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Lernwelten 2012 EVALUATION, METAKOGNITION

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<strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong><br />

12. internationaler wissenschaftlicher Kongress<br />

für Pfl ege- und Gesundheitspädagogik<br />

<strong>EVALUATION</strong>,<br />

<strong>METAKOGNITION</strong> UND<br />

ASSESSMENT<br />

Der zwölfte internationale<br />

wissenschaftliche<br />

Kongress für Pflege- und<br />

Gesundheitspädagogik lädt Sie<br />

vom 13.09. bis 15.09.<strong>2012</strong> an das<br />

Berner Bildungszentrum Pflege in<br />

der Schweiz ein.<br />

LERNWELTEN <strong>2012</strong><br />

Pfl egewissenschaft<br />

Zeitschrift für Pfl ege- und Gesundheitswissenschaft<br />

www.pfl ege-wissenschaft.info


Der <strong>Lernwelten</strong>-Kongress <strong>2012</strong> findet statt<br />

mit freundlicher Unterstützung von<br />

www.la-cle.ch


<strong>EVALUATION</strong>,<br />

<strong>METAKOGNITION</strong> UND<br />

ASSESSMENT<br />

13. bis 15. September <strong>2012</strong><br />

CH-Bern<br />

Der zwölfte internationale wissenschaftliche Kongress<br />

für Pfl ege- und Gesundheitspädagogik lädt<br />

Sie vom 13.09. bis 15.09.<strong>2012</strong> an das Berner Bildungszentrum<br />

Pfl ege in der Schweiz ein.<br />

THEMENSCHWERPUNKTE<br />

Schwerpunkt der dreitägigen Veranstaltung<br />

ist die Thematik „Evaluation, Metakognition<br />

und Assessment“.<br />

Evaluation, Metakognition und Assessment<br />

fi nden auf unterschiedlichen Ebenen und in<br />

unterschiedlichen Bezügen statt:<br />

Auf curricularer Ebene<br />

Auf personaler Ebene im Lernprozess<br />

durch und mit den Beteiligten<br />

Auf der Ebene der Unterrichtsorganisation,<br />

vor, während und im Anschluss einer<br />

Bildungseinheit<br />

Auf der Ebene der Bildungseinrichtung in<br />

struktureller und personeller Hinsicht<br />

Das Thema wirft zahlreiche weitere Fragen<br />

auf: Welche Erfahrungen wurden mit<br />

welchen Verfahren und Methoden gemacht,<br />

welche Ansprüche z. B. hinsichtlich einer<br />

Kompetenz-orientierung oder einer Teamentwicklung<br />

sind zu bedenken? Welche<br />

Art von Evaluation und wie viel Evaluation<br />

ist sinnvoll und verträgt ein Team und ein<br />

Curriculum? Mit welchen metakognitiven<br />

Verfahren existieren welche Erfahrungen?<br />

Welche Assessments im Bildungsbereich gibt<br />

es, wie praktikabel und wie valide und reliabel<br />

sind sie?


<strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong><br />

Abendevent<br />

Der etwas andere Stadtrundgang<br />

Ca. 90 minütiger Rundgang mit Schauspiel<br />

„Berna bewegt“– Weiber wollen weiter<br />

Freitag, 14.09.<strong>2012</strong><br />

Wie eine bildungshungrige Patrizierin von<br />

der Uni ferngehalten wird und wie es der<br />

ersten Schweizer Apothekerin im Berufsleben<br />

ergeht. Warum eine Riesenschnecke in Begleitung<br />

schicker Damen vors Bundeshaus schleicht<br />

und weshalb erzürnte Frauen nasse Windeln in den<br />

Nationalratssaal werfen.<br />

Wir erzählen von der ersten Frauenbewegung in der<br />

Schweiz um 1900 und schildern soziale und politische<br />

Hintergründe. Welche Themen bewegten die Frauen damals?<br />

Und welche der damaligen Themen sind heute noch immer aktuell?<br />

Berner Orte der Wut<br />

Wo es den Bernern den Hut lupft und die Bernerinnen<br />

kratzbürstig werden. Warum ein Sakramentshäuschen<br />

eingerissen wird und wie ein Künstler mit zwinkerndem<br />

Auge Missstände aufzeigt. Wieso ein Brunnen<br />

politisches Engagement provoziert und weshalb ein<br />

alternatives Zentrum auch nach 30 Jahren Betrieb für<br />

Gesprächsstoff sorgt.<br />

Mit szenischen Interventionen der geheimnisvollen<br />

roten Figur erzählen wir von diesen und anderen<br />

«Wutschichten» der Stadt Bern.<br />

www.la-cle.ch<br />

info@lernwelten.info<br />

18.15 Uhr<br />

ab Kornhausplatz<br />

(Chindlifrässerbrunnen)<br />

bis Bundesterrasse<br />

Teilnahmebeitrag<br />

ca. 12,- CHF / 10,- EURO<br />

durchgeführt von:<br />

Verein StattLand<br />

Geführte Rundgänge in Bern<br />

info@stattland.ch<br />

www.stattland.ch<br />

Mit freundlicher Unterstützung von La Clé Bernoise –<br />

dem Gastro- und Kulturguide, der Ihre Begleitung einlädt


<strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong><br />

Evaluation, MEtakognition<br />

und assEssMEnt<br />

donnErstag, 13. sEptEMbEr <strong>2012</strong><br />

Objective Structured Clinical Examination (OSCE)<br />

Der Ausdruck Assessment hat viele Bedeutungen. Im englischen<br />

Sprachgebrauch wird unter Assessment auch Prüfung verstanden.<br />

Manche Prüfungen haben einen sogenannten summativ beurteilenden<br />

Charakter und verfolgen vorrangig das Ziel, verlässliche<br />

Aussagen über das Leistungsniveau der Studierenden zu treffen.<br />

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen Assessments<br />

einigen elementaren Anforderungen genügen. So müssen sie für<br />

das Fach repräsentativ sein, wissenschaftlich korrekt, für die Berufstätigkeit<br />

relevant sein. Dazu müssen Assessments unabdingbar von<br />

hoher Qualität sein. Reliabilität, Validität und Objektivität sind die<br />

Gütekriterien des Assessments.<br />

Die Prüfung Objective Structured Clinical Examination (OSCE) erfüllt<br />

diese Kriterien. Der OSCE ist eine Prüfung, welche sich in Pflege<br />

und Gesundheitsberufen sowie in der medizinischen Ausbildung<br />

immer mehr etabliert.<br />

Am ersten Kongresstag lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

diese Assesment Methode kennen und können einen für den Kongress<br />

modifizierten OSCE selbst erleben.<br />

12.00 Öffnung kongrEssbüro<br />

13.00-13.30 Begrüßung<br />

Margret Kiener Nellen (Nationalrätin, Mitglied<br />

des Verwaltungsrates des Inselspitals und des<br />

Berner Bildungszentrums Pflege)<br />

Peter Marbet (Berner Bildungszentrum Pflege)<br />

Andreas Lauterbach (wissenschaftlicher Beirat,<br />

<strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong>)<br />

13.30-15.00 Assessment Teil 1<br />

15.00-15.30 pausE<br />

15.30-17.00 Assessment praktisch Teil 2<br />

17.00 prEisvErlEihung bEstE EingErEichtE arbEit<br />

laudatio: prof. dr. andrEas lautErbach<br />

17.15 apEro, diskussion


FREITAG, 14. SEPTEMBER <strong>2012</strong> VORTRÄGE<br />

An diesem Tag können Sie die Themen in Hauptvorträgen, Kurzvorträgen sowie zahlreichen<br />

Workshops weiter vertiefen. Darüber hinaus wird das Kongressprogramm durch fl ankierende<br />

Veranstaltungen, z. B. Postersessions, Industrieausstellung uvw. ergänzt.<br />

08.30 ÖFFNUNG<br />

Moderation: Elfriede Brinker-Meyendriesch, Heike Spurek<br />

09.00-09.45 Hansruedi Stoll: Clinical Assessment – pädagogische Aspekte<br />

09.45-10.30 Felix Winter: Portfolio: Leistungen erbringen – darstellen – bewerten<br />

10.30-11.00 KAFFEEPAUSE Ausstellung<br />

11.00-12.30 Workshops 1-11<br />

12.30-14.00 MITTAGSPAUSE Ausstellung<br />

14.00-14.45 Damian Miller: Lehrevaluation – es gibt nicht nur Fragebögen<br />

14.45-15.30 Anja Walter: Evaluation – Momentaufnahme der Zufriedenheit oder<br />

Refl exion von Lernprozessen?<br />

15.30-16.00 KAFFEEPAUSE Ausstellung<br />

16.00-17.30 Workshops 1-11<br />

18.00 ABENDPROGRAMM<br />

08.30 ÖFFNUNG<br />

Moderation: Andreas Lauterbach<br />

KURZVORTRÄGE<br />

9.00-9.30 Anette Plüss: Evaluation der Pilotstudiengänge NDS HF Anästhesie-, Intensivund<br />

Notfallpfl ege – Der Operationalisierungsprozess vom Evaluationsdesign<br />

zum Fragebogen<br />

9.30-10.00 Manuela Grieser, Stefan Kunz: Psychiatrische Pfl egekompetenzen erfassen<br />

10.00-10.30 Ute Maurer, J. Sommer, R. Schulz, S. Traint: Arbeitsmarktanalyse im Tätigkeitsfeld<br />

Biomedizinische Analytik<br />

10.30-11.00 KAFFEEPAUSE Ausstellung<br />

11.00-11.30 Annette Bauer-Klebl, Gabriele Schroeder: Wie bewähren sich diplomierte Pfl egefachpersonen<br />

HF in der Praxis?<br />

11.30-12.00 Theresa Scherer, J. Straub, N. Schaffner, D. Schnyder: „Die Vorlesung war eine<br />

Katastrophe“ – Der Einfl uss von Anonymität bei Lehrevaluationen<br />

12.00-12.30 Anneke Ullrich, Stephan Kawski, Martin Härter: Therapeutenausbildung auf dem<br />

Prüfstand – Entwicklung und Umsetzung eines Verfahrens zur externen Qualitätssicherung<br />

der Logopädieausbildung<br />

12.30-13.30 MITTAGSPAUSE<br />

Moderation: Gerhard M. Käser<br />

Ausstellung<br />

14.00-14.30 Karin Reiber, Bärbel Wesselborg: Evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung durch<br />

mehrperspektivische Evaluation<br />

14.30-15.00 Katrin Rohde: Lernen mit Lernsituationen – Evaluation eines Lehr-Lernarrangements<br />

in der pfl egerischen Grundausbildung<br />

15.30-16.00 KAFFEEPAUSE<br />

Moderation: Iris Ludwig, Melita Grieshop<br />

Ausstellung<br />

16.00-17.30 POSTERVORSTELLUNG/RUNDGANG


FREITAG, 14. SEPTEMBER <strong>2012</strong> PARALLELE WORKSHOPS<br />

11.00-12.30 1 Doris Redecker: Evaluation in der berufl ichen Weiterbildung<br />

2 Marianne Frick: Ein kohärentes System zum Qualitätsmanagement in Studium<br />

und Lehre an der FH Kärnten: Design, Elemente und Roll-Out<br />

3 Mechthild Löwenstein, Karl-Heinz Sahmel: Innovation der Pfl egeausbildung durch<br />

Lernportfolios<br />

4 Juliane Dieterich: Ergebnisorientierte Schulcurricula – Matrix zur Formulierung<br />

und Evaluation von Lernergebnissen für den Bereich pfl egeberufl icher Bildung<br />

5 Theres Walther Nufer, Bettina Gärtner: Unterrichtsevaluation – Umsetzung des<br />

Leitfadens für eine evidenzbasierte Unterrichtspraxis (EBP) am Berner Bildungszentrum<br />

Pfl ege<br />

6 Charles Graf, Brigitte Rappl: Gestaltung einer Evaluationskultur als Beitrag zur<br />

lebendigen Schulentwicklung<br />

7 Thomas Koch, Stefanie Krebs: Mit videogestützten Fallbeispielen den eigenen<br />

Lernbedarf evaluieren<br />

8 Mathias Bonse-Rohmann, Annette Riedel, Bianca Bertsch, Birte Kimmerle: Übergänge<br />

gestalten – Durchlässigkeit fördern: Entwicklung und Evaluation bedarfsgerechter<br />

Studienbedingungen für pfl egeberufl ich Qualifi zierte – Innovationsprojekt<br />

im Rahmen der BMBFInitiative „ANKOM-Übergänge“<br />

9 Annerose Bohrer: Evaluation von Lernprozessen in der Praxis – Perspektiven auf<br />

der Basis einer empirischen Studie zum informellen Lernen in der praktischen<br />

Pfl egeausbildung<br />

10 Janine Romppel, Marco Kachler: Stud.IP als Evaluationsinstrument in der beruflichen<br />

Weiterbildung für Gesundheitsberufe<br />

11 Gabriele Hanne-Behnke: Lerntagebuch – Lernprozesse optimieren und evaluieren<br />

12.30-14.00 MITTAGSPAUSE Ausstellung<br />

16.00-17.30 1 Doris Redecker: Evaluation in der berufl ichen Weiterbildung<br />

2 Marianne Frick: Ein kohärentes System zum Qualitätsmanagement in Studium<br />

und Lehre an der FH Kärnten: Design, Elemente und Roll-Out<br />

3 Mechthild Löwenstein, Karl-Heinz Sahmel: Innovation der Pfl egeausbildung durch<br />

Lernportfolios<br />

4 Juliane Dieterich: Ergebnisorientierte Schulcurricula – Matrix zur Formulierung<br />

und Evaluation von Lernergebnissen für den Bereich pfl egeberufl icher Bildung<br />

5 Theres Walther Nufer, Bettina Gärtner: Unterrichtsevaluation – Umsetzung des<br />

Leitfadens für eine evidenzbasierte Unterrichtspraxis (EBP) am Berner Bildungszentrum<br />

Pfl ege<br />

6 Charles Graf, Brigitte Rappl: Gestaltung einer Evaluationskultur als Beitrag zur<br />

lebendigen Schulentwicklung<br />

7 Thomas Koch, Stefanie Krebs: Mit videogestützten Fallbeispielen den eigenen<br />

Lernbedarf evaluieren<br />

8 Mathias Bonse-Rohmann, Annette Riedel, Bianca Bertsch, Birte Kimmerle: Übergänge<br />

gestalten – Durchlässigkeit fördern: Entwicklung und Evaluation bedarfsgerechter<br />

Studienbedingungen für pfl egeberufl ich Qualifi zierte – Innovationsprojekt<br />

im Rahmen der BMBFInitiative „ANKOM-Übergänge“<br />

10 Janine Romppel, Marco Kachler: Stud.IP als Evaluationsinstrument in der beruflichen<br />

Weiterbildung für Gesundheitsberufe<br />

11 Gabriele Hanne-Behnke: Lerntagebuch – Lernprozesse optimieren und evaluieren<br />

18.00 ABENDPROGRAMM


FREITAG, 14. SEPTEMBER <strong>2012</strong> INDUSTRIEWORKSHOPS<br />

09.00 AQAI: N.N.: Einsatz von Simulation in der modernen Pfl egeausbildung<br />

11.00 AQAI: N.N.: Einsatz von Simulation in der modernen Pfl egeausbildung<br />

11.00 ELSEVIER: Peter Eichhorn: Biologie Anatomie, Physiologie/Mensch Körper<br />

Krankheit/Pfl ege Heute goes electronic – Elektronische Lehr- und Lernangebote<br />

von ELSEVIER<br />

14.00 SkillsMed: Torsten Raeder, Jan van Leeuwen: Üben am Modell. Umsetzen im<br />

richtigen Leben. Selber üben an Modellen aus unserem vielseitigen Simulationsangebot.<br />

16.00 ELSEVIER: Peter Eichhorn: Biologie Anatomie, Physiologie/Mensch Körper<br />

Krankheit/Pfl ege Heute goes electronic – Elektronische Lehr- und Lernangebote<br />

von ELSEVIER<br />

16.00 SkillsMed: Torsten Raeder, Jan van Leeuwen: Üben am Modell. Umsetzen im<br />

richtigen Leben. Selber üben an Modellen aus unserem vielseitigen Simulationsangebot.<br />

SAMSTAG, 15. SEPTEMBER <strong>2012</strong><br />

An diesem Tag bieten wir eine theoretische und praktische Vertiefung der Kongressthemen an. Im<br />

Methodenshop erfahren Sie unterschiedliche Verfahren der Metakognition direkt.<br />

09.00-09.15 Auftakt: Moderation: Claudia Schlegel, Andreas Lauterbach<br />

Posterprämierung: bestes Poster der <strong>Lernwelten</strong> 2011<br />

09.15-10.00 Hansruedi Kaiser: Metakognition – Wo Nachdenken über das Denken besonders<br />

nützlich ist<br />

10.00-11.00 METHODENSHOP Marianne Schärli: ePortfolio erstellen<br />

Heiner Kilchsperger: Konzept-Map<br />

Gerhard Käser: Lerntagebuch<br />

N.N.: Kognitive Landkarten<br />

11.00-11.30 KAFFEEPAUSE<br />

11.30-13.00 Abschlussvortrag (N.N.)<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

13.00 ABSCHLUSS UND AUSKLANG LERNWELTEN <strong>2012</strong><br />

Pfl egewissenschaft<br />

Zeitschrift für Pfl ege- und Gesundheitswissenschaft<br />

www.pfl ege-wissenschaft.info


Annerose Bohrer<br />

Evaluation von Lernprozessen in der Praxis –<br />

Perspektiven auf der Basis einer empirischen<br />

Studie zum informellen Lernen in der<br />

praktischen Pflegeausbildung<br />

Hintergrund und Problemaufriss zum Vortragsthema<br />

Evaluationen kommen innerhalb der Pfl egeausbildung/des Pfl egestudiums in vielfältiger<br />

Hinsicht zum Tragen. Je nach Gegenstand, Ziel und Fragestellung der Evaluation unterscheiden<br />

sich die Methoden und Kriterien, welche der Evaluation zugrunde liegen. Für<br />

die Qualität und Sinnhaftigkeit einer Evaluation ist die Passung entscheidend zwischen<br />

dem Gegenstand der Evaluation und den verwendeten Methoden und Kriterien. Dies<br />

setzt Klärungsprozesse zu den Zielen und Fragestellungen der jeweiligen Evaluation<br />

voraus (Kromrey 2001, 107-112). Bezogen auf Lernprozesse in der pfl egepraktischen<br />

Ausbildung ist es von Interesse zu hinterfragen, welche Formen der Evaluation bisher<br />

zum Einsatz kommen und inwieweit diese dem Wesen von Lernprozessen in der Praxis<br />

entsprechen.<br />

Auf der Basis der Ergebnisse einer empirischen Studie zum informellen Lernen in der<br />

praktischen Pfl egeausbildung werden innerhalb des Vortrags Perspektiven für Methoden<br />

und Kriterien der Evaluation entwickelt, welche sich für Lernprozesse in der praktischen<br />

Pfl egeausbildung besonders eignen. Dabei werden auch Spannungsfelder und Grenzen<br />

von Evaluationen in der Praxis beleuchtet.<br />

Erkenntnisinteresse der empirischen Studie zum informellen<br />

Lernen in der Pflegepraxis<br />

Lernprozesse in der praktischen Pfl egeausbildung fi nden überwiegend informell statt, das<br />

heißt eher beiläufi g und unbewusst, jenseits von didaktisch geplanten Lernsettings. Das<br />

Lernen am Lernort Praxis besitzt besonders prägenden Charakter und die Bedeutsamkeit<br />

dieser Lernprozesse wird vielfach betont (hierzu bspw. Fichtmüller & Walter 2007,<br />

155; Schwarz-Govaers 2005, 572). Dennoch existieren erst wenige empirische Arbeiten<br />

zum (informellen) Lernen in der praktischen Pfl egeausbildung. Ziel der hier zugrunde<br />

gelegten Studie war es zu erfassen, wie Lernende informell in der praktischen Pfl egeausbildung<br />

lernen, was/an welchen berufl ichen Situationen sie dies tun und welchen<br />

Einfl uss Rahmenbedingungen im Lernumfeld auf den informellen Lernprozess nehmen.<br />

Methodisches Vorgehen der Studie<br />

Die Studie ist als qualitative Forschungsarbeit angelegt. Ihr liegt die Grounded Theory<br />

als übergeordnete Forschungsmethodologie zugrunde. Ziel war die Entwicklung einer<br />

empirischen Theorie zum informellen Lernen in der Pfl egepraxis. Zur Datenerhebung<br />

wurden zwei methodische Zugänge, die Teilnehmende Beobachtung und das Interview,<br />

miteinander kombiniert. Pfl egeauszubildende und Pfl egestudierende aus verschiedenen<br />

Ausbildungsjahren wurden in der Praxis beobachtet und interviewt. Dabei wurden auch<br />

Feldgespräche mit Praxisanleitenden einbezogen. Datenerhebung und Datenauswertung<br />

verliefen in einem aufeinander bezogenen Prozess.<br />

Ausgewählte Ergebnisse der Studie<br />

Aus der Perspektive der Lernenden zeigt sich Selbstständigwerden in der Pfl egepraxis<br />

als das zentrale Phänomen. Zum Selbstständigwerden gehört es, dass die Lernenden<br />

Verantwortung übernehmen und (Selbst-)Vertrauen und Unabhängigkeit entwickeln bzw.


erhalten. Lernende und Anleitende verfolgen Strategien, welche das Selbstständigwerden<br />

der Lernenden hervorbringen und aufrechterhalten, aber auch - mehr oder weniger<br />

bewusst - begrenzen. Die Strategien der Lernenden lassen sich in wahrnehmbares und<br />

verborgenes Lernhandeln differenzieren. Wahrnehmbar ist beispielsweise, dass Lernende<br />

sich Lernziele setzen und verfolgen und dass sie zurückschauen und eigenes Handeln<br />

überprüfen. Im Verborgenen balancieren die Lernenden zwischen verschiedenen Polen<br />

aus: zwischen allein lernen und mit Unterstützung lernen, zwischen sich anpassen und<br />

sich behaupten sowie zwischen hinterfragen und erledigen. Diese impliziten, verborgenen<br />

Prozesse des Ausbalancierens bestimmen in besonderer Weise den Lernprozess in<br />

der Praxis und nehmen damit unmittelbaren Einfl uss auf die Strategien der Lernenden,<br />

so auch im Umgang mit Evaluationen. Bewegen sich Lernende bspw. stärker im Modus<br />

„allein lernen“ und „erledigen“, begreifen sie Evaluationen als wenig lernförderlich und<br />

gehen diesen eher aus dem Weg.<br />

Perspektiven zur Evaluation von Lernprozessen in der<br />

Pflegepraxis<br />

Innerhalb des Vortrags werden ausgewählte Ergebnisse der Studie zum informellen Lernen<br />

in der Pfl egepraxis beleuchtet und als Refl exionsfolie für bisherige und zukünftige<br />

Evaluationen im Lernort Praxis zugrunde gelegt. Auf der Basis der Erkenntnisse zum<br />

Selbstständigwerden in der Pfl egepraxis können Methoden und Kriterien von Evaluationen<br />

hinterfragt und empirisch angereichert werden.<br />

Literatur<br />

Bohrer, A. (<strong>2012</strong>). Selbstständigwerden in der Pfl egepraxis. Eine empirische Studie zum informellen<br />

Lernen in der praktischen Pfl egeausbildung. Universität Bremen. Dissertation.<br />

Fichtmüller, F. & Walter, A. (2007). Das komplexe Wirkgefüge von Lernen und Lehren berufl ichen<br />

Pfl egehandelns – empirische pfl egedidaktische Begriffs- und Theoriebildung. Dissertation, Humboldt-Universität,<br />

Berlin.<br />

Kromrey, H. (2001). Evaluation – ein vielschichtiges Konzept. Begriff und Methodik von Evaluierung<br />

und Evaluationsforschung. Empfehlungen für die Praxis. Sozialwissenschaften und Berufspraxis<br />

(SUB), 24. Jg (2), 105-131.<br />

Schwarz-Govaers, R. (2005). Subjektive Theorien als Basis von Wissen und Handeln. Ansätze zu<br />

einem handlungstheoretisch fundierten Pfl egedidaktikmodell. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle:<br />

Hans Huber.<br />

Mathias Bonse-Rohmann, Annette Riedel, Bianca Bertsch, Birte Kimmerle<br />

Übergänge gestalten – Durchlässigkeit fördern:<br />

Entwicklung und Evaluation bedarfsgerechter<br />

Studienbedingungen für pflegeberuflich Qualifizierte –<br />

Innovationsprojekt im Rahmen der BMBFInitiative „ANKOM-<br />

Übergänge“<br />

Ausgangslage<br />

Die Forderung nach mehr Durchlässigkeit zwischen den beiden Bildungsbereichen berufl<br />

iche Bildung und Hochschule steht seit vielen Jahren im Fokus bildungspolitischer<br />

Diskussionen. Dabei geht es prinzipiell um Übergänge und Anschlüsse. Ein Baustein für<br />

die Durchlässigkeit ist die Förderung von Übergängen zwischen der berufl ichen und der<br />

akademischen Bildung. Eine Möglichkeit Übergänge zwischen den Bildungsinstitutionen


zu erleichtern ist der Anschluss an den (Berufs-)Abschluss durch die Berücksichtigung<br />

dabei erworbener Qualifi kationen und Kompetenzen. Mit diesem Ziel schrieb das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) 2005 die Förderrichtlinie „Anrechnung<br />

berufl icher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge“ aus – die ANKOM-Initiative.<br />

Ein Verfahren für die Anrechnung von Bildungsleistungen an Hochschulen wurde in<br />

diesem Rahmen erfolgreich evaluiert und entwickelt. Vor diesem Hintergrund wurde in<br />

dem Entwicklungsprojekt „Anrechnung pfl egeberufl icher Kompetenzen auf Bachelor-<br />

Studiengänge“ an der Hochschule Esslingen untersucht, inwieweit berufl iche Kompetenzen<br />

aus den Berufsausbildungen (Gesundheits-und Krankenpfl ege, Gesundheits-und<br />

Kinderkrankenpfl ege, Altenpfl ege sowie der Weiterbildung zum/zur PraxisanleiterIn) auf<br />

die Bachelorstudiengänge (Pfl ege/Pfl egemanagement und Pfl egepädagogik) angerechnet<br />

werden können. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit sechs Bildungseinrichtungen<br />

der Region Stuttgart und der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pfl ege (SAGP) der<br />

Hochschule Esslingen.<br />

Innovationsprojekt: Ziel und Evaluation<br />

Darauf baut das aktuell laufende Projekt „FUgE – Förderung der Uebergänge und des<br />

Erfolgs im Studium von pfl egeberufl ichen Qualifi zierten“ im Rahmen der BMBF-Initiative<br />

„ANKOM-Übergänge“ auf, indem es das Ziel verfolgt, die Übergänge zwischen der<br />

berufl ichen und der akademischen Bildung der Pfl egeberufe sowie den Studienerfolg<br />

berufl ich Qualifi zierter an der Hochschule Esslingen zu fördern. Evaluation im Sinne<br />

einer systematischen, zielgerichteten Sammlung, Analyse und Bewertung von Daten zur<br />

Qualitätsentwicklung ist ein wichtiges Instrument im Rahmen des Projekts zur Beurteilung<br />

und Verbesserung der Planung, Entwicklung und Gestaltung von Maßnahmen zur<br />

Förderung der Übergänge und des Studienerfolgs. Die Erarbeitung neuer Maßnahmen<br />

soll mithilfe verschiedener Evaluationsmethoden auf sichere Grundlagen gestützt werden<br />

mit dem Ziel, den Studiengang auf die Bedürfnisse der Zielgruppe berufl ich Qualifi zierter<br />

auszurichten. Das Instrument der Evaluation dient zum einen der Wirkungskontrolle (Wie<br />

„erfolgsreich“ studieren berufl ich Qualifi zierte?), zum anderen der vorausschauenden<br />

Steuerung (Wie können Übergänge harmonisiert, „Bildungsbrücken“ geschaffen werden?<br />

Wie müssen Studienbedingungen gestaltet sein, damit pfl egeberufl ich Qualifi zierte<br />

erfolgreich studieren können? Wie muss das Studium gestaltet sein, um der Lebens-und<br />

Lernsituation der Zielgruppe gerecht zu werden?) sowie der Refl exion von Prozessen<br />

(Wie gestalten sich die Übergänge? Welche Faktoren fördern/hemmen die Übergänge<br />

oder den Studienerfolg? Warum und wer bricht das Studium ab?). Zunächst steht vor<br />

allem die Strukturevaluation im Vordergrund (Bestandsaufnahme und Bewertung der<br />

Studienbedingungen und bestehender Maßnahmen). Die Prozessevaluation dient der<br />

Rückmeldung nach Einführung verschiedener Maßnahmen, um entsprechende Veränderungen<br />

vorzunehmen (formative Evaluation). Die Ergebnisevaluation stellt die Frage,<br />

inwiefern die Einführung der Maßnahmen dazu beigetragen hat, berufl ich Qualifi zierten<br />

die Aufnahme eines Studiums und dessen erfolgreichen Abschluss zu ermöglichen. Die<br />

Befragung von AbsolventInnen hingegen ließe sich der summativen Evaluation zuordnen.<br />

Mit den verschiedenen Evaluationsmethoden im Rahmen des Projekts soll gewährleistet<br />

sein, dass die unterschiedlichen Perspektiven aller Beteiligten einbezogen werden, von<br />

den spezifi schen Bedingungen und Bedürfnisse berufl ich Qualifi zierter – deren Lern-und<br />

Lebenssituation – bis zu den Interessen der berufl ichen Praxis.<br />

Workshop<br />

Im Zentrum des Workshops stehen, neben allgemeinen Fragen der Übergangsgestaltung,<br />

Fragen in Zusammenhang mit der Kooperation zwischen Hochschule und Berufspraxis<br />

bzw. Berufsbildung, Fragen aus der Perspektive der Berufspraxis sowie potentiell Studierender.<br />

Leitfragen:<br />

Welche Faktoren fördern/hemmen den Übergang von der berufl ichen Praxis an die<br />

Hochschule und zurück? Was kennzeichnet einen guten/gelungenen Übergang?


Welche Formen und Ziele einer Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen der<br />

berufl ichen Praxis und der Hochschule sind denkbar? Wie entstehen Win-Win-Situationen?<br />

Wie können Anreize zur Aufnahme eines Studiums geschaffen werden? Welche spezifi<br />

schen Angebote sollte es im Sinne eines bedarfsgerechten Studiums geben? Welche<br />

Erwartungen haben berufl ich Qualifi zierte an ein Studium?<br />

Was müssen akademisch qualifi zierte Pfl egefachkräfte aus dem Studium mitbringen,<br />

um für die Praxis attraktiv zu sein? Wie können berufl ich Qualifi zierte, die ein Studium<br />

aufnehmen an die Praxis gebunden werden? Welche Erwartungen hat die berufl iche<br />

Praxis an StudienabgängerInnen?<br />

Nach einer einführenden Darstellung der Thematik aus Sicht der Hochschule, sollen diese<br />

Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven, mit den spezifi schen Wissens-und Erfahrungshintergründen<br />

der WorkshopteilnehmerInnen, gemeinsam und zielorientiert beleuchtet<br />

werden. Ziel des Workshops soll es sein, den Blick für die Gestaltungsmöglichkeiten von<br />

Übergangen zu schärfen.<br />

Juliane Dieterich<br />

Ergebnisorientierte Schulcurricula – Matrix zur<br />

Formulierung und Evaluation von Lernergebnissen für<br />

den Bereich pflegeberuflicher Bildung<br />

Der Beschreibung von Kompetenzen bzw. learning outcomes kommt im Kontext europäischer<br />

Berufsbildungsentwicklung eine zentrale Funktion zu. Mit der Transparenz der<br />

Ergebnisse von Qualifi kationsprozessen sollen deren Verwendungs-bzw. Anschlussmöglichkeiten<br />

verbessert werden. Im Zusammenhang pfl egeberufl icher Bildungsentwicklung<br />

ergeben sich weitere Potentiale die anschlussfähig an die modernen Herausforderungen<br />

in diesem Bereich berufl icher Bildung sind: Die Formulierung von learning outcomes<br />

kann sowohl die formative als auch die summative Evaluation von Bildungsplanungsprozessen<br />

sowie Qualifi kationsprozessen unterstützen,<br />

kann das Marketing von Bildungsmaßnahmen verbessern,<br />

fördert eine lernerorientierte Perspektive auf Bildungsplanungsprozesse,<br />

kann das Vertrauen in Zertifi kate verbessern und damit Allokationsprozesse am Arbeitsmarkt<br />

sowie Übergänge zu weiteren Bildungsprozessen fördern,<br />

kann die Klassifi kation von Bildungsabschlüssen in nationalen und internationalen<br />

Qualifi kationsrahmen erleichtern.<br />

Intendierte Lernergebnisse werden auf verschiedenen curricularen Ebenen formuliert.<br />

Eine bedeutsame Aufgabe Lehrender sowohl an Schulen des Gesundheitswesens als<br />

auch an öffentlichen Schulen mit der Fachrichtung Gesundheit bildet die Entwicklung<br />

schulnaher Curricula. Die meist im Team zu bewältigende Herausforderung besteht<br />

darin, relativ abstrakte, übergeordnete curriculare Vorgaben der Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

bzw. eines Rahmenlehrplans in einer Weise zu konkretisieren, die einerseits<br />

eine didaktische Orientierung zur Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht<br />

bietet und andererseits didaktische Freiräume für eine fl exible, am lebendigen Interesse<br />

der Lernenden orientierte Unterrichtsgestaltung lässt. Die in allen Rahmenvorgaben<br />

postulierte Leitidee der Entwicklung pfl egeberufl icher Handlungskompetenz bildet dabei<br />

die durchgängige Zieldimension, die als berufspädagogischer Megatrend auch das<br />

aktuelle Eckpunktepapier zur Novellierung der deutschen Berufsgesetzte prägt. Mit


dieser generellen Ausrichtung beider Ausbildungsanteile (Theorie und Praxis) des kompetenten<br />

Handelns in berufl ichen Bewährungssituationen muss für den schulischen Teil<br />

der Ausbildung transparent werden, welches handlungsleitende Wissen und welches<br />

kognitive Niveau im Ergebnis intendiert sind. Als hilfreiches Instrument hierbei wird die<br />

zweidimensionale Matrix von Anderson und Krathwohl vorgestellt, die Klärungs-und<br />

Formulierungsprozesse bei der Festlegung von schulischen Lernergebnissen unterstützt.<br />

Entlang der Dimension der Wissensarten mit den Kategorien faktisches, konzeptuelles,<br />

prozedurales und metakognitives Wissen und der Dimension der kognitiven Prozesse<br />

mit den Kategorien erinnern, verstehen, anwenden, analysieren, bewerten und erschaffen,<br />

können curriculare Zielformulierungen differenziert und systematisch refl ektiert<br />

werden. An Hand von Beispielen kann aufgezeigt werden, wie sich die Grundlegung<br />

dieser zweidimensionalen Matrix auf die Formulierung von Lernzielen für den Bereich<br />

pfl egeberufl icher Schulcurricula auswirken würde. Der Nutzen einer solchen Kategorisierung<br />

von Lernzielen ist aus Sicht von Anderson und Krathwohl breit gefächert. Zum<br />

einen bewirkt eine konkretere Klärung der intendierten Lernergebnisse die verstärkte<br />

Berücksichtigung der Lernperspektive, zum anderen trägt diese Klärung zu einer differenzierteren<br />

Unterrichtsplanung bei. Neben einer rein sprachlichen Formulierungshilfe<br />

bietet die Verwendung der Taxonomie auch einen Klärungsprozess über die Konsistenz<br />

des Zusammenhangs zwischen intendiertem Kognitionsprozess und der Art des Wissens.<br />

Darüber hinaus ermöglicht die Kategorisierung von Lernzielen eine Überprüfung für den<br />

Grad der Konsistenz zwischen Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht. Im<br />

Ganzen wird eine Präzisierung der Lernzielformulierung erreicht, die deren Kommunikation<br />

verbessert. Die innovativen Potentiale dieses Instruments im Vergleich zur herkömmlichen<br />

Anwendung von Lernzieltaxonomien liegen insbesondere in der systematischen<br />

Verschränkung der Wissensstruktur mit den kognitiven Prozessen, der Ergänzung um<br />

die kognitive Kategorie des Erschaffens mit seiner besonderen Bedeutung für problemlösendes<br />

Denken sowie in der Vervollständigung um die Kategorie des metakognitiven<br />

Wissens mit seiner Relevanz für die Befähigung zu lebenslangem Lernen. Neben der<br />

oben beschriebenen Funktion kann die zweidimensionale Matrix auch zur Analyse bereits<br />

kodifi zierter Curricula herangezogen werden. So hat der systematische Vergleich von<br />

pfl egeberufl ichen Landeslehrplänen mit Hilfe dieses Instruments gezeigt, dass erhebliche<br />

Qualitätsunterschiede hinsichtlich der Verständlichkeit der intendierten Ergebnisse identifi<br />

ziert werden können. Die Analyse und Bewertung von Lehrpläne könnte im Kontext<br />

der curricular neu zu ordnenden pfl egeberufl ichen Aus-, Fort- und Weiterbildung unter<br />

dem Postulat der Orientierung an learning outcomes durch ein solches Instrument systematisch<br />

unterstützt werden.<br />

Literatur<br />

Dieterich-Schöpff, Juliane (2008): Berufl iche Handlungskompetenz als neue Zieldimension in der<br />

Krankenpfl egeausbildung. Programmatische Relevanz und praktische Auslegung in Lan-deslehrplänen.<br />

Herausgegeben von Universität Kassel. Online verfügbar unter http://nbn-resolving.org/urn/<br />

resolver.pl?urn= urn:nbn:de:hebis: 34-20081<strong>2012</strong>5257.<br />

Anderson, Lorin W. (2001): A taxonomy for learning, teaching, and assessing. A revision of Bloom’s<br />

Taxonomy of educational objectives. Complete ed. New York [u.a.]: Longman.


Marianne Frick*<br />

Ein kohärentes System zum Qualitätsmanagement in<br />

Studium und Lehre an der FH Kärnten:<br />

Design, Elemente und Roll-Out<br />

Ausgangssituation<br />

Im Fachhochschulstudiengesetz Österreichs ist die Evaluation der Lehre auf Basis einer<br />

Studierendenbefragung gesetzlich vorgegeben. Dies hat vielerorts die Qualitätsdiskussion<br />

einseitig auf Konstruktion und Einsatz von Fragebögen für Lehrveranstaltungen (LVs)<br />

eingeengt. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aller Studienbereiche unter Einbezug<br />

der Studierendenvertretung wurde an der FH Kärnten als Gegenentwurf eine fächerübergreifende<br />

Defi nition des Qualitätsbegriffes für Studium und Lehre erarbeitet und ein<br />

einheitliches, hochschulweites und in sich abgestimmtes System zum Qualitätsmanagement<br />

in Studium und Lehre entworfen und beschlossen.<br />

Theoretische Grundlegung<br />

„Lehre“ wurde als ein von Lehrenden aktiv gesteuerter, sozialer Prozess verstanden, aus<br />

dem unter Teilhabe von Lehrenden und Studierenden in defi nierten Kompetenzfeldern<br />

(= Curriculum) ein Zuwachs an Kompetenzen (Wissen, Fertigkeiten, persönlichkeitsbezogene<br />

Kompetenzen und Lernfähigkeit) erwächst. Qualität von Lehre ermisst sich dann<br />

daraus, wie sehr dieser Prozess zielrelevant (1) und unter Berücksichtigung der Komplexität<br />

des Lern-Settings (2) in defi nierten Kompetenzfeldern (3) einen nachhaltigen<br />

Zuwachs an Kompetenzen (4) vermitteln kann. Die Deutung als sozialer Prozess schließt<br />

mit ein, dass auch seitens der Lehrenden die Punkte (1) bis (4) zum Thema ihres eigenen<br />

Lernprozesses werden.<br />

Zur Zieldefi nition (1) wurden die Perspektiven der unterschiedlichen Stakeholder an<br />

FH-Lehre identifi ziert und ihre Aufnahme (oder Nicht-Berücksichtigung) in das Qualitätskonzept<br />

in einem mehrstufi gen Diskussionsprozess entschieden. Die Lern-Settings (2)<br />

als Aspekt der Strukturqualität umfassen einerseits die Gegebenheiten der technischen,<br />

räumlichen und zeitlichen Infrastruktur an der FH. Aber sie wurden begriffl ich auch auf<br />

die von Lehrenden wie Studierenden in die Lernsituation eingebrachten Kompetenzen<br />

hin erweitert. Ebenfalls als Strukturqualität von Lehre wurden die Stimmigkeit (inhaltlich<br />

wie didaktisch) der Curricula und die Auswahl der angestrebten Kompetenzfelder (3)<br />

eingereiht. Der Kompetenzzuwachs (4) ist als Aspekt der Outcome-Qualität einerseits<br />

durch eine valide Messung von Prüfungsleistungen quantifi zierbar, misst sich andererseits<br />

aber auch an der „Employability“ der AbsolventInnen am Studienende (Konzept reicht<br />

über „Vermittlungsquote“ hinaus), am Erreichen von gesellschaftlicher Teilhabe, und an<br />

einer guten Reputation des Studienangebots.<br />

Umsetzung<br />

Die Grundidee ist ein verpfl ichtendes, hochschulweites Konzept mit obligatorischen und<br />

optionalen Elementen. Die obligatorischen Elemente werden von allen Studienbereichen<br />

in fi xierter Form und festgelegtem Rhythmus durchgeführt, die optionalen Elemente sind<br />

als Anregung und „good practice” zu verstehen, deren Einsatz in Eigenverantwortung<br />

und je nach Bedarf vorgenommen wird. Die Kombination beider Elemente soll sicherstellen,<br />

dass sich die Organisation mit allen Einheiten dem Gesamtsystem verpfl ichtet<br />

* für die AG Lehrevaluation der FH Kärnten, Austria: F. Buchner, G. Chudoba, U. Frick, B. Gensel, A. Haberl, O.<br />

Jochum, T. Schirl, J. Schussmann, S. Spanz, Ch. Ungermanns, Th. Walter, B. Widhalm.


fühlt, das Qualitätssystem auf allen Verantwortungsebenen angewendet wird und die<br />

kontinuierliche Qualitätsentwicklung durch Akzeptanz aller Beteiligten gefördert wird.<br />

Die obligatorischen Elemente des Konzeptes sind 1) Studentische LV-Bewertung, 2)<br />

Studiengangsabschluss-Workshop (vgl. paralleler Vortrag Frick/Buchner), 3) AbsolventInnenbefragung,<br />

4) Austrittsgespräche mit StudienabrecherInnen, 5) Installation einer<br />

Ombudsstelle für Studium und Lehre. Die optionalen/anlassbezogenen Elemente<br />

sind 6) durch die Studierendenvertretung konzipierte Befragungsaktionen zu relevanten<br />

Themen, 7) breite Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrende (z. B. Peer-Feedback nach<br />

freiwilligen „Hospitationen“, Qualitätszirkel, interne und externe Schulungen), 8) Durchführung<br />

weiterer, Anlassbezogener Befragungen, 9) Monitoring der Notengebung im<br />

Studiengang (v.a. Berücksichtigung von Streuungsmaßen bei Prüfungsleistungen im<br />

Querschnitt und Längsschnitt).<br />

Roll-Out und Ausblick<br />

Zum Roll-Out des Systems wurde eine Vereinheitlichung der studentischen LV-Bewertungsbögen<br />

(1) erarbeitet. Die psychometrischen Eigenschaften wurde in einem pre-Test<br />

mit split-ballot Design untersucht und eine leichte Überlegenheit einer bipolaren Formulierung<br />

von Antwortkategorien festgestellt. Der Abschlussworkshop (2) wird gegenwärtig<br />

hochschulintern vorgestellt; die Befragungen (3) und (4) liegen als Konzepte vor, bzw.<br />

wurden schon durchgeführt. Die Ombudsstelle wurde verbindlich von der Hochschulleitung<br />

beschlossen und befi ndet sich in der Aufbauphase. Für die Elemente (6) bis (9)<br />

werden Umsetzungskonzepte derzeit erarbeitet.<br />

Die gemeinsame Diskussion um Qualitätsfragen über technische, wirtschaftliche und<br />

gesundheitsorientierte Studiengänge hinweg hat dazu beigetragen, zumindest bei den<br />

hauptberufl ich Lehrenden eine positivere, stärker aktive Haltung zu Fragen des Qualitätsmanagements<br />

von Lehre zu befördern, die darin auch Chancen zur eigenen berufl ichen<br />

Entwicklung wahrnimmt und im Austausch der Lehrenden auch Elemente gesundheitsfördernder<br />

Prozesse am Arbeitsplatz umsetzt.<br />

Manuela Grieser, Stefan Kunz<br />

Psychiatrische Pflegekompetenzen erfassen<br />

Hintergrund<br />

Der psychiatrische Pfl egeberuf gewinnt im demografi schen und epidemiologischen Wandel<br />

zunehmend an Bedeutung. Der Bedarf nach ausreichend qualifi ziertem Personal in<br />

ausreichender Menge wird laut. Um hochqualifi ziertes Psychiatriepfl egepersonal auszubilden,<br />

zielen Aus- und Weiterbildungen darauf ab, praxisorientierte Handlungskompetenzen<br />

zu entwickeln. Bisher ist die Frage, welche Kompetenzen Psychiatriepfl egende<br />

benötigen, noch nicht systematisch geklärt. Offen bleibt auch die Frage, wie lassen sich<br />

berufl iche Handlungskompetenzen messen?<br />

Fragestellung und Zielsetzung<br />

1) Über welche psychiatriespezifi schen Kompetenzen müssen Pfl egefachpersonen, die in<br />

diesem Setting tätig sind verfügen?<br />

2) Mit welchem Mesinstrument können die in (1) erhobenen Kompetenzen von Pfl egefachpersonen<br />

(reliabel und valide) gemessen werden?


Ziel der Untersuchung<br />

1) Die Kompetenzanalyse liefert eine Übersicht zu Fach-, Methoden, Sozial- und Personalkompetenzen<br />

von Pfl egefachpersonen.<br />

2) Es wird ein Messinstrument entwickelt, welches pfl egerische Kompetenzen messen<br />

kann. Aussagen zur Reliabilität. Validität und Anwendbarkeit sollen getroffen werden.<br />

Lösungsmethode<br />

1) Für die Kompetenzanalyse werden „Critical Incidents-Interviews“ mit Experten (N=30)<br />

durchgeführt. Zur ersten Auswertung der Daten wird die strukturierende Inhaltsanalyse<br />

verwendet. Als Kategoriensystem werden Fachkompetenz, Methodenkompetenz,<br />

Sozialkompetenz und Personalkompetenz verwendet. Die zweite Auswertung erfolgt<br />

nach dem DACUM (Developing a Curriculum)-Model. Zur Validierung der Ergebnisse<br />

erfolgt eine Rücksendung der ausgewerteten Daten an die Interviewpartner.<br />

2) Es wird eine systematische Literatursuche durchgeführt, mit dem Ziel, Messinstrumente<br />

zu identifi zieren, welche berufl iche Handlungskompetenzen gesichert messen<br />

können. Es wird ein Instrument identifi ziert, welches sich besonders eignet pfl egerische<br />

Handlungskompetenzen zu erfassen. Diese wird anhand der in (1) gewonnenen<br />

Erkenntnisse weiterentwickelt.<br />

Ergebnisdarstellung<br />

1) Die Kompetenzanalyse liefert einen Katalog psychiatriespezifi scher Pfl egekompetenzen.<br />

Zudem werden 54 Fallsituationen aus der Praxis systematisiert nach dem<br />

DACUM Model beschrieben (die markantesten Fälle werden am Vortrag vorgestellt).<br />

2) Es wird ein Messinstrumenten vorgestellt, welche pfl egerische Kompetenzen erfassen<br />

kann.<br />

Schlussfolgerung(en)<br />

1) Die Kompetenzanalyse kann eine Struktur für die Curriculumgestaltung liefern. Die<br />

Fallsituationen können im mikrodidaktischen Rahmen zur Konzeption von Unterrichtssequenzen<br />

verwendet werden.<br />

2) Das Messinstrument dient der methodischen Gestaltung zukünftiger Forschungsprojekte<br />

und kann im Rahmen von Personalassessments und Outcomevaluation von<br />

psychiatrischen Curriculum eingesetzt werden.<br />

Gabriele Hanne-Behnke<br />

Lerntagebuch – Lernprozesse optimieren<br />

und evaluieren<br />

Ein Lerntagebuch ist ein vom Lernenden selbst zu führendes stetiges Protokoll über den<br />

eigenen Lernprozess. Es bietet den Auszubildenden /Studenten die Möglichkeit Erfahrungen<br />

und Eindrücke aus dem Lernalltag zu dokumentieren, das Lernpensum zu refl ektieren,<br />

Transferleistungen herzustellen und die eigene Lernleistung kritisch zu refl ektieren.<br />

Somit ist es möglich Stärken und Schwächen zu erkennen, einen Überblick über den<br />

Wissenstand und bevorzugte Lernstrategien zu erhalten. Des Weiteren unterstützt das<br />

Schreiben kognitive und metakognitive Strategien des selbstgesteuerten Lernens. So hilft<br />

die schriftliche Auseinandersetzung mit den Lerninhalten das Gelesene oder Gehörte zu<br />

überdenken, zu ordnen und in bereits vorhandenes Wissen einzubinden. Leitfragen der


Lehrenden helfen den Refl exions- und Dokumentationsprozess zu initiieren und aufrecht<br />

zu erhalten. Ebenfalls ist es wichtig, Dokumentationszeit im Rahmen des Unterrichts bzw.<br />

der Lehre bereitzustellen. Aufgrund der persönlichen Einträge ist es notwendig, dass sich<br />

Lehrende und Lernende bereits im Vorfeld darauf verständigen, was privat ist und nicht<br />

eingesehen, bzw. besprochen werden sollte.<br />

Im Rahmen des Wahlpfl ichtbereiches Pädagogik in einem berufsbegleiteten Studiengang<br />

für Physiotherapie und Logopädie wurde das der offi zielle Teil des Lerntagesbuchs der<br />

Studenten genutzt, individuell zu entscheiden, welche Lerninhalte in der Modulprüfung<br />

(Kolloquium) diskutiert werden. Das Tagebuch diente zur regelmäßigen Refl ektion und<br />

Nachbereitung der Lehre. Die Refl ektion bezog sich auf die Inhalte, die in den verschiedenen<br />

Lehrveranstaltungen bearbeitet wurden. Dies bezog sich auf die Lektüre des<br />

Hintergrundtextes, der Präsentationen, Diskussionen und Beiträge der Studenten. Aus<br />

dieser Gesamtmenge wurde von den jeweiligen Studenten der Stoff ausgewählt, der als<br />

bedeutsam, interessant und neuwertig empfunden wurde. Vier Wochen vor dem angesetzten<br />

Prüfungstermin erhielt die Lehrende die offi ziellen Tagebücher zur Einsichtnahme<br />

um sich dann ebenfalls auf die Gruppendiskussion vorzubereiten. Die Gruppendiskussionen<br />

wurden auf hohem Niveau geführt und führte zu einem positiven Abschluss der<br />

jeweiligen Module.<br />

Literatur<br />

Arnold, Rolf: Erwachsenenbildung. Eine Einführung in Grundlagen, Probleme und Perspektiven,<br />

5. Aufl . Schneider, Hohengehren 2006<br />

Gläser-Zikuda, M.; Hascher, T. (Hrsg.) Lernprozesse dokumentieren, refl ektieren und beurteilen –<br />

Lerntagebuch und Postfolio in Bildungsforschung und Bildungspraxis, Klinkhardt, Bad Heilbrunn<br />

2007<br />

Reich, Kersten: Konstruktivistische Didaktik, Lehr- und Studienbuch, 4. Aufl age, Beltz Verlag 2008<br />

Siebert Horst: Selbstgesteuertes Lernen und Lernberatung, Konstruktivistische Perspektive, Ziel<br />

Verlag 2006<br />

Hansruedi Kaiser<br />

Metakognition – Wo Nachdenken über das Denken<br />

besonders nützlich ist<br />

Metakognition bedeutet wörtlich zuerst einmal nichts anders, als dass eine Kognition<br />

meta zu einer anderen Kognition steht, dass ein Teil des Denkens einer Person sich Gedanken<br />

über einen anderen Teil des Denkens macht. Solche refl exiven Beziehungen im<br />

Denken lassen sich im Rahmen berufl icher Bildung in verschieden Stellen nutzen. Besonders<br />

interessant sind die beiden folgenden Momente: Sich Einarbeiten in die aktuelle<br />

Praxis und Übergang zu einer veränderten Praxis.<br />

Im ersten Fall stellt sich die Frage des Verhältnisses von Theorie und Praxis. Hier kann<br />

theoriegeleitetes Denken als Metakognition gegenüber dem erfahrungsbasierten Wissen<br />

helfen, die Erfahrungen einzuordnen, zu beleuchten und zu bewerten. Im zweiten Fall,<br />

beim Übergang zu einer neuen Praxis, kommt dazu, dass Erfahrungen, die man beim<br />

Erlernen der ersten Praxis gemacht hat, nützlich sein können, um sich schneller in der<br />

neuen Praxis einzuleben zu fi nden. Hier sind metakognitive Refl exionen der eigenen<br />

Lernvorgänge hilfreich.<br />

Will man beide Fälle im Rahmen einer Ausbildung bewusst unterstützen, ergeben sich<br />

daraus verschiedenste Konsequenzen für Ausbildungsgestaltung und Didaktik.


Heiner Kilchsperger<br />

Concept Mapping<br />

Concept Mapping ist eine Form der Visualisierung von theoretischen Konzepten und<br />

ihren Elementen ebenso wie von praktischen Situationen und ihren bestimmenden<br />

Faktoren. Beides kann in der Pfl egeausbildung genutzt werden, um die Studierenden<br />

darin zu fördern, Zusammenhänge von Begriffen und Erfahrungen zu schaffen. Concept<br />

Mapping unterstützt bedeutungsvolles Lernen und hilft – im Sinne einer metakognitiven<br />

Fähigkeit – eigenes Verstehen zu überprüfen oder Verstehenslücken und -schwierigkeiten<br />

zu erkennen.<br />

Thomas Koch, Stefanie Krebs<br />

Mit videogestützten Fallbeispielen den eigenen<br />

Lernbedarf evaluieren<br />

Ausgangslage<br />

Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten wollen und keinen formalen Berufstitel<br />

haben, können am ZAG in Winterthur, ein eidgenössisch anerkanntes Fähigkeitszeugnis<br />

erwerben. Mit der Ergänzenden Bildung Fachmann/Fachfrau Gesundheit, kurz EB FaGe,<br />

bietet sich ihnen die Möglichkeit, einen berufsbegleitenden, modularen Bildungsgang<br />

zu besuchen. Methodisch-didaktische Basis des Bildungsgangs ist das Kompetenzen-<br />

Ressourcen-Modell nach Kaiser. Eine Besonderheit dieses pädagogischen Konzepts ist<br />

die Fokussierung auf Situationen des Berufsalltags. Durch den Einsatz von praxisnahen<br />

Fallbeispielen soll nachhaltiges Lernen ermöglicht werden. So existieren im Bildungsplan<br />

FaGe zu 14 berufl ichen Kompetenzbereichen 41 typische Alltagssituationen. Im Bildungsgang<br />

EB FaGe am ZAG nimmt man ausgewählte Beispiele aus dieser Sammlung, schärft<br />

sie sowohl in inhaltlicher, als auch in dramaturgischer Hinsicht und setzt diese kleinen<br />

Geschichten mit den Mitteln des Films um. Ziel ist es, die Fallbeispiele anschaulicher<br />

und differenzierter darzustellen um so den Lernprozess zu erleichtern. Zu Beginn des<br />

Modulbesuchs soll, mit Hilfe dieser Videos, die Bedeutsamkeit der Modulthemen soweit<br />

erkannt werden, dass die Auseinandersetzung damit als sinnvoll erachtet wird. Hier ist<br />

es wichtig, dass dies nicht nur auf kognitiver Ebene passiert, sondern auch eine emotionale<br />

Betroffenheit erzeugt wird. Weiter ist die Selbstevaluation des Lernbedarfs eine<br />

wesentliche Funktion der Videos. Da die Lernenden der EB FaGe sehr unterschiedliche<br />

Berufserfahrungen und Wissenshintergründe mitbringen, ist es für sie wichtig, mit Hilfe<br />

der Filme herauszufi nden, welche Kompetenzen zu einem Modul schon vorhanden sind<br />

und welche von ihnen entwickelt werden müssen. Es geht also darum, die Lernschwerpunkte<br />

individuell für sich zu setzen.<br />

Ziel des Workshops<br />

In dem Workshop wird eine der Alltagssituationen, aus dem Bildungsplan aufgegriffen.<br />

Gemeinsam mit den Teilnehmenden entwickeln der Mediendidaktiker Thomas Koch und<br />

die Pfl egewissenschaftlerin Stefanie Krebs ein Drehbuch zur fi lmischen Umsetzung. Zuvor<br />

wird in einem kurzen Inputreferat das Ko-Re-Modell vorgestellt und erklärt, warum Fallbeispiele<br />

in dem dort verankerten Wissenskonzept von zentraler Bedeutung sind. Zudem<br />

bekommen die Teilnehmer einen Überblick über die Systematik von Fallbeispielen und<br />

rudimentäre Grundlagen der Dramatik vermittelt. Anhand einer Kompetenz aus dem<br />

Bildungsplan Fachfrau/Fachmann Gesundheit wird gemeinsam eine methodisch-didak-


tische Analyse vorgenommen und auf dieser Basis, mit einem einfachen dramaturgischen<br />

System ein Drehbuch zum Fallbeispiel entwickelt. In dem Begleitmaterial zum Workshop<br />

fi nden die Teilnehmenden weitere wertvolle Information zur Planung, zur Erstellung und<br />

zum Einsatz der Videos. Ziel des Workshops ist es, dass mediendidaktische Laien, ausgerüstet<br />

mit Computer, Videokamera und Stativ, selbstständig ein Fall-Drehbuch entwickeln<br />

und mit einfachen Mitteln umsetzen können.<br />

Adressaten<br />

Der Workshop richtet sich an alle Berufsbildnerinnen und Berufsbildner, die ihren Camcorder<br />

oder das Smartphone auch zu Lehrzwecken einsetzen wollen. Mediendidaktiker<br />

und E-Learning-Spezialisten bekommen in dem Workshop Anregungen und Tipps für ihre<br />

Arbeit in den Bildungsgängen der Gesundheits-und Pfl egeberufe.<br />

Grundlagen<br />

Im Bereich der Kompetenzentwicklung orientieren sich die Moderatoren des Workshops<br />

an den Arbeiten des schweizer Pädagogen Dr. Hansruedi Kaiser. In gut 30 Jahren Arbeit<br />

entwickelte er ein Modell des menschlichen Lernens, dass heute prägend für die schweizer<br />

Berufsbildungslandschaft ist. In der Grundbildung Fachfrau/Fachmann Gesundheit<br />

löst das kompetenzbasierte Modell Kaisers, die lernzielorientierte Triplex-Methode ab.<br />

Die Grundlagen zur Fallarbeit gründen auf den Arbeiten Dr. Edmund Steiners, die sich<br />

intensiv mit dem fallbasierten Lernen auseinandersetzen. Der schweizer Pädagoge hat<br />

an der Entwicklung und Organisation von verschieden Ausbildungsprogrammen im<br />

Pfl egebereich mitgewirkt.<br />

Das Grundkonzept zur Dramaturgie stammt vom US-amerikanischen Drehbuchmeister<br />

Syd Field. Field hat ein einfaches System entwickelt, mit dem unzählige, erfolgreiche<br />

Kino- und Fernsehfi lme produziert wurden und werden. Viele Filmemacher werfen Field<br />

eine einfache Erzählstruktur und wenig Variantenreichtum vor. Aber gerade das macht<br />

das Konzept für fi lmische Laien und semiprofessionelle Filmer interessant: Wer das System<br />

verstanden hat, kann anhand von wenigen Eckpunkten einen Spannungsbogen schaffen,<br />

der die Rezipienten in den Bann zieht.<br />

Mechthild Löwenstein, Karl-Heinz Sahmel<br />

Innovation der Pflegeausbildung<br />

durch Lernportfolios<br />

Die vielfältigen Veränderungen der Lehr-Lernkultur in der Pfl egeausbildung machen<br />

sowohl eine grundsätzliche als auch eine sehr konkrete Auseinandersetzung erforderlich.<br />

Auf der prinzipiellen Ebene gilt es, die breiten Anregungen des Konstruktivismus kritisch<br />

zu hinterfragen und konstruktiv mit Perspektiven von Bildung zu verknüpfen. Der Blick<br />

auf die Subjektbindung von Lernen sollte nämlich nicht die Notwendigkeit von Bildung<br />

und die pädagogische Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen verhindern.<br />

Zur Förderung der Lernkompetenz in der Pfl egeausbildung werden auf der konkreten<br />

Ebene Lernstrategien thematisiert und darüber hinaus mit Kriterien-geleiteten Lernportfolios<br />

angeleitet und individuell geübt. Gezielte Refl exionen über das eigene Lernen<br />

(Metakognition) sind das Herzstück der Portfolioarbeit. Lernprozesse aus der Perspektive<br />

der Schüler werden sichtbar und der Selbst- und Fremdrefl exion zugänglich. Das Nachdenken<br />

über das eigene Lernen fi ndet dabei auf zwei Ebenen statt. Einerseits werden<br />

im Verlauf der Ausbildung Erkenntnisse zu immer komplexer werdenden Pfl egethemen


festgehalten und andererseits die Planung, Strukturierung und Überprüfung individueller<br />

Lernprozesse refl ektiert. Der Erfolg der Lernportfolios bemisst sich an der Realisierung<br />

der Prinzipien Partizipation, Kommunikation und Transparenz. Weiterhin sind der Aufbau<br />

einer Vertrauenskultur, der Dialog, Kooperation und wertschätzender Umgang unter Lehrern<br />

und Schülern fördert, Grundvoraussetzungen für das Gelingen von Portfolioarbeit.<br />

Die Implementierung von Lernportfolios lassen nicht nur Lernbiografi en von Schülern<br />

und Lehrern sichtbar werden, sondern können darüber hinaus wichtige Hinweise zur<br />

Organisations-, Unterrichts- und Personalentwicklung der Pfl egeausbildung geben.<br />

Aufbau des Workshops<br />

1. Lernen – Bildung – Lehren. Ein kurzer kritischer Problemaufriss (Vortrag und Diskussion)<br />

2. Darstellung der Konzeption des Lernportfolio (Input und Diskussion)<br />

3. Erste Ergebnisse einer Evaluation der Implementation von Lernportfolio an einer Pfl egeschule<br />

(Vortrag und Diskussion)<br />

4. Diskussion der Konsequenzen für die Entwicklung der Qualität von Schulen des Gesundheitsbereichs<br />

Literatur<br />

Bals, Thomas/Grunau, Janika/Unger, Angelika (Hrsg.) (2011): Qualitätsentwicklung an Schulen des<br />

Gesundheitswesens. Eine theoretische und praktische Handreichung. Paderborn: Eusl- Verlagsgesellschaft<br />

mbH.<br />

Brunner, Ilse/Häcker, Thomas/Winter, Felix (Hrsg.) (2006): Das Handbuch Portfolioarbeit. Konzepte,<br />

Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung. Seelze-Velber.<br />

Gläser-Zikuda/Hascher, Tina (Hrsg.) (2007): Lernprozesse dokumentieren, refl ektieren und beurteilen.<br />

Lerntagebuch und Portfolio in Bildungsforschung und Bildungspraxis. Bad Heilbrunn: Verlag<br />

Julius Klinkhardt.<br />

Häcker, Thomas (2007): Portfolio: ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen. Eine<br />

explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe I. 2. überarb. Aufl age; Baltmannsweiler:<br />

Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Keuchel, Regina (2005): Bildungsarbeit in der Pfl ege. Bildungs- und lerntheoretische Perspektiven<br />

in der Pfl egeausbildung. Lage: Jacobs Verlag<br />

Ute Maurer, J. Sommer, R. Schulz, S. Traint<br />

Arbeitsmarktanalyse im Tätigkeitsfeld<br />

Biomedizinische Analytik<br />

Motivation<br />

Die Überführung der verschulten Ausbildungen diverser MTD-Berufe in Fachhochschulstudiengänge<br />

stellt einen großen Umbruch innerhalb dieses Sektors dar. Besonders<br />

deutlich zeigt sich dies durch die Weiterbildungsmöglichkeiten auf akademischer Ebene,<br />

bestehend aus Bachelor-, Master- und Doktorats/PhD-Studium (1,2). Insbesondere im<br />

Bereich der Biomedizinischen Analytik wird dadurch eine Erweiterung des Tätigkeitsfeldes<br />

begünstigt.<br />

Ziel und Fragestellung<br />

Ziel dieser Studie ist es, die am derzeitigen Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifi kationsanforderungen<br />

und Kompetenzen zu identifi zieren und hinsichtlich der Ausbildungsinhalte


des FH Curriculums zu vergleichen. Zudem erfolgt eine Bezugnahme auf das laut FH-<br />

MTD-Gesetz (3) vorgeschriebenen Anforderungsprofi ls.<br />

Der Schwerpunkt dieser Untersuchung widmet sich der Frage, inwieweit sich Auswirkungen<br />

des Strukturwandels auf den Arbeitsmarkt in der Biomedizinischen Analytik<br />

zeigen bzw. gemäß welchen Anforderungen das Ausbildungssystem anzupassen ist.<br />

Methode<br />

Es wurde eine strukturierte Inhaltsanalyse (4) von Stellenangeboten (n=237) der biomed<br />

Austria Homepage [I] (österreichischer Berufsverband der Biomedizinischen Analytiker/<br />

Biomedizinischen Analytikerinnen), betreffend den Zeitraum vom 01.01.2011 bis zum<br />

31.12.2011, durchgeführt. Ein Kategoriensystem, welches sich wie folgt gliedert - „Fachbereich“,<br />

„Tätigkeitsfeld“, „Beschäftigungsausmaß“, „Turnusdienst“, „Dienstverhältnis“,<br />

„Dienstort“, „Kompetenzen“, „Berufserfahrung“, „Arbeitgeber“, „Fort- und Weiterbildung“<br />

– wurde vorab defi niert und diente zur qualitativen als auch zur quantitativen<br />

Auswertung.<br />

Ergebnisse<br />

Der Großteil der Stellenangebote ist mit 58,6% (139/237 Stellen) im Routinebereich zu<br />

fi nden, während 45 Stellen mit Forschungstätigkeit zu verzeichnen sind. Soziale Kompetenzen<br />

werden nahezu in jedem zweiten Inserat (42,6%) dezidiert nachgefragt, wobei<br />

Teamfähigkeit neben Flexibilität und Selbstständigkeit zu den am häufi gsten genannten<br />

Ausprägungsmerkmalen zählen. Wissenschaftliche Kompetenzen werden explizit nur an<br />

9 von 237 Stellen gefordert. Mehr als 25% erwarten sich eine Mischung aus sozialen und<br />

wissenschaftlichen Kompetenzen vom künftigen Biomedizinischen Analytiker.<br />

Diskussion und Ausblick<br />

Die Studie zeigt ein konträres Verhältnis von nachgefragten zu ausgebildeten Kompetenzen.<br />

Im aktuellen Curriculum der Fachhochschule Wiener Neustadt stehen die<br />

vermittelten sozialen und wissenschaftlichen Kompetenzen im Verhältnis 1:5. Am Arbeitsmarkt<br />

hingegen sind nahezu 50% der von Arbeitgebern geforderten Kompetenzen<br />

ausschließlich sozialer Natur. Der extensive Anteil an wissenschaftlich orientierten Lehrveranstaltungen<br />

des Curriculums trägt somit eher den potentiell forschungsbezogenen<br />

Arbeitsbereichen Rechnung. Das scheinbare Defi zit an sozial orientierten Lehrinhalten<br />

ist insofern kritisch zu beurteilen, da nur aufgrund des Curriculums kein eindeutiger<br />

Rückschluss auf die Vermittlung sozialer Kompetenzen gezogen werden kann. So kann<br />

auch in den diversen Berufspraktika eine Aneignung dieser erfolgen.<br />

Es sollten verstärkt Lehrformen in Kleingruppen genützt werden, um soziale Kompetenzen<br />

auch in fachwissenschaftlichen Modulen zu vermitteln, damit den Arbeitsmarktanforderungen<br />

stärker entsprochen werden kann.<br />

Literatur<br />

1. Matzick S. Qualifi zierung in den Gesundheitsberufen: Herausforderungen und Perspektiven für<br />

die wissenschaftliche Weiterbildung: Juventa; 2008.<br />

2. Bollinger H., Gerlach A., Pfadenhauer M. Gesundheitsberufe im Wandel: soziologische Beobachtungen<br />

und Interpretationen: Mabuse; 2005.<br />

3. FH-MTD-AV (2006) Verordnung der Bundesministerin für Gesundheit und Frauen über Fachhochschul-Bakkalaureatsstudiengänge<br />

für die Ausbildung in den gehobenen medizinisch-technischen<br />

Diensten (FH-MTD-Ausbildungsverordnung). BGBl. II Nr. 2/2006, i. d. g. F.<br />

4. Mayring P. Einführung in die qualitative Sozialforschung: Eine Anleitung zu qualitativem Denken:<br />

Beltz; 2002.


Datenbanken<br />

[I] http://biomed-austria.at/jobboerse<br />

Anette Plüss<br />

Evaluation der Pilotstudiengänge NDS HF Anästhesie-,<br />

Intensiv-und Notfallpflege<br />

Der Operationalisierungsprozess vom Evaluationsdesign<br />

zum Fragebogen<br />

Die Nachdiplomstudien Höhere Fachschule in Anästhesie-, Intensiv-und Notfallpfl ege<br />

(NDS HF AIN) werden in der Schweiz neu durch das Bundesamt für Berufsbildung und<br />

Technologie (BBT) gemäß neuem Rahmenlehrplan reglementiert. Am 10. Juli 2009<br />

wurde der Rahmenlehrplan (OdA Santé, 2009) für die NDS HF AIN vom Bundesamt für<br />

Berufsbildung und Technologie (BBT) genehmigt und in Kraft gesetzt. Die Anbieter der<br />

Nachdiplomstudiengänge sind gefordert, die bestehenden Weiterbildungen rahmenlehrplankonform<br />

weiterzuentwickeln. Im Frühjahr 2010 haben die ersten Studierenden<br />

ihr Nachdiplomstudium am Berner Bildungszentrum Pfl ege (BZ Pfl ege) in den Pilotstudiengängen<br />

nach dem neuen Rahmenlehrplan aufgenommen. Gleichzeitig wurde<br />

entschieden, diese Pilotstudiengänge umfassend zu evaluieren. In Zusammenarbeit mit<br />

der Fachkommission des BZ Pfl ege im Fachbereich Weiterbildung wurde ein Evaluationsdesign<br />

entwickelt (Vogt, 2010) und zur Umsetzung ausgeschrieben. Hierfür wurden,<br />

auf 11/2 Jahre beschränkt, 20 Stellenprozent für die Leitung des Evaluationsprojekts zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Die übergeordnete Fragestellung aus dem Evaluationsdesign lautet: „Ermöglichen die<br />

Lerneinheiten mit den defi nierten Lerninhalten, Bildungszielen, angewendeten didaktischen<br />

Konzepten und Methoden sowie Praktika das Erlangen der spezifi schen Kompetenzen?“<br />

Diese Fragestellung wird durch die Leiterin der Evaluation, nach der Auseinandersetzung<br />

mit dem Evaluationsdesign, mit folgender Frage ergänzt: „Wie zufrieden<br />

sind die Kunden der NDS HF AIN?“ Die Ziele des Evaluationsdesigns sind die umfassende<br />

Überprüfung der Weiterbildungsqualität in den Lernfeldern Schule und Praxis sowie die<br />

Erfassung des Grads der Zufriedenheit der Kunden der Nachdiplomstudien. Die Resultate<br />

bilden die Grundlage für eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung der Nachdiplomstudien<br />

HF AIN am BZ Pfl ege. Die Evaluation erfolgt mehrheitlich mit standardisierten<br />

Fragebogen. Um frühzeitig Teilresultate zur Verfügung zu haben, wird die Durchführung<br />

inhaltlich auf zwei Befragungszeitpunkte verteilt. Dies entspricht einem Querschnittdesign<br />

mit deskriptivem Charakter. Die zu befragenden Gremien sind primär die Studierenden<br />

der Pilotstudiengänge. Um dem umfassenden Evaluationsdesign gerecht zu<br />

werden, erfolgen zusätzlich Befragungen der unterrichtenden externen Dozierenden,<br />

internen Lehrpersonen, der Ressortleitenden der Studiengänge, der Vorgesetzten und<br />

der Berufsbildnerinnen im Praxisfeld der Studierenden. Bevor mit der Entwicklung der<br />

standardisierten Evaluationsinstrumente begonnen wurde, erfolgte eine Analyse aller<br />

bereits vorhandenen Evaluationsaktivitäten im Zusammenhang mit den NDS HF AIN, um<br />

Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Die Evaluationsebenen umfassen die Lernprozessebene<br />

(Mikroebene) und die Produktebene (Mesoebene). Evaluation und Bildungsforschung<br />

sind zwei ähnliche Aktivitäten mit wichtigen Unterschieden. Die Forschung hat zum Ziel,<br />

generalisierbare Resultate zu erhalten; die Evaluation ist für den lokalen Gebrauch und<br />

ein nie endender Prozess der Qualitätsentwicklung (Morrison, 2003). Die Evaluation<br />

von Unterrichtsqualität und Kundenzufriedenheit ist ein multidimensionales und hochkomplexes<br />

Verfahren. Dies führt zu einem Spannungsfeld zwischen Pragmatismus und


Evaluationsqualität. Die Umsetzung des Designs erfolgt in Anlehnung an die Standards<br />

für Evaluation der DeGEval Gesellschaft für Evaluation (2008). Die dem Operationalisierungprozess<br />

zugrunde liegenden Theorien und Konzepte sind der Rahmenlehrplan NDS<br />

HF AIN (OdA Santé, 2009), die Curriculumsdokumente der NDS HF AIN am BZ Pfl ege,<br />

das Evaluationsdesign zur Überprüfung der Pilotstudiengänge HF AIN (Vogt, 2010), die<br />

von Jo Kramis (1989) defi nierten Gütekriterien für den Unterricht, ein Leitfaden für eine<br />

evidenzbasierte Unterrichtspraxis, der Leistungsvertrag zwischen der Berner Bildungszentrum<br />

Pfl ege AG und dem Mittelschul-und Berufsbildungsamt des Kantons Bern, eine<br />

Master Thesis zum Thema Zufriedenheit von Studierenden in der Pfl egeberufsausbildung<br />

– Entwicklung eines Messinstrumentes (Plüss, 2005), ein daraus entwickeltes unveröffentlichtes<br />

Kundenzufriedenheitsmodell für die Weiterbildung, Grundlagen aus der<br />

empirischen Sozialforschung sowie Theorien und Studien über Qualitätsmanagement<br />

und Kundenzufriedenheit in Bildungsinstitutionen. Der erste Teil der Evaluation erfolgte<br />

im 4. Quartal 2011. Die Evaluationsinstrumente für die Befragungen im 2. Quartal <strong>2012</strong><br />

sind noch in Entwicklung.<br />

Literatur<br />

DeGEval – Gesellschaft für Evaluation (Hg). (2008). Standards für Evaluation. Mainz<br />

Kramis, J. (1989). Grundlegende Gütekriterien für Unterricht und didaktische Prinzipien: theoretische<br />

Grundlegung und empirische Überprüfung an 110 Personen. In: Berichte zur Erziehungswissenschaft<br />

Nr. 79; Pädagogisches Institut der Universität Freiburg<br />

Morrison, J. (2003). ABC of learning and teaching in medicine: Evaluation. BMJ, 326, 385, 387.<br />

Plüss, A. (2005). Zufriedenheit von Studierenden in der Pfl egeberufsausbildung. Unveröffentlichte<br />

Master Thesis. Maastricht: Universität Maastricht, NL, Fakultät für Gesundheitswissenschaften und<br />

Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe.<br />

Vogt, E. (2010). Evaluationsdesign zur Überprüfung der Pilotstudiengänge HF AIN. Unveröffentlichtes<br />

internes Dokument. Bern: Berner Bildungszentrum Pfl ege<br />

Brigitte Rappl, Charles Graf<br />

Gestaltung einer Evaluationskultur als Beitrag zu<br />

einer lebendigen Schulentwicklung<br />

Einleitung<br />

Ab September 2003 wurde am BZG, Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt das Qualitätsmanagement<br />

Schritt für Schritt nach dem Modell Q2E (Qualität durch Evaluation<br />

und Entwicklung) aufgebaut.<br />

Im Jahre 2006 wurde das Qualitätsmanagementsystem des BZG zertifi ziert; im Jahre <strong>2012</strong><br />

fand die externe Evaluation im Rahmen einer Re-Zertifi zierung statt.<br />

Das BZG blickt auf mehrjährige Evaluationserfahrungen zurück. In dieser Zeit wurden<br />

viele Selbstevaluationen in den unterschiedlichen Bildungsgängen des BZG durchgeführt.<br />

Verschiedene Gruppen wurden in Evaluationen einbezogen und/oder befragt.<br />

Unterschiedliche Verfahren gelangten zur Anwendung. Mitarbeitende eines Evaluationsteams<br />

haben durch den Besuch von Weiterbildungen und durch wiederholte Umsetzungen<br />

Knowhow bei Planung, Durchführung und Auswertung von Ausbildungs- und<br />

Unterrichtsevaluationen aufbauen können.<br />

Im Workshop können deshalb verschiedene Evaluationsverfahren vorgestellt und viele<br />

praktische Tipps weitergegeben werden. Ausserdem kann von anschaulichen Praxisbeispielen,<br />

von gelungenen Umsetzungsbeispielen wie auch von Irrtümern berichtet werden.


Zielsetzung des Workshops<br />

Die Teilnehmenden lernen die Umsetzungspraxis von Selbstevaluationen am BZG Bildungszentrum<br />

Gesundheit Basel-Stadt kennen.<br />

Sie setzen sich mit unterschiedlichen Bedingungen, die für das Gelingen einer Evaluation,<br />

auseinander.<br />

Sie erkennen die Bedeutung einer sorgfältigen Evaluationsplanung, um der Komplexität<br />

von Ausbildungsprozesses Rechnung zu tragen .<br />

Sie erhalten Einblick in den Ablauf eines Evaluationsverfahrens am Beispiel der Ratingkonferenz.<br />

Sie erfahren, womit die Akzeptanz von Evaluationsergebnissen positiv beeinfl usst werden<br />

kann.<br />

Inhalte<br />

Der Workshop fokussiert im Einzelnen folgende Themen:<br />

Begriffsklärungen: Evaluation und Feedback im Q2E<br />

Exemplarische Planung von Evaluationen<br />

Erarbeiten von Evaluationsfragen resp. Befragungsitems<br />

Die Ratingkonferenz als Evaluationsmethode<br />

Datenauswertung und Berichterstattung<br />

Einleiten von Optimierungsmassnahmen<br />

Literatur<br />

Sanders, J. (Hrsg.). Joint Committee on Standards for Educational Evaluation. Handbuch der Evaluationsstandards.<br />

SEVAL – Standards der Schweizerischen Evaluationsgesellschaft (http://www.seval.<br />

ch/de/standards/index.cfm).<br />

Landwehr, N., Steiner, P., (2007). Qualität durch Evaluation und Entwicklung. HEP<br />

Bewyl, W., Kehr, J., Mäder, S., Niestroj, M. (2008). Evaluation Schritt für Schritt: Planung von Evaluationen,<br />

Münster: hiba<br />

Doris Redecker<br />

Evaluation in der beruflichen Weiterbildung<br />

Inhalte des Workshops<br />

Klärung evaluationsrelevanter Begriffe: Summative und formative Evaluation, Output und<br />

Outcome sowie Veränderung und Nachhaltigkeit des Lernprozesses, aufgezeigt an zwei<br />

Praxisbeispielen aus der Erwachsenenbildung:<br />

1. Einführung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen im Sinne<br />

der Personalentwicklung<br />

2. Modulevaluation (auf der Ebene des Unterrichtens) als Mikroevaluation im Weiterbildungslehrgang<br />

für Intensiv- und Anästhesiepfl ege<br />

Danach soll es zwei Kernaussagen geben, die im Plenum, alternativ aber auch in zwei<br />

Untergruppen, jeweils eine der folgenden Aussagen innerhalb von 45 Minuten bearbeitet<br />

werden sollen:


Evaluation ist an Rückmeldungen interessiert, die die Beteiligten in ihre praktische<br />

Arbeit einfl ießen lassen können. Damit wird die Evaluation zu einem Instrument „kontinuierlicher<br />

Qualitätssicherung“.<br />

Evaluation als Dialog. Die Ergebnisse aus der Evaluation dürfen nicht zu einer ruhenden<br />

Statik verführen sondern sorgen weiterhin für eine schöpferische Unruhe in einem<br />

dynamischen Geschehen.<br />

Folgende Fragen können dabei eingangs noch die Diskussion anregen:<br />

Welche Evaluationsmethoden werden in der Einrichtung der TeilnehmerInnen angewandt?<br />

Über welche Erfahrungen verfügen die TeilnehmerInnen bezüglich Evaluation?<br />

Wie fl ießen Evaluationsergebnisse in die praktische Arbeit ein?<br />

Inwieweit beeinfl usst die Evaluation in grundlegender Weise die Struktur- und Prozessqualität?<br />

Die Diskussionsergebnisse sollen von den TeilnehmerInnen schriftlich festgehalten werden<br />

(z. B. auf Flipchart oder Stellwand). Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt<br />

und ein Fazit wird daraus abgeleitet – 15 Minuten.<br />

Literatur<br />

Meueler E.: Bildung für nachhaltige Entwicklung oder mühsam gegen den Wind aufkreuzen, http://<br />

www.vnb.de/amiscara/download.php?ref=0&id=409 , Stand 11.02.<strong>2012</strong><br />

Hager, W. (2000): Evaluation psychologischer Interventionsmaßnahmen; Verlag HansHuber: Bern.<br />

Götz, K. (1999): Evaluierung berufl icher Weiterbildung, Weinheim, Deutscher Studienverlag<br />

Höhne, Thomas (2005): Evaluation als Wissens- und Machtform, Publikationen der eb.giessen<br />

Karin Reiber<br />

Evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung durch<br />

mehrperspektivische Evaluation<br />

Das hier vorgestellte Verfahren greift die von einer Arbeits- und Forschungsgruppe um<br />

Andreas Helmke entwickelten und evaluierten Methoden und Instrumente „Evidenzbasierte<br />

Methoden der Unterrichtsdiagnostik und -entwicklung“ (EMU) (vgl. Helmke/<br />

Helmke/Lenske et al., 2011) auf und adaptiert sie für die Unterrichtsentwicklung in der<br />

Pfl egeausbildung.<br />

Evidence based Nursing and Caring (EbN) steht für eine Pfl egepraxis, die bei pfl egespezifi<br />

schen Entscheidungen externe Evidenz einbezieht, d.h. vorliegende Ergebnisse der<br />

Pfl egeforschung im Rahmen eines elaborierten Verfahrens erschließt und implementiert.<br />

Neben der Expertise und Erfahrung der Pfl egeperson und den Rahmenbedingungen pfl egerischen<br />

Handelns spielt dabei die zu pfl egende Person eine zentrale Rolle (vgl. Behrens/<br />

Langer 2006). Bei der Anwendung des Prinzips der Evidenzbasierung auf Lehren und<br />

Lernen geht es nicht um einen konkreten Fall, für den es eine Entscheidung zu treffen<br />

gilt. Bezugspunkt ist vielmehr die kontinuierliche Qualitätsentwicklung von Unterricht<br />

durch die Ausrichtung des pädagogischen Handelns an Befunden der empirischen Lehr-<br />

Lern-Forschung. Der hier vorgeschlagene Beitrag wendet die Evidenzbasierung darauf<br />

an, Evaluation gezielt zur Unterrichtsentwicklung zu nutzen, indem sie einerseits auf der<br />

Basis empirisch abgesicherter Qualitätsmerkmale von Unterricht erfolgt und andererseits<br />

verschiedene Akteursperspektiven in die Auswertung einbezogen werden.


Die hier vorgestellte Evaluation bezieht sich auf evidenzbasierte Unterrichtsqualitätsmerkmale:<br />

Diese wurden aus Metaanalysen der Leistungsvergleichsstudien der letzten<br />

zehn Jahre und deren Folgestudien abgeleitet, welche die Ursachen unterschiedlicher<br />

Lernleistungen untersuchten (vgl. Helmke 2010). Diese Merkmale wurden zwar im Kontext<br />

der Unterrichts- und Schulforschung aggregiert, können jedoch auch für andere<br />

Lernkontexte adaptiert werden (vgl. Reiber 2010). Folgende Prozessmerkmale von Unterrichtsqualität<br />

(vgl. Helmke et al. 2011) werden hier genutzt:<br />

Effi ziente Klassenführung<br />

Lernförderliches Klima und Motivierung<br />

Klarheit und Strukturiertheit<br />

Bilanzbereich: Gesamteinschätzung mit Blick auf die emotionale, motivationale und<br />

kognitive Wirkung<br />

Hinzu kommen die Qualitätsbereiche Fachdidaktische Qualität und Kompetenzorientierung.<br />

Mehrperspektivisch ist die Evaluation insoweit, als sie die Selbsteinschätzung der aktiv<br />

handelnden Lehrenden ebenso erfasst wie die Rückmeldung der Lernenden. Erweitert<br />

werden diese beiden Perspektiven durch ein kollegiales Feedback eines/r weiteren Lehrenden.<br />

Diese mehrperspektivische Evaluation bezieht sich zum einen auf empirisch<br />

abgesicherte und fächerübergreifende Qualitätsmerkmale von Unterricht, für die bereits<br />

validierte Instrumente zur evidenzbasierten Unterrichtsentwicklung mit standardisierten<br />

Fragebögen für die Lehrenden, eine/n Kollegen/-in ihres<br />

Vertrauens und ihre Schüler/-innen (Helmke/Helmke/Lenske et al., 2011) vorliegen. Die<br />

diesen Fragebögen zugrundeliegenden Indikatoren der Qualitätsmerkmale werden in<br />

diesem Beitrag auf Eignung und Vollständigkeit für die Pfl egeausbildung überprüft sowie<br />

die daraus abgeleiteten Items berufs- und pfl egepädagogisch adaptiert und reformuliert.<br />

Um die Evaluation zur Unterrichtsentwicklung zu nutzen, erfolgt eine kommunikative<br />

Validierung der Ergebnisse und ihre refl exive Interpretation. Zunächst werden die Ergebnisse<br />

der standardisierten Befragung in Form von drei übereinander gelegten Profi len zu<br />

den einzelnen Merkmalen und deren Items aufbereitet. Durch dieses Verfahren können<br />

die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Einschätzungen gezielt in den Blick<br />

genommen werden. Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt im Rahmen eines leitfadengestützten<br />

kollegialen Beratungsgesprächs. Der Leitfaden dient einem refl exiven<br />

und diskursiven Umgang mit den Evaluationsergebnissen, aus dem Hinweise für die<br />

Unterrichtsentwicklung abgeleitet werden (vgl. Bohl 2009).<br />

Neben der o.g. Adaption der Dimensionen und Items für die Pfl egeausbildung lässt sich<br />

der hier eingereichte Beitrag in zwei weiteren zentralen Aspekten von EMU unterscheiden.<br />

Evidenzbasierung wird hier in Anlehnung an EbN weiter gefasst, indem sowohl<br />

die interne Evidenz der Lehrenden als auch die Expertise der Lernenden in eigener<br />

Sache explizit respektiert und integriert werden. Weiterhin geht unser Verfahren über<br />

Unterrichtsdiagnostik hinaus, indem Evaluation als ein wesentlicher Beitrag zur Unterrichtsentwicklung<br />

betrachtet wird, der um weitere fl ankierende Maßnahmen – wie z. B.<br />

Teamentwicklung durch kollegiales Feedback – ergänzt wird.<br />

Literatur<br />

Behrens J, Langer G. (2006): Evidence-based Nursing and Caring. Interpretativ-hermeneutische und<br />

statistische Methoden für tägliche Pfl egeentscheidungen. Vertrauensbildende Entzauberung der<br />

„Wissenschaft“. 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Aufl age. Bern: Huber.<br />

Bohl, T. (2009): Unter welchen Bedingungen ist Lernen aus Evaluationsergebnissen möglich? In:<br />

Bohl, T./Kiper, H. (Hrsg.): Lernen aus Evaluationsergebnissen. Verbesserungen planen und implementieren.<br />

Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 305-309.


Helmke, A. (2010): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung<br />

des Unterrichts. Seelze: Kallmeyer/Klett, 3. Aufl age.<br />

Helmke, A./Helmke, T./Lenske, G./Pham, G./ Praetorius, A.-K./Schrader, F.-W/Ade-Thurow, M.<br />

(2011): EMU – Evidenzbasierte Methoden der Unterrichtsdiagnostik und –entwicklung. Version 3.1<br />

(17.10.2011). http://www.unterrichtsdiagnostik.de/ (23.03.<strong>2012</strong>)<br />

Reiber, K. (2010): Evidence based Teaching — Empirische Bildungsforschung aufgegriffen in hochschuldidaktischer<br />

Absicht. In: Behrendt, Brigitte/Peter Tremp/Hans-Peter Voss/Johannes Wildt<br />

(Hrsg.): Neues Handbuch Hochschullehre, Berlin (Raabe), 44. Ergänzungslieferung, A 1.3/S. 1-16<br />

Katrin Rohde<br />

Lernen mit Lernsituationen – Evaluation eines<br />

schulübergreifenden Lehr- Lernarrangements in der<br />

pflegerischen Grundausbildung<br />

Ausgangslage<br />

Fächerübergreifendes Lernen braucht Arbeitsformen, die die Lernenden zum Lernen<br />

motivieren und ihnen die Möglichkeit absichern, ihr berufl iches Wissen auf theoretischer<br />

Ebene zu erarbeiten sowie auf die Praxis zu übertragen und zu refl ektieren. Diesem<br />

Ansatz folgen komplexe Handlungssituationen/Lernsituationen. Mit ihnen vollzogenes<br />

fallorientiertes Lernen ermöglicht die Auseinandersetzung mit eigenen und fremden<br />

Erfahrungen in Form von Narrativa, die in unterschiedlicher Intensität didaktisch aufgearbeitet<br />

sein können. Lernsituationen umfassen komplexe Handlungssituationen,<br />

verschiedene Aufgabenstellungen und Methoden und fordern so Lernende zu einer<br />

Auseinandersetzung, einer hermeneutischen Begegnung mit den Situationen und ihren<br />

Rahmenbedingungen heraus.<br />

Fächerorientiertes Lernen gibt Lernenden die Sicherheit das zu lernen, was durch Experten<br />

(Lehrende) als berufs- und prüfungsrelevant ausgewählt wurde und damit von<br />

eigenverantwortlicher Auswahl entbindet. Irritationen entstehen dann, wenn sie lernen<br />

müssen, an die eigenen Auswahlfähigkeiten und Schwerpunktsetzungen zu vertrauen,<br />

ohne das Gefühl zu haben, den Bedarf ausreichend zu erkennen. Fächerübergreifendes<br />

Lernen mit Strukturen und handlungsleitenden Rahmenbedingungen kann mit Hilfe<br />

von Lernsituationen erfolgen. Inwiefern dies von den Lernenden als gewinnbringend,<br />

machbar und zum Lernen anregend empfunden wird, inwiefern sie das Gefühl haben,<br />

ausreichend daraus zu lernen, war das Thema einer qualitativen Erhebung in zwei Schulen<br />

in Deutschland.<br />

Fragestellung<br />

Der Beitrag zur empirischen Fundierung eines fächerintegrativen Lernens mit komplexen<br />

Handlungssituationen folgt der Fragestellung: Wie wirkt sich fallbasiertes Lernen mit<br />

Lernsituationen in der Pfl egeausbildung auf Lernverhalten, Interaktion, theoretisches<br />

Wissen und praktisches Können aus der Sicht von Lernenden und Lehrenden aus?<br />

Methode<br />

Mittels teilstrukturierter Interviews wurden an zwei Schulen in Deutschland qualitative<br />

Daten von Lernenden, die mindestens seit einem Jahr in der pfl egerischen Grundausbildung<br />

sind (Gruppeninterviews) und Lehrenden (Einzelinterviews) erhoben und mittels<br />

der Grounded Theory ausgewertet. So konnte eine Annäherung an die Eindrücke der<br />

Lernenden und Lehrenden zur Arbeit mit Lernsituationen bzw. komplexen Aufgaben er-


folgen. Sie wurden jeweils danach gefragt, wie sie die Arbeitsweise und den Lerngewinn<br />

einschätzen und wo sie noch Veränderungsbedarf sehen.<br />

Ergebnisdarstellung<br />

In dieser ersten Annäherung konnten begünstigende und Verunsicherung hervorrufende<br />

Faktoren erfasst werden, aus welchen sich Empfehlungen zum Umgang mit komplexen<br />

Handlungssituationen/Lernsituationen in kooperativen Lernformen ableiten lassen. Als<br />

besonders betrachtungsrelevant erwiesen sich im Verlauf zwei Punkte: 1. die Ergebnissicherung<br />

und 2. der zunehmende Kompetenzgewinn durch selbstbestimmtes und<br />

selbstverantwortliches Lernen das innerhalb bestehender Rahmenbedingungen und mit<br />

entsprechender Lernbegleitung umgesetzt wird.<br />

Janine Romppel, Marco Kachler<br />

Stud.IP als Evaluationsinstrument in der beruflichen<br />

Weiterbildung für Gesundheitsberufe<br />

Der Studienbegleitende Internetsupport von Präsenslehre (Stud.IP) wird als Open-Source-Softwarelösung<br />

überwiegend von Hochschulen (HS Wismar, FHS Trier, HS Osnabrück,<br />

FHS Flensburg) und Universitäten (Uni Halle, Uni Bremen, Uni Bielefeld, Uni Rostock<br />

u.a.) als eine Art eCampus im Internet zur Unterstützung der Lehre genutzt. Jede dritte<br />

Universität in Deutschland setzt Stud.IP für das e-Learning und die Verwaltung ein [1].<br />

Neben den organisatorischen und kommunikativen Komponenten zur Unterstützung<br />

der Präsenzlehre und zur Informationsweitergabe an Studierende (Dateiablage, Terminverwaltung,<br />

Teilnehmermailings) können über das Stud.IP-System die von den Studierenden<br />

besuchten Lehrveranstaltungen über Evaluationen beurteilt werden. Tatsächlich<br />

gibt es auch im Weiterbildungssektor Bedarf nach einer internetbasierten Lösung zur<br />

Unterstützung und Evaluation von Lehre und Organisation. Am Deutschen Institut zur<br />

Weiterbildung für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin e.V. (DIW-<br />

MTA) ist Stud.IP seit 2009 im Einsatz und in modifizierter Version an die Bedürfnisse der<br />

Teilnehmenden angepasst worden. Es soll von ersten Praxiserfahrungen mit Stud.IP als<br />

Evaluationsinstrument in der beruflichen Weiterbildung berichtet werden. Im Rahmen<br />

dieses Beitrags werden die evaluativen Einsatzszenarien bzw. Bausteine, die Tauglichkeit<br />

und eine zukünftige Weiterentwicklung am Beispiel des Studienlehrgangs Medizinische<br />

Informationstechnologien für MTA-Berufe (Med IT) diskutiert, um gleichseitig andere<br />

Weiterbildungsinstitutionen stärker in den Diskurs einzubinden. Bereits vor Jahren wurde<br />

ein Bildungsbedarf im Bereich Med IT festgestellt [2,3]. Da Bedarfe ein Konglomerat<br />

verschiedenster Anforderungen, Perspektiven, Interessen, die nicht selten durch wechselseitige<br />

Widersprüchlichkeit gekennzeichnet sind [4], darstellen, wurde zur genaueren<br />

Identifikation, aber auch zur Lösungsfindung des Bildungsbedarfs eine mehrtägige Fachtagung<br />

einberufen, an der Expertengremien, Arbeitskreise und wissenschaftliche Fachbeiräte<br />

teilnahmen und in einem Aushandlungsprozess als Ergebnis das Bildungsangebot<br />

Med. IT mit Lernzielen und Inhalten in Wechselwirkung zu den Bedarfen konzipierten.<br />

Die zum Studienlehrgang gehörenden Module werden seither aus Sicht der Teilnehmer/innen<br />

über das Stud.IP in Form einer Post-Messung evaluiert. In enger Zusammenarbeit<br />

mit den Lehrenden fließen die in der Online-Evaluation gewonnenen Daten in die Überprüfung,<br />

Erweiterung und kontinuierlichen Verbesserung der Lernziele, der Inhalte, der<br />

Handlungsbedarfe der Teilnehmenden und der modularen Weiterbildungsstruktur ein.<br />

Die Evaluation über das Stud.IP kann durch eine individuelle Gestaltung der Fragen an<br />

die jeweilige Veranstaltung angepasst werden. Verschiedene Evaluationsszenarien sind<br />

über das System Stud.IP möglich und sind an die modulare


Weiterbildungsstruktur des DIW-MTA angepasst. Damit die Ergebnisse der Evaluationen<br />

miteinander vergleichbar sind, setzt das DIW-MTA innerhalb der Befragung seine Kernaspekte<br />

auf die Einschätzung des eigenen Lernerfolgs und des Transfers des erworbenen<br />

Wissens in den Arbeitsalltag, auf die Erreichung der Lernziele der Veranstaltung, auf den<br />

Grad der Zufriedenheit mit der organisationalen und inhaltlichen Konzeption der Bildungsveranstaltung<br />

und auf die Beurteilung der Seminaraufbereitung durch die Lehrperson.<br />

Da die Umsetzung neu gelernten Wissens nicht nur situationsspezifi sch erfolgt, sondern<br />

auch vom jeweiligen Inhalt und Ziel der Veranstaltung abhängt, wählt das DIW-MTA<br />

ein synthetisches Verfahren der Skalenkonstruktion [5] und verwendet eine Mischung<br />

aus vorgegebenen und modulspezifi schen Itemsätzen sowie offene Fragestrukturen,<br />

die kritische und positive Feedbacks und Vorschläge zur Verbesserung ermöglichen.<br />

Durch die 2011 durchgeführte Analyse der Gesamtevaluation des Studienlehrgangs Med.<br />

IT konnten Problematiken identifi ziert werden, die zugleich in eine Beschreibung des<br />

Handlungsbedarfs mündeten. Die ersten Änderungen für den Studienlehrgang werden<br />

in diesem Jahr <strong>2012</strong> mit Hilfe der Analyse- und Handlungsbedarfsskizze eingebaut. Beispielsweise<br />

bewerteten die Teilnehmenden den Anteil betriebswirtschaftlicher Themen<br />

als übergewichtet. Der Handlungsbedarf besteht in der Reduzierung der Stundenanteile<br />

der Betriebswirtschaft und Integration zusätzlicher Inhalte, die an die berufl iche Handlungspraxis<br />

der Teilnehmenden anzupassen sind. An einen Beispiel soll verdeutlicht werden,<br />

wie zentral das Instrument der Evaluation für die Überprüfung des Gesamtprozesses<br />

der Weiterbildungsmaßnahme ist und ermöglicht so Deckungslücken zwischen Teilnehmenden<br />

und Dozenten bezüglich der inhaltlichen Gestaltung bzw. Ausrichtung als auch<br />

die Feststellung des Ausmaßes der Erreichung der jeweiligen Lernziele zu identifi zieren.<br />

Literatur<br />

[1] http://www.data-quest.de/produkte-leistungen/studip/<br />

[2] Kachler, M. (2007): Qualifi kationsforschung zum Handlungsfeld der biomedizinischen Analytik.<br />

Berlin: Weißensee-Verlag.<br />

[3] Romppel, J. (2009): Bedarfsermittlung als Planungsinstrument zur Gewinnung innovativer Weiterbildungsangebote.<br />

Am Beispiel einer Bedarfserhebung zur Einführung des Weiterbildungsgangs<br />

„Fachwirt/in für Med. IT“ beim DIW-MTA unter gleichzeitiger Betrachtung des Konzeptes Lebenslanges<br />

Lernen. Bachelorarbeit Philosophische Fakultät IV, Institut für Erziehungswissenschaften an<br />

der Humboldt Universität. Berlin<br />

[4] vgl. Gerhard 1992, S.16<br />

[5] vgl. Rindermann 2001: Lehrevaluation – Einführung und Überblick zu Forschung und Praxis der<br />

Lehrveranstaltungsevaluation an Hochschulen. Mit einem Beitrag zur Evaluation computerbasierten<br />

Unterrichts. Landau: Empirische Pädagogik.<br />

Marianne Schärli-Purtschert<br />

Ergebnisse der Metakognition im ePortfolio<br />

Die Höhere Fachschule Gesundheit und Soziales in Aarau (HFGS) bietet nebst der Diplomausbildung<br />

Pfl ege seit 2009 die Diplomausbildung Operationstechnik und seit 2010<br />

die Diplomausbildung Sozialpädagogik an.<br />

Pfl egeprozess, Kommunikationsprozess, Wissensmanagement und Organisationsprozess<br />

bilden die vier Hauptarbeitsprozesse einer Pfl egefachperson (Rahmenlehrplan für Pfl ege<br />

HF, 2007). Das Konzept Ausbildungsbegleitung (2011) des Bildungsganges Pfl ege der<br />

HFGS Aarau bezeichnet als Schwerpunkt die Förderung der Kompetenzen im Hauptarbeitsprozess<br />

Wissensmanagement. Dabei werden die Studierenden von ihren LernprozessbegleiterInnen<br />

unterstützt, persönliche und berufl iche Fähigkeiten wie z.B. selbst-


ständiges Arbeiten, Refl ektieren von Lern-/Arbeitssituationen, theoriegeleitetes Denken<br />

und Handeln, sowie die Steuerung von eigenen und fremden Lernprozessen weiter zu<br />

entwickeln. Ein geeignetes Instrument, um diese Entwicklung für andere sichtbar zu<br />

machen, bildet das elektronische ePortfolio.<br />

Das ePortfolio wird an der HFGS als Lernportfolio geführt. Die Studierenden haben den<br />

Auftrag, im ePortfolio ihren Lernprozess aufzuzeigen. Dieser Auftrag ist für sie verpfl ichtend<br />

und wird überprüft. Der abschliessende Lernprozessbericht, der die metakognitiven<br />

Überlegungen beinhaltet, wird am Ende des Schulsemesters beurteilt und zählt als ein<br />

Leistungsnachweis. Da die Studierenden mit der OLAT Lernplattform arbeiten, nutzen<br />

sie das integrierte ePortfolio. So können die LernprozessbegleiterInnen aller Lernbereiche<br />

(Schule, Praxis, Lernbereich Training und Transfer) jederzeit auf diese Online-Ablage<br />

zugreifen.<br />

Im Bildungsgang Pfl ege wird das ePortfolio defi niert als „kontinuierliche Sammlung von<br />

Dokumenten über die gesamte Ausbildungsdauer, die erbrachte Leistungen und die Entwicklung<br />

der Kompetenzen in allen drei Lernbereichen (Schule, Lernbereich Training und<br />

Transfer, Praxis) ausweisen. Das ePortfolio enthält u.a. Aktionsplan, Leistungsnachweise,<br />

Lernwegdokumente, Refl exionen, Lernprozessberichte“ (Ausbildungsbegleitung, 2011).<br />

Es stellt ein wichtiges Instrument zur Ausbildungsbegleitung über die drei Lernbereiche<br />

Schule, Praxis und dem Lernbereich Training und Transfer dar. Weiter stellt es eine moderne<br />

Möglichkeit dar, einen Lernprozess orts- und zeitungebunden, unabhängig von<br />

der Anwesenheit von physischen Dokumenten sichtbar zu machen bzw. zu begleiten.<br />

Der Mehrwert eines elektronischen gegenüber einem konventionellen Portfolio ist ähnlich<br />

wie der von Mair (2005) beschriebene Mehrwert von eLearning. Dabei stehen das<br />

fl exible Lernen orts- und zeitunabhängig, die Eigenverantwortung, das Lernen von neuen<br />

Medien, der jederzeit mögliche Zugriff auf die erstellten Lernmittel und die Motivation<br />

durch relativ zeitnahe Rückmeldungen über online Kommentare durch Lernprozessbegleitpersonen<br />

im Zentrum. Sämtliche Logistik der physischen Ordner erübrigt sich.<br />

Im Workshop vom Freitag wird das Konzept der Ausbildungsbegleitung inkl. ePortfolio<br />

vorgestellt. Die TeilnehmerInnen lernen die Instrumente, die für die metakognitiven Vorgänge<br />

genutzt werden, kennen und können sie bei Bedarf selber ausprobieren. Danach<br />

besteht die Gelegenheit, Fragen zu klären. Am Samstag erhalten die TeilnehmerInnen die<br />

Gelegenheit, selber ein ePortfolio zu erstellen. Voraussetzung sind Internetverbindung<br />

und je ein Laptop für jeweils 2 TeilnehmerInnen.<br />

Theresa Scherer, J. Straub, N. Schaffner, D. Schnyder<br />

„Die Vorlesung war eine Katastrophe“<br />

Der Einfluss von Anonymität bei Lehrevaluationen<br />

Der Bachelorstudiengang BFH in Pfl ege wurde im Jahr 2006 basierend auf den Vorgaben<br />

der Bologna Reform neu entwickelt. Er ist als kompetenzbasiertes Generalistenstudium<br />

angelegt, das wissenschaftliche Fundierung mit konsequenter Anwendungs- und Praxisorientierung<br />

verbindet. Mit dem Ziel das Studienkonzept kontinuierlich zu verbessern,<br />

wurde auf Basis der klassischen Evaluationsliteratur ein Evaluationsprozess entwickelt<br />

(Kern, Thomas & Hughes, 1998; Kromrey, 2001). Dieser beinhaltet die Lehrevaluation<br />

der Module durch die Studierenden mittels eines standardisierten Fragebogens. Der Fragebogen<br />

wurde jeweils in anonymer Form im Rahmen des Präsenzunterrichts ausgefüllt<br />

und erreichte dadurch eine hohe Rücklaufquote. Die erhobenen Daten wurden statistisch<br />

ausgewertet und in einer Zusammenfassung dargestellt, die auch den Studierenden<br />

präsentiert wurde und Grundlage für allfällige Veränderungen war. Dieser Evaluations-


prozess hatte sich in den vergangenen Jahren bewährt. Allerdings war die Frage, ob die<br />

Evaluationen in anonymer oder in personalisierter Form durchgeführt werden sollen,<br />

immer wieder Anlass für kontroverse Diskussionen im Dozierendenkollegium.<br />

Gegen ein personalisiertes Vorgehen sprachen Vermutungen, dass Studierende im Falle<br />

einer zu großen kritischen Ehrlichkeit negative Konsequenzen befürchten würden und<br />

des-halb die Fragen – im Sinne von sozialer Erwünschtheit – nicht ehrlich ausfüllen.<br />

Dement-sprechend empfi ehlt auch die Forschungsliteratur (siehe z. B. Borg & Gall, 1983)<br />

Fragebogen und Beurteilungsskalen anonym ausfüllen zu lassen, um die Genauigkeit<br />

und Reliabilität der Daten zu gewährleisten. Demgegenüber stand die pädagogische<br />

Grundhaltung des Kollegiums, dass mit den Studierenden ein sachlicher und offener<br />

Austausch bezüglich der Leistungsqualität möglich sein sollte. Jedoch gab es bei den<br />

anonymen Evaluationen – zwar vereinzelt, aber immer wieder – Studierendenaussagen<br />

wie: „Die Vorlesung war eine totale Katastrophe!“, die weder sachlich noch lösungsorientiert<br />

waren. Andere Forschungsergebnisse von Studien, die den Unterschied zwischen<br />

anonym und personalisiert erhobenen Daten untersuchten, sind widersprüchlich. So gibt<br />

es viele Studien, die keine signifi kanten Unter-schiede nachweisen konnten, während<br />

andere aufzeigten, dass anonym erhobene Beurteilungen signifi kant mit schlechteren<br />

Bewertungen zusammenhingen (Goh, Lee & Salleh, 2010).<br />

Vor diesem Hintergrund wurde ein studienganginternes Forschungsprojekt mit der Fragestellung<br />

entwickelt, ob die Evaluationsergebnisse anders ausfallen, wenn sie in anonymer<br />

bzw. in personalisierter Form erhoben wurden.<br />

Zu diesem Zweck wurden während zwei Jahren bei jeder Modulevaluation die Studierenden<br />

zufällig den Gruppen „anonym“ und „personalisiert“ zugeteilt, welche den<br />

Fragebogen dann in der entsprechenden Form ausfüllten. In den Fragebogen wurde anhand<br />

von sechsstufi gen Likertskalen die Qualität des Moduls in verschiedenen Aspekten<br />

(z. B. Vorlesungen, Seminare, Prüfung etc.) erfragt. Daneben hatten die Studierenden die<br />

Möglichkeit optional Anregungen und Kommentare zu den einzelnen Aspekten abzugeben.<br />

Um die Qualität dieser Antworten zu untersuchen, wurden sie im Anschluss von drei<br />

unabhängigen Ratern gemäß eines selbst entwickelten Leitfadens auf fünf Dimensionen<br />

(1. Wertung, 2. Differenziertheit, 3. bezogen auf Person, 4. enthält Befehl, 5. optische<br />

Akzentuierung, z. B. Ausrufezeichen) bewertet.<br />

Zur Untersuchung der Fragestellung wurden exemplarisch fünf für den Studiengang<br />

Pfl ege repräsentative Module ausgewählt und deren Ergebnisse statistisch ausgewertet.<br />

Mittels einer multivariaten Varianzanalyse (MANOVA) wurde überprüft, ob es zwischen<br />

anonym und personalisiert erhobenen Daten einen Unterschied bei den durch Likertskalen<br />

bewerteten Aspekten gab und ob dieser Unterschied auch bei der qualitativen<br />

Ausprägung der optionalen Textantworten bestand. Zusätzlich wurde untersucht, ob die<br />

Häufi gkeit der Textantworten bei anonym erhobenen Daten von denen in personalisierter<br />

Form erhobenen abwich (Mann-Whitney-Test).<br />

Konsistent mit anderen Forschungsergebnissen konnte bei den Evaluationsergebnissen<br />

kein signifi kanter Unterschied zwischen anonymen und personalisierten Fragebogen<br />

nachgewiesen werden, weder hinsichtlich der qualitativen Ausprägung der Textantworten,<br />

noch im Hinblick auf die allgemeine Bewertung der Module. Die Befürchtung, dass<br />

die Studierenden aus Angst vor negativen Konsequenzen, in der personalisierten Evaluationsform<br />

nicht ehrlich antworten, hat sich aufgrund der Datenlage nicht bewahrheitet.<br />

Auch sind die Bewertungen der anonymen Studierenden nicht grundsätzlich schlechter.<br />

Dieses Ergebnis wird damit in Verbindung gebracht, dass der standardisierte Evaluationsprozess<br />

den Studierenden verdeutlicht, dass ihre Rückmeldungen ernst genommen<br />

werden und Grundlage für allfällige, auch curriculare Veränderungen, darstellen und<br />

handlungsweisend sind.


Literatur<br />

Borg, WR. & Gall, M.D. (1983). Educational research: An introduction. New York: Longman.<br />

Goh, J.W.P., Lee, O.K. & Salleh, H. (2010). Self-rating and respondent anonymity. Educational<br />

Research. 52(3), 229-245.<br />

Kern, D.E., Thomas, P.A., Hughes, M.T. (1998). Curriculum Devleopment for Medical Education – A<br />

Six-Stp Approach. 2nd ed. Baltimore: The Johns Hopkins University Press.<br />

Kromrey, H. (2001). Evaluation – ein vielschichtiges Konzept: Begriff und Methodik von Evaluierung<br />

und Evaluationsforschung. Sozialwissenschaften und Berufspraxis. 24(2): 105-131.<br />

Annette Bauer-Klebl, Gabriele Schroeder<br />

Wie bewähren sich dipl. Pflegefachpersonen HF<br />

in der Praxis?<br />

Im Rahmen des Vortrags wird eine vom Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität<br />

St. Gallen im Auftrag der Careum Stiftung durchgeführte Studie vorgestellt, bei der erfasst<br />

werden sollte, inwieweit die dipl. Pfl egefachpersonen HF, die auf Basis des Problem<br />

basierten Modell-Curriculums Höhere Fachschule Pfl ege der Careum Stiftung ausgebildet<br />

wurden und über mind. ein Jahr Berufserfahrung verfügen, sich in der Bewältigung<br />

ihres berufl ichen Alltags bewähren. Zudem wurde untersucht, inwiefern sich mögliche<br />

Einfl ussfaktoren auf die berufl iche Handlungskompetenz auswirken. Konkret wurde folgenden<br />

Fragen nachgegangen:<br />

1. Wie gut gelingt es den ehemaligen Studierenden des Bildungsgangs HF Pfl ege die<br />

typischen berufl ichen Anforderungen, die sich ihnen im Rahmen ihrer Berufsausübung<br />

stellen, zu bewältigen?<br />

2. Inwieweit beeinfl ussen der Ausbildungserfolg, die Motivation der dipl. Pfl egefachpersonen<br />

HF bezüglich ihrer berufl ichen Tätigkeit sowie die Umfeldbedingungen der<br />

Tätigkeit die berufl ichen Handlungskompetenzen?<br />

3. Inwiefern unterscheidet sich die Einschätzung der eigenen Handlungskompetenz<br />

durch die ehemaligen Studierenden HF von der Einschätzung ihrer Vorgesetzten?<br />

Zielgruppe der Studie waren die ehemaligen Studierenden des Bildungsgangs HF Pfl ege<br />

am Careum Bildungszentrum und am Berufs- und Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe<br />

St. Gallen sowie ihre Vorgesetzten.<br />

Das Konzept des Problem basierten Lernens zielt auf den Erwerb von gut verankertem,<br />

anwendungsorientiertem Wissen ab, das auf Situationen im Berufsalltag transferiert<br />

werden kann. Dies soll innerhalb des Problem basierten Modell-Curriculums Höhere<br />

Fachschule Pfl ege durch unterschiedliche Ansätze erreicht werden. Die Beziehung zwischen<br />

den berufl ichen Handlungsfeldern, den Lernfeldern und den Lernsituationen, die<br />

Dimensionen des pfl egerischen Handelns und der Bezug zum Erwerb der berufl ichen<br />

Kompetenzen wird zum einen durch den vernetzten Einsatz der Lernformen „PBL“<br />

(problem-based learning), „Skillstraining“ und „Cognitive Apprenticeship“, zum anderen<br />

beispielsweise durch die darauf abgestimmten Lern- und Lehrmittel und die Infrastruktur<br />

berücksichtigt.<br />

Vor dem Hintergrund der ausgewiesenen Fragestellungen wurden folgende Ergebnisse<br />

angestrebt:<br />

1. Entwicklung eines Instrumentariums zur Erfassung der berufl ichen Handlungskompetenzen<br />

von dipl. Pfl egefachpersonen HF sowie der Leistungsmotivation und des<br />

Arbeitsumfeldes als mögliche Einfl ussfaktoren auf die berufl iche Handlungskompetenz<br />

von Pfl egefachpersonen.


2. Aussagen über das Ausmass an berufl ichen Handlungskompetenzen der dipl. Pfl egefachpersonen<br />

HF aus Sicht der Pfl egefachpersonen HF selbst sowie aus Sicht ihrer<br />

Vorgesetzten, Vergleich von Selbst- und Fremdbild.<br />

3. Aussagen darüber, inwiefern sich Einfl üsse der Leistungsmotivation der dipl. Pfl egefachpersonen<br />

HF, der bestehenden Arbeitsbedingungen sowie ihres Ausbildungserfolgs<br />

auf die berufl iche Handlungskompetenz nachweisen lassen.<br />

Im Vortrag sollen die gewonnenen Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden. So kann<br />

ein aussagekräftiges Instrument zur Erfassung der berufl ichen Handlungskompetenz<br />

vorgestellt und gezeigt werden, dass die Pfl egefachpersonen HF sehr gut die an sie gestellten<br />

Anforderungen erfüllen.<br />

Literatur<br />

Becker, M., Fischer, M & Spöttl, G. (2010, Hrsg.). Von der Arbeitsanalyse zur Diagnose berufl icher<br />

Kompetenz. Frankfurt: Internationaler Verlag der Wissenschaften Peter Lang<br />

Bortz, J. & Döring, N. (2003). Forschungsmethoden und Evaluation für Human und Sozialwissenschaftler<br />

(3. überarb. Aufl .). Berlin, Heidelberg: Springer-Lehrbuch.<br />

Bühner, M. (2004). Einführung in die Test und Fragebogenkonstruktion (7083). München: Pearson<br />

Studium.<br />

Bortz, J. (2005). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler (6. Aufl .). Heidelberg: Springer<br />

Medizin Verlag.<br />

Erpenbeck, J./Rosenstiel, L. von (Hrsg.) (2003): Handbuch Kompetenzmessung: Erkennen, Verstehen<br />

und Bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und psy-chologischen Praxis.<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel.<br />

Anneke Ullrich, Stephan Kawski, Martin Härter<br />

Therapeutenausbildung auf dem Prüfstand –<br />

Entwicklung und Umsetzung eines Verfahrens<br />

zur externen Qualitätssicherung der<br />

Logopädieausbildung<br />

Hintergrund<br />

Für die Erbringung qualitativ hochwertiger Versorgungsangebote im Gesundheitswesen<br />

bedarf es gut ausgebildeter Therapeuten, so auch in der medizinisch-therapeutischen<br />

Fachdisziplin Logopädie. Da gesetzliche Vorgaben den berufsqualifi zierenden Fachschulen<br />

relativ große Spielräume bei der organisatorischen und inhaltlichen Gestaltung der<br />

Ausbildung lassen, tragen die Schulen eine hohe eigene Qualitätsverantwortung. Um<br />

die Qualitätsentwicklung und -sicherung im Arbeitsfeld zu fördern, hat der Deutsche<br />

Bundesverband für Logopädie (dbl) e.V. 2006 eine Qualitätsinitiative gestartet und das<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit der Entwicklung, Erprobung und Implementierung<br />

eines fachspezifi schen Qualitätssicherungsverfahrens beauftragt. Ziel des<br />

Verfahrens ist, die Qualität von Schulen extern zu prüfen, bei der Erfüllung defi nierter<br />

Kriterien ein Qualitätssiegel zu vergeben und den Schulen Daten über ihre Ausbildungsqualität<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Methode/Vorgehen<br />

Das Verfahren prüft die Logopädieausbildung auf Kriterien, die aus fachlichen und<br />

wissenschaftlichen Quellen ermittelt und in Beratung mit mehreren Expertengremien


weiterentwickelt und spezifi ziert wurden. Zur Optimierung der methodischen Güte<br />

der Kriterien wurden internationale Empfehlungen herangezogen [vgl. Geraedts et al.,<br />

2002]. Eine empirische Kalibrierung der Kriterien fand im Rahmen einer Pilotphase auf<br />

Grundlage der Qualitätssicherungsdaten aus insgesamt 30 Schulen statt.<br />

Der Kriterienkatalog berücksichtigt alle zentralen Qualitätsdimensionen [vgl. Donabedian,<br />

1986; Tiefensee & Koch, 1997] und bezieht sich auf strukturelle Voraussetzungen der<br />

Ausbildung (z. B. räumlich-materielle Ressourcen und personelle Ausstattung), strukturnahe<br />

Prozesse (z. B. handlungsleitende Konzepte), schul- und unterrichtsbezogene Prozesse<br />

(z. B. interne und externe Vernetzung, Unterrichtsgestaltung und Praxisanleitung)<br />

und die Erreichung von Ausbildungszielen (z. B. Kompetenzvermittlung).<br />

Die Qualitätskriterien bilden die systematische Grundlage für die zur Erfassung der Ausbildungsqualität<br />

entwickelten und im Rahmen einer Pilotphase getesteten Instrumente.<br />

Die Qualitätssicherungsdaten werden in den Schulen mittels Fragebögen bei Schulleitungen,<br />

Lehrlogopäden, Schülern und Patienten erhoben. Zur Validierung dieser Angaben<br />

werden routinemäßig Telefonvisitationen und Dokumentenanalysen durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Seit der Implementierung des Verfahrens 2009 haben sich bundesweit 47 Schulen (77%<br />

privat) der freiwilligen Qualitätssicherung unterzogen. Alle Schulen erhielten in Form<br />

eines individuellen Qualitätsprofi ls Rückmeldung zu den erzielten Qualitätsergebnissen.<br />

Das Qualitätsprofi l weist gemessen an den defi nierten Qualitätskriterien auf Stärken und<br />

Verbesserungspotenziale des Ausbildungsangebots hin und bietet den Schulen die Chance,<br />

den eigenen Qualitätsverbesserungsprozess gezielt einzuleiten oder voranzutreiben.<br />

38 der 47 geprüften Schulen wurden aufgrund ihrer Qualitätsergebnisse vom dbl e.V. mit<br />

dem drei Jahre gültigen Qualitätssiegel „Geprüfte Qualität Schulen“ ausgezeichnet und<br />

auf der Internetpräsenz des Verbandes veröffentlicht. Einrichtungsübergreifende Auswertungen<br />

der Qualitätsergebnisse zeigen, in welchem Maße die Qualität zwischen den<br />

geprüften Schulen variiert. Von 114 Kriterien, die im Verfahren als grundlegend für eine<br />

qualitativ hochwertige Ausbildung gewichtet sind, erfüllen die Schulen im Durchschnitt<br />

84.7 (SD=10.6, Range: 50-103). Insgesamt 19 dieser Kriterien werden von mindestens<br />

der Hälfte der Schulen nicht nachgewiesen, betroffen sind u.a. Anforderungen an die<br />

Qualifi zierung der Lehrenden, an den Umfang obligatorischer Ausbildungstherapien und<br />

an die Schülerzufriedenheit mit räumlichen und technischen Ausstattungsmerkmalen<br />

der Schulen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Inzwischen haben die Qualitätskriterien in etwa der Hälfte aller in Deutschland ansässigen<br />

Logopädieschulen Verbreitung gefunden. Auf eine wachsende Durchdringung des<br />

Arbeitsfelds weist auch die hohe Beteiligung an der derzeit laufenden ersten Rezertifi zierungsrunde<br />

hin, in der Schulen die Erneuerung ihres 2009 erworbenen Qualitätssiegel<br />

prüfen lassen. Wenngleich im Mittelpunkt des Verfahrens die Qualitätssicherung und<br />

-entwicklung in den einzelnen Schulen steht, erlauben die Qualitätssicherungsdaten<br />

darüber hinaus einen einrichtungsübergreifenden Überblick der aktuellen Ausbildungsbedingungen<br />

anhand spezifi scher Kriterien. Entsprechende versorgungsorientierte Analysen<br />

sollen dem Arbeitsfeld künftig Orientierungsdaten zur Planung, Umsetzung und<br />

Steuerung einer qualitativ hochwertigen Logopädieausbildung liefern. Nicht zuletzt trägt<br />

das Qualitätssicherungsverfahren zu einer Transparenz der Ausbildungslandschaft bei<br />

Ausbildungsinteressierten und im weiteren öffentlichen Raum bei.<br />

Literatur<br />

Donabedian, A. (1986). Criteria and Standards for Quality Assessment and Monitoring. Quality<br />

Review Bulletin, 12: 99-108.


Geraedts, M., Selbmann, H.-K., Ollenschläger, G. (2002). Beurteilung der methodischen Qualität<br />

klinischer Messgrößen. Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen<br />

(ZaeFQ), 96: 91-96.<br />

Tiefensee J., Koch U (1997). Qualitätssicherung in der medizinischen Rehabilitation. In: F. Petermann<br />

(Hrsg.), Rehabilitation. Ein Lehrbuch zur Verhaltensmedizin (509-528). Göttingen: Hogrefe.<br />

Anja Walter<br />

Evaluation – Momentaufnahme der Zufriedenheit<br />

oder Reflexion von Lernprozessen?<br />

In dem Kurzvortrag wird die vielerorts gängige „Evaluation von Zufriedenheit“ als Momentaufnahme<br />

kritisch betrachtet. Dabei wird in den Blick genommen, was dabei von<br />

wem evaluiert wird und welche Chancen und Grenzen damit verbunden sind. Es wird<br />

danach gefragt, wie sich diese Evaluationen zu einem Lernverständnis in Beziehung setzen<br />

lassen, das Lernen nicht als „Wenn-Dann-Beziehung“ begreift.<br />

Fragestellung und Ziel<br />

In Bildungseinrichtungen ist Evaluation ein nicht mehr wegzudenkender Teil curricularer<br />

Bemühungen. Unter der Prämisse, beständig die Qualität von Veranstaltungen zu<br />

kontrollieren und zu verbessern, werden Instrumente – insbesondere Evaluationsbögen<br />

verschiedener Art – entwickelt. Die mikroskopische Betrachtung dieser Instrumente wirft<br />

viele Fragen auf – bspw.: Was wird da genau von wem evaluiert? Welche Chancen und<br />

Grenzen sind damit verbunden? Ziel der Betrachtung im Kurzvortrag ist eine Sensibilisierung<br />

für die Grenzen der Evaluation aller an diesen Prozessen Beteiligten.<br />

Vorgehen<br />

Ausgehend von einer exemplarischen Betrachtung der Evaluationspraxis wird identifi<br />

ziert, was von wem evaluiert wird, welcher Lernbegriff und welches Verständnis von<br />

Lernerfolg diesen Evaluationen zugrunde liegen. Vor dem Hintergrund dieser punktuellen<br />

Analyse wird ein kritischer Blick auf die „Evaluation von Zufriedenheit“ in Bildungseinrichtungen<br />

geworfen. „Heimliche“ Evaluationsziele werden benannt. Chancen und Grenzen<br />

von Evaluation werden unter Rückgriff auf ein Lernverständnis refl ektiert, welches<br />

von der Unverfügbarkeit von Lernprozessen ausgeht. Dabei wird insbesondere auf einen<br />

relationalen Lernbegriff (Schaller <strong>2012</strong>) verwiesen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Betrachtung mündet in einem Plädoyer für mehr Refl exion in der Evaluation. Damit<br />

ist eine immerwährende (auch sprachliche) Hinwendung zum eigentlichen Gegenstand<br />

der Refl exion resp. Evaluation verbunden. In einer abschließenden Diskussion sollen<br />

Konsequenzen für die Evaluationspraxis aufgezeigt werden.<br />

Literatur<br />

Reischmann, Jost (2004): Evaluation von Bildungsarbeit: Warum nicht mal den Nutzen messen?<br />

http://www.diezeitschrift.de/32004/reischmann04_01.pdf [20.3.12].<br />

Tergan, Sigmar-Olaf (2004): Was macht Lernen erfolgreich? Die Sicht der Wissenschaft. In: Tergan,<br />

Sigmar-Olaf & Schenkel, Peter (Hrsg.): Was macht E-Learning erfolgreich? Grundlagen und Instrumente<br />

der Qualitätsbeurteilung. Berlin: Springer. S. 15-28.


Schaller, Franz (<strong>2012</strong>): Eine relationale Perspektive auf Lernen: Ontologische Hintergrundsannahmen<br />

in lerntheoretischen Konzeptualisierungen des Menschen und von Sozialität. Opladen & Farmington<br />

Hills, MI: Budrich UniPress Ltd. DOI http://dx.doi.org/10.3224/86388007 [18.2.12].<br />

Walter, Anja (2008): Zum Lernbegriff. In: Entwicklung, Erprobung und Evaluierung übergreifender<br />

Qualitätskriterien als Rahmenkonzept für die Berufsausbildung und Studiengänge der Gesundheitsberufe.<br />

Reader für die Lehrenden an den an der Implementierung beteiligten Modell(hoch)<br />

schulen, S. 61-89.<br />

Theres Walther Nufer, Bettina Gärtner<br />

Unterrichtsevaluation – Umsetzung des Leitfadens<br />

für eine evidenzbasierte Unterrichtspraxis (EBP) am<br />

Berner Bildungszentrum Pflege<br />

Ausgangslage<br />

Pfl egerische Berufsausbildungen auf Tertiärniveau stellen an unterrichtende Lehrpersonen<br />

sowohl hinsichtlich der inhaltlichen als auch der pädagogischen Fachkompetenz hohe<br />

Anforderungen. Unterrichtsinhalte müssen den aktuellen Stand des Wissens vermitteln,<br />

methodisch-didaktisch lernwirksam aufbereitet werden sowie den Bedürfnissen und Voraussetzungen<br />

der Auszubildenden entsprechend vermittelt werden. Eine evidenzbasierte<br />

Unterrichtspraxis sollte demnach sowohl pfl egefachliche (Evidence-based Nursing, EBN)<br />

als auch pädagogische und fachdidaktische Anforderungen (Evidence-based Education,<br />

EBE) Rechnung tragen Die Bedürfnisse von Berufsschullehrpersonen auf der Stufe HF<br />

bezüglich einer evidenzbasierten Unterrichtspraxis wurden 2007 mittels eines Online<br />

Fragebogens erhoben. In der Befragung liessen sich vier zentrale Bereiche mit Verbesserungspotential<br />

identifi zieren: 1. Gemeinsames EBP-Verständnis 2. Unterstützung bei<br />

der EBP Umsetzung (Literatursuche, -beurteilung, -anwendung) 3. Curriculare Vorgaben<br />

4. Zeitliche Vorgaben und unklare Erwartungen an die Lehrpersonen. Ausgehend von<br />

diesen Ergebnissen entwickelte ein Autorinnenteam den EBP-Leitfaden, der 2010 publiziert<br />

wurde. Die Entwicklung des Instruments basiert auf Ergebnissen einer zu diesem<br />

Zwecke durchgeführten Literaturrecherche und berücksichtigt die erfassten Bedürfnisse<br />

der Lehrpersonen. Der Leitfaden beschreibt in Form eines Flussdiagramms den Prozess<br />

einer evidenzbasierten Unterrichtpraxis. Er beinhaltet eine systematische Vorgehensweise,<br />

institutionelle Unterstützungsangebote, Ressourcen und Hilfsmittel. Bei der Anwendung<br />

des Leitfadens refl ektieren und bewerten Lehrpersonen ihren Unterricht mithilfe<br />

von pfl egewissenschaftlich und pädagogisch und fachdidaktisch relevanten Kriterien.<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Die Vorgehensweise bei der Umsetzung orientiert sich an Grundsätzen der Aktionsforschung,<br />

welche sich durch einen zyklischen Prozess des Beobachtens, Nachdenkens und<br />

Handelns auszeichnet und Forschung mit Planung und Durchführung von Massnahmen<br />

verbindet.<br />

Resultate/Diskussion<br />

Seit 2011 wird der Leitfaden auf verschiedenen institutionellen Ebenen eingeführt und<br />

umgesetzt. Mikroebene: Unterrichtsentwicklung und Evaluation; Mesoebene: Curriculum<br />

und institutionelle Rahmenbedingungen, Unterrichtskultur. Am Kongress werden<br />

der Leitfaden und erste Erfahrungen bei der Umsetzung am Berner Bildungszentrum<br />

vorgestellt und diskutiert.


Literatur<br />

Behrens, J. & Langer G., (2006). Evidence-based Nursing and Caring. Bern: Huber<br />

Benner, P. (1994). Stufen zur Pfl egekompetenz. Bern: Huber<br />

Darmann-Fink, I. (2005) Pfl egeberufl iche Schlüsselprobleme als Ausgangspunkt für die Planung von<br />

fächerintegrativen Unterrichtseinheiten und Lernsituationen, Pr-InterNet (6), 329-35<br />

Rauner, F. (1999) Entwicklungslogisch strukturierte berufl iche Curricula, Zeitschrift für Berufs- und<br />

Wirtschaftspädagogik (3), 424-46<br />

Senn, B., Gärtner, B., Haldemann, G. & Walther, T. (2010). Leitfaden für eine evidenzbasierte Unterrichtspraxis.<br />

Bern: hep


Kongressort<br />

Berner Bildungszentrum Pflege<br />

Bern-Ausserholligen<br />

Campus BZ Pflege<br />

Freiburgstrasse 133<br />

3008 Bern<br />

www.bzpflege.ch<br />

Kontakt<br />

Bei Interesse oder Fragen wenden Sie<br />

sich bitte an:<br />

<strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong><br />

Wissenschaftliches Kongressbüro<br />

An den Hafergärten 9<br />

D-35410 Hungen<br />

Tel.: +49 (0) 6402 508612<br />

info@pflege-wissenschaft.info<br />

Posterprämierung<br />

Das beste Poster der <strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong><br />

wird im Rahmen des Kongresses<br />

prämiert.<br />

Sie erhalten in Ihrer Tagungsmappe<br />

einen „Bewertungspunkt“; diesen<br />

können Sie im Rahmen des Kongresses<br />

(bis Freitag, 14. September <strong>2012</strong>,<br />

17.30 Uhr) vergeben.<br />

Die Posterprämierung erfolgt am<br />

Samstag, 15. September<br />

um 9.00 Uhr.<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Der wissenschaftliche Beirat steht für die inhaltliche<br />

Qualität des Kongresses. Er besteht aus:<br />

Gerhard M. Käser, D-Augsburg<br />

Dr. Renate Schwarz-Govaers, D-Immenstaad<br />

Prof. Dr. Anke Fesenfeld, D-Bochum<br />

Prof. Dr. Andreas Lauterbach, D-Bochum<br />

Heike Spurek, Dipl. Med.-Päd., MNSc., CH-Zürich<br />

Mag. Waltraud Gruber, A-Salzburg<br />

Iris Ludwig, CH-Le Noirmont JU<br />

Melita Grieshop, D-Osnabrück<br />

Claudia Schlegel, MME, CH-Bern<br />

Prof. Dr. Elfriede Brinker-Meyendriesch, D-Düsseldorf<br />

Veranstalter der <strong>Lernwelten</strong> <strong>2012</strong><br />

• hpsmedia – Verlag, Zeitschrift Pflegewissenschaft

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