28.12.2012 Aufrufe

Das Magazin für Technik und Management - Brunel GmbH

Das Magazin für Technik und Management - Brunel GmbH

Das Magazin für Technik und Management - Brunel GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Robert Stirling – Priester,<br />

Ingenieur <strong>und</strong> Visionär<br />

Regenerative Energien rücken zunehmend in den Fokus von Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft.<br />

Dieser Trend beschert einer 190 Jahre alten Erfi ndung neue Aufmerksamkeit: dem Stirling-<br />

Motor. Erf<strong>und</strong>en wurde er 1816 von dem technikbegeisterten Priester Robert Stirling.<br />

TEXT › Marco Heinen<br />

Kann eine vor r<strong>und</strong> 190 Jahren erf<strong>und</strong>ene Technologie heute<br />

zukunftsweisend sein? Für den Stirling-Motor scheint dies zu<br />

gelten, denn er erlebt seit einiger Zeit eine ungeahnte Renai s -<br />

sance. Die Funktionsweise eines Stirling-Motors, der synonym<br />

auch als Heißluftmaschine bezeichnet wird, beruht auf<br />

der Eigenschaft von Gasen, je nach Temperatur ihr Volumen<br />

zu ändern, was innerhalb eines geschlossenen Zylinders zu<br />

Druckschwankungen führt. <strong>Das</strong>s sich dieses Phänomen <strong>für</strong><br />

die Erzeugung von Bewegungsenergie nutzen lässt, hatte der<br />

schottische Priester Robert Stirling erkannt, der 1816 eine solche<br />

Maschine patentieren ließ. Anders als bei Verbrennungsmotoren<br />

fi ndet hier im Motor selbst keine Verbrennung statt. <strong>Das</strong><br />

in einem Zylinder befi ndliche Arbeitsgas wird stattdessen von<br />

außen erhitzt. Als Energieträger können daher nicht nur Benzin,<br />

Diesel oder die ursprünglich eingesetzte Kohle verwendet<br />

werden. Ebenso kommen nachwachsende Brennstoffe, Biogas,<br />

Erdwärme oder Solarenergie in Betracht. Ein Stirling-Motor<br />

kann also mit einer günstigen CO2-Bilanz, ja sogar gänzlich<br />

ohne Schadstoffausstoß betrieben werden. <strong>Das</strong>s die Vielstoffakzeptanz<br />

<strong>und</strong> die Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit einmal die wichtigsten<br />

Vorteile sein könnten, dürfte Robert Stirling freilich kaum<br />

geahnt haben.<br />

VIELSTOFFAKZEPTANZ UND UMWELTFREUNDLICHKEIT<br />

ZEICHNEN DEN STIRLING-MOTOR AUS<br />

Als er seine Erfi ndung vorstellte, fand in den europäischen<br />

Gesellschaften ein technologischer, ökonomischer <strong>und</strong> sozialer<br />

Wandel statt. <strong>Das</strong> sich herausbildende Proletariat litt unter<br />

katastrophalen Arbeitsbedingungen. In den Kohlebergwerken<br />

gelang es zwar, mit Hilfe der noch neuen Hochdruck-Dampf-<br />

maschinen sich sammelndes Wasser<br />

abzupumpen, doch der Preis war<br />

hoch. Nicht selten explodierten<br />

Dampfkessel <strong>und</strong> forderten zahlreiche<br />

Tote. Stirling, der von seinem Vater<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse des Ingenieurwesens<br />

vermittelt bekam, beschäftigte<br />

dieses Problem bereits als junger<br />

Mann. Doch sein berufl icher Werdegang<br />

war ein anderer. Er studierte<br />

an der Universität Edinburgh Latein,<br />

Griechisch, Logik <strong>und</strong> Mathematik<br />

<strong>und</strong> an der Universität Glasgow Theologie<br />

<strong>und</strong> Rechtswissenschaften.<br />

Sein Examen legte er 1815 ab, ein<br />

Jahr später wurde er zum Priester<br />

geweiht. Eine Berufung, der Stirling<br />

bis zu seinem Tod 1878 treu blieb.<br />

<strong>Das</strong> Jahr seiner Priesterweihe war<br />

auch das Jahr, in dem der damals<br />

26-Jährige das Patent <strong>für</strong> seine Heißluftmaschine<br />

anmeldete, die er 1818<br />

zum Laufen brachte. Dies ist umso<br />

bemerkenswerter als zu dieser Zeit<br />

noch keine theoretischen Erklärungen<br />

der thermodynamischen Voraussetzungen<br />

existierten. Die Ma -<br />

schine tat zwei Jahre lang beim<br />

Betrieb einer Wasserpumpe ihren<br />

Dienst, bevor der Zylinder wegen<br />

Überhitzung durchbrannte. Mate-<br />

der Spezialist<br />

HISTORY<br />

›01<br />

Zusammen mit seinem<br />

Bruder James baute Robert<br />

Stirling dieses Modell einer<br />

Heißluftmaschine <strong>und</strong><br />

präsentierte es 1827 an den<br />

Universitäten Glasgow<br />

<strong>und</strong> Edinburgh.<br />

07

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!