05.06.2023 Aufrufe

Zukunft Forschung 01/2023

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WISSENSTRANSFER<br />

WISSENSTRANSFER<br />

MOBIL IM ÖTZTAL<br />

Eine klimafreundliche Mobilität im Tiroler Ötztal will ein von der<br />

Bundesregierung unterstütztes Projekt fördern.<br />

LASERSCANNING mittels Drohe ermöglicht die Digitalisierung von Umspannwerken.<br />

DER BLICK VON OBEN<br />

Mit einer Laserdrohne der Universität vermisst das Inns brucker<br />

Spin-off-Unternehmen Laserdata Infrastrukturanlagen und Massenbewegungen.<br />

Für die kleinräumige Vermessung<br />

der Erdoberfläche aus der Luft hat<br />

sich in den letzten Jahren der Einsatz<br />

von Laserscanning-Drohnen als sehr<br />

fortschrittlich erwiesen. Diese Drohnen<br />

verwenden Lasertechnologie, um präzise<br />

Vermessungsdaten zu erheben. Sie<br />

fliegen über Untersuchungsgebiete und<br />

senden Laserimpulse aus, die von der<br />

Oberfläche reflektiert werden. Die zurückkehrenden<br />

Signale werden vom<br />

Sensor auf der Drohne erfasst. Basierend<br />

auf den gewonnenen Daten können dann<br />

3D-Punktwolken und Rastermodelle erstellt<br />

werden. Auf die Verarbeitung und<br />

Auswertung solcher 3D-Punktwolken<br />

hat sich das Inns brucker Spin-off Laserdata<br />

GmbH spezialisiert.<br />

Im Rahmen einer Nutzungsvereinbarung<br />

verwendet Laserdata für Messkampagnen<br />

eine Hochleistungsdrohne<br />

der Universität Inns bruck. Im Auftrag<br />

der Austrian Power Grid AG werden mit<br />

dieser Drohne zum Beispiel Umspannwerke<br />

in Österreich aus der Luft vermessen.<br />

„Die Daten werden mit am Boden<br />

erfassten 3D-Punktwolken zusammengeführt<br />

und bilden die Grundlage für<br />

aktuelle CAD-Pläne“, erklärt Frederic<br />

Petrini-Monteferri, Geschäftsführer der<br />

Laserdata. So werden seit 2<strong>01</strong>9 jährlich<br />

circa ein Dutzend Umspannwerke in<br />

Österreich digital dokumentiert. Die Befliegungen<br />

mit der Drohne werden von<br />

speziell ausgebildetem Personal der Universität<br />

durchgeführt. „Es braucht dafür<br />

einen Piloten und einen Operateur, der<br />

den Flugplan an die Drohne übergibt, mit<br />

dem diese ein festgelegtes Gebiet lückenlos<br />

abfliegt“, erzählt Petrini-Monteferri.<br />

„Diese Zusammenarbeit bringt Synergien<br />

für beide Seiten: Die Universität kann auf<br />

eine regelmäßige Nutzung der teuren<br />

<strong>Forschung</strong>sinfrastruktur vertrauen, wir<br />

finanzieren das Betriebspersonal und<br />

können gegen fremdübliche Verrechnung<br />

kommerzielle Projekte umsetzen.“<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekte<br />

Laserdata nutzt die Drohe auch für <strong>Forschung</strong>sprojekte.<br />

So wird seit einigen<br />

Jahren die Renaturierung einer ehemaligen<br />

Kohleabbaustätte im deutschen<br />

Brandenburg aus der Luft überwacht.<br />

„Die Ufer des angelegten Cottbuser Ostsees<br />

geben seit der Flutung mit Wasser<br />

immer wieder nach“, schildert Frederic<br />

Petrini-Monteferri: „Diese Prozesse zu<br />

dokumentieren und zu quantifizieren ist<br />

unsere Aufgabe.“ Aber auch im alpinen<br />

Gelände kommt die Laserdrohne zum<br />

Einsatz. So hat das Team von Laserdata<br />

im Auftrag des Landes Tirol den Felssturz<br />

im Valser Tal 2<strong>01</strong>7 mehrfach aus der<br />

Luft dokumentiert.<br />

Um noch größere Gebiete aus der Luft<br />

zu vermessen, hat die Universität einen<br />

sogenannten Helipod für den Laserscanner<br />

erworben. So sind Befliegungen mit<br />

dem Helikopter möglich, was noch raschere<br />

und großflächigere Vermessungen<br />

erlaubt. Laserdata nutzt dieses System im<br />

Rahmen eines neuen <strong>Forschung</strong>sprojektes<br />

etwa dazu, das Abschmelzen der<br />

Gletscher zu dokumentieren. Mit den gewonnenen<br />

Daten über die Gletscherstände<br />

werden virtuelle 3D-Modelle errechnet<br />

und visualisiert. Die Ergebnisse werden<br />

im Unterricht verwendet, um Schülerinnen<br />

und Schülern, die selbst die<br />

Gletscher nicht besuchen können, mithilfe<br />

von VR-Brillen eine virtuelle Begehung<br />

der schwindenden Gletscherwelt zu ermöglichen.<br />

<br />

Das Tiroler Ötztal ist neben dem<br />

Tullnerfeld, Salzburg und Graz<br />

Umgebung eine der vier Pilotregionen,<br />

in der innovative Angebote und<br />

Maßnahmen für Alltagsmobilität, Pendeln<br />

und Tourismusmobilität entwickelt<br />

und umgesetzt werden. Innovationsbarrieren<br />

sollen in dem Projekt identifiziert<br />

und überwunden werden. „In dem Projekt<br />

ULTIMOB entwickeln und erproben<br />

wir in der Pilotregion Ötztal Lösungen,<br />

die zu einer nachhaltigen Tourismusmobilität<br />

und weniger Verkehr in der<br />

Region beitragen sollen. Mit der Ötztaler<br />

Verkehrsgesellschaft und dem VVT haben<br />

AQT ERREICHT QUANTENVOLUMEN VON 128<br />

wir hier starke lokale Partner im Projekt,<br />

die an <strong>Forschung</strong> und Umsetzung mitwirken“,<br />

erklärt Projektkoordinator Markus<br />

Mailer vom Arbeitsbereich Intelligente<br />

Verkehrssysteme der Uni Innsbruck..<br />

Eine Gepäcklogistikbörse soll zum Beispiel<br />

ein Tür-zu-Tür-Gepäckservice ermöglichen<br />

und gleichzeitig die Zustellfahrten<br />

reduzieren. Durch die Errichtung<br />

von sogenannten Mobility Hubs sollen<br />

unterschiedliche Mobilitätsangebote an<br />

den Haltestellen Gaislachkogelbahn und<br />

Postplatz in Sölden gebündelt und dadurch<br />

die Anreise mit der Bahn und die<br />

Mobilität in der Region ohne eigenes<br />

Auto erleichtert werden. An diesen Knoten<br />

finden sich beispielsweise unter der<br />

Federführung des Projektpartners VVT<br />

errichtete Fahrradboxen, die auch als Gepäckboxen<br />

genutzt werden können. Weitere<br />

Projektpartner in der Pilotregion sind<br />

die Ötztaler Verkehrsgesellschaft, die FH<br />

Oberösterreich, die <strong>Forschung</strong>sfirma netwiss<br />

und die Ride-Sharing-Plattform ummadum.<br />

Letztere möchte im Projekt nicht<br />

nur Einheimischen und Pendlern Mitfahrgelegenheiten<br />

im Ötztal vermitteln,<br />

sondern die Plattform auch für Urlaubsgäste<br />

als zusätzliches Mobilitätsangebot<br />

während ihres Aufenthalts öffnen. <br />

Mehrere Unternehmen, sowohl kommerzielle als<br />

auch akademische, arbeiten an der Realisierung<br />

von Quantencomputern und verwenden dabei<br />

sehr unterschiedliche physikalische Plattformen, was<br />

die Bewertung eines Quantencomputers zu einer<br />

Herausforderung macht: Verfügt er beispielsweise<br />

über genügend Speicher oder ist die Fehlerrate des<br />

Prozessors niedrig genug? Das Quantenvolumen ist<br />

derzeit einer der am häufigsten verwendeten Referenzwerte,<br />

der eine, auf eine Zahl reduzierte Aussage<br />

über die Gesamtfähigkeiten eines Quantensystems<br />

liefert. Das Inns brucker Quanten-Startup AQT hat im<br />

Frühjahr auf seinem 19-Zoll-Rack-Quantencomputer PINE System ein Quantenvolumen von<br />

128 demonstriert. Das Quantenvolumen ist ein Wert, der die Fähigkeiten und Fehlerraten<br />

eines Quantencomputers angibt. Das Resultat stellt einen europäischen Rekord für den in<br />

Inns bruck entwickelten und gebauten, universellen Quantencomputer dar.<br />

STUDIENAUTOR Leonhard Dobusch und<br />

Auftraggeber Georg Willi (v. l.)<br />

MIT STUDIE GEGEN TEUERUNG<br />

Zur Abfederung der teils massiven Teuerungen,<br />

vor allem im Energiebereich,<br />

wurden bereits im vergangenen Jahr mehrere<br />

Unterstützungspakete auf Bundes- und Landesebene<br />

geschnürt. Auch der Inns brucker<br />

Gemeinderat beschloss 2022 ein Hilfspaket in<br />

der Höhe von 2,7 Millionen Euro. Im Frühjahr<br />

stellte Studienautor Leonhard Dobusch die<br />

Machbarkeitsstudie „Inns bruck Aktiv gegen<br />

Teuerung“ vor. Der Inns brucker Bürgermeister<br />

Georg Willi hatte die Studie bei Leonhard<br />

Dobusch in Auftrag gegeben: „Ziel war es<br />

herauszuarbeiten, wo wir auf kommunaler<br />

Ebene in Ergänzungen zu den Hilfen von<br />

Bund und Land weitere gezielte Unterstützungsmöglichkeiten<br />

anbieten können.“<br />

Diese Prämisse war auch Ausgangspunkt<br />

der Überlegungen für die Studie: „Klar ist,<br />

Kommunen alleine können die Teuerungen<br />

nicht zur Gänze abfedern. Aber sie können<br />

zusätzliche Unterstützungen anbieten – akut<br />

wie potenziell längerfristig“, erklärt Dobusch.<br />

Neben möglichen akuten Hilfestellungen<br />

hat die Studie vor allem untersucht, welche<br />

strukturellen Maßnahmen finanzschwache<br />

Personen langfristig unterstützen und ihre<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sichern<br />

könnten. Vorgeschlagen wird eine Innsbruck<br />

Aktiv Card, die verschiedene Ermäßigungen<br />

und Zuschüsse beinhaltet und auch bereits<br />

bestehende Aktionen und Ermäßigungen<br />

miteinschließen würde. Vorbild sind hier<br />

Städte wie Linz, Graz und Wien, die ein<br />

solches Angebot bereits etabliert haben.<br />

Konkret werden in der Studie folgende Ermäßigungen<br />

vorgeschlagen: für den Jahrestarif<br />

des Stadtrades, die Benutzung des Frauen-<br />

Nachttaxis, Eintritte in die Bäder der Stadt,<br />

die Eishalle, Theater und Museen, den Jahrestarif<br />

der Stadtbibliothek, den Jahresbeitrag<br />

von Sportvereinen, für Kurse der Volkshochschule<br />

sowie Ermäßigungen bei Druckkosten<br />

oder den Kauf von FFP2-Masken.<br />

38 zukunft forschung <strong>01</strong>/23<br />

Foto: Laserdata GmbH / Frederic Petrini-Monteferri<br />

Fotos: Markus Geisler / Ötztaler (1), AQT (1), Michael Freinhofer (1)<br />

zukunft forschung <strong>01</strong>/23 39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!