unternehmen » Ich habe teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in einem Jahr an die Fleisch warenindustrie verkauft. Das lief gut – es war der Grundstock für die Viani- Importe. « ANTONIO VIANI Die Firma Viani feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und ist heute einer der Großhändler, wenn es um Feinkost aus Italien geht. Zuvor bestand bereits die Viani Büro- und Datentechnik VertriebsGmbH. Antonio, was hat dich vor 50 Jahren überhaupt in die Lebensmittelbranche geführt? Antonio: Schon im Jahr 1800 handelten meine Urgroßväter mit Lebensmitteln, die sie per Schiff in ihre Heimat Ligurien transportierten. Sie importierten Trockenobst, Getreide und Hülsenfrüchte. Und doch war es bei mir wohl eher das Schicksal, das mich in diese Branche führte – denn eigentlich hatte ich damals ja einen Büromaschinenhandel. Da war die Fleischwarenfabrik von Börner in dem bekannten Göttinger Viertel – Gustav Garbode war der Inhaber. Ich hatte ihm gerade einen Computer verkauft und war dabei, diesen einzurichten, als ein junger Italiener hereinkam und <strong>Sommer</strong>trüffel verkaufen wollte – für die Trüffelleberwurst und Pasteten. Der junge Mann konnte aber kein Französisch, kein Englisch, nur ein paar Brocken Deutsch. Garbode kam zu mir und fragte, ob ich ihm als Dolmetscher helfen könne. Da habe ich kurzerhand die Verkaufsverhandlung übersetzt. Und so hat der Italiener der Firma Börner noch am selben Tag eine Tonne <strong>Sommer</strong>trüffel verkauft. Wie ging es dann weiter? Antonio: Der Italiener namens Bassetti war ganz begeistert, dass er einen so schönen Auftrag bekommen hatte. Er lud mich zum Mittag ein und überreichte mir einen Scheck mit den Worten: „Das ist Ihre Provision, 1.000 D-Mark.“ Oh, wie habe ich mich gefreut! Dann bot er mir an, für ihn in Deutschland weiter Trüffel zu verkaufen. „Ja, warum nicht?“, habe ich gesagt, „ich versuche es mal.“ Doch bei dem Versuch ist es nicht geblieben. Du hattest schnell Erfolg. Antonio: Ja, es dauerte nicht lange – und ich hatte so viel verkauft, dass Bassetti keine Ware mehr hatte. Ich war gerade dabei zu überlegen, wie es jetzt weitergehen soll, da klingelte das Telefon, regelrecht im selben Moment. Auf der anderen Seite der Leitung war ein Herr Urbani, der sagte: „Herr Viani, ich habe gehört, Sie verkaufen Trüffel für Herrn Bassetti. Bassetti war früher ein Mitarbeiter von mir, der sich selbstständig gemacht hat, um Trüffel zu verkaufen. Aber nun hat er nichts mehr, da Sie alles für ihn verkauft haben. Der Einzige, der jetzt noch Trüffel für Sie hat, bin ich – ich habe so viel, wie Sie wollen.“ Und ich sagte kurzentschlossen: „Ich brauche sehr viele davon!“ Von da an lieferte Urbani seine Ware an mich. Ich habe teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in einem Jahr an die Fleisch warenindustrie verkauft. Das lief gut – es war der Grundstock für die Viani- Importe, die wir 1973 offiziell gegründet haben, weil wir von da an nicht nur konservierte Trüffel verkauften, sondern auch frische. Und damit hast du gleichzeitig eine neue Zielgruppe erschlossen, nämlich die Gastronomie. Antonio: Das stimmt. Die Trüffel haben wir direkt aus Italien kommen lassen und an die gehobene Gastronomie verkauft. Renommierte Gastronomen wie Eckart Witzigmann, Dieter Müller und Harald Wohlfahrt waren stets sehr wissbegierig und interessiert und wollten auch immer etwas Neues haben – zum Beispiel Spitzmorchel, Balsamicoessig, rosa Pfeffer und solche Produkte, die hier damals völlig unbekannt waren. So habe ich immer mehr Artikel importiert und verkauft, und das Programm wurde immer größer. Nebenbei habe ich – noch bis 1986 – weiter Büromaschinen verkauft. In meinem Lager waren also Computer, Buchungsautomaten, Schreibmaschinen und Kisten voller Trüffel. Alles zusammen. Natürlich wurden dadurch auch die Räumlichkeiten immer enger, und wir mussten mehrfach umziehen. 46 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen Wo alles begann Im heutigen Börner-Viertel verkaufte Antonio Viani, dank einer glücklichen Fügung, seine ersten Trüffel. 2 |<strong>2023</strong> 47