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Der Wein - Pro Stuttgart

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ist auch tiefgefrorene Ware eine<br />

gute Alternative.“<br />

Begibt man sich in die Obhut<br />

kenntnisreicher Gastronomen,<br />

läuft einem beim Lesen der Speisekarte<br />

schon das Wasser im<br />

Mund zusammen. Leider nicht<br />

automatisch der passende <strong>Wein</strong>.<br />

Welchen soll man wählen? Muss<br />

es ein hochpreisiger Burgunder<br />

sein? Ein schwerer Übersee-<br />

<strong>Wein</strong>? Mitnichten: „Wir haben in<br />

der Region wunderbare <strong>Wein</strong>e,<br />

die auch hervorragend zum Wild<br />

passen“, weiß Andreas Scherle,<br />

Inhaber des Restaurants „Zur<br />

<strong>Wein</strong>steige” im Hotel Wörtz. Er ist<br />

Herr über mehr als 800 Kellerschätze,<br />

seine <strong>Wein</strong>karte gehört<br />

zu den besten in Deutschland. <strong>Der</strong><br />

<strong>Wein</strong>-Enthusiast schweift nicht<br />

in die Ferne, sondern fühlt sich<br />

besonders den heimischen Gewächsen<br />

verbunden. So hat er das<br />

Angebot an regionalen Tropfen<br />

weiter ausgebaut; zu jedem Gericht<br />

findet er meist mehr als eine<br />

passende Begleitung.<br />

Grundsätzlich hat Wildfleisch einen<br />

kräftigen Eigengeschmack,<br />

wie Andreas Scherle<br />

betont. Manche lehnen<br />

es immer noch<br />

als „zu streng, zu<br />

animalisch“, eben<br />

als „zu wild“ ab.<br />

Diejenigen sollten<br />

doch mal wieder<br />

einen Versuch wagen,<br />

denn „heute ist<br />

der Geschmack nicht<br />

mehr so stark wie früher“,<br />

weiß der Restaurantleiter,<br />

„das Fleisch wird<br />

nicht mehr so lange abgehan-<br />

Entzückender Rehrücken:<br />

Wild ist leckeres, natürlich erzeugtes<br />

Biofleisch, hier in Scherles Restaurant.<br />

Karin Wiemer<br />

gen, sondern eher früher verarbeitet.“<br />

Abhängen muss das Wild,<br />

damit das Fleisch nicht zäh ist.<br />

In Erwartung des zart gereiften<br />

Wildes sucht man einen Begleiter.<br />

Das kräftige Fleischaroma verlangt<br />

schon mal nach <strong>Wein</strong>en mit<br />

einer kräftigen Grundaromatik.<br />

Hier kommt die Stärke der Württemberger,<br />

der Rotweine, zum<br />

Tragen, denn ein solcher ist nicht<br />

nur für Andreas Scherle die „klassische<br />

erste Wahl“. „Rehfleisch ist<br />

von der Intensität her mindestens<br />

auf der Stufe von Rindfleisch,<br />

Hirsch schon darüber“, so seine<br />

Charakterisierung. Prinzipiell besitze<br />

Rehfleisch den leichtesten<br />

Wildgeschmack, der bei Wildente,<br />

Hirsch und Wildtaube – in dieser<br />

Reihenfolge – immer stärker werde<br />

und schließlich im Wildschwein<br />

in der Regel die kräftigste<br />

Note zeige. „Rehrücken ist für<br />

mich das eleganteste, hochwertigste<br />

Wildfleisch“, sagt der Gastronom.<br />

Für die <strong>Wein</strong>wahl kommt<br />

es aber weniger auf das Tier an<br />

sich oder das verwendete Stück<br />

an: „Entscheidend ist die Zubereitungsart<br />

und die<br />

Sauce“, betont Scherle,<br />

„ob das Fleisch eingepackt<br />

ist in kräftige<br />

Aromen.“<br />

Er unterscheidet bei<br />

der Saucenbereitung<br />

zwischen der fruchtigen<br />

und der kräuterig-herben<br />

Richtung,<br />

mit zahlreichen Varianten<br />

und Spielarten dazwischen.<br />

Rehnüsschen aus<br />

der Oberschale in Schalotten-<br />

Rotweinsauce kombiniert er<br />

gerne mit einem Samtrot. „Das<br />

Süßliche der Schalotten passt gut<br />

zu den Aromen der Rebsorte wie<br />

Pflaume, Feige, Rote Beete“, erklärt<br />

Scherle. Auch zu Wildente<br />

machen sich süße Aromen gut,<br />

wie Scherle weiß. Wildente auf<br />

Zimt-Kirschen mit Mandel-Kartoffeltalern<br />

lässt er von einem<br />

Samtrot oder Spätburgunder begleiten.<br />

Eine ebensolche Begleitung<br />

verträgt auch der Rehrücken<br />

mit Preiselbeer- oder mit Pfeffer-<br />

Kirschsauce. Die kräftige Sauce<br />

und das hochwertige Fleisch<br />

brauchen aber einen ebenbürtigen<br />

Partner: „Da darf es ruhig ein<br />

großes Gewächs sein“, meint<br />

Scherle. Ihm schwebt da ein Spätburgunder<br />

Großes Gewächs vom<br />

<strong>Wein</strong>gut Aldinger vor oder der<br />

Pinot Noir aus burgundischen<br />

Klonen vom <strong>Wein</strong>gut Wöhrwag.<br />

„Das ist absolute Oberliga“, sagt<br />

er bewundernd, „die bekommen<br />

volle Punktzahl.“ Vor den „Originalen“<br />

aus dem Burgund brauchen<br />

sich solche heimischen Erzeugnisse<br />

„nicht zu verstecken“.<br />

Allerdings dürfen sie ruhig gereift<br />

sein, damit nicht die Holznoten<br />

im Vordergrund stehen, sondern<br />

Aromen von Kirsche und roter<br />

Johannisbeere, von Lakritze und<br />

Tabak. Jetzt auf dem Markt sind<br />

in der Regel die 2007er Barrique-<br />

<strong>Wein</strong>e. <strong>Wein</strong>schmecker mit Geduld<br />

und Keller sollten aber auf<br />

ältere Jahrgänge zurück greifen:<br />

„Ideal trinkreif sind jetzt meist die<br />

<strong>Wein</strong>e des Jahrgangs 2004 oder<br />

2005“, so Scherles Tipp.<br />

Dass das Geheimnis<br />

in der Sauce<br />

liegt, zeigt der<br />

gelernte Som-<br />

<strong>Wein</strong>-Boulevard 7<br />

Ein neuer Freund<br />

ist ein neuer <strong>Wein</strong>.<br />

Lass ihn alt werden,<br />

dann wird er dir<br />

schmecken.“<br />

Jesus Sirach

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