Unterrichtseinheit „Unsere Wirtschaftsordnung“ - Handelsblatt macht ...
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wirtschaft der Entstehungszeit gibt es schon heute nicht mehr. Gerade ihre Anpassungsfähigkeit<br />
an wechselnde Rahmenbedingungen hat der Sozialen Marktwirtschaft eine<br />
bisher 60jährige, durchaus respektable Erfolgsgeschichte beschert.<br />
Markt und Staat in der Sozialen Marktwirtschaft<br />
[…] Der Markt übernimmt vor allem eine Koordinationsfunktion. Er ist der Ort, an dem<br />
Nachfrage und Angebot zusammengeführt und abgestimmt werden und an dem sich<br />
Preise bilden. Kernaufgabe des Gütermarktes ist dabei die bestmögliche Versorgung der<br />
Menschen mit Gütern. Bestmöglich heißt: Ausreichende Menge bei guter Qualität und<br />
angemessenem Preis. Kernaufgabe des Arbeitsmarktes ist die bestmögliche Versorgung<br />
der Menschen mit Arbeit und der Betriebe mit Arbeitskräften.<br />
Notwendige Bedingung für das Funktionieren der Märkte, im engeren Sinne für die<br />
Erfüllung der Marktfunktionen, ist freier Wettbewerb zwischen unabhängigen und möglichst<br />
zahlreichen Marktteilnehmern. […]<br />
Wichtigste ordnungspolitische Aufgabe des Staates ist die Sicherung des Wettbewerbs.<br />
Dieser Aufgabe dienen Gesetze (v. a. Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen, Gesetz<br />
gegen unlauteren Wettbewerb) und Institutionen (u. a. Bundeskartellamt, Monopolkommission,<br />
Bundesnetzagentur). Als originäre wirtschaftspolitische Aufgaben des Staates<br />
werden nach vorherrschender Überzeugung u. a. die Bereitstellung öffentlicher Güter<br />
(z. B. Bildung, innere und äußere Sicherheit), die Strukturpolitik, die (mittel und langfristige)<br />
Konjunkturpolitik, die Infrastrukturpolitik (z. B. Verkehrswege) sowie die Stabilitätspolitik<br />
angesehen. Der Staat kann dabei die Erfüllung von Aufgaben auch unabhängigen<br />
Institutionen übertragen (wie z. B. Geldwertstabilitätspolitik an die Zentralbank).<br />
Zu den Aufgaben des Staates gehört weiterhin die Vorbeugung bzw. Korrektur unerwünschter<br />
Marktergebnisse. Zu diesem weiten Feld gehören u. a. Umweltpolitik, Sozialpolitik,<br />
Verteilungspolitik und Arbeitsmarktpolitik. Im Idealfall entdeckt der Staat einen<br />
Marktfehler und beseitigt ihn durch „richtige“ wirtschaftspolitische Eingriffe (Benevolenzannahme).<br />
Leistungsgedanke und Sozialverpflichtung<br />
Die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit verlangt die schwierige Balance zwischen<br />
Leistungsprinzip und Sozialprinzip. Das Leistungsprinzip fordert eine der Leistung angemessene<br />
Entlohnung. Wer viel leistet, soll auch viel bekommen. Die Kehrseite: Wer<br />
nichts oder wenig leistet (leisten kann), bekommt nichts oder wenig. Das Sozialprinzip<br />
hebt auf Bedarfsaspekte ab und fordert, dass – unabhängig von Leistung und Leistungsfähigkeit<br />
– jeder zumindest so viel vom Volkseinkommen erhält, dass er ein menschenwürdiges<br />
Leben führen kann. Auf die Schwierigkeiten, Leistung, Bedarf und Gerechtigkeit<br />
zu definieren und einigermaßen objektiv zu messen, sei an dieser Stelle ausdrücklich<br />
hingewiesen. […]<br />
Quelle: Albers, H.-J. (2011): Soviel Markt wie möglich – so viel Staat wie nötig“, in Unterricht<br />
Wirtschaft + Politik, H. 2, 2/2011, Seelze: Friedrich, 2ff.<br />
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