Newsletter_Ausgabe_Juni_2023
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HolzKraft<br />
Rolle der Bundesländer<br />
in der Klimastrategie<br />
Die Erneuerbare Energie Österreich<br />
(EEÖ) hat vor kurzem zwei Studien<br />
über den "Finanzausgleich als Hebel<br />
zur Umsetzung der österreichischen<br />
Klimaziele" und den "Klimaund<br />
Energiestrategien der Länder<br />
<strong>2023</strong>" durchgeführt.<br />
Mehr dazu finden sie in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
unseres <strong>Newsletter</strong>s.<br />
Interview<br />
Einschätzungen aus der Praxis<br />
kommen in unserem Interview von<br />
der Enereuerbaren Energie Österreich<br />
Geschäftsführerin des Martina<br />
Prechtl-Grundnig.<br />
Sie gibt Einblicke weshalb der Zusammenhang<br />
der Länder mit der Studie<br />
so wichtig ist, wie die Differenz<br />
zwischen den nationalen Zielen und<br />
denen der Bundesländer zustande<br />
kommt und ob es Möglichkeiten gibt<br />
in der finalen Verhandlungsphase<br />
des Finanzausgleiches, klima- und<br />
energiepolitisch wirksame Maßnahmen<br />
einzubringen.<br />
Inhalt<br />
Vorwort von Hans-Christian Kirchmeier,<br />
Vorsitzender der IG Holzkraft<br />
........................................................... Seite 2<br />
EEÖ Studien über die Rolle der Bundesländer<br />
in der Klimastrategie<br />
........................................................... Seite 2<br />
Interview mit Martina Prechtl-Grundnig<br />
........................................................... Seite 3<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Förderung und Finanzierung von Biogasprojekten<br />
11. Juli <strong>2023</strong> / online<br />
https://www.greengasservice.at/biogas-dienstag<br />
System der Nachhaltigkeitszertifizierung<br />
01. August <strong>2023</strong> / online<br />
https://www.greengasservice.at/biogas-dienstag<br />
<strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2023</strong><br />
1
Vorwort von Mag. Hans-Christian Kirchmeier, Vorsitzender des<br />
Vorstandes der IG Holzkraft<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Österreich ist ein föderaler Staat, weite Teile des Energierechts sind<br />
aber Bundessache. Dennoch kommen den Bundesländern wesentliche<br />
Kompetenzen zu, die auch in der Verfassung festgeschrieben sind.<br />
Der Einfluss der Landespolitik und in der Folge auch der Regional- und<br />
Lokalpolitik auf Gesamtösterreich ist folglich nicht zu unterschätzen,<br />
insbesondere was die Energiewende betrifft.<br />
Ein Thema, das in den letzten Jahren verstärkt zentralistisch organisiert<br />
wird, ist die Energieversorgung. Trotzdem sieht man in regelmäßigen<br />
Abständen, die durchaus vorhandene Macht der Bundesländer<br />
Foto: IG Holzkraft/Lisa Grebe<br />
aufblitzen. Erinnern wir uns nur an das Biomasseförderungs-Grundsatzgesetz.<br />
Infolgedessen ist es sehr sinnvoll den Einfluss der Länder<br />
auf die Energie- und Klimaziele der österreichischen Bundesregierung zu beleuchten und sich<br />
zu überlegen, welche Möglichkeiten sich zur Einflussnahme und Unterstützung anbieten. Das<br />
hat der Verband Erneuerbare Energien Österreich (EEÖ) nun in zwei Studien mit der österreichischen<br />
Energieagentur bzw. dem WIFO getan. Einerseits werden die Klima- und Energieziele<br />
der Bundesländer in Vergleich zu den gesamtstaatlichen Zielen gesetzt, andererseits wird der<br />
Finanzausgleich als Instrument zur Erreichung der Klimaziele näher betrachtet.<br />
Beide Studien wurden nun in kurzer Abfolge der Öffentlichkeit präsentiert. In der vorliegenden<br />
Umsetzung der EU-Richtlinien am Beispiel der RED II<br />
<strong>Ausgabe</strong> der Holzkraft wollen wir die Inhalte auch Ihnen näherbringen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre<br />
EEÖ Studien über die Rolle der Bundesländer in der Klimastrategie<br />
Das WIFO hat im Auftrag des Dachverbands Erneuerbare Energien eine neue Studie zum Thema<br />
„Der Finanzausgleich als Hebel zur Umsetzung der österreichischen Klimaziele: Handlungsfelder<br />
und konzeptionelle Grundlagen“ herausgebracht. Hintergrund ist die nicht ausreichend genützten<br />
Kompetenzen der Bundesländer für das Erreichen der Klimaziele. In dieser Studie wurden neue<br />
Instrumente untersucht, durch die die Zuweisung öffentlicher Mittel künftig unter anderem daran<br />
geknüpft werden, wieviel Treibhausgasemissionen ein Bundesland reduziert, wieviel erneuerbare<br />
Energie es ausgebaut hat und wie energieeffizient es ist. Dadurch sollen jene Länder honoriert<br />
werden, die sich besonders bei der Erreichung der Klimaziele hervortun. Für dieses Anreizsystem<br />
und für die bessere Koordination der Klimaschutz-Bemühungen müssten die für Gesamt-Österreich<br />
formulierten Klimaziele auf die regionale und lokale Ebene heruntergebrochen werden. Dies<br />
könnte durch einen „innerösterreichischen Klimapakt“ geschehen, indem die Beiträge der Länder<br />
und Gemeinden zur Erreichung der gesamtstaatlichen Kima- und Energieziele festgemacht und in<br />
der ausstehenden Neufassung des Klimaschutzgesetzes verankert werden. Dafür ist es notwendig<br />
gewisse Instrumente zur Verfügung zu stellen, die nicht nur dafür sorgen, dass die Ziele erreicht<br />
werden, sondern sie sollten auch genug Spielraum für regionale politische Entscheidungen<br />
lassen. Gefordert wird die umgehende und verbindliche Aufteilung der österreichweiten Energieund<br />
Klimaziele auf die Bundesländer, diese Aufteilung sollte laut WIFO spätestens 2026 als Basis<br />
für einen wirkungsorientierten Finanzausgleich in Klima- und Energieagenden dienen.<br />
2<br />
Zusätzlich wurde vom EEÖ gemeinsam mit der Österreichischen Energieagentur eine weitere Studie<br />
zum Thema „Klima- und Energiestrategien der Länder: <strong>2023</strong>“ veröffentlicht. Gezeigt werden<br />
deutlich angepasste Zielsetzungen und eine positive Entwicklung im PV-Bereich. Doch es bedarf<br />
immer noch weiteren Nachbesserungen bei den Zielsetzungen, bei der Wirksamkeit<br />
von Maßnahmen und um geeignete Rahmenbedingungen sicher zu stellen. Dies zeigt<br />
sich an mehreren Beispielen: die Ziele der Bundesländer zur Verringerung von Emissionen<br />
wurden seit 2021 um insgesamt 40% nachgebessert, bei den Zielen für den
Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung besteht jetzt österreichweit noch eine Lücke<br />
von 3,6 TWh, wobei im Jahr 2021 immerhin noch 16,3 TWh gefehlt haben. Die Länderziele<br />
wurden beim Ausbau der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch beinahe zur<br />
Gänze (94%) an die Bundesziele angeglichen. Aufgrund des im Entwurf des Energie-Effizienz-Reformgesetzes<br />
<strong>2023</strong> vorhergesehenen Ziels liegt der Wert zur Einsparung von<br />
Energie bei 31,8 TWh. Die erhöhte Dynamik in der Entwicklung des Stromverbrauchs und<br />
die Realisierung eines klimaneutralen Österreichs bis 2040 lassen zukünftig einen noch<br />
höheren Bedarf an erneuerbarer Energie, besonders in der Stromerzeugung, erwarten.<br />
Daher sei für das Erreichen der Ziele bei Klima und Energie die Zusammenarbeit auf allen<br />
Ebenen unabdingbar, denn die Bundesländer, so Österreichische Energieagentur und<br />
Erneuerbaren-VertreterInnen, müssten ihre vorhandenen Potentiale gemeinsam derartmobilisieren,<br />
damit das gesamtösterreichische Ziel erreicht werden könne.<br />
Quelle: Österreichische Energieagentur <strong>2023</strong>: „Die Klima- und Energiestrategien der Länder: <strong>2023</strong>“ (im Erscheinen),<br />
WIFO <strong>2023</strong>: „Der Finanzausgleich als Hebel zur Umsetzung der österreichischen Klimaziele“<br />
https://www.erneuerbare-energie.at/studien<br />
Interview mit Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin EEÖ zu den Studien<br />
über die Rolle der Bundesländer in der Klimastrategie<br />
Holzkraft: Der EEÖ hat in kurzer Folge zwei Studien präsentiert,<br />
die sich mit dem Einfluss der Bundesländer auf die Energiewende<br />
befassen. Warum sind die Länder in diesem Zusammenhang<br />
so wichtig?<br />
In diesen Studien und allgemein in unserer Arbeit fokussieren<br />
wir sehr stark auf die Bundesländer, weil Ihnen in einem föderal<br />
verfassten Staat wie Österreich bei der Klima- und Energiewende<br />
ein enormer Einfluss zukommt. Ohne die Bundesländer geht<br />
nichts weiter, da kann der Bund sich noch so sehr bemühen und<br />
Foto: Paul Stender<br />
hohe Ziele feststecken. Denn die Bundesländer haben mit ihren<br />
Kompetenzen einen wichtigen Einfluss auf die konkrete Umsetzung und die Realisierung<br />
der notwendigen Projekte, mit und ohne Vorgaben des Bundes. Dazu gehört der Gebäudesektor,<br />
die Raumplanung, Genehmigungsverfahren für den Ausbau der Erneuerbaren<br />
oder der Verkehrssektor. Sie müssen zum Beispiel die notwendigen Flächen für die Errichtung<br />
von Windparks und PV-Freiflächen ausweisen. Erst wenn die Bundesländer ihre<br />
eigenen Klima- und Energiestrategien an den nationalen Zielen ausrichten, kommen wir<br />
auch der konkreten Umsetzung der Energiewende einen wichtigen Schritt näher.<br />
Holzkraft: Die Studie der Energieagentur zeigt eine Lücke zwischen den nationalen Zielen<br />
für den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Bundesländern. Wie kommt es zu<br />
dieser Differenz?<br />
Die Differenz aus den nationalen Zielen und jenen der Bundesländer liegt derzeit bei 3,6<br />
TWh und ist vor allem in den Bereichen Wasserkraft, Windkraft und Wärmekraft festzustellen.<br />
Die Ziele der Bundesländer haben sich in Summe seit 2021 wesentlich den nationalen<br />
Zielen angenähert. Die Defizite, die jetzt bestehen, sind vor allem darauf zurückzuführen,<br />
dass bestimmte Technologien, wie zuletzt die Photovoltaik, herausgepickt<br />
und favorisiert werden. Doch die Energiewende ist braucht alle Technologien und ein<br />
systematisches und abgestimmtes Vorgehen, das sich nicht an Vorlieben ausrichtet,<br />
sondern an den Notwendigkeiten und daran was an Potenzialen und Voraussetzungen<br />
in den jeweiligen Bundesländern vorhanden ist.<br />
Wichtig ist auch zu betonen: Es handelt sich hier um Zielsetzungen. Die tatsächliche Differenz<br />
zu einer nachhaltigen Energieversorgung liegt eigentlich viel höher! Denn die Ziele<br />
sind erst einmal nur Absichtserklärungen und ihre Umsetzung spiegelt sich bisher we-<br />
Bitte umblättern<br />
3
Fortsetzung Interview<br />
der im aktuellen Ausbaustand noch in den geplanten Projekten wider. Vielmehr zeigt der 10-Jahres-Trend,<br />
den die Österreichische Energieagentur ermittelt hat, dass es in allen Bundesländern zu viel geringeren<br />
Zuwächsen bzw. zur Stagnation kommen könnte, projiziert man die Bemühungen der letzten zehn Jahre<br />
einmal in die Zukunft! Hier wird klar sichtbar, dass es in allen Bundesländern eine Beschleunigung und beherztes<br />
wie systematisches Vorgehen braucht, um Österreichs Klima- und Energieziele Realität werden<br />
zu lassen.<br />
Holzkraft: Der Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern befindet sich aktuell in der finalen Verhandlungsphase.<br />
Gibt es hier noch Möglichkeiten klima- und energiepolitisch wirksame Maßnahmen einzubringen?<br />
Eine sehr wichtige Frage, denn der Zeitdruck ins Tun zu kommen ist enorm!<br />
Als EEÖ fordern wir die umgehende und verbindliche Aufteilung der österreichweiten Energie- und Klimaziele<br />
auf die Bundesländer. Diese Aufteilung könnte laut WIFO spätestens 2026 als Basis für einen wirkungsorientierten<br />
Finanzausgleich in Klima- und Energieagenden dienen. Die Vereinbarung soll nicht nur<br />
CO2-Reduktionsziele, sondern auch (potenzial-orientierte) Ausbau-Ziele für Erneuerbare Energie sowie<br />
Energieeffizienz umfassen.<br />
Für den jetzt verhandelten Finanzausgleich (FAG) könnten in einem ersten Schritt sogenannte Zweckzuschüsse<br />
des Bundes an die Bundesländer integriert werden, um Investitionen in den Klimaschutz zu<br />
unterstützen. Diese Zweckzuschüsse müssten jedoch langfristig wirkungsorientiert aufgesetzt werden,<br />
das heißt mit Indikatoren- und Monitoringsystemen versehen werden, die die Performance der Bundesländer<br />
in Klima- und Energiebereichen messen. Eine solche Basis müsste ab sofort entwickelt werden,<br />
um bei einem Mid Term Review 2026 in den Finanzausgleich integriert zu werden! Auch könnten jetzt<br />
für einzelne Bereiche sog. 15a-Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern abgeschlossen werden, um<br />
weitere Zweckzuschüsse zu vereinbaren.<br />
Was wir auch nicht vergessen sollten: Für einen klimatauglichen Finanzausgleich brauchen wir das Klimaschutzgesetz.<br />
Es ist für weiteren Weichenstellungen ein unverzichtbares Instrument.<br />
Ausblick auf die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> der "HolzKraft" erscheint im<br />
September <strong>2023</strong>.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: IG Holzkraft, Franz-Josefs Kai 13/12-13, 1010 Wien;<br />
Kontakt: Tel.: +43 1 717 28-976; Mail: office@ig-holzkraft.at; Gendering: Sämtliche<br />
personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.<br />
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