Ein Fenster zum ICH - Teil 4 - von Herbert Paukert
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<strong>Paukert</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>Fenster</strong> <strong>zum</strong> Ich – <strong>Teil</strong> 4 22<br />
In diesem Regelkreis (Feed-back) spielen verschiedene innere Erwartungshaltungen<br />
eine wichtige Rolle. Darunter versteht man die vorstellungsmäßig vorweggenommenen<br />
(antizipierten) Konsequenzen des eigenen Handelns.<br />
Erlernte Standards und die Antizipation der Handlungsfolgen erklären das zielgerichtete<br />
Verhalten des Menschen. Das Erreichen eines Zieles (Erfolg) führt zur<br />
Verstärkung des Verhaltens. Diese Verstärkung besteht aber nicht bloß in einer<br />
äußeren Belohnung (Behaviorismus), sondern in einer inneren Zufriedenheit, die<br />
sich aus der Übereinstimmung <strong>von</strong> erwarteter und tatsächlicher Leistung ergibt.<br />
Bandura spricht in diesem Zusammenhang <strong>von</strong> einer Selbstverstärkung, durch die<br />
sich das Individuum selbst belohnt.<br />
Alle diese Prozesse wirken als bewusste Kontrollmechanismen auf unser Verhalten.<br />
Das Nicht-Erreichen <strong>von</strong> den gesteckten Zielen erzeugt Gefühle der Enttäuschung<br />
und Unzufriedenheit. Solche Erwartungs-Enttäuschungen werden<br />
Frustrationen genannt.<br />
Als Frustrationsfolgen können verschiedene Handlungsmuster auftreten (Abhängigkeiten,<br />
Rückzug, Regression, Resignation, Flucht, Drogensucht, Leistungskompensation,<br />
Aggression, psychosomatische Erkrankungen, aber auch konstruktives<br />
Problemlösen).<br />
Als Frustrationstoleranz wird die Fähigkeit bezeichnet, Enttäuschungen zu<br />
ertragen und konstruktiv an der Problemlösung zu arbeiten. Frustrationstoleranz,<br />
der freiwillige Aufschub <strong>von</strong> Belohnung (Befriedigungsaufschub) und auch die<br />
selbstkritische Korrektur des eigenen Anspruchsniveaus sind wichtige Merkmale<br />
einer reifen Persönlichkeit.<br />
Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit sind psychische Regelgrößen,<br />
welche ihrerseits auf das Leistungsverhalten einwirken, die aber auch <strong>von</strong><br />
der Effektivität der ausgeführten Handlungen rückgekoppelt beeinflusst werden.<br />
Die menschliche Persönlichkeit stellt sich somit als ein komplexes, selbst-<br />
regulierendes System dar. Das Resultat dieser dauernden Selbstregulationen ist<br />
das Konzept der persönlichen Kompetenz. Dabei unterscheidet man kognitive<br />
Kompetenzen und Verhaltenskompetenzen, also intellektuelle oder praktische<br />
Fähigkeiten, <strong>von</strong> denen man überzeugt ist, dass man sie gut beherrscht.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Beobachtungslernen, Selbstwirksamkeit<br />
und Selbstregulation die grundlegenden Konzepte der sozialkognitiven<br />
Persönlichkeitstheorie sind.