Women-on-Board-Index #WoBIndex 2023
230115_Studie_WoB-Index_185_VII
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Einleitung<br />
Seit dem 1. August 2022 gilt das Mindestbeteiligungsgebot für Vorstände börsennotierter und paritätisch<br />
mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern. Nach knapp einem<br />
Jahr haben fast alle der unter die Regelung fallenden 62 Unternehmen die Vorgabe umgesetzt und<br />
weisen mindestens eine Frau in der Vorstandsetage aus. Nur vier K<strong>on</strong>zerne haben noch keine Frau<br />
im Vorstand und daher Handlungsbedarf: Indus Holding, Koenig & Bauer, Vitesco Technologies<br />
und Wüstenrot & Württembergische. Wobei Vitesco bereits die Bestellung einer Frau zur CFO zum<br />
1. November <strong>2023</strong> angekündigt hat.<br />
Das zweite Führungspositi<strong>on</strong>engesetz (FüPoG II) erweist sich so in kurzer Zeit als wirksam: Frauenfreie<br />
Vorstandsetagen sind in den großen Börsenunternehmen hoffentlich bald Geschichte. Das spiegelt sich<br />
in den Vorständen insgesamt wider. Der Frauenanteil ist auf einen Höchstwert v<strong>on</strong> durchschnittlich 18,3<br />
Prozent gestiegen, aber noch weit entfernt v<strong>on</strong> paritätischer Besetzung.<br />
Auch die zweite wichtige Änderung des FüPoG II, die Einführung einer Begründungspflicht für Zielgröße<br />
Null im Vorstand, zeigt Wirkung: Die Zahl der Unternehmen, die weiter mit einer frauenfreien Vorstandsetage<br />
planen, hat sich v<strong>on</strong> 44 auf 26 deutlich verringert. Die dafür angegebenen Gründe werden in der<br />
vorliegenden Studie dargestellt und analysiert.<br />
Die durch das FüPoG II angestoßenen Fortschritte bei den Vorständen haben auch positive Auswirkungen<br />
auf die gleichberechtigte Teilhabe in den untersuchten Aufsichtsgremien. Während in den<br />
vergangenen Jahren Stagnati<strong>on</strong> oder gar Rückschritte zu beobachten waren, steigt der Frauenanteil<br />
auch hier wieder an und erreicht mit durchschnittlich 35,3 Prozent einen neuen Spitzenwert. Knapp<br />
ein Drittel der untersuchten K<strong>on</strong>zerne kommt mittlerweile auf einen Frauenanteil v<strong>on</strong> mindestens<br />
40 Prozent im K<strong>on</strong>trollgremium. Die gesetzliche Verpflichtung des FüPoG I v<strong>on</strong> 2015, 30 Prozent Frauen<br />
im Aufsichtsrat zu erreichen, wird v<strong>on</strong> 142 der 180 untersuchten Unternehmen (78,9 %) übertroffen.<br />
Dagegen fehlt es bei der zweiten Säule des FüPoG I, nach der die Unternehmen individuelle Zielgrößen<br />
für Vorstand, Aufsichtsrat und die obersten beiden Managementebenen veröffentlichen müssen,<br />
weiterhin an Transparenz. Oftmals bleibt unklar, ob die selbst gesetzten Ziele im Vorjahr erreicht wurden<br />
und auf welcher Basis die K<strong>on</strong>zerne neue Ziele formulieren. Hier besteht immer noch großes Verbesserungspotenzial.<br />
Insgesamt macht die vorliegende 13. Studie zum <str<strong>on</strong>g>Women</str<strong>on</strong>g>-<strong>on</strong>-<strong>Board</strong>-<strong>Index</strong> v<strong>on</strong> FidAR deutlich: Der verschärfte<br />
Druck des Gesetzgebers im FüPoG II hat der gleichberechtigten Teilhabe wichtige neue Impulse<br />
gegeben – auch wenn dies leider nur für eine sehr überschaubare Anzahl v<strong>on</strong> Unternehmen gilt. Für<br />
Rückenwind dürfte die im Dezember 2022 in Kraft getretene EU-Führungspositi<strong>on</strong>en-Richtlinie sorgen.<br />
Auch wenn Deutschland v<strong>on</strong> der Aussetzungsklausel Gebrauch machen kann und die Richtlinie nicht<br />
umsetzen muss: EU-weit wird die Zielmarke v<strong>on</strong> 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten bzw. 33 Prozent<br />
für Aufsichtsrat und Vorstand für zusätzliche Bewegung auch in Deutschland sorgen.<br />
FidAR wird sich weiter k<strong>on</strong>sequent dafür einsetzen, die paritätische Besetzung v<strong>on</strong> Führungsgremien<br />
in der Wirtschaft zu erreichen.<br />
Prof. Dr. Anja Seng<br />
M<strong>on</strong>ika Schulz-Strelow<br />
Präsidentin<br />
Gründungspräsidentin, Projektleitung Studien<br />
FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.<br />
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