Die große Jubiläumsausgabe zum 20jährigen
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Ohne Transparenz<br />
kein Dialog<br />
Marcus Bloser, Frank Claus<br />
Vor 20 Jahren war praktizierter<br />
Umweltschutz ein wesentliches<br />
Firmenziel. Wir haben uns<br />
unter anderem dafür eingesetzt, mehr<br />
Transparenz bei Umweltdaten und Umweltvorhaben<br />
zu schaffen. Das amerikanische<br />
Vorbild mit Freedom of<br />
Information Act, Right-to-<br />
Know und der aktiven Informationspflicht<br />
im Rahmen<br />
des Superfund wirkten wie<br />
leuchtende Vorbilder. Hatte<br />
doch die US-Umweltbehörde<br />
EPA die Informationsverpflichtungen<br />
für emittierende<br />
Betriebe als wirksamstes Umweltschutzgesetz<br />
des Jahrzehnts<br />
bezeichnet. Umweltpolitik<br />
nicht allein mit technischen<br />
Regeln und ordnungsrechtlichen<br />
Vorgaben, sondern<br />
auch über Transparenz<br />
und Offenheit. Information als<br />
Ressource, als Machtmittel –<br />
daran hat sich bis heute nichts<br />
Grundsätzliches geändert.<br />
Und wir begannen auch bei<br />
uns selbst nach dem Motto<br />
„Hierarchie und Transparenz“:<br />
Ein Computer-Netz, bei dem alle<br />
Daten für alle Mitarbeiter zugänglich<br />
waren, Transparenz über individuelle<br />
Ziele, Kosten, Gehälter, den persönlichen<br />
Umsatzerfolg vom Trainee bis <strong>zum</strong><br />
Geschäftsführer. Eine Transparenz, die<br />
ein Mitarbeiter auch schon einmal<br />
„gnadenlos“ nannte. Aber für unsere<br />
Glaubwürdigkeit und Motivation waren<br />
und sind es wichtige Faktoren.<br />
Damals im Jahr 2 nach der Wiedervereinigung,<br />
als wir 1991 IKU gründe-<br />
ten, war es noch außergewöhnlich, dass<br />
beispielsweise Emissionsdaten einer<br />
Müllverbrennungsanlage auf einem<br />
Display am Werkstor angezeigt wurden.<br />
Heute ein alter Hut und gängiges Tool<br />
für viele Unternehmen. Daten über<br />
Emissionen und Immissionen lassen<br />
sich per Mausklick finden, Genehmigungsunterlagen<br />
gibt es online, Vergleiche<br />
zwischen Unternehmen oder<br />
Standorten scheitern nicht am Mangel<br />
an Information. Über die Chemikaliengesetzgebung<br />
lassen sich heute auch<br />
Verwendungsmuster eruieren und<br />
Lieferketten verstehen.<br />
Dabei war es vor 20 Jahren häufig<br />
der Staat, der als Wissensträger gescholten<br />
wurde, weil er Daten nicht<br />
freigab. Er legitimierte die Zurückhaltung<br />
von Information in den Unternehmen<br />
aus Angst vor öffentlich geführten<br />
Auseinandersetzungen und damit einhergehendem<br />
Verlust politischer Ge-<br />
staltungsmacht. Heute wird eine proaktive<br />
Information oft als Bringschuld<br />
von Unternehmen gesehen und eingefordert.<br />
<strong>Die</strong> Konfliktlinien haben sich<br />
verschoben, der Staat kann wieder stärker<br />
in die Rolle des Sachwalters von<br />
Bürgerinteressen zurückgehen.<br />
Sicher, manche Branchen haben sich<br />
nicht so weit geöffnet wie diejenigen in<br />
den alten Konfliktfeldern von Chemie<br />
und Abfallwirtschaft. Mancherorts regiert<br />
noch die Angst vor dem Miss-<br />
brauch von Information oder vor dem<br />
Weckruf für schlafende Hunde. Das gilt<br />
nicht nur für einige emittierende Betriebe,<br />
sondern zunehmend auch für<br />
die Arbeitsweise im sozialen Sektor.<br />
Wenn sich Nachbarn von Gefängnissen,<br />
forensischen Kliniken und Flüchtlingsunterkünften<br />
Sorgen um ihre Sicherheit<br />
und um die Entwertung ihres<br />
Eigentums machen, erfahren sie wenig<br />
über Insassen bzw. Patienten und mögliche<br />
Risiken. An die Stelle des Verhinderungsarguments„Betriebsgeheim-<br />
nis“ werden nun Datenschutz, Persönlichkeitsrechte<br />
und Arztgeheimnis gesetzt.<br />
Wer will, kann auch hier anders<br />
agieren, indem aggregierte Daten zur<br />
Verfügung gestellt werden und der Dialog<br />
über Sicherheit geführt wird.<br />
Im Umweltsektor stehen aktuell<br />
Konflikte um Energieanlagen von<br />
Kraftwerken bis <strong>zum</strong> Energiespeicher<br />
und um den Ausbau der Leitungsnetze<br />
im Fokus. Daneben bleiben traditionell<br />
bedeutsam der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />
bei Bahn, Flugverkehr<br />
und im Straßenbau. In beiden<br />
Feldern fehlt es bis heute an verständlichen<br />
und attraktiven Leitbildern, die<br />
einen Zukunftszustand vorstellbar machen<br />
und damit die Einordnung von<br />
Einzelmaßnahmen erleichtern. <strong>Die</strong>s ist<br />
jedoch eine wesentliche Voraussetzung<br />
für <strong>zum</strong>indest Toleranz gegenüber den<br />
Projekten.<br />
Dazu hat sich unsere Gesellschaft in<br />
den vergangenen Jahren weiter ausdifferenziert.<br />
Sehr verschiedene Lebensstile<br />
existieren nebeneinander, zunehmende<br />
Pluralität gibt es genauso bei<br />
Einstellungen zu Industrieanlagen und<br />
Infrastruktur als auch bei Haltungen<br />
und Werten. Einfache Antwort auf die<br />
Frage nach dem Gemeinwohl scheint es<br />
nicht zu geben. Da ist die Konsensbildung<br />
für Planungen und Projekte eine<br />
Herausforderung, der sich Politik, Verwaltung<br />
und die Industrie aktiv stellen<br />
sollte – und dies heute noch mehr als<br />
früher.<br />
Um für Vorhaben zu werben, die –<br />
wie fast immer – auch Nachteile und<br />
Benachteiligte mit sich bringen, sind<br />
neue Handlungsansätze und vor allem<br />
neue Kooperationen erforderlich. <strong>Die</strong><br />
alte Rollenteilung, wonach Unternehmen<br />
Genehmigungsanträge stellen und<br />
<strong>Die</strong> <strong>große</strong> <strong>Jubiläumsausgabe</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>20jährigen</strong><br />
der Staat über Genehmigungsverfahren<br />
sowohl Rechtssicherheit als auch Akzeptanz<br />
schafft, erscheint überholt.<br />
Heute ist die Wirtschaft gefordert, für<br />
ihre Arbeit zu werben – und die Nichtregierungsorganisationen,<br />
die sagen<br />
müssen, was für sie akzeptabel ist.<br />
In NRW entwickelt sich seit einem<br />
Jahr eine Landschaft von lokalen und<br />
regionalen Allianzen pro Industrie und<br />
Nachhaltigkeit. Dort versammeln<br />
sich Industrie und<br />
deren Nutznießer aus <strong>Die</strong>nstleistung,<br />
Handel, Gewerbe<br />
und Gesellschaft, um die Relevanz<br />
von Unternehmen und<br />
Anlagen für das Gemeinwohl<br />
zu erörtern und zu vermitteln.<br />
<strong>Die</strong>se Art von lateraler<br />
Kommunikation ist ein Versuch,<br />
die schweigende Mehrheit<br />
zu erreichen.<br />
Information ist heute eher<br />
im Überfluss vorhanden. <strong>Die</strong><br />
Erwartungen in unserer e-<br />
Gesellschaft erinnern an<br />
einen alten Sponti-Spruch:<br />
Wir wollen alles – und das<br />
sofort. Information ist zwar<br />
grundsätzlich kein Mangel,<br />
aber ist es auch die richtige<br />
Information zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort? So gibt es doch<br />
gute Möglichkeiten, Transparenz auszubauen:<br />
Insbesondere bei Neuplanungen<br />
oder Veränderung von Anlagen<br />
liegen die (vorausgesetzt: legitimen) Interessen<br />
von Betreibern nicht immer<br />
offen. Es wird nicht oder nur wenig<br />
über Wirkungen von Planungen oder<br />
Projekten informiert, über Vor- und<br />
Nachteile und über Benachteiligte und<br />
Begünstigte. Dabei hat unsere Erfahrung<br />
gezeigt, dass ein offenes Visier<br />
jedem Verständigungsprozess einen<br />
Schub gibt. Unsere Interessenanalysen<br />
machen wir den Gesprächspartnern<br />
in unseren Projekten grundsätzlich<br />
zugänglich. Und bislang gab es keine<br />
Kritik wegen der Offenheit oder wegen<br />
sachlicher Fehler in diesen Analysen.<br />
Stattdessen erlaubt diese Offenheit<br />
einen Blick auf Motive und damit auch<br />
auf die Ziele der handelnden Personen.<br />
Denn Transparenz ist kein Selbstzweck,<br />
sondern Voraussetzung für Verständigung.<br />
Information auch über die<br />
eigenen Interessen fördert das Verständnis,<br />
damit erleichtert es den Aufbau<br />
von Vertrauen, die Verständigung<br />
zwischen den Dialogpartnern und<br />
damit letztlich auch die Bildung von<br />
Akzeptanz. Dafür setzen wir unsere<br />
Kompetenz ein – auch weiterhin.<br />
Dortmund, Juni 2011<br />
© Gerd Altmann/PIXELIO<br />
Editorial<br />
Samstag, 02.07.2011<br />
Transparenz<br />
gehört zu unserer<br />
Kultur<br />
Ende 1990 entstand die Idee, eine<br />
Firma zu gründen. <strong>Die</strong>ter Gremler<br />
und ich (Frank Claus) hatten den<br />
Mut, aus einem Forschungsauftrag<br />
des Bundes zur „Raumverträglichkeit<br />
von Altlastensanierungen“ ein Unternehmen<br />
mit einer innovativen <strong>Die</strong>nstleistung<br />
auf den Weg zu bringen.<br />
Einige Jahre Berufserfahrung hatten<br />
wir bereits und wollten von vornherein<br />
professionell beginnen: Wir mieteten<br />
ein Büro, kauften Möbel und<br />
andere notwendige Infrastruktur auf<br />
Pump und starteten gleich zu fünft:<br />
Sylvia Kraus, Wolfgang Würstlin und<br />
Susanne Breimann waren die ersten<br />
Mitarbeitenden. Marcus Bloser kam<br />
zwei Wochen später dazu. Über die<br />
Jahre waren es fast 100 Menschen,<br />
die von IKU ein Gehalt bezogen.<br />
Natürlich gab es Höhen und Tiefen,<br />
kleine und <strong>große</strong> Erfolge, gescheiterte<br />
Projekte, Großaufträge, Partys nach<br />
fünf und zehn Jahren. Absoluter Tiefpunkt<br />
war der frühe Tod meines<br />
Partners und Freundes <strong>Die</strong>ter Gremler<br />
1998. Auch für das Unternehmen<br />
war das ein Tiefschlag, von dem wir<br />
uns erst zwei Jahre später erholt<br />
hatten.<br />
Ein Wendepunkt war der Umzug aus<br />
den Räumen im „Alten Bahnhof “ in<br />
Dortmund Huckarde in Richtung<br />
Stadtmitte. Wir verdoppelten die Fläche<br />
und modernisierten unser Erscheinungsbild.<br />
Aus Türkis und Blau<br />
wurde Orange. Dazu passend leisteten<br />
wir uns das neue Logo, für das<br />
wir den Red Dot für Kommunikationsdesign<br />
erhielten (Dank an die<br />
Agentur WPPT!).<br />
Heute sind wir Marktführer für<br />
Multi-Stakeholder-Dialoge und das<br />
größte Moderationsteam in Nordrhein-Westfalen.<br />
Wir sind stolz darauf,<br />
dass viele Mitarbeitende sehr<br />
lange bei der Firma bleiben, ein <strong>große</strong>r<br />
Teil der Belegschaft hat schon<br />
mehr als zehn IKU-Jahre auf dem<br />
Buckel. Uns macht die Arbeit Spaß<br />
und wir genießen die Arbeit im<br />
Team!<br />
<strong>Die</strong> Themenfelder haben sich über<br />
die Jahre verändert. Transparenz gehört<br />
zu unserer Kultur. Das Kernthema<br />
„Akzeptanz“ beschäftigt uns<br />
seit der Firmengründung. Daher<br />
haben wir dazu eine Tagung veranstaltet.<br />
Den Bericht darüber finden<br />
Sie in dieser Zeitung. Genauso wie<br />
Berichte über laufende Arbeiten, die<br />
Porträts unserer Mitarbeitenden und<br />
vieles mehr.<br />
Wir würden uns freuen, wenn Sie die<br />
eine oder andere Anregung bekommen<br />
oder ins Schmunzeln kommen.<br />
Und wenn Sie uns für die nächsten<br />
Jahre verbunden blieben.<br />
Marcus Bloser, Dr. Frank Claus<br />
Dortmund, Juni 2011
SEITE 2 Samstag, 02.07.2011<br />
Ernstes Problem oder selbsterfüllende<br />
Prophezeiung?<br />
IKU-Tagung „Nachhaltige Akzeptanzkrise?“<br />
Nina Raditsch<br />
sagt Dinge, die man<br />
manchmal nicht hören will,<br />
„IKU<br />
aber immer hören sollte“. Mit<br />
diesen Worten eröffnete Dortmunds<br />
Oberbürgermeister Ullrich Sierau am<br />
26. Mai die IKU-Tagung „Nachhaltige<br />
Akzeptanzkrise?“. 45 Teilnehmer versammelten<br />
sich zu diesem Thema im<br />
18. Stock des Harenberg City Centers<br />
in Dortmund. Und das nicht nur, um<br />
den herrlichen Ausblick zu genießen,<br />
sondern um mit Vertretern aus Politik,<br />
Wirtschaft und Zivilgesellschaft über<br />
Akzeptanz bei Infrastruktur- und Industrieprojekten<br />
zu diskutieren. Zwei<br />
Anlässe gab es dafür: <strong>zum</strong> einen das<br />
20jährige Jubiläum der Dialoggestalter<br />
der IKU GmbH, <strong>zum</strong> anderen die<br />
immer lauter werdenden Bürgerproteste<br />
gegen Großprojekte seit Stuttgart<br />
21.<br />
Eine Umfrage als Einstieg in die Tagung<br />
ergab: 13 Teilnehmer haben<br />
selbst schon an derartigen Demonstrationen<br />
teilgenommen. Für 27 Personen<br />
im Raum spielt das Thema Akzeptanz<br />
eine tragende Rolle für den Erfolg ihrer<br />
Arbeit, fünf weitere empfinden es als<br />
bedingt notwendig. Jedoch spielt es für<br />
niemanden keine Rolle.<br />
So schwierig das Thema, so vielseitig<br />
seine Inhalte: IKU-Geschäftsführer Dr.<br />
Frank Claus sieht Akzeptanz als not-<br />
Dialoge auf beiden Seiten sind wichtig um Standpunkte zu kären. Zudem kann<br />
damit auch erreicht werden, dass sich der kritische Bürger ernst genommen fühlt.<br />
wendige Grundlage für Kompromisse<br />
in Stakeholder-Dialogen. So habe auch<br />
IKU in den letzten 20 Jahren den Wandel<br />
miterlebt. Schließlich entwickelte<br />
sich der damalige Umweltbetrieb zu<br />
den Dialoggestaltern. Heute ist allgemein<br />
bekannt: Man braucht einen<br />
Dritten, um standortbezogene Konflikte<br />
zu lösen. Trotz dieser Erkenntnis<br />
gebe es noch viele offene Fragen, deren<br />
Antwort nicht wie ein Kochrezept<br />
parat stünden. Zum Beispiel: Wie organisiert<br />
man eigentlich Akzeptanz?<br />
Prof. Dr. Peter Wiedemann ging als<br />
Experte für Risikokommunikation auf<br />
die Gründe der Akzeptanzkrise ein:<br />
Empörung als wahrgenommener Verstoß<br />
moralischer Grundsätze sei ein<br />
Auslöser für kollektive Demonstrationen.<br />
Hervorgeführt durch die Tatsache,<br />
dass Menschen mittlerweile auch das<br />
Kleingedruckte lesen und nicht nur die<br />
Überschriften überflögen. Technologiepolitik<br />
werde allgemein als Bedrohung<br />
wahrgenommen, Widerstand<br />
gegen Politik sowie Verdrosseneheit<br />
über das gesamte System mache aus<br />
Menschen „Wutbürger“. <strong>Die</strong>ser Begriff,<br />
das Wort des Jahres lieferte den Einstieg<br />
in die erste Diskussionsrunde.<br />
„Das Wort Akzeptanz mag ich gar<br />
nicht“, meint Dr. Henning Friege, Vorstand<br />
des Vereins „Zukunft durch Industrie<br />
e. V.“ Seiner Meinung nach habe<br />
der Begriff einen äußertst negativen<br />
Beigeschmack. So müssen Handlungen<br />
nicht akzeptiert werden, sondern es<br />
müsse verstanden werden, warum man<br />
sie begehe.“ Wichtig seien gemeinsam<br />
getragene Leitbilder, die möglichst<br />
genau gewollte Zustände der Industrialisierung<br />
beschreiben, um fundamentalen<br />
Haltungen begegnen zu können.<br />
Doch der Modernisierungsprozess sei<br />
bei vielen noch nicht angekommen, was<br />
Akzeptanzprobleme mit sich bringe.<br />
Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär<br />
des Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
schlug eine ganz andere Richtung ein:<br />
„Befinden wir uns wirklich in einer<br />
Akzeptanzkrise oder reden wir uns etwa<br />
ein Problem ein?“ Transparenzprobleme<br />
und schlechte, öffentlich geführte<br />
Auseinandersetzungen führten zu Versunsicherungen<br />
bei den Bürgern. Er<br />
warnte vor der möglichen Folge einer<br />
psychologischen „self-fulfilling prophecy“.<br />
Eine rechtzeitige Informationsversorgung<br />
– gekoppelt mit einem<br />
Helfer in Zeiten der Sprachlosigkeit<br />
n <strong>Die</strong> Dortmunder IKU<br />
GmbH arbeitet seit 20<br />
Jahren als Moderator.<br />
Auch im Fall Envio oder<br />
als Unterstützung für die<br />
Emschergenossenschaft<br />
und den Flughafen.<br />
Frank Bußmann, Redaktionsleiter<br />
der Westfälischen Rundschau in<br />
Dortmund<br />
Irgendwann geht es nicht mehr<br />
weiter. Dann herrscht Sprachlosigkeit.<br />
Probleme bleiben ungelöst.<br />
Politische, gesellschaftliche. Dann ist<br />
der Zeitpunkt, an dem sich die Mannschaft<br />
der Dortmunder IKU GmbH anbietet.<br />
Sie nennen sich Dialoggestalter<br />
und sind Moderatoren im öffentlichen<br />
Diskurs.<br />
Seit 20 Jahren betreibt Dr. Frank<br />
Claus als einer der IKU-Gründer dieses<br />
Geschäft. Es ist die Rolle des unbeteiligten<br />
Dritten, des Unparteiischen, um<br />
die Kuh vom Eis zu bringen. In Dortmund<br />
moderierte IKU zuletzt den<br />
Runden Tisch beim PCB-Skandal um<br />
die Firma Envio.<br />
Ein harter Fall. „So eine Hilflosigkeit<br />
wie nach der ersten Sitzung habe ich<br />
lange nicht erlebt“, blickt Claus zurück.<br />
Rechthaberei, Schuldzuweisungen –<br />
darum sei es gegangen. Nicht um Problemlösungen.<br />
Doch letztlich habe<br />
man einen Weg gefunden, auch wenn<br />
„eigentlich mehr als die drei geplanten<br />
Sitzungen nötig gewesen wären“.<br />
Der Fall Envio steht für einen IKU-<br />
Auftrag durch staatliche Stellen oder<br />
die Wirtschaft, wenn das Kind schon<br />
in den Brunnen gefallen ist. <strong>Die</strong> Lieblingsrollen<br />
von IKU beschreibt Claus<br />
allerdings mit dem Wort „Brandschutz“.<br />
Beispiel: Als die Emschergenossenschaft<br />
einen zentralen Abwasserkanal<br />
im Ruhrgebiet in Angriff<br />
nahm. Da wurde IKU gefragt, wie man<br />
denn am besten auf die Bürger zugehen<br />
solle. Im Vorfeld. Also: Dampf<br />
rausnehmen, Kommunikationsstrategien<br />
entwickeln. Claus: „<strong>Die</strong>se Fälle sind<br />
erfreulicherweise häufiger geworden.“<br />
Dabei geht es IKU um Transparenz,<br />
nicht um PR. „Wir sind nicht parteiisch“,<br />
sagt Claus. Es gehe um die sachorientierte<br />
Debatte. Das habe man<br />
auch so gehalten, als IKU für den Dortmunder<br />
Flughafen zu Zeiten des Geschäftsführers<br />
Manfred Kossack tätig<br />
war. Später, zu Zeiten des letzten OB-<br />
Wahlkampfs, habe man Ullrich Sieraus<br />
© satori/Fotolia<br />
Probleme lösen, vermitteln – Aufgaben für Dr. Frank Claus, IKU-Gründer.<br />
Runden in der Flughafen-Auseinandersetzung<br />
moderiert.<br />
Der Berater-Markt ist inhaltlich vielfältig.<br />
IKU organisierte die Kundenforen<br />
für die DSW21 oder arbeitete in<br />
Sachen Nano-Technologie für den damaligen<br />
Umweltminister Jürgen Trittin.<br />
Es sind eher kleine Runden wie die<br />
Hafenkonferenz oder die ganz <strong>große</strong>n,<br />
als IKU zeitgleich 25 Präsenz-Veranstaltungen<br />
mit je 400 Teilnehmern im<br />
Rahmen des Bürgerforums 2011 von<br />
Rottmann<br />
Ernstnehmen der Sürgen und Ängste<br />
der Bürger – schaffe hingegen Vertrauen.<br />
„Frühzeitigere Diskussionen<br />
wären schön“, meint der Staatssekretär,<br />
schließlich seien die Voraussetzungen,<br />
um das Land nach vorne zu bringen, da.<br />
Mit einer Gesprächsrunde der Redner<br />
des Vormittags mit dem BUND NRW-<br />
Landesvorsitzender Paul Kröfges und<br />
IKU-Geschäftsführer Marcus Bloser<br />
fand die Tagung ihren Abschluss. Trotz<br />
unterschiedlicher Meinungen über Ursache<br />
und Wirkung von Akzeptanz bei<br />
Großprojekten waren sich alle Beteiligten<br />
über eines einig: Dialoge sind wichtig,<br />
um Standpunkte zu klären und<br />
Gestaltungsspielräume auszuloten.<br />
Allerdings sollten sie von allen Seiten<br />
„Befinden wir uns wirklich<br />
in einer Akzeptanzkrise<br />
oder reden wir uns etwa<br />
ein Problem ein?“<br />
gewollt und mit klaren gemeinsam getragenen<br />
Zielen und Regeln versehen<br />
werden. Damit kann erreicht werden,<br />
dass sich auch kritische Bürger ernst<br />
genommen fühlen und über einen<br />
sachlichen Austausch der Interessen<br />
ein gemeinsames Maß einer verträglichen<br />
Toleranz gefunden werde.<br />
Bundespräsidialamt, Nixdorf- und Bertelsmann-Stiftung<br />
moderierte. „Da<br />
kam 100-Prozent-Bürgermeinung <strong>zum</strong><br />
Ausdruck“, blickt Frank Claus stolz<br />
zurück.<br />
<strong>Die</strong> Rolle des Beraters oder Vermittlers<br />
ist bei Auftraggebern inzwischen<br />
unstrittig. Zu Beginn der IKU-Zeiten<br />
hieß es häufig: „Wenn ich das selbst<br />
nicht lösen kann, habe ich versagt“.<br />
Claus: „<strong>Die</strong>se Haltung hat sich geändert.“<br />
<strong>Die</strong> Gesellschaft ist eben komplexer<br />
und komplizierter geworden.<br />
Das heißt allerdings ach, dass Einzelinteressen<br />
mitunter stärker <strong>zum</strong> Ausdruck<br />
kommen, was Claus durchaus<br />
kritisch sieht. Bei der Vielfalt der Interessen<br />
und Werte stehe das Gemeinwohl<br />
dann oft hinten an.<br />
Kommunikation ist das zentrale<br />
Wort für Claus und sein 15-köpfiges<br />
Team. Doch für IKU gibt es auch Grenzen<br />
des Dialogs. Von der Tabakindustrie,<br />
<strong>zum</strong> Beispiel, würde Claus keinen<br />
Auftrag annehmen. „Deren Geschäftsgebaren<br />
im Umgang mit den Risiken<br />
des Rauchens ist grenzwertig.“
Samstag, 02.07.2011 SEITE 3<br />
Akzeptanzkrise in der Industriepolitik<br />
Interview mit Dr. Wilgart Schuchardt-Müller, Uwe Wäckers und Dr. Frank Claus<br />
n Vom stolzen Industriearbeiter<br />
zu Nachbarschaftskonflikten<br />
und Verbandsklagerecht<br />
− <strong>zum</strong><br />
Thema „Akzeptanzkrise<br />
in der Industriepolitik“<br />
führte IKU-Berater und<br />
Coach Joachim Lück ein<br />
Interview mit Dr. Wilgart<br />
Schuchardt-Müller, Gruppenleiterin<br />
„Industrie und<br />
Zukunftsmärkte im Ministerium<br />
für Wirtschaft,<br />
Energie, Bauen, Wohnen<br />
und Verkehr des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen“ und<br />
Uwe Wäckers, Pressesprecher<br />
für den Verband der<br />
Chemischen Industrie e.V.<br />
sowie Dr. Frank Claus.<br />
Lück: Wenn es um Industrie geht sind<br />
die wichtigsten Argumente: zu teuer, zu<br />
laut, zu unökologisch, zu störend. In<br />
der Vergangenheit jedoch gab es noch<br />
den stolzen Industriearbeiter. Ist diese<br />
Zeit nun endgültig vorbei?<br />
Wäckers: Ich glaube nicht, dass wir<br />
den „stolzen Arbeiter“ komplett verloren<br />
haben. Es ist erkennbar, dass wir<br />
noch eine ganze Menge Menschen in<br />
der Belegschaft haben, die sich mit<br />
ihrem Unternehmen identifizieren. Das<br />
aber gleichzeitig auch nach Außen zu<br />
kommunizieren ist heute nicht mehr so<br />
on vogue wie es früher mal war. Da war<br />
die Mehrheit stolz auf das was sie getan<br />
hat, heute ist es <strong>zum</strong>indest in der Wahrnehmung<br />
die Minderheit.<br />
Schuchardt-Müller: Kritisch ist es<br />
immer dann, wenn vor meiner Haustür<br />
etwas Störendes passiert. Viele sehen<br />
vor dem Hintergrund, dass die Globalisierung<br />
die Menschen zusammenwachsen<br />
lässt, keine Einflussmöglichkeiten<br />
mehr für sich selbst. Der<br />
Bürger entwickelt vor seinem eigenen<br />
Grundstück Phantasie und Macht und<br />
versucht sich dadurch einzubringen.<br />
Lück: Werden Nachbarschaftskonflikte<br />
zu gesellschaftlicher Bedeutung überhöht?<br />
Wäckers: Vielleicht sind die Themen<br />
heute eher auf marktwirtschaftlichen<br />
und monetären Gebieten, insbesondere<br />
wenn es um das Thema Besitzstandwahrung<br />
geht. Aber es ist völlig egal wo<br />
sie liegen – wenn ich in einen ehrlichen<br />
Standortdiskurs treten will, muss ich<br />
mich im ersten Schritt vergewissern wo<br />
der Schuh drückt. Hier stellt sich natürlich<br />
die zentrale Frage: Was muss man<br />
tun, damit jemand zuhört? Zuhören<br />
wird man mir, wenn ich dem Gegenüber<br />
signalisiere, dass ich an seinen<br />
Sorgen und Themen interessiert bin.<br />
Im Übrigen gibt es Kulturen, die eine<br />
Nachbarschaftskommunikation wie bei<br />
uns nicht kennen.<br />
Schuchardt-Müller: Dialoge und<br />
Kommunikation müssen an kulturellen<br />
Rezeptoren ansetzen, dass man sich<br />
fragt, wie etwas wahrgenommen wird,<br />
wie bestimmte Trends eingeschätzt<br />
werden. Aber die Deutschen, <strong>zum</strong>indest<br />
artikulationsfähige Gruppen, sind<br />
ein sehr grundsätzliches, Theorie lastiges<br />
Volk. Was ja durchaus auch Chancen<br />
eröffnet. Man sollte erst beobachten,<br />
wo die gesellschaftspolitische<br />
Ordnung der meisten Menschen liegt<br />
bevor man den wichtigen zweiten<br />
Schritt geht wie „Transparenz schaffen“<br />
oder „Kommunikation suchen“.<br />
Lück: Macht das Verbandsklagerecht<br />
des Europäischen Gerichtshofs den<br />
Dialog zwischen Bürgern und Institutionen<br />
schwieriger?<br />
Wäckers: Das Potenzial ist natürlich da,<br />
dass genau solche Dinge in Zukunft eher<br />
eintreten und dass auch das Individualinteresse<br />
vor Ort durch Institutionen instrumentalisiert<br />
wird um einen anderen<br />
Aspekt dahinter auch noch mit zu verfolgen.<br />
<strong>Die</strong> Gefahr sehe ich zwar, aber da<br />
sollte man die Zukunft abwarten.<br />
Claus: Ein Mitglied des Vorstandes von<br />
Zukunft durch Industrie antwortete auf<br />
die Frage, ob die Klage etwas in der Industrie<br />
verändere, dass ihm dies völlig<br />
egal sei. Klagen habe es schon immer<br />
gegeben, daran sei nichts Schlimmes.<br />
Aber wenn die Entscheidung gefallen<br />
ist, dann muss damit auch Planungssicherheit<br />
gegeben sein.<br />
Wäckers: Wir müssen im Diskurs und<br />
in den ersten Schritten anders reagieren.<br />
Wenn man sich Projekte anschaut,<br />
die lange Zeit umkämpft werden, dann<br />
muss man sich wieder besinnen, um<br />
den Prozess, der da stattgefunden hat,<br />
möglichst unemotional anzuschauen.<br />
Einen Prozess auf beiden Seiten fair<br />
durchzuhalten ist das schwierigste<br />
überhaupt, wenn man jahrelang für<br />
eine Sache kämpft und beide Seiten<br />
denken, sie haben Recht. Wenn man<br />
dann alleine gelassen wird, und keine<br />
Hilfe von Externen bekommt, dann<br />
bauschen die Emotionen hoch und<br />
man bekommt einen Scherbenhaufen,<br />
der zusätzlich noch gekehrt werden<br />
muss.<br />
Von links: Joachim Lück, Uwe Wäckers, Dr. Frank Claus und Dr. Wilgart Schuchardt-Müller im Gespräch.<br />
Lück: Zum Thema „Umgehen mit der<br />
Industriepolitik“: Steht ihrer Meinung<br />
nach die Bundesrepublik für einen<br />
Strategiewechsel?<br />
Schuchardt-Müller: Ich gehe davon<br />
aus, dass es eine systemische Umorientierung<br />
geben muss. Betrieb, Wirtschaft<br />
und Bürger müssen stärker miteinander<br />
im Gespräch sein.<br />
Lück: Wie kann die Wirtschaft, das<br />
Ministerium dazu beitragen? Jeweils<br />
Dr. Frank Claus und Dr. Wilgart<br />
Schuchardt-Müller<br />
aus der Sicht des anderen Vertreters?<br />
Schuchardt-Müller: Angesichts der<br />
Kollateralschäden würde ich mir wünschen,<br />
dass Unternehmen erkennen,<br />
dass ihnen eine intelligente Unternehmensplanung<br />
hilft. Auch hinsichtlich<br />
von Produkten, Standortsicherungen,<br />
der Akzeptanz der Bevölkerung, der<br />
Identität ihrer Beschäftigten und auch<br />
der Familien der Beschäftigten. <strong>Die</strong><br />
eigentliche Ressource muss vom Unternehmen<br />
kommen. Man muss Unternehmen<br />
davon überzeugen, dass sie<br />
Geld in die Hand nehmen.<br />
Lück: Das heißt also, dass es Defizite<br />
gibt?<br />
Schuchardt-Müller: Absolut.<br />
Wäckers: Das kann ich nur bestätigen.<br />
Gäbe es keine Defizite, hätten wir den<br />
Prozess schon hinter uns. Wenn ich den<br />
Spieß nun umdrehe würde ich mir vom<br />
Wirtschaftsministerium wünschen<br />
noch mehr auch in der Öffentlichkeit<br />
wirtschaftliche Zusammenhänge zu erläutern.<br />
Immer dann, wenn es Sinn<br />
macht, auf den einzelnen Ebenen die<br />
„Sendung mit der Maus“-Rolle zu übernehmen.<br />
Wir müssen nach außen viele<br />
Dinge wieder erklären. Wir als Verband<br />
müssen das genauso als auch die Unternehmen.<br />
Das einfachste Thema ist die<br />
Bedeutung von Gewinn und Umsatz.<br />
Wir müssen den Menschen verstärkt<br />
klar machen, dass Unternehmen Gewinne<br />
machen müssen und das dies<br />
nichts verwerfliches ist. Ohne ein ge-<br />
„Was muss man<br />
tun, damit jemand<br />
zuhört?“<br />
sundes Geschäftsergebnis ist Beschäftigung<br />
und Produktion nicht zu halten<br />
und fallen am Ende auch wichtige Steuergelder<br />
für die Kommunen weg.<br />
Claus: Das Verantwortungsgefühl bei<br />
verschiedenen politischen Beteiligten<br />
ist mittlerweile vorhanden: Gesetzgeber,<br />
Parlamente und Politiker erlauben<br />
es sich nicht mehr, Bürgerbeteiligungen<br />
kleiner zu machen. Das beste Beispiel<br />
hierfür ist momentan das Problem<br />
„Netzaufbau“. Hier kommt niemand<br />
auf die Idee eine Bürgerbeteiligung zu<br />
beschneiden. Das wäre vor zehn Jahren<br />
anders gewesen.<br />
Schuchardt-Müller: Man braucht<br />
überparteiliche Grundsatzentscheidungen<br />
für <strong>große</strong> Infrastrukturvorhaben,<br />
die einen Zukunftskonsens schaffen,<br />
wie <strong>zum</strong> Beispiel der Ausstieg aus der<br />
Atompolitik oder der Umgang mit den<br />
abgeschalteten Kraftwerken oder möglichen<br />
Blackouts.<br />
Lück: Haben wir eine Akzeptanzkrise<br />
oder bilden wir sie uns nur ein?<br />
Schuchardt-Müller: Wir haben eine<br />
artikulierte, sehr stark von den Medien<br />
präsentierte Akzeptanzkrise.<br />
Wäckers: Ich glaube nicht, dass es eine<br />
Akzeptanzkrise ist, wobei das Wort<br />
„Krise“ erst einmal definiert werden<br />
muss. Sicher müssen wir an dem<br />
Thema Akzeptanz arbeiten. Ein Defizitzustand<br />
bedeutet aber nicht direkt, dass<br />
es eine Krise ist.<br />
Claus: Eine Krise besteht dann, wenn<br />
die wichtigsten Instrumente nicht mehr<br />
helfen und „nichts tun“ die Situation<br />
verschlimmert. Unter diesen beiden<br />
Gesichtspunkten würde ich sagen: Wir<br />
haben eine Akzeptanz-Krise.<br />
Lück: Danke für das Gespräch.<br />
Joachim Lück und Uwe Wäckers
SEITE 4 Samstag, 02.07.2011<br />
PORTRAITS TEIL<br />
Jürgen Anton<br />
Menschen haben unterschiedliche<br />
Hintergründe und Interessen. Das ist<br />
allgemein bekannt. Sie zu einem produktiven<br />
Miteinander zusammenzubringen,<br />
das ist eine Herausforderung,<br />
an der Jürgen Anton <strong>große</strong> Freude hat.<br />
Und das gerne bei gesellschaftspolitischen<br />
Themen. Der besondere Reiz für<br />
den Geografen besteht darin, die Teilnehmenden<br />
an einen Tisch zu bringen<br />
und mit ihnen gemeinsame Lösungen<br />
zu erarbeiten. Dabei „dürfen“ sie sogar<br />
Spaß haben, bei allem gebotenen<br />
Ernst. Denn eine mothodisch unterstützte<br />
gute Atmosphäre trägt schließlich<br />
zur Qualität der Ergebnisse bei.<br />
Inhalte nach vorne zu bringen ist sein<br />
Ziel. Jürgens Herz schlägt für die vielfältigen<br />
Facetten einer nachhaltigen<br />
Entwicklung. Daran wird er gemeinsam<br />
mit IKU auch in Zukunft festhalten.<br />
Bianca Bendisch<br />
Dass das „Wie“ genauso wichtig ist wie<br />
das „Was“, hat Bianca Bendisch schon<br />
früh im Planungsstudium gelernt: die<br />
eigenen guten Ideen in der Projektarbeit<br />
finden andere gar nicht so toll. Bis<br />
spät in die Nacht wird dann ohne Ergebnis<br />
diskutiert. Das Entdecken von<br />
kreativen Moderationsmethoden war<br />
da ein echtes „Aha-Erlebnis“. Ein Vortrag<br />
von Frank Claus an der Uni bestätigte<br />
sie: Dialogarbeit möchte sie beruflich<br />
machen. Geht das überhaupt?<br />
Ja, allerdings! Seit elf Jahren ist Bianca<br />
nun schon bei IKU und findet ihre Arbeit<br />
immer noch spannend. Jede Aufgabe<br />
fordert sie neu heraus. Ein besonderer<br />
Meilenstein war für sie der<br />
NanoDialog, den sie im Bundesumweltministerium<br />
fast drei Jahre begleitet<br />
hat. „In der Ruhe liegt die Kraft“ findet<br />
Bianca und tankt beim Bergwandern in<br />
der Natur wieder Energie für neue<br />
Herausforderungen.<br />
1<br />
Sabrina Bernstein Frank Claus<br />
Wenn man als Studentin finanziell über<br />
die Runden kommen möchte, sucht<br />
man sich am besten einen Job. Das machen<br />
die meisten. Einen Job, der darüber<br />
hinaus auch die Inhalte des<br />
Studiums aufreift, finden nicht alle Studenten.<br />
Sabrina Bernstein schon. Ihr<br />
Lebensmotto „Alles hat seine Zeit“ hat<br />
sich im Zusammenhang mit IKU vor<br />
drei Jahren bewahrheitet. Seitdem unterstützt<br />
die angehende Raumplanerin<br />
die Dialoggestalter als studentische<br />
Hilfskraft bei der Veranstaltungsplanung.<br />
Zwar sieht sie von einer beruflichen<br />
Zukunft als Moderatorin ab, von<br />
der Arbeitsweise bei IKU profitiert sie<br />
dennoch: Sabrina fühlt sich auf den<br />
Umgang mit Menschen vorbereitet. Das<br />
kann auch Raumplanern im Städtebau<br />
nicht schaden. Dort sieht sie sich nach<br />
dem Studium, wenn wieder eine neue<br />
Zeit für sie beginnen wird.<br />
Marcus Bloser<br />
„Der Kopf ist rund, damit das Denken<br />
die Richtung wechseln kann.“ In 20 gemeinsamen<br />
Jahren mit IKU stellt Marcus<br />
Bloser immer wieder fest, dass über<br />
einen Wechsel der Perspektiven wieder<br />
Bewegung in scheinbar festgefahrenen<br />
Situationen erzeugt werden kann. Und<br />
wie wichtig für eine Verständigung der<br />
direkte Dialog, gutes Zuhören und Vertrauen<br />
sind. Unterschiedliche Interessen<br />
miteinander zu vereinbaren und<br />
nachhaltige Dialoge zu führen funktioniert<br />
eigentlich genauso, wie auch in<br />
privaten Beziehungen, findet Marcus:<br />
vor allem durch gegenseitige Wertschätzung.<br />
Kommunikation war dem<br />
Raumplaner schon im Studium ein<br />
wichtiger Schlüssel zur Lösung fachlicher<br />
Probleme. Auch heute beschäftigt<br />
er sich damit, Risiken und Chancen im<br />
Dialog zu thematisieren und über<br />
Transparenz eine Basis für eine gemeinsame<br />
Problemlösung zu schaffen.<br />
Nicht immer eine leichte Aufgabe, hält<br />
Marcus dennoch an diesem Ziel fest.<br />
Und zwar gemeinsam mit IKU – gerne<br />
auch die nächsten 20 Jahre.<br />
<strong>Die</strong> Highlights 1998–2011<br />
Projekte<br />
1998<br />
• Privatisierung und Nachverdichtung<br />
der Siedlung Zollverein X in Essen im<br />
Auftrag der Viterra AG<br />
2001<br />
• Planungswerkstatt für landschaftsplanerischen<br />
Ideenwettbewerb zur<br />
Umgestaltung der Haldenlandschaft<br />
in Recklinghausen Herten<br />
2003<br />
• Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung<br />
bei der Bewertung und Sanierung<br />
der größten Bewohnten Altlast<br />
in Deutschland: Osnabrück-Wüste<br />
2005<br />
• Konzept und Umsetzung des ersten<br />
Bürgerhaushalts in Deutschland:<br />
Berlin Lichtenberg<br />
2006<br />
• Start des Dialogs zu Chancen und<br />
Risiken von Nanomaterialien im Auf-<br />
Ein Highlight 2007 – Konzept und Moderation der Tagung „Wer hat Angst vorm bösen Wolf“.<br />
trag der Bundesregierung über eine<br />
Fachtagung<br />
2007<br />
• Konzept und Moderation der Tagung:<br />
„Wer hat Angst vorm bösen<br />
Wolf “ für das Bundesumweltministerium<br />
• Planspiel zur Kommunikation bei<br />
radialogischen Ereignissen in kerntechnischen<br />
Anlagen für das Bundesinstitut<br />
für Strahlenschutz<br />
2008<br />
• Beginn eines Stakeholder-Dialogs zu<br />
Nanomaterialien im Auftrag der BASF<br />
• Großgruppenveranstaltung zur Optimierung<br />
des Zeit- und Projektmanagements<br />
bei der Entwicklung neuer<br />
Medikamente für Boehringer Ingelheim<br />
2009<br />
• Umsiedlung von Anwohnern für die<br />
Erweiterung eines Kraftwerkstandorts<br />
der MARK E in Werdohl<br />
• Start der Führungskräfteklausuren<br />
zu Strategischen Ausrichtung der<br />
SEWAG<br />
2010<br />
• Strategieworkshop zur Zukunft des<br />
Fairen Handels<br />
• Start des Palmölforums Deutschland<br />
2011<br />
• Bürgerversammlung zur Umsiedlung<br />
eines Asylheimes für Flüchtlingskinder<br />
in Dortmund<br />
• Bürgerforum 2011 unter der Schirmherrschaft<br />
des Bundespräsidenten<br />
Wulff im Auftrag der Bertelsmann<br />
Stiftung<br />
15 Mitarbeiter haben die unterschiedlichsten<br />
Verbindungen zu IKU. Frank<br />
Claus hat eine ganz besondere: er hat<br />
angefangen. <strong>Die</strong> Frage, warum ein Doktor<br />
der Chemie ein Kommunikationsunternehmen<br />
gründet, beantwortet er<br />
mit einem Satz: „Ich wollte, dass die<br />
Leute mehr miteinander reden.“ Gesagt,<br />
getan: ein Forschungsauftrag an<br />
der Uni Dortmund ebnete den Weg zu<br />
20 Jahren IKU. 20 Jahre, die Frank<br />
nachhaltig verändert haben. Da, wo er<br />
früher Standpunkte anprangerte um<br />
danach doch nur einen Punkt zu setzen,<br />
will er heute Lösungen finden.<br />
Mittlerweile hat sich sein Aufgabenfeld<br />
von Moderationen zu Beratungen verschoben,<br />
worüber er sehr glücklich ist.<br />
Denn das wollte Frank schon mit 35.<br />
Allerdings wollte da niemand von ihm<br />
beraten werden. Jetzt hat er nicht nur<br />
die nötige Lebenserfahrung, sondern<br />
auch die hilfreiche Gelassenheit um<br />
Menschen dialogisch zu verbinden.<br />
Wie man das macht weiß er auch, weil<br />
er auf Henry Ford gehört hat: Ein Geheimnis<br />
des Erfolgs ist es, den Standpunkt<br />
des anderen zu verstehen.<br />
Betriebsausflüge<br />
2007<br />
• Chillen im Naturfreibad am Sandstrand<br />
in Mülheim<br />
2008<br />
• Westernreiten im Bergischen Land<br />
2009<br />
• Klettern „From Tree to Tree“ im<br />
Revierpark Wischlingen<br />
2010<br />
• Höhle und Hammer: Kriechen in der<br />
Kluterhöhle mit anschließendem<br />
Schmiedekurs in Ennepetal
Samstag, 02.07.2011 SEITE 5<br />
IKU 2025 – wie sieht’s aus in 14 Jahren?<br />
Der (nicht ganz) ernst gemeinte Blick in die Kristallkugel<br />
n 2011 feierte das Institut<br />
für Kommunikation und<br />
Umweltplanung (IKU) in<br />
Dortmund sein 20jähriges<br />
Bestehen: Ein tolles Fest<br />
mit vielen Gästen, darunter<br />
Kunden und Freunde<br />
aus Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. Wer<br />
konnte damals ahnen,<br />
dass die folgenden Jahre<br />
mit zu den turbulentesten<br />
der bisherigen Firmengeschichte<br />
zählen sollten?<br />
Heute – im Jahr 2025 – ist<br />
kaum noch etwas so wie es<br />
einmal war.<br />
Zündstoff Energie<br />
hätte ich es wissen<br />
müssen“, sagt Firmen-<br />
„Eigentlich<br />
gründer Dr. Frank Claus<br />
am Rande der Feiern zu seinem 70sten<br />
Geburtstag. „<strong>Die</strong> Diskussion um den<br />
Atomausstieg damals 2011 – da waren<br />
die Konflikte ja vorprogrammiert und<br />
die ersten Anfragen zur Dialoggestaltung<br />
mit den unterschiedlichen Beteiligten<br />
kamen relativ schnell. Besonders<br />
die Stromkonzerne waren auf die Politik<br />
nicht gut zu sprechen und die Bürgerinnen<br />
und Bürger wollten zwar<br />
gerne erneuerbare Energien nutzen,<br />
aber bitteschön keine Windkrafträder<br />
vor ihrer Haustür. <strong>Die</strong> strittige Kabelsituation<br />
und die Endlagerfrage sorgten<br />
für weiteren Zündstoff.“ Claus selbst<br />
hatte sich eigentlich 2020 mit 65 Jahren<br />
aus der aktiven Arbeit zurückziehen<br />
wollen, hängte aber noch zwei weitere<br />
Jahre dran bis das letzte AKW vom<br />
Netz gegangen war. Heute ist er im Ruhestand,<br />
aber „seinem“ Unternehmen<br />
nach wie vor ein wichtiger Ratgeber geblieben.<br />
IKU konnte in diesen bewegten<br />
Jahren seinen Ruf als Mediator und<br />
Dialoggestalter festigen, denn die angewandten<br />
Methoden erlangten bald<br />
nationale und europaweite Aufmerksamkeit.<br />
Planspiel und Zukunftskonferenz,<br />
Word-Café und Open Space<br />
waren in Konfliktsituationen längst<br />
keine Fremdworte mehr.<br />
Abgefahrene<br />
Methoden<br />
<strong>Die</strong> Energiewende war fast so etwas<br />
wie eine Initialzündung für die Beraterriege<br />
um Frank Claus und Marcus Bloser.<br />
<strong>Die</strong> Dialogprozesse durchgängig transparent<br />
zu halten erwies sich als keine<br />
leichte Aufgabe. Mal gab es Gruppen,<br />
die sich nicht ausreichend berücksichtigt<br />
fanden in ihrem Anliegen, mal<br />
brüskierte die Politik mit Ideen rund<br />
um Kohlekraftwerke, mal wurden diffuse<br />
Ängste geschürt, Deutschland<br />
könne in Dunkelheit und Kälte erstarren.<br />
IKU war in diesen Jahren ständig<br />
in einem kreativen Prozess begriffen,<br />
musste sich mehrfach neu erfinden und<br />
den aktuellen Herausforderungen<br />
spontan aber professionell begegnen.<br />
Heute – 2025 – im dritten Jahr ohne<br />
Atomstrom, haben sich die Prozesse<br />
etabliert, werden maßvolle Kostensteigerungen<br />
im Energiebereich – wenn<br />
auch zähneknirschend – so doch als<br />
unumgänglich akzeptiert, sind Lösungen<br />
für das Kabelproblem in Sicht und<br />
wird nach wie vor um die Endlagerung<br />
der Brennelemente gestritten. Frank<br />
Claus, dem es stets besonders wichtig<br />
war, sich von niemandem vereinnahmen<br />
zu lassen, ist sich aber sicher, dass<br />
die noch anstehenden Aufgaben in den<br />
nächsten Jahren konstruktiv gelöst werden<br />
können.<br />
Der Bürger hat<br />
das Wort<br />
Auch wenn die Energiedebatte einen<br />
Schwerpunkt der IKU Aktivitäten in<br />
den vergangenen 14 Jahren darstellte,<br />
so arbeitet das inzwischen auf über 20<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angewachsene<br />
Team doch nach wie vor<br />
mehrdimensional. Dabei ist es dem gesamten<br />
IKU-Team wichtig, immer wieder<br />
neue Prioritäten zu setzen, für<br />
welche Projekte und Ziele gearbeitet<br />
wird. Denn selbst die Politik hatte –<br />
spätestens nach Stuttgart21 – erkannt,<br />
dass einer allgemeinen Verdrossenheit<br />
nur vorzubeugen sei, wenn man in Konfliktsituationen<br />
darauf achtete, alle Betroffenen<br />
ins Boot zu holen. Menschen<br />
ließen sich nicht mehr einfach abspeisen.<br />
Einen durchschlagenden Erfolg hatte<br />
IKU im Jubiläumsjahr mit der Initiative<br />
Bürgerforum 2011 erzielt. Das Projekt,<br />
vom damaligen Bundespräsidenten<br />
Christian Wulff ins Leben gerufen, fand<br />
bundesweite Anerkennung. Unter dem<br />
Motto „Zukunft braucht Zusammenhalt“<br />
moderierte IKU den Prozess.<br />
Unter dem Strich waren es 10.000 Menschen,<br />
die sich an einem bundesweiten<br />
virtuellen Voting beteiligten und sechs<br />
Kernpunkte benannten, die dem Bundespräsidenten<br />
am Tag der Demokratie<br />
überreicht wurden. Daraus entwickelte<br />
sich in den kommenden Jahren eine<br />
völlig neue Kultur der Bürgerbeteiligung.<br />
Von Kiel bis München waren Bürgerforen<br />
an der Tagesordnung. <strong>Die</strong> Konkurrenz<br />
schlief zwar nicht schaute aber<br />
doch argwöhnisch auf die Dortmunder<br />
Aktivitäten. 2023 eröffnete IKU Partner-<br />
Büros in Berlin, Hamburg, Köln und<br />
Brüssel.<br />
Multikulti<br />
wird gelebt<br />
<strong>Die</strong> inhaltlichen und methodischen<br />
Herausforderungen, denen sich IKU in<br />
den letzten 14 Jahren stellen musste,<br />
fanden auch ihren Niederschlag in in-<br />
ternen Strukturveränderungen. Da<br />
das Unternehmen seinen Kundenkreis<br />
entsprechend vergrößern konnte,<br />
mussten neue Module und Arbeitstechniken<br />
entwickelt werden. Es wurden<br />
jetzt zusätzlich IT-Spezialisten<br />
eingestellt, denn die Kommunikation<br />
fand zunehmend via Internet statt,<br />
Video- und Skype-Konferenzen gehörten<br />
bald <strong>zum</strong> Tagesgeschäft. Bei Einstellungen<br />
von neuen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern achteten die<br />
Verantwortlichen auf Muttersprachler<br />
aus der EU und berücksichtigten Bewerber<br />
mit Migrationshintergrund,<br />
um der Internationalisierung Rechnung<br />
zu tragen. Der Begriff der interkulturellen<br />
Kompetenz erhielt<br />
innerhalb des Unternehmens einen<br />
ganz neuen Stellenwert. <strong>Die</strong>s hatte<br />
eine Aktualisierung des Firmenleitbildes<br />
zur Folge – ebenfalls ein intensiver<br />
aber sehr fruchtbarer Dialogprozess.<br />
Und nicht zuletzt zeigt auch der letzte<br />
Betriebsausflug nach China, dass internationale<br />
Beziehungen bei der IKU<br />
auch gelebt werden.<br />
work life balance<br />
Da IKU inzwischen virtuell immer<br />
häufiger in verschiedenen Zeitzonen<br />
unterwegs ist, haben sich nicht nur<br />
Arbeitsabläufe sondern auch Arbeitszeiten<br />
und -orte geändert. Flexibilität<br />
ist innerhalb des Teams eine Selbstverständlichkeit.<br />
Manche Mitarbeiter verfügen<br />
über Heimarbeitsplätze, um so<br />
auch zu ungewöhnlichen Zeiten an virtuellen<br />
Konferenzen teilnehmen zu<br />
können. <strong>Die</strong>s erleichtert berufstätigen<br />
Eltern die Vereinbarkeit von Familienund<br />
Arbeitszeiten ungemein und steigert<br />
die Zufriedenheit. Für diejenigen,<br />
die lieber ins Büro gehen, wurden Ruheräume<br />
mit Massagebänken und ein<br />
Betriebskindergarten eingerichtet.<br />
Mussten die IKU Moderatoren früher<br />
häufig zu ihren Kunden fahren, so hat<br />
sich durch das virtuelle Büro die Zahl<br />
der <strong>Die</strong>nstreisen nahezu halbiert, und<br />
wenn sie dennoch unumgänglich sind,<br />
wird – je nach Entfernung – ein Elektroauto<br />
oder das car sharing Angebot<br />
genutzt. In jedem Fall ist jeder IKU<br />
Mitarbeiter verpflichtet, seine zusätzlichen<br />
CO 2 Emissionen auszugleichen.<br />
War 2011 – nicht zuletzt durch den<br />
Beschluss, aus der Atomenergie auszusteigen<br />
– ein Jahr der Umbrüche und<br />
Neuorientierungen, so wird auch 2025<br />
durch die bevorstehende Bundestagswahl<br />
neue Impulse setzen, denn die<br />
politische Großwetterlage ist für ein<br />
Unternehmen wie IKU ein wichtiger<br />
Kompass. <strong>Die</strong> erste Bundestagswahl<br />
nach der Energiewende fand 2013 statt<br />
und führte damals zu einem drasti-<br />
schen Politikwechsel. <strong>Die</strong> Grünen<br />
waren schon länger im Aufwind und<br />
aus allen Landtagswahlen als Sieger<br />
hervorgegangen. Zum Wahlkampf<br />
2013 zauberten sie plötzlich mit<br />
Joschka Fischer ihren Joker aus dem<br />
Hut. Allerdings ist davon auszugehen,<br />
dass der mittlerweile 77-jährige eine<br />
vierte Legislaturperiode als Kanzler in<br />
diesem Jahr wohl nicht mehr anstreben<br />
wird.<br />
Über Mühlheim, Wischlingen und Ennepetal nach China – IKU und der jährliche<br />
Betriebsausflug.
SEITE 6 Samstag, 02.07.2011<br />
PORTRAITS TEIL<br />
Simon Dames<br />
Auf die Frage, worauf es im Leben ankommt,<br />
antwortete der MTV-Fernsehmoderator<br />
Markus Kavka: „Man sollte<br />
immer sein Ding durchziehen und<br />
nach allen Kräften versuchen, kein<br />
Arschloch zu werden.“ So sieht Simon<br />
Dames das auch. In einem ausschließlich<br />
auf Profit orientiertem Unternehmen<br />
zu arbeiten ist seiner Ansicht nach<br />
nicht erfüllend – bei IKU muss er das<br />
auch nicht wirklich tun. Bereits als studentische<br />
Aushilfskraft stellte er fest,<br />
dass IKU praktisch das umsetzt, was er<br />
im Studium theoretisch lernt: dialogorientierte<br />
Kommunikation ist gut. Abgesehen<br />
von dieser erfreulichen Übereinkunft<br />
wollte er, wie auch IKU, an gesellschaftspolitischen<br />
Themen arbeiten.<br />
Das hat geklappt: Heute ist er Projektassistent<br />
in Sachen „Allianz pro Industrie<br />
und Nachhaltigkeit“. Sein Ziel ist<br />
nicht nur ein erfolgreicher Projektabschluss,<br />
sondern darüber hinaus auch<br />
das, was alle Dialoggestalter bei IKU<br />
wollen: durch Verständigung Menschen<br />
verbinden.<br />
1. Zukunftsentwurf, Wunschbild<br />
Dimitrij Frank<br />
2. Einer Sache Zustimmung erteilen, Einwilligung<br />
3. symbolische Sitzordnung einer Konferenz zur<br />
Bewältigung von Krisen<br />
4. Interessenvertreter<br />
5. Geltenlassen fremder Überzeugung, Handlungsweisen<br />
und Sitten<br />
6. <strong>Die</strong> Bereitschaft etwas anzunehmen, Anerkennung<br />
7. Das, was aus einem Ereignis oder einer Handlung<br />
resultiert<br />
8. Alle Kontakte, die man um sich herum aufgebaut hat,<br />
werden symbolisch als solches bezeichnet<br />
Backups erstellen, html-Seiten programmieren,<br />
technische Lösungen finden<br />
– für viele sind all dies Dinge, die<br />
in dem berühmten Buch mit sieben Siegeln<br />
stehen. Trotzdem gehören sie zu<br />
denjenigen Aufgaben, die auch bei den<br />
Dialoggestaltern auf der Tagesordnung<br />
stehen. Bei IKU ist es Dimitrij Frank,<br />
der sich um den IT-Bereich kümmert.<br />
<strong>Die</strong> nötigen Eigenschaften um sich mit<br />
der Technik auseinanderzusetzen,<br />
nämlich Geduld und Ordnungsliebe,<br />
bringt er mit. Im Oktober letzten Jahres<br />
reagierte der Informatik-Student auf<br />
die Stellenausschreibung <strong>zum</strong> technischen<br />
Assistenten. Seitdem sitzt er mit<br />
im Boot. Abgesehen von einem ausgeprägten<br />
Interesse für IT-Technik und<br />
seinem Ziel, Wissen im Web-Bereich zu<br />
erweitern, freut sich Dimitrij über die<br />
Zusammenarbeit mit den IKU-Mitarbeitern.<br />
Denn Beziehungen zu verschiedenen<br />
Menschen aufzubauen, ist<br />
dem gebürtigen Kasachstaner wichtig.<br />
Und wo sollte das besser funktionieren,<br />
als in einem Unternehmen, dass sich<br />
„Dialoggestaltung“ auf die Fahne geschrieben<br />
hat?<br />
9. geführte Rede zwischen zwei oder mehreren Personen<br />
10. Auskunft, Nachricht, Auklärung<br />
11. einen gegensätzlichen Standpunkt vertretende<br />
Gruppe<br />
12. die Umgebung in der wir leben<br />
13. sich auf längere Zeit stark auswirkend; beeinflussend<br />
14. Methode, um <strong>große</strong> Planungs- und Entscheidungsgruppen<br />
von bis zu 1.000 Teilnehmern in einem<br />
Versammlungsraum zu steuern<br />
2<br />
Annette Gawol<br />
Als Annette Gawol den Bewerbungsfragebogen<br />
für die Stelle als Sekretärin bei<br />
IKU nur halb ausfüllte, dachte sie, „das<br />
Ding ist gelaufen“. Ganz nach ihrem<br />
Motto „Es kommt wie es kommt“. Und<br />
so kam es auch: <strong>Die</strong>ter Gremler war der<br />
Meinung, dass sie von den 50 Bewerbern<br />
am meisten überzeugt hatte und<br />
stellte sie ein. Das war vor 17 Jahren.<br />
Wenn man sie heute nach ihrem Ziel<br />
fragt, ist die Antwort klar und deutlich:<br />
nie wieder den Job wechseln. Ein<br />
selbstverantwortlicher Arbeitsablauf in<br />
einem angenehmen Betriebsklima trägt<br />
das Übrige dazu bei. Deshalb kann sie<br />
sich auch gut vorstellen, bei IKU alt zu<br />
werden. Den Bewerbungsbogen würde<br />
sie heute wahrscheinlich wieder nur<br />
halb ausfüllen. Denn ihrem Motto<br />
bleibt sie treu. Und warum sollte es<br />
nicht auch noch einmal genauso kommen?<br />
Andreas Kleinsteuber<br />
Mediensprecher von Greenpeace, Fraktionsreferent<br />
für die Grünen im Bundestag<br />
oder Bereichsleiter bei B.A.U.M.<br />
e.V: Andreas Kleinsteuber verbucht einige<br />
berufliche Stationen in seinem Lebenslauf.<br />
Bei den meisten ging es ihm<br />
darum, mutige umweltpolitische Lösungen<br />
durch Kooperationen und Kommunikationskampagnenvoranzubringen.<br />
Auch heute ist sein erklärtes Ziel:<br />
Runter von einseitigen Debatten, hin zu<br />
Transparenz und Sachlickeit, Kompromisse<br />
schließen, Kräfte bündeln, Kooperationen<br />
bilden, gemeinsam etwas<br />
auf die Beine stellen. Besonders gut gelungen<br />
ist Andreas das zuletzt beim<br />
Entwickeln des BürgerForums für die<br />
Bertelsmann Stiftung. Dort landen die<br />
besten Argumente auf dem Tisch. Und<br />
zwar deshalb, weil Menschen mit unterschiedlichen<br />
Standpunkten beginnen<br />
miteinander zu reden, anstatt ihre Meinung<br />
auf sich beruhen lassen. Genauso<br />
muss es laufen, findet der Volkswirt.<br />
Gute Veränderungsprozesse leben von<br />
Beteiligung. Und wenn es mal richtig<br />
komplex wird in Sachen Kommunikationsstrategien<br />
lautet Andreas Credo: im<br />
Zweifel Bottum up.<br />
Joachim Lück<br />
Was Joachim Lück noch vor zwei Jahren<br />
über Höchstspannungsleitungen<br />
wusste, lässt sich mit zwei Worten gut<br />
beschreiben: gar nichts. Das hat sich<br />
jetzt geändert, und zwar durch ein Projekt<br />
mit einem Übertragungsnetzbetreiber.<br />
Den Selbstlernprozess durch die<br />
vielfältigen Themen bei IKU schätzt<br />
Joachim. Genauso wie die unterschiedlichen<br />
Blickwinkel der Mitarbeiter auf<br />
ein Thema. Für selbstverschuldete Beschränkung<br />
durch festgefahrene Denkschachteln<br />
hat er allerdings wenig<br />
übrig. Deshalb hilft er seinen Auftraggebern<br />
aus ihren Gewissheiten auszubrechen.<br />
Am liebsten bei Projekten,<br />
die – ganzheitlich angelegt – sich auf<br />
viele Ebenen erstrecken. Wenn daraus<br />
eine komplette Kultur-Veränderung resultiert,<br />
um so besser. Denn erst dann<br />
sind Menschen durch interne Dialoge<br />
überzeugt und sein Motto hat sich einmal<br />
mehr bewahrheitet: Wo kämen wir<br />
denn da hin, wenn alle sagen würden,<br />
wo kämen wir denn da hin und keiner<br />
probiert es aus….<br />
?<br />
Silbenrätsel<br />
RÄTSEL<br />
Es sind 14 IKU-typische Begriffe der<br />
genannten Bedeutungen zu bilden. Der<br />
jeweils erste Buchstabe jeden Begriffs<br />
bildet das Lösungswort, von oben nach<br />
unten gelesen.<br />
A – AK – DE – DER – DER- DI – EIN – ER – FOR – GE – GEB – GEN – GROß –<br />
GRUP – HAL – HOL – IN – LE – LOG – MA – MO – NACH – NETZ – NIS –<br />
NIS – ON – ON – ON – PAR – PEN – RA – RANZ – RUN – STAKE – STÄND –<br />
SI – TANZ – TEI – TI – TI – TISCH – TIG – TO – UM – VER – VI – WELT –<br />
WERK – ZEP
Samstag, 02.07.2011 SEITE 7<br />
LESERBRIEFE<br />
20 Jahre IKU – eine<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Liebes IKU-Team,<br />
es freut mich ganz besonders, Ihnen<br />
heute zu 20 Jahren IKU gratulieren zu<br />
können. Das IKU-Team hat seit der<br />
Gründung im Jahr 1991 einen ausgezeichneten<br />
Ruf: als Moderator/-innen,<br />
Berater/-innen, Konfliktlöser/-innen,<br />
Kommunikationsexpert/-innen, Vermittler/-innen<br />
oder Streitschlichter/innen<br />
– ein beachtliches Leistungsspektrum.<br />
Das Vorurteil „Sie können<br />
von allem ein bisschen, aber nichts<br />
richtig“ trifft auf IKU gar nicht zu –<br />
ganz im Gegenteil: Sie können alles<br />
richtig gut! Und daher bedeuten 20<br />
Jahre IKU für mich: 20 Jahre Dialog,<br />
20 Jahre Kompetenz, 20 Jahre Vertrauen.<br />
20 Jahre Dialog<br />
„IKU – <strong>Die</strong> Dialoggestalter“ nennen Sie<br />
sich. Ein außerordentlich passender<br />
Name, denn Sie machen einen Dialog<br />
oft erst möglich. Mit dem professionellen,<br />
unabhängigen und überparteilichen<br />
Blick von außen gewährleisten Sie<br />
transparente Prozesse, bringen Men-<br />
schen und Organisationen miteinander<br />
ins Gespräch und sind (Ver-)Mittler.<br />
20 Jahre Kompetenz<br />
Gestalten, beraten, Konflikte lösen –<br />
diese Schlagworte haben Sie sich auf<br />
die Fahnen geschrieben. Und diese<br />
Fahnen halten Sie seit nunmehr 20 Jahren<br />
außerordentlich hoch. <strong>Die</strong> Themen<br />
haben sich im Laufe der Jahre verändert,<br />
aber die Kompetenz und der Sachverstand<br />
von IKU sind unverändert<br />
hoch. Ein besonders erfolgreiches Projekt<br />
sind für mich die Kundenforen der<br />
DSW21, die Sie bereits seit 1999 moderieren<br />
und in denen Kunden mit ihren<br />
Ideen und Anregungen zu Wort kommen<br />
– und gehört werden.<br />
20 Jahre Vertrauen<br />
IKU bringen seit 20 Jahren Kunden aus<br />
Politik, Verwaltung, Industrie und Handel<br />
<strong>große</strong>s Vertrauen entgegen. Auch<br />
die Stadt Dortmund hat schon mehrfach<br />
von Ihrer Kompetenz profitiert:<br />
Bereits zu meiner Zeit als Planungsdezernent<br />
und natürlich auch noch heute<br />
als Oberbürgermeister schätze ich IKU<br />
als Berater und Coaches zu den Themen<br />
Führung und Zusammenarbeit.<br />
In diesem Sinne hoffe ich auch in Zukunft<br />
auf eine gute und produktive<br />
Zusammenarbeit, gratuliere zu 20 Jahren<br />
erfolgreicher Arbeit und wünsche<br />
Ihnen, dass Sie mindestens noch 20<br />
weitere Jahre so erfolgreich sind!<br />
Ullrich Sierau,<br />
Oberbürgermeister Stadt Dortmund<br />
Mal anders machen!<br />
Sicherlich kenne ich IKU über zehn<br />
Jahre. Über diese Jahre hinweg hat sich<br />
das, was ich mit der Umsetzung auch<br />
komplexer Ideen in verständliche Methoden<br />
und Resultate verbinde, mit<br />
IKU erfüllen lassen. <strong>Die</strong> Momente der<br />
Überraschung von mir als Auftraggeber<br />
haben dabei immer wieder Freude gemacht<br />
und die Verlässlichkeit gestei-<br />
Höhen und Tiefen<br />
20 Jahre IKU – 10 Jahre CP/COM-<br />
PARTNER und IKU. Eine Partnerschaft<br />
mit Höhen und Tiefen, mit Zeiten intensiver<br />
und sporadischer Zusammenarbeit.<br />
Kennengelernt haben wir uns in<br />
einer U-Bahn-Linie der Rheinbahn<br />
(Beteiligungsverfahren der Werhahn-<br />
Linie). Und Bahn sind wir dann ziemlich<br />
viel gefahren (Stadtwerke Bonn,<br />
Mobilitätskonferenz etc.), zwischendurch<br />
aber auch mal mit dem Binnenschiff<br />
(NRW-Hafenkonferenz). Später<br />
hatten wir keine Angst vor dem bösen<br />
Wolf (BMU-Tagung) und vor <strong>große</strong>n<br />
gert, die IKU als Auftragnehmer bietet.<br />
Ich profitiere davon auch persönlich<br />
und wechsle gern die Perspektive und<br />
die Methode. Der Erfolg auch dabei<br />
zeigt, wie gut ein Auftrag ausgeführt<br />
werden kann. Glückwunsch!<br />
Michael Marwede, Entwicklungsbezogene<br />
Bildungsarbeit/Servicestelle<br />
Kommunen in der Einen Welt<br />
gefräßigen Wohnungsunternehmen<br />
(Viterra). So konnten wir beobachten,<br />
wie im Laufe der Zeit aus dem Moderationsbüro<br />
ein Dialoggestalter, aus<br />
den Moderationspins wurden Sprechblasen,<br />
mal mit mehr, mal mit weniger<br />
Wirkung. Aber immer am Puls der<br />
Zeit, und der schlägt zurzeit ganz heftig<br />
für den Dialog. Denn nur wer<br />
spricht, der kann verstanden werden<br />
und dem kann geholfen werden. Und<br />
das könnt ihr.<br />
Jochen Plückelmann,<br />
CP/COMPARTNER<br />
20 Jahre IKU – alles Gute!<br />
Liebes IKU Team,<br />
an Eurem 10. Geburtstag durfte ich als<br />
Student der Umweltwissenschaften im<br />
Rahmen meines Praktikums bei IKU<br />
teilnehmen, damals noch im Alten<br />
Bahnhof in Huckarde. Zum 15. Firmenjubiläum<br />
hatte ich Euch soeben nach<br />
über 4 Jahren Mitarbeit für eine neue<br />
Stelle in Berlin den Rücken zugekehrt.<br />
Und nun <strong>zum</strong> 20. kann ich Euch ganz<br />
herzlich gratulieren und freue mich,<br />
im Rahmen des NABU-Dialogforums<br />
„Klima- und Ressourcenschutz im Gebäudebestand“<br />
immer noch mit IKU<br />
zusammenarbeiten zu dürfen. Wenn<br />
auch mittlerweile nicht mehr als Moderator<br />
und Berater, sondern als Auftraggeber.<br />
Bei meinem IKU-Einstieg hatte mich<br />
vor allem das klassische Spannungsfeld<br />
von Planung, strategischer Kommunikation<br />
und Bürgerbeteiligung interessiert<br />
– ob bei Prozessen der Stadtentwicklung,<br />
der Zukunftskonferenz <strong>zum</strong><br />
ÖPNV in Düsseldorf, über die ich meine<br />
Diplomarbeit geschrieben habe, oder<br />
bei diversen Umweltkonflikten. Doch<br />
schnell musste ich mich auch mit der<br />
Risikowahrnehmung von Anwohnern<br />
forensischer Kliniken auseinander set-<br />
Viel gelernt<br />
Liebes IKU-Team,<br />
durch eine Krisensituation begann vor<br />
elf Jahren unsere Zusammenarbeit. In<br />
einem Jahrzehnt haben wir Sie als Dialoggestalter<br />
kennen und schätzen gelernt.<br />
So konnten wir, im Pfalzklinikum<br />
viel von Ihnen lernen, wenn es um den<br />
Umgang in brenzligen Situationen geht.<br />
Mittlerweile sind Sie Teil unserer tria-<br />
zen oder mit den Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
in der Waschmittelbranche<br />
vertraut machen. <strong>Die</strong>se Themenvielfalt<br />
war ehrlich gesagt für einen jungen Uni-<br />
Absolventen ohne <strong>große</strong> Berufserfahrung<br />
eine ziemliche Herausforderung.<br />
Trotzdem fand ich es spannend, dass<br />
wir in wechselnden Projektteams bei<br />
IKU immer wieder neue Dialogkonzepte<br />
und Prozesse entwickelt haben,<br />
ohne nach Schema F zu arbeiten. Auch<br />
wenn sich die internen Diskussionen<br />
um eine stärker „standardisierte“ und<br />
besser vermarktbare Produktpalette<br />
oder <strong>zum</strong>indest eine verständliche Abgrenzung<br />
und „Kategorisierung“ der<br />
IKU-<strong>Die</strong>nstleistungen all die Jahre<br />
durchgezogen haben und schließlich<br />
mit dem neuen Firmenauftritt „<strong>Die</strong> Dialoggestalter“<br />
aus meiner Sicht in ein<br />
überzeugendes (Zwischen-)Ergebnis<br />
gemündet sind.<br />
Unvergessen fand ich persönlich unsere<br />
Teamfortbildung in Sachen Improtheater<br />
mit Emscherblut in Dortmund. Bei<br />
IKU habe ich jede Menge Handwerkszeug<br />
für meine weitere berufliche Laufbahn<br />
mitgenommmen. Ich war immer<br />
enttäuscht, wenn wir uns als IKU nach<br />
erfolgreichen Interventionen in Form<br />
von Interessenanalysen, Kooperations-<br />
logischen Kommunikation geworden<br />
und Sie haben uns befähigt, selbst in<br />
umfangreiche Dialoge mit allen Anspruchsgruppen<br />
zu treten. Herzlich<br />
gratuliere ich Ihnen <strong>zum</strong> 20-jährigen<br />
Firmenbestehen und wünsche Ihnen<br />
auch für die weiteren Jahre viel Erfolg!<br />
Paul Blomke, Pfalzklinikum<br />
für Psychatrie und Neurologie<br />
© Macmaniac/Fotolia<br />
gesprächen oder Dialogveranstaltungen<br />
wieder zurückziehen mussten. Seitdem<br />
ich nun für den NABU-Bundesverband<br />
selbst die politischen Prozesse bei uns<br />
im Hause mitverantworte, kann ich<br />
nachvollziehen, wie schwierig es ist,<br />
neue Impulse aus der IKU-Arbeit in die<br />
etablierten Strukturen zu integrieren<br />
und im alltäglichen Arbeitsprogramm<br />
umzusetzen. Aber wir würden IKU ja<br />
nicht engagieren, wenn wir uns nicht<br />
selbst auch fordern wollten: Umweltschutz<br />
anders zu denken und intelligente<br />
Lösungen gemeinsam mit<br />
Partnern aus Politik, Wirtschaft und<br />
Gesellschaft voranzubringen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich dem IKU-<br />
Team viel Erfolg für die weitere Arbeit!<br />
Und hört nicht auf, die richtigen und<br />
häufig unbequemen Fragen zu stellen.<br />
Es ist nicht Euer Verdienst, gute Sitzungen<br />
und Veranstaltungen zu organisieren,<br />
sondern alle Beteiligten darauf zu<br />
eichen, warum sie sich überhaupt treffen<br />
und miteinander unterhalten. Und<br />
was wir mit den Ergebnissen eigentlich<br />
anfangen und erreichen wollen. <strong>Die</strong>se<br />
Art des iku-Denkens hat mich persönlich<br />
sehr geprägt!<br />
Carsten Wachholz,<br />
Naturschutzbund Deutschland<br />
Gut, dass es<br />
IKU gibt!<br />
Als das „i“ von IKU noch für „Institut“<br />
stand, lernten wir uns kennen: überwiegend<br />
technische und rechtliche<br />
Kompetenz rangen in diesem „Institut“<br />
mit ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit<br />
um die Frage, wie der Nachbar am gefälligsten<br />
die vorgeschriebenen Informationen<br />
nach Störfallrecht dargeboten<br />
bekäme. Eine immer wieder spannende<br />
Frage. Und immer wieder neu. Und vor<br />
allem immer notwendiger.<br />
In einer Gesellschaft, die sich von Expertenmeinungen<br />
jedweder Fachrichtung<br />
leiten lassen kann, die Wohlstand<br />
und Wohlergehen fast als ein einklagbares<br />
Recht ansieht, in der es leichter ist<br />
Verbündete gegen etwas zu finden als<br />
für etwas, stellen viele fest, dass etwas<br />
fehlt: Lass uns mal darüber sprechen!<br />
„Zuhören ist mehr als hören!“ war mal<br />
eine Werbekampagne betitelt. Und wo<br />
diese Fähigkeit nicht mehr besteht, bedarf<br />
es eines Dialoggestalters: Zuhören<br />
– verstehen – Wege suchen und<br />
beschreiten!<br />
Gut, dass es IKU gibt! Es gibt noch<br />
viele, sicherlich immer wieder neue<br />
Dialoge zu gestalten! <strong>Die</strong> Gegenwart<br />
gibt euch Recht! <strong>Die</strong> Zukunft wird’s zeigen!<br />
Weiter so!<br />
Jürgen Bosüner,<br />
Bayer Schering Pharma AG
SEITE 8 Samstag, 02.07.2011<br />
PROJEKTBERICHTE<br />
Auswertungsworkshops ThyssenKrupp Steel<br />
Workshops zur Auswertung der Mitarbeiterbefragung im Bereich<br />
der Technischen Ausbildung von Thyssen Krupp Steel<br />
n Der Bereich Technische<br />
Ausbildung der Thyssen<br />
Steel AG hat 2010 <strong>zum</strong><br />
zweiten Mal eine Befragung<br />
der Führungskräfte<br />
und Auszubildenden über<br />
einen externen <strong>Die</strong>nstleister<br />
durchführen lassen.<br />
Bei der ersten Befragung wurden<br />
Auswertungsworkshops zu den Ergebnissen<br />
mit den Auszubildenden intern<br />
mit eigenem Personal durchgeführt.<br />
Ziel war die Generierung von Vorschlägen<br />
und Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Zufriedenheit der Auszubildenden<br />
mit ihrer Ausbildung.<br />
Für die Befragung von 2010 liegen<br />
die anonymisierten Ergebnisse vor.<br />
<strong>Die</strong> Gespräche zur Entwicklung von<br />
Verbesserungsvorschlägen sollen über<br />
einen externen Moderator konzipiert,<br />
moderiert und dokumentiert werden.<br />
Mit dieser Aufgabe sind wir beauftragt<br />
worden.<br />
Zielsetzung<br />
Mit dem Auswertungsprozess zu den<br />
Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung<br />
Beratung Amprion und<br />
Verbändevereinbarung<br />
für den Netzausbau<br />
n Großer Bedarf in<br />
Deutschland an Höchstspannungsleitungen<br />
Dortmund. Der Ausbau von Energieleitungsnetzen<br />
ist ein wesentlicher<br />
Grundpfeiler für die künftige Stromversorgung.<br />
Neue (konventionelle) Kraftwerke<br />
müssen angeschlossen und in<br />
wachsendem Umfang erneuerbare<br />
Energien in das Stromnetz eingespeist<br />
werden. IKU berät einen der <strong>große</strong>n<br />
Übertragungsnetzbetreiber: <strong>Die</strong> Amprion<br />
GmbH, mit Sitz in Dortmund,<br />
betreibt rund 11.000 Kilometer Höchstspannungsleitungen.<br />
Auf 3.600 Kilometer schätzt die<br />
Deutsche Energie-Agentur „dena“ den<br />
Bedarf an neuen Höchstspannungsleitungen<br />
in ganz Deutschland. Vier Trassen<br />
sind per Gesetz als Pilotvorhaben<br />
ausgewählt worden. Sie sind nicht nur<br />
essentiell, um den Süden Deutschlands<br />
mit Strom aus norddeutscher (Offshore-)Windenergie<br />
zu versorgen, sie<br />
dienen auch als Testfeld für Erdkabel<br />
auf Teilabschnitten. Auf der 380-Kilovolt-Ebene,<br />
auf der bisher quasi ausschließlich<br />
Freileitungen gebaut werden,<br />
betreten die Netzbetreiber hiermit<br />
Neuland.<br />
Anhand eines dieser Pilotvorhaben<br />
nach dem Energieleitungsausbaugesetz<br />
(EnLAG), der Trasse von <strong>Die</strong>le nach<br />
Wesel (Niederrhein), haben wir ein<br />
Kommunikationskonzept entwickelt,<br />
das auch für andere Amprion-Projekte<br />
Leitlinien enthält. Ziel ist es, die technische<br />
Planung und die Genehmigungs-<br />
IKU berät den <strong>große</strong>n Übertragungsnetzbetreiber<br />
Amprion.<br />
verfahren optimal mit der Projektkommunikation<br />
zu verzahnen. Denn je<br />
näher Leitungsprojekte an Siedlungen<br />
heranreichen, desto wahrscheinlicher<br />
sind Akzeptanzprobleme und Widerstände<br />
von Betroffenen. Denn je näher<br />
Leitungsprojekte an Siedlungen heranreichen,<br />
desto wahrscheinlicher sind<br />
Akzeptanzprobleme und Widerstände<br />
von Betroffenen.<br />
Amprion sucht daher bei Leitungsbauprojekten<br />
aktiv den Kontakt zu Eigentümern,<br />
Stakeholdern und nicht<br />
organisierten Bürger/innen. Unser<br />
Konzept enthält dafür strategische Leitlinien,<br />
Kernbotschaften und einen<br />
„Werkzeugkoffer“ für die Maßnahmenebene.<br />
Gute Erfahrungen haben die<br />
Projektmanager insbesondere mit unseren<br />
Veranstaltungen nach dem Muster<br />
von „Info-Märkten“ gemacht. Das<br />
Format ermöglicht den Gästen sowohl<br />
einen Überblick über Planungen, rechtliche<br />
Aspekte, Umweltwirkungen und<br />
Technik, als auch im direkten Gespräche<br />
Detailinformationen zu bekommen<br />
und Meinungen zu äußern. Im Einzelfall<br />
beraten wir Amprion bei der Konfliktlösung<br />
vor Ort.<br />
verbindet ThyssenKrupp Steel für den<br />
Bereich Technische Ausbildung in<br />
Duisburg folgende Ziele:<br />
• Klärung der Hintergründe und Ursa-<br />
chen der Befragungsergebnisse im<br />
Dialog mit den Ausbildungsleitern,<br />
Ausbildern und Auszubildenden,<br />
• Ideenentwicklung zur Verbesserung<br />
der in der Befragung identifizierten<br />
Handlungsbereiche und<br />
• Schaffung von Transparenz über die<br />
Gestaltungsmöglichkeiten und -spielräume<br />
für Verbesserungen.<br />
Das Konzept folgt in seiner Philosophie<br />
einem Top-Down-Ansatz<br />
Erste Ideen für Verbesserungen werden<br />
von den Führungskräften in einem<br />
moderierten Workshop entwickelt und<br />
dann sukzessiv mit den Ausbildern und<br />
Forum für<br />
nachhaltiges Palmöl<br />
n Initiative für nachhaltiges<br />
Palmöl in Deutschland,<br />
Österreich und der<br />
Schweiz<br />
Palmöl ist das weltweit bedeutendste<br />
Pflanzenfett. Es ist besonders gesund<br />
und ergiebig und steckt unter anderem<br />
in Teigwaren, Fertigsuppen, Margarine<br />
und Kerzen. Den <strong>große</strong>n Potenzialen<br />
stehen jedoch schwerwiegende ökologische<br />
und soziale Probleme in den<br />
Produktionsländern gegenüber: Nichtregierungsorganisationen<br />
berichten<br />
wie Palmölplantagen tropische Wälder<br />
und Torfmoore verdrängen. In Indonesien<br />
sind damit die letzten Lebensräume<br />
von Orang-Utans bedroht. Auch<br />
Menschen sind betroffen. <strong>Die</strong>s belegen<br />
Berichte über Landvertreibungen von<br />
Kleinbauern und gesundheitsschädigende<br />
Arbeitsbedingungen auf den<br />
Großplantagen.<br />
Im Sommer 2010 moderierte IKU<br />
den Stakeholder-Dialog der REWE<br />
Group. Mit Vertretern aus Industrie,<br />
Politik, Umwelt- und Entwicklungszusammenarbeit<br />
wurden Anforderungen<br />
an nachhaltig produziertes Palmöl entwickelt<br />
und Möglichkeiten zur Umstellung<br />
der Produkte der REWE Group<br />
diskutiert.<br />
Das Fazit dieses Tages:<br />
Es braucht ein langfristiges Engagement<br />
der wichtigsten Akteure der<br />
Palmölindustrie. <strong>Die</strong>se wiederum müssen<br />
von kompetenten Experten aus<br />
dem Umwelt- und Sozialbereich beraten<br />
werden.<br />
Konsequenzen<br />
Henkel, REWE Group und Unilever<br />
ziehen daraus nun die Konsequenz: Zusammen<br />
mit dem WWF Deutschland<br />
und der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ)<br />
Bundesaußenminister a. D. Joschka Fischer beim Stakeholder-Dialog.<br />
den Vertrauenspersonen der Azubis an<br />
den Standorten in Duisburg, Dortmund<br />
und Kreuztal diskutiert, ergänzt<br />
und weiter konkretisiert.<br />
<strong>Die</strong> über diesen Weg identifizierten<br />
Verbesserungspotenziale werden von<br />
uns nach jeder Einheit und abschließend<br />
zusammenfassend dokumentiert<br />
und der Führungsebene zur Verfügung<br />
gestellt. <strong>Die</strong>s dient als Grundlage für die<br />
Entscheidung über die Realisierung der<br />
Ideen und Vorschläge. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />
dieses Entscheidungsprozesses werden<br />
mit Begründungen in einem Plenum<br />
aus Führungsebene, Ausbildern und<br />
Auszubildenden zurückgespiegelt.<br />
entsteht gerade ein Forum für nachhaltiges<br />
Palmöl. In Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz werden alle<br />
Akteure aus der Konsumgüterindustrie<br />
sowie der Umwelt – und Entwicklungszusammenarbeit<br />
eingeladen am Forum<br />
teilzunehmen.<br />
IKU stellt die Geschäftsstelle des Forums<br />
für nachhaltiges Palmöl. Wir ermöglichen<br />
dabei den Austausch aller<br />
Beteiligten auf Augenhöhe und begleiten<br />
das Forum zunächst bis zu seiner<br />
Gründung im Herbst 2011.<br />
Welche Ziele hat das<br />
Forum für nachhaltiges<br />
Palmöl?<br />
• konkrete Anforderungen an<br />
nachhaltiges Palmöl entwickeln<br />
• in der Umstellung auf nachhaltiges<br />
Palmöl gegenseitig beraten<br />
• den Anteil nachhaltigen Palmöls<br />
bei Konsumgütern in<br />
Deutschland, Österreich und<br />
Schweiz deutlich steigern<br />
Globale Anteile der Pflanzenöle
Samstag, 02.07.2011 SEITE 9<br />
Information, Kommunikation und Kooperation zur<br />
Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS)<br />
n Breiter Dialog als notwendiges<br />
Element<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung sieht in<br />
einem breiten Dialog- und Beteiligungsprozess<br />
ein notwendiges<br />
Element zur Umsetzung der DAS<br />
und benennt in dem Kabinettsbericht<br />
von 2009 erste Akteure bzw. Zielgruppen,<br />
die bei der Gestaltung dieses Prozesses<br />
zu berücksichtigen sind (Länder,<br />
Kommunen, kommunale Spitzenverbände<br />
sowie Umwelt- und Wirtschaftsverbände).<br />
In der DAS werden auch<br />
erste Ideen für mögliche Methoden des<br />
Dialog- und Beteiligungsprozesses erwähnt<br />
(Stakeholder-Dialoge, Fachgespräche,<br />
Fachkonferenzen, Online-<br />
Konsultationen).<br />
In dem in 2009 abgeschlossenen Forschungsvorhaben<br />
„Aufbau eines zentralen<br />
Informations-, Kommunikations-<br />
und Kooperationssystems für die<br />
DAS“ wurden von IKU in Kooperation<br />
mit dem Wuppertal Institut für Klima,<br />
Umwelt und Energie GmbH und dem<br />
Internetdienstleister tetraeder.com<br />
erste Konzeptideen und Instrumente<br />
für eine Tagungs- und online-basierte<br />
Einbeziehung von Stakeholdern in den<br />
Erarbeitungsprozess des Aktionsplans<br />
zur DAS erarbeitet.<br />
<strong>Die</strong>se zielen darauf ab<br />
• allgemeinverständliche Informationen<br />
zu Zielen und Anforderungen an<br />
die Kommunikation zur DAS bereit<br />
zu stellen und zu vermitteln,<br />
• Möglichkeiten für eine stärkere interaktive<br />
Nutzung des vorhandenen<br />
Online-Angebots auf anpassung.net<br />
bereit zu stellen,<br />
• Bottom-up und Top-down Ansätze<br />
Handlungsanpassungen zur Anpassung an den Klimawandel sind in Deutschland im Vergleich <strong>zum</strong> Klimaschutz in<br />
Politik und Wirtschaft nicht präsent genug.<br />
für eine Aktivierung und Beteiligung<br />
von Stakeholdern am Aktionsplan<br />
Anpassung zu entwickeln und umzusetzen.<br />
Eine von IKU im Rahmen des genannten<br />
Projektes durchgeführte Interessenanalyse<br />
bei Stakeholdern in 2009<br />
hat gezeigt, dass die Handlungsanforderungen<br />
zur Anpassung an den<br />
Klimawandel in Deutschland – im Vergleich<br />
<strong>zum</strong> Klimaschutz – in Politik<br />
und Wirtschaft noch wenig präsent<br />
sind. Es gibt allerdings einige Handlungsfelder,<br />
in denen Akteure bereits<br />
aktiv sind und eigene Strategien und<br />
Maßnahmen entwickeln: <strong>zum</strong> Beispiel<br />
Hochwasserschutz, Versicherungsund<br />
Finanzwirtschaft oder Forst- und<br />
Landwirtschaft. Im Ergebnis entstehen<br />
erste regionale, vorwiegend sektorale<br />
Netzwerke und Strukturen für Anpas-<br />
sungsstrategien an den Klimawandel<br />
(<strong>zum</strong> Beispiel auch im Rahmen der<br />
KLIMZUG oder Moro-Projekte). <strong>Die</strong><br />
Ergebnisse der Interessenanalyse sind<br />
in der Climate Change Reihe des Umweltbundesamtes<br />
2010 veröffentlicht<br />
worden.<br />
Untersuchung anderer Politikfelder<br />
auf deren Übertragbarkeit<br />
Aufbauend auf den Ergebnissen des<br />
Vorgängerprojekts wurden im Rahmen<br />
des aktuellen Projekts UBA (Auftraggeber<br />
Umweltbundesamt) IKK DAS (Aufbau<br />
eines zentralen Informations-,<br />
Kommunikations- und Kooperationssystems<br />
für die Deutsche Anpassungsstrategie)<br />
plus gemeinsam mit Torsten<br />
Grothmann und Dr. Fitz Reusswig vom<br />
Potsdam Institut für Klimafolgenforschung<br />
und teraeder.com interaktive<br />
Profit meets Non-Profit<br />
n IKU-Dialog stellt Stakeholder-Kooperationen<br />
auf<br />
den Prüfstand<br />
Greenwashing oder Nachhaltigkeitsnutzen?<br />
Unbestritten ist, dass Aktivitäten zur<br />
nachhaltigen Entwicklung und Corporate<br />
Responsibility vielfältige Ansatzpunkte<br />
für die Zusammenarbeit von<br />
Unternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen<br />
bieten. Doch Außenstehende<br />
stellen immer wieder die Frage<br />
nach „Greenwashing oder Nachhaltigkeitsnutzen?“<br />
Antworten gaben 20 Vertreter<br />
von Unternehmen und Nicht-<br />
Regierungsorganisationen beim IKU-<br />
Dialog „Profit meets Non-Profit“ am<br />
9. November 2010. Im Mittelpunkt<br />
waren die Themen „Kooperationsmodelle<br />
und -regeln“ sowie „Finanzierung<br />
und Transparenz“. (Un)Glaubwürdigkeit,<br />
(Un)Abhängigkeit und Erfolgsbilanzierung<br />
– das sind wichtige Grenzsteine<br />
zwischen Greenwashing und<br />
Nachhaltigkeitsnutzen.<br />
Was ist für eine erfolgreiche<br />
Kooperation nötig?<br />
Jede Kooperation braucht eine gemeinsame<br />
Win-Win-Strategie. Wer<br />
stattdessen den eigenen Nutzen in den<br />
Mittelpunkt stellt, geht ein hohes Risiko<br />
des Scheiterns ein. Eine kontinuierliche<br />
Reflexion der gemeinsamen<br />
Interessen gehört folglich zu jeder Kooperation.<br />
Mut und Transparenz werden<br />
belohnt: Rollen und Zwänge der<br />
Partner werden verstanden, Grenzen<br />
der Zusammenarbeit (an)erkannt und<br />
gemeinsame Interessen umgesetzt.<br />
Eine wichtige Basis legt die persönliche<br />
Komponente. Dabei geht es nicht um<br />
Freundschaften, denn beide Seiten verfolgen<br />
ihre Geschäftsinteressen. Und<br />
zu Geschäftsbeziehungen gehören Regeln:<br />
Respekt haben, statt alte Feindbilder<br />
bedienen. Professionelle Distanz<br />
bewahren, statt Kumpanei aufbauen.<br />
Und der Inhalt? Kooperationen sind<br />
im Kerngeschäft der Unternehmen zu<br />
verankern, statt sie als Add-On-Projekt<br />
des Marketings zu missbrauchen. Nur<br />
so lassen sich Produkte, <strong>Die</strong>nstleistun-<br />
gen und Geschäftsprozesse nachhaltig<br />
verändern. Nötig ist daher das Verankern<br />
in den Fachabteilungen.<br />
Wie kann sich die Zivilgesellschaft<br />
vor Käuflichkeit schützen?<br />
Je transparenter, desto besser. <strong>Die</strong>s<br />
betrifft Regeln der Zusammenarbeit,<br />
Finanzierungsfragen und die Arbeit in<br />
gemeinsam gegründeten Organisationen.<br />
Kooperationen stellen Anforderungen<br />
gleichermaßen an Unternehmen<br />
und Nicht-Regierungsorganisationen.<br />
Wer den Mittelfluss vom<br />
Unternehmen <strong>zum</strong> Verein nicht offenlegt,<br />
riskiert das höchste Gut von<br />
Nicht-Regierungsorganisationen: ihre<br />
Glaubwürdigkeit. Ein Ansatz ist die<br />
Weiterentwicklung der eigenen Organisation.<br />
Beispielsweise durch die institutionelle<br />
Trennung des Kerngeschäfts<br />
„watch-dog“ vom neuen<br />
Geschäftsmodell „Beratung von Profit-Unternehmen“.<br />
Auch lassen sich<br />
durch eine zwischengeschaltete Instanz,<br />
<strong>zum</strong> Beispiel eine Stiftung, Abhängigkeiten<br />
vermeiden.<br />
Online-Angebote <strong>zum</strong> Thema Klimawandel<br />
und Anpassung sowie Methoden<br />
und Strategien zur Einbeziehung<br />
von Stakeholdern im Rahmen von Dialogprozessen<br />
in anderen Politikfeldern<br />
hinsichtlich deren Übertragbar- und<br />
Anwendbarkeit auf die DAS untersucht<br />
und ausgewertet.<br />
<strong>Die</strong> Erkenntnisse wurden in Thesen<br />
zur Ausgestaltung der Information, Kooperation<br />
und Kommunikation zur<br />
DAS überführt und in einem Experten-<br />
Delphi im Frühjahr 2010 zur Diskussion<br />
gestellt.<br />
Vor diesem Hintergrund werden aktuell<br />
die Ergebnisse des Experten-Delphis<br />
in Form konzeptioneller Vorschläge<br />
zur Weiterführung der Information,<br />
Kommunikation und Kooperation zur<br />
DAS weiterentwickelt. <strong>Die</strong>se Vorschläge<br />
sind als Grundlage für ein Kommunika-<br />
Verhaltenskodizes oder Richtlinien<br />
für die Zusammenarbeit und Finanzierung<br />
durch Dritte schaffen weitere<br />
Transparenz nach außen und Orientierung<br />
nach innen: Wo liegen<br />
die Grenzen der Finanzierung<br />
durch Unternehmen?<br />
Wie wird die<br />
eigene Unabhängigkeit<br />
gesichert? Wo fangen<br />
Abhängigkeiten an?<br />
Wann ist eine Kooperation<br />
oder<br />
Spende abzuleh-<br />
© iQoncept/Fotolia<br />
tionskonzept zu verstehen, welches im<br />
weiteren Verlauf des Vorhabens dynamisch<br />
neuen Erkenntnissen und Entwicklungen<br />
angepasst und so laufend<br />
fortgeschrieben wird<br />
Von unseren bisherigen Vorschlägen<br />
zur Umsetzung eines bottom-up geführten<br />
Ansatzes sind mittlerweile in<br />
einem weiteren Forschungsvorhaben<br />
des UBA (Vernetzung von Anpassungswissen)<br />
die Vorbereitung von<br />
Marktplätzen/Kooperationsbörsen zur<br />
Initiierung von Eigeninitiative zur Anpassung<br />
an den Klimawandel außerhalb<br />
eines regulatorischen Rahmens<br />
beauftragt worden und werden 2011<br />
durchgeführt.<br />
Weitere Informationen zur Anpassung<br />
an den Klimawandel in Deutschland<br />
finden Sie auf den Seiten des<br />
Kompetenzzentrums Klimafolgen und<br />
Anpassung unter www.anpassung.net.<br />
IKU erarbeitet gemeinsam mit Kooperationspartner<br />
Konzeptideen und<br />
Strategien für die Einbeziehung mit<br />
Stakeholdern.<br />
nen? Beispielhafte Ansätze geben<br />
Transparency Deutschland oder<br />
Greenpeace.
SEITE 10 Samstag, 02.07.2011<br />
BürgerForum Deutschland:<br />
Zukunft braucht Zusammenhalt<br />
BürgerForum 2011 – Bundespräsident startete neues Projekt zur Bürgerbeteiligung<br />
n 10.000 Bundesbürger<br />
diskutierten gemeinsam<br />
über die Gestaltung eines<br />
gesellschaftlichen Zusammenlebens.<br />
Bundespräsident Christian Wulff hat<br />
das neuartige Modellprojekt initiiert,<br />
um die Bürger an der politischen Meinungsbildung<br />
zu beteiligen. Insgesamt<br />
10.000 Bundesbürger in 25 Städten<br />
und Kreisen diskutierten bis Mai 2011<br />
gemeinsam und erarbeiteten ein Bürgerprogramm,<br />
wie das Zusammenleben<br />
bei wachsender Vielfalt der Gesellschaft<br />
gestaltet werden soll.<br />
Clustermanagement<br />
Umwelttechnologien.NRW<br />
<strong>Die</strong> Landesregierung NRW hat 16<br />
Landescluster eingerichtet, um die Kooperation<br />
zwischen Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Intermediären zu<br />
verbessern. Wertschöpfungsketten sollen<br />
hierdurch gestärkt werden und<br />
neue Partnerschaften sollen entstehen.<br />
Einen wichtigen Schritt beim weiteren<br />
Ausbau der Umweltwirtschaft stellt<br />
das Cluster Umwelttechnologien.NRW<br />
dar, das seit 2009 im Auftrag der Landesregierung<br />
unter Federführung des<br />
Umweltministerium arbeitet. Umwelttechnologien<br />
haben sich den letzten<br />
Jahre zu einer globalen Industrie mit<br />
beeindruckenden Wachstumszahlen<br />
entwickelt. Innerhalb Deutschland hat<br />
NRW den gemessen am Umsatz stärksten<br />
Umwelttechniksektor.<br />
Zielsetzung<br />
Zentrale Ziele des Clusters sind das<br />
Schaffen einer Branchenidentität, das<br />
Vorantreiben der Internationalisierung<br />
der Branche und das Stärken der<br />
Innovationsfähigkeit über die Identifizierung<br />
und Entwicklung neuer Ideen<br />
bis zur Marktreife. Zentrale Aufgabe<br />
des Clusters ist das Vernetzen der Akteure<br />
entlang der Wertschöpfungskette.<br />
<strong>Die</strong>s umfasst nicht nur die<br />
Vernetzung der Akteure in der Wirtschaft,<br />
sondern auch und gerade zwischen<br />
Wirtschaft, Forschung und<br />
Finanzgebern.<br />
Bisherige Bürgerforen<br />
Projektpartner des Bundespräsidenten<br />
waren die Bertelsmann Stiftung<br />
und die Heinz Nixdorf Stiftung. Sie hatten<br />
bereits in den Jahren 2008 und 2009<br />
BürgerForen mit jeweils 350 repräsentativ<br />
ausgewählten Bürgern aus dem<br />
gesamten Bundesgebiet zu den Themen<br />
„Soziale Marktwirtschat“ und „Europa“<br />
veranstaltet. Beim BürgerForum 2011<br />
sollten erstmals 10.000 Bundesbürger,<br />
die einen möglichst vielfältigen Querschnitt<br />
der Gesamtbevölkerung in allen<br />
deutschen Regionen abbildeten, die<br />
Möglichkeit bekommen, an dieser neuartigen<br />
Form der Beteiligung mitzuwirken.<br />
Damit war das BürgerForum 2011<br />
das bisher größte Bürgerbeteiligungsprojekt<br />
in Deutschland.<br />
Prozessablauf<br />
Im Frühjahr 2011 wurden dazu in 25<br />
Städten und Kreisen dezentrale lokale<br />
Bürgerforen mit je 400 Teilnehmern organisiert.<br />
In Veranstaltungen vor Ort<br />
Gemeinsam mit Roland Berger Strategy<br />
Conultants, dem international tätigen<br />
Ingenieurbüro Grontmij und<br />
Fraunhofer ISI arbeiten wir mit einer<br />
klaren Aufgaben- und Rollenteilung<br />
produktiv an dem Erreichen der Ziele<br />
des Clustermanagements.<br />
Aufgaben und Rollen<br />
Das Fraunhofer ISI stellt die Brücke<br />
zur Forschung dar und ist für die Identifizierung<br />
neuer Themen mit Marktpotenzial<br />
verantwortlich. Grontmij prüft<br />
die Marktreife neuer Ideen und stellt<br />
die Kontakte zur Wirtschaft her. Roland<br />
Berger betreibt die Steuerung des Clustermanagments<br />
und ist für die Internationalisierung<br />
und Betreuung der<br />
Netzwerke aus Politik und Verbänden<br />
zuständig. Unsere Aufgabe ist die Vernetzung<br />
aller Akteure und die Gewährleistung<br />
einer zielorientierten Information<br />
und Kommunikation. Dazu<br />
haben wir in der Startphase eine Kommunikationskonzept<br />
entwickelt, das<br />
und einer achtwöchigen, online geführten<br />
Diskussion erarbeiteten die Teilnehmer<br />
ihre eigenen Programme. Zum<br />
Abschluss der regionalen Foren wurden<br />
die Entwürfe von allen Teilnehmern gemeinsam<br />
online auf einer Internetplattform<br />
diskutiert und ein gemeinsames<br />
bundesweites Bürgerprogramm verabschiedet.<br />
Bei einer nationalen Abschlussveranstaltung<br />
im Mai 2011 wurde<br />
es schließlich dem Bundespräsidenten<br />
übergeben.<br />
Unter der Überschrift „Zukunft<br />
braucht Zusammenhalt. Vielfalt schafft<br />
Chancen“ war das Thema des Bürger-<br />
Forums 2011 die Frage nach dem Zusammenhalt<br />
in unserer vielfältigen<br />
Gesellschafft. <strong>Die</strong> Teilnehmer waren<br />
dazu eingeladen, in Ausschüssen ihre<br />
Ideen dazu einzubringen, wie eine<br />
zunehmend heterogene Gesellschafft<br />
in Zukunft gestaltet werden kann,<br />
welches verbindende Elemente in unserer<br />
Gesellschafft sind oder wie für<br />
alle akzeptable Gerechtigkeits- und<br />
u. a. folgende Bausteine enthält:<br />
• Etablierung und Durchführung einer<br />
Jahresveranstaltung<br />
• Kontinuierliche Information über die<br />
Arbeit des Clusters über einen Newsletter,<br />
eine Homepage und Jahresberichte<br />
• Moderation von Fachveranstaltungen<br />
und Workshops zu Themen des Innovationsradars<br />
(z. B. Nachhaltige und<br />
Intelligente Gebäude, Effiziente Abwärmenuzung,<br />
Feinstaubreduzierung<br />
über Filter in Kaminöfen, Urban<br />
Mining) und Cross-Cluster Themen<br />
(z. B. Nano meets Water)<br />
Das Clustermanagement Umwelttechnolgien.NRW<br />
ist noch bis Mitte<br />
2012 beauftragt. Für die Nachfolge arbeiten<br />
wir zurzeit an einem Konzept<br />
zur Weiterführung der Aktivitäten.<br />
Weitere Informationen <strong>zum</strong> Clustermanagement<br />
Umwelttechnologien.<br />
NRW gibt es unter:<br />
www.umweltcluster-nrw.de<br />
Zukunft braucht Zusammenhalt – dafür fanden 25 Veranstaltungen gleichzeitig statt.<br />
Umverteilungsmechanismen aussehen<br />
können.<br />
Das System in einem Raum<br />
Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung<br />
machte es IKU möglich, dass alle<br />
25 regionalen Auftakt- und die 25 Abschlussveranstaltungen<br />
zeitgleich stattfinden<br />
konnten. Als „System in einem<br />
Raum“ legten die Bürger ihre inhaltliche<br />
Agenda fest und erarbeiteten<br />
erste Ideen für ihr regionales Bürger-<br />
Programm. Bundespräsident Wulff er-<br />
Europäisches<br />
öffnete per Live-Schaltung alle Auftaktveranstaltungen.<br />
In der Abschlussveranstaltung<br />
diskutierten die Bürger ihr<br />
Programm mit Politikern aus der Region.<br />
IKU hatte für diese Herausforderung<br />
ein Netzwerk von speziell für das<br />
BürgerForum geschulten Moderationsprofis<br />
zusammengestellt. Damit<br />
hat IKU das Moderationsdesign auf<br />
Basis interaktiver Großgruppenmethoden<br />
zu einem neuen Format entwickelt:<br />
dem regionalen BürgerForum<br />
2011.<br />
Planspiel zu REACH<br />
n SPORT schließt mit<br />
Konsens über zwölf workability<br />
issues ab<br />
Auf Initiative des europäischen Chemieverbands<br />
CEFIC wurde im Sommer<br />
2004 eine strategische Partnerschaft mit<br />
der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten<br />
gegründet, um im Rahmen eines<br />
Planspiels die Durchführbarkeit von<br />
REACH (Registrierung, Evaluierung<br />
und Autorisierung von Chemikalien)<br />
praktisch zu testen. SPORT (Strategic<br />
Partnership on Reach Testing) heißt das<br />
in Europa bislang einmalige Vorgehen,<br />
ein politisches Konzept im Vorfeld<br />
durchzuspielen. Als <strong>Die</strong>nstleister für<br />
Konzeption und Durchführung des<br />
Planspiels fungierte eine Arbeitsgemeinschaft<br />
von Consultants aus verschiedenen<br />
europäischen Ländern. <strong>Die</strong> Projektleitung<br />
lag bei Ökopol und IKU. IKU<br />
war insbesondere für die Prozessgestaltung<br />
und -koordination verantwortlich.<br />
Seit Oktober 2003 lag der Entwurf<br />
einer neuen EU-Chemikalienverordnung<br />
auf dem Tisch. Schon ab 2004 testeten<br />
ausgewählte Unternehmen die Praktikabilität<br />
der Neuregelung in einem europaweiten<br />
Planspiel. IKU führte dabei Regie.<br />
Weltweit ist die EU-Verordnung<br />
REACH umstritten. Welche Folgen hätte<br />
REACH für Unternehmen, für Verbraucher<br />
und für die Umwelt? Wie aufwändig<br />
und wie praktikabel sind die Regelungen?<br />
Ist der Aufwand den Unternehmen in<br />
Europa <strong>zum</strong>utbar oder führt er zu gravierenden<br />
Wettbewerbsnachteilen?<br />
SPORT, die strategische Partnerschaft<br />
für einen Test von REACH, hat den Abschlussbericht<br />
am 5. Juli der Öffentlichkeit<br />
vorgelegt. <strong>Die</strong> Ergebnisse sind in die<br />
Arbeiten der strategischen Partner zur<br />
Umsetzung von REACH eingeflossen. <strong>Die</strong><br />
strategischen Partner Chemieindustrie,<br />
EU-Kommission und Mitgliedsstaaten<br />
hatten sich auf Empfehlungen zu folgenden<br />
zwölf Themen der Umsetzbarkeit<br />
(workability issues) geeinigt. Im Konsens.<br />
Der Weg dorthin war nicht einfach<br />
Hunderte von Mitarbeitern aus Unternehmen<br />
und Behörden arbeiten im Zeitraffer<br />
an einer beispielhaften Registrierung<br />
von acht chemischen Substanzen.<br />
BASF, Clariant, Cognis, Dow, Fuji und<br />
weitere Unternehmen bildeten mit der<br />
europäischen Registrierungsbehörde und<br />
Vertretern der Länder insgesamt acht parallel<br />
arbeitende Planspielgruppen. Ihre<br />
Kunden und Mitbewerber waren in vielen<br />
Fällen mit daran beteiligt, Daten, Verwendungsmuster<br />
der Stoffe und Risiken<br />
zusammenzutragen. <strong>Die</strong> Chemikalien<br />
wurden so ausgewählt, dass möglichst<br />
unterschiedliche Fragestellungen der Registrierung<br />
bearbeitet werden können.<br />
Wie es gelang, innerhalb weniger Monate<br />
zu den konsensualen Ergebnissen in<br />
einem umstrittenen Arbeitsfeld zu gelangen,<br />
verrät Ihnen unser Prozessbericht.
Samstag, 02.07.2011 SEITE 11<br />
PORTRAITS TEIL<br />
Klemens Lühr<br />
Ein Psychologiestudium setzt vor allem<br />
eine Eigenschaft voraus: man sollte<br />
neugierig auf Menschen sein. Das trifft<br />
auf Klemens Lühr ohne weiteres zu.<br />
Darüber hinaus war es bereits zu Studienzeiten<br />
sein Ziel, mit gesellschaftlich<br />
aktuellen Themen zu arbeiten. Denn<br />
dass jede Minute 40 Fußballfelder Regenwald<br />
abgeholzt werden, störte Klemens<br />
schon als er noch die Schulbank<br />
drückte. Bei IKU hat er einen Weg gefunden,<br />
seinen Interessen beruflich<br />
nachzugehen. Nach einem Praktikum<br />
gehört Klemens als Trainee mit <strong>zum</strong><br />
Team. Aktives Mitglied bei Greenpeace<br />
ist er zwar nicht mehr ganz so häufig,<br />
trotz allem widmet er sich nach wie vor<br />
dem Umweltschutz, der Demokratie<br />
und den Beweggründen verschiedener<br />
Interessensgruppen. Dass er auch in<br />
Zukunft als Dialoggestalter unterschiedliche<br />
Perspektiven kennenlernen<br />
wird, ist für Klemens nicht nur eine erfreuliche<br />
Herausforderung, sondern<br />
unterstreicht auch sein immer noch<br />
geltendes Lebensmotto: „Bleib’ neugierig<br />
auf das Fremde.“<br />
Katrin Posse<br />
Viele Raucherpausen, der gesunde Umbruch<br />
zur Nichtraucherin und eine unüberschaubare<br />
Anzahl an Kundenforen<br />
sind nicht das Einzige, was sie mit IKU<br />
verbindet: mit dem Unternehmen teilt<br />
Katrin Posse auch einen <strong>große</strong>n Teil der<br />
letzten sieben Jahre ihres Lebens. So erinnert<br />
sie sich an einen Logo-Farbwechsel<br />
von türkis zu orange, an un-<br />
endlich viele Grafiken und Bilder und<br />
vor allem an die Entwicklung von selbst<br />
gebastelten Flipcharts zu professionellen<br />
Powerpoint-Präsentationen. „Dialoge<br />
verbinden“ – IKUs Claim gibt<br />
Katrin recht. Nicht zuletzt aus einem<br />
grundsätzlichen Interesse an Menschen,<br />
und vor allem ihrer Kultur, entstand<br />
ihre Leidenschaft zu Fernreisen.<br />
Durch IKU kann sie dieses Hobby<br />
auszuleben. <strong>Die</strong> „Ich-will-in-den-Urlaub“-Postkarte<br />
hängt deshalb immer<br />
sichtbar in Schreibtischnähe.<br />
Stephanie Markstahler<br />
Als Projektleiterin trifft man Entscheidungen.<br />
Man handelt selbständig und<br />
übernimmt Verantwortung. Stephanie<br />
Marktstahler ist das für ihre Arbeit bei<br />
IKU recht. Denn das Autonomiebedürfnis<br />
der Freiberuflerin war auch<br />
dann noch vorhanden, als sie vor vier<br />
Jahren in das Team der Dialoggestalter<br />
kam. Geändert hat sich seitdem vor<br />
allem eins: die Einzelkämpferin war<br />
plötzlich Teil eines funktionierenden<br />
Teams und hatte auf einmal 14 Arbeitskollegen.<br />
Damit ergab sich unter anderem<br />
für sie die Möglichkeit, Teamfähigkeit,<br />
Verantwortung und gezielte<br />
Zusammenarbeit zu erproben. Bis<br />
heute ist das für Stephanie bei IKU<br />
nicht nach hinten losgegangen. Austausch<br />
und Rückmeldung zu bekommen<br />
war für sie von Beginn an aber ein<br />
Gewinn. Vor allem die Wertschätzung<br />
innerhalb des Teams liegen ihr am Herzen.<br />
Und trotz eines Terminplans, der<br />
voller kaum sein könnte, will Stephanie<br />
im IKU-Team bleiben. Eine leidige<br />
Staufahrt von Düsseldorf nach Dortmund<br />
ist da kein Hinderungsgrund.<br />
Dirk Vocke<br />
Dirk Vocke kennt seine persönliche<br />
Herausforderung bei IKU: die Synthese<br />
aus theorielastigem Uni-Stoff und praxisnahem<br />
IKU-Denken. Nach sechs Jahren<br />
als studentische Assistenzkraft weiß<br />
er nicht nur, wie man Protokolle<br />
schreibt. <strong>Die</strong> „Wer-Was-Wann-Liste“ hat<br />
er fest in sein Studentenleben integriert<br />
und auch den ein oder anderen Kommilitonen<br />
davon überzeugen können. Sein<br />
Lebensweg über den Industrie- und<br />
Marketingbereich bis hin <strong>zum</strong> jetzigen<br />
Psychologie-Studium zeigt Dirk in Verbindung<br />
mit IKU: 1. Raum für Verständigung<br />
zu schaffen bedeutet Demokratie<br />
zu leben 2. IKU ist ein hervorragender<br />
Ort um herauszufinden wie Menschen<br />
miteinander kommunizieren – keine<br />
schlechte Sache als angehender Psychologe,<br />
3. IKU bietet eine Vielfalt an praktischen<br />
Methoden und ist immer offen für<br />
neue Impulse und Anregungen. Wenn er<br />
mit dem Studium fertig ist, und endgültig<br />
in die Welt der Psychologie abtaucht,<br />
wird Dirk mit Sicherheit eine Sache beibehalten:<br />
Es schadet nie, den Modera-<br />
SEITE 12 Samstag, 02.07.2011<br />
LESERBRIEFE<br />
Leute – wie die Zeit vergeht…<br />
...genau das kann man auch von IKU<br />
sagen. Als Frank Claus und ich uns das<br />
erste Mal begegnet sind, war IKU eine<br />
kleine Gruppe von hoch motivierten<br />
Menschen, die Menschen zusammenbrachten.<br />
Ich gebe zu, ich war schon<br />
etwas skeptisch – ob das funktioniert?!?<br />
Aber die gewinnende Art und<br />
die außergewöhnlichen Methoden<br />
haben mich neugierig gemacht. Und<br />
wir haben uns auf IKU eingelassen<br />
und waren nie verlassen. Wir wurden<br />
immer gut beraten hinsichtlich der zu<br />
wählenden Themen und auch wenn es<br />
aussichtslos aussah, haben es die Mitarbeiter<br />
von IKU immer wieder geschafft,<br />
einen Lösungsweg aufzuzeigen<br />
oder einfach nur den Dialog weiterzuführen.<br />
Denn diese Lektion haben wir<br />
gelernt: man kann nicht Anderen<br />
seine Meinung aufdrücken. Man muss<br />
sie hören und verstehen – das ist<br />
Dialog.<br />
Ich erinnere mich noch an einen Termin,<br />
bei dem fünf Personen aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen um den Tisch<br />
saßen und jeder schilderte seine Probleme.<br />
Obwohl alle nicht wussten, was<br />
Kosmetik ist und ich nichts von den anderen<br />
wusste, hat allen dieser Blick über<br />
den Tellerrand geholfen, seinen eigenen<br />
Standpunkt besser einzuordnen. Auch<br />
das ist ein <strong>große</strong>r Verdienst von IKU.<br />
IKU ist inzwischen für mich der Dialog<br />
Kosmetik. Stellvertretend möchte ich<br />
Marcus Bloser und Ann-Kathrin Kühr<br />
nennen. <strong>Die</strong> beiden haben es geschafft,<br />
zu vielen kontroversen Themen Experten<br />
und Interessierte aus allen Bereichen<br />
zusammenzubringen, um mit ihnen<br />
diese Themen zu diskutieren. Das war<br />
nicht immer einfach, <strong>zum</strong> Beispiel bei<br />
Nano, Allergien oder auch Tierversuchen<br />
und auch nicht immer konnten alle die<br />
Industrievorstellungen verstehen. Teil-<br />
Pleiten Pech und Pannen<br />
Ostseebad Binz<br />
Ich war mit einem Kollegen mit dem<br />
Intercity unterwegs nach Rostock. Dort<br />
hatten wir um 12 Uhr kurzfristig einen<br />
Termin zur Dialoggestaltung im Rahmen<br />
der erforderlichen Haushaltskonsolidierung<br />
mit dem Oberbürgermeister<br />
und dem Verwaltungsvorstand.<br />
Während der Fahrt waren wir so<br />
in ein Gespräch vertieft, dass wir den<br />
Ausstieg in Rostock verpasst haben.<br />
Das bedeutete eine erzwungene Weiterfahrt<br />
bis zu dem Ostseebad Binz,<br />
einhergehend mit einer zeitlichen Verzögerung<br />
von ca. 3 Stunden. Der Oberbürgermeister<br />
nahm die Meldung<br />
schmunzelnd zur Kenntnis und wir bekamen<br />
auch mit dieser Verspätung<br />
noch eine Chance zur Wahrnehmung<br />
des Termins.<br />
Marcus Bloser<br />
Rostock verpasst, Binz gefunden – kein Wunder bei der malerischen Kulisse<br />
des schönen Ostseebades.<br />
Impressum<br />
Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />
Marcus Bloser, IKU GmbH<br />
Olpe 39, 44135 Dortmund<br />
Redaktion:<br />
Nina Raditsch<br />
Fotos:<br />
IKU GmbH, Fotolia, Pixelio<br />
Gestaltung:<br />
dot.blue – communication & design<br />
www.dbcd.de<br />
Druck:<br />
Zimmermann Druck & Verlag GmbH,<br />
Balve<br />
© Detlef/Fotolia<br />
weise hat sich herausgestellt, dass die<br />
Themen so komplex sind, dass sie erst<br />
einmal aufgearbeitet werden müssen.<br />
<strong>Die</strong> Methoden, die IKU dabei angewandt<br />
hat, waren immer wieder beeindruckend,<br />
ob wir nun ständig „Tischleinwechsel-dich“<br />
spielten und so immer mit<br />
wechselnden Kollegen sprachen oder in<br />
einer Reihe im Raum standen, je nachdem<br />
wie viel wir von einem Thema<br />
wussten oder aber alte Zöpfe abschnitten...<br />
– es waren alles Methoden, die die<br />
Stimmung gehoben und den Dialog gefördert<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong> Professionalität des Teams, die Ideen<br />
und die Umsetzung – alle drei Faktoren<br />
machen für mich diese Firma aus. Ich<br />
gratuliere zu 20 Jahren und wünsche mir<br />
noch viele gemeinsame Jahre mit IKU!<br />
Birgit Huber, The German Cosmetic,<br />
Toiletry, Perfumery and Detergent<br />
Association IKW<br />
Wer hat die hässlichsten<br />
Waden?<br />
Im Rahmen einer Veranstaltungmit<br />
etwa 200 Teilnehmern durfte ich eine<br />
Gesprächsrunde moderieren. <strong>Die</strong> Gesprächsrunde<br />
bestand aus 5 Personen,<br />
ausschließlich Männer. Wir durften auf<br />
der Bühne in bequemen und tiefen Sesseln<br />
sitzen. Nach der Gesprächsrunde<br />
kam eine Dame auf mich zu: <strong>Die</strong> Gesprächsrunde<br />
war sehr spannend und<br />
auch sehr lustig. Wir haben zu unserer<br />
weiteren Unterhaltung den Teilnehmer<br />
mit den hässlichsten Waden aus der<br />
Runde gewählt, Sie waren aber nicht<br />
der Sieger. <strong>Die</strong> Tiefe der Sitze hatte<br />
wohl dazu geführt, dass unsere Hosenbeine<br />
so weit nach oben gezogen wurden,<br />
dass von allen Teilnehmern die<br />
Waden gut sichtbar waren. Das muss so<br />
außergewöhnlich ausgesehen haben,<br />
dass es die Damen zu dieser Wahl verleitet<br />
hatte.<br />
Marcus Bloser<br />
Wir danken unseren Kunden (Stadt Dortmund,<br />
Naturschutzbund Deutschland, EntwicklungsbezogeneBildungsarbeit/Servicestelle<br />
Kommunen in der Einen Welt,<br />
CP/COMPARTNER, Pfalzklinikum für Psychatrie<br />
und Neurologie, Bayer Schering<br />
Pharma AG, The German Cosmetic, Toiletry,<br />
© G. G. Lattek/Fotolia<br />
„Kommt einfach gut rüber“<br />
<strong>Die</strong> Zusammenarbeit von Amprion mit<br />
IKU begann 2009. Ich persönlich kenne<br />
Frank Claus und Petra Voßebürger seit<br />
Mitte der neunziger Jahre aus meiner<br />
Studienzeit an der TU Dortmund.<br />
IKU ist für Amprion ein besonderer<br />
<strong>Die</strong>nstleister: <strong>Die</strong> Angebotspalette rund<br />
um das außergewöhnliche Thema „Dialoggestaltung“<br />
ist sehr breit gefächert.<br />
Für Amprion hat iku neben strategischer<br />
Beratung in Fragen der Projektkommunikation<br />
und operativer Unterstützung<br />
bei Infoveranstaltungen auch<br />
zwei interne Workshops durchgeführt.<br />
Allen Aktivitäten ist gemeinsam: Sie<br />
sind sehr durchdacht vorbereitet,<br />
laufen in angenehmer zwischenmenschlicher<br />
Atmosphäre ab und sind<br />
stets von nachhaltigem Erfolg bei allen<br />
Beteiligten gekrönt. IKU kommt einfach<br />
„gut rüber“ und ist darüber hinaus<br />
auch noch sehr bekannt. Ich bin immer<br />
wieder erstaunt über das umfangreiche<br />
Netzwerk, das Ihr Euch in den letzten<br />
20 Jahren aufgebaut habt.<br />
Für Amprion als bedeutendem Stromtransportnetzbetreiber<br />
in Deutschland<br />
ist und bleibt IKU in den turbulenten<br />
Zeiten des kontrovers diskutierten<br />
Netzausbaus ein sehr wichtiger Partner.<br />
Ach übrigens – wofür steht I K U eigentlich?<br />
Ich meine für „in kommunikation<br />
unübertroffen“. Allen IKUs<br />
herzlichen Glückwunsch und auf die<br />
nächsten 20 Jahre!<br />
Oliver Cronau, Amprion<br />
IKU Betriebsausflüge<br />
Chillen im Naturfreibad am Sandstrand in Mülheim.<br />
Klettern „From Tree to Tree“ im Revierpark Wischlingen.<br />
Perfumery and Detergent Association IKW,<br />
Amprion) für die netten und anregenden<br />
Leserbriefe.<br />
Weiter möchten wir uns bei Frau Dr. Wilgart<br />
Schuchhardt-Müller vom Ministerium für<br />
Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und<br />
Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
und Herrn Uwe Wäckers (Verband der chemischen<br />
Industrie e. V.) für ihre Bereitschaft<br />
zur Teilnahme an dem Gespräch zur Akzeptanz<br />
von industriellen Großprojekten bedanken.