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SWE Magazin Ausgabe 02_2023 Sommer

Das Magazin der Stadtwerke Erfurt für Kunden und Erfurter mit vielen Geschichten aus und über Erfurt, Informationen zu den Produkten und Dienstleistungen der Stadtwerke, Porträts, Erfurttipps

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<strong>Sommer</strong> 2<strong>02</strong>3<br />

Journal<br />

Das <strong>Magazin</strong> für unsere Kunden<br />

So schafft Erfurt<br />

die Energiewende Seite 16<br />

Großeinsatz am<br />

Steigerwaldstadion Seite 28<br />

Wir sehen uns im egapark<br />

Seite 34


Inhalt<br />

Erfurt liegt nicht am Meer<br />

Aber baden lässt es sich trotzdem........... 6<br />

Auf Nerlys Spuren<br />

Neues aus dem Angermuseum................. 8<br />

60 Hektar Abwechslung<br />

Besuchermagnet nördliche Geraaue.......11<br />

Weltweit einzigartig<br />

Ursaurier auf dem Bromacker............... 14<br />

Grüne Energie<br />

Wie Erfurt klimaneutral wird ................. 16<br />

Am Anfang war das Pferd<br />

140 Jahre Erfurter Straßenbahn............ 31<br />

Festungsgeheimnisse<br />

Kinder erkunden den Petersberg .......... 54<br />

Ihre Stadtwerke im Netz:<br />

www.stadtwerke-erfurt.de<br />

Der Stadtwerke-Blog:<br />

www.swefuererfurt.de<br />

Unsere Facebook-Seite:<br />

www.facebook.com/sweerfurt<br />

Hier geht es zur<br />

App <strong>SWE</strong> für Erfurt.<br />

Mehr als nur stöbern ...<br />

Das <strong>SWE</strong> Stöberhaus in der Eugen-Richter-Straße ist vor allem als nachhaltige Alternative zum Neukauf und für die Raritäten-<br />

Fundgrube bekannt. Denn Gebrauchtwaren – egal, ob Möbel, Textilien oder Elektrogeräte – gibt es hier zum kleinen Preis.<br />

Stöberfreunde können sich außerdem auf den nächsten Stöbermarkt am 2. September freuen. Wussten Sie, dass das Stöberhaus auch<br />

Haushaltsauflösungen anbietet? Das Team kümmert sich um Entrümpelung, Entsorgung und Beräumung!<br />

Foto Steve Bauerschmidt<br />

Impressum<br />

HERAUSGEBER: <strong>SWE</strong> Stadtwerke Erfurt GmbH<br />

REDAKTION: Henry Köhlert (Ltg.), Maria Gimpel, Frieda Schmidt,<br />

Ivo Dierbach, Hannes Sperling, Christine Karpe<br />

AUTOREN: Michael Keller, Matthias Thüsing, Hanno Rupp<br />

LEKTORAT: Kerstin Thürnau<br />

E-Mail: presse@stadtwerke-erfurt.de, Telefon: 0361 564-1128<br />

BEIRAT: Udo Bauer, Annett Glase, Anne Griese, Inka Kaufmann,<br />

Sabine Lehmann, Barbara Mörstedt, Hanno Rupp, Anett Schmidt,<br />

Maxi Wähnert<br />

REDAKTIONSSCHLUSS: 15. Juni 2<strong>02</strong>3<br />

GESTALTUNG: Janet Waldert, Stefan Waldert<br />

TITELBILD: Steve Bauerschmidt<br />

RÜCKSEITE: Arena Erfurt GmbH<br />

Mehr dazu finden Sie auf der Website: www.stoeberhaus-erfurt.de<br />

2 3


Freude am Machen<br />

im Dreier 2.0<br />

office ins Bad verlegen. Das Dreienbrunnenbad<br />

hat großes Potenzial für Sonderveranstaltungen<br />

außerhalb der Freibadsaison,<br />

für spannende Sonderformate wie<br />

Kunstausstellungen, Tagesfestivals, Kino<br />

oder jahreszeitliche Kunst- und Designmärkte.<br />

Was wird künftig gastronomisch geboten?<br />

Auf der Speisekarte stehen vor allem vegetarische<br />

und gesunde Speisen, die allseits<br />

beliebte Bratwurst darf aber nicht fehlen.<br />

Regelmäßig soll zum „Culture around the<br />

World-Barbecue“ eingeladen werden, einer<br />

kulturellen und kulinarischen Weltreise.<br />

Ganz gezielt setzt unser Gastronomiekonzept auf einen<br />

nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Auf Verpackungsmaterial<br />

wird weitestgehend verzichtet. Sofern möglich werden<br />

Getränke über ein nachhaltiges Pfandsystem an den Kunden<br />

ausgegeben. Wir setzen auf regionale und<br />

Fair-Trade- sowie Bio-Qualitätsprodukte.<br />

Wie soll sich das künftige Miteinander mit<br />

den Anwohnern gestalten?<br />

Gern möchten wir den Ort bewusst für die<br />

Nachbarschaft öffnen. Bei all unseren Projekten<br />

haben wir von Anfang an auf einen<br />

transparenten Umgang mit der Nachbarschaft<br />

gesetzt.<br />

Wie familientauglich wird das neue Dreier<br />

sein?<br />

Mit Kinderbecken und großzügiger Liegefläche<br />

passt das Bad ideal für Familien. Kinder<br />

und Familien sollen eine große Rolle im Tagesbetrieb und<br />

bei unseren Veranstaltungsformaten spielen. Unser Team ist<br />

jung und kreativ. Wir werden unsere kulturellen Netzwerke<br />

nutzen und ein Dreier 2.0 kreieren.<br />

Erfurts Schätzchen wird aufpoliert<br />

Bauarbeiten am Dreienbrunnenbad gehen voran<br />

Kulturelle Fußstapfen hat das Kreativteam um Ronny<br />

Lessau schon einige in Erfurt hinterlassen. An den<br />

WirGarten und sein ungewöhnliches Konzept erinnern<br />

sich viele Fans der urbanen Kulturszene. Dem KreativGarten auf<br />

dem BUGA-Gelände Petersberg trauert so mancher Stammgast<br />

gerade an warmen <strong>Sommer</strong>abenden hinterher. Ein wenig vom<br />

Zauber all dieser Orte und jede Menge frische Ideen mischen<br />

sich mit dem Konzept für das neue Dreienbrunnenbad, mit dem<br />

Ronny Lessau und das Team der Kreativtankstelle im <strong>Sommer</strong><br />

2<strong>02</strong>3 nach Fertigstellung des Bades starten wollen. „Wir haben<br />

einen Partner gefunden, der unsere Vorstellungen teilt.<br />

Das Bad soll mit kulturellen Angeboten ganzjährig zu einem<br />

Erlebnisort werden. Mit ausreichend Platzkapazitäten im Bad<br />

und davor soll die Open–Air-Gastronomie künftig auch für Anwohner,<br />

Spaziergänger oder Radfahrer ganzjährig nutzbar sein.<br />

Regionale Produkte und Müllvermeidung durch Mehrweggeschirr<br />

oder Pfandsysteme stehen für nachhaltige Bewirtschaftung,<br />

wie wir sie uns vorstellen“, erklärt Geschäftsführerin Kathrin<br />

Weiß die Anforderungen an den künftigen Gastro- und<br />

Kulturpartner. Im denkmalgeschützten Bad mit fester Fangemeinde<br />

will das Team der Kreativtankstelle einen neuen Kommunikations-<br />

und Wohlfühlort etablieren. Dazu sprachen wir<br />

mit Ronny Lessau.<br />

Wie stellen Sie sich das Dreier 2.0 vor?<br />

Die Gäste sollen nicht nur wegen des Badevergnügens kommen,<br />

sie finden im Bad Entspannung – ob für den ganzen Tag<br />

oder auch nur für ein paar Stunden. Radfahrer und Spaziergänger<br />

können einen Zwischenstopp im Biergarten vor dem Bad<br />

machen, Nachbarn sich hier nach Feierabend treffen, Sportfans<br />

Yoga machen, Kreative ihre Ideen austauschen oder ihr Home-<br />

Christine Karpe (Text) Steve Bauerschmidt, Lars Basset, Adobe Stock (Fotos)<br />

Zum Start der Freibadsaison am 8. Mai 2<strong>02</strong>3 blieben die Türen<br />

des Dreienbrunnenbades geschlossen. Im Spätsommer<br />

sollen die Arbeiten beendet sein und alle Badfans die Gelegenheit<br />

zu einem Sprung ins kühle Nass erhalten. 1903 entstand<br />

die Badeanlage in der Nähe der Dreibrunnenquellen<br />

und der traditionellen Erfurter Kressefelder. 1938 erhielt das<br />

Dreienbrunnenbad seinen heutigen Namen. Seit 2<strong>02</strong>2 finden<br />

umfangreiche Baumaßnahmen statt. Das markante Hauptgebäude<br />

wird denkmalgerecht saniert und mit seiner ursprünglichen<br />

Farbgebung versehen. Das 25 x 15 Meter umfassende<br />

Edelstahlbecken mit Flach- und Tiefwasserbereichen ist fast<br />

fertiggestellt, es fehlt nur noch das Finish. Nach Einbringung<br />

des Edelstahlbeckenbodens, der aus Einzelplatten miteinander<br />

verschweißt ist, wird das Becken zum Schutz mit Wasser<br />

befüllt. Das verhindert, dass sich die Edelstahlplatten durch<br />

die Sonneneinstrahlung verziehen. Das Planschbecken ist fertig,<br />

die gelbe Ente – Garant für den Wasserspielspaß der Kinder<br />

– muss noch eingebaut werden.<br />

Im neuen Technikkeller sind alle Komponenten der Badewassertechnik<br />

installiert. Wenn die Leitungen im Außenbereich<br />

verlegt und angeschlossen sind, werden die beiden Becken<br />

mit aufbereitetem Wasser in Betrieb gehen. Über dem<br />

Technikkeller entstehen eine Sonnenterrasse und ein gemütlicher<br />

Platz für die Gastronomie.<br />

Im Umkleideflügel Süd sind die Arbeiten abgeschlossen<br />

und das Sanitärhaus erstrahlt in neuem Glanz.<br />

Die Fassadenflächen haben die ursprünglichen Farben aus<br />

der Entstehungszeit des Bades erhalten, das Dach ist originalgetreu<br />

mit einer Schieferdeckung hergestellt. Auch das<br />

Haupthaus wird in Kürze fertig.<br />

Im hinteren Bereich der Liegewiese können sich alle Sonnenanbeter<br />

künftig in einem FKK-Bereich sonnen. Teil der Sanierung<br />

war auch die Errichtung der neuen Uferstützwand<br />

zur Gera.<br />

4 5


So schön lässt es<br />

sich in Erfurt baden<br />

„Pack die Badehose ein“, lautet seit Anfang Mai wieder das Motto in den Erfurter<br />

Freibädern. Seitdem haben sie für die kleinen und großen Badefreunde und Sonnenanbeter<br />

wieder geöffnet. Während sich im Dreienbrunnenbad die Sanierungsarbeiten<br />

dem Ende zuneigen, tummeln sich im Nordbad, Freibad Möbisburg, Nordstrand<br />

und Strandbad Stotternheim bereits die Gäste. Wir stellen die Bäder vor:<br />

Nordbad<br />

Durch seine Lage mitten in der Stadt ist das Nordbad<br />

sowohl per ÖPNV, als auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad<br />

gut zu erreichen. Das Freibad, welches sich mitten<br />

im Nordpark befindet, ist das größte in Erfurt und<br />

behindertengerecht gestaltet. Mehrere Becken und<br />

Liegeflächen laden dazu ein, hier den ganzen Tag zu<br />

verbringen. Gebadet werden kann im beheizten 50-<br />

Meter-Sportbecken oder im Flachwasserbecken. In dem<br />

findet man verschiedene Attraktionen, wie beispielsweise<br />

zwei Rutschen. Das Highlight: der Sprungturm mit<br />

1-, 3- und 5-Meter-Plattform. Zum Sporteln laden<br />

Volleyballfelder, ein Seilgerüst zum Klettern und Tischtennisplatten<br />

ein. Liegewiesen und -terrassen gehören<br />

zum Nordbad genauso wie das Kleinkinderbecken und<br />

das Bistro „Nordkap“.<br />

Bis zum 17. September hat das Nordbad geöffnet.<br />

Er arbeitet dort, wo<br />

andere entspannen:<br />

Tobias Fischer ist<br />

Fachangestellter für<br />

Bäderbetriebe<br />

Frieda Schmidt (Text) Steve Bauerschmidt, Andreas Hultsch, Adobe Stock (Fotos)<br />

Action am Nordstrand: Hier kann man nicht nur<br />

Wasserskifahren und tauchen, sondern auch<br />

Yoga auf dem Wasser machen<br />

Nordstrand<br />

Die Badesaison im Freizeit- und Erholungspark am<br />

Rand der Stadt geht bis zum 15. September. Geöffnet<br />

ist täglich. An kalten und regnerischen Tagen bleibt<br />

das Bad aber geschlossen. Neben dem Badestrand findet<br />

man eine Wasserskianlage und eine Tauchschule.<br />

Ein Naturlehrpfad, ein Beachvolleyballplatz, Minigolf<br />

und SUP-Yoga, -Pilates oder -Paddeln ergänzen<br />

das Freizeitangebot, an dem auch Kinder teilnehmen<br />

können. Somit kommen nicht nur Erholungssuchende,<br />

sondern auch die ganze Familie oder Sportler auf<br />

ihre Kosten. Betrieben wird die Anlage vom Freizeit- &<br />

Erholungspark Nordstrand e. V. Mit dem ÖPNV, Auto<br />

oder Fahrrad ist der Nordstrand leicht zu erreichen.<br />

Vor Ort warten drei verschiedene Gastronomien.<br />

Wo früher Kies abgebaut wurde,<br />

kann man in Stotternheim heute<br />

planschen und entspannen<br />

Strandbad Stotternheim<br />

Neben dem feinen Sandstrand, Liegewiesen und Strandkörben<br />

findet man im Strandbad Stotternheim eine ganz<br />

besondere Attraktion: Das große Kleinkinderbecken mit<br />

einer Wasserrutsche und einem Spielplatz gleich daneben.<br />

Lust auf Bewegung versprechen Tischtennisplatten,<br />

ein Basketballkorb und Beachvolleyballplätze. Wer nach<br />

dem Sonnenbaden, Planschen und Sporteln Appetit bekommt,<br />

wird am Kiosk ganz bestimmt fündig. Aber auch<br />

ein badeeigener Grillplatz für bis zu 20 Personen<br />

kann genutzt werden. Neben dem Textilbereich<br />

gibt es einen weitläufigen FKK-Abschnitt.<br />

Geöffnet hat das Strandbad, welches man mit<br />

dem Auto oder Bus erreicht, täglich bis zum<br />

17. September 2<strong>02</strong>3.<br />

Alle Infos zu<br />

unseren <strong>SWE</strong><br />

Bädern unter:<br />

www.baeder-erfurt.de<br />

Für die jüngsten Badegäste<br />

warten in Möbisburg<br />

ein Spielplatz und die Kinderrutsche<br />

Freibad Möbisburg<br />

Inmitten von Wiesen und Bäumen befindet sich in<br />

Möbisburg das 50 Meter lange Becken. Eingeteilt in<br />

Schwimmer- und Nicht-Schwimmer-Bereich kann<br />

hier jeder planschen und seine Bahnen ziehen. Das<br />

Highlight: Die 18 Meter lange Rutsche. Auch im Freibad<br />

Möbisburg kommen die ganz Kleinen nicht zu<br />

kurz: Ein Kleinkinderbecken mit Kinderrutsche und<br />

ein Spielplatz laden hier zum Spielen und Toben ein.<br />

Cola, Pommes und Co. bekommt man auch in Möbisburg<br />

am Kiosk direkt im Freibad. Ergänzt wird das<br />

Familienbad, welches jeden Tag geöffnet hat, durch<br />

ein Volleyballfeld. Die Busanbindung mit der<br />

Linie 60 und der Parkplatz neben dem Freibad sorgen<br />

für eine gute Erreichbarkeit.<br />

Die Freibadsaison in Möbisburg<br />

geht bis zum 3. September.<br />

6 7


Der Maler Friedrich Nerly und<br />

das Angermuseum Erfurt<br />

Das umfangreiche Bestandserforschungsprojekt<br />

zu Friedrich Nerly<br />

mündet 2<strong>02</strong>4 in eine große Ausstellung.<br />

Im Bild links der Erfurter Beigeordnete<br />

für Kultur und Stadtentwicklung<br />

Dr. Tobias J. Knoblich, Autor unseres<br />

Beitrages, und Prof. Dr. Kai Uwe Schierz<br />

Direktor der Erfurter Kunstmuseen<br />

Von Tobias J. Knoblich (Text)<br />

und Dirk Urban (Fotos)<br />

Warum heißt das Angermuseum Angermuseum?<br />

Offenbar, weil es am<br />

Erfurter Anger liegt – und im imposantesten<br />

und schönsten Haus am<br />

Platz eingerichtet wurde. Ich werde<br />

die Frage am Ende noch einmal aufgreifen und anders beantworten,<br />

aber zunächst zum Gebäude und zur Museumsgeschichte.<br />

Als ehemaliger kurmainzischer Waage- und<br />

Packhof hatte dieser barocke Bau nach Entwürfen von Maximilian<br />

von Welsch ursprünglich andere Aufgaben, als ein<br />

Museum zu beherbergen. Er steht für die Wiederbelebung<br />

des Handels in der Stadt, nachdem im späten 17. Jahrhundert<br />

über die Hälfte der Bevölkerung an der Pest gestorben<br />

war. Der Kurmainzische<br />

Statthalter Philipp<br />

Wilhelm von Boineburg<br />

ließ das Haus errichten;<br />

mit seiner Inbetriebnahme<br />

ab 1712 mussten alle Waren,<br />

die nach Erfurt geliefert<br />

wurden, hier ausgelagert<br />

und verzollt werden.<br />

Mit „Ausstellung“ hatte<br />

das im weitesten Sinne<br />

auch zu tun, allerdings<br />

nicht im musealen.<br />

Die Kunst zog erst im<br />

späten 19. Jahrhundert in<br />

das Gebäude ein, sie war<br />

der Ausgangspunkt seiner<br />

musealen Nutzung. Genau<br />

genommen war es der Erfurter Maler Christian Friedrich<br />

Nehrlich, dessen Nachlass den Grundstock für das heutige<br />

Angermuseum bildete. Nehrlich, der sich später Nerly nannte,<br />

wurde 1807 in Erfurt geboren und ließ sich in Venedig<br />

nieder. Italien hatte es ihm frühzeitig angetan. Als Landschaftsmaler<br />

mit ökonomischem Sinn war er ausgesprochen<br />

erfolgreich, seine Arbeiten verkauften sich bis nach Indien,<br />

Amerika oder Russland. Zwar hat sich unser Bild Italiens inzwischen<br />

genauso verändert wie die italienischen Städte und<br />

Landschaften selbst, doch bleibt die Reise über die Alpen<br />

und ins mediterrane Klima noch immer eine große Sehnsucht<br />

der Deutschen. In den historischen, stimmungsvollen,<br />

oft dämmrigen Gemälden Nerlys trifft sich der Zauber jener<br />

wiedererkennbaren Städte und Landschaften mit einem<br />

Hauch Verklärung und Romantik. Nerly eroberte sein Italien<br />

unter freiem Himmel malend. Mit dem touristisch glatten<br />

Italien unserer Zeit hat seine Erfahrung allerdings nichts zu<br />

tun. Seine Uhr lief nicht nur langsamer, im leider oft klischeehaften<br />

Italien gab es zudem durchaus viel Armut, Krankheit<br />

und Verfall, sodass wir uns der stimmungsvollen Konstruktion<br />

des künstlerischen Zugangs immer wieder klar werden<br />

müssen.<br />

1878 starb Nerly in Venedig. Sein Grab und das seiner Frau<br />

kann man heute auf der Friedhofsinsel San Michele im restaurierten<br />

Zustand besichtigen – vor allem dank des Fördervereins<br />

„Freunde des Angermuseums“. Sein Nachlass mit<br />

rund 800 Arbeiten auf Papier, Dutzenden Gemälden und Ölstudien<br />

ist bis heute die größte und bedeutendste Kunstsammlung,<br />

über die das Angermuseum verfügt. Wichtige<br />

Gemälde sind in der Dauerausstellung des Museums zu besichtigen,<br />

doch ist die Erforschung<br />

Nerlys bei Weitem<br />

nicht so weit fortgeschritten,<br />

wie man dies ob seiner<br />

Bedeutung erwarten würde.<br />

Das Angermuseum<br />

durchlief eine wechselvolle<br />

Geschichte und entwickelte<br />

sich in Abhängigkeit<br />

von den gesellschaftlichen<br />

Umständen und nach Maßgabe<br />

seiner Direktoren. So<br />

vereitelten etwa die Nationalsozialisten<br />

die Entfaltung<br />

der von Edwin Redslob angefangenen<br />

Sammlung der<br />

Klassischen Moderne (etwa<br />

Heckel, Schmidt-Rottluff,<br />

Pechstein, Kirchner, Feininger und Kandinsky), indem sie die<br />

Werke als „entartete Kunst“ diffamierten und beschlagnahmten.<br />

Während 40 Jahren DDR war weder dies zu reparieren<br />

noch bestand besonderes kulturpolitisches Interesse an Nerly<br />

und seiner Zeit. Dafür fanden Werke von Künstlern aus der<br />

DDR und Ostdeutschland ins Museum und etablierten einen<br />

neuen Erzählstrang – allerdings nahezu abgetrennt von<br />

der Weltkunstentwicklung. Es bleibt eine wichtige Aufgabe,<br />

das Angermuseum weiter zu profilieren und seine Identität<br />

zu fördern.<br />

Nerly entdecken wir heute wieder und führen – angeregt<br />

durch die Münchener Kunsthistorikerin Dr. Claudia Denk –<br />

das umfangreichste und aufwendigste Forschungsprojekt<br />

seit Gründung des Museums durch. Wir widmen uns Ner-<br />

▶ ▶ ▶<br />

8<br />

9


60 Hektar<br />

Abwechslung<br />

Erfurter Bürger haben die nördliche Geraaue in Besitz genommen<br />

Der Nachlass des Erfurter Malers Christian Friedrich Nehrlich, später Nerly, bildete den Grundstock für das heutige Angermuseum.<br />

Die etwa 200 Pleinairstudien, Ateliergemälde und Papierarbeiten wurden der Stadt Erfurt 1883 von dessen Sohn Friedrich Nerly des Jüngeren<br />

(geb. 1842 in Venedig, gest. 1919 in Luzern) geschenkt<br />

▶ ▶ ▶<br />

lys Werk sowie dem Zustand seiner Arbeiten. Damit kehren<br />

wir zurück zu den Wurzeln und schreiben auch Museumsgeschichte.<br />

Bis 2<strong>02</strong>4 sollen die Forschungen und Restaurierungen<br />

abgeschlossen sein. Dann steht nicht nur eine große<br />

Nerly-Ausstellung an, sondern liegt auch ein umfassender<br />

Bestands- und Ausstellungskatalog vor, so dass wir „unseren“<br />

Nerly als Maler und Gründungsimpulsgeber Erfurter<br />

Museumsarbeit neu präsentieren können.<br />

Kunstmuseum mit lokaler und<br />

regionaler Ausrichtung<br />

Warum heißt das Angermuseum nun aber Angermuseum?<br />

Ist das auch künftig die „richtige“, treffende Bezeichnung?<br />

Als Anger gilt ein meist grasbewachsener zentraler Dorfplatz<br />

oder Platz in einer Stadt, der dem Gemeinbedarf dient. Ein<br />

Angermuseum müsste genau genommen die Geschichte des<br />

Angers verhandeln, wenn ein Kunstmuseum Kunst verhandelt<br />

oder ein Apothekenmuseum die Pharmaziegeschichte. Unser<br />

Kunstmuseum am Anger scheint mir aufgrund seiner Geschichte<br />

stark genug, sich endlich vom Anger als Namensgeber<br />

zu lösen. Schließlich heißt das Goethe-Nationalmuseum<br />

in Weimar auch nicht Frauenplanmuseum oder das Kunstmuseum<br />

Stuttgart Schloßplatzmuseum. Daher habe ich vorgeschlagen,<br />

mit der Präsentation der Erkenntnisse zu Nerly und<br />

seinen Arbeiten im Jahr 2<strong>02</strong>4 eine Umbenennung in Kunstmuseum<br />

„Friedrich Nerly“ vorzunehmen – und damit Nerly<br />

offiziell zum Patron des Hauses zu stilisieren. Sicher ist unser<br />

Kunstmuseum kein Nerly-Museum, aber sein Name zeigt<br />

deutlich die Richtung an, in die sich das Museum schwerpunktmäßig<br />

entwickelt hat, nachdem andere<br />

Themen des einstigen Städtischen Museums<br />

am Anger in Spezialmuseen ausgelagert worden<br />

sind, etwa Stadtgeschichte oder Naturkunde.<br />

Es ist ein Kunstmuseum mit lokaler und regionaler<br />

Ausrichtung, das von hiesigen Impulsen<br />

lebt, aber freilich auch überregional bedeutsame<br />

Themen aufgreift, etwa in Sonderausstellungen.<br />

Es sollte Kunstmuseum „Friedrich Nerly“ heißen<br />

und zeigen, dass es einen Maler gab, dessen<br />

Werk wir das Museum verdanken.<br />

Von Matthias Thüsing (Text) und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Die nördliche Geraaue ist Erfurts größte öffentliche Parkanlage. Als dritte Ausstellungsfläche für die Bundesgartenschau<br />

und mit Fördermitteln wurde sie entwickelt. 2019 dann die Entscheidung – BUGA-Ausstellungsflächen sind der egapark<br />

und der Petersberg. Für die Erfurter Bürger wurde das ambitionierte Projekt, das Sammelsurium von Brachen und<br />

Grünflächen entlang der Gera gestalterisch zu verbinden, dennoch wie geplant umgesetzt. Und zwei Jahre nach BU-<br />

GA-Ende erfreut sich die Geraaue mit neuen Freizeitangeboten wie Spiel- und Sportplätzen, einem See und besonderen Aufenthaltsorten<br />

auf fünf Kilometern entlang der Gera anhaltender Beliebtheit. Das wiederum freut auch die Planer.<br />

▶ ▶ ▶<br />

Künftig soll das Angermuseum<br />

weiter profiliert und seine Identität<br />

gefördert werden<br />

10<br />

11


▶ ▶ ▶<br />

Sanft fällt der Hang zum Ufer hin ab. An sonnigen<br />

Tagen spiegelt sich das Grün des Parks im Wasser der<br />

Gera. In der weitläufig geschwungenen Böschung laden<br />

Bänke aus Natursteinblöcken zum Sitzen ein. Für<br />

den Leiter des Garten- und Friedhofsamts in Erfurt,<br />

Sascha Döll, ist die Umgestaltung der Fläche am alten<br />

Klärwerk die aus fachlicher Sicht schönste Ecke in der<br />

nördlichen Geraaue. „Für uns Landschaftsarchitekten<br />

ist es eine Art Königsdisziplin, idealisierte Landschaften<br />

zu entwerfen. Das ist hier ziemlich gut gelungen“,<br />

sagt der 44-Jährige.<br />

Und gleichzeitig ist er Fachmann genug, um zu<br />

wissen, dass die Erfurter in ihrem Nutzungsverhalten<br />

der zur BUGA Erfurt 2<strong>02</strong>1 zusammengeführten und<br />

überarbeiteten Parklandschaft mitunter ganz andere<br />

Akzente setzen. Die Trimm-dich-Station auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Heizwerks etwa sei immer gut<br />

besucht. Die zahlreichen Spielplätze sowieso. Und<br />

natürlich die verschiedenen Grillstellen.<br />

Döll ist sehr zufrieden. Mit seinem Amtsantritt<br />

2018 musste er die da schon vorliegenden Planungen<br />

des Landschaftsarchitekturbüros begleiten und umsetzen.<br />

„Rund 60 Hektar Parklandschaft entwickeln –<br />

das ist eine Aufgabe, die man so oft nicht bekommt“,<br />

sagt er. Insgesamt scheint die Stadt diese Aufgabe<br />

auch gut gelöst zu haben. Waren die einzelnen Parkflächen<br />

über Jahrzehnte vor allem Anlaufstelle für die<br />

Anwohner der umliegenden Plattenbaugebiete zwischen<br />

nördlicher Innenstadt und dem Wohngebiet<br />

Moskauer Platz, trifft sich heute ganz Erfurt in der<br />

weitläufigen Anlage. Auch dank des neu angelegten<br />

Radwegs, der die einzelnen Abschnitte auf einer Gesamtlänge<br />

von fünf Kilometern verbindet.<br />

Spaziergänger nutzen diese Hauptachse, die an<br />

dem zur Mitte der Zwanzigerjahre angelegten und<br />

mit seinem Bestand an alten Bäumen längst denkmalgeschützten<br />

Nordpark beginnt und an der ehemaligen<br />

Brache der 1993 abgerissenen städtischen<br />

Kläranlage vorbeiführt. An der Engstelle neben Radrennbahn<br />

und Tierheim auf Höhe der Warschauer<br />

Straße klingeln Radfahrer die Fußgänger schon mal<br />

zur Seite. Aber zwischen Rieth und Moskauer Platz<br />

bekommen die Grünflächen wieder Raum in der Breite<br />

– und dank zahlreicher neu angelegter Wege auch<br />

Platz, um sich buchstäblich aus dem Wege zu gehen.<br />

„Hier ist auch eine von unseren besonderen Blühflächen“,<br />

sagt Gartenfachmann Döll auf Höhe der<br />

Sporthalle am Wohngebiet Moskauer Platz. Der üb-<br />

Vielfalt ist Trumpf entlang des Gera-Ufers:<br />

Künstlich angelegte Seen wie der Auenteich auf<br />

Höhe des Wohngebiets Moskauer Platz laden zum<br />

Verweilen ein, ein Netz von gut ausgebauten Radwegen<br />

dagegen zur sportlichen Betätigung. Für<br />

die ganz Jungen gibt es – wie etwa am alten<br />

Gisperslebener Kraftwerks – zum Teil barrierefrei<br />

ausgebaute Spielplätze. Sascha Döll vom Grünflächenamt<br />

der Stadt hat die Planungen der<br />

Landschaftsarchitekten im Vorfeld der BUGA 2<strong>02</strong>1<br />

mit seinem Team umgesetzt. Döll mag vor allem<br />

die ruhigen Nebenwege wie etwa am Mühlgraben<br />

oder die farbenprächtigen Staudenbeete<br />

liche Rasen wird unterbrochen von kniehohem Gras<br />

mit blauen, gelben und roten Farbtupfern von Wildblumen,<br />

die das Gartenamt hier gesät hat. Nur einmal<br />

jährlich, wenn die Gräser und Kräuter geblüht<br />

und ihre Samen gebildet haben, wird hier gemäht<br />

und das „Heu“ anschließend von der Fläche entfernt.<br />

„So wird der Nährstoffeintrag verhindert. Denn nährstoffreiche<br />

Flächen sind in der Regel artenarm“, sagt<br />

der Fachmann. Nicht nur der Mensch, auch Flora und<br />

Fauna sollen von der Neugestaltung der Parkanlage<br />

profitieren.<br />

So wie einige Meter flussabwärts schon der Biber<br />

die üppige Ufervegetation genießt. Der Großnager ist<br />

einerseits der Albtraum eines jeden Gartenplaners –<br />

schließlich haben Biber meist eigene Pläne mit dem<br />

Gewässer und der Umgebung, in der sie leben. Andererseits<br />

sind die Tiere in den frühen Abendstunden<br />

entlang der Gera im Erfurter Norden immer mal<br />

wieder zu beobachten – und längst Publikumslieblinge<br />

geworden. Persönlich findet er die Tiere ebenfalls<br />

toll. Aber einem Leiter eines städtischen Gartenamtes<br />

kann ihr Appetit auf frisches Grün schon mal Probleme<br />

bereiten. „Wir legen den Tieren immer mal wieder<br />

abgeschnittene Äste hin. Dann müssen sie keine<br />

Bäume mehr fällen“, sagt Döll.<br />

Das Revier erstreckt sich bis zum Standort des<br />

ehemaligen Heizkraftwerks. 2017 wurde es abgerissen.<br />

10.000 Tonnen Boden und 5.000 Kubikmeter<br />

Bauschutt sind hier abgetragen worden. Mit 3.300<br />

Kubikmetern des Abraums haben die Landschaftsarchitekten<br />

auf fünf Hektar Fläche eine Hügellandschaft<br />

modelliert, etwa 250 Bäume, 5.800 Stauden<br />

und 40.000 Frühblüher gepflanzt. Den meisten Erfurtern,<br />

die hier entlangradeln, -gehen oder -skaten<br />

sind die Dimensionen dieser Umgestaltung gar nicht<br />

bewusst. Den Chef des Garten- und Friedhofamtes<br />

stört das nicht. „Hauptsache ist doch, der Park wird<br />

von den Erfurtern angenommen.“<br />

12 13


Die Knochenjäger vom<br />

Rande des Thüringer Walds<br />

Das hier ist<br />

weltweit<br />

einzigartig<br />

Projektleiter Jörg Fröbisch<br />

Auch in diesem <strong>Sommer</strong> wird am Bromacker wieder gegraben. Vom<br />

17. Juli bis 18. August 2<strong>02</strong>3 können Interessierte den Wissenschaftlern<br />

bei Tambach-Dietharz wieder über die Schulter schauen<br />

Von Matthias Thüsing (Text)<br />

und Jacob Schröter, Stiftung Schloss Friedenstein (Fotos)<br />

Das Fenster in die Vergangenheit misst gut 30<br />

mal 50 Meter. Ein Dutzend Wissenschaftler<br />

und Studierende öffnen es, indem sie sich<br />

im Thüringer Wald Schicht für Schicht in<br />

die Tiefe graben. Der Bromacker bei Tambach-Dietharz<br />

gilt weltweit als eines der spannendsten<br />

Gebiete der Ursaurier-Forschung.<br />

Neugierig späht die kleine Maria den kurzen Abhang hinunter.<br />

Für sie muss es ein vertrauter Anblick sein – etwa<br />

so wie in der Buddelkiste. Ein halbes Dutzend Erwachsener<br />

kriecht auf dem staubig-roten Boden herum, schlägt<br />

mit dem Hammer das brüchige Gestein auf und wirft die<br />

meisten Brocken anschließend in eine Obststiege aus Plastik.<br />

Ob es das war, was sie hier erwartet hatte, ist schwer in<br />

ihrem Gesicht abzulesen. Ihr Vater jedenfalls hatte ihr Dinos<br />

draußen versprochen.<br />

Die aber gibt es hier nur in Form einer Schautafel am<br />

Rande der Grabungsgrube – zusammen mit den Erklärungen<br />

des Mitarbeiters<br />

vom Forscherteam,<br />

der gerade den Besucherdienst<br />

übernommen hat. „Die<br />

Öffentlichkeitsarbeit ist ein zentrales<br />

Element dieser Grabung“, sagt Projektleiter<br />

Jörg Fröbisch vom Berliner Museum<br />

für Naturkunde. Sie sei ausdrücklicher<br />

Teil des Forschungsprojekts. Und deswegen<br />

seien Besucher am Grabungsrand auch stets<br />

willkommen.<br />

Denn hier auf dem Bromacker zwischen<br />

Tambach-Dietharz und Georgenthal liegt eine<br />

urzeitliche Fundstelle von wissenschaftlichem<br />

Weltrang. In dem roten Sandstein wurden im Laufe<br />

der vergangenen Jahrzehnte nur wenige Zentimeter<br />

unter der Grasdecke Skelette von zwölf Ursaurierarten<br />

gefunden. Ursaurier sind die ältesten vierbeinigen<br />

Landwirbeltiere in der Erdgeschichte. Sie lebten lange vor<br />

den Dinosauriern, waren – je nach Art – zwischen 25 Zentimetern<br />

und 3,5 Metern groß und ähnelten damit äußerlich<br />

wohl eher den heutigen Echsen als den gigantischen<br />

Reptilien, die 60 bis 100 Millionen Jahre später die Erde beherrschen<br />

sollten.<br />

Von einigen Ursaurier-Arten finden sich auch die passenden<br />

Fußspuren im versteinerten Schlamm. Dazu versteinerter<br />

Kot, Insekten und Pflanzenteile. Selbst auf Kratzspuren<br />

im ursprünglich weichen Boden bis hin zu ganzen Wohnhöhlen<br />

der urzeitlichen Reptilien ist Fröbischs Team schon<br />

gestoßen. „Das hier ist weltweit einzigartig“, schwärmt Fröbisch.<br />

Es sei ein Fenster, das den Blick direkt in die Vergangenheit<br />

freigebe.<br />

Es ist ein heißer Augusttag an der Grabungsstätte. Ein<br />

Student hat während des Gesprächs mit Fröbisch einen<br />

winzigen Knochen in einem Stein entdeckt. Eine Präparatorin<br />

gießt Flüssigkleber in die Spalten rund um den Fund,<br />

Fotos werden gemacht und der Fundort eingemessen. Vorsichtig<br />

wird das Erdreich um den Knochen herum abgetragen.<br />

Vielleicht hängt ja ein ganzes Skelett daran.<br />

Knochen seien sicherlich die optisch spektakulärsten Funde,<br />

sagt Fröbisch. Aber in den mehreren Hundert<br />

Kisten, die während der vierwöchigen<br />

Grabung der Saison 2<strong>02</strong>2 abtransportiert<br />

wurden, stecke<br />

viel mehr: „Wir haben<br />

etwa eine kleine, versteinerte<br />

Pfütze<br />

entdeckt.“ Jeden<br />

Tag sei das Wasser<br />

verdunstet und habe Ablagerungen<br />

am Rand hinterlassen.<br />

So wisse man nun, dass<br />

es damals 60 Tage lang nicht geregnet<br />

habe.<br />

Was die Wissenschaft schon länger<br />

weiß: Vor 290 Millionen Jahren<br />

lag Thüringen noch nahe<br />

am Äquator und die heutige<br />

Grabungsstätte war die<br />

Talsohle ei- nes tief eingeschnittenen<br />

Canyons.<br />

Durch das Tal zog<br />

ein Fluss seine breite<br />

Bahn. Die<br />

Vegetation war eher spärlich,<br />

außer Farngewächsen<br />

gab es damals noch nicht viel.<br />

Das Klima war mal wüstenhaft<br />

trocken und dann habe es wieder<br />

heftige Regenfälle gegeben. Möglicherweise<br />

seien einige der Ursaurier in ihren Wohnhöhlen<br />

von Unwetter und Schlamm eingeschlossen und so für die<br />

Wissenschaft konserviert worden, sagt der Forscher.<br />

Bekannt ist die Grabungsstelle schon länger. Thomas<br />

Mertens vom Museum der Natur auf Schloss Friedenstein<br />

in Gotha hat die ersten Funde hier bereits 1974 gemacht.<br />

Jahrzehntelang wurde gegraben und geforscht. Inzwischen<br />

läuft das mit modernsten Mitteln und einem ganzheitlichen<br />

Ansatz. 2<strong>02</strong>1 habe ein neues Forschungsprojekt begonnen,<br />

das sich auf nichts weniger als auf die Rekonstruktion<br />

der urzeitlichen Welt konzentriert. Das sei „Hightech pur“,<br />

sagt Mertens-Nachfolger Tom Hübner vom Gothaer Museum.<br />

Grabgänge würden nicht nur vorsichtig aus dem Umgebungsgestein<br />

geborgen, sondern im Gestein<br />

gescannt, ebenso schaue die Forschung<br />

ins Schädelinnere der Ur-Echsen.<br />

„Ein Team der Uni Jena macht<br />

Tiefbohrungen von<br />

250 Metern, um die<br />

Geologie zu erforschen“,<br />

sagt Hübner. Wieder andere Kollegen würden aus<br />

den Tausenden Puzzlestücken Erkenntnisse über Fressbeziehungen,<br />

Fortbewegung oder die Lebensweise der Tiere<br />

gewinnen.<br />

Es ist eine Arbeit, die noch Generationen von Forschern<br />

beschäftigen wird. Denn die Fundstelle scheint etliche Quadratkilometer<br />

groß zu sein. An der anderen Seite von Tambach-Dietharz<br />

soll auch schon ein Saurier geborgen worden<br />

sein. Und es ist eine Forschung, die noch immer recht<br />

nahe am Anfang steht: Denn bislang blieben selbst grundlegende<br />

Fragen vorerst offen: „Das genaue Alter der Fundstelle<br />

ist unbekannt. Wir wissen nicht, wie hoch das Land<br />

über dem Meeresspiegel lag oder ob es Frost gab.“ Das<br />

Fenster in die Vergangenheit ist längst noch nicht vollständig<br />

geöffnet.<br />

Maria wiederum hat genug gesehen. Sie darf zum Abschluss<br />

ihrerseits auch zwei Steinchen in einen Eimer neben<br />

der Schautafel werfen – eines für sie und eines für den<br />

Papa. Hightech hin oder her: Die Besucherzählung funktioniert<br />

auf dem Bromacker noch geradezu prähistorisch.<br />

14 15


Die Energiewende für<br />

die Landeshauptstadt<br />

Dass die Erde ein gewaltiges Heizkraftwerk<br />

ist, weiß jeder. Sie ist<br />

eine Energie-Quelle, die so gut<br />

wie nie versiegt. Die <strong>SWE</strong> Energie<br />

will diese Erdwärme unter<br />

unseren Füßen nutzen, um damit die Wärmeversorgung<br />

der Landeshauptstadt zu sichern.<br />

„Wenn wir damit Erfolg haben, dann wäre ein<br />

großer Teil unserer Energieversorgung für die<br />

nächsten Jahrzehnte klimaneutral gesichert“,<br />

sagt <strong>SWE</strong> Energie-Chef Karel Schweng. „So<br />

eine Anlage würde es uns ermöglichen, an<br />

365 Tagen im Jahr Wärme und Strom zu gewinnen,<br />

unabhängig von Wind, Sonne und<br />

der politischen Weltlage.“<br />

Die Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) bei<br />

Nacht: Hier entsteht eine Power to Heat-Anlage,<br />

die grüne Energie nutzt – und hier ist eine<br />

Geothermieanlage geplant, die die Wärme tief<br />

unter unseren Füßen nutzen soll<br />

<strong>SWE</strong> Energie-Chef Karel<br />

Schweng (links) und<br />

Oberbürgermeister<br />

Andreas Bausewein vor der<br />

Gas- und Dampfturbinenanlage<br />

(GuD) im<br />

Erfurter Nordosten<br />

Das Nutzen von Erdwärme aus<br />

Schichten mehrere Kilometer<br />

unter unseren Füßen, der Einsatz gewaltiger<br />

Tauchsieder, Wasserstoffgewinnung<br />

mit grüner Windenergie,<br />

Biomasse und Wärmepumpen, Solaranlagen<br />

und Windräder – Wege zur<br />

sauberen Energiegewinnung gibt es<br />

viele. Die Umsetzung braucht<br />

Zeit und sie kostet Geld.<br />

Sehr viel Geld.<br />

Doch der Einsatz von alternativen<br />

Energien ist nicht nur gut für die Umwelt,<br />

auf Dauer könnte dieser Einsatz<br />

erheblich kostengünstiger sein, als<br />

wenn durch Energieversorger weiter<br />

auf fossile Brennstoffe, wie zum Beispiel<br />

Gas, gesetzt wird.<br />

Die <strong>SWE</strong> Energie steht vor gewaltigen<br />

Aufgaben, um die ehrgeizigen Ziele, die<br />

sich das Unternehmen und die<br />

Politik gesetzt haben, zu verwirklichen<br />

Die Idee klingt einfach: Tief unter der Erdoberfläche,<br />

so ab 2.000 Metern, liegt Granit – mehrere Kilometer<br />

mächtig. Je tiefer man ins Erdinnere vordringt, desto<br />

wärmer wird es: Alle hundert Meter erhöht sich (theoretisch)<br />

die Temperatur des Gesteins um rund drei Grad. Bei 1.000<br />

Metern wären es also 30 Grad, 2.000 Metern 60 Grad – und<br />

bei 5.000 Metern rund 150 Grad Celsius. Diese Energie zu<br />

nutzen, um damit zum Beispiel die Fernwärmeversorgung in<br />

Erfurt sicherzustellen, das ist das Ziel. Nur wie an diese Wärme<br />

kommen?<br />

Das Ganze funktioniert, vereinfacht gesagt, so: Kaltes Wasser<br />

gelangt in mehreren Kilometern Tiefe in festen Granit,<br />

wird durch die Erdwärme erhitzt und kommt wieder an die<br />

Oberfläche, um dann schließlich in das Fernwärmenetz der<br />

Landeshauptstadt eingespeist zu werden. „Das ist ein anderes<br />

Prinzip als bisher, wo nach geologischen Anomalien gesucht<br />

und in der Tiefe vorhandenes heißes Wasser aus Sedimentschichten<br />

gefördert wurde“, sagt Karel Schweng. Also<br />

kein Fracking!<br />

So sieht die Erde unter unseren Füßen (siehe Bohrturm) aus<br />

Heißes Wasser sicher aus dem Granit<br />

Hochmoderne Bohrtechniken, die in den vergangenen<br />

Jahren entwickelt wurden, machen das Nutzen der Erdwärme<br />

in großer Tiefe möglich und, wenn alle Voraussetzungen<br />

stimmen, auch finanzierbar. Eine mögliche Technologie<br />

könnte eine mit rund 20cm Durchmesser senkrecht in die<br />

Tiefe geführte Bohrung sein, welche bei vier bis sechs Kilometern<br />

auf heißes Granit trifft, waagerecht abgelenkt wird<br />

und dabei zusätzliche Bohrungen im festen Gestein eine Art<br />

Fächer produzieren.<br />

Dann wird Wasser eingelassen, es strömt durch die erste<br />

Bohrung nach unten, erhitzt sich in dem Fächer tief unten im<br />

Gestein auf rund 130 Grad und gelangt schließlich durch die<br />

zweite Bohrung nach oben. Weil Wärme aufsteigt und Kälte<br />

sinkt, braucht es nicht einmal eine Pumpe. Karel Schweng:<br />

„Das heiße Wasser wird den Temperaturen der Fernwärmeversorgung<br />

angepasst und in unser System eingespeist.“<br />

Schweng: „Die Bohrtechnik hat in den vergangenen Jahren<br />

enorme Fortschritte gemacht. Techniker können senk-<br />

▶ ▶ ▶<br />

© verändert nach Huckriede (2000), TLUBN<br />

16 17


Eine Rohrbrücke an der Gas- und Dampfturbinenanlage<br />

▶ ▶ ▶<br />

rechte Kernbohrungen zu beherrschbaren Kosten in große<br />

Tiefen führen.“ Auch waagerechtes Ablenken beim Bohren<br />

– kein Problem. Die <strong>SWE</strong> Energie hat eine Machbarkeitsstudie<br />

in Auftrag gegeben. Mit dabei u. a. die geotechnik<br />

heiligen stadt GmbH, die Universität Jena und das Landesamt<br />

für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (Referat 81). Ziel<br />

ist es, gesichert herauszufinden, ob der Erfurter Untergrund<br />

für eine Tiefenbohrung geeignet ist und ob sich das Ganze<br />

wirtschaftlich trägt. Dazu werden unter anderem alle vorhandenen<br />

geologischen Daten ausgewertet, die wegen früherer<br />

Erdgasförderungen und Bergbautätigkeiten in Thüringen<br />

reichlich vorhanden sind.<br />

Das Thüringer Becken liegt auf einer Art Granitsockel, der<br />

sich (theoretisch) bestens für die Geothermie eignet: „Doch<br />

zu 100 Prozent sicher ist das nicht. Wir brauchen eine Probebohrung,<br />

damit wir wissen, ob das Granitgestein, das wir<br />

anbohren wollen, auch die notwendigen Eigenschaften besitzt“,<br />

sagt Schweng. Bis zu 25 Millionen Euro würde diese<br />

Bohrung kosten.<br />

Die Geothermie-Anlage würde, wenn aufgrund der Ergebnisse<br />

der Probebohrung grünes Licht gegeben werden kann,<br />

im Nordosten der Landeshauptstadt errichtet – auf dem Gelände<br />

des Gas- und Dampfturbinenkraftwerkes, kurz GuD.<br />

Hier wird mit Gas nicht nur Strom erzeugt, hier wird auch<br />

ein Großteil der Wärme für die Fernwärmeversorgung produziert.<br />

Ein rund 60 Meter hoher Bohrturm müsste errichtet werden<br />

und etwa anderthalb Jahre würde es dauern, bis die<br />

beiden senkrechten Bohrungen und der „Fächer“ im Granit<br />

fertig sind. Die Investitionskosten bis zur Inbetriebnahme<br />

liegen bei mehr als 100 Millionen Euro. Wird die Anlage<br />

gebaut, könnte sie im besten Falle ab dem Jahr 2<strong>02</strong>6 rund<br />

60 Megawatt Energie produzieren – das entspricht gut der<br />

Hälfte der Fernwärmeenergie des ganzen Jahres, was die<br />

GuD mit Erdgasverbrennung für die Stadt Erfurt erzeugen<br />

muss.<br />

Die Laufzeit der Geothermie-Anlage wird auf 20 bis 100<br />

Jahre geschätzt, die einzigen zusätzlichen Kosten würden in<br />

Form von Betriebskosten anfallen.<br />

Tauchsieder nutzt grüne Energie<br />

Probebohrung ist jetzt geplant<br />

Der Wärmespeicher am Standort Iderhoffstraße. Mit der hier gespeicherten Energie<br />

kann Erfurt im <strong>Sommer</strong> zehn Stunden lang mit Wärmeenergie versorgt werden<br />

Ein weiteres Projekt in Sachen alternative Energie wird in den<br />

nächsten Monaten entstehen – ebenfalls auf dem Gelände<br />

der GuD. Ein gewaltiger Tauchsieder soll den Gasverbrauch<br />

des Kraftwerks senken und ein wichtiger Baustein in Sachen<br />

Energiewende werden.<br />

Power to Heat (Strom zu Wärme) heißt das Prinzip, das<br />

hinter dem Ganzen steckt. Und das funktioniert so: In einem<br />

Elektrodenkessel wird mithilfe von Strom kaltes Wasser erhitzt<br />

und das fließt, sobald die richtige Temperatur (ca. 95<br />

Grad) erreicht ist, ins Fernwärmenetz. Die gesamte Anlage<br />

wird vom Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz finanziert, ein<br />

Kooperationsvertrag wurde bereits unterzeichnet.<br />

Die Frage war: Wie kann man mit erneuerbaren Energien<br />

die CO 2<br />

-Emissionen reduzieren, die durch das Beheizen von<br />

Gebäuden entstehen? Eine Möglichkeit in Städten mit Fernwärmeversorgung<br />

wie Erfurt ist die Power-to-Heat-Technologie<br />

(PtH). Dabei wird Strom aus Windkraftanlagen zur<br />

Erzeugung von „grüner Fernwärme“ genutzt. Und das gilt<br />

vor allem für Zeiten, in denen dieser grüne Strom nicht über<br />

die Stromnetze abtransportiert werden kann. Hintergrund:<br />

Wenn die Windparks im Nordosten Deutschlands aufgrund<br />

von Starkwind viel Strom erzeugen und dieser nicht vollständig<br />

vor Ort verbraucht bzw. weitertransportiert werden<br />

kann, müssen Windräder zum Schutz der Stromleitungen<br />

und Umspannwerke vor Überlastung abgeregelt, also<br />

aus dem Wind genommen werden. Das heißt: Grüner Strom<br />

wird gar nicht erst produziert – obwohl die Windräder das<br />

hergeben könnten.<br />

Wie kann man also diesen grünen Strom dennoch produzieren<br />

und nutzen, ohne dass die Netze zusammenbrechen?<br />

Ganz einfach: Der Strom wird in einen Elektrodenkessel<br />

umgelenkt, der das Wasser erhitzt und dann in das Fernwärmenetz<br />

abgibt. Während der Elektrodenkessel in Betrieb ist,<br />

macht das gasbetriebene Kraftwerk Pause. Somit entsteht<br />

ein doppelter Nutzen: Erneuerbare Energien werden besser<br />

ausgenutzt und zusätzlich wird die Verbrennung fossiler<br />

Brennstoffe reduziert.<br />

Übrigens: Die Kooperation zwischen den <strong>SWE</strong> und 50Hertz<br />

beruht auf einer Regelung im Energiewirtschaftsgesetz<br />

(EnWG), die Ende 2<strong>02</strong>3 ausläuft. Aufgrund dieser Regelung<br />

können Übertragungsnetzbetreiber die Kosten für die Errichtung<br />

von PtH-Anlagen übernehmen, wenn dadurch kostengünstig<br />

und effizient Netzengpässe beseitigt werden. Das ist<br />

in Erfurt der Fall, weshalb 50Hertz die Investitionen in die Anlage<br />

in Höhe von rund acht Millionen Euro schultert.<br />

Erneuerbare Energien besser nutzen<br />

„Das Prinzip ‚Nutzen statt Abregeln‘ ist volkswirtschaftlich<br />

und ökologisch sinnvoll, weil das Potenzial der erneuerbaren<br />

Energien dadurch besser ausgeschöpft wird“, sagt Dr. Dirk<br />

Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von<br />

50Hertz. Und weiter: „In Erfurt entsteht die neunte PtH-Anlage,<br />

die Stadtwerke oder andere regionale Energieversorger in<br />

Kooperation mit 50Hertz errichten. Insgesamt steht der Systemführung<br />

von 50Hertz damit in naher Zukunft ein Gesamtpotenzial<br />

von rund 200 Megawatt zur Verfügung, um Netzengpässe<br />

zu entschärfen und zugleich Strom aus Windkraftanlagen<br />

ins Gesamtsystem zu integrieren. Langfristig ist ein<br />

Vielfaches an PtH-Leistung erforderlich, um die Fernwärmenetze<br />

klimafreundlich zu machen. Dafür muss der Gesetzgeber<br />

jedoch die entsprechenden regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

schaffen.“<br />

Zusätzlich plant die <strong>SWE</strong> Energie entsprechend ihrer „Wärmenetzstrategie<br />

2040“, eigene Windkraftanlagen optional zu<br />

betreiben und diesen gewonnenen grünen Strom in weiteren<br />

Power-to-Heat-Anlagen in Wärme für die Haushalte umzuwandeln.<br />

„Das kann den Erfurterinnen und Erfurtern eine<br />

stabile und unabhängige Wärmeversorgung sichern“, sagt<br />

Karel Schweng, Geschäftsführer <strong>SWE</strong> Energie. Unterm Strich<br />

ist diese Methode, Wärme zu schaffen, auf Dauer günstiger,<br />

als weiter immer teurer werdendes Gas zu verheizen.<br />

Henry Köhlert (Text) Steve Bauerschmidt, Andreas Hultsch (Fotos)<br />

18<br />

19


Wenn MIETER zu<br />

Stromproduzenten werden<br />

„Herrlich, wenn alles gerettet wird“<br />

Viele Hausbesitzer installieren sich<br />

Solarzellen aufs Dach, um ihre Stromkosten<br />

zu senken. Und die Mieter? Sie<br />

können das natürlich auch! Das Zauberwort<br />

heißt: „Mieterstrom“. Wenn<br />

Eigentümer und Mieter sich einig sind,<br />

gibt es günstigen Ökostrom auch in<br />

Mehrfamilienhäusern<br />

Kathrin Herrmann vom Sparkassen Immobilienmanagement<br />

und Alexander Köhler von der <strong>SWE</strong> Energie<br />

Das Modell Mieterstrom funktioniert so: Die Hauseigentümer<br />

stellen den Erfurter Stadtwerken das Dach<br />

zur Verfügung, die <strong>SWE</strong> Energie GmbH errichtet darauf<br />

eine Photovoltaikanlage. Der erzeugte Strom wird von der<br />

<strong>SWE</strong> Energie GmbH als Anlagenbetreiberin an die Mieter verkauft,<br />

die sich für den Mieterstrom entschieden haben. Der<br />

nicht von den Mietern verbrauchte Strom wird in das Stromnetz<br />

eingespeist. Scheint die Sonne einmal nicht oder reicht<br />

die selbst erzeugte Energie nicht aus, ist die Stromversorgung<br />

durch die <strong>SWE</strong> Energie GmbH zum Mieterstrompreis gesichert,<br />

ebenfalls umweltfreundlich erzeugt aus Wasserkraft.<br />

Aktuell arbeitet die <strong>SWE</strong> Energie GmbH an einer weiteren<br />

Variante des Mieterstroms: Der Hauseigentümer investiert in<br />

die Photovoltaikanlage und betreibt diese. Den gewonnenen<br />

Strom verkauft der Eigentümer dann an die <strong>SWE</strong> Energie<br />

GmbH, welche in diesem Lieferketten-Modell ebenfalls die<br />

Kundenanlagenbetreiberin ist. Dieser lokal erzeugte und mit<br />

Reststrom angereicherte Mieterstrom wird dann an interessierte<br />

Mieter verkauft.<br />

Vorteil: Die Kosten liegen unterhalb vergleichbarer Stromprodukte<br />

und sind laut Gesetz auf 90 % des örtlichen Grundversorgungspreises<br />

gedeckelt.<br />

In den Erfurter Auenhöfen startete 2017 das erste Mieterstromprojekt.<br />

Die Immobiliensparte der Sparkasse Mittelthüringen<br />

wurde daraufhin auf das Mieterstrom-Modell aufmerksam.<br />

Die Energie-Experten der <strong>SWE</strong> Energie GmbH nahmen<br />

Mitte 2019 Kontakt auf, um über Möglichkeiten auch für Neubauprojekte<br />

zu sprechen. Das Gespräch überzeugte die zuständigen<br />

Mitarbeiter vom Sparkassen-Immobilienmanagement<br />

und sie ließen zwei Neubauten<br />

in der Friedrich-Engels-Straße 34 - 35<br />

e mit PV-Anlagen zusätzlich zur Dachbegrünung<br />

planen. Alle Mieter können<br />

beziehungsweise konnten sich<br />

beim Einzug entscheiden, ob sie Mieterstrom<br />

über die PV-Anlage beziehen<br />

wollen oder nicht. „Die meisten<br />

Bewohnerinnen und Bewohner unserer<br />

zwei Immobilien in der Friedrich-Engels-Straße<br />

haben sich für<br />

den Mieterstrom entschieden“, freut<br />

sich Kathrin Herrmann vom Immobilienmanagement<br />

und sieht im Mieterstrom<br />

eine Win-win-Situation für Vermieter<br />

und Mieter. Die Wohnanlagen<br />

werden durch ein Mieterstromangebot<br />

attraktiver, weil die Nebenkosten<br />

sinken und die Mieter freuen sich natürlich<br />

über die vergleichsweise geringeren<br />

Stromkosten.<br />

Für die Stadtwerke ist das Mieterstrom-Modell<br />

eine Grundlage, um die<br />

Energiewende in die Städte zu holen<br />

und Mietern die Chance geben<br />

zu können, sich aktiv zu beteiligen.<br />

Schließlich sind die Mehrzahl der Erfurterinnen und Erfurter<br />

keine Hauseigentümer, sondern wohnen zur Miete.<br />

In Erfurt realisierten die Stadtwerke bis jetzt vier Mieterstromprojekte,<br />

zwei davon mit der Sparkasse Mittelthüringen<br />

als Partner mit jeweils 54,7 kWp und 39,9 kWp Leistung und<br />

mehr als 150 Mieterinnen und Mietern, die jetzt ihren günstigen<br />

Ökostrom bekommen.<br />

Das Potenzial für Mieterstrom ist in Thüringen groß. Das<br />

Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz<br />

geht von 11.000 Wohngebäuden aus, die sich für dieses Modell<br />

eignen.<br />

Weitere Infos zum Mieterstrom gewünscht?<br />

www.swe-energie.de/mieterstrom<br />

Die Erfurter Restauratorin Sandra<br />

Meinung hat die Glasfenster der Kapelle<br />

von Schloss Reinhardsbrunn restauriert<br />

Die einzelnen Glasscheiben, eingefasst von einem Rahmen<br />

aus Blei, sind teilweise jeweils nur einen Millimeter dünn.<br />

Rund 160 Jahre sind sie alt. Der Staub der Zeiten haftet<br />

in dicken Krusten an den Glasoberflächen. Manche Gläser haben<br />

Sprünge. Andere sind zerbrochen. Wieder andere fehlen komplett.<br />

Mit ruhiger Hand verhilft Sandra Meinung den uralten Fenstern zu<br />

frischem Glanz und Durchsichtigkeit. Zwei Jahre lang saß sie immer<br />

mal wieder an dem Auftrag, die Bleiglasfenster der Kapelle von<br />

Schloss Reinhardsbrunn zu restaurieren. Vor wenigen Tagen ist sie<br />

fertig geworden.<br />

„Das waren zehn große Fenster mit jeweils 25 einzelnen Feldern“,<br />

sagt die Diplomrestauratorin für Glasmalerei und Glasfenster.<br />

„Mir war die Arbeit an jedem einzelnen Stück sehr wichtig.<br />

Es ist doch herrlich, wenn das alles gerettet werden<br />

kann.“<br />

Schloss Reinhardsbrunn südlich von Gotha ist bis hinein in die<br />

jüngste Zeit wichtiger Ort der Thüringer Landesgeschichte. Über das<br />

gesamte Mittelalter hinweg war das ehemalige Hauskloster der Thüringer<br />

Landgrafen das geistige Zentrum der Region. Im Bauernkrieg<br />

zerstört, diente es später als Jagdschloss, wurde im 19. Jahrhundert<br />

zur <strong>Sommer</strong>residenz des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha im neugotischen<br />

Stil umgebaut, dann als Hotel genutzt und lieferte schon<br />

lange nach der Wende einen Enteignungskrimi mit glücklichem Ausgang.<br />

Thüringen konnte 2<strong>02</strong>1 das inzwischen fast verfallene Ensemble<br />

vom bisherigen Eigentümer gerichtlich enteignen lassen. Das war<br />

auch die Zeit, in der Sandra Meinung erstmals die bedrohte Schönheit<br />

der Kapelle aus dem 19. Jahrhundert erleben durfte.<br />

„Es war für mich eine glückliche Fügung, dass die mit der Sanierung<br />

beauftragte Firma Denkmalplan aus Körner mich als Glasrestauratorin<br />

beauftragt hat, die Kirchenfenster zu restaurieren“, sagt<br />

die 51-Jährige.<br />

In den ersten zwei Jahren hat der Freistaat rund 3,1 Millionen Euro<br />

investiert, um das Schloss zu retten. Derzeit werden die Sicherungsarbeiten<br />

fort- und das Dach der Schlosskapelle instand<br />

gesetzt. Große Gerüste hüllen das Gebäude ein.<br />

Im Zuge der Sanierung werden die Fensterfelder<br />

dann demnächst an ihrem jeweils alten Platz wieder<br />

eingesetzt. Und noch hofft die Restauratorin<br />

auf ein kleines Wunder. Denn bei Renovierungsarbeiten<br />

zwischen 1981 und 1985 verschwanden<br />

aus allen zehn Fenstern die Medaillons mit farbigen,<br />

gemalten Wappen. „Wer sie damals gerettet<br />

hat oder wer weiß, wo sie abgeblieben sind, soll<br />

sich unbedingt melden“, hofft sie auf eine Spur zu<br />

den kreisrunden Scheiben.<br />

Zehn große Kirchenfenster hat Sandra Meinung restauriert.<br />

Noch hofft sie, dass die um 1984 verschwunden<br />

Wappenfelder auftauchen (kl. Foto)<br />

Matthias Thüsing (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

20<br />

Ivo Dierbach (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

21


Drei Zellen im<br />

Landtagskeller<br />

Das heutige Landtagsgebäude beherbergte<br />

zwischen 1936 und 1945 auch die Gestapo.<br />

Eine Haftzelle (kl. Foto) im Untergeschoss<br />

erinnert noch heute an diese dunkle Zeit<br />

Weiß getünchte<br />

Betonwände, Stahltüren mit<br />

einfachem Kastenschloss und<br />

klassische Metallgitter:<br />

Im Keller des heutigen Abgeordneten-<br />

und Fraktionsgebäudes im<br />

Thüringer Landtag befindet<br />

sich noch immer eine von ehemals<br />

drei Arrestzellen aus der<br />

Erbauungszeit des Gebäudes<br />

zwischen 1936 und 1939<br />

Matthias Thüsing (Text) Thüringer Landtag (Fotos)<br />

Einkerkerungen musste zwar hier zu Landtagszeiten<br />

niemand fürchten – sieht man einmal ab von den Portraits<br />

der CDU-Fraktionsführungen in den 1990erund<br />

2000er-Jahren. Denn nach der politischen<br />

Wende von 1989 dienten die Zellen als Lagerräume. Die<br />

Unionsfraktion hatte hier lange Jahre ihre Werbe- und Informationsmaterialien<br />

untergestellt. „Zu dieser Zeit war<br />

die Geschichte des Ortes noch nicht so richtig im Bewusstsein<br />

des Hauses angekommen“, sagte Georg Lamers. Er<br />

hatte sich ab 2010 innerhalb der Landtagsverwaltung sehr<br />

dafür eingesetzt, dass wenigstens einer der Hafträume im<br />

Untergeschoss als Gedenkort eingerichtet wird.<br />

Denn tief hier unten im Keller wird die dunkle Seite des Behördenbaus<br />

offensichtlich. Mit Fertigstellung des Hauses war<br />

hier an der heutigen Arnstädter Straße die Geheime Staatspolizei<br />

(Gestapo) im preußischen Regierungsbezirk Erfurt<br />

eingezogen. Sie nutzte Erdgeschoss und 1. Stock im Südflügel<br />

des Gebäudes – und tief im Untergeschoss die Haftzellen.<br />

Vom <strong>Sommer</strong> 1939 an hatten in diesen Zellen für ungezählte<br />

NS-Opfer zum Teil monate- oder jahrelange Leidenswege<br />

ihren Ausgangspunkt. Von hier aus überstellte<br />

die Gestapo die Beschuldigten in Konzentrationslager oder<br />

Haftanstalten. In den oberen Stockwerken wurde verhört,<br />

im Keller warteten die Häftlinge darauf, wie es für sie weiterging.<br />

Dabei blieben die Zellen Zeit ihres Bestehens seltsam<br />

provisorisch. Eingebaut in Luftschutzräume unter dem<br />

Behördenkomplex sollten sie anfangs nur die Zeit überbrücken,<br />

bis die Gestapo in eine größere Zentrale umzieht. Doch<br />

dazu kam es nicht, nachdem der Thüringer Gauleiter Fritz<br />

Sauckel das bis dahin preußische Erfurt de facto in seinen<br />

Machtbereich eingliedern konnte und die Gestapozentrale<br />

in Erfurt 1941 nur noch Außenstelle der thüringischen Zentrale<br />

in Weimar war.<br />

Dieser frühe Umzug erklärt auch, warum Erfurt nur mit<br />

drei relativ kleinen Zellen auskam. Zwar war die vordringliche<br />

Aufgabe der Gestapo ab 1936 die Bekämpfung der politischen<br />

und ideologischen Gegner von Regime und Nationalsozialismus.<br />

Doch orientierte sich die Arbeit in den ersten<br />

Jahren der NS-Diktatur noch lange an der Methodik der klassischen<br />

Polizeiarbeit. Nach erfolgten Verhören wurden die<br />

Häftlinge an andere Dienste überstellt. Die innere Radikalisierung<br />

der Polizei zu einem totalitären Machtinstrument mit<br />

seriellen Exekutionen politischer Gegner oder tagelangen Folterungen<br />

im Gestapo-Gewahrsam erfuhr ihre extreme Zuspitzung<br />

vor allem während der letzten Kriegsjahre. Da aber war die Thüringer<br />

Zentrale schon lange nach Weimar umgezogen, wo man<br />

im Marstall ein weit größeres Gefängnis betrieb.<br />

Dennoch wurden auch im heutigen Landtagskeller noch nach<br />

1941 Staatsfeinde oder geflüchtete Zwangsarbeiter festgesetzt<br />

und nicht selten von hier aus in den Tod geschickt. „Lange Zeit<br />

hieß es in der Verwaltung, dass dort unten im Keller vermutlich<br />

nicht allzu viel Schlimmes passiert sei“, erinnerte sich Lamers.<br />

Und erst mit zunehmendem Erkenntnisgewinn der historischen<br />

Forschung erkannte die Landtagsverwaltung, dass es so nicht<br />

weitergehen konnte. Drang doch immer stärker ins Bewusstsein,<br />

dass das heutige Landtagsgebäude das sogenannte „Judenreferat“<br />

der Gestapo für ganz Thüringen beherbergt hatte. In den<br />

oberen Geschossen war die Deportation der Thüringer Juden<br />

ab dem Frühjahr 1942 geplant worden. Im Mai 2012 richtete die<br />

Landtagspräsidentin Birgit Diezel daher in der letzten, weitgehend<br />

im Originalzustand erhaltenen Zelle den „Erinnerungsort<br />

Thüringer Landtag“ ein.<br />

Der Ort gehört bis heute zum offiziellen Programm des Landtagspräsidiums<br />

etwa bei Botschafterbesuchen. Auch im Rahmen<br />

von Landtagsbesichtigungen wird dieser Gedenkort von Besuchergruppen<br />

regelmäßig angesteuert.<br />

22 23


Hier gibt’s EVAG-Fahrscheine?!<br />

Das <strong>SWE</strong> Journal war wieder auf Stippvisite bei zwei EVAG Agenturen. Die<br />

Agenturen haben das gesamte EVAG Sortiment im Angebot – von A wie Abo<br />

über B wie Beratung bis Z wie Zusatztickets für Hunde oder Fahrräder<br />

Herzlich unterm<br />

Blätterdach<br />

TICKETS IM GRÖSSTEN GARTEN THÜRINGENS<br />

Wer Erfurt sagt, muss auch egapark sagen – mitten im Herzen<br />

Thüringens vereint der egapark eine einzigartige Vielfalt<br />

verschiedenster Gärten und Erlebniswelten. Hier finden Blumen-<br />

und Pflanzenbegeisterte, Spielkinder, Entdecker und Ruhesuchende<br />

aller Generationen ihre grünen, bunt-duftenden<br />

oder abenteuerreichen Oasen. Das egaparkeigene Besucherzentrum<br />

ist für viele Gäste – ob aus Erfurt, Thüringen oder der<br />

ganzen Welt – erste Anlaufstelle vor ihrem Parkbesuch.<br />

Hier kümmern sich Shop-Managerin Anja Freche-Mentzel<br />

und ihr Team um die Belange der Gäste.<br />

Sie beraten zu der richtigen Eintrittskarte, geben<br />

Tipps, wo es gerade blüht oder wie es zum Danakil<br />

geht. „Viele Kunden sind dann erstaunt, was wir<br />

hier alles im Laden anbieten. Die meisten Produkte<br />

sind aus der Region, unser Honig kommt natürlich<br />

direkt vom egapark“, sagt Anja Freche-Mentzel<br />

und lacht. Sie sorgt dafür, dass es auch immer wieder<br />

neue Artikel ins Sortiment schaffen. Neben den typischen<br />

egapark-Souvenirs wie Magnete oder Postkarten<br />

werden zum Beispiele Brunnenkressepesto aus<br />

Erfurt und Öle aus Schmalkalden angeboten. Gartenliebhaber<br />

finden alles von Literatur über Gartenwerkzeug<br />

bis hin zu Sämereien vor – natürlich auch<br />

die passenden Tickets für die Straßenbahn.<br />

Das Besucherzentrum am Haupteingang des<br />

egaparks hat in der Hauptsaison dienstags bis<br />

sonntags von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet.<br />

SCHNÄPPCHEN EN MASSE<br />

Kurz hinter der Erfurter Stadtgrenze – in Ichtershausen im Ilm-<br />

Kreis – wartet ein echtes Schnäppchenparadies auf Sparfüchse.<br />

Auf rund 100 Quadratmetern Verkaufsfläche tummeln<br />

sich jede Menge reduzierter Markenwaren<br />

und Sonderposten. Es ist das Reich von Karsten<br />

Thiele. „Ich habe mir mit dem Schnäppchenparadies<br />

meinen Traum vom eigenen kleinen Laden<br />

erfüllt“, sagt er. Früher arbeitete Karsten Thiele<br />

als Busfahrer, war zehn Jahre in der Schweiz unterwegs.<br />

Karsten Thiele: „Ich hatte viel Schichtdienst.<br />

Davon wollte ich weg. Mit einem eigenen<br />

Laden hatte ich schon immer geliebäugelt.“<br />

Wer durch das Geschäft stöbert, findet ein buntes<br />

Sortiment an Artikeln (manche sind aus großen<br />

Teleshoppingkanälen bekannt, andere sind<br />

Rückläufer großer Online-Verkaufshäuser). Zum<br />

Sortiment zählen zum Beispiel Pflegeprodukte,<br />

Deko, Spielsachen oder auch Kinderpools. Karsten<br />

Thiele: „Unsere Verkaufsschlager sind neben<br />

verschiedenen Cremes vor allem die Duftkerzen.<br />

Die Kerzen sind sehr hochwertig, halten besonders<br />

lange und duften bis zum Schluss. Das mögen<br />

meine Kunden.“<br />

Das Schnäppchenparadies in der Wachsenburgstraße 7a in<br />

Ichtershausen hat montags bis freitags von 8:00 bis 18:00 Uhr<br />

geöffnet, samstags von 8:00 bis 12:00 Uhr.<br />

Erfurts zweitälteste Gaststätte,<br />

das Gasthaus „Zum Birnbaum“<br />

in Hochheim, wird seit fast 50 Jahren<br />

von den Fienholds familiär geführt<br />

▶ ▶ ▶<br />

Hannes Sperling (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

24<br />

25


Zum Glück konnte Corona den beiden<br />

Frohnaturen nicht in die Parade<br />

fahren. Der „Birnbaum“ ist Familienbesitz.<br />

Ein Vorteil, wenn keine Miete<br />

anfällt. Trotzdem muss Uwe Fienhold<br />

künftig etwas kürzertreten. Die Gesundheit.<br />

Vor kurzem stand eine Augen-OP<br />

an. Der stressige Job verlangt<br />

seinen Tribut. Was aber nicht auf Kosten<br />

der Qualität der Speisen geht. Strammer<br />

Max, Bauernfrühstück, Schnitzel,<br />

Rostbrätel, Sülze, Feuerfleisch, Bratkartoffeln,<br />

Knobländer – das erfreut nicht<br />

nur des Thüringers Herz. Und ab dem<br />

Herbst steht auch wieder die halbe Ente<br />

auf der Karte.<br />

❶<br />

▶ ▶ ▶<br />

Von Michael Keller (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Das Blätterdach einer riesigen Kastanie wölbt<br />

sich wie ein Baldachin über den Garten des<br />

Gasthauses „Zum Birnbaum“ in Hochheim.<br />

Acht Trompetenbäume, zwei Canna-Pflanzen<br />

und Blumenkästen bilden zwischen den Tischen jenes<br />

Ambiente, ohne das ein gemütlicher Biergarten nun mal<br />

nicht auskommt. Die Pflege ist Sache von Uwe Fienhold,<br />

dem Wirt der wohl zweitältesten Erfurter Gaststätte. „Er<br />

macht aus den einfachsten Pflanzen riesige Bäume“, sagt<br />

seine Frau Margit lachend. Das prachtvolle <strong>Sommer</strong>flair<br />

im Freien entschädigt für die Arbeit, die drinsteckt. Und<br />

die dankbaren Gäste wissen es zu schätzen. Auch, dass<br />

hier die Herzlichkeit schon immer ein Markenzeichen ist.<br />

Der „Birnbaum“ in der Wagdstraße in Hochheim ist eine<br />

gute Adresse und man tut gut daran, vorzubestellen. Denn<br />

was gibt es Schöneres, als unterm Laubdach, umgeben von<br />

viel Grün, sein Bier zu trinken und dazu etwas aus Topf und<br />

Pfanne zu genießen. Wie es bei der Ersterwähnung der Lokalität<br />

im Jahr 1923 – es gibt auch Quellen, die sogar bis<br />

auf das Jahr 1897 zurückgehen – gewesen ist, kann heute<br />

nicht mehr zurückverfolgt werden. Das Gedächtnis von Margit<br />

(61) und Uwe Fienhold (64) reicht aber zumindest bis zum<br />

2. April 1974 zurück. Da eröffneten die Fienhold-Eltern das<br />

Lokal, nachdem sie es gekauft hatten.<br />

Schon zu Ost-Zeiten war das Lokal oft „rammelvoll“, sagt<br />

Uwe Fienhold. In den 60er Jahren fuhr man noch mit dem<br />

elektrischen O-Bus, der an Oberleitungen hing, nach Hochheim.<br />

Ein sehr früher Vorreiter der Energiewende wenn man<br />

so will. Es gab unendlich viele Stammgäste. Vor allem Arbeiter<br />

aus den großen Erfurter Betrieben kamen regelmäßig<br />

nach Schichtschluss am Abend mit dem Bus nach Hochheim<br />

und fuhren dann mit dem letzten „Lumpensammler“ um<br />

0.40 Uhr wieder nach Hause. „Einige aus dieser Zeit beehren<br />

uns heute noch“, sagt die Hausherrin. Nach der Wiedervereinigung<br />

kam alles trotzdem etwas ins Stocken. Als<br />

die Großbetriebe zusammenbrachen, blieben die Schichtarbeiter<br />

aus. Aber trotzdem überlebte der „Birnbaum“. Und es<br />

dauerte nicht lange, dass sich das Gasthaus winters drinnen<br />

(60 Plätze), wo ein großer Kachelofen für wohlige Wärme<br />

im urig-rustikalen Ambiente sorgt, und sommers draußen<br />

(60 Plätze), wieder füllte.<br />

Vor 43 Jahren liefen sich Margit und Uwe über den Weg.<br />

„Ich hab ihn aus Daberstedt befreit“, sagt die Wirtin, begleitet<br />

von einem herzlichen Lachen. Sie sei von Anfang an<br />

mit dabei gewesen, erinnert sich die, wie sie gern betont,<br />

„waschechte“ Hochheimerin. Kochen konnte sie zwar nicht.<br />

Aber das hat sie von der Fienhold-Mutter schnell gelernt.<br />

Was sich heute als Kochkunst für eine gut bürgerliche Karte<br />

mit deutlichem Thüringer Bezug auszahlt und den Gästen<br />

kulinarische Freuden bereitet. „Wenn ich kochen würde,<br />

käme keiner mehr“, sagt Uwe Fienhold und grinst spitzbübisch.<br />

Am Wochenende arbeiten, an Feiertagen<br />

zuweilen auch. „Wer sich auf<br />

ein Lokal einlässt, muss das aushalten“,<br />

sagt Uwe Fienhold. Der Arbeitstag<br />

beginnt mittags und endet oft erst<br />

um zwei Uhr in der Früh. Einkaufen, kochen,<br />

servieren, abwaschen, saubermachen<br />

– ein ewiger Kreislauf eines Gastronomen.<br />

„Ein gut geführtes Gasthaus<br />

läuft halt nur, wenn man hinterher ist“,<br />

sagt der Wirt, der pro Schicht auf einige<br />

Kilometer Laufstrecke kommt. Die<br />

Hoffnung, zur Entlastung geeignetes<br />

Personal zu finden, haben die beiden<br />

aufgegeben. Zig Versuche scheiterten.<br />

„Hat nichts gebracht, daher machen<br />

wir es eben allein weiter“, ergänzt<br />

seine Frau. Mit einer etwas reduzierten<br />

Karte, mit verkürzten Öffnungszeiten.<br />

Montag und Dienstag sind nun Ruhetage,<br />

von Mittwoch bis Samstag wird<br />

von 17 bis 23 Uhr bedient, am Sonntag<br />

ist eine Doppelschicht – von 11.30<br />

bis 14.30 Uhr und von 17 bis 21 Uhr angesagt.<br />

„Mittwoch und Donnerstag ist<br />

es immer am vollsten. Keiner weiß warum“,<br />

sagt Margit Fienhold noch. Und<br />

lacht herzlich.<br />

Gasthaus „Zum Birnbaum“<br />

Wagdstraße 2, 99094 Erfurt<br />

Tel. 0361 2259703<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mi bis Sa 17.00 – 23.00 Uhr;<br />

So 11.30 – 14.30 Uhr<br />

und 17.00 – 21.00 Uhr<br />

1 Hier zapft der Chef noch selber und serviert am Tisch. Uwe Fienhold ist der<br />

erste Mann vom „Birnbaum-Service“<br />

2 Uriges Ambiente mit einem gesetzten Kachel-Umluftofen im Schankraum.<br />

Ideal für kalte Wintermonate<br />

3 Der Biergarten ist das Herzstück. Wer hier einkehrt, findet zwei herzliche<br />

Menschen und jede Menge Labsal<br />

❷<br />

❸<br />

26 27


Großeinsatz am<br />

STEIGERWALDSTADION<br />

Im Erfurter Steigerwaldstadion üben<br />

Polizisten ein Szenario, das hoffentlich nie<br />

eintritt. Wie werden sie die Situation<br />

bewältigen? Wir waren live dabei<br />

Höchste Anspannung im Einsatz – auch wenn<br />

es sich nur um eine Übung handelt<br />

Von Ivo Dierbach (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Nicht viele Einsatzkräfte sind vor Ort –<br />

im und am Steigerwaldstadion. Doch<br />

dann gehen mehrere Notrufe ein.<br />

Gemeldet wird ein Verkehrsunfall mit<br />

Personenschaden in der Arnstädter<br />

Straße gegenüber der Westtribüne. Routineeinsatz –<br />

Absperrung, Erste Hilfe. Doch plötzlich hören die<br />

Polizisten Schüsse. Sie kommen aus den Katakomben<br />

der Westtribüne. Menschen fliehen von dort<br />

schreiend in alle Richtungen.<br />

Die Polizistinnen und Polizisten sind jetzt nicht<br />

mehr bei einem ruhigen Routineeinsatz. Die Lage<br />

ist unklar: Bewaffnete und verletzte Menschen –<br />

eine „Lebensbedrohliche Einsatzlage“, kurz im Polizeideutsch<br />

LebEL genannt. Das SEK ist in Altenburg<br />

bei einem Bundesvergleichskampf und wäre<br />

erst in mehr als einer Stunde vor Ort. So viel Zeit<br />

bleibt nicht. Es gilt Leben zu retten und die Täter zu<br />

bekämpfen bzw. unschädlich zu machen. Der Zugführer<br />

Philip Schirmer entscheidet: Reingehen. Die<br />

Schutzausrüstung wird angelegt. Fünf Trupps rücken<br />

mit Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet<br />

in einem „Gänsemarsch“ vor. Aufklärung aus der<br />

Luft kommt von einer schweren Drohne mit Wärmebildkamera.<br />

Der Erste im Trupp trägt jeweils ein ku-<br />

▶ ▶ ▶<br />

28 29


Das<br />

Szenario hat<br />

sich der<br />

32-jährige<br />

Zugführer<br />

Philip Schirmer<br />

ausgedacht<br />

Seit 140 Jahren<br />

Straßenbahn in Erfurt<br />

▶ ▶ ▶<br />

gelsicheres Schutzschild. Vor der Tribüne steht ein alter VW<br />

Sharan. Der Fahrer ist tot, davor liegt eine verletzte Person,<br />

die um Hilfe ruft. Auch wenn die Entscheidung schwerfällt,<br />

zuerst muss der Ort gesichert werden, dann kann eine Erstversorgung<br />

vorgenommen und die Person aus der Gefahrenlage<br />

befreit werden. Schon fallen die ersten Schüsse auf<br />

die Beamten. Sie gehen in Deckung. Ein Schütze verschanzt<br />

sich hinter einer Holzsäule. Ein Beamter geht in die Knie –<br />

getroffen. Er wird sofort aus der Gefahrenzone gezerrt und<br />

versorgt. Im Kreuzfeuer der Bereitschaftspolizisten fällt der<br />

Täter zu Boden. Sich gegenseitig absichernd rücken die Beamten<br />

weiter vor.<br />

Schnelligkeit rettet Leben. Es werden noch mehrere bewaffnete<br />

Personen unterhalb der Westtribüne vermutet.<br />

Eine schmale Wendeltreppe aus Metall führt zu den Räumen,<br />

wo die Täter vermutet werden. Hier zögert der erste<br />

Trupp. Das Hinuntergehen ist sehr gefährlich, da die Polizisten<br />

dann gute Zielscheiben für die Täter abgeben. Es wird<br />

mit einschüchternden Schreien versucht: „Polizei! Legen Sie<br />

die Waffen weg. Kommen Sie mit erhobenen Händen nach<br />

draußen!“ Es kommt eine Antwort in Form von Schüssen.<br />

Geschützt durch die schussfesten Schilder erwidert der erste<br />

Trupp das Feuer. Die anderen Gruppen sichern das Gelände<br />

und bereiten sich vor, auch in das Gebäude zu stürmen.<br />

Plötzlich Stille. Der Schütze im Inneren des Gebäudes ist<br />

kampfunfähig. Der erste Trupp kann nach unten gehen. Die<br />

Polizisten sichern jede Ecke im Raum und kümmern sich um<br />

den schwer verletzten Täter. Die stark blutende Schusswunde<br />

wird abgebunden. Nun kommen die restlichen Beamten<br />

nach unten, übernehmen die Sicherung. Ein Stöhnen ist zu<br />

hören. Eine verletzte Person liegt im Nebenraum auf dem<br />

Boden. Zuerst wird der Raum gesichert, dann leistet ein Beamter<br />

Erste Hilfe. Ob es Täter oder Opfer ist, kann nicht sofort<br />

festgestellt werden, jedenfalls ist die Person unbewaffnet.<br />

Der Truppführer befiehlt: Weiterrücken. In Reihe, die<br />

Hand auf die Schulter des Vordermanns und nach allen Seiten<br />

absichernd geht es zu einem langen Korridor mit vielen<br />

Zimmern. Irgendwo muss noch jemand sein! Ja, kurz ist eine<br />

MP5 Maschinepistole an einem Türrahmen zu sehen. Schüsse!<br />

Der Truppführer geht zu Boden und wird schnell aus der<br />

Schusslinie gezerrt. Trupp zwei unterstützt nun mit Sperrfeuer,<br />

damit der erste Trupp weiter vorrücken kann. Raum für<br />

Raum sichern die Polizisten. Kommunikation untereinander<br />

ist hier sehr wichtig.<br />

Schließlich kommen sie an die Tür, von der mit der Maschinenpistole<br />

das Feuer eröffnet wurde. Ein schneller Blick. Nur<br />

Dunkelheit, keine Geräusche. Die Anspannung wächst. Tief<br />

durchatmen, ein Klopfen auf die Schulter des Vordermanns<br />

und der Sturm mit lautem Gebrüll beginnt. Die Gegenwehr<br />

aus einer dunklen Ecke ist nicht mehr zielgenau. Die Kugeln<br />

prallen vom Schutzschild ab. Anscheinend ist der Täter bereits<br />

beim ersten Scharmützel getroffen worden. Zwei Beamte<br />

stürzen sich auf ihn, legen Handschellen an. Das Gebäude<br />

ist nun gesichert.<br />

Im Hintergrund ein lauter Geräuschemix von einem rückwärts<br />

abgespielten Shakira-Song, von Straßengeräuschen<br />

aus Neu Delhi, von Motorengeräuschen und von Kindergeschrei.<br />

Wie? Alle Waffen sind blau. Irgendetwas stimmt doch<br />

hier nicht? Täter und Opfer sind Polizisten! Eine Übung. Die<br />

künstliche Geräuschkulisse soll die Kommunikation erschweren.<br />

Es werden nur Farbkugeln verschossen.<br />

Das Szenario hat sich der 32-jährige Zugführer Philip Schirmer<br />

ausgedacht. Vorlagen sind hier keine Krimis, sondern reale<br />

Ereignisse. „Solche Übungen brauchen wir, um das taktische<br />

Vorgehen und die medizinische Erstversorgung bei<br />

einer lebensbedrohlichen Einsatzlage zu trainieren“, sagt<br />

Einsatzleiter Philip Schirmer. „Zum Glück ist das Szenario kein<br />

Routineeinsatz wie das Absichern von Großveranstaltungen.<br />

Aber wenn so etwas passiert, müssen wir vorbereitet sein.<br />

Nicht immer ist das SEK sofort zur Stelle.“ So schaut Schirmer<br />

immer nach potenziellen Trainingsorten. Das Steigerwaldstadion<br />

geriet in den Blick, nicht wegen der Fußballspieleinsätze,<br />

sondern als er einen Gerichtsprozess im Parksaal<br />

des Steigerwaldstadions absicherte und einfach nachfragte.<br />

Wieso findet ein Gerichtsprozess im Stadion statt? Manchmal<br />

ist ein Gerichtssaal zu klein. Der große Parksaal im Stadion<br />

eignet sich auch als Gerichtssaal gut. Ein weiterer Pluspunkt:<br />

Es gibt Gefängniszellen in der Arena. Aber das ist eine<br />

andere Geschichte.<br />

Ortskenntnisse sind<br />

bei einem kritischen<br />

Einsatz von Vorteil<br />

Das Video zur Übung sehen Sie auf unserem<br />

<strong>SWE</strong> live – YouTube-Kanal. Einfach QR-Code<br />

scannen oder stöbern unter:<br />

www.youtube.com/@StadtwerkeErfurtGruppe<br />

Pferdebahnwagen Nr. 13 unterwegs vom Hirschgarten<br />

Richtung Schießhaus<br />

30 31<br />

▶ ▶ ▶


Von Michael Nitschke (Text)<br />

und EVAG (Fotos), Ute Martens (Illustration)<br />

V<br />

or 141 Jahren, in der Mitte des Jahres 1882,<br />

schrieb der Magistrat der Stadt Erfurt die Konzession<br />

für eine Pferdebahn öffentlich aus. Grund<br />

war nicht, wie oft geschrieben, eine Verbesserung<br />

der verkehrlichen Situation in der Stadt, sondern<br />

der Umstand, dass die meisten Pferde- und Dampfbahnen jener<br />

Zeit Gewinne abwarfen, die zu entsprechenden Gewerbesteuereinnahmen<br />

führten. Ohnehin konnten sich zu der Zeit die<br />

meisten Arbeiter eine tägliche Fahrt mit solchen Verkehrsmitteln<br />

nicht leisten, sie blieben der besser betuchten bürgerlichen<br />

Klientel vorbehalten. Allenfalls Ausflugsziele führten an den<br />

Wochenenden und Feiertagen zu breiterer Nutzung. Dies findet<br />

sich auch in den zunächst realisierten Erfurter Linien wieder:<br />

Ilversgehofen (Johannesfeld – die Verlängerung zum Nordbahnhof<br />

erfolgte später) – Anger – Flora, Hirschgarten - Schützenhaus<br />

und Bahnhof – Andreastor.<br />

Arnstädter Straße um 1890 mit<br />

Doppelbespannung<br />

Noch ein zweiter Aspekt spielte eine Rolle. Jede aufstrebende<br />

Stadt wollte eine Infrastruktur vorweisen, die Modernität ausstrahlte<br />

und werbend auf Industrieansiedlung und Zuzug von<br />

Einwohnern wirkte. Hat nicht immer funktioniert, aber in Erfurt<br />

schon.<br />

Der Gewinner der Ausschreibung war die Berliner Eisenbahnund<br />

Straßenbaufirma Marcks & Balke, die am 29.11.1882 mit<br />

der Stadt den Vertrag über den Bau und den Betrieb der Pferdebahn<br />

abschloss und unverzüglich mit den Vermessungs- und<br />

Bauarbeiten begann. Man stelle sich das heute vor: Baurecht<br />

schaffen, Bauunterlagen genehmigen lassen, Anwohner einbinden,<br />

Gerichtsentscheide abwarten, Baumaterial ordern –<br />

dauert Jahre ... Zugleich erfolgte eine Pflasterung der betreffenden<br />

Straßen, soweit dies noch nicht erfolgt war.<br />

Drei Dinge waren parallel zu den Arbeiten zu klären. Zum<br />

einen musste die damals selbstständige Gemeinde Ilversgehofen<br />

in die Verträge eingebunden werden, auch hinsichtlich<br />

der Kostenbeteiligungen. Der damalige Oberbürgermeister<br />

Richard Breslau verhandelte geschickt, und als Gegenleistung<br />

für die Beteiligung Ilversgehofens wurde die notwendige Remise<br />

für die Wagen und Stallungen für die Pferde an der Johanneschaussee<br />

– der heutigen Magdeburger Allee – erbaut<br />

und damit auch ein potenzieller Arbeitsort für die Einwohner<br />

der nördlichen Gemeinde. Zum Zweiten musste eine Genehmigung<br />

der Königlichen Eisenbahndirektion Erfurt eingeholt<br />

werden, deren Gleise in der Löberstraße und auf der Steigerchaussee<br />

(heute Schillerstraße) im Zuge der vorhandenen<br />

Bahnübergänge zu kreuzen waren. Erst die Höherlegung der<br />

Bahnanlagen ab 1893 machten die Bahnübergänge obsolet.<br />

Und dann brauchte man drittens natürlich auch noch die Pferde,<br />

Wagen und Anzustellenden.<br />

Nach entsprechenden Probefahrten wurden rund sechs Monate<br />

später (!), am 13.05.1883, die Ilversgehofener Linie und<br />

die Schützenhauslinie in Betrieb genommen. Die Wagen waren<br />

mit einer roten bzw. grünen Scheibe gekennzeichnet, denn<br />

lesen konnte trotz inzwischen eingeführter Schulpflicht noch<br />

lange nicht jeder. Als Wagenfolge waren 20 Minuten vereinbart,<br />

bei entsprechender Notwendigkeit war der Takt zu verkürzen,<br />

was in erster Linie den Ausflugsverkehr betraf. Dieser<br />

Verdichtung waren allerdings durch die eingleisigen Strecken<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Die Inbetriebnahme der dritten – gelben – Linie untersagte<br />

die Polizeibehörde übrigens, weil das Gleis in der Schlösserstraße<br />

und in der Bahnhofstraße zu nahe am Bürgersteig lag. Nach<br />

der Korrektur konnte auch diese Linie im Herbst in Betrieb gehen,<br />

allerdings liegt das genaue Datum im Dunkeln. Nun ja –<br />

139 Jahre später ... Zeitzeugen können sich ja melden. Jedenfalls<br />

dauerte die Korrektur so verhältnismäßig lange, weil die<br />

Firma ihre Berliner Facharbeiter bereits zur nächsten Baustelle<br />

geschickt hatte.<br />

Wann genau alle Wagen und Pferde verfügbar waren, ist<br />

nicht bekannt, der Geschäftsbericht des ersten Jahres weist jedenfalls<br />

19 Wagen, 50 Pferde und 51 Beschäftigte aus.<br />

Fahrzeuge und Betrieb<br />

Die 19 Wagen lieferte die Firma Scandia aus Randers/Dänemark.<br />

Dort hatte ein britisches Konsortium um 1870 eine Waggonfabrik<br />

gegründet, um für die jütländische Eisenbahn Fahrzeuge<br />

zu liefern. Das Unternehmen leitete ein irischer Ingenieur<br />

namens Rowan, der eine spezielle Bauart eines Dampftriebwagens<br />

entwickelt hatte. Lizenznehmer in Deutschland war die<br />

Firma Borsig in Berlin, die sowohl mehrere Straßenbahn- wie<br />

auch Eisenbahnbetriebe im Berliner Großraum mit diesen Fahrzeugen<br />

belieferte. Damit weilten Rowan bzw. dessen Sohn öfter<br />

in Berlin und so ergaben sich auch Kontakte zur Berliner Firma<br />

Marcks & Balke.<br />

Ungewöhnlicherweise wurden zwei Typen Pferdebahnwagen<br />

beschafft, ein vier- und ein fünffenstriger Wagen mit eigentlich<br />

annähernd gleichen Abmessungen und Gewichten. Grund<br />

dürfte sein, dass Scandia Fahrzeuge auf Vorrat gebaut hatte,<br />

die wegen der knappen Bauzeit mitgeliefert wurden. Mit zwölf<br />

Steh- und zehn bzw. zwölf Sitzplätzen war das Fassungsvermögen<br />

der Wagen nach heutigen Maßstäben eher bescheiden.<br />

Mit dem eingangs erwähnten 20-Minuten-Takt ließen sich<br />

also stündlich pro Richtung ca. 70 Personen befördern, so viele<br />

Fahrgäste passten später in einen zweiachsigen Gothawagen.<br />

Während die rote und gelbe Linie einspännig gefahren werden<br />

konnten, benötigte die grüne Linie zum Schützenhaus wegen<br />

der Steigungen in der Arnstädter Straße zwei Pferde. Übrigens<br />

verblieben die Pferde nur drei bis vier Stunden vor den<br />

Wagen, legten in dieser Zeit 20 bis 25 Kilometer zurück und<br />

mussten dann ausgewechselt werden, eine Aufgabe für Pferdeburschen,<br />

die von der jeweiligen Ausspannstelle mit den Pferden<br />

zum Betriebshof pendelten. Kinderarbeit als Teil des Familienunterhalts,<br />

heute bei uns unvorstellbar.<br />

Nachdem sich die Ertragslage wie erwartet entwickelte, dies<br />

gilt für die grüne Linie allerdings nur mit Abstrichen, lieferte<br />

Scandia 1885 neben zwei baugleichen Wagen noch zwei<br />

<strong>Sommer</strong>wagen, die halbhohe Seitenwände und keine Fenster<br />

hatten, sondern an den Seiten offen waren. Ungewöhnlicherweise<br />

waren die Seitenwände aus Korbgeflecht. Die Wagen besaßen<br />

nur zwölf Sitzplätze, Stehplätze waren nicht zugelassen.<br />

Sie waren vermutlich zur Aufwertung der Schützenhaus-Linie<br />

bestimmt, allerdings zeigt das einzige bekannte Foto einen der<br />

Wagen in der Johannesstraße. Interessant ist noch, dass alle<br />

Wagen mit umhängbaren Plattformgittern geliefert wurden,<br />

die hier zunächst aber nicht verwendet wurden, so dass das Publikum<br />

an den Haltestellen links und rechts aussteigen konnte.<br />

Bei der Pferdebahngeschwindigkeit bürgerte sich sehr schnell<br />

das Auf- und Abspringen während der Fahrt ein, entsprechende<br />

Unfallhäufungen und der Ärger mit der Polizeibehörde ließen<br />

nicht lange auf sich warten. Ab 1884 war dann ausdrücklich<br />

nur noch rechtsseitiges Ein- und Aussteigen erlaubt.<br />

1888 und 1891 kamen noch je drei weitere Wagen in Betrieb,<br />

sodass zum Ende der Pferdebahnzeit 31 Fahrzeuge zur Verfügung<br />

standen, gezogen von 100 Pferden. Inzwischen war die<br />

Stadt auf über 70.000 Einwohner angewachsen und die Pferdebahn<br />

war den Anforderungen nur noch mit Mühe gewachsen,<br />

abgesehen davon, dass die aufkommenden elektrischen<br />

Straßenbahnen in Sachen Modernität neue Maßstäbe setzten<br />

und dabei eine größere Wirtschaftlichkeit versprachen. Dazu<br />

wurde die bereits 1884 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte<br />

Gesellschaft – das Kapital benötigte die Gründerfirma für<br />

weitere Bauvorhaben außerhalb Erfurts – 1893 an die Unabhängige<br />

Elektrizitätsgesellschaft (UEG), eine Tochter der Thomson-HoustonElectric<br />

Company in Boston, USA, verkauft. Die<br />

begann unmittelbar mit der Elektrifizierung des Netzes, einschließlich<br />

des Baus eines eigenen Kraftwerkes in der heutigen<br />

Breitscheidstraße.<br />

Bis auf die zwei <strong>Sommer</strong>wagen, die verkauft wurden, konnten<br />

die restlichen 29 Wagen für den elektrischen Betrieb adaptiert<br />

werden. 14 fünffenstrige Wagenkästen erhielten neue<br />

Triebwagenuntergestelle und die restlichen 15 Wagen wurden<br />

zu Beiwagen.<br />

Einer der beiden <strong>Sommer</strong>wagen<br />

in der Johannesstraße, im<br />

Hintergrund das Tivoli<br />

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Ferien im Garten- und<br />

Freizeitparadies egapark<br />

Spritzige Erfrischung, Spielspaß zum<br />

Auspowern und prominente Begegnungen<br />

So schön kann Urlaub sein: Die Decke ausgerollt zum Familienfrühstück<br />

auf der Wiese. Bis zur Mittagszeit den<br />

Kindern beim Baden im Planschbecken zugeschaut und<br />

selbst die Füße abgekühlt. Was ist das Genialste am<br />

Strandurlaub? Die Kleckerburg. Auf dem Matschplatz haben wir<br />

gemeinsam eine gebaut, auch ohne Strand. Das Wasser war<br />

noch morgendlich frisch, die Kinder haben sich anschließend<br />

auf dem Puffbohnenluftkissen warm gehüpft.<br />

Zum Mittag kurz beim Chamäleon im Danakil vorbeigeschaut<br />

und im Danakil-Restaurant Pommes, Pasta und Pizza geteilt. Mittagsschlaf<br />

in der Hängematte, sanft schaukelnd und vom Blütenduft<br />

Tausender <strong>Sommer</strong>blumen umhüllt. Die Kinder besuchen das<br />

KiKANiNCHEN an seinem Pavillon und holen sich ein Eis aus der<br />

Eismanufaktur „Konfetti“. Wir mögen alle besonders das Topping<br />

aus winzigen Marshmallows, bei der Eissorte hat jeder einen eigenen<br />

Favoriten. Nach ausgiebigem Rutschen auf dem großen Erdbeerkaktus<br />

und drei Runden auf der Bohnenbahn geht es nachmittags<br />

in den schattigen Waldpark. Dort<br />

lauschen wir den Geschichten der<br />

sprechenden Bäume. Die Kinder<br />

schauen ins lebensgroße<br />

Vogelhaus und ruhen sich<br />

ein wenig auf den Hängematten<br />

aus. Dann<br />

balancieren wir gemeinsam<br />

über den<br />

Barfußpfad, mit<br />

verschlossenen<br />

Augen muss jeder<br />

raten, worauf er läuft. Zum<br />

Tagesabschluss erkunden wir<br />

wieder ein Stück der interaktiven<br />

Ausstellung im Deutschen<br />

Gartenbaumuseum.<br />

Das viele Obst und Gemüse in<br />

der Ausstellung erinnert an einen<br />

Supermarkt. Wisst ihr, warum<br />

Supermarkt-Gurken gerade sein<br />

müssen oder wie Pflanzen gezüchtet<br />

werden? Wir jetzt schon und noch einiges<br />

mehr. Im Tresorraum entdecken wir<br />

die Schätze des Gartenbaus wie den weltgrößten<br />

Pflanzensamen im Fußballformat. Vom Aussichtsturm<br />

direkt neben dem Museum hat man einen genialen Blick<br />

über Erfurt. Ganz da hinten wohnen wir! Und der Wind weht an<br />

heißen <strong>Sommer</strong>tagen angenehm kühl um die Nase.<br />

Deutschland hat keine Monarchie? Stimmt nicht: Im egapark-Rosengarten<br />

haben wir eine richtige Majestät getroffen –<br />

ganz viele sogar: Mehr als 4.000 Königinnen der Blumen wachsen<br />

und blühen hier. Und sie duften unbeschreiblich gut und sind<br />

gar nicht hochnäsig.<br />

Zum Schluss sind alle zusammen noch eine Runde mit dem<br />

egapark-Express gefahren. Wir haben einen schönen Platz entdeckt,<br />

auf dem wir morgen unsere Decke ausrollen werden.<br />

Ein entspannter und gar nicht langweiliger Tag. So schön<br />

kann ein <strong>Sommer</strong>tag im egapark sein. Und jetzt fahren wir nach<br />

Hause. Mit der Straßenbahn. Und morgen kommen wir wieder –<br />

gleich 9 Uhr!<br />

<strong>Sommer</strong>feste und Märkte<br />

Grüne Oase, farbenfrohes Blütenmeer, Ausgangspunkt<br />

unendlicher Erlebnisse – der egapark ist noch<br />

viel mehr. Bis zum Abschluss der Gartensaison Ende<br />

Oktober ist er auch ein Veranstaltungsort mit einer<br />

ganz besonderen Atmosphäre: Auf der großen Wiese<br />

entspannen sich die Teilnehmer zweimal wöchentlich bei<br />

den Yoga- oder Bodybalance-Kursen der AOK Plus, auf der<br />

Parkbühne verbreitet das <strong>Sommer</strong>kino einen Hauch Hollywood,<br />

der Park im Glanz des Lichterfestes hat eine magische<br />

Anziehungskraft, die vielfältigen Gartenthemen zu<br />

den Thüringer Gartentagen läuten das Ende der Gartensaison<br />

ein und die fantasievollen Figuren der Kürbisausstellung<br />

verbreiten richtig gute Herbststimmung. Bei so vielen<br />

unvergesslichen egapark-Erlebnissen lohnt sich auf jeden<br />

Fall auch jetzt der Kauf einer Saisonkarte!<br />

Darauf können Sie sich in den<br />

kommenden Wochen freuen:<br />

11. und 12. August 2<strong>02</strong>3 – Lichterfest<br />

16:00 bis 23:00 Uhr Tausende Lichter in unzähligen Farben<br />

bringen den Gartenpark zwei Tage lang zum Strahlen. Ungewöhnliche<br />

und die Fantasie inspirierende Lichtinstallationen<br />

in vielen Farben und Formen oder beleuchtete<br />

Objekte im gesamten Parkgelände schaffen mystische<br />

Momente. Außerdem gibt es Lichtshows, Musik auf der<br />

ANTENNE Thüringen-Bühne, mobile Künstler, die man<br />

beim Spaziergang durch den Park entdecken kann,<br />

und lauschige Ecken, die zum Träumen und Verweilen<br />

einladen. Zwei <strong>Sommer</strong>abende zum Genießen!<br />

Die Karten zum Lichterfest gibt es bereits jetzt im Ticketshop!<br />

Vorher kaufen und ohne Anstehen in den<br />

Park! Das Lichterfest ist in der Jahres- und Saisonkarte<br />

enthalten, die Nutzung des ÖPNV nur bei den Tageskarten.<br />

Eintrittspreise: Erwachsene ab 26 Jahre – 18 Euro<br />

Junge Erwachsene 17–25 Jahre – 14,50 Euro<br />

Schüler 7–16 Jahre – 6 Euro<br />

Kinder 0–6 Jahre – freier Eintritt<br />

Weitere Preise unter:<br />

26. und 27. August 2<strong>02</strong>3 – Thüringer<br />

Gartentage mit Gartenpflanzen-<br />

Raritätenbörse und Kakteenbörse<br />

09:00 bis 18:00 Uhr Die Thüringer<br />

Gartentage läuten den Herbst ein<br />

und liefern dazu reichlich Inspiration:<br />

Der Gartenmarkt präsentiert<br />

ein großes Sortiment<br />

an Stauden, Gehölzen, Rosen<br />

und vielem mehr für die<br />

Herbstpflanzung. Gartenaccessoires<br />

und nützliche Helfer für Beet und<br />

Garten ergänzen das Angebot.<br />

Dazu gibt es kostenlos von<br />

den Ausstellern eine erstklassige<br />

Fachberatung,<br />

interessante Vorträge<br />

und Workshops<br />

zu aktuellen Gartenthemen.<br />

Seltene Pflanzen,<br />

die das Herz jedes<br />

Pflanzenliebhabers<br />

und Sammlers<br />

höherschlagen<br />

lassen, bietet die<br />

Raritätenbörse mit<br />

Spezialgärtnereien<br />

aus ganz Deutschland<br />

und dem Ausland an.<br />

Fans stachliger Schönheiten<br />

finden auf der Kakteenbörse<br />

in Halle 1 besondere<br />

Exemplare.<br />

Sondereintritt Thüringer<br />

Gartentage: Von 9:00 -11:00 Uhr –<br />

10 Euro statt 15 Euro Eintritt (Erwachsener).<br />

20. September 2<strong>02</strong>3 – NaturErlebnisTag<br />

11:00 bis 17:00 Uhr Am Weltkindertag die Natur erkunden,<br />

interessante Workshops mit Umwelt- und Naturpädagogen<br />

aus der Region erleben, mit der ganzen Familie an Mitmachstationen<br />

experimentieren und alle Sinne bei den verschiedensten<br />

Aufgaben und Rätseln schärfen – das ist der<br />

NaturErlebnisTag im egapark.<br />

<strong>02</strong>. September bis 31. Oktober 2<strong>02</strong>3 –<br />

Kürbiszeit im egapark –<br />

Kürbisausstellung zum Thema „Wald“<br />

Die Kürbisse halten auch 2<strong>02</strong>3 wieder Einzug in den egapark.<br />

Aus über 50.000 Kürbissen in vielen Formen und Farben<br />

entstehen gigantische Kunstwerke, in diesem Jahr übergroße<br />

Waldbewohner. Ein perfekter Ausflug für die ganze<br />

Familie. Viel Spaß beim herbstlichen Spaziergang durch unsere<br />

Kürbiswelt.<br />

31. Oktober 2<strong>02</strong>3 – KürbisErnteFest<br />

14:00 bis 18:30 Uhr Auch die schönste Kürbisausstellung<br />

geht einmal zu Ende. Die<br />

riesigen Kürbisfiguren werden von den<br />

Besuchern abgeerntet. Begleitet<br />

wird der Nachmittag von einem<br />

Familienprogramm mit Musik,<br />

Theater, Schnitzwerkstatt und<br />

jeder Menge weiterer Aktionen<br />

rund um den Kürbis.<br />

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Christine Karpe (Texte)<br />

Steve Bauerschmidt, Jacob Schröter (Fotos), Ute Martens (Illustrationen)<br />

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Das große Summen im egapark<br />

Sonnenliebhaber mit<br />

aromatischem Duft<br />

Salbei ziert auch in unseren Breiten Balkons<br />

und Gärten. Die violett, rosa oder<br />

weiß blühende Pflanze ist beliebt als Gewürz<br />

und heilender Tee und macht auch im<br />

Staudenbeet eine gute Figur. Die Gattung Salbei ist<br />

äußerst umfangreich – rund 900 verschiedene Arten<br />

sind bekannt. Dabei gibt es einjährige und mehrjährige<br />

krautige Arten. Einige Arten und Sorten werden<br />

ausschließlich als Zierpflanzen genutzt. Ausgewählte<br />

Sorten des Kräutersalbei werden im egapark in diesem<br />

Jahr in den Kreisbeeten der Gartenideen gezeigt.<br />

Ca. 100 Sorten des Blühsalbei wachsen zwischen den<br />

Hallen 1 und 2. Das auf mehreren Kontinenten verbreitete<br />

Gewächs ist die diesjährige Pflanze des Jahres der internationalen<br />

Züchterorganisation Fleuroselect. Seit 2015 nominiert<br />

Fleuroselect jährlich eine Blume und ein Gemüse des Jahres.<br />

Ziel ist es, die große Sortenvielfalt auf dem weltweiten Markt vorzustellen<br />

und die Nutzpflanzen stärker in den Fokus zu rücken. Seit<br />

2018 ist der egapark Teil der „Home Gardening“-Kampagne von Fleuroselect.<br />

Jährlich zeichnet eine unabhängige Jury <strong>Sommer</strong>blumen-Sorten<br />

mit einer Goldmedaille aus. In die Bewertungen fließen Kriterien wie Innovation,<br />

Blühfreudigkeit und praktischer Nutzen im Garten ein. Die Sorten werden dann<br />

sogenannten „Displaygardens“ zur Verfügung gestellt. Der egapark ist einer von ca. 50 Schaugärten<br />

in Europa, den USA und Asien. Die Gewinner der Fleuroselect-Goldmedaille und der<br />

FleuroStar stellen die Trendsetter der Gegenwart dar und repräsentieren die absolute Spitze in der<br />

Züchtung.<br />

Mit den warmen Sonnenstrahlen<br />

summt es im egapark überall.<br />

Die Blumenbeete und blühenden<br />

Bäume sind ein wahres Paradies<br />

für Bienen und andere Insekten,<br />

Biodiversität im besten Sinne.<br />

Neben den Honigbienen,<br />

die im Bienenhaus<br />

am Rosengarten<br />

zu Hause sind,<br />

Bienenwissen<br />

Für die kleinen Natur- und Bienenfreunde hält<br />

das Grüne Klassenzimmer im egaCampus jede<br />

Menge Wissen über die fleißigen Honigsammler<br />

bereit. So werden Einblicke in die Imkerei vermittelt<br />

und Insektenhotels gebaut, stehen Wildbienen<br />

im Mittelpunkt und wird über den Schutz<br />

der Lebensräume für die Wildbienen informiert.<br />

Die Themen können online über die Internetseite<br />

www.egapark-erfurt.de gebucht werden.<br />

Tipp<br />

Jeder kann seinen Garten oder Balkon zu einem<br />

geeigneten Nahrungsraum für Bienen gestalten.<br />

Dafür eignen sich zum Beispiel Kamille, Lavendel,<br />

Zitronenmelisse, Salbei, Thymian, Majoran und<br />

Glockenblumen.<br />

fliegen, brummen und summen unzählige<br />

andere Insekten durch den 36 Hektar<br />

großen Park. Wildbienen, Hummeln,<br />

Schmetterlinge, Taubenschwänzchen<br />

und vieles mehr kann man auf den weitläufigen<br />

Blumenbeeten beobachten. Die<br />

große Sortenvielfalt an Blumen, Gehölzen<br />

und Bäumen hat eine besondere Anziehungskraft<br />

auf die Insekten.<br />

Die Gartensaison im egapark beginnt<br />

mit der Frühlingsblüte des Großen<br />

Blumenbeetes, dann starten auch<br />

die Bienen zum Pollensammeln. Die<br />

ca. 80.000 Pflanzen werden von Bienen<br />

und Hummeln umschwärmt. Besonders<br />

Traubenhyazinthen und Krokusse bieten<br />

den Bienen Nahrung im zeitigen Frühjahr.<br />

Diese Pflanzen sind sehr bienenfreundlich,<br />

weil die ungefüllten Blüten den Bienen<br />

einen einfachen Zugang zu Nektar<br />

und Pollen ermöglichen.<br />

Im Frühling ist HOCHzeit im Bienenstock<br />

und das im doppelten Wortsinn.<br />

Die Bienen haben den ganzen Winter<br />

über in ihrem Bienenstock ausgeharrt.<br />

Ab 12 Grad Celsius Lufttemperatur starten<br />

sie damit, den Bienenstamm während<br />

des Frühjahrs auszubauen und somit<br />

das Überleben des Volkes zu sichern.<br />

Dafür brauchen sie das Eiweiß der Blütenpollen<br />

als Nahrung. Neben den Frühblühern<br />

und Blumenzwiebeln überall im<br />

Park bieten auch die Bäume wie die frühen<br />

Zierkirschen, Spitzahorn, Weiden,<br />

Kornelkirsche und Gehölze wie Haselnuss,<br />

Duftgeißblatt, Schlehe oder Vogelkirsche<br />

die erste Nahrung für die bestäubenden<br />

Insekten.<br />

Im Bienenstock erhöht<br />

die Königin ihre Legeleistung<br />

auf bis zu<br />

1.500 Eier am Tag.<br />

Gleichzeitig sammelt<br />

das Bienenvolk<br />

wichtigen<br />

Pollen zur Nahrungssicherung.<br />

Zusätzlich übernehmen<br />

die<br />

Bienen im Frühjahr<br />

die Bestäubungsarbeit:<br />

80<br />

Prozent aller Blüten<br />

werden durch<br />

Bienen bestäubt.<br />

Ohne sie sähe es auf<br />

unserem Speiseplan sehr traurig aus. Im<br />

egapark sind neben vielen Wildbienen<br />

auch Honigbienenvölker heimisch, die von<br />

engagierten Freizeitimkern betreut werden.<br />

Denen kann man am Tag der Imkerei<br />

oder zu anderen Terminen gern bei ihrer<br />

Arbeit zuschauen und alle Fragen zu den<br />

fleißigen Honigsammlern stellen.<br />

Bis in den <strong>Sommer</strong> wächst der Bienenstock<br />

auf ca. 50.000 Bewohner an. Die Honigbienen<br />

sind ein richtiges Wunderwerk<br />

der Natur: Mit ihren Hinterbeinen sammeln<br />

sie Pollen, mit den Flügeln können<br />

sie durchschnittlich 24 Stundenkilometer<br />

schnell fliegen, Wärme erzeugen oder den<br />

Bienenstock kühlen.<br />

Bereits im <strong>Sommer</strong> bereiten sich die<br />

Bienen mit der Nahrungssuche auf den<br />

Winter vor. Je vielfältiger und natürlich<br />

blühender das Umfeld ist, umso besser<br />

können sie ihren Sammelauftrag erfüllen.<br />

Im <strong>Sommer</strong> sind es die Linden, der<br />

Götterbaum, Gehölze wie der <strong>Sommer</strong>flieder<br />

oder Stauden wie Storchschnabel,<br />

Lavendel, Verbenen, Salbei, Sonnenhut<br />

und bienenfreundliche Rosen, die im<br />

egapark von den Bienen beflogen werden.<br />

Von <strong>Sommer</strong> bis Herbst stehen dann neben<br />

den <strong>Sommer</strong>blumen des Großen Blumenbeetes<br />

auch Hortensien, die blaublütige<br />

Perovskia oder die Straucharalie auf<br />

dem Flugplan der Bienen. Viele dieser bienenfreundlichen<br />

Gewächse und noch andere<br />

Stauden wachsen auf dem Großen<br />

Staudenbeet im egapark, im Karl-Foerster-Garten<br />

oder in den anderen Themengärten.<br />

Tausendblütensträucher<br />

für die Bienen<br />

In diesem Jahr erweitert sich das Nahrungsangebot<br />

für die Insekten im egapark<br />

noch einmal. Fünf ganz besondere Gehölze<br />

hat der Verein der egapark-Freunde<br />

e. V. im Parkgelände am Bienenhaus im<br />

Rosengarten und neben Halle 1 gepflanzt.<br />

Der Tausendblütenstrauch oder auch Bienenbaum<br />

– lateinisch Euodia hupehensis –<br />

macht seinen verschiedenen Namen alle<br />

Ehre. Er sorgt für eine wahre Blütenexplosion<br />

während seiner Blütezeit von Juli bis<br />

August. Die Blüten bieten viel Nektar und<br />

sind extrem bienenfreundlich. Darüber hinaus<br />

verströmen sie ihren Duft im Garten.<br />

Christine Karpe (Texte) Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

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Das bedeutet der Ausbau<br />

der E-Mobilität für Erfurt<br />

Die Energiewende in den<br />

Stromnetzen und deren praktische<br />

Umsetzung – wie sieht es im Alltag<br />

in der Landeshauptstadt aus?<br />

Energiewende – ein gigantisches Wort, ist es ja auch.<br />

Wie überall ist dies auch bei der Stadtwerke Erfurt<br />

Gruppe angekommen und beschäftigt die Unternehmen<br />

seit Jahren. Insbesondere auch die Stromnetze.<br />

Aber was heißt dies denn nun im Alltag bzw. für die Zukunft?<br />

Antworten können unter den vielen Mitwirkenden die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der <strong>SWE</strong> Netz GmbH geben, der<br />

<strong>SWE</strong>-Tochter, welche für den Betrieb der Strom- und Gasnetze<br />

in der Landeshauptstadt Erfurt zuständig ist.<br />

Hanno Rupp, Abteilungsleiter Technik Stromnetz (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

Vielleicht ein bisschen Statistik vorab …<br />

Im Netzgebiet Erfurt sind mittlerweile über 2.300 Einspeiser<br />

elektrischer Energie am gut 3.150 Kilometer langen mit<br />

gut 1.080 bestückten Trafostationen Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz<br />

angeschlossen, die meisten als Fotovoltaikanlagen<br />

– Tendenz derzeit stark steigend, insbesondere bei<br />

Großflächenanlagen. Größter Erzeuger ist das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk<br />

der <strong>SWE</strong> Energie. Die kleinsten Einspeiser<br />

sind die Mini-Solar-Kraftwerke bis derzeit 600 Watt maximale<br />

Leistung (auch Balkonanlagen genannt). Die Elektromobilität<br />

und der Anschluss elektromobiler Ladeinfrastruktur steigt rasant<br />

– etwa 450 Ladepunkte sind derzeit bei der <strong>SWE</strong> Netz registriert.<br />

Auch die leistungsstarken Wärmepumpen und elektrische<br />

Durchlauferhitzer werden verstärkt nachgefragt und für<br />

den Anschluss an das Netz direkt oder innerhalb der Kundenanlage<br />

über das Kundenportal (www.swe-netz.de/netz+portal)<br />

der <strong>SWE</strong> Netz angemeldet.<br />

Was bedeuten die enormen zusätzlichen<br />

Netzanschlüsse für den Stromnetzbetrieb?<br />

Beispiel Elektromobilität: Die Mitarbeiter der <strong>SWE</strong> Netz beschäftigen<br />

sich seit mehreren Jahren mit den Szenarien, welche Auswirkungen<br />

ein Massen-Roll-out von elektromobiler Ladeinfrastruktur<br />

in einzelnen typischen Stadtgebieten bedeuten würde.<br />

Die Netze bieten derzeit noch ausreichend Kapazitätsreserven –<br />

teilweise 30 bis 40 Prozent. Es könnten also noch einige Ladesäulen<br />

an das Netz angeschlossen werden, ohne dass das<br />

Netz gleich kollabiert. Aber das geht eben nicht überall und so<br />

kommen schon einige Netzteile an die Kapazitätsgrenze. „Eine“<br />

Lösung könnte eine intelligente Netzsteuerung im betroffenen<br />

Gebiet sein, ggf. sogar gekoppelt mit anderen elektrischen<br />

Marktteilnehmern (Stichworte Einspeisemanagement, Nutzung<br />

von Speichern, steuerbare Verbrauchseinrichtungen, Interaktionen<br />

mit E-Mobilen u. v. m.). Das hört sich gut und fortschrittlich<br />

an. Die Entwicklungen gehen in diese Richtung. Es muss aber<br />

auch deutlich gesagt werden, dass einige Basisgrundlagen –<br />

Gesetze, Regularien, technische Anwendungsregeln, technisches<br />

Know-how etc. – erst am Anfang stehen und noch enorme<br />

Zeit in Anspruch nehmen werden. Auch bedeuten Smart<br />

Grids (Fachbegriff für intelligente Netze) auch enorme Investitionen<br />

in Steuerungs- und Kommunikationstechnik und deren<br />

Betreibung. Nicht zu vergessen die besondere IT-Sicherheit, die<br />

für den sicheren Betrieb der Anlagen, aber auch für den Personen-<br />

und Datenschutz von herausragender Bedeutung ist. Der<br />

Bereich Stromnetze der <strong>SWE</strong> Netz ist an vielen Entwicklungen<br />

beteiligt und bereitet sich auf die Anforderungen stringent vor.<br />

Konkret im Alltag bedeutet dies aber auch, dass an manchen<br />

Örtlichkeiten klassische Netzerweiterungen, sprich Netzausbau<br />

und -anschluss, unausweichlich sind und deshalb mit klassischem<br />

Tiefbau und Montage erfolgen muss. Es gibt Netzanmeldungen,<br />

welche bis zu 9 Megawatt Leistung für elektrische<br />

Ladeinfrastruktur nachfragen. Das ist in vielen Netzteilen definitiv<br />

nicht ansatzweise mit normalen wirtschaftlichen Mitteln<br />

leistbar. Es muss also mehr als sonst geplant, gegraben (Tiefbaubaustellen),<br />

elektrotechnische Netzanlagen (Trafostationen,<br />

Mittel- und Niederspannungskabel sowie Datenkabel) beschafft<br />

und montiert werden. Das Ganze ist meistens mit einem<br />

Genehmigungsverfahren verbunden, denn Standorte von Stationen<br />

und Kabelverteilern müssen durch den Grundstückseigentümer<br />

(in der Regel die Stadt Erfurt) gestattet werden. Dies<br />

betrifft auch Großteile der Kabeltrassen, welche in den öffentlichen<br />

Bauraum verlegt werden (z. B. Gehwege).<br />

Energiepolitische Vorgaben<br />

Der Gesetzgeber hat, zuletzt im Osterpaket 2<strong>02</strong>2, einen stringenten<br />

und massiven Ausbauplan mit konkreten Vorgaben für<br />

die Entwicklung von:<br />

➡ elektrisch-regenerativer<br />

Einspeiseleistung (Fotovoltaik, Wind onshore)<br />

➡ Anzahl von Wärmepumpen<br />

➡ Ausbau Ladeinfrastruktur für elektromobile Fahrzeuge<br />

beschlossen und dies mit einem absoluten Beschleunigungsdrang<br />

kommuniziert. Die Vorgaben in Leistung und Stück sehen<br />

Zeiträume bis 2045 vor und bedeuten für den gesamten Energiesektor,<br />

insbesondere für die Stromnetzbetreiber eine gigantische<br />

Aufgabe. Dies muss von der <strong>SWE</strong> Netz antizipiert werden, um angesichts<br />

der derzeit ungünstigen Rahmenbedingungen (eingeschränkte<br />

Kapazitäten für Material, Montagen und Dienstleistungen,<br />

lange Liefer- und Realisierungszeiten, knappe Ressourcen,<br />

Personalmangel – kaum Fachkräfteressourcen etc.) trotzdem das<br />

Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die Umsetzungen der politischen<br />

Ziele werden durch die Branche und den konkreten, örtlichen<br />

Netzbetreiber in Regionalszenariorechnungen, Netzentwicklungs-<br />

und Netzausbauplänen ermittelt bzw. dargestellt und<br />

sind zukünftig neben anderen Informationen auf einer bundesweit<br />

einheitlichen Webseite einsehbar.<br />

Hemmnisse, Probleme!?<br />

Die <strong>SWE</strong> Netz GmbH sitzt im Prozess dieser Netzentwicklungen<br />

oft zwischen den Stühlen der beteiligten Bürger, Investoren und<br />

den Behörden. Die Dramatik der energiepolitischen Vorgaben<br />

und deren konkreten Auswirkungen im Alltagsgeschäft eines<br />

kommunalen Netzbetreibers scheinen jedoch noch nicht von<br />

allen Beteiligten in vollem Umfang wahrgenommen zu werden.<br />

Dies muss sich ändern, nur gemeinsam kann diese gigantische<br />

Aufgabe gelöst werden. Kompromisse sind notwendig.<br />

Wenn etwas beschleunigt werden muss, dann heißt dies, dass<br />

man ggf. von bisherigen Standards und Verfahrensprozessen<br />

zugunsten der angestrebten Lösung abweichen muss. Gelingt<br />

dies nicht, werden wir die Menge von Projekten, Baustellen, Einschränkungen<br />

nicht realisieren können.<br />

Die Hemmnisse und Probleme gehen bei der Planung los.<br />

Einen Standort für eine Trafostation zu finden, ist mittlerweile<br />

eine anspruchsvolle und leider auch zeitintensive Aufgabe geworden.<br />

Beispiel: Wenn in einem bereits bestehenden Wohnkarree<br />

in Größenordnung elektromobile Ladeinfrastruktur nachgefragt<br />

wird und die vor Ort vorhandenen Netze dies nicht mehr<br />

bereitstellen können, heißt dies Netzausbau, z. B. mit der Errichtung<br />

einer Trafostation und dem dazugehörigen Bau der Leitungstrassen.<br />

Das bedeutet konkret, an irgendeiner passenden<br />

Stelle muss ein Bauwerk in welcher gestalterischen Form auch<br />

immer hinzukommen, ob man will oder nicht. Hier erwartet die<br />

<strong>SWE</strong> Netz mehr koordinierte Kompromissbereitschaft bei den<br />

Grundstücksbesitzern und Ämtern.<br />

Wenn es um Tiefbauarbeiten für Kabeltrassen geht, werden<br />

die Bedingungen und Auflagen seit Jahren umfangreicher, aufwendiger<br />

und somit zeitintensiver. In Anbetracht der gigantischen<br />

Aufgaben und großen Erwartungen muss dies gemeinschaftlich<br />

verbessert werden. Dies kann z. B. erfolgen, indem<br />

die Richtlinien zur verkehrsrechtlichen Sicherung von Arbeitsstellen<br />

so angepasst werden, dass Vollsperrungen und somit<br />

größere Einschränkungen des fließenden und ruhenden Verkehrs<br />

vermieden werden. Und dies alles unter den Bedingungen,<br />

dass die Baustellen zwangsläufig zunehmen werden. Die Bürger<br />

von Erfurt werden auch mehr Verständnis dafür aufbringen müssen,<br />

dass es zunehmend zu Beeinträchtigungen kommen wird.<br />

Fazit<br />

Mit den bisherigen Methoden, Prozessen und Rahmenbedingungen<br />

werden die Ziele kaum zu schaffen sein. Die Energiewende<br />

und deren Ableitungen stellen eine gewaltige, allumfassende<br />

gesellschaftliche Aufgabe dar. Alle Lebensbereiche<br />

sind davon betroffen. Wenn es um die konkrete, praktische Umsetzung<br />

des energiepolitischen Willens geht, gilt es noch viel<br />

Aufklärungsarbeit zu leisten, Kompromissbereitschaft zu verinnerlichen<br />

und letztlich Anstrengungen bei allen Beteiligten<br />

(Stadtwerke, städtischen Stellen, Bürger und Unternehmen) zu<br />

unternehmen.<br />

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Seit 25 Jahren arbeitet<br />

Mario Engelhardt bei der<br />

Stadtwirtschaft. Als<br />

Tourenplaner koordiniert<br />

er die Entsorgung des<br />

Erfurter Mülls<br />

Unterwegs mit<br />

der Müllabfuhr<br />

Von Frieda Schmidt (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Wenn beim Großteil der Erfurter früh am<br />

Morgen der Wecker klingelt, herrscht auf<br />

dem Betriebshof der Stadtwirtschaft schon<br />

reges Treiben. Vor Arbeitsbeginn werden<br />

Zigaretten geraucht, Klemmbretter verteilt und Kaffee<br />

getrunken. Ein oranges Entsorgungsfahrzeug reiht sich an<br />

das andere. Um halb sieben beginnt bei der Erfurter Müllabfuhr<br />

der Arbeitstag. Die meisten von ihnen sind schon<br />

etwas früher da. Der gemeinsame Start in den Tag ist hier<br />

ein Ritual. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, bevor sich die<br />

orange Flotte auf den Weg macht.<br />

Die Mitarbeiter der Entsorgung sind ein eingespieltes<br />

Team. In der Regel sind sie zu zweit oder zu dritt unterwegs –<br />

immer mit den gleichen Kollegen. Die Gruppe besteht dabei<br />

aus einem Kraftfahrer und zwei Ladern. Vereinzelt ist bei<br />

Personalengpässen nur ein Lader mit dabei. Nachdem sich<br />

der Fahrer beim Disponenten der Stadtwirtschaft den Plan<br />

für den aktuellen Tag und die Fahrzeugpapiere abgeholt hat,<br />

wird der Lkw kontrolliert. Dazu gehören das Überprüfen des<br />

Lichts und der Reifen sowie ein Test, ob das Schütten der<br />

Tonnen funktioniert. Alles wird im Fahrtenbuch protokolliert,<br />

bevor es losgeht.<br />

Jeden Tag wird eine andere Tour gefahren, die sich dann<br />

im Wochenrhythmus wiederholt. Dabei sind die fest eingespielten<br />

Teams immer auf denselben Touren und im selben<br />

Fahrzeug unterwegs. Die insgesamt 111 Mitarbeiter der Entsorgung<br />

werden bei Bedarf durch Zeitarbeiter unterstützt.<br />

Denn auch, wenn die Kollegen krank werden, muss der Müll<br />

aus den Erfurter Straßen abgeholt werden. Wenn die Fahrer<br />

früh morgen alle notwendigen Unterlagen beim Disponenten<br />

abholen, sehen sie an einer Tafel, ob sie im gewohnten<br />

Team fahren oder sich an der Teamzusammensetzung etwas<br />

geändert hat.<br />

Knapp 80.000 Tonnen Müll – von Leichtverpackungen bis<br />

Glas – werden pro Jahr durch die Erfurter Stadtwirtschaft<br />

entsorgt. Um das leisten zu können, müssen die Touren reibungslos<br />

funktionieren.<br />

Für deren Planung und Vorbereitung ist Mario Engelhardt<br />

mit seinem Kollegen zuständig. „Die Pläne, nach denen die<br />

Kollegen fahren, gibt es in ihrer Grundstruktur schon seit den<br />

90er-Jahren. Damals wurde festgelegt, welches Fahrzeug an<br />

welchem Tag in welches Gebiet muss“, sagt er. Diese Touren<br />

ändern sich aber fast ständig. Durch Bedarfsänderungen<br />

kommen neue Tonnen hinzu, andere fallen weg. Durch den<br />

Ausbau der Stadt entstehen komplett neue Straßen, die berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Auch Feiertage, an denen die Erfurter Müllabfuhr freihat,<br />

müssen nachgeholt und geplant werden. Mario Engelhardt:<br />

„Mitte der 90er-Jahre wurde damit begonnen, die Routen so<br />

zu planen, wie wir es auch heute noch tun. Alles basiert dabei<br />

auf Stammdaten. Dazu gehören Straße, Hausnummer,<br />

die Anzahl der Wohnungen und die Anzahl der Tonnen. Seit<br />

2008 ist in den Lkws aber ein Ident-System, welches die Arbeit<br />

erheblich erleichtert. Es dient zur elektronischen Erkennung<br />

und Verwaltung von Abfallgefäßen“. Denn vorher wurden<br />

die Pläne mit den Routen an die Fahrer nur in Papierform<br />

ausgegeben. Einen Nachweis dafür, dass die Tonne geleert<br />

wurde, gab es nicht. „Die Registrierung der Tonne geschieht<br />

jetzt via Transponder, der an der Mülltonne angebracht ist.<br />

In dem Moment, in dem die Tonne geleert wird, weiß es das<br />

System. Auf dem Bildschirm im Lkw wird das vermerkt. Darauf<br />

wird jede Adresse durch einen Punkt dargestellt“, so<br />

Engelhardt. „Die Kollegen sehen anhand von farbigen Markierungen,<br />

ob die Straße, in der sie unterwegs sind, abgearbeitet<br />

ist. Blau bedeutet, dass noch nicht alle Tonnen erfasst<br />

und somit geleert wurden. Ist die Straße grün hinterlegt, ist<br />

alles erledigt.“ Noch ein Vorteil der elektronischen Erfassung:<br />

Wird eine Tonne an das Fahrzeug gehängt, die an dem Tag<br />

gar nicht geleert werden soll, wird das erkannt. Der Lkw hebt<br />

die Tonne dann nicht an.<br />

Zwei Pausen sind für die Mitarbeiter vorgesehen. Frühstück<br />

und Mittag. Wann und wo diese gemacht werden, ist ihnen<br />

selbst überlassen. Die meisten fahren dafür wieder zum Betriebsgelände<br />

in der Apoldaer Straße und essen in der Kantine.<br />

Um 15 Uhr sind die Touren dann planmäßig geschafft.<br />

Falls es auf einer Strecke länger dauert, werden Kollegen, die<br />

pünktlich fertig geworden sind, als Hilfe geschickt. Im Team<br />

der Entsorgung arbeiten übrigens auch zwei Frauen. „Trotzdem<br />

ist der Job noch eine Männerdomäne“, sagt Mario Engelhardt.<br />

„Über Bewerberinnen für den Job freuen wir uns<br />

aber gerade deshalb umso mehr!“<br />

40<br />

41


ERFURT handgemacht<br />

Alles gibt es fertig zu kaufen. Aber es geht<br />

besser. Am beliebtesten sind immer noch<br />

Produkte, die vor Ort von Menschen mit Leidenschaft<br />

aus regionalen Zutaten gefertigt<br />

werden. Wir haben uns umgesehen<br />

Schön und natürlich<br />

Das 20 Jahre alte Familienunternehmen von Niels Dusek beschäftigt<br />

sich seit geraumer Zeit auch mit der Schönheit. Das<br />

Besondere daran: „Wir, also meine Frau, meine Eltern und ich,<br />

dazu fünf Angestellte, stellen in unserem hauseigenen Kosmetiklabor<br />

in Niederzimmern Hyaluronsäure her. Aber nicht,<br />

wie man es kennt, zum Einspritzen, sondern zum Auftragen“,<br />

sagt der 33-Jährige. „Slow Aging“ – Kosmetik zum Entfalten<br />

sozusagen. Ein bis zwei Tropfen des gelartigen Konzentrats<br />

rauf auf die Haut und der Jungbrunnen sprudelt. In der<br />

Dusekschen Familienwerkstatt entstehen auch Nahrungsergänzungsmittel<br />

aus Pflanzenextrakten. Gut für Arthrosepatienten,<br />

Leute mit Schlafstörungen, gut für Sportler zur Leistungssteigerung.<br />

Ganz legal, so der promovierte Apotheker.<br />

Alle Produkte gibts im Onlineshop.<br />

Der neue Katalog ist gerade fertig.<br />

Zu finden im Netz unter www.revitnature.de<br />

Lecker und gesund<br />

„Vielumzieherin“ Karina Both-Peckham hatte 1999<br />

endlich ihre Mitte gefunden – in Erfurt. Hier hat sie<br />

studiert, hier hat sie 2008 ihr Restaurant, die 43-Jährige<br />

nennt es Bistro-Café – das „Peckham’s“ in der<br />

Pergamentergasse 11 – eröffnet. Mit durchschlagendem<br />

Erfolg. Aber Achtung: Auf Verdacht einfach hingehen<br />

könnte in Enttäuschung münden, wenn auch<br />

der letzte Platz – wie so oft – besetzt ist. Gemütlich<br />

geht’s zu, wie bei Freunden zu Hause. Wie bei Mutti,<br />

irgendwie. Und ziemlich gesund ist alles, was auf der<br />

Speisekarte steht. Aber: Gesund kann auch schmecken.<br />

„Unser Essen ist mit viel Liebe selbst gemacht.<br />

100 Prozent Natur, Null Prozent künstliche Zusätze“,<br />

so das Credo der Bistro-Chefin. Gratinierte Klöße<br />

sind der Renner oder der Kloß-Pie. Die Liebe zum<br />

Thüringer Kloß ist hier halt grenzenlos. Wer sich auf<br />

das Peckham’s einlässt, bucht ein Blinddate beim Essen.<br />

Jeden Tag neue Überraschungen, Tagesgerichte<br />

in Variationen – mit Fleisch, vegan, glutenfrei, laktosefrei,<br />

Low Carb. Auch zum Mitnehmen.<br />

Geöffnet ist Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr.<br />

Mittagstisch wird von 11.30 bis 13.30 Uhr angeboten<br />

Duftend und<br />

verlockend<br />

Bei Carolin Pfleger gibt es eine ausgeprägte<br />

Seifen-Affinität. Was sich schon<br />

an den Düften festmachen lässt, wenn<br />

man ihr Geschäft „Madame Pflegers Seifenlädchen“<br />

an der Ecke Paulstraße/Lange<br />

Brücke betritt. 2003 hat sie als kleines<br />

Familienunternehmen mit eigenen<br />

Seifenrezepturen begonnen. Was da im<br />

Eckladen so wunderbar duftet, wird jeweils<br />

montags in der hauseigenen Seifenküche<br />

hergestellt. 25 Klassiker stehen<br />

im Regal der Hand- und Duschseifen,<br />

12 vegane Sorten vervollständigen das<br />

Sortiment. Der Laden läuft, die Liebe zu<br />

schönen Düften in einer oft nach Unzufriedenheit<br />

müffelnden Zeit ist ungebrochen.<br />

Hier geht die Nase auf Reisen. Als<br />

Beiwerk gibt’s alles, was man in Küche<br />

und Bad so braucht.<br />

Geöffnet ist das Seifenlädchen<br />

Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr,<br />

samstags von 11 bis 15 Uhr<br />

Michael Keller (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Süß und verführerisch<br />

José und Carlos Gois sind Brüder und in Faro in<br />

Portugal geboren. 1993 hat es sie nach Hamburg<br />

verschlagen, dann kam 1996 das Angebot,<br />

in Erfurt ein Café zu eröffnen. Im T.E.C. bot<br />

sich die Gelegenheit, die Gois-Brüder griffen zu.<br />

„Gute Wahl, auch wenn ich Erfurt vorher nicht<br />

kannte“, sagt José Gois. 2001 übernahmen beide<br />

das „Venezia“ am Domplatz. Idealer Standort,<br />

viele Touristen, tolle Umgebung. Kein Wunder,<br />

dass das Geschäft brummt. Der absolute<br />

Renner: Milchreis-Eis mit Zimt. Da werden Kindheitserinnerungen<br />

wach. „In Deutschland einmalig“,<br />

sagt José. 16 wechselnde Sorten Eis hat<br />

das „Venezia“ täglich im Portfolio. Ganz und gar<br />

zwischen 70 bis 80 verschiedenen Eisbechern<br />

kann man wählen. Inzwischen gehört zum „Venezia“<br />

auch das „Lisboa“ dazu. Das Restaurant<br />

zog nebenan mit ein, weil der alte Standort in<br />

der Großen Arche zu klein wurde. Am Tag gibt’s<br />

hier das verführerische „Venezia“-Eis, am Abend<br />

leckere portugiesische Kleinigkeiten und dazu<br />

die passenden Weine. Innen haben 60 Gäste<br />

Platz, außen, im <strong>Sommer</strong>, rund 100.<br />

Außer montags ist das „Venezia/Lisboa“ täglich<br />

von 10 bis 22 Uhr geöffnet<br />

42 43


Musikalische Reise in die<br />

Vergangenheit der Thüringer<br />

Schlosskultur<br />

Schlosskonzert auf der<br />

Heidecksburg Rudolstadt<br />

Das Trio Triton ▶<br />

mit Marius Sima, Violine,<br />

Claudia Schwarze-Nolte,<br />

Cello, und Ralph<br />

Neubert, Klavier<br />

◀ Der Flügel ist eine<br />

private Schenkung<br />

an den Verein und<br />

wurde zum Schlosskonzert<br />

in Sondershausen<br />

gleich musikalisch<br />

in Szene gesetzt<br />

Von Christine Karpe (Text)<br />

und Elmar Nolte, Lutz Edelhoff (Fotos)<br />

Sie bringen Schlösser zum Klingen – mit der Musik des<br />

Frühklassizismus, im Stil der Renaissance, Werken der<br />

Wiener Klassik, der Romantik oder mit barocken Stücken.<br />

Die Rede ist von den Mitgliedern des Vereins<br />

Thüringer Schlosskonzerte e. V. 2<strong>02</strong>2 von engagierten<br />

Musikfreunden in Erfurt gegründet, gestaltet der Verein mit seinem<br />

Sitz in Erfurt jährlich eine Konzertreihe mit exquisiten Kammermusikbesetzungen<br />

durch die acht ehemaligen Residenzen<br />

Thüringens analog den acht Sternen des Thüringer Wappens.<br />

So sollen die Schlösser des Freistaates durch Musik lebendig in<br />

den Fokus gerückt werden. Claudia Schwarze-Nolte ist Gründungsmitglied<br />

und Vorsitzende des Vereins. Die leidenschaftliche<br />

Kammermusikerin und Musikpädagogin hob bereits 2009<br />

den Erfurter Kammermusikverein e. V., u. a. mit Kollegen des<br />

Theaters Erfurt, aus der<br />

Taufe. In den Folgejahren<br />

gründete sie dort als Projektleiterin<br />

die Konzertreihen<br />

„<strong>Sommer</strong>konzerte in<br />

Erfurter Dorfkirchen“ und<br />

„Herbstkonzerte in Erfurter<br />

Stadtkirchen“, bevor<br />

sie sich musikalisch auch<br />

der Residenzkultur Thüringens<br />

zuwandte. Thüringen<br />

verfügt über eine<br />

besonders große Dichte<br />

an fürstlichen Repräsentationsbauten<br />

und Parkanlagen. Zusätzlich zu den Hauptresidenzen<br />

entstanden zahlreiche Nebengebäude wie Orangerien,<br />

Marställe, <strong>Sommer</strong>palais und Jagdschlösser, Gebäude für<br />

Theater und Orchester. Diesen kulturellen Schatz will Claudia<br />

Schwarze-Nolte vielen Thüringern nahebringen, so wie ihre Begeisterung<br />

für die klassische Musik der verschiedenen Epochen,<br />

in denen die Bauten entstanden sind. „Schlosskonzerte haben<br />

eine lange Tradition, sie sind mit der Errichtung der Schlösser<br />

entstanden. Davon zeugen nicht nur die Biografien und Werke<br />

einer Vielzahl von Komponisten und Musikinterpreten, sondern<br />

auch die zahlreichen Festsäle mit ihren Bühnen und Musikeremporen,<br />

die Schlosskirchen mit den klangvollen Orgeln,<br />

die einzigartig gestalteten Schlosstheater und die oft auch speziell<br />

für Musik konzipierten Bauten in den Parks“, erzählt<br />

sie über die enge Verbindung von Baukunst und Musik<br />

der Epochen. Mit 13 Konzerten touren die beteiligten<br />

Musiker in diesem Jahr von April bis<br />

Dezember durch Thüringen. Stationen waren<br />

Die nächsten Termine der Konzertreihe<br />

der Thüringer Schlosskonzerte e. V.<br />

9. Juli 2<strong>02</strong>3, 15:00 Uhr, <strong>Sommer</strong>palais Greiz: Trio Baltikum<br />

15. Juli 2<strong>02</strong>3, 19:30 Uhr, Schloss Ponitz: Le Concert Allemande<br />

26. August 2<strong>02</strong>3, 18:00 Uhr, Elisabethenburg Meiningen: Trio d'anches<br />

12. November 2<strong>02</strong>3, 15:00 Uhr, Burg Creuzburg: Dichterliebe<br />

26. Dezember 2<strong>02</strong>3, 15:00 Uhr, Burg Creuzburg: Trio Magos<br />

Die Erfurt-Crowd<br />

Die Netzwerkplattform der<br />

Stadtwerke Erfurt verbindet<br />

Projektstarter und Unterstützer.<br />

Sie wollen Projekte unterstützen<br />

oder selbst<br />

Projektstarter werden:<br />

www.erfurt-crowd.de<br />

bisher u. a. Schloss Ehrenstein in Ohrdruf,<br />

Schloss Tenneberg in Waltershausen, das<br />

Alte Schloss in Dornburg oder auch die<br />

Heidecksburg in Rudolstadt, das Schloss<br />

Sondershausen, die Leuchtenburg und<br />

Schloss Molsdorf. Dreimal laden die Musiker<br />

in den kleinen Ort Creuzburg bei Eisenach zum Konzert.<br />

1170 wurde hier eine Burg errichtet, Teile davon sind noch erhalten.<br />

Die Creuzburg ist eine der fünf Thüringer Landgrafenburgen.<br />

„Die Konzerte sind passend zum Baustil oder der Entstehungszeit<br />

des jeweiligen Prachtbaus gewählt. Die kleinen Ensembles<br />

sind so besetzt, wie es früher in den jeweiligen Schlössern<br />

typisch war. Eine musikalische Reise in die Vergangenheit<br />

der Thüringer Schlosskultur ist ein Angebot an die Bewohner<br />

der jeweiligen Regionen, ihr kulturelles Erbe und die Schlösser<br />

als eine Chance für eine besondere Lebensqualität in unserem<br />

Lande zu erfahren“, beschreibt Claudia Schwarze-Nolte das<br />

gemeinsame Anliegen des Vereins. Für diese Idee wurden renommierte<br />

internationale Musiker gewonnen. Möglich wurde<br />

diese Kulturtour durch die hervorragende Zusammenarbeit mit<br />

der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie der Thüringer<br />

Schatzkammer. Auch<br />

konnte Claudia Schwarze-Nolte<br />

vermitteln, dass<br />

2<strong>02</strong>3 ein dem Verein der<br />

Thüringer Schlosskonzerte<br />

e. V. geschenkter hochwertige<br />

C. Bechstein Konzertflügel<br />

aus der Selinka<br />

Stiftung Ravensburg seine<br />

neue Heimat im Blauen<br />

Saal des Residenzschlosses<br />

Sondershausen gefunden<br />

hat. „Wir wollen durch<br />

die Konzerte die Bewerbung<br />

der Thüringer Schlösser als Weltkulturerbe der UNESCO<br />

unterstützen und den Kulturtourismus fördern“, ergänzt die Cellistin,<br />

die selbst auch zu Pfingsten bei den Thüringer Schlössertagen<br />

und auf der Leuchtenburg zu hören war.<br />

Eine solche Tour ist auch eine große finanzielle Herausforderung,<br />

die der Verein nicht allein stemmen kann. Mit dem Erfolg<br />

des Projektes in der Erfurt-Crowd konnten 15.000 Euro bei neun<br />

Spendern und dank des Fördertopfes der Stadtwerke Erfurt eingeworben<br />

werden. Die Mittel werden ausschließlich für die Honorare<br />

und Fahrtkosten der Musiker sowie für Plakate, Flyer,<br />

Werbung, Nutzungs- und Gema-Gebühren verwendet. Acht<br />

Konzerte haben das Publikum in den Ausrichtungsorten bereits<br />

begeistert, fünf stehen noch bevor. „Wir stehen<br />

jetzt im zweiten Jahr unseres Vereins und müssen<br />

weiter wachsen. Die Konzerte sind langfristig<br />

angelegt und sollen in den kommenden<br />

Jahren weitergeführt werden“,<br />

plant Claudia Schwarze-Nolte. Nicht<br />

motorisierte Besucher zu den Konzerten<br />

zu bringen und so den Kreis<br />

der Gäste noch zu erweitern, ist ein<br />

Gedanke für die nächstjährige Auflage,<br />

den sie gern realisieren würde.<br />

44 45


Die <strong>SWE</strong> Energie<br />

sucht Helden<br />

Die Stadtwerke Erfurt gehören ebenso zu Erfurt<br />

wie Peterknecht an den Anger und die EVAG auf<br />

die Straßen. Genau deshalb möchte die <strong>SWE</strong> Energie<br />

ihre geliebte Stadt, deren Geschäfte und Ideen<br />

unterstützen. Hierzu begibt sie sich ab sofort auf die<br />

Suche nach <strong>SWE</strong> LOKALHELD:INNEN. Hinter dem<br />

Begriff „<strong>SWE</strong> LOKALHELD:IN“ verbirgt sich ein neues<br />

Bonusprogramm. Genau genommen ein Bonus,<br />

den jeder Kunde der <strong>SWE</strong> Energie einmal jährlich<br />

erhalten kann und damit sogar den lokalen Handel<br />

unterstützt.<br />

Wie geht das? Einfach im <strong>SWE</strong>-Kundenportal<br />

anmelden: www.mein-swe.de/bonus<br />

Neue Ticketautomaten<br />

für Erfurt<br />

52 Ticketautomaten der EVAG gibt es im Stadtgebiet<br />

von Erfurt. Jetzt kommen elf weitere dazu. Seit<br />

Juni errichten die Verkehrsbetriebe neue Automaten,<br />

an denen Fahrgäste ihre gewünschten Tickets<br />

rund um die Uhr erwerben können. Zu den neuen<br />

Standorten zählen unter anderem die Haltestellen:<br />

Katholisches Krankhaus, Stadion Ost, Sozialversicherungszentrum,<br />

Bundesarbeitsgericht, Roter<br />

Berg und Riethstraße – alles Orte, wo sich Fahrgäste<br />

besonders häufig einen Automaten wünschten.<br />

Wichtig: Die Bezahlung an den neuen Automaten<br />

erfolgt ausschließlich bargeldlos mittels Karte,<br />

Handy oder Smartwatch. Hintergrund sind Einbrüche<br />

und Vandalismus.<br />

SAVE THE DATE!<br />

Tag der offenen Tür bei<br />

der EVAG am 25. Mai 2<strong>02</strong>4<br />

Schüler-Ferientickets – eine<br />

Fahrkarte, viele Abenteuer<br />

<strong>Sommer</strong>, Sonne – Langeweile? Nicht mit dem Schüler-Ferienticket!<br />

Damit lassen sich sechs Wochen lang<br />

Busse, Bahnen und Straßenbahnen in ganz Thüringen<br />

nutzen – für nur 32 Euro. Wer nicht im gesamten<br />

Freistaat unterwegs sein möchte und lieber etwas<br />

Geld spart, kann in diesem Jahr erstmals das Schüler-<br />

Ferienticket als Mini-Variante erwerben (kostet 16<br />

Euro und gilt für den Bus in vielen Regionen in Thüringen).<br />

Beide Angebote gelten in den gesamten<br />

<strong>Sommer</strong>ferien vom 8. Juli bis 20. August 2<strong>02</strong>3 und<br />

richten sich an Schülerinnen und Schüler bis einschließlich<br />

20 Jahre. Die EVAG verkauft die Schüler-<br />

Ferientickets im EVAG-Mobilitätszentrum am Anger,<br />

in den EVAG-Agenturen und über die Ticketautomaten<br />

an den Haltestellen.<br />

Mehr unter: www.sft-thueringen.de<br />

Kampagne<br />

gegen Hundehaufen in Erfurt<br />

„Slalom beim Spaziergang ist doch Kacke!“ steht auf Plakaten, die zum<br />

Start der neuen Sauberkeitskampagne gegen Hundehaufen in der Landeshauptstadt<br />

auf Litfaßsäulen zu sehen sind. In Erfurt leben knapp<br />

10.000 Hunde. Diese produzieren 3 Tonnen Hundekot pro Tag. Nicht jede<br />

„Tretmine“ wird entschärft, indem sie mit einer Plastiktüte entsorgt wird.<br />

Passanten und Parkbesucher müssen Slalomläufe veranstalten. Genau<br />

dies greift die Sauberkeitskampagne der <strong>SWE</strong> Stadtwerke und der Erfurter<br />

Stadtverwaltung auf und will an das Gewissen der Zweibeiner am anderen<br />

Ende der Leine appellieren, ihren Beitrag für eine saubere Stadt zu leisten.<br />

25 Jahre Parkhaus Domplatz<br />

Das wohl imposanteste Parkhaus Erfurts feiert Geburtstag. Seit 25 Jahren bietet das Parkhaus Domplatz<br />

Erfurtern und Gästen der Landeshauptstadt eine sichere und bequeme Parkmöglichkeit – mitten<br />

in der Stadt. 1998 öffnete das riesige Bauwerk erstmals seine Tore, bietet seitdem auf vier<br />

Etagen Platz für 480 Autos. Der Bau war ein Mammutprojekt. 78.000 Kubikmeter<br />

Erde wurden ausgehoben, 16.000 Tonnen Beton und 2.000 Tonnen Stahl verbaut.<br />

Stadt und Stadtwerke investierten 25 Millionen Deutsche Mark, rund<br />

1,5 Jahre dauerten die Bauarbeiten. Heute nutzen bis zu 300.000 Kunden<br />

jährlich die Parkstätte. Kurios: Das Parkhaus Domplatz diente schon als Ort<br />

für Klassikkonzerte, auch ein Autorennen fand dort schon statt. Es war das<br />

erste Stadtwerke-Parkhaus. Mittlerweile betreibt die <strong>SWE</strong> 13 Parkhäuser und<br />

Parkplätze im gesamten Stadtgebiet.<br />

Wasser als Leitthema der neuen Theatersaison<br />

Unter dem Titel „Uferlos“ startet das Theater Erfurt in die<br />

neue Spielzeit. Für die Neuinszenierungen 2<strong>02</strong>3/24 ist das<br />

Wasser das verbindende Element. Ausgehend von Richard<br />

Wagners Oper „Das Rheingold“ sind u. a. das Musical „Titanic“,<br />

die Opern „Peter Grimes“ und „Rusalka“ zu erleben, die<br />

auf, unter oder über dem Wasser spielen. Die Stadtwerke Erfurt<br />

wollen in der neuen Spielzeit vor allem bei den Angeboten<br />

für Kinder und Jugendliche eng mit dem Theater zusammenarbeiten.<br />

Der Spielplan des Jungen Theaters reicht<br />

vom Weihnachtsmärchen „Der satanarchäolügenialkohöllische<br />

Wunschpunsch“ von Michael Ende über das Musiktheaterstück<br />

„Käpt’n Kruso – Furioso!“ bis hin zu den Lausch- und<br />

Märchenkonzerten für Kinder oder dem Filmmusikkonzert<br />

„Unter dem Meer.“ Produktionsbezogene Workshops, ein<br />

Unterwasser-Ferienprojekt oder der Jugendclub Spotlight<br />

ergänzen das Angebot. Studierende können mit dem Kultursemesterticket<br />

wieder Musiktheatervorstellungen und<br />

Konzerte gratis besuchen und erhalten zu ausgewählten Vorstellungen<br />

beim Gesprächsformat Nachklang Einblicke von<br />

Profis auf und hinter der Bühne.<br />

Bevor das Publikum in die Welt des<br />

Wassers entführt wird,<br />

findet am 23. September 2<strong>02</strong>3 von<br />

11:00 – 17:00 Uhr ein Tag der<br />

offenen Tür am Theater Erfurt statt. Dazu<br />

sind natürlich alle<br />

Theaterfans eingeladen<br />

Fotos Steve Bauerschmidt, Adobe Stock<br />

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Gärtnern<br />

unter der<br />

Sonne Italiens<br />

Viele Wege führen zur <strong>SWE</strong><br />

Personal ist wie Goldstaub:<br />

schwer zu finden<br />

und wertvoll. Das gilt auch<br />

für die Stadtwerke Erfurt<br />

Gruppe. „Wir haben das<br />

Thema bereits länger im<br />

Fokus und gehen mit<br />

Kreativität auf die Suche“,<br />

sagt Karl-Georg Hoose,<br />

Leiter des Personalbereichs<br />

der<br />

Stadtwerke Erfurt<br />

Personalchef Karl-Georg Hoose (rechts im Bild)<br />

und der Leiter des Personalentwicklungscenters,<br />

Udo Bauer<br />

Vier Wochen lang hat Marlene Elsner das trübe Frühlingswetter<br />

in Deutschland gegen die italienische Sonne<br />

eingetauscht. Urlaub hat sie aber nicht gemacht. Die<br />

17-Jährige fuhr für ein Praktikum nach Meran, Südtirol. „Ich<br />

mache im egapark eine Ausbildung zur Gärtnerin“, sagt Marlene.<br />

„Über den Landjugendverband Thüringen habe ich das<br />

Angebot bekommen, den gesamten Mai über in den Gärten<br />

von Schloss Trauttmansdorff zu arbeiten.“ Vor Ort erwartete<br />

für sie ein etwas anderes Bild, als sie es vom egapark kannte.<br />

„Der Garten, in dem ich gearbeitet habe, liegt an einem steilen<br />

Hang. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Am Anfang<br />

taten mir ganz schön die Beine weh“, sagt sie lachend. Auch<br />

die Vegetation unterscheidet sich von der in Erfurt. Durch das<br />

andere Klima fühlen sich in Südtirol selbst Palmen das ganze<br />

Jahr über draußen wohl. „Neben einem Palmenwald gab es<br />

beispielsweise einen Englischen und einen Italienischen Garten.<br />

Ich habe dort den Frühlingsflor rausgeholt und die Pflanzen<br />

für den <strong>Sommer</strong> eingepflanzt. Dabei habe ich unglaublich<br />

viel gelernt!“<br />

Marlene Elsner hat beim Praktikum in Italien viel<br />

für ihre Arbeit im egapark gelernt<br />

Marlene macht durch ihre Ausbildung ein Hobby zum Beruf.<br />

„Gärten und Parks fand ich schon immer toll. Meinen Eltern<br />

und Großeltern helfe ich oft zu Hause im Garten. Da habe<br />

ich gemerkt, dass mir das unglaublich viel Spaß bereitet.“ Noch<br />

während der Schulzeit festigte sich der Wunsch, das Gärtnern<br />

auch beruflich zu machen. Zwei Praktika absolvierte Marlene<br />

damals schon im egapark. „Hier hat es mir sehr gut gefallen.<br />

Durch die Größe des Parks ist die Arbeit total vielfältig. Jeden<br />

Tag gibt es etwas anderes zu tun. Also habe ich mich einfach<br />

für die Ausbildung beworben. Zurzeit beende ich das erste<br />

Lehrjahr und bisher machen mir die Arbeit und das Lernen<br />

hier total viel Spaß.“<br />

Am liebsten pflanzt sie. Den aktuellen <strong>Sommer</strong>flor im egapark<br />

hat Marlene mit in die Erde gebracht. „Am meisten mag<br />

ich die Sonnenblumen. Auf ihre Blüten freue ich mich jetzt<br />

schon.“ Was Marlenes Ausbildung im egapark perfekt machen<br />

würde: „Noch ein anderer Azubi! Momentan bin ich hier die<br />

einzige Auszubildende. Ich hoffe, dass sich das bald ändert!“<br />

Frieda Schmidt (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

Von Julika Noa (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

„Das Spannende an unserem Unternehmen? Wir können so viel<br />

anbieten: vom Job im Tierheim, in der Wasserwirtschaft, im Nahverkehr,<br />

im Labor, im egapark oder in den Bädern,“ ergänzt Udo<br />

Bauer. Als Leiter des Personalentwicklungscenters ist er verantwortlich<br />

für die Aus- und Weiterbildung sowie die Personalgewinnung.<br />

Die Erfurter Stadtwerke sind mit rund 1.900 Beschäftigten<br />

und ca. 100 Azubis einer der großen Arbeitgeber Thüringens.<br />

Umworben werden potenzielle neue Mitarbeiter längst nicht<br />

mehr nur auf Messen, in Anzeigen oder Stellenausschreibungen.<br />

Mitarbeiterwerbung erfolgt auf vielen Kanälen und gern<br />

auch mit unkonventionellen Videoclips auf Instagram oder Facebook.<br />

Junge Leute auf Jobs in den Stadtwerken aufmerksam<br />

zu machen – darum kümmert sich ein Azubi-Blogger-Team gemeinsam<br />

mit der Kommunikationsabteilung. In kleinen Videoclips<br />

stellen Mitarbeiter sich und ihren Arbeitsplatz auf Social<br />

Media vor. „Das soll Lust machen auf Berufe, die man so vielleicht<br />

nicht auf dem Schirm hat. Wie Fachangestellte für Bäderbetriebe.<br />

Auf Ausbildungsmessen kennen viele diesen Beruf nicht“, nennt<br />

Udo Bauer ein Beispiel.<br />

„Man muss heute vieles im Köcher haben, um als Arbeitgeber<br />

zu punkten. Das reicht vom Jobticket und Fahrradleasing<br />

über Gesundheitsförderung, Sabbatical und Kitaplätze bis zu<br />

den Klassikern wie attraktive Tarifbindung und starke Betriebsräte.<br />

Das zählt für viele heute mehr als der letzte Cent hinterm<br />

Komma“, ist Karl-Georg Hoose überzeugt. Es gäbe da so einen<br />

Spruch: „Man kommt wegen des Unternehmens, aber man geht<br />

wegen des Chefs.“ Deshalb sind gute Führungskräfte und eine<br />

Unternehmenskultur, in der man sich gut aufgehoben fühlt, genauso<br />

wichtig wie die Personalsuche selbst. Wenn es im Team<br />

knirscht, vermittelt eine ausgebildete Mediatorin und es gibt einen<br />

Ansprechpartner für Krisensituationen.<br />

In rund 20 Berufen bilden die Stadtwerke aus. Landeten vor<br />

20 Jahren noch rund 3.500 Bewerbungen für die etwa 35 Ausbildungsplätze<br />

auf dem Tisch der Personalabteilung, ist es aktuell<br />

nicht einmal mehr ein Viertel davon. „Die Anzahl der Bewerbungen<br />

ist gut, aber für Jobs wie Gleisbauer finden wir kaum noch<br />

Interessenten. Auch Mitarbeiter im IT-Bereich sind schwer zu bekommen“,<br />

schätzt Udo Bauer die aktuelle Situation ein.<br />

Bei der Suche nach Bewerbern setzen die Stadtwerke auch<br />

auf die Klassiker. Die Berufsbildungsmesse findet in diesem Jahr<br />

zum 24. Mal statt. Rund 1.600 Jugendliche verschaffen sich dabei<br />

jährlich einen ersten Überblick. Mit einer Technikschau wird<br />

das Interesse geweckt. Wer mal in einem Müllauto saß, weiß erst,<br />

wie viel Technik da inzwischen verbaut ist.<br />

Der nächste Baustein sind Kooperationen mit Schulen und<br />

Schülerpraktika. Rund 120 Schülerpraktika gibt es in diesem<br />

Jahr. „Und dabei versuchen wir, bei den jungen Leuten Emotionen<br />

zu wecken. Wer Busfahrer werden will, kann im Praktikum<br />

zwar nicht wirklich Bus fahren, aber in der Werkstatt über die<br />

Schulter schauen und hier und dort mitarbeiten“, beschreibt Karl-<br />

Georg Hoose das Bemühen, Jugendliche für die <strong>SWE</strong> Gruppe zu<br />

begeistern.<br />

Was spricht für die <strong>SWE</strong>? Karl-Georg Hoose: „Wir sorgen dafür,<br />

dass die Wohnungen im Winter warm sind, Erfurt sauber ist,<br />

die Leute mit Bus und Bahn zur Arbeit kommen, liefern Wasser<br />

und Strom in die Haushalte und betreiben den schönen egapark<br />

und die Bäder. Das macht unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

einfach stolz und unsere Unternehmensgruppe erfolgreich.“<br />

Termine für die Berufsorientierung<br />

➡ <strong>Sommer</strong>camp Future Tech Camp, 14.–18.08.2<strong>02</strong>3<br />

➡ 24. <strong>SWE</strong> Ausbildungsmesse, 18.–20.10.2<strong>02</strong>3<br />

➡ WISSEN<strong>SWE</strong>RKSTATT– ab dem neuen Schuljahr<br />

Mehr unter: www.stadtwerke-erfurt.de/ausbildung<br />

48<br />

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In der Erfurter Innenstadt<br />

ist ein Schatz versteckt<br />

Die Leichtathletik-<br />

TALENTSCHMIEDE<br />

Und alle KINDER können in der ersten Ferienwoche nach ihm suchen<br />

Von Henry Köhlert (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

Schatzsuche für Kinder in der Erfurter Innenstadt?<br />

Gibts nicht? Gibts doch! Und zwar in der ersten Ferienwoche<br />

vom 10. bis zum 14. Juli 2<strong>02</strong>3.<br />

Patricia Stepputtis (Foto) ist City-Managerin der Landeshauptstadt<br />

und sie arbeitet für die Wirtschaftsförderung.<br />

Sie kennt die Innenstadt wie ihre Westentasche, weiß um<br />

jeden Ort (und seine Geheimnisse) und hat sich gedacht:<br />

„Eine Schatzsuche ist genau das Richtige gegen aufkommende<br />

Langeweile in den ersten Ferientagen!“<br />

Gesagt, getan: Unterstützt von Stadtverwaltung, Händlern<br />

und Gastronomen, dem Verein Citymanagement, der<br />

IHK und Erfurter Unternehmen (darunter auch die <strong>SWE</strong>)<br />

gehen Kinder zwischen 10 und 14 Uhr an den Start, ausgerüstet<br />

mit einer Schatzkarte, die es (natürlich<br />

kostenlos!) in der Kinder- und Jugendbibliothek<br />

an der Markstraße gibt. „Hier<br />

beginnt die Tour durch die Altstadt“, sagt<br />

Stepputtis. „Es gilt an 15 verschiedenen<br />

Punkten spannende Rätsel zu lösen. Würde<br />

man die Tour zu Fuß gehen, bräuchte<br />

man maximal 30 bis 40 Minuten, mit Rätseln<br />

und Knobelaufgaben sollten gut anderthalb<br />

Stunden eingeplant werden.“<br />

Patricia Stepputtis: „Idealerweise wird die<br />

Tour von Eltern oder Großeltern begleitet,<br />

um zu unterstützen – aber auch für Hort- und<br />

Schulklassen ist die Schatzsuche möglich. Da es<br />

Hauptpreise zu gewinnen gibt, sollte jedes Kind<br />

eine eigene Schatzkarte aus der Kinderbibliothek<br />

mitnehmen.“ Ziel der Aktion ist es nicht nur, Kindern<br />

Spannung zu bieten, sondern ihnen auch die<br />

Erfurter Innenstadt spielend näherzubringen. Die<br />

City-Managerin: „Wir wollen unsere Innenstadt kinderfreundlicher<br />

machen, die Rallye ist der Anfang.“<br />

Wer alle Aufgaben löst, erhält am Ende einen Code,<br />

der gemeinsam mit den Kontaktdaten auf einen Flyer geschrieben<br />

und eingereicht wird. Am 17. Juli ist die Verlosung,<br />

die Gewinner werden per Mail benachrichtigt.<br />

Und was gibt es (neben Trostpreisen) zu gewinnen? „Eine<br />

Playstation 5, ein AirPod Pro2, einen JBL Flip 5 Bluetooth<br />

Lautsprecher“, sagt Stepputtis.<br />

Übrigens: Kinder, die in der ersten Ferienwoche verreist<br />

sind, brauchen nicht traurig zu sein. Das ganze Jahr über<br />

bietet die Erfurt Tourist Information eine Stadtrallye und<br />

eine Schatzsuche in den geheimnisvollen Horchgängen<br />

auf dem Petersberg an (siehe Beitrag Seite 54).<br />

Mehr Infos: www.erfurt-tourismus.de<br />

Erfurt ist nicht nur bekannt durch<br />

seine malerische Altstadt. Sportfans<br />

kennen die Landeshauptstadt<br />

auch als Hochburg der<br />

deutschen Leichtathletik. Mit etwas<br />

sportlichem Fachwissen denkt man dabei<br />

sicher zuerst an die Ikonen des Gehens<br />

Hartwig Gauder und seinen inoffiziellen Nachfolger Jonathan<br />

Hilbert, an den Olympiasieger Nils Schumann oder die<br />

Sprinter Julian Reus und Julian Wagner.<br />

Auch der gebürtige Rostocker Willi Mathiszik kennt die Stadt<br />

in der Mitte Deutschlands gut. Das liegt an einem persönlichen<br />

sportlichen Erfolg, der mit dem Steigerwaldstadion verknüpft<br />

ist. Hier gewann Willi Mathiszik 2005 als Hürdensprinter Silber<br />

bei der U23-EM. Nun arbeitet der 38-Jährige seit fast einem<br />

Jahr gleich neben der Stätte seines sportlichen Erfolges. Natürlich<br />

geht es im Job um Leichtathletik. Der ehemalige Hürdensprinter<br />

ist Koordinator des Bundesstützpunkts Leichtathletik<br />

Erfurt.<br />

Was ist das? Bundesstützpunkte sind professionelle Trainingszentren<br />

für Bundeskaderathleten mit besonderer Ausstattung<br />

für den Nachwuchs- und Hochleistungssport in<br />

Deutschland. Sie sind ein wesentlicher Baustein für sportliche<br />

Erfolge deutscher Leichtathleten. Aktuell verfügt der Deutsche<br />

Leichtathletik-Verband über 16 anerkannte Bundesstützpunkte.<br />

Einer davon ist in Erfurt. „Der Erfurter Stützpunkt ist<br />

einmalig. Kein Stützpunkt hat so ein großes Stadion.<br />

Auf keinem Stützpunkt sind alle wichtigen Trainingsstätten<br />

und die Sportschule so schnell fußläufig<br />

zu erreichen,“ freut sich Willi Mathiszik über die<br />

guten Arbeitsbedingungen hier vor Ort.<br />

Der Nachwuchs in Thüringen lässt hoffen, dass<br />

auch weiterhin Medaillen „Made in Erfurt“ auf nationalen<br />

und internationalen Wettkämpfen gewonnen werden.<br />

Zum Nachwuchs gehören zum Beispiel die 16-jährige Sprinterin<br />

Hanna Räpple und die beiden 17-jährigen Hindernisläufer<br />

Jonathan Enders und Karl Geburek. Sie gehören zu erfolgversprechenden<br />

Nachwuchskadern des Deutschen Leichtathletik-<br />

Verbands und haben den Koordinator zum Gespräch mit dem<br />

<strong>SWE</strong> Journal begleitet. Dass sie ideale Trainingsbedingungen<br />

vorfinden, dafür sorgen Willi Mathiszik und sein Trainerteam.<br />

Doch nicht nur erfolgreiche Thüringer Leichtathleten möchte<br />

Mathiszik im Steigerwaldstadion sehen. „Ich möchte die idealen<br />

Bedingungen für Wettkämpfe in Erfurt national und international<br />

bekannter machen und deutsche Meisterschaften<br />

oder vielleicht wieder ein internationales Meeting in das Steigerwaldstadion<br />

holen,“ so der Chef der Bundesstützpunktes zu<br />

seinen Zukunftsvisionen.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, bekommt der Rostocker Unterstützung<br />

von seinem motivierten Team und von vielen Partnern<br />

in Thüringen – Vereine, Hochschulen, das Sportgymnasium und<br />

medizinische Einrichtungen.<br />

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Ivo Dierbach (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)


Open-Air über<br />

Erfurts Dächern<br />

Zur Bundesgartenschau hat es vor zwei<br />

Jahren prima funktioniert, das Prinzip,<br />

auf der Festwiese vor dem Friedenspulvermagazin<br />

des Petersberges Open-<br />

Air-Konzerte zu veranstalten. Die Band Element<br />

of Crime um Sven Regener gastierte zum Beispiel<br />

am 27. August 2<strong>02</strong>1 auf der damals wegen Corona<br />

mit rund 800 Tickets ausverkauften Sparkassenbühne.<br />

Warum soll es nicht auch wieder so gut<br />

funktionieren, und dann mit größerem Publikum,<br />

fragte sich Martin Vejmelka, Chef der Dresdner<br />

Agentur Landstreicher.<br />

Da seine Firma schon zehn Jahre in Erfurt aktiv<br />

ist und die Festwiese auf dem Petersberg bei ihm<br />

immer wieder in den Fokus gerückt war, als dort<br />

Open-Air-Konzerte stattfanden, dachte er weiter.<br />

Zumal durch das hergerichtete Umfeld die Produktionsbedingungen<br />

dort wesentlich verbessert wurden<br />

– und Erfurt „eine sehr attraktive und zentral<br />

gelegene Stadt“ sei. Die zwar einen Domplatz<br />

habe, wo man Open-Air-Konzerte anbieten könne,<br />

der aber nur sehr teuer anzumieten sei, den<br />

Aufbau einer komplizierten Infrastruktur benötige<br />

und sich erst ab fünfstelligen Ticketzahlen rechne.<br />

„Nicht unsere Größenordnung“, sagt Vejmelka.<br />

Mit dem neuen Eventmanager aus der Kulturdirektion<br />

der Stadt Erfurt, Christian Hass, entwickelte er<br />

Michael Keller (Text)<br />

Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

die kleiner angelegte Idee einer Konzertserie auf<br />

dem Petersberg. Für dieses Jahr freilich nur in abgespeckter<br />

Form. Als Türöffner sozusagen für weitere<br />

Events mit einem breiteren Spektrum. Soll heißen,<br />

es wird für den Anfang erst einmal nur zwei<br />

Konzerte geben. Am 14. Juli kommt die Bautzener<br />

Pop-Rock-Band „Silbermond“, tags darauf gastiert<br />

die elfköpfige Techno-Marching-Band „Meute“ aus<br />

Hamburg auf der Festwiese.<br />

Für die beiden Konzerte wird eine große Bühne<br />

aufs Grün neben dem Vinarium, das man mit in die<br />

Konzerte einbeziehen möchte, gesetzt. Platz soll<br />

dann für 4.000 Gäste sein. Ab dem nächsten Jahr<br />

möchten Vejmelka und Hass dann eine deutlich<br />

ausgebaute Konzertreihe zu einem wiederkehrenden<br />

Musik-Event auf der Festung machen. Dann<br />

mit fünf bis sechs Konzerten pro Saison. Ideen,<br />

wer dann dort auftreten soll, gäbe es schon einige.<br />

„Verraten wird aber noch nichts“, sagt Vejmelka.<br />

Erklärt aber, es handle sich um „sehr attraktive,<br />

auch internationale Bands aus den Rubriken Metal,<br />

Pop, Elektro, Rock und Indie“. Der sächsische<br />

Konzertveranstalter hat eigenen Beobachtungen<br />

zufolge festgestellt, „dass Open-Air-Konzerte derzeit<br />

wieder stark im Kommen sind“. Stärker sogar<br />

noch als vor der Corona-Pandemie. Insofern hofft<br />

er, mit dem noch recht übersichtlichen 2<strong>02</strong>3er-Angebot<br />

einen Anschub für eine neue festivalartige<br />

Veranstaltungsreihe über den Dächern von Erfurt<br />

geben zu können.<br />

Dieses Jahr nun erst einmal mit Silbermond und<br />

Meute. Die Silbermond-Mitglieder schreiben ihre<br />

Musik selbst und spielen Pop-Rock mit deutschen<br />

Texten. Die Band gibt es im Prinzip bereits seit<br />

1998, damals aber noch unter anderem Namen.<br />

Im Juni 20<strong>02</strong> benannte man sich um. Zu ihren kommerziell<br />

erfolgreichsten Liedern gehören Symphonie<br />

(2004), Das Beste (2006) und Irgendwas bleibt<br />

(2009). Das aktuelle 2<strong>02</strong>2er-Album heißt „Auf Auf“.<br />

Die Techno-Marching-Band Meute aus Hamburg<br />

gibt es seit 2015. Sie zählt zu den meistgebuchten<br />

Festival-Bands Europas. Techno trifft echte Blaskapelle<br />

– eine ungewöhnliche und zugleich reizvolle<br />

Mixtur, die inzwischen ein großes Fanlager hat.<br />

Die elfköpfige Band arrangiert Techno-, Houseund<br />

Deep-House-Werke von bekannten DJs neu<br />

und setzt die elektronischen Beats mit den Instrumenten<br />

einer Blaskapelle um. Ihr aktuelles<br />

Album aus dem Vorjahr trägt den Namen „Taumel“.<br />

Schon was Besonderes, alles andere als musikalische<br />

Alltagskost.<br />

Der Ticketverkauf für beide Konzerte ist an<br />

den bekannten Vorverkaufsstellen bzw. im<br />

Internet bereits angelaufen.<br />

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54<br />

KINDER erkunden<br />

den Petersberg<br />

Festungsgeheimnisse, Schatzsuche<br />

und spannende Entdeckungen<br />

… geht es zum Schatz<br />

Alle Informationen<br />

zu den Führungen,<br />

Themen, Preisen<br />

und Zeiten unter:<br />

Durch dunkle Horchgänge …<br />

Von Christine Karpe (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Die Zitadelle Petersberg ist ein Paradies<br />

für Entdecker, Abenteurer<br />

und historisch Interessierte. Seit<br />

Jahrhunderten prägt der Stadtberg<br />

das Bild Erfurts. Kinder und<br />

Jugendliche können mit den erlebnispädagogischen<br />

Angeboten eine spannende Zeitreise<br />

unternehmen. Wir haben Ausstellungspädagogin<br />

Ina Bauer auf einer Schatzsuche begleitet.<br />

Zwölf aufgeregte Teenager stürmen aus dem<br />

Kommandantenhaus auf das Plateau des Petersberges.<br />

Die Vorfreude ist groß, in der Dämmerung<br />

begeben sie sich in den geheimnisvollen<br />

Gängen der barocken Stadtfestung auf die Suche<br />

nach dem sagenumwobenen Schatz von König<br />

Dagobert. Die Legende erzählt, dass sich der<br />

Fund der Schatzkiste für jedes Kind lohnen wird.<br />

Dagobert meint nicht die bekannte Disneyfigur,<br />

sondern den gleichnamigen König, der in der<br />

Geschichte des Petersberges eine Rolle spielte.<br />

Ausstellungspädagogin Ina Bauer hat all ihre<br />

Utensilien für die große Schatzsuche auf dem<br />

Petersberg in einen Korb gepackt. Unter ihrer<br />

Regie startet die spannende Tour. Auf der Fläche<br />

vor dem modernen Kommandantenhaus rollen<br />

die Kinder zuerst den Zeitstrahl aus – ein drei<br />

Meter langes Band mit Jahreszahlen. Wer waren<br />

die Protagonisten und was passierte an wichtigen<br />

Ereignissen auf dem Stadtberg? Ina Bauer<br />

erzählt eine kurze Geschichte zu den wichtigsten<br />

handelnden Personen. Neben Dagobert sind<br />

es Mönche, Stadtverantwortliche und das Militär.<br />

Im Verlauf der Führung begegnen die Kinder<br />

den Genannten an historischen Orten des<br />

Areals wieder.<br />

Die Historie des Petersberges inmitten der<br />

Erfurter Altstadt reicht weit über die Zeit der<br />

350-jährigen Zitadelle hinaus. Vermutlich schon<br />

im 6. Jahrhundert befand sich ein wehrhafter<br />

Verwaltungssitz auf dem Petersberg. Einer Legende<br />

nach gründete König Dagobert bereits<br />

im frühen 8. Jahrhundert ein Kanonikerstift, das<br />

der Mainzer Erzbischof 1060 in ein Benediktinerkloster<br />

umwandelte, das erste und angesehenste Kloster<br />

in Erfurt. Mit dem Baubeginn der Zitadelle 1665 veränderte<br />

sich das Umfeld des Klosters radikal. Bis dahin umgaben es<br />

Weinberge, eine breite Treppe hinter dem Dom führte hinauf.<br />

Jetzt wuchsen rund um das Kloster zu den schon vorhandenen<br />

Bastionen gewaltige Verteidigungsanlagen. Innerhalb<br />

dieser Mauern und in den geheimnisvollen Horchgängen ist<br />

die Kindergruppe heute unterwegs. Der Umriss der rundum<br />

laufenden Festungsmauer gleicht in der Draufsicht einem<br />

vielzackigen Stern. Diese besondere Form machte es<br />

potenziellen Angreifern schwer, in das gut gesicherte Areal<br />

einzudringen. Einen Teil des Weges legen die Kinder entlang<br />

der Mauern zurück. Auf ihrer spannenden Suche sind sie nun<br />

selbst Teil der Erfurter Geschichte.<br />

Vor dem imposanten Gebäude der Peterskirche erzählt<br />

Ina Bauer von der Klostervergangenheit und dem Leben der<br />

Mönche. Hinter dem Gebäude bietet sich dem Betrachter<br />

nicht nur ein genialer Erfurtblick. Im Boden der Rasenfläche<br />

sind die Umrisse der kleinen Corpus-Christi-Kapelle zu erkennen.<br />

Am östlichen Ende des Klosterfriedhofs befand sich<br />

die 1304 geweihte Friedhofskapelle. Als 1735 die Festungsmauer<br />

an dieser Stelle einstürzte, riss sie die Kapelle mit sich.<br />

Die Legende erzählt, dass sie aufgrund einer Schatzsuche<br />

einstürzte. Seit 2013 sind ihre Grundrisse im Boden sichtbar.<br />

Nach dem Entdecken der Spuren im Boden geht es zurück<br />

zum Festungstor.<br />

Wer den Petersberg vom Domplatz aus erklimmt, betritt<br />

das Plateau durch das mächtige Peterstor. In dessen Durchgang<br />

befindet sich eine Gefängniskammer. Durch ein kleines<br />

Guckloch versuchen die Kinder einen Blick ins Innere des<br />

kärglich ausgestatteten Raumes zu erhaschen – Bett, Tisch<br />

und Stuhl, mehr ist nicht zu sehen. Die benachbarte Tür öffnet<br />

die Festungsführerin mit dem Schlüssel. Im ersten Raum<br />

befindet sich eine Wachstube mit Bett, Tisch und Stühlen für<br />

die Soldaten im Wachdienst, im zweiten dann Kanonen und<br />

Kugeln, mit denen man sich gegen Eindringlinge erwehren<br />

wollte. Für das Laden der Kanonen brauchte es Kraft, bemerken<br />

die Kinder beim Heben der Kugeln. Das Treffen erforderte<br />

auch ein wenig Glück. Zwei gelöste Aufgaben bringen<br />

die Sucher dem erhofften Schatz ein Stück näher. Über<br />

eine steile Treppe geht es hinunter in die Horchgänge. Mystisch<br />

ist es im dunklen Gang, jetzt kommen Taschenlampen<br />

zum Einsatz.<br />

Das circa einen halben Meter dicke Mauerwerk wird von<br />

langen, schmalen Schlitzen unterbrochen. Hier horchten die<br />

Soldaten, ob sich ein Feind näherte und einen Tunnel grub.<br />

Die Rätselaufgaben sind schnell gelöst, nun geht es treppauf<br />

und -ab in Richtung Ausgang aus den geheimnisumwitterten<br />

Gängen. Mit der richtigen Lösung öffnet sich die Tür<br />

in den Festungsgraben. Draußen erleuchtet der Mond die<br />

Szenerie. Zurück im Kommandantenhaus stärken sich die<br />

Schatzsucher mit Kuchen und einem Getränk und Ina Bauer<br />

lüftet das Geheimnis der Schatzkiste. Das soll auch eines<br />

bleiben, deshalb verraten wir den Inhalt nicht. In insgesamt<br />

zwei Stunden haben die Teenager mehr als 1.000 Jahre<br />

Geschichte erkundet und erlebt: Sie waren Mönche, Soldaten<br />

und neugierige Besucher. Ina Bauer packt alle Utensilien<br />

der Schatzsuche zurück in den Schrank. Dort bleiben die<br />

geheimnisvollen Dinge, bis die nächste Schatzsuche startet.<br />

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Kontakte<br />

■ <strong>SWE</strong> HAUPTSITZ<br />

Magdeburger Allee 34, 99086 Erfurt<br />

■ VER- UND ENTSORGUNG<br />

Kommunales Dienstleistungszentrum<br />

An-, Um- und Abmeldungen Gas, Strom und<br />

Wasser, Telefon: 0361 564-1010<br />

Störungsnummern<br />

Strom 0361 564-1000<br />

Wärme 0361 564-3000<br />

Erdgas 0361 564-3333<br />

Wasser 0361 564-1818<br />

Entsorgung<br />

Kundendienst<br />

Telefon: 0361 564-3455<br />

■ MOBILITÄT<br />

EVAG-Mobilitätszentrum<br />

am Anger: Beratung, Verkauf<br />

und Information<br />

Fahrplan und Tarifauskünfte<br />

Telefon: 0361 19449<br />

Kundenbetreuung<br />

Telefon: 0361 564-4644<br />

■ FREIZEIT<br />

Bäder<br />

Telefon: 0361 564-3532<br />

egapark Erfurt<br />

Besucherservice<br />

Telefon: 0361 564-3737

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