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Ein Fenster zum ICH - Teil 4 - von Herbert Paukert

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<strong>Paukert</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>Fenster</strong> <strong>zum</strong> Ich – <strong>Teil</strong> 4 23<br />

[4.3.4] Sozial-kognitive Aspekte der Psychopathologie<br />

Neben der lerntheoretischen Ansicht zur Erklärung <strong>von</strong> Verhaltensstörungen sieht<br />

die sozial-kognitive Theorie in enttäuschten Erwartungshaltungen und falschen<br />

Selbsteinschätzungen die kognitiven Gründe für viele psychische Störungen.<br />

Angst und Vermeidungsverhalten werden als Folgen der Erwartung, gekränkt<br />

oder verletzt zu werden, angesehen. <strong>Ein</strong>e solche Erwartung kann sich dadurch<br />

bilden, dass man durch eine kognitive Fehlinterpretation des beobachteten<br />

Modells irrtümlicherweise mit bestimmten Situationen unangenehme Folgen<br />

assoziiert. Dadurch entsteht eine disfunktionale Erwartungshaltung.<br />

Die objektiv nicht gerechtfertigte Antizipation der eigenen Ineffektivität beim<br />

Umgang mit möglichen aversiven Ereignissen führt zur Angst vor diesen und zu<br />

deren Vermeidung. Jede solche defensive Verhaltensweise, welche die Person<br />

<strong>von</strong> der Konfrontation mit der gefürchteten Umweltsituation fern hält, wodurch<br />

es zu den fälschlicherweise befürchteten Folgen nie kommen kann, wirkt als<br />

subjektive Bekräftigung der Nützlichkeit des Vermeidungsverhaltens.<br />

Dies zeigt sich anschaulich am Fall eines zwanghaften Mannes, welcher, als ihn<br />

sein Therapeut fragte, warum er dauernd mit den Fingern schnalze, antwortete,<br />

das würde gefährliche Löwen abhalten. Nachdem ihm versichert wurde, das es<br />

hier keine Löwen abzuwehren gäbe, antwortete er "Sehen Sie, es funktioniert !"<br />

(Neurotisches Paradox, Bandura 1977).<br />

Zur Behebung derartiger Erlebnis- und Verhaltensstörungen, stellt die sozial-<br />

kognitive Theorie zwei Behandlungsmethoden bereit:<br />

(1) das Lernen an Modellen (durch Beobachtung)<br />

(2) die hilfreiche Anleitung (sukzessive Partizipation)<br />

Dadurch kann sehr effizient das unerwünschte Verhalten verändert werden. Am<br />

Beispiel einer Schlangenphobie zeigte Bandura 1977, wie diese beiden Techniken<br />

wirken. Der Patient beobachtet eine Person (das Modell) beim angstfreien Umgang<br />

mit einer Schlange und wird dann <strong>von</strong> dieser einfühlend angeleitet,<br />

ebenfalls mutigere Handlungen zu setzen. Dadurch wird dem Patienten geholfen,<br />

nachhaltig seine Angst zu überwinden.

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