Ausgabe 07/2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: Juli 2023 Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: Juli 2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung Ausgabe 07 ⋅ 5. Juli 2023 EVELINE SUTTER ÜBER IHR LEBEN VOLLER MUSIK ⋅ 04 EINE PRIMARSCHULKLASSE THEMATISIERT DEN KLIMAWANDEL ⋅ 10 SELBSTVERTEIDIGUNG: EIN WEG ZU MEHR EIGENER SICHERHEIT ⋅ 14 WIE GEHT BIODIVERSITÄT IN DER LANDWIRTSCHAFT? ⋅ 28
- Seite 2 und 3: Das Kinder-Sing-Buch mit CD I TUE M
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Das Magazin für Herisau und Umgebung <strong>Ausgabe</strong> <strong>07</strong> ⋅ 5. Juli <strong>2023</strong><br />
EVELINE SUTTER ÜBER<br />
IHR LEBEN VOLLER MUSIK ⋅ 04<br />
EINE PRIMARSCHULKLASSE<br />
THEMATISIERT DEN KLIMAWANDEL ⋅ 10<br />
SELBSTVERTEIDIGUNG: EIN WEG<br />
ZU MEHR EIGENER SICHERHEIT ⋅ 14<br />
WIE GEHT BIODIVERSITÄT IN<br />
DER LANDWIRTSCHAFT? ⋅ 28
Das Kinder-Sing-Buch mit CD<br />
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<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Herischau · 3<br />
EIN GENERATIONENPROJEKT<br />
MIT BELEBENDER WIRKUNG<br />
Farbverschmierte Hände, Glitzer im Gesicht,<br />
zusammengeklebte Finger – wenn der<br />
Kindergarten Müli bei der Stiftung Leben im<br />
Alter Herisau (LiA) im Heinrichsbad zu Gast<br />
ist, scheinen die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
die Uhr für eine Stunde zurückzudrehen<br />
und ein paar Jahre jünger zu werden. «Ich<br />
muss ständig lachen», sagt eine alte Dame<br />
im gestrickten Pulli zu ihrer Freundin und<br />
strahlt. «Es ist herrlich, wie die Kinder einfach<br />
machen und sich selbst sind.» Seit Februar<br />
besucht der Kindergarten einmal im Monat<br />
das Altersheim an der Kasernenstrasse. An<br />
diesem sonnigen Nachmittag im Juni steht<br />
gemeinsames Malen auf dem Programm. Farben<br />
werden herumgereicht, Schmetterlinge<br />
auf die Blumenwiese geklebt und alles mit<br />
reichlich Glitzer verziert. «Das Leben im Alter<br />
ist nicht immer lustig», erklärt Chantal Sutter,<br />
Leiterin Tages- und Nachtstruktur der LiA.<br />
«Die Bewohnerinnen und Bewohner kommen<br />
nicht mehr so leicht ins Dorf und sind meist<br />
von Menschen in ihrem Alter umgeben.» Der<br />
Kontakt zu den Kindern habe eine belebende<br />
Wirkung für die Betagten, von denen viele an<br />
Demenzerkrankungen litten. «Im Alltag höre<br />
ich oft: Ich kann das nicht, ich sehe das nicht,<br />
ich höre das nicht», so Sutter. «Aber um die<br />
Kinder herum ist das alles vergessen. Plötzlich<br />
funktionieren Dinge, die sonst nicht klappen.<br />
Die Bewohnerinnen und Bewohner lernen<br />
wieder zu lachen!» Nicht nur die alten Menschen<br />
profitieren von diesen Begegnungen.<br />
«Für die Kinder ist das eine neue Erfahrung»,<br />
sagt Lehrerin Jasmin Keller. «Sie stehen hier<br />
im Austausch mit Erwachsenen, auf die sie<br />
Rücksicht nehmen und denen sie helfen müssen.»<br />
Vor dem ersten Besuch im Altersheim<br />
sei die Begeisterung überschaubar gewesen.<br />
«Die Klasse konnte nicht einschätzen, was<br />
es bedeutet, in ein Altersheim zu gehen», so<br />
Keller. «Aber seither fragen mich die Kinder<br />
jede Woche, wann der nächste Besuch ansteht.<br />
Für sie ist schon die Fahrt mit dem Bus<br />
ein Abenteuer.» Am meisten freut sich Keller<br />
über die kleinen Momente zwischen Jung und<br />
Alt. «Bei unserem letzten Besuch gab es diese<br />
herzige Szene, als ein Mädchen und eine<br />
Frau miteinander eine Blume bastelten. Sie<br />
wirkten so vertraut wie Enkelin und Oma.»<br />
Mittlerweile hat die LiA das Projekt ausgebaut.<br />
Auch Klassen der Ober- und Mittelstufe<br />
kommen in das Altersheim. «Unter anderem<br />
wird gemeinsam gekocht und gesungen»,<br />
sagt Chantal Sutter. «Wir haben uns gesagt:<br />
Wenn die älteren Menschen nicht mehr Teil<br />
des Dorflebens sein können, holen wir es halt<br />
zu ihnen.»<br />
<br />
Im Heumonet<br />
7. JULI<br />
Sag-die-Wahrheit-Tag<br />
Sergio Dudli<br />
17. JULI<br />
Welttag der Emojis<br />
Wer kennt sie nicht? Vom lachenden<br />
Smiley über den hochgereckten Daumen<br />
bis zum beschämten Äffchen – die Emojis<br />
haben längst unseren elektronischen<br />
Schriftverkehr eingenommen. Seit neun<br />
Jahren haben die bunten Piktogramme<br />
ihren eigenen Welttag. Der 17. Juli wurde<br />
gewählt, weil das Kalender-Emoji diesen<br />
Tag anzeigt. Erfunden hat sie übrigens<br />
der Japaner Shigetaka Kurita in den<br />
90er-Jahren, weil die Handys damals nur<br />
Piktogramme mit 144 Pixel verschicken<br />
konnten.<br />
22. JULI<br />
Welttag des Gehirns<br />
28. JULI<br />
Welttag des Naturschutzes<br />
hesch gwösst?<br />
Im Durchschnitt essen die Schweizerinnen<br />
und Schweizer je 5,4 Liter Glace<br />
pro Jahr, was rund 80 Kugeln entspricht.<br />
Das Eis wurde übrigens nicht in Italien<br />
erfunden, sondern stammt aus China.<br />
Einmal pro Monat treffen sich Kindergarten und Altersheim.<br />
(Bild: sd)<br />
Titelbild: Eveline Sutter ist mit Leidenschaft<br />
Klavierstimmerin und Sängerin. (Bild: zVg)
4 · Porträt <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
RAMPENLICHT UND<br />
HANDWERKSKUNST<br />
Die in Herisau aufgewachsene Eveline Sutter lebt musikalisch – mit einem soliden Handwerksberuf<br />
als Klavierbauerin/-stimmerin und einer freizeitlichen Gesangskarriere. Eine<br />
Annäherung an die Klavierwerkerin und Sängerin.<br />
«Ich esse gerne gut und habe das Glück, einen<br />
Mann zu haben, der exzellent kocht.» Dies ist<br />
Eveline Sutters Antwort auf die Frage, wofür<br />
neben der Musik noch Zeit bleibt. Somit ist<br />
klar: Musik ist ihr Leben, bestimmt ihren Alltag,<br />
ihre Freizeit, ist Leidenschaft, Berufung,<br />
Beruf und Kraftquelle. Wir treffen uns in ihrer<br />
Wohnung in Niederuzwil. Im März hat sich<br />
die gebürtige Herisauerin als Klavierwerkerin<br />
selbständig gemacht. Die Werkstatt befindet<br />
sich im Hobbyraum des Wohnhauses. Es<br />
riecht nach frischem Holz, die Werkzeuge<br />
hängen feinsäuberlich an der Wand über der<br />
neuen Werkbank, Klaviertasten und die dazugehörende<br />
Hammermechanik liegen ausgebreitet<br />
auf dem Arbeitstisch. Eveline Sutter<br />
strahlt, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt.<br />
Liebevoll fährt sie mit den Fingern über den<br />
Filz der Hammerköpfe, erklärt, dass schon mit<br />
wenigen Schritten der Klang eines Klaviers<br />
merklich verbessert werden könne. Die Details<br />
erspart sie der Laiin und lädt zum Kaffee<br />
in ihre Wohnung.<br />
Erste Bühnenerfahrungen<br />
Das Gespräch am Stubentisch beginnt mit<br />
einer Reise in die Kindheit. «Musik war das<br />
grosse Thema in unserer Familie.» Ihre Vater<br />
Philipp war jahrelang passionierter Jodler im<br />
Jodlerclub Alpeblueme, ihre Mutter Brigitte<br />
ist heute noch aktiv im Harmonika-Orchester<br />
Herisau. Beide haben jahrelang in ihren<br />
Vereinen im Vorstand mitgewirkt oder diese<br />
präsidiert – «das prägt». Bereits die Kindergärtnerin<br />
attestiert Eveline, dass sie die Töne<br />
besonders gut treffe und beflügelt damit<br />
den Traum von der Sängerin in glitzerndem<br />
Kleid auf grosser Bühne. In der Primarschule<br />
singt sie im Kinderchor, später im Jugendchor<br />
von Ruedi Bösch, während der Oberstufe in<br />
einem Musikprojekt von Ruedi Looser. Ihre<br />
zwei Jahre ältere Schwester Stefanie spielt<br />
Klavier, auch Eveline klimpert immer wieder<br />
mal, wählt aber als ihr Instrument das Akkordeon.<br />
Und schwupps sind ihre Gedanken im<br />
Casino. «Noch heute überkommt mich ein<br />
warmes Gefühl, wenn ich den Saal betrete.»<br />
Das Casino habe damals die «grosse Bühne»<br />
bedeutet, die unterirdischen Garderoben mit<br />
den riesigen Spiegeln kurbeln die kindliche<br />
Phantasie an und Eveline wird zum Star, wie<br />
sie sie aus Filmen kannte. «Diesen Glamour –<br />
den wünschte ich mir auch.»<br />
Noch aber steht sie nicht als Sängerin im Rampenlicht,<br />
sondern als Mitglied des Harmonika-Orchester.<br />
Unvergessen die Nervosität,<br />
die Vorfreude und der belohnende Applaus.<br />
Singen darf sie auch – «das knallrote Gummiboot»<br />
mit einigen anderen Kindern, begleitet<br />
vom Harmonika-Orchester – nicht im Glitzerkleid,<br />
sondern in Badehosen. Es gäbe noch<br />
zahlreiche Müsterchen zu erzählen, etwa aus<br />
vierzehn Jahren als Mitglied der Guggenmusig<br />
Sauknapp, vom Auftritt der Familienkapelle<br />
Sutter oder von jenem Abend, als Akkordeon-<br />
Koryphäe Fritz Theiler im Publikum sitzt.<br />
Wir verlassen die Kinderjahre – den Traum,<br />
Sängerin zu werden, weiterverfolgend. Eveline<br />
darf Gesangsstunden nehmen. Eine glückliche<br />
Fügung. Dirigent des Jodlerclubs Alpeblueme<br />
ist damals Hubert Mäder, ein ausgebildeter<br />
Sänger. Bei ihm lernt die Heranwachsende die<br />
Grundelemente der klassischen Gesangstechnik.<br />
«Ich genoss diese Stunden, hatte aber<br />
immer den Wunsch, nicht nur alleine zu üben,<br />
sondern auch in einem Chor zu singen.»<br />
«Ich bin<br />
kein Mensch, der<br />
Hals über Kopf<br />
handelt.»<br />
Das Ende der Oberstufenzeit prägt der Gedanke<br />
an die berufliche Zukunft. Eveline Sutter<br />
weiss, es soll etwas Handwerkliches sein,<br />
einen Bürojob kann sie sich nicht vorstellen.<br />
Am liebsten etwas mit Musik. Die Auswahl<br />
ist gering, eine Lehre zur Akkordeonbauerin<br />
existiert nicht, jene zur Instrumentenbauerin<br />
beschränkt sich auf Blechinstrumente. «Das<br />
wäre für mich etwas komplett Neues gewesen,<br />
wofür mir die Basis fehlte.» Beim Durchstöbern<br />
der Berufsbroschüre stösst sie auf die<br />
Ausbildung zur Klavierbauerin/-stimmerin.<br />
Bingo! Musik und Handwerk kombiniert in einer<br />
soliden Ausbildung. Jedoch mit einem sehr<br />
kleinen Lehrstellenmarkt. Eveline muss sich<br />
gedulden, absolviert das zehnte Schuljahr,<br />
macht ein Zwischenjahr, mit Aufenthalt in<br />
Kanada und Jobben bei Maestrani und Blumer<br />
Fenster. Dann – mit 18 Jahren – kann sie ihre<br />
Ausbildung beginnen. Gewiss, das zürcherische<br />
Niederhasli ist nicht ihre Traumdestination,<br />
aber «bei zehn offenen Lehrstellen im Jahr<br />
bist du froh, wenn du eine hast». Klaviere baut<br />
sie keine, auch wenn die Berufsbezeichnung<br />
dies vermuten liesse. Sie pflegt die Instrumente.<br />
Ein Klavier besteht aus Naturmaterialien,<br />
Holz, Leder, Stahl und Filz etwa. Diese verändern<br />
sich aufgrund äusserer Einflüsse oder<br />
nützen sich während des Gebrauchs ab. Ein<br />
Klavier sollte daher einmal jährlich gestimmt,<br />
alle zehn bis fünfzehn Jahre einer Revision<br />
unterzogen werden. Und ja, sie könne Klavier<br />
spielen, das gehöre zu ihrem Beruf, eine Konzertpianistin<br />
aber sei sie nicht. «Ich muss so<br />
gut spielen können, dass ich das Instrument<br />
hören und spüren kann, weiss, was zu tun ist,<br />
damit es wieder optimal klingt.»<br />
Für ihre Arbeit brauche sie handwerkliches<br />
Geschick, Feingefühl für das Material, ein gutes<br />
Gehör, um jene Nuancen wahrzunehmen,<br />
die dem Klavier zu optimalem Klang verhelfen<br />
können. Oft würden Klaviere vernachlässigt,<br />
stünden jahrelang ungenutzt in der Stube,<br />
wenn etwa die Kinder, derentwegen das Instrument<br />
angeschafft wurde, ausgeflogen seien.<br />
In solchen Fällen brauche es etwas mehr<br />
Arbeit. Es gäbe auch hoffnungslose Fälle, bei<br />
denen ein Neukauf günstiger komme. Der<br />
Verkauf von neuen Klavieren gehört ebenfalls<br />
zu ihrem Dienstleistungsangebot, stünde für<br />
sie aber nicht im Vordergrund. «30 bis 60 Jahre<br />
sind kein Alter für ein Klavier!». Sie schätze<br />
den Charme älterer Modelle. Revisionen des<br />
Klangkörpers oder des Gehäuses mache sie<br />
nicht, dafür gibt es Fachleute, mit denen sie<br />
zusammenarbeitet. Vorstellen könnte sie sich,<br />
dass sie später vielleicht einen Occasionshandel<br />
betreiben werde, hierzu brauche sie aber<br />
zuerst die passenden Räumlichkeiten. Jetzt<br />
aber wolle sie ihre Energie darauf verwenden,<br />
ihre Selbständigkeit als Klavierwerkerin auf<br />
eine gesunde Basis zu stellen.<br />
Ihre eigene Chefin als Klavierwerkerin<br />
Nach ihrer Ausbildung hat sie 20 Jahre bei<br />
einer Firma in Winterthur gearbeitet. «Noch<br />
vor wenigen Jahren hätte ich mir eine Selbständigkeit<br />
nicht vorstellen können». Sie habe<br />
das Angestelltensein als Privileg betrachtet,<br />
das ihr ermöglichte, neben ihrer Arbeit die<br />
Zeit und einen freien Kopf für ihre Musikprojekte<br />
zu haben. Gescheut habe sie sich zudem<br />
vor dem Administrativen, welches ihr nicht<br />
besonders liege. Doch nach zwei Jahrzehnten<br />
beim gleichen Arbeitgeber sei ein Stellenwechsel<br />
angezeigt gewesen. Und: «Mit etwas<br />
über 40 ist es auch Zeit, sich zu überlegen,<br />
was man im Leben noch erreichen und umset-
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Porträt · 5<br />
Eveline Sutter: «Ein Klavier sollte einmal im Jahr gestimmt werden».<br />
(Bilder: zVg)<br />
zen möchte.» Sie schaut sich nach einer neuen<br />
Stelle um. Bei den Vorstellungsgesprächen für<br />
Arbeitsorte wie Zürich, Basel oder Bern habe<br />
sie realisiert: «Ich weiss genau, wie ich es am<br />
liebsten hätte und unter welchen Bedingungen<br />
ich am besten arbeite.» Ihr Mann Romano<br />
Degonda, ebenfalls passionierter Musiker,<br />
habe sie schliesslich bestärkt, den Schritt in<br />
die Selbständigkeit zu wagen.<br />
Der Entscheid fiel vor über einem Jahr. «Ich<br />
hatte grossen Respekt und bin kein Mensch,<br />
der Hals über Kopf handelt.» So habe sie sich<br />
ein Jahr gegeben, um überlegt und gut gerüstet<br />
als Klavierwerkerin zu starten. Ohne dieses<br />
Zeitlimit, so ist sie überzeugt, würde sie<br />
wohl heute noch auf den richtigen Moment<br />
warten. Zumal sie jemand sei, der gerne alles<br />
perfekt mache. «Aber man kann im Streben<br />
nach Perfektion auch wahnsinnig werden.<br />
Ich musste lernen, zu entscheiden und die<br />
Gnade zu haben, etwas einfach auf mich zukommen<br />
zu lassen.» Jetzt, so freut sie sich,<br />
sehe sie, dass sie alles richtig gemacht habe.<br />
«Ich habe bereits viele Aufträge – noch nicht<br />
in der Auslastung, wie ich sie hatte, als ich<br />
angestellt war, aber mehr als erwartet.» Was<br />
sie besonders freut: «Ich kann arbeiten, wie<br />
es mir entspricht: Nach bestem Wissen und<br />
Gewissen und so, dass ich zu hundert Prozent<br />
dahinterstehen kann – ohne Einschränkungen<br />
durch einen Arbeitgeber.» Auch sei<br />
sie nun flexibler in ihrer Zeiteinteilung, was<br />
ihr ermögliche, nicht nur abends ein Engagement<br />
als Sängerin anzunehmen.<br />
Funk, Soul, Jazz, Rock und Pop<br />
Womit wir wieder in der musikalischen Freizeit<br />
angelangt sind. Den Traum Sängerin zu<br />
werden, hat Eveline Sutter verwirklicht – auch<br />
jenen von der ganz grossen Bühne und dem<br />
Glitzerkleid. Blenden wir nochmals zurück.<br />
Als Teenager führt ihr Weg zuerst in den Gospelchor<br />
Gossau. «Es waren guten Jahre. Es<br />
herrschte ein wahrer Gospelboom und wir<br />
traten an der Expo auf, fürs Schweizer Fernsehen<br />
und im Ausland». Parallel dazu singt sie in<br />
kleineren Formationen an Hochzeiten, Taufen,<br />
Betriebsfeiern. Nach ihrer Ausbildung besucht<br />
sie in ihrer Freizeit die Jazzschule in Winterthur.<br />
Wiederum eröffnet sich ihr eine neue<br />
musikalische Welt. «Ich war neugierig, wollte<br />
ausprobieren, auch Modernes singen». Sie<br />
hätte Glück gehabt, immer wieder seien Türen<br />
zu den verschiedensten Projekten aufgegangen.<br />
Sie wird Teil der Band Funkollective, ist<br />
sechs Jahre Gastsängerin bei der Otmarmusik<br />
ebenso bei anderen Musikvereinen, wie etwa<br />
der Melodia Goldach, der Stadtmusik Gossau<br />
oder dem Musikverein Herisau. Sie steht mit<br />
Stars wie Bishop Freddy Washington, Jeff Turner,<br />
John Brack, Simon Estes oder Phil Danker<br />
auf der Bühne, singt auf der Hauptbühne<br />
am Open Air St. Gallen, an grossen Firmenevents,<br />
und – in festlicher Abendrobe – mit<br />
der Polizeimusik Zürich Stadt am Tattoo im<br />
Amphitheater von Avenches. Und sie steht<br />
mit dem Projekt «Gooving Appenzöllness»<br />
auch wieder auf der Bühne des Casinos. Dies<br />
eine fragmentarische Auszählung als Bild für<br />
ihr facettenreiches Leben als Sängerin. Und es<br />
geht weiter: Heute singt sie unter anderem in<br />
einer kleineren Jazzformation, bei Cobana und<br />
Funkollective. «Ich bin vielleicht nicht die Sängerin<br />
mit der Stimme, die man aus hunderten<br />
Stimmen heraushört, aber ich kann vieles, beherrsche<br />
die lauten wie die leisen Töne, singe<br />
vom Jazz über Rock, Pop zu Soul und Funk».<br />
Die Kaffeetasse ist leer, einiges ist gesagt.<br />
Eveline Sutter lehnt sich zurück. Doch wohl<br />
nur für einen kurzen Moment. Die Arbeit als<br />
Klavierwerkerin und als Bandmanagerin ruft.<br />
Sie kehrt in ihre Welt der Musik zurück – glücklich,<br />
dass sie leben darf, was ihr wichtig ist.<br />
<br />
Weitere Infos:<br />
https://klavierwerkerin.ch<br />
https://cobana.ch<br />
https://funkollective.ch<br />
https://coaljazz.band<br />
Eva Schläpfer
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Ein guter Start für Mutter und Kind<br />
Der Start ins Leben ist für die Entwicklung der kindlichen<br />
Darmflora entscheidend: Denn sowohl die Art der Geburt (natürliche<br />
Geburt oder Kaiserschnitt) als auch die Nahrungsquelle für<br />
das Neugeborene (Stillen oder Fläschchennahrung) beeinflussen<br />
die Zusammensetzung und Artenvielfalt der Besiedelung im<br />
kindlichen Darm entscheidend. Wenn das Kind per Kaiserschnitt<br />
entbunden wird, kommt es nicht mit den Bakterien im Geburtskanal<br />
der Mutter in Berührung. Das zieht eine Verringerung der<br />
Artenvielfalt der Mikroorganismen im Darm des Babys nach sich –<br />
und einen Mangel an nützlichen Milchsäure- und Bifidobakterien.<br />
Muttermilch schützt von Anfang an<br />
Einen Ausgleich kann das Stillen schaffen, denn die Muttermilch<br />
ist reich an Bifidobakterien. Ist die Darmflora der Mutter und<br />
somit auch die Muttermilch mit gesundheitsfördernden Bakterien<br />
„belebt“, hat sie eine schützende Wirkung auf das gestillte<br />
Kind – das ist wissenschaftlich gesichert: Das Risiko für späteres<br />
Übergewicht sinkt, die Reifung des kindlichen Immunsystems<br />
wird gefördert und die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten, insbesondere<br />
Infektionen und Allergien, reduziert. Auch auf die Gehirnentwicklung<br />
des Babys wirkt sich das Stillen aus. Nimmt die<br />
Mutter zusätzlich Probiotika ein, kann die Schutzfunktion durch<br />
das Stillen sogar noch erhöht werden. Die verschiedenen Bakterienstämme<br />
fördern die Verdauung des Babys, helfen bei der<br />
körpereigenen Produktion von Vitaminen und stellen sicher, dass<br />
krankheitserregende Bakterien sich nicht ausbreiten können.<br />
Die Bakterienwelt im Darm des Babys kann aber leicht aus dem<br />
Gleichgewicht geraten: zum Beispiel dann, wenn es mit Antibiotika<br />
behandelt wird. Besonders in den ersten zwei Jahren ist die<br />
Darmflora sehr anfällig auf äußere Einflüsse.<br />
3-Monats-Koliken<br />
Als 3-Monats-Koliken werden Blähungen bezeichnet, die bei<br />
Säuglingen in den ersten 14 Lebenswochen auftreten und intensive<br />
Schreiattacken auslösen. Leidet das Baby unter 3-Monats-<br />
Koliken, ist deutlich erkennbar, dass es ihm nicht gut geht. Sein<br />
Kopf kann gerötet oder seine Gesichtshaut blass sein, eventuell<br />
hat es sogar Schweißperlen zwischen den Augen und auf der Stirn.<br />
Der Bauch ist aufgebläht und hart. Zur Vorbeugung können zusätzlich<br />
zu wohltuenden Bauchmassagen und beruhigendem Zureden<br />
auch die Einhaltung regelmäßiger Stillzeiten beitragen, also<br />
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alle drei Stunden eine Fütterung. Der Grund: Muttermilch braucht<br />
etwa diesen Zeitrahmen, bis sie gänzlich verdaut ist. Jeder frische<br />
Schluck, der zu dem nicht abgeschlossenen Gärungsprozess hinzukommt,<br />
kann Beschwerden auslösen. Auch das Vermeiden von<br />
Speisen, die der Mutter Verdauungsprobleme bereiten, trägt zur<br />
Linderung von Babys Blähungen bei. Überdies kann die Einnahme<br />
spezieller Probiotika 3-Monats-Koliken vorbeugen / lindern.<br />
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spätestens ab dem 8. Schwangerschaftsmonat und im gesamten<br />
ersten Lebensjahr des Kindes empfohlen.<br />
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<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Glosse · 7<br />
8. BIGNIK DER GEBRÜDER RIKLIN<br />
AM 10. SEPTEMBER IM DORFZENTRUM<br />
Am Samstag, 18. Juni, informierten die Konzept-<br />
und Aktionskünstler Patrik und Frank<br />
Riklin mit der Stiftung Dorfbild Herisau über<br />
das Projekt Bignik. Rund 30 Personen fanden<br />
sich auf Einladung der Wandelbar im Cinétreff<br />
ein. Die Brüder stellten das Projekt vor,<br />
bei dem aus Tüchern riesige Picknickdecken<br />
entstehen sollen. «Viele Leute wissen gar<br />
nicht, wie viele Tücher sie in Estrich und Keller<br />
haben», sagte Frank Riklin. Diese werden<br />
ab sofort gesammelt und am 23. August in<br />
einer öffentlichen Nähsession zusammengefügt.<br />
Am Sonntag, 10. September, soll<br />
dann im Zentrum Herisaus das achte Bignik<br />
stattfinden. Die Herisauer Stoffe kommen zu<br />
den schon fast 3000 Modulen aus früheren<br />
Durchführungen dazu. Es gehe bei dem Bignik<br />
nicht nur um die Tücher, sondern auch<br />
darum, Menschen zusammenzubringen und<br />
gemeinsam etwas entstehen zu lassen. Karin<br />
Jung (Stiftungsrätin Stiftung Dorfbild)<br />
sprach von einer Chance, etwas Attraktives<br />
und Aussergewöhnliches zu gestalten. «Die<br />
Luftaufnahmen des Bignik werden uns sicher<br />
noch lange begleiten.» Mitte Juni waren<br />
die St. Galler Brüder an einem Tag in Herisau<br />
bereits zum Sammeln unterwegs. Tischtücher,<br />
Vorhänge und Bettlaken können weiterhin<br />
an zwei Orten abgegeben werden:<br />
im Gemeindehaus und im «Treffpunkt». Im<br />
Cinétreff wurden mit Fotos und Filmen die<br />
Eindrücke von früheren Bignik-Erlebnissen<br />
präsentiert. Die Gebürder Riklin möchten<br />
Menschen zu Komplizinnen und Komplizen<br />
ihrer Kunst machen, um damit eine neue<br />
Wirklichkeit herzustellen. Inspiriert worden<br />
sind sie von einem rot-weissen Tischtuch ihrer<br />
Grossmutter. Gesucht sind vor allem rote<br />
und weisse Stoffe. «Wir sind punkto Farben<br />
streng, aber tolerant», meinte Patrik Riklin.<br />
Es kommen also auch gemusterte Tücher in<br />
Frage oder solche in Richtung beige, orange<br />
oder bordeaux. «Es darf und wird auch sogenannte<br />
Schönheitsflecken geben.» (pd)<br />
Die Riklins mit Karin Jung und Gemeindepräsident Max Eugster (oben), unten eine Sammelstelle.<br />
(Bilder: pd)<br />
d’Föörbete<br />
VERGESSENE<br />
FÄHIGKEITEN<br />
Meine Grossmutter feierte kürzlich ihren<br />
80. Geburtstag. Sie gehört zu der rüstigen<br />
und umtriebigen Sorte von Renterinnen, bei<br />
denen der Tag immer ein paar Stunden zu<br />
wenig hat. Schliesslich muss der Garten gepflegt,<br />
die Freundinnen besucht und dem<br />
Mann die Leviten gelesen werden. Und die<br />
ehrenamtliche Arbeit für die Kirche erledigt<br />
sich auch nicht von selbst. An ihrem grossen<br />
Tag meinte sie zu mir, dass sie «halt scho fang<br />
viel vergisst» und «es schö isch, wenn mer<br />
Alte bi eu Junge no es Plätzli händ». Das hat<br />
mich irgendwie nachdenklich gestimmt. Mit<br />
etwas Abstand muss ich sagen: Nonna, du<br />
hast dich und die älteren Generationen massiv<br />
unter Wert verkauft! Ihr seid viel cooler<br />
und moderner, als ihr euch selbst zutraut. Wir<br />
Jungen sollten dankbar sein, einen Platz bei<br />
euch zu haben – und nicht umgekehrt! Ihr seid<br />
in einer Welt grossgeworden, wie wir sie uns<br />
heute zurückwünschen – und habt euch diese<br />
Tugenden bewahrt: Gegessen wurde das,<br />
was der eigene Garten hergab. Fleisch gab es<br />
selten, und wenn, dann wurde gefälligst jedes<br />
erdenkliche Stück des Tieres verwertet. Und<br />
wie kam das Essen ins Haus? Natürlich mit<br />
dem Fahrrad oder zu Fuss in einem Körbchen.<br />
Keine Abgase, kein Plastiksack. Eingekauft<br />
wurde im Dorflädeli, die Produkte lieferte der<br />
Bauer von nebenan. Natürlich seid ihr auch<br />
nicht wegen jedem Wehwehchen zum Arzt<br />
gerannt. Es gab so gut wie nichts, was ein Wickel<br />
oder eine heisse Zitrone nicht beheben<br />
konnte. Im Zeitalter der Digitalisierung streben<br />
wir wieder danach, Dinge mit den eigenen<br />
Händen zu machen. Darüber könnt ihr<br />
nur lachen. Wenn ihr Konfi mit Erdbeeren aus<br />
dem Garten macht, habt ihr auch die Topflappen<br />
selbst gehäkelt. Und weshalb sollte man<br />
kaputte Socken wegwerfen, wenn man sie<br />
stopfen kann? Nachhaltigkeit heisst bei euch<br />
einfach «da cha mer scho no bruche!». Darüber<br />
hinaus bin ich überzeugt, dass ihr in der<br />
Natur bestens zurechtkommt, während unsererseits<br />
ohne Handyempfang in eine mittelschwere<br />
Depression rutschen würde. Ihr<br />
wisst, welche Pilze essbar, welche Pflanzen<br />
giftig und welche Kräuter gesund sind. Und<br />
erreichen wir in eurem Schlepptau irgendwann<br />
mit leerem Handyakku die Zivilisation,<br />
kennt ihr erst noch genug Telefonnummern<br />
auswendig, um die ganze Verwandtschaft zu<br />
Hilfe zu rufen! (sd)
8 · Gemeinde / Gesellschaft <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
SPORTZENTRUM-POSTULAT<br />
ALS ERHEBLICH ERKLÄRT<br />
Am 7. Juni fand die erste Einwohnerratssitzung<br />
der Amtsdauer <strong>2023</strong>–2027 statt. Im<br />
Zentrum der Einwohnerratssitzung stand die<br />
Konstituierung für das neue Amtsjahr. Neu<br />
dabei war die GLP, welche bei den Gesamterneuerungswahlen<br />
erstmals angetreten war<br />
und gemeinsam mit der FDP eine Fraktion<br />
im Herisauer Gemeindeparlament bildet.<br />
Jeannette Locher-Wehrlin (FDP/GLP) wurde<br />
für ein weiteres Jahr als Einwohnerratspräsidentin<br />
gewählt. Die weiteren Mitglieder<br />
des Büros sind wie im letzten Amtsjahr Vizepräsident<br />
Jürg Kaufmann (SVP) sowie die<br />
Stimmenzählenden Celia Hubmann (SP),<br />
Roman Wäspi (Gewerbe/PU) und Jil Steiner<br />
(Die Mitte/EVP). Neu in die Geschäftsprüfungskommission<br />
gewählt wurde Hansueli<br />
Diem (Die Mitte/EVP). Wiedergewählt wurden<br />
Präsidentin Eva Schläpfer (Gewerbe/<br />
PU), Jürg Kaufmann (SVP), Michael Kellenberger<br />
(SP) und Urs Signer (FDP/GLP). In der<br />
Finanzkommission stossen Thomas Preisig<br />
(SVP) und Silvia Taisch Dudli (SP) zu den bisherigen<br />
Mitgliedern Reto Frei (Präsident, Die<br />
Mitte/EVP), Hans Hagmann (Gewerbe/PU)<br />
und Michel Peter (FDP/GLP). Für den Verpflichtungskredit<br />
«Obstmarkt» wurde eine<br />
parlamentarische Kommission bestehend aus<br />
Regula Ritter (Präsidentin, FDP/GLP), Marisa<br />
Dudle (SP), Michael Rechsteiner (SVP), Jil<br />
Steiner (Die Mitte/EVP) und Roman Wäspi<br />
(Gewerbe/PU) gewählt. Als letztes Traktandum<br />
wurde das Postulat «Ist das Sportzentrum<br />
Herisau für die Zukunft gerüstet» behandelt.<br />
Darin forderte Einwohnerrätin Karin<br />
Jung für die FDP/GLP-Fraktion den Gemeinderat<br />
dazu auf, innert Jahresfrist mögliche<br />
Organisationsformen für das Sportzentrum<br />
zu überprüfen und Vorschläge zur Umsetzung<br />
zu präsentieren. Für die Erarbeitung<br />
soll externe Fachunterstützung beigezogen<br />
werden. Grund dafür sei das seit Jahren anhaltende<br />
Defizit der Sportanlage. In den vergangenen<br />
fünf Jahren betrug dieses jeweils<br />
über zwei Millionen Franken. Im Voranschlag<br />
<strong>2023</strong> ist im Ressort Sport ein Verlust von rund<br />
2,4 Millionen Franken budgetiert. Sowohl<br />
die SVP wie auch die Fraktion PU/Gewerbe<br />
sprachen sich für das Postulat aus. Der Gemeinderat<br />
vertrat gegenüber dem Anliegen<br />
eine offene Haltung. Aktuell sei aber nicht<br />
der richtige Zeitpunkt, um diese Fragen zu<br />
prüfen, so Gemeindepräsident Max Eugster.<br />
Zuerst wolle man die Ergebnisse der betrieblichen<br />
und finanziellen Massnahmen der Reorganisation<br />
der Abteilung Sport abwarten.<br />
Die SP sowie die Mitte/EVP-Fraktion sprachen<br />
sich ebenfalls gegen das Postulat aus. In<br />
der Abstimmung wurde es mit 18 zu 13 Stimmen<br />
für erheblich erklärt. (gk)<br />
HERISAUER PRÄSIDIERT<br />
DIE NEU GEGRÜNDETE JUNGE SVP SÄNTIS<br />
Nach über einem Jahr Vorbereitungszeit fand<br />
am 23. Juni die Gründungsversammlung der<br />
Jungen SVP Säntis statt. Dafür fanden sich<br />
rund 100 Personen in der Mehrzweckhalle<br />
Au in Urnäsch ein. Laut einer Mitteilung soll<br />
der Stillstand der JSVP in den beiden Appenzell<br />
beendet und die neue Partei innert drei<br />
Jahren die stärkste Kraft aller Jungparteien<br />
im Appenzellerland werden. Zur Gründungsversammlung<br />
erreichten die Anwesenden<br />
diverse Grussbotschaften – unter anderem<br />
von Stephanie Gartenmann, Parteileiterin<br />
JSVP Schweiz, und Nationalrat David Zuberbühler.<br />
Innerhalb eines Gastreferats berichtete<br />
Alt-Bundesrat Christoph Blocher über<br />
sein Wirken und sprach der Jungpartei Mut<br />
für die Zukunft zu. Im Anschluss ging er auf<br />
die Fragen der Anwesenden ein. Präsidiert<br />
wird die Partei vom Herisauer Max Slongo,<br />
Einwohner- sowie Kantonsrat. Weiter gehören<br />
Fabienne Mazenauer (Vizepräsidentin),<br />
Vincenza Zumstein (Medien), Till Riechsteiner<br />
(Administration) sowie Dominik Zeller<br />
(Beisitzer) der Parteileitung an. (pd)<br />
DER STÄNDERAT UND<br />
DER SUPERDUPERKLEBER<br />
«Wer von euch hat schon einmal etwas gebastelt,<br />
erfunden, geklebt, gekleistert?»,<br />
fragte Andrea Caroni an einem Dienstagvormittag<br />
im Schulzimmer der 3. Klasse<br />
Waisenhaus. Viele Schülerinnen und Schüler<br />
streckten eine Hand in die Höhe. «Sehr gut,<br />
so seid ihr das perfekte Publikum», meinte<br />
der Ausserrhoder Ständerat. Weil Caroni am<br />
nationalen Vorlesetag vom 24. Mai verhindert<br />
war, besuchte er die Klasse nachträglich<br />
mit dem Buch «Die Erfinderbrüder und<br />
der Superduperkleber». Im Buch geht es um<br />
Kinder, die Flausen im Kopf haben und heimlich<br />
höchst nützliche Dinge wie eine Matschkugelkanone<br />
erfinden, um die Lehrerin Frau<br />
Siebenstein, ein Traumhaus aus Streichhölzern<br />
und schliesslich um eine Diebesjagd.<br />
Die Klasse hörte aufmerksam zu. Was man<br />
denn brauche, um einen Kleber herzustellen,<br />
der wirklich klebe, fragte Andrea Caroni.<br />
Die Vorschläge waren vielfältig: Zucker,<br />
Kaugummi, Harz, Honig, Schneckenschleim<br />
wurden genannt. «Ihr wisst Bescheid»,<br />
Andrea Caroni zeigt der Klasse ein Bild der Geschichte.<br />
meinte er und las weiter, zeigte Bilder. Und<br />
nach seinem halbstündigen Vorleseauftritt<br />
sagte er zu der Klasse: «Es gibt zwei gute<br />
Meldungen.» Caroni überliess der 3. Klasse<br />
nämlich das Buch – wie auch zwei weitere<br />
Bände der Serie. (pd)<br />
(Bild: pd)
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Gemeinde · 9<br />
HANDÄNDERUNGEN IM JUNI<br />
02.06.<strong>2023</strong> Brander Heinz, Herisau (Erwerb:<br />
03.03.2010), an Bislimi Emir und Bislimi Almir,<br />
Herisau Stockwerk-GB-Nr. S9011, Untere<br />
Steinegg 9; 51/1000 Miteigentum an Grundstück<br />
Nr. 3333, mit Sonderrecht an 3 1/2-Zimmerwohnung<br />
mit Kellerabteil GB-Nr. 3384,<br />
Untere Steinegg; Garage Vers. Nr. 3722, mit<br />
33 m² Grundstücksfläche<br />
15.06.<strong>2023</strong> Walke AG, Herisau AR (Erwerb:<br />
03.01.1969, 09.10.1973, 26.11.1986), an Cafag&Plaspaq<br />
SA, Fribourg GB-Nr. 3244, Walke<br />
23; Trafostation Vers. Nr. 3950, Nebengebäude<br />
Vers. Nr. 5580, Fabrikgebäude Vers. Nr.<br />
4324 und Fabrikgebäude Vers. Nr. 3208, mit<br />
5'687 m² Grundstücksfläche<br />
16.06.<strong>2023</strong> Karau Folker, Herisau (Erwerb:<br />
05.03.2015), an Orfanidis Iordanis, Herisau<br />
Stockwerk-GB-Nr. S9135, Schwellbrunnerstrasse<br />
75; 50/1000 Miteigentum an<br />
Grundstück Nr. 3208, mit Sonderrecht an 3<br />
1/2-Zimmerwohnung mit Kellerabteil Stockwerk-GB-Nr.<br />
S9383, Schwellbrunnerstrasse;<br />
4/1000 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />
3208, mit Sonderrecht an Garage<br />
16.06.<strong>2023</strong> Zünd Walter, Herisau (Erwerb:<br />
08.01.1963, 15.11.1973), an Knellwolf Thomas<br />
und Karin, Herisau GB-Nr. 2269, Sedelstrasse<br />
7; Garagengebäude Vers. Nr. 4627, Wohnhaus<br />
mit Remise Vers. Nr. 454, Gerätehaus Vers.<br />
Nr. 5604 und Gartenhaus Vers. Nr. 6548, mit<br />
37'586 m² Grundstücksfläche<br />
16.06.<strong>2023</strong> Meister Stefanie, Arbon (Erwerb:<br />
02.12.2003), an Frischknecht Reto, Herisau<br />
Stockwerk-GB-Nr. S10091, Föhrenstrasse 4;<br />
57/1000 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />
4294, mit Sonderrecht an 3 1/2-Zimmerwohnung<br />
mit Kellerabteil Miteigentums-GB-Nr.<br />
M10031, Föhrenstrasse; 1/27 Miteigentum an<br />
Grundstück Nr. 4297, (Benützungsrecht an<br />
Autoeinstellplatz)<br />
19.06.<strong>2023</strong> Oberli Martin und Sonja, Herisau<br />
(Erwerb: 31.05.1999), an Jud Pirmin und Signer<br />
Stefanie, Schwellbrunn GB-Nr. 4615, Sonnenberg<br />
2; Wohnhaus Vers. Nr. 6086 und Unterstand<br />
Vers. Nr. 5633, mit 383 m² Grundstücksfläche<br />
19.06.<strong>2023</strong> Zürcher Liselotte, Herisau (Erwerb:<br />
14.04.1972, 12.10.1995, 29.08.2008), an<br />
Osmanoski Balaban und Osmanoska Arta,<br />
Herisau Stockwerk-GB-Nr. S9016, Untere<br />
Steinegg 9; 66/1000 Miteigentum an Grundstück<br />
Nr. 3333, mit Sonderrecht an 3 1/2-Zimmerwohnung<br />
mit Dachterrasse, Abstellraum<br />
und Kellerabteil Stockwerk-GB-Nr. S9020,<br />
Untere Steinegg; 4/1000 Miteigentum an<br />
Grundstück Nr. 3333, mit Sonderrecht an Garage<br />
19.06.<strong>2023</strong> Erbengemeinschaft Riedler Rudolf<br />
(Erwerb: 14.06.1982, 19.06.<strong>2023</strong>), an Bislimi<br />
Emir, Herisau und Amidi Alejna, Bühler<br />
Stockwerk-GB-Nr. S9045, Untere Steinegg 8;<br />
140/1000 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />
3332, mit Sonderrecht an 4 1/2-Zimmerwohnung<br />
mit Kellerabteil GB-Nr. 3376, Untere<br />
Steinegg; Garage Vers. Nr. 3714, mit 33 m²<br />
Grundstücksfläche<br />
27.06.<strong>2023</strong> Rach Peter und Beatrix, Herisau<br />
(Erwerb: 05.01.<strong>2023</strong>), an Narindal Mathieu<br />
und Akemi, Herisau Stockwerk-GB-Nr. S9998,<br />
Schützenstrasse 24a; 103/1000 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 3554, mit Sonderrecht an<br />
4 1/2-Zimmer-Wohnung mit Kellerabteil Miteigentums-GB-Nr.<br />
M100<strong>07</strong>, Schützenstrasse;<br />
1/10 Miteigentum an Grundstück Nr. S9993,<br />
(Benützungsrecht an Autoeinstellplatz)<br />
27.06.<strong>2023</strong> Rechsteiner Martin und Nadja,<br />
Herisau (Erwerb: 12.12.2001), an Gentilini<br />
Andre, Herisau und McGrath Rene, St. Gallen<br />
GB-Nr. 503, Kasernenstrasse 31; Wohnhaus<br />
Vers. Nr. 91, mit 547 m² Grundstücksfläche<br />
Zivilstandsnachrichten<br />
Geburten<br />
Mäder Yael Ria, geboren am 13. Mai <strong>2023</strong>,<br />
Tochter des Mäder Oliver und der Mäder<br />
Sandra, wohnhaft in Herisau AR<br />
Python Sofia, geboren am 17. Mai <strong>2023</strong>,<br />
Tochter des Python Mario und der Greminger<br />
Vanessa, wohnhaft in Herisau AR<br />
Tobler Maylo, geboren am 19. Mai <strong>2023</strong>,<br />
Sohn des Basilio Monteiro David und der<br />
Tobler Eileen, wohnhaft in Herisau AR<br />
Alder Janis Emil, geboren am 27. Mai <strong>2023</strong>,<br />
Sohn des Alder Remo und der Alder Sonja,<br />
wohnhaft in Herisau AR<br />
Gasser Finn, geboren am 17. Mai <strong>2023</strong>, Sohn<br />
des Bärlocher Marco und der Gasser Nina,<br />
wohnhaft in Herisau AR<br />
Yussofi Benjamin, geboren am 2. Juni <strong>2023</strong>,<br />
Sohn des Yussofi Nematullah und der Yussofi<br />
Suraya, wohnhaft in Herisau AR<br />
Almeida Nogueira Diogo, geboren am 10.<br />
Juni <strong>2023</strong>, Sohn des Magalhães Nogueira<br />
Luís Miguel und der Mendes Almeida Susana<br />
Beatriz, wohnhaft in Herisau AR<br />
Tanner Malin, geboren am 18. Juni <strong>2023</strong>,<br />
Tochter des Tanner Remo und der Tanner<br />
Olivia, wohnhaft in Herisau AR<br />
Bilic Leana, geboren am 21. Juni <strong>2023</strong>, Tochter<br />
des Bilic Sandro und der Bilic Katrin,<br />
wohnhaft in Herisau AR<br />
Todesfälle<br />
Hürlimann, Anton, gestorben am 28. Mai<br />
<strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1957, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Schiess geb. Knechtle, Maria Antonia, gestorben<br />
am 3. Juni <strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren<br />
1931, wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Allenspach geb. Pröll, Melanie, gestorben am<br />
14. Juni <strong>2023</strong> in St. Gallen SG, geboren 1972,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Zellweger, Walter, gestorben am 23. Juni<br />
<strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1932, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Fitze geb. Stangl, Dorothea, gestorben am<br />
27. Juni <strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1929,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Eheschliessungen<br />
Blattner Michael und Blattner-Baumann<br />
Michaela, wohnhaft in Herisau AR<br />
Willms Jonatan und Willms geb. Kovacevic<br />
Bozana, wohnhaft in Herisau AR<br />
Zellweger Michael und Zellweger geb. Bärlocher<br />
Sandra, wohnhaft in Herisau AR
10 · Interview <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
«STELL DOCH S’LIECHT AB!<br />
KENNSCH KLIMAWANDEL?»<br />
Die 3./4. Klasse des Schulhaus Moos hat sich mit dem Klimawandel auseinandergesetzt und<br />
Plakate gestaltet. Lehrerin Vera Widmer erzählt, wie die Kinder auf das ernste Thema reagierten<br />
und was ihnen besonders in Erinnerung blieb.<br />
Vera Widmer, was veranlasste Sie, den Klimawandel<br />
in der Schule zu thematisieren?<br />
Die Idee kam von mir. Im Rahmen des Unterrichtsmoduls<br />
«Bildung nachhaltige Entwicklung»<br />
haben wir uns mit dem Wetter<br />
beschäftigt. Da waren die jüngsten Extreme<br />
ein Thema – die Kinder bekommen das natürlich<br />
auch mit. Ich fand es wichtig, ihnen<br />
die Veränderungen zu erklären. Am Schluss<br />
haben die Schülerinnen und Schüler dann<br />
Plakate mit Erkenntnissen und Tipps erstellt.<br />
Wie reagieren Kinder aus der 3. und 4.<br />
Klasse auf ein ernstes Thema wie den Klimawandel?<br />
Viele sind erschrocken, als wir über die Veränderungen<br />
und Konsequenzen der Erwärmung<br />
gesprochen haben. In dem Moment<br />
war es wichtig, ihnen beizubringen, dass wir<br />
jetzt alle gemeinsam an einer besseren Zukunft<br />
arbeiten. Während des Unterrichts war<br />
es mir ein Anliegen, keine Schuldzuweisungen<br />
oder gar Politik zu betreiben. Die Kinder<br />
sollten einfach lernen, weshalb sich unser<br />
Klima verändert, welche Folgen das hat und<br />
was jedes von ihnen tun kann, um unsere<br />
Erde ein bisschen gesünder zu machen.<br />
Was können Kinder tun?<br />
Es sind die kleinen Dinge: Das Licht immer<br />
ausschalten, nach dem Händewaschen nur<br />
ein Papier zum Trocknen benutzen, den<br />
Wasserhahn nicht laufen lassen, mit dem<br />
Velo statt mit dem Elterntaxi in die Schule<br />
oder Spielsachen tauschen, statt sie neu zu<br />
kaufen. Als wir kürzlich einen Ausflug gemacht<br />
haben, hat eines der Kinder das Licht<br />
in einem Zimmer brennen lassen. Da haben<br />
die anderen gleich gesagt: «Stell doch<br />
s’Liecht ab. Kennsch Klimawandel?»<br />
Wie genau hat der Unterricht ausgesehen?<br />
Wir haben unter anderem das «Regionale<br />
Didaktische Zentrum» in Gossau besucht,<br />
dass die Möglichkeit bietet, Lernarrangements<br />
zu bestimmten Themen anzugehen.<br />
Da gab es für die Kinder verschiedene Stationen<br />
zu durchlaufen, die ihnen Informationen<br />
vermittelt haben – vom Badezimmer<br />
mit Fakten zum Wasserverbrauch bis zum<br />
Regenwald mit seinen bedrohten Tierarten.<br />
Wie sind die Lektionen angekommen?<br />
Die Kinder haben schnell einen grossen<br />
Enthusiasmus entwickelt und gemeint:<br />
«Aber Frau Widmer, wenn es der Erde nicht<br />
gut geht, müssen wir unsere Plakate allen<br />
zeigen!» Diesem Elan und dieser Freunde<br />
kannst du dich als Lehrperson kaum entziehen.<br />
Deshalb kamen wir auf die Idee,<br />
unsere Geschichte im «de Herisauer» zu erzählen.<br />
Wir werden die Plakate auch in der<br />
Schule und an einigen Plätzen im Schachen<br />
aufhängen. Den Kindern ist es wichtig, dass<br />
ihre Anliegen sichtbar sind.<br />
Was bleibt bei den Kindern am stärksten<br />
haften?<br />
Wenn es um Tiere geht. In einem Erklärvideo<br />
kam zur Sprache, dass rund ein Drittel<br />
der Lebewesen als Folge des Klimawandels<br />
verschwinden könnten. Das zeigt sich auch<br />
in den gestalteten Plakaten. Auf vielen ist<br />
ein Eisbär zu sehen, da dieses Tier besonders<br />
unter den Veränderungen leidet.<br />
Was waren die grössten Herausforderungen<br />
für Sie als Lehrperson?<br />
Ein sehr komplexes und weitreichendes<br />
Thema so aufzuarbeiten, dass es die Kinder<br />
verstehen. Der Klimawandel entsteht<br />
aus verschiedenen Einflüssen wie Abgase,<br />
fossile Energieträger oder Abholzung der<br />
Regenwälder. Zudem denken Kinder anders<br />
als Erwachsene. Wenn sie Dinge hören wie<br />
«jede dritte Tierart ist gefährdet», denken<br />
sie, dass bald der Hund des Nachbarn sterben<br />
wird. Da ist es meine Aufgabe, auch<br />
mal zu entwarnen und zu betonen, dass die<br />
Erde nicht heute oder morgen untergehen<br />
wird. Es darf keine Angst aufkommen, sondern<br />
die Schülerinnen und Schüler müssen<br />
wissen, dass jeder seinen Teil für eine gesunde<br />
Erde beitragen kann.<br />
Wie wichtig ist Ihnen persönlich dieses<br />
Thema?<br />
Ich habe mich noch nie auf eine Strasse geklebt<br />
oder an einem Klimastreik teilgenommen.<br />
Aber ich bin sensibilisiert und achte<br />
in meinem Alltag auf Nachhaltigkeit. Ich<br />
orientiere mich an den kleinen Dingen oder<br />
versuche beispielsweise, regionale Produkte<br />
oder saisonales Gemüse zu kaufen. Ich<br />
reiste auch schon mit dem Zug statt dem<br />
Flugzeug in die Ferien. Eine Klimaaktivistin<br />
bin ich deswegen nicht, bin mir aber im Klaren,<br />
wie ich meinen Beitrag leisten kann.<br />
Die 3./4. Klasse des Schulhaus Moos beschäftigte sich mit dem Klimawandel.<br />
(Bilder: zVg.)<br />
Planen Sie diese Module auch für künftige<br />
Klassen?<br />
Ich möchte das wiederholen. Wir müssen<br />
Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel<br />
und Umweltschutz in der Schule ansprechen,<br />
weil es um unsere Zukunft geht. Die<br />
Schule Herisau hat seit neuestem ein Atelier.<br />
Diesen Spezialunterricht besuchen die<br />
Kinder während fünf Wochen jeden Mittwochmorgen.<br />
Da haben wir beispielsweise<br />
bereits einen Film gedreht. Diese Option<br />
bietet einen weiteren Rahmen für nachhaltige<br />
Themen.<br />
Sergio Dudli
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Interview · 11<br />
Eine Auswahl der gestalteten Plakate.
12 · Gesellschaft <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
SIEBEN LEHRERINNEN UND LEHRER<br />
VERABSCHIEDEN SICH IN DIE PENSION<br />
Nach der Primarlehrer-Ausbildung in seinem<br />
Heimatkanton Schwyz wechselte Berti Schuler<br />
1979 an eine Abschlussklasse im Schulhaus<br />
Emdwiese. Er erlebte 1984 den Umzug von der<br />
Poststrasse in den Ebnet-Neubau. Die letzten<br />
15 Jahre ging er ausschliesslich seiner grössten<br />
Leidenschaft nach: Im «Zentrum Werken» unterrichtete<br />
er Jugendlichen der Sekundarstufe.<br />
Umfangreich und geordnet ist sein legendäres<br />
Materialdepot. «Ich hatte den Ruf, dass ich alles<br />
brauchen kann», so Schuler. Bis zu ihrem<br />
65. Geburtstag hat Annemarie Wyssen unterrichtet.<br />
«Im Kanton Zug mit Textilien aufgewachsen,<br />
hatte ich meinen Traumberuf.» Sie<br />
erwarb daher die «Wählbarkeit für Mädchen-<br />
Handarbeit», wie das damals noch hiess. 1979<br />
startete sie im Landhaus mit Schülerinnen der<br />
Primarstufe und der Realschule. 1990 wechselte<br />
sie an die Sekundarschule, gefolgt von<br />
einer Familienzeit. 2000 stieg sie mit einem<br />
Teilpensum wieder in der Realschule ein. Zuletzt<br />
war sie ausschliesslich an der Poststrasse<br />
tätig. Bereits im Februar hat sich Brigitte Staubli<br />
pensionieren lassen. 1980 trat sie eine Unterstufenstelle<br />
im Waisenhaus Herisau an. Ab<br />
1994 unterrichtete sie nach Geburt ihrer Töchter<br />
in Kleinpensen als Lehrerin für Deutsch als<br />
Zweitsprache und Französisch. 2003 wechselte<br />
sie ins Landhaus Ost. «Dass ich bei den jüngsten<br />
Primarkindern gestartet bin, war wohl ein<br />
Zufall, es war gerade eine Stelle frei.» Sie habe<br />
sich aber wohlgefühlt auf dieser Stufe und sei<br />
deshalb geblieben. Margrith Hartmann ist im<br />
Juni 64 Jahre alt geworden. Sie unterrichtete<br />
ab 1984 an der Unterstufe im Kreuzweg. Nach<br />
familienbedingter Pause stieg sie wieder in<br />
verschiedenen Kindergärten und den Primarschulen<br />
Wilen, Ramsen und Moos ein. 2014<br />
wechselte sie zurück ins Landhaus. «Es ergab<br />
sich, dass ich immer wieder mit anderen Lehrpersonen<br />
in einem anderen Schulhaus arbeitete.<br />
Das war spannend, erforderte aber Anpassungsfähigkeit.»<br />
Susanne Wittwen schloss<br />
1983 das Seklehrerstudium ab. In jenem Herbst<br />
ergab sich in Herisau unerwartet eine feste<br />
Stelle. Kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter<br />
1994 kehrte sie wieder in die Schule zurück.<br />
2010 gehörte sie zu den Lehrpersonen, die<br />
sich «mit einem guten Gefühl» für den ersten<br />
Jahrgang des neuen Oberstufenmodells entschlossen<br />
und vom Ebnet West ins Ebnet Ost<br />
wechselten. Cornel Fecker stammt aus Waldstatt<br />
und schloss 1982 das Seklehrerstudium<br />
an der Uni Zürich ab. Da der Stellenmarkt ausgetrocknet<br />
war, arbeitete er drei Jahre lang in<br />
einem Urnäscher Kinderheim. Ab 1989 unterrichtete<br />
er an der Sekundarschule Herisau.<br />
Nun tritt er mit bald 65 Jahren die Pension an.<br />
«Die Welt steht mir offen. Aber zuerst habe ich<br />
eine Dachrenovation geplant.» Schon im Winter<br />
liess sich Irene Glasl pensionieren. Sie war<br />
ursprünglich Primarlehrerin und unterrichtete<br />
in vier Kantonen: Zürich, Thurgau, St. Gallen<br />
und Appenzell Ausserrhoden. Mit 52 Jahren<br />
entschloss sie sich, die Ausbildung zur Schulischen<br />
Heilpädagogin zu absolvieren. «Ich hatte<br />
in der Müli ein Zweidrittel-Pensum.» Dreieinhalb<br />
Jahre lang unterrichtete sie dort, bis<br />
sie von gesundheitlichen Problemen in Form<br />
von Long Covid betroffen war. Das Wichtigste<br />
sei nun die Genesung. «Ich bin oft erschöpft,<br />
halte mich gerne im Garten auf und verweile<br />
generell in der Natur.» (pd)<br />
Die sieben Pensionierten: Irene Glasl, Berti Schuler, Susanne Wittwen, Cornel Fecker und Brigitte Staubli<br />
(hinten v.l.) sowie Margrith Hartmann und Annemarie Wyssen (vorne v.l.).<br />
(Bild: pd)<br />
SENIORINNEN UND SENIOREN<br />
GENIESSEN IHRE FERIEN IM ELSASS<br />
Kürzlich hielten sich 26 Seniorinnen und Senioren<br />
der katholischen Pfarrei Herisau-Waldstatt-<br />
Schwellbrunn im Elsass auf. Bei strahlendem<br />
Wetter erlebte die Gruppe eine interessante<br />
und schöne Woche. Begleitet wurde sie von<br />
Reto Oberholzer (Pfarrer der Pfarrei Peter<br />
und Paul), Bernadette Schmitt und Chauffeur<br />
Christian Ramsauer. Die Hinfahrt führte<br />
dem Rhein entlang nach Neuf-Birsach. Einen<br />
Zwischenhalt gab es in der Lourdes-Grotte in<br />
Leuggern. Weiter ging es nach Illkirch, wo in<br />
einem Hotel das Quartier für fünf Nächte bezogen<br />
wurde. Am zweiten Tag erfolgte die Besichtigung<br />
des Klosters Le Mont Sainte Odile.<br />
Diese Pilgerhochburg ist der Heiligen Odilia<br />
(Schutzpatronin des Elsass) geweiht. Nach<br />
einem Gottesdienst konnten mehrere Orte<br />
besichtigt werden: das Grab der Odilia, die<br />
Tränenkapelle, die Engelskapelle, die Panoramaterrasse<br />
und die Quelle, der heilende Kräfte<br />
zugesprochen werden. Die Nachmittagsfahrt<br />
führte zum bemerkenswerten Monument Abbaye<br />
Saint Etienne de Marmoutier. Am Mittwoch<br />
feierte die Gruppe in Hunawihr einen<br />
Gottesdienst in der Pfarrkirche, welche inmitten<br />
der Rebberge liegt. Im benachbarten Städtchen<br />
Riquewihr bestiegen die Reisenden den<br />
Le Petit Train, mit dem eine Rundfahrt durch<br />
Städtchen und Rebberge genossen werden<br />
konnte. Eine Weindegustation rundete den<br />
Tag ab. Der Stadtpfarrer von Illkirch begrüsste<br />
die Reisegruppe in seiner Kirche Saint Symphorien,<br />
in der am Donnerstag und am Freitag<br />
eine Messe gefeiert wurde. Nächstes Ziel war<br />
Strasbourg mit Führung durch die Stadt und<br />
das Münster. Beeindruckend in dieser Kirche<br />
war die astronomische Uhr, deren Funktionen<br />
weltweit einzigartig sind. Am Freitag genossen<br />
die Besucherinnen und Besucher aus dem<br />
Appenzellerland die Haute Koenigsbourg. Die<br />
Burg ist die einzig vollständig restaurierte im<br />
Elsass; ihre ältesten Teile stammen aus dem<br />
12. Jahrhundert. Der Blick über die elsässische<br />
Rheinebene entschädigte für die Mühen des<br />
Treppensteigens. (zVg.)
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Rezept · 13<br />
LÖWENSTARKER EINSATZ<br />
FÜR DEN ROBERT-WALSER-PFAD<br />
2010 feierte der Lions Club Herisau seinen<br />
50. Geburtstag und machte es sich<br />
zur Aufgabe, sich künftig regelmässig dem<br />
Unterhalt des Robert Walser-Pfads zu widmen.<br />
Damals nahmen Freiwillige des Clubs<br />
eine grundlegende Überarbeitung des aussichtsreichen<br />
Rundwegs vor. Zwei Jahre<br />
später konnten die Lions den neu gestalteten<br />
Platz beim Walser-Brunnen einweihen.<br />
Am 3. Juni, dem Lions Awareness Day,<br />
trafen sich freiwillige Lions mit Putzkübeln,<br />
Schraubenziehern, Heckenscheren und Ersatztafeln<br />
«bewaffnet» für diverse Unterhaltsarbeiten<br />
am Pfad. Leicht verändert<br />
wurde dabei die Streckenführung. Diese<br />
kehrt auf die ehemalige Route über die Ziegelhütte<br />
zurück. Aus diesem Grund wurde<br />
auch der Flyer zum Walser Pfad erneuert.<br />
Dafür verantwortlich sind das Museum Herisau<br />
sowie die Gemeinde Herisau. (mitg.)<br />
Rezept<br />
des Monats<br />
LACHS MIT GURKEN<br />
& DILL-CREME<br />
Zutaten:<br />
Lachs<br />
– 200 g Lachsfilet ohne Haut<br />
– 200 g kaltes Wasser<br />
– 10 g Ättika-Essig (oder ähnlicher 12%-Essig)<br />
– 4 g Salz<br />
– 5 g Zucker<br />
– 1 Zweig Kronendill<br />
– 1 Frühlingszwiebel (in Scheiben)<br />
Nach diversen Unterhaltsarbeiten, präsentiert sich der Walser-Pfad in vollem Glanz.<br />
WANDERUNGEN IM JULI<br />
(Bild: zVg.)<br />
Gurken<br />
– 150 g Nostrani-Gurken<br />
– 1 Prise Salz<br />
– 10 g Ättika-Essig (oder ähnlicher 12%-Essig)<br />
– 20 g kaltes Wasser<br />
– 10 g Zucker<br />
– 10 Blätter Petersilie (glatt)<br />
Dill-Creme<br />
– 1 Eigelb<br />
– 1 Prise Salz<br />
– 5 g Dijon-Senf (fein)<br />
– 60 g Raps- oder Sonnenblumenöl<br />
– 20 g Zitronensaft<br />
– 30 g Crème Fraîche<br />
– 5 g frischer Dill<br />
Sonntag, 8. Juli<br />
König der Voralpen<br />
Der Speer ist nicht nur der König der Voralpen,<br />
er ist auch Europas höchster Nagelfluhberg.<br />
Er ist ein Aussichtsberg wie aus<br />
dem Bilderbuch – mit herrlicher Sicht auf<br />
Schwyzer, Glarner und Bündner Alpen sowie<br />
auf Zürichsee- und Bodenseegebiet. Dank<br />
der Sesselbahn Wolzenalp startet die Wanderung<br />
gemütlich. Im Zickzack geht es auf<br />
den Speergipfel und der Nordwand des Mattstocks<br />
zur Hinteren Amdener Höhi. Von dort<br />
ist es nicht mehr weit zur Sesselbahn Mattstock,<br />
die hinab nach Amden führt.<br />
Sonntag, 30. Juli<br />
Rheintal nach Brülisau<br />
Die Wanderung führt von Oberriet über den<br />
Kienberg zum Montlinger Schwamm. Hier<br />
lädt die eindrückliche Aussicht aufs untere<br />
Rheintal zum Verweilen und Geniessen. Anschliessend<br />
werden die restlichen Alpen bewandert.<br />
Den Abschluss bildet der Kriessener<br />
Schwamm. Unterwegs erfahren die Wanderlustigen,<br />
wie diese Alpen früher und auch<br />
heute organisiert sind. Von der Forstegg geht<br />
es schliesslich direkt hinunter nach Brülisau,<br />
wo die Wanderung ihren Abschluss findet.<br />
Route: Wolzenalp – Büchel – Bütz – Speermürli<br />
Leiterli – Speer – Alp Oberchäsere –<br />
Hinter Höhi – Niederschlag<br />
Distanz: 15 km Zeit: 6 h<br />
Anforderungen: hoch<br />
Treffpunkt: 08.17 h, 9643 Krummenau, Posthaltestelle<br />
Restaurant Adler<br />
Rückreise: 16.34 h, 8873 Amden, Posthaltestelle<br />
Dorf<br />
Anmeldung bis Donnerstag, 6. Juli <strong>2023</strong><br />
19.00 Uhr über die Homepage, per E-Mail an<br />
bonifaz.walpen@appenzeller-wanderwege.ch<br />
oder per Tel: <strong>07</strong>7 522 09 11<br />
Route: Oberriet Bahnhof – Kobelwald –<br />
Kienberg – Montlinger Schwamm – Forstegg<br />
– Fulen – Brülisau<br />
Distanz: 14.5 km Zeit: 5 h<br />
Anforderungen: hoch<br />
Treffpunkt: 08.20 Uhr, 9463 Oberriet, Bahnhof<br />
Rückreise: 15.30 Uhr, 9058 Brülisau, Postautohaltestelle<br />
Anmeldung bis Freitag, 28. Juli <strong>2023</strong> 19.00 Uhr<br />
über die Homepage, per E-Mail an<br />
andreas.wuest@appenzeller-wanderwege.ch<br />
oder per Tel: <strong>07</strong>6 725 13 56<br />
Zubereitung:<br />
Lachs<br />
Hautreste und Gräten vom Lachs entfernen,<br />
Fisch in eine Gratinform legen. Alle Zutaten<br />
inklusive Frühlingszwiebel in Topf geben und<br />
kurz erwärmen. Sud abkühlen lassen und<br />
vorsichtig über Lachs giessen. Gratinform<br />
abdecken mindestens vier Stunden im Kühlschrank<br />
marinieren lassen.<br />
Gurken<br />
Gurken in 2 mm dicke Scheiben schneiden<br />
und in Schüssel geben. Petersilie fein hacken,<br />
mit Salz, Ättika-Essig, Wasser und Zucker vermischen<br />
und über Gurken giessen. Schüssel<br />
abdecken und für zwei Stunden oder über<br />
Nacht im Kühlschrank marinieren lassen.<br />
Dill-Creme<br />
Dill hacken und mit Eigelb, Salz, Dijon-Senf<br />
und Zitronensaft vermischen. Mit Stabmixer<br />
mixen, Öl in kleinen Mengen hinzufügen.<br />
Zum Schluss mit Schwingbesen die Crème<br />
Fraîche daruntermischen und kühl stellen.<br />
Anrichten:<br />
Eingelegter Lachs mit etwas Sud, eingelegten<br />
Gurken und Dill-Creme in einem tiefen Teller<br />
servieren.<br />
la forchetta
14 · Thema des Monats <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
«DIE BESTE SELBSTVERTEIDIGUNG<br />
MUSS MAN NIE ANWENDEN»<br />
Einige Menschen wollen sich mit einem Selbstverteidigungstraining ein grösseres Sicherheitsgefühl<br />
verschaffen. Doch wie sieht ein solches aus? Und reicht dafür ein einzelnes Training?<br />
Ein kleiner Selbstversuch.<br />
Stellen Sie sich vor, Sie sind abends auf<br />
dem Nachhauseweg. Wie aus dem Nichts<br />
erscheint eine Gestalt und bedroht Sie mit<br />
einem Messer. Eine Situation, die Ohnmacht<br />
auslösen kann, wenn man nicht dafür gerüstet<br />
ist. Also wie reagieren? Vor einigen Wochen<br />
erreichte die Redaktion eine Mail mit<br />
einer möglichen Antwort.<br />
Darin weist Michael Rimle auf regelmässig<br />
in Herisau stattfindende Selbstverteidigungstrainings<br />
hin. Beim Training bleibe<br />
es nicht nur beim Boxen und Kicken, auch<br />
Messerattrappen und Alltagsgegenstände<br />
kämen zum Einsatz. So würde für unterschiedliche<br />
Situationen, wie beispielsweise<br />
Bodenkampf oder Angriff von mehreren<br />
Personen, die jeweils passende Reaktion<br />
vermittelt und verinnerlicht. Ich möchte mir<br />
ein eigenes Bild machen und besuche deshalb<br />
ein Schnuppertraining beim Kampfkunst-Verein<br />
«shiftyourself». Neben dem<br />
Schulhaus Kreuzweg erwarten mich nebst<br />
Michael Rimle auch Matthias Roderer und<br />
Reto Schmidli. Letzterer hat den Verein 2018<br />
ins Leben gerufen und bietet unter anderem<br />
Progressive Fighting Systems (PFS) an. Dabei<br />
handelt es sich um ein speziell für den<br />
Strassenkampf ausgerichtetes Kampf- und<br />
Verteidigungstraining.<br />
Der gebürtige Aarauer ist seit 1987 in der<br />
Kampfkunst aktiv. «Früher war ich ein eher<br />
ängstlicher Mensch. Um dagegen etwas<br />
zu unternehmen, fing ich mit dem Kampfkunsttraining<br />
Shaolin Kung-Fu an.» Darauf<br />
folgend fokussiert er sich auf Wettkampf-<br />
Kampfsportarten wie Wushu und Sanda. Einige<br />
Jahre später sucht er für den Fall einer<br />
Selbstverteidigung eine Kampfkunst, welche<br />
dem Strassenkampf am nächsten kommt.<br />
«Ich besuchte verschiedene Kampfkunst-Seminare,<br />
bis ich 1994 schliesslich das PFS für<br />
mich entdeckte. Die modernen Trainingsmethoden<br />
überzeugten mich, weil sie mehrere<br />
Kampfkünste vereinen.» Sechs Jahre später<br />
eröffnet er mit seinem Trainingskollegen<br />
und Freund die Kampfkunstschule PFS-Aarau.<br />
2010 zieht Reto Schmidli aus beruflichen<br />
Gründen ins Appenzellerland. Heute lebt er<br />
in Herisau und bietet seit gut fünf Jahren das<br />
Selbstverteidigungstraining hier an.<br />
Michael Rimle und Matthias Roderer<br />
nehmen seit einigen Jahren daran teil. Ich<br />
möchte ihre Beweggründe für die Teilnahme<br />
erfahren. Das Training habe einen positiven<br />
Einfluss auf sie. Rimle: «Wer weiss, dass er<br />
sich – falls nötig – wehren kann, geht selbstbewusster<br />
durchs Leben. Dieses Wissen<br />
finde ich wertvoll und tut mir gut. Nebenbei<br />
mag ich es, dass ich mich beim Training<br />
austoben kann.» Dem stimmt auch Roderer<br />
zu. «Durch die neugewonnene Ausstrahlung<br />
wird man eher in Ruhe gelassen», sagt er.<br />
Bevor er im Kampfsport aktiv wurde, sei er<br />
einige Male ungewollt in gefährliche Situationen<br />
geraten. Dies passiere ihm heute nicht<br />
mehr. Dennoch ist er überzeugt: «Die beste<br />
Kampfkunst ist diejenige, die man nicht<br />
braucht.» Ausserdem mache ihnen der Sport<br />
mit Gleichgesinnten in einer entspannten<br />
Atmosphäre Spass.<br />
Beim Messerkampf werden Schnelligkeit und Geschicklichkeit trainiert.<br />
Training mit Messerattrappen<br />
Das Training richtet sich in erster Linie an Erwachsene<br />
und Jugendliche. Mit Kindern würde<br />
Reto Schmidli die Einheiten anders aufbauen,<br />
beispielsweise ohne Trainingsmesser.<br />
Sind diese bei den Erwachsenen wirklich<br />
nötig? «Ja», sagt Schmidli, es sei wichtig,<br />
sich für verschiedene Gefahrensituationen<br />
zu wappnen. «Ein Messerangriff in einem<br />
Kampf zu unterbrechen ist sehr gefährlich<br />
und nicht ratsam. Dennoch trainieren wir<br />
es. Messerkampf eignet sich hervorragend,<br />
um Eigenschaften wie Schnelligkeit und<br />
Geschicklichkeit zu trainieren. Man spürt<br />
sofort, wenn man vom Trainingsmesser berührt<br />
wird.» Ziel sei es, den Gegner aufzuhalten,<br />
ohne vom Messer verletzt zu werden.<br />
Hier könnten Sekunden entscheidend sein.<br />
Dafür ist nicht nur die richtige Technik wichtig,<br />
sondern auch die Fähigkeit, Situationen<br />
richtig einzuschätzen und dementsprechend<br />
reagieren zu können. Auch dies ist Teil des<br />
Selbstverteidigungstrainings. Letztlich aber<br />
sind sich alle drei einig: Davonrennen ist –<br />
wenn immer möglich – die beste Lösung. Die<br />
erlernten Abwehrmöglichkeiten sollten nur<br />
im äussersten Notfall angewendet werden.<br />
«Ich achte darauf, dass unsere Mitglieder<br />
nette, anständige Personen sind. Wir wollen<br />
nicht, dass unser Training dafür missbraucht<br />
wird, um selber zum Täter zu werden.»<br />
Verhältnismässigkeit ist wichtig<br />
Ebenfalls im Kurs behandelt wird die Verhältnismässigkeit<br />
der Anwendung verschiedener<br />
Kampfmethoden, da einige zu starken<br />
Verletzungen führen könnten. «Wir versuchen<br />
jeweils zu unterscheiden, ob wir uns<br />
in Lebensgefahr befinden oder es sich um<br />
eine ‹simple› Konfliktsituation handelt – natürlich<br />
stets mit dem Bewusstsein, dass der<br />
Charakter der Situation zu jedem Zeitpunkt<br />
wechseln kann.» Zudem zeige er bei gefährlicheren<br />
Kampfmethoden immer auch Alternativvarianten<br />
oder Hebelanwendungen,<br />
um einen potenziellen Angreifer aufzuhalten.<br />
Weder Täter noch Opfer sollten bei der<br />
Anwendung unnötig verletzt werden. Hier<br />
sei die Verhältnismässigkeit der Notwehr<br />
bedeutend, da ansonsten das Opfer rechtlich<br />
belangt werden könne.<br />
Anton Sonderegger, Mediensprecher der<br />
Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden<br />
bestätigt dies: Gemäss Artikel 15 des Strafgesetzbuches<br />
dürfe eine Abwehr in einer<br />
Notwehrsituation das erforderliche Mass<br />
an Verteidigung nicht überschreiten. In die-<br />
(Bilder: hst)
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Thema des Monats · 15<br />
(v.l.n.r) Reto Schmidli, Michael Rimle und Matthias Roderer treffen sich regelmässig zum Selbstverteidigungstraining.<br />
sem Zusammenhang betont er, dass in der<br />
Schweiz jede Person verpflichtet sei, einem<br />
in Lebensgefahr schwebenden Menschen zu<br />
helfen, ausser die Hilfeleistung sei nicht zumutbar.<br />
Zudem solle auf das Mitführen oder<br />
Tragen etwa von Springmessern, Schlagringen<br />
oder eigens dafür angefertigten Schlüsselanhängern<br />
aus Metall – auch wenn sie<br />
der Selbstverteidigung dienen sollten– verzichtet<br />
werden, da sie nach Waffengesetz<br />
unter die gefährlichen Gegenstände fallen<br />
würden.<br />
Die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden<br />
biete zwar keine Selbstverteidigungskurse<br />
an, unterstütze aber die Präventionskampagnen<br />
der Schweizerischen<br />
Kriminalprävention (SKP). Auf deren Webseite<br />
www.skppsc.ch sind unter anderem auch<br />
Verhaltenstipps aufgeführt, um Gefahrensituationen<br />
zu vermeiden. Die Anzahl Gewaltdelikte<br />
im Kanton Appenzell Ausserrhoden<br />
liegt seit sieben Jahren zwischen 150 und 185.<br />
Schweizweit nehmen das Gewaltpotenzial<br />
und die Gewaltbereitschaft hingegen stetig<br />
zu. Laut dem Bundesamt für Statistik wurden<br />
2022 rund 1950 Gewaltdelikte polizeilich registriert.<br />
Zugenommen haben dabei Vergewaltigungen<br />
und schwere Körperverletzungen.<br />
Dabei sind Frauen nach wie vor deutlich<br />
öfter betroffen als Männer.<br />
Kraft und kurze Reaktionszeit<br />
Zurück zum Selbstverteidigungstraining in<br />
Herisau. Nach einem ersten Gespräch darf<br />
ich selber verschieden Methoden versuchen.<br />
Nach einem kurzen Aufwärmen drückt mir<br />
Reto Schmidli eine Messerattrappe in die<br />
Hand. «Greif mich an», sagt er. Zunächst tänzeln<br />
wir etwas im Kreis. Ich möchte ihn ablenken,<br />
bevor ich meinen ersten Angriffsversuch<br />
starte. Nach einigen Sekunden scheint<br />
mir die Zeit reif, und ich mache einen Schritt<br />
in seine Richtung. Mein «Überraschungsangriff»<br />
funktioniert – man hätte es erahnen<br />
können – nicht.<br />
«Wenn du wirklich<br />
handeln musst,<br />
mach es ohne zu<br />
zögern.»<br />
Er weicht nicht nur blitzschnell aus, sondern<br />
schlägt mir im Gegenangriff fast das Messer<br />
aus der Hand. Ich habe keine Chance zu reagieren.<br />
«Versuch es nochmal.» Gesagt, getan<br />
– jedoch mit demselben Resultat. Wir<br />
versuchen etwas Neues. Gemeinsam mit<br />
Michael Rimle sollen wir ihn nun zu zweit angreifen.<br />
Dies klappt nur bedingt. Ich selber<br />
gebe mir zwar Mühe, doch das ganze Manöver<br />
passiert so schnell, dass ich eher planlos<br />
herumstehe.<br />
«Für eine effiziente Selbstverteidigung<br />
ist Kraft nicht zwingend ausschlaggebend.<br />
Es kommt auf mehrere Faktoren an, wie beispielsweise<br />
Schnelligkeit oder Geschicklichkeit<br />
sowie funktionierende Strategien», sagt<br />
Reto Schmidli. Und was ebenfalls nicht fehlen<br />
dürfe, sei regelmässiges Training. Er vergleicht<br />
das Selbstverteidigungstraining mit<br />
einer Versicherung. «Man hofft, dass man sie<br />
nicht nutzen muss und zahlt trotzdem regelmässig<br />
Prämien.» Letztlich ginge es darum,<br />
sich die entsprechenden Eigenschaften aneignen<br />
zu können. Nur um die Grundlagen<br />
mit den verschiedenen Werkzeugen zu erlernen,<br />
brauche man als Neuling in diesem Gebiet<br />
durchschnittlich ein bis zwei Jahre. Erst<br />
danach würden sich die Trainings auf Details<br />
in der Selbstverteidigung fokussieren, um<br />
sich stetig zu verbessern und das Erlernte<br />
zu repetieren. Das gebe einem Menschen<br />
schliesslich Sicherheit.<br />
Seit Trainingsbeginn ist über eine Stunde<br />
vergangen. Statt sicher fühle ich mich eher<br />
verunsichert. Ich habe erlebt, wie schnell<br />
ein Angriff sein kann, respektive wie prompt<br />
ich mich wehren müsste. Bis ich dies könnte,<br />
müsste ich noch viele Trainings besuchen.<br />
Dem stimmen auch die drei Herren zu. Sie<br />
geben mir noch einige Tipps mit auf den<br />
Weg: Spiele nicht die Heldin, wahre die Distanz,<br />
versuche mit Worten die Situation zu<br />
entspannen. «Und wenn du wirklich handeln<br />
musst, mach es ohne zu zögern.» Schliesslich<br />
aber bleiben alle drei dabei: Wegrennen ist<br />
die beste Strategie.<br />
Helena Städler<br />
Weitere Informationen zum Selbstverteidigungstraining<br />
http://bit.ly/3XtMvLw
16 · Gesellschaft / I wohne do <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
I wohne do!<br />
NEUE UND BEKANNTE GESICHTER<br />
IM VORSTAND DES SC HERISAU<br />
An der diesjährigen Vereinsversammlung<br />
des Schlittschuh-Clubs Herisau konnte<br />
den Mitgliedern wiederum viel Gutes berichtet<br />
werden. Neben mehreren spannenden<br />
Projekten und einer ausgeglichenen<br />
Rechnung durften auch neue Vorstandsmitglieder<br />
begrüsst sowie aktuelle verabschiedet<br />
werden. Der langjährige Präsident<br />
Dario Heinrich vollzog seinen bereits im<br />
Frühling angekündigten Rücktritt. In einer<br />
Mitteilung bedankte sich der Verein «von<br />
ganzem Herzen für die unglaubliche und<br />
ultimativ vereinstreue Karriere, die Dario<br />
Heinrich auf den verschiedensten Stufen<br />
und Funktionen in den letzten 26 Jahren<br />
hingelegt hat».Gleichzeitig konnte der Vorstand<br />
nochmals ausgebaut werden. Neu<br />
stossen mit dem bereits bekannten Sportchef<br />
Matthias Popp und Florian Braun zwei<br />
weitere motivierte Verstärkungen dazu. In<br />
der neuen Zusammensetzung bestehend<br />
aus Sandra Amrhein, Florian Braun, Urs<br />
Kellenberger, Timo Meier, Matthias Popp,<br />
Oliver Schmid, Roger Schuchter und Yannick<br />
Widmer ist der Vorstand wieder komplett<br />
und gewappnet, um den eingeschlagenen<br />
Weg auch in Zukunft konsequent<br />
weiterzugehen. (pd)<br />
Sarah Schibli, 08.09.1991, ledig<br />
Was ist Ihr Lieblingsort in Herisau?<br />
Eines der Bänkli auf dem Höhenweg mit Blick<br />
auf den Säntis.<br />
Was würden Sie an Herisau verändern<br />
wollen?<br />
Mehr kulturelle Vielfalt und Begegnungszonen.<br />
Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit –<br />
egal ob tot oder lebendig – treffen dürften:<br />
Wer wäre es und weshalb?<br />
Psychotherapeut und Schriftsteller Irvin<br />
Yalom. Ich will herausfinden, ob er so ist,<br />
wie er in den Büchern und seinem Film «The<br />
Cure» wirkt. Auch würde ich gerne mit ihm<br />
über den Sinn des Lebens und über meine<br />
eigenen Motive und Ziele sprechen wollen.<br />
Was war Ihr Traumberuf als Kind?<br />
Tierärztin.<br />
Dieser Person möchte ich folgendes<br />
Kompliment machen:<br />
Meiner Schwester, für ihren Mut und ihren<br />
tollen Charakter.<br />
Was ist Ihr besonderes Talent?<br />
Ich bin empathisch und kann eine Atmosphäre<br />
schaffen, in der man sich wohlfühlt.<br />
Welches Tier wären Sie gerne und weshalb?<br />
Ein Pinguin, die sind immer gut angezogen!<br />
Was bringt Sie zum Lachen?<br />
Der Satiriker El Hotzo (Sebastian Hotz).<br />
Welche*n Herisauer*in würden Sie gerne<br />
in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> sehen?<br />
Rick Wassenaar<br />
Dario Heinrich (vorne links) wurde als Präsident verabschiedet.<br />
KINDER BEWEISEN TEAMGEIST<br />
AN DER «SUMMER CHALLENGE»<br />
Am Sonntag, 25. Juni, war auf der Sportanlage<br />
Ebnet mächtig was los. Über 200 Kinder<br />
und Jugendliche mit den Jahrgängen<br />
2008 bis 2016 haben sich an der «Summer<br />
Challenge» von Swiss Ski gemessen. Die<br />
Vierer-Teams mussten neun verschiedene<br />
Posten meistern, an denen Kondition<br />
und Teamkoordination gefragt waren. Die<br />
drei Erstplatzierten in den Kategorien Seniors,<br />
Juniors und Youngsters sicherten<br />
sich jeweils ihr Ticket für das nationale<br />
Saisonfinale am 16. September in Rotkreuz.<br />
Mit dabei waren unter anderem auch der<br />
Skicrosser und Olympiateilnehmer Marc<br />
Bischofberger sowie die Skifahrerin und<br />
dreifache Juniorenweltmeisterin Stefanie<br />
Grob. Die Profis versuchten dann auch<br />
noch den Tagesrekord beim Bob-Anschieben<br />
zu brechen. Diese Anlage von Olympiasieger<br />
Beat Hefti gehörte in Herisau zu<br />
den Hauptattraktionen. Seit vielen Jahren<br />
(Bild: pd)<br />
findet diese Sommerserie von Swiss Ski an<br />
verschiedenen Orten statt. Die Challenge<br />
ist ein Mix aus Bewegung, Kameradschaft,<br />
Sommertraining und Spass. (pd)<br />
Beim Anschieben ging es um den Tagesrekord.
UNSERE GEMEINDE<br />
Johann Ulrich Schiess<br />
Ein Herisauer als erster Bundeskanzler der modernen Schweiz<br />
Johann Ulrich Schiess wirkte massgeblich an der Bundesverfassung<br />
von 1848 mit und war 33 Jahre lang Bundeskanzler. Am<br />
6. Juli jährt sich sein Tod zum 140. Mal.<br />
Mit der Mediationsverfassung 1803 wird die Schweiz ein Staatenbund,<br />
Vertreter der Kantone beraten in der Tagsatzung unter dem jährlich<br />
wechselnden Landammann. Die Kanzlei mit Staatsschreiber und<br />
Kanzler wird Kern der neuen Verwaltungsbehörden. Nach den bürgerkriegsähnlichen<br />
Auseinandersetzungen des Sonderbundskriegs entsteht<br />
schliesslich die neue Verfassung der Schweiz von 1848. Dieses<br />
Ereignis jährt sich heuer zum 175. Mal.<br />
Überraschende Wahl zum Kanzler der Eidgenossenschaft<br />
Dies ist der Anlass um auf jenen Herisauer Bürger zu schauen, der der<br />
erste Bundeskanzler der neuen Eidgenossenschaft war. Noch während<br />
der Sonderbundskrise wurde Johann Ulrich Schiess als Gegenkandidat<br />
zum damaligen Amtsinhaber August von Gonzenbach zum<br />
Staatsschreiber der Eidgenossenschaft gewählt, obwohl er gar nicht<br />
kandidiert hatte.<br />
Geboren wurde Johann Ulrich Schiess 1813 in Wald/AR, weil sein Vater<br />
Adrian Schiess dort zu dieser Zeit als reformierter Pfarrer tätig<br />
war. Ein Jahr später siedelte Familie Schiess nach Langrickenbach<br />
im Thurgau über. Von 1829 bis zu seinem Tod 1841 hatte Vater Adrian<br />
Schiess dann die zweite Pfarrerstelle in Herisau inne.<br />
Johann Ulrich war das fünfte Kind nach vier früh verstorbenen. Die<br />
1816 geborene Anna (+1877) und der 1821 geborene Johann Adrian<br />
(+1856) waren seine Geschwister, die das Erwachsenenalter erreichten.<br />
Als Johann Ulrich 14-jährig war, verloren die Kinder ihre Mutter.<br />
Bald danach zog es die Familie wieder nach Herisau.<br />
Johann Ulrich Schiess zog für seine Bildung fort. Er studierte Jura,<br />
Geschichte und Philosophie in Basel, Jena, Berlin und Göttingen<br />
und promovierte 1835 mit 22 Jahren zum Dr. phil. Noch im gleichen<br />
Jahr wurde er im Kanton Appenzell Ausserrhoden als Archivar und<br />
anschliessend als Verhörrichter (1836–1839) und Ratsschreiber (1839–<br />
1847) tätig.<br />
Zum ersten Bundeskanzler gewählt<br />
1848 wählte die Tagsatzung Johann Ulrich Schiess zum ersten eidgenössischen<br />
Kanzler, von der neu gegründeten Bundesversammlung<br />
wurde er mit 121 von 124 Stimmen im Amt bestätigt, was seine Akzeptanz<br />
über die Parteigrenzen hinweg zeigt. Im Frühjahr 1848 führte er<br />
das Protokoll der 23-köpfigen Kommission, die in nur zwei Monaten<br />
die Verfassung für die moderne Schweiz erarbeitete.<br />
Schiess‘ Totenmaske im Einwohnerratssaal.<br />
Tüchtiger Organisator, gewissenhafter Beamter<br />
Schiess kam um 5 Uhr morgens ins Büro und arbeitete oft bis tief in<br />
die Nacht. So vermerkt es die Bundeskanzlei in der online verfügbaren<br />
Kurzbiografie. Er führte seine Untergebenen straff, wie es damals<br />
üblich war. Unzählige, teils amüsante Details zu seiner Tätigkeit lassen<br />
sich seinem ab 1850 geführten Tagebuch entnehmen. Dieses wird<br />
derzeit auf Initiative von Heidi Eisenheut, Leiterin der Kantonsbibliothek<br />
Appenzell Ausserrhoden, im Rahmen eines Citizen-Science-Projekts<br />
entschlüsselt.<br />
Geehrt und zum Nationalrat gewählt<br />
Johann Ulrich Schiess erhielt 1862 den Ehrendoktortitel der Universität<br />
Jena, zuerkannt «[...] dem in Amtsgeschäften erfahrensten Mann,<br />
dem überaus starken Hüter helvetischer Freiheit». 33 Jahre lang prägte<br />
Schiess das Amt des Bundeskanzlers mit seiner Persönlichkeit.<br />
Nach seinem Rücktritt mit 68 Jahren 1881 wurde er für seinen Kanton<br />
in den Nationalrat gewählt. Auf dem Weg zu einer Session erlag<br />
Schiess am 6. Juli 1883 einem Hirnschlag.<br />
Totenmaske heute im Ratssaal des Gemeindehauses in Herisau<br />
Erst nach dem Tod seiner Tochter, die die Totenmaske verwahrt hatte,<br />
kam diese zurück nach Herisau. In den Gemeinderatsprotokollen<br />
vom 10. April und 21. Mai 1928 wird die Mitteilung der Stadtkanzlei Bern<br />
diskutiert. Johann Ulrich Schiess‘ Tochter Hedwig Sidler-Schiess<br />
hatte in ihrer letztwilligen Verfügung einen Betrag von 5000 Fr. «zur<br />
Verwendung für arme Einwohner von Herisau» testiert und bestimmt,<br />
dass «die Totenmaske ihres verstorbenen Vaters, Herrn Kanzler<br />
Schiess, der Gemeindestube zur Aufbewahrung übergeben werden»<br />
soll, wie es im Protokoll heisst.<br />
Die Gemeindeverantwortlichen waren zunächst skeptisch und wollten<br />
sich das Objekt zuerst einmal ansehen, denn «es könnte sein,<br />
dass der Charakterkopf bei seinem Tode schon in Verfall gewesen<br />
wäre, dass die Aufstellung der Maske im Gemeinderatssaal sich nicht<br />
empfehlen dürfte.» Dies war denn aber nicht der Fall, und so wurde<br />
die Totenmaske provisorisch über der Brüstung der Sitzplätze des<br />
Gemeindehauptmanns und des Gemeindeschreibers angebracht.<br />
Heute kann sie im Ratssaal des Gemeindehauses Herisau an der<br />
Decke gegenüber dem Eingang betrachtet werden.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Projekt<br />
Die Vorbereitungen für die Arbeiten am Bahnhof laufen<br />
Im Februar 2024 beginnen die Vorbereitungsarbeiten für den Bau<br />
des neuen Bahnhofplatzes mit Bushof. Im Hintergrund werden die<br />
Planungen vorangetrieben.<br />
Der neue Kreisel, den der Kanton am Bahnhof Herisau baut, nimmt<br />
Gestalt an. Die Appenzeller Bahnen haben die Verlegung der Gleise<br />
bereits im Frühling 2022 abgeschlossen. Aktuell entsteht im<br />
östlichen Teil des Bahnhofareals das neue Verwaltungs- und Betriebsgebäude<br />
für die Appenzeller Bahnen und Regiobus.<br />
Im Februar 2024 fahren dann auch mitten auf dem Bahnhofareal<br />
die Bagger auf. Dann beginnt der Abbruch bestehender Bauten.<br />
Dazu zählen das Perrondach der Appenzeller Bahnen, das Gebäude<br />
der Mercato Shop AG und das ehemalige Direktionsgebäude<br />
der Appenzeller Bahnen. Für den Mercato Shop wird eine Ersatzbaute<br />
erstellt.<br />
Verhältnismässig ruhig ist es hingegen in der Mitte des Bahnhofareals,<br />
wo die Gemeinde bis 2028 den neuen Bushof, den Bahnhofplatz<br />
und neue Erschliessungen in die Quartiere Mühlebühl und<br />
Ebnet realisiert. Gemäss Christian Blumer, Bauherrenvertreter der<br />
Gemeinde Herisau, werden in den nächsten Monaten die provisorischen<br />
Ausführungspläne erarbeitet. Im April wurde mit dem sogenannten<br />
«Planfreeze» der Ausschreibungspläne ein Meilenstein<br />
erreicht: Sämtliche Planungen wurden «eingefroren» um einen<br />
verbindlichen Stand für die Arbeitsvergaben zu erhalten. Im Juli<br />
werden nun die Vergabeverfahren für das erste Submissionspaket,<br />
die Vorbereitungs-, Abbruch- und Tiefbauarbeiten, gestartet.<br />
Projektticker<br />
Chammerholzbrücke<br />
Unter Anleitung von Christian Gemperle vom Forstbetrieb am<br />
Säntis übten Mitarbeitende der ARA, des Werkhofs und des Unterhaltsbetriebs<br />
den sicheren Umgang mit Kettensägen. Im Rahmen<br />
des Kurses wurde die defekte Chammerholzbrücke erneuert.<br />
Solarfaltdach<br />
Die Installation der Photovoltaikanlage über den Klärbecken der<br />
ARA beginnt im Juli. Der Projektabschluss ist im September vorgesehen.<br />
Sanierung und Ausbau Sturzeneggstrasse<br />
Die Bauarbeiten <strong>2023</strong> kommen in ihre Endphase. In Etappen<br />
werden die Randabschlüsse versetzt und der Strassenbelag eingebracht<br />
- dies in Absprache mit dem örtlichen Gewerbe. Die<br />
Bauarbeiten finden unter Verkehr statt, die Durchfahrt für den<br />
motorisierten Verkehr ist zeitweise gesperrt. Es ist mit Behinderungen<br />
und Wartezeiten zu rechnen.<br />
Einwohnerrat<br />
Büro gegen Abstimmungssystem<br />
In der Februarausgabe wurde in der Rubrik «Werom?» die Frage<br />
nach einem elektronischen Abstimmungssystem aufgeworfen.<br />
Ein solches helfe dabei, sich über das Stimmverhalten der Einwohnerratsmitglieder<br />
zu informieren. In der Zwischenzeit hat<br />
sich das Büro des Einwohnerrates mit dieser Frage auseinandergesetzt<br />
und spricht sich gegen die Beschaffung eines elektronischen<br />
Abstimmungssystems aus. Die mutmasslichen Kosten<br />
– in der Stadt Gossau wurde kürzlich ein entsprechender Kredit<br />
in der Höhe von 20‘000 Franken gesprochen – seien bezogen auf<br />
die relativ kleine Parlamentsgrösse verhältnismässig hoch, insbesondere<br />
angesichts der von verschiedenen Seiten geforderten<br />
Sparanstrengungen nicht verhältnismässig, zumal die Einwohnerratssitzungen<br />
öffentlich seien. Ausserdem können unter www.<br />
herisau.ch/sitzungen die Audioprotokolle des Einwohnerrates angehört<br />
werden; die Eintretensvoten der Fraktionen widerspiegeln<br />
das Abstimmungsverhalten ihrer Mitglieder. Das Büro des Einwohnerrates<br />
weist darauf hin, dass es jedem Ratsmitglied oder<br />
einer Fraktion möglich ist, eine Motion für eine entsprechende<br />
Änderung des Geschäftsreglementes einzureichen.<br />
GPK sucht Aktuar/in<br />
Die Geschäftsprüfungskommission des Einwohnerrats ist auf der<br />
Suche nach einer Aktuarin oder einem Aktuar für die Mitarbeit in<br />
15 bis 20 Abendsitzungen pro Jahr. Auskünfte erteilt Präsidentin<br />
Eva Schläpfer, <strong>07</strong>9 261 57 66, evaschlaepfer@bluewin.ch.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Robert Walser-Pfad<br />
Ein reizvoller Rundweg<br />
Der Robert Walser-Pfad wurde diesen Sommer wieder der ursprünglichen<br />
Route über die Ziegelhütte angeglichen. Auch der<br />
Flyer wurde grundlegend überarbeitet.<br />
Mit dem Robert Walser-Pfad in Herisau schuf der Schriftsteller<br />
Peter Morger (1956–2002) im Jahr 1986 den ersten Literaturweg<br />
der Schweiz. Der landschaftlich reizvolle, kulturhistorisch interessante<br />
und literarisch gehaltvolle Rundweg lädt ein zur Erkundung<br />
von Lebensstationen und Erinnerungsstätten des Schriftstellers<br />
Robert Walser (1878-1956) und verbindet Orte der Erinnerung.<br />
Tafeln mit Zitaten geben Einblick in Walsers Werk und laden zur<br />
Besinnung ein. Im Robert Walser-Zimmer im Museum Herisau ist<br />
zudem viel Hintergrundwissen zum bedeutenden Schriftsteller<br />
zu finden. Getragen und unterhalten wird der Robert Walser-Pfad<br />
vom Museum Herisau mit Unterstützung der Gemeinde Herisau<br />
und des Lions Club Herisau.<br />
Arbeitseinsatz der Lions und neuer Flyer<br />
Im vergangenen Juni haben sich Freiwillige vom Lions Club Herisau<br />
wiederum um den Unterhalt des Pfades gekümmert und der<br />
attraktive Weg präsentiert sich wieder in vollem Glanz. Leicht<br />
verändert wurde die Streckenführung. Sie kehrt wieder auf die<br />
ehemalige Route über die Ziegelhütte zurück. Auch der Flyer zum<br />
Robert Walser-Pfad wurde einer grundlegenden Erneuerung unterzogen.<br />
Wer war Robert Walser?<br />
Robert Walser gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen<br />
Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Er wuchs in Biel in kleinbürgerlichen<br />
Verhältnissen auf und absolvierte dort eine Banklehre.1896<br />
wurden erste Gedichte publiziert. Dank seinem Bruder<br />
Karl fand Robert Walser ab 1905 in Berlin Zugang zu literarischen<br />
Kreisen. Zwischen 19<strong>07</strong> und 1909 erschienen seine Romane «Geschwister<br />
Tanner», «Der Gehülfe» und «Jakob von Gunten». Zurück<br />
in der Schweiz verfasste Robert Walser ab 1913 eine grosse<br />
Zahl von «Prosastückli», darunter das zentrale Werk «Der Spaziergang».<br />
Zuletzt entstanden zwischen 1924 und 1932 die in Miniaturschrift<br />
abgefassten «Mikrogramme». Im Juni 1933 kam Robert<br />
Walser als Psychiatriepatient in die Ausserrhodische Heil- und<br />
Pflegeanstalt in Herisau. Wichtigste Bezugsperson und Förderer<br />
wurde Carl Seelig aus Zürich, mit dem Walser ab 1936 zahlreiche<br />
Wanderungen unternahm. Weithin vergessen verstarb Robert<br />
Walser am Weihnachtstag 1956 bei einem einsamen Spaziergang<br />
im Schnee auf der Wachtenegg in Herisau.<br />
Wegbeschreibung<br />
Dauer: 2 ½ bis 3 Stunden<br />
Startpunkte: beim Walser-Brunnen in der Ortsmitte (4), beim<br />
Psychiatrischen Zentrum im Krombach (1) oder beim Friedhof (3).<br />
Ab Bahnhof: zu Fuss oder mit dem Ortsbus<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Schule<br />
Für zwei Pavillons kommt ein Doppelkindergarten<br />
Die zwei Müli-Kindergärten werden durch einen Neubau ersetzt.<br />
Nächsten Monat erfolgt der Baubeginn, auf Frühling 2025 wird<br />
der Abschluss erwartet. Der Pavillon-Rückbau bringt betriebliche<br />
sowie pädagogische Vorteile und erlaubt eine bauliche Entwicklung<br />
auf dem Areal «Schloss».<br />
«Das Lebensende des weissen Pavillons aus dem Jahre 1964 ist erreicht,<br />
ein Ersatz dringend nötig», sagt Carol van Willigen. Sie ist die<br />
für die Kindergärten der Gemeinde Herisau zuständige Schulleiterin.<br />
Der andere, rote Pavillon ist 1985 errichtet worden und entsprechend<br />
noch besser instand. Aber auch hier würden in absehbarer Zeit Investitionen<br />
anstehen. Im Zusammenhang mit der in den Jahren<br />
2013/2014 realisierten Sanierung der Schulanlage Müli hat die Abteilung<br />
Hochbau/Ortsplanung mit dem für die Sanierung beauftragten<br />
Architekten ein Vorprojekt initiiert. Aus Sicht der Liegenschaftsverwaltung<br />
wie aus wirtschaftlicher Optik ist ein gleichzeitiger Rückbau<br />
der beiden Bauten nun sinnvoll. Als Ersatz für die Pavillons wird ein<br />
Doppelkindergarten die Schuleinheit Müli vervollständigen.<br />
Besser in die Anlage integriert<br />
Investitionen in die beiden Kindergartenpavillons wurden aufgrund<br />
des sich abzeichnenden Rückbaus so weit als möglich vermieden.<br />
Im roten Pavillon besuchten bis im Sommer 2021 die Kinder aus dem<br />
Quartier Ifang den Kindergarten. Auf diesen Zeitpunkt hin wurde im<br />
Ifang die ehemalige Hauswartwohnung zu einem Schulzimmer umgebaut,<br />
sodass der Kindergarten eine Räumlichkeit im Ifang-Untergeschoss<br />
beziehen konnte. Damit sind die Ifang-Kindergärtler seit zwei<br />
Jahren Teil des Ifangs. «Und mit dem Neubau des Doppelkindergartens<br />
in der Müli sind bald auch jene Kindergärtler besser in ihre Primarschulanlage<br />
integriert», sagt Carol van Willigen.<br />
Das Obergeschoss gedreht<br />
Der geplante Ersatzneubau wird südöstlich an das bestehende Schulhaus<br />
angebaut. «Der Baubeginn erfolgt im August», erzählt Hansruedi<br />
Ehrbar, Fachspezialist Bauten und Projekte bei der Gemeinde Herisau.<br />
Der von Architekt Daniel Cavelti geplante Doppelkindergarten besteht<br />
aus einem Sockelgeschoss und einem in gleicher Grösse um 90<br />
Grad gedrehten Obergeschoss. Die Heizung wird an jene des Schulhauses<br />
angeschlossen. Die Kindergarten-Zugänge sind getrennt, die<br />
Kindergärten aber intern verbunden.<br />
Die Frontansicht vom Parkplatz aus gesehen; hinten rechts das Schulhaus.<br />
Eine Gruppe Müli-Kinder beim Spielen.<br />
Sicherheit wichtiger Faktor<br />
Der Betrieb in den Kindergärten und im Schulhaus wird während der<br />
gut eineinhalb Jahre dauernden Bauzeit vollumfänglich aufrechterhalten.<br />
«Ein wichtiger Punkt ist die Sicherheit für die Kinder», sagt<br />
Hansruedi Ehrbar. Es wurde ein spezielles Verkehrs- und Sicherheitskonzept<br />
erstellt. Der Baustellenbereich und somit der Gefahrenbereich<br />
wird auf allen Seiten abgegrenzt und gesichert. Der vorgesehene<br />
Zugang für die Kindergartenkinder zu den Pavillons zwischen Glatt<br />
und Baustelle ist grosszügig bemessen.<br />
Kindergärten in die Schuleinheiten integrieren<br />
Seit dem Schuljahr 2006/<strong>07</strong> integriert die Schulführung nach<br />
Möglichkeit die Kindergärten aus organisatorischen und betrieblichen<br />
Gründen in die Schuleinheiten. Dies bietet mehrere<br />
Vorteile:<br />
- Eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Kindergartenund<br />
Primarstufe wird erleichtert;<br />
der Austausch unter den Lehrpersonen findet spontan und<br />
regelmässig statt.<br />
- Die Kindergartenkinder sind in den Schulbetrieb integriert;<br />
sie lernen diesen kennen und der spätere Übertritt in die<br />
Primarschule wird erleichtert.<br />
- Räumlichkeiten der Schule wie die Turnhalle oder der<br />
Werkraum können ohne grossen Aufwand mitbenutzt werden.<br />
- Stufenübergreifende Unterrichtsprojekte können einfacher<br />
durchgeführt werden.<br />
- Die Kindergarten- und die Schulkinder haben denselben<br />
Schulweg.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Sportzentrum<br />
Die Badi wird zum Open-Air-Kino<br />
Am Wochenende vom 28. und 29. Juli finden im Freibad Sonnenberg<br />
zwei Kinoabende unter freiem Himmel statt. Durchgeführt<br />
werden die Anlässe vom Solarkino St. Gallen in Zusammenarbeit<br />
mit dem Sportzentrum Herisau. Der Leiter des Solarkinos St. Gallen,<br />
Denis Haramincic, erklärt, weshalb die Events mehr sind als<br />
nur Filmabende.<br />
Eine Badi ist ein lebendiger Ort. Kinder springen vom Sprungbrett, die<br />
älteren Semester schwimmen ihre Längen im Tiefwasserbecken und<br />
die Picknickdecke der Familie wandert mit dem Schatten der Bäume.<br />
Erst wenn die Sonne untergeht, kehrt Ruhe ein – normalerweise.<br />
Denn in diesem Sommer gibt es im Freibad Sonnenberg eine Ausnahme.<br />
Am letzten Juliwochenende markiert der Sonnenuntergang den<br />
Startschuss für ein besonderes Abendprogramm. Dann nämlich legt<br />
das St. Galler Solarkino einen Halt im Freibad Sonnenberg ein. «Wir<br />
haben vor zwölf Jahren in der St. Galler Altstadt damit begonnen,<br />
Filme mit Hilfe von Solarstrom zu zeigen», erklärt Gesamtleiter Denis<br />
Haramincic. «In diesem Jahr sind wir zum ersten Mal in Herisau zu<br />
Gast. Die Badi bietet ein ideales Gelände mit einer tollen Aussicht, auf<br />
das auch wir uns sehr freuen.»<br />
An zwei Abenden verwandelt sich die Badi in einen Kinosaal.<br />
Energiewandel sichtbar machen<br />
Die Idee des Solarkinos vereint den Wunsch nach Aktivitäten an der<br />
frischen Luft und Nachhaltigkeit. Sämtliche Technik wird mithilfe einer<br />
Batterie betrieben, die tagsüber aufgeladen wird. «Diese hält für<br />
drei bis vier Abende», sagt Haramincic und fügt lachend an: «Ein Problem<br />
haben wir also erst, wenn die Sonne an mehreren Tagen nicht<br />
scheint.» Die beiden Filmabende stehen unter unterschiedlichen Vorzeichen.<br />
Die Komödie «Wunderschön» wirft am Freitag einen humorvollen<br />
Blick auf das Leben und Hadern von fünf Frauen, am Samstag<br />
flimmert die freche Pippi Langstrumpf über den Bildschirm. Damit<br />
sollen sowohl Frauen und Pärchen als auch Familien mit Kindern auf<br />
ihre Kosten kommen. An den Abenden hat das Restaurant geöffnet<br />
und sorgt für die passende Verpflegung. Bezahlt wird der normale Badi-Eintritt,<br />
Gäste mit einem Abonnement schauen die Filme kostenlos.<br />
Seit der Premiere vor zwölf Jahren hat das Solarkino über 140 Vorstellungen<br />
durchgeführt. «Die Idee war es, schöne Plätze zu nutzen<br />
und im Sinne der Bevölkerung ein besonderes Erlebnis zu schaffen»,<br />
sagt Denis Haramincic. «In St. Gallen kennen den Gallusplatz oder<br />
die Drei Weieren alle. Aber an diesen Orten einen Film schauen? Das<br />
ist neuartig und familiär – zumal diese Plätze für viele auch eine Art<br />
Wohnzimmer sind.» Im Lauf der Zeit habe sich der Nachhaltigkeitsgedanke<br />
immer tiefer verankert. Heute werde der gesamte Prozess<br />
möglichst ökologisch gestaltet – vom schnellen Aufbau über reduzierte<br />
Transportfahrten bis zur eigenen Kino-Bar mit regionalen Produkten.<br />
«Alle wollen die Energiewende auf Knopfdruck, aber das geht<br />
nur Schritt für Schritt. Wir machen sichtbar, wie es auch im Kleinen<br />
geht.»<br />
«Wir wollen kein Dorffest sein»<br />
Rückblickend auf die Anfänge des Solarkinos schmunzelt Denis Haramincic.<br />
«Wir wollten das einfach mal in St. Gallen ausprobieren. Heute<br />
zeigen wir Filme an sieben verschiedenen Orten – vom Rheintal über<br />
die Stadt bis ins Appenzellerland.» Am meisten geschätzt werden die<br />
familiäre Stimmung und das Entfliehen aus dem Alltag in einer gewohnten<br />
Umgebung. «Wir wollen kein Dorffest sein, sondern ein einfacher<br />
Begegnungsort in entspannter Atmosphäre.» Dabei habe man<br />
sich gemeinsam mit dem Sportzentrum bewusst auf ein Wochenende<br />
verständigt, das in der Ferienzeit liegt. «Damit soll jenen etwas geboten<br />
werden, die zuhause geblieben sind.»<br />
In St. Gallen seien die Kinoabende mittlerweile zu einem Treffpunkt<br />
geworden. «Am Eröffnungsabend kommen Menschen aus den verschiedensten<br />
Bereichen und tauschen sich über Nachhaltigkeit<br />
aus. Dadurch entstehen wiederum neue Ideen, die uns einen dieser<br />
kleinen Schritte voranbringen», sagt Haramincic. Gemeinden wie<br />
St. Margrethen haben mittlerweile einen festen Platz in der Jahresplanung<br />
des Solarkinos. «Das ist übrigens der einzige Ort, der auf<br />
ein Ausweichdatum bei schlechter Witterung verzichtet. Da kamen<br />
im Dauerregen auch schon 100 Frauen zur Ladies Night! In Herisau<br />
weichen wir aber auf den Sonntag aus, falls eine der Vorführungen<br />
ins Wasser fällt.» Für die Zukunft wünscht sich der Leiter des Solarkinos<br />
eine längerfristige Zusammenarbeit. «Wenn wir merken, dass die<br />
Menschen ihre Freude daran haben, führen wir das gerne fort. Alle in<br />
unserem Team machen das ehrenamtlich. Aber wenn du spürst, dass<br />
deine Arbeit geschätzt wird, machst du alles noch motivierter.»<br />
Programm<br />
28. Juli 29. Juli<br />
Filmstart: 21.00 Uhr<br />
«Wunderschön»<br />
Mehr über<br />
das Solarkino<br />
Filmstart: 21.00 Uhr<br />
«Pippi Langstrumpf»<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
22 · Politik <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
SESSIONSRÜCKBLICK VON<br />
STÄNDERAT ANDREA CARONI<br />
Im Nationalrat wurden zwei besonders «ausserrhodische»<br />
Geschäfte im Erstrat behandelt,<br />
bevor der Ständerat am Zug ist. Zu den<br />
Nationalstrassen beschloss der Nationalrat,<br />
mit dem aktuellen «Ausbauschritt <strong>2023</strong>» die<br />
dritte Röhre Rosenbergtunnel inklusive Teilspange<br />
Güterbahnhof zu bauen. Obschon das<br />
Projekt auf St. Galler Boden liegt, hat es auch<br />
für Ausserrhoden eine gewaltige Bedeutung:<br />
Die Stadtautobahn ist für unseren Kanton eine<br />
zentrale Verbindungsstrasse. Sie läuft aber bereits<br />
heute am Limit, künftig wird es noch kritischer.<br />
Dieser Ausbau ist daher für Bundesrat<br />
und Nationalrat prioritär, und ich nehme an,<br />
der Ständerat wird sich anschliessen. Ein Referendum<br />
liegt aber in der Luft. Zum «Zubringer<br />
Appenzellerland» konnte sich das Parlament<br />
noch nicht äussern. Dafür konnten wir Ausserrhoder<br />
erreichen, dass der Bundesrat das<br />
Projekt wieder in die Planung aufgenommen<br />
hat und nun innert kurzer Frist analysieren will.<br />
Schliesslich hat nach dem Bundesrat auch der<br />
Nationalrat beschlossen, 16 Millionen Franken<br />
in die Berufsunteroffiziersschule (BUSA) in Herisau<br />
zu investieren. Das Geschäft war in Kommission<br />
und Nationalrat unbestritten. Nun ist<br />
der Ständerat am Zug. Ich bin auch hier sehr<br />
optimistisch. Einen historischen Touch hatte<br />
die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission<br />
(PUK). Seit 1995 ist es<br />
erst die fünfte der Geschichte. Obschon hier<br />
viel zusätzliche Arbeit in kurzer Zeit lauert,<br />
habe ich mich dafür zur Verfügung gestellt.<br />
Die PUK kann nur die «Feuerwehr» (die Bundesbehörden),<br />
nicht die «Brandstifter» (die<br />
CS-Verantwortlichen) untersuchen. Natürlich<br />
ist auch bei den Behörden genau hinzuschauen<br />
und sind Lehren für die Zukunft zu ziehen. Ein<br />
weiterer Hauch Weltgeschichte wehte durchs<br />
Bundeshaus, als der ukrainische Präsident<br />
Selenski virtuell vor der Bundesversammlung<br />
sprach. Es war nicht der erste Auftritt eines<br />
ausländischen Präsidenten im Parlament, doch<br />
bot der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine<br />
einen aussergewöhnlichen Hintergrund.<br />
Bereits vor dieser Rede hatte der Ständerat<br />
beschlossen, das aktuell überstrenge Kriegsmaterialgesetz<br />
etwas zu lockern, doch wird<br />
dieses Geschäft noch einige Schlaufen drehen.<br />
Geschäfte, die ich besonders mitbetreute sind<br />
die «Renteninitiative», was aber das Parlament<br />
leider definitiv abgelehnt hat. Die Initiative<br />
kommt 2024 an die Urne. Erfolgreicher war<br />
mein Engagement fürs neue Sexualstrafrecht:<br />
Diese breit abgestützte Reform ist nun abgeschlossen<br />
und wurde im Ständerat einstimmig<br />
angenommen. Auch erfolgreich war eine von<br />
mir angestossene Reform, gemäss der junge,<br />
weiterhin hochgefährliche Mörder notfalls länger<br />
weggesperrt werden können, statt nur bis<br />
zum 25. Geburtstag wie heute. Der Ständerat<br />
stimmte klar zu, nun ist der Nationalrat am<br />
Zug. Erfreulich war das Ja des Ständerats zum<br />
Unternehmensentlastungsgesetz, auch wenn<br />
die von mir verlangte unabhängige Prüfung der<br />
amtlichen Regulierungsfolgeabschätzungen<br />
noch nicht drin ist. Ich reichte ein Postulat zur<br />
Stellung der Alleinlebenden in der Schweiz ein<br />
und schliesslich auch eine Initiative, wonach<br />
der Bundesrat bei Erlass von Notrecht neu<br />
gleichzeitig begründen muss, ob dieses rechtlich<br />
gerechtfertigt ist. Nach getaner Arbeit<br />
verabschiedeten wir uns in den Sommer. Allerdings<br />
noch nicht in die Sommerpause, denn in<br />
den kommenden Wochen erwarten uns noch<br />
zahlreiche Kommissionssitzungen – die PUK<br />
noch nicht eingerechnet. Ihnen wünsche ich<br />
einen schönen Sommer und stets genügend<br />
Sonnenschein.<br />
Andrea Caroni, Ständerat AR<br />
SESSIONSRÜCKBLICK VON<br />
NATIONALRAT DAVID ZUBERBÜHLER<br />
In der Sommersession stimmte der Nationalrat<br />
8,8 Milliarden Franken für den Unterhalt<br />
und Betrieb der Nationalstrassen für die Periode<br />
2024 bis 2027 zu. Laut den Verkehrsprognosen<br />
des Bundes werden bis 2040 rund<br />
20 Prozent des Nationalstrassennetzes regelmässig<br />
überlastet sein. Der Zubringer Appenzellerland<br />
(N25) war noch kein Bestandteil<br />
der Vorlage. Der Bundesrat hat im Februar<br />
entschieden, zuerst eine Korridorstudie im<br />
Rahmen des strategischen Entwicklungsprogramms<br />
Nationalstrassen durchzuführen. Bis<br />
Ende Mai 2024 soll Klarheit über einen allfälligen<br />
Ausbau der N25 bestehen. Im Rahmen<br />
der Armeebotschaft <strong>2023</strong> hat der Nationalrat<br />
das Immobilienprogramm VBS und damit den<br />
Neubau der BUSA in Herisau bewilligt. Geht<br />
es nach dem Willen der grossen Kammer, kann<br />
mit dem Neubau der Berufsunteroffiziersschule<br />
bald begonnen werden. Aktuell fehlt die Zustimmung<br />
des Ständerates. Der Nationalrat<br />
will 25 stillgelegte Leopard-2-Kampfpanzer der<br />
Schweizer Armee ausmustern. Dies hat eine<br />
Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission<br />
des Nationalrates beantragt. Ich habe<br />
mich im Rat dagegen gewehrt. Der Krieg in der<br />
Ukraine zeigt, dass Kriege nicht ausschliesslich<br />
im Cyberraum ausgetragen werden. Daher<br />
müsste die Armee sowohl personell als auch<br />
materiell gestärkt werden. Doch wie sieht die<br />
Armee von morgen aus? Wir wissen nicht,<br />
wie die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz<br />
angesichts der Rückkehr zu bewaffneten Konflikten<br />
gestärkt werden kann. Solange keine<br />
aktuelle Verteidigungsdoktrin existiert und<br />
die Offiziersgesellschaft der Panzertruppen<br />
zum Schluss kommt, dass für eine effektive<br />
Landesverteidigung mindestens 300 solcher<br />
Kampfpanzer benötigt werden, halte ich den<br />
Entscheid des Nationalrats für verfrüht. Auch<br />
entschied der Nationalrat, die Abschaffung<br />
des Eigenmietwertes auf Zweitliegenschaften<br />
auszudehnen, damit bei der Steuererklärung<br />
der Eigenmietwert künftig nicht mehr angegeben<br />
werden muss. Dieses Thema ist umstritten.<br />
Zwei Vorlagen dazu scheiterten an<br />
der Urne und schon mehrmals im Parlament.<br />
Auch will der Nationalrat Schweizer Firmen<br />
vor ausländischem Zugriff schützen. Konkret<br />
ging es um strategische Infrastrukturen der<br />
Energiewirtschaft. Schweizer Wasser- und<br />
Atomkraftwerke sowie Strom- und Gasnetze<br />
sollen nur unter eng definierten Bedingungen<br />
ins Ausland verkauft werden dürfen. Auch weil<br />
sich chinesische Investoren in der Schweiz<br />
breit machen, sprach sich der Nationalrat für<br />
eine Änderung der «Lex Koller» aus. Der Nationalrat<br />
will 16- und 17-Jährigen das aktive<br />
Wahl- und Stimmrecht einräumen. Die Staatspolitische<br />
Kommission muss nun eine Vorlage<br />
ausarbeiten. Der Entscheid in der grossen<br />
Kammer fiel mit 98 zu 93 Stimmen. In der<br />
Schweiz kennt übrigens nur der Kanton Glarus<br />
das Stimmrechtsalter 16. Die Staatsrechnung<br />
2022 des Bundes ist eine historisch schlechte.<br />
Erstmals seit 2005 hat der Bund das vergangene<br />
Jahr mit einem höheren Defizit abgeschlossen,<br />
als es konjunkturell zulässig wäre. Ohne<br />
die Zusatzausschüttung der Nationalbank im<br />
Umfang von 1,3 Milliarden Franken stünde die<br />
Schweiz noch deutlich schlechter da. Während<br />
die Bruttoschulden auf 120 Milliarden Franken<br />
angestiegen sind, liegt der Hauptgrund für das<br />
heutige Defizit in erster Linie in der grosszügigen<br />
und masslosen <strong>Ausgabe</strong>npolitik des Parlaments<br />
in den letzten Jahren und Jahrzehnten.<br />
Zum Schluss wünsche ich Ihnen eine schöne<br />
Sommerpause. Ob im Appenzellerland oder in<br />
der Ferne: Bleiben Sie gesund und alles Gute.<br />
David Zuberbühler, Nationalrat AR
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Gemeinde / Chorzfuetter · 23<br />
Chorzfuetter<br />
Revidierte Gemeindeordnung abgelehnt<br />
Die Stimmberechtigten haben die totalrevidierte<br />
Gemeindeordnung abgelehnt. Sowohl der<br />
Vorschlag ohne fakultatives Finanzreferendum<br />
(2178 Nein zu 1234 Ja) als auch der Vorschlag mit<br />
fakultativem Finanzreferendum (2178 Nein zu<br />
1178 Ja) fanden bei über 63 Prozent der Stimmberechtigten<br />
keine Zustimmung. In der Stichfrage<br />
hätten 58,3 Prozent dem Vorschlag mit fakultativem<br />
Finanzreferendum den Vorzug gegeben. Die<br />
Stimmbeteiligung betrug 36 Prozent. Mit dem<br />
Nein zur Revision der Gemeindeordnung bleibt<br />
weiter die Gemeindeordnung aus dem Jahr 2000<br />
in Kraft. (gk)<br />
HERISAUERIN FEIERT<br />
DEN HUNDERTSTEN GEBURTSTAG<br />
Kürzlich feierte Martha Wenk im Haus Park<br />
der Stiftung Leben im Alter Herisau ihren<br />
100. Geburtstag. Bei seinem Besuch berichtete<br />
die Jubilarin dem Gemeindepräsident<br />
Max Eugster, wie sie vor vielen Jahren von<br />
der Region Zürich den Weg ins Appenzellerland<br />
und beim Musizieren die Liebe gefunden<br />
hat. Einigen Herisauerinnen und<br />
Herisauern dürfte Martha Wenk noch als<br />
Blockflöten- und Handorgellehrerin in Erinnerung<br />
sein. Diese Tätigkeit habe ihr stets<br />
sehr viel Freude bereitet, weil die Kinder damals<br />
«Leben in die Bude» an der Kasernenstrasse<br />
gebracht hätten. Der Gemeinderat<br />
wünscht der Jubilarin für die Zukunft weiterhin<br />
alles Gute. (gk)<br />
Gemeinde erstattet Anzeige<br />
Anfangs Juni wurde in Herisau ein Flugblatt verteilt,<br />
welches unter anderem haltlose Thesen über<br />
angeblich im Geheimen erfolgte Privatisierung<br />
der Gemeindebehörden beinhaltete. Im Flugblatt<br />
und auf der dazugehörigen Webseite wurden zudem<br />
das Gemeindewappen, das Gemeindelogo<br />
sowie weiteres Bildmaterial missbräuchlich verwendet.<br />
Die Gemeinde hat deshalb Anzeige gegen<br />
erstattet. Einige Tage später folgten auf das<br />
Flugblatt Briefe mit falschen Absendern, die im<br />
Zusammenhang mit dem Flugblatt stehen. Das<br />
Vorgehen der unbekannten Urheber ist aus anderen<br />
Gemeinden bekannt. Die Gemeinde wird<br />
Einwohnerinnen und Einwohner, in deren Namen<br />
weitere Briefe an Mitarbeitende der Gemeindeverwaltung<br />
gesendet werden, informieren. (gk)<br />
Schulhaus Waisenhaus wird saniert<br />
Das Waisenhaus auf dem Ebnet dient als Standort<br />
der Herisauer Schulverwaltung. Ausserdem<br />
mietet das kantonale Departement Bildung und<br />
Kultur Räume in diesem kommunal geschützten<br />
Kulturobjekt. An der Gebäudehülle sind verschiedene<br />
Massnahmen, wie beispielsweise wärmetechnische<br />
Aufwertungen, nötig. Dafür hat der<br />
Gemeinderat einen Verpflichtungskredit in der<br />
Höhe von 1,28 Millionen Franken genehmigt. Die<br />
Renovation erfolgt ab Herbst <strong>2023</strong>. (gk)<br />
Martha Wenk im Gespräch mit Gemeindepräsident Max Eugster.<br />
261 KINDER ABSOLVIEREN<br />
RADFAHRERPRÜFUNG<br />
Am 6. Juni sind Schülerinnen und Schüler<br />
aus den Gemeinden Herisau, Schönengrund,<br />
Schwellbrunn, Urnäsch und Waldstatt zur<br />
diesjährigen Radfahrerprüfung in Herisau angetreten.<br />
Sie zeigten mit ihren Fahrrädern auf<br />
der anspruchsvollen Prüfungsstrecke durch<br />
das Dorf ihr Können im Alltagsverkehr. Dabei<br />
passierten 43 Schülerinnen und Schüler die<br />
Prüfung ohne Fehler und konnten mit dem<br />
(Bild: gk)<br />
Prädikat «vorzüglich» ausgezeichnet werden.<br />
Die Leistung von 37 Teilnehmenden war ungenügend.<br />
Die Radfahrerprüfung wird im<br />
Kanton Appenzell Ausserrhoden nach Regionen<br />
durchgeführt und setzt sich aus einem<br />
theoretischen Teil, einer technischen Kontrolle<br />
des Fahrrades und einer praktischen<br />
Prüfungsfahrt durch das Zentrum von Herisau,<br />
Teufen oder Heiden zusammen. (kar)<br />
Erster HEV-Hauseigentümertreff<br />
Im Treffpunkt trafen sich knapp 20 HEV-Mitglieder<br />
zum ersten Hauseigentümer-Treff. Das Ziel<br />
war der Gedankenaustausch unter den Wohneigentümern<br />
und die Vermittlung von Informationen<br />
zu aktuellen eigentumspolitischen Themen.<br />
Rege wurden verschiedene Themen wie Fotovoltaik<br />
und Eigenmietwert, Energiefördermassnahmen<br />
oder das Klimaschutzgesetz diskutiert. Der<br />
nächste Treff findet am 5. September statt. (pd)<br />
Vor der Prüfung: Schülerinnen und Schüler sind abfahrtbereit.<br />
(Bild: kar)
24 · Herisauer Persönlichkeiten <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
«LASSET UNS GUTES TUN<br />
UND NICHT MÜDE WERDEN»<br />
Neuerungen in der Textilindustrie, die erste Krankenstation in Herisau, eine Bank, die Wiederbelebung<br />
des Heinrichsbads, das erste Monatsblatt für die Familie in der deutschsprachigen<br />
Schweiz: Jakob und Elise Steiger-Meyers Lebenswerk ist imposant.<br />
In den Jahrbüchern 1933 erschienen auf 65 Seiten<br />
die «Gedenkblätter an Jakob Steiger-Meyer»<br />
zu seinem 100. Geburtstag, zusammengestellt<br />
und verfasst von seinen Söhnen Jakob<br />
Steiger, Eugen Steiger-Sigg, Ernst Steiger-Züst<br />
sowie «unter stiller Mitwirkung der übrigen<br />
Geschwister». Betitelt mit «Lasset uns Gutes<br />
tun und nicht müde werden» veröffentlichte<br />
der Illustrierte Hausfreund im Januar 1906<br />
den Nekrolog von Elise Steiger-Meyer, geschrieben<br />
von Tochter Lily Zellweger-Steiger.<br />
Bezugnehmend auf diese Schriften versuchen<br />
wir, Ihnen einen Einblick ins Schaffen des Ehepaars<br />
Steiger-Meyer zu vermitteln. Einmal<br />
mehr mit der Einschränkung, dass es nicht<br />
möglich ist, mit diesen wenigen Zeilen dem<br />
Lebenswerk und den Persönlichkeiten des<br />
Ehepaars gerecht zu werden.<br />
Jakob Steiger, geboren am 9. November<br />
1833, stammte aus bäuerlichen Kreisen. Als er<br />
drei Jahre alt war, übernahmen seine Eltern in<br />
Zürich Stadelhofen die Wirtschaft «Sternen»<br />
unmittelbar am See. Hier wuchs er mit zwei<br />
Schwestern auf, besuchte die «schon damals<br />
ausgezeichneten Stadtschulen und hatte das<br />
Glück, an der Industrieschule von tüchtigen<br />
Lehrern unterrichtet worden zu sein». Dank<br />
eines elterlichen Freundes erhielt er 1851 einen<br />
Lehrvertrag für eine kaufmännische Ausbildung<br />
im Weisswarenfabrikations- und Exporthaus<br />
J. Bischoff & Co. in Teufen. «Das war<br />
der Beginn von Steigers enger Verbindung<br />
mit der appenzellischen Industrie, der er<br />
während 40 Jahren treu bleiben sollte.» Vorerst<br />
aber wirkte er von 1855 bis 1857 als Prokurist<br />
in der Londoner Filiale seiner Lehrfirma.<br />
1858 gründete er in St. Gallen eine eigene Stickereiexportfirma.<br />
Nach der Heirat mit Elise<br />
Meyer verlegte er diese 1860 auf Wunsch seines<br />
Schwiegervaters nach Herisau.<br />
Elise Meyer, geboren am 16. Juni 1828, war<br />
die älteste Tochter von Emanuel Meyer und Elise<br />
Meyer, Tochter des Landesstatthalters und<br />
Textilkaufmanns Johannes Wetter. Das Verhältnis<br />
zwischen Schwiegersohn und Schweigervater<br />
wird als «für die Öffentlichkeit von<br />
Einfluss» beschrieben und «kaum ein Tag verging,<br />
wo sich die beiden nicht sahen und mancher<br />
kluge Rat des älteren machte die Durchführung<br />
von Plänen möglich». Oberstleutnant<br />
Emanuel Meyer-Wetter besass eine Appretur<br />
und Indiennedruckerei und war «anerkannter<br />
Organisator und Führer der appenzellischen<br />
Land- und Forstwirtschaft», einige Zeit war<br />
er auch Mitglied des Herisauer Gemeinderats<br />
und der Ausserrhoder Regierung. Elise Steiger-<br />
Meyers Mutter wird als «weltabgewandt und<br />
in sich gekehrt» beschrieben, «ohne lebhaftes<br />
Interesse für das Leben um sie her, verbrachte<br />
sie am liebsten ihre Tage in stiller Arbeit<br />
und in Betrachtung des göttlichen Wortes».<br />
Ihre Tochter «war vielmehr ihrem Vater ähnlich,<br />
lebhaft, aufgeweckt, immer voller Pläne<br />
und Ideen». Mit dem Konfirmandenunterricht<br />
vertiefte sie sich in das Wesen und Leben der<br />
christlichen Lehre und des Evangeliums. Nach<br />
ihrer Schulzeit verbrachte sie ein Jahr in einem<br />
Mädchenpensionat in Lausanne. Zurück in<br />
Herisau gründete sie eine Sonntagsschule<br />
und «richtete für die Kinder, die sich ohne Aufsicht<br />
wild herumtrieben, eine Strickschule ein<br />
und besuchte Kranke». Daneben lebte sie eher<br />
zurückgezogen vom gesellschaftlichen Leben.<br />
Dies löste die Befürchtung aus, sie würde nie<br />
einen Mann finden, «was damals in ihren Kreisen<br />
als einziges Lebensziel eines wohlhabenden<br />
Mädchens galt». In St. Gallen aber hatte<br />
Jakob Meyer über Bekannte von Elise gehört.<br />
Er reiste nach Herisau und bat um ihre Hand,<br />
ohne sie zu kennen. Elise willigte ein. Ihren<br />
Briefen ist zu entnehmen, dass sie bald sehr<br />
glücklich war «und dieses Glück viele Jahre<br />
ungetrübt blieb».<br />
Aktiv für eine erstarkte Industrie<br />
Jakob Meyers Geschäft florierte, was ihn dazu<br />
veranlasste, ein eigenes Heim und Geschäftshaus<br />
an der Emdwiese (heute Poststrasse) zu<br />
bauen. Das Haus «Friedeck» hätte seinen Namen<br />
indes nur sonntags verdient; «werktags<br />
war es eine ‹Sturmeck›». Es herrschte Hochbetrieb<br />
und Überstunden bis tief in die Nacht<br />
seien für Steiger die Regel gewesen. Dieser<br />
hatte «von jeher den Wunsch, mit seinem eigenen<br />
Geschäft und seiner reichen Tätigkeit<br />
dem allgemeinen Wohl zu dienen. Er wollte<br />
die festgesessene Industrie wieder flott machen,<br />
Verbesserungen in der Fabrikation einführen,<br />
mehr Arbeitsgelegenheiten schaffen,<br />
zu besseren Löhnen, um der ausländischen<br />
Konkurrenz die Spitze zu bieten». Die appenzellische<br />
Weberei befand sich damals in der<br />
Krise. 1862 wurde daher eine Industriekommission<br />
ins Leben gerufen, welche sich mit<br />
«der Einführung neuer Industrien im Lande»<br />
beschäftigen sollte. Jakob Steiger übernahm<br />
das Präsidium. Bereits ein Jahr später konnte<br />
er etwa von der Einführung von Stick- und<br />
Verwebkursen in Herisau und Trogen berichten.<br />
Ebenfalls bemühte sich Steiger um die<br />
Einführung der Seidenhandweberei. Ab 1864<br />
entspannte sich die Lage. Steiger richtete<br />
sein Augenmerk fortan auf die «Hebung der<br />
bestehenden Industrien, die Einführung verbesserter<br />
Arbeitsmethoden, Verbesserungen<br />
an den Webstühlen, Erziehung von geschultem<br />
Personal und von tüchtigen Zeichnern<br />
für Weberei und Stickerei (…) und die Einführung<br />
gewerblicher Fortbildungskurse», welche<br />
er in den Anfängen aus eigener Tasche<br />
finanzierte. Steiger führte zudem, «sein wohl<br />
grösster Verdienst um die appenzellische<br />
Handweberei», die Eisengarnweberei aus<br />
Wuppertal ein und entdeckte das Ätzverfahren<br />
bei Textilien. Die Chronisten sind sich<br />
einig: «Dank der von Steiger initiierten Sanierung<br />
der Ausrüstindustrie rückte Herisau<br />
zum Zentrum der Textilveredlung auf.»<br />
Spital, Bank, Illustrierte, Kurhaus, Bahn<br />
Steiger machte sich nicht nur regional einen<br />
Namen. So delegierte ihn der Bundesrat als<br />
«Jurymitglied für die gesamte Textilindustrie<br />
(ausgenommen Seide)» an die Weltausstellungen<br />
nach Wien (1873) und nach Paris (1878).<br />
Ebenfalls wurde sein Urteil in handelspolitischen<br />
und Zoll-Fragen eingeholt. So verhandelte<br />
Steiger im Auftrag des Bunderates mit<br />
Frankreich, mit den USA und mit dem Deutschen<br />
Reich. Zudem engagierte er sich für<br />
einen besseren Zusammenschluss unter den<br />
verschiedenen Industrien. «Er war ein Förderer<br />
des Schweizerischen Handels- und Industrieverein»,<br />
gründete 1879 die Sektion Herisau und<br />
präsidierte diese bis zu seinem Austritt 1890.<br />
Steigers Engagement reichte aber weit<br />
über die Textilindustrie hinaus. Anfangs<br />
der 1860er-Jahre etwa hatte er die Idee, in<br />
Herisau ein Krankenhaus zu gründen. «Die<br />
Hauptarbeit fiel dabei seiner Frau zu.» An<br />
der Schmiedgasse richtete sie eine erste bescheidene<br />
Krankenstation ein und übernahm<br />
die Oberaufsicht. Später «ging daraus das<br />
hinterländische Krankenhaus hervor». 1866<br />
gründete er gemeinsam mit Freunden wie<br />
Bankier Ulrich Zellweger aus Trogen, seinem<br />
Schwiegervater und dem Direktor der Bank in<br />
Winterthur die Bank für Ausserrhoden, welche<br />
schnell florierte. Später ging sie an den<br />
Schweizerischen Bankverein über, der sie als<br />
Filiale weiterführte. Ende der 1860er-Jahre<br />
entschloss sich Jakob Steiger zur Herausgabe<br />
eines illustrierten Monatsblattes, besonders<br />
für Arbeiterkreise. Dies mit dem Ansinnen,<br />
dem Volke «statt der vielen Schundliteratur<br />
guten Lesestoff zu bieten». Da er keinen passenden<br />
Redaktor fand, übernahm auch diese<br />
Arbeit seine Frau. «Mit Herzklopfen ging sie
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Herisauer Persönlichkeiten · 25<br />
Pionier der ostschweizerischen Textilindustrie: Jakob Steiger-Meyer.<br />
(Bilder: Kantonsbibliothek Trogen)<br />
«Sie war das Gegenteil ihres Gatten: ruhig, konsequent, überlegt und methodisch»:<br />
die achtfache Mutter Elise Steiger-Meyer. <br />
an die neue Aufgabe. Sie geriet ihr über Erwarten<br />
gut, und so behielt sie 36 Jahre lang<br />
bis zu ihrem Tod die Redaktion des ‹Illustrierten<br />
Hausfreunds› in ihren Händen.» Als protestantisch-orthodoxe<br />
Gegenpole zur liberalen<br />
«Appenzeller Zeitung» rief Steiger später<br />
auch das «Appenzeller Tagblatt» (1879-82)<br />
beziehungsweise die «Appenzeller Nachrichten»<br />
(1882-89) ins Leben.<br />
Anfangs der 1870er-Jahre kaufte Steiger das<br />
Heinrichsbad, welches fortan als «Erholungsheim<br />
im christlichen Sinne» dienen sollte.<br />
Also als Ferienort für Pfarrer, Lehrer, Missionare,<br />
Krankenschwestern, welche das Bedürfnis<br />
nach einem Ort mit christlicher Hausordnung<br />
hatten. Elise Steiger-Meyer übernahm auch<br />
hier eine tragende Rolle und war «treue Beraterin<br />
und Freundin der Leiterin des Hauses».<br />
Ebenfalls in die 1870er-Jahre fiel Steigers Engagement<br />
für die Appenzeller Bahn. Damals<br />
entflammte laut Daniel Brugger in «Die appenzellische<br />
Eisenbahn» ein heftiger Kampf<br />
zwischen den Befürwortern eines Anschlusses<br />
nach Gossau und jenen, die einen Anschluss<br />
nach Winkeln für geeigneter hielten. Steiger-<br />
Meyer führte letztere an, welche die Abstimmung<br />
im März 1873 knapp gewannen. Brugger:<br />
«Für die Gemeinde Herisau war dieser eher<br />
kurzsichtige Entscheid insofern verfehlt, als<br />
sich bei einem Entscheid für die andere Variante<br />
der spätere Abbruch der Linie Herisau-<br />
Winkeln und der Neubau der Schmalspurbahn<br />
nach Gossau erübrigt hätte.» Die Linie Herisau-Winkeln<br />
wurde am 12. April 1875 eröffnet.<br />
Steiger-Meyer «sass jahrelang im Direktionskomitee,<br />
hatte seine Sorgen mit den Finanzen<br />
des Baus und des späteren Betriebs, war<br />
aber froh, die eigentliche Leitung und Überwachung<br />
des Baus und Betriebs in die Hände<br />
seines Schwiegervaters legen zu können.»<br />
Die beschwerlichen Jahre<br />
Ab anfangs den 1890er-Jahren folgte der<br />
umtriebigen und erfolgreichen Zeit eine<br />
beschwerliche für Ehepaar Steiger-Meyer.<br />
«Jakob war eben nie ein scharf rechnender<br />
Kaufmann. Er war zu sehr Idealist.» Er musste<br />
Konkurs anmelden. «Die ohne richtige Übersicht<br />
verwalteten Lager im Ausland zogen das<br />
Mutterhaus in Herisau in den Abgrund – das<br />
ganze grosse Geschäft und der Wohlstand<br />
stürzten zusammen.» Nun traten die negativen<br />
Seiten Steigers hervor. Zu lesen ist von<br />
einer «brausenden Männernatur», von «grossem<br />
und edlen, aber ungezügelten Geist» und<br />
von «getrübter Urteilskraft». Steigers Ziel: Er<br />
wollte den Schaden wieder gutmachen. Dafür<br />
verliess er 1892 Herisau, um im Ausland neu<br />
zu beginnen. Seine Frau blieb zurück, «da die<br />
Erziehung der jüngsten der acht Kinder noch<br />
nicht beendet war». Mit grossem Geschick<br />
habe sie es verstanden, sich den veränderten<br />
Verhältnissen anzupassen. 1895 folgte sie ihrem<br />
Mann nach London, der dort – nachdem<br />
er sich erfolglos als Taschentuchproduzent<br />
in den USA versuchte – zwei Handelsgesellschaften<br />
zur Ausbeutung griechischer Magnesit-Minen<br />
und Marmorsteinbrüche gegründet<br />
hatte. «Im Mamorgeschäft ging nochmals viel<br />
Geld verloren. Das Magnesitgeschäft wurde<br />
später zur Goldgrube, aber nicht für Steiger-Meyer.»<br />
Im Herbst 1902 erkrankte Jakob<br />
Steiger-Meyer und das Ehepaar kehrte nach<br />
Herisau zurück, «wo Jakob Steiger liebevolle<br />
Aufnahme im Krankenhaus Herisau fand». Im<br />
April 1903 «schloss er die Augen, schon halb<br />
vergessen von der Umwelt, in welcher er so<br />
lange eine führende Rolle gespielt hatte».<br />
Elise Steiger-Meyer blieb in Herisau.<br />
«Die Stürme lagen hinter ihr, sie war an der<br />
Schwelle des Alters. Aber ihre geistige Kraft<br />
war ungebrochen und der Trieb sich nützlich<br />
zu machen, lebte in neuer Stärke auf.» Nach<br />
dem Tod ihrer Schwester übernahm sie deren<br />
Arbeit im Verein der Freundinnen junger<br />
Mädchen, im Verein zur Hebung der Sittlichkeit<br />
und im evangelischen Frauenverein. Dies<br />
bis kurz vor ihrem Tod am 20. April 1905.<br />
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Gründung: 1873<br />
Anzahl Mitglieder: 24 Sängerinnen<br />
Vorstand: Mirjam Bruderer, Claudia Büngener, Trudi Grämer,<br />
Lidy-Anne Pasche, Simone Scherer und Irene Widmer<br />
Dirigentin: Antonia Brown-Ulli (Bild rechts)<br />
Wichtigster Anläss im Jahr: Jahreskonzert, Chorreise und Gesangsfest<br />
Vereinszweck: Den Chorgesang in seiner Vielfalt zu pflegen sowie<br />
das kulturelle Leben in Herisau zu fördern und zu unterstützen. Auch<br />
Geselligkeit und Zusammengehörigkeit sind uns wichtig.<br />
Das macht uns aus: Unser Repertoire ist so vielfältig wie die Sängerinnen<br />
und reicht von Volksliedern bis zu Pop.<br />
Probentag: Dienstag 20.00 – 21.45 (in den Schulferien sind keine<br />
Proben) Schnuppersängerinnen sind jederzeit willkommen<br />
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Wollen Sie Ihren Verein kostenlos der Herisauer Bevölkerung zeigen? Melden Sie sich bei redaktion@deherisauer.ch
28 · Unsere Gärten <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
«DER BAUERNSTAND HAT<br />
EIN IMAGEPROBLEM»<br />
Willy Preisig führt seinen Milchwirtschaftsbetrieb in der Sturzenegg unternehmerisch und<br />
weitgehend selbständig. Zusätzlich pflegt er das Jungvieh, ein paar Kälber, Schafe und Hühner.<br />
Seine Erfahrungen mit Biodiversitätsförderung geben Einblick in den heutigen Bauernalltag.<br />
Jana planscht vergnügt im Bädli vor dem Bauernhaus,<br />
während ihr Grossvater Willy den<br />
Melkroboter mit dem Hochdruckreiniger im<br />
neuen Stall wäscht. Das Gebäude wurde letztes<br />
Jahr fertiggestellt und bietet Freilauf für 65<br />
Milchkühe. Im Obergeschoss ist der Heustock<br />
samt Heutrocknungsanlage untergebracht. Der<br />
Bau dieser enormen Stallgebäude, die auf immer<br />
mehr Höfen zu sehen sind, hängt mit der<br />
maximal möglichen Anzahl Tieren zusammen.<br />
Diese berechnet sich auf der Düngerbilanz der<br />
zu bewirtschafteten Fläche. Mit dem Freilaufsystem<br />
und dem Melkroboter werden zudem<br />
zahlreiche Abläufe vereinfacht und zeitlich optimiert.<br />
«Und der zusätzliche Platz im Heustock<br />
ersetzt die Siloballen, die ich aufgrund des Plastikabfalls<br />
für problematisch halte», sagt Willy<br />
Preisig. Die Kühe brauchen auch keinen Pansenpuffer,<br />
eine Art Magenschoner, um das säurehaltige<br />
Silofutter besser zu verdauen. Preisigs<br />
Kühe sind derzeit auf fünf Alpbetrieben in den<br />
Kantonen Graubünden, Uri und Wallis verteilt.<br />
Das spart das Futter für die Tiere. Das eingebrachte<br />
Heu des Sommers kann so im Winter<br />
verwendet werden.<br />
Sein zu bewirtschaftender Boden reicht bis<br />
nach Winkeln. Mit einem benachbarten Bauern<br />
hat er kürzlich ein Stück Land abgetauscht, so<br />
dass die Flächen, die zu bewirtschaften sind,<br />
nun auch alle in der Nähe des Betriebs liegen.<br />
«Das ist für mich auch Biodiversität», sagt<br />
Preisig – und schon sind wir mitten im Thema.<br />
«Wir Bauern sind besorgt, unsere Anfahrtswege<br />
aus ökologischen Überlegungen kurz zu<br />
halten und untereinander Flächen abzutauschen.<br />
Das wird aber nicht gefördert, sondern<br />
mit der Handänderungssteuer eigentlich noch<br />
Der Hof der Familie Preisig in der Sturzenegg bei Herisau.<br />
bestraft.» Willy Preisig ist Jahrgang 1975 und<br />
in Herisau aufgewachsen. 1999 konnte er den<br />
Pachtbetrieb seiner Eltern von der Axpo erwerben.<br />
Was anfänglich sieben Hektaren waren,<br />
sind heute inklusive Wald deren 45. «Mir wird<br />
schnell langweilig», sagt er und grinst. Seine<br />
umtriebige, ehrgeizige Art ist bezeichnend für<br />
ihn, aber selbst sieht er sich nicht als typischen<br />
Bauern. Sowohl er wie auch seine Frau arbeiteten<br />
immer auch auswärts. «Das vermeidet, dass<br />
man betriebsblind wird.»<br />
Die Nostalgie ist vorbei<br />
Auf seinem Hof ist alles zugänglich, diese Transparenz<br />
ist ihm wichtig: «Bei mir kann jeder<br />
reinschauen, ich habe nichts zu verbergen.»<br />
Die Preisigs machen bei der Stallvisite vom<br />
Schweizer Bauernverband und beim kantonalen<br />
Angebot «Schule auf dem Bauernhof»<br />
mit. «Meist kommen die Primarklassen einmal<br />
pro Jahreszeit, um über die Vegetation und Lebensmittelherkunft<br />
zu lernen.» Ein zusätzlicher<br />
Effekt ist, dass die Kinder einen realistischen<br />
Blick auf heutige Bauernbetriebe erhalten. Die<br />
Nostalgie aus Bilderbüchern sei schon lange<br />
vorbei. Preisig macht das aus Überzeugung,<br />
er sieht eine Wichtigkeit darin, Kinder zu verwurzeln<br />
und zu prägen. Erschreckt ist er, wenn<br />
er Kinder erlebt, die nicht barfuss in der Wiese<br />
gehen können, weil sie das so verunsichert. Die<br />
Entfremdung von der Natur bei den jüngeren<br />
Generation empfindet er als enorm, obschon<br />
die Ernährungstrends das Gegenteil signalisieren.<br />
«Wenn jemand sich vegan ernährt, so ist<br />
das sein Recht. Aber wenn er findet, es brauche<br />
keine Bauern dazu, dann fehlt ihm offensichtlich<br />
das Wissen, dass auch die Basis für vegane<br />
Lebensmittel angebaut werden muss. Das ist<br />
letztlich nur ein anderer Betriebszweig.» Aktuell<br />
müssen gemäss Angaben des Bauernverbands<br />
AR mindestens sieben Prozent der Betriebsfläche<br />
für Biodiversätsförderung ausgeschieden<br />
werden. Dazu zählen Bäume, Hecken oder das<br />
Stehenlassen von Heugras bis zum 1. Juli, damit<br />
sich verschiedene Arten von Insekten und<br />
Tieren vermehren können. «Das ist sicherlich<br />
nicht falsch», meint Preisig. «Allerdings zeigt<br />
sich inzwischen auch, dass die Böden, die weder<br />
gedüngt noch mit Mist genährt werden,<br />
zunehmend vermoosen. Dass sich viele dieser<br />
Flächen nahe am Waldrand befinden, trägt mit<br />
Schatten und Feuchtigkeit dazu bei.»<br />
Dadurch entwickle sich paradoxerweise<br />
die Artenvielfalt weiter zurück. Dort wo früher<br />
zweimal pro Jahr gemäht und im Herbst noch<br />
Kühe auf die Wiese gelassen wurden, mähe<br />
man nun noch einmal. «Ich bin nicht überzeugt,<br />
dass diese Methode die Artenvielfalt zurückbringt.<br />
Wo haben wir denn die grösste Vielfalt<br />
an Insekten und Blumenpracht? Auf den Alpen,<br />
wo im Sommer der Boden bewirtschaftet wird<br />
und das Wildheuen gefördert wird.» Als Anschauungsbeispiel<br />
für den Laien verweist er<br />
«Bauern sind nie<br />
gegen die Natur –<br />
wir leben von ihr.»<br />
auf ein Wildblumenfeld in der Sturzenegg, das<br />
nur spärlich wächst und ständig vom Unkraut<br />
befreit werden muss. Preisig würde deshalb<br />
lieber die sogenannten Ökoflächen einmal<br />
pro Jahr misten. Eine extensive Bewirtschaftung<br />
müsse auf diesen Flächen nicht sein,<br />
aber er verlasse sich nun mal mehr auf das,<br />
was er sehe und weniger auf die zahlreichen<br />
Statistiken. Etwas Hoffnung auf mehr Einsicht<br />
in diesem Thema bei den Behörden hat<br />
er: «Langsam findet ein Umdenken statt. Inzwischen<br />
darf ich die Schafe wieder auf die<br />
Ökoflächen lassen, weil ich aufzeigen konnte,<br />
dass dort nur noch Moos wuchs.» Das Problem<br />
der heutigen Zeit sieht er darin, dass alle<br />
auf den gleichen Zug aufspringen und nur<br />
wenige wirkliches Wissen haben. Er zweifelt<br />
auch am Knowhow in den Ämtern, die er zeitweise<br />
distanziert und gesetzestreu erlebt.<br />
Es sei irritierend, dass sich die Auflagen von<br />
Tierschutz, Gewässerschutz, Luftreinhalteverordnung<br />
und Bauverordnung gegenseitig<br />
ausschliessen. Das habe er gerade beim Bau<br />
seiner neuen Scheune erlebt und einmal mehr
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Unsere Gärten · 29<br />
Artenvielfalt entsteht, muss das Futter erst<br />
gefressen werden», ist Preisig überzeugt. Er<br />
erlebe, wie Passanten über eine Wiese voller<br />
Löwenzahn erfreut seien, weil das so schön<br />
aussehe. Dabei locke diese Monokultur keine<br />
Vielfalt an Insekten an.<br />
Herisau befindet sich in der Bergzone 1.<br />
Preisig erzählt von den Auflagen im Bereich<br />
Biodiversität, die grossen Aufwand generieren.<br />
Die Methoden, die von Seiten der Ämter<br />
vorgegeben werden, um dem Unkraut beizukommen,<br />
erscheinen ihm teilweise absurd.<br />
«Manchmal wäre es klüger, man würde einen<br />
sauberen Schnitt machen, um Unkraut wie<br />
wilde Minze oder Klappertopf zu bekämpfen.»<br />
Auf einer seiner Weiden wucherte beispielsweise<br />
der Japanknöterich. Mit mehrmaligem<br />
Ausreissen war dem Problem nicht beizukommen.<br />
Als schliesslich die Kühe darauf ausgelassen<br />
wurden, verschwand das Unkraut, weil<br />
es trittempfindlich ist. Das sind für Preisig die<br />
Anschauungsbeispiele, bei denen er mit der<br />
Bürokratie hadert. «Es gibt doch keine Bauern,<br />
die gegen die Natur sind. Wir leben von<br />
ihr!» Erlebt er manchmal eine Bereicherung<br />
durch einen Aussenblick? «Ja, natürlich», sagt<br />
Preisig. Gerade im Dialog mit seinem Sohn<br />
diskutiere er intensiv über die Ansichten der<br />
nächsten Generation. Aber die Distanz zwischen<br />
Behörden und Basis sei ein grosses Problem.<br />
«Die Erfahrung und das Ausprobieren<br />
werden heutzutage unterschätzt. Am Schreibtisch<br />
ist man zu weit weg. Das Beobachten der<br />
Natur ist Kernstück des Bauernberufs.»<br />
Willy Preisig: «Das Beobachten der Natur ist Kernstück des Bauernberufs.»<br />
festgestellt, dass die besten Lösungen entstehen,<br />
wenn alle Akteure vor Ort kommen und<br />
an einem Strick ziehen.<br />
Zurück zur Natur geht nicht ohne Arbeit<br />
«Wir täten gut daran, unsere Erfahrung anzuhören<br />
und wieder mehr wertzuschätzen», sagt<br />
Preisig. Er erlebt als Bauer zahlreiche Konfrontationen,<br />
bei denen er den Eindruck hat, die<br />
Meinungen seien längst gemacht. «Heute ist<br />
ein Bauer ein potenzieller Umweltverschmutzer<br />
und Tierquäler und muss jederzeit damit<br />
rechnen, dass irgendwo einer mit dem Handy<br />
filmt und dafür auch noch Geld von den Medien<br />
erhält.» Natürlich gebe es auch schwarze<br />
Schafe in der Branche. Aber die Belehrungen<br />
von Zivilisten, die er sich anhören müsse,<br />
seien oft geprägt von Unwissen. Dabei würden<br />
auch falsche Vorstellungen eine wichtige<br />
Rolle spielen: «Die Idee, dass man die Natur<br />
einfach machen lassen soll und dann alles<br />
grünt und blüht, ist falsch. Zurück zur Natur<br />
bedeutet nicht, gar nichts zu tun. Damit eine<br />
(Bilder: zVg.)<br />
Zwischen Klimazielen und Selbstversorgung<br />
Preisig ist mit seinem Kalbfleisch Mitglied<br />
bei IP Suisse und liefert seine Milch an den<br />
Händler MOOH, wo sie schweizweit weiterverarbeitet<br />
wird. Die Biowirtschaft sei für ihn<br />
keine Option, wenn er weiterhin die gleiche<br />
Menge Milch produzieren wolle. Als Grund<br />
dafür nennt er die notwendige Zufütterung<br />
mit Kraftfutter, das nicht aus der Region stamme.<br />
Wer auf konsequente Biobewirtschaftung<br />
setze, lebe mit weniger Ertrag, was nicht sein<br />
Ziel sei. Letztendlich sieht Preisig in der Landwirtschaft<br />
den Auftrag der Selbstversorgung<br />
der Schweiz. «Und dieser ist aus meiner Sicht<br />
mit Bio nicht zu erreichen.» Wenn man dann<br />
vom Ausland importieren müsse, habe das für<br />
ihn auch wenig mit Biodiversität zu tun.<br />
Preisig führt seinen Hof allein und arbeitet<br />
ein paar Prozent auswärts. Seine Frau Judith<br />
ist im Bereich Buchhaltung und Administration<br />
im Betrieb involviert, arbeitet aber ebenfalls<br />
auch ausserhalb. Die tägliche Arbeit und<br />
das Eheleben halten die Preisigs getrennt. Sie<br />
hätten bei null angefangen und viel gewagt,<br />
aber auch viel gewonnen. Willy Preisig sieht<br />
sich mehr als Unternehmer, denn als Bauer.<br />
Heute ist der Hof so aufgestellt, dass Sohn<br />
Manuel die Nachfolge übernehmen kann,<br />
wenn er bereit ist. Er hat nach der Zimmermannausbildung<br />
und der Grundausbildung<br />
Landwirt noch das Technikum HF absolviert.<br />
«Der Stallbau mit ihm zusammen war ein<br />
wunderbares Generationenprojekt, aber später<br />
werde ich ihm nicht reinreden», so der Vater.<br />
Wo sieht er die Herausforderung für die<br />
nächste Generation? «In der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und die damit verbundene Belastung.»<br />
Damit würden viele seiner Berufskollegen<br />
kämpfen. Die Grenzen sehe man in der hohen<br />
Burnout- und Suizidrate. Die Imagepflege<br />
sei ein notwendiges Traktandum, dass auch<br />
von Seiten des Bauernverbandes viel aktiver<br />
verfolgt werden müsste. Sein persönlicher<br />
Ehrgeiz ist mit 48 Jahren noch nicht aufgebraucht.<br />
«Ich habe doch gesagt, mir wird<br />
schnell langweilig», lacht Willy Preisig. Er wird<br />
sicherlich wieder eine neue Herausforderungen<br />
für sich finden.<br />
<br />
Nadja Rechsteiner
30 · Kalender <strong>07</strong>/<strong>2023</strong><br />
Kalender<br />
Juli<br />
5. Muldain-Thusis (Schlinschlucht),<br />
Wanderung mit Vitaswiss Herisau,<br />
Anmeldung bei Margrit Frehner unter<br />
<strong>07</strong>1 393 10 24<br />
6. Trauercafé - Begegnungsort, 17 - 18.30<br />
Uhr, Kasernenstrasse 39a<br />
6. Mittagstreff, Club 60plus, 11.30 Uhr,<br />
Casino<br />
6. Sessionsrückblick der SVP, mit Lukas<br />
Reinmann, David Zuberbühler und Mike<br />
Egger, 20 Uhr, Restaurant Kantonsgrenze<br />
6. Gartensommer, 14 – 20 Uhr, evang.-ref.<br />
Kirchgemeindehaus<br />
7. Grillabend beim Schützenhaus, Vitaswiss<br />
Herisau, Anmeldung bei Rosmarie<br />
Knöpfel unter <strong>07</strong>1 352 18 46<br />
7. Summer-Jamfreeday, Dä 3. Stock, 19 Uhr,<br />
Industriestrasse 28<br />
7. Tanzabend: Bachata Grundlagen und<br />
freies Tanzen, 19 Uhr, Treffpunkt<br />
11. Brätlete an der Sitter, Wanderung mit<br />
Club60plus, weitere Infos auf www.<br />
club-60plus-herisau.ch<br />
13. Gartensommer, 14 – 20 Uhr, evang.-ref.<br />
Kirchgemeindehaus<br />
20. Gartensommer, 14 – 20 Uhr, evang.-ref.<br />
Kirchgemeindehaus<br />
22. Mediterraner Abend «Ein Fest für die<br />
Sinne», 18 Uhr, Restaurant Engel<br />
27. Gartensommer, 14 – 20 Uhr, evang.-ref.<br />
Kirchgemeindehaus<br />
28. Solarkino im Freibad, Film: Wunderschön,<br />
Filmstart um 21.15 Uhr, Badi<br />
Sonnenberg<br />
28. Live-DJ Thomas G, 19 Uhr, Treffpunkt<br />
29. Grillabend, 18 Uhr, Restaurant Engel<br />
29. Solarkino im Freibad, Film: Pippi Langstrumpf,<br />
Filmstart um 21.15 Uhr, Badi<br />
Sonnenberg<br />
30. Sonntagscafé, 13.30–17 Uhr, Haus Wiesental<br />
August<br />
2. Unentgeltliche Rechtsberatung, Appenzellische<br />
Anwaltsverband, 17 Uhr,<br />
Poststrasse 5<br />
3. Trauercafé - Begegnungsort, 17 – 18.30<br />
Uhr, Kasernenstrasse 39a<br />
4. Summer-Jamfreeday, Dä 3. Stock, 19 Uhr,<br />
Industriestrasse 28<br />
Regelmässig<br />
Wochenmarkt, jeden Samstag von<br />
8.30–12.30 Uhr, Obstmarkt<br />
Museum Herisau, Mittwoch<br />
bis Sonntag, 13–17 Uhr<br />
Figurentheater-Museum, jeweils am<br />
Mittwoch um 14–17 Uhr und Sonntag<br />
11–16 Uhr<br />
Kunstausstellung Otto Forster, 9. Juni -<br />
13. August, 8-20 Uhr, Spital Herisau<br />
4. Kulinarischer Tanzabend mit Tweralp-Sepp,<br />
18 Uhr, Restaurant Engel<br />
6. Freie Besichtigung, 14 – 16 Uhr, Altes<br />
Rathaus im Schwänberg<br />
6. Öffentliche Führung: Strassen und<br />
Brücken – Quer durchs Land, 10.45 Uhr,<br />
Museum Herisau<br />
7. Erzählcafé zum Thema Duft, 14 – 16 Uhr,<br />
Haus Wiesenthal, Anmeldung unter<br />
<strong>07</strong>1 353 50 30/ <strong>07</strong>1 890 06 63<br />
7. Im Gespräch mit dem Gemeindepräsidenten,<br />
16 – 18 Uhr, Gemeindehaus<br />
DAS NÄCHSTE SOMMERNACHTSFEST<br />
STEHT VOR DER TÜR<br />
Am Montag, 31. Juli, steht Herisau wieder<br />
ganz im Zeichen des grossen Sommernachtsfestes.<br />
Ab 16.30 Uhr wird beim Casino und<br />
Alten Zeughaus beste Unterhaltung geboten.<br />
«The Oskars» und die Coverband «Trade<br />
Mark» werden mit ihrer Musik für Stimmung<br />
sorgen, während ein Kinderparadies, die<br />
Schiessbude, Food-Stände, Bierwagen und<br />
Bars Vergnügen und Geselligkeit garantieren.<br />
Eine besondere Atmosphäre wird der Lampionumzug<br />
in die Strassen und Gassen zaubern.<br />
Er beginnt um 21.15 Uhr beim Gemeindehaus.<br />
Für die Organisation zeichnet der<br />
Verein Sunshine-Productions verantwortlich,<br />
der mit dem bewährten Programm bestimmt<br />
wieder viele Besucherinnen und Besucher erwarten<br />
darf. Der Eintritt für das Fest ist kostenlos,<br />
es werden allerdings noch Helfer gesucht.<br />
Interessierte können sich unter info@<br />
sunshine-productions.ch melden. (pd) «Trade Mark» wird auf der Bühne für den richtigen Sound sorgen. (Bild: pd)
<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Sternefööf · 31<br />
Sternefööfi<br />
ORIENTIERUNGSPUNKTE IM LEBEN<br />
Der Aszendent – der Eintritt ins Leben<br />
Inzwischen kennen viele Menschen nicht nur<br />
ihr Sonnenzeichen, auch Sternzeichen genannt,<br />
sondern immer öfter auch ihren Aszendenten<br />
oder gar ihr Mondzeichen. Der Zeitpunkt der<br />
individuellen Geburt – auf die Minute genau –<br />
bestimmt das Zeichen, das am Geburtsort am<br />
Horizont aufsteigt. Ascendere (auf italienisch)<br />
beschreibt die individuelle Antrittsmotivation.<br />
Wieso sind wir hier, was treibt uns an, wie steht<br />
es um die eigene Vitalität, den Lebenswillen<br />
und die Durchsetzungskraft? Beginnend bei<br />
den Elementqualitäten von Feuer, Erde, Luft<br />
und Wasser differenzieren sich die Motive immer<br />
detaillierter in je drei Zeichen pro Element.<br />
Deshalb ist eine Widdersonne (Sternzeichen)<br />
nicht gleich wie jede andere, denn die darunterliegende<br />
Motivation verändert den Persönlichkeitsausdruck<br />
massiv. Je nach Aszendenten fällt<br />
die Sonne in einen anderen Lebensbereich, wo<br />
die Persönlichkeit dann sichtbar wird. Diese<br />
Energie will sich ins Leben hinein entwickeln<br />
und zeigt die damit entstehenden Herausforderungen<br />
an.<br />
Der Deszendent – Du bist alles, was mir fehlt<br />
Auf der gegenüberliegenden Seite des Horizonts<br />
versinkt die Sonne. Descendere – das<br />
Absteigen in das Unbewusste der Nacht. Dazwischen<br />
liegt die blaue Stunde – für die einen<br />
Apérozeit, für die anderen Reflektionszeit am<br />
Ende des Tages. Hier finden sich die Themen,<br />
die sich der bewussten Wahrnehmung weitgehend<br />
entziehen. Die Begegnung mit einem<br />
Vis-à-vis ist jene Energie, die uns selbst fehlt<br />
und die wir zu unserer Ergänzung in unser Leben<br />
ziehen. Daher finden sich hier alle Partnerschaftsthemen<br />
aber auch der Beginn von individuellen<br />
Entwicklungsprozessen. Man kann<br />
auch leidenschaftlich mit einer Sache sein und<br />
sich darüber spiegeln. Im Spiegel sieht man sich<br />
M<br />
F<br />
so, wie man sich selbst sehen möchte. Um sich<br />
aber wahrhaftig zu erkennen, braucht man die<br />
Reaktion vom Du. Wir alle wissen, wie schwer<br />
es gerade bei Kritik ist, diese Fremdwahrnehmungen<br />
einzuordnen. Es kann zum Kampf werden,<br />
seine eigene Vorstellung von sich mit den<br />
Rückmeldungen von aussen zu harmonisieren.<br />
Da wir selbst unbewusst und triebhaft ins Leben<br />
starten, sind es die Rückmeldungen und<br />
Abgrenzungsthemen im Kontakt mit der Aussenwelt,<br />
die uns selbst definieren. Das, was uns<br />
fehlt, besitzt auch Aussagekraft auf den Körper.<br />
Wenn beispielsweise das Element Feuer am<br />
Deszendenten steht, kann es heilsam sein, sich<br />
dieses Feuer über aktive Menschen, wärmende<br />
Nahrung oder gemeinsame Ziele zuzuführen.<br />
Der Immum Coeli – tiefer geht’s nicht<br />
Am 21. Juni <strong>2023</strong> war die jährliche Sommersonnwende.<br />
Im Horoskop erreichen wir zum Zeitpunkt<br />
wo die Sonne am höchsten steht paradoxerweise<br />
den tiefsten Punkt. Das Krebszeichen<br />
beginnt am sogenannten Immum coeli – zu<br />
deutsch Himmelstiefe – und wenn die Sonne<br />
hier eintritt, dann ist einer der zwei Wendepunkte<br />
im Jahr erreicht. Die linke Horoskophälfte<br />
symbolisiert die eigenen Anlagen und<br />
die rechte Hälfte zeigt die Art der Sozialisierung<br />
sowie die Lernaufgaben für Beziehungen<br />
und Weiterentwicklung an. Mit der Berührung<br />
der Himmelstiefe überschreiten wir die Grenze<br />
dazwischen in einen unbewussten Bereich.<br />
Doch wenn wir genauer hinschauen, erkennen<br />
wir, dass gerade die Sommerzeit uns hilft, uns<br />
mit unserem Umfeld zu verbinden. Das Leben<br />
spielt sich zunehmend draussen ab, man erkennt<br />
sich in den gleichen Bedürfnissen als<br />
Mensch und das soziale Miteinander wird sowohl<br />
familiär wie auch freundschaftlich gerne<br />
und oft gepflegt. Auch das Wasserelement, zu<br />
dem der Krebs gehört, erhält eine viel höhere<br />
Wichtigkeit. Sei es als Notwendigkeit für Natur<br />
und Mensch oder als kühlendes Nass, das<br />
zunehmend Ferienstimmung verbreitet. Im<br />
Jahresablauf von Familien stehen die grossen<br />
Sommerferien vor der Türe und es gilt, kollektives<br />
Wohlbefinden zu erreichen und neue Kräfte<br />
zu tanken. Jeder einzelne kann sich prüfen,<br />
ob aktuell die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit<br />
eine grössere Rolle spielen als sonst. Das Zeichen<br />
an der Himmelstiefe gibt Auskunft über<br />
die eigenen Bedürfnisse aber auch über unseren<br />
psychosozialen Background. Wie wir in der<br />
Familie aufgenommen und gefördert wurden,<br />
ist prägend und beeinflusst unser Verhalten ein<br />
Leben lang. Daher empfiehlt es sich, hier Nabelschau<br />
zu halten, um hemmende Glaubenssätze<br />
zu entlarven und für sich selbst die beste Mutter<br />
zu sein.<br />
Medium Coeli – am Zenit des eigenen Lebens<br />
Diesen wichtigen Punkt streben wir an, hier<br />
werden wir auch sichtbar für die Gesellschaft.<br />
Es sind unser Werden, unsere Erfahrung und die<br />
absolvierten Lebensprüfungen, die uns reifen<br />
lassen und unsere Individualität herausformen.<br />
Daher ist dieser Punkt genauso in Bewegung,<br />
wie die drei anderen. Denn wer ich mit 20 Jahren<br />
bin, unterscheidet sich vom Leben mit 50<br />
oder 80 Jahren. Allerdings bedingt dies das<br />
Einsteigen auf das Thema am Deszendenten,<br />
denn wenn ich nur mit meinen Vorstellungen<br />
von mir älter werde, reife ich bestimmt nicht.<br />
Erst durch das Einlassen auf Andere, auf Verpflichtungen<br />
und Bindungen gerät der Mensch<br />
in Prozesse, die ihn transformieren und weiterentwickeln<br />
lassen. Wenn man daher nur immer<br />
die sicherste Variante sucht, hat man wohl seine<br />
Ruhe, aber der Erlebenswert hält sich auch<br />
in überschaubaren Grenzen. Das Zeichen, das<br />
an der Himmelsmitte steht, beschreibt dieses<br />
Werden. Ob ich Konkretes und Sichtbares erschaffen<br />
will (Erde), emotional reifen und mich<br />
sozial engagieren will (Wasser), intellektuell<br />
und wendig werden will (Luft) oder ob ich zum<br />
personifizierten Feuer werde und der Welt<br />
meinen Stempel verpassen will – die Wege des<br />
Menschen sind vielfältig. Das Horoskop aber<br />
ist eine individuelle Landkarte, an der man sich<br />
orientieren kann. Ich wünsche Ihnen einen<br />
schönen Sommer! Nadja Rechsteiner<br />
Impressum<br />
Herausgeber / Druck<br />
Appenzeller Druckerei AG<br />
Kasernenstrasse 64<br />
9100 Herisau<br />
www.adag.ch<br />
Redaktion<br />
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Sergio Dudli, Leitung (sd)<br />
Eva Schläpfer (es)<br />
Nadja Rechsteiner (nr)<br />
Manuel Alder (ma)<br />
T +41 71 354 64 64<br />
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