Der Wein - Pro Stuttgart
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<strong>Wein</strong>-Boulevard<br />
Bier ist<br />
Menschenwerk,<br />
<strong>Wein</strong> aber<br />
ist von Gott!<br />
Martin Luther<br />
Schweißtreibend: Hunderte von Stunden harter Arbeit am Zuckerberg lassen den „Zuckerle“ gedeihen. <strong>Wein</strong>gärtner Bad Cannstatt<br />
spruchsvoll. Nur robuste Sorten<br />
ertragen das Klima dort. Während<br />
man in Normallagen rund 600 bis<br />
800 Stunden pro Hektar und Jahr<br />
zu arbeiten hat, verlangen die<br />
Steillagen hoch über dem Neckar<br />
rund 1800 bis 2000 Stunden.<br />
Auch die Kosten zum Erhalt der<br />
<strong>Wein</strong>bergmauern sind enorm. Ein<br />
Meter Mauer kostet rund 500 Euro.<br />
Bei dieser wirtschaftlichen<br />
Ausgangssituation war den Cannstatter<br />
Wengertern bald klar, dass<br />
nur über die Qualität die Arbeitsleistung<br />
auch gewürdigt und bezahlt<br />
werden kann. Vom kurzen<br />
Anschnitt über das gezielte Ausdünnen<br />
der Trauben, bis zur sorgfältigen<br />
Lese von ausschließlich<br />
gesunden Beeren, überwacht Kellermeister<br />
Zerweck alle Maßnahmen.<br />
Aus dem konzentrierten Lesegut<br />
lassen sich dichte, stoffige<br />
<strong>Wein</strong>e mit viel Ausdruck erzeugen,<br />
die den Troll’schen Erkenntnissen<br />
völlig entgegenlaufen.<br />
Zerweck bedient sich sowohl bewährter<br />
Ausbaumethoden als<br />
auch modernster Technik. 300<br />
Barriquefässer und 55 000 Liter<br />
Holzfasskapazität bringen nach<br />
der Maischegärung einen charakterstarken<br />
Trollinger hervor.<br />
„Wir sind aus der üblichen Prädikatisierung<br />
der <strong>Wein</strong>e ausgestiegen<br />
und klassifizieren unsere<br />
<strong>Wein</strong>e nach einem Sternesystem.<br />
Das ist kundenfreundlicher und<br />
entspricht unserer Philosophie“,<br />
erläutert Kellermeister Zerweck.<br />
„Drei Sterne kennzeichnen die<br />
Spitzenerzeugnisse. Für unsere<br />
exklusiven Premiumweine verwenden<br />
wir nur ausgesuchte Lagen,<br />
auf denen wir den Ertrag<br />
stark reduzieren. Zwei Sterne<br />
kennzeichnen <strong>Wein</strong>e für den gehobenen<br />
Anspruch und <strong>Wein</strong>e<br />
mit einem Stern sind gebietstypische<br />
<strong>Wein</strong>e in gehobener Qualität“,<br />
ergänzt Jan Steingass.<br />
Gebietstypisch sind natürlich<br />
der Trollinger, der rund 50 <strong>Pro</strong>zent<br />
der Anbaufläche in Anspruch<br />
nimmt und der Riesling,<br />
der auf etwa 25 <strong>Pro</strong>zent angebaut<br />
wird. Aber auch Lemberger und<br />
Spätburgunder gehören zu den<br />
traditionellen Sorten. Darüber<br />
hinaus experimentieren die<br />
Cannstatter mit exotischeren Sorten<br />
wie Cabernet Sauvignon, Shiraz,<br />
Merlot oder Sauvignon<br />
Blanc. „Das sind international<br />
vergleichbare Sorten, die das Angebotsspektrum<br />
interessanter<br />
und breiter machen“, erläutert<br />
Zerweck.<br />
Ausgezeichnete Rotweine<br />
Dass die Philosophie aufgeht, beweist<br />
auch die Auszeichnung ei-<br />
nes Samtrot 2007 in Dreisternequalität<br />
und des Cuvées Condistat<br />
2006 in Dreisternequalität durch<br />
den Deutschen Rotweinpreis<br />
2009. <strong>Der</strong> Condistat ist eine gelungene<br />
Mischung aus Merlot,<br />
Shiraz und Cabernet Sauvignon<br />
und entspricht dem internationalen<br />
Geschmack. Wer es regionaler<br />
mag, findet am „Travertin“, einem<br />
Cuvée aus Lemberger, Spätburgunder<br />
und Dornfelder, Gefallen.<br />
Diese Cuvées werden übrigens<br />
nicht zusammen vergoren<br />
und ausgebaut, sondern als fertige<br />
<strong>Wein</strong>e vom Kellermeister<br />
meisterlich komponiert. Die Ouvertüre<br />
dazu findet im Keller<br />
statt. Mit der Pipette lotet Kellermeister<br />
Zerweck das perfekte Geschmackserlebnis<br />
aus.<br />
Die Kunden honorieren die Neuausrichtung<br />
der <strong>Wein</strong>gärtner Bad<br />
Cannstatt und deren Qualitätsbestreben.<br />
„<strong>Der</strong> Absatz ist in diesen<br />
Bereichen stark gestiegen“, freut<br />
sich Verkaufsleiter Steingass.<br />
„Zweistellige Zuwachsraten in<br />
den letzten Jahren zeigen uns,<br />
dass wir auf dem richtigen Weg<br />
sind.“ Drei Viertel verkaufen die<br />
Cannstatter in der Region. Jeweils<br />
zu einem Drittel im Direktverkauf,<br />
im Lebensmittelhandel und<br />
im Facheinzelhandel bzw. in der<br />
Gastronomie finden die Cannstatter<br />
<strong>Wein</strong>e ihren Absatz.