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Wirtschaft im Wandel 2023

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Nr. 4/<strong>2023</strong> 201<br />

80 Jahre und topfit<br />

Ein Interview mit dem ehemaligen Speckkönig<br />

Franz Senfter, heute Investor in Sachen Tourismus<br />

und Aufstiegsanlagen. Was meint er mit der Aussage<br />

nicht er, sondern seine Mitarbeiter haben ihm<br />

den Erfolg gebracht?<br />

Diese Aussage mag zwar st<strong>im</strong>men, aber es gehört <strong>im</strong>mer noch<br />

ein Chef dazu, einer, der die jeweils besten Leute für best<strong>im</strong>mte<br />

Aufgaben findet. Er hat ohne Zweifel ein besonderes<br />

Talent, Leute für seine Ideen zu begeistern. Das war schon vor<br />

über 30 Jahren bei Heinrich Riffesser so, den er vom Lananer<br />

Unternehmen Zuegg (damals Headsponsor von Alberto Tomba)<br />

zu sich holte. Ähnliches gilt wohl für Christoph Engl, den<br />

er vor sieben Jahren für das Projekt der Namensgebung<br />

Dolomitenregion 3 Zinnen begeistern konnte,<br />

und geht weiter mit der Verpflichtung einer<br />

neuen Marketingleiterin für die 3 Zinnen AG.<br />

Es ist nicht irgendwer, sondern Laura Hitthaler,<br />

welche Anfang des Jahres von München<br />

kam, wo sie bei MediaMarktSaturn zuletzt das<br />

Marketing des stark wachsenden Service-&-<br />

Solutions-Geschäftsbereichs verantwortet hat.<br />

Radius: Begonnen hat dein Engagement in<br />

Sachen Aufstiegsanlagen <strong>im</strong> Jahre 1972.<br />

Franz Senfter: Genau, ich war ein ganz passabler Rennläufer<br />

und kannte diverse Skigebiete. Der Haunold als Skiberg war<br />

einfach zu klein, deshalb die Idee der Erschließung vom Helm,<br />

obwohl uns die meisten damals für verrückt erklärt haben.<br />

Radius: Die Verrückten haben sich durchgesetzt und<br />

du bist sogar Bürgermeister geworden.<br />

F. Senfter: Ja, mit dem Helmprojekt habe ich nach und nach<br />

<strong>im</strong>mer mehr Zuspruch erhalten, als Bürgermeister bin ich als<br />

Präsident der Helm AG zurückgetreten. Erst als die Haunold-<br />

Gesellschaft 1985 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, bin ich<br />

wieder aktiv geworden.<br />

Franz Senfter<br />

und Überzeugungskraft hineingesteckt hat. 2011 war der Zusammenschluss<br />

der Skigebiete Helm und Rotwand perfekt.<br />

Radius: Das Angebot ist damit wesentlich attraktiver<br />

geworden, die 3 Zinnen AG ist zur umsatzstärksten Liftgesellschaft<br />

Südtirols geworden.<br />

F. Senfter: Ja, 3 Zinnen Dolomites holt jetzt auf, was in<br />

den 20 Jahren Stillstand versäumt wurde. Wir haben letztes<br />

Jahr ca. 28 Millionen Euro Umsatz generiert und kommen<br />

in dieser Saison auf knapp 35 Millionen Euro. Wir haben in<br />

den letzten zwölf Jahren knapp 100 Millionen Euro investiert<br />

und haben darüber hinaus auch noch große Zukunftspläne.<br />

Wir planen den liftmäßigen Zusammenschluss mit Padola (Ski<br />

Area Val Comelico in Venetien) und mit dem Skigebiet<br />

Thurntaler in Sillian in Osttirol.<br />

Radius: Was sind die nächsten konkreten<br />

Schritte?<br />

F. Senfter: Ganz wichtig erscheint mir, die<br />

einhe<strong>im</strong>ische Bevölkerung weiterhin gut einzubinden.<br />

Große Investitionspläne brauchen auch<br />

einen großen Zuspruch. Wir streben eine höchst<br />

nachhaltige Entwicklung an und das muss man<br />

auch entsprechend kommunizieren.<br />

Radius: Was meinst du mit nachhaltig?<br />

F. Senfter: Als eines der ersten Skigebiete Südtirols sind wir in<br />

den Bereichen Energie, Umwelt und Arbeitsschutz ISO-zertifiziert.<br />

Darüber hinaus zahlen wir z.B. seit fünf Jahren eine höhere<br />

Stromrechnung, weil wir ausschließlich grünen Strom beziehen<br />

und unsere gesamten elektromotorbetriebenen Aufstiegsanlagen<br />

damit speisen. Dadurch erreichen wir wiederum eine hervorragende<br />

CO 2-Bilanz. Wir waren <strong>im</strong> Dolomiti-Superski-Verbund<br />

unter den Ersten, die über ein Kinderförderprogramm für alle<br />

einhe<strong>im</strong>ischen Kinder bis zehn Jahren kostenloses Skifahren ermöglicht<br />

haben. Ein Riesenvorteil ist auch die direkte Anbindung<br />

an die Eisenbahn mit dem Bahnhof in Vierschach.<br />

Radius: Ende der 1980er-Jahre gab es, wegen interner<br />

Uneinigkeiten, einen fast 20 Jahre langen Stillstand.<br />

F. Senfter: Ja, die Situation war verfahren. In den 1990er-<br />

Jahren ist es mir dann gelungen, die einzelnen Akteure vom<br />

Zusammenschluss von Haunold, Helm und Rotwand zu überzeugen.<br />

Damit wurde ich auch einer der Mehrheitsaktionäre<br />

der neuen Gesellschaft.<br />

Radius: Aber bis zum Zusammenschluss der Skigebiete<br />

Helm und Rotwand war es noch ein langer Weg.<br />

F. Senfter: Na ja, die Differenzen zwischen den diversen Interessen<br />

in Sexten mussten erst ausgeräumt werden. Ein starker<br />

Befürworter war Erwin Lanzinger, der sehr viel Energie<br />

Radius: Franz, du siehst zwar aus wie 60, aber es ist<br />

ja kein Gehe<strong>im</strong>nis, du bist 80 Jahre alt. Woher n<strong>im</strong>mst<br />

du die Kraft und die Motivation für all deine Visionen<br />

und Pläne?<br />

F. Senfter: Tourismus ist meiner Meinung nach das schönste<br />

Business, es hat so viel mit Freizeit zu tun. Als ehemaliger<br />

Skirennläufer und Skilehrer, liegt mir dabei der Wintersport besonders<br />

am Herzen. Und was gibt es Schöneres, wenn man gewisse<br />

finanzielle Möglichkeiten hat, als in die eigene He<strong>im</strong>at zu<br />

investieren und zu sehen, wie man dabei auch noch Erfolg hat.<br />

Ich hatte in meinem Leben viel Erfolg, das habe ich auch meiner<br />

He<strong>im</strong>at zu verdanken. Das Leben ist <strong>im</strong>mer ein Geben und Nehmen<br />

und jetzt ist für mich die Zeit zum Geben gekommen!

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