LandesJugendCamp vom 3.-5. Juni - Kirchen in Schöneiche

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April / Mai 05 Gemeindenachrichten Sicher hat es sich in unserer Gemeinde schon herumgesprochen, dass wir am 8. Mai dieses Jahres einen Gedenkstein für Pfarrer Joachim Heinrichs enthüllen wollen. Wer war Pfarrer Heinrichs? Warum war er so wichtig in dunklen Zeiten in unserem Heimatort? Am 6. April 1889 wurde Joachim Heinrichs als erstes Kind des Pfarrers Oscar Heinrichs und dessen Ehefrau Katharina in Burgörner geboren. Nach verschiedenen Orts- und Schulwechseln bestand er 1909 das Abitur am Domgymnasium in Magdeburg. Sein Theologiestudium begann Heinrichs nach der einjährigen Militärzeit in Tübingen und wurde – zunächst ohne Abschluss – als Hauslehrer tätig. Durch den Beginn des ersten Weltkrieges musste er seine schließlich doch begonnene Examensarbeiten unterbrechen. Nach den prägenden Erfahrungen im Krieg (Offizierslaufbahn), wo er aufgrund einer Verletzung schwerhörig wurde, setzte er fest entschlossen sein Studium fort und beendete es schließlich 1921 mit dem zweiten theologischen Examen. Die zwanziger Jahre verlebte er als Hilfsprediger und Pfarrer in Groß Beuster bei Seehausen in der Altmark. 1922 heiratete er die Diakonieschwester Klara Strauß, und zur Familie gehörten bald vier Töchter. Gegen die „Deutschen Christen“ Im Jahr 1930 trat Heinrichs seine Pfarrstelle in Schöneiche-Kleinschönebeck an. Als Mitglied in der „Sydower Bruderschaft“ war Heinrichs schon länger damit befasst, den nationalsozialistischen Seite 6 Bekennende Kirche in Schöneiche Gedenken an Pfarrer Joachim Heinrichs zum 60. Jahrestag des Kriegsendes Ideen von Rassenreinheit und Judenfeindschaft entgegenzutreten. In diesem Kreis versuchte man sich dem Aufbau einer deutschen Nationalkirche und dem „Führerprinzip“ zu widersetzen. Bei den Kirchenwahlen 1932 fand Heinrichs auch in Schöneiche noch Mitstreiter, die bereit waren gegen den Ansturm der „Deutschen Christen“ zu arbeiten. Doch nachdem Hitler 1933 Reichskanzler geworden war, formierte sich eine Gruppe der „Deutschen Christen“ mit einer Großveranstaltung, um den Nationalsozialismus auch in dieser Gemeinde durchzusetzen. Sondergottesdienste zu den neuen Nationalfeiertagen mit auswärtigen Pfarrern wurden gefeiert, und die allgemeine Volksbegeisterung für den „Führer“ und die neuen Machthaber nahm zu. Am 23. Juli 1933 gewannen die „Deutschen Christen“ die von der Regierung erzwungene Wiederholung der Kirchenwahl. In Schöneiche war diese Wahl so eindeutig, dass nun alle Mitglieder des Gemeindekirchenrates „Deutsche Christen“ waren – außer Pfarrer Heinrichs! Bekennende Kirche in Schöneiche Er predigte die geistige Unabhängigkeit der evangelischen Kirche und erinnerte auf der Kanzel an das Bibelwort: „Man muss Gott mehr gehorchen, als den Menschen“. Für ihn war es nur konsequent, sich dem „Pfarrernotbund“ anzuschließen, der gegründet worden war, um den getauften Juden beizustehen, die von kirchlichen Ämtern ausgeschlossen werden sollten. Er löste sich schließlich von der deutschchristlich beherrschten Kirche

April / Mai 05 Gemeindenachrichten und hielt sich nicht mehr an die Weisungen ihrer Kirchenorgane. Mit Gemeindemitgliedern gleicher Überzeugung bildete Heinrichs in Schöneiche eine „Bekennende Gemeinde“ als Teil der 1934 auf den Synoden in Barmen und Berlin- Dahlem ausgerufenen „Bekennenden Kirche“ Deutschlands. Nicht zu unterschätzen ist in diesem und im gesamten Lebenszusammenhang von Pfarrer Heinrichs die Rolle seiner Ehefrau Klara. Sie unterstützte ihn in seinen beruflichen und privaten Entscheidungen und stand ihm in den nun folgenden Jahren, die gekennzeichnet waren durch die Beeinträchtigung seiner Arbeit, zur Seite. So wurde ihm zeitweise ein Pfarrer von den „Deutschen Christen“ zugordnet, Lehrer Otto Kalk denunzierte ihn, und man bezichtigte ihn gar finanzieller Untreue, die aber vom Konsistorium nicht nachgewiesen werden konnte. 1939 brach der zweite Weltkrieg aus, da war Heinrichs‘ Entlassung aus dem Kirchendienst schon so gut wie beschlossen – offiziell weil er einen Urlaubsantrag an den Vertrauensmann der „Bekennenden Kirche“ und nicht an den Superintendenten gerichtet hatte. Durch den Beginn des Krieges wurde die Strafmaßnahme vorerst ausgesetzt. Der „Menschenfreund“ Die ideologische Zielrichtung des Nationalsozialismus konnte Heinrichs in keiner Weise mit seinem Verständnis vom Christentum vereinbaren. Er ließ es deshalb nicht nur beim bekennenden Wort, sondern setzte sich auch aktiv für Verfolgte ein. Zusammen mit seiner Frau half er jüdischen Menschen, Gemeindegliedern in Schöneiche und auch einigen aus Berlin. Beispielsweise unterstützte er die Jüdin Susanne Ritscher, nachdem sich deren Mann von ihr getrennt hatte. Pfarrer Heinrichs‘ mutiges „Bekennen“ wird uns auch von seiner Tochter Dorothea als Zeitzeugin bestätigt. Sie berichtet von geheimen Andachten und Gottesdiensten, und auch sie hebt die wichtige Mitarbeit ihrer Mutter hervor. Neuanfang nach dem Krieg Nach Ende des Krieges gelang unter schwierigen Bedingungen ein mutiger Neuanfang in der Gemeinde Schöneiche. Die Beteiligung seiner Ehefrau Klara war auch hierbei wieder wesentlich. Sie knüpfte Kontakte, bemühte sich in ihrer freundlichen und offenen Art um junge wie alte Gemeindemitglieder. Ihr gelang es, so manche Schwierigkeit, die sich durch Heinrichs‘ oft etwas schroffe und strenge Art – sicher auch bedingt durch seine Schwerhörigkeit – zu beheben. Wie schon ein anderer Pfarrer aus Schöneiche (Pfarrer Dapp) war Joachim Heinrichs mit seiner Familie ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit der Mehrheitsmeinung und der dazugehörigen Macht entgegengetreten und hat seine christlichen Ideale gelebt. Vor 50 Jahren ist er am 13. März 1955 gestorben. Öffentliches Erinnern Im vergangenen Jahr hat sich die Idee, das Gedenken an Pfarrer Heinrichs in der Öffentlichkeit wachzuhalten, konkretisiert. Es bildete sich ein Planungskreis, zu dem neben Gliedern der evangelischen Kirchengemeinde wie Regina Flikschuh, Klaus Guttkowski, Pfarrerin Kerstin Lütke, Konrad von Rabenau auch Wolfgang Cajar, Maika Eberlein, Christina Felber, Bürgermeister Heinrich Jüttner und Rose- Seite 7

April / Mai 05 Geme<strong>in</strong>denachrichten<br />

Sicher hat es sich <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de<br />

schon herumgesprochen, dass wir am 8.<br />

Mai dieses Jahres e<strong>in</strong>en Gedenkste<strong>in</strong> für<br />

Pfarrer Joachim He<strong>in</strong>richs enthüllen wollen.<br />

Wer war Pfarrer He<strong>in</strong>richs? Warum<br />

war er so wichtig <strong>in</strong> dunklen Zeiten <strong>in</strong> unserem<br />

Heimatort?<br />

Am 6. April 1889 wurde Joachim<br />

He<strong>in</strong>richs als erstes K<strong>in</strong>d des Pfarrers Oscar<br />

He<strong>in</strong>richs und dessen Ehefrau Kathar<strong>in</strong>a<br />

<strong>in</strong> Burgörner geboren. Nach verschiedenen<br />

Orts- und Schulwechseln bestand er<br />

1909 das Abitur am Domgymnasium <strong>in</strong><br />

Magdeburg. Se<strong>in</strong> Theologiestudium begann<br />

He<strong>in</strong>richs nach der e<strong>in</strong>jährigen Militärzeit<br />

<strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen und wurde – zunächst<br />

ohne Abschluss – als Hauslehrer tätig.<br />

Durch den Beg<strong>in</strong>n des ersten Weltkrieges<br />

musste er se<strong>in</strong>e schließlich doch begonnene<br />

Examensarbeiten unterbrechen. Nach<br />

den prägenden Erfahrungen im Krieg<br />

(Offizierslaufbahn), wo er aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

Verletzung schwerhörig wurde, setzte er<br />

fest entschlossen se<strong>in</strong> Studium fort und<br />

beendete es schließlich 1921 mit dem<br />

zweiten theologischen Examen. Die zwanziger<br />

Jahre verlebte er als Hilfsprediger<br />

und Pfarrer <strong>in</strong> Groß Beuster bei Seehausen<br />

<strong>in</strong> der Altmark. 1922 heiratete er die<br />

Diakonieschwester Klara Strauß, und zur<br />

Familie gehörten bald vier Töchter.<br />

Gegen die „Deutschen Christen“<br />

Im Jahr 1930 trat He<strong>in</strong>richs se<strong>in</strong>e<br />

Pfarrstelle <strong>in</strong> <strong>Schöneiche</strong>-Kle<strong>in</strong>schönebeck<br />

an. Als Mitglied <strong>in</strong> der „Sydower<br />

Bruderschaft“ war He<strong>in</strong>richs schon länger<br />

damit befasst, den nationalsozialistischen<br />

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Bekennende Kirche <strong>in</strong> <strong>Schöneiche</strong><br />

Gedenken an Pfarrer Joachim He<strong>in</strong>richs zum 60. Jahrestag des Kriegsendes<br />

Ideen von Rassenre<strong>in</strong>heit und Judenfe<strong>in</strong>dschaft<br />

entgegenzutreten. In diesem Kreis<br />

versuchte man sich dem Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

deutschen Nationalkirche und dem „Führerpr<strong>in</strong>zip“<br />

zu widersetzen. Bei den <strong>Kirchen</strong>wahlen<br />

1932 fand He<strong>in</strong>richs auch <strong>in</strong><br />

<strong>Schöneiche</strong> noch Mitstreiter, die bereit<br />

waren gegen den Ansturm der „Deutschen<br />

Christen“ zu arbeiten. Doch nachdem Hitler<br />

1933 Reichskanzler geworden war,<br />

formierte sich e<strong>in</strong>e Gruppe der<br />

„Deutschen Christen“ mit e<strong>in</strong>er Großveranstaltung,<br />

um den Nationalsozialismus<br />

auch <strong>in</strong> dieser Geme<strong>in</strong>de durchzusetzen.<br />

Sondergottesdienste zu den neuen Nationalfeiertagen<br />

mit auswärtigen Pfarrern<br />

wurden gefeiert, und die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Volksbegeisterung für den „Führer“ und<br />

die neuen Machthaber nahm zu. Am 2<strong>3.</strong><br />

Juli 1933 gewannen die „Deutschen<br />

Christen“ die von der Regierung erzwungene<br />

Wiederholung der <strong>Kirchen</strong>wahl. In<br />

<strong>Schöneiche</strong> war diese Wahl so e<strong>in</strong>deutig,<br />

dass nun alle Mitglieder des Geme<strong>in</strong>dekirchenrates<br />

„Deutsche Christen“ waren –<br />

außer Pfarrer He<strong>in</strong>richs!<br />

Bekennende Kirche <strong>in</strong> <strong>Schöneiche</strong><br />

Er predigte die geistige Unabhängigkeit<br />

der evangelischen Kirche und er<strong>in</strong>nerte<br />

auf der Kanzel an das Bibelwort:<br />

„Man muss Gott mehr gehorchen, als den<br />

Menschen“. Für ihn war es nur konsequent,<br />

sich dem „Pfarrernotbund“ anzuschließen,<br />

der gegründet worden war, um<br />

den getauften Juden beizustehen, die von<br />

kirchlichen Ämtern ausgeschlossen werden<br />

sollten. Er löste sich schließlich von<br />

der deutschchristlich beherrschten Kirche

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