28.12.2012 Aufrufe

Jürgen Walter Handbuch zum morphemorientierten Rechtschreib ...

Jürgen Walter Handbuch zum morphemorientierten Rechtschreib ...

Jürgen Walter Handbuch zum morphemorientierten Rechtschreib ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14<br />

© Prof. Dr. <strong>Jürgen</strong> <strong>Walter</strong><br />

Morphemorientiertes <strong>Rechtschreib</strong>training<br />

Bedeutsam dürfte in diesem Zusammenhang das Trainingskonzept von DECHARMS (1973)<br />

sein (vgl. dazu zusammenfassend RHEINBERG & KRUG 1993). Ziel dieses Trainings ist es, daß<br />

die Schüler „kausale Autonomie“ im dem Sinne erlangen, daß sie sich selbst als Verursacher<br />

ihres Verhaltens und Erlebens wahrnehmen können.<br />

Elemente dieses Konzepts sowie Teile der kognitiven Theorie von HECKHAUSEN (1980)<br />

integrierte RHEINBERG (1980) zusammen mit seinem Konzept der individuellen Bezugsnormorientierung<br />

in ein Motivationstrainingsprogramm, das folgende Schwerpunkte setzt:<br />

Training zur realistischen Anspruchsniveau-Setzung,<br />

Vermittlung positiver Affektbilanz: mehr Freude bei Erfolg als Ärger/Scham bei<br />

Mißerfolg,<br />

Vermittlung günstiger Ursachenzuschreibungen (Kausalattributierungen),<br />

Anregung zur Leistungsbeurteilung am Ausmaß eigenen Lernzuwachses: Leistungsbeurteilung<br />

unter individueller Bezugsnorm,<br />

Stärkung der Überzeugung, daß der eigene Kenntnisstand nicht festgeschrieben ist, sondern<br />

durch eigenes Handeln zu bewegen ist (kausale Autonomie).<br />

Die hier gewonnenen Erkenntnisse sind ebenfalls grundsätzlich in Fördermaßnahmen zur<br />

<strong>Rechtschreib</strong>ung einzubauen. Auch hier ist besonders darauf zu achten, daß mit bereichsspezifischen<br />

Trainingselementen, also linguistischen Einheiten, gearbeitet wird und nicht mit bereichsunspezifischen,<br />

also sehr unspezifischen figürlich-graphischen Einheiten (vgl. dazu<br />

WALTER (1996), Kap. 2. ff.; SCHEERER-NEUMANN 1979; RHEINBERG & SCHLIEP 1985).<br />

Ein aus didaktisch-methodischer Sicht sinnvoller Einsatz des <strong>Rechtschreib</strong>programms erfordert<br />

als weitere motivationspsychologisch begründete Komponente die Berücksichtigung der<br />

individuellen Bezugsnorm des Lernenden. Dies kann durch die Erstellung individueller<br />

Förderpläne erfolgen, wie sie WALTER & BIGGA & BISCHOFF (1995) vorstellen. In ihrem<br />

Konzept können für die Analyse individueller Fehlerschwerpunkte entsprechende Fehlschreibungen<br />

des Stamm-Morphems wie Anlautstruktur, Vokal/Diphthong, Auslautstruktur<br />

sowie Vor- und Nachbau und Groß- und Kleinschreibung herangezogen. werden. Durch eine<br />

umfassende Fehleranalyse kann für jeden Schüler ein individueller Förderplan auf der<br />

Grundlage der durch DOM (vgl. Anlage) ermittelten speziellen <strong>Rechtschreib</strong>schwächen erstellt<br />

werden.<br />

Um die Klassifizierung nach Fehlern zu erleichtern, liegt eine Förderstufentabelle (s. Tab. 10)<br />

vor. Die Bandbreite der Förderstufen reicht von fast vollständig nicht geschriebenen Prüfwörtern<br />

(Stufe 4) bis zu klar abgrenzbaren typischen Fehlern (Stufe 1), die sich regelmäßig<br />

wiederholen können. Die Maßnahmen für den Förderuntericht werden auf dieser Grundlage<br />

aufgebaut.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!