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DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DAS BERGISCHE UND DEN KREIS METTMANN

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TITEL INTERVIEW NACHFOLGE GESUCHT: IST SELBSTSTÄNDIGKEIT NICHT MEHR ATTRAKTIV?<br />

Imagewechsel:<br />

Rockstar statt Nerd!<br />

Professor Dr. Peter Witt ist Lehrstuhlinhaber an <strong>der</strong> <strong>Bergische</strong>n Universität Wuppertal<br />

für den Bereich Technologie- und Innovationsmanagement. Seine wissenschaftliche Arbeit<br />

umfasst auch die Unternehmensgründungen und Nachfolge, speziell bei Mittelstand und Familienunternehmen.<br />

Dass es eine Nachfolgeproblematik im deutschen Mittelstand gibt, sei<br />

unbestritten, eine dramatische Situation mag er aber nicht erkennen. Gleichwohl wünscht<br />

er sich einen Imagewandel für erfolgreiche <strong>Unternehmer</strong>, <strong>der</strong> gerade bei den jüngeren Generationen<br />

ankommt: Weg vom marxistischen Blick hin zum Rockstar-Status.<br />

Herr Professor Witt, quer durch alle Branchen<br />

gibt es Probleme, Nachfolger bzw. Nachfolgerinnen<br />

für die Betriebsübernahme zu finden.<br />

Diese Entwicklung scheint sich in den letzten<br />

Jahren noch zu verschärfen. Würden Sie diese<br />

Tendenz bestätigen?<br />

Es gibt seit Jahrzehnten eine Nachfolgeproblematik<br />

im deutschen Mittelstand, aber sie wird in ihren<br />

Konsequenzen vermutlich überschätzt. Ich<br />

persönlich glaube auch nicht, dass sich diese Situation<br />

in den letzten Jahren wesentlich verschlimmert<br />

hat. Das Institut für Mittelstand in Bonn<br />

schätzt, dass jedes Jahr in etwa 30.000 deutschen<br />

Unternehmen eine Nachfolge ansteht. Stilllegungen<br />

als Folge einer gescheiterten Nachfolge sind<br />

jedoch zum Glück eher selten. Sie kommen nur in<br />

etwa 5 Prozent <strong>der</strong> Fälle vor. Das heißt natürlich<br />

nicht, dass es immer einfach ist, einen Nachfolger<br />

o<strong>der</strong> eine Nachfolgerin zu finden.<br />

Wo liegen aus Ihrer Sicht dafür die Gründe?<br />

Typischerweise liegt es an den <strong>Unternehmer</strong>n<br />

selbst, wenn eine Nachfolgeregelung schwierig<br />

wird. Sie wollen den Betrieb am liebsten an ihre<br />

Kin<strong>der</strong> übergeben, sprechen das aber nie o<strong>der</strong><br />

viel zu spät offen an. Oft sind die eigenen Kin<strong>der</strong><br />

zur großen Überraschung ihrer Eltern we<strong>der</strong><br />

willens noch in <strong>der</strong> Lage, die Nachfolge anzutreten.<br />

Dann beginnt die Suche nach externen<br />

Nachfolgern, die wegen <strong>der</strong> Intransparenz des<br />

Marktes schwieriger ist als eine familieninterne<br />

Regelung. Die Nachfolge wird auch häufig viel<br />

zu spät angegangen. Dazu gibt es einen schönen<br />

Spruch: „Mit 50 merkt man, dass die Kräfte<br />

nachlassen. Mit 60 merken es auch die an<strong>der</strong>en.<br />

Und mit 70 merken es nur noch die an<strong>der</strong>en.“ Ich<br />

habe von Fällen gehört, wo die <strong>Unternehmer</strong> erst<br />

angefangen haben, sich um die Nachfolge zu<br />

kümmern, als die eigenen Kin<strong>der</strong> schon in Pension<br />

gegangen waren.<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung bei <strong>der</strong> Nachfolge<br />

im Unternehmen in unserer sehr mittelständisch<br />

geprägten bergischen Region?<br />

Dazu habe ich keine Daten. Meine Vermutung<br />

wäre, dass die Nachfolgeproblematik in <strong>der</strong> bergischen<br />

Region genauso ausgeprägt ist wie in an<strong>der</strong>en<br />

Gegenden Deutschlands mit vornehmlich mittelständisch<br />

geprägter Unternehmensstruktur.<br />

Eine große Rolle spielt jedoch zweifellos die<br />

Branchenstruktur. Es ist einfacher, Nachfolger für<br />

Unternehmen in Wachstumsbranchen und High-<br />

Tech-Regionen zu finden als für Unternehmen in<br />

stagnierenden o<strong>der</strong> aussterbenden Branchen. Dasselbe<br />

gilt offensichtlich für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des zu übergebenden Unternehmens. Man<br />

findet leichter Nachfolger für gut geführte und<br />

wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen als für<br />

technologisch rückständige, schrumpfende o<strong>der</strong><br />

schlecht geführte Betriebe.<br />

24 www.bvg-menzel.de

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