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Unterrichtseinheit „Unsere Wirtschaftsordnung“ - Handelsblatt macht ...

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Was denn sonst?<br />

Nicht die Menschen sind schuld, sondern das System. Die vom Systemimperativ Wettbewerb<br />

ausgehenden Anreize treiben die Menschen zu nachhaltigem Gewinnstreben an.<br />

Aber hat nicht die Gier in diesem System zu Exzessen geführt?<br />

Was hätte denn der Einzelne dagegen tun sollen? Banker, die sich vor zwei, drei Jahren<br />

geweigert hätten, bestimmte hochverzinsliche Papiere ihren Kunden anzubieten, hätten<br />

doch mit Entlassung rechnen müssen. Im gegebenen System des Wettbewerbs haben<br />

sich die Banker rational verhalten, auch wenn alle zum Schaden des Ganzen gehandelt<br />

haben. Ökonomen sprechen vom Gefangenendilemma. […]<br />

Also ist die Politik für die Krise verantwortlich?<br />

Ich staune jedenfalls über die Selbstgerechtigkeit von Politikern, die erst beim Abstecken<br />

des Ordnungsrahmens und ihren Kontrollpflichten versagen und nun dem Markt beziehungsweise<br />

den Bankern die Schuld zuschieben. […]<br />

Bundespräsident Horst Köhler mahnt die Manager, zu den<br />

Grundsätzen des ehrbaren Kaufmanns zurückzukehren. Hat er da<br />

nicht recht?<br />

Er fordert zugleich aber auch bessere Regeln, sonst wäre das der Versuch, Systemfehler<br />

mit personalen Appellen zu lösen. Dabei sagen selbst unsere Lebensweisheiten wie „Der<br />

Ehrliche ist der Dumme“, dass dies nicht ausreichen kann.<br />

Wie beurteilen Sie das Verhalten unserer Manager und Unternehmer in<br />

der Krise?<br />

Es ist bedauerlich, dass unsere Top­Manager bei TV­Talkshows wie Anne Will nicht in<br />

der Lage sind, die Marktwirtschaft als moralisches System zu erklären. Doch das ist nicht<br />

ihre Schuld, da es diese Diskussion seit 40 Jahren nicht gegeben hat.<br />

Was sollten sie denn sagen?<br />

Zu sagen, dass die Marktwirtschaft zu mehr Wohlstand führt, reicht nicht. Die Menschen<br />

wollen moralische Antworten. Man müsste erklären, dass und warum die Marktwirtschaft<br />

die der modernen Welt angepasste institutionalisierte Nächstenliebe ist.<br />

Schließlich leben selbst Menschen, die nach unserer Definition arm sind, heute viel länger,<br />

weil unser System die gesundheitlichen und sozialen Versorgungseinrichtungen<br />

finanziert.<br />

Homann, 65, hatte bis 2008 den Lehrstuhl für Philosophie und Ökonomik an der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität in München inne. Von 1990 bis 1999 lehrte er an der<br />

Katholischen Universität Eichstätt Unternehmensethik.<br />

Quelle: Handschuch, K./Ramthun, C., WirtschaftsWoche, Nr. 016, 11.04.2009, 26<br />

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