Unterrichtseinheit „Unsere Wirtschaftsordnung“ - Handelsblatt macht ...
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M 32<br />
Karl Homann:<br />
„Marktwirtschaft ist moralisch“<br />
[…] Warum haben wir diese Akzeptanzkrise? Gerade auf deutschem<br />
Boden hat sich doch gezeigt, dass die Marktwirtschaft Wohlstand und<br />
sozialen Ausgleich schafft, nicht die Planwirtschaft.<br />
Die Vorbehalte gegenüber der Marktwirtschaft und ihrem Wettbewerbsprinzip stecken in<br />
uns viel tiefer, als dass gute Erfahrungen allein dies ändern können. Unsere Grundbegriffe<br />
und Leitvorstellungen sind in vormodernen Gesellschaften entstanden. Platon, Aristoteles,<br />
das Alte und das Neue Testament haben uns geprägt, was Solidarität, Gerechtigkeit<br />
und Barmherzigkeit betrifft. Typisch ist die Geschichte vom Heiligen Martin. Der gilt als<br />
moralisches Vorbild, weil er seinen Mantel teilte. Für wirtschaftlichen Erfolg ist in der<br />
Kirche dagegen noch nie jemand heiliggesprochen worden, auch wenn er Tausenden frierenden<br />
Menschen zu Brot und Mänteln verholfen hat. Wirtschaften und damit verbundener<br />
Konkurrenzkampf rangieren in unserem abendländischen Wertesystem ganz unten.<br />
Moment. Selbst in der Antike gab es Olympische Spiele, und auch heute<br />
hat niemand etwas gegen sportlichen Wettstreit.<br />
Natürlich denkt niemand daran, vom FC Bayern München zu verlangen, schwächere<br />
BundesligaMannschaften mit Punkten querzusubventionieren. Aber wenn ein konkurrierendes<br />
Unternehmen in Existenznot gerät ...<br />
... wie zum Beispiel Opel ...<br />
... und Tausende Arbeitsplätze gefährdet sind, gilt ein Abbau als unsolidarisch – und auf<br />
das angebliche Marktversagen reagiert der Staat mit Subventionen. Dann bricht das alte<br />
Misstrauen gegenüber der Wirtschaft wieder auf. Das hängt auch mit den Erfahrungen<br />
aus der vorindustriellen Zeit zusammen. Bis 1820 gab es nahezu kein Wirtschaftswachstum.<br />
Unter den Bedingungen eines solchen Nullsummenspiels konnte jemand nur reich<br />
werden, wenn er anderen etwas wegnahm.<br />
Aber seither wächst der Wohlstand – dank kapitalistischer Anreize.<br />
Das Dilemma ist, dass die Menschen die ökonomischen Zusammenhänge nicht richtig<br />
verstehen. Und sobald sie etwas nicht verstehen, folgen sie unmittelbar ihren moralischen<br />
Intuitionen.<br />
Viele Menschen sagen, gierige Banker seien an der Finanzkrise Schuld.<br />
Haben sie nicht recht?<br />
Damit kann ich nichts anfangen. Gier hat es zu allen Zeiten gegeben. Gier ist eine wichtige<br />
Antriebskraft für die Menschen, um zu Wohlstand zu gelangen. Und jetzt soll die Gier<br />
schuld an der Krise sein?