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Das Magazin für Technik und Management - Brunel GmbH

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<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Technik</strong> <strong>und</strong> <strong>Management</strong><br />

AUSGABE 06 || Oktober 2006<br />

RRobert obert Stirling – Priester,<br />

IIngenieur n genieur <strong>und</strong> Visionär<br />

Neue Anwendungen <strong>für</strong> den vor 190 Jahren<br />

patentierten Stirling-Motor<br />

Ebbe <strong>und</strong> Flut – Energie-<br />

Energie-<br />

lieferanten der zukunft<br />

Konzepte zur wirtschaftlichen Nutzung<br />

der Gezeitenströme<br />

Eine Stradivari aus<br />

Verb<strong>und</strong>stoffen<br />

Dem perfekten Klang auf der Spur


„UNSER SPEZIALIST“<br />

DENNIS WASCHEK<br />

Mobilität bewegt Menschen –<br />

in doppelter Hinsicht. <strong>Das</strong> entdeckte<br />

Dipl.-Ing. Dennis Waschek<br />

schon als Kind – beim Spielen<br />

mit seiner Modelleisenbahn. „Für<br />

mich war diese Begeisterung <strong>für</strong><br />

alles, was sich bewegt, schon eine<br />

Art Weichenstellung“, erinnert<br />

sich der studierte Elektro ingenieur.<br />

Der 29-Jährige arbeitet<br />

seit 2002 bei <strong>Brunel</strong> <strong>und</strong> hat sich<br />

bis heute seine Faszination <strong>für</strong><br />

Mobilität bewahren können: Als<br />

Projektmitarbeiter unterstützt er<br />

die Volkswagen AG bei der Prozess-<br />

<strong>und</strong> Produktoptimierung.


editorial<br />

AUSGABE 06 || Oktober 2006<br />

DER SPEZIALIST<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

das Klima auf unserem Planeten wird sich langfristig verändern, so viel ist<br />

sicher. Doch bisher blieb der Begriff des Klimawandels noch recht abstrakt,<br />

ließen doch die global erhobenen Zahlen <strong>und</strong> Werte noch genügend mentalen<br />

Abstand zu. Unter der Studienleitung von Dr. Daniela Jacob präsentierte<br />

das Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Meteorologie unlängst ein regionales Klimamodell,<br />

anhand dessen Prognosen mit einer zuvor nie erzielten regionalen<br />

Genauigkeit von 10 x 10 Kilometern möglich sind. Werden wir also bald<br />

mediterranes Klima an Deutschlands Küsten haben? Wird in den Mittelgebirgen<br />

noch Schnee liegen? Antworten auf diese Fragen gibt Frau Dr. Daniela<br />

Jacob im Interview.<br />

Eine Reaktion auf diese klimatische Entwicklung ist die verstärkte<br />

Anstrengung, umweltfre<strong>und</strong>liche Energiequellen technologisch zu erschließen.<br />

Dem Einfallsreichtum der Forscher <strong>und</strong> Entwickler sind in diesem Kontext<br />

keine Grenzen gesetzt, wie die Recherchen zeigten. Inwiefern beispielsweise<br />

Seeschlangen vor der schottischen Küste einen wertvollen Beitrag zur<br />

Energiegewinnung leisten können, berichten wir Ihnen im Rahmen unseres<br />

Energieschwerpunktes.<br />

Als Antriebsstoff der Automobilgesellschaft ist der fossile Energieträger<br />

Öl nach wie vor nicht wegzudenken. Die Förderung des schwarzen Goldes<br />

stellt die Ölkonzerne derweil vor immer größere Herausforderungen, wie<br />

unsere Spezialistin von <strong>Brunel</strong> Energy, Frances Cheney, zu berichten weiß.<br />

Auch wenn der schottische Priester Robert Stirling bereits im Jahre 1817<br />

eine Heißluftmaschine patentieren ließ, die auch alternative Energieträger<br />

akzeptierte – im Automobilbereich konnte sich der Stirling-Motor bisher<br />

nicht richtig durchsetzen. Umso mehr erlebt er nun in zahlreichen anderen<br />

Bereichen eine ungeahnte Renaissance.<br />

Ich möchte Ihnen nun viel Freude mit dieser Ausgabe von „Der Spezialist“<br />

wünschen.<br />

Herzlichst Ihr<br />

General Manager<br />

<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

der Spezialist<br />

03


kurz notiert<br />

regenerativer Energien<br />

Die Reserven der fossilen Energieressourcen gehen langsam, aber sicher dem Ende entgegen.<br />

Die Ära regenerativer Energiequellen hat längst begonnen. In jüngster Zeit setzen Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Unternehmen Nutzungskonzepte um <strong>und</strong> entwickeln sie weiter.<br />

PARABOLRINNENKRAFTWERK<br />

Energieform: Solarenergie<br />

Output: bis zu 50 kW pro Modul<br />

Umsetzung: seit 1984 mehrere Anlagen<br />

weltweit<br />

Verfahren: Parabolspiegel konzentrieren<br />

die Sonnenenergie auf einen Punkt. Dort<br />

wird Öl erhitzt, das wiederum Wasser<br />

verdampft. Dieser Dampf treibt eine<br />

Turbine an.<br />

WAVE DRAGON<br />

Energieform: Wellenenergie<br />

Output: 20 kW/Einheit später 4–11 MW<br />

Umsetzung: Prototyp in Nissum Bredning,<br />

Dänemark, bis Ende 2006<br />

Verfahren: Die Wellen werden auf einen<br />

Überlauf geleitet, in dessen Mitte eine<br />

Öffnung mit einer Turbine sitzt. Durch die<br />

Fallhöhe des Wassers relativ zur Meeresoberfl<br />

äche wird die Turbine angetrieben.<br />

GEOTHERMALKRAFTWERK<br />

Energieform: Geothermie<br />

Output: 120 MW<br />

Umsetzung: seit 2000 in Nesjavellir, Island<br />

Verfahren: Durch konsequente Nutzung<br />

der Erdwärme wird Dampf erzeugt, der<br />

die vier Turbinen des Kraftwerks antreibt.<br />

Zusätzlich wird auch Fernwärme produziert.<br />

HOCHHAUSKRAFTWERK<br />

Energieform: Windenergie<br />

Output: abhg. von Windgeschwindigkeit<br />

Umsetzung: Entwurf der Universität<br />

Stuttgart<br />

Verfahren: Durch den Wind in den Häuserschluchten<br />

moderner Großstädte werden<br />

Rotoren angetrieben, die über einen<br />

Generator Strom erzeugen.<br />

WAVE SWING<br />

Energieform: Wellenenergie<br />

Output: 1,2 MW (erwartete Leistung)<br />

Umsetzung: Installation eines Prototyps<br />

vor der Küste Portugals 2008<br />

Verfahren: Durch die Wellenbewegungen<br />

wird ein Innenzylinder wie ein Kolben in<br />

einem Außenzylinder hin <strong>und</strong> her geschoben.<br />

Ein Linearaggregator erzeugt aus<br />

dieser Bewegung Strom.<br />

1980 Technologien zur Nutzung<br />

04<br />

der Spezialist<br />

1990<br />

2000<br />

2010<br />

2020


inhalt<br />

AUSGABE 06 || Oktober 2006<br />

›seite 06<br />

1827 präsentierte Robert<br />

Stirling dieses Modell<br />

seines Motors an verschiedenen<br />

Universitäten.<br />

›seite 10<br />

Die 120 m lange Stahlschlange<br />

„Pelamis“<br />

gewinnt Energie aus<br />

Meereswellen.<br />

›seite 46<br />

Neue Verb<strong>und</strong>stoff-<br />

Geige – eine Konkurrenz<br />

<strong>für</strong> alte Meistergeigen?<br />

Der Spezialist<br />

Seite 06<br />

Seite 10<br />

Seite 14<br />

Seite 19<br />

Seite 22<br />

Seite 28<br />

Seite 32<br />

Seite 36<br />

Seite 40<br />

Seite 43<br />

Seite 46<br />

Seite 50<br />

Seite 51<br />

history: ROBERT STIRLING – PRIESTER, INGENIEUR UND VISIONÄR<br />

Der 1816 erf<strong>und</strong>ene Stirling-Motor erlebt eine Renaissance<br />

im fokus: EBBE UND FLUT – ENERGIE LIEFERANTEN DER ZUKUNFT<br />

Die wirtschaftliche Nutzung von Wellen <strong>und</strong> Gezeitenströmen<br />

im gespräch: KLIMAFORSCHER WAGEN DEN BLICK IN DIE ZUKUNFT<br />

Dr. Daniela Jacob über die langfristige Klimaentwicklung in Europa<br />

technische projekte: EINGEBAUTER DATENSCHUTZ<br />

Dipl.-Ing. Andreas Mörth entwickelt sichere Systemlösungen <strong>für</strong> den<br />

elektronischen Zahlungsverkehr<br />

technische projekte: SYNERGIEN FÜR DIE WINDKRAFT<br />

Expertengespräch über Entwicklungen in der Offshore-Windenergie<br />

aus den branchen:<br />

WENIGER STÖRIMPULSE DURCH NANOTECHNOLOGIE<br />

Der Nanowerkstoff EMISONIX schirmt elektromagnetische Strahlung ab<br />

aus den branchen: ERDÖLFÖRDERUNG AUS 1.200 METERN TIEFE<br />

Neue <strong>Technik</strong>en erschließen bisher unzugängliche Fördergebiete<br />

der Spezialist<br />

inhalt<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Karriere: „DAS POTENZIAL IN KANADA IST IMMENS“<br />

Dipl.-Ing. K. Ostrowski <strong>und</strong> das <strong>Brunel</strong> Project Support Department (Toronto)<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Karriere:<br />

SCHNELLE SPRÜNGE AUF DER KARRIERELEITER<br />

<strong>Brunel</strong>-Traineeprogramm <strong>für</strong> zukünftige Führungskräfte<br />

Kunst & <strong>Brunel</strong>: MIT SATIRE UND HUMOR ZUM KÜNSTLER DES JAHRES<br />

Der Karikaturist Peter Bauer zeichnet in der Tradition Wilhelm Buschs<br />

querdenken: EINE STRADIVARI AUS VERBUNDSTOFFEN<br />

Dr. Friedrich Blutner ist dem Klang der Meistergeigen auf der Spur<br />

Termine<br />

impressum<br />

Extra: Ihre Meinung ist uns wichtig!<br />

(Siehe Umfrage auf der Umschlagklappe)<br />

05


›01


Robert Stirling – Priester,<br />

Ingenieur <strong>und</strong> Visionär<br />

Regenerative Energien rücken zunehmend in den Fokus von Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft.<br />

Dieser Trend beschert einer 190 Jahre alten Erfi ndung neue Aufmerksamkeit: dem Stirling-<br />

Motor. Erf<strong>und</strong>en wurde er 1816 von dem technikbegeisterten Priester Robert Stirling.<br />

TEXT › Marco Heinen<br />

Kann eine vor r<strong>und</strong> 190 Jahren erf<strong>und</strong>ene Technologie heute<br />

zukunftsweisend sein? Für den Stirling-Motor scheint dies zu<br />

gelten, denn er erlebt seit einiger Zeit eine ungeahnte Renai s -<br />

sance. Die Funktionsweise eines Stirling-Motors, der synonym<br />

auch als Heißluftmaschine bezeichnet wird, beruht auf<br />

der Eigenschaft von Gasen, je nach Temperatur ihr Volumen<br />

zu ändern, was innerhalb eines geschlossenen Zylinders zu<br />

Druckschwankungen führt. <strong>Das</strong>s sich dieses Phänomen <strong>für</strong><br />

die Erzeugung von Bewegungsenergie nutzen lässt, hatte der<br />

schottische Priester Robert Stirling erkannt, der 1816 eine solche<br />

Maschine patentieren ließ. Anders als bei Verbrennungsmotoren<br />

fi ndet hier im Motor selbst keine Verbrennung statt. <strong>Das</strong><br />

in einem Zylinder befi ndliche Arbeitsgas wird stattdessen von<br />

außen erhitzt. Als Energieträger können daher nicht nur Benzin,<br />

Diesel oder die ursprünglich eingesetzte Kohle verwendet<br />

werden. Ebenso kommen nachwachsende Brennstoffe, Biogas,<br />

Erdwärme oder Solarenergie in Betracht. Ein Stirling-Motor<br />

kann also mit einer günstigen CO2-Bilanz, ja sogar gänzlich<br />

ohne Schadstoffausstoß betrieben werden. <strong>Das</strong>s die Vielstoffakzeptanz<br />

<strong>und</strong> die Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit einmal die wichtigsten<br />

Vorteile sein könnten, dürfte Robert Stirling freilich kaum<br />

geahnt haben.<br />

VIELSTOFFAKZEPTANZ UND UMWELTFREUNDLICHKEIT<br />

ZEICHNEN DEN STIRLING-MOTOR AUS<br />

Als er seine Erfi ndung vorstellte, fand in den europäischen<br />

Gesellschaften ein technologischer, ökonomischer <strong>und</strong> sozialer<br />

Wandel statt. <strong>Das</strong> sich herausbildende Proletariat litt unter<br />

katastrophalen Arbeitsbedingungen. In den Kohlebergwerken<br />

gelang es zwar, mit Hilfe der noch neuen Hochdruck-Dampf-<br />

maschinen sich sammelndes Wasser<br />

abzupumpen, doch der Preis war<br />

hoch. Nicht selten explodierten<br />

Dampfkessel <strong>und</strong> forderten zahlreiche<br />

Tote. Stirling, der von seinem Vater<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse des Ingenieurwesens<br />

vermittelt bekam, beschäftigte<br />

dieses Problem bereits als junger<br />

Mann. Doch sein berufl icher Werdegang<br />

war ein anderer. Er studierte<br />

an der Universität Edinburgh Latein,<br />

Griechisch, Logik <strong>und</strong> Mathematik<br />

<strong>und</strong> an der Universität Glasgow Theologie<br />

<strong>und</strong> Rechtswissenschaften.<br />

Sein Examen legte er 1815 ab, ein<br />

Jahr später wurde er zum Priester<br />

geweiht. Eine Berufung, der Stirling<br />

bis zu seinem Tod 1878 treu blieb.<br />

<strong>Das</strong> Jahr seiner Priesterweihe war<br />

auch das Jahr, in dem der damals<br />

26-Jährige das Patent <strong>für</strong> seine Heißluftmaschine<br />

anmeldete, die er 1818<br />

zum Laufen brachte. Dies ist umso<br />

bemerkenswerter als zu dieser Zeit<br />

noch keine theoretischen Erklärungen<br />

der thermodynamischen Voraussetzungen<br />

existierten. Die Ma -<br />

schine tat zwei Jahre lang beim<br />

Betrieb einer Wasserpumpe ihren<br />

Dienst, bevor der Zylinder wegen<br />

Überhitzung durchbrannte. Mate-<br />

der Spezialist<br />

HISTORY<br />

›01<br />

Zusammen mit seinem<br />

Bruder James baute Robert<br />

Stirling dieses Modell einer<br />

Heißluftmaschine <strong>und</strong><br />

präsentierte es 1827 an den<br />

Universitäten Glasgow<br />

<strong>und</strong> Edinburgh.<br />

07


HISTORY<br />

DER ERSTE STIRLING-MOTOR AUS DEM JAHR 1816<br />

(1)<br />

(2)<br />

(4)<br />

(3)<br />

rialbedingte Schwierigkeiten waren auch in den folgenden<br />

Jahrzehnten die häufi gste Fehlerquelle der Stirling-Motoren.<br />

Während Stirling Luft als Arbeitsgas verwandte, wird heutzutage<br />

meist Helium benutzt. In dem Motor arbeiten dem<br />

ursprünglichen Prinzip zu folge zwei übereinander angeordnete<br />

Kolben, die durch versetzt an einem Schwungrad angebrachte<br />

Pleuel miteinander in Verbindung stehen: Zunächst wird das<br />

Arbeitsgas im unteren Teil des Zylinders erhitzt. Der steigende<br />

Druck presst den Arbeitskolben nach oben <strong>und</strong> treibt über dessen<br />

Pleuel das Schwungrad an. Über den anderen Pleuel wird<br />

der Verdrängerkolben nach unten bewegt, so dass die erhitzte<br />

Luft an diesem vorbei in den gekühlten Bereich strömt. Durch<br />

das Abkühlen sinkt der Druck, so dass der Arbeitskolben wieder<br />

in seine Ausgangslage zurückkehrt <strong>und</strong> dabei über das<br />

Schwungrad den Verdrängerkolben in die Höhe bewegt. <strong>Das</strong><br />

gekühlte Gas strömt wieder nach unten <strong>und</strong> der Zyklus kann<br />

von vorn beginnen. Aufgr<strong>und</strong> der temperaturbedingten Volumenänderung<br />

des Arbeitsgases wird in ständiger Bewegung<br />

der Kolben mechanische Energie erzeugt. Vom physikalischen<br />

Prinzip her kann ein sehr hoher Wirkungsgrad erzielt werden,<br />

wobei sich auf diesen allerdings der konstruktionsbedingte<br />

Totraum nachteilig auswirkt – ein Bereich, der keine thermodynamische<br />

<strong>und</strong> damit leistungssteigernde Funktion erfüllt.<br />

08<br />

der Spezialist<br />

(5)<br />

(1) Erhitzer<br />

(2) Heiße Luft<br />

(3) Expansions- <strong>und</strong><br />

Kompressionszylinder<br />

(4) Pleuel<br />

(5) Schwungrad<br />

›02<br />

Außerdem zeichnen sich Stirling-<br />

Mo toren durch große Laufruhe <strong>und</strong> –<br />

wegen fehlender Ventile <strong>und</strong> Zündexplosionen<br />

– geringe Betriebslautstärke<br />

aus.<br />

Zahlreiche Ingenieure begannen,<br />

Heißluftmaschinen nach dem<br />

Stirling-Prinzip zu bauen, so etwa<br />

der schwedische Ingenieur John<br />

Ericsson, der anstelle eines geschlos -<br />

se nen Arbeitsgas-Kreislaufes mit<br />

einem offenen System arbeitete.<br />

Die größte Verbreitung erlebten die<br />

Heißluftmaschinen zwischen 1860<br />

<strong>und</strong> in den ersten zwei Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Sie wurden vor<br />

allem in der Landwirtschaft <strong>und</strong> in<br />

Kleinbetrieben genutzt sowie beispielsweise<br />

<strong>für</strong> den Antrieb von Ventilatoren<br />

in Privathaushalten.<br />

Ab 1937 wandten sich diverse<br />

Un ternehmen der Erforschung von<br />

Stirling-Motoren zu. Ziel war es zu -<br />

›02<br />

Der von Robert Stirling<br />

entwickelte Motor macht<br />

sich die Ausdehnung des<br />

Volumens von Gasen bei<br />

Erhitzung zunutze.<br />

Dieses Bild zeigt mutmaßlich<br />

Robert Stirling,<br />

der am 25. Oktober 1790<br />

im schottischen Cloag<br />

bei Methvin geboren<br />

wurde. 1816 wurde er zum<br />

presbyterianischen Priester<br />

geweiht. 1819 heiratete<br />

Stirling Jean Rankin, mit<br />

der er sieben Kinder hatte.<br />

Bis 1840 arbeitete er zusammen<br />

mit seinem Bruder<br />

James an verbesser ten<br />

Versionen seiner Heißluftmaschine.<br />

Stirling starb am<br />

6. Juni 1878 in Galston.


nächst, den Betrieb von <strong>für</strong> den Export bestimmten Radios auch<br />

in Gebieten ohne Stromversorgung zu ermöglichen. Bald schon<br />

konnte auch die PS-Leistung der Stirling-Motoren signifi kant<br />

erhöht werden. <strong>Das</strong> Stirling-Prinzip wurde darüber hinaus auf<br />

einen neuen Anwendungsbereich, den der Kühlung, übertragen:<br />

Statt Wärme zuzuführen <strong>und</strong> so Bewegungsenergie zu<br />

erzeugen, wird demnach Bewegungsenergie zugeführt, um<br />

warme Luft abzukühlen. Die erzielten Erfolge ließen weitere<br />

Industrieunternehmen aufhorchen.<br />

WILLIAM BEAL ENTWICKELTE DAS PRINZIP DES STIRLING-<br />

MOTORS ENTSCHEIDEND WEITER<br />

So wurden unter anderem Generatoren <strong>für</strong> militärische An -<br />

wendungen <strong>und</strong> Antriebe <strong>für</strong> U-Boote entwickelt. Ein weiterer<br />

wichtiger Schritt bestand Anfang der 1960er Jahre in der<br />

Erfi ndung des Freikolben-Stirling durch den amerikanischen<br />

Mechanikprofessor William Beal, der das Problem der anfälligen<br />

mechanischen Verbindung der Kolben löste. Im Freikolbenmotor<br />

wirkt das zwischen Arbeits- <strong>und</strong> Verdrängerkolben<br />

eingeschlossene Gas quasi als pneumatische Feder zur Kopplung<br />

der beiden Kolben. Mehrere Autokonzerne versuchten, die<br />

<strong>Technik</strong> bald auch <strong>für</strong> Fahrzeuge nutzbar zu machen. In den<br />

1970er Jahren entstanden Prototypen, die mit Benzin, Diesel<br />

<strong>und</strong> auch mit Alkohol betrieben werden konnten. Auf Gr<strong>und</strong><br />

der hohen Effi zienz der Stirling-Motoren war ihr Verbrauch<br />

vergleichsweise gering. Dennoch erreichten sie letztlich keine<br />

Marktreife, weil die Motoren zu schwer <strong>und</strong> zu teuer waren<br />

›03<br />

<strong>und</strong> vor allem einen entscheidenden<br />

Nachteil hatten: Sie ließen sich nicht<br />

ohne Vorwärmphase starten.<br />

In den vergangenen Jahrzehn ten<br />

haben Stirling-Motoren in der Kraft -<br />

Wärme -Koppelung <strong>und</strong> in kleinen<br />

Block heizkraftwerken an Bedeutung<br />

gewonnen. Ebenso fi nden sie als so -<br />

larthermische Anlagen Verwendung:<br />

So genannte Dish-Stirling-An lagen<br />

nutzen die Wärme der Sonnenstrahlung<br />

mittels einer Parabolschüssel<br />

(Dish) <strong>und</strong> einem nahe am Brennpunkt<br />

installierten Stirling-Motor<br />

mit angekoppeltem Generator, um<br />

Strom zu gewinnen.<br />

›04<br />

HISTORY<br />

›04<br />

Moderne Dish-Stirling-<br />

Anlagen nutzen das Funktionsprinzip<br />

des Stirling-<br />

Motors. Sie verwenden<br />

Solarenergie als Wärmequelle,<br />

indem sie diese auf<br />

einen Punkt fokussieren.<br />

›03<br />

Diese Feuerspritze wurde<br />

1828 vom schwedischen<br />

Ingenieur John Ericsson<br />

entwickelt. Sie wird von<br />

einem Heißluftmotor<br />

angetrieben.<br />

der Spezialist<br />

09


IM FOKUS<br />

Ebbe <strong>und</strong> Flut – energielieferanten<br />

der zukunft<br />

Pläne <strong>für</strong> die Nutzung von Strömungs- <strong>und</strong> Wellenenergie gibt es bereits seit längerem. Doch<br />

erst in den vergangenen zehn Jahren wurden effektive Anlagen konzipiert, die helfen könnten,<br />

die Reserven fossiler Energieträger zu schonen.<br />

TEXT › Anja Gleber<br />

Die Ursprünge der Strömungskraftwerkstechnologie<br />

mit frei umströmten Rotoren reichen zurück<br />

bis in die 70er Jahre. Damals begann man, erneuerbare<br />

Energiesysteme <strong>für</strong> Entwicklungsländer<br />

zu entwerfen. In diesem Kontext entstand eine<br />

Strömungsturbine, die die Strömung des Nils mit<br />

einem Unterwasserrotor aufnahm, um mit der so<br />

gewonnenen Energie eine Bewässerungspumpe<br />

zu betreiben.<br />

STRÖMUNGSKRAFTWERKE ALS ALTERNATIVE<br />

ZUR HERKÖMMLICHEN STROMPRODUKTION<br />

<strong>Das</strong> technische Prinzip der Energiegewinnung<br />

ist seither das gleiche geblieben, doch die technischen<br />

Anforderungen haben sich massiv gewandelt,<br />

seit die Potenziale von Strömungskraftwerken<br />

<strong>für</strong> die wirtschaftliche Stromerzeugung als<br />

Alternative zu fossilen Energieträgern erkannt<br />

wurden. Anstelle von Flussströmungen werden<br />

heutzutage die gewaltigen Gezeitenströme der<br />

Weltmeere genutzt.<br />

Erste Erfolge auf dem Weg zur wirtschaftlichen<br />

Nutzung dieser Energiegewinnungsvariante<br />

verzeichnet die deutsch-britische Pilotanlage<br />

„SeaGen“, die im Sommer 2006 in der Meerenge<br />

bei Strangford Narrows an der nordirischen Küste<br />

in Betrieb genommen wurde. Im Gegensatz zu seinem<br />

Vorgängermodell „Seafl ow“ verfügt SeaGen<br />

über zwei Rotoren, die jeweils eine 600-Kilowatt-<br />

Turbine antreiben. Die Seafl ow-Anlage wurde<br />

10<br />

der Spezialist<br />

meist nur in einer Strömungsrichtung betrieben,<br />

weil vermieden werden sollte, dass der einzelne<br />

Rotor durch die starken Verwirbelungen hinter<br />

dem Stahlturm Schaden nimmt. Die neue Anordnung<br />

der zwei Rotoren mit 16 Metern Durchmesser<br />

an beiden Seiten des Verankerungsstahlturms<br />

optimiert den Betrieb der Rotoren bei Flut- als<br />

auch bei Ebbestrom.<br />

Ohnehin war es eine der größten Herausforderungen,<br />

einen Rotor zu schaffen, der zum einen<br />

den starken Kräften unter Wasser standhält <strong>und</strong><br />

zum anderen die Strömungsleistung unter Offshore-Bedingungen<br />

in mehrere h<strong>und</strong>ert Kilowatt<br />

umwandeln kann. Die Tidenströmung in der nordirischen<br />

Meeresenge erreicht durch die Konzentration<br />

der Wassermassen in 20 bis 30 Metern<br />

Wassertiefe eine Geschwindigkeit von bis zu<br />

3,5 Metern pro Sek<strong>und</strong>e. Aufgr<strong>und</strong> der 800-mal<br />

höheren Dichte des Wassers gegenüber der Dichte<br />

von Luft ist die Energieausbeute deutlich höher<br />

als bei Windkraftwerken. Entsprechend hoch ist<br />

die Anforderung an die mechanische Stabilität<br />

der Anlage: 18 Meter tief wurde das drei Meter<br />

starke <strong>und</strong> 50 Meter hohe Turmrohr in einem<br />

mit Stahl verstärkten Sockel verankert. Der Rotor<br />

besteht aus einer Mischung aus Kohlefaser <strong>und</strong><br />

Stahl, die dem aggressiven Salzwasser langfristig<br />

trotzen soll. Für den beidseitigen Strömungseinsatz<br />

können die Rotorblätter um 180 Grad verstellt<br />

werden. Die Kontrolle des Blattanstellwinkels<br />

(Pitch Control) <strong>und</strong> des somit erwirkten Auftriebs<br />

›05<br />

Vor der Küste nördlich von<br />

Devon in England soll der<br />

weltweit erste kom merzielle<br />

Meeres strömungsenergiepark<br />

entstehen.<br />

Die bis zu zehn Anlagen<br />

können eine Leistung<br />

von bis zu ca. zehn MW<br />

erzeugen.


›05


IM FOKUS<br />

›07<br />

Mit einer anvisierten<br />

Leistung von 2,5 Megawatt<br />

wird das Pelamis-Projekt<br />

den Energiebedarf von<br />

mehr als 1.500 Haushalten<br />

decken können.<br />

›06<br />

Durch ihre kompakte<br />

Bauweise können<br />

die SeaGen-Anlagen an<br />

vielen Standorten weltweit<br />

installiert werden – einzige<br />

Voraussetzung ist eine<br />

Strömungsgeschwindigkeit<br />

von mindestens<br />

2,5 m/s bei einer Tiefe von<br />

20 bis 30 Metern.<br />

12<br />

der Spezialist<br />

erlaubt zudem die Leistungsregelung bei unterschiedlichen<br />

Strömungsstärken. Bei kurzfristigen<br />

Turbulenzen erfolgt die Leistungsregelung hingegen<br />

durch Drehzahlvariation, so dass immer<br />

die maximal mögliche Leistung an das Stromnetz<br />

abgegeben wird.<br />

DIE GENAUE VORHERSAGE DER GEZEITEN<br />

MACHT ENERGIEGEWINNUNG PLANBAR<br />

Dank der optimierten SeaGen-Diagnose- <strong>und</strong><br />

Monitoring-Technologie kann das Pitch Control<br />

System auch automatisch betrieben werden, ohne<br />

dass Personal diesen Prozess überwachen muss.<br />

Die erzeugte Energie wird schließlich über ein<br />

300 Meter langes Seekabel auf direktem Wege<br />

auf dem Meeresgr<strong>und</strong> einer Mittelspannungsstation<br />

zugeführt. Im Gegensatz zur Windenergie<br />

strömt das Meer nach festem zeitlichem Verlauf<br />

der Mondphasen. Ein hoher Gr<strong>und</strong>lastanteil ist<br />

stets abgedeckt, da die Leistungswerte exakt berechen-<br />

<strong>und</strong> planbar sind.<br />

›06<br />

›07<br />

Nach ähnlichem Prinzip gestaltet sich auch die<br />

Netzanbindung von „Pelamis“, dem weltweit<br />

ersten kommerziellen Wellenkraftwerk, das in<br />

der rauen See der Orkney Islands vor der schottischen<br />

Nordküste entwickelt <strong>und</strong> getestet wurde.<br />

Entscheidende Standortkriterien sind bei dieser<br />

Energiegewinnungsvariante neben der Wellenhöhe<br />

die Entfernung zur Netzanbindung auf dem<br />

Festland mit ausreichend verfügbarer Aufnahmekapazität.<br />

Dies hat zum einen Kostengründe, zum<br />

anderen muss bei weiten Distanzen der Stromleitung<br />

mit Übertragungsverlust gerechnet werden.<br />

Die <strong>für</strong> die Energiegewinnung optimale Wel lengröße<br />

von sechs bis acht Metern im Abstand von<br />

sieben bis neuneinhalb Sek<strong>und</strong>en fi ndet sich fünf<br />

bis zehn Kilometer vor dem Festland im Atlantik<br />

<strong>und</strong> Pazifi k. Werden die Wellen größer, taucht die<br />

Anlage dank der fl exiblen Verankerung am Meeresgr<strong>und</strong><br />

unter den Wellen hindurch <strong>und</strong> wird somit<br />

unangreifbar <strong>für</strong> hohe Sturmwellen. Eine Kombination<br />

aus Gewichten <strong>und</strong> Schwimmkörpern verhilft<br />

den Ver ankerungskabeln, die Anlage in Position<br />

zu hal ten <strong>und</strong> dennoch genügend Spielraum<br />

<strong>für</strong> die Wellenspitzen zu lassen. <strong>Das</strong> Schutzsystem<br />

der Anlage ist gewissermaßen die schlangenähnliche<br />

Bauweise. Die jüngste Anlagentechnologie<br />

schließt zudem ein System ein, das im Notfall die<br />

Verankerung lösen kann, um eine Zerstörung zu<br />

vermeiden. Jede 120 Meter lange Seeschlange, so<br />

die Über setzung des griechischen Namens Pela-


mis, besteht aus vier verb<strong>und</strong>enen Stahlzylindern<br />

von dreieinhalb Metern Durchmesser, die auf den<br />

Wellen schaukeln. In den Gelenken befi nden sich<br />

Hydraulikpumpzylinder. Durch die Bewegung<br />

auf den Wellen wird biologisch abbaubares Öl<br />

als Arbeitsfl üssigkeit mit Hochdruck von bis zu<br />

350 bar durch Röhren mit integrierten Turbinen<br />

<strong>und</strong> Generatoren in die Ausgleichszylinder ge -<br />

drückt. <strong>Das</strong> Öl treibt in jedem der drei Module<br />

einen Hydraulikgenerator an, der eine Leistung<br />

von 250 Kilowatt erbringt. Mit Hilfe der Verankerung<br />

richtet sich Pelamis immer quer zum Wellenkamm<br />

aus. Um die Formgebung zu erleichtern,<br />

wurde Stahl als Arbeitsmedium gewählt. Sowohl<br />

Modifi zierungen als auch Reparaturen können<br />

auf diese Weise unkomplizierter vorgenommen<br />

werden. Die Entscheidung <strong>für</strong> Öl als Hydraulikfl<br />

üssigkeit ist auf die Philosophie der Entwickler<br />

zurückzuführen, nur standardmäßig erhältliche<br />

Materialien <strong>und</strong> Komponenten zu verwenden.<br />

Wie schon ihr Name sagt, produzieren Wellen<br />

an jedem Gelenk einen diskontinuierlichen Leistungsinput.<br />

Um dennoch einen konstanten Output<br />

zu generieren, speichert Pelamis die anfallenden<br />

Energieschübe in einem hydraulischen Speicher<br />

zwischen. Bei Überschreiten der maximalen Leistungswerte<br />

wird die Mehrbelastung automatisch<br />

heruntergeregelt. Nach Berücksichtigung aller<br />

Eventualitäten <strong>und</strong> diverse Proto typen später hat<br />

Pelamis mittlerweile Marktreife erlangt. Im Sommer<br />

2006 wurde nach acht Jahren Forschungsarbeit<br />

eine erste Wellenkraftwerksfarm mit einer<br />

Nennleistung von 2,5 Megawatt vor der portugiesischen<br />

Küste installiert.<br />

IM FOKUS<br />

›08<br />

Um eine ideale Ausbeute<br />

der Wellenergie<br />

zu ga rantieren, wird die<br />

Pelamis-Anlage in einer<br />

Entfernung von fünf<br />

bis zehn Kilometern vor<br />

der Küste verankert.<br />

›08<br />

der Spezialist 13


IM GESPRÄCH<br />

klimaforscher wagen den<br />

blick in die zukunft<br />

Dr. Daniela Jacob hat sich der Erforschung der Erdatmosphäre verschrieben. Zusammen mit<br />

einem zehnköpfi gen Team hat die Forscherin des Max-Planck-Instituts <strong>für</strong> Meteorologie eine<br />

detaillierte Studie zur Entwicklung des europäischen Klimas durchgeführt.<br />

INTERVIEW › Corinna Laubach<br />

Der Spezialist: Frau Dr. Jacob, Sie beschäftigen<br />

sich seit Jahren mit Klimaänderungen. Wie wird<br />

sich das Klima hierzulande verändern?<br />

Dr. Daniela Jacob: <strong>Das</strong> Klima kann man nicht so<br />

einfach vorhersagen. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es so, dass<br />

alle Aussagen, die über die Wettervorhersage<br />

hinausgehen, von uns als Szenarien oder Projektionen<br />

bezeichnet werden. Die klimatische Entwicklung<br />

in der Zukunft ist stark abhängig von<br />

mehreren Faktoren, wie zum Beispiel veränderten<br />

Treibhausgasen in der Atmosphäre, die an das<br />

Weltwirtschaftswachstum <strong>und</strong> das Verhalten der<br />

Bevölkerung gekoppelt sind.<br />

Der Spezialist: Worauf fußen diese Klimaszenarien?<br />

Jacob: Basis der Klimaprojektionen ist die Entwicklung<br />

von Schadgasen. Wenn sich die chemische<br />

Zusammensetzung der Atmosphäre verändert,<br />

dann hat dies Rückwirkung auf die Temperatur<br />

<strong>und</strong> den Niederschlag. Der Umgang der Menschen<br />

mit diesen Schadgasen schlägt sich unmittelbar<br />

auf das Klima nieder. Wir haben dazu drei globale<br />

Klimaszenarien mit jeweils einem schwachen,<br />

mittleren <strong>und</strong> starken Anstieg der Treibhausgase<br />

berechnet <strong>und</strong> diese auf Deutschland fokussiert.<br />

Der Spezialist: Ausgangsbasis sind also die globalen<br />

Berechnungen?<br />

14<br />

der Spezialist<br />

Jacob: Ja, unsere regionalen Klimaprojektionen<br />

sind in die globalen Berechnungen eingebettet.<br />

Für Deutschland können wir generell sagen, dass<br />

sich die Jahresmitteltemperatur bis zum Jahr 2100<br />

zwischen 2,5 Grad Celsius bei einem moderaten<br />

Anstieg der Treibhausgase <strong>und</strong> 3,5 Grad bei einem<br />

starken Anstieg erwärmen kann. Dies führt zu<br />

Veränderungen im Niederschlagsgeschehen. Im<br />

Winter kann durch die warmen Temperaturen<br />

nicht mehr so viel Schnee fallen, so dass die im<br />

Schnee gespeicherte Wassermenge im Frühsommer<br />

unter Umständen fehlen wird.<br />

MEDITERRANE VERHÄLTNISSE SIND AUCH<br />

2071 BIS 2100 NICHT ZU ERWARTEN<br />

Der Spezialist: Bekommen wir mediterrane Verhältnisse?<br />

Jacob: Mediterrane Verhältnisse bekommen wir<br />

wahrscheinlich nicht. Es kann zwar in den Sommermonaten<br />

häufi ger warme <strong>und</strong> trockene Perioden<br />

geben, aber in den übrigen Jahreszeiten fällt<br />

genug Niederschlag, um die Talsperren <strong>und</strong> Wasserspeicher<br />

wieder aufzufüllen, so dass der Boden<br />

nicht wie im Mittelmeerraum austrocknen kann.<br />

Der Spezialist: Kann man regionale Unterschiede<br />

feststellen?<br />

DR. DANIELA JACOB<br />

Die studierte Meteoro -<br />

login ist seit 1993 im<br />

Bereich „Atmosphäre im<br />

Erdsystem“ am Hamburger<br />

Max-Planck-Institut <strong>für</strong><br />

Meteorologie tätig.<br />

Gemeinsam mit einem<br />

ca. zehn köp fi gen Team<br />

hat die 45-jäh rige Klimaforscherin<br />

die REMO-<br />

Studie im Auftrag des<br />

Umweltb<strong>und</strong>esamtes<br />

erarbeitet.<br />

›09<br />

Die durchschnittliche<br />

Temperatur in den<br />

Wintermonaten wird in<br />

der Periode 2071 bis 2100<br />

deutlich höher liegen als<br />

im Vergleichszeitraum<br />

1961 bis 1990.


2.5 2.75 3.0 3.25 3.5 3.75 4.0 4.25 4.5 4.75 5.0 [ °C ]<br />

Düsseldorf + 3.25°<br />

Saarbrücken + 3.5°<br />

DURCHSCHNITTLICHE VERÄNDERUNG DER TEMPERATUR<br />

IN DEN WINTERMONATEN BIS ZUM JAHR 2100<br />

Wiesbaden + 3.5°<br />

Mainz + 3.5°<br />

Bremen + 3.5°<br />

Stuttgart + 3.75°<br />

Kiel + 3.5°<br />

Schwerin + 3.5°<br />

Hamburg + 3.5°<br />

Hannover + 3.5°<br />

Magdeburg + 3.75°<br />

Erfurt + 4.0° Dresden + 3.75°<br />

München + 4.0°<br />

Berlin + 3.75°<br />

Potsdam + 3.75°<br />

Praha + 4.0°<br />

›09<br />

der Spezialist 15


16<br />

der Spezialist<br />

DURCHSCHNITTLICHE VERÄNDERUNG DER NIEDERSCHLAGSMENGE<br />

IN DEN WINTERMONATEN BIS ZUM JAHR 2100<br />

< - 50 - 30 - 20 - 10 - 5 + 5 + 10 + 20 + 30 + 50 [ %]<br />

Düsseldorf + 10%<br />

Saarbrücken + 20%<br />

Wiesbaden + 30%<br />

Mainz + 20%<br />

Bremen + 20%<br />

Stuttgart + 30%<br />

Kiel + 20%<br />

Schwerin + 20%<br />

Hamburg + 20%<br />

Hannover + 20%<br />

Magdeburg + 10%<br />

München + 30%<br />

Berlin + 20%<br />

Potsdam + 20%<br />

Erfurt + 20% Dresden + 10%<br />

Praha + 30%<br />

›10


Jacob: Vom Anstieg der Jahresmitteltemperatur<br />

ist der Süden, beginnend ab Hessen, mit über<br />

drei Grad Celsius stärker betroffen als der Rest<br />

Deutschlands. Im Voralpenraum können die Temperaturen<br />

sogar um mehr als vier Grad Celsius<br />

steigen. Norddeutschland hingegen erwärmt<br />

sich in allen Szenarien um weniger als drei Grad<br />

Celsius. Differenziert man nach den Jahreszeiten,<br />

steigen die Wintertemperaturen stärker an<br />

als die Sommertemperaturen. Damit verb<strong>und</strong>en<br />

sind Niederschlagszunahmen im Winter um bis<br />

zu 25 Prozent an der Nordseeküste <strong>und</strong> im Schwarzwald.<br />

In den Sommermonaten kann hingegen zum<br />

Ende dieses Jahrh<strong>und</strong>erts b<strong>und</strong>esweit der Niederschlag<br />

abnehmen, im Oberrheingraben <strong>und</strong> in<br />

angrenzenden Regionen sogar bis zu 25 Prozent.<br />

Der Spezialist: Sie sprachen bereits von weniger<br />

Schneefall …<br />

IN ZUKUNFT WIRD DER WINTER WÄRMER<br />

Jacob: Durch die wärmeren Temperaturen im<br />

Winter wird es immer weniger schneesichere<br />

Regionen geben. Erste Auswertungen zeigen, dass<br />

die Anzahl der Tage mit mehr als drei Zentimetern<br />

Schneedecke im Sauerland oder auch im Voralpenland<br />

um deutlich mehr als die Hälfte abnehmen<br />

kann. Trotz allem wird es auch in Zukunft sowohl<br />

warme, schneearme als auch kalte, schneereiche<br />

Winter geben. Die Variabilität von Jahr zu Jahr<br />

wird also ähnlich sein wie heute.<br />

Der Spezialist: Durch Ihr neues kleinmaschiges<br />

Klimamodell mit regionalen Fenstern von zehn<br />

mal zehn Kilometern haben Sie erstmals detaillierte<br />

Daten erhalten. Seit wann forschen Sie an<br />

dem Projekt?<br />

Jacob: Angefangen zu forschen haben wir bereits<br />

1993. Auslöser war die gezielte Nachfrage der<br />

Re gionen nach präzisen Daten zum Klimawandel<br />

<strong>und</strong> zu den Auswirkungen. Die Rechner <strong>für</strong><br />

globale Klimamodelle berücksichtigen in ihren<br />

Berechnungen nicht einzelne Regionen. Wir haben<br />

sozusagen eine Lupe gebaut, die in die Regionen<br />

schauen kann.<br />

Der Spezialist: Welche Schritte waren da<strong>für</strong> vorab<br />

notwendig?<br />

Jacob: Wir haben acht Jahre darauf verwandt,<br />

genauestens zu überprüfen, ob das, was wir<br />

<strong>für</strong> die Vergangenheit ausrechnen, mit den von<br />

den Wetterdiensten gemessenen Beobachtungen<br />

über einstimmt. Gr<strong>und</strong>lage waren hier die ermittelten<br />

Wetterdaten von 1965 bis Mitte der 1990er<br />

Jahre. Erst danach, vor etwa fünf Jahren, haben<br />

wir begonnen, den Blick in die Zukunft zu wagen.<br />

Durch unsere Qualitätsgüte haben wir jetzt einen<br />

internationalen Vorsprung vor den Kollegen<br />

erzielt. Momentan sind wir die Einzigen, die auf<br />

dieses Zehnkilometerraster schauen können.<br />

Der Spezialist: Welche Parameter haben Sie<br />

berücksichtigt?<br />

Jacob: Wir haben mit Hilfe des Computers am<br />

Deutschen Klimarechenzentrum die gesamte<br />

Strömung in der Atmosphäre berechnet. Also<br />

unter anderem verschiedene Temperaturen in<br />

un ter schiedlichen Höhen, Niederschlag, Druck,<br />

Windgeschwindigkeit, Sonnenscheindauer <strong>und</strong><br />

Wolkenbedeckungsgrad. Hinzu kommen folgen de<br />

Eingabeparameter: <strong>Das</strong> Modell kennt die Erdoberfl<br />

äche <strong>und</strong> weiß, welche Flächen mit Wald bedeckt<br />

sind oder wo sich Städte befi nden. Darüber hinaus<br />

berechnen wir noch den Erdboden bis in zehn<br />

Metern Tiefe. In diesem Bereich messen wir Temperaturen<br />

in verschiedenen Schichten sowie den<br />

Wassergehalt im Boden.<br />

Der Spezialist: Wie zuverlässig ist die errechnete<br />

Zeitspanne bis zum Jahr 2100?<br />

IM GESPRÄCH<br />

›10<br />

Weniger Schnee <strong>und</strong> mehr<br />

Regen – die Aussichten<br />

<strong>für</strong> die Zukunft lassen die<br />

Hoffnungen auf weiße<br />

Weihnachten, zumindest<br />

im Norden Deutschlands,<br />

immer mehr schwinden.<br />

der Spezialist 17


IM GESPRÄCH<br />

Jacob: Wir haben keine Vorhersagen <strong>für</strong> bestimmte<br />

Tage in der Zukunft gemacht. Es bleibt eine Berechnung<br />

<strong>für</strong> eine mögliche Klimaentwicklung in den<br />

kommenden 100 Jahren. Für die Güte des Modells<br />

haben wir gesorgt, doch auf die zukünftige Konzentration<br />

der Treibhausgase haben wir keinen<br />

Einfl uss. Gleiches gilt <strong>für</strong> große Vulkanausbrüche,<br />

die <strong>für</strong> Jahre die Zusammensetzung der Atmosphäre<br />

ändern können.<br />

Der Spezialist: Also spricht man von Wahrscheinlichkeiten<br />

…<br />

DIE KLEINMASCHIGKEIT DES MODELLS<br />

ERMÖGLICHT DETAILLIERTERE PROJEK-<br />

TIONEN<br />

Jacob: Leider können wir im Moment noch keine<br />

konkreten Wahrscheinlichkeiten angeben. Aber<br />

die Bandbreite, die wir in der Temperaturentwicklung<br />

angeben, fußt auf einer soliden Berechnung.<br />

Die Ergebnisse anderer Modelle geben unseren<br />

Berechnungen Recht. Derzeit variieren die Resultate<br />

in Europa allein in der Höhe des Temperaturanstiegs;<br />

die Richtung des Trends ist bei allen<br />

Modellen gleich. Der klare Vorteil unseres Modells<br />

liegt in der Kleinmaschigkeit. Bisher war es nicht<br />

möglich, Projektionen <strong>für</strong> kleinere Regionen wie<br />

z. B. den Schwarzwald, die Magdeburger Börde<br />

oder auch die Eifel zu entwerfen, da diese mit<br />

Maschenweiten von 50 bis 100 Kilometern nicht<br />

erfasst werden konnten.<br />

Der Spezialist: Für wen sind die Ergebnisse interessant?<br />

Jacob: Ich denke, sie sind vielfach von Interesse.<br />

Ein Bereich ist beispielsweise die Binnenschifffahrt.<br />

Hier will man wissen, wie es sich mit Niedrigwasserperioden<br />

in der Zukunft verhält. Ein<br />

weiterer Bereich ist die Tourismusindustrie, die<br />

sich natürlich auf zukünftige Wetterbedingungen<br />

einstellen muss. Aber auch die Agrarwirtschaft<br />

18<br />

der Spezialist<br />

hat großes Interesse an den Daten; beispielsweise<br />

um zu wissen, welches Getreide man künftig in<br />

Sachsen anbauen muss, wenn sich Temperatur<br />

<strong>und</strong> Niederschlag ändern.<br />

Der Spezialist: Sind Ihre Forschungen mit diesen<br />

Ergebnissen abgeschlossen?<br />

Jacob: Momentan laufen vorrangig die Auswertungen.<br />

Gleichzeitig versuchen wir weitere Simulationen<br />

zu machen, um ausreichend Modellrechnungen<br />

<strong>für</strong> eine saubere Statistik zu haben <strong>und</strong><br />

Wahrscheinlichkeiten angeben zu können. Die<br />

Natur ist kein lineares System, wir brauchen <strong>für</strong><br />

gute Prognosen mehr Ergebnisse.<br />

Der Spezialist: Frau Dr. Jacob, wir danken <strong>für</strong> das<br />

Gespräch.<br />

›11<br />

›11<br />

Die Karte (hier aus<br />

nörd licher Sicht) zeigt die<br />

Zu nahme der durchschnittlichen<br />

Temperatur<br />

in Europa um bis zu 3,5 °C.<br />

Diese Entwicklung ist <strong>für</strong><br />

eine Vielzahl von Wirtschaftszweigen<br />

relevant,<br />

wie z. B. Tourismus, Binnenschifffahrt<br />

<strong>und</strong> Landwirtschaft.


Eingebauter Datenschutz<br />

INTERVIEW › Marco Heinen<br />

Bei der Tätigkeit des Ingenieurs Andreas Mörth<br />

geht es um Geld. Geld, das als Datensatz den Besitzer<br />

wechselt. Der 33 Jahre alte <strong>Brunel</strong>-Hardware-<br />

Entwickler arbeitet zur Zeit bei der Thales e-Transactions<br />

<strong>GmbH</strong> in Bad Hersfeld, einem weltweit<br />

führenden Komplettanbieter von Systemlösungen<br />

<strong>für</strong> die sichere elektronische Kartenzahlung.<br />

Der deutsche Firmenstandort mit seinen r<strong>und</strong><br />

130 Mitarbeitern gehört zum international agierenden<br />

Thales-Konzern, der in 50 Ländern über<br />

60.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Standort im<br />

hessischen Bad Hersfeld war ursprünglich einmal<br />

der Firmensitz der Zuse KG des Computerpioniers<br />

Konrad Zuse (siehe „Der Spezialist“ 05/2006).<br />

THALES IST EINER DER WELTWEIT FÜHREN-<br />

DEN ANBIETER FÜR SYSTEMLÖSUNGEN<br />

Thales-Produkte begegnen uns überall dort, wo<br />

elektronisches Bezahlen oder das Geldabheben<br />

mittels Bank- oder Kreditkarte möglich ist, also an<br />

Tankstellen, an Automaten, in Kaufhäusern oder<br />

technische projekte<br />

Bei der Entwicklung <strong>und</strong> Optimierung von Lesegeräten <strong>für</strong> bargeldlosen Zahlungsverkehr<br />

müssen viele Faktoren berücksichtigt werden, damit diese Geräte sicher <strong>und</strong> einwandfrei funktionieren.<br />

Andreas Mörth unterstützt als Projektmitarbeiter die Thales e-Transactions <strong>GmbH</strong>.<br />

›12<br />

ANREAS MÖRTH<br />

Andreas Mörth (33)<br />

ist Spezialist <strong>für</strong> Hardware-<br />

Entwicklung. Er studierte<br />

in Paderborn Elektrotechnik<br />

mit Spezialisierung<br />

auf Nachrichtentechnik<br />

<strong>und</strong> arbeitete im Anschluss<br />

daran am Max-Planck-<br />

Institut <strong>für</strong> Aeronomie im<br />

niedersächsischen Katlenburg-Lindau.<br />

Seit März<br />

2005 ist Andreas Mörth<br />

<strong>für</strong> <strong>Brunel</strong> bei der Thales<br />

e-Transactions <strong>GmbH</strong> tätig.<br />

›12<br />

Die modernen Bedienelemente<br />

müssen gegen eine<br />

Vielzahl von Einfl üssen<br />

gewappnet sein, damit sie<br />

an ihrem Bestimmungsort<br />

jederzeit zuverlässig funktionieren.<br />

der Spezialist<br />

19


in Banken. Um die Kartenverarbeitung einfacher<br />

<strong>und</strong> fl exibler gestalten zu können, werden vermehrt<br />

Hybrid-Terminals eingesetzt, die sowohl<br />

den Magnetstreifen als auch den auf den Plastikkarten<br />

implementierten Chip lesen können. Ungeachtet<br />

der hohen technischen Anforderungen, die<br />

jedes Gerät erfüllen muss, bestehen marginale<br />

Unterschiede den Einsatzort des Terminals betref-<br />

20<br />

der Spezialist<br />

fend: Die in Geldautomaten integrierten Kartenleser<br />

bei Banken <strong>und</strong> Sparkassen verfügen über<br />

einen motorgetriebenen Einzug <strong>und</strong> Auswurf der<br />

Karten, während dies im Handel oder an Tankstellen<br />

nicht üblich ist. Hier sind meist Kartenlesegeräte<br />

im Einsatz, die über ein Kabel mit einer<br />

Kommunikationsschnittstelle verb<strong>und</strong>en sind<br />

<strong>und</strong> bewegt werden können. Kabellos wiederum<br />

›13<br />

›13<br />

K<strong>und</strong>enbedieneinhei ten<br />

zur Eingabe der PIN an<br />

bargeldlosen Zahlungssystemen<br />

sind heute ein<br />

alltägliches Bild in nahezu<br />

jedem Geschäft.


funktionieren jene Kartenlesegeräte, die etwa in<br />

Restaurants an den Tisch gebracht werden oder<br />

bei der Polizei sowie beim Expresspaketdienst<br />

zum Einsatz kommen. Bei diesen mobilen Geräten<br />

werden die Zugangsdaten verschlüsselt mittels<br />

Mobilfunkverbindung zum Autorisierungsrechner<br />

gesendet. Die Anforderungen bezüglich<br />

Sicherheit, Bedienkomfort, Funktionalität <strong>und</strong><br />

Kommunikation sowie die technischen Standards<br />

werden laufend überwacht <strong>und</strong> regelmäßig an<br />

die neuesten Erfordernisse <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

angepasst.<br />

Im Bereich der hardwareseitigen Entwicklung<br />

von Bezahlterminals unterstützt Mörth verschiedene<br />

Teilprojekte, die gemeinsam in einem Team,<br />

bestehend aus mehreren Thales-Mitarbeitern, be -<br />

arbeitet werden. So beschäftigte sich der Ingenieur<br />

in einem Projekt beispielsweise mit der<br />

Verbesserung des elektrostatischen Schutzes bei<br />

der Karteneingabe. Elektrostatische Aufl adungen<br />

von Karten bzw. Personen fi nden regelmäßig statt<br />

<strong>und</strong> bewegen sich in einer Größenordnung von<br />

bis zu 20 Kilovolt. Sie können diesen Wert auch<br />

überschreiten, etwa wenn die Person zuvor über<br />

einen Kunstfaserteppich gelaufen ist.<br />

In einem weiteren Teilprojekt analysierte<br />

Mörth Materialien, die in den Kartenlesegeräten<br />

eingesetzt werden, um sensible Daten vor unbefugtem<br />

Zugriff zu schützen. Bei versuchten Manipulationen<br />

des Bezahlterminals wird im Gerät ein<br />

Alarm auslöst <strong>und</strong> damit die Löschung der sensiblen<br />

Daten veranlasst. Außerdem arbeitet Mörth<br />

an der Qualifi zierung <strong>und</strong> Qualitätssicherung von<br />

Komponenten <strong>und</strong> Bauteilen neuer Lieferanten,<br />

die in den Thales-Terminals verarbeitet werden,<br />

<strong>und</strong> er begleitete die Umsetzung der Direktive<br />

zur Vermeidung giftiger Substanzen in Elektrogeräten<br />

(„Restriction of Hazardous Substances“ –<br />

RoHS). Diese EU-Richtlinie erfordert Änderungen<br />

bei der Auswahl der verwendeten Komponenten,<br />

der Konstruktion <strong>und</strong> der Produktion, da beispielsweise<br />

im Refl owlötprozess keine bleihaltigen Lote<br />

verwendet werden dürfen.<br />

›02 ›14<br />

technische projekte<br />

›14<br />

K<strong>und</strong>enwünsche werden<br />

jederzeit berücksichtigt –<br />

<strong>für</strong> Tchibo hat Thales das<br />

Hybrid-Terminal farblich<br />

passend zur Ladeneinrichtung<br />

gestaltet.<br />

der Spezialist<br />

21


technische projekte<br />

Synergien <strong>für</strong> die Windkraft<br />

Deutschland ist Technologieführer bei Windkraftanlagen – an Land. Ruth Bley, <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />

Dr. Uwe Ritschel, Windrad Engineering, <strong>und</strong> Reinhard Schürmann, Warnow Design, im Gespräch<br />

über Synergien, Potenziale <strong>und</strong> Entwicklungen bei der Offshore-Windenergie.<br />

INTERVIEW › Daniel Günther<br />

Der Spezialist: Frau Bley, Sie haben in Rostock ein<br />

Kompetenznetzwerk <strong>für</strong> Offshore-Windenergie<br />

gegründet. Wie kam es dazu?<br />

Ruth Bley: Als Niederlassungsleiterin der <strong>Brunel</strong><br />

<strong>GmbH</strong> in Rostock habe ich immer ein Interesse,<br />

neue Märkte zu erschließen. Es gibt in Mecklenburg-Vorpommern<br />

viele kleine Unternehmen, die<br />

auf bestimmte Teilbereiche der Windenergietechnologie<br />

spezialisiert sind. Meine Idee war,<br />

die Kompetenzen verschiedener Disziplinen zu<br />

bündeln, um Offshore-Windenergieprojekte „aus<br />

einer Hand“ abwickeln zu können. <strong>Brunel</strong> verfügt<br />

über das nötige internationale Netzwerk,<br />

über die Akquisestärke sowie über Kompetenzen<br />

im Bereich Konstruktion, um große Aufträge<br />

gewinnen <strong>und</strong> abwickeln zu können. Da<br />

die internationale Nach frage nach Offshore-<br />

Windkrafttechnologien steigt, stieß ich auf Zu -<br />

spruch. Mit den Unternehmen Warnow Design<br />

<strong>und</strong> Windrad Engineering konnte ich erste Kompetenzpartner<br />

gewinnen, die den Willen haben,<br />

etwas Neues anzupacken <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Der Spezialist: Welche Ziele verfolgen Sie mit der<br />

Kooperation?<br />

Dr. Uwe Ritschel: Da Windenergie ein multi dis zi -<br />

plinä res Gebiet darstellt, ist es schwierig, aus<br />

eigener Kraft ein Team aufzubauen, mit dem eine<br />

Komplettentwicklung einer Windenergieanlage<br />

22<br />

der Spezialist<br />

effi zient durchgeführt werden kann. Hier ist die<br />

Kooperation eine gute Möglichkeit, fachliche <strong>und</strong><br />

personelle Ressourcen <strong>für</strong> größere Aufträge zu<br />

kombinieren <strong>und</strong> außerdem Synergieeffekte zu<br />

schaffen.<br />

BRUNEL BÜNDELT DIE KOMPETENZEN UND<br />

UNTERSTÜTZT DIE UMSETZUNG<br />

Reinhard Schürmann: Unser Kompetenzbereich<br />

ist der Stahl bau – sowohl <strong>für</strong> Gründungsstrukturen<br />

<strong>und</strong> Türme als auch <strong>für</strong> schwimmende oder<br />

fest installierte Plattformen. Dazu gehören Entwurf<br />

<strong>und</strong> Berechnung sowie Konstruktion <strong>und</strong><br />

Werkstattzeichnungen bis hin zur Baubetreuung.<br />

In <strong>Brunel</strong> sehen wir einen starken Partner, der<br />

die verschiedenen Kompetenzen bündelt <strong>und</strong> die<br />

Umsetzung unterstützt.<br />

›15<br />

›16<br />

Ruth Bley war als<br />

Schiffbauingenieurin <strong>für</strong><br />

verschiedene Werften in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

tätig, bevor sie vor sieben<br />

Jahren zu <strong>Brunel</strong> wechselte<br />

<strong>und</strong> die Niederlassung<br />

Rostock aufbaute. Sie ist<br />

Niederlassungsleiterin in<br />

Rostock <strong>und</strong> Key-Account-<br />

Managerin <strong>für</strong> den Bereich<br />

Schiffbau bei <strong>Brunel</strong>.<br />

›15<br />

Die Offshore-Anlagen<br />

stehen auf Pfahlgründungen,<br />

so genannten<br />

Monopiles. Um eine feste<br />

Plattform zu schaffen, auf<br />

die der Turm geschraubt<br />

werden kann, wurde hier<br />

ein 33 Meter langes Rohr<br />

bis zu 24 Meter tief in den<br />

Meeresgr<strong>und</strong> gerammt.


›16


technische projekte<br />

›17<br />

Die Offshore-Windkraft<br />

immer im Blick: Reinhard<br />

Schürmann, Ruth Bley <strong>und</strong><br />

Dr. Uwe Ritschel (v. l. n. r.)<br />

im Gespräch.<br />

24<br />

der Spezialist<br />

Der Spezialist: Ist das Netzwerk offen <strong>für</strong> weitere<br />

Partner?<br />

Bley: Ja, wir wollen beispielsweise eng mit der<br />

Wissenschaft kooperieren, um neueste Erkenntnisse<br />

in Projekte einfl ießen zu lassen. So arbeiten<br />

wir etwa mit dem Institut <strong>für</strong> Stahlbau der Leibniz<br />

Universität Hannover zusammen, die speziell in<br />

diesem Bereich ausbildet. Zudem wollen wir Kontakte<br />

zu anderen Ländern im Ostseeraum knüpfen,<br />

um dort zukünftig Partnerschaften aufzubauen.<br />

DIE WELTWEIT MEISTEN WINDKRAFTANLAGEN<br />

STEHEN IN DEUTSCHLAND<br />

Der Spezialist: Wie steht es um die Windenergie<br />

in Deutschland <strong>und</strong> international?<br />

Bley: Wir sind nach wie vor Technologieführer<br />

<strong>und</strong> die meisten Windkraftanlagen an Land stehen<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik. Aber im Offshore-Sektor<br />

hinken die Deutschen hinterher. Derzeit gibt<br />

es vor den Küsten Dänemarks, Schwedens, Groß-<br />

›17<br />

britanniens <strong>und</strong> Irlands mehr als 300 Offshore-<br />

Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von<br />

700 Megawatt. In Deutschland sind bisher über 40<br />

Projekte <strong>für</strong> die Nord- <strong>und</strong> Ostsee beantragt, aber<br />

lediglich zwei Anlagen sind bereits installiert.<br />

Der Spezialist: Gibt es einen Nachfrage-Trend <strong>für</strong><br />

Windkrafttechnologien?<br />

Dr. Ritschel: Die meisten Anlagen werden derzeit<br />

noch in Europa errichtet, gefolgt von Nordamerika<br />

<strong>und</strong> Indien. Für Europa <strong>und</strong> Nordamerika sind<br />

Anlagen mit einer Leistung um zwei Megawatt<br />

gefragt. In Indien wie auch in China wird meist<br />

noch mit etwas kleineren Anlagen im Bereich von<br />

einem bis 1,5 Megawatt geplant. Aber auch <strong>für</strong><br />

kleinere Anlagen mit wenigen 100 Kilowatt Leistung<br />

gibt es beispielsweise in Indien noch einen<br />

Markt.<br />

Der Spezialist: Welche Weiterentwicklungen hat<br />

es in den letzten Jahren gegeben?


Dr. Ritschel: Seit den 90er Jahren wurde die Windkrafttechnologie<br />

hauptsächlich in Dänemark <strong>und</strong><br />

Deutschland schrittweise weiterentwickelt – von<br />

damals 100 Kilowatt auf heute bis zu fünf Megawatt<br />

Leistung. Dabei sammelte man Erfahrungen<br />

mit der Strukturdynamik der Anlagen <strong>und</strong> den<br />

daraus resultierenden Lasten. Die Vorausberechnung<br />

dieser Dynamik durch Computersimulation<br />

ist heute ein wichtiger Teil der Entwicklungsarbeit.<br />

Bei den Rotorblättern werden heute leichtere<br />

Materialien wie glasfaser- oder kohlefaserverstärkte<br />

Kunststoffe eingesetzt.<br />

Schürmann: Die Offshore-Windenergie ist eine<br />

ingenieurtechnische Herausforderung. Neben<br />

den Erfahrungen bei Onshore-Anlagen bauen die<br />

neuen Technologien auf das Wissen aus der Offshore-Erdölförderung<br />

auf. Von Beginn an gab es<br />

aufgr<strong>und</strong> des Erfahrungsmangels zum Teil unnötig<br />

hohe Sicherheitsbestimmungen <strong>für</strong> Offshore-<br />

Windanlagen. Durch intensive Forschungen auf<br />

den Gebieten der Umweltbedingungen <strong>und</strong> der<br />

Modellierung sind diese heute zunehmend an<br />

realistische Bedingungen angepasst. Dies ist ein<br />

wichtiger Beitrag, um Offshore-Windenergie rentabel<br />

zu machen. Zudem gibt es mittlerweile sehr<br />

differenzierte internationale Standards <strong>für</strong> die<br />

Auslegung von Offshore-Windenergieanlagen.<br />

OFFSHORE-ANLAGEN MÜSSEN BESONDERS<br />

HOHEN BELASTUNGEN STANDHALTEN<br />

Der Spezialist: Worin bestehen die wesentlichen<br />

Unterschiede zwischen Onshore- <strong>und</strong> Offshore-<br />

Windkraftanlagen?<br />

technische projekte<br />

›18<br />

Die Rotoren der mittlerweile<br />

in Horns Reeft vor<br />

Dänemark im Einsatz<br />

befi ndlichen Windkraftanlagen<br />

haben einen Durchmesser<br />

von 80 Metern.<br />

›18<br />

der Spezialist<br />

25


›19<br />

Die Windgeschwindigkeit<br />

in den meisten Küstengewässern,<br />

wie hier in<br />

Scroby Sands vor der Küste<br />

Englands, beträgt im Jahresmittel<br />

zwischen 9 <strong>und</strong><br />

10,5 Metern pro Sek<strong>und</strong>e.<br />

26<br />

der Spezialist<br />

Schürmann: In der F<strong>und</strong>amentierung. Neben Wellen-<br />

<strong>und</strong> Eislasten müssen Offshore-Anlagen der<br />

Dynamik der langen Türme aufgr<strong>und</strong> der großen<br />

Wassertiefen sowie dem hohen Lastangriffspunkt<br />

des Windes standhalten. Die Bodenbeschaffen -<br />

heit ist dabei ein entscheidender Faktor. In Abhängigkeit<br />

des Standortes gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Gründungsstrukturen.<br />

›19<br />

Dr. Ritschel: Onshore werden die derzeit in Erprobung<br />

befi ndlichen Großanlagen mit beispielsweise<br />

fünf Megawatt Leistung wegen der damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Transportprobleme eher unwirtschaftlich<br />

sein. Im Meer dagegen sind die Anlagen<br />

wegen der aufwändigen F<strong>und</strong>amentierung erst<br />

ab dieser Größe wirtschaftlich. Außerdem sind<br />

eine genaue Fernüberwachung <strong>und</strong> Fehlerdia-


gnose nötig, da die Offshore-Anlagen wesentlich<br />

schwerer zugänglich sind als diejenigen an Land.<br />

Der Spezialist: Welches sind die größten technischen<br />

Herausforderung der Windenergie-Technologien<br />

an Land <strong>und</strong> auf dem Wasser?<br />

Dr. Ritschel: Spannend wird die Arbeit immer<br />

dann, wenn die Theorie <strong>und</strong> die Praxis nicht übereinstimmen.<br />

Wenn beispielsweise Schwingungen<br />

an Anlagen auftreten, die nicht vorhergesagt<br />

wurden. In solchen Fällen führen wir Messungen<br />

an den Anlagen durch <strong>und</strong> müssen den Platz am<br />

Schreibtisch gegen einen in der Gondel oder in<br />

der Nabe in 80 Meter Höhe tauschen. Manchmal<br />

ist eine regelrechte Detektivarbeit nötig, um der<br />

Sache auf den Gr<strong>und</strong> zu gehen.<br />

TESTANLAGEN LIEFERN DEN FORSCHERN<br />

DEN NOTWENDIGEN ERFAHRUNGSSCHATZ<br />

Schürmann: Die größte Herausforderung sehen<br />

wir darin, Offshore-Windenergie rentabel zu<br />

machen. Rentabel heißt <strong>für</strong> uns, sichere Gründungsstrukturen<br />

zu entwerfen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

die Erstellungskosten zu minimieren. Dazu bedarf<br />

es der interdisziplinären Zusammenarbeit aller<br />

Beteiligten. Außerdem wird die Forschung den<br />

Bau der Offshore-Windparks noch lange beglei ten<br />

müssen. Derzeit liegen beispielsweise Gutachten<br />

›20<br />

zu Wind <strong>und</strong> Wellen nur getrennt vor. Aber wie<br />

wirken sie gemeinsam? Ähnlich sieht es mit dem<br />

Boden- <strong>und</strong> Strömungsverhalten um die Gründungsstruktur<br />

herum aus. Wie kann hier etwa die<br />

Lebensdauer von Schweißverbindungen erhöht<br />

werden? Auch in diesem Bereich werden die Forschung<br />

<strong>und</strong> die Auswertung von Testanlagen den<br />

notwendigen Erfahrungsschatz liefern, der eine<br />

ständige Verbesserung ermöglicht.<br />

Der Spezialist: Wie sieht die Zukunft der Windkrafttechnologie<br />

aus?<br />

Dr. Ritschel: Besonders wichtig <strong>für</strong> die Zukunft<br />

ist die Schaffung einer <strong>für</strong> die Windenergie besser<br />

geeigneten Energie-Infrastruktur. <strong>Das</strong> heißt,<br />

Netze <strong>und</strong> Regelmechanismen müssen entsprechend<br />

ausgelegt werden. Dies gilt insbesondere<br />

dann, wenn in Zukunft größere Offshore-Windparks<br />

an das Netz gehen sollen. Die Windenergie<br />

kann bei intelligenter Einbindung in ein großfl ächiges<br />

Energieversorgungsnetz einen erheblichen<br />

Teil des Energiebedarfs decken. Zielsetzung der<br />

European Wind Energy Association zum Beispiel<br />

ist es, in Europa bis 2030 einen Anteil von 23 Prozent<br />

zu erreichen. Auch die EU-Kommission geht<br />

im aktuellen Energieszenario von einem Anteil<br />

von immerhin 12 Prozent an Windstrom aus.<br />

technische projekte<br />

›21<br />

›21<br />

Dr. Uwe Ritschel ist Physiker.<br />

Er war an verschiedenen<br />

Universitäten in der<br />

Forschung tätig, bevor er<br />

im Jahre 2000 zum Windenergieanlagen-Hersteller<br />

Nordex wechselte. 2002<br />

gründete er die Windrad<br />

Engineering <strong>GmbH</strong>.<br />

›20<br />

Reinhard Schürmann ist<br />

seit 2003 bei der Firma<br />

Warnow Design als<br />

Teamleiter <strong>für</strong> den Bereich<br />

Offshore-/Onshore-Windenergie<br />

zuständig. Der<br />

Statiker sammelte bei<br />

seiner vorherigen Tätigkeit<br />

<strong>für</strong> die Warnow Werft<br />

vielfältige Erfahrungen im<br />

Offshore-Bereich zum Beispiel<br />

bei Entwurf <strong>und</strong> Bau<br />

der Halbtaucherplattform<br />

Stena Don.<br />

der Spezialist<br />

27


›22


INTERVIEW › Torsten Hansen<br />

Spätestens seit der öffentlich geführten Diskussion<br />

über die Schädlichkeit oder Unschädlichkeit<br />

von elektromagnetischen Abstrahlungen bei<br />

Mobiltelefonen ist der Begriff der „Elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit“, kurz EMV, auch in das<br />

Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen. Doch<br />

während das „Handy-Problem“ publikumswirksam<br />

in den Medien verarbeitet wird, beschäftigt<br />

die Frage der EMV, von der Öffentlichkeit weitestgehend<br />

unbeachtet, vor allem Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> <strong>Technik</strong>er. Denn nicht nur Mobiltelefone sondern<br />

elektromagnetische Strahlungen ab, sondern<br />

vielmehr jedes Stromkabel, jede Datenleitung<br />

<strong>und</strong> nicht zu vergessen jeder Funksender.<br />

Während es <strong>für</strong> die Politik hauptsächlich von<br />

Interesse ist, die verschiedenen Strahlungen auf<br />

ein <strong>für</strong> die Ges<strong>und</strong>heit unbedenkliches Maß zu<br />

reduzieren, beschäftigt die Forschung ein anderes<br />

Problem: die gegenseitige Beeinfl ussung <strong>und</strong> Störung<br />

von elektronischen Apparaten <strong>und</strong> Anlagen<br />

durch elektromagnetische Strahlung.<br />

Die Reichweite der Problematik erleben Flugreisende<br />

vor jedem Start: Die eindringliche Aufforderung<br />

an die Passagiere, ihre Mobiltelefone<br />

abzuschalten, schließt die Gefahr aus, dass die<br />

Strahlung die hochempfi ndlichen Instrumente<br />

des Flugzeuges beeinfl usst. Ähnliche Risiken<br />

fi nden sich in Krankenhäusern: Die Messgeräte<br />

des einen Patienten können elektromagnetische<br />

Strahlung absondern, die wiederum die Monitore<br />

<strong>und</strong> Sensoren des Bettnachbarn beeinfl ussen <strong>und</strong><br />

somit möglicherweise falsche Diagnosewerte liefern.<br />

Zum Schutz vor derartigen Störungen gibt es<br />

schützende Substanzen, so genannte EMV-Materialien.<br />

Doch hatten diese Materialien bislang zwei<br />

schwer wiegende Nachteile: Sie waren unverhältnismäßig<br />

schwer <strong>und</strong> zudem starr – <strong>für</strong> die<br />

praktische Nutzung bestenfalls ein Notbehelf. Der<br />

<strong>Brunel</strong> IMG <strong>GmbH</strong> im thüringischen Nordhausen<br />

gelang es, mit dem Material EMISONIX genau<br />

diese Probleme zu lösen.<br />

MIT EMISONIX REVOLUTIONIERT BRUNEL IMG<br />

GMBH DEN MARKT DER EMV-MATERIALIEN<br />

„Wenn man von EMV-Materialien spricht, muss<br />

man gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen Volumenmaterialien<br />

<strong>und</strong> EMV-Nanomaterialien unterscheiden“,<br />

erläutert hierzu Dr. Frank Gräbner, Laborleiter <strong>für</strong><br />

den Bereich EMV-<strong>Technik</strong> <strong>und</strong> Nanomaterialien<br />

bei der <strong>Brunel</strong> IMG <strong>GmbH</strong>. „Volumenmaterialien<br />

sind Stoffe mit Bulk-Eigenschaften zur allgemeinen<br />

Dämpfung der Niederfrequenzeffekte, der<br />

Hochfrequenzfunkstöreffekte <strong>und</strong> der Energieumwandlung<br />

von Störimpulsen“, fährt Dr. Gräbner<br />

fort. <strong>Das</strong> heißt, dass mit Hilfe von Masse die<br />

Übertragung, die Refl exion sowie die Aussendung<br />

schädlicher elektromagnetischer Strahlung<br />

gedämmt wird. EMV-Nanomaterialien bestehen<br />

hingegen aus winzig kleinen Kristalliten mit<br />

Durchmessern von weniger als 50 Nanometern,<br />

was eine höhere Flexibilität <strong>und</strong> Beweglichkeit des<br />

AUS DEN BRANCHEN<br />

Weniger Störimpulse durch<br />

Nanotechnologie<br />

Damit elektrische Geräte sich nicht gegenseitig beeinfl ussen, muss die elektromagnetische<br />

Strahlung von Bauteilen abgeschirmt werden. Eine Lösung stellt der Nanowerkstoff EMISONIX<br />

dar, der zudem auch noch schall- <strong>und</strong> feuerhemmend ist.<br />

›22<br />

Hier präsentiert sich kein<br />

abstraktes Kunstwerk,<br />

sondern das strahlenabsorbierende<br />

Volumenmaterial<br />

EMISONIX.<br />

der Spezialist<br />

29


AUS DEN BRANCHEN<br />

›23<br />

Beim Sputtern wird zuerst<br />

durch ein hochfrequentes<br />

Feld ein Gasplasma<br />

erzeugt. In einem aufwändigen<br />

Verfahren setzt sich<br />

das Targetmaterial auf<br />

dem Substrat ab <strong>und</strong> bildet<br />

so eine Beschichtung.<br />

30<br />

der Spezialist<br />

EMV-MESSUNGEN DURCH BRUNEL IMG<br />

<strong>Das</strong> EMV-Labor der <strong>Brunel</strong> IMG kann folgende<br />

Messungen <strong>für</strong> die CE-Zertifi zierung von Geräten,<br />

Anlagen <strong>und</strong> Baugruppen realisieren:<br />

* Vor-Ort-EMV-Messung<br />

* EMV-Motormessungen<br />

* EMI-Störaussendung im Absorberraum<br />

* Netzoberwellen-/Flickermessungen<br />

* Burst (niederenergetischer Impuls auf der Leitung)<br />

* elektrostatische Entladung, Surge-Impulse<br />

* Hochfrequenzstrahlung im Absorberraum<br />

* Kfz-Impulse<br />

* EMV-Entstörungen<br />

* andere Normmessungen<br />

In diesem Jahr wird das EMV-Labor die amtliche<br />

An erkennung beim Kraftfahrt-B<strong>und</strong>esamt (KBA)<br />

Dresden erhalten.<br />

Materials bei gleicher Absorptionskraft zur Folge<br />

hat. Von daher lässt sich die EMV-Nanobeschichtung<br />

platzsparend auch auf Folie auftragen.<br />

Entsprechend diesen Besonderheiten wandeln<br />

beide Varianten der genannten EMV-EMISONIX-<br />

Materialien jede Form von parasitären Funkstörenergien<br />

in andere Energieformen um. Dadurch<br />

kann sich die Funkstörung nicht mehr ausbreiten<br />

<strong>und</strong> elektrische/elektronische Geräte oder Anlagen<br />

stören.<br />

Es würde dem in Thüringen entwickelten Ma -<br />

terial allerdings nicht gerecht, seine Bedeutung<br />

ausschließlich auf den Schutz vor hoch- <strong>und</strong> niederfrequenten<br />

Störungen zu beschränken: „EMI-<br />

SONIX ist ein Hybridmaterial, ausgelegt <strong>für</strong> eine<br />

Frequenzbreite von 20 MHz bis 100 GHz. Es<br />

ist zu dem schall- <strong>und</strong> feuerhemmend“, zählt<br />

Dr. Frank Gräbner weitere Eigenschaften auf, die<br />

unter anderem bei der Einhausung von Motoren<br />

von Bedeutung sind. Gleichzeitig verweist er auf<br />

ein weiteres Produkt aus den hauseigenen Nanolaboratorien:<br />

„<strong>Das</strong> magnetische EMV-Nanomaterial<br />

funktioniert bis in die neuen Wireless-Fre-<br />

›23<br />

quenzbereiche sowie im UMTS-Bereich. Es besitzt<br />

kaum Gewicht <strong>und</strong> weist nur eine geringe Dicke<br />

im Nanometerbereich auf. B<strong>und</strong>esweit ist kein<br />

Vergleichsmaterial bekannt.“<br />

Zum Einsatz kommen die innovativen EMV-<br />

Materialien unter dem Namen EMISONIX bereits<br />

in der Medizintechnik. Beim Bau von Schie nenfahr<br />

zeugen werden sie außer dem als Bestandteil<br />

der Abdeckhauben des eben falls von <strong>Brunel</strong> IMG<br />

entwickel ten Diesel-Hybrid-Antriebes im Hybridschienenfahrzeug<br />

„Combino Duo“ verwendet. Die<br />

Nord häuser Experten aus dem EMV-Labor blicken<br />

auf eine zwölfjährige Erfahrung in der EMV-Messung,<br />

Entstörung <strong>und</strong> Entwicklung von EMV-<br />

Materialien zurück. Auf die Frage, aus welchen<br />

Bestandteilen die EMV-Materialien bestehen, ver -<br />

rät Laborleiter Gräbner nur so viel: „Es können<br />

resistive, magnetische, dielektrische oder hybride<br />

Materialien sein.“<br />

Ein besonderer Bereich des EMV-Labors ist der<br />

mit der Erforschung der Dünnschichttechnologie<br />

befasste Bereich Nanolabor. Eine Labor-Sputteranlage<br />

mit einer Leistung von 800 Watt bei einer Sub-


stratgröße von 100 x 100 Millimetern sowie einem<br />

Targetdurchmesser von 100 Millimetern macht es<br />

mög lich, extrem dünne Beschichtungen als sogenannte<br />

Kathodenbeschichtung herzustellen: Eine<br />

Oberfl äche, „Target“ genannt, wird mit dem aufzutragenden<br />

Material elektrochemisch „beschossen“.<br />

Im K<strong>und</strong>enauftrag werden hier sowohl EMV-<br />

Beschichtungen als auch sonstige Beschichtungen<br />

jeglicher Art durch ge führt.<br />

EMISONIX WIRD BEREITS ERFOLGREICH IN<br />

DER MEDIZINTECHNIK EINGESETZT<br />

Während EMISONIX bereits erfolgreich in der<br />

Praxis eingesetzt wird, geht unterdessen die<br />

Forschungsarbeit an EMV-Materialien weiter:<br />

„Neben den EMV-Volumenmaterialien <strong>und</strong> den<br />

EMV-Nanomaterialien werden zurzeit die granularen<br />

Schichten bzw. hexagonale Bulk-Materia -<br />

lien betrachtet“, berichtet Gräbner. Granulare<br />

Schichten bestehen aus ungleichmäßigen Verteilungen<br />

von Mikrostrukturen, die als „Kristalliten“<br />

bezeichneten werden. Unter hexagona len<br />

Bulk-Materialien versteht man hinge gen Volu -<br />

men materialien, deren besonders ho he Ab -<br />

sorption durch die richtungsabhän g i ge Ausrichtung<br />

ihrer Kristalle hervorgerufen wird.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Eigenschaften, so Dr. Gräbner,<br />

ist es möglich, „die Schalldämmung in einer<br />

nach DIN genormten Messung der Schalldämmeigenschaften<br />

mit dem akustischen Verlustfaktor<br />

6,8 x 10-2 zu beschreiben.“ Im Vergleich erreichen<br />

gebräuchliche Schalldämmstoffe bisher nur<br />

Werte bis zu 0,1 x 10-2 . Der Effekt der Feuerhemmung<br />

lässt sich anhand des ISO-genormten „Sauerstoffi<br />

ndex“ von 32 bis 35 Prozent beschreiben.<br />

Dieser besagt im vorliegenden Fall, dass erst bei<br />

einem Sauerstoffgehalt von 32 bis 35 Prozent in<br />

der Umgebung, gegenüber einem Wert von circa<br />

21 Prozent unter normalen Bedingungen, eine<br />

Entzündung stattfi ndet. Diese Anforderungen, so<br />

Dr. Frank Gräbner abschließend, sind durch die<br />

Einmischung eines Spezialpulvers in eine neuartige<br />

Kunststoffmatrix realisiert worden.<br />

www.brunel.de/img<br />

›ab ›24<br />

AUS DEN BRANCHEN<br />

›24<br />

Im Absorberraum, in<br />

einem elektromagnetischen<br />

Reinraum, werden<br />

elek tromagnetische<br />

Interferenzmessungen<br />

<strong>und</strong> Suszep t ibilitätsmessungen<br />

durchgeführt.<br />

der Spezialist<br />

31


AUS DEN BRANCHEN<br />

Erdölförderung aus 1.200<br />

Metern Tiefe<br />

Um neue, ergiebige Erdölquellen zu erschließen, rücken auch schwer zugängliche Standorte<br />

in den Fokus der Unternehmen. Vor der Küste von Westafrika wird aktuell Erdöl aus einer Tiefe<br />

von 1.200 Metern gefördert.<br />

TEXT › Stefanie Gerber<br />

Der weltweit steigende Erdölbedarf, zunehmende<br />

Erschöpfung der Vorkommen, kleine Ölfelder <strong>und</strong><br />

große Bohrtiefen stellen die heutigen Herausforderungen<br />

<strong>für</strong> die Gas- <strong>und</strong> Ölindustrie dar. Notwendig<br />

ist ein modernes Prozess- <strong>und</strong> Technologiemanagement,<br />

um Kosten zu verringern <strong>und</strong><br />

den Erfolg durch innovative Technologien zu optimieren.<br />

Gegenwärtig stammt etwa ein Viertel der<br />

Welterdölförderung aus Offshore-Vorkommen in<br />

den Weltmeeren oder in größeren Binnengewässern.<br />

Auf der Suche nach neuen Ressourcen dringt<br />

die Offshore-Ölindustrie in bisher nicht erreichte<br />

Tiefen vor. Förderanlagen operieren bereits in<br />

Bereichen jenseits von 2.000 Metern.<br />

Im April 2006 gibt ein großer Ölkonzern<br />

bekannt, dass eine Tochtergesellschaft den Förderbetrieb<br />

von Erdöl circa 97 Kilometer vor der<br />

nigerianischen Küste in 1.200 Metern Tiefe aufgenommen<br />

hat. Für die Verwirklichung eines<br />

solchen Mammutvorhabens kommen diverse Projektleitungsteams<br />

zum Einsatz, die nicht selten<br />

aus bis zu 100 Personen bestehen, sowie tausende<br />

Arbeiter.<br />

Auch <strong>Brunel</strong> Energy ist mit Spezialisten an<br />

diesem Projekt beteiligt. Eine von ihnen ist die<br />

gebürtige Britin Frances Cheney. Cheney, die in<br />

Cambridge Statistik studierte, ist heute Spezialistin<br />

in den Bereichen Projektmanagementplanung,<br />

Logistik <strong>und</strong> Controlling. An den verschiedensten<br />

Großprojekten hat sie bereits mitgewirkt, was<br />

gleichzeitig enorme örtliche sowie mentale Flexi-<br />

32<br />

der Spezialist<br />

bilität voraussetzt. „Was meine Arbeit sehr attraktiv<br />

macht, ist die Tatsache, dass ich bereits in den<br />

verschiedensten Ländern tätig war <strong>und</strong> dadurch<br />

Land <strong>und</strong> Menschen kennen lernen konnte.“<br />

DIE KARRIERE BEGANN MIT EINEM GROSSEN<br />

JOINT-VENTURE-PROJEKT: DEM EUROTUNNEL<br />

Während Cheney heute schwerpunktmäßig in der<br />

Gas- <strong>und</strong> Ölindustrie tätig ist, begann sie ihre Laufbahn<br />

in der Industrie 1989 mit dem Joint-Venture-<br />

Projekt des Eurotunnels zwischen Großbritan-<br />

›25<br />

›25<br />

Die <strong>Brunel</strong>-Spezialistin<br />

<strong>für</strong> Kos tenmanagement<br />

von Großprojekten<br />

Frances Cheney beobachtet<br />

das Auslaufen<br />

eines fertig gestellten<br />

Förderschiffes.


nien <strong>und</strong> Frankreich. Für das mit der Konstruktion<br />

auf englischer Seite beauftragte Unternehmen<br />

betreute sie den Controllingbereich, insbesondere<br />

die Kalkulation <strong>und</strong> Überprüfung der anfallenden<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en sowie das Kostenmanagement.<br />

„Im Bereich der Kostenanalyse <strong>und</strong> des Kostenmonitorings<br />

von Projekten besteht <strong>für</strong> mich<br />

die große Kunst darin, negative Trends in der<br />

Kostenentwicklung frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong><br />

recht zeitig gegenzusteuern.“ Ihre vielseitigen<br />

Erfahrungen haben Frances Cheney im Rahmen<br />

von Ölförderprojekten bereits nach Thailand, Australien,<br />

Norwegen, Schottland, in die Niederlande,<br />

nach Singapur, Malaysia <strong>und</strong> in die USA geführt.<br />

„Je größer das Projekt, desto wichtiger ist die<br />

Planung <strong>und</strong> Analyse bis ins kleinste Detail<br />

der Spezialist<br />

thema<br />

›26<br />

›26<br />

Dieses FPSO-Ölförderschiff<br />

wurde speziell <strong>für</strong> den<br />

Einsatz im Tiefwasser konstruiert<br />

<strong>und</strong> gebaut.<br />

33


AUS DEN BRANCHEN<br />

›27<br />

<strong>Das</strong> neue Ölförderschiff<br />

nimmt, in Vorbereitung auf<br />

den ersten Praxistest vor<br />

der Küste Westafrikas, weitere<br />

Ausrüstung an Bord.<br />

Später wird es in der Lage<br />

sein, mehr als zwei Mio.<br />

Barrel Rohöl zu lagern.<br />

34<br />

der Spezialist<br />

in klusive der entsprechenden Kommunikation<br />

zwischen den einzelnen Teams“, so Frances Cheney.<br />

In erster Linie erstellt sie Berichte <strong>für</strong> die<br />

Unternehmensleitungen zur Entscheidungsfi ndung.<br />

Die präsentierten Fakten <strong>und</strong> Informationen,<br />

die sie aus einer Vielzahl von Daten der<br />

einzelnen Teams analysiert, müssen sowohl<br />

leicht nachzuvollziehen als auch gut zu überprüfen<br />

sein <strong>und</strong> einen organisatorischen Überblick<br />

gewähren, um Kosten <strong>und</strong> Zeitpläne im Rahmen<br />

zu halten. „Sowohl der K<strong>und</strong>e als auch die beauftragten<br />

Unternehmen erwarten von mir eine<br />

klare Einschätzung der Lage sowie den Stand<br />

der Arbeit betreffende Empfehlungen. Darüber<br />

hinaus helfe ich bei der Zusammenstellung der<br />

einzelnen Projektteams im Hinblick auf die erforderlichen<br />

Erfahrungen sowie die Dauer ihres Einsatzes.<br />

Wenn die Einteilung abgestimmt ist, folgt<br />

der Personalplan, der wiederum das erforderliche<br />

Budget formt.“<br />

DAS PROJEKT HAT EIN KOSTENVOLUMEN VON<br />

3,5 MILLIARDEN US-DOLLAR<br />

Doch wie fühlt man sich als Frau in einer vornehmlich<br />

von Männern dominierten Branche?<br />

„Ich sehe meine Arbeit nicht unter dem Aspekt<br />

der Geschlechter. Für mich sind das Team <strong>und</strong> das<br />

gemeinsame Ziel das Entscheidende. Da zählen<br />

nur die Fähigkeiten des Einzelnen <strong>und</strong> ob wir als<br />

›27


Team in der vorgegebenen Zeit ein Projekt erfolgreich<br />

zum Abschluss bringen.“ <strong>Das</strong> gilt auch <strong>für</strong><br />

ihr derzeitiges Projekt vor der Küste Nigerias, bei<br />

dem man in vieler Hinsicht von außergewöhnlicher<br />

Größe sprechen kann. Die Erschließung der<br />

Erdölfelder umfasst 32 Unterwasserbohrungen<br />

<strong>und</strong> ein Gesamtkostenvolumen von 3,5 Milliarden<br />

US-Dollar <strong>für</strong> Bohrungen inklusive der Anlagen<br />

sowie eine angestrebte tägliche Fördermenge von<br />

190.000 Barrel pro Tag im dritten Quartal dieses<br />

Jahres. Die hochkomplexen Anlagen zur Förderung<br />

des Erdöls sowie zu dessen Verarbeitung<br />

wurden in den verschiedensten Ländern konzipiert<br />

<strong>und</strong> produziert. „Damit bei einer so gigantischen<br />

Aufgabe der erwartete Erfolg eintritt, müssen<br />

nicht nur alle Komponenten einzeln <strong>für</strong> sich<br />

funktionieren, sondern auch optimal zusammenspielen.<br />

Eine große Bedeutung spielt dabei das<br />

FPSO-Ölförderschiff“, erklärt Cheney.<br />

Als „Floating Production, Storage, and Off-<br />

Loading Unit (FPSO)” nimmt diese schwimmende<br />

Fabrik in Form eines Ölförderschiffes eine Reihe<br />

wichtigster Funktionen wahr. <strong>Das</strong> FPSO-Förderschiff<br />

ist mit einer Lagerkapazität von über<br />

zwei Millionen Barrel eines der größten seiner<br />

Art – es verfügt über eine Länge von 285 Metern,<br />

eine Breite von 63 Metern <strong>und</strong> einen Tiefgang von<br />

33 Metern. Um den teilweise extremen Wetterbedingungen<br />

standzuhalten, haben FPSOs oftmals<br />

eine zentrale Verankerungsvorrichtung<br />

am Meeresboden. Diese ermöglicht dem Schiff<br />

eine freie Rotation, um sich entsprechend dem<br />

kleinsten Widerstand nach der vorherrschenden<br />

Wind- <strong>und</strong> Wellenrichtung auszurichten. Über<br />

fl exibel am Meeresgr<strong>und</strong> verankerte Leitungen –<br />

so genannte „Risers“ – wird das Rohöl auf die<br />

FPSO-Schiffe gepumpt. Dort durchläuft es an -<br />

schließend verschiedene Stufen der Raffi nierung.<br />

<strong>Das</strong> Rohöl wird von Gas <strong>und</strong> Wasser getrennt<br />

sowie gereinigt <strong>und</strong> bis zum Abtransport durch<br />

Tankschiffe gelagert. Diese machen schließlich<br />

an der da<strong>für</strong> vorgesehenen Anlegeboje in sicherem<br />

Abstand zum FPSO-Schiff fest, um das Öl vom<br />

BRUNEL ENERGY<br />

<strong>Brunel</strong> Energy ist auf folgende Branchen spezialisiert:<br />

• Erdöl- <strong>und</strong> Erdgaserk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> -produktion<br />

• Verfahrenstechnik<br />

• Energieerzeugung<br />

• Bergbau<br />

• Konstruktion<br />

• Petrochemie<br />

• Pharma<br />

• hydrografi sche <strong>und</strong> geophysikalische Analysen<br />

• Umweltmanagement<br />

Förder schiff auf den internationalen Markt zu<br />

bringen.<br />

Jahrelange Erfahrung, größtes technisches<br />

Know-how <strong>und</strong> ein internationales Joint Venture<br />

aus Firmen von vier Kontinenten waren nötig,<br />

um das Projekt vor der Küste Nigerias zu realisieren.<br />

Schon seit Mitte der 70er Jahre nutzt die<br />

Offshore-Industrie schwimmende Produktionslager<br />

<strong>und</strong> Verladesysteme. Sie haben entscheidende<br />

Vorteile gegenüber den konventionellen, auf dem<br />

Meeresboden stehenden oder fest verankerten<br />

Produktionsplattformen, vor allem an entfernten<br />

Hochseestandorten, wo starke Meeresströmungen<br />

<strong>und</strong> extreme Wetterbedingungen herrschen<br />

können. Der herausragende Vorteil von FPSOs<br />

be steht darin, dass sie am Ende des produktiven<br />

Lebens eines Ölfeldes einfach weggefahren<br />

<strong>und</strong> an einem anderen Standort wieder eingesetzt<br />

werden können. <strong>Das</strong> hat sowohl unter<br />

Umweltgesichtspunkten als auch unter ökonomischen<br />

Aspekten Vorteile, gerade wenn die<br />

Produk tionseinrichtungen nur <strong>für</strong> ein paar Jahre<br />

gebraucht werden.<br />

www.brunelenergy.net<br />

AUS DEN BRANCHEN<br />

der Spezialist<br />

35


MITARBEITER UND KARRIERE<br />

„<strong>Das</strong> Potenzial in Kanada ist<br />

immens”<br />

Nur etwas mehr als 32 Millionen Menschen leben in dem fast zehn Millionen Quadratkilometer<br />

großen Land nördlich der USA. Doch Kanada ist ein Wachstumsmarkt: Der Bedarf an hochwertigen<br />

Ingenieurdienstleistungen ist gerade in den Metropolen hoch.<br />

TEXT › Anja Gleber<br />

Diplomingenieur Kolja Ostrowski hatte den Berliner<br />

<strong>Brunel</strong>-Standort als Niederlassungsleiter<br />

aufgebaut <strong>und</strong> ihm zu einem breiten K<strong>und</strong>enkreis<br />

verholfen, als er Ende 2004 eine neue Herausforderung<br />

bei <strong>Brunel</strong> International N. V. im Ausland<br />

suchte. „Schon seit frühester Jugend hat mich<br />

eine Tätigkeit im Ausland, vorzugsweise auf dem<br />

nordamerikanischen Markt, gereizt“, berichtet<br />

der 32-Jähri ge <strong>Brunel</strong> Project Support Manager.<br />

Umso größer war die Freude, als <strong>Brunel</strong> International<br />

den erfahrenen <strong>Brunel</strong>-Experten nach<br />

Kanada berief. Innerhalb der Organisation von<br />

<strong>Brunel</strong> Multec Canada Ltd. waren zum damaligen<br />

Zeitpunkt strukturelle Veränderungen absehbar,<br />

die es zu gestalten <strong>und</strong> begleiten galt. Ostrowski<br />

nahm schließlich die Herausforderung an, in<br />

Toronto ein so genanntes <strong>Brunel</strong> Project Support<br />

Department (<strong>Brunel</strong> PSD) zu etablieren.<br />

PROFESSIONELLE INGENIEURDIENSTLEIS -<br />

TUN GEN NACH EUROPÄISCHEM KONZEPT<br />

„Mit der Etablierung des <strong>Brunel</strong> PSD innerhalb<br />

der <strong>Brunel</strong> Multec Canada Ltd. wird das Ziel verfolgt,<br />

professionelle Ingenieurdienstleistungen<br />

nach dem europäischen <strong>Brunel</strong>-Konzept anzubieten“,<br />

erläutert Ostrowski. Zwar bestehen bereits<br />

<strong>Brunel</strong>-Standorte in Kanada, doch arbeiten viele<br />

der Departments im Bereich der Direktvermittlung,<br />

was die Auswahl von geeigneten Spezialisten<br />

<strong>und</strong> deren Vermittlung an K<strong>und</strong>en in den<br />

36<br />

der Spezialist<br />

Branchen Pharma/Ges<strong>und</strong>heitswesen, IT <strong>und</strong><br />

der Bergbauindustrie zur Gr<strong>und</strong>lage hat. Neben<br />

dem Aufbau des <strong>Brunel</strong> PSD mussten die bestehende<br />

kanadische Organisation unter der Leitung<br />

von Präsident Michel Verdoold im Hinblick<br />

auf das erweiterte Konzept umstrukturiert, die<br />

Mitarbeiter geschult sowie die Abläufe angepasst<br />

werden. „<strong>Das</strong> Potenzial <strong>für</strong> Ingenieurdienstleistungen<br />

ist immens“, beurteilt Kolja<br />

Ostrowski die Marktsituation in Kanada. Die hohe<br />

Nachfrage nach gut ausgebildeten Ingenieuren<br />

›28<br />

›29<br />

Neben den Wolkenkratzern<br />

im Stadtzentrum bestimmen<br />

der „Canada National<br />

Tower“, mit 553 Metern<br />

das höchste freistehende<br />

Bauwerk der Welt, <strong>und</strong> das<br />

Multifunktionsstadion<br />

„Rogers Center“ die Skyline<br />

von Toronto.<br />

›28<br />

Project Support Manager<br />

Kolja Ostrowski wechselte<br />

von der <strong>Brunel</strong>-Niederlassung<br />

in Berlin zu <strong>Brunel</strong><br />

Multec Canada Ltd. in<br />

Toronto.


›29


MITARBEITER UND KARRIERE<br />

›30<br />

<strong>Das</strong> Leitungsteam<br />

des <strong>Brunel</strong> Project Support<br />

Department in Toronto:<br />

Patrick Wits <strong>und</strong> Kolja<br />

Ostrowski gemeinsam<br />

mit dem Präsidenten von<br />

<strong>Brunel</strong> Multec Canada,<br />

Michel Verdoold (v. l. n. r.).<br />

38<br />

der Spezialist<br />

ist keineswegs ein Phänomen, das nur in Deutschland zu beo bachten<br />

ist.“ Es musste also in erster Linie Pionierarbeit geleistet<br />

werden – qualifi zierte Mitarbeiter einstellen, Kontakte knüpfen<br />

sowie das Vertrauen potenzieller K<strong>und</strong>en gewinnen.<br />

„Zunächst musste ich jedoch erkennen, dass viele Aspekte,<br />

die <strong>für</strong> mich seit Jahren zur Gewohnheit geworden waren, hier<br />

vor Ort in Kanada nicht funktionierten. Ich musste mein Verhalten<br />

in der kanadischen Geschäftswelt komplett umstellen“,<br />

berichtet Ostrowski. Anhand zweier Beispiele verdeutlicht<br />

er den notwendigen Lernprozess: In Kanada hat die Personalabteilung<br />

eines jeden Unternehmens eine entscheidende<br />

Stellung. So wurde es als arrogantes Verhalten ausgelegt, als<br />

Ostrowski zur Beratung <strong>und</strong> Defi nition von Projektanforderungen<br />

in bewährter Vorgehensweise den Kontakt zu technischen<br />

Leitern der Unternehmen suchte. „Ebenso musste ich meinen<br />

eigenen Weg fi nden, die Aufmerksamkeit des K<strong>und</strong>en zu gewinnen,<br />

ohne ein übertriebenes Anpreisen unserer Kompetenzen<br />

zu betreiben“, beschreibt Kolja Ostrowski die ihm ungewohnte<br />

starke Verkaufsausrichtung des nordamerikanischen Marktes.<br />

Auch bei der Art der Kontaktaufnahme<br />

zum K<strong>und</strong>en gibt es be -<br />

deutende Unterschiede: Während in<br />

Deutschland auf einen ersten Kontakt<br />

über das Telefon ein persönliches<br />

Treffen mit dem K<strong>und</strong>en folgt,<br />

ist dieser Ablauf in Kanada eher<br />

unüblich. Persönliche Treffen sind<br />

erst in einer bereits etablierten Ge -<br />

schäftsbeziehung gewollt. <strong>Das</strong> heißt,<br />

es bleibt das Telefon, um ein Vertrauensverhältnis<br />

zu schaffen. „Erschwerend<br />

kommt noch hinzu, dass man<br />

meist an Anrufbeantworter gerät,<br />

auf denen lediglich eine Botschaft<br />

hinterlassen werden kann. Ich freue<br />

mich immer, wenn die Hürde des so<br />

genannten Voicemailings genommen<br />

ist“, so Ostrows ki, „<strong>und</strong> ich<br />

›30


›31<br />

endlich das Gesicht zur Stimme kennen lerne.“ <strong>Das</strong> <strong>Brunel</strong> PSD<br />

ist momentan in den Bereichen Automotive <strong>und</strong> auch der Luft<strong>und</strong><br />

Raumfahrttechnik aktiv. Aktuell sind mehr als 20 Mitarbeiter<br />

in Projekten vor Ort bei K<strong>und</strong>en tätig.<br />

IN KANADA WERDEN INTERKULTURELLE UNTERSCHIEDE<br />

MIT EINEM LÄCHELN AKZEPTIERT<br />

Patrick Wits, Ostrowskis Partner beim Aufbau des <strong>Brunel</strong> PSD,<br />

war ein Jahr zuvor aus den Niederlanden zu <strong>Brunel</strong> Multec<br />

Canada Ltd. gekommen. „Patrick hat mir die Umstellung am<br />

Anfang sehr erleichtert <strong>und</strong> mir viel gezeigt“, erzählt Ostrowski.<br />

Auch wenn sich das Leben in Kanada in so mancher Hinsicht<br />

von dem in Europa unterscheidet, so geschieht dies doch meist<br />

auf eine positive Art. „Kanada ist ein Einwanderungsland <strong>und</strong><br />

somit nimmt ein Großteil der Bevölkerung interkulturelle Differenzen<br />

sowie anfängliche Sprachunsicherheiten mit einem<br />

Lächeln hin.“ Die fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> offene Art der Menschen wie<br />

auch die überwältigende Schönheit des Landes hat den Wahl-<br />

Kanadier bereits von Beginn an fasziniert: „Die Menschen vermitteln<br />

einem sofort das Gefühl, willkommen zu sein.“ Ostrowskis<br />

Verlobte kann dies nur bestätigen – „ein Land, in dem<br />

man defi nitiv alt werden kann“, sind sich beide einig.<br />

Doch zurücklehnen will sich Ostrowski noch lange nicht.<br />

Er hat große Ziele, die er in Zukunft verwirklichen will. Dabei<br />

waren es nicht zuletzt die eigenen Erfahrungen vor Ort, die Ostrowski<br />

dazu bewegten, sein Blickfeld sowie seine Zielsetzungen<br />

abermals zu erweitern. So strebt er an, eine Brücke zwischen<br />

Europa <strong>und</strong> Nordamerika zu schlagen,<br />

um <strong>Brunel</strong>-K<strong>und</strong>en eine internationale<br />

Projektbetreuung anbieten<br />

zu können. „Komplexe Produkte werden<br />

immer häufi ger in verschiedenen<br />

Ländern dieser Erde entwic kelt<br />

<strong>und</strong> gefertigt. Nach dem „Local for<br />

local“-Prinzip wollen wir ein verlässlicher<br />

Partner bei in ternationalen<br />

Technologieprojekten sein“, fasst<br />

Ostrowski die Ziel setzungen zusammen.<br />

„So gibt es be reits K<strong>und</strong>en,<br />

die mit uns in Deutschland <strong>und</strong><br />

auch in Kanada zusammenarbeiten.<br />

Denn das breite Portfolio von<br />

<strong>Brunel</strong> in Europa bietet auch unseren<br />

K<strong>und</strong>en in Kanada <strong>und</strong> den USA Vorteile.“<br />

So gab es bereits erste Gespräche<br />

mit einem K<strong>und</strong>en, der über<br />

eine Expansion nach Deutschland<br />

nachdenkt <strong>und</strong> in diesen Bestrebungen<br />

vom Kom petenz-Center <strong>Brunel</strong><br />

Excellence in Köln unterstützt wird.<br />

Im Fokus der Bemühungen von<br />

Kolja Ostrowski steht außerdem die<br />

Mitarbeiterentwicklung im Rahmen<br />

eines internationalen Austausches<br />

von Ingenieuren. Denn das viel<br />

beschworene lebenslange Lernen<br />

gilt <strong>für</strong> Ingenieure in besonderem<br />

Maße. „Ich kann aus meiner eigenen<br />

Erfahrung bestätigen, dass ein solcher<br />

Austausch nicht nur dazu verhilft,<br />

sich neues technisches Wissen<br />

anzueignen <strong>und</strong> weitere Sprachen<br />

zu lernen, sondern auch eine große<br />

Chance darstellt, sich persönlich<br />

weiterzuentwickeln“, betont Kolja<br />

Ostrowski. „Unsere Welt wächst<br />

mehr <strong>und</strong> mehr zusammen. Da ist<br />

es nur konsequent, unsere K<strong>und</strong>en<br />

auch mit international erfahrenen<br />

Ingenieuren zu unterstützen.“<br />

MITARBEITER UND KARRIERE<br />

›31<br />

Der Ingenieur Isambard<br />

K. <strong>Brunel</strong>, der Pate <strong>für</strong> den<br />

Namen des Unternehmes<br />

<strong>Brunel</strong> stand, ist auch in<br />

Kanada ein Begriff.<br />

KOLJA OSTROWSKI<br />

Dipl.-Ing. Kolja Ostrowski<br />

(32) fi ng 1999 nach dem<br />

Abschluss seines Studiums<br />

an der Technischen Fachhochschule<br />

in Berlin als<br />

Ver triebsingenieur in der<br />

Berliner <strong>Brunel</strong>-Niederlassung<br />

an. Im Februar 2001<br />

übernahm Ostrowski die<br />

Leitung der Nieder lassung.<br />

Seit März 2005 etabliert<br />

er zusammen mit seinem<br />

niederländischen Kollegen<br />

Patrick Wits das <strong>Brunel</strong><br />

Project Support Department<br />

in Toronto.<br />

www.multec.ca<br />

www.brunelpsd.com<br />

der Spezialist 39


›32


TEXT › Anja Gleber<br />

Anette Hildebrand hatte gerade ihr Studium<br />

des Product Engineering <strong>und</strong> Wirtschaftsingenieurwesens<br />

mit den Schwerpunkten Marketing<br />

<strong>und</strong> Vertrieb in Furtwangen abgeschlossen, als<br />

eine Stellenanzeige in der Zeitung ihr Interesse<br />

weckte. Darin eröffnete sich die Chance auf ein<br />

praxisorientiertes Traineeprogramm im Vertrieb,<br />

das, begleitet von einer Reihe an Seminaren <strong>und</strong><br />

Projektaufgaben, frühe K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> auch Führungsverantwortung<br />

in Aussicht stellte.<br />

DIE TRAINEES SAMMELN NEUE EINDRÜCKE<br />

UND ERFAHRUNGEN<br />

Bereits wenige Monate später war die Wirtschaftsingenieurin<br />

am 15. August 2005 mit zwei weiteren<br />

Hochschulabsolventen unter den Auserwählten,<br />

die das einjährige Traineeprogramm <strong>für</strong> zukünftige<br />

Führungskräfte bei <strong>Brunel</strong> durchlaufen sollten.<br />

Heute, nach Abschluss des Programms, blickt<br />

die 27-Jährige auf eine ereignisreiche Zeit mit vielen<br />

neuen Eindrücken <strong>und</strong> Erfahrungen zurück,<br />

die sie auf die Aufgaben als Teamleiterin vorbereitet<br />

haben.<br />

Die Arbeit der <strong>Brunel</strong>-Teamleiter setzt dort an,<br />

wo in Technologieunternehmen entweder das<br />

passende Konzept zur technischen Reife eines<br />

neuen Produktes, die Produktionsmöglichkeiten<br />

oder der Spezialist mit den entscheidenden Fachkenntnissen<br />

fehlen. Um dem K<strong>und</strong>en dennoch zu<br />

einem erfolgreichen Projektabschluss zu verhel-<br />

fen, steht der Teamleiter sinnbildlich <strong>für</strong> das Tor<br />

zur passenden <strong>Brunel</strong>-Kompetenz: „Da wir selbst<br />

Ingenieure sind, können wir Projektanforderungen<br />

analysieren, den K<strong>und</strong>en diesbezüglich beraten<br />

<strong>und</strong> Lösungen präsentieren. Auf der anderen<br />

Seite müssen wir in der Lage sein, Personalentscheidungen<br />

mit unserem Hintergr<strong>und</strong>wissen zu<br />

untermauern“, beschreibt Anette Hildebrand die<br />

zukünftigen Aufgabenfelder.<br />

Um jenen Anforderungen gerecht werden<br />

zu können, ist sie innerhalb des einen Jahres in<br />

alle Bereiche der <strong>Brunel</strong>-Welt eingetaucht. Insgesamt<br />

hat sie die Arbeitsweise sowie die regionalen<br />

Unterschiede der <strong>Brunel</strong>-Regionen kennen<br />

gelernt. Nach ihrer Einarbeitungsphase führte sie<br />

in den jeweiligen Niederlassungen Gespräche mit<br />

K<strong>und</strong>en, beriet in Projektfragen <strong>und</strong> akquirierte<br />

zudem passende <strong>Brunel</strong>-Spezialisten.<br />

So unterstützte sie den gesamten Prozess von<br />

der Stellenausschreibung über Auswahlgespräche<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbesuche bis hin zur Einstellung des<br />

Mitarbeiters. „Jede Region hat ihre Besonderheiten,<br />

jede Niederlassung ist einzigartig. <strong>Das</strong> macht<br />

die Arbeit so spannend“, berichtet Anette Hildebrand<br />

über die Vielseitigkeit ihrer Arbeit. Zum<br />

einen ist der technische Hintergr<strong>und</strong> der Ingenieurin<br />

gefordert <strong>und</strong> zum anderen ist die Kenntnis<br />

des gesamten Leistungsportfolios von <strong>Brunel</strong><br />

nötig, um dem K<strong>und</strong>en bedarfsgerechte Lösungen<br />

anzubieten. Zu diesem Zweck stand unter anderem<br />

der Besuch aller branchenspezifi schen Kom-<br />

MITARBEITER UND KARRIERE<br />

Schnelle Sprünge auf der<br />

Karriereleiter<br />

<strong>Brunel</strong> setzt bei der Rekrutierung von Führungskräften auf den Nachwuchs. Mit einem<br />

um fassenden <strong>und</strong> detailliert ausgearbeiteten Traineeprogramm werden die jungen<br />

Ingenieure gefördert <strong>und</strong> auf ihr zukünftiges Einsatzgebiet als Teamleiter vorbereitet.<br />

›32<br />

Schon als Kind hatte<br />

Anette Hildebrand einen<br />

engen Bezug zur <strong>Technik</strong>:<br />

Sie spielte lieber mit<br />

Fischer-<strong>Technik</strong> als mit<br />

Puppen.<br />

der Spezialist 41


MITARBEITER UND KARRIERE<br />

petenz-Center auf dem Programm. Zwei Wochen<br />

lang konnten die Trainees die jeweiligen Schwerpunkte<br />

genauestens unter die Lupe nehmen.<br />

EINE INTENSIVE BETREUUNG GARANTIERT<br />

DEN SPÄTEREN ERFOLG ALS TEAMLEITERIN<br />

Im Verlauf der unterschiedlichen Stationen ko -<br />

ordinierte die betreuende Personalreferentin<br />

Melanie Umlandt regelmäßige Feedback-Gespräche,<br />

teilweise gemeinsam mit der Geschäftsführung.<br />

„Der General-Manager Carsten Siebeneich<br />

hat unsere Fortschritte stets mitverfolgt“, lobt<br />

Anette Hildebrand den starken Teamgedanken<br />

bei <strong>Brunel</strong>. Eine positive menschliche Ebene ist<br />

auch <strong>für</strong> sie die entscheidende Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> gute<br />

Zusammenarbeit – sei es mit den K<strong>und</strong>en oder mit<br />

den Mitarbeitern. „Ich habe sehr viel mit Menschen<br />

zu tun – das ist das Schöne im Vertrieb.“ Mit<br />

wachsender K<strong>und</strong>enbindung könne man auch<br />

immer besser einschätzen, ob ein Projektmitarbeiter<br />

nicht nur von fachlicher Seite, sondern auch<br />

vom Wesen in das Team des K<strong>und</strong>en passt. Dieser<br />

42<br />

der Spezialist<br />

›33<br />

Aspekt ist keineswegs unerheblich, so Anette<br />

Hildebrand. Bisher blickt sie auf den erfolgreichen<br />

Abschluss von sieben Projekten zurück. „Die<br />

Heraus forderung besteht darin, vor Projektablauf<br />

den jeweiligen <strong>Brunel</strong>-Spezialisten attraktive<br />

Anschlussprojekte anbieten zu können.“<br />

Auf Basis ihrer gesammelten Eindrücke <strong>und</strong><br />

Erfahrungen aus den unterschiedlichen Niederlassungen<br />

haben alle Trainees im Rahmen einer<br />

Projektarbeit ein Vertriebshandbuch erstellt, das<br />

die Abläufe, Strukturen <strong>und</strong> Instrumentarien in<br />

den Bereichen Mitarbeiter- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbetreuung<br />

sowie Controlling festhält. Hintergr<strong>und</strong> war<br />

die Überlegung, dass <strong>Brunel</strong>-Neueinsteiger noch<br />

einen unverfälschten Blick auf Struktur <strong>und</strong><br />

Arbeitsabläufe der <strong>Brunel</strong>-Welt mitsamt der re -<br />

gio nalen Besonderheiten haben. „Es ist ein tolles<br />

Gefühl, das gemeinsame Werk anschließend <strong>für</strong><br />

die Nachwelt geb<strong>und</strong>en in den Händen zu halten“,<br />

freut sich Anette Hildebrand.<br />

Ein entscheidendes Kriterium <strong>für</strong> die Bewerbung<br />

der Baden-Württembergerin bei <strong>Brunel</strong><br />

war die Aussicht, frühzeitig Verantwortung übernehmen<br />

zu können. Ebenso reizte sie die Vielfalt<br />

in einem technischen Beruf, der viel Kontakt<br />

zu K<strong>und</strong>en aus unterschiedlichen Branchen auf<br />

der einen <strong>und</strong> zu <strong>Brunel</strong>-Mitarbeitern spezieller<br />

Fachrichtungen auf der anderen Seite ermöglicht.<br />

„Wir eignen uns auf diese Weise ein breites technisches<br />

Fachwissen an, das immer wieder durch<br />

neue Kontakte erweitert wird“, berichtet Anette<br />

Hildebrand.<br />

Als nächste Karrierestufe nach Abschluss des<br />

Traineeprogramms hat Anette Hildebrand die<br />

herausfordernde Aufgabe als Teamleiterin in der<br />

Münchner <strong>Brunel</strong>-Niederlassung vor Augen. Hier<br />

konnte sie bereits in den letzten Monaten ihrer<br />

Qualifi zierung Kontakte zu K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

knüpfen. Und später? „<strong>Das</strong> kann ich noch<br />

nicht sagen – zunächst will ich die Aufgabe der<br />

Teamleiterin gut bewältigen, der Rest wird sich<br />

zeigen. Da gibt es viele Möglichkeiten bei <strong>Brunel</strong>“,<br />

zeigt sich Anette Hildebrand optimistisch.<br />

›33<br />

Anette Hildebrand (27)<br />

kommt aus Villingen-<br />

Schwenningen. Ihr Studium<br />

des Product Engineering<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsingenieurwesens<br />

mit Schwerpunkt<br />

Marketing <strong>und</strong> Vertrieb<br />

schloss sie im März 2005 an<br />

der Fachhoch schule in<br />

Furtwangen ab. Auf eine<br />

Stellenanzeige in der F. A. Z.<br />

bewarb sie sich schließlich<br />

<strong>für</strong> das einjährige Traineeprogramm<br />

bei <strong>Brunel</strong>, das sie<br />

am 15. August 2006 erfolgreich<br />

beendete.


KUNST & BRUNEL<br />

Mit Satire <strong>und</strong> Humor zum<br />

Künstler des Jahres<br />

Peter Bauer ist Karikaturist aus Leidenschaft. Tiere <strong>und</strong> skurrile Figuren spielen häufi g die<br />

Hauptrolle in seinen zweideutigen satirischen Zeichnungen. Als Dozent <strong>für</strong> Sachgrafi k, Illustration<br />

<strong>und</strong> Gestaltung lehrt er an der Rostocker Technischen Kunstschule.<br />

TEXT › Maren-Britt Dahlke<br />

Spätestens seit Erscheinen seines Buches „Katzen“ ist der Rostocker<br />

Karikaturist Peter Bauer einem breiten Publikum bekannt:<br />

Auf zahlreichen Seiten verführen possierliche Vierbeiner zum<br />

Schmunzeln. Doch eigentlich sind es nicht die Katzen, die Heiterkeit<br />

auslösen, sondern vielmehr die menschlichen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Schwächen, die ihnen der Künstler ins Antlitz<br />

skizziert. „Bestimmte Probleme lassen sich mit Tieren viel besser<br />

darstellen“, so Peter Bauer, „<strong>und</strong> Katzen wirken in ihrem<br />

Wesen sehr eigensinnig.“<br />

PETER BAUER BEWUNDERT WILHELM BUSCH ALS DEN<br />

„URVATER DER KARIKATUR“<br />

Von der Achtjährigen bis zum Pensionär – Peter Bauer begeistert<br />

ein breites Publikum mit originellen Grafi ken, Cartoons<br />

<strong>und</strong> Illustrationen. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Peter Bauers Charaktere<br />

›34<br />

vielschichtig <strong>und</strong> immer ein wenig<br />

skurril. Feine Ironie ist ihnen ins<br />

Gesicht gezeichnet. Sie lachen verschmitzt,<br />

blicken schelmisch <strong>und</strong><br />

scheinen immer etwas im Schilde<br />

zu führen. Ganz in der Tradition<br />

eines Wilhelm Busch. Bereits vor<br />

der Wende stellte der in Wismar<br />

ge borene Peter Bauer seine Arbeiten<br />

im Rahmen einer DDR-Karikaturen-<br />

Ausstellung im hannoverschen Wilhelm-Busch-Museum<br />

aus. „Wilhelm<br />

Busch ist natürlich der Urvater der<br />

Karikatur. Ich konnte vor Ort seine<br />

Originale, unter anderem Max <strong>und</strong><br />

Moritz, ansehen. Busch war so elegant<br />

in der Zeichnung, das hat mich<br />

immer sehr fasziniert.“<br />

Satire <strong>und</strong> Karikatur unterliegen<br />

einem ständigen Entwicklungsprozess,<br />

der Zeit braucht. „Um Ideen<br />

reifen zu lassen, muss ich mich<br />

kontinuierlich mit einer Thematik<br />

beschäftigen“, erläutert Peter Bauer.<br />

„<strong>Das</strong> ist die Kunst: nicht den Schweiß<br />

meiner Arbeit zu sehen, sondern nur<br />

Leichtigkeit <strong>und</strong> Humor.“ Gerade<br />

jene intellektuelle Auseinandersetzung<br />

reizt den Rostocker Künstler an<br />

der Satire. Vor zwei Jahren gewann<br />

er den mit 10.000 Schweizer Fran-<br />

KUNST UND BRUNEL<br />

Die Kreativität ist die<br />

wesentliche Leidenschaft,<br />

die sowohl die Faszination<br />

eines Künstlers als auch<br />

eines Ingenieurs ausmacht.<br />

Eben jene Faszination<br />

dokumentiert die <strong>Brunel</strong><br />

<strong>GmbH</strong> bereits im siebten<br />

Jahr mit der Auszeichnung<br />

eines „Künstlers des<br />

Jahres”.<br />

›34<br />

Die Arbeiten von Peter<br />

Bauer sind unter anderem<br />

in den Sammlungen des<br />

Wilhelm-Busch-Museums<br />

in Hannover <strong>und</strong> in der<br />

Staatlichen Bücher- <strong>und</strong><br />

Kupferstichsammlung in<br />

Greiz zu fi nden. Darüber<br />

hinaus war er auf zahlreichen<br />

Ausstellungen im<br />

In- <strong>und</strong> Ausland vertreten,<br />

wie z. B. in Rostock, Paris,<br />

Brüssel <strong>und</strong> Berlin.<br />

der Spezialist 43


KUNST & BRUNEL<br />

ken dotierten Swiss Cartoon Award mit seiner Karikatur „Basic<br />

Needs“. Gegen 90 Mitbewerber mit 250 Werken setzte er sich<br />

durch. In der Laudatio bemerkte Heinz Waser, Initiator des<br />

Swiss Cartoon Award, dazu: Er hege große Sympathien <strong>für</strong> satirische<br />

Bildkunst, denn Cartoons befl ügelten sowohl den Geist<br />

als auch die Emotionen. Treffender kann man die Arbeit Peter<br />

Bauers kaum beschreiben. Seine Werke thematisieren gesellschaftliche<br />

Missstände <strong>und</strong> Tabuzonen auf charmante, hintergründige<br />

Weise. „Meine Botschaft offenbart sich meist in verpackter<br />

Form, der Betrachter muss sie nur noch auswickeln.“<br />

Trotz dieser Zweideutigkeit bekam er zu DDR-Zeiten keine<br />

Probleme. Eher im Gegenteil, er zeichnete unter anderem <strong>für</strong><br />

das subtil kritische Satiremagazin „Eulenspiegel“ <strong>und</strong> erzielte<br />

damit einen hohen Wirkungsgrad.<br />

INHALTLICHER WITZ UND LIEBE ZUM DETAIL TREFFEN AUF<br />

ZEICHNERISCHES KÖNNEN<br />

„Wir haben unsere Botschaften immer zwischen den Zeilen<br />

vermittelt <strong>und</strong> mitunter sogar heftige Reaktionen provoziert.<br />

Doch im Schutz der Satire waren wir nie wirklich angreifbar“,<br />

erinnert sich der gebürtige Wismarer Künstler. Nach der Wende<br />

musste Peter Bauer jedoch wie viele andere DDR-Bürger um<br />

44<br />

der Spezialist<br />

seine Existenz kämpfen <strong>und</strong> sich neu<br />

orientieren. Sämtliche Ostverlage<br />

<strong>und</strong> somit potenzielle Auftraggeber<br />

gingen pleite <strong>und</strong> Bauer musste von<br />

vorn beginnen. „Heute bringe ich<br />

meine Arbeiten selbst heraus, denn<br />

es ist schwierig, einen geeigneten<br />

Verlag zu fi nden.“ Im Extremfall, so<br />

die bittere Erfahrung, leide die Qualität,<br />

<strong>und</strong> Druck wie Papier würden<br />

oft stiefmütterlich behandelt. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> machte der Künstler<br />

aus der Not eine Tugend. Ebenso<br />

wie von Zeitungen <strong>und</strong> <strong>Magazin</strong>en<br />

werden Peter Bauers Grafi ken, Cartoons<br />

<strong>und</strong> Illustrationen auch von<br />

Verlagen, dem Fernsehen sowie von<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen<br />

nachgefragt. Sein Werk überzeugt<br />

jedoch nicht allein durch inhaltlichen<br />

Witz; seine Liebe <strong>für</strong>s Detail<br />

zeigt sich insbesondere im zeichnerischen<br />

Können. Noch augenfälliger<br />

sind jedoch die Farben: von eigentümlicher<br />

Intensität <strong>und</strong> Tiefe, aber<br />

trotzdem nicht grell oder kalt. Entsprechend<br />

hochwertig sind seine<br />

›35<br />

Bevorzugt arbeitet der<br />

Künstler mit Aquarellfarben<br />

<strong>und</strong> Tusche – wie<br />

hier bei dem Motiv „Blumen<br />

gießen“ (35 x 34 cm).<br />

›36<br />

Ein Motiv aus Peter Bauers<br />

Buch „Katzen“, das den<br />

Künstler einem breiten<br />

Publikum bekannt machte.


Werke, insbesondere Bilder, Kinderbücher sowie seine künstlerischen<br />

Plakate, die nationale wie internationale Anerkennung<br />

erfuhren.<br />

BAUER IST ES WICHTIG, SEIN KÜNSTLERISCHES WISSEN<br />

AN KOMMENDE GENERATIONEN WEITERZUGEBEN<br />

Sein künstlerisches Wissen gibt Peter Bauer als Dozent <strong>für</strong><br />

Naturstudium, Illustration <strong>und</strong> Gestaltung an der Rostocker<br />

Technischen Kunstschule (RTK) an die kommenden Designer-<br />

Generationen weiter. „Zum einen aus dem profanen Gr<strong>und</strong>,<br />

Geld zu verdienen. Zum anderen empfi nde ich die Arbeit mit<br />

jungen Menschen als befruchtend. Man entwickelt neue Ideen<br />

<strong>und</strong> stellt neue Fra gen – beispielsweise, was der Goldene<br />

Schnitt faktisch bedeutet.“ Er hat sein Handwerk von der Pike<br />

auf gelernt: Schon während des Abiturs porträtierte er heimlich<br />

seine Lehrer <strong>und</strong> bereitete mit dem gewonnenen Material eine<br />

Ausstellung vor, die aber letztendlich untersagt wurde. 1972<br />

schrieb er sich in Leipzig an der Hochschule ein <strong>und</strong> studierte<br />

dort fünf Jahre Grafi k <strong>und</strong> Buchkunst.<br />

Nach dem Studium zog es ihn<br />

zurück an die Küste, seither lebt Peter<br />

Bauer in Rostock. „Ich liebe diesen<br />

Geruch von Meeresluft. Wenn meine<br />

Akkus leer sind, fahre ich auf den<br />

Darß <strong>und</strong> gehe am Strand spazieren.<br />

<strong>Das</strong> ist meine Art zu entspannen.“<br />

Und zu arbeiten, denn eigentlich<br />

jagt er ständig nach neuen Ideen. Ein<br />

eigenes Haustier, zum Beispiel eine<br />

Katze, hat er übrigens nicht.<br />

www.bauer-grafi k.com<br />

KUNST & BRUNEL<br />

›37<br />

Mit „Basic Needs“ gewann<br />

Peter Bauer vor zwei<br />

Jahren den renommierten<br />

Swiss Cartoon Award.<br />

DER GOLDENE<br />

SCHNITT<br />

Der „Goldene Schnitt“<br />

bezeichnet ein Teilungsverhältnis,<br />

das in der Kunst<br />

<strong>und</strong> Architektur oft als<br />

ideale Proportion ange -<br />

sehen wird. Die Teilung<br />

einer Strecke im Verhältnis<br />

von 1 : 1,618 wird vom<br />

Menschen als besonders<br />

harmonisch empf<strong>und</strong>en.<br />

Die erste genaue Beschreibung<br />

des „Goldenen<br />

Schnittes“ stammt von<br />

Euklid (325–270 v. Chr.), der<br />

bei Untersuchungen an<br />

den platonischen Körpern<br />

darauf aufmerksam wurde.<br />

der Spezialist 45


thema querdenken<br />

046 46<br />

der Spezialist<br />

Spezialist<br />

›38


Eine Stradivari aus Verb<strong>und</strong>stoffen<br />

TEXT › Daniel Günther<br />

„<strong>Das</strong> ist eine Stradivari, stimmt’s? Habe ich sofort<br />

erkannt“, sagt der ältere Herr im Vorübergehen<br />

zu Dr. Friedrich Blutner. Der genießt den Moment,<br />

denn er hält keineswegs eine der 300 Jahre alten<br />

<strong>und</strong> bis zu drei Millionen Euro wertvollen Geigen<br />

in der Hand. Denn was der ältere Herr nicht weiß:<br />

Die Geige ist nur wenige Monate alt <strong>und</strong> besteht<br />

aus Verb<strong>und</strong>stoffen. Der Klangkörper ist furniert<br />

<strong>und</strong> macht das Instrument so der Meistergeige<br />

ähnlich.<br />

Die Verb<strong>und</strong>stoff-Geige ist das Ergebnis einer<br />

mehr als 25-jährigen Entwicklungsphase des<br />

Informa tionstechnikers Dr. Friedrich Blutner:<br />

„Am An fang standen die Neugierde <strong>und</strong> die<br />

Fas zi na tion. Die Geige gilt schließlich als Inbegriff<br />

des guten Klanges.“ Aus der Faszination wurde<br />

schnell ein Ziel: eine Geige mit perfektem Klang<br />

zu entwickeln. „Wir fühlen uns den alten Meistern<br />

wie Stradivari, Guarneri <strong>und</strong> Amati verpfl ichtet<br />

<strong>und</strong> wollen den Geist dieser Zeit mit neuen<br />

Materialien wieder aufl eben lassen.“ Als Produktso<strong>und</strong>designer<br />

befasst sich der Querdenker<br />

aus dem Örtchen Geyer im Erzgebirge tag täglich<br />

mit Klängen. Die Geige ist seine Leidenschaft,<br />

obwohl er das Instrument selbst nicht spielt.<br />

Zu Beginn der Forschung zeichnete er zunächst<br />

den Klang von acht Meistergeigen auf. Die Aufzeichnungen<br />

erfolgten mit einem Kunstkopf,<br />

der aufgr<strong>und</strong> der installierten hochsensiblen<br />

Mikrofone authentische räumliche Situationen<br />

simulieren kann. Spätere Einspielungen wurden<br />

mit einer akustischen Kamera durchgeführt, die<br />

Schall sichtbar macht.<br />

ZUSAMMEN MIT MUSIKEXPERTEN WURDEN DIE<br />

BESTEN KLÄNGE IM COMPUTER SIMULIERT<br />

Auf die Einspielungen folgte die akustische Signalanalyse.<br />

„Wir haben jahrelang die Klänge<br />

ana lysiert, insbesondere die Zeitstruktur <strong>und</strong> Frequenzen.“<br />

Zusammen mit Musikexperten simu-<br />

QUERDENKEN<br />

Antike Meistergeigen sind rar <strong>und</strong> von großem Wert. Dr. Friedrich Blutner hat eine Geige aus<br />

Verb<strong>und</strong>stoffen entwickelt, die auf dem Klang von acht historischen Instrumenten basiert,<br />

einen Bruchteil des Originals kostet <strong>und</strong> selbst Musikexperten in Erstaunen versetzt.<br />

›39<br />

›38<br />

<strong>Das</strong> Treffen zweier<br />

Spezialisten: Dr. Friedrich<br />

Blutner <strong>und</strong> der Profi geiger<br />

Maximilian Lohse (l.) in der<br />

Semperoper.<br />

›39<br />

Ein Kunstkopf kann dank<br />

verschiedener hochsen sibler<br />

Mikrofone die authen -<br />

tische räumliche Wahrnehmung<br />

simulieren.<br />

der Spezialist 47


querdenken<br />

›40<br />

Mithilfe einer akustischen<br />

Kamera erstellt Blutner<br />

farbige Abbildungen der<br />

Klangbilder alter Meistergeigen,<br />

in diesem Fall einer<br />

Stradivari.<br />

48<br />

der Spezialist<br />

lierte Blutner aus den besten Klängen verschiedener<br />

Meistergeigen ein neues Musterklangbild<br />

am Computer. „Ein Klangbild ist vergleichbar mit<br />

dem Stimmfeld einer Sängerin. Kann sie hohe<br />

Töne noch mit hoher Tragfähigkeit singen, ist sie<br />

gut. <strong>Das</strong> ist bei Geigen genauso“, so Blutner.<br />

Bei der Entwicklung des neuen Geigenklanges<br />

strebte Blutner ein Optimum der drei Klangmerkmale<br />

Tonvolumen, Brillanz <strong>und</strong> Flexibilität<br />

an. Da<strong>für</strong> nutzte er so genannte digitale Finite<br />

Impulse Response Filters. Die bei den Aufzeichnungen<br />

gewonnenen Datenmengen sind enorm.<br />

„Wir haben <strong>für</strong> eine Sek<strong>und</strong>e Ton auf einem Kanal<br />

die Frequenz von 100 Kilohertz gemessen, daraus<br />

ergeben sich allein <strong>für</strong> diese Sek<strong>und</strong>e 100.000<br />

Abtastwerte.“ Die Komplexität war das größte<br />

Problem, mit dem Blutner <strong>und</strong> sein Team während<br />

der Entwicklung zu kämpfen hatten.<br />

Doch die Qualität eines Klanges wird nach wie<br />

vor vom Menschen defi niert. „Die Kunst ist es, das<br />

Klangempfi nden von Spielern <strong>und</strong> Hörern in Einklang<br />

zu bringen“, erläutert Blutner. Um diesen<br />

Einklang zu erzielen, variierten die Forscher die<br />

›40<br />

simulierten Klänge, bis die Geiger <strong>und</strong> Musikexperten<br />

mit dem Klangbild zufrieden waren. Nun<br />

galt es, der Geige diesen Klang einzuhauchen; der<br />

Bau von Prototypen begann.<br />

Auch hier orientierte sich Blutner an den alten<br />

Geigenbauern. Stradivari war insofern ein Vorbild,<br />

als dass er vor etwa 300 Jahren die Konstruktion<br />

der Geige veränderte, um einen volleren Klang<br />

in den damals entstehenden Konzerthäusern zu<br />

schaffen. „Er hat die Geige fl acher gemacht <strong>und</strong><br />

dadurch eine Bauweise entdeckt, die einen tragfähigeren<br />

Ton ermöglichte.“ Mit Hilfe von Röntgenbildern<br />

einer originalen Stradivari-Form konnte<br />

Blutners Team die Maße der Geige nach altem<br />

Vorbild <strong>und</strong> unter Berücksichtigung des Holzschw<strong>und</strong>es<br />

genau rekonstruieren.<br />

Eine Konkurrenz zur Holzgeige wollte Blutner<br />

übrigens nie schaffen. Die ersten der insgesamt<br />

40 Prototypen baute er zunächst aus Holz:<br />

„Die Grenzen des Materials zeigten sich jedoch<br />

schnell. Wir hatten recht gute Ergebnisse, aber<br />

Holz ist kein konstantes Material. Sobald wir eine<br />

neue Charge Holz bekamen, konnten wir von


vorn beginnen.“ Dies war der ausschlaggebende<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> ein neues Material. Zusammen mit<br />

Material- <strong>und</strong> Verfahrensexperten war die Entscheidung<br />

<strong>für</strong> Verb<strong>und</strong>stoffe schnell getroffen:<br />

Sie sind leicht, schwingungsfreudig <strong>und</strong> verfügen<br />

über eine hohe Festigkeit. Ebenso wichtig war <strong>für</strong><br />

den Querdenker, dass er, anders als bei Holz, die<br />

Zusammensetzung des Materials systematisch<br />

entwickeln <strong>und</strong> so zielgerichtet den Klang des<br />

Instrumentes beeinfl ussen konnte.<br />

Die genaue Zusammensetzung der <strong>für</strong> den Geigenbau<br />

verwandten Materialien ist jedoch streng<br />

geheim. „Nur so viel: Es ist eine spezielle Mischung<br />

verschiedener Verb<strong>und</strong>stoffe <strong>und</strong> -harze, die sich<br />

als optimal herauskristallisierte“, verrät Blutner.<br />

Kein Geheimnis hingegen ist, dass der Hals des<br />

Instrumentes auch weiterhin aus Holz bestehen<br />

wird.<br />

Auch <strong>für</strong> die Geigenspieler sei das neue Material<br />

vorteilhaft: „Die Geiger sind heute weltweit<br />

unterwegs <strong>und</strong> somit ist das Instrument permanenten<br />

Temperatur- <strong>und</strong> Klimaschwankungen<br />

ausgesetzt, die dem Holz zu schaffen machen. Für<br />

Geiger bedeutet das, vor jedem Konzert zittern zu<br />

müssen, ob die Geige optimal klingt.“ Eine Einschätzung,<br />

die Andreas Kägi, Präsident des Deutschen<br />

Geigenbauerverbands, nicht ganz teilt: „Für<br />

eine gute Holzgeige sind Klima- <strong>und</strong> Temperaturveränderungen<br />

kaum problematisch.“<br />

Trotz der guten Eigenschaften der Verb<strong>und</strong>stoffe<br />

verlief die Entwicklung nicht ohne Probleme:<br />

„Wir mussten die gesamte Konstruktion<br />

komplett neu durchdenken. Denn das Gefühl der<br />

Geiger <strong>für</strong> das Instrument ist extrem wichtig, also<br />

die Ergonomie, die Haptik, das Gewicht <strong>und</strong> die<br />

Größe einer Geige. Zudem mussten wir Merkmale<br />

wie Ansprache, Spielbarkeit, Dynamik <strong>und</strong> Flexibilität<br />

des Instruments berücksichtigen.“<br />

„Ich halte diese Entwicklung <strong>für</strong> unnötig“, so<br />

Andreas Kägi. „Wenn man Musik von vor 300<br />

Jahren macht, dann spielt Nostalgie eine große<br />

Rolle. Und dazu gehört auch das Material Holz.“<br />

Für die Qualität einer Geige ist das Material laut<br />

Kägi nicht allein entscheidend. Deshalb könnte er<br />

sich auch vorstellen, das Material als Ergänzung<br />

im Geigenbau einzusetzen.<br />

EIN GROSSTEIL DER PRODUKTION WIRD NACH<br />

WIE VOR IN HANDARBEIT ERLEDIGT<br />

Derzeit befi ndet sich Blutners Geige kurz vor<br />

der Produktion. Wie die Produktionsabläufe aussehen<br />

werden, ist noch geheim. „Wir arbeiten<br />

nach dem Konzept der denkenden Hand, unterstützt<br />

durch den Computer. <strong>Das</strong> heißt, ein großer<br />

Teil der Herstellung wird auch bei unserer<br />

Geige in Handarbeit durch Geigenbauer geleistet“,<br />

unter streicht Blutner. Derweil haben einige<br />

Violinisten die Hightech-Geige bestellt. Der<br />

Preis wird bei etwa 30.000 Euro liegen. Nun, da<br />

Friedrich Blutner mit seinem Projekt fast am Ziel<br />

ist, hat er begonnen, Geigenunterricht zu nehmen.<br />

Schließlich will er sein Instrument bald auch<br />

selbst spielen können.<br />

›41<br />

QUERDENKEN<br />

›41<br />

Mit den Augen hören: Die<br />

akustische Kamera macht<br />

Geräusche in Form von<br />

charakteristischen Abbildungen<br />

sichtbar.<br />

der Spezialist 49


TERMINE<br />

termine<br />

AUSGABE 06 || Oktober 2006<br />

›17. – 20. Okt.<br />

Besuchen Sie den <strong>Brunel</strong>-<br />

Messestand auf der Airtec<br />

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Stand G119.<br />

›28. Nov.<br />

Entscheider aus Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Politik diskutieren<br />

Trends in der Automobilbranche<br />

im Spezialisten-<br />

Forum.<br />

50<br />

der Spezialist<br />

oktober bis dezember 2006<br />

17. – 20. okt. 2006<br />

8. – 11. nov. 2006<br />

28. Nov. 2006<br />

4. Oktober 1947<br />

13. November 1990<br />

26. NOvember 1966<br />

14. Dezember 2004<br />

Messen <strong>und</strong> veranstaltungen<br />

AIRTEC 2006, FRANKFURT AM MAIN<br />

Die Airtec ist die Leitmesse <strong>für</strong> Zulieferer der Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindus -<br />

trie aus den Bereichen Engineering, Produktion, Komponenten <strong>und</strong> Systeme,<br />

Life Cycle Support <strong>und</strong> Safety/Security. 500 Aussteller aus 25 Nationen ste -<br />

hen in direktem Dialog mit OEMs, General Aviation <strong>und</strong> Airlines.<br />

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INTERNATIONALER KONGRESS „ENERGIEN DER ZUKUNFT“, RIMINI<br />

Der Kongress fi ndet im Rahmen der 10. Ecomondo, Internationale Fachmesse<br />

<strong>für</strong> Recycling, Energie <strong>und</strong> nachhaltige Entwicklung, statt. Etwa<br />

900 Aussteller <strong>und</strong> 45.000 Fachbesucher aus 45 Ländern werden zur Messe<br />

erwartet. www.ecomondo.com<br />

7. BRUNEL SPEZIALISTEN-FORUM AUTOMOTIVE, HOCKENHEIMRING<br />

<strong>Das</strong> Spezialisten-Forum ist seit Jahren ein Treffpunkt hochkarätiger Vertreter<br />

aus Politik <strong>und</strong> Wirtschaft. In diesem Jahr widmen sich Top-Referenten<br />

<strong>und</strong> Branchenexperten aktuellen Fragestellungen des Automotive-<br />

Sektors. Dabei geht es um strategische <strong>und</strong> operative Zusammenarbeit<br />

von Unternehmen der Automobilindustrie sowie innovative Ansätze zur<br />

optimalen Ressourcennutzung. www.brunel.de/forum<br />

Meilensteine<br />

Der amerikanische Pilot Charles Elwood Yeager durchbricht erstmals die<br />

Schallmauer. In einer Flughöhe von 43.000 Fuß erreichte sein Düsenfl ugzeug<br />

eine Geschwindigkeit von 1.127 km/h, das entspricht Mach 1,06.<br />

Tim Berners-Lee stellt mit seiner eigens da<strong>für</strong> entwickelten World-Wide-<br />

Web-Technologie die erste allgemein zugängliche Website ins Internet.<br />

In Frankreich wird das erste Gezeitenkraftwerk der Welt in Betrieb ge nommen.<br />

Die 24 Turbinen haben eine Leistung von 240 MW.<br />

In Südfrankreich wird der Viaduc de Millau eingeweiht. Mit 343 Metern<br />

Höhe <strong>und</strong> 2.460 Metern Länge ist die Schrägseilbrücke die größte der Welt.


impressum<br />

AUSGABE 06 || Oktober 2006<br />

REDAKTIONSANSCHRIFT<br />

<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong>, Redaktion „Der Spezialist“<br />

Airport City<br />

Hermann-Köhl-Str. 1a, 28199 Bremen<br />

redaktion@derspezialist.de<br />

www.derspezialist.de<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

VERANTWORTLICHER REDAKTEUR<br />

(V. I. S. D. P.)<br />

Carsten Siebeneich, General Manager <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

REDAKTION<br />

DIALOG Public Relations, Bremen<br />

GfG / Gruppe <strong>für</strong> Gestaltung <strong>GmbH</strong>, Bremen<br />

GESTALTUNG<br />

GfG / Gruppe <strong>für</strong> Gestaltung <strong>GmbH</strong>, Bremen<br />

FOTOGRAFIE (COPYRIGHTS)<br />

Sofern nicht abweichend, alle Angaben als Bildnummern:<br />

Hunterian Museum and Art Gallery, University of Glasgow<br />

2006 (01), University 0f St. Andrews (S. 8), akg-images<br />

(03), dlr (04), Marine Current Turbines TM Ltd (05, 06),<br />

Ocean Power Delivery Ltd. (07, 08), Max-Planck-Institut<br />

<strong>für</strong> Meteorologie Hamburg (09–11), Thales e-Transactions<br />

<strong>GmbH</strong> (12–14), Thomas Eisenack (16, 17, 21, 22), vestas<br />

(18, 19), B<strong>und</strong>es ver band WindEnergie e. V. (15), Christina<br />

Keim (22, 32, 33), <strong>Brunel</strong> IMG <strong>GmbH</strong> (23, 24), <strong>Brunel</strong> Energy<br />

Pty Ltd (25–27), <strong>Brunel</strong> International N. V. (28, 30, 31), Corbis<br />

(29), Peter Bauer (34–37), Frank Dehlis (38), <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

(39–41), Synotec (40)<br />

DRUCK<br />

Druckerei Girzig + Gottschalk <strong>GmbH</strong>, Bremen<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

3 Ausgaben / Jahr, Aufl age 28.000 Stück<br />

INGENIEURE.<br />

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Ihre Meinung<br />

WIR WÜRDEN UNS FREUEN,<br />

wenn Sie die folgenden kurzen Fragen beantworten <strong>und</strong> an uns faxen oder<br />

mit der Post schicken: <strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong>, Airport City, Hermann-Köhl-Str. 1 a,<br />

28199 Bremen, Fax 0421 / 1 69 41-17. Sie können die Fragen auch direkt auf<br />

unserer Website unter www.derspezialist.de beantworten.<br />

ALS DANKESCHÖN<br />

<strong>für</strong> ihr Feedback verlosen wir unter den Teilnehmern drei Solarladegeräte <strong>für</strong><br />

Mobiltelefon, iPod <strong>und</strong> PDA. Einfach ein Gerät anschließen, das Ladegerät in die<br />

Sonne legen <strong>und</strong> der Akku wird geladen. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2007.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Lesen Sie „Der Spezialist“? (Betreffendes bitte ankreuzen) Immer Manchmal Nie<br />

Wie fi nden Sie den Erscheinungsturnus (3x im Jahr)? Ausreichend Zu selten Zu häufi g<br />

Wie viel des <strong>Magazin</strong>s lesen Sie? Schätzen Sie bitte in Prozent: %<br />

WELCHE NOTE GEBEN SIE FÜR ...<br />

a) die Themenauswahl?<br />

Warum bewerten Sie die Themenauswahl so?<br />

Schulnoten 1 – 6<br />

b) den Schreibstil der Artikel?<br />

Warum bewerten Sie die Artikel so?<br />

Schulnoten 1 – 6<br />

c) die Optik des <strong>Magazin</strong>s?<br />

Warum bewerten Sie die Optik so?<br />

Schulnoten 1 – 6<br />

Was können wir besser machen?<br />

Was gefällt Ihnen besonders gut?<br />

ist uns wichtig!<br />

Response<br />

Sie halten nun bereits die sechste Ausgabe des <strong>Magazin</strong>s „Der Spezialist“ in Ihren Händen. Uns, der Redaktion von „Der<br />

Spezialist“, sind Ihre Meinung <strong>und</strong> Anregungen als Leser wichtig, damit wir das <strong>Magazin</strong> in Ihrem Sinne weiterent wickeln<br />

können. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit <strong>und</strong> Sie können vielleicht schon bald Ihr Mobiltelefon, Ihren iPod oder PDA<br />

mit Hilfe der Sonne aufl aden.


Response<br />

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Können Sie den Ausgaben Themenschwerpunkte zuordnen? Ja Nein Weiß nicht<br />

Aus welchen Themenbereichen würden Sie zukünftig gern mehr lesen?<br />

(Bitte ankreuzen)<br />

Forschung <strong>und</strong> Wissenschaft Interviews <strong>und</strong> Gespräche<br />

Technische Projektberichte Branchenberichte<br />

<strong>Brunel</strong>-Unternehmensbereiche Karriere<br />

Geschichtlich-technisch orientierte Themen Kunst <strong>und</strong> <strong>Technik</strong><br />

Gesellschaftliche Themen Musik <strong>und</strong> <strong>Technik</strong><br />

Innovationen Sport <strong>und</strong> <strong>Technik</strong><br />

Sonstiges:<br />

Sie haben konkrete Ideen <strong>und</strong> Vorschläge <strong>für</strong> Themen? Dann haben Sie hier die Möglichkeit, diese zu äußern:<br />

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Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

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<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Redaktion „Der Spezialist“<br />

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<strong>Brunel</strong> <strong>GmbH</strong> | Airport City | Hermann-Köhl-Str. 1 a | 28199 Bremen<br />

6006_10.2006

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