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wie man trotz aller gebotenen Zurückhaltung im Design trotzdem auffallen kann. Da werden Brautkleider, Kleider also, die für den »schönsten Tag im Leben« konzipiert wurden, mit Applikationen, dreidimensionalen Ornamenten oder Fransen verziert und so zur Alltagsgarderobe umgedeutet und voluminöse Tellerröcke mit hautengen Sweatern und schlichten Pullis kombiniert. Passend dazu schwebten die Models, als sie die Kollektion auf der Mailänder Fashion Week präsentierten, zum Finale unter den Klängen des »Kaiserwalzers« von Johann Strauss über den Laufsteg. Und jede Menge Uniformen sind zu sehen, die seit jeher eine magische Anziehungskraft auf Miuccia auszuüben scheinen und sie schon in der Vergangenheit zu Entwürfen inspiriert haben. Nicht nur militärische, sondern auch zivile Uniformen wie etwa die von Krankenschwestern, werden zitiert und in Form von strengen Hemden und Kleidern in die Kollektion integriert. Dass sich Miuccia mit Raf Simons zusammentat, der schon die modischen Geschicke von Jil Sander, Dior und Calvin Klein lenkte, kann als weiterer genialer Schachzug gewertet werden. Simons, der für seine geradlinige, ultramoderne Handschrift bekannt ist, ergänzt sich perfekt mit Pradas Vorliebe dafür, aus Vergangenem Neues zu kreieren, das keinen einzigen Augenblick verstaubt oder gestrig wirkt. Zu Unrecht in Vergessenheit geratene Duffle Coats, High-Waist-Hosen und Parkas werden so zu völlig neuem, schicken Leben erweckt. Auch die Galeria, die Tasche von Prada, an der sich die Philosophie der Marke vielleicht am besten nachvollziehen lässt, wurde neu aufgelegt. Aus ikonischem Saffiano gefertigt, einem von Mario Prada, Miuccia Prada’s Großvater, patentierten Kalbsleder, das kratz- und wasserfest ist und sich durch seine Kreuzschraffur auszeichnet, präsentiert sie sich als die Definition von »zeitlos« schlechthin. Ihr Design ist schlicht und elegant, aber dennoch pragmatisch. Bei ihrer Herstellung verschmelzen industrielle Präzision und feine, sorgfältige Handwerkskunst auf authentische Weise. Glatt, geschmeidig und zugleich stylish wird sie zwar jede Saison neu aufgelegt, neu erfinden muss man sie aber nicht – dazu ist sie zu perfekt. Nur hier eine kleine Farb-Nuance und da ein Aufdruck werden leicht verändert, sodass ihre klar strukturierte Silhouette Jahr für Jahr auf gleiche Art und Weise an die Klassiker der Vergangenheit erinnert. Eine gelungene Variation puristischer Schönheit ist sie und deshalb auch so ungemein praktisch, weil für jeden Zweck, ob nun Business-Termin oder Fine Dine, optimal einsetzbar. Ein alltagstaugliches Kunstobjekt, das vom It-Girl bis zur reifen Klassefrau ganz unterschiedliche Typen zu begeistern vermag. Apropos Kunst: Miuccia Prada – von Forbes auf Rang 58 der mächtigsten Frauen der Welt geführt – lebt für die Kunst. Sie gilt als besessene Sammlerin und hat mittlerweile auch ihr eigenes Museum in Mailand: die Fondazione Prada im Viertel Corvetto in Mailand. Stararchitekt Rem Koolhaas hat gemeinsam mit dem Architekturbüro OMA eine alte Destillerie in einen Ort der Kultur verwandelt. Kino und Café bzw. Bar inklusive. Letztere, die Bar Luce, wurde von niemand geringerem als Wes Anderson, dem vielleicht stylishsten aller Regisseure, designt, der mit Filmen wie »Moonrise Kingdom« oder »Grand Budapest Hotel« Weltberühmtheit erlangte. Was beide verbindet, ist klar: Ein ausgeprägter Hang zur Symmetrie und ein stilsicheres Bewusstsein für coole, verspielte Retro-Optik. Die Fondazione ist aber weit mehr als nur ein Museum mit Bar, sie ist auch Sitz der gleichnamigen Kulturstiftung, die junge Künstler fördert. Zurück zur aktuellen Kollektion: In der ginge es darum, die verschiedenen Facetten von Schönheit zu würdigen, sie im Alltäglichen zu entdecken, ließ sich Miuccia nach der erfolgreichen Präsentation vernehmen. Genau das gilt eigentlich für jede Prada-Kollektion bzw. für ihr gesamtes Schaffen: Es will Kunst in den Alltag überführen und spiegelt zu gleichen Maßen Aufbruch und Kontinuität. Mit ihrem Eintritt in das traditionelle Unternehmen definierte Miuccia Prada Begriffe wie Luxus, Raffinesse und Begehrlichkeit völlig neu, gleichzeitig gehört das Unternehmen in großen Teilen immer noch ihr selbst, ihren beiden Geschwistern und dem Ehemann. Die Geschichte eines Familienunternehmens. 11
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