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VdK-RhPfalz_JuliAug_2023

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10 Zeitung Juli/August <strong>2023</strong><br />

Generationen<br />

Es ist ein tief gehendes Gefühl,<br />

gegen das keine Haustiere oder<br />

kein laut laufender Fernseher helfen.<br />

Von Einsamkeit Betroffene<br />

fühlen sich alleine gelassen und<br />

nicht mit der Außenwelt verbunden.<br />

Fachleute entwickeln im Kompetenznetzwerk<br />

Einsamkeit neue<br />

Strategien für Betroffene.<br />

Es ist häufig nicht auf den ersten<br />

Blick sichtbar, wenn Menschen<br />

sich einsam fühlen. Betroffene<br />

sprechen ungern darüber. Dabei ist<br />

Einsamkeit weit verbreitet und<br />

macht vor keiner Alters- und Bevölkerungsgruppe<br />

halt.<br />

Fachleute gehen davon aus, dass<br />

rund ein Fünftel der Bevölkerung<br />

das Gefühl der Einsamkeit kennt.<br />

Ein wesentlicher Faktor, der dieses<br />

Gefühl verstärkt und fördert, ist<br />

Armut. Studien zeigen, dass sich<br />

weitaus mehr armutsgefährdete<br />

Menschen einsam fühlen, nämlich<br />

ein Drittel dieser Betroffenen.<br />

Pflegebedürftige und pflegende<br />

Angehörige sind einem hohen Risiko<br />

zu vereinsamen ausgesetzt.<br />

Dr. Irina Volf, Psychologin im<br />

Kompetenznetzwerk Einsamkeit,<br />

das vom Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend gefördert wird, erklärt:<br />

„Armut ist ein strukturelles Problem,<br />

ebenso wie Einsamkeit.“<br />

Hinter beiden Phänomenen steht<br />

kein persönliches Versagen. Grund<br />

hierfür sind grundlegende gesellschaftliche<br />

Veränderungen. Das<br />

Silbernetz: Das Netzwerk gegen<br />

Einsamkeit im Alter ermöglicht eine<br />

anonyme Kontaktaufnahme<br />

und hilft, bundesweit passende<br />

Angebote im Umfeld zu finden. Die<br />

kostenlose Telefonnummer 0800<br />

4 70 80 90 ist täglich zwischen 8<br />

und 22 Uhr erreichbar.<br />

Ein offenes Ohr finden Menschen<br />

mit Redebedarf unter den Telefonnummern<br />

0800 1 11 01 11 und<br />

0800 1 11 02 22 der Telefonseelsorge:<br />

anonym und kostenlos.<br />

Strategien gegen Einsamkeit<br />

Armut verstärkt das Gefühl der Vereinsamung bei vielen Betroffenen<br />

Einsamkeit macht vor keiner Alters- und Bevölkerungsgruppe halt.<br />

Bundesfamilienministerium erarbeitet<br />

zurzeit eine übergreifende<br />

Strategie gegen Einsamkeit. Im<br />

Herbst soll die Bundesregierung<br />

konkrete Maßnahmen beschließen,<br />

mit denen Einsamkeit aktiv<br />

bekämpft wird. Andere europäische<br />

Länder sind da schon weiter:<br />

Großbritannien hat beispielsweise<br />

ein eigenes Ministerium, um die<br />

Vereinsamung zu erforschen und<br />

zu bekämpfen. Dr. Volf weiß aus<br />

ihren Studien, wie stark dieses<br />

PROJEKTE GEGEN DIE EINSAMKEIT<br />

Die 530 Mehrgenerationenhäuser<br />

bundesweit sind Begegnungsorte<br />

für Jung und Alt und fördern<br />

soziale Kontakte in der Nachbarschaft.<br />

www.mehrgenerationenhaeuser.de<br />

Plauderbänke laden Menschen<br />

ein, ins Gespräch zu kommen. Es<br />

gibt sie in zahlreichen Städten, wie<br />

zum Beispiel in Düsseldorf, Bochum<br />

und Berlin. Ein Beispiel aus<br />

Oldenburg:<br />

plauderbank.de<br />

Seniorenbüros sind eine Anlaufstelle<br />

für Seniorinnen und Senioren<br />

Thema tabuisiert wird und wie<br />

schwer es vielen Betroffenen fällt,<br />

darüber zu reden – ganz nach der<br />

Devise: „Arm sind die anderen,<br />

einsam bin ich auch nicht.“<br />

Weitreichende Folgen<br />

Einsamkeit hat weitreichende<br />

Folgen für die körperliche und<br />

seelische Gesundheit. Leben Menschen<br />

in chronischer Einsamkeit,<br />

haben sie ein erhöhtes Risiko für<br />

in vielen Städten und Gemeinden.<br />

Neben Beratungen und Hilfsangeboten<br />

bieten sie häufig Freizeitangebote<br />

und Qualifizierungen an.<br />

www.seniorenbueros.org<br />

Das Projekt „Verein(t) gegen<br />

Einsamkeit“ zeigt die Potenziale<br />

der Sportvereine als Orte für Begegnungen<br />

und Gemeinschaft<br />

auf. Menschen aller Generationen<br />

können ihre soziale Heimat im<br />

wohnortnahen Sportverein finden.<br />

gesundheit.dosb.de/angebote/<br />

vereint-gegen-einsamkeit<br />

Foto: pa/dpa Themendienst/Klaus-Dietmar Gabbert<br />

seelische und körperliche Erkrankungen.<br />

Dazu kommt, dass es mit geringem<br />

Einkommen und kleinen Renten<br />

schwierig ist, am sozialen oder<br />

kulturellen Leben teilzuhaben.<br />

Studienergebnisse zeigen, dass<br />

einsame Menschen ein geringeres<br />

Interesse an Politik haben und sich<br />

weniger an der Demokratie beteiligen.<br />

Kinder, die in armutsbetroffenen<br />

und isolierten Familen aufwachsen,<br />

entwickeln sich häufig<br />

anders und weisen eher Entwicklungsdefizite<br />

auf. Die Politikerin<br />

Ulrike Bahr, Vorsitzende des Ausschusses<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend im Bundestag,<br />

fasst zusammen: „Einsamkeit ist<br />

eine Art von Ausgrenzung. Sie<br />

benachteiligt viele Menschen.“<br />

Betroffene sehen häufig keinen<br />

Weg aus ihrem Leid. Umso wichtiger<br />

ist es, dass die Bekämpfung von<br />

Einsamkeit den Weg in die Politik<br />

findet. Manchmal kann schon ein<br />

Angebot in einem Stadtteilzentrum<br />

ein erster Schritt aus der<br />

Einsamkeit sein, aber häufig<br />

braucht es viel Zeit und tiefgreifende<br />

persönliche Veränderungen, um<br />

diesem Gefühl dauerhaft zu entkommen.<br />

Julia Frediani<br />

Aufruf: Kinder fragen<br />

Verena Bentele<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele ist<br />

gespannt, was die jüngsten Mitglieder<br />

im <strong>VdK</strong> bewegt. Alle Fragen<br />

rund um die Arbeit im Verband,<br />

ihre sportliche Karriere oder ihre<br />

Person sind willkommen. Ihre Antworten<br />

veröffentlichen wir im September<br />

in der <strong>VdK</strong>-ZEITUNG.<br />

Am 20. September ist Kindertag.<br />

Diesen nehmen wir zum Anlass, zu<br />

schauen, welche Fragen ihr als<br />

Kinder an die <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

habt. Welche Themen beschäftigen<br />

euch? Armut, Krankheit, die Schule<br />

oder der Klimawandel? Was<br />

wollt ihr wissen von <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele? Was ist euch<br />

wichtig? Wir hoffen auf viele Zuschriften.<br />

Liebe Eltern, liebe Großeltern,<br />

liebe Verwandte, bitte unterstützen<br />

Sie uns bei dieser Aktion<br />

und tauschen Sie sich mit Ihren<br />

Kindern, Enkelkindern, Nichten<br />

und Neffen aus. Wir freuen uns,<br />

von euch und Ihnen zu lesen. ken<br />

Kontakt<br />

Schickt uns eure Fragen bis zum<br />

21. Juli <strong>2023</strong> per E-Mail oder per<br />

Post mit dem Stichwort „Kindertag“.<br />

Wir veröffentlichen sie mit<br />

einem Foto in der <strong>VdK</strong>-Zeitung.<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

Deutschland<br />

Presse-Abteilung<br />

Linienstr. 131<br />

10115 Berlin<br />

presse@vdk.de<br />

Für das soziale Miteinander unverzichtbar<br />

Studie beleuchtet die Lebenssituationen von älteren Menschen<br />

Seniorinnen und Senioren in<br />

Deutschland bringen sich einer<br />

Studie zufolge sehr stark in Familie<br />

und Gesellschaft ein.<br />

Großeltern spielen eine wichtige Rolle bei der Betreuung ihrer Enkelkinder.<br />

Foto: picture alliance/PantherMedia/Andriy Popov<br />

Laut der aktuellen Umfragedaten<br />

des Deutschen Alterssurveys<br />

(DEAS) spielen die über 60-Jährigen<br />

zum Beispiel eine bedeutende<br />

Rolle bei der Betreuung ihrer Enkelkinder,<br />

der Pflege von Angehörigen<br />

und bei ehrenamtlichen Tätigkeiten.<br />

Ein großer Teil der Befragten<br />

gibt an, stark politisch<br />

interessiert zu sein – in Städten<br />

etwa 57 Prozent, auf dem Land<br />

etwas weniger (rund 49 Prozent).<br />

Knapp ein Drittel der älteren<br />

Menschen, die ein Enkelkind unter<br />

14 Jahren haben, beteiligen sich<br />

der Umfrage zufolge an dessen<br />

Betreuung. Gleichzeitig unterstützen<br />

etwa 15 Prozent der Befragten<br />

in der Stadt sowie etwa 11 Prozent<br />

auf dem Land pflegebedürftige<br />

Familienmitglieder. Auch außerhalb<br />

der Familie bringen sich Ältere<br />

aktiv ein. So geht mehr als ein<br />

Fünftel der 60- bis 90-Jährigen in<br />

der Stadt einer ehrenamtlichen<br />

Aufgabe nach (etwa 23 Prozent).<br />

Auf dem Land liegt die Quote mit<br />

etwa 17 Prozent etwas niedriger.<br />

„Die Studie zeigt, wie wichtig Seniorinnen<br />

und Senioren für das<br />

soziale Miteinander in Deutschland<br />

sind. Umso wichtiger ist es,<br />

dass es ihnen gut geht. Dafür sind<br />

eine solide Rente und eine umfassende<br />

Gesundheitsversorgung<br />

unabdingbar“, kommentiert<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Der Deutsche Alterssurvey ist<br />

seit 1996 eine bundesweit repräsentative<br />

Quer- und Längsschnittbefragung<br />

von Personen in der<br />

zweiten Lebenshälfte – also von<br />

Menschen, die 40 Jahre und älter<br />

sind. Die umfassenden Befragungen<br />

rund um Lebenssituationen<br />

von Seniorinnen und Senioren<br />

führt das Infas-Institut für angewandte<br />

Sozialwissenschaft in<br />

Bonn durch. Julia Frediani

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