Unterrichtseinheit „Unsere Wirtschaftsordnung“ - Handelsblatt macht ...
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Einleitung<br />
I. Einleitung<br />
Die Frage nach der Ausgestaltung unserer marktwirtschaftlichen Ordnung wird regelmäßig<br />
kontrovers diskutiert. Die Anlässe hierzu sind vielfältig: Wirtschafts und Finanzkrise, demografischer<br />
Wandel, aktuelle Daten zur Vermögensverteilung und zu Armutsraten oder aber<br />
auch Klimawandel und Umweltverschmutzung. Stets geht es um die Frage: Wie ist der institutionelle<br />
Regelungsrahmen für das Wirtschaftsgeschehen so zu gestalten, dass gesellschaftlich<br />
erwünschte Ergebnisse realisiert werden?<br />
Deutlich wird: Bei einer Wirtschaftsordnung handelt es sich keinesfalls um einen starren Rahmen,<br />
sondern um eine permanente ordnungspolitische Gestaltungsaufgabe. Im gesellschaftlichen<br />
Diskurs sind die politisch entschiedenen und rechtlich fixierten Restriktionen stets hinsichtlich<br />
ihrer Wirkungen zu analysieren und im Zuge soziokultureller, ökonomischer, politischer<br />
aber auch technologischer Wandlungsprozesse zu modifizieren. Die Teilnahme an diesen<br />
gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen setzt dabei grundlegende Kenntnisse bzgl. des Verhältnisses<br />
von „Spielregeln“ und „Spielzügen“ im Wirtschaftsgeschehen voraus. Gerade in Zeiten<br />
von Finanz, Wirtschafts oder Eurokrise offenbaren sich hier in vielen Diskussionen große<br />
Kenntnisdefizite.<br />
Die ökonomische Bildung muss hier ansetzen, denn die Wirtschafts und Gesellschaftsordnung<br />
ist der allgemeine Rahmen, in den die Bürgerinnen und Bürger einer Gesellschaft über ihre<br />
Arbeits und Lebenssituationen eingebunden sind. Generell gilt: Wer die Wirtschaftsordnung,<br />
in der er lebt, arbeitet, konsumiert, wählt oder unternehmerisch tätig ist, nicht versteht, wird<br />
nur unzureichend wirtschaftliche, arbeitsweltliche und politische Sachverhalte beurteilen können.<br />
Kein Arbeitnehmer, Konsument, Unternehmer usw. bleibt vom Prozess und dem Ergebnis<br />
der Fortentwicklung der Wirtschaftsordnung eines Landes im Spannungsfeld unterschiedlicher<br />
ökonomischer, sozialer und politischer Interessen unberührt. Das Verständnis der Struktur<br />
einer Wirtschafts und Gesellschaftsordnung – gewissermaßen der „Grammatik“ einer Gesellschaft<br />
– verhindert, dass die vielfältigen wirtschaftlichen Phänomene beziehungslos nebeneinander<br />
stehen, d. h. das organisierende Prinzip ermöglicht die Einordnung und Bewertung wirtschaftlicher<br />
Erscheinungen. Das Wissen um zentrale Ordnungsformen und elemente einer<br />
Wirtschaftsordnung bildet somit das unabdingbare Orientierungswissen, das ökonomische Bildung<br />
zu vermitteln hat und das die Teilhabe an den o. g. gesellschaftlichen Diskursen überhaupt<br />
erst ermöglicht. Hinzu kommt, dass nur auf dieser, eigene Alltagserfahrungen und Beobachtungen<br />
aufgreifenden Basis sachgerechte Vergleiche verschiedener Ordnungstypen im<br />
zweiten Schritt überhaupt erfolgen können.<br />
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