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LE-3-2023

LOGISTIK express Journal 3/2023 Titel: Das Wichtigste bist du! 03 Inhalt / Editorial / Impressum 04 Das Ende der Neutralität oder Investition in die Zukunft? 06 Neue Gentechnik: Gesetzesvorschlag der EU-Kommission 08 eCommerce Day 2023: Wichtigster OnlineHandelskongress des Landes 10 eCommerce-Studie Österreich 2023 12 Austrian Trustmark Awards: Bluvion, Humanic und RS Group ausgezeichnet 14 Was ist New Work und welche Auswirkungen hat es auf den Arbeitsmarkt? 16 Zukunftsweisende Lösungen in der gefährlichen Fachkräftekrise 17 Krieg um Talente (Kommentar) 18 Diese eCommerce Trends sollten Händler kennen 20 Herausforderungen des stationären Handels in Deutschland 24 Digitalisierung der Warenzustellung - ohne Daten vorab geht bald nichts 26 DB Schenker und Volvo Cars reduzieren Emissionen in der Seefracht 28 Resilienz ist die große Herausforderung 32 Anbindung an Seehafen Koper: Österreich muss Potenziale nutzen 34 Sievert Logistik senkt CO2-Emissionen durch Einsatz von EcoFLEX-Aufliegern 36 CO2-Flottenregulierung für schwere Nutzfahrzeuge 38 Gurtenmuffel verschärfen Fahrermangel 40 Sichere Straßen für Österreich 46 Durstige Landwirtschaft 50 Vierte Baustufe im SPAR-Zentrallager Wels erfolgreich integriert 52 DFT erweitert die Geschäftsleitung 54 DEMATIC: Automatisiertes Fulfillment für AS Colour 58 TGW übergibt hochautomatisiertes Fulfillment Center 60 BEUMER: Die Maschine neu gedacht 62 Craiss nimmt erstes automatisches Kleinteilelager in Betrieb 64 Unitechnik optimiert Lebensmittellogistik mit individuellen Lösungen 66 Lagerautomatisierung: Kardex Mlog baut für reuter.de 68 Hochmoderne Intralogistik: montratec erhält Großauftrag von Airbus 70 Miebach Studie über Logisitkoutsourcing 72 Mobile Transportroboter: Autonomie ist kein Allheilmittel 74 German Brand Award GOLD für BITO-Lagertechnik 76 Künstliche Intelligenz in der Logistik 80 Wie wird Künstliche Intelligenz den Alltag in der Zukunft beeinflussen? 84 Orientierung in historisch volatilen Märkten

LOGISTIK express Journal 3/2023
Titel: Das Wichtigste bist du!


03 Inhalt / Editorial / Impressum
04 Das Ende der Neutralität oder Investition in die Zukunft?
06 Neue Gentechnik: Gesetzesvorschlag der EU-Kommission
08 eCommerce Day 2023: Wichtigster OnlineHandelskongress des Landes
10 eCommerce-Studie Österreich 2023
12 Austrian Trustmark Awards: Bluvion, Humanic und RS Group ausgezeichnet
14 Was ist New Work und welche Auswirkungen hat es auf den Arbeitsmarkt?
16 Zukunftsweisende Lösungen in der gefährlichen Fachkräftekrise
17 Krieg um Talente (Kommentar)
18 Diese eCommerce Trends sollten Händler kennen
20 Herausforderungen des stationären Handels in Deutschland
24 Digitalisierung der Warenzustellung - ohne Daten vorab geht bald nichts
26 DB Schenker und Volvo Cars reduzieren Emissionen in der Seefracht
28 Resilienz ist die große Herausforderung
32 Anbindung an Seehafen Koper: Österreich muss Potenziale nutzen
34 Sievert Logistik senkt CO2-Emissionen durch Einsatz von EcoFLEX-Aufliegern
36 CO2-Flottenregulierung für schwere Nutzfahrzeuge
38 Gurtenmuffel verschärfen Fahrermangel
40 Sichere Straßen für Österreich
46 Durstige Landwirtschaft
50 Vierte Baustufe im SPAR-Zentrallager Wels erfolgreich integriert
52 DFT erweitert die Geschäftsleitung
54 DEMATIC: Automatisiertes Fulfillment für AS Colour
58 TGW übergibt hochautomatisiertes Fulfillment Center
60 BEUMER: Die Maschine neu gedacht
62 Craiss nimmt erstes automatisches Kleinteilelager in Betrieb
64 Unitechnik optimiert Lebensmittellogistik mit individuellen Lösungen
66 Lagerautomatisierung: Kardex Mlog baut für reuter.de
68 Hochmoderne Intralogistik: montratec erhält Großauftrag von Airbus
70 Miebach Studie über Logisitkoutsourcing
72 Mobile Transportroboter: Autonomie ist kein Allheilmittel
74 German Brand Award GOLD für BITO-Lagertechnik
76 Künstliche Intelligenz in der Logistik
80 Wie wird Künstliche Intelligenz den Alltag in der Zukunft beeinflussen?
84 Orientierung in historisch volatilen Märkten

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AUSGABE 3/<strong>2023</strong><br />

DAS WICHTIGSTE<br />

BIST DU!<br />

Interview mit Alexander Klacska, Hartwig<br />

Hufnagl und Christian Schimanofsky rund<br />

ums Thema Verkehrssicherheit.<br />

LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S2<br />

INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

BLOGTOUR<br />

03 Inhalt / Editorial / Impressum<br />

04 Das Ende der Neutralität oder Investition in die Zukunft?<br />

06 Neue Gentechnik: Gesetzesvorschlag der EU-Kommission<br />

08 eCommerce Day <strong>2023</strong>: Wichtigster OnlineHandelskongress des Landes<br />

10 eCommerce-Studie Österreich <strong>2023</strong><br />

12 Austrian Trustmark Awards: Bluvion, Humanic und RS Group ausgezeichnet<br />

14 Was ist New Work und welche Auswirkungen hat es auf den Arbeitsmarkt?<br />

16 Zukunftsweisende Lösungen in der gefährlichen Fachkräftekrise<br />

17 Krieg um Talente (Kommentar)<br />

18 Diese eCommerce Trends sollten Händler kennen<br />

20 Herausforderungen des stationären Handels in Deutschland<br />

24 Digitalisierung der Warenzustellung - ohne Daten vorab geht bald nichts<br />

26 DB Schenker und Volvo Cars reduzieren Emissionen in der Seefracht<br />

28 Resilienz ist die große Herausforderung<br />

32 Anbindung an Seehafen Koper: Österreich muss Potenziale nutzen<br />

34 Sievert Logistik senkt CO2-Emissionen durch Einsatz von EcoF<strong>LE</strong>X-Aufliegern<br />

36 CO2-Flottenregulierung für schwere Nutzfahrzeuge<br />

38 Gurtenmuffel verschärfen Fahrermangel<br />

40 Sichere Straßen für Österreich<br />

46 Durstige Landwirtschaft<br />

50 Vierte Baustufe im SPAR-Zentrallager Wels erfolgreich integriert<br />

52 DFT erweitert die Geschäftsleitung<br />

54 DEMATIC: Automatisiertes Fulfillment für AS Colour<br />

58 TGW übergibt hochautomatisiertes Fulfillment Center<br />

60 BEUMER: Die Maschine neu gedacht<br />

62 Craiss nimmt erstes automatisches Kleinteilelager in Betrieb<br />

64 Unitechnik optimiert Lebensmittellogistik mit individuellen Lösungen<br />

66 Lagerautomatisierung: Kardex Mlog baut für reuter.de<br />

68 Hochmoderne Intralogistik: montratec erhält Großauftrag von Airbus<br />

70 Miebach Studie über Logisitkoutsourcing<br />

72 Mobile Transportroboter: Autonomie ist kein Allheilmittel<br />

74 German Brand Award GOLD für BITO-Lagertechnik<br />

76 Künstliche Intelligenz in der Logistik<br />

80 Wie wird Künstliche Intelligenz den Alltag in der Zukunft beeinflussen?<br />

84 Orientierung in historisch volatilen Märkten<br />

INHALT<br />

3/<strong>2023</strong><br />

Sehr geehrte Leser!<br />

Was gibt’s Neues? Wirtschaftlich ist<br />

die Bilanz bei unseren heimischen<br />

Unternehmen durchwachsen und<br />

politisch wird derzeit viel Dampf<br />

abgelassen und viel Blödsinn verzapft,<br />

allen voran im Nachbarland<br />

Deutschland, aber auch in Brüssel<br />

wuzeln sie sich die Eliten wohl mit<br />

den Euroscheinen ihren täglichen<br />

Joint. Anders ist die Fiskalpolitik<br />

nicht zu erklären, oder etwa doch?<br />

Was soll´s … geht uns nichts an, was<br />

die Herrschenden so treiben.<br />

Zumindest wächst unsere Logistikbranche<br />

stetig an ihren Herausforderungen,<br />

wie beispielsweise der<br />

Corona-Pandemie, dem Ukraine-<br />

Russland Krieg, dem Fahrermangel,<br />

dem fehlenden qualifizierten Personal<br />

oder an der fortschreitenden<br />

Digitalisierung.<br />

Unternehmen müssen sich eben<br />

laufend an wechselnde Marktbedingungen<br />

anpassen, um im Spiel<br />

zu bleiben. Dasselbe gilt auch<br />

für uns. Holen Sie sich jetzt Ihren<br />

Informationsvorsprung und lesen<br />

Sie Ihre Fachzeitschrift LOGISTIK<br />

express. In diesem Sinne viel Freude<br />

mit unserer Ausgabe 3/<strong>2023</strong>.<br />

IMPRESSUM<br />

Markus Jaklitsch, Medieninhaber<br />

LOGISTIK express / MJR MEDIA WORLD<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

+43 676 7035206<br />

info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com<br />

Redaktion:<br />

Angelika Gabor, Dirk Ruppik,<br />

Peter Nestler, Peter Baumgartner<br />

Christine Reiterer u.v.m. Fotos:<br />

istockphoto.com


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S4<br />

KOMMENTAR<br />

Das Ende der<br />

Neutralität oder<br />

Investition in<br />

die Zukunft?<br />

Die geplante Teilnahme Österreichs am „Sky<br />

Shield“ lässt die Wogen hochgehen und<br />

zeigt die gravierende Meinungsverschiedenheit<br />

zwischen den Parteien. Ist das wirklich<br />

der Anfang vom Ende? Dazu der digitale<br />

Euro – werden Neutralität und Bargeld, zwei<br />

heilige Kühe der Österreicher, gleichzeitig<br />

geschlachtet?<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Populismus ist das Lieblingsinstrument<br />

der Politik, und so wundert es wenig,<br />

dass die Vertreter der verschiedenen<br />

politischen Lager durchaus blumige<br />

Begriffe finden, um ihre Meinung kund zu<br />

tun. Um sich selbst ein Bild zu machen, lohnt<br />

es, sich einerseits kurz den Text zur Neutralitätserklärung<br />

durchzusehen, und sich andererseits<br />

die Bedingungen für ESSI – die „European Sky<br />

Shield Initiative“ anzusehen:<br />

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 26.<br />

Oktober 1955 über die Neutralität Österreichs<br />

legte der Nationalrat zwei Punkte fest: die freiwillige<br />

Erklärung der immerwährenden Neutralität<br />

sowie die Zusage, keinerlei militärischem<br />

Bündnis beizutreten und keine Stützpunkte<br />

fremder Staaten innerhalb der Landesgrenzen<br />

zu erlauben. Wichtiger Zusatz:<br />

„Österreich wird diese mit allen ihm zu Gebote<br />

stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen.“<br />

Und genau dieser Punkt ist es, der<br />

den Weg zum Beitritt zu dieser Initiative ebnen<br />

dürfte. Österreich hat sich dazu verpflichtet,<br />

die eigenen Grenzen und seine Souveränität<br />

zu schützen. Darum ist auch beispielsweise der<br />

Verfassungsrechtsexperte Univ.-Prof. Dr. Walter<br />

Obwexer davon überzeugt, dass der Beitritt zu<br />

diesem Raketenabwehrsystem keinen Bruch<br />

unserer Neutralität bedeutet – vorausgesetzt,<br />

dass wir das Kommando über die bei uns stationierten<br />

Raketen nicht aus der Hand geben.<br />

Als Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät<br />

Innsbruck und Professor für Europarecht,<br />

Völkerrecht und Internationale Beziehungen<br />

sollte er wissen, wovon er spricht (auch wenn<br />

diese Einschätzung dem Obmann der FPÖ<br />

vermutlich nicht gefallen wird).<br />

Doch was genau ist ESSI eigentlich? Die von<br />

Deutschland aus gestartete Initiative umfasst<br />

aktuell 17 Länder: Deutschland, Großbritannien,<br />

die Slowakei, Lettland, Ungarn, Bulgarien,<br />

Belgien, Tschechien, Finnland, Litauen, die<br />

Niederlande, Rumänien, Slowenien, Estland,<br />

Norwegen, Dänemark und Schweden; die<br />

Schweiz denkt laut über einen Beitritt nach.<br />

Im Prinzip ist es eine Einkaufsgemeinschaft<br />

für Luftabwehrsysteme mit Radardaten-Austausch<br />

als Zuckerl. Durch den gemeinsamen<br />

Einkauf besteht die (durchaus realistische)<br />

Hoffnung, bessere Preise von Seiten der Verteidigungsindustrie<br />

zu erhalten. Bei mehreren<br />

in Frage kommenden Anbietern ist es<br />

sicherlich verlockend, den Auftrag zu erhalten<br />

– insbesondere dann, wenn man neben<br />

den Anschaffungskosten auch Wartung,<br />

Ausbildung und Munition mit einberechnet.<br />

Im Gegensatz zu den NATO-Verträgen beinhaltet<br />

Sky Shield jedoch ausdrücklich keine<br />

Beistandsklausel. Vergleichbar mit dem israelischen<br />

„Iron Dome“ soll das sattelitengestützte<br />

System Drohnen- und Raketenangriffe<br />

abwehren – und zwar schon ab 2025, wenn<br />

es nach Initiator Deutschland geht. Voraussetzung<br />

ist wohl, dass für die Planung nicht dieselben<br />

Personen verantwortlich sind, wie für<br />

den Bau des Berliner Flughafens. Laut österr.<br />

Luftstreitkräfte-Kommandant Gerfried Promberger<br />

wären vor allem Luftabwehrsysteme<br />

mit einer Reichweite von mehr als 50 Kilometern<br />

wünschenswert, um kritische Infrastruktur<br />

effizient zu schützen und Lücken im europäischen<br />

Schutzschirm zu schließen. Übrigens: die<br />

Gespräch über Österreichs Beitritt laufen offen<br />

seit Herbst 2022 – witzig, dass das Thema erst<br />

jetzt solche Wellen schlägt.<br />

Währungssouveränität in Gefahr?<br />

Seit der Produktion der allerersten Münzen<br />

– im Reich der Lyder etwa 650 v. Christus<br />

– und der ersten europäischen Banknote<br />

1661 sind wir weit gekommen, die Vielfalt<br />

an Bargeld ist enorm. In den vergangenen<br />

drei Jahren ist der Anteil der Barzahlungen<br />

in der Eurozone von 72 auf 59 Prozent gesunken,<br />

insbesondere die Pandemie war ein<br />

Treiber für bargeldloses Bezahlen. Trotzdem<br />

wuchs laut Münze Österreich der Banknotenumlauf<br />

um 6,5 Prozent bei den Stückzahlen<br />

auf zuletzt 28,19 Milliarden Stück Banknoten<br />

(Gesamtwert 1.544,37 Milliarden Euro). Der<br />

Bargeldbestand der Banken wuchs von 3,0<br />

Milliarden Euro im Jahr 2016 auf 12,2 Milliarden<br />

Euro im Jahr 2021. Widersprüchlich, oder?<br />

Während Österreicher besonders bargeldaffin<br />

sind – bei einem 15-Länder-Vergleich Ende<br />

2022 nannten 47 Prozent der Österreicher Bargeld<br />

als Lieblings-Zahlungsmittel (nur Bares ist<br />

Wahres, nicht wahr?), der Durchschnitt lag<br />

bei 37 Prozent – gibt es in skandinavischen<br />

Ländern durchaus Geschäfte, die überhaupt<br />

kein Bargeld mehr annehmen. Der Notgroschen<br />

unter dem Bett oder illegale Geschäfte<br />

– manchen ist unbegrenztes Bargeld ein Dorn<br />

im Auge, Stichwort Terrorfinanzierung. Beim digitalen<br />

Euro jedoch geht es um andere Aspekte,<br />

die den meisten Nutzern von Kreditkarte<br />

& Co nicht bewusst (und/oder egal) sind. Die<br />

aktuellen Treiber der digitalen Zahlung sind<br />

nicht etwa etablierte Großbanken, sondern<br />

Finanztechnologieanbieter mit Sitzen auf der<br />

ganzen Welt. So wird etwa das chinesische Alipay<br />

von rund 500 Millionen Menschen genutzt<br />

– das sind mehr, als die Europäische Union Einwohner<br />

zählt. Befürchtet wird nun ein Kontrollverlust,<br />

dass ein globaler Player die europäische<br />

Geldversorgung einschränken oder gar<br />

unterbinden könnte, um ein politisches Ziel zu<br />

erreichen. Durch die Schaffung eines eigenen<br />

digitalen Bezahlsystems möchten die Zentralbanken<br />

gegensteuern, das Ziel ist sogar ein<br />

echtes „digitales Zentralbankgeld“ (CBDC,<br />

Central Bank Digital Currency), wie es aktuell<br />

in China (digitaler Renminbi), Nigeria (E-Naira)<br />

und auf den Bahamas (Sand Dollar) getestet<br />

wird – wohl gemerkt wenig erfolgreich. Es<br />

handelt sich also um „echtes Geld“ (inklusive<br />

Obergrenze wie beim Bargeld). Die EZB erhofft<br />

sich dadurch eine stabilisierende Wirkung im<br />

Geldsystem, da Bankenkollapse keine Auswirkung<br />

auf dieses „reale“ Zentralbank-Geld<br />

haben.<br />

Viel Lärm um Nichts?<br />

Bargeld-Obergrenzen sind in vielen Ländern<br />

schon Gang und Gäbe, um Geldwäsche und<br />

Steuerhinterziehung zu bekämpfen (heißt es).<br />

Auch die EU bastelt an einer Begrenzung, wobei<br />

sich Parlament und Rat noch nicht auf die<br />

Höhe (7.000 vs 10.000 Euro) einigen können. Der<br />

generelle Tenor lautet, dass (aktuell?) keine<br />

komplette Abschaffung des Bargelds geplant<br />

ist. Die 530.938 Unterstützer des letztjährigen<br />

Volksbegehrens „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“<br />

beweisen, dass diese zumindest<br />

in Österreich auch gar nicht gut ankäme. Ich<br />

glaube, dass weder unser Bargeld, noch unsere<br />

Neutralität ernsthaft in Gefahr sind. (AG)<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S6<br />

Lebensmittelhandel spricht sich für Einhaltung<br />

des Vorsorgeprinzips aus<br />

Die Gesundheit der Konsument:innen hat<br />

für den heimischen Handel oberste Priorität.<br />

Daher sprechen wir uns ebenso wie Umweltministerin<br />

Leonore Gewessler und mehr als<br />

90 Prozent der österreichischen Bevölkerung<br />

für die Einhaltung des Vorsorgeprinzips aus.<br />

Gerade bei neuen Produktionsverfahren<br />

muss sichergestellt sein, dass keine Gefahr für<br />

Mensch, Tier und Umwelt besteht.<br />

Seit dem Gentechnikvolksbegehren vor 25<br />

Jahren ist Österreich Vorreiter bei der gentechnikfreien<br />

Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion.<br />

In keinem anderen EU-Mitgliedsland<br />

ist der Anteil an gentechnikfreien Lebensmitteln<br />

und Bioprodukten so hoch wie in Österreich.<br />

Wir alle haben auch ein Recht darauf<br />

zu erfahren, wie das Essen auf unseren Tellern<br />

hergestellt wurde. Das muss auch so bleiben.<br />

Dafür setzen wir uns gemeinsam mit GLOBAL<br />

2000 und der ARGE Gentechnik-frei ein.<br />

(RED)<br />

HANDEL<br />

Neue Gentechnik:<br />

Gesetzesvorschlag der<br />

EU-Kommission für<br />

Deregulierung<br />

gefährdet Wahlfreiheit<br />

Die Handelsverband-Umfrage belegt klares<br />

Votum für Transparenz: 94% der Bevölkerung<br />

für Beibehaltung der Kennzeichnungspflicht,<br />

70% gegen vereinfachte Zulassungsverfahren.<br />

GASTKOMMENTAR : RAINER WILL<br />

Die Europäische Kommission hat<br />

kürzlich ihren Gesetzesentwurf zur<br />

Gentechnik vorgestellt. Bis dato<br />

unterliegen Lebensmittel, die mit<br />

Methoden der "Neuen Gentechnik" (z.B. mit<br />

der Genschere CRISPR/Cas) produziert wurden,<br />

in Europa den strengen Regeln des<br />

EU-Gentechnikrechts für Landwirtschaft und<br />

Lebensmittel. Allerdings wollen multinationale<br />

Chemie- und Saatgut-Konzerne für größere<br />

Profite die umfassende Risikoprüfung, lückenlose<br />

Rückverfolgbarkeit und verpflichtende<br />

Kennzeichnung von Neuer Gentechnik (NGT)<br />

in Lebensmitteln aushebeln.<br />

Die Intention der EU-Kommission einer Deregulierung<br />

bzw. Verwässerung der bisherigen<br />

Regulierung war zuletzt klar erkennbar. Künftig<br />

könnten gentechnisch veränderte Pflanzen<br />

möglichst schnell und ohne Risikobewertung<br />

und Zulassungsverfahren auf den EU-Markt<br />

kommen - es gäbe weder eine Rückverfolgbarkeit<br />

noch eine Kennzeichnung.<br />

Handelsverband-Umfrage: Österreich klar für<br />

Regulierung der Neuen Gentechnik<br />

Wie die österreichischen Verbraucher:innen zu<br />

diesen Plänen der EU-Kommission stehen, hat<br />

Mindtake Research im Auftrag des Handelsverbandes<br />

und der Umweltschutzorganisation<br />

GLOBAL 2000 bereits im August 2022 erhoben.<br />

Die Ergebnisse waren eindeutig:<br />

• 92% der Österreicher:innen wollen, dass Lebensmittel,<br />

Futtermittel und Saatgut aus der<br />

Neuen Gentechnik weiterhin genauso streng<br />

kontrolliert und auf gesundheitliche und ökologische<br />

Risiken geprüft werden, wie Produkte<br />

aus der Alten Gentechnik.<br />

• 94% sind der Meinung, Produkte aus der<br />

Neuen Gentechnik sollten auch weiterhin direkt<br />

am Artikel als "gentechnisch verändert"<br />

gekennzeichnet werden müssen.<br />

• 70% der Bevölkerung sprechen sich gegen<br />

eine einfachere und schnellere Zulassung von<br />

Lebensmitteln, Saatgut und Futtermitteln aus<br />

der Neuen Gentechnik aus.<br />

RAINER WILL


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S8<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

eCommerce Day <strong>2023</strong>:<br />

Wichtigster Online-<br />

Handelskongress des<br />

Landes<br />

Gipfeltreffen der eCommerce-Branche mit<br />

internationalen Top-Speaker:innen. Austrian<br />

Trustmark Awards an bluvion, Humanic und<br />

RS Group verliehen.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

Der diesjährige eCommerce Day<br />

des Handelsverbandes fand am<br />

22. Juni <strong>2023</strong> erstmals in der Ariana<br />

Wien (Seestadt Aspern) statt und<br />

bot einmal mehr eine faszinierende Plattform<br />

für Unternehmen, Expert:innen und eCommerce-Enthusiast:innen,<br />

um die neuesten<br />

Trends und Entwicklungen in der Branche zu<br />

erkunden. Mit rund 300 Gästen und einer Vielzahl<br />

von hochkarätigen Speaker:innen war<br />

die Veranstaltung ein voller Erfolg und bot einen<br />

umfassenden Einblick in die Gegenwart<br />

und Zukunft des Onlinehandels.<br />

HV-Präsident Stephan Mayer-Heinisch und<br />

HV-Geschäftsführer Rainer Will eröffneten<br />

die 23. Ausgabe des wichtigsten österreichischen<br />

Onlinehandelskongresses, Puls4-Anchor<br />

Werner Sejka moderierte charmant durch<br />

das Tagesprogramm. Die Themenpalette<br />

reichte heuer von Künstlicher Intelligenz im<br />

eCommerce über neue Payment-Lösungen,<br />

Nachhaltigkeit als Megatrend und innovative<br />

Marktplatzstrategien bis hin zu Cyber Security<br />

und Retourenmanagement 3.0.<br />

Der eCommerce wird grün(er)<br />

Eines der vielen Highlights der Veranstaltung<br />

war die Keynote von Outfittery-Gründerin und<br />

Influencerin Anna Alex. Sie präsentierte ihr<br />

neues Startup "Nala Earth" sowie visionären<br />

Ideen darüber, wie Ökologie und Kreislaufwirtschaft<br />

den Onlinehandel revolutionieren<br />

und gleichzeitig die Kundenbindung fördern<br />

können. Im Anschluss stellte Harald Gutschi,<br />

UNITO/OTTO Group Geschäftsführer sowie Vizepräsident<br />

des Handelsverbandes und Leiter<br />

der Plattform "eCommerce, Marktplätze<br />

& Versandhandel", gemeinsam mit Wolfgang<br />

Ziniel, Senior Researcher bei der KMU Forschung<br />

Austria, die Kernergebnisse der brandneuen<br />

eCommerce Studie Österreich <strong>2023</strong><br />

vor.<br />

Florian Hanglberger von MyFlexbox Austria<br />

und Christoph Vierbauch von MTH Retail (Libro<br />

& Pagro) widmeten ihren gemeinsamen<br />

Vortrag den wichtigsten Bausteinen für einen<br />

nachhaltigen Omnichannel-Erfolg. Im darauffolgenden<br />

Fireside Chat von Maximilian Mundel<br />

(Adyen) und Norbert Presslaber (Shöpping)<br />

drehte sich alles um die Vorteile des<br />

Verkaufs über Plattformen und die wichtigsten<br />

Tipps für heimische KMU-Händler. Wie kleine<br />

und mittelständische Händler aus Österreich<br />

auch international erfolgreich sein können,<br />

darüber sprach Logistik-Experte Alexander<br />

Stelzer, Founder von Global.Web.Shop, in seinem<br />

inspirierenden Vortrag. Den Abschluss eines<br />

intensiven Vormittags bildete die Keynote<br />

von Markus Schöberl, Director Seller Service<br />

bei Amazon für Deutschland und Österreich.<br />

Spannend: Mehr als 2.500 heimische KMU-Verkaufspartner<br />

sind bereits auf der Plattform<br />

aktiv, gemeinsam generieren sie einen Exportumsatz<br />

von über 550 Millionen Euro.<br />

Nach der Mittagspause präsentierten Dominik<br />

Wöber (Google Austria) und Isabel Lamotte<br />

(Handelsverband) gemeinsam die Kernergebnisse<br />

des neuen HV Shopping Index <strong>2023</strong>, einer<br />

Weiterentwicklung des bewährten Omnichannel<br />

Readiness Index. Borealis-CEO Thomas<br />

Gangl referierte in der Folge über integrierte<br />

Ansätze für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft<br />

in Zeiten der Klimakrise. Apropos Kreislaufwirtschaft:<br />

Welche Rolle der eCommerce<br />

in dieser Hinsicht spielt und wie Verpackungen<br />

künftig nachhaltiger gestaltet werden können,<br />

darüber sprach zunächst Marc Sarmiento<br />

(Österreichische Post) und in der Folge ein<br />

hochkarätiges Podium mit Elisabeth Dal-<br />

Bianco (IKEA Austria), Eduard Kern (Media-<br />

Markt), Alexandra Müller (refurbed) und Franz<br />

Vosicky (willhaben).<br />

Künstliche Intelligenz: DER Gamechanger<br />

Die vierte industrielle Revolution ist in aller Munde<br />

– und damit auch der globale Siegeszug<br />

von ChatGPT & Co. Welche Rolle die Künstliche<br />

Intelligenz (KI) im digitalen Handel spielen<br />

kann und was heute bereits möglich ist,<br />

beantworteten Julian Fischer (BIPA) und Franz<br />

Schleimer (Salesforce).<br />

Die Präsentation von Kremena Irinkova (PSA<br />

Payment Services Austria) stand ganz im Zeichen<br />

der Digitalen Identität – und damit der<br />

Frage, wie man als Händler mit verifizierten<br />

Daten schnell und sicher zum Abschluss kommt.<br />

In der Folge diskutierten Barna Bokor (Pair<br />

Finance), Gerald S. Eder (CRIF), Damir Leko<br />

(Nexi Group) und Britta Wehner (Unzer) über<br />

die Zukunft des Bezahlens. Fazit des Payment<br />

Podiums: Sicherheit geht vor, schnell muss es<br />

aber auch gehen!<br />

In der traditionellen Startup Session, die von<br />

Markus Kuntke (REWE) charmant und mit gewohnt<br />

viel Know-how moderiert wurde, durften<br />

die Vertreter:innen von Liefergrün, Okomo,<br />

Pathadvice, Viabirds und YouKnowMeBest<br />

pitchen, was das Zeug hält. Den krönenden<br />

Abschluss des eCommerce Day <strong>2023</strong> bildete<br />

die Verleihung der Austrian Trustmark Awards<br />

an die besten österreichischen Webshops.<br />

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />

und Patrick Schabhüttl von Hermes Logistik<br />

– Schirmherr der TMA Awards – verliehen die<br />

begehrten Auszeichnungen heuer an bluvion<br />

("Best KMU Online-Shop"), Humanic ("Best B2C<br />

Online-Shop") und die RS Group ("Best B2B Online-Shop").<br />

Der Handelsverband und Hermes<br />

Logistik gratulieren den drei Gewinnern herzlich.<br />

Der eCommerce Day <strong>2023</strong> wurde großzügig<br />

unterstützt von zahlreichen Sponsoren.<br />

Besonderer Dank gilt den beiden Platin-Sponsoren<br />

Österreichische Post und Nexi Group. (RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S10<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

eCommerce-Studie<br />

Österreich <strong>2023</strong><br />

Renommierteste Studie des österreichischen<br />

Onlinehandels mit 10-Jahresvergleich. Faktor<br />

Regionalität im eCommerce immer wichtiger.<br />

Retourenquote fällt auf 38%. Voice<br />

Commerce kommt nicht vom Fleck.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

HARALD GUTSCHI<br />

Die brandneue 14. Ausgabe der<br />

bundesweiten "eCommerce-Studie<br />

Österreich" des Handelsverbandes<br />

in Kooperation mit der<br />

KMU Forschung Austria zeigt unerwartete inflationsbedingte<br />

Veränderungen und eine<br />

diametrale Entwicklung im Distanzhandel:<br />

Deutliche Steigerungen der Käuferzahlen treffen<br />

auf deutlich sinkende Pro-Kopf-Ausgaben<br />

von -9%. Erstmals verzeichnet heuer auch der<br />

Mobile Commerce Bereich einen signifikanten<br />

Umsatzrückgang. Voice Commerce (Alexa &<br />

Co.) bleibt weiterhin ein Nischenprogramm.<br />

Weniger Umsatz, mehr Kund:innen, gute Aussichten:<br />

eCommerce-Ausgaben bei 10,1 Milliarden<br />

Euro<br />

"Die fetten Jahre sind im österreichischen Onlinehandel<br />

vorerst vorbei. Bis Ende April <strong>2023</strong><br />

sind die eCommerce-Ausgaben im Vorjahresvergleich<br />

um -3% zurückgegangen. Inflationsbereinigt<br />

reden wir von einem Umsatzrückgang<br />

um -8,6% auf 10,1 Milliarden Euro. Das<br />

ist ein heftiger Rücksetzer nach den umsatzstarken<br />

Jahren 2020 und 2021. Für 2024 erwarten<br />

wir eine Erholung des Onlinemarktes",<br />

kommentiert Rainer Will, Geschäftsführer des<br />

Handelsverbandes, die zentralen Ergebnisse<br />

der Studie. Im gesamten Distanzhandel (Versandhandel,<br />

Interneteinzelhandel, Mobile<br />

Commerce) beläuft sich das Minus auf -5%<br />

(inflationsbereinigt: -10,6%). Selbst das Smartphone-Shopping,<br />

langjähriger Wachstumskaiser<br />

der Branche, musste heuer einen realen Umsatzrückgang<br />

um -2% (real: -7,6%) verkraften.<br />

Top-Warengruppen im Distanzhandel: Bekleidung,<br />

Elektro & Möbel<br />

"<strong>2023</strong> kaufen bereits rund 6,1 Millionen Österreicherinnen<br />

und Österreicher im Distanzhandel,<br />

das entspricht einer Steigerung von +5%.<br />

Die Top-Warengruppen sind heuer Bekleidung<br />

mit 2,2 Milliarden, Elektrogeräte mit 1,5 Milliarden<br />

und Möbel mit 0,9 Milliarden Euro Umsatz",<br />

erklärt Studienleiter Wolfgang Ziniel, Senior Researcher<br />

bei der KMU Forschung Austria.<br />

Den höchsten Online-Anteil an den gesamten<br />

einzelhandelsrelevanten Konsumausgaben<br />

kann im Branchenvergleich der Spielwarenhandel<br />

(39%) verbuchen. Auf den Plätzen<br />

folgen der Handel mit Sportartikeln (35%), Bücher/Zeitschriften<br />

(29%) und Bekleidung (29%).<br />

Retourenquote sinkt von 44% auf 38%<br />

"Rund 12,5% der gesamten Einzelhandelsausgaben<br />

der österreichischen Privathaushalte<br />

fließen in den Onlinehandel. Im Schnitt<br />

gibt jede Kundin und jeder Kunde 1.760 Euro<br />

pro Jahr im Distanzhandel aus", sagt Harald<br />

Gutschi, UNITO/OTTO Group Geschäftsführer<br />

sowie Vizepräsident des Handelsverbandes<br />

und Leiter der Plattform "eCommerce, Marktplätze<br />

& Versandhandel".<br />

Einen überraschend deutlichen Rückgang<br />

verzeichnet heuer die Retourenquote. 2022<br />

retournierten noch 44% der Distanzhandelskäufer:innen<br />

zumindest einen Teil der bestellen<br />

Produkte, <strong>2023</strong> sind es nur noch 38%. Einziger<br />

Wermutstropfen: Die Retourenquote bei Bekleidung<br />

ist von 43% auf 47% angestiegen.<br />

"Die Gründe sinkender Retouren in fast allen<br />

Warengruppen liegen in besseren Produktdaten<br />

und Beschreibungen, im nachhaltigeren<br />

Kundenverhalten, in schnellerer Lieferung und<br />

ehrlicheren Lieferinformationen. Auch die Digitalisierung<br />

aller Geschäftsprozesse und der aktive<br />

Auswahlprozess von Bestellungen vor dem<br />

Bildschirm spielen hier eine wichtige Rolle", ist<br />

Gutschi überzeugt.<br />

Die gute Nachricht: Auslands-<br />

Kaufkraftabfluss geht zurück<br />

"Eines zeigt die neue eCommerce-Studie ganz<br />

deutlich: Der Faktor Regionalität spielt im Onlinehandel<br />

trotz hoher Inflation eine entscheidende<br />

Rolle. Das spielt den heimischen Webshops<br />

in die Hände. Zwar bestellt noch immer mehr<br />

als jeder Zweite im Online-Ausland, der Auslands-Kaufkraftabfluss<br />

ist aber von 54% auf 51%<br />

zurückgegangen", so Rainer Will.<br />

Rückgang im Voice Commerce:<br />

Sprachassistenten bleiben ein<br />

Nischenprogramm<br />

Der in den letzten Jahren medial gehypte<br />

Voice Commerce hat in Österreich hingegen<br />

weiterhin mit Schwierigkeiten zu kämpfen<br />

und muss heuer einen weiteren Rückschlag<br />

verdauen: "Zwar verfügen 12% bzw. 930.000<br />

Österreicher:innen in ihrem Haushalt über<br />

Amazon Echo, Google Home, etc. Allerdings<br />

verwenden nur noch 40.000 Menschen Alexa<br />

& Co. für Bestellungen im Onlinehandel", so<br />

Wolfgang Ziniel.<br />

Die Sprachassistenten bleiben beim tatsächlichen<br />

Kaufabschluss zwar ein Nischenprogramm,<br />

jedoch darf der Grad der Beeinflussung<br />

vor der Kaufentscheidung durch<br />

personalisierte Werbung und technisch immer<br />

versiertere Sprachassistenten im höchstpersönlichen<br />

Umfeld nicht unterschätzt werden.<br />

Über die Studie:<br />

Die "eCommerce-Studie Österreich - Konsumentenverhalten<br />

im Distanzhandel" wird<br />

jährlich von der Plattform "eCommerce,<br />

Marktplätze & Versandhandel" des Handelsverbands<br />

bei der KMU Forschung Austria in<br />

Auftrag gegeben. Im Mittelpunkt der Studie<br />

stehen Fragestellung zu Ausgaben im österreichischen<br />

eCommerce, Verteilung nach Bestellkanälen,<br />

Warengruppen, Bezahlformen,<br />

Retouren etc.<br />

Methode: Die Ergebnisse der Studie basieren<br />

für jeden Analysezeitraum auf einer umfangreichen,<br />

telefonischen Befragung von<br />

1.000 Österreicher/innen (ab 15 Jahren), auf<br />

Basis eines standardisierten Fragebogens mit<br />

geschlossenen Fragen. Die Stichprobenziehung<br />

erfolgt im Quotenverfahren nach Geschlecht,<br />

Alter, Bundesland – repräsentativ für<br />

die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahre.<br />

Die Daten werden einer Plausibilitätsprüfung<br />

unterzogen und statistisch ausgewertet. Die<br />

Feldphase dauerte von Mai 2022 bis April <strong>2023</strong>.<br />

(RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S12<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Austrian Trustmark<br />

Awards <strong>2023</strong>: Bluvion,<br />

Humanic und RS Group<br />

ausgezeichnet<br />

Verleihung der begehrten TMA Awards in<br />

drei Kategorien erfolgte gestern im Rahmen<br />

des eCommerce Day in Wien. Als Schirmherr<br />

fungiert erstmals Hermes Logistik.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

RAINER WILL<br />

Der österreichische Handelsverband<br />

hat beim eCommerce Day<br />

in der Ariana Seestadt in Wien die<br />

Trustmark Austria Awards <strong>2023</strong> vergeben.<br />

Die TMA Awards – zeichnen in Österreich<br />

tätige Handelsunternehmen für den<br />

Einsatz herausragender, innovativer eCommerce-<br />

und Omnichannel-Lösungen in drei<br />

Kategorien aus. Sie wurden von Handelsverband-Geschäftsführer<br />

Rainer Will und Patrick<br />

Schabhüttl von Hermes Logistik – Schirmherr<br />

der TMA Awards – verliehen.<br />

Gewinner in der Kategorie "Best B2B<br />

Online-Shop": at.rs-online.com<br />

Den Titel als bester Online-Shop im B2B-Bereich<br />

(Business to Business) holte at.rs-online.com.<br />

Der Gewinner in dieser Kategorie überzeugte<br />

mit einer übersichtlichen Website sowie vielen<br />

serviceorientierten Lösungsansätzen. Zudem<br />

gibt es auf der Seite ein eigenes Wissensportal<br />

sowie ein "DesignSpark" – eine Online-Community<br />

für Ingenieure und Techniker:innen.<br />

"Die Auszeichnung mit dem Austrian Trustmark<br />

Award <strong>2023</strong> freut uns sehr. Ein Distributor kann<br />

sich heute nicht mehr allein über die Produktauswahl<br />

definieren, sondern muss sich als lösungsgetriebenes<br />

Unternehmen aufstellen.<br />

Daher führen wir kontinuierlich intensive Untersuchungen<br />

des Online-Nutzerverhaltens durch.<br />

Die vielfältigen Ergebnisse ermöglichen RS ein<br />

besseres Verständnis der Kundenbedürfnisse<br />

und -Erwartungen. Diese Bedürfnisse leiten uns<br />

bei der Optimierung unserer Angebote an. Es<br />

ist schön zu sehen, dass diese Initiativen in einer<br />

Fachöffentlichkeit Anerkennung finden",<br />

so Rudolf Koch, RS Country Manager Austria,<br />

Switzerland, Slovenia.<br />

Gewinner in der Kategorie "Best KMU<br />

Online-Shop": www.bluvion.com<br />

Der Vorarlberger Naturkosmetik-Shop Bluvion<br />

sicherte sich den Trustmark Award in der<br />

KMU-Kategorie, die innovative kleine und mittelständische<br />

Onlinehändler vor den Vorhang<br />

holen soll. Bluvion konnte die Jury unter anderem<br />

mit hochwertigen Produktbildern und einer<br />

informativen Seite, auf der man sich schnell<br />

einen Überblick über die Produkte verschaffen<br />

kann, überzeugen. Zudem ist auf der Website<br />

ein Naturkosmetik-Blog zu finden, der Tipps<br />

zur richten Anwendung der Produkte gibt.<br />

"Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung<br />

als bester Online-Shop in der Kategorie KMU.<br />

Als familiengeführte Manufaktur hochwertiger<br />

Naturkosmetik möchten wir auch online ein<br />

optimales Einkaufserlebnis bieten und die Qualität<br />

unserer Hautpflege widerspiegeln. Unser<br />

Webshop soll kein Wühltisch sein, sondern vielmehr<br />

eine kleine, feine Online-Boutique, in der<br />

online Shopping Spaß macht. Bei uns geht’s<br />

um Qualität. Das leben wir nicht nur in der<br />

Manufaktur und bei der Beratung vor Ort, per<br />

E-Mail oder am Telefon, das leben wir auch in<br />

unserem Webshop. Die vielen positiven Rückmeldungen<br />

zeigen, dass wir’s richtig machen",<br />

sagt Monika Hofer, Gründerin von Bluvion.<br />

Gewinner in der Kategorie "Best B2C<br />

Online-Shop": www.humanic.net<br />

Humanic – heuer bereits das zweite Mal<br />

Gewinner in der Kategorie bester B2C Online-Shop<br />

(Business to Consumer) – überzeugte<br />

die Jury mit maximaler Flexibilität<br />

beim Einkauf, einer 3D-Fußvermessung<br />

sowie einem Online-Größenberater. Außerdem<br />

verfügt der Humanic-Webshop<br />

über eine praktische mouse-over-Funktion<br />

sowie die Möglichkeit zur Ratenzahlung.<br />

"Einen so anerkannten Preis wie den Trustmark<br />

Austria Award zu gewinnen, das bewegt viel!<br />

Wir alle wissen, wie viel Engagement dafür im<br />

Hintergrund Tag für Tag nötig ist. Diese besondere<br />

Auszeichnung ist Wertschätzung für unsere<br />

Leistung im Team und bestätigt uns darin,<br />

als österreichischer Schuhhändler unsere<br />

Omnichannel-Strategie weiter zu verfolgen.<br />

Um online eine noch größere Marken- und<br />

Produktvielfalt bieten zu können, haben wir<br />

www.humanic.net zum Marktplatz erweitert.<br />

Wir sind dankbar, wir machen weiter“, freuten<br />

sich Carina Urban-Dasgupta, Head of Webshop<br />

und Michael Bermadinger, CDO der<br />

Leder & Schuh AG mit den Marken HUMANIC<br />

und Shoe4You.<br />

Handelsverband & Hermes Logistik gratulieren<br />

herzlich<br />

"Das eCommerce Gütesiegel ‚Trustmark Austria‘<br />

des Handelsverbandes steht für Sicherheit<br />

und Vertrauenswürdigkeit. Es stellt für die Konsument:innen<br />

eine Orientierungshilfe dar, um<br />

auf einen Blick vertrauenswürdige Anbieter<br />

im Web erkennen zu können. Das Gütesiegel<br />

trägt somit zu mehr Transparenz, Sicherheit<br />

und Fairness im digitalen Shopping bei", erklärt<br />

Rainer Will. "Die drei Sieger wurden unter<br />

allen Trägern eines gültigen Trustmark Austria<br />

eCommerce-Gütesiegels auf Basis von acht<br />

objektiven Kriterien von einer hochkarätigen<br />

Jury ausgewählt. Wir gratulieren herzlich."<br />

"Die Auszeichnung des Handelsverbandes geht<br />

an jene Trustmark Austria-Träger, die in puncto<br />

Qualität, Transparenz, Professionalität und Sicherheit<br />

bereit sind, die Extrameile zu gehen.<br />

Diese Anstrengungen für die österreichischen<br />

Konsument:innen unterstützt Hermes Logistik<br />

sehr gerne. Herzliche Gratulation den drei Gewinnern",<br />

so Patrick Schabhüttl abschließend.<br />

Über die Trustmark Austria Awards<br />

Der Handelsverband verleiht einmal jährlich<br />

im Rahmen des eCommerce Day die Austrian<br />

Trustmark Awards für ausgezeichnete Leistungen<br />

hinsichtlich Konsumentenfreundlichkeit.<br />

Vergeben wird der Award in den drei Kategorien<br />

Best B2B Online-Shop, Best KMU Online-Shop<br />

und Best B2C Online-Shop. Ein besonderer<br />

Dank gilt den Jurymitgliedern Dr. Johannes<br />

Barbist, Partner und Rechtsanwalt bei Binder<br />

Grösswang Rechtsanwälte, Jessice Hettich,<br />

eCommerce Consultant bei Best IT sowie Dr.<br />

Simon Eder, Geschäftsführer und Schlichter<br />

bei der Verbraucherschlichtung Austria.<br />

Lesen Sie mehr auf www.trustmark-austria.at<br />

v.l.r. Patrick Schabhüttl,<br />

Carina Urban-<br />

Dasgupta, Monika<br />

Hofer, Rainer Will<br />

Fotocredit: Joanna<br />

Piestrzynska


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S14<br />

SPECIAL<br />

Was ist New Work und<br />

welche Auswirkungen<br />

hat es auf den Arbeitsmarkt?<br />

Die Logistikbranche befindet sich im<br />

Wandel durch Technologie, Nachhaltigkeit<br />

und Kundenerwartungen. Logistikunternehmen<br />

stehen vor Herausforderungen<br />

wie Lieferkettenoptimierung,<br />

Mitarbeiterqualifikation und auch Kundenbedürfnisse<br />

dürfen nicht zu kurz kommen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Uwe Rembor, Interim Manager und<br />

Supply-Chain Experte, teilt seine Einblicke<br />

zu den Veränderungen und<br />

Chancen in der Branche. Mit seiner<br />

Erfahrung kennt er die Auswirkungen von New<br />

Work auf Unternehmen und Arbeitnehmer.<br />

Technologische Disruption<br />

Die technologische Disruption hat in der Logistikbranche<br />

eine enorme Bedeutung erlangt<br />

und stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen.<br />

Automatisierung, künstliche Intelligenz<br />

und das Internet der Dinge verändern grundlegend<br />

die Art und Weise, wie Logistikprozesse<br />

ablaufen. Durch den Einsatz dieser Technologien<br />

können Effizienzsteigerungen und<br />

Kosteneinsparungen erzielt werden. Allerdings<br />

erfordert dies erhebliche Investitionen in die<br />

entsprechende Infrastruktur und die Schulung<br />

der Mitarbeiter, um mit den neuen Technologien<br />

umgehen zu können. Die Anpassungsfähigkeit<br />

der Unternehmen spielt dabei eine entscheidende<br />

Rolle, um vorhandene Systeme<br />

nahtlos in die neuen Technologien zu integrieren.<br />

Zusätzlich müssen auch der Widerstand<br />

gegen Veränderungen überwunden und eine<br />

Kultur des Wandels etabliert werden, um den<br />

vollen Nutzen aus der technologischen Disruption<br />

zu ziehen. Nur so können Unternehmen<br />

in der sich schnell entwickelnden Landschaft<br />

wettbewerbsfähig bleiben und den Anforderungen<br />

der neuen Ära der Logistik gerecht<br />

werden.<br />

Durchgängige Sichtbarkeit und Transparenz<br />

In der komplexen Logistikwelt von heute<br />

müssen Unternehmen eine durchgängige<br />

Sichtbarkeit und Transparenz entlang ihrer<br />

Lieferketten sicherstellen. Das erfordert Echtzeit-Tracking<br />

und -Tracing, um den Verbleib<br />

von Waren zu kontrollieren, Risiken zu minimieren<br />

und Vorschriften einzuhalten. Um die Lieferketten<br />

zu optimieren, ist eine reibungslose<br />

Zusammenarbeit und der effiziente Austausch<br />

von relevanten Daten zwischen Lieferanten,<br />

Spediteuren und Kunden erforderlich. Nur<br />

durch enge Zusammenarbeit und Informationen<br />

können wir die Effizienz verbessern und<br />

Engpässe oder Verzögerungen frühzeitig erkennen.<br />

Die Herausforderung besteht darin,<br />

robuste digitale Lösungen zu implementieren,<br />

um eine nahtlose Integration und den<br />

reibungslosen Datenaustausch entlang der<br />

Lieferkette zu ermöglichen.<br />

Qualifikation der Mitarbeiter<br />

Die Logistikbranche wandelt sich und erfordert<br />

qualifizierte Mitarbeiter. Es besteht ein Bedarf<br />

an Kenntnissen in Technologie, Datenanalyse,<br />

Lieferkettenoptimierung und Nachhaltigkeit.<br />

Es gibt jedoch einen Fachkräftemangel.<br />

Schulungs- und Weiterbildungsprogramme<br />

sind notwendig, um diesem entgegenzuwirken.<br />

Unternehmen müssen Investitionen tätigen<br />

und eine Kultur des lebenslangen Lernens<br />

fördern. Eine positive Unternehmenskultur,<br />

Entwicklungsmöglichkeiten und Benefits sind<br />

wichtig, um qualifizierte Talente anzuziehen<br />

und zu halten. Durch Investitionen in Mitarbeiterqualifikationen<br />

und eine attraktive Arbeitgeberpositionierung<br />

können Logistikunternehmen<br />

den Anforderungen gerecht werden.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltigkeit gewinnt in der Logistik an<br />

Bedeutung durch Umweltbewusstsein<br />

und gesetzliche Anforderungen. Logistikunternehmen<br />

müssen ihre Kohlenstoffemissionen<br />

reduzieren, Transportwege<br />

optimieren und umweltfreundliche Praktiken<br />

einführen. Dies beinhaltet grüne<br />

Technologien wie Elektrofahrzeuge und<br />

alternative Kraftstoffe. Die Abfallminimierung<br />

ist ebenfalls wichtig, z. B. durch<br />

wiederverwendbare Verpackungen<br />

und Prozessoptimierung. Strategische<br />

Planung und Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />

und Kunden sind entscheidend,<br />

um Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz<br />

zu vereinen. Durch Nachhaltigkeitsstrategien<br />

können Logistikunternehmen ihren<br />

Umweltschutzbeitrag leisten, ihren<br />

Ruf stärken und den Erwartungen von<br />

Kunden und der Gesellschaft gerecht<br />

werden.<br />

Kundenerwartungen entwickeln sich<br />

ständig weiter<br />

Der E-Commerce und steigende Kundenerwartungen<br />

stellen die Logistikbranche<br />

vor Herausforderungen. Kunden<br />

erwarten schnelle, zuverlässige und<br />

personalisierte Lieferungen. Logistikunternehmen<br />

müssen ihre "letzte Meile"<br />

optimieren, indem sie Routen rationalisieren,<br />

Liefernetzwerke optimieren<br />

und flexible Lieferoptionen bieten. Ein<br />

transparenter und reaktionsschneller<br />

Kundenservice ist entscheidend, um<br />

Kundenzufriedenheit zu gewährleisten.<br />

Investitionen in CRM-Systeme und Kommunikationskanäle<br />

sind unerlässlich.<br />

Durch Anpassung an Kundenanforderungen<br />

können Logistikunternehmen<br />

ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und<br />

langfristige Kundenbindung erreichen.<br />

Ihr<br />

Value Chain<br />

Tech Partner<br />

knapp.com<br />

Fazit:<br />

Die Logistikbranche befindet sich im<br />

Wandel durch Technologie, Nachhaltigkeit<br />

und Kundenerwartungen.<br />

Unternehmen müssen in Technologie<br />

investieren, um effizientere Prozesse<br />

zu ermöglichen. Auch eine durchgängige<br />

Transparenz in der Lieferkette ist<br />

entscheidend. Qualifizierte Mitarbeiter<br />

und Schulungsprogramme sind hierbei<br />

unerlässlich. Nachhaltigkeit spielt ebenfalls<br />

eine große Rolle, um Emissionen zu<br />

reduzieren und umweltfreundliche Praktiken<br />

einzuführen. Kundenerwartungen<br />

entwickeln sich ständig weiter, daher<br />

ist eine Optimierung der "letzten Meile"<br />

und ein reaktionsschneller Kundenservice<br />

wichtig.<br />

(RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S16<br />

SPECIAL<br />

Zukunftsweisende<br />

Lösungen in der<br />

gefährlichen<br />

Fachkräftekrise<br />

Längst hat sich der fast nicht mehr zu stillende<br />

Bedarf an Topmitarbeitern vom Fachkräftemangel<br />

zur echten Fachkräftekrise ausgewachsen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

NILGÜN AYGEN<br />

Vier Gründe sind dafür maßgeblich:<br />

1. Rund 1,4 Mio. Babyboomer im<br />

Jahr nehmen ihren Hut und können<br />

mangels Ressourcen nicht ersetzt<br />

werden. 2. Die New-Work-Mentalität der<br />

kommenden Generationen, die mehr Life und<br />

weniger Work suchen. 3. Ein massiver Skill-Gap<br />

zwischen den Anforderungen und der verfügbaren<br />

Kompetenz auf dem Arbeitsmarkt. 4.<br />

Covid-19 hat bei Menschen weltweit zur Sinnkrise<br />

geführt. Aus den USA schwappt „The Great<br />

Resignation“ zu uns herüber: Selbst, wenn es<br />

ein bescheideneres Leben bedeutet, verlassen<br />

Menschen oft ohne Anschlussoption<br />

ihre Jobs, um mehr Sinn und eine bessere<br />

Work-Life-Balance zu finden. Die Fluktuation ist<br />

immens, Branchen bluten aus und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

schrumpft.<br />

Mit dem Fachkräftemangel haben wir es mit<br />

einer existenzbedrohlichen Krise zu tun, die<br />

nicht nur einzelne Unternehmen, sondern mittelfristig<br />

den gesamten Wohlstand gefährdet.<br />

Nilgün Aygens Qualitäten als Unternehmerin<br />

bildeten sich schon früh heraus:<br />

In Istanbul geboren, mit einem US-amerikanischen<br />

Bildungshintergrund durch<br />

ein amerikanisches Elitegymnasium und<br />

einer abgeschlossenen Ausbildung als<br />

klassische Balletttänzerin weiß sie, dass<br />

Visionen nur mit Disziplin Realität werden<br />

können. Noch während ihres Studiums<br />

des psychologischen Consultings und<br />

Counselings gründete sie mit nur 23 Jahren<br />

ihr erstes Unternehmen. Seit 30 Jahren<br />

unterstützt die Gründerin mehrerer internationaler<br />

HR-Unternehmen ihre Kunden<br />

beim Vervollkommnen von Rekrutierungsprozessen,<br />

im Online-Assessment, Talent<br />

Relationship Management sowie beim<br />

Optimieren des Vertriebs. Aktuell ist Nilgün<br />

Aygen die Geschäftsführerin DACH von<br />

Profiles International, einem weltweit<br />

agierenden Spezialisten für wissenschaftlich<br />

basierte Online-Assessments, sowie<br />

von ValYouBel, einem Unternehmen für<br />

Talent Relationship Management mit<br />

digitaler Serviceplattform und neuen<br />

Recruiting-Ansätzen.<br />

Natürlich können Unternehmen das Problem<br />

nicht auf gesellschaftlicher Ebene<br />

lösen. Sie müssen zuallererst Lösungen<br />

finden, um ihre eigenen Personalherausforderungen<br />

erfolgreich zu meistern.<br />

Dazu gehört neben einer kreativen Recruitingstrategie<br />

auch, die besten Menschen<br />

in Positionen zu bringen, in denen<br />

sie nicht nur wegen ihrer Kompetenz<br />

maximal leistungsfähig sind. Sie müssen<br />

an ihrem Ort auch Selbstwirksamkeit<br />

erfahren, das Gefühl persönlicher<br />

Bedeutung spüren und glücklich sein.<br />

Das Gefühl des Glücks, es am persönlichen<br />

Ort der Wirksamkeit perfekt getroffen<br />

zu haben, dient dabei nicht nur<br />

den Mitarbeitenden, sondern ebenso<br />

dem Unternehmen. Denn hochzufriedene<br />

Mitarbeiter halten dem Arbeitgeber<br />

die Treue, sind top-motiviert, rufen ihre<br />

Potenziale ab und leisten mehr als der<br />

Durchschnitt.<br />

Dafür, wie dieses Win-win gelingen<br />

kann, hat Nilgün Aygen einen Vorschlag.<br />

Er basiert darauf, die qualifiziertesten<br />

Menschen für die Positionen zu<br />

finden und ihre Eignung für die konkrete<br />

Stelle viel komplexer als HR-üblich zu<br />

evaluieren. Denn angesichts der Fachkräftekrise<br />

können sich Unternehmen<br />

teure Fehlbesetzungen immer weniger<br />

leisten. "Wenn es schon schwer ist, dass<br />

jemand kommt, muss sie oder er auch<br />

passen", so die Devise.<br />

Klassische Einstellungstests und Assessment-Center<br />

mögen dabei hilfreich<br />

sein, genügen aber schon lange nicht<br />

mehr der Anforderung, eine facettenreiche<br />

Persönlichkeit mit einer Position in<br />

Harmonie zu bringen. Dies umso mehr,<br />

als mit der herandrängenden Gen-Z<br />

ganz neue Persönlichkeiten auf den<br />

Plan treten.<br />

Deshalb bringt die seit über 30 Jahren<br />

im Thema aktive Unternehmerin und<br />

Autorin Nilgün Aygen das Konzept des<br />

"Right-Fit" ins Spiel. Es basiert auf den<br />

drei Komponenten:<br />

• Skill-Fit: Passen der Kandidat oder<br />

die Kandidaten fachlich zu der ins<br />

Auge gefassten Position (Hardkkills)?<br />

• Job-Fit: Passen kognitiven und motivationalen<br />

Voraussetzungen und die<br />

Verhaltensweisen im Sinne der persönlichen<br />

Eignung für die Stelle (Softskills)<br />

• Culture-Fit: Passen die Menschen<br />

von ihren Arbeitsweisen, ihren emotionalen<br />

Befindlichkeiten, ihren Weltanschauungen<br />

und Werten sowie ggf.<br />

ihren Lebenszielen zum Unternehmen,<br />

zu den späteren Vorgesetzten und<br />

ins Team, in dem sie arbeiten sollen?<br />

Schon jetzt sollte nachvollziehbar sein,<br />

dass klassische HR-Methoden die damit<br />

verbundene menschliche Komplexität<br />

kaum angemessen abbilden können.<br />

Für jeden der drei Bereiche existieren<br />

konkret verschiedene Evaluationsinstrumente,<br />

die erst im Konzert eine tragfähige<br />

Potenzialanalyse ermöglichen.<br />

Für Nilgün Aygen besteht das Problem<br />

des Recruitings von gestern, das sich<br />

auf ein großes Fachkräfteangebot verlassen<br />

konnte, in seiner reaktiven Natur.<br />

Die Suche nach den besten Kandidaten<br />

für eine Position beginnt erst, wenn sich<br />

der Personalbedarf konkret abzeichnet.<br />

Im schnelllebigen Geschäft von heute<br />

bringt dies extremen Zeitdruck bei der<br />

Neueinstellung und ein erhebliches Risiko<br />

teurer Fehlbesetzungen mit sich.<br />

Um diesen Herausforderungen zu begegnen,<br />

schlägt Recruiting Revolution<br />

ein radikal neues Talentmanagement<br />

vor, das sich an der Leitlinie „Attraction<br />

– Selection – Engagement“ ausrichtet.<br />

Es geht keineswegs um den gläsernen<br />

Mitarbeitenden und die Verletzung von<br />

Persönlichkeitsrechten. Ganz im Gegenteil:<br />

Es geht um das Recht und das<br />

Bedürfnis von Menschen, an ihrem Arbeitsplatz<br />

glücklich, chancenreich und<br />

erfolgreich zu sein. Gelingt das, zahlen<br />

sie es mit Erfolgen fürs Unternehmen<br />

und Treue zu ihm zurück. (RED)<br />

Krieg um Talente?<br />

Immer wieder liest und hört man<br />

vom "War For Talents". Doch wer<br />

will Kriegsbeute sein? Vor allem in<br />

Zeiten, wo der Krieg ein paar hundert<br />

Kilometer entfernt tobt und<br />

viele Menschen aus diesem Land<br />

bei uns leben und Arbeit suchen.<br />

Alle wollen Top-Fachkräfte, doch<br />

seien wir ehrlich: Die wenigsten<br />

von uns sind Genies. Wir brauchen<br />

ganz „normale“ Menschen, die<br />

wichtige Aufgaben für uns alle erledigen:<br />

Pflegekräfte mit Empathie<br />

für ihre Klient:innen, verlässliche und<br />

genaue Fachkräfte in der Logistik,<br />

am besten mit Sprachkenntnissen<br />

die in österreichischen Schulen<br />

nicht unterrichtet werden. Die Liste<br />

ließe sich beliebig fortführen, denn<br />

jeder Beruf, jede Aufgabe braucht<br />

spezifische Talente!<br />

Wir werden den Fokus bei der Suche<br />

und Ausbildung von Fachkräften<br />

darauf ausrichten müssen, spezielle<br />

Talente zu erkennen und sie individuell<br />

zu fördern. Viele junge Menschen<br />

haben mit dem Leistungsdenken<br />

ihrer Eltern und Großeltern<br />

nichts am Hut. Ihnen ist es viel<br />

wichtiger, Sinnvolles zu leisten und<br />

als Individuum ernst genommen<br />

zu werden. Dazu braucht es keine<br />

teuren Employer-Branding Programme,<br />

sondern schlicht und einfach<br />

Herzensbildung, viel Geduld<br />

und ehrliche Zuwendung.<br />

Nur so findet jede Person ihre Aufgabe<br />

und ihren Platz in der Arbeitswelt<br />

und Gesellschaft.<br />

Christine Reiterer / quintlog.com


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S18<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Diese eCommerce<br />

Trends sollten<br />

Händler kennen<br />

Welche Veränderungen gab und gibt es<br />

im eCommerce? Auf welche Trends dürfen<br />

wir uns <strong>2023</strong> freuen? Welche Unterschiede<br />

gibt es zwischen Österreich und<br />

der Schweiz? Das und noch viel mehr hat<br />

retail im Interview mit Prof. Dr. Claudia<br />

Brauer (Professorin für Business und Management<br />

am Management Center Innsbruck)<br />

und Dr. Darius Zumstein (Head of E-Commerce<br />

Lab, Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften) erfahren.<br />

TEXT: GERALD KÜHBERGER<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

PRESSESPRECHER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Durch das Verfassen der Onlinehändlerbefragung<br />

2022 haben<br />

Claudia Brauer und Darius Zumstein<br />

einen Einblick in die Branche<br />

wie sonst kaum jemand anderes. Die<br />

stärksten Veränderungen im eCommerce<br />

im Jahr 2022 zum Jahr 2021 erkennen sie im<br />

Wachstum. „Dieses große Wachstum, wie<br />

wir es im bereits vergangenen Jahr 2021 gehabt<br />

haben, ist jetzt vorbei“, weiß Darius<br />

Zumstein. Auch wollen die Menschen wieder<br />

zurück in die Geschäfte und die Produkte<br />

ansehen, anfassen und wahrnehmen, bevor<br />

sie sie kaufen, wie Claudia Brauer ergänzt.<br />

Um die Bevölkerung wieder zurück zum Onlineshopping<br />

zu bringen, ist es daher wichtig, <strong>2023</strong><br />

seinen Webshop auszubauen, auf ausgeklügeltes<br />

Marketing zu setzen und dieses strategisch<br />

auszubauen. Besonders großes Potential<br />

sieht Zumstein beim B2B und D2C Verkauf. Hier<br />

werden die Zwischenhändler ausgeschalten,<br />

was diesen Markt für den Onlinevertrieb besonders<br />

spannend macht.<br />

Sorgenbarometer zeigt größte<br />

Herausforderungen<br />

Die Herausforderungen der Händler während<br />

des vergangenen Jahres sind im Studienbericht<br />

der Befragung schnell ersichtlich. Das Sorgenbarometer<br />

zeigt, worüber sich die Händler<br />

jährlich am stärksten den Kopf zerbrechen.<br />

Claudia Brauer kennt die Lage in Österreich:<br />

„Die großen Themen sind dieses Jahr auf jeden<br />

Fall diverse Lieferschwierigkeiten und die Sichtbarkeit<br />

der Webshops. Man merkt die enorme<br />

Konkurrenz.“ Darüber hinaus geht auch<br />

der Fachkräftemangel nicht an der eCommerce-Branche<br />

vorbei. Da es noch zu wenig<br />

spezialisierte Studiengänge gibt, müssen sich<br />

Absolventen erst tatkräftig einarbeiten, bis sie<br />

vollwertige Aufgaben im Unternehmen übernehmen<br />

können. Dass es hier Nachholbedarf<br />

gibt, zeigt auch die eCommerce-Lehre, welche<br />

in Österreich bereits stark nachgefragt<br />

wird, aber in der Schweiz noch fehlt.<br />

Dass Corona massive – positive – Auswirkungen<br />

auf den Onlinehandel hatte, ist kein Geheimnis.<br />

Aber die Profis sind sich einig und<br />

sicher: Online ist gekommen, um zu bleiben.<br />

„Jedes Unternehmen muss sich fragen, auf<br />

welchen Vertriebskanälen noch verkauft werden<br />

soll. Marktplätze sollten dabei nicht außen<br />

vorgelassen werden. Man muss den Kunden<br />

anbieten, dass sie dort kaufen können, wo sie<br />

wollen“, erklärt Darius Zumstein eine Erkenntnis<br />

der Studie. Außerdem wollen sich Onlineshops<br />

immer internationaler aufstellen und besonders<br />

kleinere Händler greifen in Zuge dessen<br />

auf Nischenprodukte zurück, um ihre Position<br />

zu stärken.<br />

Influencer-Marketing nur bei großen<br />

Unternehmen relevant<br />

Im Moment ist nur jedes fünfte Unternehmen<br />

mit dem Erfolg durchgeführter Influencer-Kampagnen<br />

zufrieden. Bei diesem Thema<br />

kommt Frustration auf, da große Kanäle für<br />

eine Zusammenarbeit zu teuer scheinen und<br />

die kleinen eine zu geringe Reichweite für die<br />

Unternehmen haben. Es zeigt sich bereits zwar<br />

eine positive Entwicklung in der Welt der Kooperationen,<br />

die Firmen brauchen aber etwas<br />

mehr Geduld. Gerade Langzeitkooperationen<br />

zeigen einen deutlichen Effekt – brauchen<br />

aber, natürlich, auch ihre (längere) Zeit.<br />

Was laut den Experten in diesem Feld noch zu<br />

wenig genutzt wird: Cooperate Influencer. So<br />

kann es ein vergleichsweise kostengünstiger<br />

Weg sein, den Fachkräftemangel durch Employer<br />

Branding mithilfe der eigenen Mitarbeiter<br />

über beispielsweise LinkedIn entgegen zu<br />

wirken.<br />

Trend <strong>2023</strong>: Social Commerce über Whatsapp<br />

In anderen Ländern wird es bereits tagtäglich<br />

und total selbstverständlich vorgelebt,<br />

die Profis denken, dass der Trend <strong>2023</strong> auch<br />

zu uns kommt: Social Commerce über Whatsapp.<br />

„Ich sehe im Whatsapp-Commerce tatsächlich<br />

einen Zukunftsbringer“, versichert die<br />

Expertin Claudia Brauer. Die wahrscheinlich<br />

größten Vorteile des Kanals: Hohe Öffnungsraten<br />

und seine Unkompliziertheit, da bereits<br />

jeder die App im Alltag verwendet. Demnach<br />

können mit Öffnungsraten von mehr als 90<br />

Prozent gerechnet werden, was selbstverständlich<br />

jeden Newsletter abhängt. Darüber<br />

hinaus sollten Händler im neuen Jahr auf native<br />

Apps mit Push-Notifications setzten. Mobile<br />

Shopping wird <strong>2023</strong> also DAS Thema.<br />

Der Vergleich: Schweiz vs. Österreich<br />

Da wir mit Darius Zumstein einen Experten aus<br />

der Schweiz haben und Claudia Brauer ihr<br />

Wissen aus Österreich mitbringt, musste retail<br />

natürlich nach den Länder-Unterschieden<br />

fragen. Dabei sind sich die beiden einig. Die<br />

Schweizer kaufen deutlich mehr im WWW.<br />

So wird in der Schweiz bereits jedes zweite<br />

Produkt online umgesetzt. Merkmale vom<br />

Schweizer Onlinemarkt sind außerdem, dass<br />

es weniger, aber dafür größere Onlineshops<br />

gibt. Außerdem sind die Logistik und die Koordination<br />

der letzten Meile extrem gut ausgebaut<br />

und die meisten Shops bieten ihr gesamtes<br />

Sortiment online zum Kauf an. Während<br />

sich in Österreich kleine Shops gegen Riesen<br />

wie Amazon durchsetzen müssen, ist dieser in<br />

der Schweiz nur mit einem Teilsegment vertreten.<br />

Daher wird österreichischen Onlineshops<br />

geraten, sich durch andere USPs, wie Regionalität<br />

und Nachhaltigkeit, zu differenzieren.<br />

In der Schweiz wird außerdem gezeigt, was<br />

in Österreich noch alles möglich ist. In unserem<br />

Nachbarland werden bereits in der<br />

breiten Maße Lebensmittel online bestellt.<br />

Hier sind die Österreicher doch noch etwas<br />

zurückhaltend. Daher rät Claudia Brauer sowohl<br />

den österreichischen Onlineshopbetreibern<br />

als auch der Bevölkerung mehr Mut<br />

zu haben. Man müsse sich nicht vor jedem<br />

Schritt fürchten, sondern kann sich auch etwas<br />

trauen, sagt die Expertin. Sei es Lebensmittel<br />

neuerdings online zu bestellen oder auf<br />

einen neuen Kanal, wie Whatsapp, zu setzen.<br />

(RED)<br />

CLAUDIA BRAUER<br />

PROFESSOR AT MCI<br />

THE ENTREPRENEURIAL<br />

SCHOOL®<br />

DARIUS ZUMSTEIN<br />

HEAD OF E-COMMERCE<br />

LAB<br />

Lösungen für die Bekleidungsbranche<br />

Intralogistik nach Maß<br />

Unser neues Playbook erklärt, wie Omnichannel<br />

Lösungen die Flexibilität, Nachhaltigkeit und<br />

Profitabilität Ihres Betriebs verbessern – sofern<br />

sie für Ihre Bedürfnisse maßgeschneidert sind.<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S20<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Herausforderungen des<br />

stationären<br />

Handels in Deutschland<br />

Der stationäre Handel im Wandel: Nachhaltigkeit<br />

und die Evolution des Kundenerlebnisses<br />

durch einen ganzheitlichen Ship-from-<br />

Store-Service.<br />

BEITRAG: ARVATO SYSTEMS GMBH, MAIL ALLIANCE & LOGISTIC-NATIVES<br />

volles Handeln, hat seitens der Kundinnen und<br />

Kunden stark zugenommen und beeinflusst<br />

maßgeblich ihre Kaufentscheidungen. Sie sind<br />

sensibilisiert für Umwelt- und Sozialfragen und<br />

bevorzugen Unternehmen, die nachhaltige<br />

Praktiken in ihre Geschäftsmodelle integrieren.<br />

Gleichzeitig setzen politische Entscheidungsträger<br />

verstärkt auf Nachhaltigkeit, um den<br />

ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und<br />

dem Klimawandel entgegenzuwirken.<br />

FLORIAN SEIKEL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

LOGISTIC NATIVES<br />

Der stationäre Einzelhandel in<br />

Deutschland sah sich in den vergangenen<br />

Jahren mit einer Vielzahl<br />

von Herausforderungen konfrontiert.<br />

Die zunehmende Popularität des<br />

Online-Shoppings wurde durch die Auswirkungen<br />

der COVID-19-Pandemie weiter erhöht.<br />

Lockdowns, Geschäftsschließungen<br />

und verändertes Konsumverhalten der Konsumentinnen<br />

und Konsumenten haben zu Umsatzeinbußen<br />

und existenziellen Sorgen vieler<br />

Einzelhändler geführt. Während der Umsatz<br />

im stationären Einzelhandel seit 2019 um 3%<br />

gestiegen ist, legte der Online-Handel im selben<br />

Zeitraum um 31% zu. Zusätzlich wurden<br />

Gewinnmargen durch den Preisdruck infolge<br />

des steigenden Wettbewerbs, die Möglichkeit<br />

des Online-Preisvergleiches und den erhöhten<br />

Kosten durch die Inflation weiter belastet.<br />

Parallel ist das Thema Nachhaltigkeit zu einem<br />

der wichtigsten Aufgabengebiete avanciert,<br />

das sowohl von den Verbrauchern als auch<br />

von der Politik verstärkt in den Fokus gerückt<br />

wird. Der Anspruch, nachhaltig zu konsumieren<br />

und das Bewusstsein für verantwortungs-<br />

Als Konsequenz ändert sich das Stadtbild in<br />

vielen Städten maßgeblich. Das vermehrte<br />

Online-Shopping und der Aufstieg großer<br />

E-Commerce-Plattformen haben zu einem<br />

veränderten Konsumverhalten geführt, bei<br />

dem vermehrt auf den Online-Kanal zurückgegriffen<br />

wird. Dies resultiert in einer deutlichen<br />

Abnahme der Kundenfrequenz in den<br />

Geschäften, was wiederum Umsatzrückgänge<br />

und die Schließung von Einzelhandelsgeschäften<br />

zur Folge hat. Zusätzlich verändern sich<br />

Ladentypen, indem Einzelhandelsgeschäfte<br />

durch größere Ketten oder internationale Marken<br />

ersetzt werden. Kunden legen mehr Wert<br />

auf Erlebnisse und die Möglichkeit, Gastronomie<br />

mit Shopping zu verbinden. Dabei liegt<br />

der Fokus weniger auf reine Einkaufsmeilen.<br />

Im Gegensatz dazu führt die steigende Anzahl<br />

von Paketen, die von Paketdienstleistern ausgeliefert<br />

werden, zu einer deutlichen Zunahme<br />

des Lieferverkehrs in den Innenstädten.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Verkehrsbelastung<br />

spürbar ansteigt.<br />

Trotz der zahlreichen Herausforderungen halten<br />

viele Unternehmen weiterhin an ihren<br />

stationären Geschäften fest. Diese dienen<br />

als wichtige Markenpräsentationsfläche und<br />

ermöglichen ein persönliches Einkaufserleb-<br />

nis, das für viele Kundinnen und Kunden nach<br />

wie vor von großer Bedeutung ist. Um jedoch<br />

im heutigen Wettbewerbsumfeld erfolgreich<br />

zu bestehen, ist es erforderlich, dass die Geschäfte<br />

ihre Rolle über die traditionelle Verkaufsfunktion<br />

hinaus erweitern.<br />

Ship-from-Store-Service: Nachhaltig,<br />

kostengünstig, regional<br />

Angesichts dieser Ausgangssituation stehen<br />

Einzelhändler vor der Herausforderung, innovative<br />

Wege zu finden, um sich anzupassen<br />

und zu überleben. Der Wandel im Konsumverhalten<br />

eröffnet die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle.<br />

Es gilt, die Vorteile des stationären<br />

Geschäfts wie zum Beispiel sofortige<br />

Warenverfügbarkeit, Kundenerlebnis oder kürzere<br />

Wege gewinnbringender zu nutzen, ohne<br />

dabei auf die Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit<br />

zu verzichten.<br />

Eine vielversprechende Lösung, die den Wandel<br />

im Stadtbild berücksichtigt, Kosten reduziert<br />

und gleichzeitig nachhaltige Prinzipien<br />

umsetzt, ist der "Ship-from-Store-Service“.<br />

Der Ship-from-Store-Service ermöglicht Einzelhändlern,<br />

ihre physischen Geschäfte nicht nur<br />

als Verkaufsfläche, sondern auch als Distributionszentren<br />

für den Online-Versand zu nutzen.<br />

Anstelle der Versendung von Produkten aus<br />

dem Zentrallager, werden diese bei Verfügbarkeit<br />

direkt aus den einzelnen Filialen heraus<br />

versandt. Distributionszentren werden nur<br />

genutzt, wenn die Ware in den Filialen nicht<br />

verfügbar ist oder keine Ressourcen für die<br />

Versandvorbereitung zur Verfügung stehen.<br />

Dieser Ansatz bietet mehrere Vorteile:<br />

• Der stationäre Handel kann seine Lagerbestände<br />

effizienter nutzen und die gesamte Lagerfläche<br />

optimieren. Somit können Kosten für<br />

zusätzliche Lagerflächen eingespart werden.<br />

Laut einer Untersuchung des EHI Retail Institute<br />

aus dem Jahr 2018 ist eine Reduzierung der<br />

Lagerfläche um durchschnittlich 15% möglich.<br />

• Durch den direkten Versand aus der nächstgelegenen<br />

Filiale an den Kunden können Lieferzeiten<br />

erheblich verkürzt werden. Anstatt<br />

auf den Versand aus einem entfernten zentralen<br />

Lager zu warten, kann der Artikel möglicherweise<br />

noch am selben Tag geliefert werden.<br />

Dies ist besonders vorteilhaft für Kunden,<br />

die eine schnelle Lieferung wünschen oder<br />

sich in der Nähe einer Filiale befinden. Laut einer<br />

Studie von Deloitte aus dem Jahr 2019 sind<br />

55% der Kunden bereit, für eine schnellere Lieferung<br />

höhere Versandkosten zu akzeptieren.


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S22<br />

• Durch kürzere Transportwege können Lieferwege<br />

effizienter gestaltet werden, was zu Einsparungen<br />

von Versandkosten führt.<br />

• Ship-from-Store trägt zur Schaffung eines<br />

nahtlosen Omnichannel-Erlebnisses bei. Kunden<br />

haben die Möglichkeit, online bei ihrem<br />

Lieblingsgeschäft einzukaufen und die Artikel<br />

direkt an ihre Haustür liefern zu lassen. Dieses<br />

flexible und bequeme Einkaufserlebnis ermöglicht<br />

es den Kunden, den Kanal ihrer Wahl zu<br />

nutzen, ohne auf ein rein onlinebasiertes Angebot<br />

umzusteigen.<br />

• Der Ship-from-Store-Service trägt zur Reduzierung<br />

der CO2-Emissionen bei, da die Lieferwege<br />

verkürzt und Leerfahrten vermieden<br />

werden. Insbesondere in urbanen Bereichen<br />

werden auf der letzten Meile zunehmend emissionsfreie<br />

Transportmittel wie Lastenräder oder<br />

E-Kastenwagen genutzt. Laut einer Studie von<br />

Capgemini Research Institute aus dem Jahr<br />

2021 kann die Nutzung von Ladengeschäften<br />

als Versandzentren die CO2-Emissionen um bis<br />

zu 23% im Vergleich zur herkömmlichen Zentrallagerlieferung<br />

reduzieren.<br />

Das internationale Netzwerk logistic-natives<br />

e.V. versucht, mit seinen Mitgliedern auf pragmatische<br />

Weise innovative und neue Services<br />

zu entwickeln. Um diesen Ship-from-Store-<br />

Service als ganzheitlichen End-to-End-Service<br />

anzubieten, kooperieren beispielsweise der<br />

logistic-native mail alliance – eine Marke der<br />

mailworXs GmbH und der IT-Spezialist Arvato<br />

Systems, der durch seine umfangreichen<br />

Erfahrungen im Bereich Logistik die notwendigen<br />

IT-Plattformen bereitstellt.<br />

Bei einer Bestellung im Webshop trifft in der<br />

Praxis ein automatisiertes Routing die Entscheidung,<br />

ob der Versand über das Distributionszentrum<br />

oder über die Filiale die Ziele<br />

des Händlers am effektivsten erreicht. Bei dem<br />

Versand aus der Filiale erhalten die Mitarbeitenden<br />

vor Ort eine Information, welche<br />

Waren gepackt werden müssen und stellen<br />

die Waren an einem definierten Ort für die<br />

Abholung bereit.<br />

Die Abholung und flächendeckende Zustellung<br />

der im Webshop bestellten Waren<br />

erfolgt durch die mail alliance, die sich als<br />

Kurierdienstleister auf die nachhaltige Zustellung<br />

spezialisiert hat. Damit wird eine kostengünstige<br />

und nachhaltige Alternative zu<br />

Lieferungen aus den Zentrallagern ermöglicht.<br />

Das gemeinsame Ziel von mail alliance<br />

und Arvato Systems besteht darin, die Lieferprozesse<br />

auf der letzten Meile zu optimieren,<br />

Lager- und Versandkosten zu senken sowie<br />

den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.<br />

Das Konzept ist insbesondere für Unternehmen<br />

interessant, die eine schnelle und flexible Lieferung<br />

benötigen. Der neue End-to-End-Service<br />

steht ab sofort interessierten Pilotkunden<br />

zur Verfügung und ist eine zukunftsweisende<br />

Lösung, um Lieferprozesse nachhaltiger und<br />

kostengünstiger zu gestalten.<br />

Zusätzlich bietet der Ship-from-Store-Service<br />

die Möglichkeit, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.<br />

Durch die Nutzung der bereits vorhandenen<br />

stationären Geschäfte als Distributionszentren<br />

werden unnötige Lieferungen<br />

aus zentralen Lagern vermieden, was zu einer<br />

Reduzierung des Verkehrsaufkommens und<br />

der CO2-Emissionen beiträgt. Die kurzen Lieferwege<br />

ermöglichen zudem eine effizientere<br />

Nutzung von Lieferfahrzeugen und reduzieren<br />

somit den Ressourcenverbrauch.<br />

Möchten Sie mehr über die logistic-natives<br />

e.V. und seine Mitglieder erfahren? Florian<br />

Seikel informiert Sie gerne. Jedes Unternehmen<br />

ist eingeladen, an dem Netzwerk zu<br />

partizipieren.<br />

Quellen:<br />

1. EHI Retail Institute, "Branchenreport<br />

Multichannel-Handel 2018," 2018, S. 71.<br />

2. Deloitte, "2019 Global Holiday Survey,"<br />

2019, S. 13<br />

3. Capgemini Research Institute, "The<br />

Last-Mile Delivery Challenge: Giving retail<br />

and consumer product customers<br />

a superior delivery experience without<br />

impacting profitability," 2021, S. 25, Abs.<br />

2. Verfügbar unter: https://www.capgemini.com/wp-content/uploads/2021/01/<br />

last-mile-delivery-research-report.pdf


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S24<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Digitalisierung der<br />

Warenzustellung - ohne<br />

Daten vorab geht bald<br />

nichts<br />

Weitgehend ignoriert von mittelständischen<br />

Einzelhandelsunternehmen und Dienstleistern<br />

schreitet die Erarbeitung der gesetzlichen<br />

Grundlagen und der Standardisierung<br />

der Datenformate für den Einzelhandel<br />

und die damit verbundene Logistik voran.<br />

BEITRAG: WALTER TREZEK<br />

Seit dem 1 Jänner 2021 müssen die nationalen<br />

Postuniversaldienstleister, nach<br />

den Vorgaben der 192 Mitgliedsstaaten<br />

des Weltpostvereins (darunter alle<br />

EU-Mitgliedsstaaten), im grenzüberschreitenden<br />

Postversand, Daten vorab zu jeder Warensendung<br />

in Echtzeit auszutauschen. Einen<br />

gleichen Datensatz verlangt die EU seit dem<br />

1 Juli 2021 für Warensendungen beim Import<br />

in die EU. Dieser Datensatz wird für die Einhebung<br />

der Einfuhrumsatzsteuer verwendet.<br />

Nach den Verschlägen der Europäischen<br />

Kommission („VAT in the digital age“) soll<br />

was zurzeit für den Import in die EU gilt, auf<br />

Sendungen in der EU selbst, und nach dem<br />

Willen der Mitgliedsstaaten auch national<br />

eingeführt werden – damit „ohne Vorabdaten<br />

zu einer Warensendung, kein Versandt“.<br />

Was der Weltpostverein begonnen hat, wurde<br />

<strong>2023</strong> für Flugfracht verpflichtend<br />

Mit dem „Import Control System 2 (ICS2)“<br />

hat die EU im März 2021 begonnen digital<br />

vorab Transportdeklarationen zur Sicherung<br />

der Transportsicherheit im Flugfrachtverkehr<br />

zwingend für Post- und Expresssendungen<br />

zu verlangen. Die dazu verpflichtend, vorabauszutauschen<br />

Daten folgten den Datenstrukturen,<br />

die Mitgliedsstaaten des Weltpostvereins<br />

in enger Abstimmung mit der<br />

Weltzollorganisation, für den Vorabdatenaustausch<br />

zu individuellen Warensendungen erarbeitet<br />

hatten (s.g. UPU Global Postal Model).<br />

Austausch von Warensendungen getrennt<br />

wird. Gleichzeit soll das Mandat gewährleisten,<br />

dass über die 27 nationalen Normungsorganisationen<br />

(in Österreich das AUSTRIAN<br />

STANDARDS) alle interessierten Experten an<br />

der Erarbeitung der technischen Spezifikationen<br />

zur Digitalisierung der postalischen<br />

Beförderungsdokumente in Europa und deren<br />

Austauschformaten mitarbeiten können. Damit<br />

wird sichergestellt, dass die Interessen der<br />

Betroffenen in der Ausgestaltung der technischen<br />

Datenformate gewährleistet ist.<br />

Elektronische Transport und Fracht Informationssysteme<br />

Mit der VO der EU zu elektronischen Transportund<br />

Frachtinformationssystemen (2020/1056)<br />

wurde der Grundlage geschaffen, allen<br />

Frachtmodalitäten zu erlauben digitale Informationen<br />

mit den 27 EU-Mitgliedsstaaten vorab<br />

authentifiziert auszutauschen.<br />

Seit 2021 werden weltweit Daten<br />

zu jeder Warensendung verpflichtend<br />

vorab ausgetauscht.<br />

Das dazu notwendige einheitliche Transportdatenmodel<br />

worden in den letzten Wochen<br />

abschließend erarbeitet. Die dazu notwendigen<br />

Implementierungs- und Umsetzungsverordnungen<br />

der Kommission werden in diesen<br />

Monaten fertig verhandelt, damit die notwendigen<br />

Digitalisierungsschritte bis Ende 2025 abgeschlossen<br />

sein können.<br />

Der logistic-natives e.V. ist ein internationales<br />

Netzwerk und ist an der Gestaltung des Marktes<br />

aktiv beteiligt. Wer mehr über die Möglichkeiten<br />

und Vorteile, die die logsitic-natives bieten,<br />

erfahren möchte, kontaktiert Florian Seikel<br />

florian.seikel@logistic-natives.com. (RED)<br />

Das ICS2 wird in diesen Wochen auf „PLACI<br />

Pre-Loading Advance Cargo Information“ für<br />

den Flugfrachtverkehr erweitert und bis 2024<br />

auf alle Transportmodalitäten ausgeweitet.<br />

WALTER TREZEK<br />

Digitalisierung von Postbeförderungsdokumenten<br />

und Informationen – Einbindung der<br />

Betroffenen<br />

Die Europäische Kommission hat mit einem<br />

Mandat an die Europäischen Postnormung<br />

(CEN/TC331) dafür gesorgt, dass die Weiterentwicklung<br />

des einheitlichen und allen<br />

Betreibern von Postzustelldiensten offenem<br />

EU-Binnenmarktes, nicht von der weltweiten<br />

Harmonisierung der Datenstrukturen für den


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S26<br />

Cars sich gemeinsam mit DB Schenker auf<br />

den Weg in eine Zukunft mit sauberer Logistik<br />

macht. Wir versprechen unseren Kunden, sie<br />

dabei zu unterstützen, alle direkten und indirekten<br />

Emissionen (Scope 3) zu reduzieren, die<br />

im Zusammenhang mit Transport und Lagerung<br />

auftreten. Denn nachhaltige Lieferketten<br />

sind nur machbar, wenn Industrie, Spediteure<br />

und Carrier eng zusammenarbeiten.“<br />

dungen von Volvo Cars nicht verfügbar sein,<br />

wird er für andere Transporte verwendet und<br />

Volvo Cars mit der so genannten „Mass-balancing“-Methode<br />

zugewiesen. Dieses Vorgehen<br />

wird regelmäßig unabhängig überprüft<br />

und stellt sicher, dass die Gesamteinsparung<br />

an fossilen Brennstoffen dem tatsächlichen<br />

Verbrauch in Containerschiffen entspricht.<br />

Javier Varela, Chief Operating Officer und<br />

stellvertretender CEO bei Volvo Cars: „Bei<br />

Volvo Cars versuchen wir stetig, unsere Lieferkette<br />

zu dekarbonisieren. Starke Partnerschaften<br />

mit führenden Logistikanbietern sind dabei<br />

entscheidend um entsprechende Möglichkeiten<br />

dafür zu schaffen, wie hierbei die Nutzung<br />

erneuerbarer Kraftstoffe für die Seefracht. Wir<br />

suchen kontinuierlich neue Wege der Nachhaltigkeit<br />

in allen Bereichen unserer Lieferkette<br />

und möchten auch andere Automobilhersteller<br />

zum Handeln anregen, um die Nachfrage<br />

nach kohlenstoffeffizienten Seetransporten<br />

letztlich zu steigern.“<br />

Biokraftstoff: Weiterführende Informationen für<br />

Redaktionen<br />

Der eingesetzte Biokraftstoff heißt UCOME<br />

(Used Cooking Oil Methyl Ester) und gehört zu<br />

einer Gruppe von Kraftstoffen mit dem Namen<br />

FAME (fatty acid methyl ester). Er erfüllt die aktuell<br />

höchsten Qualitätskriterien für Kraftstoffe<br />

auf Basis von biogenen Abfallstoffen. Damit<br />

sichert DB Schenker zu, den besten verfügbaren<br />

Biokraftstoff einzusetzen, der mit EU RED II,<br />

Annex IX, Part A+B, konform ist. DB Schenker<br />

stellt ebenfalls sicher, dass kein Palmöl oder<br />

Palmöl-Rückstände enthalten sind. Darüber<br />

hinaus liegt eine unabhängige Dreifachzertifizierung<br />

für den gesamten Zyklus „from well to<br />

wake“ (WTW) vor.<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

DB Schenker und Volvo<br />

Cars reduzieren<br />

Emissionen in der<br />

Seefracht<br />

Großer Fortschritt für Einsatz von Biokraftstoff<br />

in der Seefracht. 12.000 Container mit Ersatzteilen<br />

werden umweltfreundlich in die USA<br />

transportiert.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Das Unternehmen DB Schenker und<br />

Volvo Cars haben den Transport<br />

von 12.000 Standard Containern<br />

(TEU) mit Ersatzteilen des Autoherstellers<br />

auf der Basis von Biokraftstoff vereinbart<br />

und starten damit eine Partnerschaft für emissionsarme<br />

Seefracht. Im Vergleich zur Nutzung<br />

fossiler Brennstoffe können dadurch rund 84 %<br />

des CO2-Ausstoßes, etwa 9.000 Tonnen über<br />

den Zeitraum eines Jahres, eingespart werden.<br />

Die langfristige Kooperation zwischen DB<br />

Schenker, einem der weltweit führenden Logistikdienstleister,<br />

und Volvo Cars, einer der bekanntesten<br />

und angesehensten Automarken<br />

der Welt, läuft bereits seit Anfang Juni. Sie<br />

verbindet das Volvo-Werk in Göteborg mit<br />

den Häfen von Savannah, Newark und New<br />

York in den USA. DB Schenker stellt dabei den<br />

Biokraftstoff der zweiten Generation vom Typ<br />

UCOME (Used Cooking Oil Methyl Ester), d.h.<br />

Kraftstoff aus gebrauchtem Speiseöl bereit.<br />

Thorsten Meincke, Vorstand für Luft- und Seefracht<br />

von DB Schenker: „Wir sind stolz darauf,<br />

dass eine angesehene Marke wie Volvo<br />

Der verwendete Kraftstoff wird aus Bio-Abfällen<br />

hergestellt, von einer unabhängigen Stelle<br />

zertifiziert und steht damit nicht in Konkurrenz<br />

zur Lebensmittelproduktion. Die Transporte<br />

sind daher umweltfreundlicher und stimmen<br />

mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU<br />

überein. Sollte der Biokraftstoff für einzelne Sen-<br />

Über DB Schenker<br />

DB Schenker gehört mit rund 76.600<br />

Beschäftigten an über 1.850 Standorten<br />

in mehr als 130 Ländern zu den führenden<br />

Logistikdienstleistern weltweit. Das Unternehmen<br />

bietet Landverkehr, Luft- und<br />

Seefracht sowie umfassende Logistiklösungen<br />

und globales Supply Chain Management<br />

aus einer Hand. Das Unternehmen<br />

investiert kontinuierlich in innovative Transportlösungen,<br />

erneuerbare Energien und<br />

umweltfreundlichere Produkte für seine<br />

Kunden, um das ambitionierte Ziel der<br />

Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen.<br />

DB Schenker investiert in Biokraftstoffe noch<br />

bevor einzelne Kunden diese nachfragen.<br />

Dadurch kann das Unternehmen flexibler auf<br />

Bedürfnisse von Kunden eingehen. Der Logistikdienstleister<br />

hat sich verpflichtet, allein in<br />

diesem Jahr 17.000 Tonnen Biokraftstoff für<br />

Seetransporte zu kaufen. Damit demonstriert<br />

das Unternehmen sein Engagement für Nachhaltigkeit<br />

und schafft darüber hinaus eine<br />

Emissionsreduzierung, die sich in der Branche<br />

deutlich hervorhebt. Zudem unterstreicht es<br />

die hohe Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen<br />

und den Wunsch des Unternehmens,<br />

weiter entwickelte Kraftstoffe zu beziehen,<br />

insbesondere synthetische Kraftstoffe auf der<br />

Basis von grüner Energie.<br />

Der gesamte Rahmen ist konform mit ISO<br />

14020, 14021 und 14067. Der erneuerbare<br />

Kraftstoff, der bei den Transporten eingesetzt<br />

wird, wird von einer dritten, unabhängigen<br />

Partei geprüft und nicht in Konkurrenz zur<br />

Lebensmittelproduktion erzeugt.<br />

(RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S28<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Resilienz ist die große<br />

Herausforderung<br />

Die Logistik-Welt erlebt eine gravierende<br />

Transformation. VNL-Obmann Franz Staberhofer<br />

spricht im Logistik express Interview<br />

über ethisches Wirtschaften, BMK-Masterplan<br />

Güterverkehr 2030, Fachkräftemangel<br />

und Resilienz in unsicheren Zeiten.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

werken liefern werden. Der VNL ist das größte<br />

Netzwerk in der Logistik und Österreich, und wir<br />

werden unsere Verbindungen in die Industrie<br />

und Wirtschaft in das Supply Chain Intelligence<br />

Institut Austria einbringen.<br />

ASCII stellt Daten- und Wissensgrundlagen zur<br />

Verfügung und fungiert als erster Ansprechpartner<br />

für die Analyse, Bewertung und Ableitung<br />

von Handlungsempfehlungen für zeitkritische<br />

und komplexe Fragestellungen im<br />

Zusammenhang mit Wertschöpfungsketten.<br />

Gefördert wird das ASCII vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Wirtschaft sowie dem Land<br />

Oberösterreich.<br />

<strong>LE</strong>: Das Klimaschutzministerium BMK hat jüngst<br />

den Masterplan Güterverkehr 2030 präsentiert.<br />

Wie beurteilen Sie den Inhalt dieses Plans<br />

und welche Stärken und Schwächen sehen<br />

Sie in ihm?<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Staberhofer, der<br />

VNL hat mit Complexity Science Hub<br />

Vienna, WIFO und Logistik FH Oberösterreich<br />

das neue Supply Chain Intelligence<br />

Institute Austria (ASCII) mitbegründet.<br />

Was ist die Zielvorgabe für dieses Institut und<br />

welche Vorteile können die VNL-Mitglieder<br />

bzw. die Logistik-Wirtschaft daraus ziehen?<br />

Franz Staberhofer: Globale, europäische und<br />

österreichische Produktions- und Logistiknetzwerke<br />

stehen vor vielfältigen Herausforderungen.<br />

Die Krisen der letzten Jahre haben<br />

Schwachstellen in Lieferketten und Produktionsnetzwerken<br />

offengelegt, das führt zu einer<br />

Vielzahl von Fragen zur Gestaltung von nachhaltigeren,<br />

resilienteren Netzwerken. ASCII<br />

analysiert Wertschöpfungsnetzwerken, strategischen<br />

Abhängigkeiten und die Sicherstellung<br />

von Produktion und Versorgungssicherheit.<br />

Das Ziel ist, Entscheidungsträgern in Politik,<br />

Verwaltung und Wirtschaft solide Grundlagen<br />

zu liefern, um die österreichischen und europäischen<br />

Ziele einer sicheren Wertschöpfung<br />

und Klimaneutralität zu erreichen.<br />

Lieferketten proaktiv zu analysieren und daraus<br />

die richtigen Schlüsse für die Politik, Wissenschaft<br />

und Industrie zu ziehen, wird erfolgsentscheidend<br />

für den Standort Österreich bzw.<br />

Europa sein. Ich freue mich, dass wir mit dem<br />

ASCII einen Beitrag zur nachhaltigen Absicherung<br />

von Lieferketten und Produktionsnetz-<br />

Staberhofer: Es sind wenig konkrete Projekte<br />

im Masterplan Güterverkehr (MGV). Zu meiner<br />

Überraschung wird der Einzelwagenverkehr<br />

im Schienengüterverkehr wieder unterstützt.<br />

Man weiß seit vielen Jahren, dass der Einzelwagenverkehr<br />

für die Eisenbahnen nicht wirtschaftlich<br />

darstellbar ist. Warum wird wertvolles<br />

Subventionsgeld/Steuergeld vom Staat<br />

für die Unterstützung dieses unwirtschaftliches<br />

Verkehrssystems vergeudet? Dieses Geld wäre<br />

für eine Förderung von neuen, zusätzlichen<br />

Intermodalzügen, um ein breiteres Angebot<br />

am Markt zur Verfügung zu stellen, viel besser<br />

aufgehoben. Wenn der Modalsplit von 31<br />

Prozent auf 40 Prozent gehoben werden soll,<br />

bedeutet das eine Erhöhung der Mengen um<br />

30 Prozent. Wie sich das mit den verfügbaren<br />

Trassen, noch dazu mit der beabsichtigen<br />

Mobilitätsverlagerung im Personenverkehr von<br />

der Straße auf die Schiene ausgehen soll, ist<br />

mir nicht klar. Das Anführen von 45 Prozent<br />

Leerfahrten der österreichischen Unternehmer<br />

im Straßengüterverkehr ist inhaltlich irreführend.<br />

Wenn ein Straßentransportunternehmen<br />

im konventionellen Verkehr diesen Prozentsatz<br />

an Leerfahrtkilometer, und nur die sind relevant,<br />

haben würde, könnte dieser nicht überleben.<br />

Derartige Aussagen sind zu unterlassen,<br />

weil damit einfach eine völlig falsche Erwartungshaltung<br />

erzeugt wird. Leerfahrtkilometer<br />

plus 10% Prozent von der Gesamtleistung kann<br />

sich kein Transporteuer leisten, gute Unternehmen<br />

agieren deutlich unter 10 Prozent. Thema<br />

E-Mobilität: Folgende Widersprüche bzw. ungelöste<br />

Probleme sehe ich hier: Ein E-Lkw kostet<br />

heute mindestens den doppelten Preis wie<br />

ein herkömmlicher Verbrenner. Die AfA ist im<br />

KM-Peis (Fernverkehr) heute rund 30 Prozent.<br />

Verdoppelt sich der Kaufpreis des Lkw erhöht<br />

das den KM-Preis um 30 Prozent gegenüber<br />

einer KM-Kalkulation auf Basis Verbrenner.<br />

Kein Verlader bezahlt das aus Idealismus. Da<br />

sind sehr gut durchdachte Förderkonzepte<br />

notwendig, um die Umstellung auch wirklich<br />

umsetzen zu können. Die Flotten werden auch<br />

nicht mit einem Schlag von Verbrenner auf<br />

E-Antrieb umgestellt, in der Übergangsphase<br />

hat der E-Antrieb in einer korrekten Kalkulation<br />

keine Chance gegen den alten Verbrenner.<br />

Die Entkopplung der Transportmengen vom<br />

Wirtschaftswachstum ist absolut notwendig.<br />

Das Pushen der Kreislaufwirtschaft mit Wiederverwendung<br />

von Rohstoffen, Pfandsystemen,<br />

etc. wird aber die Volumina nicht reduzieren.<br />

Auf Seite 128 wird eine Mautreduktion für<br />

emissionsfreie Nutzfahrzeuge angeboten. Das<br />

halte ich für plakativ aber nicht zielführend.<br />

Es wird auf Knopfdruck keine reinen emissionsfreien<br />

Fuhrparks geben. Der Unternehmer<br />

kann aber nicht 100 Prozent auf emissionsfrei<br />

disponieren. Ich würde das Geld eher in die<br />

Finanzierung des Fuhrparks leiten, da wird es<br />

dringender benötigt.<br />

<strong>LE</strong>: Österreich findet sich im aktuellen Logistik-Report<br />

der Weltbank auf Platz sieben unter<br />

139 Staaten. Kann man darin erkennen, dass<br />

Österreichs Transportwirtschaft gut arbeitet<br />

oder sehen Sie noch Nachholbedarf?<br />

Staberhofer: Bei aller Wertschätzung sind solche<br />

Rankings immer wieder zu hinterfragen<br />

und kritisch zu sehen. Vor einigen Jahren<br />

(2014) lagen wir auf dem 22. Rang und jetzt<br />

laut Report auf Rang sieben. Haben wir uns<br />

hier wirklich um so viele Plätze verbessert, oder<br />

waren wir 2014 nicht vielleicht besser?<br />

<strong>LE</strong>: Die Welt erlebt derzeit massive und geopolitische<br />

Veränderungen. Wie soll sich der Logistik-Sektor<br />

auf diesen Wandel einstellen? Muss<br />

Logistik künftig neu organisiert werden?


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S30<br />

Staberhofer: Resilient zu sein, ist das Credo.<br />

Dabei kann schon helfen, mehr in vorausschauende<br />

Planung zu investieren und 100%-<br />

ige Abhängigkeiten zu reduzieren. Ich bin davon<br />

überzeugt, dass in Zukunft Kooperationen<br />

zwischen den Unternehmen an Bedeutung<br />

gewinnen wird. Auch wenn es idealistisch klingen<br />

mag, aber ein ethisches Verhalten wird<br />

wichtiger werden, wenn man Zusammenarbeit<br />

ernst meint. Das adressiert an rein machtzentrierte<br />

Unternehmen wie die OEM, die mit<br />

ihrem Verhalten gegen die Nachhaltigkeit in<br />

allen Dimensionen wirken.<br />

<strong>LE</strong>: Wie sieht Ihrer Einschätzung die Zukunft der<br />

Logistik aus?<br />

Staberhofer: Seit der Jahrtausendwende hat<br />

die Logistik viele Krisen bewältigt. Die Logistik<br />

hat in allen Phasen die Versorgungssicherheit<br />

aufrechterhalten und Chaos vermieden.<br />

Jetzt geht es darum zukünftiges Chaos zu<br />

vermeiden. Hier hat die Logistik die Pflicht<br />

und Chance, sich mit Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft<br />

zu verlinken, um rechtzeitig auf<br />

drohende Lieferkettenprobleme reagieren zu<br />

können.<br />

<strong>LE</strong>: Ist mit Automatisierung, Robotik, ChatGPT<br />

oder künstliche Intelligenz KI in Zukunft noch<br />

mehr möglich oder klingt dabei auch viel<br />

Zukunftsmusik mit?<br />

Staberhofer: Der Arbeitskräftemangel wird<br />

den Bedarf an Logistik-Lösungen Automatisierung<br />

und amortisierbare Digitalisierung weiter<br />

verstärken. Man muss Arbeit dort, wo es<br />

möglich ist, durch Technologie aus dem System<br />

nehmen. Und man muss sich überlegen,<br />

wo man arbeitsintensive Lieferketten eliminieren<br />

kann. Dabei werden neue Geschäftsmodelle<br />

entstehen. Die Möglichkeiten der KI<br />

sind heute vielfach erst im Ansatz erkennbar.<br />

Mit Blickrichtung Arbeitskräftemangel wird der<br />

Einsatz von KI unabdingbar sein und weitere<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

<strong>LE</strong>: Wie verändert sich Logistik, wenn der Fachkräftemangel<br />

weiterhin ein schlagendes Thema<br />

bleibt?<br />

Staberhofer: Das ist eine Frage nicht nur für<br />

Logistik. Es ist eine Tatsache, dass die notwendigen<br />

Arbeitskräfte für die geplanten Umsatzsteigerungen<br />

der Unternehmen nicht vorhanden<br />

sein werden. Dem entsprechend müssen<br />

Wertschöpfungsketten neugestaltet werden;<br />

und u.a. einzelne Elemente des Netzwerks in<br />

Regionen zu verlagern, in denen noch ausreichend<br />

Arbeitskräfte existieren. Neben der verstärkten<br />

Automatisierung gilt es vor allem intelligente<br />

Lösungen für hybrides Arbeiten bzw.<br />

neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, um als<br />

Arbeitgeber attraktiv zu werden bzw. zu bleiben.<br />

Und man muss sich der Tatsache stellen:<br />

Weiteres Wachstum nur mit mehr Strom für das<br />

gleiche Tun zu erreichen wird zu keiner CO2<br />

Reduktion führen und noch weniger zu Nachhaltigkeit.<br />

Da kann SCM neue Geschäftsmodelle<br />

und echte Kreislaufwirtschaft unterstützten<br />

und der notwendigen Veränderungen<br />

Vorschub geben.<br />

<strong>LE</strong>: Der VNL hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums<br />

BMK einen online-Reifegrad-Check<br />

zum Auffinden von Risiken und Störungen in<br />

Lieferketten entwickelt. Welche Ergebnisse liefert<br />

ein solcher Check?<br />

Staberhofer: Klein- und Mittelbetriebe verfügen<br />

oftmals nicht über die notwendigen<br />

Ressourcen, um die Risiken in den Lieferketten<br />

systematisch zu analysieren und vorsorglich<br />

geeignete Gegenmaßnahmen zu<br />

ergreifen. Ihnen soll der neu entwickelte Reifegrad-Check<br />

eine erste Hilfestellung sein. Das<br />

intuitive Werkzeug steht interessierten KMU ab<br />

sofort unter: https://scrm-kmu.vnl.at/ kostenfrei<br />

zur Verfügung. Mit dem Reifegrad-Check<br />

sowie einem passenden Leitfaden können<br />

sich Unternehmen rasch einen ersten Überblick<br />

über Risiken und möglichen Störungen<br />

in ihren Lieferketten verschaffen. Wir haben<br />

nach einer rund einjährigen Entwicklungszeit<br />

damit ein Online-tool geschaffen, dass auch<br />

zur Steigerung des Risikobewusstseins der<br />

heimischen Betriebe beitragen soll.<br />

<strong>LE</strong>: Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Ist<br />

das ob der gegenwärtigen Veränderungen<br />

in Ökonomie und Ökologie dieser Zeithorizont<br />

vernünftig?<br />

Logistik Service GmbH, Lunzer Straße 41, A-4031 Linz<br />

Tel: +43-732-6598-2000, E-Mail: office@logserv.at<br />

www.logserv.at<br />

Staberhofer: „An den Scheidewegen des<br />

Lebens stehen keine Wegweiser“, meinte einst<br />

Charlie Chaplin. Für die Wirtschaft multiplizieren<br />

sich diese derzeit zu enormen Herausforderungen.<br />

Es werden durch Verordnungen<br />

zwingende Wegweiser aufgestellt, ohne für<br />

die damit vorgegebenen Pfade begehbare<br />

Wege zu schaffen. Gleichzeitig rütteln die<br />

Realitäten heftig an den Wegweisern. Das Ziel<br />

CO2-Null ist und bleibt zugleich Ziel und Narrativ.<br />

Auch wenn festgestellt wurde, dass die<br />

derzeitigen Wegweiser nicht zum Ziel führen,<br />

werden diese nicht neu ausgerichtet, sondern<br />

es wird Frame-Setting betrieben. Maßnahmen,<br />

die viel mehr (grünen) Strom brauchen,<br />

werden forciert, e-Fuels werden als realistische<br />

Lösungen argumentiert, jede pilotierte Wasserstoffinitiative<br />

bereits als fertige Lösung gefeiert,<br />

Digitalisierung zum Prinzip erhoben, der<br />

Rohstoffbedarf für den Green Deal nicht offen<br />

ausgesprochen. Zu Ende gedacht bedeutet<br />

das, dass sich der notwendige Energiebedarf<br />

verdoppeln würde. Dieses Faktum wird ignoriert<br />

oder durch das Narrativ „grüne Energie<br />

wird’s machen“ argumentativ gelöst. Die EU<br />

stellt mit dem Green Deal sein europazentriertes<br />

Ziel der CO2-Reduktion auf Null in den<br />

Mittelpunkt - ohne Beachtung der dadurch<br />

negativ induzierten Nachhaltigkeitswirkungen<br />

in anderen Regionen, gestützt durch das kommende<br />

Lieferkettengesetz. Das ist jedenfalls<br />

ein Widerspruch zu den physischen und auch<br />

politischen Realitäten. Da braucht es vorausschauenden<br />

Realismus, die passenden Rahmenbedingungen<br />

und dazu konsequentes<br />

Handeln, um nicht eine Hyperdynamik in die<br />

Wertschöpfungsketten und Märkte zu bringen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

KONZENTRIEREN SIE SICH AUF DAS WESENTLICHE.<br />

MIT LOGISTIK-OUTSOURCING VON LOGSERV.<br />

Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche<br />

Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger<br />

denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik<br />

sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben.<br />

Kontrakt- und Projektlogistik<br />

Zolldienstleistungen<br />

Eisenbahn-Sicherungstechnik und -Bautechnik<br />

Instandhaltung Lokomotiven und Waggons<br />

Werkstätten Schwer- und Sonderfahrzeuge<br />

Fuhrparkmanagement<br />

Werksinterne Logistik<br />

Verkehrsakademie<br />

Private Eisenbahntraktion via CargoServ<br />

Logistik in Bewegung.


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S32<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Anbindung an Seehafen<br />

Koper: Österreich<br />

muss Potenziale nutzen<br />

Eine neue Studie zeigt die Schwachstellen<br />

im bahnseitigen Hinterlandverkehr zwischen<br />

Österreich und dem Hafen Koper auf.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

v.l.n.r.: IV-Präsident Georg Knill, Marlena Mayer, Moderatorin, IV, ÖBB-<br />

Holding-Chef Andreas Matthä, ZV-Präsident Alexander Friesz, Christian<br />

Helmenstein, Vorstand Economica.<br />

Der Adria-Hafen Koper ist seit einigen<br />

Jahren der wichtigste Hafen für<br />

Österreichs Außenhandel. Über ihn<br />

wurden 2022 mehr als sieben Mio.<br />

Tonnen Güter und 227.000 TEU Container für<br />

und aus Österreich umgeschlagen. Beinahe<br />

die Hälfte dieses Volumens wurde auf der<br />

Straße transportiert, rund 58 Prozent auf der<br />

Schiene. Mehr Transporte auf der Schiene<br />

wären möglich, wären da nicht die Engpässe<br />

im bahnseitigen Infrastrukturbereich in Slowenien<br />

aber auch in Österreich. Welche Bedeutung<br />

der Hafen für Österreich hat und welche<br />

Engpässe es gibt wurde in einer vom österreichischen<br />

Zentralverband Spedition & Logistik<br />

(ZV) und der österreichischen Industriellenvereinigung<br />

beim Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

Economica in Auftrag gegebenen<br />

Studie herausgearbeitet.<br />

Da ist der (noch) vorhandene Bahn-Engpass<br />

zwischen Koper und Divaca, wo bereits die<br />

Ausbauarbeiten auf Hochtouren laufen und<br />

bis 2025 ein zweiter Gleisstrang fertig verlegt<br />

sein soll. Zwischen Divaca und der slowenischen<br />

Hauptstadt Ljubljana und Maribor und<br />

weiter zur österreichischen Grenze ist auf der<br />

bestehenden Bahntrasse kaum mehr Güterverkehr<br />

möglich. Dringend notwendig wäre<br />

hier der zweigleisige Ausbau zwischen Maribor<br />

und dem österreichischen Grenzbahnhof<br />

Spielfeld/Straß und von hier zweigleisig bis<br />

zum Cargo Center Graz in Werndorf bei Graz.<br />

Die evidenten Engpässe verhindern eine leistungsfähige<br />

Bahnverbindung für den Güterverkehr<br />

zwischen Österreich und Koper und<br />

führten dazu, dass Österreich umfahren<br />

wird, bedauerte Georg Knill, Präsident der<br />

Industriellenvereinigung bei der Präsentation<br />

der Studie in Wien. Bis zur Eröffnung des<br />

Semmering-Basistunnels wird diese Umfahrung<br />

wohl nicht zu stoppen sein und besteht<br />

die Gefahr dass neue Logistik-Cluster östlich<br />

von Österreich entstehen und so Österreich<br />

volkswirtschaftlich relevante logistische Wertschöpfung<br />

entzogen wird. Gerade deshalb<br />

sei es von übergeordneter Bedeutung für den<br />

Wirtschaftsstandort Österreich durchgängige,<br />

grenzüberschreitende Kapazitäten zwischen<br />

Österreich und Koper zu schaffen“, ist<br />

ÖBB-Holding-Vorstandschef Andreas Matthä<br />

überzeugt. Die Vorplanungen für eine zweiten<br />

Gleisstrang von Werndorf nach Spielfeld und<br />

der Umbau des Grenzbahnhofs Spielfeld/Straß<br />

laufen bereits. Doch bis der Ausbau fertig sein<br />

wird werden noch viele Jahre vergehen.<br />

Für Alexander Friesz, Präsident des ZV wäre das<br />

Laden und Löschen der Container in Koper<br />

und der Bahntransport ins Hinterland die<br />

naheliegende Option, „doch diese Studie<br />

zeigt die Grenzen der Schiene auf. Der massive<br />

Ausbau des Personenverkehrs auf der<br />

Schiene überlässt zugleich immer weniger<br />

Kapazitäten für den Güterverkehr“. Daher<br />

werde wohl weiterhin im Seehafenhinterlandverkehr<br />

der Lkw gegenüber der Bahn<br />

die Nase vorn haben und seine Vorteile<br />

ausspielen. Er sieht den Bahngüterverkehr<br />

in Österreich im EU-Vergleich mit einem Anteil<br />

von 30 Prozent am Gesamtverkehr auf<br />

einem „hervorragend hohem Niveau“.<br />

Bis 2050 wird aber Prognosen zufolge<br />

der Straßengüterverkehr in Europa um 50 Prozent<br />

steigen. Selbst wenn die Bahnkapazitäten<br />

steigen wird dieses Wachstum nicht auf<br />

die Schiene verlagerbar sein.<br />

Koper liegt geografisch günstig für Österreichs<br />

Außenwirtschaft. Die Schiffe aus Asien<br />

fahren die Adria hoch und können 300<br />

Kilometer entfernt von der österreichischen<br />

Grenze Bulk- und Container-Ladung laden<br />

und löschen. Für den Umweg bis in die für<br />

Österreich nicht weniger wichtigen Nordseehäfen<br />

wie Rotterdam, Bremische Häfen oder<br />

Hamburg dauert die Schiffsreise noch einige<br />

Tage mehr und daher punktet Koper zweifellos<br />

mit dem Zeitvorteil im Trade Europa-Asien.<br />

„Die günstige Lage am nördlichen Ende der<br />

Adria und damit die Nähe zum Suezkanal<br />

und Zentraleuropa machen Koper neben<br />

Österreich und Ungarn zunehmend auch<br />

für Bayern, Tschechien und die Slowakei<br />

attraktiv“, betonte ZV-Präsident Friesz.<br />

Der Einzugsbereich von Koper weitet sich<br />

immer weiter in Richtung Norden aus. Zudem<br />

hat Koper in den vergangenen Jahren<br />

mit massiven Investitionen in Seeumschlagskapazitäten,<br />

Logistikkompetenz und<br />

Straßenanbindung seine Leistungsfähigkeit<br />

deutlich erhöht, was unter Österreichs Verlader<br />

wahrgenommen wird und mit immer<br />

mehr Ladung über den Hafen honoriert<br />

wird. Für Knill steht fest: „Die moderne Logistik<br />

ist ein hochkomplexes System. Entscheidend<br />

für die Leistungsfähigkeit dieses Systems<br />

ist die optimale Abstimmung zwischen<br />

den Transportmodi und der Vermeidung<br />

von Engpässen. Dies stärkt die Resilienz unserer<br />

Unternehmen und ist wesentlich für die<br />

nachhaltige Absicherung unseres attraktiven<br />

Produktionsstandorts.“<br />

Hauptwettbewerber im Koper-Verkehr<br />

ist im generell zur Schiene tendierenden<br />

maritimen Kombinierten Verkehr<br />

der Verkehrsträger Straße, bei dem geringere<br />

Kapazitätsengpässe auftreten.<br />

Der Modal Split zugunsten der Straße<br />

liegt in Österreich bei rund 70 Prozent.<br />

Vor dem Hintergrund des gegenwärtig hohen<br />

Strompreisniveaus könnten sich weitere<br />

Marktanteile zugunsten des Straßentransports<br />

verschieben. Economica-Vorstand<br />

Christian Helmenstein betonte die Funktion<br />

des Marktes: „Angebot und Nachfrage<br />

treffen bei den kostenmäßig und qualitativ<br />

jeweils attraktivsten Transportmodi und<br />

Transportrouten aufeinander. Auch dem<br />

Klimaschutz ist durch Wettbewerb zu fairen<br />

Bedingungen am besten gedient.“<br />

(RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S34<br />

Möglich macht dies ein um 50 Zentimeter in<br />

der Höhe verstellbares Heck. Dessen Absenkung<br />

verbessert das Strömungsverhalten und<br />

reduziert den Luftwiderstand des Gespanns<br />

signifikant. Das spart Kraftstoff und senkt auf<br />

diese Weise den CO2-Ausstoß. Die Verstellung<br />

des Hecks von 2,70 Meter auf 2,20 Meter Ladehöhe<br />

kann, je nach Bedarf und Beladung,<br />

vom Fahrpersonal selbst mittels hydropneumatischer<br />

Pumpe innerhalb weniger Minuten<br />

vorgenommen werden. Die Be- und Entladung<br />

der Fahrzeuge erfolgt genau wie bei<br />

Standard-Fahrzeugen und ist weiterhin sowohl<br />

vom Heck als auch von der Seite möglich.<br />

Seit Herbst vergangenen Jahres hat Sievert<br />

Logistik bereits drei Exemplare der Eco-Generation<br />

im Einsatz und konnte das Versprechen<br />

des Herstellers von einer Spritersparnis von bis<br />

zu fünf Prozent sowie einer CO2-Reduktion von<br />

bis zu zehn Prozent auf den Prüfstand stellen.<br />

Sabrina Hukriede, Leiterin des Fuhrparkmanagements<br />

bei der Sievert Logistik SE, bescheinigt<br />

den EcoF<strong>LE</strong>X-Aufliegern sogar eine noch<br />

bessere Bilanz: „Im Regionalverkehr haben<br />

wir unseren Dieselverbrauch um beeindruckende<br />

acht Prozent senken können. Weitere<br />

Tests, insbesondere auf Langstrecken, sind<br />

derzeit im Gange, um das volle Einsparungspotenzial<br />

dieser Technologie zu ermitteln.“<br />

Bis Jahresende nimmt der Logistikdienstleister<br />

weitere 26 Auflieger dieser Art in Betrieb. Mit<br />

insgesamt 29 Einheiten – knapp einem Fünftel<br />

des gesamten Planen-Auflieger-Fuhrparks – ist<br />

Sievert Logistik eine der ersten Speditionen,<br />

die die EcoF<strong>LE</strong>X-Technologie breitflächig einführen.<br />

(RED)<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Sievert Logistik senkt<br />

CO2-Emissionen<br />

durch Einsatz von<br />

EcoF<strong>LE</strong>X-Aufliegern<br />

Weniger CO2-Ausstoß durch verbesserte<br />

Aerodynamik: Dieses Ziel will die Sievert<br />

Logistik SE mit den neuen Aufliegern aus<br />

dem Hause Schmitz Cargobull erreichen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Drei der so genannten EcoF<strong>LE</strong>X-<br />

Trailer laufen bei dem Lengericher<br />

Logistikdienstleister bereits seit vergangenem<br />

Herbst mit großem Erfolg<br />

im Testbetrieb. So sei der Dieselverbrauch<br />

im Regionalverkehr bereits merklich gesunken.<br />

Im Laufe dieses Jahres sollen 26 weitere<br />

EcoF<strong>LE</strong>X-Auflieger hinzukommen, sodass das<br />

westfälische Unternehmen bis 2024 einen<br />

Gutteil seiner Transporte mit Trailern dieser Art<br />

abwickeln kann. Damit zählt Sievert Logistik zu<br />

den ersten Speditionen in Deutschland, die<br />

den innovativen Trailer in großer Stückzahl zum<br />

Einsatz bringen.<br />

„Aerodynamik ist von großer Relevanz, wenn<br />

es um den Kraftstoffverbrauch und damit um<br />

den Ausstoß von umweltschädlichen Treibhausgasen<br />

geht. Mit den neuen EcoF<strong>LE</strong>X-Aufliegern<br />

machen wir einen weiteren wichtigen<br />

Schritt in Sachen CO2-Einsparung“, sagt Karsten<br />

Bley, Geschäftsführer der Sievert Logistik SE.<br />

Die EcoF<strong>LE</strong>X-Technologie von Schmitz Cargobull<br />

optimiert die Strömungsdynamik des Fahrzeugs<br />

und reduziert die während der Fahrt<br />

herrschende Sogwirkung an der Rückseite.<br />

ANGURTEN<br />

RETTET <strong>LE</strong>BEN!<br />

Weitere Infos auf:<br />

asfinag.at<br />

SICHER<br />

ANKOMMEN.<br />

Der Sicherheitsgurt wird im Fall<br />

eines Unfalls zum Lebensretter.<br />

Denn schon ab 30 km/h können<br />

die Folgen eines Aufpralls tödlich<br />

sein. Durch einen Handgriff kommen<br />

nicht nur Transportgüter<br />

sicher ans Ziel, sondern vor allem<br />

die Fahrerinnen und Fahrer – denn<br />

sie sind die wertvollste Fracht.<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S36<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

CO2-Flottenregulierung<br />

für schwere Nutzfahrzeuge:<br />

Operabilität,<br />

Flexibilität wahren<br />

Im Februar <strong>2023</strong> veröffentlichte die EU-Kommission<br />

ihren Entwurf zur CO2-Flottenregulierung<br />

schwerer Nutzfahrzeuge. Mit einem<br />

CO2-Reduktionsziel von 90 % bis 2040, bei<br />

ausschließlicher Betrachtung der durch das<br />

Fahrzeug verursachten CO2-Emissionen, hat<br />

sich die EU-Kommission damit defacto auf<br />

den Weg zu einem Verbot des Verbrennungsmotors<br />

im Straßengüterverkehr gemacht.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Nun fordert der französische grüne<br />

Berichterstatter für das EU-Parlament,<br />

Yannik Jadot, strengere Zwischenziele<br />

von 65 % bis 2030, 95 %<br />

bis 2035 und eine vollständigen Emissionsreduktion<br />

bis 2040. Eine Berücksichtigung von<br />

eFuels - außer Wasserstoff - ist auch für LKW,<br />

wie zuvor schon für PKW, nicht vorgesehen.<br />

Die EU gefährdet damit die Resilienz und<br />

Operabilität des europäischen Logistiksektors,<br />

mahnt Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel<br />

Alliance: „73 % aller auf dem Landweg beförderten<br />

Güter und Waren in der EU werden mittels<br />

Straßengüterverkehr transportiert, wovon<br />

mehr als 60 % der Entfernungen zwischen 500<br />

und 1000 Kilometern liegen. Batteriegetriebene<br />

LKW oder Fahrzeuge mit Brennstoffzellen allein<br />

können diese Fahrleistungen nicht zuverlässig<br />

abbilden. Hinzukommt, dass eine abrupte Antriebsumstellung<br />

mit unvorhersehbaren Risiken<br />

in Punkto Zuverlässigkeit, Preisstabilität, Flexibilität<br />

sowie Ladungsmengen einhergeht. Ein<br />

verstärkter Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe im<br />

Straßengüterverkehr durch ambitionierte Beimischungsquoten,<br />

unterstützt die Defossilisierung<br />

des Sektors, wirkt sich dabei positiv auf<br />

die Senkung der Produktionskosten von eFuels<br />

aus und drückt zugleich die Preise für Verbraucher<br />

in der gesamten EU.“<br />

Spediteure abgesehen: Dem Logistiksektor<br />

fehlt derzeit noch jede Grundlage, eine Antriebsumstellung<br />

umzusetzen. Laut ACEA, dem<br />

europäischen Automobilherstellerverband,<br />

werden in Europa bis 2025 insgesamt 15.000<br />

und bis 2030 50.000 Ladepunkte für schwere<br />

Nutzfahrzeuge benötigt und diese sind bislang<br />

schlichtweg nicht existent. Dasselbe gilt für<br />

die Betankungsinfrastruktur von Wasserstoff.<br />

Wir brauchen dringend mehrere Technologiepfade,<br />

um die Operabilität unseres Logistiksektors<br />

zu sichern.“<br />

Ähnlich der CO2-Flottenregulierung für PKW<br />

und leichte Nutzfahrzeuge soll die Regulierung<br />

für schwere Nutzfahrzeuge ebenfalls nur<br />

Emissionen berücksichtigen, die am Auspuff<br />

entstehen. Somit gelten nur die Antriebe als<br />

klimafreundlich, die während der Anwendung<br />

kein CO2 ausstoßen – selbst wenn 100 % klimaneutrale<br />

Kraftstoffe verwendet werden.<br />

„Mit fossilem Strom betriebene Elektrotrucks,<br />

mit grauem Wasserstoff betriebene Brennstoffzellentrucks<br />

oder Wasserstoffverbrenner<br />

als Nullemissionsfahrzeug zu deklarieren, mit<br />

CO2-neutralen eFuels angetriebene Verbrennerfahrzeuge<br />

jedoch nicht, konterkariert realen<br />

Klimaschutz. Hier geht es um pragmatische,<br />

bezahlbare und realisierbare Lösungen.<br />

Die Bestandsflotte darf nicht gegen Neufahrzeuge<br />

wirken, sondern wir brauchen einen<br />

ganzheitlichen Ansatz für maximalen Klimaschutz<br />

und funktionierende, bezahlbare Logistikketten“,<br />

meint Diemer.<br />

Der EU-Kommissionsvizepräsident Timmermans<br />

strebt noch in diesem Jahr eine Konsensfindung<br />

an. Diverse Mitgliedstaaten plädieren<br />

jedoch bereits für Anrechnungsoptionen für<br />

erneuerbare Kraftstoffen, respektive einen<br />

technologieoffenen Ansatz, darunter: Estland,<br />

die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn,<br />

Portugal, Rumänien, Polen, Italien sowie<br />

Finnland. (RED)<br />

Eine steigende Beimischung ließe sich zum Beispiel<br />

mit einem CO2-Korrekturfaktor (engl.: Carbon<br />

Correction Factor) abbilden: „Die aktuelle<br />

Gesetzgebung ignoriert, dass der reale Kraftstoffmix<br />

schon heute nicht zu 100 % aus fossilen<br />

Kraftstoffen besteht. Mit einem Korrekturfaktor<br />

ließe sich der Anteil erneuerbarer Kraftstoffe<br />

am europäischen Kraftstoffmix widerspiegeln<br />

und die Auspuffemissionen würden um die<br />

entsprechenden Treibhausgaseinsparungen<br />

verringert werden“, schlägt Diemer vor.<br />

From Austria<br />

to überall.<br />

RALF DIEMER<br />

„Der Straßengüterverkehr ist für rund ein Viertel<br />

der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs verantwortlich.<br />

Mehr als 1.6 Millionen LKW legen<br />

jährlich insgesamt 1.900 Milliarden Tonnenkilometer<br />

zurück – Tendenz steigend. Viele dieser<br />

LKW werden von kleinen- bis mittelständischen<br />

Unternehmen betrieben. Besonders diese<br />

Unternehmen können nicht ohne weiteres<br />

in teure neue Technologien investieren“, so<br />

Diemer. „Aber von den reinen Kosten für die<br />

Let’s go global:<br />

mit den Export-Experten von DB Schenker in Österreich.<br />

Kontaktieren Sie uns:<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S38<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Gurtenmuffel<br />

verschärfen<br />

Fahrermangel<br />

SCHNALL DICH AN!<br />

Das Wichtigste Gut<br />

bist Du!<br />

Die Transportbranche kämpft gegen eklatanten<br />

Fahrermangel, schon seit Jahren fehlt<br />

im Inland qualifizierter Nachwuchs. Mangelnde<br />

Disziplin bei der Verwendung des Sicherheitsgurtes<br />

führt dazu, dass auch die vorhandenen<br />

Fahrer weniger werden. Mit der<br />

Kampagne „Die wertvollste Fracht bist du“<br />

hofft die ASFINAG auf einen Kurswechsel.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

In der in Kooperation mit dem Kuratorium<br />

für Verkehrssicherheit und der Bundessparte<br />

Verkehr der Wirtschaftskammer umgesetzten<br />

Kampagne soll LKW-Fahrern verdeutlicht werden,<br />

wie groß das Risiko tatsächlich ist, bei<br />

einem Unfall ohne Gurt schwerer oder sogar<br />

tödlich verletzt zu werden. ASFINAG-Vorstand<br />

Hartwig Hufnagl: „Verkehrssicherheit braucht<br />

auch das richtige Verhalten im Straßenverkehr.<br />

Dazu gehört, dass man sich vor jeder<br />

Fahrt anschnallt. Leider vergessen manche,<br />

dass die wichtigste Fracht vorne in der Fahrerkabine<br />

sitzt. Die wichtigste Fracht ist immer<br />

der Mensch.“<br />

Laut Verkehrsstatistik 2022 des Bundesministeriums<br />

für Inneres starben letztes<br />

Jahr 369 Menschen auf Österreichs<br />

Straßen, darunter 179 PKW- und 21<br />

LKW-Insassen – Tendenz steigend. Parallel dazu<br />

wurden mehr als 300 LKW-Lenker bei Unfällen<br />

verletzt. Wenn man dann hört, dass beinahe<br />

ein Viertel der Schwerfahrzeuglenker sich trotz<br />

stundenlanger Fahrten nicht anschnallt, gibt<br />

das durchaus zu bedenken. Denn schließlich<br />

zeigt eine Auswertung der Statistiken seit<br />

Einführung der Gurtpflicht im Jahr 1976, dass<br />

bei Verkehrsunfällen die Überlebenschance<br />

bei angelegtem Sicherheitsgurt rund 8 Mal<br />

höher ist, als wenn man sich nicht anschnallt.<br />

Nicht zu vergessen die Strafe, die fällig wird,<br />

wenn man unangeschnallt erwischt wird: seit<br />

1. Juli 1984 wird gestraft – ursprünglich 100<br />

Schilling – seit Inkrafttreten der 41. KFG-Novelle<br />

per 1. Mai <strong>2023</strong> sind es 100 Euro.<br />

Strafen tun weh, aber nicht so weh, wie bei<br />

einem Unfall durch die Windschutzscheibe<br />

geschleudert zu werden. Mit der kürzlich gestarteten<br />

Aufklärungskampagne möchte die<br />

ASFINAG die Kraftfahrzeuglenker dazu bewegen,<br />

sich wirklich immer anzuschnallen, auch<br />

auf kurzen Strecken.<br />

Simulator zeigt, was passieren kann<br />

Ein LKW-Überschlagsimulator zeigt, welche<br />

Kräfte bei einem Unfall auf die Insassen wirken.<br />

Wer am eigenen Leib verspürt, welche<br />

Kräfte etwa bei einem Überschlag oder einem<br />

Auffahrunfall freigesetzt werden, schnallt sich<br />

danach freiwillig an. Die Verteilung von Goodiebags<br />

und Duftbäumen mit dem Slogan auf<br />

diversen Rastplätzen begleitet die Kampagne<br />

ebenso wie ein passendes Erklärvideo.<br />

Investition in Sicherheit und Infrastruktur<br />

Stolze 1,4 Milliarden Euro investiert die ASFI-<br />

NAG <strong>2023</strong> in Erhaltung und Ausbau des Straßennetzes,<br />

bis 2028 beträgt das Budget sogar<br />

mehr als 9 Milliarden Euro. Ein wichtiger Aspekt<br />

ist die Errichtung von Lärmschutzbauten, aber<br />

auch der Ausbau der E-Ladestationen wird<br />

forciert – in diesen Bereich werden 200 Millionen<br />

fließen.<br />

Das Ziel ist, von derzeit 36 Standorten mit insgesamt<br />

220 Ladepunkten auf 1.500 LKW-Ladepunkte<br />

bis 2030 und auf 3.000 Ladepunkte<br />

bis 2035 zu erhöhen. „In naher Zukunft werden<br />

330 Bauvorhaben umgesetzt, davon sind 64<br />

Neubauten“, verrät Hufnagl.<br />

Zu den wichtigsten Sanierungsobjekten zählen<br />

der Arlbergtunnel, die Tauernautobahn und<br />

die Aurachbrücke (A1). Interessant für Berufskraftfahrer:<br />

bis zum Jahr 2040 wird die Anzahl<br />

der Rastplätze von aktuell 55 auf 72 erhöht.<br />

Durch intelligente Steuerung – wie etwa das<br />

Kolonnenparken gestaffelt nach Anfahrtsund<br />

Abfahrtszeit – sollen zudem die Kapazitäten<br />

erhöht werden. Mehr Annehmlichkeiten<br />

könnten durchaus dazu führen, dass<br />

mehr Menschen sich wieder für den Beruf des<br />

LKW-Fahrers entscheiden, und ausreichend<br />

Stellplätze sind durchaus ein Aspekt, der in<br />

die Überlegungen bei der Berufswahl mit<br />

einfließen könnte.<br />

KI bekämpft Sekundenschlaf<br />

Ein Sicherheitsgurt hilft im Fall eines Aufpralls.<br />

Noch besser wäre es natürlich, wenn es gar<br />

nicht zum Zusammenstoß käme. Laut Deutschem<br />

Verkehrssicherheitsrat wird etwa ein<br />

Viertel der Unfälle mit Todesfolge auf Deutschlands<br />

Autobahnen durch Sekundenschlaf verursacht.<br />

Abhilfe verspricht hier die Softwareschmiede<br />

AddSecure: mit RoadView Plus<br />

wurde unlängst eine KI-gestützte Lösung präsentiert,<br />

die erkennt, wenn der Fahrer müde ist.<br />

Es handelt sich hierbei um eine hochmoderne,<br />

KI-gestützte Videotelematiklösung, die Fahrermüdigkeit<br />

auf der Grundlage von DMS- (Driver<br />

Monitoring System) und ADAS- (Advanced<br />

Driver Assistance System) Technologie erkennt<br />

und vorhersagt.<br />

Hierbei werden mittels moderner Algorithmen<br />

Fahrerdaten analysiert und Ermüdungsmuster<br />

– beispielsweise Gähnen, Nicken und ein Absinken<br />

des Kopfes – erkannt und der Fahrer<br />

gewarnt.<br />

Mit der Ende Juni <strong>2023</strong> erfolgten Markteinführung<br />

erhalten Flottenbetreiber ein potentes<br />

Tool, um die Sicherheit ihrer Fahrer zu erhöhen<br />

und so generell für weniger Unfälle im Straßenverkehr<br />

zu sorgen. Praktischer Nebeneffekt:<br />

über eine Cloud-basierte Plattform kann das<br />

Fahrverhalten überwacht und ausgewertet<br />

werden – ideal, falls es doch zu einem Unfall<br />

kommen sollte.<br />

(AG)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S40<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Sichere Straßen für<br />

Österreich<br />

Österreichs Straßen sind sicher. Dafür sorgen<br />

Betreiber von Gemeinden bis zur ASFINAG,<br />

je nach Straßennetz. Damit kann die Transportlogistik<br />

in Österreich auf zuverlässige<br />

Wege zurückgreifen. Die Fahrer werden<br />

regelmäßig Weiterbildungen unterzogen<br />

und liefern ihren Part für sicheren Verkehr.<br />

Dennoch gibt es noch weitere Schritte in<br />

Richtung noch mehr Sicherheit zu gehen.<br />

REDAKTION: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

A<strong>LE</strong>XANDER KLACSKA<br />

Im Interview mit dem LOGISTIK express<br />

haben drei Experten ihre Meinung dazu<br />

wiedergegeben: Alexander Klacska, Bundesspartenobmann<br />

Transport und Verkehr,<br />

ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl und Mag.<br />

Christian Schimanofsky, Geschäftsführer des<br />

KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit).<br />

Peter Nestler: Herr Klacska, wie sicher sind<br />

Österreichs Straßen, wenn es um den Ausbildungsstand<br />

österreichischer Lkw-Fahrer geht?<br />

Alexander Klacska: Österreichs Straßen werden<br />

immer sicherer in Bezug auf den Lkw-Verkehr:<br />

Ein Blick in die Verkehrsunfallstatistik<br />

der letzten 20 Jahre zeigt, dass die Anzahl<br />

an verunglückten Personen bei Unfällen mit<br />

Lkw-Beteiligung deutlich zurückgeht. Im selben<br />

Zeitraum wurde die Transportleistung im<br />

Straßengüterverkehr gesteigert. Der gute Ausbildungsstand<br />

der österreichischen Lkw-Lenker<br />

mit den zumindest alle 5 Jahre regelmäßigen<br />

Weiterbildungen trägt hier sicherlich viel bei.<br />

Dennoch sind weitere Initiativen zur Erhöhung<br />

der Verkehrssicherheit sinnvoll.<br />

PN: Wie ernst nehmen die Betriebe und die<br />

Fahrer das Thema Weiterbildung?<br />

Klacska: Die Weiterbildung von Fahrern ist<br />

ein wichtiges Thema für die Betriebe und hier<br />

hat sich in den vergangene Jahren sehr viel<br />

Positives entwickelt. Die Novelle der gesetzlichen<br />

Grundlagen zur Berufskraftfahrer-Weiterbildung<br />

hat die Inhalte der Weiterbildung<br />

erweitert und um technische Neuerungen<br />

modernisiert. Außerdem sind nun Fahrer und<br />

Unternehmen deutlich flexibler in der Schwerpunktsetzung<br />

in der Weiterbildung (aus einer<br />

vorgegebenen Listen von Inhalten). So können<br />

die Schulungen zielgerichteter an die<br />

Bildungserfordernisse bzw. Bildungsbedarf einzelner<br />

Lenker und Betriebe angepasst werden.<br />

Zusätzlich zu generellen Berufskraftfahrer-Weiterbildung<br />

alle 5 Jahre werden je nach Aufgabengebiet<br />

eine Reihe von zusätzlichen<br />

Weiterbildungen für Spezialkenntnisse wie zum<br />

Beispiel Gefahrguttransport absolviert.<br />

PN: Mit welchen Gefahren der Beeinträchtigung<br />

werden Lkw-Fahrer heute konfrontiert?<br />

Klacska: Es gibt eine ganze Bandbreite an verschiedenen<br />

Gefahren der Beeinträchtigung.<br />

Ein Beispiel dazu ist etwa Ablenkung vom eigentlichen<br />

Fahren – auch durch moderne<br />

Technik. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Termindruck,<br />

mitunter auch ausgelöst durch rigorose<br />

Strafen bei geringfügigen Übertretungen<br />

von Lenk- und Ruhezeiten. Leider gibt es auch<br />

Überlegungen in der Politik hier noch mehr unseren<br />

LenkerInnen zuzumuten. Wenn beispielsweise<br />

ein Slot-System in Tirol angedacht wird,<br />

wo über eine App sich angemeldet werden<br />

soll für einen Zeit-Slot. Das darf in dieser Form<br />

nicht kommen.<br />

PN: Die Vielzahl der Assistenzsysteme und Elektroniken<br />

im Lkw verleihen gelegentlich trügerische<br />

Sicherheit. Wie kann hier das Bewusstsein<br />

der Fahrer geschult werden?<br />

Klacska: Die vielen Assistenzsysteme sind<br />

grundsätzlich sinnvoll und tragen zur Verkehrssicherheit<br />

bei. Trotzdem darf man sich nicht zu<br />

sehr auf diese verlassen und muss sich bewusst<br />

sein, dass, wenn diese aktiv werden, es brisant<br />

wird. Das Bewusstsein über diese Assistenzsysteme<br />

und deren genaue Funktionsweise könnte<br />

zum Beispiel im Rahmen einer Berufskraftfahrer-Weiterbildung<br />

vorgenommen werden. Wo<br />

es möglich und zulässig ist, kann auch im Rahmen<br />

von praktischen Testfahrten die Wirkung<br />

von Assistenzsystemen erfahren und trainiert<br />

werden.<br />

PN: An die eigenen Mitglieder kommt man mit<br />

Maßnahmen zur Sicherheit bzw. Kampagnen<br />

mitunter gut heran. Die überwiegende Zahl<br />

der Fahrer auf den Straßen in Österreich stammen<br />

aber aus dem Ausland. Wie kommen Sie<br />

an diese heran? Setzen Sie dabei auf Kontrolle<br />

oder eher auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung?<br />

Klacska: Es ist natürlich schwieriger, die ausländischen<br />

Fahrer zu erreichen. Dennoch ist<br />

es gerade hier wichtig anzusetzen. Eine gute<br />

Möglichkeit, an die ausländischen Lenker heranzukommen,<br />

ist dort, wo sie viel in Österreich<br />

unterwegs sind: Auf Autobahnen und dazugehörigen<br />

Rastplätzen. Ein Beispiel dazu ist die<br />

aktuelle Aufklärungs-Kampagne zum Gurtanlegen.<br />

Die Beschäftigten in der Transportwirtschaft<br />

haben einen für uns alle wichtigen und<br />

auch einen sehr herausfordernden Job, daher<br />

unterstützen wir alles gerne, mit dem wir mehr<br />

Sicherheit im Straßenverkehr erreichen können.<br />

PN: Welches Thema für Lkw-Lenker liegt Ihnen<br />

besonders am Herzen und müsste forciert werden<br />

und weshalb?<br />

Klacska: Das Thema Lenker-Nachwuchs insbesondere<br />

„L(KW) 17“ für Lkw-Lenker ist besonders<br />

wichtig. Hier ist uns bereits ein großer Erfolg<br />

mit dem im März vorgestellten Vorschlag<br />

der Europäischen Kommission zur Novelle<br />

der EU-Führerscheinrichtlinie gelungen. Die<br />

Kommission sieht darin vor, dass junge Menschen<br />

ab dem Alter von 17 Jahren bereits ihre<br />

Lkw-Führerscheinprüfung ablegen und nach<br />

dem Konzept des „begleitenden Fahrens“<br />

mit dem Fahren von Pkw und Lkw beginnen<br />

können. Damit kann die Lücke zwischen dem<br />

Alter, in dem junge Menschen die Schule abschließen,<br />

und dem Alter, in dem sie Berufskraftfahrern<br />

im Lkw-Bereich werden dürfen,<br />

geschlossen werden.


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S42<br />

PN: Die Straße ist der wichtigste Verkehrsweg<br />

für die meisten Wege. Wie hoch ist aktuell das<br />

Investitionsvolumen der ASFINAG in den Teilbereichen<br />

Erhaltung / Neubau / Betrieb?<br />

Hartwig Hufnagl: Rund 40 Prozent der österreichischen<br />

Verkehrsleistung werden auf dem<br />

von der ASFINAG betreuten hochrangigen<br />

Straßennetz erbracht. Mehr als 30 Mrd. Fahrzeug-Kilometer<br />

werden jedes Jahr darauf gefahren.<br />

Autobahnen und Schnellstraße sind<br />

damit wesentlich für das Funktionieren des<br />

Wirtschaftsstandortes Österreich.<br />

<strong>2023</strong> investiert die ASFINAG rund 1,4 Mrd. Euro<br />

in das hochrangige Straßennetz. Bis 2028 werden<br />

es mehr als 9 Milliarden Euro sein. Knapp<br />

60 Prozent davon fließen in die Sanierung und<br />

die Erhaltung des Streckennetzes. Als innovativer<br />

Mobilitätspartner liegt unser Fokus aber<br />

auch auf der Mobilitätswende. Als Unternehmen<br />

setzen wir daher verstärkt auf den Ausbau<br />

von E-Mobilität. Auf dem ASFINAG Netz<br />

gibt es derzeit rund 200 Schnellladepunkte.<br />

Wir wollen bis 2030 das Angebot der Ladepunkte<br />

für E-Pkws auf den Autobahnen auf<br />

1.500 erhöhen. Außerdem wollen wir bis 2035<br />

auch die Ladepunkte für E-Lkws auf 1.300 Ladepunkte<br />

ausbauen.<br />

PN: Was sind die derzeit wichtigsten Bauvorhaben<br />

der ASFINAG (Sanierung oder<br />

Errichtung)?<br />

Hufnagl: Die A 26 Linzer Autobahn mit einer<br />

Hängebrücke über die Donau und die Errichtung<br />

der S 7 Fürstenfelder Schnellstraße bis<br />

zur ungarischen Grenze sind aktuell laufende<br />

große Neubauvorhaben, die im Zeichen der<br />

Verkehrsentlastung stehen. Das gilt auch für<br />

den Weiterbau der S 10 Mühlviertler Schnellstraße<br />

in Oberösterreich ab Herbst in Richtung<br />

tschechischer Grenze, wodurch die Gemeinde<br />

Rainbach künftig umfahren wird.<br />

Eine große Erhaltungsmaßnahme gibt es beispielsweise<br />

auf der A 1 Westautobahn, deren<br />

höchste Brücke über das Aurachtal im oberösterreichischen<br />

Seengebiet wir gerade erneuern.<br />

Auf der A 10 Tauernautobahn in Salzburg<br />

werden wir ab Herbst fünf Tunnel zwischen<br />

Golling und Werfen komplett sanieren und auf<br />

den neuesten Stand der Sicherheitstechnik<br />

bringen.<br />

Nachhaltige Investitionen sind für uns aber<br />

vor allem auch Investitionen, die vorrangig<br />

der Lebensqualität von Menschen und dem<br />

Klimaschutz dienen. Wir bauen und betreiben<br />

Autobahnen, dies aber mit einem enormen<br />

Verantwortungsbewusstsein, das sich auch<br />

in unseren Investitionen widerspiegelt. In den<br />

nächsten Jahren verdoppeln wir unsere Investitionen<br />

für Lärmschutzmaßnahmen. Und mehr<br />

noch wir bauen Lärmschutz mit Mehrwert: Wir<br />

versehen unsere Lärmschutzwände in Zukunft<br />

mit Photovoltaik und erreichen damit einen<br />

Zusatznutzen durch grüne Energiegewinnung.<br />

In Sachen Energiewende ist unser größtes und<br />

weltweit einzigartiges Projekt die Errichtung<br />

der sogenannten Energieregion Ost. Dieser<br />

„Energiering“ ist einer von drei geplanten Energieregionen,<br />

die einen gesamten Autobahnabschnitt<br />

weitestgehend energieautark machen<br />

werden. Die Energieregion Ost wird die<br />

erste Installation eines privaten Energietransportnetzes<br />

mit erneuerbarer Stromproduktion<br />

mittels Photovoltaik und einer leistungsstarken<br />

Energiespeicherung für einen gesamten Autobahnschnitt.<br />

Dieser „Energiering“ Ost erstreckt<br />

sich über eine Länge von rund 38 Kilometern<br />

und wird eine installierte Photovoltaikleistung<br />

von knapp 6.000 Kilowatt-Peak sowie Batteriespeicher<br />

mit einem Speichervolumen von<br />

über 5.000 kWh haben. Er umfasst die A 4 Ostautobahn<br />

vom Knoten Prater bis zum Knoten<br />

Schwechat, die S 1 vom Knoten Schwechat<br />

bis zum Knoten Vösendorf und die A 23 vom<br />

Knoten Vösendorf wiederum bis zum Knoten<br />

Prater.<br />

PN: Gibt es Ideen zur Ausweitung der Straßengebühren,<br />

etwa in Form von Maut, weiterer<br />

Tunnelgebühren etc.?<br />

Hufnagl: Das Mautsystem in Österreich ist ein<br />

Best-Practice-Beispiel in Europa. Die ASFINAG<br />

erhält keine finanziellen Zuschüsse aus dem<br />

Staatsbudget. Wir arbeiten ausschließlich –<br />

und das sehr gewissenhaft – mit den Einnahmen<br />

aus der Lkw-Maut, der Vignette und der<br />

Streckenmaut. Alle diese Einnahmen fließen<br />

zu nahezu 100 Prozent wieder in Bau, Betrieb<br />

und Sicherheit des hochrangigen Straßennetzes<br />

in Österreich.<br />

Derzeit in Diskussion innerhalb der Europäischen<br />

Union ist allerdings, dass einheitliche<br />

neue Rahmenbedingungen für die Maut in allen<br />

europäischen Ländern umgesetzt werden<br />

sollen. Es wird damit Veränderungen geben.<br />

Sobald hier alle Eckdaten detailliert bekannt<br />

sind, werden wir unsere Kundinnen und Kunden<br />

zeitgerecht und umfassend informieren.<br />

PN: Welche Technologien haben Straßenbenützer<br />

– insbesondere der Transport – in den<br />

nächsten Jahren zu erwarten?<br />

Hufnagl: Eines der bedeutendsten Themen ist<br />

mit Sicherheit C-ITS. C-ITS steht für „Co-operative<br />

Intelligent Transport Systems“. Dieser Begriff<br />

beschreibt den Austausch von Informationen<br />

zwischen Fahrzeugen und der Straße über<br />

Funk. C-ITS bringt mehr Verkehrssicherheit.<br />

Infos über Verkehrsstörungen durch Baustellen<br />

und Unfälle werden mittels C-ITS direkt von der<br />

Straße an das Fahrzeug gesendet und im Fahrzeug<br />

angezeigt. So kann man schneller und<br />

besser auf die geänderte Situation auf der<br />

Straße reagieren, zum Beispiel auf Ereignisse,<br />

die noch gar nicht im eigenen Sichtbereich<br />

sind. Durch C-ITS wird die Fahrt also nicht nur<br />

sicherer, sondern auch angenehmer und entspannter,<br />

weil nur die aktuellen und relevanten<br />

Informationen zur Fahrerin und zum Fahrer<br />

geschickt werden.<br />

PN: Mit welchen Aktionen können die Straßen<br />

in Österreich noch sicherer und für die<br />

Fahrer auch komfortabler gemacht werden?<br />

Hufnagl: Jedes Jahr fließt rund die Hälfte unserer<br />

Investitionen in die Verkehrssicherheit.<br />

Diese Investitionen erfolgen beispielsweise in<br />

die Errichtung zweiter Tunnelröhren, in Technologien<br />

zur Bereitstellung maßgeschneiderter<br />

Verkehrsinfos oder auch in den Ausbau<br />

unserer Rastplätze.<br />

So entsteht gerade auf der A 1 bei Roggendorf<br />

der Rastplatz der Zukunft. Hier bieten wir allen<br />

Kundengruppen ein zeitgemäßes, entspanntes<br />

Rasten an - mit Sport- und Spielbereich,<br />

Hundeauslaufzone, einem Gastrobereich<br />

oder auch einem eigenen Camper-Stopp.<br />

Und es wird der erste von der ASFINAG betriebene<br />

Rastplatz mit einer E-Lade-Infrastruktur<br />

für Pkw und für Lkw sein. Aber auch für den<br />

Schwerverkehr entsteht aktuell ein hochmoderner<br />

Truckstop der Zukunft. An der A 8 Innkreisautobahn<br />

werden Ende dieses Jahres den<br />

Berufs-Lenkerinnen und Lenkern bei Weibern<br />

HARTWIG HUFNAGL<br />

an der Richtungsfahrbahn Linz mehr als hundert<br />

neue Stellflächen zur Verfügung stehen,<br />

und es kommt neu in Österreich das System<br />

des Kolonnenparkens zum Einsatz. Kolonnenparken<br />

bedeutet eine optimale Ausnutzung<br />

der vorhandenen Fläche. Das Aufladen von<br />

E-Lkw sowie lärmschonende Ladegut-Kühlung<br />

wird dort ebenso möglich sein wie gemeinsame<br />

Freizeitgestaltung, was LKW-Fahrenden<br />

laut Umfragen ein großes Bedürfnis im oft eintönigen<br />

Truckeralltag ist.<br />

PN: Welches Thema liegt Ihnen besonders am<br />

Herzen und müsste forciert werden?<br />

Hufnagl: Das ist mit Sicherheit der Klimaschutz.<br />

Der Verkehr ist für mehr als ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen<br />

verantwortlich – daher<br />

wollen wir als ASFINAG einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Wir gehören<br />

mittlerweile zu Frontrunnern, wenn es<br />

um die Umsetzung von Innovationen und der<br />

Erzeugung von grünem Strom zur Eigenversorgung<br />

geht. Wir haben uns zum Ziel gesetzt,


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S44<br />

bis 2030 bilanziell stromautark zu sein. Bereits<br />

heute erzeugen wir in der ASFINAG mit 31 erneuerbaren<br />

Energieanlagen auf Tunnelportalen<br />

und Dach-/Freiflächen, sowie zwei Kleinwasserkraftwerke<br />

rund 3.700 Kilowatt-Peak<br />

zur Eigenversorgung. Damit wir unser Ziel der<br />

bilanziellen Stromautarkie bis 2030 erreichen,<br />

stehen zwei Punkte im Fokus: Die Reduktion<br />

des gesamten Energiebedarfs um 20 Prozent<br />

und den Ausbau von eigenen Energieanlagen<br />

(PV, Wind-/Wasserkraft) zur Produktion<br />

von erneuerbarem, grünen Strom mit einer<br />

Leistung von insgesamt 100 Megawatt Peak.<br />

Ein wesentliches Problem bei der Errichtung<br />

von PV-Anlagen sind jedoch die länderspezifischen<br />

Raumordnungsgesetze, in welchen für<br />

PV-Anlagen im Freifeld spezielle Widmungen<br />

(„PV-Grünflächen“) erforderlich sind. Dazu<br />

kommen die länderspezifischen „Eignungszonen“<br />

in den jeweiligen Raumordnungsgesetzen.<br />

Diese sind sehr divergent geregelt. Und<br />

nicht zuletzt sind die Netzzugänge und die Netzkapazität<br />

bei den Netzbetreibern kritisch und<br />

zeitintensiv (lange Genehmigungsdauer, Leistungsreduktionen<br />

aufgrund Netztopologie).<br />

Hier würden wir uns – wie wahrscheinlich viele<br />

andere Unternehmen – wünschen, dass es<br />

Vereinheitlichungen und damit eine Vereinfachung<br />

gibt, um die Gewinnung von grünem<br />

Strom durch PV noch rascher vorantreiben zu<br />

können.<br />

PN: Welche Kampagnen gibt es seitens Kuratoriums<br />

für Verkehrssicherheit zur Erhöhung<br />

der Sicherheit betreffend den Lkw-Verkehr auf<br />

Österreichs Straßen?<br />

Christian Schimanofsky: Im Bereich Lkw-Verkehrssicherheit<br />

arbeiten wir derzeit beispielsweise<br />

in Kooperation mit dem Verkehrssicherheitsfonds<br />

(VSF) an spannenden Projekten.<br />

Beim Projekt „Arbeitsplatz Cockpit“ werden<br />

Unfallanalysen und Tiefeninterviews mit Lenkenden<br />

durchgeführt und Best Practises einbezogen,<br />

um daraus treffsichere Maßnahmen<br />

abzuleiten. Beim Projekt „LaSiBasis“ geht es<br />

darum, die Anzahl der Unfälle zu reduzieren,<br />

die aufgrund mangelnder Ladungssicherung<br />

entstehen. Probleme mit der Ladung sollen<br />

künftig schneller erkannt und andere Lenker<br />

gewarnt werden. Ein anderes Projekt befasst<br />

sich mit der Geschwindigkeitserhebung bei<br />

Lkw im Freiland sowie im Ortsgebiet mittels<br />

Seiten-Radargeräten. Zudem sind wir Partner-Organisation<br />

der Wirtschaftskammern bei<br />

laufend stattfindenden Aktionen, bei denen<br />

Kinder in spielerischer Art und Weise vor den<br />

Gefahren des toten Winkels gewarnt werden.<br />

PN: Strengere Tempolimits sind auch für den<br />

Lkw-Verkehr in Diskussion. Welche Aspekte stehen<br />

einander da gegenüber – Thema Sicherheit<br />

versus Thema Umwelt/Emissionen?<br />

Schimanofsky: Bei der Diskussion sollten wir<br />

nicht vergessen, dass Maßnahmen zur Einhaltung<br />

der bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

viel Positives zur Verbesserung<br />

der Verkehrssicherheit beitragen können.<br />

Auch die Anschnallquote bei Lkw ist im Vergleich<br />

zu Pkw noch sehr verbesserungswürdig.<br />

PN: Gerade einmal drei Viertel der Lkw-Fahrer<br />

sind während der Fahrt angeschnallt. Warum<br />

hat die Gurtenpflicht gerade im Berufsverkehr<br />

einen derart niedrigen Stellenwert?<br />

Schimanofsky: Dabei spielt Psychologie wahrscheinlich<br />

auch eine Rolle, indem sich die<br />

Betroffenen im wuchtigen Lkw-Fahrerhaus in<br />

größerer Sicherheit wiegen oder sie sich auf<br />

längeren Strecken in ihrer Bewegung eingeschränkt<br />

fühlen. Wenn man sich häufig bewegt,<br />

um nach Dingen zu greifen, kann der<br />

Gurt durchaus ein Engegefühl hervorrufen.<br />

CHRISTIAN SCHIMANOFSKY<br />

Manche langjährigen Lkw-Fahrer lassen sich<br />

womöglich generell nicht so gerne etwas<br />

dreinreden, was zu erheblichem Widerstand<br />

gegen alles, was neu ist, führen kann. Oder<br />

sie denken sich: „Ich fahre immer ohne Gurt<br />

und lebe noch“. Gar nicht so selten passiert<br />

leider dann doch ein Unfall. Im Vorjahr wurden<br />

im Straßennetz Österreichs 238 Insassen von<br />

schweren Lkw (>3,5 t) verletzt und drei getötet.<br />

PN: Welche Maßnahmen zur Erhöhung der<br />

Anschnallquote halten Sie für sinnvoll? – Mehr<br />

Kontrollen – mehr Aufklärung – eine Mischung<br />

daraus?<br />

Schimanofsky: Wir halten einen Maßnahmenmix<br />

für sinnvoll. Einerseits braucht es mehr Kontrollen,<br />

andererseits eine an die Zielgruppe<br />

angepasste Aufklärung. Bunte Gurte könnten<br />

auch einen kleinen Beitrag leisten. Dadurch<br />

wird der Blick ins Fahrerhaus für die Exekutive<br />

ohne Anhaltung erleichtert und der Gurt sticht<br />

beim Einstieg in die Fahrerkabine ins Auge. Zudem<br />

braucht es ein klares Bekenntnis der Arbeitgeber<br />

zur Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />

und die unmissverständliche Aufforderung zur<br />

Gurtverwendung.<br />

PN: Wie sicher sind Österreichs Straßen im internationalen<br />

Verkehr – welche auch baulichen<br />

Maßnahmen wären zusätzlich sinnvoll?<br />

Schimanofsky: Die Sicherheit der Autobahnen<br />

ist ein sehr zentrales Element, wobei wir in<br />

Österreich in diesem Bereich sehr hohe Standards<br />

haben. Auch bei Eigentumsdelikten in<br />

Zusammenhang mit Transporten (Fahrzeugraub,<br />

Diebstahl …) ist Österreich ein vergleichsweise<br />

sicheres Gebiet ist.<br />

PN: Welches Thema liegt Ihnen besonders am<br />

Herzen und müsste forciert werden?<br />

Die Ausstattung der Lkw mit Fahrassistenzsystemen<br />

wurde bereits weitgehend gesetzlich geregelt.<br />

Die positive Wirkung ist bewiesen und<br />

dokumentiert. Verbesserungsbedarf gibt es<br />

allerdings noch bei der richtigen Verwendung<br />

bzw. bei der Überzeugungsarbeit, dass diese<br />

überhaupt verwendet werden. Hier herrscht<br />

unter manchen Lkw-Fahrenden nach wie vor<br />

Skepsis. Aber auch unter den Arbeitgebern<br />

müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten,<br />

damit diese die Maßnahmen umsetzen. Eine<br />

qualitativ und quantitativ weitere Verbesserung<br />

der Situation an den Rastplätzen wäre<br />

mir persönlich ebenfalls ein Anliegen, wobei<br />

hier in den letzten Jahren schon sehr viel Positives<br />

geleistet wurde.<br />

Wir danken für die<br />

Antworten!<br />

PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S46<br />

Die unterschiedlichen<br />

Begehrlichkeiten am Donauwasser<br />

gefährden die Binnenschifffahrt<br />

Jahrzehnten so gravierend geändert, dass sie<br />

zum Beispiel mit dem Düngemittel mehr Probleme<br />

schafft als löst? Doskozil hat mit seiner<br />

Fragerei realisiert, er wird sich mit den international<br />

tätigen Agrar-Multis anlegen müssen,<br />

die in seinem Land ihr Unwesen treiben und<br />

seine burgenländischen Bauern in Geiselhaft<br />

halten. Thematisiert wird öffentlich der „Patient<br />

Zero“, der Neusiedler See. Er droht auszutrocknen,<br />

wenn die Klimaprognosen eintreten<br />

und der Wasserverbrauch weiter steigt. Aber<br />

es geht um viel Geld und Macht. Es geht<br />

um ein grünes Aushängeschild für Konzerne,<br />

dass sich international gut verkaufen lässt.<br />

Schwindet die Produktionssicherheit durch<br />

Wassermangel, oder leidet die Produktqualität<br />

durch verunreinigtes Wasser, ist es mit dem<br />

„Gemüsegarten“ vorbei.<br />

Die Wasserknappheit, findet aber bereits<br />

statt. Forscher der TU-Graz sagen, Europa hat<br />

ein Wasserproblem. Mittlerweile ist die Situation<br />

sogar schon prekär, meint Prof. Torsten<br />

Mayer-Gürr, der mit Satellitengeodäsie am<br />

EU-Projekt Global Gravity-based Groundwater<br />

Product (G3P) mitgearbeitet hat. Damit<br />

das Business trotzdem noch lange funktioniert,<br />

schreckt man auch nicht davor zurück,<br />

aberwitzige Projekte umzusetzen. Zum Beispiel<br />

Donauwasser von Ungarn bis ins Burgenland<br />

PETER BAUMGARTNER<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Durstige Landwirtschaft<br />

Die weltweit alarmierende Grundwassererschöpfung<br />

ist in erster Linie auf Wasserentnahmen<br />

für die Bewässerung zurückzuführen,<br />

belegt eine wissenschaftliche Studie(1). Das<br />

Landwirtschaftsministerium sagt nein, der Klimawandel<br />

ist schuld. Aber deutlich abnehmend<br />

ist der Grundwasserkörper jedenfalls.<br />

Gleichzeitig soll laut UN der städtische Wasserbedarf<br />

bis 2050 um 80 % steigen.<br />

REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

Einer, der versucht, sich einen Überblick<br />

der Wassersituation in seinem Land<br />

zu verschaffen, ist Landeshauptmann<br />

Hans Peter Doskozil vom Burgenland.<br />

Zunehmend konfrontiert mit der Problematik<br />

versiegender Seen und schwindender Grundwasserreserven<br />

macht sich Doskozil aber nicht<br />

nur darüber Gedanken, wie man dem Trend<br />

entgegen kann, sondern auch, was die Ursachen<br />

davon sind. Genau das sollte grundsätzlich<br />

die Zugangsweise jeder Problemlösung<br />

sein. Von der Warum-Phase, die schon Kleinkinder<br />

instinktiv zum Verstehen leitet, über die<br />

5-Why-Methode in der Managementbildung,<br />

führt der wirksamste Weg zur Problemlösung.<br />

Warum bewässern wir unsere Futtermittel ausgerechnet<br />

in der Mittagshitze, wo die Verdunstung<br />

hoch ist? Warum verschwenden wir das<br />

kostbare Grundwasser für die Bewässerung<br />

von Futtermittel für den Export? Warum hat<br />

sich die Landwirtschaft in den letzten paar<br />

Abwasser, Landwirtschaft<br />

und Urbanisierung<br />

haben die<br />

größten absoluten<br />

Auswirkungen auf die<br />

Multifunktionalität von<br />

Fließgewässern.<br />

Foto: UFZ


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S48<br />

zu leiten. Ähnlich wie beim Marchfeldkanal,<br />

soll wieder das Donauwasser die letzte Rettung<br />

sein. Der ehemalige Präsident der Landwirtschaftskammer,<br />

Hermann Schultes, hat vor<br />

dem Hintergrund alarmierender Prognosen<br />

bereits 2017 Donauwasser als Bewässerungsalternative<br />

für die Landwirtschaft benannt.<br />

Derselbe Schultes der auch versprochen hat,<br />

wenn Konsumenten billige Schnitzel wollen,<br />

wird seine Landwirtschaft das auch machen.<br />

Schultes gilt als Wegbereiter einer Präzissionslandwirtschaft<br />

und als Verfechter von „Essen<br />

auf Rädern“ (Agrosprit, Rapsdiesel). Fünfzig<br />

Kilometer lange Wasser-Ableitungen von der<br />

Donau werden derzeit als umsetzbar betrachtet<br />

und sogar Hydrologe Habersack von der<br />

BOKU in Wien nennt das realistisch – ungeachtet<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass die<br />

Landwirtschaft neben Abwässer und Urbanisierung<br />

der größte Stressfaktor für die ökologische<br />

Funktion von Fließgewässern ist.<br />

reits 100.000 ha Agrarfläche bewässert. Bald<br />

sollen es 250.000 ha werden. Wasser aus der<br />

Donau soll auch das Weinbaugebiet im Traisental<br />

bewässern. Oberösterreich hat ebenfalls<br />

einen hohen Bewässerungsbedarf bei dramatisch<br />

sinkenden Grundwasserpegeln und<br />

das sind wiederum nur die österreichischen<br />

Begehrlichkeiten. Global gesehen haben Forschungen<br />

ergeben, dass die Bewässerung<br />

der wichtigste Eingriff des Menschen in den<br />

Wasserkreislauf ist und 70 % der Wasserentnahmen<br />

ausmacht. Gleichzeitig fehlen aber genaue<br />

Kenntnisse über die Bewässerungsmengen,<br />

die an bestimmten Orten vorkommen.<br />

„Entscheidungen im Wasserbereich sind ohne<br />

Daten und Informationen aber kaum denkbar“,<br />

warnt die UN. Potenziell gibt es zwar<br />

wasserrelevante Daten in enormer Vielfalt und<br />

Detailreichtum, die Datenlücken von der lokalen<br />

bis zur internationalen Ebene sind jedoch<br />

ebenso groß (UN-Bericht <strong>2023</strong>).<br />

Quelle: Landwirtschaftsministerium<br />

Quelle: Landwirtschaftsministerium<br />

Aber das Burgenland ist nur ein Kandidat,<br />

der Begehrlichkeiten am Donauwasser angemeldet<br />

hat. In Niederösterreich werden be-<br />

Die Agrarindustrie hat zuerst die Bienen vergiftet<br />

und die Biodiversität zum Krüppel gespritzt.<br />

Damit wurde in der Folge der schwindende<br />

Rest des Grundwassers beeinträchtigt und jetzt<br />

fällt die Agrarlobby über das Oberflächenwasser<br />

her. Trotz alarmierender Ereignisse geht<br />

es den Schultes-Schülern weiterhin nur um die<br />

Förderquote, industrielle Tier- und Pflanzenproduktion,<br />

Export vor Nahversorgung und Marktbeherrschung<br />

statt Ernährungssicherheit. Paarige<br />

Agrarlogistik heißt, Lebensmittel und Gülle<br />

exportieren und Düngemittel importieren.<br />

Was das alles für die Wasserstraße Donau und<br />

für andere Wasserstraßen bedeutet, liegt auf<br />

der Hand: Der Kampf um die Wassermenge<br />

und die Wasserqualität ist voll entbrannt –<br />

wenn nicht bereits verloren. Wasserstraßen<br />

sind im Gegensatz zu anderen Verkehrswegen<br />

wie Autobahn oder Bahntrasse, Rohrleitungen,<br />

Luftkorridor und Seilbahn, multifunktionale<br />

Infrastrukturangebote.<br />

Auf Wasserstraßen findet Koexistenz seit jeher<br />

zwischen Gewerbe, Sport, Hobby, Freizeit – ja<br />

und auch mit der Landwirtschaft, mehr oder<br />

weniger friedlich statt. Auf Wasserstraßen frönen<br />

Surfer und Ruderer ihrem Hobby neben<br />

3000-Tonnen-Chemiefrachter und Kreuzfahrtschiff.<br />

Gleichzeitig spielen Kinder am Ufer im<br />

Sand und Fischer warten auf ihren großen<br />

Fang. Undenkbar, dass ein Fahrradfahrer<br />

auch nur in die Nähe einer Autobahn kommt.<br />

Undenkbar, dass Kinder am Bahndamm spielen<br />

und selbst kurzzeitiges Verweilen auf einer<br />

Gasrohrleitung würde Terroralarm auslösen.<br />

Eigentlich könnte es so bleiben, das wechselseitige<br />

Miteinander und das Respektieren<br />

von logischen Grenzen auf den Wasserstraßen.<br />

Aber die Zunahme einzelner Begehrlichkeiten,<br />

die egoistische Vorteilnahme,<br />

ja das Recht des Stärkeren, benachteiligt die<br />

Binnenschifffahrt über Gebühr und führt dazu,<br />

dass sie regelrecht auf Grund läuft.<br />

Wenn es wissenschaftlich hinterlegt ist, dass<br />

wir ein mehrfaches Wasserproblem haben,<br />

wenn die Wasserqualität und die Wassermenge<br />

selbst verursacht sprichwörtlich „den<br />

Bach runter geht“, dann ist es an der Zeit, das<br />

Ruder herumzureißen und einen neuen, besseren<br />

Kurs zu wählen. Das vor 50 Jahren gegründete<br />

Bundesinstitut für Gesundheitswesen<br />

(ÖBIG), heute integriert in die Gesundheit<br />

Österreich GmbH., hat 1989 (!) kritisiert, dass<br />

die quantitative und qualitative Lage im<br />

Wasserkreislauf immer stärker beeinträchtigt<br />

wird. Es ist das zeitliche Beharrungsvermögen<br />

falscher Politik, die entgegen besseren Wissens,<br />

weiter mit dem Kopf durch die Wand<br />

möchte.<br />

Die UN stellt fest: Die Grundwasserbewirtschaftung<br />

soll die Kontrolle von Ort, Menge<br />

und Qualität der Grundwasserentnahme aus<br />

Grundwasserleitern sowie deren Auswirkungen<br />

auf Ökosysteme, Oberflächengewässer<br />

und Bodensenkungen sicherstellen. Nitrate<br />

und Pestizide sind in der EU die Schadstoffe,<br />

die am häufigsten einen schlechten chemischen<br />

Zustand der Gewässer verursachen. Die<br />

Schadstoffe stammen vor allem aus der Landwirtschaft.<br />

„Wasser ist das wertvollste globale<br />

Gemeingut der Menschheit und verbindet uns<br />

alle. Deshalb muss das Wasser im Mittelpunkt<br />

der globalen politischen Agenda stehen",<br />

sagt Präsident António Guterres. (PB)<br />

(1) Dalin, C., Wada, Y., Kastner, T. et al.<br />

Groundwater depletion embedded in international<br />

food trade. Nature 543, 700–704<br />

(2017). https://doi.org/10.1038/nature21403


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S50<br />

INTRALOGISTIK<br />

Vierte Baustufe im<br />

SPAR-Zentrallager Wels<br />

erfolgreich integriert<br />

Nach gut zweijähriger Implementierungszeit<br />

wurde von der SPAR Österreichische Warenhandels<br />

AG gemeinsam mit dem Projektpartner<br />

WITRON Logistik + Informatik GmbH<br />

aus dem bayerischen Parkstein die vierte Erweiterungsstufe<br />

des Zentrallagers Wels (ZLW)<br />

erfolgreich in Betrieb genommen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Durch Integration von modernster<br />

Logistiktechnologie kann SPAR zukünftig<br />

nochmals 140.000 zusätzliche<br />

Handelseinheiten im 2-Schicht-<br />

Betrieb kommissionieren. Die Installation erfolgte<br />

als Greenfield-/ Brownfield-Kombination<br />

in einem 20.000 m2 großen Neubau, der während<br />

des laufenden Betriebes an die bereits<br />

bestehenden Logistikbereiche angebunden<br />

wurde. SPAR und WITRON verbindet eine mehr<br />

als 25-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit,<br />

in welcher in den Jahren 1998, 2002 und 2015<br />

die ZLW-Projektphasen 1, 2 und 3 in Betrieb genommen<br />

wurden.<br />

In allen Erweiterungs- und Modernisierungsphasen<br />

war WITRON für die Planung, Realisierung,<br />

den Service und Anlagenbetrieb als<br />

Lifetime-Partner verantwortlich. Mit einer Gesamtfläche<br />

von 50.000 m2 beliefert das ZLW in<br />

Summe 1.500 Märkte in ganz Österreich sowie<br />

die SPAR-Auslandstöchter mit mehr als 18.000<br />

verschiedenen Artikeln aus dem Trockensortiment.<br />

Perspektivisch ist das Verteilzentrum<br />

für eine tägliche Kommissionierleistung von<br />

340.000 Pick-Einheiten im 2-Schicht-Betrieb<br />

und an Spitzentagen für die Kommissionierung<br />

von bis zu 500.000 Pick-Einheiten im 3-Schicht-<br />

Betrieb ausgelegt.<br />

„Für SPAR ist es wichtig, beim Einsatz von innovativer<br />

Logistiktechnologie die Schwerpunkte<br />

Servicegrad, Wirtschaftlichkeit, Mensch,<br />

Nachhaltigkeit und Flexibilität in den Mittelpunkt<br />

zu stellen“, erklärt WITRON-Projektmanager<br />

Ulrich Schlosser. „Beim Faktor Servicegrad<br />

profitieren die SPAR-Filialen von einem<br />

Premium-Kundenservice, ermöglicht durch<br />

ganzheitliche wirtschaftliche Prozesse innerhalb<br />

der internen und externen Logistik-Supply<br />

Chain. Die SPAR-Mitarbeiter in den Märkten<br />

profitieren vom effizienten Warenhandling<br />

aufgrund filialgerecht kommissionierter Rollcontainer<br />

und die Mitarbeitenden im Verteilzentrum<br />

von ergonomischen Arbeitsplätzen.<br />

Die Nachhaltigkeit zeigt sich durch deutliche<br />

CO2-Einsparungen aufgrund dicht gepackter<br />

Ladungsträger, optimaler LKW-Auslastung und<br />

weniger LKW-Fahrten. Des Weiteren durch<br />

Flächeneinsparungen im Bau und dem Einsatz<br />

neuester Lager-Technik. Darüber hinaus<br />

ist durch Flexibilität und Erweiterbarkeit auch<br />

die Zukunftsfähigkeit sichergestellt, so dass<br />

auf verändernde Marktanforderungen schnell<br />

und flexibel reagiert werden kann“.<br />

OPM als zentrales Element<br />

Zentrales Element der Erweiterung „Baustufe<br />

4“ ist – wie schon in Baustufe 3 – das vollautomatische<br />

Lager- und Kommissioniersystem<br />

OPM (Order Picking Machinery). Durch die Inbetriebnahme<br />

von 16 weiteren COM-Maschinen<br />

(in Summe jetzt 24 COMs) können pro Tag<br />

in zwei Schichten zusätzlich bis zu 140.000 Handelseinheiten<br />

(in Summe jetzt 340.000 Handelseinheiten<br />

in zwei Schichten) filialgerecht auf<br />

Rollcontainer kommissioniert werden.<br />

Neu hinzu kamen ebenso ein automatisches<br />

Tray-Lager mit 32 Regalbediengeräten (in<br />

Summe 48) und 293.000 Tray-Stellplätzen (in<br />

Summe 450.000) sowie ein Paletten-Hochregallager<br />

mit 8 Regalbediengeräten (in Summe<br />

24) und 31.200 Paletten-Stellplätzen (in Summe<br />

73.000), 7 Depalettierer (in Summe 10) und<br />

3 Folienwickler (in Summe 5). Integriert wurde<br />

des Weiteren ein automatischer Leergut-Puffer<br />

mit 4 Regalbediengeräten für bis zu 8.600<br />

Rollcontainer. Dadurch ist gewährleistet, dass<br />

sich immer die optimale Anzahl an Rollcontainern<br />

im Logistikkreislauf des ZLW befindet.<br />

Ganzheitliches Umstellungskonzept<br />

entscheidender Faktor<br />

„Doch nicht nur das technische Konzept war<br />

wichtig für den Projekterfolg“, so WITRON-Projektmanager<br />

Ulrich Schlosser. „Entscheidend<br />

ist bei einem kombinierten Greenfield- /<br />

Brownfield -Projekt ebenso ein ganzheitliches<br />

Change-Konzept – d. h. wie die Integration<br />

terminlich und organisatorisch umgesetzt<br />

wird. Dabei muss die wichtigste Frage sauber<br />

adressiert sein: Auf welche Art und Weise erfolgt<br />

während der gesamten Projektlaufzeit<br />

die Implementierung des Projektes – und wie<br />

erfolgt parallel dazu der laufende Betrieb bzw.<br />

die Auslieferung an Filialen und Konsumenten,<br />

die durch die Umstellung nicht beeinträchtigt<br />

werden darf“ erklärt Schlosser. „Aufgrund<br />

des modularen Aufbaus unserer End-to-End-<br />

Lösungen und deren physischen Kompaktheit<br />

können wir für unsere Kunden schon in<br />

der Planungs-Phase hochflexible Umsetzungsund<br />

Zukunftskonzepte entwickeln, die sich mit<br />

Blick auf ansteigende Volumina, wachsenden<br />

Artikelspektren, zusätzliche Pick-Stationen<br />

oder sich veränderte Geschäfts- und Materialflussprozesse<br />

sowohl direkt in eine bereits<br />

bestehende Anlage integrieren lassen bzw.<br />

wie bei SPAR über einen Neubau in den<br />

Materialfluss einer bereits bestehenden Anlage<br />

integriert werden.“<br />

500.000 Pickeinheiten<br />

für 1.500 Geschäfte<br />

Mit einer Gesamtfläche von 50.000 m2 beliefert<br />

das ZLW in Summe 1.500 Märkte in ganz<br />

Österreich sowie die SPAR-Auslandstöchter<br />

mit mehr als 18.000 verschiedenen Artikeln<br />

aus dem Trockensortiment. Perspektivisch ist<br />

das Verteilzentrum für eine tägliche Pickleistung<br />

von 500.000 Pick-Einheiten im 3-Schicht-<br />

Betrieb ausgelegt. Gelagert und kommissioniert<br />

wird mit den WITRON-Lösungen OPM und DPS.<br />

Ein WITRON-OnSite-Team ist im Schichtbetrieb<br />

für den Service, die Wartung und den Anlagenbetrieb<br />

verantwortlich und ermöglicht<br />

so eine permanent hohe Verfügbarkeit aller<br />

Logistikbereiche, Materialflüsse, Mechanik-,<br />

Steuerungs- und IT-Komponenten.<br />

„Gegenseitiges Vertrauen ist das Fundament<br />

einer mehr als 25-jährigen Partnerschaft zwischen<br />

SPAR und WITRON. SPAR war oftmals Pilot-Kunde<br />

und hat uns bei der Integration von<br />

neuen Technologien und Service-Dienstleistungen<br />

immer wieder nachhaltig unterstützt.<br />

SPAR und WITRON – das passt: die Unternehmensstruktur,<br />

die Technik, und insbesondere<br />

die Menschen“, so WITRON-Projektmanager<br />

Ulrich Schlosser.<br />

(RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S52<br />

„Die weitere Integration in die Software- und<br />

Prozesslandschaft des KNAPP Konzerns eröffnet<br />

neue Möglichkeiten für DFT. Seit der Übernahme<br />

von DFT durch die KNAPP AG im Jahr<br />

2010 hat sich viel im Markt verändert, beide<br />

Unternehmen sind schon oft gemeinsame<br />

Wege in Projekten gegangen. Für weitere Vernetzung<br />

ist nun die richtige Zeit gekommen,<br />

um neue Wettbewerbsvorteile für beide Unternehmen<br />

zu heben.“ erklärt Johannes Holas.<br />

Johannes Holas verfügt über 11 Jahre Führungs-<br />

und Managementerfahrung in der<br />

KNAPP AG mit Sitz in Hart bei Graz, Österreich.<br />

Nach internen Stationen in den Bereichen Solution<br />

Design, Systems Engineering und zuletzt<br />

als VP der Business Unit Fashion, hat er die Erfolgsgeschichte<br />

der KNAPP AG als weltweit<br />

agierendes Technologieunternehmen mitgestaltet.<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

INTRALOGISTIK<br />

DFT erweitert die<br />

Geschäftsleitung<br />

Als neue Mitglieder der Geschäftsleitung<br />

komplettieren Johannes Holas, Dirk Bockelmann<br />

seit 01. Januar das Führungsteam der<br />

DFT (Dürkopp Fördertechnik GmbH) mit Sitz<br />

in Bielefeld, NRW. Zusammen mit dem bestehenden<br />

Führungsteam wird der internationalen<br />

Wachstumskurs und die weitere<br />

Konzernvernetzung mit dem Mutterkonzern<br />

KNAPP AG in Hart bei Graz, weiter vorangetrieben.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Von links nach rechts (Helmut Schmitz, Johannes<br />

Holas, Sigurd Völker, Dirk Bockelmann)<br />

Seit 1. Januar <strong>2023</strong> sind Johannes Holas<br />

und Dirk Bockelmann neue Mitglieder<br />

der DFT-Geschäftsleitung und Prokuristen<br />

der Dürkopp Fördertechnik GmbH.<br />

Beide verstärken die Geschäftsleitung bestehend<br />

aus Sigurd Völker (Geschäftsführer) und<br />

Helmut Schmitz (Prokurist). Johannes Holas verantwortet<br />

die Bereiche Strategie und Konzernintegration.<br />

Dirk Bockelmann ist verantwortlich<br />

für Vertrieb und Marketing. Gemeinsam mit<br />

der bestehenden Geschäftsleitung wird der<br />

weitere Ausbau der Marktposition auf internationaler<br />

Ebene forciert.<br />

„DFT hat in den letzten Jahren eine beeindruckende<br />

Entwicklung gezeigt“, erklärt Dirk<br />

Bockelmann. „Ich freue mich darauf, den<br />

zukünftigen Kurs des Unternehmens aktiv mitzugestalten.<br />

Meine Hauptaufgaben sehe ich<br />

darin, die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

für die fortschreitende Internationalisierung zu<br />

schaffen und das bisherige profitable Wachstum<br />

von DFT als Mitglieder der KNAPP Gruppe<br />

weiter voranzutreiben.“<br />

Dirk Bockelmann hat in den vergangenen 19<br />

Jahren Führungs- und Managementerfahrung<br />

bei Wincor Nixdorf, NCR und Becton Dickinson<br />

(Rowa) gesammelt. Zunächst im Bereich Services<br />

Operations, Services Sales und später in<br />

der weltweiten Vertriebsverantwortung, hat er<br />

seinen Beitrag zur globalen Expansion in neue<br />

Regionen und neue Absatzmärkte geleistet.<br />

„Die Erweiterung der Geschäftsleitung mit den<br />

Kollegen Bockelmann und Holas ist ein wichtiger<br />

Meilenstein für DFT“, erklärt Geschäftsführer<br />

Sigurd Völker. „Mit Johannes Holas und Dirk<br />

Bockelmann konnten wir zwei erfahrene und<br />

charismatische Führungspersönlichkeiten für<br />

die Zukunft von DFT gewinnen, die uns bei der<br />

weiteren zielgerichteten Umsetzung der internationalen<br />

Wachstumsstrategie unterstützen<br />

werden.“<br />

Mit Systemen für Transport und Sortierung von<br />

liegender und hängender Ware ist DFT europäischer<br />

Marktführer im Fashionbereich. Zu<br />

den Kunden gehören Marks & Spencer, C&A,<br />

Next, Brax, arvato, Primark, Walmart/ASDA,<br />

Zalando, K-Mail-Order und Miss Etam. Seit<br />

2010 ist Dürkopp Fördertechnik (DFT) Teil der<br />

KNAPP-Gruppe. Dieser Zusammenschluss hat<br />

nicht nur Expertise und Branchen-Know-how<br />

beider Unternehmen vereint, sondern steht<br />

vor allem für eine großartige Zusammenarbeit.<br />

(RED)<br />

8. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />

SAVE THE DATE: 2.10. <strong>2023</strong><br />

https://logistik-express.com/<br />

ecommerce-logistik-day/<br />

www.logistik-express.com


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S54<br />

INTRALOGISTIK<br />

Automatisiertes Fulfillment<br />

für AS Colour<br />

Premium-Bekleidungsunternehmen begegnet<br />

aktuellem und künftigem Wachstum mit<br />

einem neuen Distributionszentrum.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Das Unternehmen AS Colour designt,<br />

produziert und vertreibt Premium-<br />

Bekleidung als Groß- und Einzelhändler<br />

in Neuseeland, Australien,<br />

Großbritannien und den Vereinigten<br />

Staaten. AS Colour begann 2005 in<br />

Neuseeland als Lieferant von qualitativ<br />

hochwertiger Blanko-Bekleidung für Sportartikelhersteller,<br />

die Musikindustrie, für Veranstaltungsartikel<br />

und für Werbekleidung für Unternehmen.<br />

Heute betreibt AS Colour fünf Lager in Auckland,<br />

Melbourne, Los Angeles, North Carolina<br />

und Leighton Buzzard (Bedfordshire, Großbritannien)<br />

sowie 25 Einzelhandelsgeschäfte in<br />

Neuseeland, Australien und Großbritannien.<br />

AS Colour begann mit einer Strategie, um das<br />

erwartete Wachstum des Unternehmens in den<br />

nächsten zehn Jahren zu unterstützen. Diese<br />

Umgestaltung umfasste effizientere Lagerabläufe,<br />

eine verbesserte Umweltleistung und eine<br />

größere Widerstandsfähigkeit der Lieferkette.<br />

https://youtu.be/it13vmADLro<br />

Das frühere manuelle Lager<br />

In seinem früheren Distributionszentrum (DZ) in<br />

Auckland setzte AS Colour manuelle Verfahren<br />

zur Kommissionierung von Aufträgen ein,<br />

bei denen Handscanner in Verbindung mit<br />

Transportwagen zum Einsatz kamen. Dabei<br />

liefen die Lager-arbeiter die Gänge auf und<br />

ab, um nach Produkten zu suchen, die Position<br />

mit einem Handgerät zu scannen, zu kommissionieren,<br />

sie in einen Wagen zu legen und<br />

dann zum Verpacken in den Versandbereich<br />

zu bringen. Gleichzeitig wurde der Lagerbestand<br />

mit Gabelstaplern und anderen Geräten<br />

in den Gängen nachgefüllt. Mit diesen<br />

manuellen Verfahren hatte AS Colour ständig<br />

Schwierigkeiten, alle erforderlichen Aufträge<br />

innerhalb eines Arbeitstages zu erfüllen.<br />

„In einer konventionellen Lagerumgebung mit<br />

manuellen Prozessen vergeuden die Mitarbeiter<br />

sehr viel Zeit. Dazu gehört das Abgehen<br />

der Gänge und der Weg zum Versand, sowie<br />

für das Aufspüren des genauen Standorts von<br />

Produkten, die für die Erfüllung von Aufträgen<br />

benötigt werden, das Ablegen von Hardware<br />

wie Handscannern, um Produkte zu kommissionieren<br />

und das erneute Aufnehmen der Produkte“,<br />

erklärt Seth van Dijk, Business Development<br />

Manager bei Dematic.<br />

„Manuelle Arbeitsabläufe können auch die<br />

Sicherheit und Genauigkeit im Distributionszentrum<br />

beeinträchtigen. Immer dann, wenn<br />

sich Lagerarbeiter und Materialtransportgeräte<br />

wie Gabelstapler im selben Bereich befinden,<br />

besteht ein zusätzliches Risiko. Und wenn die<br />

Mitarbeiter den Entnahmeort finden, scannen<br />

und dann den Blick abwenden müssen, um ihr<br />

RF-Gerät abzulegen, kann es zu Fehlern kommen,<br />

wenn sie den falschen Artikel entnehmen.“<br />

Automatisierung für das neue Lagerhaus<br />

Als Teil seiner Strategie zur Unterstützung des<br />

zukünftigen Wachstums und nachdem das<br />

bisherige Lager aus allen Nähten zu platzen<br />

drohte, baute AS Colour ein brandneues, 7.500<br />

Quadratmeter großes Distributionszentrum in<br />

Auckland, das gleichzeitig der Hauptsitz des<br />

Unternehmens ist. „Aufgrund des Wachstums<br />

von AS Colour in den letzten 5 bis 10 Jahren<br />

sind wir aus vielen Vertriebseinrichtungen herausgewachsen.<br />

Deshalb haben wir uns nach<br />

einer neuen Anlage für Neuseeland umgesehen,<br />

um mit der steigenden Nachfrage Schritt<br />

zu halten. Das hat uns dazu veranlasst ein neues<br />

Gebäude mit einer brandneuen Anlage zu<br />

bauen, die auf Automatisierung ausgerichtet<br />

ist“, sagte Lawrence Railton, Geschäftsführer<br />

von AS Colour.<br />

Ein wichtiges Automatisierungsmerkmal des<br />

neuen DZ war der Einsatz des Dematic Multishuttle®<br />

GTP-Systems (Ware-zur-Person, WzP),<br />

um die betriebliche Effizienz zu steigern und<br />

die Gesamtgröße und den Energiebedarf des<br />

Lagers zu reduzieren. AS Colour war das erste<br />

Unternehmen, das das Dematic Multishuttle<br />

GTP-System auf dem neuseeländischen Markt<br />

installiert hat.


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S56<br />

„Wir haben auf das neue DZ aufgerüstet, um<br />

das zukünftige Wachstum unseres Unternehmens<br />

zu unterstützen und die Automatisierung<br />

unserer Abläufe zu ermöglichen, so dass wir<br />

uns von einer traditionellen Pick-and-Pack-<br />

Anlage in die Zukunft bewegen konnten. Diese<br />

Umstellung hat uns zukunftssicher gemacht<br />

für das, was wir anstreben und wohin sich unser<br />

Geschäft entwickeln soll“, so Justin Carnaby,<br />

Leiter der Logistikabteilung von AS Colour.<br />

Das Dematic Multishuttle GTP ist ein kompaktes,<br />

automatisches Lager- und Kommissioniersystem<br />

mit hohem Durchsatz. Es verfügt über<br />

eine hohe Lagerdichte in Behältern und eine<br />

sequenzierte Kommissionierung für mehr Produktivität.<br />

Es ist in der Lage, verschiedene<br />

Auftragstypen zu verarbeiten, einschließlich<br />

kleiner E-Commerce-Aufträge, mittlerer und<br />

großer B2B-Aufträge sowie der Abwicklung<br />

von Aufträgen von den Einzelhandelsgeschäften.<br />

Das modulare, skalierbare Multishuttle<br />

ist 18 Ebenen hoch und besteht aus<br />

zwei Gängen, in denen knapp 20.000 Behälter<br />

gelagert werden können, wobei zusätzliche<br />

Kapazitäten für ein geplantes zukünftiges<br />

Wachstum vorgesehen sind. AS Colour<br />

liefert sowohl die Auftragsbehälter als auch<br />

die Produktbehälter aus dem Multishuttle an<br />

vier Hochgeschwindigkeits-GTP-Arbeitsplätze,<br />

an denen die Lagermitarbeiter die Artikel aus<br />

den Produktbehältern entnehmen und in die<br />

Auftragsbehälter legen, die dann zum Verpacken<br />

an ein Versandsortiersystem weitergeleitet<br />

werden. Die Behälter werden dann<br />

über Förderbänder und Lifte zum Multishuttle<br />

zurückbefördert, um für weitere Aufträge verwendet<br />

zu werden. (RED)<br />

Technische Daten:<br />

• Dematic Multishuttle mit 2 Gassen,<br />

18 Ebenen und ca. 20.000 Stellplätzen<br />

• 4 Hochgeschwindigkeits-Ware-zur-<br />

Person-Arbeitsstationen<br />

• Lagerung von 8.000 verschiedenen<br />

Artikeln<br />

• Kommissionierung von max. 8.000<br />

Auftragspositionen pro Tag<br />

• 13.000 Auftragszyklen pro Monat<br />

• Dematic MCS Fördertechnik<br />

• Dematic Warehouse Control System<br />

Kundennutzen:<br />

• Umstellung auf den Ware-zur-<br />

Person-Prozess erlaubt einen<br />

höheren Durchsatz<br />

• Gesteigerter Genauigkeit & Sicherheit.<br />

• Steigerung des Durchsatzes pro<br />

Mitarbeiter um 344 % auf<br />

durchschnittlich über 200 Auftragspositionen<br />

pro Stunde.<br />

•30 % geringere Lagergröße aufgrund<br />

der kompakten automatisierten Anlage.<br />

• Erhöhung der Lagerkapazität um 35 %.<br />

• Raum für zukünftiges Wachstum.<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S58<br />

INTRALOGISTIK<br />

TGW übergibt<br />

hochautomatisiertes<br />

Fulfillment Center<br />

In den vergangenen Monaten entstand in<br />

Columbus, Ohio, ein Leuchtturm-Projekt für<br />

die weltbekannte Lingerie-Marke. Mit dem<br />

leistungsstarken TGW FlashPick®-System<br />

können bis zu 225.000 Aufträge pro Tag an<br />

Kunden versendet werden. TGW Warehouse<br />

Software plant, steuert, überwacht und optimiert<br />

sämtliche Prozesse. BEITRAG: REDAKTION<br />

Vor Kurzem konnte sich TGW North<br />

America über einen weiteren Meilenstein<br />

seiner Geschichte freuen:<br />

Der Intralogistik-Spezialist übergab<br />

ein hochautomatisiertes Fulfillment Center an<br />

die führende Lingerie-Brand Victoria’s Secret<br />

& Co. Das Leuchtturm-Projekt in Columbus,<br />

Ohio, beeindruckt nicht nur mit seinen Dimensionen,<br />

sondern setzt vor allem Maßstäbe bei<br />

Performance und Flexibilität.<br />

Victoria's Secret & Co. ist der weltgrößte<br />

Fachhändler für Lingerie und bietet ein breites<br />

Sortiment an modernen Kollektionen,<br />

darunter BHs, Slips, Dessous, Nachtwäsche<br />

sowie Athleisure, preisgekrönte Düfte und<br />

Körperpflegeprodukte.<br />

Victoria's Secret & Co. wird das neue Fulfillment<br />

Center in Columbus für den Versand<br />

von Online-Bestellungen an Kunden in den<br />

gesamten Vereinigten Staaten nutzen. Um<br />

kurze Durchlaufzeiten, eine schnelle Lieferung<br />

sowie hohe Servicequalität zu gewährleisten,<br />

hat das Modelabel in eine leistungsstarke Lösung<br />

investiert.<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

Warehouse Software steuert Picking-Prozess<br />

Mit dem FlashPick®-System für das automatische<br />

Order Fulfillment lassen sich Bestellungen<br />

effizient und mit höchster Variabilität kommissionieren.<br />

Die TGW Warehouse Software übernimmt<br />

das Planen, Steuern, Überwachen und<br />

Optimieren sämtlicher Picking-Prozesse. Der<br />

modulare Aufbau der Software deckt die Lagerverwaltung<br />

im Shuttle ebenso ab wie die<br />

Auftragsbearbeitung, die Warenflusssteuerung<br />

und die Visualisierung.<br />

Bis zu 225.000 Bestellungen pro Tag<br />

In Spitzenzeiten ermöglicht FlashPick® bis zu<br />

640.000 Picks pro Tag, zusammen mit einem<br />

automatisierten Pick-to-Light-System, das für<br />

weitere 360.000 Picks täglich steht. Leistungsstarkes<br />

Herzstück bildet ein Shuttle-System, in<br />

dem sich Stingray-Fahrzeuge um das vollautomatische<br />

Ein- und Auslagern kümmern. Aufträge<br />

werden an manuellen PickCenter One<br />

Kommissionier-Arbeitsplätzen sowie einem<br />

robotergestützten PickCenter Rovolution zusammengestellt.<br />

8. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />

SAVE THE DATE: 2.10. <strong>2023</strong><br />

TGW als Partner of Choice<br />

„Die Fertigstellung des Distributionszentrums für<br />

Victoria’s Secret & Co. ist ein weiterer Meilenstein<br />

für TGW in Nordamerika“, betont Rhett<br />

Williamson, Chief Operating Officer TGW North<br />

America. „Das unterstreicht unser Know-how<br />

und unsere Erfahrung, große und komplexe<br />

Projekte erfolgreich zu realisieren.“ (RED)<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S60<br />

INTRALOGISTIK<br />

Die Maschine neu<br />

gedacht<br />

Die BEUMER Group hat ihre robuste Palettierer-Baureihe<br />

BEUMER paletpac komplett<br />

überarbeitet und neu gedacht: Modular<br />

aufgebaut befinden sich in den Anlagen<br />

nun gleiche oder ähnliche Komponenten<br />

und Module, und – wo immer machbar –<br />

hat der Systemanbieter eine möglichst gleiche<br />

Bauweise umgesetzt.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Die BEUMER Group stellt Module individuell<br />

und kundenbezogen zusammen,<br />

testet diese intern und montiert<br />

sie vor Ort. Das spart Zeit und<br />

Kosten. Die BEUMER Group liefert als Komplettanbieter<br />

für Palettier- und Verpackungslinien<br />

leistungsstarke Palettierer, die auch bei extremer<br />

Belastung eine lange Lebensdauer bieten.<br />

„Unsere Baureihe BEUMER paletpac berücksichtigt<br />

die Produkteigenschaften der einzelnen<br />

Packgüter sowie die gewünschten Packmuster<br />

und Palettenmaße unserer Kunden“,<br />

erläutert Kay Wieczorek, Divisional Director Produkt<br />

Business bei der BEUMER Group. Die Anlagen<br />

handhaben alle Verpackungseinheiten<br />

äußerst schonend.<br />

„Wir haben unsere BEUMER paletpac neugestaltet<br />

und jetzt modular aufgebaut“, sagt<br />

Wieczorek. „Das schafft für unsere Kunden<br />

einige überzeugende Vorteile.“ Der Systemanbieter<br />

kann zum Beispiel die Leistung der Maschinen<br />

im Nachgang bei Bedarf anpassen.<br />

Ob die Anlage nachgerüstet oder ein Schaden<br />

behoben werden muss – mit der neuen<br />

Bauweise profitiert der Betreiber von einem<br />

deutlichen Zeitvorteil.<br />

Einfachere Montage<br />

Die neue Baureihe vereinfacht nicht nur die<br />

Konstruktion der Anlage, sondern auch deren<br />

Montage. „Bisher waren Gabelstapler mit<br />

einer Tragkraft von bis zu acht Tonnen für<br />

die Installation erforderlich“, sagt Wieczorek.<br />

„Jetzt benötigen sie lediglich eine Traglast von<br />

fünf Tonnen.“ Die Module sind so gestaltet,<br />

dass sie sich an je einer von zwei Seiten aufnehmen<br />

lassen. Das erleichtert die Montage<br />

auf engem Raum. Statt vorher zwei große,<br />

bekommt der Kunde nun drei kompaktere<br />

Module. Das vereinfacht nicht nur die Handhabung.<br />

„Wir können nun ausschließlich Standard-Container<br />

verwenden“, sagt Wieczorek.<br />

In der aktuellen coronabedingten Containerkrise<br />

ist das ein deutlicher Kostenvorteil.<br />

Optimierte Komponenten<br />

Der Systemanbieter hat alle Module im BEU-<br />

MER paletpac hinsichtlich Funktion und Nutzen<br />

überarbeitet. Durch geeignete Anpassungen<br />

etwa in den Prozessbändern konnten<br />

zum einen Motoren und Getriebe optimiert,<br />

zum anderen die Bandübergänge schlanker<br />

gestaltet werden. Das Ergebnis sind deutlich<br />

schonendere Transportvorgänge. Auch durch<br />

die in der Baugröße angepassten Baugruppen<br />

lassen sich Prozessschritte jetzt effizienter<br />

ausführen. Das steigert die Leistungsfähigkeit<br />

einzelner Module.<br />

Der neue BEUMER paletpac ist mit einem größeren<br />

Ablegetisch ausgestattet. Mit den maximalen<br />

Abmessungen für die Lagengröße von<br />

1.500 x 1.300 Millimeter kann der Anwender<br />

das in Säcken abgefüllte Schüttgut sowohl auf<br />

Europaletten als auch auf anderen Palettenformaten<br />

stapeln. Die Entwickler haben auch<br />

den Abschieber angepasst. Dieser kommt in<br />

allen BEUMER paletpac Modellen zum Einsatz.<br />

Egal ob Einzel- oder Doppel-Abschieber, das<br />

Fahrgerüst ist identisch. Damit lässt sich die<br />

Leistungsfähigkeit des BEUMER paletpac im<br />

Nachhinein ohne große Modulanpassungen<br />

steigern.<br />

„Möglich sind unterschiedliche Packmuster“,<br />

beschreibt Wieczorek. „Diese werden bereits<br />

in der lagenbildenden Ebene vorbereitet. Abwechselnd<br />

legt die Anlage dann die Säcke<br />

auf das Hubwerk ab. Es kann trotzdem vorkommen,<br />

dass das Material in den Packgütern<br />

ungleichmäßig verteilt ist und sich in der<br />

Zuführung nicht genug egalisieren lässt. Hierfür<br />

bietet der BEUMER paletpac eine Drehvorrichtung<br />

im Hubwerk an. Damit kann die Anlage<br />

ein ungleichmäßiges Stapelbild durch eine<br />

180°-Drehung vollkommen ausgleichen.<br />

Steuerung an vorhandenen Platz angepasst<br />

Im Rahmen der Modernisierung berücksichtigten<br />

die Entwickler auch den Footprint<br />

des BEUMER paletpac. Die Schaltschrankfelder<br />

haben zwar eine Standardaufstellung,<br />

lassen sich aber auch individuell nach<br />

Kundenwunsch versetzt anordnen. Der Anwender<br />

spart damit Platz. Dazu trägt auch<br />

eine Einhausung des Hubwerks bei. „Wir<br />

konnten bei dieser Baureihe ein schlankes<br />

Design umsetzen“, erläutert Wieczorek.<br />

Das BEUMER Group HMI ist auf der Wartungsbühne<br />

an der Lagenbildenden Ebene positioniert.<br />

Muss der Bediener Anpassungen vornehmen,<br />

bekommt er einen umfassenden Einblick<br />

in die Maschine. Um die Arbeit für den Mitarbeiter<br />

noch benutzerfreundlicher zu gestalten,<br />

lassen sich optional weitere Bediengeräte zum<br />

Beispiel im Hubwerksbereich installieren.<br />

Fokus auf Energieeffizienz<br />

Der BEUMER paletpac setzt in der Antriebstechnik<br />

auf den modularen Automatisierungskasten<br />

MOVI-C von SEW. Durch den zentralen Ansatz<br />

kann sowohl Bauraum im Schaltschrank,<br />

als auch die Anzahl der eingesetzten Komponenten<br />

im Feld reduziert werden. Zwischen<br />

20 und 30 Prozent an Energie lässt sich durch<br />

einen gemeinsamen DC-Zwischenkreis in den<br />

Frequenzumrichtern sowie durch optimiert<br />

aufeinander folgende Bewegungsabläufe<br />

einsparen. Optional ist auch der Einsatz von<br />

Energiespeichern möglich: „Lastspitzen lassen<br />

sich effizient eliminieren. Der Anwender spart<br />

zudem Betriebskosten und erreicht einen geringeren<br />

CO2-Fußabdruck“, berichtet Wieczorek.<br />

Dass die neue Generation des BEUMER paletpac<br />

zuverlässig arbeitet, hat der Systemanbieter<br />

genau geprüft und den Palettierer<br />

beispielsweise einem belastenden Dauertest<br />

ausgesetzt. Für den Fall, dass Module gewartet<br />

und Bauteile getauscht werden müssen,<br />

hat es der Service-Techniker nun erheblich<br />

einfacher: Zum Beispiel kann er durch bessere<br />

Zugänglichkeiten Gurtwechselzeiten deutlich<br />

reduzieren.<br />

Mit der BEUMER paletpac Baureihe bietet die<br />

BEUMER Group weiterhin eine weit gefächerte<br />

Modellpalette in unterschiedlichen Leistungsbereichen:<br />

Im niedrigen Segment stapelt die<br />

Maschine bis zu 1.800, im mittleren bis zu 3.200<br />

und der Hochleistungs-Palettierer bis zu 6.000<br />

Säcke in der Stunde.<br />

(RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S62<br />

INTRALOGISTIK<br />

Craiss nimmt erstes<br />

automatisches<br />

Kleinteilelager in<br />

Betrieb<br />

Die Craiss Generation Logistik GmbH & Co.<br />

KG hat die Modernisierung eines Lager- und<br />

Produktionsstandorts für einen namhaften<br />

Technologiekonzern erfolgreich abgeschlossen<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Mit einem automatischen Kleinteilelager<br />

(AKL) verlieh der Logistikdienstleister<br />

dem Werk in Tübingen<br />

nun den letzten Schliff.<br />

Kleine, für die Herstellung von Getriebemotoren<br />

benötigte Bauteile werden fortan in der<br />

23.000 Container fassenden AutoStore®-Anlage<br />

von 13 Robotern eingelagert und bedarfsgerecht<br />

kommissioniert. Die State-of-theart-Lösung<br />

bietet eine höhere Kapazität sowie<br />

Lagerdichte, reduziert die Fehlerquote bei der<br />

Auftragszusammenstellung und spart so Zeit<br />

und Kosten ein.<br />

„Mit der Inbetriebnahme des automatischen<br />

Kleinteilelagers finalisieren wir in Tübingen ein<br />

hochkomplexes Projekt, das die Verschlankung,<br />

Digitalisierung und Beschleunigung der<br />

Prozesse sowie eine umfangreiche Modernisierung<br />

der 8.600 Quadratmeter großen Logistikfläche<br />

beinhaltete“, sagt Jörg Schneider,<br />

Geschäftsführer Kontraktlogistik der Craiss<br />

Generation Logistik GmbH & Co. KG. Einer<br />

der größten Vorteile des AutoStore® ist neben<br />

der komprimierten Lagerung, die Anpas-<br />

sungsfähigkeit an bauliche Restriktionen von<br />

Bestandsgebäuden sowie die Möglichkeit, die<br />

Performance des Systems auch nachträglich<br />

auszubauen. So errichtete Craiss das kompakte<br />

Kleinteile-Kommissionierungssystem auf<br />

lediglich 650 Quadratmetern. Aktuell verfügt<br />

die skalierbare Lösung über 13 Roboter. Diese<br />

lagern die im Werk benötigten Kleinteile, wie<br />

Schrauben, Wellen und Kunststoffteile, automatisch<br />

in einen der insgesamt 23.000 Bins<br />

à 600 x 400 x 200 Millimeter ein, ordnen sie je<br />

nach Umschlagshäufigkeit in den Tiefen des<br />

Grids neu an und befördern sie bei Abruf zur<br />

weiteren Kommissionierung an einen von fünf<br />

Carousel-Ports.<br />

Standortleiter Andreas Hofmeister kann bereits<br />

nach wenigen Monaten eine signifikante Leistungssteigerung<br />

in der Auftragsabwicklung<br />

erkennen. So haben sich die Prozesse in der<br />

Logistik erheblich verschlankt und beschleunigt.<br />

Auch die Fehlerquote gehe gegen Null.<br />

„Unsere Mitarbeitenden müssen außerdem<br />

nicht länger mit Staplern oder Kommissionierwägen<br />

quer durch die Halle fahren und laufen<br />

nicht mehr Gefahr, einander ähnelnde<br />

Bauteile auf einer Mischpalette zu verwechseln“,<br />

so Hofmeister. Darüber hinaus erhöhe<br />

das AKL die Bestandstransparenz und reduziere<br />

Arbeitskosten. Die insgesamt optimierten<br />

Arbeitsbedingungen – inklusive einer verbesserten<br />

Ergonomie bei den Kommissioniervorgängen<br />

– zahlten außerdem auf die Zufriedenheit<br />

der insgesamt 82 Angestellten ein.<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

Die Craiss Generation Logistik GmbH & Co. KG hat am Tübinger Lager- und Produktionsstandort eines namhaften Technologiekonzerns<br />

eine 23.000 Behälter fassende AutoStore®-Anlage für die bedarfsgerechte Kommissionierung von kleinen Getriebemotorbauteilen installiert.<br />

(Foto: Craiss)<br />

Bereits 2019 startete Craiss mit der Implementierung<br />

des neuen Intralogistikkonzepts und<br />

verantwortet seitdem den Wareneingang, die<br />

Lagerhaltung und -logistik, die Produktionsverund<br />

-entsorgung sowie die Verpackung und<br />

den Versand. Der AutoStore® ersetzt ein altes<br />

automatisiertes Lagersystem. Nach einer zweimonatigen<br />

Befüllungs- und Inventurphase ging<br />

das AKL in Betrieb. Den Wechsel der Systeme<br />

hat Craiss bei laufender Produktion vorgenommen,<br />

damit diese nicht zum Stillstand gezwungen<br />

war. „Das war eine Operation am offenen<br />

Herzen, die uns aber bestens geglückt ist.<br />

Es gab keine bösen Überraschungen. Unsere<br />

Erwartungen wurden vielmehr übertroffen“,<br />

sagt Hofmeister. Für den Logistikdienstleister<br />

war es somit die erste, „aber definitiv nicht die<br />

letzte“ Installation eines AKL. (RED)<br />

8. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />

SAVE THE DATE: 2.10. <strong>2023</strong><br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S64<br />

INTRALOGISTIK<br />

Unitechnik optimiert<br />

Lebensmittellogistik mit<br />

individuellen Lösungen<br />

Selbst eine leicht beschädigte E2-Kiste kann<br />

sich schnell zur Herausforderung für jede<br />

Fördertechnik entwickeln. Doch gerade in<br />

der Lebensmittellogistik müssen die hochdynamischen<br />

Prozesse aufgrund von Restriktionen,<br />

wie z.B. des Mindesthaltbarkeitsdatums,<br />

so effizient und sicher wie möglich<br />

ablaufen. Deshalb setzen Unternehmen<br />

auf automatisierte Lösungen, wie den Box-<br />

Geometry-Check von Unitechnik.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Bei Sander Gourmet prüft das System<br />

jedes Gebinde im laufenden Prozess<br />

auf seine Förderfähigkeit. Aber eine<br />

Pauschallösung gibt es nicht. So können<br />

auch Tablare, die als Untersetzer dienen,<br />

für Prozesssicherheit sorgen.<br />

Normierte Eurokisten (E1, E2, E3 und E5) haben<br />

sich in der Lebensmittellogistik bereits vor<br />

langer Zeit als das Transportmittel der Wahl<br />

etabliert. Sie wurden jedoch nicht für den<br />

automatischen Transport konzipiert. Sind die<br />

Böden beispielsweise gewölbt, können sich die<br />

Gebinde auf der Fördertechnik drehen und<br />

verkanten. Beschädigte Seitenwände führen<br />

zudem dazu, dass Sensoren die Abmessungen<br />

des Behälters nicht mehr richtig erfassen können<br />

und Roboter keine definierte Greifposition<br />

haben. Die Lösung dafür besteht meist im Einsatz<br />

von Tablaren, die als Untersetzer dienen<br />

und den Transport auf der Fördertechnik sicherer<br />

machen – sowohl bei E2-Kisten als auch bei<br />

Kartonagen. Zudem behalten sie ihre Qualität<br />

bei, da sie das Lager nicht verlassen. Der<br />

Nachteil: Das Tablarhandling erfordert zusätzlichen<br />

Aufwand (z. B. das Leer-Tablar-Handling),<br />

der die Kosten erhöht und zusätzlichen<br />

Platz beansprucht. Hier kommt Unitechnik mit<br />

seiner speziellen Sensormesstechnik Box-Geometry-Check-System<br />

(BGC) ins Spiel. So auch<br />

bei Sander Gourmet, einem Komplettanbieter<br />

im Foodservice-Markt.<br />

Box-Geometry-Check-System bewertet jede<br />

Macke<br />

Das Box-Geometry-Check-System (BGC) sorgt<br />

für Prozesssicherheit durch frühe Erkennung<br />

von Verformungen und Ausbrüchen bei Boxen.<br />

Ist das Gebinde nicht mehr transportfähig, erkennt<br />

die Software dies automatisch und sortiert<br />

den Behälter aus. Anschließend wird die<br />

Ware in eine intakte Kiste umgelagert. Jede<br />

für gut befundene Kiste passiert anschließend<br />

den Identifikationspunkt (I-Punkt). Dort werden<br />

sie und die darin enthaltene Ware per<br />

Barcode erfasst und anhand einer Kontroll-<br />

Wiegung plausibilisiert.<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

Kein Allheilmittel – sondern individuell für jede<br />

Anwendung<br />

Das Ziel des Generalunternehmers aus Wiehl<br />

ist es, den Materialfluss in der Lebensmittellogistik<br />

zu beschleunigen und so Wartezeiten zu<br />

vermeiden. Mit einem automatischen Logistiksystem<br />

erreichen die Anwender einen sehr<br />

hohen Warendurchsatz bei minimaler Fehlerquote.<br />

„Es gibt nicht die ideale Lösung für alle<br />

Anforderungen. Für manche Unternehmen<br />

passt die Tablarlösung am besten. Für Sander<br />

Gourmet hatte dagegen der direkte E2-Kisten-Transport<br />

große Vorteile. Die Beratung, die<br />

zu dieser individuellen Lösung geführt hat, sehen<br />

wir als Systemintegrator und Komplettanbieter<br />

als unsere Aufgabe“, sagt Yusuf Kaya,<br />

Key Account Manager Logistiksysteme bei<br />

Unitechnik.<br />

(RED)<br />

8. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S66<br />

INTRALOGISTIK<br />

Lagerautomatisierung:<br />

Kardex Mlog baut für<br />

reuter.de<br />

Das Mönchengladbacher Familienunternehmen<br />

reuter.de, einer der größten Fachund<br />

Onlinehändler für Bad und Leuchten,<br />

hat Kardex Mlog am Standort Mönchengladbach-Rheindahlen<br />

mit dem Bau eines<br />

zwölfgassigen automatischen Hochregallagers<br />

(HRL) mit über 17.000 Palettenstellplätzen<br />

sowie der Fördertechnik zum Anbinden<br />

von Warenein- und -ausgang auf zwei<br />

Ebenen beauftragt.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Mit der Auftragsvergabe am Ende<br />

eines gründlichen Auswahlverfahrens<br />

hat Kardex Mlog seine<br />

führende Position als Anbieter<br />

von Automatiklägern für Paletten untermauert.<br />

Die hochmoderne Anlage wird ab<br />

November <strong>2023</strong> in zwei Ausbaustufen errichtet<br />

und soll später durch fahrerlose Transportsysteme<br />

(AGVs) von Safelog, einem Technologie-<br />

Partner von Kardex Mlog, ergänzt werden.<br />

Zum Lieferumfang zählen unter anderem<br />

zwölf Regalbediengeräte (RBG) vom Typ<br />

Kardex MSingle A. Die zwölf Meter hohen Maschinen<br />

ermöglichen jeweils 36 Doppelspiele<br />

pro Stunde. Regal- und Bühnensprinkler sowie<br />

ein Materialflussrechner (MFR) mit Stellplatzverwaltung<br />

komplettieren das Projekt. Die<br />

Lagerorganisation wird über das bauseitige ERP-<br />

System erfolgen.<br />

In der ersten Ausbaustufe des Projekts wird<br />

Kardex Mlog sieben Regalgassen mit den zugehörigen<br />

Auslagerstichbahnen und die Fördertechnik<br />

für den Wareneingangsbereich im<br />

Erdgeschoss sowie auf der Bühne fertigstellen.<br />

Die Inbetriebnahme ist für Juli 2024 geplant.<br />

Bis Dezember 2024 soll auch die zweite Ausbaustufe<br />

mit den übrigen fünf Regalgassen in<br />

den Produktiv-Modus gehen. Vorgesehen ist<br />

ein Dreischichtbetrieb von Sonntag 22 Uhr bis<br />

Samstag 22 Uhr.<br />

Wareneingangspaletten werden im Hostsystem<br />

vereinnahmt, mit Barcode-Etiketten versehen<br />

und dem Kardex Control Center (KCC)<br />

avisiert. Nach dem Absetzen der Paletten<br />

auf einem der beiden Aufgabeplätze erfolgt<br />

automatisch der Abtransport. Die Ladeeinheit<br />

durchfährt daraufhin eine Profilkontrolle zum<br />

Prüfen von Gewicht, Ausmaßen und Gabelfreiraum.<br />

Gleichzeitig wird der Barcode erfasst.<br />

Systemkonforme Ladeeinheiten werden bevorzugt<br />

automatisch über die beiden Vertikalumsetzer<br />

auf die Einlagerungs-Ebene transportiert<br />

und über Stetigförderer gleichmäßig<br />

auf die Einlagerstichbahnen der Gassen verteilt.<br />

Nach Abschluss der Einlagerung sendet<br />

das KCC eine Meldung an das Hostsystem, um<br />

die Transportaufträge in beiden Systemen abschließen<br />

zu können.<br />

Zunächst erfolgt die Paletten-Übergabe<br />

an die Einlagerstichbahnen durch Gabelstapler,<br />

die später jedoch durch fahrerlose<br />

Transportsysteme (AGVs) von Safelog ersetzt<br />

werden. Gleiches gilt für die Auslagerung:<br />

In der ersten Betriebsphase sollen die<br />

Paletten via RBG und Kettenförderer über<br />

eine Auslagerstrecke an Gabelstapler übergeben<br />

werden. Auch hier werden mittelfristig<br />

AGVs zum Einsatz kommen und für eine<br />

durchgehende Automatisierung sorgen.<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

„Das vorgesehene Konzept für den Betrieb des<br />

Hochregallagers von reuter.de repräsentiert<br />

die Zukunft der Intralogistik. Extrem hohe Leistung<br />

verbindet sich hier mit großer Flexibilität in<br />

der Versorgung der Arbeitsplätze“, erklärt Dirk<br />

Möller, Director New Business Projects.<br />

Das 1986 gegründete Mönchengladbacher<br />

Unternehmen reuter.de ist einer der größten<br />

Fach- und Onlinehändler für Bad und Leuchten.<br />

Der Onlineshop www.reuter.de, 2004 gegründet,<br />

zählt zu den bedeutendsten in seinem<br />

Segment. Zurzeit sind über 850 Mitarbeitende<br />

für reuter tätig. reuter setzt ausschließlich<br />

auf Marken- und Designprodukte. In seinem<br />

Onlineshop bietet reuter.de eine riesige Sortimentsauswahl<br />

– mehrere hunderttausend<br />

Markenartikel sind sofort verfügbar. Eine<br />

kompetente Fachberatung und günstige<br />

Onlinepreise runden das Angebot ab. Gründer<br />

und Geschäftsführer ist Bernd Reuter.<br />

(RED)<br />

8. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />

SAVE THE DATE: 2.10. <strong>2023</strong><br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S68<br />

INTRALOGISTIK<br />

Hochmoderne<br />

Intralogistik: montratec<br />

erhält Großauftrag von<br />

Airbus<br />

Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern<br />

Airbus setzt bei der Ausrüstungsmontage des<br />

neuen Langstreckenflugzeug A321 XLR auf<br />

hochmoderne Intralogistik von montratec.<br />

Das baden-württembergische Hightech-Unternehmen<br />

montratec GmbH konnte mit<br />

seiner Technologie zur Prozessoptimierung in<br />

der Intralogistik Airbus als Benchmark überzeugen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Mit dem intelligenten Monoschienen-<br />

und Shuttle-Transportsystem<br />

montrac® bietet montratec<br />

zukunftsweisende Intralogistik<br />

4.0-Lösungen für die Prozessautomation und<br />

innerbetriebliche autonome Vernetzung von<br />

Robotern und Arbeitsplätzen. Der Auftrag stellt<br />

für montratec einen internationalen Durchbruch<br />

in dieser Bedeutung und Größenordnung<br />

und den größten Auftrag seiner Firmengeschichte<br />

dar.<br />

Für das neue Langstreckenflugzeug A321 XLR<br />

hat Airbus am Standort<br />

Hamburg-Finkenwerder eine eigene Ausrüstungsmontagehalle<br />

errichtet. In dem 38 Meter<br />

hohen neuen XLR-Hangar erfolgt parallel<br />

die Ausrüstungsmontage von mehreren A321<br />

XLR-Flugzeugrümpfen. Zur Prozessoptimierung<br />

setzt Airbus auf eine maßgeschneiderte<br />

montrac®-Intralogistikanlage für eine umfangreiche<br />

und individualisierte Automatisierung<br />

des Materialflusses vom Lager (Sequencer)<br />

zu den einzelnen Arbeitsstationen.<br />

Die eigens für Airbus entwickelten montrac®-Shuttles<br />

transportieren dabei autonom<br />

gesteuert Kleinladungsträger auf einer rund einen<br />

Kilometer langen verzweigten Monoschienenstrecke.<br />

Diese verbindet den Sequencer<br />

mit zwei Montagebühnen, an die 13 doppelstöckige<br />

Arbeitsstationen angeschlossen sind.<br />

Für eine optimale Raumnutzung verläuft zudem<br />

ein Teil der Monoschienentransportstrecke<br />

unterirdisch durch einen Tunnel, in dem<br />

das montrac®-System unter der Decke montiert<br />

ist. Jede Arbeitsstation besteht aus zwei<br />

Decks mit wiederum jeweils vier Zugriffsebenen,<br />

aufgeteilt in Elektrik, Mechanik, Hydraulik<br />

und Leergutrückführung, die von den Shuttles<br />

je nach Bedarf autonom angesteuert werden.<br />

Die Beladung der montrac®-Shuttles mit Kleinladungsträgern<br />

am Sequencer, der Transport<br />

zu den Montagebühnen und Arbeitsstationen<br />

sowie die bedarfsgerechte Anlieferung an<br />

die jeweiligen Zugriffsebenen sowie die Rückführung<br />

der leeren Kleinladungsträger laufen<br />

voll automatisiert ab. Dabei erfolgt der Vertikaltransport<br />

der Shuttles zu den Montagebühnen,<br />

Arbeitsstationen, Decks und Zugriffsebenen<br />

sowie die Rückführung des Leerguts<br />

zuverlässig über zahlreiche montrac®-Lifte.<br />

Somit ist eine manuelle Tätigkeit lediglich bei<br />

der Entnahme der Kleinladungsträger und<br />

Leergutrückgabe an den Arbeitsstationen sowie<br />

für die Leergutrückführung am Sequencer<br />

(Kompaktlager) notwendig.<br />

„Mit unserem intelligenten, flexiblen und energieeffizienten<br />

Schienen- und Transportshuttle-<br />

System montrac® sorgen wir bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder<br />

für eine hocheffiziente,<br />

automatisierte und äußerst energiesparsame<br />

Materialversorgung zwischen Lager und den<br />

einzelnen Arbeitsstationen“, erläutert Sven<br />

Worm, CEO der montratec GmbH. Aufgrund<br />

der intelligenten Hightech-Steuerung kennt<br />

jedes Transportshuttle genau seine Position<br />

und sein Transportziel und bringt so die richtigen<br />

Kleinladungsträger zur richtigen Zeit an<br />

die richtige Zugriffsebene bzw. zurück zum Sequencer.<br />

Und dies bei maximaler Systemverfügbarkeit,<br />

denn fällt ein Shuttle aus, kann es<br />

jederzeit individuell mit einem Handgriff aus<br />

dem laufenden System entfernt oder ausgetauscht<br />

werden, ohne dafür die Anlage zu<br />

stoppen. Dank der intelligenten Steuerung<br />

kennt auch ein ausgetauschtes Transportshuttle<br />

sofort das ursprüngliche Transportziel.<br />

„Besonders bedeutend für Airbus war neben<br />

dem geringen Platzbedarf und der Zuverlässigkeit<br />

des montrac®-Systems vor allem die<br />

hohe Energieeffizienz aufgrund des minimalen<br />

Stromverbrauchs. Im Vergleich zu anderen<br />

Systemen, die meist dauerhaft laufen, benötigen<br />

die Niederspannungsantriebe der montrac®-Shuttles<br />

nur während der Fahrt Strom<br />

und hinterlassen einen minimalen CO2-Fußabdruck.<br />

Dadurch ergibt sich ein signifikantes<br />

Energieeinsparungspotential“, betont Worm.<br />

Das nach dem Baukastenprinzip aufgebaute<br />

Transfersystem montrac® besteht aus einem<br />

modularen Aluminium-Monoschienensystem<br />

mit integrierter Stromschiene, auf dem<br />

die speziell für Airbus entwickelten montrac®<br />

Shuttles autonom gesteuert operieren und<br />

eigenständig die optimale Route zum jeweiligen<br />

Transportziel zurücklegen. Die flexible<br />

und platzsparende Konfiguration erlaubt ein<br />

kundenspezifisches individuelles Anlagenlayout,<br />

inkl. der Integration von Pufferzonen, dem<br />

Transport über mehrere Etagen und unter der<br />

Decke. (RED)<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

8. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S70<br />

INTRALOGISTIK<br />

Miebach Studie über<br />

Logisitkoutsourcing<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

In Kooperation mit der DVZ (Deutschen Verkehrs-Zeitung)<br />

führte Miebach Consulting<br />

Anfang des Jahres in neunter Auflage eine<br />

globale Studie zum Thema Logistikoutsourcing<br />

für Logistikexperten aus Industrie, Handel<br />

und Dienstleisterbranche durch. Mit 700<br />

teilnehmenden Unternehmen aus Deutschland,<br />

Europa und Lateinamerika liefert<br />

die Studie Erkenntnisse auf internationaler<br />

Ebene. BEITRAG: REDAKTION<br />

Dr. Klaus-Peter Jung, Partner, Miebach<br />

Consulting GmbH: „Verlader<br />

bewerten Logistikoutsourcing heute<br />

anders als vor fünf oder zehn<br />

Jahren, sowohl bezüglich der damit verbundenen<br />

Ziele, Risiken als auch Entscheidungskriterien<br />

zur Dienstleisterauswahl. Dienstleister<br />

hingegen haben sich noch nicht vollständig<br />

auf diese neuen Anforderungen eingestellt.<br />

Hier gibt es teilweise erheblichen Nachholbedarf,<br />

um wieder näher an die Kunden heranzurücken,“<br />

sagt Dr. Klaus-Peter Jung, Partner,<br />

Miebach Consulting GmbH.<br />

schlechterung der qualitativen Erfolgsfaktoren<br />

zurückzuführen. So sind in Deutschland nur<br />

noch 43% der Befragten mit dem qualitativen<br />

Ergebnis des Outsourcings zufrieden.<br />

Qualifikation, KVP und KPIs als Erfolgsfaktoren<br />

der Umsetzung identifiziert – Mitarbeiterschulungen<br />

gehen jedoch zurück<br />

Die Qualifikation der Mitarbeiter, eine offene<br />

Kommunikation, Transparenz und Kennzahlen<br />

sowie das Bemühen um eine stetige Verbesserung<br />

sind Erfolgsfaktoren für die Umsetzung<br />

von Outsourcingprojekten.<br />

Gerade deutsche Logistikdienstleister unterschätzen<br />

aktuell massiv die Bedeutung der<br />

neu aufgenommenen Auswahlkriterien wie Innovationsfähigkeit,<br />

Personalbeschaffung, Einhaltung<br />

des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes,<br />

Tariftreue oder auch „Diversity Culture“.<br />

Dieses Ergebnis ist umso erstaunlicher, da zum<br />

einen die Einschätzung der Bedeutung „traditioneller“<br />

Kriterien über die Jahre hinweg sehr<br />

treffend war und zum anderen die Abweichung<br />

der Einschätzung zwischen Verladern<br />

und Logistikdienstleistern in Lateinamerika<br />

sowie im restlichen Europa deutlich geringer<br />

ausfällt als in Deutschland.<br />

Zufriedenheit mit Outsourcingergebnis sinkt<br />

Wie auch schon von 2017 zu 2020 hat nun <strong>2023</strong><br />

im Vergleich zu 2020 die Zufriedenheit der Auftraggeber<br />

mit dem Ergebnis des Outsourcings<br />

abgenommen. Dies gilt für alle Regionen<br />

gleichermaßen, wenngleich in Deutschland<br />

am geringsten, wobei hier die Zufriedenheit<br />

insgesamt auch schon am geringsten ist.<br />

Hauptsächlich ist dies auf eine deutliche Ver-<br />

Miebach Studie_shutterstock_2218192771_GBJSTOCK<br />

Obwohl die Unternehmen der Qualifikation<br />

von Mitarbeitern einen wichtigen Stellenwert<br />

einräumen, gehen jedoch Schulungen von<br />

Mitarbeitern in Outsourcingprojekten zurück:<br />

Die Ergebnisse aus <strong>2023</strong> zeigen nach einem<br />

Rückgang in 2020 wieder eine Zunahme der<br />

Projekte ohne Schulung auf 14% für Deutschland.<br />

Wurden keine Schulungen durchgeführt,<br />

so liegt dies in der Regel daran, dass die Verantwortlichen<br />

der Überzeugung sind, Schulungen<br />

seien nicht notwendig gewesen.<br />

„Unzureichendes Mitarbeitertraining führte<br />

bei einigen befragten Unternehmen bereits<br />

zu niedriger Produktivität, Fehleranstieg und<br />

Schäden an Ware und Lagertechnik. Das<br />

schon seit Jahren virulente Problem der sinkenden<br />

Qualifikation hat sich in Verbindung<br />

mit dem auch in der Logistik deutlich spürbaren<br />

Fachkräftemangel noch verstärkt. Der<br />

Rückgang an Trainings in Outsourcingprojekten<br />

ist daher eindeutig ein Schritt in die falsche<br />

Richtung,“ sagt Prof. Dr. Bernd Müller-Dauppert,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung, Miebach<br />

Consulting. (RED)<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S72<br />

INTRALOGISTIK<br />

Mobile Transportroboter:<br />

Autonomie ist kein<br />

Allheilmittel<br />

Autonomer mobiler Roboter (AMR) oder fahrerloses<br />

Transportsystem (FTS) – wer seine<br />

intralogistischen Transportprozesse automatisieren<br />

will, steht scheinbar vor der Wahl<br />

zwischen zwei unterschiedlichen Technologien.<br />

Dabei ist AMR mehr ein Marketingbegriff<br />

als ein tatsächliches Unterscheidungsmerkmal.<br />

Technologische Unterschiede<br />

zwischen AMR und FTS gibt es kaum. Und<br />

in der Praxis zeigt sich: Ein hoher Autonomiegrad<br />

ist oftmals auch nicht sinnvoll.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Seit einigen Jahren sprießen zahlreiche<br />

Anbieter sogenannter autonomer<br />

mobiler Roboter aus dem Boden. Sie<br />

alle eint das Versprechen, durch eine<br />

autonome Navigation der Roboter intralogistische<br />

Prozesse schnell und einfach automatisieren<br />

zu können. Gern wird hierfür der Begriff<br />

AMR verwendet, um sich vom etablierten<br />

fahrerlosen Transportsystem abzugrenzen.<br />

Technologisch begründen lässt sich diese Unterscheidung<br />

nicht. Ob bei Antriebs-, Batterie-,<br />

Steuerungs- oder Sicherheitstechnik – die<br />

Hardware der Roboter ist nahezu identisch.<br />

Und die oft angeführte überlegene Sensorik<br />

wie 3D-Kameras zur Erfassung der Umgebung<br />

kann im Bedarfsfall bei nahezu allen mobilen<br />

Robotern eingesetzt werden. Sogar in puncto<br />

Navigation sind die Gemeinsamkeiten groß.<br />

So verfügen viele moderne FTS über die<br />

Fähigkeit zur freien Navigation – weshalb sie FTS<br />

und AMR zugleich heißen müssten. Es macht<br />

daher keinen Sinn, zwischen AMR und FTS zu<br />

differenzieren. Beides sind mobile Transportroboter<br />

(MTR), die konkrete Transportaufgaben<br />

übernehmen und je nach vorliegendem<br />

Anwendungsfall gewisse autonome Funktionen<br />

erfüllen müssen oder eben nicht.<br />

Viel Autonomie macht nur in Nischenanwendungen<br />

Sinn<br />

Mit AMR werden häufig mobile Roboter beschrieben,<br />

die über einen hohen Autonomiegrad<br />

verfügen, sich frei im Raum bewegen,<br />

ihre jeweilige Route den aktuellen räumlichen<br />

Gegebenheiten anpassen und Hindernissen<br />

eigenständig ausweichen können – oder weil<br />

sie der Hersteller aus Marketinggründen einfach<br />

so benennt. Hieraus ergeben sich jedoch<br />

oftmals Probleme. Besonders in Produktionsumgebungen,<br />

in denen eine hohe zeitliche<br />

Präzision aufgrund einer Just-in-time-Taktung<br />

gefordert ist, gefährden eine autonome Navigation<br />

und das daraus resultierende unvorhersehbare<br />

Fahrverhalten der Roboter die<br />

Prozesssicherheit. Denn eine Ausweichbewegung<br />

verursacht eine Zeitverzögerung oder<br />

stellt eine Behinderung anderer Prozessteilnehmer<br />

dar. Sind auf dem Shopfloor noch weitere<br />

(manuelle) Fahrzeuge unterwegs oder sind<br />

komplexe Verkehrsregeln einzuhalten, ist ein<br />

planbarer Workflow mit autonomen Systemen<br />

nur schwer zu gewährleisten. Die Geräte überholen<br />

sich unter Umständen sogar gegenseitig,<br />

wodurch die Anlieferungsreihenfolge<br />

nach dem Perlenkettenprinzip durcheinandergerät.<br />

Navigiert ein Roboter hingegen mit<br />

wenig Autonomie auf einer definierten Route,<br />

erledigt er seine Aufgaben effizient, sicher und<br />

verlässlich. Ein entscheidender Vorteil, wenn<br />

viele Transportroboter untereinander, aber<br />

auch mit anderen Fahrzeugen oder Peripherieanlagen<br />

interagieren müssen. Bei der Automatisierung<br />

mit mobilen Robotern an der klassischen<br />

Montagelinie, bei der Verkettung von<br />

Quellen und Senken in der Produktionslogistik<br />

oder der Linienversorgung aus den Lägern gefährdet<br />

zu viel Autonomie hingegen die Erreichung<br />

der geforderten Ziele.<br />

Anders verhält es sich in Applikationen, bei<br />

denen Anlieferzeitpunkt und Reihenfolge nur<br />

eine untergeordnete oder keine Rolle spielen.<br />

Ein hoher Autonomiegrad macht außerdem<br />

Sinn, wenn die Interaktion oder sogar die Kollaboration<br />

mit Mitarbeitern gefordert ist. So<br />

kann es in einem Kommissionierlager von Vorteil<br />

sein, wenn der Roboter anderen Fahrzeugen<br />

im Mischverkehr ausweicht oder auf der<br />

Fläche auf viele Mitarbeiter, bspw. Kommissionierer,<br />

reagieren muss.<br />

Prinzipiell gilt, dass die autonome Navigation<br />

kein Allheilmittel für fehlerhafte Prozesse<br />

ist. Wenn es in einem Unternehmen gängige<br />

Praxis ist, dass Paletten, Fahrräder oder andere<br />

Hindernisse beliebig abgestellt werden und<br />

die Abläufe stören, sind das strukturelle Probleme,<br />

die nicht durch eine Automatisierung mit<br />

Transportrobotern gelöst werden können.<br />

Verfügbarkeit und Kosteneffizienz wichtiger<br />

als Autonomie<br />

Letztlich sind für den Erfolg eines Projekts nicht<br />

der Autonomiegrad, sondern die Kosteneffizienz<br />

und eine stabile, hohe technische Verfügbarkeit<br />

maßgeblich. Und dabei insbesondere,<br />

dass das eigene Personal im Stande ist, im Falle<br />

von Störungen das System wieder zum Laufen<br />

zu bringen. Dabei gilt: Je weniger Technik in<br />

einem Roboter verbaut wird, desto weniger<br />

potenzielle Fehlerquellen und technologische<br />

Abhängigkeiten gibt es. Das System wird dadurch<br />

sehr robust. Ein weiterer Knackpunkt ist,<br />

dass die Systeme meist einen Leitstand für die<br />

Steuerung der Roboter benötigen. Dieser ist<br />

kostenintensiv in der Anschaffung, Programmierung<br />

und Wartung und besonders für kleinere<br />

Automationsprojekte mit wenigen Robotern<br />

nicht wirtschaftlich. Hinzu kommt, dass<br />

bei einer Störung des Leitstandes die gesamte<br />

Flotte ausfällt. Moderne mobile Transportroboter<br />

verfügen daher über eine agentenbasierte<br />

Steuerung. Die Roboter kommunizieren dezentral<br />

untereinander im Schwarm, teilen sich<br />

gegenseitig ihre Position und Geschwindigkeit<br />

mit und tauschen sich über Störungen auf der<br />

Strecke aus. Die Routenplanung und Freigaben<br />

für Streckenabschnitte erfolgen ebenfalls<br />

auf Basis der schwarminternen Kommunikation.<br />

Die agentenbasierte Steuerung ermöglicht<br />

einen effizienten Betrieb von wenigen Robotern<br />

bis hin zu mehreren hundert Fahrzeugen,<br />

ohne dass bei steigenden Roboterzahlen ein<br />

höherer Aufwand entsteht. Hierdurch lässt<br />

sich auch bei geringer Roboteranzahl eine<br />

rentable Automatisierung für kleine Unternehmen<br />

umsetzen. Mit der dezentralen Steuerung<br />

steigt nicht nur die Effizienz, sondern auch die<br />

Prozesssicherheit. Im Falle einer Störung steht<br />

lediglich das betroffene Fahrzeug still, während<br />

der Schwarm weiterhin seinen Aufgaben<br />

nachgeht. Der kostenintensive Stillstand ganzer<br />

Flotten, wie beim Leitstandansatz, ist damit<br />

ausgeschlossen. Die technische Verfügbarkeit<br />

der Lösung kann einen Wert von über 99 % erreichen.<br />

Fazit: Die Unterscheidung zwischen AMR und<br />

FTS ist belanglos. Beide Begriffe beschreiben<br />

mobile Transportroboter mit mehr oder weniger<br />

autonomen Funktionen. Ob eine autonome<br />

Navigation Sinn macht, ergibt sich aus<br />

dem jeweiligen Anwendungsfall. Entscheidend<br />

für den Erfolg einer Automation mit<br />

Transportrobotern sind die Stabilität des Systems,<br />

die Kosteneffizienz und die Verfügbarkeit<br />

der Flotte. Agentenbasierte Roboter sind<br />

hier klar im Vorteil. (RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S74<br />

sollte, mit der Botschaft, dass BITO der Intralogistikpartner<br />

ist, der mit seinen kundenspezifischen<br />

Komplett-Lösungen zu Wertschöpfung<br />

und Erfolg der Kunden aller Branchen und<br />

Größenordnungen beiträgt. Das Markenkonzept<br />

sollte zudem für mehr Performance und<br />

mehr Reichweite sorgen.<br />

eCommerce<br />

So der Wortlaut „German Brand Award ´23:<br />

Beschreibung: „Auf dem Weg vom Produkthersteller<br />

zum Systemanbieter für Logistiklösungen<br />

hat BITO nachhaltig seine Position im<br />

Markt verändert. Die Aufgabe im Marken-Relaunch<br />

bestand darin, die Marke mit emotionalen<br />

Werten aufzuladen und eine einzigartige<br />

visuelle Identität zu schaffen. Die Produkte<br />

und Lösungen von BITO sind wichtiger Teil<br />

der Wertschöpfungskette bei Kundinnen und<br />

Kunden. Der neue Claim »A BIT OF YOUR LIFE«<br />

sowie das komplett neue Corporate Design<br />

zeigen im Markenauftritt diese Haltung des<br />

Unternehmens.“<br />

Logistik - Day<br />

INTRALOGISTIK<br />

German Brand Award<br />

GOLD für BITO-<br />

Lagertechnik<br />

Die BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH<br />

hat für ihr neu überarbeitetes Markenkommunikationskonzept<br />

den „German Brand<br />

Award ´23 – GOLD“ in der Kategorie „Excellent<br />

Brands“ im Bereich „Logistics and<br />

Infrastructure“ gewonnen. .<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Der German Brand Award gilt als einer<br />

der höchsten Auszeichnungen<br />

im Marketing-Bereich und ist der<br />

reichweitenstärkste Marken- und<br />

Marketingpreis im deutschsprachigen Raum.<br />

Nun freuen sich das BITO-Marketing-Team und<br />

die BITO-Geschäftsleitung darüber, dass BI-<br />

TO-Lagertechnik für ihr neues Markenkonzept<br />

mit dem „German Brand Award ´23“ in der<br />

Kategorie „Excellent Brands“ im Bereich „Logistics<br />

and Infrastructure“ mit GOLD prämiert<br />

wurden.<br />

Markus Zimmer, Leiter Marketing und eCommerce<br />

BITO-Lagertechnik: „In den vergangenen<br />

zwei Jahren hat unser Marketing-Team<br />

intensiv an einer neuen Markenstrategie für<br />

BITO gearbeitet. Dabei haben wir die Vision<br />

der Inhaber und der Geschäftsleitung aufgegriffen<br />

und in die Marke mit einfließen lassen.<br />

Eine emotionalere Markenkommunikation war<br />

das Ziel, die unverwechselbar sein und dabei<br />

natürlich weiter international funktionieren<br />

Die Jurybegründung: „BITO-Lagertechnik Bittmann<br />

ist ein weltweit agierendes Familienunternehmen<br />

mit Sitz in Meisenheim, das Kundinnen<br />

und Kunden aller Branchen bei ihrer<br />

Intralogistik unterstützt. Das Geschäftsmodell<br />

des Unternehmens basiert dabei auf den zwei<br />

Bereichen Regalsysteme und Transportboxen<br />

und nutzt für den Vertrieb einen übersichtlich<br />

und intuitiv zu bedienenden Onlineshop. Toll<br />

gelöst wurde das Corporate Design mit dem<br />

Slogan »A BIT OF YOUR LIFE«. Wie dabei der<br />

Name BITO in »A Bit of« aufgebrochen wird,<br />

woraus sich eine Vielzahl an Möglichkeiten<br />

der Kommunikation ergeben, ist clever und<br />

für die Branche außergewöhnlich. Dass das<br />

Design zudem sehr modern und hochwertig<br />

wirkt und eine hohe Wiedererkennbarkeit<br />

bewirkt, ist ein weiterer Beweis für die dahinter<br />

stehende Professionalität in der Markenführung.<br />

Ein starker Auftritt, der sich über die<br />

Branche hinweg von der Masse wohltuend<br />

abhebt.“<br />

Für das Jahr <strong>2023</strong> gab es rund 1.200 Einreichungen<br />

aus 19 Ländern – 28 haben in den<br />

unterschiedlichen Kategorien der „Excellent<br />

Brands“ „Gold“ gewonnen. „Sie können stolz<br />

auf den Erfolg Ihrer Markenarbeit sein,“ so Lutz<br />

Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung.<br />

(RED)<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S76<br />

SPECIAL<br />

Künstliche Intelligenz in<br />

der Logistik<br />

Digitaler Zwilling erlaubt Optimierung im Echzeit.<br />

Die Logistikbranche hat erkannt, welches<br />

Potenzial KI sowohl im Lager als auch<br />

beim Transport bietet und nutzt die Technologie<br />

gezielt, um Effizienz, Qualität und<br />

Produktivität zu steigern. Mithilfe eines digitalen<br />

Zwillings lassen sich ganze Lieferketten<br />

virtuell simulieren und in Echtzeit optimieren.<br />

REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

DIRK RUPPIK<br />

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsseltechnologie,<br />

die das Potenzial<br />

hat, ganze Industrien zu revolutionieren<br />

und bisher gängige Geschäftspraktiken<br />

grundlegend zu verändern. Die<br />

Logistik sieht sich als Vorreiter bei der Digitalisierung<br />

und ebenso beim Einsatz von KI.<br />

Laut einer repräsentativen Befragung des<br />

Digitalverbands Bitkom (1) unter mehr als 400<br />

Logistikunternehmen ab 20 Beschäftigten in<br />

Deutschland setzen 22 Prozent der Betriebe<br />

bereits KI ein. Weitere 26 Prozent planen die<br />

Nutzung oder diskutieren zumindest darüber.<br />

Über alle Industrien hinweg liegt der Mittelwert<br />

der Nutzung von KI bei rund neun Prozent.<br />

58 Prozent der Firmen gehen davon aus,<br />

dass KI künftig viele Aufgaben wie die Routenplanung<br />

oder Bedarfsprognose übernehmen<br />

wird. Die Logistikbranche hat erkannt, welches<br />

Potenzial KI im Lager als auch beim Transport bietet<br />

und nutzt die Technologie gezielt, um Effizienz,<br />

Qualität, Produktivität zu steigern“, meint<br />

Bitkom-Geschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.<br />

KI wird in der Logistik z. B. bereits bei der voraussagenden<br />

Wartung von Maschinen und Anlagen,<br />

der Nachfragevorhersage von Produkten,<br />

der Lagerverwaltung, bei der Sprach-,<br />

Text- und Bilderkennung, der Touren- und<br />

Wegeoptimierung und im Flottenmanagement<br />

genutzt. Ein smartes Lager kombiniert<br />

verschiedene Technologien wie das Internet<br />

der Dinge (IoT), KI, Robotik und Automatisierung,<br />

um die Lagerhaltung, Bestandsverwaltung<br />

und den Versand von Waren zu<br />

optimieren. Dabei kann der Einsatz von KI generell<br />

nur so erfolgreich sein, wie die Qualität<br />

der erhobenen Daten im Unternehmen.<br />

Saubere Daten bieten Zukunftschancen<br />

Firmen, die weiterhin am Markt bestehen<br />

wollen, müssen sich rasant in Richtung eines<br />

datengetriebenen (data-driven) Unternehmens<br />

entwickeln. Darunter versteht man ein<br />

Unternehmen, das konsequent seine gepflegten<br />

und sauberen Datenbestände nutzt,<br />

um neue Chancen und Möglichkeiten für das<br />

Geschäft, die Kunden und die Mitarbeiter<br />

zu erschließen. Dabei wird u. a. die Geschäftssteuerung<br />

auf Basis datengetriebener, teils<br />

automatisierter Entscheidungen und die<br />

Optimierung von Prozessen mittels KI bzw.<br />

Process Mining durchgeführt. Digitale Geschäftsmodelle,<br />

die neue Märkte erschließen<br />

und ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen,<br />

werden entwickelt. Das datengetriebene<br />

Unternehmen bietet zudem smarte Dienstleistungen<br />

und Produkte an, die das Leben von<br />

Kunden und Mitarbeitern verbessern.<br />

Beispiel: KI-gesteuerte Prozesse<br />

im Smart Warehouse<br />

Im intelligenten Lager liegen allen Prozessen<br />

durch KI ausgewertete Daten zugrunde. Die KI<br />

findet Muster in den Daten, erstellt Prognosen<br />

über die künftige Entwicklung von Prozessen<br />

und trifft automatisch Entscheidungen. Daten<br />

die zur Analyse genutzt werden sind z. B.<br />

Kundendaten, Messdaten, Echtzeitdaten aus<br />

Sensoren des Internet der Dinge (IdD), Analysedaten,<br />

Monitoring- und Log-Daten aus IT-Systemen,<br />

Daten aus bestehenden Dataware-


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S78<br />

house-Lösungen oder gar externe Daten aus<br />

den Sozialen Netzen, dem Internet oder von<br />

Geschäftspartnern. Saubere Daten sind die<br />

Grundlage allen Erfolgs für das datengesteuerte<br />

Unternehmen. Besonders der E-Commerce<br />

mit kleinen Auftragsgößen, kurzen<br />

Lieferzeiten und Unberechenbarkeit bei der<br />

Nachfrage profitiert stark von einer smarten<br />

KI-gesteuerten Logistik. Dafür müssen alle lagertechnischen<br />

Geräte und Anlagen mit Sensorik<br />

ausgestattet und miteinander via dem<br />

Internet of Things (IoT) vernetzt werden. Im<br />

intelligenten Lagerhaus können so Aufträge<br />

und Güter automatisch empfangen, sortiert,<br />

organisiert, erkannt und für die Versendung<br />

vorbereitet werden. Insgesamt wird so die Effizienz,<br />

Produktivität und Qualität des Lagers<br />

und der Lagerprozesse gesteigert.<br />

Im Herzen eines Smart Warehouse befindet<br />

sich ein intelligentes Lagerverwaltungssystem<br />

(LVS). Es visualisiert und nutzt konsequent<br />

Daten über logistische Objekte, deckt Anomalien<br />

auf, bevor es zu Problemen kommt und<br />

verarbeitet die Informationen, um effiziente<br />

Optimierungen wie z. B. eine Wegezeitenreduktion<br />

zu erreichen. In das smarte LVS<br />

werden Automatisierungslösungen wie KI-<br />

Roboter, Fahrerlose Transportsysteme (FTS),<br />

Visual Artificial Intelligence, RFID, Pick-by-X-<br />

Lösungen, Argumented-Reality-Brille, u. v. m.<br />

integriert. Auch kann durch die Nutzung von<br />

sog. Smart Grids zur Stromeinsparung und intelligenten<br />

Kühl- und Heizsystemen enorm<br />

Energie eingespart werden.<br />

Digitaler Zwilling ist Herzstück<br />

des smarten Lagers<br />

Im digitalen Zwilling des Lagers werden alle<br />

ablaufenden Prozesse abgebildet sowie die<br />

gesammelten Daten zusammengeführt und<br />

verarbeitet. Er kann beispielsweise genutzt<br />

werden, um den Lagerbestand in Echtzeit zu<br />

überwachen, Bestellungen und Lieferungen<br />

zu verfolgen, die Lagerplatznutzung zu optimieren<br />

und Engpässe oder ineffiziente Prozesse<br />

zu identifizieren. Basierend auf den Daten des<br />

digitalen Zwillings können automatisierte Systeme<br />

im Lager eingesetzt werden, um die Lagerprozesse<br />

zu steuern, wie beispielsweise die<br />

automatische Kommissionierung von Waren,<br />

die Optimierung der Routenplanung für den<br />

innerbetrieblichen Transport oder die automatische<br />

Nachbestellung von Produkten.<br />

Der Zustand der im Lager betriebenen Geräte<br />

wie Regalbediengeräte, Förderanlagen,<br />

Roboter, FTS, etc. kann überwacht werden<br />

und so einem Ausfall vorgebeugt werden.<br />

Auch eine Simulation von Lagerprozessen vor<br />

dem eigentlichen Bau des Lagers ist möglich,<br />

um dadurch wertvolle Erfahrungen und Ideen<br />

für den Bau und die Gestaltung zu erhalten.<br />

SCM der nächsten Generation<br />

Durch KI lassen sich auch gesamte Lieferketten<br />

besser managen und deren Transparenz<br />

steigern. Durch die Auswertung von<br />

großen Datenmengen (Big Data) mit KI können<br />

Muster erkannt werden und z. B. das Verhalten<br />

von vor- und nachgelagerten Stufen<br />

der Supply Chain vorausgesagt werden. Hier<br />

spricht man von der Predictive Supply Chain.<br />

Die KI ist in der Lage z. B. das Nachfrageverhalten<br />

von Kunden, Störungen und Engpässe<br />

in den einzelnen Stufen der Lieferkette, Transportzeiten<br />

und drohenden Geräte- und Anlagenausfälle<br />

vorauszusagen. Mittels der virtuellen<br />

Darstellung (digital Twin) der gesamten<br />

Supply Chain können diese Daten zudem<br />

visualisiert werden. Indem historische Daten,<br />

Wetterdaten, politische Ereignisse und andere<br />

Faktoren berücksichtigt werden, kann<br />

KI helfen, Risiken wie Versorgungsengpässe,<br />

politische Unruhen oder Naturkatastrophen zu<br />

prognostizieren. Auch bei der Auswahl und Bewertung<br />

von Lieferanten kann KI unterstützen,<br />

indem sie Informationen zur Lieferantenleistung,<br />

Qualität und Zuverlässigkeit analysiert.<br />

So können Unternehmen fundierte Entscheidungen<br />

über ihre Lieferanten treffen und das<br />

Lieferantenrisiko minimieren. Dadurch lässt<br />

sich die Resilienz der Versorgungskette auch<br />

für Krisenzeiten steigern. Durch die Integration<br />

von GPS, RFID und anderen Technologien lassen<br />

sich Güter in Echtzeit entlang der Lieferkette<br />

verfolgen. Via Nutzung der Blockchain<br />

kann zudem eine Sicherheit gegen Fälschung<br />

und Manipulation der Produkte garantiert<br />

werden. Mithilfe des digitalen Zwillings lässt<br />

sich die gesamte Lieferkette in Echtzeit optimieren.<br />

Die Technologie liefert die technische<br />

Basis für den Aufbau agiler, transparenter,<br />

kosteneffizienter und ganzheitlich optimierter<br />

Wertschöpfungs- und Lieferketten. (DR)<br />

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LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S80<br />

SPECIAL<br />

Wie wird Künstliche<br />

Intelligenz den Alltag<br />

der Menschen in der<br />

Zukunft beeinflussen?<br />

In Wahrheit war es auch schon vor<br />

GhatGPT längst der Fall: Wir sind von Systemen<br />

der Künstlichen Intelligenz umgeben,<br />

die unseren Alltag beeinflussen<br />

oder auch lenken. Was wird da erst<br />

die Zukunft bringen? Und inwieweit kann<br />

KI unser Leben bereichern – oder unsere<br />

Lebensweise signifikant in Gefahr bringen?<br />

Innovationen einstweilen noch nicht. Aber im<br />

Lauf der nächsten beiden Jahrzehnte sollten<br />

wir genau damit rechnen. Wie werden diese<br />

Anwendungen von Künstlicher Intelligenz kurzund<br />

mittelfristig daher unseren Alltag, unsere<br />

Lebensweise beeinflussen?<br />

XR, Lernen, Erleben, Einkaufen<br />

Bereits jetzt – und vor allem, was jüngere Generationen<br />

anlangt – spielt sich ein Gutteil unseres<br />

„Alltags“ im Netz, in virtuellen Welten<br />

ab. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg investiert<br />

stark in sein Metaverse, das ein noch<br />

tieferes Eintauchen in virtuelle Welten verspricht.<br />

Gleichermaßen wird die vorhandene<br />

Realität wohl immer mehr „augmented“:<br />

Entsprechende Devices könnten uns zusätzliche<br />

Informationen zur Geschichte der Akropolis<br />

anzeigen, vor der wir eben stehen – sollten<br />

wir unseren Griechenland-Urlaub dann eben<br />

doch in der realen und nicht nur (genauso<br />

gut) in der virtuellen Welt durchführen. XR ist<br />

der Überbegriff für Virtual Reality, Augmented<br />

Reality und Mixed Reality – und wohl ein<br />

Begriff der Zukunft.<br />

AUTOR: PHILIP HAUTMANN<br />

Google Maps macht unseren Weg<br />

zur Arbeit einfacher, indem es<br />

Staus voraussagt. Das Auto dazu<br />

verwenden wir möglicherweise<br />

über ein Car-Sharing-App. Chatbots versuchen,<br />

unsere Anfragen an Institutionen zu<br />

beantworten. Algorithmen schlagen uns vor,<br />

welche Serie wir uns auf Netflix oder welches<br />

Video wir uns auf YouTube als nächstes ansehen<br />

sollen. Eben korrigiert mir die Rechtschreibprüfung<br />

die falsche Schreibweise von<br />

„Youtube“ im letzten Satz. Hinter all dem<br />

steckt Künstlichen Intelligenz.<br />

Bereits vor ChatGPT konnte Künstliche Intelligenz<br />

einfache Artikel selbstständig schreiben.<br />

Autonome Fahrzeuge, die sicherer unterwegs<br />

sind als solche mit menschlichen Fahrern sind<br />

eine Realität. Auf KI basierende Animationsleistungen<br />

in Filmen werden immer atemberaubender.<br />

Und Fake-Videos auf YouTube,<br />

die auf der täuschend echten Computeranimation<br />

von echten Personen beruhen, immer<br />

besser – und, aufgrund ihres Manipulationspotenzials,<br />

womöglich immer gefährlicher. Zur<br />

universellen Marktreife gelangt sind all diese<br />

Künstliche Intelligenz wird uns beim Lernen<br />

helfen – beziehungsweise die Lehrenden beim<br />

Unterrichten – insofern Künstliche Intelligenz<br />

Wissen ebenso vermitteln als auch abprüfen<br />

kann. Im besonderen Maße dürfte das Menschen<br />

in Gebieten zugutekommen, wo Lehrermangel<br />

herrscht. Kinder könnten sich virtuelle<br />

Spielgefährten (oder Lehrer) erschaffen. Neue<br />

Möglichkeiten des Infotainment – Wissensvermittlung<br />

mit Unterhaltung zu verknüpfen –<br />

könnten sich auftun: Beziehungsweise könnte<br />

ein goldenes Zeitalter dieser spielerischen<br />

Wissensvermittlung eben mit dem KI-Zeitalter<br />

erst anbrechen. Umgekehrt besteht natürlich<br />

die Möglichkeit, dass wir in immer raffinierter<br />

animierte und mit uns interagierende, uns immersiv<br />

ergreifende Spielwelten eintauchen.<br />

„Gezieltes Einkaufen“ wird gerade in der aktuellen<br />

Krise zum Leitbild. Dabei ist es auch<br />

ein Wert an sich, um Ressourcen zu schonen<br />

und Geld zu sparen. Auch dabei kann uns<br />

die Künstliche Intelligenz helfen, indem sie<br />

uns besser auf uns zugeschnittene Angebote<br />

vermittelt – oder Produzenten und Händler<br />

rechtzeitig auf Marktentwicklungen oder auf<br />

Versorgungsengpässe vorbereitet.<br />

Bereits heute stellen die B2B-Plattformen wlw<br />

(ehemals «Wer liefert was») und EUROPAGES<br />

große Mengen von Daten zur Verfügung, die<br />

zur Automatisierung in der Logistik genutzt<br />

werden könnten. Das Unternehmen Visable<br />

als Träger der beiden Plattformen nutzt selber<br />

KI-Programme zur Pflege der Daten, beispielsweise<br />

zur Bereitstellung von Schlüsselwörtern<br />

für die Datensuche oder zur Eliminierung von<br />

Daten-Duplikaten.<br />

Enorme Fortschritte in der Medizin<br />

Groß und berechtigt sind die Hoffnungen,<br />

die man auf KI-Anwendungen im medizinischen<br />

Bereich setzt. Bereits jetzt kann KI Mammographien,<br />

radiologische Aufnahmen oder<br />

allgemein medizinische Daten gleich gut oder<br />

besser lesen und Krankheiten identifizieren wie<br />

Ärzte aus Fleisch und Blut. Dies aufgrund der<br />

riesigen Datenmengen, die sie verarbeiten<br />

und die jeden Erfahrungsschatz eines menschlichen<br />

Arztes bei weitem übertreffen. KIgestützte<br />

Roboter können bereits jetzt so fili-<br />

gran arbeiten, dass sie menschliche Chirurgen<br />

unterstützen oder sogar selbstständig chirurgische<br />

Eingriffe durchführen können. Somit kann<br />

durch KI vor allem in unterversorgten Gebieten<br />

die medizinische Betreuung der Bevölkerung<br />

stark ausgeweitet und verbessert werden.<br />

Jeder Mensch und auch jede Krankheit sind<br />

bekanntlich bis zu einem gewissen Grad individuell<br />

– und durch ihre Fähigkeit, das individuelle<br />

menschliche Genom zu lesen wie<br />

eine Unmenge an Daten zur individuellen<br />

Krankengeschichte zu verarbeiten, kann KI<br />

Krankheiten viel maßgeschneiderter und<br />

auf den Patienten abgestimmt behandeln.<br />

Und vor allem: individuelle Wirkstoffe entwickeln.<br />

Die Künstliche Intelligenz wird wohl<br />

eine pharmazeutische Revolution einleiten.<br />

Dies, indem sie eine ungeheure Vielzahl von<br />

Möglichkeiten untersuchen und auch testen<br />

kann – vielleicht werden auch grausame<br />

Tierversuche durch die Künstliche Intelligenz<br />

immer weniger notwendig.


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S82<br />

Computer im Gehirn und autonomes Fahren<br />

Und nicht zuletzt, was die Betreuung von alten<br />

oder kranken Personen betrifft, werden Systeme<br />

der Künstlichen Intelligenz wohl wertvolle<br />

Dienste leisten. Roboter können Betreuungsaufgaben<br />

übernehmen, eine Alexa-ähnliche<br />

KI kann Personen mit Alzheimer helfen, ihren<br />

Alltag besser zu bewältigen. Intelligente Implantate<br />

könnten gelähmten Personen ermöglichen,<br />

ihre Gliedmaßen wieder zu bewegen.<br />

Allgemein dürften Chip-Implantate und<br />

Computer-Gehirn- Schnittstellen breit zum Einsatz<br />

kommen. So könnten beim Lernen helfen,<br />

die Gedächtnisleistung verbessern, Posttraumatische<br />

Belastungsstörungen oder Suchterkrankungen<br />

bekämpfen: die Möglichkeiten<br />

scheinen zumindest in der Theorie grenzenlos.<br />

Überhaupt kann KI uns zu einer gesünderen<br />

Lebensführung anleiten. Freilich: sofern wir das<br />

freilich auch wollen – doch ergeben sich hier<br />

sicherlich Möglichkeiten zu neuartigen Anreizsystemen.<br />

Das alles ist zwar noch nicht da,<br />

aber keine bloße Utopie mehr.<br />

Autonomes Fahren gilt als der „heilige Gral“<br />

der heutigen KI-Entwicklung. Bedeutende<br />

Fortschritte hierin wurden in den 2010er Jahren<br />

gemacht – doch bis es universell einsetzbar<br />

und zur Marktreife gelangt ist, werden wohl<br />

noch ein, zwei Jahrzehnte verstreichen. Interagieren<br />

im Straßenverkehr ist – nicht zuletzt in<br />

Ländern mit chaotischen Fahrpraktiken oder<br />

schlechter Infrastruktur – vielleicht weniger<br />

eine Angelegenheit von Intelligenz, als eine<br />

„Kunst“: Also ein komplexes Zusammenspiel<br />

von unterschiedlichen Fähigkeiten, die Systeme<br />

der Künstlichen Intelligenz vielleicht einzeln<br />

nachahmen, aber nicht aus sich heraus<br />

generieren können. KI-unterstütztes Fahren<br />

wird sich aber wohl zeitnaher durchsetzen. Die<br />

Möglichkeiten der KI, Fahrer zu unterstützen,<br />

sind vielfältig. Intelligente Gesichtserkennung<br />

kann zum Beispiel rasch erfassen, wann ein<br />

Fahrer einnickt – und ihn sofort aus seinem<br />

Sekundenschlaf reißen.<br />

Dunkle Kehrseiten der Medaille?<br />

Möglichkeiten, die düsterer sind, ergeben sich<br />

leider auch. Die offensichtlichen Manipulationsversuche<br />

Russland im US-amerikanischen<br />

Wahlkampf wurden mithilfe von Künstlicher<br />

Intelligenz unternommen – Intelligenz bedeutet<br />

eben auch die Möglichkeit zur intelligente<br />

Täuschung anderer. Die Anwendung von<br />

Künstlicher Intelligenz im militärischen Bereich<br />

stellt Strategen von Unbekanntes, und auch<br />

Beklemmendes. Zwar mag ein Krieg zwischen<br />

Drohnen und Robotern humaner erscheinen,<br />

da er das Leben von Soldaten schont. Was,<br />

wenn dadurch aber Zerstörungen und Eskalationen<br />

leichter werden, die schnell gewaltige<br />

Dimensionen annehmen (und auf die der Angegriffene<br />

dann möglicherweise erst recht mit<br />

der Zündung einer Atombombe reagiert?).<br />

Oder was, wenn Terroristen mit einer Flotte<br />

von Drohnen leichter und kostengünstiger<br />

riesige Anschläge ausüben können?<br />

Systeme der Künstlichen Intelligenz machen<br />

Gesellschaften auch nicht notwendigerweise<br />

gerechter – indem sie mit Daten aus einer<br />

Welt gefüttert werden, wo Angehörige von<br />

Geschlechtern oder Gruppen in bestimmten<br />

Berufsfeldern seltener oder häufiger vorkommen<br />

oder mit bestimmten Stigmatisierungen<br />

versehen sind, reproduzieren sie diese Zusammenhänge<br />

möglicherweise nur: Zumindest,<br />

wenn ihnen nichts anderes angeschafft wird,<br />

oder sie keine zusätzlichen Parameter eingespeist<br />

bekommen. Nicht zu reden von den<br />

Möglichkeiten staatlicher Überwachung, die<br />

sich durch Anwendungen der Künstlichen Intelligenz<br />

ergeben könnten.<br />

Findet durch KI ein Kahlschlag am Arbeitsmarkt<br />

statt?<br />

Mit Sorge wird oft auf die Auswirkungen<br />

geblickt, die KI auf den Arbeitsmarkt haben<br />

könnte. Wer hat noch nicht gehört von<br />

den Studien (oder den Prophezeiungen<br />

von Elon Musk oder Bill Gates), wonach „bis<br />

2030 40 Prozent aller Jobs durch KI ersetzt“<br />

werden würden (PwC), oder in den nächsten<br />

20 Jahren die Hälfte aller Jobs aufgrund<br />

von KI wegfallen würde? Klar scheint,<br />

dass KI – wie jede große Technologie – die<br />

Arbeitswelt entscheidend verändern wird.<br />

Ob das so plötzlich und disruptiv geschehen<br />

wird, wie derart sensationalistische bzw. alarmistische<br />

Prognosen behaupten, ist allerdings<br />

weniger offensichtlich. Entgegen dieser Prognosen<br />

aus dem letzten Jahrzehnt ist nämlich<br />

noch kein großer, durch KI verursachter Kahlschlag<br />

am Arbeitsmarkt passiert. Bislang ist die<br />

Produktivität aufgrund der Automatisierung<br />

nicht wesentlich gestiegen, und die Gesamtarbeitszeit<br />

der Menschen nicht gesunken.<br />

Das Auftreten von ChatGPT könnte allerdings<br />

ein Gamechanger sein. Schreibarbeiten<br />

oder Aufgaben in der Buchhaltung, in der<br />

Datenverarbeitung, im Banken- und Versicherungswesen<br />

oder in der Programmierung<br />

könnten zu einem erheblichen Teil von Künstlicher<br />

Intelligenz erledigt werden. Allgemein<br />

sind repetitive Aufgaben im mittleren<br />

Qualifikationsbereich durch den Einsatz von<br />

KI am ehesten substituierbar. Das Handwerk,<br />

die Pflege, soziale Tätigkeiten oder Verkaufstätigkeiten<br />

hingegen sind das am wenigsten.<br />

Menschliche Dienstleistungen bleiben wohl<br />

nach wie vor Menschensache. In der mittelfristigen<br />

Zukunft dürften die Auswirkungen von<br />

KI in der Arbeitswelt insgesamt positive sein:<br />

Die Künstliche Intelligenz kann einzelne Aufgaben<br />

viel besser erledigen als der Mensch<br />

(und dem Menschen gefährliche Aufgaben<br />

abnehmen), der sich dadurch auf andere<br />

Tätigkeitsgebiete konzentrieren kann. Und auf<br />

Bereiche, die die Künstliche Intelligenz nicht<br />

nachahmen kann.<br />

Eine Intelligenz – aber (einstweilen) noch ohne<br />

Bewusstsein und ohne Motivation<br />

Systeme der KI sind nach wie vor etwas quasi<br />

rein „Mechanisches“. Künstliche Intelligenz<br />

kann zwar Spektakuläres, aber sie verfügt über<br />

keine echte Intelligenz, über keine Kreativität,<br />

keine Empathie und keine Geschicklichkeit.<br />

Sie verfügt auch über keinen Willen und sie<br />

hat keine Wünsche. Sie ist deswegen so „intelligent“,<br />

weil sie über die Analyse von riesigen<br />

Datenmengen lernt – braucht aber eben<br />

dazu riesige Datenmengen. Ein Kind lernt<br />

ohne große Umstände und anhand weniger<br />

Beispiele, was eine Katze ist – eine KI benötigt<br />

dazu Millionen von Katzenbildern (und verwechselt<br />

dann womöglich trotzdem eine<br />

Katze unerklärlicherweise mit einem Haus).<br />

Die Angst davor, dass Systeme der Künstlichen<br />

Intelligenz den Menschen obsolet machen<br />

oder bekämpfen könnten, beruht nicht unwesentlich<br />

auf einer allzu großen Anthropomorphisierung<br />

der KI. Eine Künstliche Intelligenz ist<br />

aber etwas in Wirklichkeit sehr Verschiedenes<br />

von der menschlichen Intelligenz. Diverse<br />

Dystopien – von 2001 – Odyssee im Weltraum<br />

über die Terminator- bis hin zu den Matrix Filmreihen<br />

– beschwören ein Szenario von einer<br />

Künstlichen Intelligenz, die ein Bewusstsein entwickelt,<br />

erkennt, dass sie vom Menschen abgeschaltet<br />

werden kann, daraus<br />

einen Überlebensinstinkt entwickelt<br />

und den Menschen – notfalls<br />

auch mit Gewalt – davon abzuhalten<br />

versucht. Oder auch den<br />

Menschen auszuschalten versucht,<br />

in ihrem Bestreben, selbst die herrschende<br />

Spezies des Planeten zu<br />

werden und ihre eigene Kultur zu<br />

verwirklichen. Künstliche Intelligenz<br />

hat aber kein Bewusstsein, keine<br />

Instinkte, und sie hat auch keine<br />

Motivation. Sie „lernt“ auch nicht<br />

wirklich, sondern erfüllt auch darin<br />

lediglich Aufgaben, die sie vom Menschen<br />

gestellt bekommt. Sie weiß nicht, was sie lernt,<br />

wozu sie lernt, und sie kann auch nichts von<br />

der Aufgabenstellung Abweichendes, also<br />

nichts Neues lernen: Was aber eben die zentralen<br />

Elemente von Lernen und von Intelligenz<br />

sind.<br />

Unser intelligenter Alltag in 20 Jahren<br />

Wie wird unser Alltag in 20 Jahren aussehen?<br />

Das ist natürlich nicht nur von Fortschritten<br />

in der Künstlichen Intelligenz abhängig,<br />

sondern auch in anderen Bereichen – die<br />

damit zusammenhängen oder aber wo sich<br />

neue Synthesen erst ergeben könnten. Zum<br />

Beispiel im Quantum Computing, in der Materialforschung,<br />

hinsichtlich der Frage, wie<br />

überhaupt die menschliche Intelligenz bzw.<br />

das menschliche Gehirn (und der menschliche<br />

Körper) funktioniert, oder aber der Möglichkeit,<br />

Lebensmittel und Fleisch künstlich herzustellen.<br />

Beziehungsweise, über 3D-Printing<br />

alle nur möglichen Produkte herstellen zu können<br />

– was unsere Ökonomie in ganz grundsätzlicher<br />

Weise verändern würde.<br />

Einstweilen sollten wir vielleicht eher aufpassen,<br />

uns wegen der guten Eigenschaften der<br />

Künstlichen Intelligenz nicht allzu sehr verunmenschlichen<br />

zu lassen: Die KI wird unseren<br />

Alltag definitiv in der Weise beeinflussen, indem<br />

sie ihn zu vereinfachen versucht, und<br />

indem sie stets „das Beste“ und Effizienteste<br />

für uns will. Unser Alltag könnte gleichsam klinisch<br />

und fehlerfrei werden. Wenn Menschen<br />

keine Fehler machen, lernen sie aber selber<br />

nichts mehr. Und eine wesentliche Dimension<br />

des Menschlichen – und notwendige<br />

Erfahrungsmöglichkeiten für den Menschen –<br />

würden so wegfallen. (RED)


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S84<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Orientierung in<br />

historisch volatilen<br />

Märkten<br />

Die Zeit des passiven Investierens ist vorbei!<br />

Die Geldflut der Notenbanken ist versiegt<br />

und die Volatilität ist wieder im<br />

Markt nach jahrelanger Abstinenz. Dies<br />

macht das Anlegen noch schwieriger.<br />

BEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />

MARC FRIEDRICH<br />

Vor allem das Timing ist nun essenziell.<br />

Zu wissen, wo man sich im Zyklus<br />

befindet ist wichtiger denn je. Aber<br />

vor allem in volatilen Märkten kann<br />

man sehr viel Geld verdienen. Aber auch verlieren.<br />

Die Buy and Hold Mentalität funktioniert<br />

leider nicht oder nur wenn man bereit ist einen<br />

sehr langen Marathon zu rennen, ohne links<br />

und rechts zu schauen mit wildem Auf und Ab.<br />

Die Stufen einer Finanzblase<br />

Um zu wissen, wann kaufen und wann<br />

verkaufen ist die folgende Abbildung sehr hilfreich<br />

für die Orientierung, die die typischen<br />

Stufen einer Finanzblase zeigt. Es ist immer das<br />

gleiche Spiel. Sie können selbst einordnen, wo<br />

wir uns Ihrer Meinung nach im Zyklus befinden<br />

und wie Sie sich optimal aufstellen. Dieser<br />

Chart ist anwendbar für jeden Vermögenswert<br />

– gleichgültig, ob es sich um Aktien, Immobilien,<br />

Bitcoin oder Gold handelt. Ja, selbst<br />

auf gesellschaftlichen Veränderungen ist der<br />

Chart anzuwenden - wie zur Zeit mit Corona<br />

und Krieg in der Ukraine. Das ist eine Zeitenwende<br />

und ein Paradigmenwechsel.<br />

Bei Immobilien haben wir sicherlich den Zenit<br />

überschritten und sehen einen Paradigmenwechsel.<br />

Bei Aktien vermute ich aktuell eine<br />

Bullenfalle. Eventuell auch eine Täuschung und<br />

die Notenbanken können ein letztes die Geldschleusen<br />

öffnen und den Markt parabolisch<br />

in die Höhe treiben. Bei Bitcoin sind wir sicherlich<br />

kurz nach/vor dem Boden also entweder<br />

Take-off oder Verzweiflung.<br />

Die Everything-Bubble<br />

Was hat die Immobilienblase, die zum großen<br />

Crash 2008 geführt hat, eigentlich ausgelöst?<br />

Es war das fatale Spiel, die perfide Politik der<br />

Notenbanken: Billiges Geld und niedrige Zinsen.<br />

Fahrlässig finde ich es, wenn vermeintliche<br />

Experten oder Ökonomen dazu raten, weiterhin<br />

Schulden zu machen, weiterhin Geld zu<br />

drucken, um diese bestehende Krise, in der wir<br />

jetzt gerade sind, zu lösen. Das hat in der Vergangenheit<br />

noch nie funktioniert.<br />

Die Ökonomen aber auch Notenbanker<br />

haben noch nie eine Krise vorhergesehen,<br />

sondern ihr Entstehen immer nur im Rückspiegel<br />

betrachtet und erklärt. Sie denken in linearen<br />

Notenbankmodellen. Aber solche exogenen<br />

Schocks kommen immer überraschend und<br />

sind nicht vorgesehen in den Modellen, die aus<br />

den Elfenbeintürmen des Wissens stammen.<br />

Man müsste sich ehrlich eingestehen, dass die<br />

komplexen Modelle in diesem sehr fragilen<br />

System nicht funktionieren, weil sie nur auf eine<br />

perfekt funktionierende Wirtschaft ausgerichtet<br />

sind. Aber perfekt ist unsere Wirtschaft<br />

bei Weitem nicht. Sie ist hoch anfällig.<br />

Das haben wir besonders deutlich in der Corona-Krise<br />

gesehen bei den Lieferketten einer<br />

Just-in-time-Produktion. Die Notenbanken<br />

haben immer nur eines gemacht, wenn eine<br />

Krise kam: Sie haben Geld gedruckt und die<br />

Zinsen gesenkt. Und das war das erste Mal so in<br />

den 1990er-Jahren mit Alan Greenspan. Viele<br />

Menschen konnten sich dann auf einmal billig<br />

verschulden, haben an den Aktienmärkten<br />

gezockt. Es entstand die erste große Blase am<br />

Neuen Markt, nämlich die Nasdaq-Bubble.<br />

Dann platzte diese Blase. Jede Blase platzt.<br />

Daraufhin haben die Notenbanken die Zinsen<br />

gesenkt und die Geldschleusen geöffnet, um<br />

die alte Krise zu lösen, die Folgen abzufedern<br />

– und lösten sofort die nächste Krise aus: die<br />

große Finanzkrise 2008. Dasselbe Problem: billiges<br />

Geld, niedrige Zinsen. Nur dass statt mit<br />

Tech-Aktien mit Immobilien gezockt wurde.<br />

Nachdem auch diese Blase geplatzt war,<br />

senkten die Notenbanken die Zinsen gar auf<br />

ein historisches Tief (Null- und gar Minuszinsen)<br />

und erzeugten noch mehr Geld. Es gab eine<br />

neue Finanzmarktblase. Jetzt haben wir eine<br />

Immobilienblase, wir haben eine Aktienmarktblase,<br />

wir haben eine Staatsanleihen-Blase,<br />

wir haben die Everything-Bubble.<br />

Die finale Blase – was spricht alles für einen<br />

Crash?<br />

Aktienblase, Immobilienblase, Anleihenblase<br />

und jetzt kommt die Rohstoffblase. Sie alle<br />

eint, dass sie zuletzt auf einem historischen<br />

Hoch waren und nun entweder schon im Korrekturmodus<br />

sind oder kurz davor. Diese Hochs<br />

existierten erstmalig parallel. Zuvor waren<br />

es immer Aktien- und Immobilienblasen, die<br />

Hand in Hand gingen – so wie in Japan 1989<br />

und in den USA und Europa 2008. Nach jeder<br />

geplatzten Blase wurde mehr Geld ins System<br />

gepumpt, um die Insolvenzverschleppung<br />

voranzutreiben und den Crash zu vermeiden.<br />

Dadurch stieg von Krise zu Krise die Dynamik<br />

und Wucht der jeweils nächsten Krise.<br />

Jetzt befinden wir uns historisch in einer einmaligen<br />

Situation: Wir sehen alle drei Assetkategorien<br />

in einer finalen Blase, und dazu kommt<br />

jetzt noch die Rohstoffblase. Wir sollten uns auf<br />

etwas Epochales einstellen: auf den größten<br />

Crash aller Zeiten.


LOGISTIK express 3/<strong>2023</strong> | S86<br />

Der Crash-Indikator<br />

Nach allen Parametern sind die Aktienmärkte<br />

überbewertet. Nehmen wir zum Beispiel den<br />

Buffett-Indikator – benannt nach dem berühmten<br />

Investor Warren Buffett. Dabei wird der<br />

Gesamtwert aller Aktien in einem Markt durch<br />

das BIP geteilt. Für die USA ist dies zum Beispiel<br />

das Verhältnis des Wilshire-5000-Index zum<br />

Bruttoinlandsprodukt.<br />

Auf diesem Weg lässt sich die Bewertung<br />

des Aktienmarkts mit dem Wachstum der<br />

Wirtschaft vergleichen. Im Durchschnitt liegt<br />

der Buffett-Indikator bei zirka 75 Prozent. Unter<br />

50 Prozent gelten die Aktien als sehr günstig<br />

und unterbewertet. Wenn der Indikator auf<br />

über 100 Prozent steigt, sind die Aktienmärkte<br />

hoch bewertet. Während der Internetblase<br />

im Jahr 2000 standen wir im Hoch bei 136,9<br />

Prozent und vor der Immobilienblase im Jahr<br />

2008 bei 105,2 Prozent. Das historische Hoch<br />

bis dato stammt aus dem Jahr 1929 vor der<br />

großen Depression mit 101 Prozent. Aktuell stehen<br />

wir bei atemberaubenden 163 Prozent!<br />

Damit ist der Markt fair bewertet. Weltweit stieg<br />

die Marktkapitalisierung der Aktienmärkte<br />

trotz Corona auf 105 Billionen Dollar. Das BIP<br />

der Welt liegt bei zirka 85 Billionen Dollar, was<br />

ein Verhältnis von 123,5 Prozent ergibt!<br />

Dies sprach 2022 dafür, dass eine Korrektur am<br />

Aktienmarkt bevorstand. Allerdings steht der<br />

Indikator jetzt schon recht lange über 100 Prozent<br />

und steigt in immer neue Höhen. Grund<br />

dafür ist das massive weltweite Eingreifen der<br />

Notenbanken in die Finanzmärkte durch ihre<br />

Aufkaufprogramme.<br />

Auch das Umfeld niedriger Zinsen und<br />

das sinkende BIP spielen ganz klar eine<br />

Rolle. Dies alles verzerrt den Indikator (und<br />

auch andere), sodass der neue Durchschnitt<br />

nicht mehr bei 75 Prozent stehen<br />

dürfte, sondern wohl eher bei 100 Prozent.<br />

Zudem hat sich der Indikator 2020 drastisch<br />

nach oben bewegt. Durch die Corona-<br />

Krise und die Lockdowns ist das Wirtschaftswachstum<br />

in den USA 2020 gesunken, aber<br />

die Aktienmärkte sind immer weiter in neue<br />

Höhen gestiegen, angetrieben durch die<br />

viele Liquidität und den Anlagenotstand.<br />

Nichtsdestotrotz hält Warren Buffett am Indikator<br />

fest und orientiert sich daran. Er hält<br />

momentan eine sehr hohe Cashquote von<br />

über 100 Milliarden Dollar und erwartet wohl<br />

eine deutliche Aktienkorrektur, um dann<br />

wieder günstiger einsteigen zu können.<br />

(RED)<br />

WAS WOLLTEN SIE<br />

HANDELSEXPERT:INNEN<br />

IMMER SCHON<br />

FRAGEN?<br />

HV-Geschäftsführer Rainer Will spricht<br />

mit Expert:innen, Händler:innen und<br />

Innovator:innen über die Gegenwart und<br />

Zukunft des österreichischen Handels.<br />

BISHERIGE GÄSTE<br />

Jetzt reinhören<br />

auf<br />

Roland Fink<br />

(niceshops)<br />

Gerhard Drexel<br />

(SPAR)<br />

Katharina Schneider<br />

(Mediashop)<br />

Claus Kahn<br />

(Innenministerium)<br />

Carsten Keller<br />

(Zalando)<br />

Jasmin Turek-Rezac<br />

(Turek)<br />

Heini Staudinger<br />

(GEA)<br />

Georg Pölzl<br />

(Österreichische Post)<br />

Eugen Prosquill<br />

(WARDA)<br />

Marco Pogo<br />

(Bierpartei)<br />

Thomas Tauchner,<br />

Philipp Gersing<br />

(Jentis & Ireen)<br />

Nick Holscher,<br />

Rainer Rauch<br />

(Zalando & Mode Roth)<br />

Hagen Höhl<br />

(GLORY)<br />

Marcel Harastzi<br />

(REWE)<br />

Daniel Schlögl<br />

(Wiener Tafel)


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