COCO Magazin 2023_01
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?<br />
Googelt man<br />
den Begriff<br />
Biohacking,<br />
spuckt die<br />
Suchmaschine<br />
in knappen 0,46<br />
Sekunden stolze<br />
3.780.000<br />
Ergebnisse aus.<br />
BIOHACKING: WAS IST DAS ÜBERHAUPT?<br />
Eine einheitliche Definition für den Begriff Biohacking gibt<br />
es eigentlich nicht. Aber im Grunde genommen geht es beim<br />
Biohacking darum, auf biologischem, chemischem oder<br />
technischem Weg in einen Organismus einzugreifen – mit<br />
dem Ziel, eine Veränderung zum Besseren herbeizuführen.<br />
Der Ursprung des Biohackings liegt im amerikanischen Spitzensport:<br />
Dort wurden auf Basis von körperlichen Messwerten,<br />
wie Blut oder Körperfett, Themenkomplexe wie<br />
Ernährung, Schlaf oder Bewegung verbessert, um die Leistungen<br />
der Athleten zu steigern.<br />
DAVE ASPREY: ERFINDER DES BIOHACKING<br />
Einig ist man sich unter Biohackern, dass der Erfinder des<br />
Begriffs Biohacking der Amerikaner Dave Asprey ist. Dieser<br />
gilt in der Szene als IT-Genie. Schließlich was er derjenige,<br />
der die ersten Server für Google betrieb. Der Rest<br />
ist Geschichte: Asprey verdiente in der IT-Branche viel<br />
Geld – sehr viel Geld. Er verlor es wieder, nahm stark an<br />
Körpergewicht zu und wurde krank. Da hatte er die Idee,<br />
seinen Organismus als Computersystem zu betrachten<br />
und ihn ebenso zu behandeln: Er begann experimentell<br />
zu erforschen, welche Interventionen – im IT-Fachjargon<br />
»Hacks« – welche Auswirkungen auf das gesamte System,<br />
also auf das biologische System Mensch, haben. Der Begriff<br />
Biohacking war geboren. Heute gilt Asprey als einer der<br />
berühmtesten Biohacker der Welt und verfolgt den Plan,<br />
sein Leben nicht vor seinem 180. Geburtstag zu beenden,<br />
also nicht vor dem Jahr 2153.<br />
HOW TO BIOHACK …<br />
Beschäftigt man sich eingehender<br />
mit dem Thema<br />
Biohacking wird schnell<br />
klar, dass es neben den<br />
zahlreichen verschiedenen<br />
Definitionen auch mindestens<br />
genauso viele verschiedene<br />
Richtungen und Ausprägungen<br />
wie selbsternannte<br />
Biohacker gibt, die auf den<br />
Ebenen Körper, Geist und<br />
sogar DNA an der Optimierung<br />
ihres Selbst arbeiten:<br />
BIOHACKING DES KÖRPERS<br />
UND DES GEISTES DURCH<br />
ERNÄHRUNG & ROUTINEN<br />
Sicherlich der bekannteste<br />
Bereich des Biohacking,<br />
bei dem es darum geht,<br />
den eigenen Organismus<br />
und die in ihm ablaufenden<br />
Prozesse, wie z.B. das<br />
Immunsystem oder die Konzentration,<br />
biochemisch zu<br />
verstehen und sie auf Basis<br />
dieser Informationen zu<br />
verbessern. Dieser Bereich<br />
überschneidet sich stark<br />
mit den Vertreter*innen des<br />
Quantified-Self, die nach<br />
dem Motto leben: »Du kannst<br />
nichts verbessern, was du<br />
nicht messen kannst«. Biohacker<br />
tragen deshalb oft<br />
Schlaf- und Fitnesstracker,<br />
nehmen Nahrungsergänzungsmittel<br />
zur Optimierung<br />
ihres Organismus zu sich<br />
und setzen sich abends eine<br />
Blaulichtfilter-Brille auf, um<br />
ihre Melatonin-Produktion<br />
nicht zu stören. Biohacker<br />
versuchen z.B. auch,<br />
durch spezielle Ernährung<br />
ihre Konzentration und<br />
Stress-Adaptionsfähigkeiten<br />
zu optimieren oder<br />
beschäftigen sich mit der<br />
Umstellung ihres Organismus<br />
von Zucker- auf Fettverbrennung.<br />
Auch die positiven<br />
Reaktionen des Körpers auf<br />
starke externe Reize wie<br />
Kälte und Hitze interessieren<br />
Biohacker brennend.<br />
BIOHACKING VON KÖRPER<br />
UND GEIST MIT HILFE VON<br />
TECHNOLOGIE<br />
Auf dieser Ebene greifen<br />
Biohacker zu modernen<br />
Technologien, die helfen sollen<br />
die Leistung zu steigern:<br />
In der Biohacking-Szene<br />
besonders beliebt sind Tools,<br />
die durch externe Stimulation<br />
oder Impulse einzelne<br />
Bereiche des Organismus<br />
positiv stimulieren – wie z.B.<br />
Neuro-Feedback-Geräte<br />
oder Geräte zur Stimulation<br />
der Gehirnaktivitäten. Die<br />
extremere und auch unter<br />
Biohackern nicht unumstrittene<br />
Weiterführung des<br />
technologischen Biohackings<br />
ist, sich Implantate oder<br />
RFID-Chips einsetzen zu<br />
lassen, um dort Informationen<br />
zu speichern. Oder noch<br />
extremer, um zum Beispiel<br />
einen Kompass im Körper zu<br />
implementieren: Bewegt sich<br />
der Biohacker Richtung Norden,<br />
vibriert das unter der<br />
Haut angebrachte Implantat.<br />
Auf diese Weise soll ein<br />
neuer Sinn entstehen.<br />
BIOHACKING<br />
DER EIGENEN DNA<br />
Eine weitere und ebenso<br />
kritisch betrachtete Strömung<br />
des Biohackings ist<br />
die Beschäftigung mit der<br />
eigenen DNA – also mit den<br />
Informationen, die im Erbgut<br />
stecken. Schwierig wird<br />
es vor allem dann, wenn es<br />
nicht mehr nur darum geht,<br />
aus dem eigenen Erbmaterial<br />
z.B. eine Veranlagung<br />
für Alzheimer abzulesen<br />
und daraus entsprechende<br />
Hacks abzuleiten, die das<br />
Entstehen der Krankheit<br />
verhindern sollen, sondern<br />
wenn es darum geht, in das<br />
eigene Erbgut einzugreifen.<br />
Biohacker sprechen dann<br />
davon, Gene zu editieren.<br />
BEREIT FÜR DAS<br />
»BESSERE ICH 2.0«?<br />
Auch in unseren Breitengraden<br />
hat das Thema<br />
Biohacking in den letzten<br />
Jahren zusehends<br />
Anhänger*innen gefunden.<br />
In ihrem ersten gemeinsamen<br />
Sachbuch »Ab jetzt<br />
Biohacking!« enthüllen der<br />
führende deutsche Biohacker<br />
Andreas Breitfeld und<br />
Co-Autor Stefan Wagner ihre<br />
Biohacking-Geheimnisse und<br />
wie die bewusste Auseinandersetzung<br />
mit dem eigenen<br />
Ich dabei helfen kann, ein<br />
gesünderes, glücklicheres<br />
und insgesamt besseres<br />
Leben zu führen und zum<br />
bestmöglichen Ich, zum<br />
»Ich 2.0«, zu werden.<br />
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