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Unterrichtseinheit „Unsere Wirtschaftsordnung“ - Handelsblatt macht ...

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Karl Homann:<br />

„Marktwirtschaft ist moralisch“<br />

[…] Warum haben wir diese Akzeptanzkrise? Gerade auf deutschem<br />

Boden hat sich doch gezeigt, dass die Marktwirtschaft Wohlstand und<br />

sozialen Ausgleich schafft, nicht die Planwirtschaft.<br />

Die Vorbehalte gegenüber der Marktwirtschaft und ihrem Wettbewerbsprinzip stecken in<br />

uns viel tiefer, als dass gute Erfahrungen allein dies ändern können. Unsere Grundbegriffe<br />

und Leitvorstellungen sind in vormodernen Gesellschaften entstanden. Platon, Aristoteles,<br />

das Alte und das Neue Testament haben uns geprägt, was Solidarität, Gerechtigkeit<br />

und Barmherzigkeit betrifft. Typisch ist die Geschichte vom Heiligen Martin. Der gilt als<br />

moralisches Vorbild, weil er seinen Mantel teilte. Für wirtschaftlichen Erfolg ist in der<br />

Kirche dagegen noch nie jemand heiliggesprochen worden, auch wenn er Tausenden frierenden<br />

Menschen zu Brot und Mänteln verholfen hat. Wirtschaften und damit verbundener<br />

Konkurrenzkampf rangieren in unserem abendländischen Wertesystem ganz unten.<br />

Moment. Selbst in der Antike gab es Olympische Spiele, und auch heute<br />

hat niemand etwas gegen sportlichen Wettstreit.<br />

Natürlich denkt niemand daran, vom FC Bayern München zu verlangen, schwächere<br />

Bundesliga­Mannschaften mit Punkten querzusubventionieren. Aber wenn ein konkurrierendes<br />

Unternehmen in Existenznot gerät ...<br />

... wie zum Beispiel Opel ...<br />

... und Tausende Arbeitsplätze gefährdet sind, gilt ein Abbau als unsolidarisch – und auf<br />

das angebliche Marktversagen reagiert der Staat mit Subventionen. Dann bricht das alte<br />

Misstrauen gegenüber der Wirtschaft wieder auf. Das hängt auch mit den Erfahrungen<br />

aus der vorindustriellen Zeit zusammen. Bis 1820 gab es nahezu kein Wirtschaftswachstum.<br />

Unter den Bedingungen eines solchen Nullsummenspiels konnte jemand nur reich<br />

werden, wenn er anderen etwas wegnahm.<br />

Aber seither wächst der Wohlstand – dank kapitalistischer Anreize.<br />

Das Dilemma ist, dass die Menschen die ökonomischen Zusammenhänge nicht richtig<br />

verstehen. Und sobald sie etwas nicht verstehen, folgen sie unmittelbar ihren moralischen<br />

Intuitionen.<br />

Viele Menschen sagen, gierige Banker seien an der Finanzkrise Schuld.<br />

Haben sie nicht recht?<br />

Damit kann ich nichts anfangen. Gier hat es zu allen Zeiten gegeben. Gier ist eine wichtige<br />

Antriebskraft für die Menschen, um zu Wohlstand zu gelangen. Und jetzt soll die Gier<br />

schuld an der Krise sein?

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