faktor Sommer 2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mensch<br />
Hat sie je das Gefühl gehabt, als Frau habe sie es<br />
schwerer? „Entweder war ich zu naiv und habe das nie<br />
wahrgenommen oder es ist mir nie passiert. Dann ist die<br />
Frage: Warum ist mir das nie passiert?“, sagt Kienle und<br />
ergänzt mit einem Zwinkern: „Vielleicht liegt es mitunter<br />
auch an meinem forschen Auftritt?“<br />
DOCH ES IST IHR DURCHAUS BEWUSST, wie ernst das<br />
Thema Frauen in Führungspositionen immer noch ist<br />
und wie sensibel gleichzeitig damit umgegangen werden<br />
muss. Deutschland sei da einfach noch nicht weit genug.<br />
Einerseits braucht es mehr Maßnahmen, um Gleichberechtigung<br />
herzustellen und Frauen gezielt zu fördern,<br />
andererseits muss man auch berücksichtigen, dass<br />
Karriere entscheidungen immer auch etwas mit persönlichen<br />
Lebensentscheidungen von Frauen und Männern<br />
zu tun haben. „Nicht jeder und jede will in der Führungsetage<br />
arbeiten“, sagt sie.<br />
Ihr eigener Lebenslauf zeigt nicht unbedingt prototypisch,<br />
aber doch inspirierend, wie es anders gehen<br />
kann. Dass es möglich ist, Rollenmodelle zu hinterfragen,<br />
andere Familienstrukturen zu leben und nicht vor<br />
vermeint li chen Widerständen zurückzuweichen. Kienle<br />
weiß, dass es nicht allen Frauen so leichtfällt wie ihr<br />
selbst. Aus diesem Grund engagiert sie sich in Frauennetzwerken,<br />
zum Beispiel innerhalb von KWS oder auf<br />
LinkedIn, und tauscht sich mit anderen Frauen in Führungspositionen<br />
aus. Also brauchen wir eine Frauenquote,<br />
um mehr Diversität in die Vorstandsetagen zu<br />
bekommen, Frau Kienle? „Eigentlich bin ich nicht für<br />
Quoten“, sagt sie, „aber ohne wird es bei diesem Thema<br />
nicht gehen.“<br />
VORBILDER HATTE EVA KIENLE für ihren Karriereweg<br />
keine. „Ich bin immer ich geblieben, habe immer selbst<br />
entschieden, was das Richtige für mich ist und was der<br />
nächste Schritt“, sagt sie. Einfach mal loslaufen und machen,<br />
das war ihre Devise. Erfahrungen sammeln. Deshalb<br />
fühlt sie sich auch angekommen bei KWS in Einbeck.<br />
Ein internationales Unternehmen. Börsennotiert<br />
und mit Weitblick agierend. Private-Equity-Unternehmen<br />
waren ihr hingegen zu kurzfristig getrieben. Das<br />
weiß sie jetzt. „Ich finde es zum Beispiel auch nicht<br />
schlimm, wenn man mal einen Schritt zur Seite macht<br />
oder bewusst einen zurück“, sagt Kienle. Und so sind es<br />
Frauen wie Anna-Lena Baerbock, die eine vermeintliche<br />
Niederlage – Stichwort Kanzlerkandidatur – nicht aus<br />
der Bahn wirft, denen sie Respekt zollt. Aufstehen,<br />
Krönchen richten und neuen Anlauf nehmen. Und auch<br />
mal den Männern mit ihrer Beharrlichkeit den Rang<br />
ablaufen. ƒ<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen<br />
weltweit. Über 5.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern<br />
erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021/2022 einen<br />
Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Seit über 165 Jahren<br />
wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen eigenständig<br />
und unabhängig geführt. Schwerpunkte sind die<br />
Pflanzenzüchtung und die Produktion sowie der Verkauf<br />
von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Gemüse-, Rapsund<br />
Sonnenblumensaatgut. KWS setzt modernste<br />
Methoden der Pflanzenzüchtung ein, um die Erträge<br />
der Landwirte zu steigern sowie die Widerstandskraft von<br />
Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge und abiotischen<br />
Stress wie beispielsweise Dürre, Wassermassen oder<br />
extreme Temperaturen weiter zu verbessern. Um dieses<br />
Ziel zu realisieren, investierte das Unternehmen im<br />
vergangenen Geschäftsjahr mehr als 285 Millionen Euro<br />
in Forschung und Entwicklung.<br />
www.kws.com<br />
94 2 |<strong>2023</strong>