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Jürgen Walter Handbuch zum morphemorientierten Rechtschreib ...

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© Prof. Dr. <strong>Jürgen</strong> <strong>Walter</strong><br />

Morphemorientiertes <strong>Rechtschreib</strong>training<br />

Morphembasis, sondern auch dafür, daß durch spezielle Trainings die Sensibilität für morphologische<br />

Strukturen erheblich verbessert werden kann.<br />

Deutliche Hinweise für die Praktikabilität des Arbeitens mit Morphemen ergeben sich auch<br />

aus der empirischen Forschung (vgl. WALTER 1996, Kap. 4). Neben eher in der Grundlagenforschung<br />

anzusiedelnden Arbeiten existieren einige praktisch relevante experimentellempirische<br />

Interventionsstudien, die zeigen, daß das Arbeiten mit Morphemen nicht nur<br />

praktikabel ist, sondern sich nach einem Training auch ein Transfer auf nicht geübte Wörter in<br />

diagnostischen <strong>Rechtschreib</strong>tests ergibt.<br />

Fördermaßnahmen auf Morphembasis scheinen sich dazu zu eignen, Segmentierfähigkeit auf<br />

morphologischer Ebene allein durch ihre strukturellen Vorgaben (induktives Vorgehen) bei<br />

der Zielgruppe erfolgreich anzubahnen. Dabei ist die erreichte Fähigkeit durchaus nicht<br />

Selbstzweck: RHEINBERG & SCHLIEP (1985) nutzten in einem Förderexperiment die Einsicht<br />

in die sprachökonomischen Aspekte des morphematischen Aufbaus unseres Schriftsystems,<br />

Schülern eine erhöhte Motivation zur <strong>Rechtschreib</strong>ung anzutrainieren. HÖRTH (1982) und<br />

STOLLE & STÜMPEL (1987) verweisen auf ihre Erfahrungen, daß die Einsicht in die<br />

Bauprinzipien deutscher Wörter bei Förderschülern mehr Sicherheit in der <strong>Rechtschreib</strong>ung<br />

verleiht. Neuere amerikanische Untersuchungen erbringen Belege dafür, daß die Einheit<br />

„Morphem“ sich als gutes Erklärungsprinzip für die Entwicklung des Wortschatzes eignet<br />

bzw. die Wortwahrnehmung erleichtert (vgl. WALTER 1996, 214-242).<br />

Im Rahmen einer Interventionsstudie untersuchte WALTER (1986), ob Schüler mit extremen<br />

Leistungsschwächen im <strong>Rechtschreib</strong>bereich mit Hilfe einer computergestützten Operationalisierung<br />

des Ansatzes (Ausfüllen von Lückentexten) praktisch bedeutsam gefördert werden<br />

können. Als Befund konnte festgehalten werden, daß die Segmentierfähigkeit und das<br />

richtige Schreiben einer relativ geringen Anzahl von Morphemen so viel Sicherheit beim<br />

Wortschreiben in der Experimental-Gruppe erzeugt haben, daß sich dies sogar auf den DRT<br />

auswirkte.<br />

Es sind weitere Untersuchungen geplant, die die vorliegenden Ergebnisse und Vermutungen<br />

erhärten sollen.<br />

Insgesamt wird hinsichtlich der Praktikabilität und Effektivität des Arbeitens mit Morphemen<br />

deutlich, daß schwachen <strong>Rechtschreib</strong>ern gut geholfen werden kann, wenn ihnen Strukturierungs-<br />

oder Segmentierstrategien an die Hand gegeben werden, die auf dem Morphem<br />

basieren und ihnen sowohl visuell-orthographische Invarianten als auch entsprechende<br />

Graphem-Phonem-Korrespondenzen angeboten werden. Weiteres Ziel der Übungen mit<br />

dieser Software ist es, Kinder, Jugendliche und erwachsene Lerner von ihren oft ungünstigen<br />

Lese- und Schreibstrategien abzubringen, nämlich Wortwahrnehmung als Buchstabe-für-<br />

Buchstabe- oder Ganzwortprozeß zu praktizieren, und ihnen in Form von entsprechenden<br />

Trainingsmaßnahmen günstigere Vorgehensweisen für das <strong>Rechtschreib</strong>en zu vermitteln.

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