Volkskrankheiten
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VOLKS-<br />
KRANKHEITEN<br />
vorbeugen, erkennen, behandeln<br />
Studio lh<br />
Immun-, Gen- & Zelltherapie<br />
Alles über die innovativen<br />
Therapien im Kampf gegen Krebs<br />
Seite 6 – 8<br />
Diabetes<br />
Kathi Korn erzählt, wie die Diagnose<br />
ihr Leben verändert hat<br />
Seite 11<br />
Bitter. Bio. Alkoholfrei.<br />
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Die M. Reich-Bitterstoffprodukte basieren auf 55 hochwertigen Pflanzen in Bio-Qualität.<br />
Dank ihrer Reinheit und Qualität sind sie mit dem neuform-Qualitätssiegel und als Reformprodukt des<br />
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2 facebook.com/MediaplanetStories<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN DIESER AUSGABE JUNI 2023<br />
Nora Hinz<br />
<strong>Volkskrankheiten</strong><br />
sind ein Spiegel<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Es lohnt sich, genauer<br />
hinzusehen und<br />
individuelle Risikofaktoren<br />
abzuklären.<br />
&<br />
Maren Limpert<br />
Gesundheit ist das<br />
höchste Gut. Daher ist<br />
es mir ein wichtiges<br />
Anliegen, über<br />
<strong>Volkskrankheiten</strong> und<br />
Therapiemöglichkeiten<br />
aufzuklären.<br />
Project Manager: Nora Hinz & Maren Limpert, Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Henriette Schröder (Managing<br />
Director), Alexandra Lassas (Content and Production Manager), Samantha Stinner (Business Development Manager),<br />
Lea Hartmann (Layout and Design), Cover: Lea Hartmann artstudiolh<br />
Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com<br />
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag<br />
Deutschland GmbH.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und<br />
divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
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FOTO: GUT, RENÉ NOLTE<br />
Text Dr. Michael Vesper<br />
DEM SCHMERZ CONTRA GEBEN -<br />
Radontherapie im Heilstollen<br />
Bad Kreuznach<br />
Seit 110 Jahren vertrauen Patientinnen und<br />
Patienten in Bad Kreuznach, insbesondere bei<br />
rheumatischen Schmerzleiden, auf die positive<br />
Wirkung der Inhalationstherapie in einem ehemaligen<br />
Bergwerkstollen. Hier tritt aus dem Vulkangestein<br />
das Gas Radon aus und reichert die Stollenluft an.<br />
In bis zu zehn Sitzungen atmen die Patienten die<br />
angereicherte Atemluft eine Stunde lang ein –<br />
und berichten von einem über Monate wirkenden<br />
schmerzlindernden oder sogar die Schmerzen<br />
nehmenden Effekt. Die Verordnung der Therapie<br />
erfolgt durch einen örtlichen Badearzt. Der Stollen<br />
steht unter der medizinischen Leitung eines<br />
Facharztes.<br />
Besonders wirksam ist die Anwendung in Verbindung<br />
mit Sole-Bewegungsbädern im Thermalbad und<br />
Physiotherapie. Der Stollen ist barrierefrei zugänglich<br />
und verfügt über ein äußerst staubarmes Raumklima.<br />
Die Bezuschussung der Therapie kann bei der<br />
Krankenkasse über den behandelnden Arzt, im<br />
Rahmen einer Präventions- oder Rehamaßnahme,<br />
beantragt werden.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.acuradon.com<br />
Und auf der Webseite:<br />
www.crucenia-gesundheitszentrum.de<br />
Das Potenzial der modernen Medizin<br />
gegen <strong>Volkskrankheiten</strong> nutzen<br />
Text Han Steutel<br />
Mit den Zeiten ändert sich, woran<br />
Menschen in Deutschland<br />
erkranken: Frühere <strong>Volkskrankheiten</strong><br />
wie Tuberkulose,<br />
Rachitis, Masern und Magengeschwüre<br />
wurden durch bessere Medizin und bessere<br />
Lebensbedingungen weitgehend zurückgedrängt.<br />
Jetzt stehen überwiegend solche<br />
Krankheiten im Vordergrund, die durch<br />
größeren Wohlstand begünstigt werden,<br />
und auch solche, die erst dank zunehmender<br />
Lebenserwartung häufig wurden.<br />
Gerade hat eine Studie Deutschland allerdings<br />
attestiert, dass man hier zwar immer<br />
älter wird, aber im Schnitt nicht so alt wie<br />
in vielen Nachbarländern. Hauptgrund: der<br />
Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Dabei haben Unternehmen in den vergangenen<br />
Jahrzehnten viel zur Bekämpfung<br />
dieser Krankheiten, sowohl medizintechnisch<br />
wie medikamentös unternommen.<br />
So waren etwa die Möglichkeiten, Schlaganfälle<br />
zu vermeiden oder eine fortschreitende<br />
Herzinsuffizienz hinauszuzögern,<br />
noch nie so gut. Ähnliches gilt für Typ-<br />
2-Diabetes, eine weitere Volkskrankheit,<br />
bei der neue Medikamente zunehmend die<br />
Begleit- und Folgeerkrankungen mitbehandeln.<br />
Pharma-Unternehmen arbeiten<br />
jetzt schon an noch wirksameren Medikamenten;<br />
gegen diese und hunderte weiterer<br />
Krankheiten. Besonders viele dieser<br />
Arzneimittel sind für Menschen mit Krebs<br />
gedacht – als Beitrag dazu, die Zahl der<br />
Krebstoten mittelfristig immer weiter<br />
Richtung null zu senken.<br />
Doch schon die Medizin von heute könnte<br />
in Verbindung mit einer gesünderen Lebens-<br />
weise mehr für die Menschen erreichen,<br />
als von ihnen abgerufen wird. Das beginnt<br />
bei so simplen Dingen wie Bluthochdruck-Therapie<br />
und regelmäßigen Diabetes-Checks.<br />
Weitere Möglichkeiten sind<br />
Krebsvorsorge und das Nutzen der Impfangebote.<br />
Dafür gibt es oft mehr als<br />
einen Grund: Die Grippeimpfung etwa<br />
erhöht nicht nur den Grippeschutz, sondern<br />
senkt vermutlich auch das Risiko<br />
für Schlaganfälle. Auf ähnliche Weise mindert<br />
die Gürtelrose-Impfung Untersuchungen<br />
zufolge auch das Demenzrisiko.<br />
Und die HPV-Impfung senkt das Risiko für<br />
gleich mehrere Tumorarten, darunter beispielsweise<br />
Kehlkopfkrebs. Aber auch die<br />
Institutionen des Gesundheitswesens hätten<br />
ihren Nutzen davon, den Einsatz der<br />
besten Präventions- und Therapiemöglichkeiten<br />
zu fördern. Der im Koalitionsvertrag<br />
angekündigte „Nationale Präventionsplan“<br />
könnte ein wirksamer Beitrag<br />
dazu sein.<br />
www.vfa.de<br />
Doch schon die Medizin von<br />
heute könnte in Verbindung mit<br />
einer gesünderen Lebensweise<br />
mehr für die Menschen<br />
erreichen, als von ihnen<br />
abgerufen wird.<br />
Han Steutel<br />
Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)<br />
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem BVDD und der Incyte GmbH entstanden.<br />
Welt-Vitiligo-Tag:<br />
Die Zeit ist reif –<br />
Für Betroffene mit Vitiligo lohnt<br />
sich ein Besuch beim Facharzt<br />
Am 25.06. ist Welt-Vitiligo-Tag! Wir nehmen diesen Tag zum Anlass, um<br />
auf die Erkrankung, die wegen des Erscheinungsbildes auch Weißfleckenkrankheit<br />
genannt wird, aufmerksam zu machen. Bei Vitiligo handelt es sich um eine<br />
chronische Autoimmunerkrankung, die die Lebensqualität von Betroffenen<br />
erheblich beeinträchtigen kann. Die Abläufe, die zum Verlust der Hautpigmente<br />
führen, werden jedoch intensiv erforscht, um neue ursächlich wirksame Therapien<br />
entwickeln zu können. Betroffene sollten einen Facharzt aufsuchen, um sich über<br />
aktuelle Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.<br />
FOTO: PATIENTIN SABRINA HUSMANN, INCYTE BIOSCIENCES GERMANY GMBH<br />
Sehr häufig sind Hauterkrankungen, insbesondere an sichtbaren Körperarealen, stigmatisierend für die<br />
Betroffenen. Nach jahrelangen, frustrierenden Therapieversuchen konnte dank intensiver Forschung ein<br />
immunologischer Ansatz gefunden werden. Aussagen von Hautärzt:innen “Hier kann ich Ihnen nicht<br />
weiterhelfen“, sollten damit hoffentlich bald der Vergangenheit angehören.<br />
Dr. Ralph von Kiedrowski, BVDD-Präsident<br />
Vitiligo: immer noch häufig als kosmetisches<br />
Problem verkannt<br />
Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung der Haut,<br />
bei der es zu einem lokalen Verlust des Hautpigments<br />
Melanin kommt. 1 In Deutschland leben ca. 650.000 Menschen<br />
mit der Krankheit. 2 Die charakteristischen weißen<br />
Flecken können am ganzen Körper auftreten. Insbesondere<br />
wenn sichtbare Hautareale betroffen sind, leiden<br />
viele Betroffene unter Stigmatisierung im beruflichen<br />
und privaten Umfeld. Gerade Kinder und jüngere Patienten<br />
erleben dies als erheblich psychisch belastend. 2<br />
So zeigen 2 von 3 Patienten in Deutschland Symptome<br />
einer mittelschweren bis schweren Depression. Darüber<br />
hinaus ist Vitiligo mit einer höheren Wahrscheinlichkeit<br />
für körperliche Begleiterkrankungen wie Schilddrüsenfehlfunktion<br />
oder Diabetes mellitus assoziiert. Um auf<br />
die Erkrankung aufmerksam zu machen und den Betroffenen<br />
eine Stimme zu geben, wurde der Welt-Vitiligo-<br />
Tag ins Leben gerufen. 3 Neben dem Anliegen weniger<br />
Stigmatisierung zu erfahren, ist der Wunsch nach einer<br />
klaren Diagnose und Therapie, in die sie Vertrauen haben,<br />
eines der wichtigsten Bedürfnisse der Betroffenen. 2<br />
Sabrina Husmann, selbst seit 13 Jahren betroffen, sensibilisiert<br />
auf ihrem Instagram Account (@voll.mama_vitiligo)<br />
für das Thema Vitiligo. Anlass dafür war ein Erlebnis<br />
bei einem Restaurantbesuch: „Als ich bezahlen wollte,<br />
hat sich der Kellner geweigert mein Geld anzunehmen,<br />
weil er dachte, ich würde ihn dadurch anstecken. Das<br />
war schon verletzend und für mich der Auslöser, mich in<br />
der Aufklärung zu engagieren. Die Leute müssen wissen,<br />
dass Vitiligo nicht ansteckend ist.“ Mittlerweile kommt<br />
Sabrina gut mit ihrer Vitiligo zurecht, aber wie sie selbst<br />
sagt, geht es nicht allen so.<br />
Forschung nimmt die Entstehungsmechanismen<br />
der Krankheit in den Blick<br />
Für Vitiligo-Patienten stehen bislang nur wenige Therapien<br />
zur Verfügung, deren Ergebnisse in der Regel nicht<br />
zufriedenstellend sind. Am häufigsten wird Kortison<br />
oder eine Lichttherapie verordnet. Viele Patienten erhalten<br />
jedoch keine Therapie und kaschieren die weißen<br />
Hautbereiche lediglich mit Selbstbräuner oder Camouflage.<br />
1 Auch Sabrina wurde bei ihrem ersten Besuch<br />
beim Facharzt nicht viel Hoffnung gemacht: „Der konnte<br />
nicht viel dazu sagen, außer: ist halt jetzt so.“<br />
Doch seit dem ersten Welt-Vitiligo-Tag im Jahr 2011 hat<br />
sich einiges getan: Der Entstehungsprozess der weißen<br />
Flecken wurde intensiv erforscht und die Erkenntnisse<br />
mit dem bestehenden Wissen über Autoimmunerkrankungen<br />
zusammengeführt. So können neue Therapieoptionen<br />
geschaffen werden, die die Autoimmunreaktion<br />
des Körpers regulieren und eine Wiederherstellung der<br />
Hautpigmentierung erlauben.<br />
Ein Termin beim Facharzt öffnet die Tür zu einer<br />
umfassenden Betreuung bei Vitiligo<br />
Bei Verdacht auf Vitiligo sollte unbedingt ein Facharzt<br />
aufgesucht werden. Er wird die Erkrankung fachgerecht<br />
diagnostizieren, ggf. auf Begleiterkrankungen hin<br />
untersuchen und geeignete Therapien einleiten, wobei<br />
psychologische Unterstützung ein wichtiger Pfeiler ist.<br />
Auch wenn die Diagnose bereits besteht, sollten regelmäßige<br />
Kontrollen durch den Facharzt erfolgen. Dabei<br />
ist es wichtig, dass sich Betroffene mit allen Aspekten<br />
der Erkrankung vertrauensvoll an ihren Arzt wenden<br />
können. So kann die Behandlung den sich ändernden<br />
Bedürfnissen von Patienten, aber auch neuen Erkenntnissen<br />
aus Wissenschaft und Forschung angepasst<br />
werden.<br />
„Eine gezielte Behandlung durch den Facharzt ist unerlässlich.“<br />
sagt Priv.-Doz. Dr. med. Ina Hadshiew, Fachärztin<br />
für Dermatologie, die in ihrer Praxis auch Vitiligo<br />
Patienten betreut. „Wichtig sind die Anwendung der passenden<br />
Behandlungsoption nach dem aktuellen Stand<br />
der Wissenschaft und die Begleitung der Patienten, denn<br />
Therapietreue – auch über einen längeren Zeitraum hinweg<br />
– ist ein wichtiger Faktor für Therapieerfolg.“<br />
Über Vitiligo: Vitiligo ist eine chronische Autoimmunerkrankung<br />
der Haut, die mit einem Pigmentverlust<br />
einhergeht und durch weiße Flecken der Haut sichtbar<br />
wird. Bei der Erkrankung schädigen körpereigene Immunzellen<br />
die Pigmentzellen der Haut. Vitiligo zählt<br />
zu den häufigsten Pigmentierungsstörungen mit einer<br />
geschätzten Prävalenz zwischen 0,5 und 2 %. Das entspricht<br />
bis zu 150 Millionen Betroffenen weltweit.<br />
Über Incyte: Incyte ist ein globales biopharmazeutisches<br />
Unterneh men, das eigene Therapeutika für<br />
schwerwiegende Erkrankungen mit einem hohen ungedeckten<br />
medizinischen Bedarf entdeckt, entwickelt und<br />
vermarktet. Im Fokus steht die Behandlung von Krebs,<br />
einschließlich Blutkrebs, sowie die Behandlung von<br />
Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen. Weiterführende<br />
Informationen erhalten Sie auf Incyte.com.<br />
Über den BVDD: Der Berufsverband der Deutschen<br />
Dermatologen e. V. (BVDD) ist der Zusammenschluss<br />
der in Deutschland niedergelassenen Hautärztinnen<br />
und Hautärzte zur Vertretung ihrer wirtschaftlichen und<br />
sozialpolitischen Interessen. Der BVDD hat 3.800 Mitglieder<br />
und setzt sich aktiv für verbesserte Rahmenbedingungen<br />
zur Versorgung hautkranker Menschen ein,<br />
fördert den Nachwuchs in der Dermatologie und beteiligt<br />
sich an den großen gesundheitspolitischen Diskussionen<br />
rund um Versorgungsinnovationen, medizinischen<br />
Fortschritt und neue Technologien.<br />
Du bist nicht alleine, es gibt viele Betroffene.<br />
Vitiligo ist kein kosmetisches Problem,<br />
sondern eine ernsthafte Autoimmunerkrankung,<br />
die für viele Betroffene zu Stigmatisierung und<br />
psychischen Problemen führen kann. Deshalb wird in<br />
diesem Bereich intensiv geforscht. Du hast eine Wahl.<br />
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VITILIGO-BUND.DE/IMAGES/AUGUSTIN_XX-ART_VITILIGO.PDF. ABGERUFEN AM 21.04.2023<br />
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Power aus dem Bauch: das Zwerchfell<br />
Das Zwerchfell ist der flächenmäßig größte Muskel<br />
und unser stärkster Atemmuskel. Damit ist er der<br />
wichtigste Treiber für unsere Atempumpe. Er ermöglicht<br />
eine effiziente Sauerstoffaufnahme. Dies<br />
ist für die Steigerung von Leistungsfähigkeit mit<br />
entscheidend.<br />
Wichtig zu wissen: Im Gegensatz zu unserem Herzen ist die<br />
Lunge kein Muskel und abhängig von der Atemmuskulatur,<br />
damit u. a. lebensnotwendiger Sauerstoff aufgenommen<br />
werden kann.<br />
»Hört unser Herz auf zu schlagen, ist es vorbei –<br />
hört unsere Lunge auf zu atmen, ist es auch vorbei.«<br />
Die Lunge und das Herz arbeiten gemeinsam, um den lebensnotwendigen<br />
Gasaustausch von Sauerstoff (O 2 ) und Kohlendioxid<br />
(CO 2 ) zu ermöglichen. Das Herz-Kreislauf-System transportiert<br />
Sauerstoff von der Lunge zu allen Organen und Zellen<br />
sowie gleichzeitig Kohlendioxid aus dem Körper hinaus.<br />
Das Atmungssystem lädt das Blut mit O 2 auf und atmet das CO 2<br />
aus. Beide Systeme sind funktionell und anatomisch untrennbar<br />
miteinander verbunden; fällt ein System aus, versagt kurz<br />
danach das andere.<br />
»Zu Anfang habe ich erst mal gelernt, wie man<br />
wieder richtig atmet. Ich glaube, 90 Prozent der Leute<br />
haben verlernt, richtig zu atmen. Wichtig waren<br />
langsame, volle Atemzüge. Die ganze Kapazität aus<br />
dem Bauch und dem Zwerchfell heraus zu nutzen.«<br />
Frank Stäbler, 3-facher Weltmeister und Olympiamedaillengewinner<br />
Die wichtigsten Fakten für das Atemtraining:<br />
Durch gezieltes Training unserer Atemmuskulatur kann die<br />
Effizienz der Atmung verbessert und die Atemkapazität erhöht<br />
werden. Über die verbesserte Atmung hinaus ist es möglich,<br />
mit dem Training des Zwerchfells zur Verbesserung der<br />
Stabilität des Rumpfes beizutragen und die Körperhaltung zu<br />
unterstützen. Denn wenn das Zwerchfell verspannt ist, kann<br />
es zu Fehlhaltungen kommen. Andere Strukturen im Körper<br />
versuchen, diese Verspannungen auszugleichen. In diesem<br />
Zusammenhang kann es u. a. zu ungünstigen Körperhaltungen<br />
und Problemen im Bereich des Rückens und der Schultern<br />
führen. Eine gute Atemtechnik sorgt mit für die Leistungsund<br />
Entspannungsfähigkeit. Als wichtiger Bestandteil unserer<br />
mentalen Kraft ist sie förderlich, um in stressigen Situationen<br />
Ruhe zu bewahren und die Konzentrationsfähigkeit sowie Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern.<br />
Geräte zur Unterstützung der richtigen Atmung.<br />
Atemtrainingsgeräte werden schon lange nicht nur therapeutisch<br />
im Gesundheitswesen eingesetzt. Leistungsorientierte Sportler,<br />
Musiker und Schauspieler nutzen sie längst, um ihre Atmung zu<br />
steuern und Atemtiefe sowie Atemvolumen zu fördern.<br />
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einziges Hilfsmittel verbindet es Atemtraining und Atemtherapie<br />
mit Oszillationen und Tönen.<br />
Das RC-FIT ® CLASSIC leitet intuitiv die korrekte Ein- und Ausatmung<br />
an. Der individuelle Fortschritt kann über 4 Intensitätsstufen<br />
gesteigert werden. Effizient wird gleichzeitig die Atemmuskulatur<br />
trainiert und die Atemwege gepflegt. Das handliche<br />
Format ermöglicht das Mitnehmen, so kann es jederzeit als<br />
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Quellen:<br />
• Gesundheitsatlas Deutschland, WIdO Berlin<br />
• https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Mit-letztem-Atem-Ringer-Staebler-bekaempftseine-Corona-Folgen-417008.html<br />
• https://www.sport1.de/news/fussball/bundesliga/2021/12/frank-stabler-bietet-joshuakimmich-vom-fc-bayern-seine-hilfe-an
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Patient*innen<br />
Podcast<br />
Die 2. Staffel<br />
2. Staffel des Patient*innen Podcasts<br />
Meine Geschichte mit Hirnmetastasen<br />
Kann man im Rahmen eines Hörspiels etwas über eine Erkrankung lernen?<br />
Man kann.<br />
Dies ist die Geschichte von Cordula M. + , Mutter und Brustkrebspatientin, bei der sich<br />
nun Anzeichen für Metastasen im Gehirn gezeigt haben. Begleiten Sie Cordula M.<br />
bei ihren Gesprächen mit Expert*innen aus verschiedenen Bereich und hören Sie mehr zu:<br />
Welche Anzeichen gibt es für Metastasten im Gehirn?<br />
Welche Untersuchungen sind notwendig?<br />
Wo holt sich Cordula M. Unterstützung?<br />
Folgen Sie unserem Podcast „Der Mensch im Mittelpunkt”.<br />
+<br />
Eine fiktive Patientengeschichte basierend<br />
auf realen Erfahrungen<br />
Unsere Expert*innen im Podcast<br />
Prof. Dr. med. Martin Bendszus<br />
Dr. med. Jan-Piet Habbel<br />
Dipl.-Psych. Beate Hornemann<br />
Lilia Keinhorst<br />
Ärztlicher Direktor Neuroradiologie<br />
Universitätsklinikum Heidelberg<br />
Facharzt für Innere Medizin,<br />
Hämatologie und Onkologie<br />
Praxis am Volkspark, Berlin<br />
Psychoonkologin und Leiterin des Psycho -<br />
onkologischen Dienstes am Universitäts<br />
KrebsCentrum Universitätsklinikum Dresden<br />
Onconurse<br />
Praxis am Volkspark, Berlin<br />
© 2023 Seagen Germany GmbH | All rights reserved | DE/OT/2023/0002<br />
Prof. Dr. med. Volkmar Müller<br />
Stellvertretender Klinikdirektor<br />
UKE Hamburg, Leitung konservative<br />
gynäkologische Onkologie,<br />
Leitung onkologische Tagesklinik<br />
PD Dr. med. Daniela Paepke<br />
Oberärztin m.b.F Frauenklinik<br />
Spital Zollikerberg, Schweiz<br />
Sie finden den Podcast u.a. auf Apple, Spotify, Deezer und Youtube.<br />
Eva Schumacher-Wulf<br />
Chefredakteurin<br />
Mamma Mia! Magazine<br />
www.radio-oncology.com
6<br />
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Immuntherapien –<br />
neue Chancen für Krebspatient:innen<br />
Normalerweise werden entartete Zellen vom körpereigenen Immunsystem gezielt bekämpft.<br />
Doch manchmal funktioniert dieser Abwehrmechanismus nicht. Dann kann Krebs entstehen.<br />
Text Jennifer Nikita Seyfried<br />
MONICA UND IHRE TOCHTER, DIE SPORTMODERATORIN JANA WOSNITZA,<br />
SIND UNTERSTÜTZERINNEN VON YESWECAN!CER.<br />
FOTO: BASTI SEVSTOS, CRYSTAL LIGHT<br />
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Möglicherweise<br />
ist das Immunsystem geschwächt.<br />
Oder es gelingt den Tumorzellen, sich für das<br />
Immunsystem „unsichtbar“ zu machen, indem<br />
sie ihre Proteinoberflächen verändern.<br />
Oder aber sie entwickeln die Eigenschaft, die Funktion<br />
von Immunzellen zu zerstören. Hier kommen verschiedene<br />
immunologisch-therapeutische Ansätze zum Einsatz,<br />
um die körpereigene Abwehr im Kampf gegen den Krebs<br />
zu unterstützen.<br />
Monica Wosnitzas Krebsgeschichte ist ein bewegendes<br />
Beispiel dafür, wie die Immuntherapie das Leben von<br />
Krebspatient:innen verändern kann. Obwohl die Kölnerin<br />
mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen hatte, trug<br />
die Immuntherapie dazu bei, ihr Leben auf unbestimmte<br />
Zeit zu verlängern. Monica erhält 2017 die Diagnose<br />
Brustkrebs und überwindet die Krankheit erfolgreich.<br />
Doch im Oktober 2021 ist der Krebs zurück: Ein Rezidiv<br />
in der Achselhöhle mit Metastasen in Lymphknoten und<br />
Lunge. Eine Biopsie zeigt, dass es sich um eine aggressive<br />
Form des Krebses handelt, der als "Triple Negativ" bezeichnet<br />
wird. Die herkömmliche Chemotherapie in Tablettenform<br />
erweist sich als erfolglos. Daraufhin beginnt Monica<br />
eine Kombination aus Chemotherapie und Immuntherapie,<br />
eine vielversprechende neue Form der Krebstherapie.<br />
Bei der Erforschung dieser Therapieform wurden in den<br />
letzten Jahren bahnbrechende Fortschritte erzielt.<br />
Neue Erkenntnisse und innovative Ansätze revolutionieren<br />
so den Kampf gegen den Krebs. Eine Methode ist die<br />
Checkpoint-Inhibitor-Therapie, bei der bestimmte Proteine<br />
blockiert werden, die das Immunsystem daran hindern,<br />
Krebszellen zu erkennen. Ein weiterer Durchbruch<br />
ist die CAR-T-Zelltherapie, bei der Abwehrzellen des<br />
Patienten im Labor genetisch modifiziert werden, um<br />
Krebszellen gezielt anzugreifen. Diese personalisierte<br />
Therapie wurde bereits erfolgreich bei der Behandlung<br />
von Leukämie und Lymphomen angewandt. Zudem werden<br />
neue Ansätze wie Impfstoffe und die Kombination<br />
verschiedener Immuntherapien intensiv erforscht.<br />
Monica Wosnitza erlebte auch die Herausforderungen<br />
der Immuntherapie – denn schwere Nebenwirkungen<br />
sind zwar selten, aber nicht ausgeschlossen. „Nach nur<br />
einer Gabe hatte ich eine heftige autoimmune Reaktion“,<br />
so die zweifache Mutter. „Die Leberwerte stiegen in unsägliche<br />
Höhen, die Chemotherapie musste unterbrochen<br />
werden und ich war über viele Wochen in der Obhut von<br />
Leberspezialisten, um ein Leberversagen abzuwenden.<br />
Erst nach dreieinhalb Monaten konnte im August 2022<br />
endlich der Wiedereinstieg in die Chemo gewagt werden.“<br />
Trotz dieser Schwierigkeiten brachte die Immuntherapie<br />
Monica neue Hoffnung. Der Tumor verkleinerte sich deutlich,<br />
die Metastasen verschwanden und Monica konnte<br />
ihr Leben Stück für Stück zurückgewinnen.<br />
Heute unterzieht sie sich regelmäßig einer Erhaltungstherapie,<br />
um die Tumore unter Kontrolle zu halten. Monica<br />
hat ihre Geschichte letztes Jahr auf der YES!CON geteilt,<br />
der größten hybriden Krebs Convention Deutschlands,<br />
die von yeswecan!cer ins Leben gerufen wurde. Beim Get<br />
Together von Betroffenen, Ärzt:innen und Expert:innen<br />
geht es um Innovation, Information, Motivation und Austausch<br />
über das Leben mit und nach Krebs. Die nächste<br />
YES!CON findet statt am 14. Oktober 2023 in Berlin.<br />
Informationen unter<br />
www.yescon.org<br />
yeswecan!cer ist Deutschlands<br />
größte Selbsthilfegruppe.<br />
Mit der YES!APP ermöglichen sie den Austausch von<br />
Patient:innen untereinander und mit Expert:innen aus Medizin<br />
und Forschung. Sie sind eine von Betroffenen gegründete<br />
gemeinnützige Stiftung und das Movement für einen angstund<br />
tabufreien Umgang mit Krebs.<br />
Weitere Informationen unter: www.yeswecan-cer.org<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit UNIFONTIS Praxis für integrative Onkologie entstanden.<br />
Impfstofftherapie – mit Fahndungsfotos gegen Tumorzellen<br />
Ein bisher nicht lösbares Problem von Krebserkrankungen war die Tatsache, dass das Immunsystem die Krebszellen nicht erkennen oder eliminieren<br />
kann. Da die Krebszelle aus einer gesunden Zelle entstanden ist, und somit immer noch die für jedes Individuum einzigartige DNA in sich trägt, kann das<br />
Immunsystem Krebszellen nur schwer von gesunden unterscheiden. Zudem tragen Krebszellen bestimmte Marker auf ihrer Oberfläche, welche das<br />
Immunsystem, trotz der Abnormalität der Zelle, wie ein Schutzschild davon abhalten, diese zu zerstören.<br />
Text Prof. Dr. med. Joachim Drevs & Leona Kröhle<br />
Zwischenzeitlich gibt es eine Vielzahl, teilweise<br />
auch zugelassener, Therapien, die versuchen<br />
sich das körpereigene Immunsystem zunutze<br />
zu machen. Die dabei zum Einsatz kommenden<br />
Antikörpertherapien versuchen dabei die Schutzschilde<br />
zu entfernen. Andere Ansätze schleusen Viren<br />
in die körpereigenen Immunzellen ein, um diese so<br />
auf bestimmte Oberflächenmarker der Tumorzellen<br />
zu trainieren. All diesen Ansätzen gemeinsam ist aber<br />
deren fehlende Spezifität. Da die Oberflächenmarker<br />
und Schutzschilde auch auf gesunden Zellen vorkommen,<br />
kann diese Form der Immuntherapie zu schweren<br />
Reaktionen gegen gesunde Zellen führen. Das kann alle<br />
Organe und deren Funktionen betreffen.<br />
Ein weiterer Ansatz verwendet nun die Tumorzellen des<br />
jeweiligen Patienten selbst, um das Immunsystem auf<br />
deren Beseitigung zu trainieren. War die ursprüngliche<br />
Umsetzung dieser Therapieform noch sehr aufwändig,<br />
da man Tumorzellen lange nur aus frisch operiertem<br />
Gewebe identifizieren und herauslösen konnte, ist es<br />
jetzt durch neue Methoden gelungen, ein deutlich weniger<br />
aufwändiges Verfahren zu etablieren. Heute werden<br />
die im Blut zirkulierenden Tumorzellen isoliert und<br />
zur Herstellung einer Impfstoff-artigen Immuntherapie<br />
verwendet. Hierfür ist also nur noch eine Blutentnahme<br />
notwendig. Der auf diese Weise, für jeden Patienten<br />
individuell, hergestellte Krebsimpfstoff (sog. Autologe<br />
Tumorzell Vakzine) enthält Fragmente der Tumorzellen<br />
des Patienten. Durch 6 Injektionen des individuellen<br />
Impfstoffs unter die Haut, wird die Tumorzelle wie<br />
auf einem 'Fahndungsfoto' als feindlich vorgeführt.<br />
Dadurch können jegliche Zellen, ob im Haupttumor,<br />
in Metastasen oder im Blut, als 'nicht zum Körper<br />
gehörig' erkannt – und vernichtet werden. Die bestehende<br />
'Tarnung' von Tumorzellen, die sie für das<br />
normale Immunsystem unangreifbar machen, wird<br />
aufgehoben. Diese Form der Immuntherapie ist, bis<br />
auf grippeähnliche Symptome, gut verträglich. Eine<br />
Reaktion gegen gesundes Gewebe wurde bisher nicht<br />
beobachtet. Die Therapie ist durch die Verwendung der<br />
jeweiligen Zellen des Patienten so einzigartig wie seine<br />
Erkrankung selbst.<br />
Ein weiteres, ähnliches Verfahren, ist die Immuntherapie<br />
mit dendritischen Zellen. Auch hier ist das Ziel,<br />
die Tumorzellen für die körpereigenen Abwehrzellen<br />
angreifbar zu machen. Bei dieser Therapie werden<br />
allerdings nicht die Tumorzellen selbst, sondern die<br />
körpereigenen Immunzellen isoliert, und im Labor auf<br />
die Erkennung der Krebszellen trainiert. Bei dieser,<br />
bereits am längsten eingesetzten Form der Immuntherapie,<br />
werden die im Labor veränderten Immunzellen<br />
selbst aber häufig als falsch erkannt und von den nicht<br />
im Labor veränderten Immunzellen eliminiert.<br />
Für alle Immuntherapien gilt aber gleichermaßen,<br />
dass je weniger das Immunsystem vorher durch eine<br />
Bestrahlung oder Chemotherapie geschädigt wurde<br />
oder durch Immunsuppressiva wie Cortison unterdrückt<br />
wird, desto besser kann es wirken. Immuntherapien<br />
können grundsätzlich in jedem Stadium und bei<br />
fast allen Krebsarten eingesetzt werden.<br />
Zwischenzeitlich gibt es<br />
eine Vielzahl, teilweise auch<br />
zugelassener, Therapien,<br />
die versuchen, sich das<br />
körpereigene Immunsystem<br />
zunutze zu machen.<br />
Prof. Dr. med. Joachim Drevs, Ärztlicher Direktor<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.unifontis.net<br />
FOTO: RALPH KOCH
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Diese Artikel sind in Zusammenarbeit mit IMMUNOLOGISCHES UND ONKOLOGISCHES ZENTRUM KÖLN GMBH & CO. KG entstanden.<br />
Immuntherapie gegen Krebs:<br />
Wissen ist alles!<br />
FOTO: IOZK<br />
Text Doreen Brumme<br />
Dr. Wilfried Stücker, Gründer des Immun-Onkologischen Zentrums Köln (IOZK),<br />
erklärt, wie das Immunsystem als „Ordnungshüter“ im Körper mit den richtigen<br />
Informationen zur rechten Zeit versorgt werden kann, um Krebszellen gezielt zu<br />
bekämpfen, ohne gesunden Zellen zu schaden.<br />
EIN ERFAHRUNGSBERICHT:<br />
Die Krebsdiagnose trifft Patienten oft sehr hart. Umso erfreulicher ist es, wenn sie<br />
merken, dass es einen Weg heraus gibt, denn dies macht Hoffnung. Dr. Karsten<br />
war in dieser Situation.<br />
Warum fokussieren Sie sich im IOZK auf Immuntherapien?<br />
Weil das körpereigene Immunsystem einen höchst potenten Beitrag zur<br />
Gesunderhaltung des Patienten beiträgt. Es ist quasi der Ordnungshüter<br />
im Körper, der selbsttätig aufpasst, dass alles ordnungsgemäß abläuft. Dabei unterliegt<br />
das Immunsystem dem strikten Verbot, gegen körpereigene Zellen vorzugehen.<br />
Das machen wir uns bei unserer IOZK-Immuntherapie zunutze.<br />
Was umfasst Ihre IOZK-Immuntherapie?<br />
Mit unserer aktiv-spezifischen Immuntherapie haben wir eine personalisierte Behandlungsform<br />
entwickelt, die das Immunsystem in seiner Sprache informiert,<br />
welche Zellen bösartig sind und welche nicht. Das Immunsystem versteht die von uns<br />
kommunizierten Signale und handelt sofort. Doch nicht nur das: Es lernt mit jeder<br />
Information, die wir beispielsweise in Form einer „Impfung“ senden, und agiert anschließend<br />
von sich aus nachhaltig. Denn das Immunsystem weiß inzwischen, welche<br />
Krebszellen nicht als „körpereigen“ zu bewerten sind.<br />
Warum ist Ihre Immuntherapie im Vergleich zu anderen Therapieformen<br />
in der Regel nebenwirkungsfrei?<br />
Unser Verfahren ist sehr aufwendig, denn wir müssen, beispielsweise aus Blutproben,<br />
zunächst die Informationen zum Krebs sammeln – und zwar auf molekularer Ebene.<br />
Entsprechend der Funktion des Immunsystems können wir eine Immuntherapie<br />
planen. Wir können mit bestimmten Viren die Tumorzellen infizieren, so dass die<br />
Immunzellen gegen diese Virus-infizierten Zellen vorgehen. Weil gesundes Gewebe<br />
ungestört bleibt, kommen keine Nebenwirkungen auf wie bei anderen Therapien.<br />
Für wen eignet sich Ihre Immuntherapie?<br />
Unsere Immuntherapie eignet sich ausschließlich für solide Tumore, also solche, die<br />
Tochtergeschwüre (Metastasen) ausbilden. Größte Erfolge verbuchen wir bei der Behandlung<br />
von Glioblastomen. Das sind schlimme Hirntumore mit fatalen Prognosen<br />
zur Lebenserwartung nach der Erstbehandlung. Mit unserer Immuntherapie konnten<br />
wir die Überlebensraten, die andere Krebsbehandlungen bei dieser Krebserkrankung<br />
erzielten, verdoppeln. Weitere Informationen finden Sie unter: www.iozk.de<br />
Wann kam es bei Ihnen zu Ihrer Diagnose?<br />
Ende 2019 wurde im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung eine Auffälligkeit<br />
in der Harnblase festgestellt, die später als Tumor bestätigt<br />
wurde. Später kam es auch zu einer Auffälligkeit in der Lunge, die sich als metastasierender<br />
Tumor herausstellte.<br />
Wie haben Sie darauf reagiert?<br />
Ich war schockiert. Als Mediziner weiß man: Jetzt muss etwas geschehen. Ich habe<br />
mich weiter informiert und es war alles sehr bedrückend. Mit oder ohne Behandlung,<br />
ich hätte vielleicht noch ein paar Monate oder Jahre, das war ein sehr beklemmendes<br />
Gefühl. An der Chemotherapie führte kein Weg vorbei, wie es aussah. Dann habe ich<br />
mich mit meiner Familie besprochen und auch über alternative Therapien nachgedacht.<br />
Wir waren uns einig: Das kann man ruhig versuchen, denn was soll schon<br />
schiefgehen?<br />
Inzwischen war ich auf die Angebote des IOZK gestoßen. Ein erstes Gespräch hat<br />
mich ermutigt, es mit einer immun-onkologischen Therapie zu versuchen. Danach<br />
gab es noch eine Operation, wo ein Teil des Lungengewebes entfernt wurde, das dann<br />
auch an das IOZK übermittelt wurde, um meine Therapie individuell vorzubereiten.<br />
Wie hat Ihr Körper darauf reagiert?<br />
Ich war während der Behandlung weder körperlich noch seelisch beeinträchtigt, ich<br />
kann meinen Verpflichtungen nachgehen und treibe Sport. Es geht mir also gut, das<br />
hätte ich mir vor zwei Jahren kaum so gedacht.<br />
Wie geht es Ihnen heute?<br />
Mittlerweile ist die Blase frei. In der Lunge sind nur einige Herde geblieben, die<br />
jetzt inaktiv sind. Nun läuft die Behandlung noch, aber ich fühle mich unglaublich<br />
beschenkt – es wirkt auf mich fast so, als hätte ich da irgendwie einen bösen Traum<br />
erlebt.<br />
Dr. Wilfried Stücker, Gründer und Geschäftsführer<br />
des Immun-Onkologischen Zentrums Köln (IOZK)<br />
Dr. Eduard Karsten<br />
Blasenkrebspatient<br />
Mit unserer Immuntherapie<br />
konnten wir die Überlebensraten<br />
der Krebspatienten mit<br />
Glioblastomen verdoppeln.<br />
Ich war während der Behandlung<br />
weder körperlich noch seelisch<br />
beeinträchtigt, ich kann meinen<br />
Verpflichtungen nachgehen.
8<br />
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Der Kampf der Zellen: Den Krebs verdrängen<br />
mit Zell- und Gentherapien<br />
Text Dr. Pablo Serrano, Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI)<br />
Krebszellen sind schwer zu bekämpfen, weil sie sich<br />
mit vielen perfiden Tricks vor dem Immunsystem verstecken<br />
können. Mit einer Art „Tarnkappe“ machen sie<br />
sich für die Abwehrkräfte unsichtbar. Doch die Krebstherapie<br />
wird immer präziser: Die CAR-T-Zell-Therapie<br />
vereint eine Immun-, Gen- und Zelltherapie und zählt<br />
damit zu einer der innovativsten Gruppen von Arzneimitteln<br />
– den sogenannten ATMP (“Advanced Therapy<br />
Medicinal Products“).<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK/KTSDESIGN<br />
Bei einer CAR-T-Zell-Therapie wird das Immunsystem<br />
in die Lage versetzt, Krebszellen Einhalt zu gebieten.<br />
Forscherinnen und Forscher verändern im Labor<br />
bestimmte Zellen genetisch so, dass sie gezielt Krebszellen<br />
bekämpfen können. „Gutartigen Abwehrzellen<br />
wird dafür ein Gen oder Genschnipsel in das Erbgut<br />
eingebaut. Die vom Patienten entnommenen T-Zellen<br />
des Immunsystems werden mit einem chimären Antigenrezeptor<br />
(CAR) versehen – einer Art Antenne, die<br />
die Krebszellen erkennen und dann zerstören kann“,<br />
erklärt Dr. Pablo Serrano, Geschäftsfeldleiter Innovation<br />
& Forschung / Biotechnologie beim Bundesverband der<br />
Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI).<br />
Bislang kommen CAR-T-Zell-Therapien vor allem bei<br />
schwerwiegenden und therapieresistenten Krebserkrankungen<br />
des Blut- und Lymphsystems (Leukämien, Lymphome)<br />
sowie Knochenmarks (Myelome) zum Einsatz.<br />
Im Jahr 2018 wurde die erste CAR-T-Zell-Therapie in<br />
Deutschland zugelassen. Inzwischen wurden insgesamt<br />
sechs dieser neuartigen Therapien auf den Markt<br />
gebracht. 2022 erhielt eine CAR-T-Zell-Therapie gegen<br />
ein multiples Myelom die Zulassung. Bei Patientinnen<br />
und Patienten, bei denen mehrfach Behandlungen nicht<br />
ansprachen, zeigte sich: Eine einzelne Infusion konnte<br />
bei knapp 70 Prozent der Betroffenen die Tumorzellen<br />
vollständig eliminieren. Nach eineinhalb Jahren waren<br />
die Anzeichen von Krebs weiterhin verschwunden.<br />
„Bisherige Daten zeigen, dass bei etwa der Hälfte der<br />
Patientinnen und Patienten, die als unheilbar geltenden<br />
Krebserkrankungen, zumindest für die bislang<br />
untersuchten Zeiträume, vollständig zurückgedrängt<br />
wurden“, sagt Serrano.<br />
„Auf der Suche nach innovativen Therapien investieren<br />
pharmazeutische Unternehmen, für die im Schnitt zehn<br />
bis zwölf Jahre dauernde Forschungs- und Entwicklungsphase<br />
neuer Arzneimittel, eineinhalb bis zwei Milliarden<br />
Euro“, erklärt Serrano weiter. Eine große Herausforderung<br />
ist der Kostenfaktor bei Gentherapien. Sie sind oftmals<br />
als Einmaltherapie ausgelegt und dadurch entsprechend<br />
hochpreisig. Gleichzeitig richten sie sich an nur sehr<br />
wenige Patientinnen und Patienten. „Um diesem Konflikt<br />
beizukommen, sollte über neue Erstattungswege<br />
offen diskutiert werden. Bei „Pay-for-Performance-<br />
Modellen“ könnten beispielsweise Krankenkassen den<br />
Preis dann vollständig erstatten, wenn die Therapie<br />
auf längere Sicht ausreichend wirksam ist“,<br />
erklärt Serrano.<br />
Es geht vor allem<br />
darum, Betroffenen<br />
ihre Gesundheit<br />
und ihr Leben<br />
zurückgeben.<br />
Dr. Pablo Serrano<br />
Mitglied der Geschäftsführung,<br />
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie<br />
Es geht schließlich vor allem darum: Betroffenen ihre<br />
Gesundheit und ihr Leben zurückgeben. Forscherinnen<br />
und Forscher arbeiten weltweit mit Hochdruck daran,<br />
diese neuartige Therapie auch bei anderen Krebsarten,<br />
wie zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsen-, Darm-,<br />
Hoden-, Lungenkrebs oder bestimmten Hirntumoren,<br />
einzusetzen.<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
Arzneimittel für neuartige Therapieansätze<br />
(ATMP) finden Sie im BPI-<br />
Themendienst ATMP.<br />
FOTO: ©BPI/KRUPPA<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Medigene AG entstanden.<br />
Körpereigene Waffen gegen Krebs aktivieren:<br />
Zelluläre Immuntherapien in der Krebsbehandlung<br />
Drei Fragen an Dr. Selwyn Ho, Mediziner und Vorstandsitzender der Medigene AG.<br />
Das Münchner Biotechnologieunternehmen entwickelt T-Zell-basierte Immuntherapien für Patienten<br />
mit schwerbehandelbaren soliden Krebstumoren.<br />
Text Julia von Hummel<br />
Was sind zelluläre Immuntherapien?<br />
Zelluläre Immuntherapien beruhen auf dem<br />
Prinzip, das körpereigene Immunsystem zu<br />
mobilisieren, um Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen.<br />
Bestimmte Immunzellen, die sogenannten<br />
T-Zellen, patrouillieren ständig durch den Körper und<br />
erkennen und zerstören veränderte bzw. entartete körpereigene<br />
Zellen. Krebszellen verstecken sich jedoch oft<br />
sehr erfolgreich vor dem Immunsystem – um diese Zellen<br />
aufzuspüren, benötigt das Immunsystem dann einen zusätzlichen<br />
Impuls von außen. Bei der Zelltherapie werden<br />
die T-Zellen daher mit krebsspezifischen Erkennungsstrukturen<br />
(T-Zell-Rezeptoren) ausgestattet, so dass sie<br />
Krebszellen gezielt erkennen, ansteuern und bekämpfen<br />
können. Wir können die Aktivierung des Immunsystems<br />
zusätzlich verstärken, indem wir unsere T-Zellen<br />
mit bestimmten Technologien, wie z. B. dem PD1-41BB-<br />
Switch-Rezeptor, versehen: So können die Immunzellen<br />
das gesamte unmittelbare Umfeld des Tumors besser<br />
durchdringen und ihre Wirkung entfalten. In der Praxis<br />
werden die T-Zellen aus dem Blut des jeweiligen Patienten<br />
isoliert und mit krebsspezifischen Erkennungsmerkmalen<br />
ausgestattet. Diese „kampfbereiten“ T-Zellen werden dann<br />
dem Patienten per Infusion zurückgegeben. In der Regel<br />
ist eine einmalige Behandlung ausreichend.<br />
Warum gelten T-Zell-Therapien als neue Hoffnungsträger<br />
im Kampf gegen Krebs?<br />
Obwohl wir in den letzten Jahren große Fortschritte<br />
bei unterschiedlichen Arten von Blutkrebs gesehen haben,<br />
gibt es einen sehr hohen medizinischen Bedarf<br />
bei der Behandlung solider bösartiger Tumore. Die Annahme,<br />
dass T-Zell-Therapien eine vielversprechende<br />
Option sein könnten, basiert auf sehr ermutigenden Ergebnissen<br />
aus zahlreichen klinischen Studien mit zellulären<br />
Immuntherapien. Diese Erfolge beruhen auf<br />
den einzigartigen Eigenschaften dieser Therapieart:<br />
Zum einen können T-Zell-Rezeptoren besonders viele<br />
unterschiedliche krebsspezifische Strukturen sehr präzise<br />
erkennen – d. h. sie greifen ausschließlich Tumorgewebe,<br />
aber keine gesunden Strukturen an. Zum anderen könnte<br />
ein weiterer Effekt der T-Zell-Therapien sein, dass eine Art<br />
„Immungedächtnis“ im Körper aufgebaut wird und es dadurch<br />
zu einem langanhaltenden Schutz vor einer Wiederkehr<br />
der Erkrankung kommt. Durch diesen Ansatz könnte<br />
Krebs möglicherweise zu einer heilbaren Krankheit werden.<br />
ABBILDUNG: © MEDIGENE AG, VEREINFACHTE DARSTELLUNG WIE TCRS KREBS-<br />
SPEZIFISCHE ERKENNUNGSMERKMALE AUF KREBSZELLEN BINDEN<br />
HLA: STEHT FÜR HUMANE LEUKOZYTEN-ANTIGENE UND DIENEN ALS "HELFER", UM<br />
KREBSSPEZIFISCHE ERKENNUNGSMERKMALE DEN T-ZELLEN ZU PRÄSENTIEREN<br />
TCR: T-ZELL-REZEPTOR, DER MIT KREBSSPEZIFISCHEN ERKENNUNGSSTRUKTUREN<br />
AUSGESTATTET IST.<br />
Durch diesen Ansatz<br />
könnte Krebs<br />
möglicherweise zu einer<br />
heilbaren Krankheit<br />
werden.<br />
Dr. Selwyn Ho, Vorstandsvorsitzender der Medigene AG<br />
Woran wird derzeit bei Medigene geforscht?<br />
Wir erforschen und entwickeln neuartige T-Zelltherapien,<br />
mit dem Ziel, das Leben von Krebspatienten grundlegend<br />
zu verbessern. Dabei entwickeln wir eigene Produktkandidaten,<br />
die ein bestimmtes krebsspezifisches Erkennungsmerkmal,<br />
wie z. B NY-ESO-1 oder KRAS erkennen und bei<br />
verschiedenen Arten von soliden Tumoren eingesetzt<br />
werden könnten. Gleichzeitig arbeiten wir an einer Vielzahl<br />
von Technologien, um den Entwicklungsprozess von<br />
T-Zelltherapien insgesamt zu verbessern. Diese Technologien<br />
ermöglichen es uns – aber auch unseren Partnern wie<br />
BioNTech – neue sichere, verträgliche und hochwirksame<br />
Zelltherapien gegen verschiedene, bislang nicht ausreichend<br />
behandelbare, solide Tumore zu generieren.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.medigene.de
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />
Sich wieder ins Leben zurückkämpfen:<br />
Aufgeben war für Gerhard K. nach dem<br />
Schlaganfall nie eine Option<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Text Theresia Gwosdz<br />
Sehr geehrter Herr K., herzlichen Dank, dass Sie<br />
sich zu diesem Gespräch bereit erklärt haben.<br />
Sie haben vor einigen Jahren einen Schlaganfall<br />
erlitten. Seitdem hat sich in Ihrem Leben sehr<br />
viel verändert. Wann ist das passiert?<br />
Im März vor drei Jahren ereilte mich ein Schlaganfall.<br />
Ich brach in der Dusche zusammen. Grund war eine<br />
verengte Halsschlagader. Hinzu kam ein Aneurysma<br />
im Kopf. Aber ich hatte Glück im Unglück: Meine Frau<br />
hatte den Lärm gehört und war sofort herbeigeeilt.<br />
Schon zehn Minuten später war ein Notarzt bei mir.<br />
Keine Stunde später war ich bereits in der Spezialklinik<br />
in Fulda. Dort gibt es eine „Überregionale Stroke Unit“.<br />
Das hat mir nicht nur das Leben gerettet, sondern mir<br />
auch die Möglichkeit gelassen, mich heute überhaupt<br />
noch eigenständig bewegen zu können.<br />
Welche Einschränkungen hatten sie unmittelbar<br />
nach dem Schlaganfall?<br />
Ich konnte nur schwer schlucken. Meine Sprache war<br />
weg. Und das linke Bein und den linken Arm konnte<br />
ich anfangs überhaupt nicht bewegen. Nachdem die<br />
Operation überstanden war, kam ich in die Reha. Es war<br />
keine sonderlich schöne Erfahrung. Nach drei Monaten<br />
durfte ich endlich nach Hause.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Ich habe das große Glück, dass ich eine Frau an meiner<br />
Seite habe, die mir jeden Tag hilft. Und das sieben Tage<br />
die Woche. Wäre sie nicht hier, sowie mein Sohn, der<br />
auch in unserem Haus lebt, wäre ich ein Fall fürs Pflegeheim.<br />
Sie haben ihre Sprache zurückgewonnen und auch<br />
wieder etwas Beweglichkeit in Arm und Bein.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Zunächst das Wichtigste: Ich habe nie aufgegeben.<br />
Sondern ich habe trainiert, trainiert, trainiert und tue<br />
das auch heute noch jeden Tag. Würde ich es nicht tun,<br />
würde ich die Beweglichkeit, die ich gewonnen habe,<br />
wieder verlieren. Anfangs habe ich mit einer Krücke<br />
und einer Orthese erste Schritte laufen können.<br />
Gibt es weitere Hilfsmittel, die Ihnen heute mehr<br />
Selbstständigkeit zurückgeben?<br />
Ja. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einem Gerät gemacht,<br />
das mit dem System der Funktionellen Elektrostimulation<br />
arbeitet. Meine Nerven und Muskeln im Bein<br />
sind ja noch intakt. Sie können nur nicht mehr vom Gehirn<br />
direkt gesteuert werden. Deshalb leide ich unter einer so<br />
genannten Fußheberschwäche. Das schränkt das Gehen<br />
natürlich sehr ein. Das sogenannte FES-Gerät wird an der<br />
Wade angelegt. Es erkennt die Bewegung des Beines und<br />
sendet im richtigen Moment einen Stromimpuls an den<br />
Wadenbeinnerv. Wird er stimuliert, löst er die Bewegung<br />
des Fußhebens aus. Damit kann ich nun deutlich besser<br />
gehen. Auch trainiere ich jeden Tag mit einem Bein- und<br />
Armtrainer, um meine Muskeln weiter zu stärken.<br />
Das Wichtigste: Ich habe nie<br />
aufgegeben, sondern ich habe<br />
trainiert, trainiert, trainiert<br />
und tue das auch heute noch<br />
jeden Tag.<br />
Gerhard K.<br />
Welche Fähigkeiten des Alltags haben Sie sich<br />
zurückerobert?<br />
Ich fahre sehr gern Fahrrad und habe nun ein Dreirad,<br />
mit dem ich zumindest in unserer Stichstraße wieder<br />
radeln kann. Außerdem kann und darf ich wieder Auto<br />
fahren. Bei alldem benötige ich nach wie vor Hilfe, aber<br />
es ist immerhin wieder möglich.<br />
Und Ihre Ziele und Wünsche?<br />
Mein nächstes Ziel ist, mit meiner Frau bald einen<br />
Nordsee-Urlaub machen zu können. Meine Wünsche?<br />
Auch das ist einfach formuliert: Ich wünsche mir, dass<br />
meine Krankenkasse die Kosten für eine myoelektrische<br />
Orthese für den Arm übernimmt. Mit solch einem<br />
„Roboterarm“ könnte ich endlich auch einmal wieder<br />
für meine Frau kochen.<br />
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Beschwerden natürlich lindern:<br />
5 Tipps<br />
Bei vielen Beschwerden können Heilwässer<br />
vorbeugen, lindern oder die Behandlung unterstützen.<br />
Sie liefern wichtige Mineralstoffe und sind offiziell<br />
als sanft wirksame Arzneimittel zugelassen.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Sodbrennen oder saurer Magen: Heilwässer mit viel<br />
Hydrogencarbonat (ab etwa 1.300 mg/l) können Säuren<br />
neutralisieren und helfen, Sodbrennen zu lindern oder<br />
zu viel Magensäure zu neutralisieren.<br />
Träger Darm & Verstopfung: Sulfatreiche Heilwässer<br />
mit mindestens 1.200 mg Sulfat pro Liter können helfen,<br />
den Darm wieder in Schwung zu bringen.<br />
Knochen & Osteoporose: Eine ideale kalorienfreie<br />
Calciumquelle sind calciumreiche Heilwässer. Ab etwa<br />
250 mg Calcium/l sind sie offiziell zugelassen zur Vorbeugung<br />
und begleitenden Behandlung von Osteoporose.<br />
Herz & Kreislauf: In Studien konnte Hydrogencarbonat<br />
helfen, den Blutdruck zu senken und Magnesium zeigte<br />
vielfältige positive Effekte auf Herz und Kreislauf.<br />
Diabetes: Magnesium gilt häufig als natürliches „Anti-<br />
Diabetikum“, da viele Studien zeigen, dass eine ausreichende<br />
Magnesiumzufuhr den Zuckerstoffwechsel<br />
verbessern und das Risiko für Diabetes mindern kann.<br />
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Fakten zu Typ-2-Diabetes<br />
7,2 % der Erwachsenen (18-79 Jahre)<br />
in Deutschland haben einen Diabetes<br />
mellitus.<br />
Männer erkranken häufiger<br />
an Prädiabetes als Frauen<br />
Circa 90-95 %<br />
aller Diabetesfälle<br />
in Deutschland sind<br />
Typ-2-Diabetes<br />
28% der COVID-19-<br />
Patient:innen entwickeln<br />
häufiger einen Typ 2<br />
Diabetes als Menschen<br />
mit akuten Infektionen der<br />
oberen Atemwege<br />
Bei jeder fünften Person in der 18- bis 79-<br />
jährigen Bevölkerung liegt ein Prädiabetes vor<br />
QUELLEN: ROBERT KOCH INSTITUT (RKI) & DEUTSCHES ZENTRUM FÜR DIABETESFORSCHUNG (DZD)<br />
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Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />
Prävention ist hier das Stichwort<br />
Als sie am Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere steht, bekommt Kathi Korn die Diagnose<br />
Diabetes-Typ 1. Im Interview spricht die deutsche Leistungssportlerin und Healthfluencerin<br />
darüber, wie sich ihr Leben dadurch verändert, was ihr hilft und wo sie noch Aufklärungsbedarf sieht.<br />
Text Kathi Korn<br />
FOTO: CATRIN WEINSTEIN VON<br />
BLITZLICHTGEWITTER FOTOGRAFIE<br />
Liebe Kathi, du wurdest mit Anfang 20 mit<br />
Typ 1 Diabetes diagnostiziert. Wie erging<br />
es dir vor deiner Diagnose? Was waren<br />
deine Symptome?<br />
Nach einem schweren Magen-Darm-Infekt bemerkte<br />
ich die ersten Anzeichen. Vermehrter Durst, trockene<br />
Haut und Augen. Meine Sicht wurde immer verschwommener.<br />
Zu dieser Zeit war ich Leistungssportlerin<br />
und spielte täglich Tischtennis. Während der<br />
Spiele fiel mir vor Energielosigkeit ständig der Schläger<br />
runter. Bereits nach wenigen Wochen ging ich erstmalig<br />
zum Hausarzt. Mit der Bemerkung „Klingt nach<br />
Diabetes, Sie sehen aber nicht danach aus“ wurde ich<br />
ohne weitere Untersuchungen nach Hause geschickt.<br />
Einige Wochen danach und nach Aufsuchen verschiedener<br />
Ärzt:innen, gab es den lebensrettenden „Fingerpieks“,<br />
wodurch mein Blutzucker bestimmt wurde.<br />
Mit einer lebensbedrohlichen Ketoazidose (Übersäuerung<br />
des Blutes) wurde ich als Notfall auf die<br />
Intensivstation gebracht. Dort hieß es „Sie haben Typ 1<br />
Diabetes“. Als damaliger Laie und Mensch mit Nadelphobie<br />
war mir trotzdem bewusst: Ich werde ab nun<br />
mein Leben lang mit Nadeln zu tun haben.<br />
Wie äußert sich dein Diabetes T1?<br />
Da die Insulin-produzierenden Zellen meiner<br />
Bauchspeicheldrüse zerstört sind, benötige ich das<br />
lebenswichtige Hormon Insulin von außen. Das<br />
funktioniert ausschließlich über Insulinpens oder eine<br />
Insulinpumpe. 24/7 läuft Insulin in meinen Körper.<br />
Immer wieder in kleinen Dosen. Die Insulinabgabe,<br />
um Kohlenhydrate abzudecken, muss ausgerechnet<br />
werden. Das bedeutet, ich muss die genaue Gramm-<br />
Zahl an KH kennen, um sie in mein Handy, welches<br />
die Insulinpumpe steuert, einzugeben. Ein Sensor<br />
misst alle 5 Minuten meinen Gewebeglukosewert. Auf<br />
der Basis meiner Werte rechnet ein Algorithmus aus,<br />
wie viel Insulin mein Körper benötigt, um den selbst<br />
eingegebenen Zielwert zu erreichen. Die Signale laufen<br />
über Bluetooth.<br />
Während der Spiele,<br />
fiel mir vor Energielosigkeit<br />
ständig der<br />
Tischtennisschläger<br />
aus der Hand.<br />
Mit Hilfe der neuen Diabetes-Technologie und teilautomatisierten<br />
Insulindosierungssysteme, bestehend<br />
aus Sensor, Pumpe und Algorithmus, werden<br />
mir heutzutage viele Behandlungsentscheidungen<br />
abgenommen. Aber noch lange nicht alle!<br />
Hast du mittlerweile noch mit anderen Begleiterscheinungen<br />
zu kämpfen, die mit dem Diabetes<br />
einher gehen?<br />
Getreu nach dem Motto „eine chronische Erkrankung<br />
kommt selten allein“ habe ich neben Typ 1 Diabetes<br />
noch weitere. Mit Hashimoto lebe ich bereits seit meiner<br />
frühen Jugend. Mit 14 Jahren erkrankte ich außerdem<br />
an Zöliakie – beide Erkrankungen treten gehäuft<br />
mit einem Typ 1 Diabetes auf. Auch die schmerzhafte<br />
Fettstoffwechselstörung Lipödem begleitet mich seit<br />
der Pubertät. Hier ist eine direkte Wechselwirkung mit<br />
Diabetes bekannt.<br />
Denkst du, dass du heute schneller/früher<br />
diagnostiziert werden würdest und wenn ja,<br />
warum?<br />
Prävention ist hier das Stichwort. Prävention bedeutet<br />
für mich, in Bezug auf Typ 1 Diabetes, es möglichst<br />
schnell zu erkennen. Am besten beim Auftreten erster<br />
Symptome, sodass die lebenslange Therapie starten<br />
kann. Die präventiven Maßnahmen, für einen sich<br />
einschleichenden Typ 2 Diabetes, sehe ich in Form<br />
von regelmäßigen Check-Ups des Blutzuckers beim<br />
Haus-arzt, einer „Zuckerampel“ auf Lebensmitteln,<br />
einer Lebensstiländerung bei Prädiabetes und ebenfalls<br />
gezielten Aufklärungskampagnen.<br />
@ diabeteswelt_lipaktiv<br />
@ Diabeteswelt<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der osentec GmbH entstanden.<br />
Regelmäßige Temperaturmessung zur<br />
Prävention eines diabetischen Fußsyndroms<br />
Eine regelmäßige Messung der Fußsohlentemperatur unterstützt bei der<br />
Prävention des Diabetischen Fußsyndroms.<br />
FOTOS: LAKÖR GMBH & CO. KG<br />
Text Lars Eschenburg<br />
Diabetes ist ein großes Gesundheitsproblem,<br />
das mittlerweile ein alarmierendes<br />
Niveau erreicht hat. Die diabetesbedingten<br />
Gesundheitsausgaben steigen<br />
und besonders Schwellenländer wie<br />
Indien, Brasilien, Mexiko und China<br />
sind schwer betroffen. Weltweit sind über eine halbe<br />
Milliarde Menschen daran erkrankt. Diese Zahl wird<br />
voraussichtlich bis 2045 auf 700 Mio. ansteigen (IDF,<br />
2021). Das macht Diabetes zu einem der am schnellsten<br />
wachsenden globalen Gesundheitsnotfälle des 21. Jahrhunderts.<br />
Einer von vier Diabetespatienten entwickelt im Laufe<br />
der Erkrankung eine Neuropathie in den Füßen. Durch<br />
den aus dem Gleichgewicht gekommenen Insulinhaushalt<br />
entstehen sowohl an den Nervenenden als auch<br />
in den Blutgefäßen der Extremitäten Schäden; Druckschmerz,<br />
Hitze und Fehlbelastung werden von den<br />
Betroffenen nicht mehr wahrgenommen. Das führt zu<br />
überbeanspruchten Partien im Fuß und letztlich zu Verletzungen<br />
und Entzündungen. Wenn diese unbehandelt<br />
bleiben, sind Geschwüre und Wunden unvermeidbar.<br />
Sehr häufig sind kleine oder große Amputationen das<br />
Endresultat. Eine entsprechende Fußbettung bietet<br />
zwar notwendigen Schutz und Dämpfung, ist aber nicht<br />
immer ausreichend, um Patientinnen und Patienten vor<br />
den Folgen eines DFS zu schützen. In Deutschland sind<br />
heute etwa 2 Millionen Menschen betroffen, weltweit<br />
über 125 Millionen.<br />
Eine individuelle und vollumfängliche Betreuung ist<br />
auch in Industrienationen kaum möglich. Allerdings<br />
kann häufig, lange bevor sich ein Problem am Fuß<br />
entwickelt, ein lokaler Temperaturanstieg gemessen<br />
werden. Wenn man diesen früh erkennt, könnte zeitnah<br />
eine adäquate Therapie eingeleitet werden. Sinnvoll ist<br />
es daher, die Fußtemperatur am besten kontinuierlich<br />
im Blick zu behalten.<br />
1975 erkannten der Diabetologe Paul Brand und seine<br />
Kollegen erstmals, dass eine Entzündung des Fußes<br />
eine Vorstufe zu Fußkomplikationen bei Hochrisikopatienten<br />
mit Diabetes mellitus ist. Seitdem wird die<br />
Temperaturmessung zur Vorbeugung diabetischer<br />
Fußgeschwüre immer mehr eingesetzt. Ihr Erfolg<br />
wurde in mehreren, von Experten begutachteten<br />
Studien, gemessen und bewertet. Die sich an die regelmäßige<br />
Temperaturmessung anschließende temperaturgeführte<br />
Prävention, wird inzwischen in klinischen<br />
Praxisleitlinien für Hochrisikopatienten mit Diabetes<br />
von der internationalen Arbeitsgruppe zum Diabetischen<br />
Fuß (IWGDF) und vielen weiteren nationalen<br />
und internationalen Organisationen empfohlen.<br />
Um Patientinnen und Patienten bei der Prävention zu<br />
unterstützen und eine regelmäßige Temperaturüberwachung<br />
zu ermöglichen, gibt es verschiedene Produkte<br />
und Vorrichtungen. Vom herkömmlichen Infrarotthermometer<br />
über Messmatten und Sensorsocken bis hin zu<br />
smarten Einlegesohlen.<br />
Letztere vereinen, auf sinnvolle<br />
Weise, eine gute Verfügbarkeit<br />
im Alltag, Dauerbelastbarkeit<br />
und Energieeffizienz<br />
und können<br />
Menschen bei der regelmäßigen<br />
Überwachung der<br />
Füße im Alltag unterstützen.<br />
So könnte eine<br />
sensorbestückte smarte<br />
Einlegesohle ein Frühwarnsystem<br />
für sich<br />
anbahnende Geschwüre<br />
sein. Durch Armstrong<br />
et al. wurde schon 2007<br />
nachgewiesen, dass durch<br />
tägliche Messung der plantaren Fußtemperatur frühzeitig,<br />
circa fünf Tage vor Ausbruch der Geschwüre,<br />
ein Temperaturanstieg von mehr als 2° C nachweisbar<br />
ist. Seither wurden Technologie und Algorithmen<br />
immer weiter verbessert, so dass in jüngeren Studien<br />
mittlerweile mehrere Wochen im Voraus Warnhinweise<br />
gegeben werden konnten.<br />
Eine umfangreiche Kontrolle der Füße muss für<br />
Menschen mit Diabetes, besonders im fortgeschrittenen<br />
Alter, zur täglichen Routine gehören, um ihre Mobilität<br />
lange zu erhalten. Die regelmäßige Temperaturmessung<br />
kann dabei ein entscheidender Baustein für die Prävention<br />
eines diabetischen Fußsyndroms sein.
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