01.06.2023 Aufrufe

Wirtschaft im Wandel 2023

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

112 Nr. 4/<strong>2023</strong><br />

Anzeige<br />

Vom Wegwerfen zum Recycling<br />

Für diese Geschichte bedarf es eines Rückblickes in<br />

die 1970er-Jahre. Damals wurde <strong>im</strong> Flussdelta der<br />

Falschauermündung in Lana nach Schotter geschürft.<br />

Drei Kieswerke waren in diesem Bereich tätig und<br />

holten sich den Schotter mit riesigen Seilbaggern aus<br />

dem Gelände, teilweise bis zu 20 Meter Tiefe.<br />

Hatte man die Tiefe erreicht, wurden die entstandenen<br />

Gruben aufgefüllt – mit allem, was Meran und Umgebung<br />

an Abfall produzierte: Hausmüll, Fässer mit unbekanntem<br />

Inhalt, Abbruchmaterial u.v.m. wurde in diese Baggerseen<br />

gekippt. Der Schotterabbau und das Auffüllen gingen in der<br />

Falschauermündung bis Anfang 1990 weiter. Bis zu jenem Tag,<br />

als die Landesregierung kurzfristig entschied, die noch verbliebenen<br />

Flächen in ein Biotop umzuwidmen.<br />

Pionierarbeit <strong>im</strong> Recyceln<br />

Albrecht Auer erinnert sich: „Plötzlich hatten wir keine Möglichkeiten<br />

mehr, das Abbruchmaterial zu entsorgen.“ Um dieses<br />

damals akute Problem zu lösen und gleichzeitig den unnötigen<br />

Import von Schottermaterial aus Bozen zu reduzieren,<br />

welcher sehr mühsam war, da dieses über die alte SS 38 mit<br />

Sattelschleppern transportiert werden musste. Ein großer Teil<br />

davon war auch jener Teil, welcher für die verschiedenen Hinterfüllungen<br />

bei Bauten verwendet wurde. Aus diesem Grund<br />

entstand die Idee, das Abbruchmaterial mit Bauschutt in den<br />

gewünschten Körnungen zu einem wertvollen Produkt zu verarbeiten<br />

und somit das <strong>im</strong>portierte Schottermaterial zu ersetzen.<br />

Für dieses Projekt bedarf es eines großen Areals, heute sind es<br />

55.000 Quadratmeter sowie viel Geduld und 26 Notartermine.<br />

Zudem wurden sehr viele Ideen sowie Know-how benötigt, um<br />

diese Recyclingidee umzusetzen. Inspirationen und Visionen<br />

kamen vielfach durch Reisen ins Ausland. Erfolg und Misserfolg<br />

liegen oft nahe beieinander: Die Diskussionen mit den Nachbarn<br />

wegen Staub- und Lärmbelästigung konnten erst durch<br />

den Bau einer sechs Meter hohen und ca. 400 Meter langen<br />

Schallschutzmauer und dem Einsatz von Schneekanonen zur<br />

Staubbindung beendet werden.<br />

Recyclingmaterial <strong>im</strong> Vergleich zu Geldmünzen<br />

Von der EU geförderte Recyclinganlage<br />

Katalogisierung des Abbruchmaterials<br />

Ein weiterer großer Schritt in der Geschichte von Erdbau war die<br />

Einteilung des Abbruchmaterials in verschiedene Kategorien laut<br />

Schmutzanteilen. Das damals erstellte Regelwerk gilt auch heute<br />

noch landesweit für die Abrechnung bei Bauschuttentsorgungen.<br />

Das Trennen von Holz und Plastik aus dem<br />

vermischten Bauschutt war ebenfalls eine<br />

große Herausforderung. Die Lösung war<br />

das EU-Projekt Autosort, in der Folge<br />

wurde bei Erdbau die weltweit erste<br />

Anlage zur Trennung mittels Robotern<br />

installiert. Es gab auch diverse Studien,<br />

um den richtigen Einsatz für das Material<br />

zu finden (z.B. die Lieferung des<br />

Albrecht Auer<br />

Unterbaues bei der MEBO von Marling<br />

nach Sinich). Der engen Zusammenarbeit mit dem Amt für Abfallbewirtschaftung<br />

und den damals zuständigen Politikern ist es<br />

zu verdanken, dass hier der gesetzliche Rahmen geschaffen wurde,<br />

um die ganze Angelegenheit mit dem Recycling-Konsortium<br />

Südtirol zu regeln.<br />

Große Investitionen in den Maschinenpark<br />

Albrecht Auer berichtet weiter: „Parallel dazu haben wir für<br />

die großen und schwierigen Abbrucharbeiten (auch für mobiles<br />

Recycling vor Ort) permanent in einen aufwändigen Maschinenpark<br />

investiert. Aber nicht nur die Maschinen, vor allem die<br />

Menschen, die überaus tüchtigen und motivierten Mitarbeiter<br />

sind das Gehe<strong>im</strong>nis unseres Erfolges, damals wie heute.“<br />

Nach 50 spannenden Jahren schaut „Abo“, wie er von seinen<br />

Freunden genannt wird, mit Freude in die Zukunft: „Ich habe<br />

das Glück, dass drei Söhne voll <strong>im</strong> Betrieb involviert sind und<br />

die Erdbau-Gruppe mit Motivation und technischem Knowhow<br />

sicher in eine gute Zukunft führen werden.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!