faktor Sommer 2023
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unternehmen<br />
» Im besten Fall werden unsere Läden zu Tasting Rooms.<br />
Zu Orten, wo du wirklich hingehen kannst, um Produkte<br />
zu probieren und Geschmack zu erleben.“ «<br />
REMO VIANI<br />
Doch dann kam die Phase, in der der Platz dort nicht<br />
mehr ausreichte. Das bedeutete, dass wenn wir ein neues<br />
Produkt finden, wir ein anderes Produkt dafür aus dem<br />
Sortiment rausschmeißen müssen, weil es ja sonst keinen<br />
Platz findet. Wir standen also vor einer Entscheidung:<br />
Wir können hier bleiben, und alles ist gut – aber dann<br />
können wir nicht weiter wachsen.<br />
Das hat mich sehr unzufrieden gemacht. Wir wussten,<br />
dass wir nun eine logistische Lösung finden mussten, haben<br />
allerdings keine gesehen – zumindest bis zu dem<br />
Zeitpunkt, an dem Tonino auf das große Gebäude von<br />
der Deutschen Telekom in der August- Spindler-Straße<br />
aufmerksam wurde, das plötzlich zum Verkauf stand, und<br />
vorschlug: „Wollen wir uns das nicht mal ansehen?“<br />
Das war dann der nächste große Meilenstein: Wir entschieden<br />
uns dafür, das alte Logistikzentrum zu kaufen<br />
und die vorhandene Lagertechnik wieder in Betrieb zu<br />
nehmen. Hier hatten wir nun so viel Platz, dass wir weiter<br />
wachsen konnten. Bis heute.<br />
War das auch die Grundlage dafür, die insolventen<br />
Kochhaus-Filialen in den deutschen Metropolen zu<br />
übernehmen?<br />
Remo: Unsere Motivation ist in erster Linie, Geschichten<br />
zu erzählen. Wir waren frustriert, bislang nur mit Händlern<br />
zu arbeiten. Hier konnten wir unsere Faszination<br />
für die tollen Geschichten, die wir erleben und die hinter<br />
den Produkten stehen, nicht erzählen. Es war so ein bisschen<br />
wie Stille Post: Am Ende ist beim eigentlichen Kunden,<br />
dem Verbraucher, nicht viel angekommen.<br />
Dann hat es sich zunächst ergeben, dass wir im Dezember<br />
2010 in der Lange-Geismar-Straße in Göttingen<br />
den ersten Laden eröffneten: Viani Alimentari, wo wir<br />
unsere italienischen Spezialitäten erstmals persönlich vor<br />
Ort verkaufen konnten. Und tatsächlich konnten wir<br />
plötzlich unsere Geschichten zu Ende erzählen und<br />
schauen, wie sie bei den Kunden ankommen! Das hat<br />
sich gut angefühlt.<br />
Und die Übernahme von Kochhaus im <strong>Sommer</strong> 2019<br />
war dann die logische Erweiterung?<br />
Remo: Das war dann eine einmalige Gelegenheit, auf einen<br />
Schlag acht oder neun Läden zu übernehmen, sie<br />
umzubauen, umzugestalten und Viani Stores daraus zu<br />
machen.<br />
Da sind wir mittlerweile auf einem ganz guten Weg. Es<br />
hat viel länger gebraucht, als ich gedacht hätte – aber es<br />
passt zu unserer Strategie und auch zu unserem Antrieb,<br />
Geschichten zu erzählen, die ankommen.<br />
Wie geht es weiter mit Viani? Wie wichtig ist zum<br />
Beispiel das Thema Online?<br />
Remo: Unser Plan für die Zukunft ist, viel online zu verkaufen<br />
– aber offline das anzubieten, was die digitale<br />
Welt niemals wird leisten können: nämlich zu schmecken,<br />
zu probieren, zu testen.<br />
Und im besten Fall werden unsere Läden zu Tasting<br />
Rooms. Zu Orten, wo du wirklich hingehen kannst, um<br />
Produkte zu probieren und Geschmack zu erleben. Es<br />
wird immer so sein, dass der Kunde eine gewisse Tendenz<br />
dazu hat, nicht die Katze im Sack zu kaufen. Ich<br />
würde mich freuen, wenn die Kunden bei Viani noch in<br />
vielen Jahren reinkommen können und sagen: „Ich<br />
möchte dieses Produkt gern bei euch erleben.“<br />
Antonio, Remo, vielen Dank für das Gespräch!<br />
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