05.06.2023 Aufrufe

Zukunft Forschung 01/2023

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WISSENSTRANSFER<br />

KURZMELDUNGEN<br />

IMPULSGEBER FÜR<br />

TIROLER STARTUPS<br />

Was braucht es, um eine Idee in ein erfolgreiches Unternehmen umzuwandeln?<br />

Eine Frage, mit der sich viele Unternehmer:innen und kreative Köpfe in Tirol konfrontiert sehen.<br />

Hier kommt der InnCubator ins Spiel.<br />

INNCUBATOR-TEAM: Kathrin Schrebe, Simon Fuger, Katharina Plangger, Robert Schimpf (v.l.)<br />

Der InnCubator wurde 2<strong>01</strong>6 als<br />

Hub für Innovation und Unternehmertum<br />

von der Universität<br />

Inns bruck und der Wirtschaftskammer<br />

Tirol gegründet und spielt seitdem eine<br />

wichtige Rolle bei der Unterstützung<br />

von Innovation und Startups in Tirol.<br />

Als sogenannter Businessinkubator ist<br />

er – direkt übersetzt – ein Brutkasten für<br />

Innovationen und neue Geschäftsideen.<br />

Als Teil der Universität trägt er zur Third<br />

Mission – also dem Wissenstransfer in<br />

die Gesellschaft und Wirtschaft – bei.<br />

„Durch dieses Zusammenspiel ist es<br />

möglich, den jungen Unternehmen nicht<br />

nur Räumlichkeiten und Infrastruktur,<br />

sondern auch ein umfangreiches Netzwerk<br />

aus Expertinnen und Experten sowie<br />

ein intensives Trainingsprogramm<br />

anzubieten“, sagt der Leiter des InnCubators,<br />

Robert Schimpf. „Zudem besteht<br />

die Möglichkeit, Prototypen im hauseigenen<br />

IOT-Lab oder der modernen Prototypen-Werkstatt<br />

des WIFI Tirol umzusetzen.“<br />

Bereits über 270 Geschäftsideen bzw.<br />

Gründer:innenteams haben das sechsmonatige<br />

Trainingsprogramm im Inn-<br />

Cubator erfolgreich besucht. „Das Ziel<br />

dabei ist es, eine Idee in ein umsetzbares<br />

Konzept zu verwandeln, ein passendes<br />

Geschäftsmodell zu erstellen, einen<br />

ersten Prototyp zu entwickeln und mit<br />

ersten potenziellen Kund:innen über die<br />

Idee zu sprechen“, sagt Simon Fuger, der<br />

auch von Beginn an dabei ist.<br />

Wichtig: Es geht in diesem Programm<br />

nicht ausschließlich um die Geschäftsidee,<br />

sondern vielmehr um die Personen<br />

und deren Entwicklung als Unternehmer:innen.<br />

Das Angebot ist nicht exklusiv<br />

für Studierende oder Forscher:innen<br />

der Universität, sondern offen für alle,<br />

die innovative Geschäftsideen haben.<br />

Unterstützt wird dieses Programm auch<br />

von Startup.tirol. Über die Jahre ist so<br />

eine Community entstanden, die sich<br />

bei dem Ziel, Innovation zu etablieren,<br />

unterstützt – mit Feedback oder einfach<br />

nur mit motivierenden Worten.<br />

Neben den Aufgaben als Startup-Berater:innen<br />

arbeiten die Mitarbeiter:innen<br />

des InnCubators auch aktiv in der Lehre<br />

an der Universität Inns bruck mit: im<br />

Erweiterungsstudium Entrepreneurship<br />

gemeinsam mit der <strong>Forschung</strong>sgruppe<br />

Innovation und Entrepreneurship. Als Teil<br />

des DIH West erweiterte der InnCubator<br />

seine Zielgruppe und öffnete die entwickelte<br />

Methodenkiste zur Ideen- und Geschäftsmodellgenerierung<br />

für kleine und<br />

mittlere Unternehmen.<br />

Ähnlich den Kund:innen des InnCubators<br />

strebt der Innovationshub eine<br />

ständige Weiterentwicklung an. „Konkret<br />

bedeutet dies: Aufbau zusätzlicher<br />

Netzwerke und Expertise, Ausbau von<br />

Räumlichkeiten und Labs, zusätzliche<br />

Angebote in den Bezirken Tirols und<br />

kundenzentrierte neue Services“, sagt<br />

Robert Schimpf. Dies inkludiert Überlegungen<br />

zu weiter spezialisierten Inkubationsprogrammen<br />

und Lehrgängen zu<br />

zukunftsrelevanten Themen.<br />

„Wir – das InnCubator Team – sehen<br />

das Potenzial, die großen Probleme unserer<br />

Gesellschaft durch Innovationen und<br />

Startups anzugehen“, ist Schimpf überzeugt.<br />

„Die Universität stellt hierbei die<br />

Quelle von Wissen, Technologie und Talent.<br />

Der InnCubator ist die dazugehörige<br />

Spielwiese, sich auszuprobieren und<br />

Innovation zu lernen.“<br />

INNCUBATOR<br />

www.inncubator.at<br />

info@inncubator.at<br />

+43-590-905-7800<br />

Egger-Lienz-Straße 116, Inns bruck<br />

ALARMIERENDE<br />

STUDIE<br />

Alpine Gewässer erwärmen sich schneller als erwartet und<br />

besonders in den Wintermonaten.<br />

Bislang ging man davon aus, dass<br />

die Erwärmung von Gebirgsflüssen<br />

aufgrund des Kaltwassereintrags<br />

durch Schnee oder Eis gedämpft<br />

wird. Die Lufttemperaturen in Gebirgsregionen<br />

steigen jedoch schneller als im<br />

globalen Durchschnitt, sodass Erwärmungseffekte<br />

auch für kalte Flussökosysteme<br />

zu erwarten sind. Georg Niedrist,<br />

Wissenschaftler in der von Leopold Füreder<br />

geleiteten <strong>Forschung</strong>sgruppe Fließgewässerökologie<br />

und Naturschutz, analysierte<br />

Langzeit-Messdaten des Hydrologischen<br />

Dienstes des Landes Tirol zur Wassertemperatur<br />

der Tiroler Gebirgsflüsse Inn und<br />

Großache. Die Wassertemperatur in den<br />

beiden Flüssen stieg um +0,24 und +0,44<br />

°C pro Jahrzehnt. Auch die jährlichen<br />

Höchst- und Tiefsttemperaturen stiegen<br />

KLIMAKRISE MACHT AMEISEN AGGRESSIVER<br />

im Beobachtungszeitraum signifikant<br />

und die warmen Perioden wurden deutlich<br />

länger. „Neu ist eine generelle und<br />

erhebliche Erwärmung beider Gewässer<br />

in den Wintermonaten. So steigen die<br />

winterlichen Temperaturen zumindest<br />

ähnlich schnell wie jene im Sommer“, erläutert<br />

der Ökologe. Dabei zeigt besonders<br />

das letzte Jahrzehnt einen starken<br />

Anstieg der niedrigsten und höchsten<br />

Wassertemperaturen pro Jahr, welcher<br />

mit dem Anstieg der lokalen Lufttemperaturen<br />

korreliert. „Vor allem aufgrund<br />

der neu aufgezeigten Erwärmung der Gewässer<br />

im Winter müssen wir von drastischen<br />

Auswirkungen auf die winterliche<br />

Entwicklung von Kaltwasserorganismen<br />

wie beispielsweise der Bachforelle ausgehen“,<br />

sagt der Ökologe.<br />

Feindselig durch Hitze: Durch die Klimakrise hervorgerufene Effekte wie höhere Temperaturen<br />

und mehr Stickstoff im Boden führen zu stärkerer Aggressivität unter Ameisen-Kolonien.<br />

Das zeigt ein Team um die Inns brucker Ökolog:innen Patrick Krapf, Birgit C.<br />

Schlick-Steiner und Florian M. Steiner von der <strong>Forschung</strong>sgruppe Molekulare Ökologie am<br />

Beispiel der weit verbreiteten Ameise Tetramorium alpestre an acht hochalpinen Standorten<br />

in Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz. „Neben der erhöhten Lufttemperatur<br />

beobachten wir auch einen Zusammenhang zwischen Stickstoffgehalt in den Arbeiterinnen<br />

und im Boden und der Feindseligkeit. Die Stickstoffverfügbarkeit ist vermutlich auch<br />

aufgrund des ökologischen Wandels durch die Klimakrise in Böden erhöht“, schildert Krapf.<br />

„Da Ameisen sehr wichtige Ökosystemdienstleister sind, ist ein besseres Verständnis der<br />

Folgen des globalen Wandels von großer Bedeutung.“<br />

LUFTGÜTE: LEHRMEINUNG<br />

MUSS REVIDIERT WERDEN<br />

Ein internationales Team um Thomas Karl<br />

(im Bild) vom Institut für Atmosphärenund<br />

Kryosphärenwissenschaften hat die<br />

Chemie von Ozon, Stickstoffmonoxid und<br />

Stickstoffdioxid im urbanen Raum detailliert<br />

analysiert. Dieser chemische Zyklus wurde<br />

vor über 60 Jahren im ersten Lehrbuch zur<br />

Luftverschmutzung von Philip Leighton mathematisch<br />

beschrieben und wird seither als<br />

Leighton-Beziehung bezeichnet. Computermodelle<br />

der Atmosphärenchemie nutzen die<br />

Leighton-Beziehung, um die Komplexität zu<br />

minimieren, indem sie die Konzentration von<br />

Ozon, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid<br />

aus der Konzentration der jeweils beiden<br />

anderen ableiten. In der Praxis dient dies<br />

zum Beispiel dazu, die Ozonkonzentration<br />

in Gebieten abzuleiten, die durch Stickoxide<br />

verschmutzt sind. Die Daten der Inns brucker<br />

Atmosphärenforscher zeigen nun, dass bei<br />

Vorhandensein von hohen Stickstoffmonoxid-<br />

Emissionen rechnerische Vereinfachungen,<br />

die Leighton vorgenommen hat, zu falschen<br />

Ergebnissen führen. „In Städten mit hohen<br />

Stickstoffmonoxid-Emissionen wird dieses<br />

Verhältnis um bis zu 50 Prozent überschätzt“,<br />

warnt Thomas Karl. „Dies führt dazu, dass<br />

Modellrechnungen die Konzentration von<br />

bodennahem Ozon im urbanen Raum<br />

überschätzen. Dies spiegelt sich auch in den<br />

Luftgütevorhersagen wider.“<br />

40 zukunft forschung <strong>01</strong>/23<br />

Foto: InnCubator<br />

Fotos: Georg Niedrist (1), Uni Inns bruck (1), Petra Thurner (1)<br />

zukunft forschung <strong>01</strong>/23 41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!