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SWE Magazin Ausgabe 02_2023 Sommer

Das Magazin der Stadtwerke Erfurt für Kunden und Erfurter mit vielen Geschichten aus und über Erfurt, Informationen zu den Produkten und Dienstleistungen der Stadtwerke, Porträts, Erfurttipps

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Zum Glück konnte Corona den beiden<br />

Frohnaturen nicht in die Parade<br />

fahren. Der „Birnbaum“ ist Familienbesitz.<br />

Ein Vorteil, wenn keine Miete<br />

anfällt. Trotzdem muss Uwe Fienhold<br />

künftig etwas kürzertreten. Die Gesundheit.<br />

Vor kurzem stand eine Augen-OP<br />

an. Der stressige Job verlangt<br />

seinen Tribut. Was aber nicht auf Kosten<br />

der Qualität der Speisen geht. Strammer<br />

Max, Bauernfrühstück, Schnitzel,<br />

Rostbrätel, Sülze, Feuerfleisch, Bratkartoffeln,<br />

Knobländer – das erfreut nicht<br />

nur des Thüringers Herz. Und ab dem<br />

Herbst steht auch wieder die halbe Ente<br />

auf der Karte.<br />

❶<br />

▶ ▶ ▶<br />

Von Michael Keller (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Das Blätterdach einer riesigen Kastanie wölbt<br />

sich wie ein Baldachin über den Garten des<br />

Gasthauses „Zum Birnbaum“ in Hochheim.<br />

Acht Trompetenbäume, zwei Canna-Pflanzen<br />

und Blumenkästen bilden zwischen den Tischen jenes<br />

Ambiente, ohne das ein gemütlicher Biergarten nun mal<br />

nicht auskommt. Die Pflege ist Sache von Uwe Fienhold,<br />

dem Wirt der wohl zweitältesten Erfurter Gaststätte. „Er<br />

macht aus den einfachsten Pflanzen riesige Bäume“, sagt<br />

seine Frau Margit lachend. Das prachtvolle <strong>Sommer</strong>flair<br />

im Freien entschädigt für die Arbeit, die drinsteckt. Und<br />

die dankbaren Gäste wissen es zu schätzen. Auch, dass<br />

hier die Herzlichkeit schon immer ein Markenzeichen ist.<br />

Der „Birnbaum“ in der Wagdstraße in Hochheim ist eine<br />

gute Adresse und man tut gut daran, vorzubestellen. Denn<br />

was gibt es Schöneres, als unterm Laubdach, umgeben von<br />

viel Grün, sein Bier zu trinken und dazu etwas aus Topf und<br />

Pfanne zu genießen. Wie es bei der Ersterwähnung der Lokalität<br />

im Jahr 1923 – es gibt auch Quellen, die sogar bis<br />

auf das Jahr 1897 zurückgehen – gewesen ist, kann heute<br />

nicht mehr zurückverfolgt werden. Das Gedächtnis von Margit<br />

(61) und Uwe Fienhold (64) reicht aber zumindest bis zum<br />

2. April 1974 zurück. Da eröffneten die Fienhold-Eltern das<br />

Lokal, nachdem sie es gekauft hatten.<br />

Schon zu Ost-Zeiten war das Lokal oft „rammelvoll“, sagt<br />

Uwe Fienhold. In den 60er Jahren fuhr man noch mit dem<br />

elektrischen O-Bus, der an Oberleitungen hing, nach Hochheim.<br />

Ein sehr früher Vorreiter der Energiewende wenn man<br />

so will. Es gab unendlich viele Stammgäste. Vor allem Arbeiter<br />

aus den großen Erfurter Betrieben kamen regelmäßig<br />

nach Schichtschluss am Abend mit dem Bus nach Hochheim<br />

und fuhren dann mit dem letzten „Lumpensammler“ um<br />

0.40 Uhr wieder nach Hause. „Einige aus dieser Zeit beehren<br />

uns heute noch“, sagt die Hausherrin. Nach der Wiedervereinigung<br />

kam alles trotzdem etwas ins Stocken. Als<br />

die Großbetriebe zusammenbrachen, blieben die Schichtarbeiter<br />

aus. Aber trotzdem überlebte der „Birnbaum“. Und es<br />

dauerte nicht lange, dass sich das Gasthaus winters drinnen<br />

(60 Plätze), wo ein großer Kachelofen für wohlige Wärme<br />

im urig-rustikalen Ambiente sorgt, und sommers draußen<br />

(60 Plätze), wieder füllte.<br />

Vor 43 Jahren liefen sich Margit und Uwe über den Weg.<br />

„Ich hab ihn aus Daberstedt befreit“, sagt die Wirtin, begleitet<br />

von einem herzlichen Lachen. Sie sei von Anfang an<br />

mit dabei gewesen, erinnert sich die, wie sie gern betont,<br />

„waschechte“ Hochheimerin. Kochen konnte sie zwar nicht.<br />

Aber das hat sie von der Fienhold-Mutter schnell gelernt.<br />

Was sich heute als Kochkunst für eine gut bürgerliche Karte<br />

mit deutlichem Thüringer Bezug auszahlt und den Gästen<br />

kulinarische Freuden bereitet. „Wenn ich kochen würde,<br />

käme keiner mehr“, sagt Uwe Fienhold und grinst spitzbübisch.<br />

Am Wochenende arbeiten, an Feiertagen<br />

zuweilen auch. „Wer sich auf<br />

ein Lokal einlässt, muss das aushalten“,<br />

sagt Uwe Fienhold. Der Arbeitstag<br />

beginnt mittags und endet oft erst<br />

um zwei Uhr in der Früh. Einkaufen, kochen,<br />

servieren, abwaschen, saubermachen<br />

– ein ewiger Kreislauf eines Gastronomen.<br />

„Ein gut geführtes Gasthaus<br />

läuft halt nur, wenn man hinterher ist“,<br />

sagt der Wirt, der pro Schicht auf einige<br />

Kilometer Laufstrecke kommt. Die<br />

Hoffnung, zur Entlastung geeignetes<br />

Personal zu finden, haben die beiden<br />

aufgegeben. Zig Versuche scheiterten.<br />

„Hat nichts gebracht, daher machen<br />

wir es eben allein weiter“, ergänzt<br />

seine Frau. Mit einer etwas reduzierten<br />

Karte, mit verkürzten Öffnungszeiten.<br />

Montag und Dienstag sind nun Ruhetage,<br />

von Mittwoch bis Samstag wird<br />

von 17 bis 23 Uhr bedient, am Sonntag<br />

ist eine Doppelschicht – von 11.30<br />

bis 14.30 Uhr und von 17 bis 21 Uhr angesagt.<br />

„Mittwoch und Donnerstag ist<br />

es immer am vollsten. Keiner weiß warum“,<br />

sagt Margit Fienhold noch. Und<br />

lacht herzlich.<br />

Gasthaus „Zum Birnbaum“<br />

Wagdstraße 2, 99094 Erfurt<br />

Tel. 0361 2259703<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mi bis Sa 17.00 – 23.00 Uhr;<br />

So 11.30 – 14.30 Uhr<br />

und 17.00 – 21.00 Uhr<br />

1 Hier zapft der Chef noch selber und serviert am Tisch. Uwe Fienhold ist der<br />

erste Mann vom „Birnbaum-Service“<br />

2 Uriges Ambiente mit einem gesetzten Kachel-Umluftofen im Schankraum.<br />

Ideal für kalte Wintermonate<br />

3 Der Biergarten ist das Herzstück. Wer hier einkehrt, findet zwei herzliche<br />

Menschen und jede Menge Labsal<br />

❷<br />

❸<br />

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