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Ein Fenster zum ICH - Teil 4 - von Herbert Paukert

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<strong>Paukert</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>Fenster</strong> <strong>zum</strong> Ich – <strong>Teil</strong> 4 17<br />

[4.2.5] Semantische Konditionierung (Razran 1939)<br />

Im Jahr 1939 führte Razran folgende Konditionierung mit Versuchspersonen<br />

durch: R = Speichelfluss, US = Nahrung, CS = optische Darbietung der vier<br />

Wörter style, urn, freeze, surf.<br />

Dann überprüfte er, ob die konditionierte Reaktion auch eintritt bei der optischen<br />

Darbietung (a) <strong>von</strong> gleich klingenden Wörtern wie stile, earn, frieze, serf oder<br />

(b) <strong>von</strong> semantisch ähnlichen Wörtern wie fashion, vase, chill, wave.<br />

Erstaunlicher Weise zeigte sich bei semantisch ähnlichen Reizen eine viel<br />

stärkere Reaktion als bei den gleich lautenden Reizen. <strong>Ein</strong>mal erlernte Konditionierungen<br />

funktionieren später auch bei Darbietung <strong>von</strong> generalisierten und<br />

semantisch ähnlichen Reizen. Dadurch erweist sich die Konditionierung als ein<br />

wichtiger Mechanismus, der bis in das semantische Sprachverhalten wirksam ist.<br />

[4.2.6] Abgewöhnung <strong>von</strong> Bettnässen und Alkoholsucht (Mowrer 1928)<br />

Das Bettnässen <strong>von</strong> Kindern erfolgt dann, wenn der Reiz einer vollen Blase nicht<br />

<strong>zum</strong> Aufwachen führt. <strong>Ein</strong>e Bestrafung ist nicht zielführend, weil sie erst am<br />

Morgen, also Stunden später gesetzt werden kann, und damit die Assoziation mit<br />

dem unerwünschten Verhalten nicht mehr gegeben ist. Um mit dieser Situation<br />

fertig zu werden, entwickelten Mowrer & Mowrer 1928 eine Methode, bei<br />

welcher eine elektrische Vorrichtung am Bett die Feuchtigkeit registrierte und<br />

eine schrille Glocke in Betrieb setzte, so dass das Kind sofort bei der Harnabgabe<br />

aufwachte. R = Aufwachen, US = Glockenton und CS = Bettnässen. Nach<br />

wenigen Versuchen hat das Kind gelernt, schon beim Verspüren des Harndranges<br />

aufzuwachen und die Toilette aufzusuchen. <strong>Ein</strong>e Gefahr bei diesem so genannten<br />

negativen (aversiven) Lernen besteht darin, dass zusätzliche Störungen entstehen<br />

könnten (z.B. Schlafstörungen).<br />

Die klassische Konditionierung setzten Mowrer & Mowrer auch zur Abgewöhnung<br />

<strong>von</strong> Alkoholsucht ein. Beim negativen Lernen wird sofort nach dem<br />

Alkoholkonsum ein aversiver Reiz (z.B. Schock) oder eine Übelkeit erzeugende<br />

Substanz verwendet. R = Übelkeit, US = chemische Substanz, CS = Alkoholkonsum.<br />

So wird auf Alkoholkonsum eine Vermeidungsreaktion konditioniert,<br />

welche zu einer deutlichen Senkung der Alkoholeinnahme führt.

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