faktor Sommer 2023
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leben<br />
Die<br />
Gipfelstürmerin<br />
Ida-Sophie Hegemann ist nicht nur die erfolgreichste deutsche Trailrunnerin,<br />
vielmehr gehört sie zur absoluten Weltspitze.<br />
Trotzdem ist die Duderstädterin auf dem Boden geblieben und lädt<br />
ihre Akkus immer wieder in der Heimat auf.<br />
TEXT RUPERT FABIG<br />
FOTOGRAFIE JOHANNES ÜBERBACHER I E3 MEDIA HOUSE<br />
Um ohne weitere Umschweife zum Punkt zu<br />
kommen: Ida-Sophie Hegemann ist eine begnadete<br />
Trailrunnerin – und zwar die erfolgreichste<br />
Deutschlands. In dieser Disziplin, in<br />
der sie über mitunter marathongleiche Distanzen steilste<br />
Berge hinaufläuft, zählt die 26-Jährige sogar zur absoluten<br />
Weltspitze. Und doch sei sie, nach eigener Aussage, eher<br />
flachländisch, „duderstädterisch“, unterwegs. Konkret<br />
meint die Spitzenathletin damit, dass sie Schwierigkeiten<br />
habe, die technisch anspruchsvollen Passagen berg ab<br />
mutig und schnell zu bewältigen. „Das Urvertrauen in den<br />
Berg, über das Einheimische aus Gebirgsregionen verfügen,<br />
lässt sich nicht erlernen.“ Aber auch darüber hinaus geht<br />
das Duderstädterische – die tiefe Verwurzelung im Eichsfeld,<br />
die Heimatverbundenheit und Boden ständigkeit – als<br />
Metapher für ihren Lebensweg durch.<br />
Der in eben jenem Duderstadt beginnt. Anfangs im<br />
Ballett, beim Tennis, recht bald im klassischen Bahnund<br />
Straßenlauf. Hegemann fällt auf. Durch ihren grazilen<br />
Stil, vor allem aber ihr Talent, ihre schiere Klasse.<br />
Wettkämpfe in der Heimat dominiert die damals für die<br />
LG Göttingen startende Leichtathletin häufig spielerisch.<br />
Der Wechsel an den Olympiastützpunkt nach Hannover<br />
mit angegliedertem Internat ist nur folgerichtig. Größere<br />
Erfolge stellen sich ein, aber auch noch größere Rückschläge.<br />
Hegemann erleidet eine Stressfraktur, wird vom<br />
Pfeiffer’schen Drüsenfieber heimgesucht. Mittlerweile<br />
kenne sie ihren Körper „unheimlich“ genau. „Ich merke<br />
fünf Tage im Voraus, wenn sich eine Verletzung oder<br />
Krankheit einstellt“, sagt sie.<br />
ZWISCHENDURCH, als sie mal für einige Monate fit ist,<br />
läuft sie ihren ersten Berglauf. 2017 war das. Primär,<br />
um sich nach längerer Pause nicht direkt wieder mit<br />
Straßenläuferinnen und besonders dem Druck, den eigenen<br />
Bestzeiten weit hinterherzulaufen, messen zu müssen.<br />
Als Gastläuferin absolviert Hegemann eine von acht<br />
Etappen der Transalpine, einem Wettkampf, der später<br />
zur Schaubühne ihrer Extraklasse werden soll. „Ich war<br />
fasziniert von der Idee.“ Und ein erster Sponsor ist fasziniert<br />
davon, wie die auf diesem Terrain eigentlich unerfahrene<br />
Sportlerin überzeugt. Künftig wird Hegemann<br />
von Unternehmen dafür bezahlt, bei prestigeträchtigen<br />
Rennen zu starten.<br />
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