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Der Wein - Pro Stuttgart

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setzen auch hiesige<br />

Kellereien vermehrt<br />

auf die wiederbelebte<br />

Würze mit der fruchtig-milden<br />

und fein-säuerlichen Note.<br />

So haben etliche Betriebe aus<br />

der Region mittlerweile Verjus im<br />

Angebot. Jeder Hersteller verwendet<br />

dabei seine eigenen Traubensorten,<br />

erntet die Trauben zu<br />

einem anderen Zeitpunkt und liefert<br />

somit ein <strong>Pro</strong>dukt mit einer<br />

etwas anderen Aromatik.<br />

Bereits zum dritten Mal haben die<br />

Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner einen<br />

Verjus produziert und dabei unterschiedliche<br />

Rebsorten verwendet.<br />

Für Kellermeister Werner Seibold<br />

steht nicht die Sorte im Vordergrund,<br />

sondern die Reinheit<br />

der Trauben. Daher ist für ihn ein<br />

separat gelegener <strong>Wein</strong>berg entscheidend,<br />

um spritzmittelfreies<br />

Lesegut zu erhalten. Ebenfalls seit<br />

drei Jahren stellt Markus Heid<br />

Unreif:<br />

Grünernte der Trauben<br />

aus dem „Tacuinum Sanitatis“ (1474).<br />

Bibliothèque nationale de France<br />

vom alteingesessenen Fellbacher<br />

<strong>Wein</strong>gut Heid seinen Verjus her.<br />

Damit das <strong>Pro</strong>dukt garantiert frei<br />

von Pflanzenschutzmitteln ist,<br />

setzt er bei den Rebsorten an –<br />

und daher gleich auf pilzwiderstandsfähige<br />

Neuzüchtungen wie<br />

den weißen Johanniter und den<br />

roten Regent. „<strong>Der</strong> sehr resistente<br />

Johanniter kommt ohnehin ohne<br />

Spritzmittel aus, der Regent<br />

wächst in einer wenig anfälligen<br />

Steillage“, betont Markus Heid.<br />

Da das fertige <strong>Pro</strong>dukt weitgehend<br />

naturbelassen bleibt, ist es<br />

wichtig, dass die Trauben frei von<br />

jeglichen Rückständen sind.<br />

Denn die Trauben werden lediglich<br />

gepresst, der Saft filtriert, zur<br />

besseren Haltbarkeit pasteurisiert<br />

und anschließend steril abgefüllt.<br />

Seine Trauben liest der Winzer in<br />

der Regel Ende Juli/Anfang August,<br />

wenn sich die ersten Beeren<br />

färben: „Dann hat sich schon etwas<br />

Zucker gebildet, das kann der<br />

Saft gut vertragen“, erklärt Heid.<br />

Im Saft enthalten sind zudem die<br />

Tannine aus den unreifen Beeren<br />

und Stielen: „Die gerbige Fülle<br />

macht den Verjus interessant und<br />

unterscheidet ihn ja erst von Essig<br />

und Zitronensaft“, so der Fellbacher.<br />

Die jährlich rund 700 Flaschen<br />

gehen hauptsächlich an<br />

Privatkunden. Einen wichtigen<br />

Hinweis zur Aufbewahrung hat er<br />

zwar auch auf die Etiketten geschrieben,<br />

er wird aber oft übersehen,<br />

wie Heid weiß: „Angebrochen<br />

sollte man die Flasche unbedingt<br />

im Kühlschrank aufbewahren,<br />

da der Säuregehalt allein zur<br />

Konservierung nicht ausreicht.“<br />

Auch Jürgen Off, Kellermeister<br />

der <strong>Wein</strong>manufaktur<br />

Untertürkheim,<br />

hat ganz bewusst die<br />

pilzwiderstandsfähige<br />

rote Neuzüchtung Regent<br />

für seinen Verjus<br />

gewählt. 1000 Flaschen<br />

füllt er im Jahr ab, das <strong>Pro</strong>dukt<br />

„wird sehr gut angenommen<br />

und immer wieder nachgefragt“,<br />

wie Off überzeugend erklärt.<br />

Sowohl Gastronomen als auch<br />

private Genießer setzen auf das<br />

alternative Säuerungsmittel. So<br />

lasse sich die saure Würze bestens<br />

einsetzen, um etwa Linsen oder<br />

Klare Sache:<br />

Barmeister Walter Fröscher<br />

schwört auf Verjus statt Zitrone.<br />

Karin Wiemer<br />

Sauerkraut zu verfeinern und<br />

zum Marinieren von Obstsalat, so<br />

der Tipp der Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner.<br />

Werner Seibolds Frau beträufelt<br />

den gebratenen Fisch damit<br />

und verwendet es ansonsten wie<br />

Zitronensaft, wie der Kellermeister<br />

sagt.<br />

Gute Partner:<br />

<strong>Wein</strong> und Verjus<br />

Womit Frau Seibold recht hat,<br />

denn Verjus ist vielfältig einsetzbar<br />

und eignet sich für alle Speisen,<br />

die keine zu aggressive Säure<br />

vertragen: Ob zum Marinieren<br />

von Fisch oder Fleisch, zum Ablöschen<br />

von Bratenfonds oder für<br />

Gemüse- und Pilzgerichte – sogar<br />

für süße Desserts an Stelle von Zitronensaft.<br />

Besonders geeignet ist<br />

Verjus auch für leichte Salatsaucen:<br />

Seine Säurestruktur greift<br />

den Gaumen weniger an als Essig,<br />

wodurch er sich bestens mit einem<br />

begleitenden <strong>Wein</strong> kombinieren<br />

lässt und den Genuss nicht<br />

Salat-Sauce mit Verjus<br />

Rezept von Markus Heid, <strong>Wein</strong>gut Heid<br />

Zutaten:<br />

30 ml Verjus, 125 ml Olivenöl, Salz, Pfeffer, Spritzer Limettensaft<br />

Verjus in das Olivenöl schlagen. Mit Salz, Pfeffer und einem<br />

Spritzer Limettensaft abschmecken.<br />

<strong>Wein</strong>-Boulevard 27<br />

<strong>Der</strong> <strong>Wein</strong> erfreut<br />

des Menschen Herz<br />

und die Freudigkeit<br />

ist die Mutter aller<br />

Tugenden.“<br />

Johann Wolfgang Goethe

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