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Ein Fenster zum ICH - Teil 4 - von Herbert Paukert

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<strong>Paukert</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>Fenster</strong> <strong>zum</strong> Ich – <strong>Teil</strong> 4 38<br />

Die Masse ist kurzlebig und zeigt typische massenpsychologische Merkmale:<br />

• Keine Struktur außer jener <strong>von</strong> Führer und Gefolge<br />

• Gleichschaltung individuellen Erlebens/Handelns durch affektive Ansteckung<br />

• Deindividuation und Depersonalisation (Entpersönlichung)<br />

• Verantwortungsdiffusion (Schwinden der Eigenverantwortlichkeit)<br />

• Verprimitivierung des Erlebens und Handelns (Reduktion der kognitiven<br />

Kontrolle und Steigerung der Aggressionsbereitschaft)<br />

• Dehumanisierung (Vorherrschaft <strong>von</strong> asozialen Verhaltensweisen)<br />

Der spanische Kulturphilosoph Ortega y Gasset beklagte schon 1930 den Aufstand<br />

der Massen und den damit einhergehenden Verlust der Individualität. <strong>Ein</strong><br />

typisches Massenphänomen der modernen Zeit sind die Gewaltausbrüche in<br />

Sportstadien.<br />

Unter einem Kollektiv versteht man eine Großgruppe mit einer sehr straffen<br />

inneren, <strong>zum</strong>eist hierarchischen Struktur. Kollektive Werte verdrängen die individuellen,<br />

persönlichen Gesinnungen. Kollektive entstehen oft durch die Flucht<br />

des <strong>Ein</strong>zelindividuums aus Realitätskonflikten. Der materielle Schutz und die<br />

Sicherheit werden erkauft um die Abnahme der Eigenverantwortlichkeit. <strong>Ein</strong>e<br />

Gefahr besteht in der Ausbildung <strong>von</strong> totalitären, streng autoritär und streng<br />

hierarchisch gegliederten Kollektiven, in denen die Freiheit des <strong>Ein</strong>zelnen kaum<br />

mehr gewährleistet ist.<br />

Die Gruppe ist eine kleine, handlungsrelevante Menge mit einer ausgebildeten<br />

inneren Struktur. Dadurch entsteht ein ordnendes und zugleich integrierendes<br />

Rollensystem. Es finden starke Interaktionen zwischen den Mitgliedern statt.<br />

<strong>Ein</strong>e Gruppe ist somit gekennzeichnet durch ein internes Rollensystem, durch<br />

Interaktivität und durch Leistungs- und Sicherheitsvorteile.<br />

Nach ihrer Entstehung unterscheidet man Naturgruppen (biologisch bedingt),<br />

Pflichtgruppen (arbeitsbedingt) und Interessensgruppen (wertungsbedingt).<br />

[4.5.7] Psychologie der Gruppe<br />

Wie bereits gesagt, versteht man allgemein unter einer Gruppe eine kleine,<br />

handlungsrelevante Menge mit einer ausgebildeten inneren Struktur und starken<br />

Interaktivitäten zwischen den Mitgliedern. Im Folgenden sollen verschiedene<br />

gruppenspezifische Phänomene beschrieben werden.

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