Das Magazin für Technik und Management - Brunel GmbH
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Eine Stradivari aus Verb<strong>und</strong>stoffen<br />
TEXT › Daniel Günther<br />
„<strong>Das</strong> ist eine Stradivari, stimmt’s? Habe ich sofort<br />
erkannt“, sagt der ältere Herr im Vorübergehen<br />
zu Dr. Friedrich Blutner. Der genießt den Moment,<br />
denn er hält keineswegs eine der 300 Jahre alten<br />
<strong>und</strong> bis zu drei Millionen Euro wertvollen Geigen<br />
in der Hand. Denn was der ältere Herr nicht weiß:<br />
Die Geige ist nur wenige Monate alt <strong>und</strong> besteht<br />
aus Verb<strong>und</strong>stoffen. Der Klangkörper ist furniert<br />
<strong>und</strong> macht das Instrument so der Meistergeige<br />
ähnlich.<br />
Die Verb<strong>und</strong>stoff-Geige ist das Ergebnis einer<br />
mehr als 25-jährigen Entwicklungsphase des<br />
Informa tionstechnikers Dr. Friedrich Blutner:<br />
„Am An fang standen die Neugierde <strong>und</strong> die<br />
Fas zi na tion. Die Geige gilt schließlich als Inbegriff<br />
des guten Klanges.“ Aus der Faszination wurde<br />
schnell ein Ziel: eine Geige mit perfektem Klang<br />
zu entwickeln. „Wir fühlen uns den alten Meistern<br />
wie Stradivari, Guarneri <strong>und</strong> Amati verpfl ichtet<br />
<strong>und</strong> wollen den Geist dieser Zeit mit neuen<br />
Materialien wieder aufl eben lassen.“ Als Produktso<strong>und</strong>designer<br />
befasst sich der Querdenker<br />
aus dem Örtchen Geyer im Erzgebirge tag täglich<br />
mit Klängen. Die Geige ist seine Leidenschaft,<br />
obwohl er das Instrument selbst nicht spielt.<br />
Zu Beginn der Forschung zeichnete er zunächst<br />
den Klang von acht Meistergeigen auf. Die Aufzeichnungen<br />
erfolgten mit einem Kunstkopf,<br />
der aufgr<strong>und</strong> der installierten hochsensiblen<br />
Mikrofone authentische räumliche Situationen<br />
simulieren kann. Spätere Einspielungen wurden<br />
mit einer akustischen Kamera durchgeführt, die<br />
Schall sichtbar macht.<br />
ZUSAMMEN MIT MUSIKEXPERTEN WURDEN DIE<br />
BESTEN KLÄNGE IM COMPUTER SIMULIERT<br />
Auf die Einspielungen folgte die akustische Signalanalyse.<br />
„Wir haben jahrelang die Klänge<br />
ana lysiert, insbesondere die Zeitstruktur <strong>und</strong> Frequenzen.“<br />
Zusammen mit Musikexperten simu-<br />
QUERDENKEN<br />
Antike Meistergeigen sind rar <strong>und</strong> von großem Wert. Dr. Friedrich Blutner hat eine Geige aus<br />
Verb<strong>und</strong>stoffen entwickelt, die auf dem Klang von acht historischen Instrumenten basiert,<br />
einen Bruchteil des Originals kostet <strong>und</strong> selbst Musikexperten in Erstaunen versetzt.<br />
›39<br />
›38<br />
<strong>Das</strong> Treffen zweier<br />
Spezialisten: Dr. Friedrich<br />
Blutner <strong>und</strong> der Profi geiger<br />
Maximilian Lohse (l.) in der<br />
Semperoper.<br />
›39<br />
Ein Kunstkopf kann dank<br />
verschiedener hochsen sibler<br />
Mikrofone die authen -<br />
tische räumliche Wahrnehmung<br />
simulieren.<br />
der Spezialist 47