieren und eigene

Statute zu verabschieden. Am 25. Oktober 1979 stimmten die Menschen in

Katalonien und im Baskenland mit großer Mehrheit für die Annahme dieser

Statute, die ihren Regionen Selbstverwaltungsrechte einräumten.

Allerdings blieb das Verhältnis zwischen dem spanischen Zentralstaat

und den autonomen Regionen auch nach der Einführung der Autonomiestatute

konfliktbehaftet. Die spanische Verfassung enthält einen gewissen

Widerspruch, da sie einerseits die “unauflösliche Einheit der Nation” betont,

andererseits aber auch das Recht auf Autonomie für “Nationalitäten”

und “Regionen” vorsieht, ohne diese Begriffe klar zu definieren. Dies führt

zu unterschiedlichen Interpretationen und Spannungen zwischen den Einheitsstaatsbefürwortern

und den Befürwortern regionaler Autonomie.

Katalonien

Am 1. Oktober 2017 fand in Katalonien ein kontroverses Unabhängigkeitsreferendum

statt, das von der spanischen Zentralregierung als illegal betrachtet

wurde. Die katalanische Regionalregierung, unter der Führung von Carles

Puigdemont, verfolgte damit das Ziel, die Unabhängigkeit von Spanien zu

erlangen und das Streben nach mehr Selbstverwaltung und größerer Steuerhoheit

für die Region umzusetzen. Dieses Streben nach Unabhängigkeit hat

historische Wurzeln und reicht Jahrhunderte zurück.

Katalonien, eine Region im Nordosten Spaniens, hat eine eigene Sprache

und Kultur, die von vielen Einwohnern als Kern ihrer Identität betrachtet

wird. Im Laufe der Geschichte wurden die katalanische Kultur und Sprache

immer wieder unterdrückt, insbesondere während der Franco-Diktatur von

1939 bis 1975. Nach Francos Tod versuchten verschiedene Strömungen in

Katalonien den Übergang von der Diktatur zur Demokratie zu nutzen, um

mehr Selbstbestimmungsrechte zu fordern und die sprachlichen und kulturellen

Wurzeln zu bewahren.

Die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien wuchs in den letzten Jahren,

und das Referendum war ein zentrales Wahlversprechen der bei den Regionalwahlen

von 2015 gewählten katalanischen Regierungsfraktionen. Das

spanische Verfassungsgericht erklärte das Referendum jedoch für rechtswidrig,

da die spanische Verfassung keine Abstimmungen über die Unabhängigkeit

einer Autonomen Gemeinschaft vorsieht.

Trotz des Verbots durch das Verfassungsgericht wurde das Referendum abgehalten,

und die katalanische Regionalregierung meldete eine hohe Zustimmung

zur Unabhängigkeit bei einer Wahlbeteiligung von etwa 43%. Die

Ergebnisse wurden jedoch aufgrund der Umstände des Referendums und

der Proteste schwer zu überprüfen.

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 118

119 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Die Ausrufung einer “unabhängigen Republik” durch das katalanische Parlament

am 27. Oktober 2017 führte zu einer Verfassungskrise, und die spanische

Regierung ergriff drastische Maßnahmen. Sie setzte die katalanische

Regionalregierung ab, übernahm die Eigenverwaltung der Region und

kündigte Neuwahlen zum Regionalparlament an. Es folgten juristische Verfahren

gegen Puigdemont und andere Separatisten, einige wurden verhaftet

und andere flohen ins Ausland.

Die nachfolgenden Neuwahlen im Dezember 2017 brachten erneut eine

knappe Mehrheit für separatistische Parteien, aber es gelang nicht, Carles

Puigdemont als katalanischen Ministerpräsidenten einzusetzen. Die Situation

blieb komplex und angespannt. Erst Mitte Mai 2018 wurde der Separatist

Quim Torra zum neuen Ministerpräsidenten gewählt.

für die Einheit des Landes. Die Zukunft des Verhältnisses zwischen Katalonien

und der spanischen Zentralregierung bleibt weiterhin ungewiss und

umstritten.

Baskenland

Die Autonome Gemeinschaft Baskenland, wie sie heute existiert, wurde 1979

etabliert. Als eine der drei Landesteile, die bereits unter der spanischen Republik

Autonomie besessen hatten, erhielt sie als eine der ersten Regionen

wieder einen Autonomiestatus, der durch eine Volksabstimmung verabschiedet

wurde. Allerdings wird das derzeitige Autonomiestatut nicht von

allen politischen Kräften im Baskenland unterstützt.

Es gibt Unstimmigkeiten hinsichtlich des Ausmaßes der Autonomie und der

Zugehörigkeit zur spanischen Zentralregierung sowie um die territorialen

Grenzen der Autonomen Region.

Die Autonomie des Baskenlandes stützt sich nicht nur auf die Bestimmungen

der spanischen Verfassung von 1978 bezüglich der Gründung von Autonomen

Gemeinschaften, sondern auch auf historische Rechte, die von der

Verfassung anerkannt wurden. Diese historischen Rechte sind Grundlage

für die vollständige finanzielle Autonomie der Provinzen Bizkaia, Gipuzkoa,

Araba und Navarra. Diese Provinzen bzw. Autonomen Gemeinschaften ziehen

die Steuern auf ihrem Gebiet selbst ein und führen lediglich eine vereinbarte

Summe an den spanischen Zentralstaat ab.

Trotz der Ernennung einer neuen Regionalregierung endete der Konflikt

zwischen Katalonien und der Zentralregierung nicht. Der politische Streit

um die Unabhängigkeit und die Autonomierechte der Region prägt weiterhin

das politische Geschehen in Spanien und bleibt eine Herausforderung

Trotz des Autonomiestatuts gibt es im Baskenland weiterhin eine aktive Unabhängigkeitsbewegung.

Mehrere baskische Parteien und die terroristische

Untergrundorganisation ETA setzen sich für die Unabhängigkeit eines

vereinten Baskenlandes ein, einschließlich Navarra und der baskischen historischen

Territorien in Frankreich.

Seit 1979 ist die Baskische Nationalistische Partei (Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido

Nacionalista Vasco) die stärkste Partei, die eine Erweiterung der

Autonomierechte anstrebt.

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 120

121 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Im Parlament des spanischen Baskenlandes hatten die baskisch-nationalen

Parteien bis zum Verbot der linksnationalen Parteien eine Mehrheit inne,

sind aber untereinander nicht immer einig und bilden daher oft Koalitionen

mit gesamtspanischen Parteien.

Das Baskenland geriet oft wegen der Anschläge der ETA in die Schlagzeilen

der Medien Westeuropas.

Umfragen unter der Bevölkerung des Baskenlandes zeigen, dass die große

Mehrheit eine friedliche Beilegung des Konflikts wünscht, aber mit dem erreichten

Autonomiestatus nicht zufrieden ist.

Verschiedene Ansätze zur Lösung des Konflikts wurden in den letzten 15

Jahren präsentiert, jedoch verliefen viele Gespräche ergebnislos. Kritiker

werfen der spanischen Regierung vor, an Maximalpositionen festzuhalten,

während gleichzeitig die Haftbedingungen für ETA-Mitglieder umstritten

sind und das gewaltsame Vorgehen der ETA in den Jahresberichten von Amnesty

International regelmäßig negativ bewertet wird.

Die ETA setzte in ihrem Kampf vorwiegend auf terroristische Mittel und

führte zahlreiche Anschläge durch, bei denen insgesamt etwa 830 Menschen

getötet wurden. Am 2. Mai 2018 hat sich die ETA offiziell aufgelöst. Während

ihrer aktiven Zeit gab es auch politische Parteien, welche die Ziele der ETA

unterstützten und sich für die baskische Autonomie einsetzten. Die Aktivitäten

der ETA sorgten für jahrzehntelange Konflikte und Gewalt im Baskenland

und in ganz Spanien.

Bewertung der Autonomiebewegungen

Die Autonomiestatute und -gesetze wurden in den letzten Jahrzehnten geschaffen,

um den regionalen Unterschieden Rechnung zu tragen und den

Regionen mehr Autonomie zu gewähren. Dies hat dazu beigetragen, dass

einige der wichtigsten Kulturen und Identitäten innerhalb Spaniens besser

geschützt und gefördert wurden.

Allerdings haben diese Bewegungen auch zu Konflikten mit der Zentralregierung

geführt, insbesondere wenn es um die Frage der Unabhängigkeit

geht. Einige Autonomiebewegungen streben eine vollständige Loslösung

von Spanien an, während andere nach mehr Autonomie innerhalb des Landes

suchen.

Die Bewertung der Autonomiebewegungen hängt stark von der Perspektive

ab. Einige sehen die Autonomie als ein Mittel, um die kulturelle Vielfalt

Spaniens zu bewahren und eine bessere regionale Vertretung zu gewährleisten.

Andere sind der Meinung, dass solche Bewegungen die Einheit des Landes

gefährden und politische Instabilität verursachen könnten.

Es ist wichtig zu betonen, dass politische Auseinandersetzungen und Konflikte

in einer Demokratie normal sind und es ist entscheidend, dass diese

Fragen im Rahmen des Rechts und der Verfassung gelöst werden.

Der Dialog und eine offene Debatte sind entscheidend, um Kompromisse zu

finden und Konflikte friedlich zu lösen.

Letztendlich ist es an den Menschen in Spanien, ihre politischen Angelegenheiten

zu gestalten und über die Zukunft des Landes zu entscheiden.

Eine respektvolle und konstruktive Herangehensweise kann dazu beitragen,

die Bedenken und Wünsche der verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen

zu berücksichtigen, während gleichzeitig die Einheit und Stabilität

des Landes bewahrt werden.

Der Hauptzweck der nationalistischen Bewegungen, das Überleben der

jeweiligen Identität zu sichern, dürfte erreicht sein. Das Fortbestehen der

baskischen, katalanischen oder galicischen Nationalität ist durch die Existenz

von Regierungen und Institutionen sichergestellt, die über weit mehr

Kompetenzen verfügen, als je eine nicht-zentralstaatliche Exekutive hatte.

Wenn das Ziel von Nationalismus darin besteht, die Selbstregierung der eigenen

Ethnie zu erlangen, um das Überleben der kollektiven Identität sicherzustellen,

dann waren die verschiedenen nationalistischen Bewegungen im

spanischen Staat zweifellos erfolgreich.

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123 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Migration und Flüchtlingskrise

Die zentrale Zuständigkeit für Migrationsfragen liegt beim Ministerium

für Eingliederung, soziale Sicherheit und Migration, das im Januar 2020

gegründet wurde. Es übernahm die Aufgaben des ehemaligen Staatssekretariats

für Migration, der Generaldirektion für Migration und der Generaldirektion

für internationalen Schutz und humanitäre Hilfe. Diese Zusammenführung

soll eine effiziente und umfassende Steuerung der Migration

ermöglichen.

Die Integrationspolitik in Spanien beruht auf einem Modell der Mehrebenenverwaltung,

bei dem die Zentralregierung, die autonomen Gemeinschaften,

die Stadt- und Gemeinderäte sowie die Zivilgesellschaft eng zusammenarbeiten.

Drei Gremien unterstützen die Koordination zwischen den verschiedenen

Ebenen: die Interministerielle Kommission für Ausländerfragen, die

Sektorkonferenz Einwanderung und das Forum für die soziale Integration

von Eingewanderten. Durch diese Zusammenarbeit sollen die Migrationspolitik

auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene koordiniert und auf die

spezifischen Bedürfnisse der Migrantinnen und Migranten eingegangen

werden.

In der Vergangenheit wurden mehrere Strategiepläne zur Förderung der Integration

von Eingewanderten umgesetzt. Dazu gehören die Strategischen

Pläne für Staatsbürgerschaft und Integration, die darauf abzielten, die gesellschaftliche

Integration von Migrantinnen und Migranten zu fördern.

Diese Pläne wurden in den Jahren 2007-2010 und 2011-2014 umgesetzt,

wobei der zweite Plan aufgrund der wirtschaftlichen Krise nicht vollständig

umgesetzt werden konnte. Des Weiteren wurde der Nationale Aktionsplan

für soziale Inklusion 2013-2016 entwickelt, der spezifische Maßnahmen enthielt,

um die Integration der Migrationsbevölkerung zu verbessern und eine

Gleichbehandlung zu gewährleisten.

Aktuell arbeitet die Generaldirektion für internationalen Schutz und humanitäre

Hilfe an einem neuen Strategieplan für Staatsbürgerschaft und Integration.

In der Zwischenzeit wurde ein Förderprogramm für Nichtregierungsorganisationen

(NROs) ins Leben gerufen, die sich für das Zusammenleben

und den sozialen Zusammenhalt einsetzen. NROs und zivilgesellschaftliche

Organisationen, einschließlich Vereine und Verbände von Eingewanderten,

spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration von Migrantinnen und

Migranten, da sie regionale und lokale Integrationsmaßnahmen fördern und

oft eigene Projekte entwickeln, die verschiedene Aspekte der Integration

abdecken, wie Bildung, Gesundheitsfürsorge, Spracherwerb und interkulturelle

Mediation.

Eine der wichtigsten Herausforderungen im Umgang mit Einwanderung

ist die Gestaltung eines harmonischen Zusammenlebens und sozialen

Zusammenhalts. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine stärkere Investition

in öffentliche Einrichtungen erforderlich, die sowohl die Koexistenz als

auch das Diversitätsmanagement fördern. Darüber hinaus müssen gleiche

Rechte für Kinder von Eingewanderten im Vergleich zu spanischen Kindern

gewährleistet werden. Dies erfordert Strategien gegen einwandererfeindliche,

rassistische und fremdenfeindliche Diskurse sowie eine integrative Bildungspolitik.

In Bezug auf die Migrationsbewegungen hat sich Spanien in den letzten

Jahrzehnten von einem traditionellen Auswanderungsland zu einem Einwanderungsland

entwickelt. Die Zuwanderung wurde durch den Wirtschaftsboom

der späten 1990er Jahre angezogen, der Beschäftigungsmöglichkeiten

in verschiedenen Branchen schuf. Obwohl der weltweite Wirtschaftsabschwung

zwischen 2007 und 2014 die Zuwanderung bremste, blieben die

meisten bereits ansässigen Migrantinnen und Migranten in Spanien. Zum 1.

Januar 2021 lebten etwa 5,4 Millionen ausländische Staatsangehörige in Spanien,

was 11,4 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Haupt-Herkunftsgebiete

waren die EU-27, Afrika und Südamerika. Die zugewanderte

Bevölkerung ist im Durchschnitt jünger als die spanische Bevölkerung,

was auf die hauptsächlich erwerbstätigen Migrantinnen und Migranten zurückzuführen

ist. Die Integration und Förderung des Zusammenlebens der

verschiedenen Kulturen und Gesellschaften sind wichtige Herausforderungen,

denen sich Spanien im Umgang mit der Migration stellen muss.

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125 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Kurz Erklärt: Einwanderung nach Spanien

Die Entwicklung Spaniens von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland

hat sich seit den 1980er Jahren schrittweise vollzogen.

In den Anfangsjahren suchten vor allem Nord- und Westeuropäer aufgrund

des angenehmen Klimas einen Alterswohnsitz in Spanien. Mit den

Veränderungen der Wanderungsbewegungen in Europa, insbesondere verstärkten

Süd-Nord-Wanderungen aus der “Dritten Welt” und nach dem Fall

des “Eisernen Vorhangs” auch aus Mittel- und Osteuropa, begann jedoch

eine Zunahme der Einwanderung von Arbeitsuchenden. Dies wurde auch

durch das anhaltende Wirtschaftswachstum in Spanien begünstigt.

Die Zahl der Ausländer in Spanien stieg von etwa 200.000 im Jahr 1975

auf rund eine Million bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Bis Ende 2007

wurden rund 3,98 Millionen Aufenthaltstitel an Ausländer vergeben, wobei

die jährlichen Zuwachsraten seit 2000 in der Regel bei etwa 20 % lagen. Die

Gesamtzahl der ausländischen Wohnbevölkerung war jedoch höher und

wurde auf 5,22 Millionen geschätzt. Das bedeutete, dass Ausländer Anfang

2008 etwa 11,3 % der Gesamtbevölkerung von 46,1 Millionen ausmachten.

Die starke Zuwanderung insgesamt war maßgeblich für das erhebliche

Bevölkerungswachstum Spaniens verantwortlich. Die Zuwachsraten lagen

deutlich vor anderen europäischen Staaten. Der spanische Arbeitsmarkt

hatte Bedarf an Arbeitskräften, da in einigen Bereichen keine spanischen

Arbeitskräfte mehr zu gewinnen waren und es auch an ungelernten Kräften

in den Städten mangelte. Die Ausdehnung der informellen Wirtschaft schuf

zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten für Einwanderer.

Der Wandel Spaniens von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland

wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt. Dazu gehörten

die Mitgliedschaft Spaniens in der EG/EU, ein kontinuierliches

Wirtschaftswachstum und eine zunächst kaum definierte Grenz- und Einwanderungspolitik.

Die Ausrichtung auf den Tourismus trug ebenfalls dazu

bei, dass es zunächst wenige Hindernisse für Zuwanderer gab. Als restriktivere

Maßnahmen zur Kontrolle der Zuwanderung eingeführt wurden,

hatten sich jedoch bereits Migrationsnetzwerke und Verwandtschafts- und

Freundschaftsverbindungen entwickelt, die den Bemühungen um Migrationsbegrenzung

teilweise entgegenwirkten.

Auch äußere Faktoren spielten eine Rolle, wie die strengeren Restriktionen

bei der Zulassungspolitik in anderen europäischen Staaten und den USA,

die Spanien für Migranten aus Lateinamerika und von den Philippinen

attraktiv machten. Die politischen Umbrüche in Lateinamerika und in der

ehemaligen Kolonie Äquatorialguinea führten ebenfalls zu Migrationen, die

anfangs politisch begründet waren, später jedoch zunehmend wirtschaftlich

motiviert.

Die geographische Lage Spaniens an der Straße von Gibraltar, einem

Verbindungsweg zwischen Europa und Afrika, spielte ebenfalls eine Rolle

bei der Auswahl als Migrationsziel. Hier treffen verschiedene demographische,

soziale und ökonomische Faktoren aufeinander, was zu großen

Unterschieden in Bezug auf Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche Entwicklung,

Pro-Kopf-Einkommen und Beschäftigungsmöglichkeiten führt.

Insgesamt führten also eine Kombination aus innen- und außenpolitischen

Faktoren dazu, dass Spanien sich zu einem Einwanderungsland entwickelte

und in den letzten Jahrzehnten einen bedeutenden Anstieg der ausländischen

Bevölkerung verzeichnete. Diese Entwicklung hat das Land

kulturell bereichert, aber auch Herausforderungen in Bezug auf Integration

und soziale Gerechtigkeit mit sich gebracht

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Alexander Gresbek

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Klimawandel und Umweltschutz

Spanien erlebt wie viele andere Teile der Welt eine Reihe extremer Wetterereignisse,

die die Merkmale eines sich ändernden Klimas tragen. Verheerende

Überschwemmungen in Deutschland, wütende Waldbrände in

Griechenland, glühende Hitzewellen und sogar der Anblick von Vögeln, die

tot von Bäumen fallen, aufgrund intensiven Eises und Schnees in Madrid,

malen ein lebendiges Bild einer apokalyptischen Realität. Bei der Untersuchung

der Auswirkungen des Klimawandels in Spanien wird deutlich, dass

sich die Auswirkungen nicht auf eine einzige Region beschränken, sondern

sich auf den gesamten Globus erstrecken.

Meteotsunamis und Sahara-Staub

Die Bewohner von Santa Pola waren überrascht, als eine plötzliche Meteotsunami

die Straßen überflutete und eine Spur der Verwüstung hinterließ.

Ähnliche Phänomene wurden in anderen Regionen, darunter Guardamar,

gemeldet. Die Ursache für diese unerwarteten Ereignisse liegt in der

Wechselwirkung zwischen heißer Sahara-Luft und dem Meer. Die intensive

Hitzewelle, die Spanien ergriffen hat, führte zu einem signifikanten Luftdruckabfall

über dem Meer, der diese lokalisierten Tsunamis auslöste. Mit

ihrem plötzlichen Auftreten und ihrer Unberechenbarkeit verdeutlichen

Meteotsunamis die wachsende Auswirkung des Klimawandels auf die Wettermuster.

Zusätzlich spielt die Sahara-Wüste, eine geografisch entfernte Region, eine

Rolle im sich verändernden Klima Spaniens. Die Winde tragen braunen

Staub aus der Sahara in Richtung Norden und führen zu ungewöhnlichen

Ereignissen wie “braunem Regen”. Der Staub hat sich beobachtet lassen, dass

er Pools, Häuser, Autos und Terrassen verschmutzt und das alltägliche Leben

stört. Die Häufigkeit dieser Ereignisse hat erheblich zugenommen, wobei

allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 alarmierende 25 solcher

Ereignisse verzeichnet wurden.

Intensivierung der Niederschläge

Spanien hat auch verstärkte Niederschlagsereignisse erlebt, die durch

schwere Regenfälle und starke Winde gekennzeichnet sind. Diese Ereignisse,

als “dana” oder “gota fria” bekannt, haben zwischen den Balearischen

Inseln, der Levante und Katalonien Verwüstung angerichtet. Ein verheerendes

Ereignis ereignete sich in Sant Llorenç, Mallorca, wo aufgrund starker

Regenfälle tragischerweise 13 Menschenleben verloren gingen. Die Unberechenbarkeit

dieser Wetterphänomene wird durch ihre lokale Natur verdeutlicht,

die eine Region beeinflusst, während eine andere verschont bleibt. Die

Bewohner Spaniens werden nun zunehmend mit der zerstörerischen Kraft

dieser Wetteranomalien vertraut.

Der Zusammenhang mit dem Klimawandel:

Während einzelne extreme Wetterereignisse sporadisch auftreten können,

verdeutlichen die zunehmende Häufigkeit und Intensität dieser

Phänomene eindeutig eine beschleunigende Klimakrise. José Miguel Viñas,

ein Physiker vom Wetterdienst Meteored, warnt davor, dass das, was einmal

als außergewöhnlich galt, nun zur Norm wird.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Weltorganisation

für Meteorologie betont die Notwendigkeit, sich an steigende Temperaturen,

lang anhaltende Hitzewellen und andere langfristige Veränderungen

in unserem Leben anzupassen.

Spanien erlebt bereits die Auswirkungen des Klimawandels, die über Vorhersagen

hinausgehen. Die steigenden Luft- und Wassertemperaturen trotzen

den Erwartungen, während die alarmierende Verringerung der Schneemengen

in den Pyrenäen eine erhebliche Sorge darstellt. Jorge Olcina, Präsident

der spanischen Vereinigung für Geographie (AGE), betont, dass die Auswirkungen

des Klimawandels in Spanien bereits “klar erkennbar” sind und

unterstreicht die Dringlichkeit, diese globale Herausforderung anzugehen.

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen

Die jüngsten Erfahrungen Spaniens mit extremen Wetterereignissen - sei

es verheerende Überschwemmungen, Meteotsunamis oder intensivierte

Niederschläge - dienen als deutliche Erinnerung an die Klimakrise, mit

der die Welt konfrontiert ist. Die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen,

um den Klimawandel zu bekämpfen und seine Folgen zu mildern, ist

jetzt wichtiger denn je.

Die Anpassung an eine “neue Normalität”, in der 40-Grad-Sommer und

lang anhaltende Hitzewellen zur Regel werden, ist keine Wahl, sondern eine

Notwendigkeit. Es ist unerlässlich, Strategien umzusetzen, die nachhaltige

Praktiken priorisieren, Treibhausgasemissionen reduzieren und erneuerbare

Energiequellen fördern. Spanien verfügt über reichlich Solarenergie- und

Windressourcen und hat das Potenzial, eine Vorreiterrolle in der Produktion

sauberer Energie einzunehmen und anderen Nationen ein Beispiel zu geben.

Darüber hinaus sollte ein umfassender Ansatz zur Bewältigung des Klimawandels

proaktive Maßnahmen umfassen, wie die Stärkung der Infrastrukturresilienz,

die Verbesserung von Frühwarnsystemen und die Umsetzung

wirksamer Katastrophenmanagementstrategien. Die Aufklärung von Gemeinschaften

über die Risiken extremer Wetterereignisse und die Förderung

einer Kultur der Umweltverantwortung sind entscheidende Schritte auf dem

Weg zu einer nachhaltigen Zukunft.

Folgen des Klimawandels

Es ist nicht nur Spanien, das diese alarmierenden Veränderungen erlebt;

die gesamte Welt ringt mit den Folgen des Klimawandels. Die internationale

Gemeinschaft muss sich vereinen und gemeinsam daran arbeiten, seine

Auswirkungen zu mildern, indem sie sich auf die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen,

den Schutz von Ökosystemen und die Förderung nachhaltiger

Entwicklung konzentriert.

Die Dringlichkeit, dem Klimawandel entgegenzuwirken, ist nicht länger eine

Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Wir müssen jetzt handeln, um das empfindliche

Gleichgewicht unseres Planeten zu bewahren und eine lebenswerte

Zukunft für kommende Generationen zu sichern.

Um diese globale Herausforderung anzugehen, müssen wir auf internationaler

Ebene zusammenarbeiten und gemeinsame Maßnahmen ergreifen.

Es ist wichtig, dass Länder ihre Bemühungen verstärken, ihre Klimaziele zu

erreichen und ehrgeizige Pläne zur Emissionsreduktion umzusetzen. Die

Umstellung auf erneuerbare Energien und der Ausbau nachhaltiger Infrastrukturen

müssen vorangetrieben werden, um die Abhängigkeit von fossilen

Brennstoffen zu verringern und den Kohlenstoffausstoß zu minimieren.

Darüber hinaus müssen wir unsere Ökosysteme schützen und wiederherstellen,

da sie eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Klimas spielen

und den Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten bieten.

Der Erhalt der Biodiversität ist von entscheidender Bedeutung, um die

Ökosysteme widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels

zu machen.

Die Förderung einer klimafreundlichen Landwirtschaft und die Umstellung

auf nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sind weitere wichtige

Schritte, die ergriffen werden müssen, um den ökologischen Fußabdruck zu

verringern und Ressourcen effizienter zu nutzen.

Darüber hinaus müssen wir die Anpassung an den Klimawandel vorantreiben,

da einige der Auswirkungen bereits unvermeidlich sind. Dies bedeutet,

unsere Städte und Infrastrukturen widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse

zu machen, Frühwarnsysteme zu verbessern und Maßnahmen zu

ergreifen, um die Gemeinschaften vor den Auswirkungen des Klimawandels

zu schützen.

Die globale Klimakrise erfordert eine engagierte und koordinierte Anstrengung

von Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Einzelpersonen.

Jeder hat eine Rolle zu spielen, um den Klimawandel zu bekämpfen und eine

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Alexander Gresbek

nachhaltige Zukunft für unseren Planeten zu sichern.

In Spanien und auf der ganzen Welt müssen wir unsere Verantwortung

erkennen und entschlossen handeln, um den Klimawandel einzudämmen

und die Folgen zu mildern. Indem wir jetzt handeln, können wir eine bessere

Zukunft für uns alle schaffen und unseren Planeten für kommende Generationen

erhalten. Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsam als globale Gemeinschaft

handeln und den Klimawandel als das dringendste Problem unserer

Zeit anerkennen. Die Zukunft unseres Planeten hängt davon ab.

Extreme Wetterereignisse und die Auswirkungen des Klimawandels setzen

Spanien weiterhin schwer zu und hinterlassen eine Spur der Zerstörung und

Störung.

Die Durchschnittstemperatur im Land ist in den letzten sechs Jahrzehnten

um mehr als ein Grad Celsius gestiegen, was zu einer Zunahme der Dauer,

Häufigkeit und Intensität extremer Wetterphänomene und Hitzewellen

führt. In bestimmten Gebieten im Süden und Osten Spaniens haben sich

tropische Nächte seit 1980 um das Fünffache vermehrt.

Besonders die Mittelmeerregion ist zum Hotspot der globalen Erwärmung

geworden, mit einer Erwärmung des Meeres um 1,4 Grad Celsius in nur 40

Jahren.

Diese Veränderungen in der Temperaturdynamik haben Veränderungen in

der Thermodynamik ausgelöst und die Wahrscheinlichkeit von extremen

Regenfällen in Spanien verstärkt. Mit der Erwärmung der Atmosphäre über

den Ozeanen, wo sich Stürme bilden, verstärkt sich die überschüssige Energie

und erhöht deren Intensität, wodurch mehr Feuchtigkeit für Niederschläge

verfügbar wird.

Starker Regenfall ist eine der gefürchtetsten Folgen des Klimawandels, der

Bäche in reißende Ströme verwandeln und zu schnellen und verheerenden

Überschwemmungen führen kann. In Toledo fielen Anfang September 2019

beispielsweise 20 Liter pro Quadratmeter in nur 20 Minuten, was der typischen

Regenmenge für den gesamten Monat entspricht. In Daroca, Zaragoza,

fielen innerhalb einer Stunde 43 Liter pro Quadratmeter, während Madrid

32,5 Liter pro Quadratmeter erlebte.

Angesichts dieser Episoden von Starkregen fühlen wir uns oft machtlos.

“Es ist unmöglich, Überschwemmungen zu verhindern, weil das Land oft

schlecht entwickelt ist”, sagt Olcina, ein Professor für geografische Analyse

und Leiter des Klima-Labors an der Universität Alicante. Gebiete, die in

Spanien als Überschwemmungsgebiete gekennzeichnet sind, werden zunehmend

mit Straßen, Häusern, Parkplätzen und Industrieanlagen bebaut.

Entwässerungssysteme sind unzureichend gestaltet, und bei starken Regenfällen

verwandeln sich Senken und trockene Gebiete plötzlich in reißende

Flüsse. Dies ist seit Jahrzehnten ein bekanntes Problem.

Leider führt starker Regen nicht zur Linderung von Dürrebedingungen. Das

renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat verschiedene

Klimamodelle für die Mittelmeerregion analysiert und kommt immer wieder

zu demselben Schluss: Die Niederschläge in der Mittelmeerregion werden

in den kommenden Jahrzehnten im Winter um 40 Prozent abnehmen. Zwei

wahrscheinliche Folgen des Klimawandels sind hier maßgeblich beteiligt.

Zum einen verändert sich die Dynamik des atmosphärischen Luftstroms

in der oberen Atmosphäre, und zum anderen verringert sich der Temperaturunterschied

zwischen Wasser und Land. Die Regionen, die am stärksten

von Dürre betroffen sein werden, sind voraussichtlich Nordostafrika, einschließlich

Marokko, sowie die westliche Mittelmeerregion und die Türkei.

Dürre, Waldbrände und Veränderungen im Meer sind jedoch nicht die

einzigen Sorgen. Auch die Vulnerabilität der Ökosysteme ist ein bedeutendes

Problem. Die Forscher der Spanischen Vereinigung für Geographie

(AGE) bestätigen diese Entwicklung und weisen darauf hin, dass die Unregelmäßigkeit

der Niederschlagsmuster zu schwereren Dürreperioden führt.

Dies wirkt sich wiederum auf die landwirtschaftliche Produktion, die Vertei-

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lung von Vegetation und Fauna, insbesondere in bergigen Gebieten, sowie

auf die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden in Spanien aus, wie es der

massive Brand in der Sierra Bermeja nahe Málaga zeigt, bei dem innerhalb

von nur sechs Tagen 10.000 Hektar zerstört wurden.

Die Folgen des Klimawandels in Spanien werden immer deutlicher, mit häufigeren

und intensiveren extremen Wetterereignissen und Umweltstörungen.

Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass dringendes Handeln erforderlich

ist, um diese globale Krise zu bewältigen. Spanien, wie viele andere Länder,

muss umfassende Strategien umsetzen, die nachhaltige Praktiken priorisieren,

den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und den Übergang zu sauberen

Energiequellen fördern.

Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastrukturresilienz,

die Stärkung der Frühwarnsysteme und die Umsetzung wirksamer

Strategien für das Katastrophenmanagement entscheidend, um die Auswirkungen

dieser extremen Wetterereignisse auf Gemeinschaften und Ökosysteme

zu minimieren.

Es ist entscheidend, Nachhaltigkeit in der Stadtplanung und Landnutzung zu

priorisieren, um sicherzustellen, dass zukünftige Entwicklungen die potenziellen

Risiken des Klimawandels berücksichtigen.

Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Anpassungsstrategien und Resilienz

an die veränderten Klimamuster zu stärken. Dies umfasst den Ausbau robuster

Infrastrukturen, die extremen Wetterereignissen standhalten können,

die Einführung effektiver Wassermanagementsysteme und Maßnahmen

zum Schutz gefährdeter Küstengebiete vor steigenden Meeresspiegeln und

Sturmfluten.

Zusätzlich sind Investitionen in Frühwarnsysteme, die Verbesserung der

Notfallreaktion und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Risiken

des Klimawandels wichtige Elemente, um Resilienz auf individueller und

Gemeinschaftsebene aufzubauen.

Als Reaktion auf die eskalierenden Herausforderungen des Klimawandels

hat die spanische Regierung Schritte unternommen, um dem Problem entgegenzuwirken.

Es wurden Anstrengungen unternommen, erneuerbare Energiequellen

wie Solarenergie und Windkraft zu fördern, wobei erhebliche

Investitionen in die erneuerbare Energieinfrastruktur getätigt wurden.

Jedoch muss noch mehr getan werden. Experten und Wissenschaftler betonen

die Bedeutung, die Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu

beschleunigen und ehrgeizige Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels

zu ergreifen. Dazu gehört die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen

Brennstoffen, Investitionen in erneuerbare Energietechnologien und die

Einführung strengerer Vorschriften zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen.

Die Bewältigung des Klimawandels erfordert auch eine internationale

Zusammenarbeit aufgrund seiner globalen Auswirkungen. Spanien muss

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gemeinsam mit anderen Ländern aktiv an globalen Klimaabkommen und

Initiativen teilnehmen, um ehrgeizige Ziele zur Begrenzung der globalen Erwärmung

und zur Minderung ihrer Auswirkungen zu erreichen.

Die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Forschern und politischen

Entscheidungsträgern aus aller Welt kann den Austausch von Wissen, bewährten

Verfahren und innovativen Lösungen fördern, um dem Klimawandel

effektiv entgegenzuwirken.

umgesetzt und nachhaltige Praktiken gefördert werden, kann Spanien zu

den globalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels beitragen

und eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Zukunft schaffen.

Die Herausforderungen des Klimawandels in Spanien und auf der ganzen

Welt sind erheblich und erfordern dringende und gemeinschaftliche

Maßnahmen. Angesichts der zunehmend häufigen und intensiven extremen

Wetterereignisse ist es von größter Bedeutung, Nachhaltigkeit, die Reduzierung

von Treibhausgasemissionen und den Aufbau von Widerstandsfähigkeit

zu priorisieren. Durch entschlossenes Handeln können wir jetzt die

schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels mildern und eine nachhaltigere

und widerstandsfähigere Zukunft für kommende Generationen schaffen.

Es ist eine Verantwortung, die wir uns selbst, den zukünftigen Generationen

und dem Planeten, den wir unser Zuhause nennen, schuldig sind.

Bildung und Bewusstsein spielen eine entscheidende Rolle, um ein gemeinsames

Verständnis der Herausforderungen des Klimawandels zu fördern. Indem

die Öffentlichkeit über wissenschaftliche Erkenntnisse und potenzielle

Konsequenzen informiert wird, können Einzelpersonen fundierte Entscheidungen

treffen und zu nachhaltigen Praktiken in ihrem täglichen Leben beitragen.

Darüber hinaus ist es wichtig, die Stimmen von Wissenschaftlern

und Experten, die den Klimawandel erforschen, zu unterstützen und zu verstärken,

um politische Maßnahmen und Entscheidungsprozesse zu gestalten.

Obwohl die Warnungen beunruhigend sein mögen, dienen sie als Aufruf

zum Handeln. Spanien, zusammen mit anderen Nationen, muss mutige

Schritte unternehmen, um den Klimawandel anzugehen und Nachhaltigkeit

zu priorisieren.

Indem erneuerbare Energien gefördert, wirksame Anpassungsmaßnahmen

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Kurz Erklärt: El Niño und Klimawandel

El Niño ist ein meteorologisches und ozeanographisches Phänomen, das

in unregelmäßigen Abständen im tropischen Pazifik auftritt. Es wird

als ein Teil des sogenannten El Niño-Southern Oscillation (ENSO) -Systems

betrachtet, das auch La Niña einschließt. El Niño ist spanisch und

bedeutet "das Kind", weil es normalerweise kurz vor oder während der

Weihnachtszeit auftritt.

Das ENSO-System ist ein komplexes Zusammenspiel von Wechselwirkungen

zwischen dem Ozean und der Atmosphäre und hat weitreichende

Auswirkungen auf das Klima weltweit. El Niño tritt auf, wenn die normalen

Meeresströmungen entlang des Äquators schwächer werden oder sich

umkehren, wodurch warmes Oberflächenwasser vom westlichen Pazifik in

Richtung Osten strömt. Dadurch kommt es zu einer signifikanten Erwärmung

der Meeresoberfläche im zentralen und östlichen tropischen Pazifik.

Die Auswirkungen von El Niño sind vielfältig und können weltweit spürbar

sein. Zu den typischen Folgen zählen:

Veränderungen des Wettermusters: El Niño kann die Regenmuster beeinflussen

und zu Dürren in normalerweise feuchten Regionen und zu heftigen

Niederschlägen in anderen Gebieten führen. Dies kann Auswirkungen

auf die Landwirtschaft, Wasserversorgung und Waldbrände haben.

Auswirkungen auf die Meeresfauna: Die Änderungen der Wassertemperatur

können das Nahrungsangebot für viele Meeresorganismen beeinflussen

und Fischereiressourcen verändern.

Häufigere Tropenstürme: In einigen Regionen können sich während eines

El Niño-Ereignisses mehr tropische Stürme bilden.

Auswirkungen auf das globale Klima: El Niño kann die Oberflächentemperatur

der Erde beeinflussen und so zu globalen Temperaturanomalien

führen.

Auf der anderen Seite gibt es das Gegenteil von El Niño, genannt La Niña,

bei dem die normale Situation verstärkt wird, und es kommt zu einer Abkühlung

der Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen

tropischen Pazifik.

Die Vorhersage von El Niño-Ereignissen ist wichtig, da sie es Regierungen

und Gemeinschaften ermöglicht, sich auf mögliche Auswirkungen vorzubereiten

und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen zu mildern.

Klimamodelle und Beobachtungen sind derzeit die Hauptinstrumente

zur Vorhersage von ENSO-Ereignissen wie El Niño.

Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass der Klimawandel

eine Rolle bei der Intensivierung und Häufigkeit von El Niño-Ereignissen

spielen könnte. Der genaue Zusammenhang ist jedoch komplex

und noch nicht vollständig verstanden. Es ist wichtig zu betonen, dass El

Niño ein natürliches Klimaphänomen ist, das durch die Wechselwirkungen

zwischen dem Ozean und der Atmosphäre im tropischen Pazifik verursacht

wird.

Einige der aktuellen wissenschaftlichen Hypothesen und Beobachtungen

sind:

Zunahme der Intensität: Der Klimawandel könnte dazu beitragen, dass El

Niño-Ereignisse stärker werden. Durch die Erwärmung der Erdoberfläche

und der Meere könnten die Temperaturen im tropischen Pazifik noch

weiter ansteigen, was möglicherweise zu intensiveren El Niño-Ereignissen

führt.

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Soziale Herausforderungen

Spanien steht vor einer Vielzahl sozialer Herausforderungen, die intensiv

diskutiert und debattiert werden. In den letzten Jahren haben sich bestimmte

Themen in der spanischen Gesellschaft in den Vordergrund gerückt,

während andere weiterhin kontrovers diskutiert werden.

Diese sozialen Probleme spiegeln die vielfältigen und sich entwickelnden

Aspekte der spanischen Gesellschaft wider und zeigen, dass es noch immer

Raum für Fortschritte gibt, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft

zu schaffen.

Ein wichtiges Thema, das in Spanien stark in den Fokus gerückt ist, ist der

Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Spanien hat hier mit dem beeindruckenden

Programm “VioGén” weltweit Anerkennung gefunden.

Es umfasst Maßnahmen zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt und

zur Unterstützung von Betroffenen. Doch trotz dieser Bemühungen bleibt

geschlechtsspezifische Gewalt nach wie vor ein drängendes Problem, das die

Gesellschaft herausfordert.

Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein weiteres zentrales Anliegen. Obwohl

Fortschritte in der Förderung der Rechte von Frauen und LGBTQ+-Personen

erzielt wurden, sind weitere Schritte notwendig, um eine echte Gleichberechtigung

zu erreichen. Hier spielen Themen wie die Einführung einer

Frauenquote in Unternehmen, die Förderung von Frauenrechten und Gesundheitsversorgung

sowie die Anerkennung der Geschlechtsidentität eine

entscheidende Rolle.

Auch der Umgang mit den Folgen des Klimawandels wird in Spanien kontrovers

diskutiert. Das Land ist von Hitze, Dürre und Waldbränden stark betroffen,

was die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise

verdeutlicht. Die Regierung von Pedro Sánchez hat sich ehrgeizige Ziele

für grüne Energie gesetzt, während die Opposition unterschiedliche Ansätze

verfolgt, insbesondere in Bezug auf Kernkraft und erneuerbare Energien.

Spanien hat sich in den letzten Jahren als progressiver Vorreiter in Bezug auf

soziale Fortschritte und Gleichberechtigung erwiesen. Verschiedene soziale

Errungenschaften zeichnen das Land als ein Beispiel für den erfolgreichen

Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt, die Förderung der Gleichberechtigung

und Inklusion von Menschen unterschiedlicher Geschlechtsidentitäten

sowie die Stärkung der Frauenrechte aus.

Spaniens Arbeitsmarkt bleibt eine Herausforderung, besonders für die junge

Generation. Die jungen Spanier kämpfen mit hoher Arbeitslosigkeit und befristeten

Verträgen, die ihre finanzielle Unabhängigkeit beeinträchtigen.

Die kürzlich verabschiedete Arbeitsmarktreform soll die Unsicherheit mindern,

doch ihre langfristige Wirkung bleibt abzuwarten.

Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Spanien hat mit dem Programm "VioGén" ein beeindruckendes Instrument

geschaffen, das als weltweit einzigartig gilt. Dieses Programm hat

sich dem Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt verschrieben und bietet

umfangreiche Unterstützung für Betroffene. Durch spezielle Gerichte und

harte Strafen für häusliche Gewalt hat Spanien effektive Maßnahmen ergriffen,

um Frauen vor Gewalttätern zu schützen.

Die Verwendung von GPS-Armbändern für Täter, die Kontaktverbote missachten,

ist ein weiterer innovativer Ansatz, der dazu beiträgt, die Sicherheit

der Opfer zu gewährleisten.

Rechte und Gesundheitsversorgung für Frauen

Spanische Frauen haben das Recht, sich bei Menstruationsschmerzen

krankzumelden und werden dennoch bezahlt. Diese Anerkennung der

körperlichen Bedürfnisse von Frauen stärkt ihre Rechte und ihre Position im

Arbeitsleben. Zudem ist die Pille danach kostenlos verfügbar, was Frauen eine

bessere Gesundheitsversorgung und mehr Selbstbestimmung ermöglicht.

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Gleichberechtigung in der Geschlechtsidentität

Spanien hat einen

wichtigen Schritt zur

Anerkennung der Geschlechtsidentität

unternommen,

indem es z.B.

Personen ab 16 Jahren

ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag

unkompliziert

zu ändern.

Dies ist ein bedeutender

Schritt für die Anerkennung

der Rechte von

Menschen unterschiedlicher

Geschlechtsidentitäten.

Gleichgeschlechtliche Ehe

Spanien war bereits 2005 eines der ersten Länder weltweit, das die gleichgeschlechtliche

Ehe legalisierte. Dieser Schritt markierte einen Meilenstein

für die LGBTQ+-Gemeinschaft und setzte ein wichtiges Zeichen für die

Gleichstellung von Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Frauenquote in Unternehmen

Die spanische Regierung hat ein Gesetz verabschiedet, das eine Frauenquote

von 40 Prozent in Aufsichtsräten von größeren Unternehmen

vorschreibt. Diese Maßnahme soll die Geschlechtergleichstellung in

wirtschaftlichen Entscheidungsgremien fördern und die Präsenz von Frauen

in Führungspositionen stärken.

Paritätisches Elterngeld

In Spanien wird das Elterngeld paritätisch aufgeteilt, was bedeutet, dass

sowohl Mütter als auch Väter gleichermaßen die Möglichkeit haben, Elternzeit

zu nehmen und die Verantwortung für die Betreuung der Kinder zu

teilen. Diese Maßnahme fördert die Gleichstellung der Geschlechter in der

Familie und trägt dazu bei, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen.

Klimawandel

Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist in Spanien ein äußerst

kontroverses Thema, das die politische Landschaft spaltet. Das Land

ist von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen, da es

regelmäßig mit extremen Hitzeperioden, Dürren und verheerenden Waldbränden

konfrontiert ist. Angesichts dieser Herausforderungen hat die Regierung

von Pedro Sánchez ehrgeizige Ziele für grüne Energie und die Umwandlung

der Wirtschaft in eine klimafreundliche Richtung gesetzt. Auf der

anderen Seite gibt es jedoch auch eine Opposition von Parteien wie der Partido

Popular (PP), die unterschiedliche Ansätze und Prioritäten in Bezug auf

den Klimaschutz haben.

Erneuerbare Energien

Die Regierung von Pedro Sánchez hat sich das Ziel gesetzt, Spanien zu

einem Vorreiter in Bezug auf erneuerbare Energien zu machen. Dafür

hat sie verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung von sauberer

Energie zu fördern und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Ein

bedeutender Schritt war beispielsweise das Verbot neuer Erdöl- und Erdgasbohrungen,

das die Regierung im Jahr 2019 beschlossen hat. Zusätzlich

wurden Förderungen für erneuerbare Energieprojekte erhöht, um den Ausbau

von Solar- und Windenergieanlagen zu unterstützen.

Die PP hingegen setzt eher auf eine Fortführung der bestehenden Ener-

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giepolitik, einschließlich der Kernkraft. Die Partei hat vorgeschlagen, die

Laufzeit der bestehenden Kernkraftwerke zu verlängern, um die Energieversorgung

zu sichern. Dieser Ansatz stößt bei vielen Klimaschützern auf Kritik,

da Kernkraftwerke zwar keine CO2-Emissionen verursachen, aber mit

Problemen wie radioaktiven Abfällen und potenziellen Sicherheitsrisiken

verbunden sind.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Gebührenregelung für erneuerbare Energieprojekte.

Die PP hat vorgeschlagen, Gebühren für den Anschluss erneuerbarer

Energieanlagen an das Stromnetz zu erheben, um angebliche zusätzliche

Kosten für die Netzstabilität auszugleichen.

Befürworter erneuerbarer Energien sehen dies jedoch als Rückschritt und

Argumentation gegen den Ausbau der sauberen Energieerzeugung.

In Spanien gibt es also unterschiedliche Ansätze und Visionen für den

Umgang mit dem Klimawandel. Die Regierung von Pedro Sánchez verfolgt

das Ziel, Spanien zu einem Vorreiter im Bereich erneuerbarer Energien zu

machen und den Kohleausstieg bis 2030 zu erreichen. Die PP hingegen setzt

eher auf eine Fortführung der bestehenden Energiepolitik, die auch Atomkraft

und Gebühren für erneuerbare Energieprojekte einschließt.

Die Debatte um den Klimawandel ist in Spanien leidenschaftlich und komplex.

Während die einen eine mutige Umstellung auf erneuerbare Energien

fordern, sehen die anderen die Notwendigkeit, die bestehenden Energieressourcen

zu nutzen, um eine sichere und zuverlässige Energieversorgung zu

gewährleisten.

Letztendlich steht Spanien vor der Herausforderung, einen Weg zu finden,

um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen und gleichzeitig die Bedürfnisse

und Interessen aller Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen.

Die Zukunft des Landes und seine Rolle im globalen Kampf gegen den Klima

wandel hängen von den Entscheidungen und Maßnahmen ab, die von der

Politik und der Gesellschaft gemeinsam getroffen werden.

Elektromobilität

Elektromobilität hat in Spanien einen hohen Stellenwert in der Energieund

Klimapolitik. Die spanische Regierung hat sich das Ziel gesetzt, den

Verkehrssektor zu dekarbonisieren und bis 2050 klimaneutral zu gestalten,

im Einklang mit den Zielen der Europäischen Union. Die Förderung der

Elektromobilität spielt dabei eine zentrale Rolle, um den CO2-Ausstoß zu

reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Bisher verkaufen sich in Spanien vor allem nicht aufladbare Hybride besser

als vollelektrische Fahrzeuge. Laut Angaben des Fahrzeugherstellerverbands

Anfac wurden im Jahr 2022 knapp 243.300 Hybridfahrzeuge ohne Ladeoption

verkauft, während nur etwa 48.200 aufladbare Hybride und knapp

36.500 batterieelektrische Fahrzeuge verkauft wurden. Der Markt für Elektrofahrzeuge

ist noch stark fragmentiert, aber es gibt einige Modelle, die besonders

beliebt sind, wie der Tesla Model 3, der Fiat 500 und der Tesla Model

Y bei den vollelektrischen Pkw.

Ein Grund für die langsamere Verbreitung der Elektromobilität in Spanien

ist der Preisunterschied zu herkömmlichen Fahrzeugen sowie Schwierigkeiten

bei der Nutzung. Die Infrastruktur für das Laden von Elektrofahrzeugen

muss weiter ausgebaut werden, um die Reichweitenangst zu reduzieren und

die Nutzung von Elektrofahrzeugen zu erleichtern. Ende 2021 gab es in Spanien

rund 13.400 öffentlich zugängliche Ladepunkte, aber laut Anfac müsste

diese Zahl etwa verdoppelt werden, um den Bedarf bis 2030 zu decken.

Trotz der Herausforderungen hat die spanische Regierung eine klare Vision

für die Elektromobilität. Der Energie- und Klimaplan der Regierung sieht

vor, bis 2030 einen Fahrzeugpark von 5 Millionen elektrisch betriebenen

Fahrzeugen zu erreichen, darunter 3 Millionen Elektro-Pkw und 2 Millionen

Lieferwagen, Autobusse und Motorräder. Bis 2040 sollen alle neu zugelassenen

Pkw und leichten Nutzfahrzeuge ohne CO2-Ausstoß auskommen.

Um diese Ziele zu erreichen, hat die Regierung das Programm Moves III

ins Leben gerufen, das den Kauf von Elektrofahrzeugen und die Installation

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von Ladepunkten fördert. Mit einem Budget von 1,2 Milliarden Euro wurde

Moves III bis Ende November 2022 von über 90.000 Antragstellern gut angenommen.

Das Programm ist ein wichtiger Schritt, um die Elektromobilität

in Spanien weiter voranzutreiben und das Land zu einem Vorreiter in der

grünen Mobilität zu machen.

Elektromobilität ist nicht nur in den großen Städten, sondern auch in ländlichen

Gebieten möglich. Ein Beispiel dafür ist die Provinz Badajoz, die zu einem

Vorreiter in Elektromobilität geworden ist. Im Rahmen des Programms

Movem wurden hier 6 Millionen Euro für den Kauf von 200 Fahrzeugen

und den Ausbau von öffentlichen Ladestationen investiert. Dies zeigt, dass

Elektromobilität auch außerhalb der Ballungszentren ein Konzept für eine

nachhaltige Mobilität sein kann.

Insgesamt ist Elektromobilität in Spanien auf dem Vormarsch und die spanische

Regierung ist entschlossen, die Transformation hin zu einer klimafreundlichen

Mobilität voranzutreiben. Die Förderung von Elektrofahrzeugen

und der Ausbau der Ladeinfrastruktur sind dabei zentrale Bausteine, um die

klimapolitischen Ziele zu erreichen und Spanien zu einem Vorreiter in der

Elektromobilität zu machen.

Solarenergie

Solarenergie hat in den letzten Jahren in Spanien einen beeindruckenden

Boom im Ausbau erneuerbarer Energien erlebt, insbesondere im Bereich

der Solaranlagen. Die Solarkapazität hat sich innerhalb kurzer Zeit auf rund

19 Gigawatt nahezu vervierfacht. Im Gegensatz dazu verläuft der Ausbau

erneuerbarer Energien in Deutschland langsamer, und es gibt Diskussionen

darüber, wie viel in welche grünen Technologien investiert werden sollte.

Der Erfolg Spaniens beim Ausbau erneuerbarer Energien kann auf eine

klare politische Strategie zurückgeführt werden. Während in Deutschland

verschiedene Optionen und Richtungen debattiert werden, hat Spanien eine

klare politische Vorgabe für den Ausbau erneuerbarer Energien festgelegt.

Diese klare Richtlinie hat es ermöglicht, dass die Solarkapazität in kürzester

Zeit erheblich gesteigert wurde.

Der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien in Spanien ist nicht nur für das

Land selbst von Bedeutung, sondern hat auch potenziell positive Auswirkungen

auf die gesamte Europäische Union. Ein größerer Anteil erneuerbarer

Energien in Spanien könnte dazu beitragen, dass die EU weniger abhängig

von russischem Gas wird und die Energiesicherheit in der Region gestärkt

wird.

Spanien hat die Chance ergriffen, erneuerbare Energien gezielt zu fördern

und als zentralen Bestandteil der Energiepolitik zu etablieren. Die Investitionen

in Solarenergie haben dazu geführt, dass das Land in diesem Bereich

zu einem Vorreiter in Europa geworden ist. Die Nutzung von Sonnenenergie

als saubere und nachhaltige Energiequelle kann nicht nur zur Reduzierung

der CO2-Emissionen beitragen, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen

Brennstoffen verringern und langfristig eine klimafreundliche Energieversorgung

ermöglichen.

Spanien könnte mit seinem Erfolg bei der Solarenergie als Vorbild für andere

EU-Länder dienen, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben

und die gemeinsamen Ziele der EU in Bezug auf Klimaschutz und Energiewende

zu erreichen. Eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in

Europa könnte nicht nur zur Verbesserung der Umwelt beitragen, sondern

auch neue Chancen für Arbeitsplätze und Innovationen schaffen.

Arbeitsmarkt

Die Arbeitsmarktsituation in Spanien ist seit langem ein kontrovers diskutiertes

Thema, das die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des

Landes maßgeblich beeinflusst. Insbesondere für die junge Generation stellt

der Arbeitsmarkt eine Achillesferse dar, da sie mit erheblichen Unsicherheiten

und Herausforderungen konfrontiert ist.

Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Spanierinnen und Spaniern ist ein

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zentrales Problem. Aktuell ist etwa ein Drittel der jungen Bevölkerung in

Spanien arbeitslos, und diejenigen, die eine Anstellung finden, haben häufig

befristete Verträge mit kurzen Laufzeiten. Dies führt zu einer hohen Fluktuation

in Beschäftigungsverhältnissen und einem Mangel an finanzieller

Stabilität.

Die Situation hat gravierende Auswirkungen auf die Lebensplanung und

wirtschaftliche Unabhängigkeit der jungen Menschen. Viele sind gezwungen,

länger bei ihren Eltern zu wohnen, da sie sich aufgrund der unsicheren

Arbeitsverhältnisse kein eigenständiges Leben leisten können. Die damit

einhergehende finanzielle Unsicherheit erschwert es ihnen, wichtige Lebensentscheidungen

zu treffen und langfristige Pläne zu schmieden.

Die jüngsten Bemühungen der Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez

zur Reform des Arbeitsmarkts zielen darauf ab, diese Unsicherheiten

zu reduzieren und die Beschäftigungsbedingungen zu verbessern. Die Arbeitsmarktreform

enthält neue Regelungen für befristete Arbeitsverhältnisse,

die stärker eingeschränkt werden sollen. Zudem sollen Formen der dualen

Ausbildung gefördert werden, um die berufliche Qualifizierung junger Menschen

zu verbessern. Auch das Eindämmen von Tarifvertragsumgehungen

durch Outsourcing-Maßnahmen steht auf der Agenda.

Die Effekte dieser Reform sind jedoch noch nicht abschließend zu bewerten.

Während die Regierung von einer Rekordanzahl an unbefristeten Verträgen

berichtet, bleibt abzuwarten, ob die Reform langfristig zu einer nachhaltigen

Verbesserung der Arbeitsmarktsituation führen wird. Experten betonen,

dass die langfristigen Auswirkungen erst im Laufe des Jahres sichtbar

werden dürften.

Vier-Tage-Woche

Die Arbeitsmarktlandschaft in Spanien befindet sich im Wandel, und die

Einführung einer vielversprechenden Initiative zur Vier-Tage-Woche

bei vollem Lohnausgleich zeigt deutlich das Bestreben, die Work-Life-Balance

der Arbeitnehmer zu verbessern. Immer mehr Menschen in Spanien,

insbesondere jüngere Arbeitnehmer, begrüßen die Idee einer kürzeren Arbeitswoche,

da sie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglicht.

Die Regierung in Madrid hat beschlossen, diesen innovativen Vorschlag zu

testen, indem sie finanzielle Unterstützung für Unternehmen mit weniger als

250 Beschäftigten bereitstellt. Für den Versuch wurden insgesamt 9,6 Millionen

Euro reserviert, und interessierte Unternehmen haben einen Monat

Zeit, sich zu bewerben. Diese Testphase bietet eine einzigartige Möglichkeit,

die Machbarkeit und Auswirkungen einer Vier-Tage-Woche in der Praxis zu

evaluieren.

Die Einführung einer Vier-Tage-Woche würde bedeuten, dass Arbeitnehmer

anstatt der üblichen fünf Tage nur vier Tage pro Woche arbeiten, wobei

sie den vollen Lohnausgleich erhalten. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen,

den Arbeitsstress zu reduzieren, die Produktivität zu steigern und die

Lebensqualität der Beschäftigten zu erhöhen. Eine verbesserte Work-Life-

Balance ist insbesondere in Zeiten zunehmender Arbeitsanforderungen und

-belastungen von großer Bedeutung.

Die Initiative verdeutlicht auch, dass sich die Arbeitswelt im Umbruch befindet

und Arbeitnehmer verstärkt nach flexibleren Arbeitszeitmodellen und

-bedingungen suchen. Die Einführung der Vier-Tage-Woche könnte daher

nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen Ländern als wegweisendes

Experiment dienen, um die Arbeitskultur zu modernisieren und den Bedürfnissen

der Arbeitnehmer gerecht zu werden.Obwohl der Testlauf zunächst

nur für Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten geplant ist, könnte

der Erfolg und die Akzeptanz der Vier-Tage-Woche möglicherweise dazu

führen, dass diese Idee in Zukunft auf eine breitere Palette von Unternehmen

und Branchen ausgedehnt wird.

Insgesamt zeigt sich Spanien mit diesem Vorstoß als Vorreiter in Richtung

einer modernen und zukunftsorientierten Arbeitskultur, die den Arbeitsmarkt

an die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeitnehmer anpasst und eine

gesündere, flexiblere und produktivere Arbeitsumgebung schafft.

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Der Testlauf der Vier-Tage-Woche ist zweifellos ein bedeutender Schritt auf

dem Weg zu einer Arbeitswelt, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Insgesamt bleibt die Arbeitsmarktsituation in Spanien jedoch eine Herausforderung,

die eine umfassende und nachhaltige Lösung erfordert.

Die Sicherung von stabilen Beschäftigungsverhältnissen und wirtschaftlicher

Unabhängigkeit für die junge Generation ist ein zentrales Anliegen,

das nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessert, sondern auch

langfristige positive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben kann.

Es bedarf weiterer Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, um die Arbeitsmarktbedingungen

in Spanien nachhaltig zu verbessern und jungen Menschen

eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten.

Bewertung der Wirtschaftspolitik

Spaniens Wirtschaft erlebt ein bemerkenswertes Wachstum von 2,5 Prozent,

während der Durchschnitt des Euro-Raums bei lediglich 0,9 Prozent liegt.

Diese Differenz zeigt, dass die politischen Maßnahmen der spanischen Sozialdemokraten

unter der Führung von Ministerpräsident Pedro Sánchez

positive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben könnten.

Ein Faktor, der zu diesem schnellen Wachstum beigetragen hat, ist die Arbeitsmarktreform.

Indem sie die Arbeitsgesetze gelockert und den Einstieg in

den Arbeitsmarkt erleichtert haben, versuchen die spanischen Behörden, die

Beschäftigungsquote zu erhöhen. Flexiblere Arbeitsbedingungen könnten

Unternehmen dazu ermutigen, mehr Mitarbeiter einzustellen und somit das

Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Ein weiterer Aspekt ist die Anhebung der Mindestlöhne. Durch die Erhöhung

des Mindestlohns möchte die Regierung das Einkommen der Arbeitnehmer

steigern und gleichzeitig den Binnenkonsum ankurbeln. Ein höherer Mindestlohn

kann dazu führen, dass die Verbraucher mehr Geld ausgeben und

somit die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt. Dies könnte

sich positiv auf die Wirtschaft auswirken.

Trotz dieser positiven Aussichten birgt das schnelle Wirtschaftswachstum

auch Risiken. Eine der besorgniserregenden Folgen ist die steigende Staatsverschuldung.

Um das Wachstum zu unterstützen, hat die Regierung

möglicherweise höhere Ausgaben und Investitionen getätigt. Dies kann

jedoch zu einem Anstieg der öffentlichen Schulden führen, wenn die Einnahmen

nicht mit den Ausgaben Schritt halten.

Eine erhöhte Staatsverschuldung kann langfristig zu finanziellen Herausforderungen

führen, da die Regierung mehr Geld für den Schuldendienst

aufbringen muss, was die Möglichkeiten für andere Investitionen und Sozialprogramme

einschränken könnte.

Zusätzlich besteht die Gefahr steigender Zinsen. Wenn die internationalen

Gläubiger Bedenken hinsichtlich der Schuldenlast Spaniens haben, könnten

sie höhere Zinsen für die Kredite verlangen. Dies würde die Schuldentilgung

erschweren und das Land vor finanzielle Schwierigkeiten stellen.

Um diese potenziellen Probleme anzugehen, muss die Regierung ein ausgewogenes

und nachhaltiges Wirtschaftswachstum anstreben. Dies könnte

bedeuten, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Staatsausgaben

zu kontrollieren und effiziente Steuerpolitiken umzusetzen, um die Einnahmen

zu steigern.

Auch die Förderung von langfristigen Investitionen und die Diversifizierung

der Wirtschaft könnten helfen, die Abhängigkeit von bestimmten Sektoren

zu verringern und die wirtschaftliche Resilienz zu stärken.

Insgesamt ist das schnelle Wirtschaftswachstum Spaniens ein vielversprechendes

Zeichen für die positive Wirkung der politischen Maßnahmen. Allerdings

muss die Regierung die langfristigen Auswirkungen auf die Staatsverschuldung

und die finanzielle Stabilität sorgfältig im Blick behalten, um eine

nachhaltige und stabile Wirtschaftsentwicklung sicherzustellen.

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Politische Herausforderungen

In Spanien sind sechs Parteien oder Parteienbündnisse im Parlament vertreten

und landesweit aktiv: Die sozialdemokratische Spanische Sozialistische

Arbeiterpartei (Partido Socialista Obrero Español, PSOE), die konservative

Volkspartei (Partido Popular, PP), die rechtsnationale VOX, das linke Bündnis

Unidas Podemos (bestehend aus Podemos und Izquierda Unida), die liberale

Ciudadanos (C’s) und die links-ökologische Más País. Zusätzlich spielen

regionale Parteien aufgrund der verschiedenen Nationalitäten innerhalb

Spaniens eine wichtige Rolle.

Bis Mitte der 1980er Jahre blieb die spanische Parteienlandschaft über drei

Jahrzehnte hinweg bemerkenswert stabil, im Gegensatz beispielsweise zur

Situation in Italien. Jedoch änderte sich dies mit den Europawahlen 2014

und den Regional- und Kommunalwahlen im Mai 2015. Neben den bereits

etablierten Parteien PSOE, PP, IU und UPyD traten die neue Linkspartei Podemos

sowie die bisher vorwiegend in Katalonien präsente Partei Ciudadanos

(C’s) und später VOX (bei den spanischen Parlamentswahlen im April

2019) auf landesweiter Ebene in Erscheinung.

Vox wurde als Reaktion auf die politische Entwicklung in Spanien gegründet

und erlangte in den letzten Jahren zunehmende Popularität. In der Vergangenheit

war Spanien von einem Zwei-Parteien-System geprägt, in dem

die konservative Volkspartei (PP) und die sozialistische Partei (PSOE) die

politische Landschaft dominierten. Dies änderte sich jedoch mit dem Aufkommen

von Vox im Jahr 2013 und der Herausbildung populistischer rechter

Strömungen in Europa.

Vox hat es geschafft, eine gewisse Unterstützung in Teilen der spanischen

Bevölkerung zu gewinnen, die unzufrieden mit den etablierten Parteien war.

Besonders in konservativen Regionen wie Madrid fand Vox Anklang bei

Wählern, die die PP als nicht rechtsgerichtet genug empfanden. Die Partei

hat ihre populistische Agenda genutzt, um sich als Stimme des “Volkes” zu

präsentieren und Themen wie Immigration, nationale Identität und Souveränität

zu betonen.

Nach den Regionalwahlen im Juli 2023 zeichnet sich ab, dass die konservative

PP nicht die absolute Mehrheit erreichen wird. Somit müssen Koalitionspartner

gefunden werden, um eine Regierung zu bilden. Obwohl die PP in

der Vergangenheit angekündigt hatte, nicht mit Vox zusammenzuarbeiten,

scheint sie jetzt zunehmend bereit zu sein, die Unterstützung von Vox zu

akzeptieren, um eine Regierung zu bilden.

Die Möglichkeit einer Koalition mit Vox birgt jedoch Risiken für die PP. Vox

vertritt radikale Ansichten, leugnet die Existenz geschlechtsbasierter Gewalt

und möchte den Begriff “Gewalt gegen Frauen” aus offiziellen Mitteilungen

streichen. Eine Zusammenarbeit mit einer solchen Partei könnte zu einem

Imageverlust führen und die politische Landschaft in Spanien weiter polarisieren.

Die Parlamentswahl in Spanien am 23. Juli 2023 hat das Land vor Augen

geführt, wie tief die politische Spaltung in der Gesellschaft verankert ist. Der

Wahlkampf wurde von einer immer aggressiveren Rhetorik zwischen den

politischen Lagern geprägt, wobei Gegner niedergebrüllt und Diskussionen

immer mehr von persönlichen Angriffen überschattet wurden. Diese zunehmende

Polarisierung hat das demokratische Miteinander in Spanien auf

eine harte Probe gestellt und verdeutlicht, dass das Land nicht immun gegen

rechtspopulistische Ideen ist.

Bis vor Kurzem sah sich Spanien oft als “Insel der Glückseligen” gegenüber

dem Rechtspopulismus, da das kollektive Gedächtnis der Franco-Diktatur

Widerstand gegen extremistische Ideen suggerierte. Doch mit dem Aufstieg

der rechtspopulistischen Partei Vox änderte sich das Bild. Vox gelang

es, sich aus dem Schatten zu lösen und in die politische Arena einzutreten.

2018 zog die Partei mit elf Prozent der Stimmen ins Regionalparlament von

Andalusien ein und erwies sich als möglicher Koalitionspartner für andere

rechtskonservative Parteien.

Die Volkspartei (PP), eine etablierte konservative Partei, hat dabei von Vox

gelernt und sich deren aggressiver Taktiken bedient, um ihre politische

Agenda voranzutreiben. Während des Wahlkampfs für die vorgezogene

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Alexander Gresbek

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Parlamentswahl nutzte die PP beispielsweise die Briefwahl, um Zweifel

am demokratischen Prozess zu säen. Die spanische Post (Correos) musste

sich gegen Anschuldigungen des konservativen Spitzenkandidaten Alberto

Núñez Feijóo verteidigen, dass das Briefwahlverfahren in Spanien nicht sicher

sei. Diese Methode zielte darauf ab, Misstrauen gegenüber demokratischen

Institutionen zu schüren und die Stimmung im Land weiter anzuheizen.

Ein weiteres Beispiel ist der Wahltag selbst. Als aufgrund eines Tunnelbrandes

vorübergehend keine Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Valencia

und Madrid verkehrten, deuteten Stimmen aus der PP einen Zusammenhang

mit der Wahl an, um die Regierung in Misskredit zu bringen und das

Vertrauen in den demokratischen Prozess zu erschüttern.

Allerdings ist die Linke ebenfalls nicht frei von Schuld an der Verschärfung

der politischen Polarisierung. Ministerpräsident Pedro Sánchez verweigerte

Gespräche mit vermeintlich konservativen Medien, und sein Koalitionspartner

Unidas Podemos ging mit Kritikern oft rücksichtslos und beleidigend

um, indem sie sie mit diffamierenden Begriffen wie “Nazi”, “Faschist” oder

“Macho” bezeichneten. Diese Art des Diskurses und die fehlende Bereitschaft

zum Dialog trugen dazu bei, dass die politische Spaltung auf die gesamte

Gesellschaft übergriff und das Miteinander ins Wanken geriet.

Besonders bedenklich ist das gezielte Säen von Zweifeln an demokratischen

Institutionen und Prozessen, da dies langfristig die liberale Demokratie gefährden

kann. Diskurse werden vergiftet, Menschen verunsichert und das

Vertrauen in die demokratischen Grundwerte untergraben. Es ist entscheidend,

dass die demokratischen Kräfte in Spanien erkennen, welche Gefahren

in diesem Verhalten liegen, und einen konstruktiveren Weg einschlagen, um

das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die demokratischen Institutionen

wiederherzustellen.

Europas Christdemokraten sollten aus den Entwicklungen in Spanien lernen

und aufhören, Methoden rechtspopulistischer Kräfte zu kopieren. Stattdessen

müssen sie sich als verantwortungsbewusste demokratische Konservative

präsentieren und sich gegen rechtsextreme Tendenzen entschieden zur

Wehr setzen. Nur so können sie langfristig ihre Position als tragende Säule

der Demokratie in Europa behaupten und den extremistischen Kräften erfolgreich

entgegentreten.

Die demokratischen Parteien in Spanien müssen aus dem politischen Patt

bei der Wahl die richtigen Lehren ziehen. Es ist dringend erforderlich, den

respektvollen Dialog wiederherzustellen und eine Kultur des Miteinanders

zu fördern. Die Politik lebt von Kompromissen, Verhandlungen und dem

Versuch, zu überzeugen, anstatt ideologische Fronten aufzubauen und die

Position des politischen Gegners zu dämonisieren.

Spanien braucht eine Politik der Zusammenarbeit und des Austauschs,

um die politische Spaltung zu überwinden und eine stabile Regierung zu

bilden. Die demokratischen Kräfte sollten sich darauf konzentrieren, die

Bedürfnisse der Wählerinnen und Wähler ernst zu nehmen, die politische

Agenda zu verfeinern und konstruktive Lösungen für die Herausforderungen

des Landes zu finden. Nur durch ein gemeinsames Engagement für die

demokratischen Grundwerte kann Spanien die politische Spaltung überwinden

und eine geeinte, starke Gesellschaft aufbauen.

Ein möglicher Rechtsruck und die Beteiligung von Vox an der Regierung

könnten auch internationale Auswirkungen haben. Spanien spielt eine wichtige

Rolle in der Europäischen Union und hat derzeit die EU-Präsidentschaft

inne. Die EU ist mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, und Spaniens

Rolle als “Goldene Präsidentschaft” ist von großer Bedeutung.

Es wird entscheidend sein, wie die PP in einer Koalition mit Vox in Fragen

der Außenpolitik agieren wird. Wenn die PP in der Lage ist, die Kontrolle

über die Außenpolitik zu behalten und eine einheitliche Linie mit der PSOE

beizubehalten, könnte sich Spaniens Image in der Welt nicht wesentlich ändern.

Allerdings besteht die Gefahr, dass interne Meinungsverschiedenheiten

die Effizienz und Glaubwürdigkeit der spanischen Regierung beeinträchtigen

könnten.

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Kurz Erklärt: Populisten im Vormarsch

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als Präsident der Vereinigten

Staaten im Jahr 2017 hat sich eine bemerkenswerte Entwicklung in der

politischen Parteienlandschaft weltweit vollzogen. Der rechtsgerichtete Populismus

erlebte einen Aufschwung, während populistische Führer und autokratische

Politiker zunehmend an Beliebtheit gewinnen. Diese Bewegung

hat nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Teilen der Welt spürbare

Auswirkungen gezeigt. Einige der bekanntesten Beispiele sind Jair Bolsonaro

in Brasilien, Marine Le Pen in Frankreich und die Alternative für Deutschland

(AfD) in Europa.

Donald Trump und der Aufstieg des rechtsgerichteten Populismus

Donald Trump trat sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten mit

einer populistischen Rhetorik und einer "America First"-Agenda an. Seine

Kampagne stützte sich auf nationalistische, anti-immigrantische und protektionistische

Standpunkte, die bei vielen Menschen auf Resonanz stießen.

Trump versprach, die Interessen des "einfachen Volkes" zu vertreten und

versuchte, eine vermeintliche Elite und das politische Establishment zu

bekämpfen.

Während seiner Amtszeit wurden Themen wie Einwanderung, Handel und

internationale Zusammenarbeit zum Zentrum der politischen Debatte.

Trumps polarisierender Stil und seine populistische Agenda spalteten die

amerikanische Gesellschaft und führten zu einer tiefen Polarisierung.

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Jair Bolsonaro in Brasilien: Der "Trump der Tropen"

Jair Bolsonaro, der ehemalige Militärkapitän und Kongressabgeordnete,

wurde 2018 zum Präsidenten von Brasilien gewählt und wird oft als der

"Trump der Tropen" bezeichnet. Bolsonaro stützt sich auf eine rechtsgerichtete

Plattform, die auf Law-and-Order-Politik, Wirtschaftsliberalismus

und eine harte Hand gegen Kriminalität und Korruption setzt.

Seine populistische Rhetorik und kontroverse Aussagen haben ihm eine

treue Anhängerschaft eingebracht, während er gleichzeitig starke Kritik von

Menschenrechtsaktivisten, Umweltschützern und der internationalen Gemeinschaft

erfahren hat. Bolsonaros Regierung steht in der Kritik wegen

ihrer Politik gegen indigene Völker und Umweltschutzmaßnahmen im Amazonasgebiet.

Marine Le Pen und der Aufstieg des Rechtspopulismus in Frankreich

Marine Le Pen, die Vorsitzende der französischen Partei Rassemblement National

(ehemals Front National), ist eine prominente Vertreterin des rechtspopulistischen

Spektrums in Europa. Sie verfolgt eine anti-europäische, anti-immigrantische

Agenda und betont den Schutz nationaler Identität und

Souveränität.

Obwohl Le Pen bei der Präsidentschaftswahl 2017 nicht erfolgreich war, hat

sie ihre Position in der französischen Politik gefestigt und ihre Partei gewinnt

an Zustimmung. Die Zunahme der Unterstützung für rechtspopulistische

Bewegungen hat das politische Klima in Frankreich geprägt und die traditionellen

Parteien herausgefordert.

Die Alternative für Deutschland (AfD) in Deutschland

Die Alternative für Deutschland (AfD) ist eine rechtspopulistische Partei in

Deutschland, die seit ihrer Gründung im Jahr 2013 starken Zulauf erhalten

hat. Die AfD hat sich vor allem gegen die deutsche Einwanderungspolitik

und die Europäische Union ausgesprochen.

Die Partei nutzt anti-immigrantische und nationalistische Rhetorik, um Unterstützung

zu gewinnen und hat sich als führende Oppositionskraft etabliert.

Ihr Erfolg bei den Landtagswahlen und der Einzug in den Bundestag haben

die deutsche Politik grundlegend verändert und zu einer erhöhten Polarisierung

beigetragen.

Auswirkungen des Rechtsrucks:

Der Aufstieg des rechtsgerichteten Populismus hat zu einer zunehmenden

Polarisierung und Spaltung der Gesellschaften geführt. Populistische Führer

und autokratische Politiker haben oft einfache Lösungen für komplexe Probleme

versprochen und dabei Feindbilder geschaffen, um Unterstützung zu

gewinnen.

Diese Entwicklung hat auch die internationale Zusammenarbeit und das

Vertrauen in demokratische Institutionen beeinträchtigt. Die Politik der

Abschottung, nationalistische Tendenzen und die Ablehnung multilateraler

Zusammenarbeit haben zu Spannungen zwischen Ländern geführt und internationale

Beziehungen belastet.

Fazit:

Der Aufstieg des rechtsgerichteten Populismus und die Beliebtheit von populistischen

und autokratischen Führern wie Donald Trump, Jair Bolsonaro,

Marine Le Pen und der AfD haben die politische Landschaft weltweit

verändert. Die Zunahme nationalistischer und anti-immigrantischer Standpunkte

hat zu einer tiefen Polarisierung und Spaltung der Gesellschaften geführt.

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Zukunft der Demokratie,

internationale Beziehungen und die Bewältigung globaler Herausforderungen

sind von großer Bedeutung und bleiben Gegenstand intensiver Debatten.

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Teil 4

Spanien als

Auswanderungsziel

• Spanien Für Auswanderer

• Entscheidungshilfe

• Vergleich zwischen Deutschland und Spanien

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Alexander Gresbek

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Spanien Für Auswanderer

Spanien ist seit langem ein beliebtes Ziel für deutsche Auswanderer, und

die Anzahl derjenigen, die ihren Wohnsitz auf die iberische Halbinsel verlegen,

wächst stetig. Jährlich sind es im Schnitt rund 6000 Bundesbürger, die

den Schritt wagen und nach Spanien ziehen. Insbesondere auf den Balearen,

allen voran Mallorca, haben sich viele Deutsche niedergelassen, wodurch

sich eine lebendige deutsche Gemeinschaft auf der Insel gebildet hat.

und kostengünstig per Flugzeug erreichbar, was Besuche bei Familie und

Freunden erleichtert.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen beim Auswandern nach Spanien.

Doch auch andere Regionen Spaniens, wie die Costa del Sol, Valencia oder

die Kanarischen Inseln, sind bei deutschen Auswanderern sehr beliebt.

Ein großer Anreiz für deutsche Auswanderer ist zweifelsohne das angenehme

Klima und die Lebensqualität in Spanien. Die mediterrane Lebensweise, mit

viel Sonne, gutem Essen und dem entspannten Lebensrhythmus, spricht

viele Menschen an. Die schönen Strände, das Meer und die Natur machen

Spanien zu einem attraktiven Ort zum Leben.

Ein weiterer Pluspunkt ist die bezahlbare Lebenshaltung in Spanien. Die

Durchschnittsgehälter liegen tendenziell unter denen in Deutschland, was

das Leben dort für deutsche Auswanderer finanziell erschwinglich machen

kann. Zudem sind die Miet- und Immobilienpreise in vielen Regionen

Spaniens im Vergleich zu deutschen Großstädten oft deutlich niedriger, was

die Möglichkeit bietet, ein eigenes Haus oder eine Wohnung zu einem erschwinglichen

Preis zu erwerben.

Der Umzug nach Spanien gestaltet sich für deutsche Auswanderer vergleichsweise

unkompliziert. Dank der EU-Mitgliedschaft Spaniens können

EU-Bürger ihren Wohnsitz frei wählen und sich ohne allzu große

bürokratische Hürden in Spanien niederlassen. Ein gültiger Personalausweis

oder Reisepass genügt in der Regel, um sich offiziell in Spanien anzumelden.

Zudem spielt die Nähe zu Deutschland und die gute Erreichbarkeit eine

wichtige Rolle. Die meisten deutschen Städte sind von Spanien aus schnell

Sprachbarrieren können anfangs eine Hürde darstellen, aber viele Deutsche

lernen schnell die spanische Sprache, insbesondere in den Regionen mit

einer starken deutschen Gemeinschaft. Auch kulturelle Unterschiede und

bürokratische Aufgaben sollten nicht unterschätzt werden, doch mit einer

guten Vorbereitung und Offenheit für das neue Lebensumfeld können diese

Herausforderungen gemeistert werden.

Alles in allem bietet Spanien deutschen Auswanderern ein ansprechendes

Gesamtpaket aus Lebensqualität, angenehmem Klima, bezahlbarem Lebensstandard

und guter Erreichbarkeit von Deutschland aus. Diese Kombination

macht Spanien zu einem der beliebtesten Auswanderungsziele für deutsche

Staatsangehörige.

Für potentielle Auswanderer möchten wir Ihnen Alexander Gresbeks Buch:

“Von Deutschland nach Spanien: Ihre Reise in ein neues Leben: Tipps für

Aussteiger, Umsteiger oder Ruheständler” (ISBN 979-8376009239) ans Herz

legen. Das Buch ist auch als eBook und Hardcover erhältlich.

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Entscheidungshilfe

Im Vergleich zwischen Deutschland und Spanien zeigen sich einige

bemerkenswerte Unterschiede, die bei der Entscheidung für eine potenzielle

Wahlheimat berücksichtigt werden sollten. Eine Entscheidungshilfe

ob Spanien als Auswanderungsland in Betracht kommt und wie es im

Vergleich zu anderen Ländern abschneidet bietet die Seite: “https://www.

laenderdaten.info/”

Der erste Themenbereich ist die "Wirtschaftliche und politische Stabilität".

Hier werden Indikatoren für die mittel- bis langfristige Stabilität eines Landes

berücksichtigt. Dazu gehören die politische Stabilität und die Effektivität

der Regierung, die durch das Projekt "Worldwide Governance Indicators"

der World Bank ermittelt werden. Ebenfalls einbezogen werden die Inflationsrate,

Regierungsschulden, Haushaltsdefizite und die Arbeitslosenquote

als Faktoren, die die wirtschaftliche Stabilität beeinflussen.

Im Bereich "Rechtssystem und Bürgerrechte" werden die Einhaltung des

"Rule Of Law" und die regulatorische Qualität der Regierung bewertet.

Zudem fließen demokratische Mitsprachemöglichkeiten der Bevölkerung

und der Korruptionsindex von Transparency.org mit ein.

Der Gesundheitssektor wird unter dem Themenbereich "Gesundheitswesen"

betrachtet. Hier spielt die durchschnittliche Lebenserwartung die entscheidende

Rolle, die von weiteren Faktoren wie Ernährungsgewohnheiten,

Trinkwasserversorgung, Anzahl der Ärzte und Krankenhausbetten in Relation

zur Einwohnerzahl begleitet wird.

Die Sicherheit eines Landes wird im Themenbereich "Sicherheit" bewertet.

Der Global Peace Index des Institute for Economics & Peace ist hierbei ein

entscheidender Faktor, der die allgemeine Sicherheit und Stabilität eines

Landes widerspiegelt. Zudem werden Mordraten, Gewaltverbrechen und

Angaben zu Vertriebenen und Kriegen berücksichtigt.

Quelle: https://www.laenderdaten.info/

Unter dem Reiter "Lebensqualität im Vergleich" befindet sich ein Ranking,

das auf einer umfassenden Bewertung von 35 Faktoren basiert, die in 7 Themenbereiche

unterteilt wurden. Die Gewichtung der Faktoren kann individuell

angepasst werden, um ein ganzheitliches Bild der Lebensqualität in

verschiedenen Ländern zu ermitteln. Die Daten für die Bewertung stammen

aus verschiedenen Quellen und Studien.

Das "Klima" eines Landes hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Lebensqualität.

Es werden verschiedene Studien herangezogen, die ein optimales

Klima mit bestimmten Temperatur- und Regenwerten definieren, um die

Bewertung vorzunehmen.

Im Bereich "Kosten und Ausgaben" werden die nationalen Lebenshaltungskosten

als Hauptfaktor für die finanzielle Tragfähigkeit eines Landes betrachtet.

Das Jahreseinkommen wird in Bezug zu den Lebenshaltungskosten

gesetzt, und die maximalen Unternehmens- und Einkommensteuersätze

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Alexander Gresbek

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werden berücksichtigt. Zudem fließt der Ease of Doing Business Index der

Weltbank in die Bewertung mit ein.

Schließlich wird auch die "Popularität" eines Landes als subjektiver Faktor

betrachtet. Die allgemeine Migrationsrate, die Anzahl der ausländischen

Touristen und der World Happiness Report der Vereinten Nationen werden

hier als Indikatoren für die Beliebtheit eines Landes herangezogen. Die

Flüchtlingssituation wird ebenfalls berücksichtigt.

Das Ranking unter dem Reiter "Lebensqualität im Vergleich" ermöglicht es,

die verschiedenen Faktoren, die die Lebensqualität in einem Land beeinflussen,

zu vergleichen und eine ganzheitliche Einschätzung der Lebensbedingungen

in verschiedenen Ländern zu erhalten. Es ist wichtig zu beachten,

dass die Gewichtung der Faktoren individuell angepasst werden kann, um

Vergleich zwischen Deutschland und Spanien

Basierend auf “laenderdaten.imfo” ergibt sich folgender Vergleich

zwischen Deutschland und Spanien.

Aspekt Deutschland Spanien

Politische Stabilität Hoch Gemäßigt

Gesundheitssystem Gut Gut

Sicherheit Hoch Hoch

Klima Gemäßigt Mediterran

Lebenshaltungskosten Hoch Niedrig

Beliebtheit Beliebt Beliebt

Quelle: https://www.laenderdaten.info/

Deutschland punktet mit seiner politischen Stabilität und dem gut organisierten

Gesellschaftssystem. Die langjährige demokratische Tradition und die

starke Wirtschaft tragen zu einem hohen Grad an Stabilität bei. Die Achtung

der Bürgerrechte und individuellen Freiheiten wird in Deutschland hoch

geschätzt, was das Land zu einem attraktiven Ziel für viele macht.

Spanien erreicht ebenfalls solide Bewertungen in den meisten Kategorien,

zeigt jedoch einige Herausforderungen in puncto politische Stabilität auf.

Regional bedingte Unabhängigkeitsbestrebungen haben in der Vergangenheit

zu Unsicherheiten geführt. Dennoch bleibt Spanien ein beliebtes Reiseziel,

vor allem dank seines angenehmen mediterranen Klimas und seiner

entspannten Lebensweise.

Im Bereich der Gesundheitssysteme erzielen sowohl Deutschland als auch

Spanien gute Bewertungen. Deutschland wird für sein hochwertiges und für

alle zugängliches Gesundheitssystem gelobt. Spanien verfügt ebenfalls über

eine gute medizinische Versorgung, wobei regionale Unterschiede hier eine

Rolle spielen könnten.

Die Sicherheit ist sowohl in Deutschland als auch in Spanien vergleichsweise

hoch, wobei beide Länder niedrige Kriminalitätsraten aufweisen. Diese Sicherheit

trägt dazu bei, dass beide Länder sowohl für Touristen als auch für

Auswanderer attraktiv sind.

Ein großer Unterschied besteht im Klima. Spanien profitiert von seinem

milden mediterranen Klima mit angenehmen Wintern und warmen Sommern,

während Deutschland ein gemäßigtes Klima mit kälteren Wintern

und moderaten Sommern hat.

Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für eine Wahlheimat sind die

Lebenshaltungskosten. In diesem Punkt schneidet Spanien besser ab, da die

Preise für Waren und Dienstleistungen im Allgemeinen niedriger sind als in

Deutschland. Dies macht Spanien besonders attraktiv für diejenigen, die e

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Im Vergleich zwischen Deutschland und Spanien bezüglich der Lebenshaltungskosten

zeigt sich, dass beide Länder ihre Vorzüge haben. Deutschland

hat tendenziell höhere Lebenshaltungskosten, aber auch eine höhere

Kaufkraft, wodurch den Menschen mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Spanien hingegen bietet niedrigere Lebenshaltungskosten, aber auch

eine geringere durchschnittliche Kaufkraft.

Die Entscheidung für eine der beiden Länder als potenzielle Wahlheimat

hängt jedoch von vielen individuellen Faktoren ab. Neben den Lebenshaltungskosten

spielen auch andere Aspekte wie die medizinische Versorgung,

politische Stabilität, Bildungssystem und kulturelle Vorlieben eine wichtige

Rolle. Beide Länder haben ihre einzigartigen kulturellen und sozialen Merkmale,

die für verschiedene Menschen attraktiv sein können. Der Lebenshaltungskosten-Index

für Spanien beträgt 88,7, was bedeutet, dass die üblichen

Kosten des täglichen Bedarfs in Spanien um etwa 11,3 Prozent geringer sind

als in Deutschland, das als Basis mit einem Index von 100 gesetzt wurde.

Das durchschnittliche Monatseinkommen in Spanien beträgt 2.092 Euro. Im

Vergleich dazu liegt das Monatseinkommen in Deutschland bei 3.640 Euro.

Der Kaufkraft-Index für Spanien beträgt 64,8, was darauf hinweist, dass die

Bevölkerung in Spanien weniger wohlhabend ist als die in Deutschland, wo

der Kaufkraft-Index 100 beträgt.

Die höheren Lebenshaltungskosten in Deutschland im Vergleich zu Spanien

erklären sich durch verschiedene Faktoren wie höhere Mieten, Lebensmittel-

und Energiepreise sowie allgemein höhere Ausgaben für den täglichen

Bedarf. Spanien verzeichnet jedoch auch ein niedrigeres durchschnittliches

Monatseinkommen, was die Kaufkraft der Bevölkerung beeinflusst.

Trotz der geringeren Lebenshaltungskosten in Spanien sind die Menschen

in Deutschland aufgrund ihres höheren Durchschnittseinkommens in der

Lage, sich insgesamt mehr leisten zu können. Der Kaufkraft-Index von 64,8

bedeutet, dass die durchschnittliche Person in Spanien etwa 35,2 Prozent

weniger Kaufkraft hat als eine Person in Deutschland.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen auf Durchschnittswerten basieren

und individuelle Lebenshaltungskosten und Kaufkraft variieren

können. Regionale Unterschiede innerhalb eines Landes und persönliche

finanzielle Situationen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Beurteilung der

tatsächlichen Lebenshaltungskosten und Kaufkraft der Bevölkerung.

Die Entscheidung zwischen Deutschland und Spanien als Wahlheimat hängt

von individuellen Prioritäten und Lebenszielen ab. Beide Länder haben ihre

eigenen Vorzüge und bieten eine hohe Lebensqualität, die unterschiedliche

Bedürfnisse ansprechen.

Deutschland zieht Menschen an, die wirtschaftliche Möglichkeiten und

eine starke Wirtschaft schätzen. Das Land ist bekannt für seine vielfältigen

kulturellen Angebote und Bildungsmöglichkeiten. Die politische Stabilität

und die exzellente Gesundheitsversorgung machen Deutschland zu einem

attraktiven Ziel für diejenigen, die auf Sicherheit und gute medizinische

Betreuung Wert legen.

Auf der anderen Seite lockt Spanien mit seinem entspannten Lebensstil, den

malerischen Stränden und dem mediterranen Flair. Das angenehme Klima

und die niedrigeren Lebenshaltungskosten machen Spanien besonders

für Menschen attraktiv, die ein kostengünstigeres Leben wünschen und die

Vorzüge einer entspannten Lebensweise genießen möchten.

Beide Länder sind bei Menschen aus aller Welt beliebt und bieten jeweils

einzigartige Vorzüge. Letztendlich sollte die Wahl zwischen Deutschland

und Spanien gut überlegt sein und von den individuellen Bedürfnissen,

Präferenzen und Lebenszielen abhängen.

Die Entscheidung für ein Land als Wahlheimat ist eine persönliche und

wichtige Lebensentscheidung, die sorgfältig abgewogen werden sollte, um

das bestmögliche Umfeld für ein erfülltes Leben zu finden.

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Alexander Gresbek

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Alexander Gresbek

Alexander Gresbek

Über den Autor

Alexander Gresbek, geboren im Jahr

1965, ist ein renommierter Author

und Fotograf, der in London, Großbritannien,

seinen Ursprung hat. Seine

künstlerische Reise begann bereits in

jungen Jahren, als er seine Leidenschaft

für Fotografie entdeckte. Nach dem

Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre

mit Schwerpunkt

Marketing und Außenhandel entschied

sich Alexander jedoch zunächst für

eine Karriere als Manger im Bereich der

Logistik.

Trotz seines Erfolgs in der Geschäftswelt

blieb Alexanders künstlerischer Geist

immer lebendig. Seine Leidenschaft für

die Fotografie führte dazu, dass er in

seiner Freizeit zahlreiche Reisen unternahm,

um faszinierende Orte und Menschen

auf der ganzen Welt einzufangen.

Die Kamera wurde zu seinem ständigen

Begleiter, mit der er die Schönheit und

Vielfalt der Welt festhielt.

Im Jahr 2018 entschied Alexander, seinem

kreativen Ruf zu folgen und seinen

Lebensmittelpunkt zu verändern.

Zusammen mit seiner Frau Anuschka

zog er an die sonnenverwöhnte Costa

Blanca in Spanien. Hier fand er die Inspiration

und den Frieden, um sich ganz der

Kunst und Fotografie zu widmen. Das

mediterrane Lebensgefühl und

die atemberaubende Schönheit

der spanischen Landschaften

wurden zu seiner neuen Quelle

der Inspiration.

Als Autor und Fotograf hat Alexander

Gresbek seitdem eine

Vielzahl von beeindruckenden

Werken geschaffen.

Durch seine Bücher möchte

Alexander die Schönheit und

Vielfalt der Welt teilen und Menschen

dazu ermutigen, neue

Orte zu entdecken und die kleinen

Details des Lebens zu schätzen.

Weitere Bücher

Kultur- und Reiseführer zu Spaniens Kunst- und Kulturschätzen von Alexander

Gresbek

Von Kim Wodtke, CBN

Spanien ist nicht nur für Strandurlauber, sondern auch für alle Kulturinteressierten

einen Besuch wert. Wer jedoch nicht weiß, wo die Kultur Spaniens

am besten zu ergründen ist, sollte unbedingt den Reiseführer von Alexander

Gresbek in den Koffer packen.

In seinem neu erschienenen Buch „Spaniens Schätze: Kunst, Kultur und

Kathedralen“ ist der Autor in die historische und zugleich moderne Kultur

eingetaucht. Gresbek hat schon mehrere Ratgeber rund um das Thema

Reisen in Spanien geschrieben, jedoch hat er sich diesmal einen neuen

Blickwinkel verschafft, um seinen Lesern die Schönheit und Vielfältigkeit

Spaniens näher zu bringen.

„Es gibt so viele Reiseführer über die Strände Spaniens, aber wenige über

die Kultur des Landes“, erläutert er die Beweggründe für sein neustes Werk.

Der Autor macht sich auf die Suche nach der Kultur, stürzt sich in Recherchen

über die Werke von Picasso, beliest sich zu Stierkämpfen und besucht

architektonische Meisterwerke. Über all diese Beispiele schreibt er in Kapiteln

seines Buches, welches sich auf 262 Seiten in vier Teilen mit der spanischen

Kultur, historischen Bauwerken, moderner spanischer Architektur

und der spanischen Kunstszene auseinandersetzt. Die Bilder in dem Buch

sind alle selbst geschossen.

„Ich habe schon immer gerne fotografiert“, erzählt der passionierte Hobbyfotograf.

Mit einer reiselustigen Biografie wie der von Alexander Gresbek –

1965 geboren in London, aufgewachsen in Südafrika, studiert und gearbe-

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Alexander Gresbek

itet in Düsseldorf – ist die Leidenschaft zur Fotografie naheliegend. Mit 57

Jahren lässt er es jetzt etwas ruhiger angehen, seine dauerhafte Wahlheimat

ist die Kleinstadt Gata de Gorgos nahe Dénia geworden.

Als der Deutsche vor ein paar Jahren beschloss, seinen Job zu kündigen

und mit seiner Frau zusammen nach Spanien auszuwandern, war schnell

klar, ein Haus auf Mallorca oder Ibiza wird es nicht. „Auf die Inseln wollten

wir nicht, von dort aus ist Deutschland schwerer zu erreichen.“ Wenn

es nach Deutschland geht, fährt das Paar lieber mit dem Auto als zu fliegen.

Auch das heiße Andalusien war keine Option, die Gegend rund um

Dénia war aufgrund der klimatischen Bedingungen perfekt für die beiden

Deutschen.

(S)eine Liebe zu Gehry und Dalí

Besonders die moderne Architektur hat es ihm sehr angetan. In Valencia,

auch als Stadt der Künste bekannt, steht ein beeindruckendes Gebäude

neben dem nächsten. Mit dem Palau de la Música, der Ciudad de las Artes

y de las Ciencias und dem L’Oceanogràfic, dem größten Aquariums Europas,

sind nur drei der vielen Baukonstruktionen genannt, die der Stadt ein

futuristisches Flair verleihen. Hier kommen Kunst- und Architekturkenner

gleichermaßen auf ihre Kosten. Die besonderen Formen der Gebäude seien

einmalig, schwärmt Gresbek.

Auch das Guggenheim-Museum in Bilbao bezaubert ihn mit einer

außergewöhnlichen Konstellation aus Stahl, Stein und Titan. Gebaut wurde

es von dem berühmten Architekten Frank Gehry, der unter anderem auch

die Walt Disney Konzerthalle in Los Angeles entwarf. „Gehry erschafft fernab

von festen Formen Dinge, die es so nicht gibt“, erklärt der Architekturliebhaber

seine Begeisterung für das Gebäude und Gehry.

Auf dem Cover des Buches ist neben einer Flamencotänzerin und einem

Stier auch der spanische Künstler Salvador Dalí zu sehen. Auch ihm ist ein

Kapitel in dem Buch gewidmet. Der dunkelhaarige Mann mit einem etwas

schrägen Blick und exzentrischem Schnurrbart war im 20. Jahrhundert einer

der bekanntesten Vertreter des Surrealismus. Besonders zu dem berühmtesten

Gemälde Dalís, die „Beständigkeit der Zeit“, auch die zerrinnende

Zeit genannt, verspürt der Autor eine Verbindung.

Das Gemälde zeigt Uhren, die in der Wüste auf einem Baum hängen oder

auf dem Boden liegen. Er deutet die Aussage des Bildes so, dass Zeit eine

relative Sache ist. So möchte auch Gresbek sein Leben bewusst leben, da die

Zeit vergänglich ist. „Es ist nichts konstant, es ist nichts fix auf der Welt“,

unterstreicht er den Vergleich zu seinem eigenen Leben.

Sein Lieblingswerk von Pablo Picasso, von dem zweiten Juwel der spanischen

Kunstszene, ist „Guernica“. Das Ölbild zeigt Menschen und Tiere,

die schreien und scheinbar vor etwas fliehen. Picasso spielt in seinem Werk

auf den Spanischen Bürgerkrieg an, da Guernica eine Stadt im Baskenland

war, die infolge des Bürgerkrieges 1937 von einer deutschen Legion ohne

jeglichen Grund dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Das Bild weist für Gresbek Parallelen zur Ukraine auf. Regelmäßig verfolgt

er die Lage vor Ort, ist besorgt und schockiert: „So etwas hat es in der Nähe

seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben, und das passiert nur circa

zwei Flugstunden von hier entfernt.“ Jedoch möchte er nicht nur untätig

rumsitzen. Gresbek möchte helfen. Die Einnahmen für das neue Buch will

er für die Ukraine spenden.

„Spaniens Schätze: Kunst, Kultur und Kathedralen“ ist für 28,88 Euro auf

Amazon erhältlich.

ISBN: 979-8851763526

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Wir können Alexander Gresbeks Bücher zum Thema

Spanien nur wärmstens empfehlen:

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der Informationen in diesem Buch unternommen werden. Wir empfehlen

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Spaniens Schätze:

Kunst, Kultur und Kathedralen

ISBN979-8851763526

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Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 184

185 | Spanien: Zwischen Tradition und Moderne



Alexander Gresbek

ISBN: 9798853951006

Spanien: Zwischen Tradition und Moderne | 186

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