LandesJugendCamp vom 3.-5. Juni - Kirchen in Schöneiche

April / Mai 05 Gemeindenachrichten
Seite 12
Das Christsein leben
Er träumt von einer Liebe,
die „auf Erden ein Feuer entzündet“.
Er will das Seine dazu
tun, damit seine Kirche ein „Ferment
der Brüderlichkeit, der Gemeinschaft
und des Teilens für
die ganze Menschheit“ wird. Er
möchte den auferstandenen
Christus in seinen Menschenbrüdern
feiern: „Wir sehen im
Menschen das Antlitz Christi, vor
allem, wenn dieses Antlitz durch
Tränen und Leiden transparenter
geworden ist.“ Große Worte voller
Pathos? Wenn die vielen jungen
Besucher den jetzt 90jährigen
Prior Roger Schutz in
der Versöhnungskirche von Taizé fragen:
,,Wer ist Christus für Sie, Bruder?", dann
gibt es keine schnellen Patentrezepte.
Höchstens Anstöße, die seine Zuhörer
mit persönlichem Leben füllen sollen.
Dann sitzt er eine Weile ganz still da,
in sich hineinhorchend, nach einer Antwort
suchend, die keine Schablone ist. Er
beginnt langsam, behutsam und sagt etwas
ganz Einfaches: „Für mich ist Christus
der, von dem ich lebe, aber auch der,
den ich mit euch zusammen suche.“
Wenn es so etwas wie ein „Bekehrungserlebnis“
bei Frère Roger gab, dann
war es jener hereindämmernde Abend,
als er sich drängend wie noch nie fragte:
„Warum dieses gegenseitige Sich-
Bekämpfen unter den Menschen und
selbst unter den Christen? Gibt es auf unserer
Erde einen Weg, der so weit führt, alles
vom anderen zu verstehen?“ Blitzartig, so
erzählt er, habe er an diesem Abend eine
Antwort gefunden, die sein Leben verän-
Der Gründer der Brudergemeinschaft von Taize,
Prior Roger Schutz, wird am 12. Mai 90. Jahre alt
derte: „Wenn es diesen Weg gibt, beginne
bei dir selber und engagiere dich selbst,
um alles von jedem Menschen zu verstehen.“
Das versucht er seither gemeinsam
mit seinen Freunden in der ökumenischen
Brüdergemeinschaft von Taizé:
die wesentlichen Dimensionen des
Christseins zu leben, als „bescheidenes Zeichen
der Gemeinschaft“. Ein prophetisches
Gleichnis von Kirche, mitreißend,
ausstrahlend, um den Auferstandenen
geschart. „Sei unter den Menschen ein Zeichen
der brüderlichen Liebe und der Freude!“,
verlangt die Regel von Taizé. Mehr
nicht. Keine Predigten, keine Missions-
Kampagnen. Einfach da sein unter den
Menschen wie Christus – als lebendiges
Gleichnis der Hoffnung.
Christian Feldmann