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Artikel zum Projekte aus dem ZGF-GORILLA 2 - Zoologische ...

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Tschech.<br />

Rep.<br />

Ungarn<br />

Kroatien<br />

Polen<br />

Slowakei<br />

Bosnien<br />

Herzegov.<br />

Verkehrsteilnehmer. Straßen<br />

zerschneiden zunehmend den<br />

Lebensraum der Bären in den<br />

Karpaten.<br />

Serbien<br />

Karparten<br />

Rumänien<br />

10 <strong>ZGF</strong> Gorilla 2/2007<br />

Ukraine<br />

Neben den Alpen bilden die<br />

Karpaten das bestimmende<br />

Gebirgssystem in Zentraleuropa.<br />

Die niedrigeren Lagen<br />

sind bewaldet, die Waldgrenze<br />

schwankt zwischen 1.150 m<br />

und 1.900 m. Mit 2.655 m ist<br />

der Gerlachovský štít in der<br />

Hohen Tatra der höchste Berg.<br />

Rund 4.000 Wölfe und 8.000<br />

Bären sind in den Karpaten zu<br />

H<strong>aus</strong>e.<br />

oder Lebensräume zerschneiden. Dafür wurden<br />

die sich <strong>zum</strong>eist überlappenden Streifgebiete<br />

insbesondere von Braunbär, Wolf und Luchs<br />

kartiert und mit Karten des Hauptstraßennetzes<br />

verglichen sowie mit Hilfe des Geografischen Informationssystems<br />

(GIS) zur Veranschaulichung<br />

verschnitten. Auf diese Weise konnten insgesamt<br />

32 kritische Abschnitte festgestellt werden, von<br />

denen 12 an Autobahnen liegen und 20 an zweispurigen<br />

Straßen. 50 Prozent der Autobahn- und<br />

Schnellstraßenkilometer der Slowakei fallen unter<br />

die kritischen Abschnitte. Ein enormes Risiko<br />

für die Tiere. Erste Schritte zur Überbrückung<br />

solcher Hindernisse sind technische Maßnahmen<br />

wie beispielsweise Grünbrücken. Sie helfen<br />

den Arten ganz besonders kritische Bereiche gefahrlos<br />

zu überwinden. Für neu anstehende Bauprojekte<br />

sind diese Erkenntnisse gerade in der<br />

Planungsphase von außerordentlicher Bedeutung,<br />

denn nur dann können Zerschneidungseffekte<br />

noch abgemildert werden. Entscheidend<br />

ist jedoch, dass nicht nur national agiert wird,<br />

sondern die einzelnen Länder auf der operativen<br />

Naturschutzebene eng zusammenarbeiten. Es<br />

müssen Freilandstudien zur Kartierung der Verbreitungsgebiete,<br />

Populationsdichten und Migrationskorridore<br />

der verschiedenen Zielarten<br />

miteinander durchgeführt werden. Die Integration<br />

verschiedenster staatlicher und nicht-staatlicher<br />

Organisationen in sämtliche Prozesse ist<br />

essentiell, um eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung<br />

für das Problem zu erreichen.<br />

Auf länderübergreifender Ebene wurden<br />

2003 erste Schritte getan und die „Initiative<br />

Ökoregion Karpaten“ gegründet. Dies<br />

ist ein Zusammenschluss von 50 Organisationen<br />

<strong>aus</strong> den betroffenen Ländern unter der Federführung<br />

des WWF. Sie hat sich den Schutz<br />

und den Aufbau nachhaltiger Entwicklungsperspektiven<br />

für die Region <strong>zum</strong> Ziel gesetzt.<br />

Die wichtigsten Aspekte der pan-karpatischen<br />

Schutz- und Management-Strategie beinhalten<br />

einen alle Karpaten-Länder umfassenden Zensus<br />

aller Großsäuger, die Entwicklung eines<br />

Management-Plans und dessen Übernahme<br />

auf nationaler Ebene sowie die Förderung von<br />

vornehmlich grenzübergreifenden Studien zur<br />

Ökologie und Populationsdynamik der verschiedenen<br />

Arten. Dabei haben die Untersuchungen,<br />

wie sie die <strong>ZGF</strong> in der Slowakei bereits unterstützt,<br />

einen wichtigen Stellenwert. Weitere<br />

Punkte betreffen unterstützende Maßnahmen<br />

bei Mensch-Tier-Konflikten in Siedlungen bzw.<br />

im Hinblick auf Viehbestände sowie die Reduktion<br />

der Wilderei, der Hauptursache für den Tod<br />

von Großraubtieren. Denn ökonomische Nebeneffekte<br />

eines gesicherten Wildtierbestandes, wie<br />

beispielsweise durch Ökotourismus, sind die<br />

stichhaltigsten Argumente pro Naturschutz.<br />

Leider ist es bis zur endgültigen Sicherung<br />

eines Schutzgebiets oft ein steiniger Weg und in<br />

politisch instabilen Ländern hat die Natur oft<br />

das Nachsehen. So berichtete der WWF Mitte<br />

Mai, dass die slowakische Regierung beim Umbau<br />

ihrer Naturschutzbehörde einige Einschränkungen<br />

vorgenommen hat, die sich negativ auf<br />

die Naturschätze <strong>aus</strong>wirken. Es wurden Ranger<br />

und Parkdirektoren entlassen und die Handlungsfähigkeit<br />

der Behörde beschnitten. Es<br />

bleibt zu hoffen, dass der dringliche Appell des<br />

WWF und der von EU-Kommissions-Direktor<br />

Peter Carl verfasste Brief an den slowakischen<br />

Umweltminister Wirkung zeigt und die Naturschutzarbeit<br />

effektiv vorangetrieben werden<br />

kann. Denn ob Waldkarpaten oder Slowakisches<br />

Erzgebirge, Hohe Tatra oder Fatra, Slowakei<br />

oder Rumänien, der Karpatenbogen ist ein<br />

besonders schützenswertes Naturjuwel und Heimat<br />

der letzten großen Bestände von Wölfen<br />

und Bären in Europa.<br />

Foto: Malcolm Schuyl/ FLPA, OKAPIA

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