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Wirtschaft im Wandel 2023

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AKTUELL<br />

Nr. 4/<strong>2023</strong> 155<br />

ANFANG JÄNNER 2002 IN DEN<br />

„DOLOMITEN“ GEBLÄTTERT<br />

In den 24 Stunden nach dem Jahreswechsel 2001/02 sind allein<br />

an den damals 105 Südtiroler Sparkasse-Bankomaten bereits<br />

1.829.350 Euro abgehoben worden.<br />

Nicht alle mühten sich in den ersten Euro-Tagen zur Bank.<br />

In Innichen wollte ein Tankstellenpächter 10.000 Lire kassieren.<br />

Der Kunde zahlte mit einem 500.000-Lire-Schein und wollte das<br />

Wechselgeld in Euro.<br />

In Bozen wurden die Parkomaten mit der Euro-Einführung sofort<br />

umgestellt. Ein wütender Bürger erzählte: „Bis Jahresende habe ich<br />

3.000 Lire pro Stunde bezahlt. Jetzt werden über Nacht plötzlich<br />

zwei Euro verlangt. Das sind genau 3.873 Lire und damit fast<br />

30 Prozent mehr. Das ist ja eine Zumutung.“<br />

Ein Busfahrer verlangte für ein Busticket 3,25 Euro. Der Fahrgast<br />

wollte in Lire zahlen. 5.100 Lire waren fällig. Dahe<strong>im</strong> rechnete der<br />

Fahrgast nach. Es hätten etwa 6.300 Lire sein müssen.<br />

„Es wird also nicht alles teurer“, freute er sich.<br />

der 1960er-Jahre erstmals vorgeschlagen<br />

worden war. Offiziell eingeführt wurde<br />

die Gemeinschaftswährung dann 1999,<br />

allerdings nur als „unsichtbare“ Währung<br />

zur Verrechnung und für elektronische<br />

Zahlungen. Bis 2001 gab es den<br />

Euro dann nur als Buchgeld.<br />

Nach der Einführung des Euro als Bargeld<br />

am 1. Jänner 2002 gab es noch<br />

eine zwe<strong>im</strong>onatige Parallelumlaufphase<br />

der jeweiligen nationalen Währung und<br />

des Euro. Danach war Schluss mit der<br />

Lira, sie konnte in der Regel nur noch<br />

in Banken eingetauscht werden. Offiziell<br />

lag und liegt der Umrechnungskurs bei<br />

1936,27 Lire, die man für 1 Euro bekam<br />

bzw. bekommt. Freilich gab es dann die<br />

Debatten um Auf- und Abrundungen<br />

bei Kommastellen, aber je länger die<br />

neue Währung unter den Leuten war,<br />

desto mehr wurde diesen auch klar, welche<br />

praktischen Vorteile eine einzige<br />

grenzüberschreitende Währung hat.<br />

Plötzlich musste man bei Preisvergleichen<br />

zwischen den Ländern nicht mehr<br />

mühsam umrechnen, vor dem Einkaufen<br />

in Österreich oder Deutschland keine<br />

D-Mark und keinen Schilling mehr auf<br />

der Bank holen. Vor allem <strong>im</strong> Tourismus<br />

taten sich Anbieter und Gäste leichter,<br />

weil die Preise transparenter waren und<br />

viele Arbeitsschritte entfielen.<br />

Nicht zuletzt muss man die Einführung<br />

des Euro auch gesamtwirtschaftlich sehen.<br />

Er hat Stabilität nach Europa gebracht,<br />

weil die kostspieligen Schwankungen auf<br />

den Devisenmärkten entfielen. Allerdings<br />

bedeutete der Euro vor allem für Italien,<br />

aber auch für andere Länder mit hoher<br />

Inflation, dass sie sich um dieses Manko<br />

kümmern mussten. Zuvor hatte Italien<br />

seine wirtschaftlichen (und oft auch politischen)<br />

Versäumnisse stets durch die<br />

Abwertung der Lira gegenüber den Währungen<br />

stärkerer Staaten wie Deutschland<br />

ausgeglichen. Das half kurzfristig, führte<br />

aber langfristig nicht ans Ziel. Immer<br />

wieder gab es in den Folgejahren der<br />

Euro-Einführung deshalb auch Ambitionen,<br />

den Euro-Währungsraum wieder<br />

zu verlassen. Dazu gekommen ist es bis<br />

jetzt – zum Glück – nicht.<br />

20 Euro-Länder<br />

2007 führte mit Slowenien ein 13. Land<br />

den Euro ein, 2008 kamen Malta und<br />

Zypern hinzu, 2009 die Slowakei, zwei<br />

Jahre später Estland. Am 1. Jänner 2014<br />

führte Lettland als 18. Mitgliedsstaat der<br />

EU den Euro ein, 2015 kam Litauen dazu.<br />

Als bisher letztes Land trat Kroatien in<br />

diesem Jahr dem Euro-Raum bei. Heute<br />

wird der Euro von rund 350 Millionen<br />

Menschen in 20 EU-Ländern verwendet,<br />

wobei 29,5 Milliarden Euro-Banknoten<br />

<strong>im</strong> Gesamtwert von rund 1,57 Billionen<br />

Euro und 145 Milliarden Münzen zu<br />

etwa 32,5 Milliarden Euro <strong>im</strong> Umlauf<br />

sind. Der Euro ist nach dem US-Dollar<br />

die am zweithäufigsten genutzte Währung<br />

der Welt. Er gilt auch als ein Symbol<br />

für das Zusammenwachsen von Europa.<br />

Die Bezeichnung Euro wurde 1995 vom<br />

Europäischen Rat in Madrid gewählt.<br />

Das Euro-Zeichen „€“ ist vom griechischen<br />

Buchstaben Epsilon inspiriert und<br />

steht für Europa, wobei die beiden parallel<br />

durch das Symbol verlaufenden Linien<br />

Stabilität bedeuten sollen.

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