Ein Fenster zum ICH - Teil 4 - von Herbert Paukert
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<strong>Paukert</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>Fenster</strong> <strong>zum</strong> Ich – <strong>Teil</strong> 4 44<br />
Das Konvergenzprinzip in der Gruppe, die resultierende Meinungsübereinstimmung<br />
(Konformität) und das WIR-Erlebnis (Unifikation) führen zur Aufstellung<br />
<strong>von</strong> typologischen Hypothesen, welche den Charakter <strong>von</strong> Selbstverständlichkeiten<br />
haben, obwohl sie unbestätigt und <strong>zum</strong> <strong>Teil</strong> sogar falsch sein<br />
können.<br />
Solche kollektiven Urteile werden Stereotpye genannt. Kollektive Urteile über die<br />
eigene Gruppe heißen Autostereotype; werden sie über fremde Gruppen gefällt,<br />
dann bezeichnet man sie als Heterostereotype.<br />
Alle Stereotype schließen das Vorurteil mit ein, dass jedes einzelne Gruppenmitglied<br />
jene Merkmale aufweist, welche auch der ganzen Gruppe als typische<br />
Merkmale zugeschrieben werden. Schließlich haben Stereotype noch die träge<br />
Eigenschaft trotz neuer und anders lautender Informationen nur sehr schwer<br />
korrigierbar zu sein.<br />
Jedenfalls ist die Macht weit verbreiteter Stereotype (z.B. in der öffentlichen<br />
Meinung) nicht zu unterschätzen. Gefährlich werden sie, wenn sie im Dienste der<br />
Herrschaftssicherung diktatorischer Systeme zu einer Indoktrination und zu einer<br />
Manipulation der Menschen eingesetzt werden.<br />
Der Vorteil der Urteilskonvergenz in einer Gruppe besteht unzweifelhaft darin,<br />
dass dadurch für den <strong>Ein</strong>zelnen ein großes Maß an Sicherheit für seine Entscheidungen,<br />
Gesinnungen und Verhaltensweisen gegeben wird. Dieser Sicherheitsvorteil<br />
führt schließlich auch zu einer emotionalen Geborgenheit in der<br />
Gruppe, was wiederum umgekehrt die Kohärenz der Gruppe verstärkt.