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Jürgen Walter Handbuch zum morphemorientierten Rechtschreib ...

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Morphemorientiertes <strong>Rechtschreib</strong>training<br />

2. Das morphemorientierte <strong>Rechtschreib</strong>programm REMO - inhaltliche<br />

und mediale Eigenschaften<br />

2.1 Förderpädagogische Diagnostik im Rahmen des Einsatzes von REMO<br />

Traditionellerweise wird <strong>Rechtschreib</strong>diagnostik (vgl. z.B. die Diagnostischen <strong>Rechtschreib</strong>tests<br />

„DRT“, MÜLLER 1966) auf der Basis der klassischen Testtheorie betrieben. Neben den<br />

Parametern der Itemanalyse wird bei dieser Vorgehensweise das getestete Individuum auf der<br />

Basis einer Eichstichprobe mit einer Grundgesamtheit, die z.B. nach Geschlecht, Alter<br />

und/oder Klassenstufe homogenisiert wird, verglichen. Die relative Position des Individuums<br />

zur Grundgesamtheit wird dann in Maßen wie T-Werten, Prozenträngen etc. beschrieben.<br />

Solche Tests enthalten in der Regel auch parallele Formen, um in größeren Abständen Veränderungen<br />

objektiviert messen zu können.<br />

Ein weiteres Charakteristikum üblicher Rehtschreibdiagnostik liegt in dem Heranziehen von<br />

Fehlerkategorien.<br />

Die hier nur sehr grob beschriebenen Eigenschaften klassischer Test- bzw. <strong>Rechtschreib</strong>diagnostik<br />

haben zu Forschungs- und Eingruppierungszwecken sicherlich ihren Sinn. In<br />

vielen Situationen ist es einfach notwendig, objektivierte Vergleiche zwischen Individuen<br />

oder Gruppen von Individuen zu ziehen. Die Verfahren haben aber auch in verschiedener<br />

Hinsicht ihre großen Schwächen, die hier thesenartig wiedergegeben werden:<br />

Die theoretische Basis und die daraus resultierende Interpretation der Befunde traditioneller<br />

<strong>Rechtschreib</strong>tests ist oft unklar oder aber basiert implizit oder explizit auf der Theorie visueller<br />

und/oder auditiver Wahrnehmungsschwächen als verursachende Elemente von <strong>Rechtschreib</strong>schwäche.<br />

Diese Position wird hier stark in Zweifel gezogen (vgl. WALTER 1996,<br />

Kapitel 2).<br />

Das Zustandekommen von Fehlerkategorien und deren Interpretation ist mit sehr vielen<br />

Fragezeichen behaftet (vgl. WALTER 1996, 20-25; 54-57).<br />

Traditionelle Diagnostik ist stark zeitlich punktuell ausgerichtet. Die Verfahren werden in<br />

mehr oder minder großen Abständen eingesetzt, was einer auf Veränderung und Förderung<br />

ausgerichteten Diagnostik im Sinne einer permanenten Beobachtung nicht besonders entgegenkommt.<br />

Zur Diagnostik im Rahmen von REMO wird DOM (Diagnostik orthographisch-morphologischen<br />

Wissens, vgl. Anhang) als eine Möglichkeit vorgeschlagen. DOM ist förderdiagnostisch<br />

orientiert. Das heißt, daß keinerlei Eichstichprobe <strong>zum</strong> Zweck des Vergleichs eines<br />

Individuums mit einer Gruppen- oder Altersnorm herangezogen wurde. Vielmehr soll der<br />

sachstrukturelle Entwicklungsstand eines Lernenden auf der Basis der KVK-Strukturen (vgl.<br />

WALTER 1996, 236-242) festgestellt werden. Dies geschieht auf der Basis einer morphologisch<br />

orientierten Sichtweise des Schriftspracherwerbs sowie der Förderung und Intervention<br />

bei rechtschreibschwachen Probanden egal welchen Alters. Sinnvollerweise wird zur<br />

Durchführung eine elementare Lesefähigkeit vorhanden sein müssen.<br />

Vor dem skizzierten Hintergrund ist DOM eher ein Screening-Verfahren. Das heißt, es wird<br />

hier nicht der Anspruch erhoben, das hypothetische Konstrukt „Orthographisch-morphologisches<br />

Wissen“ ein für allemal reliabel und valide zu erfassen, sondern der Lehrende bekommt<br />

lediglich erste Informationen darüber, in welchem Maße der Lernende in der Lage ist,<br />

bestimmte Anfangs- und Endmorpheme sowie Wortstämme (KVK-Strukturen) orthogra-<br />

© Prof. Dr. <strong>Jürgen</strong> <strong>Walter</strong><br />

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