Unterrichtseinheit „Unsere Wirtschaftsordnung“ - Handelsblatt macht ...
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M 17<br />
Stimmen zu 60 Jahren Soziale Marktwirtschaft<br />
Norbert Walter,<br />
Chefvolkswirt<br />
Deutsche Bank Gruppe<br />
Kritik am marktwirtschaftlichen System hat derzeit Hochkonjunktur. Dabei treten in<br />
Deutschland nun jene besonders nach, denen Ludwig Erhards Soziale Marktwirtschaft<br />
schon immer ein Dorn im Auge war. Aber nicht dieses großartige Konzept hat versagt.<br />
Versagt haben alle, die dessen Grundprinzipien missachtet haben. Gute Regulierung der<br />
Märkte mit klaren Eigentumsrechten und Haftungsregeln, eine von einem starken Staat<br />
geschützte Wettbewerbsordnung, eine auf Geldwertstabilität ausgerichtete Geldpolitik<br />
sowie subsidiäre Zurückhaltung des Staates im Sozialbereich vereint mit Bürgerverantwortung<br />
– diese Ordnungsprinzipien sind Trümpfe, die das Prinzip Marktwirtschaft ausmachen<br />
und die auch heute noch stechen. Der Staat ist gefordert, eine solche Ordnung<br />
zu etablieren und der auch wegen mangelnder Selbststeuerung gestrauchelten Wirtschaft<br />
zu helfen. Dabei kann es aber nur um Starthilfe gehen. Wenn die Wirtschaft<br />
,Wohlstand für alle‘ generieren soll, muss sich der Staat auch wieder zurücknehmen. Er<br />
muss sich wieder darauf beschränken, Ordnungsgeber und Schiedsrichter zu sein. Ethische<br />
Werte in der Gesellschaft zu verankern, können aber weder der Staat noch freie<br />
Märkte leisten. Dies ist Aufgabe der Gesellschaft und letztlich jedes Einzelnen. Wissen<br />
das Väter und Mütter? Und vor allem die, die diese Aufgabe erst gar nicht erkennen?<br />
Michael Sommer,<br />
DGB-Chef<br />
Wir erleben aktuell keine Krise der Sozialen Marktwirtschaft, sondern die Folgen eines<br />
entfesselten Kapitalismus. ShareholderValue, Renditen von 25 Prozent und mehr;<br />
Zocken an der Börse, hemmungslose Deregulierung und sinnlose Privatisierung sowie<br />
das immer weitere Auseinanderklaffen bei Einkommen und Vermögen waren eine Perversion<br />
der Sozialen Marktwirtschaft. Insofern kann die Lehre aus der Krise nur heißen,<br />
dass wir zurückkehren müssen zu den bewährten Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft<br />
und des Sozialstaats, die beide jahrzehntelang in Deutschland für relativen Wohlstand<br />
und für sozialen Frieden im Inneren gesorgt haben. Wir brauchen dafür einen starken<br />
und finanzkräftigen Staat, der den Primat der Politik gegenüber Wirtschaft und<br />
Finanzwelt sichert, verbindliche Regeln schafft und durchsetzt. Es geht national, europaweit<br />
und global darum, eine Wirtschafts und Finanzordnung zu installieren, die sich<br />
vorrangig am Wohl der Menschen und nicht an kurzfristiger Rendite orientiert. Das bein<br />
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