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Zur Beanspruchung stabilisierender Konstruktionen im Stahlbau

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Manuel Krahwinkel,<br />

Detmold<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Beanspruchung</strong> <strong>stabilisierender</strong> <strong>Konstruktionen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Technisch-wissenschaftliche Mitteilungen<br />

Institut für Konstruktiven Ingenieurbau<br />

Ruhr-Universität Bochum


Doktorarbeit eingereicht am: 28. November 2000<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 31. Januar 2001<br />

Berichter:<br />

Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann, Ruhr-Universität Bochum<br />

Prof. Dr.-Ing. H.-J. Niemann, Ruhr-Universität Bochum


Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit entstand in den Jahren 1996 – 2000 während meiner Tätigkeit<br />

als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktiven Ingenieurbau der<br />

Ruhr-Universität Bochum. Sie wurde von der Fakultät für Bauingenieurwesen als<br />

Dissertation angenommen.<br />

Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr.-Ing. R. Kindmann für die<br />

Unterstützung dieser Arbeit und für die Übernahme des Referates.<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. H.-J. Niemann danke ich herzlich für die Übernahme des<br />

Koreferates.<br />

Weiterhin gilt mein Dank allen Kollegen für die schöne gemeinsame Zeit am<br />

Lehrstuhl für Stahl- und Verbundbau.<br />

Februar 2001 Manuel Krahwinkel<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung ...................................................................................................... 1<br />

1.1 Problemstellung und Zielsetzung ................................................................... 1<br />

1.2 Allgemeine Annahmen und Voraussetzungen................................................ 5<br />

2 Stand der Forschung ....................................................................................... 6<br />

2.1 Nachweis ausgesteifter biegedrillknickgefährdeter Träger ............................ 6<br />

2.2 Nachweis von Stabilisierungskonstruktionen ................................................. 9<br />

2.2.1 Berechnung von Stabilisierungslasten <strong>im</strong> Holzbau ........................................ 9<br />

2.2.2 Berechnung von Stabilisierungslasten <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> ........................................ 10<br />

2.2.3 Stabilisierungslasten von Trägern mit diskreten seitlichen Abstützungen ..... 16<br />

3 Grundlagen der verwendeten Rechenprogramme............................................ 26<br />

3.1 Programm BT II .............................................................................................. 26<br />

3.2 Programm DRILL ........................................................................................... 30<br />

4 Matrizenverfahren für Träger mit kontinuierlicher seitlicher Stützung .......... 33<br />

5 Ingenieurmodell für Stabilisierungslasten be<strong>im</strong> Biegetorsionsproblem ......... 38<br />

5.1 Vorbemerkungen............................................................................................. 38<br />

5.2 Herleitung des Ersatzbelastungsverfahrens – Biegedrillknicken EBV-BDK . 38<br />

5.3 Verifikation des EBV-BDK ............................................................................ 48<br />

6 Stabilisierungslasten von Trägern mit gebundener Drehachse ....................... 54<br />

6.1 Belastung durch Streckentorsionsmomente mx ............................................... 54<br />

6.1.1 Vorbemerkungen ............................................................................................ 54<br />

6.1.2 Einfluß der Lastabtragung durch Wölbkrafttorsion auf die<br />

Trägerverformungen nach Theorie I. Ordnung ............................................... 55<br />

6.1.3 Berechnung von Stabilisierungslasten mit dem EBV-BDK ........................... 56<br />

6.1.4 Einfluß der Lastabtragung durch Wölbkrafttorsion auf die<br />

Stabilisierungslasten ....................................................................................... 58<br />

V


VI<br />

6.2 Belastung durch konstante Schnittgrößen N und My....................................... 61<br />

6.2.1 Lösung der Differentialgleichung bei sinusförmiger Vorkrümmung ............. 61<br />

6.2.2 Berechnung von Stabilisierungslasten mit dem EBV-BDK ........................... 65<br />

6.2.3 Stabilisierungslasten bei Normalkraftbeanspruchung .................................... 66<br />

6.2.4 Stabilisierungslasten bei Biegemomentenbeanspruchung .............................. 69<br />

6.2.5 Stabilisierungslasten bei unterbundener Torsionsverdrehung ........................ 71<br />

6.2.6 Vorverdrehung als Imperfektionsannahme ..................................................... 72<br />

6.2.7 Eigenformaffine Vorkrümmung als Imperfektionsannahme .......................... 80<br />

6.3 Belastung durch veränderliche Schnittgrößen ................................................ 85<br />

6.3.1 Matrizenverfahren für Träger mit gebundener Drehachse ............................. 85<br />

6.3.1.1 Vorbemerkungen ............................................................................................ 85<br />

6.3.1.2 Steifigkeitsmatrizen und Latvektoren zur Berechnung der<br />

Trägerverformung ........................................................................................... 85<br />

6.3.1.3 <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung ........................................................ 92<br />

6.3.1.4 Vergleich mit FEM-Berechnungen ................................................................. 96<br />

6.3.1.5 Berücksichtigung der Nachgiebigkeit der seitlichen Halterung ..................... 100<br />

6.3.2 Einflußparameter für Stabilisierungslasten ..................................................... 107<br />

6.3.2.1 Vorbemerkungen ............................................................................................ 107<br />

6.3.2.2 Untersuchte Parameter .................................................................................... 107<br />

6.3.2.3 Variation der Schnittgrößenverläufe ............................................................... 109<br />

6.3.2.4 Variation der Trägerschlankheit und der Drehbettung ................................... 115<br />

6.3.2.5 Variation des Verlaufs der Vorkrümmung .................................................... 122<br />

6.3.3 Näherungsformeln für symmetrische Lastfälle ............................................... 127<br />

7 Stabilisierungslasten von Trägern mit diskreten seitlichen Abstützungen ..... 134<br />

7.1 Modellannahmen für aussteifende Verbände ................................................. 134<br />

7.1.1 Verformungsverhalten von Fachwerkträgern ................................................. 134<br />

7.1.2 Verbandsmodell 1: Schubfeld mit Schubsteifigkeit S* .................................. 137<br />

7.1.3 Verbandsmodell 2: Einzelfedern Cy ................................................................ 137<br />

7.1.4 Verbandsmodell 3: Diskrete Stützung gegen Seil mit Zugkraft S* ................ 138


7.2 Matrizenverfahren für Träger mit diskreten seitlichen Abstützungen ............ 140<br />

7.2.1 Verbandsmodell 2: Einzelfedern Cy ................................................................ 140<br />

7.2.2 Verbandsmodell 3: Diskrete Stützung gegen Seil mit Zugkraft S* ................ 145<br />

7.3 Einfluß der diskreten seitlichen Stützung auf die Trägerverformungen und<br />

Stabilisierungslasten ....................................................................................... 149<br />

7.3.1 Auswahl der untersuchten Systeme ................................................................ 149<br />

7.3.2 Einfluß der diskreten seitlichen Stützung auf die Trägerverformungen ......... 152<br />

7.3.3 Einfluß der diskreten seitlichen Stützung auf die Stabilisierungslasten ......... 156<br />

8 Beispiel zur Bemessung eines Dachverbandes................................................ 161<br />

9 Zusammenfassung .......................................................................................... 168<br />

Anhang............................................................................................................. 171<br />

Literaturverzeichnis......................................................................................... 173<br />

VII


VIII<br />

Bezeichnungen<br />

An dieser Stelle werden die wichtigsten, in der vorliegenden Arbeit verwendeten<br />

Formelzeichen und Definitionen angegeben. Weitere Variablen werden bei ihrer<br />

erstmaligen Nennung erläutert.<br />

S Schwerpunkt<br />

M Schubmittelpunkt<br />

x Stabachse<br />

y, z Hauptachsen des Querschnitts<br />

� Verdrehung der Stabachse<br />

v, w Verschiebung in Richtung y, z<br />

�y, �z Verdrehung um Achse y, z<br />

�0<br />

v0, w0<br />

vOG, vUG<br />

Vorverdrehung der Stabachse<br />

Vorverformung in Richtung y, z<br />

Verschiebung von Obergurt, Untergurt in Richtung y<br />

E Elastizitätsmodul<br />

G Schubmodul<br />

L Stützweite<br />

h, b Höhe, Breite des Querschnitts<br />

Abstand der Gurtmittelpunkte<br />

hS<br />

A Querschnittsfläche<br />

Iy, Iz Trägheitsmoment um Achse y, z<br />

IT St. Venant’scher Torsionswiderstand<br />

I� Wölbwiderstand<br />

2 Iy<br />

� Iz<br />

ip<br />

� Polarer Trägheitsradius<br />

A<br />

c� Drehbettung um die Stabachse<br />

cy Streckenwegfeder in Richtung y<br />

Cy Einzelwegfeder in Richtung y<br />

S* Schubfeldsteifigkeit<br />

mx<br />

qy, qz<br />

Py, Pz<br />

Streckentorsionsmoment<br />

Streckenlasten in Richtung y, z<br />

Einzellasten in Richtung y, z<br />

N Normalkraft, als Zugkraft positiv<br />

Vy, Vz Querkraft in Richtung y, z<br />

Biegemoment um Achse y, z<br />

My, Mz


NGurt Gurtnormalkraft, als Druckkraft positivqS Stabilisierungslast bei<br />

kontinuierlicher Stützung in Richtung y<br />

FS Stabilisierungslast bei diskreter Stützung in Richtung y<br />

Querkraft in der Stabilisierungskonstruktion infolge Stabilisierungslast<br />

QS<br />

n Anzahl Verbandsfelder<br />

�T Stabkennzahl für Torsion<br />

�Ki Verzweigungslastfaktor<br />

�M Teilsicherheitsbeiwert der Widerstandsgrößen<br />

x<br />

� �<br />

L<br />

D<strong>im</strong>ensionslose x-Koordinate<br />

Indizes<br />

m Feldmitte<br />

Ki Verzweigungslast<br />

OG Obergurt<br />

UG Untergurt<br />

0 Vorverformung<br />

Sinus Sinusförmiger Verlauf<br />

Parabel Parabelförmiger Verlauf<br />

e� elastisch<br />

p� plastisch<br />

d Bemessungswert<br />

IX


X<br />

Kurzfassung<br />

Die vorliegende Arbeit behandelt die Stabilisierungslasten seitlich gestützter,<br />

vorverformter Träger nach der Biegetorsionstheorie II. Ordnung. Unter dem Begriff<br />

Stabilisierungslasten werden die Kräfte verstanden, die von einer Stabilisierungskonstruktion<br />

auf einen biegedrillknickgefährdeten Träger übertragen werden. Sie<br />

wirken auf die Stabilisierungskonstruktion belastend und auf den Träger stützend.<br />

Es wird ein Ingenieurmodell für die Berechnung der Stabilisierungslasten von<br />

biegedrillknickgefährdeten Trägern mit unverschieblicher oder nachgiebiger<br />

kontinuierlicher oder diskreter seitlicher Stützung angegeben. Die Einflüsse aus der<br />

Art der seitlichen Stützung, der planmäßigen Belastung, den geometrischen<br />

Ersatz<strong>im</strong>perfektionen und der Drehbettung des stabilisierten Trägers auf die<br />

Stabilisierungslasten werden untersucht und Anwendungsgrenzen praxisüblicher<br />

Näherungslösungen aufgezeigt.


1 Einführung<br />

1.1 Problemstellung und Zielsetzung<br />

Die Tragfähigkeit von schlanken Stäben mit teilweise oder vollständig gedrücktem<br />

Querschnitt wird durch die Möglichkeit der räumlichen Verformung beeinflußt. Die<br />

geltenden technischen Vorschriften zur Bemessung von <strong>Stahlbau</strong>ten unterscheiden<br />

zwischen verschiedenen Formen des Stabilitätsversagens. Als Biegedrillknicken wird<br />

in Abgrenzung zum Biegeknicken die Instabilität eines Stabes bezeichnet, bei der<br />

zusätzlich zum Ausweichen in Richtung der Hauptachsen des Querschnitts auch eine<br />

Verdrehung um die Stablängsachse auftritt. In Analogie zum Biegeknicken von<br />

Stäben mit reiner Normalkraftbeanspruchung kann das Biegedrillknicken von biegebeanspruchten<br />

Trägern vereinfachend mit dem seitlichen Ausweichen des gedrückten<br />

Trägergurtes erkärt werden. Bild 1.1 zeigt die Verformungen eines biegebeanspruchten<br />

Trägers, die mit dem Stabilitätsversagen Biegedrillknicken identifiziert<br />

werden. Das seitliche Ausweichen des gedrückten Obergurtes bewirkt eine Verschiebung<br />

v und eine Verdrehung � der Stabachse.<br />

Bild 1.1 Mechanisches Modell für Stabilisierungskonstruktionen zur Behinderung der<br />

Verformungen v und �<br />

Die Biegedrillknickgefährdung von Stabtragwerken wird durch eine Vielzahl von<br />

Parametern beeinflußt:<br />

� Biegesteifigkeit und Torsionssteifigkeit<br />

� Lagerungsbedingungen<br />

� Planmäßige Belastung durch Querlasten, Biegemomente, Normalkräfte und<br />

Torsion<br />

� Abstand des Lastangriffspunktes von Querlasten zum Schubmittelpunkt<br />

� Geometrische und strukturelle Imperfektionen<br />

� Behinderung der Verschiebung v und der Verdrehung � durch Stabilisierungskonstruktionen<br />

1


2<br />

Der Begriff Stabilisierungskonstruktion wird für angrenzende Bauteile verwendet,<br />

welche die Verformungen v und � eines biegedrillknickgefährdeten Trägers behindern.<br />

Der Nachweis ausreichender Tragsicherheit für das Gesamtsystem aus stabilisiertem<br />

Träger und <strong>stabilisierender</strong> Konstruktion erfolgt in der Regel durch eine<br />

getrennte Berechnung der beiden Teilsysteme. Die aussteifende Wirkung der Stabilisierungskonstruktion<br />

kann bei der Berechnung des stabilisierten Trägers durch den<br />

Ansatz von Schubfeldsteifigkeiten S*, Streckenwegfedern cy, Einzelwegfedern Cy,<br />

Streckendrehfedern c� oder Einzeldrehfedern C� gemäß Bild 1.1 berücksichtigt<br />

werden.<br />

Bild 1.2 Beispiele für Stabilisierungskonstruktionen<br />

Bild 1.2 zeigt vier Beispiele für Stabilisierungskonstruktionen. Die Stahlbetonscheibe<br />

gemäß Bild 1.2a wirkt aufgrund ihrer sehr großen Steifigkeit in Scheibenebene als<br />

unverschiebliche seitliche Halterung der Stahlträger am Obergurt. Zusätzlich ergibt<br />

sich durch die Biegesteifigkeit der Stahlbetonscheibe als Platte eine kontinuierliche<br />

Drehbettung c� mit großer Steifigkeit.<br />

Das in Bild 1.2b dargestellte Stahltrapezprofil stützt als Schubfeld mit Schubsteifigkeit<br />

S* kontinuierlich den Obergurt der biegedrillknickgefährdeten Träger und<br />

wirkt gleichzeitig als Drehbettung c� mit geringer Steifigkeit, welche durch die<br />

lokalen Verformungen des Stahltrapezprofiles <strong>im</strong> Bereich der Verbindungsmittel<br />

begrenzt wird.


Bild 1.2c zeigt gestapelte Trägerlagen von Haupt- und Nebenträgern, die am Stabende<br />

horizontal unverschieblich gelagert sind. Vernachlässigt man Normalkraftverformungen<br />

der Nebenträger, dann stellen sie unverschiebliche diskrete seitliche<br />

Stützungen am Obergurt der Hauptträger dar. Durch die Biegesteifigkeit der<br />

Nebenträger ergibt sich zusätzlich eine Behinderung der Torsionsverdrehung der<br />

Hauptträger in Form von Einzeldrehfedern C�.<br />

Der in Bild 1.2d dargestellte Verband wird als horizontal liegender Fachwerkträger<br />

durch die Obergurte der stabilisierten Träger und zusätzliche Fachwerkstäbe in Form<br />

von Druckpfosten und Zugdiagonalen gebildet. Durch die Steifigkeit des Fachwerkträgers<br />

in der Verbandsebene wird die seitliche Verschiebung der stabilisierten Träger<br />

in den diskreten Knotenpunkten des Verbandes elastisch behindert. Die aussteifende<br />

Wirkung eines Verbandes ist kompliziert und kann weder durch ein kontinuierliches<br />

Schubfeld noch durch diskrete Einzelwegfedern Cy als statisches Modell richtig<br />

beschrieben werden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird deshalb die Eignung<br />

verschiedener Modellannahmen für die Abbildung aussteifender Verbände untersucht.<br />

Um die aussteifende Wirkung einer Stabilisierungskonstruktion für den Tragsicherheitsnachweis<br />

der stabilisierten Bauteile in Rechnung stellen zu können, ist es<br />

erforderlich, eine sichere Aufnahme der auftretenden Stabilisierungslasten durch die<br />

stabilisierende Konstruktion nachzuweisen. Unter dem Begriff Stabilisierungslasten<br />

werden die Kräfte verstanden, die von der Stabilisierungskonstruktion auf den<br />

biegedrillknickgefährdeten Träger übertragen werden. Sie wirken auf die stabilisierende<br />

Konstruktion belastend und auf den Träger stützend.<br />

Stabilisierungslast<br />

Stabilisierungskonstruktion<br />

mit Biegesteifigkeit EI*<br />

Stabilisierter Trägergurt<br />

mit Biegesteifigkeit EIz = 0<br />

Vorkrümmung<br />

Bild 1.3 Druckstabmodell zur Berechnung von Stabilisierungslasten nach Gerold [27]<br />

3


4<br />

Die Berechnung von Stabilisierungslasten zur Bemessung von stabilisierenden<br />

<strong>Konstruktionen</strong> erfolgt in der Baupraxis fast ausschließlich mit Näherungsverfahren,<br />

welche den Druckgurt von biegedrillknickgefährdeten Trägern isoliert vom restlichen<br />

Querschnitt als kontinuierlich gestützten Druckstab mit konstanter Normalkraft<br />

behandeln. Bild 1.3 zeigt das statische Modell zur Berechnung von Stabilisierungslasten<br />

nach Gerold [27], welches diese Vorgehensweise veranschaulicht.<br />

Durch die Vereinfachung des tatsächlich vorhandenen räumlichen Biegetorsionsproblems<br />

auf das Druckstabmodell gemäß Bild 1.3 werden eine Vielzahl von<br />

Einflußparametern vernachlässigt:<br />

� Torsionssteifigkeit des stabilisierten Trägers<br />

� Drehbettung des Trägers durch angrenzende Bauteile<br />

� Verlauf des Biegemoments My (x)<br />

� Verlauf und Größe der Querkraft Vz (x)<br />

� Angriffspunkt <strong>im</strong> Querschnitt und Größe von Querlasten qz<br />

� Exzentrizität zwischen einer <strong>im</strong> Schwerpunkt wirkenden Normalkraft N und der<br />

Ebene der seitlichen Stützung in Höhe des Trägergurtes<br />

� Verformungen v und � bei seitlicher Stützung in diskreten Punkten<br />

Bei Trägern mit seitlicher Stützung am Obergurt und Belastung durch negative<br />

Biegemomente ist der Zuggurt und nicht der Druckgurt seitlich gehalten. In diesen<br />

Fällen kann das Druckstabmodell offensichtlich nicht zu richtigen Ergebnissen führen.<br />

In mehreren Veröffentlichungen, die sich mit dem Nachweis ausgesteifter biegedrillknickgefährdeter<br />

Träger befassen, wird festgestellt, daß ein Wissensdefizit bzgl. der<br />

<strong>Beanspruchung</strong> von Stabilisierungskonstruktionen für biegebeanspruchte Bauteile<br />

besteht. Stellvertretend seien hier Wang und Nethercot [105] zitiert:<br />

„The problem of bracing effect is by no means well understood, especially the<br />

determination of bracing strength requirements for design. In the field of<br />

multiple bracing, very little work has been done. Therefore, there is a gap between<br />

the understanding of the action of bracing and the use of bracing in<br />

practice.”<br />

Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit leitet sich aus dem sehr beschränkten Wissen<br />

über das Tragverhalten von seitlich durch Verbände in diskreten Punkten gestützten<br />

Trägern und aus dem Fehlen eines einfachen Modells bzw. Berechnungsverfahrens<br />

für die Ermittlung der be<strong>im</strong> räumlichen Biegetorsionsproblem auftretenden<br />

Stabilisierungslasten ab. Im Einzelnen können drei Ziele formuliert werden:


� Entwicklung eines Ingenieurmodells zur anschaulichen Beschreibung und<br />

Berechnung der Stabilisierungslasten be<strong>im</strong> Biegetorsionsproblem nach Theorie II.<br />

Ordnung mit Berücksichtigung der Wölbkrafttorsion<br />

� Untersuchung der Einflußparameter für Stabilisierungslasten be<strong>im</strong> Biegetorsionsproblem,<br />

Analyse der auftretenden Effekte und Phänomene, um die Ergebnisse<br />

von Programmberechnungen interpretieren zu können, und Überprüfung des<br />

Näherungscharakters des Druckstabmodells nach Gerold <strong>im</strong> Hinblick auf eine<br />

sichere und wirtschaftliche Bemessung von Stabilisierungskonstruktionen<br />

� Herleitung von Rechenverfahren oder Näherungsformeln auf der Grundlage des<br />

räumlichen Biegetorsionsproblems, mit denen die <strong>Beanspruchung</strong> sowohl von<br />

kontinuierlichen als auch von diskreten Stabilisierungskonstruktionen wie z.B.<br />

Dachverbänden <strong>im</strong> Hallenbau ermittelt werden kann<br />

1.2 Allgemeine Annahmen und Voraussetzungen<br />

Für alle Herleitungen in der vorliegenden Arbeit gelten die folgenden Annahmen und<br />

Voraussetzungen:<br />

� Das Hook’sche Gesetz gilt uneingeschränkt bei der Berechnung der Schnittgrößen.<br />

� Es werden nur doppeltsymmetrische, offene, dünnwandige Querschnitte<br />

behandelt.<br />

� Die Querschnitte sind so dünnwandig, daß die Verwölbung infolge Torsion<br />

näherungsweise durch die Verwölbung der Profilmittellinie ersetzt werden kann.<br />

� Die Belastungen behalten bei der Verformung des Stabes ihre ursprüngliche<br />

Richtung bei, d.h. sie sind richtungstreu.<br />

� Die Querschnittsform bleibt auch bei Verformung des Stabes erhalten.<br />

� Örtliche Instabilität (Beulen) ist ausgeschlossen.<br />

� Sämtliche Verformungen sind klein <strong>im</strong> Sinne der Gültigkeit der technischen<br />

Biegelehre.<br />

� Der Einfluß der Schubspannungen aus Querkraft (Bernoulli-Hypothese) und der<br />

Einfluß der sekundären Schubspannungen aus Wölbkrafttorsion (Wagner-<br />

Hypothese) auf die Verformungen des Stabes werden vernachlässigt.<br />

� Die Lagerung der Träger wird als Gabellager ausgeführt.<br />

5


6<br />

2 Stand der Forschung<br />

2.1 Nachweis ausgesteifter biegedrillknickgefährdeter Träger<br />

Die Ausführung von abstützenden Bauteilen hat wesentlichen Einfluß auf das<br />

Verformungsverhalten und die Tragfähigkeit von Stäben und Stabwerken. Die<br />

Berücksichtigung aussteifender Bauteile be<strong>im</strong> Nachweis ausreichender Tragfähigkeit<br />

von schlanken Trägern ist daher für eine wirtschaftliche Bemessung von zentraler<br />

Bedeutung. Zahlreiche Forschungsvorhaben haben sich in der Vergangenheit mit der<br />

Erfassung von Lagerungsbedingungen und Aussteifungen bei der Berechnung der<br />

Traglasten räumlich beanspruchter Stabwerke befaßt. Aus diesen Untersuchungen<br />

lassen sich Aussagen über die erforderliche Steifigkeit von Stabilisierungskonstruktionen<br />

ableiten, um ein Stabilitätsversagen des ausgesteiften Trägers zu<br />

verhindern. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über wichtige veröffentlichte<br />

Erkenntnisse gegeben werden.<br />

Klöppel/Unger [40] berechnen Verzweigungslasten durch numerische Integration der<br />

Differentialgleichung des Biegetorsionsproblems mit Hilfe des Runge-Kutta-<br />

Verfahrens. Sie untersuchen Zweifeldträger mit Gleichstreckenlast, Drehbettung c�<br />

und Wegfederbettung cy am Obergurt. Die Steifigkeit der Bettungen wird in einer<br />

Parameterstudie variert und führt zu folgenden qualitativen Aussagen:<br />

� Eine Drehbettung c� ist wirksamer für die Erhöhung der Verzweigungslast, als eine<br />

Wegfederbettung cy.<br />

� Die Verzweigungslast steigt <strong>im</strong> Bereich geringer Steifigkeit der Wegfederbettung cy<br />

stark an und geht dann asymptotisch gegen den Grenzwert für eine gebundene Dreh-<br />

achse.<br />

Fischer [18] ermittelt theoretisch und exper<strong>im</strong>entell die Traglasten von Trägern, die<br />

auf dem Oberflansch durch starre Bauteile wie Leichtbetonplatten oder Gitterroste<br />

belastet werden. Anders als bei einer Drehbettung c�, bei welcher der Widerstand mit<br />

wachsendem Drehwinkel � ansteigt, ist bei frei aufliegenden biegestarren lastübertragenden<br />

Bauteilen die rückstellende Wirkung durch Auswandern der Last auf die<br />

Flanschkante sofort bei einer Verdrehung voll wirksam. Die Traglast solcher Träger<br />

ist aufgrund des rückdrehenden Momentes aus der Auflast auf der Flanschkante<br />

größer als die ideale Verzweigungslast bei ortsfester Auflast in der Stegebene. Durch<br />

das Auftreten von Seitenlasten oder exzentrischen Lasteinleitungen aufgrund von<br />

Plattenfugen ergeben sich kleinere Traglasten.<br />

Lindner [46] leitet mit Hilfe des elastischen Potentials eines vorverdrehten Stabes mit<br />

Drehbettung Formeln für die Mindestdrehbettung c�, die einen Biegedrillknicknachweis<br />

überflüssig macht, und Formeln für die Anschlußmomente zwischen Träger<br />

und Drehbettung her. Es werden auch Überlegungen zur Größe der anzusetzenden<br />

Vorverdrehung angestellt.


Fischer [19] gibt ebenfalls auf der Grundlage des elastischen Potentials Gleichungen<br />

an, mit denen die Mindeststeifigkeit einer seitlichen Wegfederbettung cy berechnet<br />

werden kann, so daß 95% der idealen Verzweigungslast bei gebundener Drehachse<br />

erreicht werden.<br />

Oxford [79] berechnet die Traglasten von Durchlaufträgern, die durch ein Schubfeld<br />

am Obergurt und eine Drehbettung ausgesteift werden. Er wendet das Ritz-Verfahren<br />

mit eingliedrigen Sinus-Ansätzen für die Verformungen auf das elastische Potential an<br />

und berücksichtigt Vorverdrehungen und Vorkrümmungen als Imperfektionen. In [79]<br />

finden sich auch Überlegungen zur Verminderung der Steifigkeit der Drehbettung<br />

infolge Anschlußnachgiebigkeit bei Überschreitung des Kontaktmomentes.<br />

Lindner/Schmidt [51] untersuchen exper<strong>im</strong>entell die Traglasten von Systemen aus<br />

rechtwinklig zueinander angeordneten Trägern, wobei der lastbringende Träger auf<br />

den Obergurten der stabilitätsgefährdeten lastabnehmenden Träger aufgelagert ist. In<br />

Anlehnung an Oxford [78] werden Formeln für die Anschlußnachgiebigkeit zwischen<br />

den Trägerlagen angegeben. Die erfassten Einflüsse sind die Torsionssteifigkeit des<br />

Obergurtes und die Querbiegesteifigkeit des Steges des lastabnehmenden Trägers.<br />

Lindner/Gietzelt [52] untersuchen das Biegedrillknicken von Einfeldträgern mit<br />

angeschweißten Stirnplatten an den Trägerenden. Sie berechnen Traglasten sowohl<br />

mit einem räumlichen Stabwerksprogramm und Berücksichtigung von Wölbfedern an<br />

beiden Stabenden, als auch mit einem FEM-Programm unter Verwendung von<br />

Plattenelementen. Für baupraktisch relevante Schlankheiten wird die Stabrechnung als<br />

ausreichend genau bezeichnet. Es werden Näherungslösungen für die Berechnung des<br />

idealen Biegedrillknickmomentes unter Berücksichtigung der Wölbfedern angegeben.<br />

Die Traglaststeigerung gegenüber Trägern ohne Stirnplatten ist in allen Fällen kleiner<br />

als 20%.<br />

In [54] und [55] machen Lindner/Stickel aus theoretischen und exper<strong>im</strong>entellen<br />

Untersuchungen abgeleitete Angaben zu den Traglasten von Bühnenträgern, die durch<br />

die Schubsteifigkeit von Gitterrosten mit Klemmbefestigungen am Obergurt ausgesteift<br />

werden.<br />

In [56] und [57] stellt Lindner theoretische Überlegungen zur Stabilisierung von<br />

Trägern durch die Drehbettung aufliegender Trapezprofile an. Die Gleichungen 7 bis<br />

11 und die Tabelle 7 der DIN 18800 Teil 2 [1] gehen auf zusätzliche exper<strong>im</strong>entelle<br />

Untersuchungen zur Größe der ansetzbaren Drehbettung zurück.<br />

Lindner/Groeschel [62] erweitern die Drehbettungswerte für Trapezprofile aus DIN<br />

18800 Teil 2 [1] für die Befestigung mit Setzbolzen und die Berücksichtigung von<br />

unterschiedlich großen Auflasten. Die aus Versuchen gewonnenen Formeln für die<br />

Anschlußnachgiebigkeit sind leicht modifiziert auch in den Normkommentar [63] eingegangen.<br />

Eine völlige Vernachlässigung der Anschlußnachgiebigkeit bis zum Erreichen<br />

des Kontaktmomentes, wie in [75], [76], und [103] vorgeschlagen, wird in [63]<br />

abgelehnt.<br />

7


8<br />

Krenk/Damkilde [43] untersuchen den Einfluß der konstruktiven Ausbildung der<br />

Rahmenecken zwischen Riegel und Stielen auf die Traglast von Zweigelenkrahmen<br />

<strong>im</strong> Hallenbau. Sie erweitern die klassische Theorie für dünnwandige Träger mit drei<br />

Freiheitsgraden für Verschiebungen, drei Freiheitsgraden für Verdrehungen und<br />

einem Freiheitsgrad für die Querschnittsverwölbung um einen weiteren Freiheitsgrad<br />

für die Querschnittsdeformation infolge Stegbiegung und Gurttorsion.<br />

Heil [31] führt Traglastberechnungen mit finiten Stabelementen an Einfeld- und<br />

Durchlaufträgern mit Schubfeldern am Obergurt durch. Er leitet eine Formel für die<br />

erforderliche Schubsteifigkeit her, so daß 95% der Traglast nach Theorie I. Ordnung<br />

be<strong>im</strong> Einfeldträger erreicht werden. Für Durchlaufträger mit negativen Stützmomenten<br />

ermittelt er die zusätzlich erforderliche Drehbettung der Träger.<br />

Hanswille/Lindner/Münich [30] geben Näherungsformeln zur Berechnung des idealen<br />

Biegedrillknickmomentes von Trägern mit gebundener Drehachse und Drehbettung<br />

an. <strong>Zur</strong> Herleitung der Formeln wird die Analogie zwischen der Differentialgleichung<br />

für das Biegetorsionsproblem mit gebundener Drehachse und Drehbettung und der<br />

Differentialgleichung für den Druckstab mit elastischer Bettung verwendet.<br />

Parvizinia [80] leitet Näherungsformeln für die Berechnung des idealen Biegedrillknickmomentes<br />

von Trägern mit diskreten seitlichen Abstützungen aus genauen<br />

Berechnungen nach der FE-Methode ab. Von Reyer/Stojic [83] liegen vergleichbare<br />

Untersuchungen zum Stabilitätsversagen von diskret am Obergurt gestützten<br />

Brettschichtholzträgern vor.<br />

Die oben genannten Veröffentlichungen behandeln die Auswirkung verschiedenartiger<br />

Stabilisierungskonstruktionen auf das Verformungsverhalten, auf die unplanmäßige<br />

<strong>Beanspruchung</strong> und damit auf die Traglasten von biegedrillknickgefährdeten<br />

Trägern. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Bemessung des ausgesteiften<br />

Trägers mit der Fragestellung: „Wie wirkt sich die Steifigkeit der Stabilisierungskonstruktion<br />

auf die Traglast des stabilisierten Trägers aus?“<br />

Die Frage nach der <strong>Beanspruchung</strong> der Stabilisierungskonstruktion wird in der Regel<br />

nicht beantwortet. Ein Grund für das fehlende Wissen über Stabilisierungslasten<br />

biegedrillknickgefährdeter Träger ist sicher die Tatsache, daß in der Vergangenheit<br />

überwiegend das Verzweigungsproblem von ideal geraden Trägern untersucht wurde.<br />

Stabilisierungslasten lassen sich aber nur durch Berechnungen nach Theorie II. Ordnung<br />

am <strong>im</strong>perfekten System ermitteln. Dabei wirken sich die angesetzten geometrischen<br />

Ersatz<strong>im</strong>perfektionen des ausgesteiften Trägers auf die Ergebnisse aus,<br />

wodurch die Komplexität des Problems vergrößert wird.


2.2 Nachweis von Stabilisierungskonstruktionen<br />

2.2.1 Berechnung von Stabilisierungslasten <strong>im</strong> Holzbau<br />

Für den Ingenieurholzbau finden sich Angaben zur <strong>Beanspruchung</strong> von Stabilisierungskonstruktionen<br />

in DIN 1052 [6]. Dort wird Gleichung (2.1) für die Stabilisierungslasten<br />

von Druckgurten von Fachwerkträgern und Gleichung (2.2) für<br />

Stabilisierungslasten von Biegeträgern mit Rechteckquerschnitt angegeben. Die <strong>im</strong><br />

Holzbau als qS-Lasten bezeichneten Stabilisierungslasten werden gemäß DIN 1052<br />

vereinfachend als konstante Gleichstreckenlast zur Bemessung von Stabilisierungskonstruktionen<br />

angesetzt.<br />

� Druckgurte von Fachwerkträgern<br />

m � NGurt<br />

qS =<br />

30 � L<br />

� Biegeträger mit Rechteckquerschnitt<br />

m � max M<br />

qS =<br />

350 � L � b<br />

mit<br />

m = Anzahl der auszusteifenden Druckgurte bzw. Träger<br />

NGurt = mittlere Gurtkraft<br />

max M = max<strong>im</strong>ales Biegemoment des Einzelträgers aus lotrechter Belastung<br />

L = Stützweite der Aussteifungskonstruktion<br />

b = Trägerbreite<br />

Gleichung (2.1) liegen folgende Annahmen und Einschränkungen zugrunde:<br />

(2.1)<br />

(2.2)<br />

� Konstante Normalkraft<br />

� Vorkrümmung der Druckgurte sinusförmig mit Stich v0,m = L/500<br />

� Durchbiegung der Aussteifungskonstruktion unter Gebrauchslast vorh f � L/1000<br />

Für Gleichung (2.2) gilt:<br />

� Die Biegeträger sind an den Enden, also <strong>im</strong> Abstand L, gabelgelagert.<br />

� Die Trägerform ist gerade, der Querschnitt konstant.<br />

� Der Träger ist aus Brettschichtholz.<br />

� Trägerhöhe h � 10 · b<br />

� Die Stützung durch die Aussteifungskonstruktion erfolgt am Druckgurt.<br />

� Lastangriff am oberen Querschnittsrand (Greift die Querlast weiter unten an, verkleinert<br />

sich die auftretende qS-Last).<br />

� Vorkrümmung der Biegeträger in der Ebene der Aussteifungskonstruktion<br />

sinusförmig mit Stich v0,m = L/500<br />

� Durchbiegung der Aussteifungskonstruktion unter Gebrauchslast vorh f � L/1000<br />

9


10<br />

Die Gleichungen (2.1) und (2.2) aus DIN 1052 gelten für spezielle <strong>Konstruktionen</strong> des<br />

Ingenieurholzbaus. Aufgrund der genannten Annahmen und Einschränkungen lassen<br />

sie sich nicht auf <strong>Konstruktionen</strong> des <strong>Stahlbau</strong>s anwenden.<br />

Aus Sicht des <strong>Stahlbau</strong>s sind die Forschungsarbeiten zu Stabilisierungslasten <strong>im</strong> Holzbau<br />

aber deshalb von Bedeutung, weil qualitative Ergebnisse wie die Verteilung der<br />

Stabilisierungslasten in Trägerlängsrichtung auch auf Stahlkonstruktionen übertragen<br />

werden können. Bild 2.1 aus [9] zeigt verschiedene Stabilisierungslastverläufe von<br />

Brettschichtholzträgern mit Belastung durch Gleichstreckenlast qz.<br />

Der konstante Verlauf nach DIN 1052 ist eine Vereinfachung für die Baupraxis.<br />

Brüninghoff [10] ermittelt einen sinusförmigen Verlauf aus der Lösung der Differentialgleichungen<br />

für den horizontal kontinuierlich gestützten Träger. Möhler/Müller<br />

[68], die einen Verlauf mit bereichsweise negativen Stabilisierungslasten in Auflagernähe<br />

angeben, führen neben numerischen Berechnungen auf der Grundlage des<br />

Ritz’schen Verfahrens auch exper<strong>im</strong>entelle Untersuchungen durch. Benning [9] führt<br />

Vergleichsberechnungen zu den Versuchen von Möhler/Müller mit einem FEM-<br />

Programm [8] durch und bestätigt den exper<strong>im</strong>entell ermittelten Verlauf der<br />

Stabilisierungslasten gemäß Abbildung c in Bild 2.1.<br />

Bild 2.1 Verteilung der Stabilisierungslasten von Brettschichtholzträgern mit Belastung<br />

durch Gleichstreckenlast qz [9]<br />

2.2.2 Berechnung von Stabilisierungslasten <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

DIN 18800 [1] stellt als maßgebende Norm für die Bemessung von Stahlkonstruktionen<br />

keine einfachen Formeln für die Ermittlung der <strong>Beanspruchung</strong> von<br />

Stabilisierungskonstruktionen analog zu Gleichung (2.1) und (2.2) zur Verfügung.<br />

Stabilisierungslasten <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> werden überwiegend nach Gerold [27] oder nach<br />

Petersen [82] berechnet.


Das heute übliche Näherungsverfahren zur Berechnung von Stabilisierungslasten <strong>im</strong><br />

<strong>Stahlbau</strong> wurde 1963 von Gerold [27] veröffentlicht. Grundlage ist das in Bild 1.3<br />

dargestellte statische Modell, welches den Obergurt von Fachwerk- oder Vollwandbiegeträgern<br />

als seitlich kontinuierlich gestützten Druckstab mit konstanter Normalkraftverteilung<br />

interpretiert. Die Lösung der zugehörigen Differentialgleichung liefert<br />

bei sinusförmiger Vorverformung einen sinusförmigen Verlauf der Stabilisierungslast<br />

qs gemäß Gleichung (2.3).<br />

2<br />

� � � x<br />

qs = � � � NGurt � v�0�<br />

� � � NGurt<br />

� v0,<br />

m � � sin<br />

(2.3)<br />

2<br />

L L<br />

mit<br />

NGurt = Druckkraft <strong>im</strong> Obergurt<br />

� = Vergrößerungsfaktor Theorie II. Ordnung<br />

L = Stützweite<br />

v� 0�<br />

= Vorkrümmung<br />

v0,m = L/500 = Stich der Vorverformung<br />

Gerold zeigt in [28], daß bei stabilisierenden Verbänden die Nachgiebigkeit der Füllstabanschlüsse<br />

infolge Schraubenschlupf für übliche Dachverbände <strong>im</strong> Stahlhallenbau<br />

durch den Stich der angegebenen geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektion mit abgedeckt<br />

wird. Den Vergrößerungsfaktor � zur Berücksichtigung der Effekte aus Theorie II.<br />

Ordnung berechnet er am Modell des Druckstabes mit Gleichung (2.4).<br />

1<br />

� �<br />

(2.4)<br />

N<br />

1�<br />

mit<br />

Gurt<br />

*<br />

NKi<br />

2 * 2 2<br />

* � � EI � � EI / L<br />

N Ki � � � S<br />

2<br />

2<br />

L � � EI<br />

1�<br />

2 *<br />

L �S<br />

*<br />

*<br />

N Ki = Verzweigungslast des Verbandes als Knickstab<br />

EI = Biegesteifigkeit des Verbandes<br />

S * = Schubsteifigkeit des Verbandes<br />

EI * = Biegesteifigkeit des Verbandes unter Berücksichtigung der Schubweichheit<br />

Petersen [82] modifiziert das Verfahren von Gerold, indem er die Vorverformung<br />

parabelförmig ann<strong>im</strong>mt, woraus eine konstante Krümmung und damit eine Gleichstreckenlast<br />

als Stabilisierungslast entstehen. Die Lösung wird von ihm derart aufbereitet,<br />

daß Einzelkräfte aus Stabilisierung an diskreten Stützstellen berechnet werden<br />

können. Die Normalkraft NGurt in Gleichung (2.3) wird von Petersen parabelförmig<br />

entsprechend dem Momentenverlauf am Einfeldträger angesetzt. Daraus resultieren<br />

11


12<br />

bei seiner Lösung kleinere Stabilisierungslasten als bei Annahme einer konstanten<br />

Normalkraftverteilung. Modellvorstellung für die Berechnung des Vergrößerungsfaktors<br />

� für Theorie II. Ordnung bleibt aber auch bei ihm der gelenkig gelagerte<br />

Druckstab mit der Ersatzbiegesteifigkeit EI * .<br />

Die Tatsache, daß das Verfahren von Gerold der heutige Stand der Technik bei der<br />

Bemessung von aussteifenden Verbänden ist, manifestiert sich <strong>im</strong> aktuellen Stand der<br />

Normung. Nach Eurocode 3 [2], Abschnitt 5.2.4.4, dürfen Stabilisierungslasten als<br />

wirkungsäquivalente Gleichlasten anstelle einer Vorverformung v0 mit Stich<br />

v0,m = kr · L/500 (2.5)<br />

mit<br />

kr = Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung der Anzahl der am Ausweichen<br />

gehinderten Bauteile<br />

angesetzt werden.<br />

Der Vergrößerungsfaktor � ist <strong>im</strong>plizit <strong>im</strong> Formelwerk des EC 3 enthalten, indem die<br />

Verformung in der Ebene des aussteifenden Systems infolge von Stabilisierungslast<br />

plus allen übrigen äußeren Lasten berechnet wird. Die Berechnung der für das Druckstabmodell<br />

benötigten Druckkraft<br />

M<br />

NGurt = (2.6)<br />

h<br />

mit<br />

M = Max<strong>im</strong>almoment des ausgesteiften Biegeträgers<br />

h = Trägerhöhe<br />

ist nach [2] ausdrücklich gestattet.<br />

Im Kommentar zu DIN 18800 [63] wird ebenfalls der Vergrößerungsfaktor � gemäß<br />

Gleichung (2.4) verwendet, um Stabilisierungslasten als Gleichlast aus einer konstanten<br />

Krümmung des Verbandes zu berechnen. Als Vorverformung ist nach [63]<br />

Abschnitt 3.7 eine Vorverdrehung �0 oder alternativ auch eine Vorkrümmung v0<br />

gemäß Bild 2.2 anzusetzen.<br />

Bild 2.2 Ersatz<strong>im</strong>perfektion zur Berechnung von Aussteifungskonstruktionen nach [63]


�<br />

v<br />

0<br />

0,<br />

m<br />

mit<br />

1<br />

� � r1<br />

� r2<br />

200<br />

L<br />

� � r1<br />

� r2<br />

400<br />

r1, r2 = Abminderungsfaktoren nach DIN 18800 [1], Teil 2, Element 205<br />

13<br />

(2.7)<br />

Schikora/Ostermeier [89] geben eine Näherungslösung für die <strong>Beanspruchung</strong><br />

<strong>stabilisierender</strong> Verbände auf der Basis zweier vereinfachter gekoppelter Differentialgleichungen<br />

für das Biegetorsionsproblem nach Theorie II. Ordnung an. Um Differentialgleichungen<br />

mit konstanten Koeffizienten für die Verformungen v und � zu<br />

erhalten, werden die seitlichen Lasten qy sinusförmig und das Biegemoment des<br />

Trägers My konstant angenommen. Die Steifigkeit des Verbandes wird als Wegfederbettung<br />

cy abgebildet. Die aus diesen Annahmen folgende Näherungslösung für<br />

die Stabilisierungslast berücksichtigt die Torsionssteifigkeit des Trägers und wurde<br />

als Gleichung (2 – 3.31) in den Kommentar zu DIN 18800 [63] aufgenommen. Diese<br />

Gleichung entspricht Gleichung (2.3) von Gerold, der Vergrößerungsfaktor � wird<br />

aber anstelle von Gleichung (2.4) mit Gleichung (2.8) berechnet, die das räumliche<br />

Tragverhalten berücksichtigt. Eigene Vergleichsberechnungen nach Biegetorsionstheorie<br />

II. Ordnung mit dem FEM-Programm BT II [77] zeigen, daß Gleichung (2.8)<br />

nur für den baupraktisch seltenen Fall mit konstantem Biegemoment My richtige<br />

Ergebnisse liefert. Diesem Umstand wird <strong>im</strong> Kommentar zu DIN 18800 [63] dadurch<br />

Rechnung getragen, daß empfohlen wird, Gleichung (2.4) für die Berechnung des<br />

Vergrößerungsfaktors � zu verwenden, wenn sich gemäß Gleichung (2.8) ein<br />

kleinerer Wert ergibt.<br />

� �<br />

N<br />

N<br />

*<br />

Ki,<br />

�<br />

Gurt<br />

�<br />

1<br />

0,<br />

534<br />

N<br />

�<br />

N<br />

Gurt<br />

*<br />

Ki<br />

mit<br />

NGurt nach Gleichung (2.6)<br />

N nach Gleichung (2.4)<br />

*<br />

Ki<br />

*<br />

Ki,<br />

N � = (GIT + EI� ·<br />

�<br />

L<br />

2<br />

2<br />

) / h<br />

2<br />

(2.8)<br />

(2.9)<br />

Friemann/Stroetmann [23] berechnen die Stabilisierungslasten von kontinuierlich<br />

seitlich gestützten Biegeträgern mit veränderlichem Biegemomentenverlauf mit Hilfe<br />

eines speziell für diese Untersuchungen entwickelten FEM-Programms [95]. Auf<br />

diese Weise erfolgt erstmals eine systematische Untersuchung der Einflußfaktoren für<br />

die Stabilisierungslasten des Biegetorsionsproblems.<br />

Zusätzlich zu den Parameterstudien nach der FE-Methode wird in [23] eine Näherungslösung<br />

zur Berechnung von Stabilisierungslasten auf der Grundlage der


14<br />

Energiemethode vorgestellt. Dieses Näherungsverfahren erfordert die Lösung eines<br />

linearen Gleichungssystems mit bis zu 10 Unbekannten, weshalb es hier als Matrizenverfahren<br />

bezeichnet wird. Das Matrizenverfahren für Träger mit kontinuierlicher<br />

seitlicher Stützung nach Friemann/Stroetmann [23] wird <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit<br />

modifiziert und erweitert. Eine ausführliche Erläuterung des Verfahrens erfolgt<br />

deshalb in Abschnitt 4 an gesonderter Stelle.<br />

Kritische Beurteilung<br />

Die Näherungsansätze [2], [63], [27], [82] für die Stabilisierungslast qs, die alle auf<br />

Gleichung (2.10) zurückgehen, unterscheiden sich <strong>im</strong> Wesentlichen durch die<br />

angenommene Form der seitlichen Verformung v (Sinus oder Parabel) und den Stich<br />

der Vorverformung v0,m. Sie liefern damit qualitativ gleichartige Ergebnisse. Da die<br />

Berechnung von Stabilisierungslasten in der Baupraxis überwiegend mit diesen Näherungsansätzen<br />

erfolgt, werden sie nachfolgend als „Standardverfahren“ bezeichnet.<br />

Modellvorstellung der Standardverfahren ist für alle genannten Varianten <strong>im</strong>mer der<br />

Druckstab. Die Stabilisierungslasten berechnen sich <strong>im</strong>mer gemäß Gleichung (2.10)<br />

aus dem Produkt von Normalkraft und Stabkrümmung in Richtung der seitlichen<br />

Halterung.<br />

qs = - NGurt � v� �<br />

(2.10)<br />

Bei der Berechnung der Stabilisierungslasten von Biegeträgern mit veränderlichem<br />

Momentenverlauf ergeben sich aber drei wesentliche Abweichungen zu den<br />

Annahmen der Standardverfahren.<br />

� Die Normalkraft <strong>im</strong> Druckgurt des Trägers nach Gleichung (2.6) ist nicht konstant<br />

sondern veränderlich.<br />

� Bei Trägern mit Obergurthalterung und negativen Stützmomenten ist <strong>im</strong><br />

Stützbereich der Zuggurt und nicht der Druckgurt seitlich gestützt.<br />

� Die zu stabilisierenden Träger weisen nicht nur Verformungen v auf (ebenes<br />

Problem), sondern auch Verdrehungen � (räumliches Problem).<br />

Die vereinfachte Differentialgleichung zur Beschreibung der Stabilisierungslasten<br />

infolge einer veränderlichen Normalkraft NGurt lautet für das Druckstabmodell<br />

� �(<br />

N � v�)<br />

� � � N � v��<br />

� N�<br />

� v�<br />

(2.11)<br />

qs Gurt<br />

Gurt Gurt<br />

Gleichung (2.10) gilt als Sonderfall von Gleichung (2.11) nur für eine konstante<br />

Normalkraft. Die Auswirkung einer veränderlichen Druckkraft auf den qualitativen<br />

und quantitativen Verlauf der Stabilisierungskräfte soll anhand der Normalkraftverläufe<br />

in Bild 2.3 gezeigt werden.<br />

Mit Gleichung (2.12) als Näherung für die Verformungsfigur<br />

� � x<br />

v(x) = vm · sin L<br />

(2.12)


folgt für die Stabilisierungslast gemäß Gleichung (2.11):<br />

a)<br />

� �x<br />

( x)<br />

� NGurt,<br />

m � vm<br />

� � sin<br />

(2.13a)<br />

L L<br />

qs 2<br />

� � 2�x<br />

�<br />

b) q ( x)<br />

� NGurt,<br />

m � vm<br />

� ��<br />

� cos<br />

2<br />

�<br />

L � L �<br />

2<br />

2<br />

s (2.13b)<br />

� � �x<br />

2�x<br />

�<br />

c) q ( x)<br />

� NGurt,<br />

m � vm<br />

� � ��<br />

sin � 2 � cos<br />

2<br />

�<br />

L � L L �<br />

2<br />

s (2.13c)<br />

In Bild 2.3 sind die Verläufe der Stabilisierungslasten für drei Basisfälle der Normalkraftverteilung<br />

a bis c dargestellt. Es zeigt sich, daß für veränderliche Normalkraftverläufe<br />

bereichsweise Stabilisierungskräfte mit umgekehrter Wirkungsrichtung<br />

auftreten. Die Gleichung (2.13b) für den Basisfall b wird in [72] anhand von FEM-<br />

Berechnungen als Näherungslösung für qs bestätigt. Grundlage der FEM-Berechnungen<br />

ist als statisches System der durch einen Verband gestützte Druckstab mit<br />

sinusförmiger Normalkraftverteilung.<br />

Bild 2.3 Stabilisierungslasten für drei Basisfälle der Normalkraftverteilung<br />

15


16<br />

Petersen [82] macht den Vorschlag, bei durch Gleichstreckenlast erzeugter parabelförmiger<br />

Normalkraftverteilung <strong>im</strong> Obergurt den Vergrößerungsfaktor � anstelle von<br />

Gleichung (2.4) mit Gleichung (2.14) zu berechnen.<br />

1<br />

� �<br />

(2.14)<br />

N<br />

1�<br />

2 �<br />

Gurt<br />

*<br />

NKi<br />

Der Faktor 2 beruht dabei auf dem Knicklängenbeiwert � 2 = 0,695 2 � 0,5 des durch<br />

einen parabelförmigen Normalkraftverlauf belasteten Druckstabes. Die Berechnung<br />

der Stabilisierungslast gemäß [82] mit Gleichung (2.10) anstelle von Gleichung (2.11)<br />

legt aber eine völlig unzutreffende Verteilung der Stabilisierungslast in Trägerlängsrichtung<br />

zugrunde, was aus Bild 2.3 ersichtlich ist.<br />

Die als Standardverfahren bezeichneten Ansätze zur näherungsweisen Berechnung<br />

von Stabilisierungslasten weisen eine weitere Abweichung von der Realität auf, wenn<br />

der zu stabilisierende Träger durch einen seitlichen Verband ausgesteift wird. Da der<br />

Träger durch den Verband nur in diskreten Knotenpunkten seitlich gestützt wird, stellt<br />

sich die Frage, welcher Fehler in Bezug auf die auftretenden Stabilisierungslasten<br />

gemacht wird, wenn vereinfachend eine kontinuierliche Stützung zugrunde gelegt<br />

wird. In der deutschsprachigen Literatur finden sich kaum Angaben zu<br />

Stabilisierungslasten bei diskreter Stützung, es liegen aber aus dem angelsächsischen<br />

Sprachraum eine Reihe von Veröffentlichungen vor.<br />

2.2.3 Stabilisierungslasten von Trägern mit diskreten seitlichen<br />

Abstützungen<br />

Winter [108] veröffentlicht 1960 ein einfaches Modell zur Berechnung der erforderlichen<br />

Steifigkeit und der auftretenden Stabilisierungslasten von diskreten Abstützungen<br />

zur Aussteifung von Stützen und Trägern. Als Ziel dieser Veröffentlichung<br />

formuliert er: „To devise a s<strong>im</strong>ple method which permits:<br />

1) To calculate a safe lower l<strong>im</strong>it (rather than an exact value) of the necessary<br />

rigidity of the bracing such that the strength of the braced member will attain its<br />

max<strong>im</strong>um possible value, and<br />

2) For a bracing of rigidity equal to or larger than so calculated, to determine a safe,<br />

lower l<strong>im</strong>it (rather than an exact value) of the strength required of such bracing.”<br />

Von Winter stammt der Begriff des “Full Bracing”, womit diejenige Federsteifigkeit<br />

der Abstützung einer Stütze oder eines Trägers gemeint ist, für die ein mehrwelliges<br />

Ausweichen mit Nulldurchgang der Knickfigur an den Stützstellen auftritt. Die<br />

Stützfeder wirkt damit wie ein festes Lager.<br />

Die Mehrzahl der <strong>im</strong> englischsprachigen Raum veröffentlichten Untersuchungen, die<br />

sich mit Stabilisierungslasten beschäftigen, nehmen Bezug auf das von Winter


entwickelte Berechnungsmodell und bedienen sich ebenfalls des Begriffs des „Full<br />

Bracing“. Seiner Bedeutung entsprechend wird das Winter-Modell nachfolgend kurz<br />

erläutert.<br />

Der Zusammenhang zwischen Federsteifigkeit und Verzweigungslast für einen ideal<br />

geraden Druckstab mit Stützung durch eine seitliche Einzelfeder in Feldmitte ist in<br />

Bild 2.4 dargestellt. Die Knickfigur ist zweiwellig mit Nulldurchgang an der Feder,<br />

wenn die Federsteifigkeit mindestens<br />

C = 2 · Pe/L (2.15)<br />

beträgt, mit L als dem Abstand der Stützstellen und<br />

Pe = � 2 · EI/L 2 (2.16)<br />

als der Verzweigungslast für Knicken zwischen den Stützstellen. Winter bezeichnet<br />

diese Federsteifigkeit als „ideale Federsteifigkeit“ Cideal, welche für die Stütze „Full<br />

Bracing“ bewirkt, also in Bezug auf die Verzweigungslast genauso effektiv ist wie ein<br />

festes Lager. Bei Federsteifigkeiten kleiner als Cideal tritt eine Knickfigur mit seitlicher<br />

Verschiebung <strong>im</strong> Bereich der Stützfeder auf. Die Verzweigungslast PKi wächst<br />

annähernd linear mit steigender Federsteifigkeit C, bis „Full Bracing“ erreicht ist. Die<br />

genaue Beziehung zwischen C und PKi für 0 � C � Cideal ist eine trigonometrische<br />

Funktion, die aber sehr gut durch eine Gerade, wie in Bild 2.4 dargestellt, angenähert<br />

werden kann.<br />

Bild 2.4 Zusammenhang zwischen Federsteifigkeit und Verzweigungslast<br />

17


18<br />

Bild 2.5 Winter-Modell [108]<br />

Um die „ideale Federsteifigkeit“ berechnen zu können, entwickelte Winter das in Bild<br />

2.5 dargestellte einfache Modell mit fiktivem Gelenk am Angriffspunkt der Stützfeder.<br />

Die Annahme des Biegemomentengelenkes wird gerechtfertigt durch den<br />

Wendepunkt in der Knickbiegelinie für Knicken zwischen äquidistanten Stützstellen.<br />

Verrücken des mit einer Druckkraft P belasteten Stabes um ein Maß w, Freischneiden<br />

<strong>im</strong> Bereich des fiktiven Gelenkes und Aufstellen des Momentengleichgewichtes<br />

ergibt<br />

P · w = C · w · L/2 (2.17)<br />

Für P = Pe <strong>im</strong> Falle von “Full Bracing” ergibt sich die ideale Steifigkeit<br />

C = Cideal = 2 · Pe/L (2.18),<br />

was mit Bild 2.4 übereinst<strong>im</strong>mt. Für mehrere äquidistante Stützfedern kann die<br />

„ideale Federsteifigkeit“ nach dem gleichen Prinzip berechnet werden. Es ergeben<br />

sich die Zahlenwerte der Tabelle 2.1.<br />

Tabelle 2.1 „Ideale Federsteifigkeit“ für Druckstäbe mit äquidistanten Stützfedern<br />

Anzahl Stützfedern n 1 2 3 4 �<br />

Cideal · L/Pe 2 3 3,41 3,63 4<br />

L = Abstand der Stützfedern<br />

Pe = PKi für Knicken zwischen den Stützstellen = � 2 · EI/L 2<br />

Das Winter-Modell liefert auf diese Art und Weise die exakte Lösung für die „ideale<br />

Federsteifigkeit“ für ebene Druckstäbe mit einer beliebigen Anzahl äquidistanter<br />

Stützfedern.<br />

Ergänzend zu seinen theoretischen Überlegungen wurden von Winter Traglastversuche<br />

an Stützen mit unterschiedlich steifen diskreten Zwischenabstützungen durchgeführt.<br />

Es wurde festgestellt, daß die Aussteifung von Stützen mit Federn der<br />

Steifigkeit C = Cideal nicht ausreichend ist, um ein Ausknicken zwischen den Stütz-


stellen sicherzustellen. Dieser Umstand ist auf die strukturellen und geometrischen<br />

Imperfektionen der <strong>im</strong> Traglastversuch getesteten Stützen zurückzuführen. Das<br />

Modell in Bild 2.5 wird deshalb auf Druckstäbe mit geometrischer Ersatz<strong>im</strong>perfektion<br />

w0 in Höhe der Stützstellen erweitert.<br />

Ist in Bild 2.5 zusätzlich zur Verformung w eine Vorverformung w0 in Höhe der<br />

Stützfeder vorhanden, so ergibt das Aufstellen des Momentengleichgewichts um das<br />

fiktive Gelenk folgende Gleichungen<br />

C � w<br />

P ·(w0 + w) = � L<br />

(2.19)<br />

2<br />

� P � w �<br />

Cideal = � �1<br />

� �<br />

L � w �<br />

2 0 (2.20)<br />

Gleichung (2.20) ist zu entnehmen, daß die “ideale Federsteifigkeit” für Ausknicken<br />

zwischen den Stützstellen bei <strong>im</strong>perfekten Druckstäben größer ist als bei ideal<br />

geraden Druckstäben, welche den Angaben in Tabelle 2.1 zugrunde liegen. Durch<br />

Einführen der Gesamtverformung<br />

wges = w0 + w (2.21)<br />

in Gleichung (2.19) erhält man<br />

w<br />

ges<br />

w0<br />

� (2.22)<br />

2 � P<br />

1�<br />

C � L<br />

und für C = Cideal = 2 · Pe/L<br />

wges =<br />

w0<br />

P<br />

1�<br />

P<br />

e<br />

19<br />

(2.23)<br />

Die Stabilisierungskraft in der Stützfeder berechnet sich mit Gl. (2.19) und Gl. (2.22)<br />

zu<br />

F<br />

c<br />

2 � P<br />

2 � P w0<br />

� C � w � � ( w0<br />

� w)<br />

� �<br />

(2.24)<br />

L<br />

L 2 � P<br />

1�<br />

C � L<br />

und für C = Cideal = 2 · Pe/L zu<br />

F<br />

2 � P<br />

L<br />

w<br />

P<br />

1�<br />

P<br />

0<br />

c � �<br />

(2.25)<br />

e<br />

Aus Gleichung (2.24) folgt, daß die Stabilisierungskraft direkt proportional zur<br />

Amplitude der Vorverformung w0 ist. Die Gleichungen (2.22) und (2.24) sind in Bild


20<br />

2.6 graphisch dargestellt, um den Einfluß der vorhandenen Federsteifigkeit der<br />

Stützfeder auf die Verformungen und Stabilisierungskräfte zu veranschaulichen. Entsprechend<br />

Gl. (2.23) und Gl. (2.25) wachsen die Verformungen und die Stabilisierungskraft<br />

ins Unendliche, wenn die Stütze nur mit C = Cideal ausgesteift wird und<br />

die Druckkraft P sich der Verzweigungslast Pe nähert. Es genügt aber bereits eine<br />

Federsteifigkeit C = 2 · Cideal, um die auftretenden Stabilisierungskräfte auf ein<br />

endliches Maß zu reduzieren. Bild 2.6 ist zu entnehmen, daß sich für eine Vorverformung<br />

w0 = L/500 und C = 2 · Cideal eine Stabilisierungskraft von 0,8 % der<br />

Druckkraft P ergibt, wenn P = Pe die Verzweigungslast der ausgesteiften Stütze ist.<br />

Durch ausreichend steife Abstützungen können demnach die auftretenden Stabilisierungslasten<br />

klein gehalten werden.<br />

wges = w0 + w<br />

w0 = Vorverformung<br />

FC = Stabilisierungskraft in der Stützfeder<br />

P = Druckkraft<br />

Pe = PKi für Knicken zwischen den Stützstellen<br />

(Knicklänge = Abstand der Stützstellen)<br />

Bild 2.6 Zusammenhang zwischen Belastungsintensität, Federsteifigkeit, Verformung<br />

und Stabilisierungskraft bei vorverformtem Druckstab<br />

Die zentrale Erkenntnis aus Winters theoretischen Überlegungen ist, daß ausreichend<br />

steife Abstützungen nur sehr geringe Stabilisierungslasten erhalten, wohingegen die


<strong>Beanspruchung</strong> von nicht ausreichend steifen Abstützungen mit abnehmender Steifigkeit<br />

stark zun<strong>im</strong>mt. Das Verhältnis von vorhandener Steifigkeit zu erforderlicher<br />

Tragfähigkeit von Stabilisierungskonstruktionen ist also umgekehrt proportional.<br />

Diese theoretische Erkenntnis wurde von Winter auch exper<strong>im</strong>entell durch Versuche<br />

an Stützen mit diskreten Halterungen bestätigt. Die <strong>im</strong> Traglastzustand der Stützen<br />

gemessenen Stabilisierungslasten waren bei den Stützen mit steifen Halterungen<br />

deutlich kleiner als bei den Stützen mit weniger steifen Halterungen. Dies ist umso<br />

bemerkenswerter, weil die Belastung der Stützen mit steifen Halterungen aufgrund<br />

der größeren Traglasten <strong>im</strong> Versuch deutlich größer war als die Belastung der<br />

entsprechenden Stützen mit weniger steifen Halterungen.<br />

Der Titel von Winters Veröffentlichung [108]: „Lateral Bracing of Columns and<br />

Beams“ ist streng genommen irreführend, da ausschließlich Druckstäbe behandelt<br />

werden. Um jedoch auch die Stabilisierungskonstruktionen von biegebeanspruchten<br />

Trägern d<strong>im</strong>ensionieren zu können, schlägt Winter vor, den Druckgurt von Biegeträgern<br />

ersatzweise als ebenen Druckstab aufzufassen. Infolge der Vernachlässigung<br />

der Torsionssteifigkeit und der Kopplung des Druckgurtes mit dem Zuggurt wird<br />

vermutet, daß diese Näherung auf der „sicheren Seite“ liegt. Sie entspricht der<br />

Modellvorstellung gemäß Bild 1.3, auf welcher auch die Standardverfahren nach<br />

Gerold [27] oder Petersen [82] beruhen.<br />

Für einfache ausgesuchte Systeme und Belastungen liegen auch Untersuchungen auf<br />

der Basis des räumlichen Biegetorsionsproblems vor.<br />

Mutton/Trahair [70] und Tong/Chen [100] behandeln Einfeldträger mit konstantem<br />

Biegemoment My. Die Träger können eine exzentrische Einzelwegfeder Cy und eine<br />

Einzeldrehfeder C� in Feldmitte aufweisen. Es werden geschlossene Lösungen für den<br />

Zusammenhang zwischen den Federsteifigkeiten der Stützfedern und den Verzweigungslasten<br />

für das Biegedrillknicken des ausgesteiften Trägers hergeleitet. In<br />

Anlehnung an Winter werden auch Formeln zur Berechnung der Federsteifigkeiten für<br />

„Full Bracing“ angegeben.<br />

In einer weiteren Veröffentlichung werden von Tong/Chen [101] die <strong>im</strong> vorherigen<br />

Absatz genannten Ergebnisse auch für Reihen paralleler Träger angegeben, die in<br />

Feldmitte durch biegesteife Querträger gekoppelt sind. Die Belastung der Träger ist<br />

auch hier auf konstante Biegemomente My beschränkt, um geschlossene formelmäßige<br />

Lösungen herleiten zu können.<br />

Helwig/Yura/Frank [32] untersuchen Systeme aus zwei parallelen I-Trägern unter<br />

Gleichstreckenlast, die mit den <strong>im</strong> Brückenbau üblichen Querverbänden oder Querrahmen<br />

miteinander gekoppelt sind. Sie führen FEM-Berechnungen mit dem Programm<br />

ANSYS durch, wobei die zwei parallelen Längsträger und die biegesteifen<br />

Querträger der Querrahmen mit 8-Knoten-Schalenelementen und die Querverbände<br />

mit Fachwerkstabelementen modelliert werden. Im Rahmen einer Parameterstudie<br />

werden drei verschiedene Vorverformungsfiguren und drei verschiedene Vorverformungsordinaten<br />

der Obergurte der stabilisierten Längsträger angesetzt.<br />

21


22<br />

Die Ergebnisse der geometrisch nichtlinearen Berechnung zeigen eine große Abhängigkeit<br />

der auftretenden Stabilisierungslasten von den angesetzten geometrischen<br />

Ersatz<strong>im</strong>perfektionen. Ein Beispiel ist in Bild 2.7 dargestellt. Größe und Verteilung<br />

der Stabilisierungslasten in Trägerlängsrichtung werden stark durch die Vorverformungsfigur<br />

beeinflußt.<br />

Bild 2.7 Stabilisierungskräfte von Einfeldträgern unter Gleichstreckenlast für<br />

verschiedene Imperfektionsverläufe [32]


Bezüglich der Vorverformungsordinaten bei gegebener Vorverformungsfigur wird in<br />

[32] festgestellt, daß die Stabilisierungslasten porportional zur Größe der angesetzten<br />

geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektionen sind. Dieses Ergebnis bedarf eigentlich keiner<br />

Parameterstudie. Es ist leicht einsehbar, wenn man das in der FEM-Berechnung zu<br />

lösende Gleichungssystem betrachtet.<br />

Ke · V + Kg · (V + V0) = P (2.26)<br />

Gleichung (2.26) läßt sich auch als Gleichung (2.27) schreiben:<br />

(Ke + Kg) · V = P – Kg · V0<br />

mit<br />

Ke = Steifigkeitsmatrix nach Theorie I. Ordnung<br />

Kg = Geometrische Steifigkeitsmatrix<br />

V = Lösungsvektor der gesuchten Systemverformungen<br />

V0 = Vektor der Vorverformungen<br />

P = Vektor der äußeren Lasten<br />

23<br />

(2.27)<br />

Das Produkt von geometrischer Steifigkeitsmatrix und Vorverformungsvektor kann<br />

auf der rechten Seite von Gleichung (2.27) als ein zusätzlicher Lastvektor interpretiert<br />

werden. Sind wie <strong>im</strong> vorliegenden Fall keine äußeren Lasten P in den Freiheitsgraden<br />

senkrecht zur Haupttragrichtung vorhanden, so ergibt sich für diese Freiheitsgrade ein<br />

linearer Zusammenhang zwischen V0 und V. Da die senkrecht zur Haupttragrichtung<br />

vorhandenen Stabilisierungskonstruktionen ebenfalls die elastischen Verformungen V<br />

erfahren, ergibt sich ein linearer Zusammenhang auch zwischen der Größe der<br />

Vorverformung und der Größe der Stabilisierungslasten als Produkt der<br />

Verformungen V mit den korrespondierenden Steifigkeiten der Stabilisierungskonstruktionen.<br />

Von Wang/Nethercot [105] existiert eine Studie zur erforderlichen Steifigkeit und zur<br />

erforderlichen Tragfähigkeit von Aussteifungen für Träger mit Einzellast in Feldmitte.<br />

Sie führen Berechnungen nach der Fließzonentheorie unter Ansatz von Eigenspannungen<br />

und geometrischen Imperfektionen mit einem FEM-Stabwerksprogramm<br />

durch. <strong>Zur</strong> Anwendung kommen dabei räumliche Stabelemente mit 7 Freiheitsgraden<br />

zur Erfassung der Wölbkrafttorsion und Federelemente Cx, Cy, Cz, C�, C�y, C�z, C�<br />

zur Aussteifung in Richtung aller möglichen Freiheitsgrade. Eine Eichung des<br />

benutzten Programms durch Nachrechnen der Traglasten aus exper<strong>im</strong>entellen Versuchen<br />

an Trägern mit unterschiedlichen traglaststeigernden Aussteifungen [104],<br />

[109] ergab gute Übereinst<strong>im</strong>mungen. Die anschließend durchgeführte Parameterstudie<br />

zeigt eine Abhängigkeit der Stabilisierungslasten von<br />

� Art und Größe der Belastung des ausgesteiften Trägers,<br />

� Art und Größe der Vorverformung des ausgesteiften Trägers,<br />

� Art und Steifigkeit der Stützfedern,<br />

� Anzahl und Angriffspunkt der Stützfedern in Trägerlängsrichtung und <strong>im</strong> Querschnitt.


24<br />

Bestätigt wird durch die Studie der Ansatz von Winter bzgl. der Notwendigkeit,<br />

mindestens die zweifache „ideale Federsteifigkeit“ des ebenen Winter-Modells gemäß<br />

Tabelle 2.1 vorzusehen, um die Federkräfte infolge Stabilisierung zu reduzieren,<br />

vergleiche dazu auch Bild 2.6. Alle berechneten Kräfte in den Stützfedern des<br />

Druckgurtes betragen weniger als 1 % der Gurtnormalkraft, wenn die empfohlene<br />

Federsteifigkeit vorhanden ist. Die Autoren stellen fest, daß die Stabilisierungslasten<br />

generell kleiner sind und geringere Schwankungen zeigen, wenn die Versagensfigur<br />

des ausgesteiften Trägers durch die Aussteifungen derart beeinflußt wird, daß sich<br />

eine mehrwellige Form mit Ausweichen zwischen den Stützstellen ergibt.<br />

Die Angaben zu Stabilisierungslasten in der britischen <strong>Stahlbau</strong>norm BS 5950 [5]<br />

gehen <strong>im</strong> Wesentlichen auf die oben genannte Studie von Wang und Nethercot [105]<br />

zurück. BS 5950, Teil 1 (1985) fordert, daß seitliche Abstützungen „steif“ sein<br />

müssen. In diesem Fall kann die Stabilisierungskraft in der Abstützung mit 1 % der<br />

Druckkraft <strong>im</strong> stabilisierten Träger angenommen werden. Es wird jedoch nicht angegeben,<br />

wann seitliche Abstützungen als „steif“ angesehen werden können. Diese 1%<br />

Faustregel entspricht der Regelung in der alten nationalen <strong>Stahlbau</strong>norm für Stabilitätsfälle<br />

DIN 4114 [4], die zur Bemessung von Einzelabstützungen von Druckstäben<br />

1/100 der Druckkraft <strong>im</strong> stabilisierten Bauteil vorschreibt.<br />

Der Tatsache, daß eine Interaktion zwischen der Steifigkeit seitlicher Abstüzungen<br />

und den auftretenden Stabilisierungslasten besteht, wurde in der aktuellen Ausgabe<br />

von BS 5950, Teil 1 (1990) Rechnung getragen, indem die anzusetzenden Stabilisierungslasten<br />

vergrößert wurden. In einer Erläuterung zur Norm von Nethercot und<br />

Lawson [73] heißt es dazu:<br />

„Although this still provides no guidance on required bracing stiffness – due<br />

principally to the difficulty of devising a s<strong>im</strong>ple, safe, comprehensive yet<br />

economic rule – the 1990 Code specifies somewhat larger bracing forces than in<br />

the 1985 Code which are satisfactory for all normal forms of construction. By<br />

<strong>im</strong>plication they are conservative for “stiff” restraints.”<br />

Die anzusetzenden Stabilisierungslasten für seitliche Abstützungen werden in BS<br />

5950 (1990) wie folgt als Prozentsatz der max<strong>im</strong>alen Druckkraft <strong>im</strong> stabilisierten<br />

Träger bzw. als Prozentsatz der max<strong>im</strong>alen Gurtkraft <strong>im</strong> Druckgurt von Biegeträgern<br />

angegeben:<br />

� Eine diskrete Abstützung: 2,5 %<br />

� Mehrere diskrete Abstützungen:<br />

2,5 % als Summe über alle Abstützungen<br />

1 % für jede einzelne Abstützung<br />

� Kontinuierliche Abstützung:<br />

2,5 % verteilt als Gleichlast über die Trägerlänge<br />

� Mehrere parallele Träger stützen sich gegen eine gemeinsame Aussteifung ab:<br />

Die Stabilisierungslast für die Aussteifung ist die Summe der drei größten<br />

Stabilisierungslasten der Einzelträger, also bis zu 7,5 %


Der Einfluß zusätzlicher Verformungen der seitlichen Abstützungen infolge äußerer<br />

Horizontallasten wie z.B. Wind soll durch die oben angegebenen Stabilisierungslasten<br />

mit abgedeckt sein. In [73] wird aber empfohlen, daß die Federsteifigkeit einer<br />

seitlichen Aussteifung mindestens die 25-fache Eigenbiegesteifigkeit des ausgesteiften<br />

Trägers um die schwache Achse aufweisen soll.<br />

Die vereinfachende Angabe von Stabilisierungslasten an diskreten Stützstellen als<br />

Prozentsatz der Gurtkraft <strong>im</strong> Druckgurt von Biegeträgern gemäß BS 5950 offenbart<br />

das fehlende Wissen über den Einfluß der be<strong>im</strong> räumlichen Biegetorsionsproblem<br />

auftretenden Effekte und Phänomene. Die Torsionssteifigkeit und eine evtl. vorhandene<br />

Drehbettung des stabilisierten Trägers können nicht berücksichtigt werden. Es<br />

fehlt darüber hinaus eine ingenieurmäßige Modellvorstellung zur Berechnung der<br />

Stabilisierungslasten von Trägern mit seitlicher Stützung am Zuggurt. Eine<br />

zutreffende Abschätzung der Stabilisierungslasten solcher Systeme ist infolge<br />

fehlender Ingenieurmodelle oder Näherungslösungen nur mit computergestützten<br />

Rechenprogrammen möglich, wie sie <strong>im</strong> folgenden Abschnitt vorgestellt werden.<br />

25


26<br />

3 Grundlagen der verwendeten Rechenprogramme<br />

3.1 Programm BT II<br />

Das Programm BT II [77] ist eine kommerzielle Software zum Nachweis biegedrillknickgefährdeter<br />

Träger <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong>. Die theoretischen Grundlagen des Programms<br />

sind in [74] ausführlich beschrieben. Hier werden nur die wichtigsten Annahmen und<br />

Einschränkungen wiedergegeben und die Möglichkeiten zur Berechnung von<br />

Stabilisierungslasten seitlich gestützter Träger mit BT II erläutert.<br />

BT II ermittelt an geraden räumlich belasteten Trägern mit beliebigem offenen dünnwandigen<br />

Querschnitt Verformungen und Schnittgrößen nach Biegetorsionstheorie II.<br />

Ordnung mit Berücksichtigung der Wölbkrafttorsion nach der Finite-Elemente-<br />

Methode. Als Einschränkungen des Programms sind ein ideal-elastisches Werkstoffgesetz,<br />

ein für den gesamten Träger konstanter Elastizitätsmodul E und Schubmodul<br />

G und elementweise konstante Querschnittswerte zu nennen.<br />

Die verwendeten Stabelemente weisen an beiden Stabenden je sechs Freiheitsgrade<br />

auf:<br />

� Verschiebung v in y-Richtung<br />

� Verschiebung w in z-Richtung<br />

� Verdrehung � um die x-Achse<br />

� Verdrehung �y um die y-Achse<br />

� Verdrehung �z um die z-Achse<br />

� Verdrillung bzw. Verwölbung ��<br />

Als Ansatzfunktionen für die Verschiebungen quer zur Stabachse und für die<br />

Torsionsverdrehung liegen den Elementen kubische Hermitesche Interpolationspolynome<br />

der Ordnung 2 · � = 4 zugrunde. Die Ordnungszahl gibt an, wieviele<br />

Einzelfunktionen zu den Hermite-Polynomen dieser Ordnung gehören. Die Polynome<br />

der Ordnung 2 · � = 4 sind von ebenen Stabelementen her bekannt. Sie entsprechen<br />

den Biegelinien eines Trägers nach Theorie I. Ordnung infolge der Randverschiebungen<br />

w(x/L = 0) = 1 und w(x/L = 1) = 1 und der Randverdrehungen w�(x/L = 0) = 1<br />

sowie w�(x/L = 1) = 1. Mit ihnen lassen sich alle geometrischen, aber nicht die<br />

statischen Randbedingungen genau erfüllen. Da die Polynome nur max<strong>im</strong>al die dritte<br />

Potenz der d<strong>im</strong>ensionslosen Koordinate x/L enthalten, ist die zweite Ableitung eine<br />

lineare, die dritte Ableitung sogar eine konstant verlaufende Funktion. Wählt man<br />

Hermite-Polynome der Ordnung 2 · � = 4 als Ansatzfunktionen, so werden die<br />

Biegemomente My und Mz <strong>im</strong> Definitionsbereich als linear veränderlich, die<br />

Querkräfte Vy und Vz als konstant angenommen.<br />

Die Polynome der Ordnung 2 · � = 4 werden auch in anderen Arbeiten, z.B. von<br />

Kindmann [34], verwendet, da die Steifigkeitsmatrizen für Finite-Elemente damit


leicht aufzustellen sind. Es muß aber eine feinere Elementierung gewählt werden als<br />

z.B. bei Verwendung von Polynomen der Ordnung 2 · � = 8, um genaue Lösungen zu<br />

erhalten. Der Arbeitsaufwand, der durch die einfachere Aufstellung der Elementmatrizen<br />

eingespart wird, verlagert sich auf die Lösung der wesentlich größeren<br />

Systemmatrix, da die Zahl der Unbekannten des zu lösenden Gleichungssystems<br />

größer wird. Die Anzahl der erforderlichen Elemente richtet sich nach der Gradiente<br />

der Biegelinie. In den Trägerbereichen zwischen Lagerungen, Einzelfedern oder<br />

Einzellasten sind bei BT II in der Regel zwischen 5 und 15 Elemente vorzusehen, um<br />

Abweichungen von weniger als 5 % bei den Verformungen gegenüber der exakten<br />

Lösung zu erreichen.<br />

Die Berechnung der unbekannten Verformungen in den Elementknoten erfolgt nach<br />

dem Weggrößenverfahren. Die geometrisch nichtlineare Berechnung nach Theorie II.<br />

Ordnung gliedert sich in zwei Schritte. Im ersten Schritt werden die Schnittgrößen<br />

nach Theorie I. Ordnung berechnet. Sie dienen als Grundlage zur Ermittlung der das<br />

geometrisch nichtlineare Verhalten beschreibenden geometrischen Steifigkeitsmatrix.<br />

Im zweiten Schritt erfolgt die Berechnung nach Theorie II. Ordnung, wobei die<br />

Änderung der geometrischen Steifigkeitsmatrix infolge der Unterschiede zwischen<br />

den Schnittgrößen nach Theorie I. und II. Ordnung unberücksichtigt bleibt.<br />

Wird ein Lastniveau nur wenig kleiner als das zum niedrigsten Eigenwert (= kleinste<br />

Biegedrillknicklast) gehörende vorgegeben, nehmen die Verformungen stark zu. Die<br />

Ergebnisse sind in diesem Fall nur noch bedingt brauchbar, da die zugrunde gelegte<br />

Theorie das Gleichgewicht zwar am verformten System formuliert, jedoch davon<br />

ausgeht, daß die Verformungen klein sind. Kindmann [34] begrenzt die Torsionsverdrehung<br />

auf � < 0,2 rad bei der Traglastberechnung. In [36] wird eine Begrenzung<br />

von � < 0,3 rad vorgeschlagen.<br />

<strong>Zur</strong> Berücksichtigung geometrischer Ersatz<strong>im</strong>perfektionen gestattet BT II den Ansatz<br />

von Vorverformungen v0 und w0 in Richtung der beiden Querschnittshauptachsen<br />

sowie Vorverdrehungen �0 um die Stablängsachse. Als Verlauf können sinus- oder<br />

parabelförmige Halbwellen angegeben werden. Diese Vorverformungen werden nicht<br />

durch eine Berechnung der <strong>im</strong>perfekten Systemgeometrie sondern durch Ersatzlasten<br />

berücksichtigt, die sich aus der Multiplikation des Vorverformungsvektors mit der<br />

geometrischen Steifigkeitsmatrix ergeben.<br />

Um Biegedrillknicknachweise für Träger, die durch Stabilisierungskonstruktionen<br />

ausgesteift werden, führen zu können, bietet BT II die Möglichkeit, kontinuierliche<br />

oder diskrete federelastische Stützungen anzusetzen. Eine kontinuierliche Wegfederbettung<br />

cy und diskrete Einzelwegfedern Cy können auch exzentrisch zum Schubmittelpunkt<br />

angreifen. Das in der Praxis häufig auftretende Problem des Biegedrillknickens<br />

mit gebundener Drehachse <strong>im</strong> Abstand z vom Schubmittelpunkt läßt sich<br />

durch Ansatz einer elastischen Translationsbettung in y-Richung mit der Steifigkeit<br />

cy = 10 8 bis 10 10 kN/cm 2 berechnen. Die sich einstellenden Verformungen v und �<br />

führen bei Ansatz solch großer Bettungssteifigkeiten zu einer Verschiebung Null in<br />

der vorgegebenen Zwangsdrehachse <strong>im</strong> Abstand z vom Schubmittelpunkt. Für eine<br />

27


28<br />

zusätzlich vorhandene Drehbettung c� spielt der Angriffspunkt <strong>im</strong> Querschnitt keine<br />

Rolle, da die Erhaltung der Querschnittsform <strong>im</strong> Rahmen der Theorie vorausgesetzt<br />

wird.<br />

Die Stabilisierungskräfte, die auf die federelastischen seitlichen Abstützungen wirken,<br />

müssen aus den von BT II berechneten Verformungen oder Schnittgrößen des stabilisierten<br />

Trägers zurückgerechnet werden. Die zwei grundsätzlich vorhandenen Möglichkeiten<br />

dazu sind in Bild 3.1 dargestellt.<br />

Im oberen Teil von Bild 3.1 wird die Rückrechnung der Stabilisierungskräfte aus den<br />

Verformungen des Trägers gezeigt. Die Stabilisierungslast ergibt sich in diesem Fall<br />

aus dem Produkt von Bettungssteifigkeit und Verformung der Bettung bzw. Federsteifigkeit<br />

und Verformung der Feder.<br />

Im unteren Teil von Bild 3.1 wird die Rückrechnung der Stabilisierungskräfte aus den<br />

Schnittgrößen des stabilisierten Trägers erläutert. Diese Möglichkeit ergibt sich, da<br />

von BT II die Biegemomente My und Mz zwar auf das verschobene und verdrehte<br />

Querschnittskoordinatensystem der verformten Lage bezogen ermittelt werden, die<br />

Querkräfte Vz und Vy <strong>im</strong> Gegensatz dazu aber mit Bezug auf die unverformte Lage<br />

ausgegeben werden.<br />

*<br />

Die Stabilisierungskräfte lassen sich als Änderung der Querkraft V y in Trägerlängsrichtung<br />

berechnen, wobei der Kopfzeiger * den Bezug auf die unverformte Lage<br />

kennzeichnet. Bei kontinuierlicher Stützung cy ergibt sich die mittlere Stützlast<br />

q auf der Elementlänge LE zwischen den Knoten i und j als Änderung der Querkraft<br />

c y<br />

*<br />

V y zwischen dem linken Elementende i und dem rechten Elementende j. Bei diskreter<br />

*<br />

V y am<br />

Stützung Cy berechnet sich die Stützkraft F c als Differenz der Querkräfte<br />

y<br />

linken und am rechten Schnittufer des Knotens i, an dem eine Einzelfeder Cy angreift.<br />

Die beiden beschriebenen Möglichkeiten zur Rückrechnung der Stabilisierungslasten<br />

aus der seitlichen Verformung in Höhe der federelastischen Stützung bzw. aus der<br />

*<br />

Änderung der Querkraft V y des stabilisierten Trägers sind gleichwertig und führen,<br />

von Rundungsungenauigkeiten abgesehen, zu denselben Ergebnissen.


29<br />

)<br />

z<br />

v<br />

(<br />

c<br />

q<br />

y<br />

y<br />

c<br />

y<br />

c<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

)<br />

z<br />

v<br />

(<br />

C<br />

F<br />

y<br />

y<br />

C<br />

y<br />

C<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

E<br />

*<br />

i<br />

,<br />

y<br />

*<br />

j<br />

,<br />

y<br />

c<br />

L<br />

V<br />

V<br />

q y<br />

�<br />

�<br />

*<br />

links<br />

,<br />

i<br />

,<br />

y<br />

*<br />

rechts<br />

,<br />

i<br />

,<br />

y<br />

,<br />

C<br />

V<br />

V<br />

F y<br />

�<br />

�<br />

Bild 3.1 Berechnung von Stabilisierungslasten mit dem Programm BT II<br />

y<br />

c<br />

z<br />

cy<br />

y<br />

C<br />

z<br />

Cy<br />

*<br />

i<br />

,<br />

y<br />

V<br />

*<br />

j<br />

,<br />

y<br />

V<br />

LE<br />

y<br />

C<br />

F<br />

y<br />

c<br />

q<br />

i<br />

j<br />

*<br />

links<br />

,<br />

i<br />

,<br />

y<br />

V<br />

*<br />

rechts<br />

,<br />

i<br />

,<br />

y<br />

V<br />

i


30<br />

3.2 Programm DRILL<br />

Das Programm DRILL [24] wurde zum Einsatz in der Lehre an der TU Darmstadt am<br />

Institut für <strong>Stahlbau</strong> und Werkstoffmechanik entwickelt. Die theoretischen Grundlagen<br />

des Programms und viele Beispielrechnungen sind in [22] ausführlich beschrieben.<br />

An dieser Stelle werden analog zum Abschnitt 3.1 nur die wichtigsten Annahmen<br />

und Einschränkungen wiedergegeben und die Möglichkeiten zur Berechnung von<br />

Stabilisierungslasten seitlich gestützter Träger mit DRILL erläutert.<br />

DRILL ermittelt an geraden, räumlich belasteten Trägern mit offenem dünnwandigem<br />

Querschnitt Verformungen und Schnittgrößen nach Biegetorsionstheorie II. Ordnung<br />

mit Berücksichtigung der Wölbkrafttorsion auf der Grundlage der Energiemethode. Es<br />

werden ein ideal-elastisches Werkstoffgesetz und konstante Querschnittswerte für den<br />

gesamten zu berechnenden Träger vorausgesetzt.<br />

<strong>Zur</strong> Lösung des Biegetorsionsproblems nach der Energiemethode wird das Potential<br />

des zu berechnenden Trägers nach Theorie II. Ordnung in Abhängigkeit von den<br />

Verformungen v und � aufgestellt. Eine Kopplung dieser zwei Verformungen mit der<br />

Verschiebung w in der Trägerebene erfolgt nicht, die Lasten und Schnittgrößen in der<br />

Trägerebene gehen jedoch über die Abtriebsgrößen infolge der Verformungen v und �<br />

in das Potential ein. Daraus ergibt sich folgende Näherung.<br />

Die allgemeine räumliche Theorie II. Ordnung ist nicht <strong>im</strong> Programm enthalten. Das<br />

Potential bezieht sich nur auf die Verformungen rechtwinklig zur Trägerebene, wie es<br />

der Voraussetzung des Verzweigungsproblems Biegedrillknicken entspricht. Die<br />

<strong>Beanspruchung</strong>en in der Trägerebene werden getrennt nach Theorie I. oder II.<br />

Ordnung berechnet, jedoch ohne Berücksichtigung eventueller Abtriebsgrößen aus<br />

den Schnittgrößen rechtwinklig zur Trägerebene. Diese Näherung setzt voraus, daß<br />

bei Anwendung der Theorie II. Ordnung die Trägerebene die Haupt-Lastebene ist.<br />

Bildet man die erste Variation des Potentials und setzt sie zu Null, so wird die Gleichgewichtslage<br />

des Trägers beschrieben. Hinter dieser Methode, die Gleichgewichtsbedingungen<br />

zu formulieren, steckt das Prinzip der virtuellen Verschiebungen. Die<br />

erste Variation �� des Potentials ist identisch mit der virtuellen Arbeit �W des<br />

Trägers, die sich ergibt, wenn man die vorausgesetzte Gleichgewichtslage um<br />

virtuelle, d.h. infinites<strong>im</strong>al kleine Verschiebungen variiert. Der Träger ist <strong>im</strong><br />

Gleichgewicht, wenn die virtuelle Arbeit der Lasten, Schnittgrößen und Bettungskräfte<br />

zu Null wird. DRILL berücksichtigt dabei nur diejenigen Potentialanteile, die<br />

mit den Verformungen v und � verknüpft sind.<br />

Für die Lösung des Biegetorsionsproblems nach der Energiemethode kann der Träger<br />

in mehrere Felder unterteilt werden. DRILL begrenzt die Felderanzahl auf n = 10.<br />

Neue Felder sind <strong>im</strong>mer dort einzuführen, wo Einzellasten oder Einzelmomente in der<br />

Lastebene angreifen oder wo die Streckenlast qz eine Unstetigkeitsstelle hat. Außerdem<br />

sind überall dort, wo Lager oder Einzelfedern vorhanden sind, Feldgrenzen zu<br />

wählen.


Als Ansatzfunktionen für die unbekannten Verformungen v und � sowie für die<br />

entsprechenden virtuellen Verschiebungen �v und �� innerhalb eines Feldes werden<br />

Hermite-Polynome der Ordnung 2 · � = 8 genutzt. Dadurch lassen sich auch bei<br />

Felderanzahlen von n < 10 in der Regel die Verformungen und Schnittgrößen <strong>im</strong><br />

gesamten Träger genau genug berechnen.<br />

<strong>Zur</strong> Berücksichtigung geometrischer Ersatz<strong>im</strong>perfektionen gestattet DRILL den<br />

Ansatz von Vorverformungen v0 und Vorverdrehungen �0. Es können parabelförmige<br />

Halbwellen oder ein feldweise linearer Verlauf dieser Imperfektionen vorgegeben<br />

werden. Die feldweise lineare Vorverformung als Polygonzug über den Gesamtträger<br />

erlaubt näherungsweise die Vorgabe eigenformaffiner Vorverformungen, wenn als<br />

Ordinaten der einzelnen Polygonpunkte die Verformungsordinaten einer zuvor<br />

berechneten Eigenform des Trägers angesetzt werden.<br />

Um das Biegedrillknicken von Trägern, die durch Stabilisierungskonstruktionen ausgesteift<br />

werden, untersuchen zu können, bietet DRILL verschiedene Möglichkeiten,<br />

kontinuierliche oder diskrete seitliche Stützungen zu berücksichtigen. In den Feldern<br />

kann eine kontinuierliche seitliche Stützung mit Abstand z zum Schubmittelpunkt in<br />

Form einer Translationsbettung cy oder in Form eines Schubfeldes mit der<br />

Schubfeldsteifigkeit S * vorgegeben werden. Eine Translationsbettung cy behindert die<br />

Verschiebung v, eine Schubfeldsteifigkeit S * behindert die Neigung v� in der Ebene<br />

der Stützung. Durch Ansatz einer sehr großen Translationsbettung cy oder einer sehr<br />

großen Schubfeldsteifigkeit S * wird eine gebundene Drehachse für den stabilisierten<br />

Träger erzeugt. An den Feldgrenzen können als diskrete seitliche Stützungen Einzelfedern<br />

Cy zur Behinderung der Verschiebung v oder auch unverschiebliche Lagerpunkte<br />

Ay <strong>im</strong> Abstand z vom Schubmittelpunkt angreifen.<br />

Die Stabilisierungskräfte, die auf die seitlichen Halterungen wirken, werden von<br />

DRILL explizit berechnet und bei kontinuierlicher Stützung auch graphisch ausgegeben.<br />

Bild 3.2 zeigt die unterschiedlichen Arten seitlicher Stützung, die mit DRILL<br />

berücksichtigt werden können und die Elastizitätsgleichungen zur Berechnung der<br />

Stabilisierungslasten, die auf diese seitlichen Halterungen wirken.<br />

Bei kontinuierlicher Translationsbettung cy wird die Stabilisierungslast q c als<br />

y<br />

Produkt von Bettungssteifigkeit und Verformung der Bettung berechnet. Bei Stützung<br />

durch ein Schubfeld mit der Schubsteifigkeit S * ermittelt DRILL die Schubfeldkraft<br />

Q S*<br />

als Produkt von Schubfeldsteifigkeit und Neigung v� des Trägers in der Schubfeldebene.<br />

Die Stabilisierungslast q S*<br />

wird nicht explizit angegeben, kann aber als<br />

Änderung der Schubfeldkraft Q S*<br />

in Trägerlängsrichtung nachträglich berechnet<br />

werden. Die Kräfte, die auf diskrete seitliche Stützungen als Einzelfeder Cy oder als<br />

unverschiebliches Lager Ay wirken, werden mit Bezug auf die unverformte Lage als<br />

Auflagerkräfte ausgegeben.<br />

31


32<br />

zc<br />

y<br />

z S*<br />

zc<br />

y<br />

z A y<br />

S *<br />

cy<br />

Cy<br />

Ay<br />

q<br />

c<br />

y<br />

� c<br />

y<br />

� ( v � z<br />

*<br />

c<br />

y<br />

� �)<br />

q s*<br />

� �S<br />

� ( v��<br />

� zS*<br />

� ���) *<br />

� S � ( v�<br />

� z � ��)<br />

Q S*<br />

S*<br />

F<br />

C<br />

y<br />

� C<br />

y<br />

� ( v � z<br />

C<br />

y<br />

� �)<br />

Bild 3.2 Berechnung von Stabilisierungslasten mit dem Programm DRILL


4 Matrizenverfahren für Träger mit kontinuierlicher<br />

seitlicher Stützung<br />

Da Programme wie BT II [77] oder DRILL [24] zur Berechnung von Trägern mit<br />

unterschiedlichen Aussteifungen nach der Biegetorsionstheorie II. Ordnung noch<br />

nicht sehr verbreitet sind, wurde von Friemann/Stroetmann [23] eine Näherungslösung<br />

auf der Grundlage der Energiemethode hergeleitet, die hier als<br />

Matrizenverfahren bezeichnet wird. Die abgeleiteten Steifigkeitsmatrizen gelten für<br />

einen beidseitig gabelgelagerten Einfeldträger mit doppeltsymmetrischem Querschnitt.<br />

Die Einschränkung auf Gabellagerung ermöglicht die Anwendung einfacher<br />

Sinusreihenansätze für die Funktionen zur Beschreibung der Verformungen v und �.<br />

Die Beschränkung auf doppeltsymmetrische Querschnitte reduziert den Umfang der<br />

Koeffizienten in der geometrischen Steifigkeitsmatrix. Eine Erweiterung auf<br />

einfachsymmetrische Querschnitte ist aber möglich, siehe dazu [96].<br />

Dem Matrizenverfahren nach Friemann/Stroetmann liegen folgende Annahmen und<br />

Voraussetzungen zugrunde, die über die allgemeinen Annahmen und Voraussetzungen<br />

dieser Arbeit gemäß Abschnitt 1.2 hinausgehen:<br />

� kontinuierliche Bettung<br />

� konstante Bettungswerte<br />

� linearer Zusammenhang zwischen Bettungskraft bzw. –moment und der<br />

zugehörigen Verformungsgröße<br />

� über die Trägerlänge gleichbleibender Querschnitt<br />

� über die Trägerlänge konstante äußere Lasten qz, qy, mx und eine konstante<br />

Normalkraftbeanspruchung<br />

<strong>Zur</strong> Berücksichtigung von veränderlichen Verläufen qy und mx müssen entsprechende<br />

Lastvektoren best<strong>im</strong>mt werden. Ein veränderlicher Verlauf von qz und<br />

N führt zu einer anderen als der angegebenen geometrischen Steifigkeitsmatrix.<br />

� Vernachlässigung der Kopplung der Verformungsgrößen v und � mit w<br />

Mit dieser Vereinfachung wird eine Trennung der Nachweise zum Biegeknicken<br />

in der x-z-Ebene und zum Biegedrillknicken vorgenommen (Element 112 in DIN<br />

18800 Teil 2). Die Entkopplung gilt nur für das Verzweigungsproblem bei<br />

planmäßig einachsiger Biegung ohne Vorverformungen, kann aber näherungsweise<br />

auch für das Spannungsproblem mit Vorverformungen angenommen<br />

werden. Ist der Momentenzuwachs My durch den Einfluß der Theorie II. Ordnung<br />

aufgrund großer Durchbiegungen und Normalkräfte nicht mehr vernachlässigbar,<br />

kann der Verlauf My nach Theorie II. Ordnung bei der Berechnung der<br />

Biegetorsion zugrunde gelegt werden.<br />

Die Steifigkeitsmatrizen und Lastvektoren des Matrizenverfahrens nach Friemann/Stroetmann<br />

sind auf der Grundlage der Energiemethode unter Anwendung des<br />

33


34<br />

Ritz’schen Verfahrens hergeleitet. Die virtuelle Arbeit für das behandelte Problem ist<br />

in den Gleichungen (4.1) bis (4.4) angegeben.<br />

� W � �W<br />

� �W<br />

� �W<br />

(4.1)<br />

e<br />

g<br />

p<br />

L<br />

� �<br />

0<br />

z<br />

�<br />

T<br />

BA � ( v��<br />

� zA<br />

� ���) � ( �v��<br />

� zA<br />

� ����<br />

S* � ( v�<br />

� zs<br />

� ��)<br />

� ( �v�<br />

� zs<br />

� ���<br />

cy � ( v � zc<br />

� �)<br />

� ( �v<br />

� zc<br />

� ��<br />

�We = [ EI � v��<br />

� �v��<br />

� EI � ��� � ����<br />

� GI � �� � ���<br />

+ )<br />

+ )<br />

+ )<br />

+ c� � � � ��]<br />

dx<br />

(4.2)<br />

L<br />

2<br />

�[<br />

p<br />

0<br />

M y ( v��<br />

� �� � � � �v��)<br />

� qz<br />

� zp<br />

�Wg = � N � ( v�<br />

� �v�<br />

� i � �� � ���)<br />

+ � � � � ��]<br />

dx<br />

(4.3)<br />

L<br />

[<br />

�<br />

�Wp = q � �v<br />

� m � ��]<br />

dx<br />

(4.4)<br />

0<br />

y<br />

x<br />

Als Ansatzfunktionen für die Verschiebungen v und � werden Sinusreihen verwendet.<br />

� � � � �<br />

� � � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� � �<br />

5 i x<br />

v vi<br />

sin<br />

(4.5)<br />

i 1 L<br />

� �<br />

5<br />

�<br />

j�1<br />

� j�<br />

� � x �<br />

�j<br />

� sin �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

(4.6)<br />

� L �<br />

Diese Funktionen haben den Vorteil, daß auch höhere Ableitungen definiert sind.<br />

Setzt man die entsprechenden Ableitungen der Verformungsfunktionen sowie die<br />

Lasten und Schnittgrößen in die virtuelle Arbeit ein und führt die Integration durch, so<br />

erhält man die in Bild 4.1 angegebenen Steifigkeitsmatrizen Ke und Kg und den<br />

Lastvektor P. Die Formulierung des Biegetorsionsproblems Theorie II. Ordnung<br />

erfolgt über die Matrizengleichung (4.7).<br />

(Ke + Kg) · V = P (4.7)<br />

V T = [v T ; � T ]<br />

= [v1, v2, v3, v4, v5, �1, �2,�3, �4, �5] (4.8)


Ke=<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

c1+c4<br />

+c5+c7<br />

c<br />

16·c1<br />

+16·c4+<br />

4·c5+c7<br />

0 0 0 0<br />

-c4 zA-c5 zS<br />

-c7 zc<br />

0 0 0 0<br />

81·c1+<br />

81·c4+<br />

9·c5+c7<br />

-16 c4 zA<br />

-4 c5 zS<br />

-c7 zc<br />

0 0 0 0<br />

256 c1+<br />

256·c4+<br />

16·c5+c7<br />

4<br />

4<br />

EIz<br />

� � EI�<br />

� �<br />

1 � c<br />

3 2 �<br />

3<br />

2 � L<br />

2 � L<br />

c<br />

625 c1+<br />

625 c4+<br />

25 c5+c7<br />

0 0 0 0<br />

-81 c4 zA<br />

-9 c5 zS<br />

-c7 zc<br />

0 0 0 0<br />

Symmetrie<br />

GIT<br />

� �<br />

2 � L<br />

0 0 0<br />

-256 c4 zA<br />

-16 c5 zS<br />

-c7 zc<br />

0 0 0 0<br />

c2+c3+c4· 2<br />

z A +<br />

c5· 2 z S +c6+<br />

c7· 2 z c<br />

2<br />

4<br />

BA<br />

� �<br />

3 � c4<br />

�<br />

3<br />

2�<br />

L<br />

16·c2+4 c3<br />

0 0<br />

0<br />

-625 c4 zA<br />

-25 c5 zS<br />

-c7 zc<br />

0 0 0 0<br />

2<br />

+16 c4· z A<br />

+4 c5· 2<br />

z S<br />

+c6+c7· 2 z S<br />

c<br />

5<br />

0 0 0<br />

81 c2+9 c3<br />

2<br />

+81 c4· z A<br />

+9 c5· 2 z S +<br />

2<br />

c6+c7· z c<br />

2<br />

S*<br />

��<br />

�<br />

2 � L<br />

256 c2+16 c3<br />

2<br />

+256 c4· z A<br />

2<br />

+16 c5· z S<br />

2<br />

+c6+c7· z c<br />

c6 � c�<br />

0 0<br />

�<br />

L<br />

2<br />

0<br />

35<br />

625 c2+25 c3<br />

2<br />

+625 c4· z A<br />

2<br />

+25 c5· z S<br />

2<br />

+c6+c7· z c<br />

c7 � cy<br />

�<br />

L<br />

2


Kg=<br />

36<br />

g<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

g1 0 0 0 0 -g3 (1+� 2 /3)-g4 g5 8/9 g3 3/4 g5 16/225 g3 5/36<br />

1<br />

N � �<br />

�<br />

2 � L<br />

4 g1 0 0 0 g5 32/9<br />

2<br />

-g3 (1+4 � 2 /3)<br />

-4 g4<br />

9 g1 0 0 g3 27/4 g5 216/25<br />

g5 96/25 g3 32/9 g5 160/441<br />

-g3 (1+3·� 2 )<br />

-9 g4<br />

g5 432/49 g3 135/16<br />

16 g1 0 g5 256/225 g3 128/9 g5 768/49<br />

-g3 (1+16 � 2 /3)<br />

-16 g4<br />

g5 1280/81<br />

25 g1 g3 125/36 g5 1000/441 g3 375/16 g5 2000/81<br />

-g3 (1+25 � 2 /3)<br />

-25 g4<br />

g2+g6 0 0 0 0<br />

4 g2+g6 0 0 0<br />

Symmetrie 9 g2+g6 0 0<br />

16 g2+g6 0<br />

25 g2+g6<br />

g<br />

2<br />

2<br />

N � ip<br />

� �<br />

�<br />

2 � L<br />

2<br />

g<br />

3 �<br />

M<br />

L<br />

0<br />

g<br />

4<br />

( Mi<br />

� Mk<br />

) � �<br />

�<br />

4 � L<br />

2<br />

g<br />

5<br />

� Mi<br />

� M<br />

�<br />

L<br />

2 L qy/� -g1 g3 (1+� 2 /3)+g4<br />

0 0 -g5 32/9<br />

2 L qy/(3 �) 0 -g3 27/4<br />

0 0 -g5 256/225<br />

2 L qy/(5 �) 0 -g3 125/36<br />

P1 = 2 L mx/� P2 = g3 (1+� 2 /3)+g4 · v1,0 P3 = -g2-g6 · �1,0<br />

0 -g5 8/9 0<br />

2 L mx/(3 �) -g3 3/4 0<br />

0 -g5 16/225 0<br />

2 L mx/(5 �) -g3 5/36 0<br />

k<br />

g6 � qz<br />

� zq<br />

�<br />

Bild 4.1 Steifigkeitsmatrizen und Lastvektoren des Matrizenverfahrens nach Friemann/<br />

Stroetmann [23]<br />

Vorverformungen, die durch die Ansatzfunktionen beschrieben werden können, lassen<br />

sich durch einen zusätzlichen Lastvektor Pv erfassen.<br />

Pv = -Kg · V0<br />

V<br />

T<br />

0<br />

� [ v<br />

T<br />

0<br />

; �<br />

T<br />

0<br />

]<br />

(4.9)<br />

= [v1,0, v2,0,v3,0, v4,0, v5,0, �1,0, �2,0, �3,0, �4,0, �5,0] (4.10)<br />

V0 entspricht dem Vektor der Ansatzfreiwerte zur Beschreibung des vorverformten<br />

Zustandes. Die Rückrechnung der Schnittgrößen und der Bettungskräfte bzw.<br />

Stabilisierungslasten erfolgt mit Hilfe des Lösungsvektors V über entsprechende<br />

Elastizitätsbeziehungen.<br />

L<br />

2


� <strong>Beanspruchung</strong> einer Translationsbettung cy<br />

v c = v – zc · � (4.11)<br />

y<br />

q c = cy ·<br />

y<br />

= cy ·<br />

�<br />

�<br />

��<br />

v cy<br />

5<br />

� i � � � x 5<br />

�<br />

� j�<br />

� � x ��<br />

v i �sin�<br />

� � zc<br />

� �j<br />

�sin�<br />

��<br />

(4.12)<br />

� L � j 1 � L ���<br />

� �<br />

i�1�<br />

� <strong>Beanspruchung</strong> eines Schubfeldes mit Schubsteifigkeit S*<br />

v � � v��<br />

� z � ��� (4.13)<br />

�S *<br />

S<br />

qS* � �S*<br />

�v�S�<br />

*<br />

� 5<br />

2<br />

� � � � � � �<br />

5<br />

2<br />

i � i x �<br />

� j�<br />

� � � j�<br />

� � x ��<br />

= S * ���vi����sin� � � zS<br />

���j����sin�<br />

��<br />

(4.14)<br />

��<br />

i�1�L��L�j�1�L��L���<br />

QS* � S*<br />

�v�S<br />

*<br />

� 5 i � � � i � � � x 5<br />

�<br />

j�<br />

� � j�<br />

� � x ��<br />

� S * ���vi��cos�<br />

� � zS<br />

���j��cos�<br />

��<br />

(4.15)<br />

��<br />

i�1L�L�j�1L�L���<br />

� <strong>Beanspruchung</strong> eines Aussteifungsträgers mit Biegesteifigkeit BA<br />

v ����<br />

v����<br />

� z � ����� (4.16)<br />

�A A<br />

qA � BA<br />

� v�A�<br />

��<br />

� 5<br />

4<br />

� � � � � � �<br />

5<br />

4<br />

i � i x �<br />

� j�<br />

� � � j�<br />

� � x ��<br />

= B A � ��vi����sin�<br />

� � zA<br />

���j����sin�<br />

��<br />

(4.17)<br />

��<br />

i�1�L��L�j�1�L��L���<br />

� <strong>Beanspruchung</strong> einer Drehbettung<br />

� � � � �<br />

�<br />

�<br />

5 � j�<br />

� � x �<br />

m � c � � � c � �j<br />

� sin�<br />

�<br />

(4.18)<br />

j 1 � L �<br />

Bei der Auswertung der Gleichungen (4.11) bis (4.18) ist zu beachten, daß auch bei<br />

mehrgliedrigen Verformungsansätzen die Genauigkeit der Ergebnisse umso mehr<br />

zurückgeht, je höher die Ableitungen sind, mit denen die Größen beschrieben werden.<br />

Friemann/Stroetmann [23] geben für ein Beispiel mit seitlicher Stützung durch ein<br />

Schubfeld Abweichungen zwischen der max<strong>im</strong>alen Stabilisierungslast gemäß<br />

Gleichung (4.14) und der max<strong>im</strong>alen Stabilisierungslast aus einer FEM-Berechnung<br />

von 5 bis 10 % je nach betrachtetem Lastfall an. Für die Gleichungen (4.12), (4.15)<br />

und (4.18) ergeben sich noch bessere Übereinst<strong>im</strong>mungen.<br />

37


38<br />

5 Ingenieurmodell für Stabilisierungslasten be<strong>im</strong><br />

Biegetorsionsproblem<br />

5.1 Vorbemerkungen<br />

Die praxisüblichen Standardverfahren zur Berechnung von Stabilisierungslasten<br />

behandeln den Druckgurt von Biegeträgern als Druckstab. Diese einfache<br />

Modellvorstellung ermöglicht die Beschreibung von Stabilisierungslasten als<br />

Funktion der Normalkraft und der Verformung des stabilisierten Gurtes auf der<br />

Grundlage der Differentialgleichung des Druckstabes.<br />

EI � v����<br />

�<br />

�<br />

�<br />

(5.1)<br />

z,<br />

Gurt<br />

Gurt<br />

�NGurt � v�Gurt<br />

� qy,<br />

Gurt<br />

Wird der Gurt in y-Richtung durch eine Stabilisierungskonstruktion seitlich gestützt,<br />

so kann die auf die seitliche Halterung wirkende Stabilisierungslast als Ersatzbelastung<br />

für den Einfluß der Gurtnormalkraft in Verbindung mit der Verschiebung des<br />

Gurtes in y-Richtung aufgefaßt werden.<br />

� �� N � v�<br />

q S � qy,<br />

Gurt,<br />

Ersatz � � Gurt Gurt<br />

(5.2)<br />

Mit Gleichung (5.2) können die Stabilisierungslasten be<strong>im</strong> Biegeknickproblem<br />

berechnet werden. Die Anwendung dieser Gleichung auf das tatsächlich vorliegende<br />

räumliche Biegetorsionsproblem stellt eine Näherung dar.<br />

<strong>Zur</strong> Beschreibung der be<strong>im</strong> Biegetorsionsproblem auftretenden Stabilisierungslasten<br />

kann das Konzept der Ersatzbelastung aus dem Druckstabmodell auf das räumliche<br />

Modell eines seitlich gestützten biegedrillknickgefährdeten Trägers übertragen<br />

werden. Dieses Verfahren wird als „Ersatzbelastungsverfahren – Biegedrillknicken“<br />

oder kurz EBV-BDK bezeichnet.<br />

Mit dem EBV-BDK wird ein Ingenieurmodell für die Stabilisierungslasten be<strong>im</strong><br />

Biegetorsionsproblem hergeleitet, mit dessen Hilfe die Einflüsse aus Imperfektionen,<br />

elastischen Verformungen und planmäßiger Belastung von seitlich gestützten Trägern<br />

als horizontale Ersatzlasten qy in Höhe der Gurte von doppeltsymmetrischen I-Querschnitten<br />

behandelt werden können.<br />

5.2 Herleitung des Ersatzbelastungsverfahrens –<br />

Biegedrillknicken EBV-BDK<br />

Das Biegetorsionsproblem eines durch Normalkraft und Biegung um die y-Achse<br />

belasteten vorgekrümmten und vorverdrehten Trägers mit doppeltsymmetrischem


Querschnitt kann mit den gekoppelten Differentialgleichungen (5.3a) und (5.3b) beschrieben<br />

werden.<br />

EI � v����<br />

� ( M � ( � � �)<br />

) ��<br />

� ( N � ( v � v)<br />

�)<br />

� � q<br />

(5.3a)<br />

z<br />

y<br />

0<br />

EI� ������ � GIT<br />

� ��� � c�<br />

� � � qz<br />

� zp<br />

� ( �0<br />

� �)<br />

y<br />

0<br />

2<br />

p<br />

0<br />

0<br />

� M � ( v � v)<br />

��<br />

� ( N � i � ( � � �)<br />

�)<br />

� � m<br />

(5.3b)<br />

Durch Ableiten der Klammerausdrücke ergeben sich die Gleichungen (5.4a) und<br />

(5.4b).<br />

EI<br />

z<br />

� v����<br />

� M<br />

0<br />

y<br />

� ��� � 2 � V<br />

0<br />

0<br />

� N � v��<br />

� N�<br />

� v�<br />

� N � v��<br />

� N�<br />

� v�<br />

� q<br />

EI<br />

� � � GIT<br />

� � c�<br />

� N �i<br />

����� 2<br />

p<br />

� ��� � N�<br />

�i<br />

0<br />

��� 2<br />

p<br />

0<br />

z<br />

� �� � q � � � M<br />

��<br />

�<br />

0<br />

q<br />

z<br />

2<br />

p<br />

� �� � N �i<br />

z<br />

� z<br />

p<br />

� ��� 0<br />

y<br />

� �<br />

0<br />

� q<br />

� N�<br />

�i<br />

2<br />

p<br />

x<br />

z<br />

y<br />

y<br />

� ��� � z<br />

� ��<br />

p<br />

� 2 � V<br />

� � �<br />

� m<br />

x<br />

M<br />

z<br />

y<br />

���<br />

�<br />

0<br />

q<br />

z<br />

� v��<br />

� M<br />

� �<br />

y<br />

� v��<br />

39<br />

(5.4a)<br />

(5.4b)<br />

Isoliert man die Steifigkeitsanteile, die mit den vierten Ableitungen der Verformungen<br />

v und � gekoppelt sind und faßt man die übrigen Steifigkeits- und Lastterme als<br />

Ersatzbelastungen auf, so lassen sich die Gleichungen (5.4a) und (5.4b) als Gleichung<br />

(5.5a) und (5.5b) schreiben.<br />

EI � v����<br />

� q � q<br />

(5.5a)<br />

z<br />

EI ����� �<br />

mit<br />

y<br />

y,<br />

Ersatz<br />

� � � mx<br />

mx,<br />

Ersatz<br />

(5.5b)<br />

� M � ��� � 2 � V � �� � q � �<br />

qy,Ersatz = y 0 z 0 z 0<br />

� M y ����<br />

� 2 � Vz<br />

� �� � qz<br />

� �<br />

� N � v�0<br />

� � N�<br />

� v�0<br />

� N � v��<br />

� N�<br />

��� � v�<br />

mx,Ersatz = GI T � � c�<br />

� � � qz<br />

� zp<br />

� �0<br />

� qz<br />

� zp<br />

� �<br />

� M y � v�0<br />

� � M y � v��<br />

� N � i<br />

2<br />

p<br />

����<br />

� N�<br />

� i<br />

0<br />

2<br />

p<br />

2<br />

p<br />

� �� � N � i<br />

0<br />

� ��� � N�<br />

� i<br />

Die Berücksichtigung der Auswirkungen von Geometrieänderungen durch den Ansatz<br />

von Ersatzbelastungen ist für ebene Druckstäbe eine übliche Vorgehensweise und in<br />

DIN 18800 [1] Teil 2 fest verankert. Bild 5.1 zeigt zwei Beispiele für Ersatzlasten, die<br />

gemäß [1] anstelle geometrischer Ersatz<strong>im</strong>perfektionen angesetzt werden können.<br />

2<br />

p<br />

� ��


40<br />

Bild 5.1 Ersatzbelastungen für Druckstäbe nach DIN 18800 Teil 2<br />

Es können aber nicht nur die Auswirkungen von spannungslosen Vorverformungen<br />

sondern auch die Auswirkungen von elastischen Verformungen infolge äußerer<br />

Lasten durch den Ansatz von Ersatzbelastungen berücksichtigt werden. Ein Beispiel<br />

dafür ist der Ansatz vergrößerter Stockwerksquerkräfte nach Element (521) der DIN<br />

18800 [1] Teil 2 bei der Berechnung verschieblicher Rahmentragwerke. Ausführlich<br />

wird der Ansatz von Ersatzlasten zur Berechnung ebener Rahmentragwerke von<br />

Terlau [97] diskutiert.<br />

Die Gleichungen (5.5a) und (5.5b) stellen eine Übertragung der Modellvorstellung<br />

Ersatzbelastung auf das räumliche Biegetorsionsproblem dar. Bei der Formulierung<br />

des Ersatzstreckentorsionsmomentes mx,Ersatz gemäß Gleichung (5.5b) ist zu beachten,<br />

daß die Auswirkungen von Torsionsverdrehungen � in Verbindung mit der St.<br />

Venant’schen Torsionssteifigkeit GIT und der Drehbettung c� ebenfalls der Ersatzbelastung<br />

zugerechnet werden und damit der Einfluß der Torsionssteifigkeit von<br />

Träger und Drehbettung auf die Stabilisierungslasten berücksichtigt wird.<br />

Man kann Gleichung (5.5a) als Biegung um die z-Achse unter Ersatzbelastung qy und<br />

Gleichung (5.5b) als reine Wölbkrafttorsion unter Ersatzbelastung mx verstehen. Die<br />

Wirkung der St. Venant’schen Torsionssteifigkeit GIT und der Drehbettung c� sind<br />

dabei nicht vernachlässigt, sondern in der Ersatzbelastung mx,Ersatz enthalten.<br />

Reine Wölbkrafttorsion läßt sich als Gurtbiegung interpretieren. Siehe dazu Bild 5.2<br />

nach Roik [86]. Das Torsionsmoment mx und mx,Ersatz kann deshalb analog zu dem<br />

Kräftepaar in Bild 5.2 in ein Kräftepaar aus Ersatzlasten qy,OG und qy,UG in Höhe der<br />

Querschnittsgurte zerlegt werden. Bild 5.3 verdeutlicht diese Vorgehensweise, die mit<br />

„Gleichgewicht am Querschnitt“ beschrieben werden kann. Mit hS als dem Abstand<br />

der Gurtmittelpunkte erhält man die Obergurtlast qy,OG und die Untergurtlast qy,UG<br />

gemäß Gleichung (5.6a) und (5.6b).


Bild 5.2 Analogie zwischen reiner Wölbkrafttorsion und Gurtbiegung nach Roik [86]<br />

41


42<br />

Bild 5.3 Gleichgewicht am Querschnitt<br />

1<br />

1<br />

� � ( qy<br />

� qy,<br />

Ersatz ) � � ( mx<br />

� mx,<br />

)<br />

(5.6a)<br />

2<br />

h<br />

qy, OG<br />

Ersatz<br />

S<br />

1<br />

1<br />

� � ( qy<br />

� qy,<br />

Ersatz ) � �(<br />

mx<br />

� mx,<br />

)<br />

(5.6b)<br />

2<br />

h<br />

qy, UG<br />

Ersatz<br />

S<br />

Benutzt man für die Gleichungen (5.6a) und (5.6b) anstelle der rechten Seiten die<br />

linken Seiten der Gleichungen (5.5a) und (5.5b), so ergeben sich die Gleichungen<br />

(5.7a) und (5.7b).<br />

q<br />

q<br />

1<br />

1<br />

� � EIz<br />

� v����<br />

� � EI�<br />

������<br />

2<br />

h<br />

y , OG<br />

(5.7a)<br />

S<br />

1<br />

1<br />

� � EIz<br />

� v����<br />

� � EI�<br />

� ����� 2<br />

h<br />

y , UG<br />

(5.7b)<br />

S<br />

Diese lassen sich mit Hilfe der Beziehungen (5.8) bis (5.11) in die Gleichung (5.12a)<br />

„Obergurtbiegung“ und die Gleichung (5.12b) „Untergurtbiegung“ überführen.<br />

1<br />

( vOG<br />

v )<br />

2<br />

� � � (5.8)<br />

v UG<br />

1<br />

� � �(<br />

vOG<br />

� v UG )<br />

(5.9)<br />

h<br />

mit<br />

S<br />

vOG = Verschiebung des Obergurtes in y-Richtung<br />

vUG = Verschiebung des Untergurtes in y-Richtung<br />

2<br />

hS<br />

I Iz<br />

4<br />

� � � (5.10)<br />

I<br />

z,<br />

OG<br />

Iz<br />

� Iz,<br />

UG �<br />

(5.11)<br />

2


mit<br />

Iz,OG = Biegesteifigkeit des Obergurtes um die z-Achse<br />

Iz,UG = Biegesteifigkeit des Untergurtes um die z-Achse<br />

Die Gleichungen (5.8) und (5.9) gelten für kleine Verdrehungen �. Die Gleichungen<br />

(5.10) und (5.11) gelten für doppeltsymmetrische I-Profile, wenn die Beiträge des<br />

Steges und der Walzausrundungen bei der Berechnung von Iz vernachlässigt werden.<br />

1 1<br />

1<br />

hS<br />

1<br />

qy, OG � � 2 � EIz,<br />

OG � � ( v�OG<br />

���<br />

� v�UG<br />

���<br />

) � � 2 � EIz,<br />

OG � � � ( v�OG<br />

���<br />

� v�UG<br />

���<br />

)<br />

2 2<br />

hS<br />

4 hS<br />

� EI � v����<br />

(5.12a)<br />

z,<br />

OG<br />

OG<br />

1 1<br />

1<br />

hS<br />

1<br />

qy, UG � � 2 � EIz,<br />

UG � � ( v�OG<br />

���<br />

� v�UG<br />

���<br />

) � � 2 � EIz,<br />

UG � � � ( v�OG<br />

���<br />

� v�UG<br />

���<br />

)<br />

2 2<br />

hS<br />

4 hS<br />

� EI � v����<br />

(5.12b)<br />

z,<br />

UG<br />

UG<br />

Mit den Gleichungen (5.5a), (5.5b) und (5.6a), (5.6b) ergeben sich die Gleichungen<br />

(5.13a), (5.13b) für die Ersatzlasten qy in Höhe der Querschnittsgurte.<br />

1 m<br />

qy, OG � � qy<br />

�<br />

2 h<br />

x<br />

S<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v�0<br />

� � � v�<br />

�<br />

0<br />

2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

2<br />

ip<br />

M � �<br />

y<br />

i �<br />

p<br />

� 1 zp<br />

�<br />

� � N � � � ���0<br />

� � � N�<br />

� � V �<br />

z ���0<br />

� q � �<br />

z � � � �<br />

�<br />

0<br />

hS<br />

2 � � h � �<br />

S<br />

2 h �<br />

� S<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v��<br />

� � v�<br />

� 2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

� � 2 �<br />

� ip<br />

M y GI � � ��� � � i<br />

T<br />

p<br />

� N � � �<br />

N�<br />

� � V � � ��<br />

�<br />

� �<br />

z<br />

h<br />

�<br />

S 2 hS<br />

hS<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

1 zp<br />

�<br />

c�<br />

� q � � �<br />

�<br />

� �<br />

� z<br />

(5.13a)<br />

� � �<br />

� �<br />

2 hS<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

1 mx<br />

qy, UG � �q<br />

y �<br />

2 hS<br />

� N M y � N�<br />

�<br />

� � � � v�0<br />

� � � v�<br />

�<br />

0<br />

2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

2<br />

2<br />

43


44<br />

� 2<br />

2<br />

ip<br />

M � �<br />

y<br />

i �<br />

p<br />

� 1 zp<br />

�<br />

� ��<br />

N � � � � ��0� � ��<br />

N�<br />

� � V �<br />

z � ��0<br />

� q � �<br />

z � � � �<br />

�<br />

0<br />

hS<br />

2 � � h � �<br />

S<br />

2 h �<br />

� S<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v��<br />

� � v�<br />

� 2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

� � 2 �<br />

� ip<br />

M y GI � � ��� � � i<br />

T<br />

p<br />

� � N � � �<br />

� N�<br />

� � V � � ��<br />

�<br />

� �<br />

z<br />

h<br />

�<br />

S 2 hS<br />

hS<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

1 zp<br />

�<br />

c�<br />

� q � � �<br />

�<br />

� �<br />

� z<br />

(5.13b)<br />

� � �<br />

� �<br />

2 hS<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

Sind die Verformungen v, � und ihre Ableitungen v � , v��,<br />

��,<br />

��� bekannt, so können<br />

mit Hilfe der Gleichungen (5.13a) und (5.13b) die Stabilisierungslasten berechnet<br />

werden, die auf die Trägergurte und auf eine seitliche Halterung am Obergurt bzw. am<br />

Untergurt wirken. Die Art der seitlichen Halterung (unverschieblich, biegesteif,<br />

schubsteif, Wegfeder, kontinuierlich oder diskret) geht über die Verformungen v, �<br />

und deren Ableitungen in die Gleichungen (5.13a) und (5.13b) ein. Diese Gleichungen<br />

sind damit universell anwendbar auf alle Aussteifungen in Höhe der Querschnittsgurte.<br />

Es ergeben sich bei Vorhandensein einer kontinuierlichen seitlichen Stützung zusätzliche<br />

Steifigkeitsterme zur Gurtbiegesteifigkeit EIz,OG bzw. EIz,UG als rechte Seite in<br />

den Gleichungen (5.12a) und (5.12b). Diese zusätzlichen Steifigkeitsterme sind in<br />

Gleichung (5.14a) für Stützung am Obergurt und Gleichung (5.14b) für Stützung am<br />

Untergurt angegeben. Die Steifigkeit einer unverschieblichen seitlichen Halterung (in<br />

der Literatur meist als „gebundene Drehachse“ bezeichnet) ist unendlich. Die<br />

Ersatzlast qy,OG bzw. qy,UG wird bei unverschieblichem Gurt ausschließlich von der<br />

seitlichen Halterung aufgenommen und bewirkt keine zusätzliche Biegung um die z-<br />

Achse <strong>im</strong> gehaltenen Gurt.<br />

q � EI � v����<br />

� EI � v����<br />

� S*<br />

�v��<br />

� c � v<br />

(5.14a)<br />

y,<br />

OG<br />

y,<br />

UG<br />

z,<br />

OG<br />

z,<br />

UG<br />

OG<br />

UG<br />

A<br />

A<br />

OG<br />

UG<br />

OG<br />

q � EI � v����<br />

� EI � v����<br />

� S*<br />

�v��<br />

� c � v<br />

(5.14b)<br />

mit<br />

EIA = Biegesteifigkeit eines Aussteifungsträgers<br />

S* = Schubsteifigkeit eines Schubfeldes<br />

cy = Federsteifigkeit einer Translationsbettung<br />

UG<br />

Die in Abschnitt 4 beschriebene Art der Berechnung von Bettungskräften mit den<br />

Gleichungen (4.11) bis (4.18) als Bettungssteifigkeit multipliziert mit Bettungsverformung<br />

ist vorteilhaft, wenn die Steifigkeit der seitlichen Halterung eine endliche<br />

Größe besitzt. Sie versagt allerdings bei der Ermittlung von Stabilisierungslasten, die<br />

y<br />

y<br />

OG<br />

UG


auf eine unverschiebliche Halterung wirken. Für das EBV-BDK mit den Ersatzlasten<br />

gemäß Gleichung (5.13a) und (5.13b) gilt diese Einschränkung nicht.<br />

Die Stabilisierungslast qS, die auf eine elastisch verschiebliche seitliche Halterung<br />

wirkt, kann berechnet werden, indem man den Anteil q EI , der von der Gurtbiege-<br />

z<br />

steifigkeit des Trägers abgetragen wird, von den Ersatzlasten qy,OG und qy,UG<br />

subtrahiert. Dieser Lastanteil ist für Ober- und Untergurt mit Gleichung (5.15a) und<br />

(5.15b) gegeben.<br />

q<br />

q<br />

EI z<br />

EI z<br />

, OG<br />

, UG<br />

� EI<br />

� EI<br />

z,<br />

OG<br />

z,<br />

UG<br />

� v����<br />

OG<br />

� v����<br />

UG<br />

EI<br />

�<br />

2<br />

z<br />

EI<br />

�<br />

2<br />

z<br />

� h �<br />

� ����<br />

S � v � � ����� �<br />

� 2 �<br />

� h �<br />

� ����<br />

S � v � � ����� �<br />

� 2 �<br />

45<br />

(5.15a)<br />

(5.15b)<br />

Durch Subtraktion dieser Anteile in den Gleichungen (5.13a) und (5.13b) erhält man<br />

die Stabilisierungslasten qS gemäß Gleichung (5.16a) und (5.16b).<br />

1 mx<br />

qS, OG � � qy<br />

�<br />

2 hS<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v�0<br />

� � � v�<br />

�<br />

0<br />

2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

2<br />

ip<br />

M � �<br />

y<br />

i �<br />

p<br />

� 1 zp<br />

�<br />

� � N � � � ���0<br />

� � � N�<br />

� � V �<br />

z ���0<br />

� q � �<br />

z � � � �<br />

� hS<br />

2 � � h � �<br />

S<br />

2 h �<br />

� S<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v��<br />

� � v�<br />

� 2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

� � 2 �<br />

� ip<br />

M y GI � � ��� � � i<br />

T<br />

p<br />

� N � � �<br />

N�<br />

� � V � � ��<br />

�<br />

� �<br />

z<br />

h<br />

�<br />

S 2 hS<br />

hS<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

1 zp<br />

�<br />

c�<br />

� q � � �<br />

�<br />

� �<br />

� z � � �<br />

� �<br />

2 hS<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

� �<br />

EI � h �<br />

�<br />

� ����<br />

S<br />

� � v � � ����� 2 � 2 �<br />

z (5.16a)<br />

0


46<br />

1 m<br />

qS, UG � � qy<br />

�<br />

2 h<br />

x<br />

S<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v�0<br />

� � � v�<br />

�<br />

0<br />

2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

2<br />

ip<br />

M � �<br />

y<br />

i �<br />

p<br />

� 1 zp<br />

�<br />

� ��<br />

N � � � � ��0� � ��<br />

N�<br />

� � V �<br />

z � ��0<br />

� q � �<br />

z � � � �<br />

� hS<br />

2 � � h � �<br />

S<br />

2 h �<br />

� S<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v��<br />

� � v�<br />

� 2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

� � 2 �<br />

� ip<br />

M y GI � � ��� � � i<br />

T<br />

p<br />

� � N � � �<br />

� N�<br />

� � V � � ��<br />

�<br />

� �<br />

z<br />

h<br />

�<br />

S 2 hS<br />

hS<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

1 zp<br />

�<br />

c�<br />

� q � � �<br />

�<br />

� �<br />

� z � � �<br />

� �<br />

2 hS<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

� �<br />

EI � h �<br />

�<br />

� ����<br />

S<br />

� � v � ������<br />

2 � 2 �<br />

z (5.16b)<br />

Bei gebundener Drehachse sind die Verformungen v und � nicht mehr unabhängig<br />

voneinander. Für gebundene Drehachse <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt gilt Gleichung<br />

(5.17a), für gebundene Drehachse <strong>im</strong> Untergurtmittelpunkt Gleichung (5.17b).<br />

hS<br />

v � ���<br />

(5.17a)<br />

2<br />

hS<br />

v � ���<br />

(5.17b)<br />

2<br />

Die geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektionen v0 und �0 sind aber in jedem Fall unabhängig<br />

voneinander, da für sie keine Rand- und Verträglichkeitsbedingungen eingehalten<br />

werden müssen.<br />

Für den Fall „gebundene Drehachse am Obergurt“ kann die Stabilisierungslast für die<br />

Obergurthalterung mit Gleichung (5.18a) berechnet werden, die sich ergibt, wenn man<br />

die Beziehung (5.17a) in (5.16a) einsetzt. Gleichung (5.18b) beschreibt die<br />

Stabilisierungslast der Untergurthalterung für den Fall „gebundene Drehachse am<br />

Untergurt“, wenn man analog die Beziehung (5.17b) in (5.16b) einsetzt.<br />

0


qS,OG =<br />

qS,UG =<br />

1 m<br />

qy, OG � � qy<br />

�<br />

2 h<br />

x<br />

S<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v�0<br />

� � � v�<br />

�<br />

0<br />

2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

2<br />

ip<br />

M � �<br />

y<br />

ip<br />

� � N � � � ���0<br />

� � � N�<br />

�<br />

� hS<br />

2 � � hS<br />

�<br />

� �<br />

� � 1 zp<br />

�<br />

� V �<br />

z ���0<br />

� q � �<br />

z � � � �<br />

� �<br />

0<br />

2 h �<br />

� S<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� 2<br />

� ip<br />

� � N �<br />

� � hS<br />

� �<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

� 2<br />

h<br />

�<br />

S � GI � � i<br />

T<br />

p h � �<br />

� � � ��� � �<br />

�<br />

S<br />

�<br />

N � � � V � � ��<br />

� � � � � z<br />

4 hS<br />

hS<br />

4<br />

�<br />

�<br />

� � � � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

1 zp<br />

�<br />

c�<br />

� q � � �<br />

�<br />

� �<br />

� z � � �<br />

� �<br />

2 hS<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

(5.18a)<br />

1 m<br />

qy, UG � � qy<br />

�<br />

2 h<br />

x<br />

S<br />

� N M y � N�<br />

� � � � � v�0<br />

� � � v�<br />

�<br />

0<br />

2 h �<br />

� S �<br />

2<br />

� 2<br />

2<br />

ip<br />

M � �<br />

y<br />

i �<br />

p<br />

� 1 zp<br />

�<br />

� ��<br />

N � � � � ��0� � ��<br />

N�<br />

� � V �<br />

z � ��0<br />

� q � �<br />

z � � � �<br />

�<br />

0<br />

hS<br />

2 � � h � �<br />

S<br />

2 h �<br />

� S<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

� 2 �<br />

�<br />

� 2 �<br />

� h i S p � GIT<br />

� � h i � �<br />

� � ��� � �<br />

� S p<br />

� � N � � �<br />

N � � � V � ���<br />

� � � � � � � z<br />

4 hS<br />

hS<br />

4 hS<br />

�<br />

� � � � � � � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

1 zp<br />

�<br />

c�<br />

� q � � �<br />

�<br />

� �<br />

� z<br />

(5.18b)<br />

� � �<br />

� �<br />

2 hS<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

Bei einem Vergleich der Formeln (5.16a), (5.16b) für freie Drehachse mit den<br />

Formeln (5.18a), (5.18b) für gebundene Drehachse fällt auf, daß sich die Anteile aus<br />

Biegemoment My mit den Verformungen v � �,<br />

��� bei gebundener Drehachse gegenseitig<br />

aufheben. Die Anteile aus den Gurtbiegesteifigkeiten EIz,OG und EIz,UG entfallen<br />

ebenfalls bei gebundener Drehachse, so daß die Gleichungen (5.18a) und (5.18b)<br />

keine vierten Ableitungen der Verformungen v und � enthalten.<br />

47


48<br />

5.3 Verifikation des EBV-BDK<br />

In diesem Abschnitt wird anhand ausgewählter Beispiele gezeigt, daß Stabilisierungslasten<br />

mit dem EBV-BDK zutreffend ermittelt werden können. Dazu wird<br />

der Lösungsvektor der Verformungen gemäß Gleichung (4.8) aus dem in Abschnitt 4<br />

beschriebenen Matrizenverfahren nach Friemann/Stroetmann sowohl auf die<br />

Elastizitätsgleichungen (4.11) bis (4.18) als auch auf die Gleichungen (5.16a), (5.16b)<br />

für die Ersatzlasten des EBV-BDK angewendet. Die so erhaltenen Ergebnisse werden<br />

zusätzlich mit Programmberechnungen nach Biegetorsionstheorie II. Ordnung<br />

verglichen, die nachfolgend als genaue Lösung bezeichnet werden.<br />

Bild 5.4 Beispiel für Stabilisierungslasten eines Trägers mit Schubfeld am Obergurt<br />

nach [23]<br />

Untersucht wird das in Bild 5.4 dargestellte Beispiel aus der Literatur [23]. Die Stabilisierungslasten<br />

des gabelgelagerten und durch ein Schubfeld gestützten Trägers<br />

werden für drei verschiedene Lastfälle berechnet, wobei der Lastangriff der Querlast<br />

qz und die Stützung durch das Schubfeld <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt erfolgen.<br />

Alle drei Lastfälle weisen ein gleich großes max<strong>im</strong>ales Feldmoment von<br />

MF = 1125 kNm auf. Die auf das Schubfeld wirkenden Stabilisierungslasten sind<br />

aber sowohl bezüglich der Max<strong>im</strong>alwerte als auch bezüglich der Veränderlichkeit in<br />

Trägerlängsrichtung für alle drei Lastfälle sehr unterschiedlich.<br />

In den Bildern 5.5a bis 5.5c sind die Verläufe der Stabilisierungslast qS graphisch<br />

dargestellt. Man erkennt, daß die Ergebnisse der genauen Berechnung sehr gut sowohl<br />

von der Elastizitätsgleichung (4.14) als auch von der Gleichung (5.16a) des EBV-<br />

BDK angenähert werden können. Lediglich der starke Abfall der negativen Stabilisierungslasten<br />

in Auflagernähe bei den Lastfällen 1 und 2 kann mit dem EBV-BDK<br />

nicht abgebildet werden. Dieses Phänomen kann mit der Zunahme der Eigenbiegesteifigkeit<br />

des stabilisierten Trägers um die schwache Achse in Auflagernähe relativ


zur Steifigkeit der seitlichen Halterung erklärt werden. In dem Maße, in dem die<br />

Schubfeldbelastung in Auflagernähe abn<strong>im</strong>mt, steigt die Querkraft Vy <strong>im</strong> Träger<br />

selbst.<br />

qs [kN/m]<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

LF 1: q z= 10 kN/m<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

DRILL<br />

Friemann/Stroetmann Gl. (4.14)<br />

EBV-BDK Gl. (5.16a)<br />

Bild 5.5a Vergleich der Stabilisierungslasten berechnet mit dem Programm DRILL,<br />

Gleichung (4.14) und Gleichung (5.16a) für LF1<br />

qs [kN/m]<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

LF 2: q z= 20 kN/m, M s= -1125 kNm<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

DRILL<br />

Friemann/Stroetmann Gl. (4.14)<br />

EBV-BDK Gl. (5.16a)<br />

Bild 5.5b Vergleich der Stabilisierungslasten berechnet mit dem Programm DRILL,<br />

Gleichung (4.14) und Gleichung (5.16a) für LF2<br />

49


50<br />

qs [kN/m]<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

LF 3: M s= 1125 kNm<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

DRILL<br />

Friemann/Stroetmann Gl. (4.14)<br />

EBV-BDK Gl. (5.16a)<br />

Bild 5.5c Vergleich der Stabilisierungslasten berechnet mit dem Programm DRILL,<br />

Gleichung (4.14) und Gleichung (5.16a) für LF3<br />

Im Lastfall 3 mit konstantem Biegemoment liefern die Programmberechnung und die<br />

beiden Näherungsgleichungen identische Ergebnisse, da die Sinushalbwelle für die<br />

Trägerverformungen v und � in diesem Fall die exakte Lösung darstellt.<br />

Einfluß der Steifigkeit der Gurthalterung auf die Güte der mit dem EBV-BDK<br />

berechneten Stabilisierungslasten<br />

Da die nach EBV-BDK berechneten Ergebnisse für die Stabilisierungslasten qS vom<br />

Verhältnis Gurtbiegesteifigkeit des Trägers zu Steifigkeit der Gurthalterung beeinflußt<br />

werden, soll anhand eines zweiten Beispieles gezeigt werden, wie groß dieser Einfluß<br />

ist und für welche Steifigkeitsverhältnisse das EBV-BDK brauchbare Ergebnisse<br />

liefert.<br />

Bild 5.6 Einfeldträger mit Wegfederbettung am Obergurt


Es wird der in Bild 5.6 dargestellte Träger mit Wegfederbettung am Obergurt untersucht,<br />

wobei die Größe der Federsteifigkeit cy variiert wird. Als Bezugswert für die<br />

Federsteifigkeit cy dient die Gurtbiegesteifigkeit auf der Grundlage einer Sinushalbwelle<br />

als Verformungsfigur des Trägers gemäß Gleichung (5.19).<br />

4<br />

4<br />

cGurt 4<br />

EIz<br />

� 21000 �1318<br />

�<br />

� � �<br />

� � 13,<br />

48 kN/m 4<br />

2<br />

2 L 2 �100<br />

10<br />

2 (5.19)<br />

Die Federsteifigkeit der seitlichen Halterung cy wird gemäß Gleichung (5.20) auf die<br />

Gurtbiegesteifigkeit des Trägers normiert. Man erhält dadurch eine bezogene<br />

Federsteifigkeit cy .<br />

cy<br />

cy � (5.20)<br />

c<br />

Gurt<br />

Die Berechnung der Stabilisierungslasten für den Träger in Bild 5.6 erfolgt für<br />

bezogene Federsteifigkeiten cy � 10 , 100 und 1000. Die Ergebnisse sind in den<br />

Bildern 5.7a bis 5.7c graphisch dokumentiert. Dabei sind die Stabilisierungslasten des<br />

EBV-BDK Gleichung (5.16a) jeweils den Ergebnissen der Elastizitätsgleichung (4.12)<br />

und den Ergebnissen einer FEM-Berechnung mit dem Programm BTII [77]<br />

gegenübergestellt.<br />

qs [kN/m]<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

c y = 134,8 kN/m 2<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-0,1<br />

x/L<br />

BT II<br />

Friemann/Stroetmann Gl. (4.12)<br />

EBV-BDK Gl. (5.16a)<br />

Bild 5.7a Stabilisierungslasten für Wegfederbettung am Obergurt c y = 10<br />

51


52<br />

qs [kN/m]<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

c y = 1348 kN/m 2<br />

0<br />

0<br />

-0,1<br />

0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

BT II<br />

Friemann/Stroetmann Gl. (4.12)<br />

EBV-BDK Gl. (5.16a)<br />

Bild 5.7b Stabilisierungslasten für Wegfederbettung am Obergurt c y = 100<br />

qs [kN/m]<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

c y = 13480 kN/m 2<br />

0<br />

0<br />

-0,1<br />

0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

BT II<br />

Friemann/Stroetmann Gl. (4.12)<br />

EBV-BDK Gl. (5.16a)<br />

Bild 5.7c Stabilisierungslasten für Wegfederbettung am Obergurt c y = 1000


Mit den berechneten, in den Bildern 5.7a bis 5.7c graphisch dargestellten Stabilisierungslasten<br />

qS lassen sich folgende Erkenntnisse gewinnen.<br />

� Die Elastizitätsgleichung (4.12) liefert in allen Fällen eine gute Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit der FEM-Berechnung.<br />

� Die Gleichung (5.16a) des EBV-BDK führt bei kleinen Federsteifigkeiten cy zu<br />

schlechten Ergebnissen für die Stabilisierungslasten qS. Dies liegt am relativ<br />

großen Anteil der Gurtbiegesteifigkeit in Verbindung mit den Verformungen<br />

v � ���,<br />

����� , die durch die Sinusreihen offensichtlich nur unzureichend beschrieben<br />

werden können. Für die 1000-fache Federsteifigkeit cy sind die Ergebnisse des<br />

EBV-BDK von vergleichbarer Güte wie diejenigen der Elastizitätsgleichung.<br />

Die untersuchten Beispiele zeigen, daß das EBV-BDK zur Berechnung von Stabilisierungslasten<br />

seitlich gestützter Träger geeignet ist, wenn eine quasi gebundene<br />

Drehachse in Höhe der Trägergurte vorliegt. Die Berechnung der Stabilisierungslasten<br />

mit den Gleichungen (5.16a) und (5.16b) hat dabei den Vorteil, daß der Einfluß der<br />

verschiedenen Parameter wie Normalkraftverlauf N, Biegemomentenverlauf My,<br />

Querkraftverlauf Vz, Lastangriffspunkt zp, Torsionssteifigkeit GIT, Drehbettung c�,<br />

Vorverformung v0, �0 und elastische Verformung v, � auf die Stabilisierungslasten<br />

sichtbar wird.<br />

Nachteilig wirkt sich auf die Genauigkeit der berechneten Stabilisierungslasten eine<br />

seitliche Halterung mit geringer Steifigkeit aus. In diesem Fall wird ein größerer<br />

Anteil der Stabilisierungslasten durch die Eigenbiegesteifigkeit des Trägergurtes<br />

abgetragen (jeweils letzter Summand in den Gleichungen (5.16a) und (5.16b)). Da<br />

dieser Term die vierten Ableitungen der Verformungen v und � enthält, ist die Näherungslösung<br />

mit Sinusreihenansätzen für v und � zu ungenau. Baupraktische seitliche<br />

Aussteifungen für Träger in Form von Stahlbetonscheiben, Verbänden oder Schubfeldern<br />

sind in der Regel jedoch einige Zehnerpotenzen steifer als die Eigenbiegesteifigkeit<br />

des Trägers um die z-Achse.<br />

Für den Grenzfall der unverschieblichen gebundenen Drehachse am Ober- oder<br />

Untergurt gehen die Gleichungen (5.16a), (5.16b) in die Gleichungen (5.18a), (5.18b)<br />

über. Da in diesen Gleichungen keine höheren Ableitungen als die zweite Ableitung<br />

der Verformung � auftreten, weisen die mit Sinusreihenansätzen berechneten Ergebnisse<br />

eine steigende Genauigkeit auf, in dem Maße wie die Steifigkeit der seitlichen<br />

Halterung <strong>im</strong> Verhältnis zur Eigenbiegesteifigkeit des gestützten Trägergurtes<br />

zun<strong>im</strong>mt.<br />

53


54<br />

6 Stabilisierungslasten von Trägern mit gebundener<br />

Drehachse<br />

6.1 Belastung durch Streckentorsionsmomente mx<br />

6.1.1 Vorbemerkungen<br />

Die Vielzahl der Einflüsse auf Stabilisierungslasten be<strong>im</strong> Biegetorsionsproblem nach<br />

Theorie II. Ordnung mit Berücksichtigung der Wölbkrafttorsion führt dazu, daß die<br />

Ergebnisse von Programmberechnungen z.B. mit BT II [77] oder DRILL [24] <strong>im</strong><br />

Hinblick auf den Einfluß einzelner Systemparameter wie planmäßige Belastung,<br />

Vorverformung oder Drehbettung des stabilisierten Trägers nur schwer interpretiert<br />

werden können. Um die Anschauung zum Tragverhalten von seitlich gestützten<br />

Biegeträgern und den auftretenden Stabilisierungslasten zu fördern, ist es daher<br />

erforderlich, bewußt einfache Systeme und Belastungen zu untersuchen, an denen der<br />

Einfluß einzelner Systemparameter nachvollzogen werden kann.<br />

Als einfachster Fall der Art der seitlichen Stützung wird in Abschnitt 6 einheitlich<br />

eine kontinuierliche unverschiebliche seitliche Halterung <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt<br />

zugrunde gelegt, wodurch sich für den stabilisierten Träger eine gebundene Drehachse<br />

ergibt. Als weitere Vereinfachung wird in Abschnitt 6.1 mit dem Lastfall konstantes<br />

Streckentorsionsmoment mx ein Problem der Theorie I. Ordnung untersucht. Es soll<br />

damit geklärt werden, welchen Einfluß die Torsionssteifigkeit und die Drehbettung<br />

eines seitlich gestützten Trägers auf die Kräfte in der seitlichen Halterung eines<br />

torsionsbeanspruchten Trägers ausüben, ohne daß Effekte der Theorie II. Ordnung<br />

eine Rolle spielen.<br />

Bild 6.1 zeigt ein Beispiel für den hier behandelten Fall eines gabelgelagerten Trägers<br />

mit gebundener Drehachse <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt und Belastung durch konstantes<br />

Streckentorsionsmoment mx. Da in diesem Fall kein Stabilitätsproblem vorliegt, ist es<br />

streng genommen nicht richtig, die Kräfte, welche auf die Obergurthalterung wirken,<br />

als Stabilisierungslasten zu bezeichnen. Die Belastung der Obergurthalterung entsteht<br />

als Auflagerreaktion, da die Torsionsverdrehung � des Trägers durch die Exzentrizität<br />

der Halterung zum Schubmittelpunkt behindert wird.<br />

Bild 6.1 Gabelgelagerter Träger mit gebundener Drehachse <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt<br />

und Belastung durch Streckentrosionsmoment mx


6.1.2 Einfluß der Lastabtragung durch Wölbkrafttorsion auf die<br />

Trägerverformungen nach Theorie I. Ordnung<br />

Durch Ausnutzung der Analogie zwischen den Differentialgleichungen für Biegung<br />

mit Zugkraft, Gleichung (6.1), und Wölbkrafttorsion, Gleichung (6.2), kann<br />

Gleichung (6.3) als Näherung für die Verdrehung �m des Trägers in Feldmitte angegeben<br />

werden.<br />

EI � w����<br />

� Z�<br />

w��<br />

� c � w � q<br />

(6.1)<br />

y<br />

EI ����� ��� �<br />

�<br />

w<br />

z<br />

� , D � � GIT<br />

� � c�<br />

��<br />

mx<br />

(6.2)<br />

m<br />

�<br />

5<br />

384<br />

I�,D = 2 · I�<br />

4<br />

mx<br />

� L<br />

�<br />

EI<br />

�,<br />

D<br />

��<br />

T<br />

55<br />

(6.3)<br />

(6.4)<br />

1<br />

� T �<br />

(6.5)<br />

2<br />

�T<br />

1�<br />

2<br />

�<br />

�<br />

I<br />

T<br />

*<br />

T<br />

mit<br />

� L �<br />

GI<br />

EI<br />

T<br />

�,<br />

D<br />

2<br />

*<br />

T<br />

* GI<br />

� T � L �<br />

(6.6)<br />

EI<br />

�,<br />

D<br />

c�<br />

L<br />

� IT<br />

� �<br />

(6.7)<br />

2 G �<br />

I�,D = Wölbwiderstand, bezogen auf den Drillruhepunkt in Obergurtmitte<br />

�T = Verringerungsfaktor zur Berücksichtigung der St. Venant’schen Torsions-<br />

�T =<br />

steifigkeit<br />

Stabkennzahl, *<br />

� T = Stabkennzahl mit Drehbettung<br />

*<br />

I T = ideeller St. Venant’scher Torsionswiderstand mit näherungsweiser Berücksichtigung<br />

der Drehbettung c� durch Annahme einer Sinushalbwelle als<br />

Verlauf der Verdrehung �<br />

Für einen Träger ohne Obergurthalterung gelten ebenfalls die Gleichungen (6.3) bis<br />

(6.7). In diesem Fall ist aber der Schubmittelpunkt der Drillruhepunkt und damit gilt<br />

Gleichung (6.8) anstelle von Gleichung (6.4).<br />

I�,D = I� (6.8)<br />

Für das Verhältnis der Torsionsverdrehung �m,frei bei freier Drehachse zur Torsionsverdrehung<br />

�m,gebunden bei gebundener Drehachse am Obergurt kann Gleichung (6.9)<br />

angegeben werden. Sie n<strong>im</strong>mt Zahlenwerte zwischen 1 und 2 an.


56<br />

�<br />

�<br />

m,<br />

frei<br />

m,<br />

gebunden<br />

� 2<br />

L GI<br />

�<br />

T<br />

2�<br />

�<br />

1�<br />

�<br />

2<br />

� � 2�<br />

EI<br />

�<br />

2<br />

L GIT*<br />

1�<br />

�<br />

2<br />

� EI<br />

�<br />

*<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

(6.9)<br />

Bei großen Trägerlängen L strebt Gleichung (6.9) gegen den Wert 1. In diesem Fall<br />

überwiegt die Lastabtragung durch St. Venant’sche Torsion und die seitliche<br />

Halterung hat praktisch keinen Einfluß auf die Verdrehung �.<br />

Bei kleinen Trägerlängen L strebt Gleichung (6.9) gegen den Wert 2. In diesem Fall<br />

überwiegt die Lastabtragung durch Wöblkrafttorsion oder anschaulich durch Gurtbiegung.<br />

Die seitliche Halterung am Obergurt verhindert die Verformung des<br />

Obergurtes, so daß nur Untergurtbiegung auftritt und dadurch <strong>im</strong> Grenzfall der reinen<br />

Wölbkrafttorsion die Verdrehung � <strong>im</strong> Vergleich zur freien Drehachse genau halbiert<br />

wird.<br />

Aus diesen einfachen Überlegungen läßt sich die Aussage ableiten, daß eine seitliche<br />

Halterung bei kurzen Trägern mit überwiegendem Lastabtrag durch Wölbkrafttorsion<br />

stärker beansprucht wird als eine seitliche Halterung bei langen Trägern mit überwiegendem<br />

Lastabtrag durch St. Venant’sche Torsion.<br />

6.1.3 Berechnung von Stabilisierungslasten mit dem EBV-BDK<br />

Gemäß dem in Abschnitt 5 hergeleiteten Ersatzbelastungsverfahren-Biegedrillknicken<br />

können die Kräfte in der seitlichen Halterung für den vorliegenden Fall mit Gleichung<br />

(6.10) berechnet werden.<br />

1<br />

S � �(<br />

mx<br />

� GI ����<br />

� c�<br />

��<br />

) (6.10)<br />

h<br />

q T<br />

S<br />

Die unbekannte Verformung � und ihre zweite Ableitung ��� werden mit der<br />

Energiemethode best<strong>im</strong>mt, wobei als Ansatzfunktionen symmetrische Sinusreihen mit<br />

ungerader Halbwellenanzahl verwendet werden.<br />

� �<br />

�<br />

j<br />

�<br />

j<br />

j�<br />

��<br />

x<br />

�sin<br />

j = 1,3,5,7,9 (6.11)<br />

L<br />

Durch Einsetzen der Ansatzfunktionen in die virtuelle Arbeit des vorliegenden<br />

Problems und Durchführung der Integration erhält man ein Gleichungssystem zur<br />

Berechnung der Freiwerte �j. Die virtuelle Arbeit der inneren Torsionsschnittgrößen<br />

und der Drehbettung gemäß Gleichung (6.13) liefert eine Steifigkeitsmatrix, die<br />

virtuelle Arbeit des äußeren Torsionsmomentes gemäß Gleichung (6.14) einen<br />

Lastvektor.<br />

� W � �W<br />

� �W<br />

(6.12)<br />

e<br />

p


L<br />

�We � ��<br />

�2�EI� ����<br />

�����<br />

� GIT<br />

���<br />

����<br />

� c�<br />

��<br />

����dx<br />

(6.13)<br />

0<br />

L<br />

��mx����<br />

�W<br />

� dx<br />

(6.14)<br />

p<br />

0<br />

Die Integralausdrücke der Produkte von Sinus- und Cosinusfunktionen mit unterschiedlicher<br />

Halbwellenanzahl j werden zu Null, so daß nur die Hauptdiagonale der<br />

Steifigkeitsmatrix besetzt ist. Das Gleichungssystem zur Berechnung der Freiwerte �j<br />

ist entkoppelt, da ein Problem nach Theorie I. Ordnung vorliegt. Für jeden Freiwert �j<br />

gilt Gleichung (6.15).<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� 4<br />

j�<br />

��<br />

�<br />

j � 2�<br />

EI<br />

�<br />

4�<br />

m<br />

x<br />

j (6.15)<br />

4<br />

2<br />

2<br />

� � j �GIT<br />

� c<br />

4<br />

2 �<br />

�<br />

�<br />

L<br />

�<br />

�<br />

L<br />

Die Belastung der seitlichen Halterung am Obergurt wird mit Hilfe der so ermittelten<br />

Verdrehung � des Trägers berechnet. Gemäß Gleichung (6.16) kann eine Aufspaltung<br />

in drei Anteile erfolgen.<br />

q<br />

q<br />

q<br />

S � qS,<br />

m � qS,<br />

GI � q<br />

x<br />

T S,<br />

c�<br />

S,<br />

m<br />

x<br />

S, GIT<br />

S<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

57<br />

(6.16)<br />

m x � (6.17)<br />

h<br />

GI<br />

� �<br />

h<br />

S<br />

T<br />

�<br />

�<br />

�<br />

c�<br />

j�<br />

��<br />

x<br />

� � ��<br />

� �sin<br />

� h<br />

L<br />

j<br />

2<br />

� j�<br />

� � j�<br />

��<br />

x<br />

��<br />

� �sin<br />

� L � L<br />

(6.18)<br />

qS , c<br />

j<br />

(6.19)<br />

S<br />

Die als Stabilisierungsquerkraft QS bezeichnete aufintegrierte Belastung der seitlichen<br />

Halterung, die der Schubfeldkraft in einem Schubfeld oder der Querkraft in einem<br />

Aussteifungsverband entspricht, ergibt sich durch Integration der Gleichungen (6.17)<br />

bis (6.19) und Einarbeitung der Randbedingungen des gabelgelagerten Trägers.<br />

Q<br />

Q<br />

S<br />

� QS,<br />

m � QS,<br />

GI � QS,<br />

c<br />

S, mx<br />

x<br />

m<br />

�<br />

h<br />

x<br />

S<br />

�<br />

T<br />

L � x �<br />

��1<br />

� 2�<br />

�<br />

2 � L �<br />

�<br />

(6.20)<br />

(6.21)<br />

GIT<br />

� � ��<br />

�<br />

hS<br />

j�<br />

� j�<br />

��<br />

x<br />

� �cos<br />

L L<br />

(6.22)<br />

c�<br />

� � ��<br />

�<br />

� h<br />

L j�<br />

��<br />

x<br />

� �cos<br />

j�<br />

� L<br />

Q , GI<br />

j<br />

S T<br />

QS , c<br />

j<br />

(6.23)<br />

S


58<br />

6.1.4 Einfluß der Lastabtragung durch Wölbkrafttorsion auf die<br />

Stabilisierungslasten<br />

Um den Einfluß der Lastabtragung durch Wölbkrafttorsion, St. Venant’sche Torsion<br />

und Drehbettung aufzuzeigen, werden die Stabilisierungslast qS und die Stabilisierungsquerkraft<br />

QS mit den oben hergeleiteten Formeln für den Träger in Bild 6.1<br />

berechnet. Das Torsionstragverhalten des Trägers, charakterisiert durch die Stabkenn-<br />

zahl �T bzw. *<br />

T<br />

� gemäß Gleichung (6.6), wird für diesen Zweck variiert, indem jeweils<br />

drei verschiedene Trägerlängen mit und ohne Drehbettung untersucht werden.<br />

Bild 6.2 zeigt den Verlauf der Stabilisierungslast qS in Trägerlängsrichtung für alle<br />

sechs untersuchten Varianten. Es sind jeweils alle Einzelanteile q S,<br />

m , q<br />

x S,<br />

GI , q<br />

T S,<br />

c ,<br />

�<br />

und qS als Summe der Einzelanteile über die Trägerlänge graphisch dargestellt.<br />

Trägerlänge L, Drehbettung c� und Stabkennzahl �T bzw. *<br />

� T der Varianten sind <strong>im</strong><br />

Kopf der einzelnen Diagramme angegeben. Bild 6.3 zeigt in analoger Weise den<br />

Verlauf der Stabilisierungsquerkraft QS für alle sechs untersuchten Varianten.<br />

Anhand der berechneten Beispiele ist deutlich zu erkennen, wie die Stabilisierungslast<br />

qS mit größer werdender Trägerlänge <strong>im</strong> Feldbereich des Trägers reduziert wird. Der<br />

negative Anteil q , der den positiven konstanten Anteil q aus der äußeren Be-<br />

S,<br />

GIT<br />

S,<br />

mx<br />

lastung reduziert, wächst entsprechend der zunehmenden Lastabtragung durch St. Venant’sche<br />

Torsion bei größer werdender Stabkennzahl �T. Für Stabkennzahlen �T > 5<br />

überwiegt der Lastabtrag durch St. Venant’sche Torsion und die Stabilisierungslast qS<br />

in Feldmitte geht gegen Null.<br />

Auch durch Vorhandensein einer Drehbettung c� wird die Stabilisierungslast qS<br />

reduziert. Die Wirkung einer Drehbettung fällt dabei umso größer aus, je länger der<br />

untersuchte Träger ist. Be<strong>im</strong> kurzen Träger mit Drehbettung ( *<br />

� T = 2,56) überwiegt<br />

die Reduzierung der Stabilisierungslast infolge GIT. Für den langen Träger mit Drehbettung<br />

( *<br />

� T = 21,78) ist der Beitrag der Eigentorsionssteifigkeit des Trägers zum<br />

Lastabtrag <strong>im</strong> Vergleich zur Drehbettung zu vernachlässigen.<br />

Bezüglich der max<strong>im</strong>alen Stabilisierungsquerkraft QS am Auflager fällt auf, daß sich<br />

das Anwachsen von Q S,<br />

m und die Reduzierung durch Q<br />

x<br />

S,<br />

GI und Q<br />

T<br />

S,<br />

c mit<br />

�<br />

steigender Trägerlänge ungefähr die Waage halten. Die max<strong>im</strong>ale Querkraft in der<br />

seitlichen Halterung weist deshalb für alle sechs untersuchten Varianten die gleiche<br />

Größenordnung auf.<br />

Um den Fehler abschätzen zu können, der durch die Approx<strong>im</strong>ation der<br />

Trägerverdrehung � durch Sinusreihen entsteht, wurden alle sechs Beispielvarianten<br />

auch mit dem FEM-Programm BT II berechnet. Die Abweichung in der Verformung<br />

� und in der Querkraft QS beträgt in allen Fällen weniger als 1 % über die gesamte<br />

Trägerlänge.


L = 5 m c � = 0 �T = 2,24<br />

qs [kN/m]<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-1,0<br />

-2,0<br />

L = 10 m c � = 0 �T = 4,48<br />

qs [kN/m]<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

-2,0<br />

-3,0<br />

x/L<br />

qs,GIt<br />

qs,mx<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-1,0<br />

L = 20 m c � = 0 �T = 8,97<br />

qs [kN/m]<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

-2,0<br />

x/L<br />

qs<br />

qs,GIt<br />

qs,mx<br />

qs<br />

qs,GIt<br />

qs,mx<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-1,0<br />

qs<br />

L = 5 m c � = 5 kNm/m<br />

� � T = 2,56<br />

qs [kN/m]<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

-1,0<br />

-2,0<br />

59<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

L = 10 m c � = 5 kNm/m<br />

� � T = 6,69<br />

qs [kN/m]<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

-1,0<br />

-2,0<br />

x/L<br />

qs,GIt<br />

qs,mx<br />

qs,c<br />

qs �<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

L = 20 m c � = 5 kNm/m<br />

� � T = 21,78<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

-2,0<br />

x/L<br />

qs,GIt<br />

qs,mx<br />

qs,c<br />

qs �<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-1,0<br />

-3,0<br />

-3,0<br />

x/L<br />

x/L<br />

Bild 6.2 Anteile an der Stabilisierungslast qS des Trägers aus Bild 6.1 für verschiedene<br />

Trägerlängen mit und ohne Drehbettung<br />

qs [kN/m]<br />

qs,GIt<br />

qs,mx<br />

qs,c<br />

qs �


60<br />

L = 5 m c � = 0 �T = 2,24<br />

Qs [kN]<br />

8,0<br />

4,0<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-4,0<br />

-8,0<br />

L = 10 m c � = 0 �T = 4,48<br />

Qs [kN]<br />

16,0<br />

8,0<br />

-8,0<br />

-16,0<br />

x/L<br />

Qs,GIt<br />

Qs,mx<br />

Qs<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

L = 20 m c � = 0 �T = 8,97<br />

Qs [kN]<br />

32,0<br />

16,0<br />

x/L<br />

Qs,GIt<br />

Qs,mx<br />

Qs<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-16,0<br />

-32,0<br />

x/L<br />

Qs,GIt<br />

Qs,mx<br />

Qs<br />

L = 5 m c � = 5 kNm/m<br />

� � T = 2,56<br />

Qs [kN]<br />

8,0<br />

4,0<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

-4,0<br />

-8,0<br />

L = 10 m c � = 5 kNm/m<br />

� � T = 6,69<br />

Qs [kN]<br />

16,0<br />

8,0<br />

-8,0<br />

-16,0<br />

x/L<br />

Qs,GIt<br />

Qs,mx<br />

Qs,c<br />

Qs �<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

L = 20 m c � = 5 kNm/m<br />

� � T = 21,78<br />

Qs [kN]<br />

32,0<br />

16,0<br />

-16,0<br />

-32,0<br />

x/L<br />

Qs,GIt<br />

Qs,mx<br />

Qs,c<br />

Qs �<br />

0,0<br />

0 0,5 1<br />

x/L<br />

Qs,GIt<br />

Qs,mx<br />

Qs,c�<br />

Qs<br />

Bild 6.3 Anteile an der Stabilisierungsquerkraft QS des Trägers aus Bild 6.1 für verschiedene<br />

Trägerlängen mit und ohne Drehbettung


6.2 Belastung durch konstante Schnittgrößen N und My<br />

6.2.1 Lösung der Differentialgleichung bei sinusförmiger Vorkrümmung<br />

In Abschnitt 6.2 wird die Berechnung der Stabilisierungslasten obergurtgestützter<br />

Träger auf eine unplanmäßige Torsionsbeanspruchung infolge einachsiger Biegung<br />

mit Normalkraft und Vorverformung nach Theorie II. Ordnung erweitert. Um<br />

geschlossene formelmäßige Lösungen angeben zu können, werden konstante Schnittgrößenverläufe<br />

vorausgesetzt.<br />

Betrachtet wird der gabelgelagerte Einfeldträger mit Drehbettung und gebundener<br />

Drehachse <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt gemäß Bild 6.4. Die Belastung kann aus einer in<br />

Trägerlängsrichtung konstanten Normalkraft N und aus einem in Trägerlängsrichtung<br />

konstanten Biegemoment My bestehen. Eine positive Normalkraft N ist als Zugkraft<br />

definiert. Für das Biegemoment My gilt, daß bei positivem Vorzeichen der Obergurt<br />

und bei negativem Vorzeichen der Untergurt gedrückt wird. Als geometrische<br />

Ersatz<strong>im</strong>perfektion wird in Übereinst<strong>im</strong>mung mit den Regelungen <strong>im</strong> EC3 [2] und <strong>im</strong><br />

Normkommentar zu DIN 18800 [63] eine Vorkrümmung v0 als Sinushalbwelle angesetzt.<br />

Die Differentialgleichung der Verdrehung � zur Beschreibung des vorliegenden<br />

Problems mit gebundener Drehachse lautet<br />

2<br />

EI<br />

������<br />

� GI<br />

����<br />

� c<br />

� �<br />

T �<br />

��<br />

�<br />

h<br />

S<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� 4<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� � � �� 2<br />

� h<br />

� S 2<br />

M ���<br />

� � i � � N ���<br />

y<br />

hS = mx – qy · (6.24)<br />

2<br />

mit<br />

mx = äußeres Streckentorsionsmoment<br />

qy = Streckenlast <strong>im</strong> Schubmittelpunkt des Trägers angreifend<br />

Bild 6.4 Gabelgelagerter Einfeldträger mit gebundener Drehachse am Obergurt, sinusförmiger<br />

Vorkrümmung und Belastung durch konstantes Biegemoment My<br />

bzw. konstante Normalkraft N<br />

p<br />

61


62<br />

Da <strong>im</strong> vorliegenden Fall keine äußeren Lasten mx und qy angreifen, ergibt sich die<br />

rechte Seite von Gleichung (6.24) nur infolge der Vorverformung in Verbindung mit<br />

den Schnittgrößen des Trägers. <strong>Zur</strong> Herleitung dieser Ersatzbelastung infolge<br />

Vorverformung ist es erforderlich, die gekoppelten Differentialgleichungen der Verformungen<br />

v und � (6.25) und (6.26) des vorverformten Trägers mit freier Drehachse<br />

zu betrachten. Der Grund dafür liegt darin, daß die geometrische Ersatz<strong>im</strong>perfektion<br />

nicht mit den Randbedingungen des Systems verträglich sein muß und folglich auch<br />

nicht der bei gebundener Drehachse vorliegenden kinematischen Beziehung zwischen<br />

den Verformungen v und � unterliegt.<br />

z<br />

�My�( �0<br />

� �)<br />

�� � ( N �(<br />

v0<br />

� v)<br />

�)<br />

� q y<br />

EI � v����<br />

�<br />

�<br />

(6.25)<br />

2 �<br />

�N �i<br />

p �(<br />

�0<br />

� �)<br />

��<br />

m x<br />

EI ����� ��� ��<br />

�<br />

� � � GIT<br />

� � c�<br />

��<br />

� M y �(<br />

v0<br />

� v)<br />

�<br />

(6.26)<br />

Bringt man die Terme, die die Vorverformungen v0 und �0 enthalten, auf die rechte<br />

Seite, kann man sie als Ersatzbelastungen infolge Vorverformung behandeln.<br />

q � �M<br />

����<br />

� N � v��<br />

(6.27)<br />

y,<br />

0<br />

x,<br />

0<br />

y<br />

y<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

p<br />

m � �M<br />

� v��<br />

� N �i<br />

����<br />

(6.28)<br />

0<br />

Durch Einsetzen in Gleichung (6.24) erhält man die Differentialgleichung des<br />

vorverformten Trägers mit gebundener Drehachse.<br />

2<br />

EI�<br />

������<br />

� GIT<br />

����<br />

� c<br />

� 2<br />

hS<br />

2 �<br />

��<br />

� hS<br />

�(<br />

M y ���)<br />

� � � i � p �(<br />

N ���)<br />

�<br />

�<br />

�<br />

4 �<br />

� �<br />

2 hS<br />

hS<br />

= � M y � v�0�<br />

� N �i<br />

p ���0<br />

� � M y � ���0<br />

� � N � � v�0�<br />

2 2<br />

(6.29)<br />

� �<br />

Für den Sonderfall von in Trägerlängsrichtung konstanten Querschnitts- und<br />

Bettungswerten in Verbindung mit konstanten Schnittgrößen N und My liegt eine<br />

Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten vor. Wird als Form der Vorverformung,<br />

wie in Bild 6.4, eine Sinushalbwelle gewählt, so ergibt sich als exakte<br />

Lösung für den Verlauf der Verdrehung � ebenfalls eine mit den Randbedingungen<br />

des gabelgelagerten Trägers verträgliche Sinushalbwelle.<br />

��<br />

x<br />

� ( x)<br />

� �m<br />

�sin<br />

(6.30)<br />

L<br />

Wird als Form der Vorverformung eine quadratische Parabel gewählt, so ist die rechte<br />

Seite von Gleichung (6.29) keine Sinushalbwelle, sondern konstant. Die Lösung für<br />

die Verdrehung � weicht in diesem Fall von der Sinushalbwelle der Gleichung (6.30)<br />

ab.<br />

Für die Verdrehung �m in Feldmitte des Trägers mit Sinushalbwelle als Form der<br />

Vorkrümmung v0 ergibt sich als exakte Lösung:


�<br />

m<br />

�<br />

2�<br />

EI<br />

�<br />

2<br />

�<br />

�<br />

L<br />

2<br />

� hS<br />

�<br />

v0,<br />

m ��<br />

N � � M y �<br />

� 2 �<br />

2<br />

2<br />

L � hS<br />

2 �<br />

� GIT<br />

� c � � N ��<br />

i �<br />

� 2 �<br />

� p � M<br />

� 4 �<br />

� �<br />

y<br />

� h<br />

S<br />

63<br />

(6.31)<br />

Man kann dem Zähler von Gleichung (6.31) entnehmen, daß der Stich der Verdrehung<br />

�m proportional zum Stich der Vorkrümmung v0,m ist. Zugkräfte und Biegemomente<br />

mit gezogenem Untergurt verursachen positive Verdrehungen �, wenn die Vorkrümmung<br />

v0 in positiver y-Richtung angesetzt wird. Für Druckkräfte und Biegemomente<br />

mit gedrücktem Untergurt ergeben sich negative Verdrehungen �.<br />

Bei Betrachtung des Nenners von Gleichung (6.31) erkennt man, daß Zugkräfte oder<br />

Biegemomente mit gezogenem Untergurt die Verdrehung � verringern und Druckkräfte<br />

oder Biegemomente mit gedrücktem Untergurt die Verdrehung � vergrößern.<br />

Dies entspricht der Anschauung, daß Druckspannungen <strong>im</strong> ungestützten Untergurt des<br />

Trägers zu einem Stabilitätsproblem führen, welches durch eine überproportionale<br />

Zunahme der Verformungen bei Laststeigerung gekennzeichnet ist.<br />

Für reine Normalkraftbeanspruchung kann Gleichung (6.31) auch als Gleichung<br />

(6.32) geschrieben werden. Betrachtet man reine Biegemomentenbeanspruchung,<br />

ergibt sich analog Gleichung (6.33).<br />

v0,<br />

m<br />

� m �<br />

��<br />

2 �,<br />

N<br />

(6.32)<br />

Ki,<br />

1<br />

� h i �<br />

� S p<br />

� 2�<br />

�<br />

� 2 h �<br />

�<br />

S �<br />

v0,<br />

m<br />

� m � ��<br />

�,<br />

M<br />

(6.33)<br />

Ki,<br />

1<br />

h<br />

mit<br />

S<br />

N<br />

NKi,<br />

1<br />

�� , N �<br />

Ki,<br />

1 N<br />

1�<br />

N<br />

(6.34)<br />

Ki,<br />

1<br />

�<br />

2<br />

2<br />

1<br />

�<br />

L �<br />

N �<br />

�<br />

Ki,<br />

1 � �<br />

�<br />

2�<br />

EI�<br />

� � GIT<br />

� c�<br />

�<br />

2<br />

2<br />

� �<br />

�<br />

(6.35)<br />

2<br />

h �<br />

�<br />

� s 2 L<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� ip<br />

�<br />

� 4 �


64<br />

M<br />

y<br />

M Ki,<br />

1<br />

�� , M �<br />

(6.36)<br />

Ki,<br />

1 M y<br />

1�<br />

M<br />

Ki,<br />

1<br />

�<br />

2<br />

2<br />

1 �<br />

L �<br />

M �<br />

�<br />

Ki,<br />

1 � �<br />

�<br />

2�<br />

EI�<br />

� � GIT<br />

� c�<br />

�<br />

2<br />

2 �<br />

(6.37)<br />

hS<br />

� L<br />

� �<br />

NKi,1 gemäß Gleichung (6.35) und MKi,1 gemäß Gleichung (6.37) sind die idealen<br />

Verzweigungslasten für reine Normalkraftbeanspruchung bzw. reine Biegemomentenbeanspruchung<br />

für den Fall, daß eine einwellige Verzweigungsfigur zum kleinsten<br />

Eigenwert gehört. Für die Berechnung der Faktoren � �,<br />

N und �<br />

Ki,<br />

1 �,<br />

M , die den<br />

Ki,<br />

1<br />

Effekt der Theorie II. Ordnung beschreiben, sind die Schnittgrößen N und My jeweils<br />

mit Vorzeichen einzusetzen.<br />

Bild 6.5 Effekt der Theorie II. Ordnung als Verdrehung �m infolge Vorkrümmung v0,m<br />

bei Belastung durch positives oder negatives Biegemoment My


In Bild 6.5 ist Gleichung (6.36) zur Beschreibung der Trägerverdrehung � als<br />

Funktion der Lastintensität eines Biegemomentes My jeweils für die beiden Fälle<br />

„Druckgurt gehalten“ und „Zuggurt gehalten“ graphisch aufgetragen. Bei gehaltenem<br />

Druckgurt wächst die Verdrehung � degressiv infolge Laststeigerung. Bei gehaltenem<br />

Zuggurt wächst sie progressiv und strebt gegen Unendlich, wenn die Belastung sich<br />

der Verzweigungslast nähert. Man beachte den unterschiedlichen Ordinatenmaßstab<br />

der beiden Diagramme in Bild 6.5. Die Verdrehungen � bei Druckgurtstützung sind<br />

stets kleiner als diejenigen bei Zuggurtstützung.<br />

6.2.2 Berechnung von Stabilisierungslasten mit dem EBV-BDK<br />

Auf die sich einstellenden Trägerverdrehungen � wird hier deswegen eingegangen, da<br />

sie einen direkten Einfluß auf die Stabilisierungslasten in der gebundenen Drehachse<br />

ausüben. In der durch das EBV-BDK bereitgestellten Formulierung der Stabilisierungslasten<br />

als Produkt von Schnittgrößen bzw. Torsionssteifigkeiten mit den<br />

Trägerverformungen bzw. deren Ableitungen lassen sich alle Anteile entweder der<br />

geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektion v0 oder der elastischen Verformung � zuordnen.<br />

Die Stabilisierungslast kann damit gemäß Gleichung (6.38) in einen Imperfektionsanteil<br />

und in einen Verformungsanteil aufgespalten werden.<br />

q<br />

q<br />

q<br />

S � qS,<br />

v � q<br />

0 S,<br />

�<br />

S, v0<br />

S,<br />

2<br />

65<br />

(6.38)<br />

� � � � N M y � ��<br />

x<br />

� v0,<br />

m ��<br />

� �<br />

�sin<br />

L �<br />

��<br />

�<br />

2 h �<br />

�<br />

(6.39)<br />

� � �<br />

S � L<br />

2<br />

2<br />

2<br />

� � �<br />

� � i h � GI c L �<br />

p S T<br />

��<br />

x<br />

m � N � �<br />

� � �<br />

� � � ��<br />

� � � � � � � ��<br />

� � �sin<br />

(6.40)<br />

� L � � � hS<br />

4 � hS<br />

hS<br />

� L<br />

� � �<br />

� � �<br />

�<br />

Die als Stabilisierungsquerkraft QS bezeichnete aufintegrierte Stabilisierungslast, die<br />

der Schubfeldkraft in einem Schubfeld oder der Querkraft in einem Aussteifungsverband<br />

entspricht, ergibt sich durch Integration der Gleichungen (6.39) und (6.40)<br />

unter Berücksichtigung der Randbedingungen des gabelgelagerten Trägers.<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

S � QS,<br />

v � Q<br />

0 S,<br />

�<br />

S, v0<br />

S,<br />

(6.41)<br />

� � N M y � ��<br />

x<br />

� v0,<br />

m � �<br />

�cos<br />

L �<br />

��<br />

�<br />

2 h �<br />

�<br />

(6.42)<br />

�<br />

S � L<br />

2<br />

2<br />

� � � i h � GI c L �<br />

p S T<br />

��<br />

x<br />

m � N � �<br />

� � �<br />

� � � � � � � � � � ��<br />

� � �cos<br />

(6.43)<br />

L � � hS<br />

4 � hS<br />

hS<br />

� L<br />

� � �<br />

� � �<br />

�<br />

mit �m gemäß Gleichung (6.31)


66<br />

6.2.3 Stabilisierungslasten bei Normalkraftbeanspruchung<br />

Um das Verständnis für die be<strong>im</strong> Torsionsproblem auftretenden Einflußfaktoren für<br />

Stabilisierungslasten zu fördern, sollen das Vorzeichen und die relative Größe der<br />

einzelnen Stabilisierungslastanteile aus Imperfektion und aus elastischer Verformung<br />

analysiert werden. In Bild 6.6 sind zu diesem Zweck die Vorverformung v0, die<br />

elatische Verformung � und die zugehörigen Stabilisierungslastanteile qS,<br />

v und q<br />

0 S,<br />

�<br />

mit ihren Vorzeichen bzw. ihrer Wirkungsrichtung jeweils für einen Träger mit<br />

Zugnormalkraft und für einen Träger mit Drucknormalkraft dargestellt. Beide Träger<br />

sind bis auf das Vorzeichen der angreifenden Normalkraft identisch.<br />

Da beide Träger die gleiche Vorverformung v0 aufweisen, sind die Imperfektionsanteile<br />

der Stabilisierungslast qS, v betragsmäßig gleich groß, aber aufgrund des<br />

0<br />

Vorzeichens der Normalkraft in dem einen Fall positiv und in dem anderen negativ.<br />

Für die Zugnormalkraft ergibt sich eine kleine positive, für die Drucknormalkraft eine<br />

größere negative Verdrehung �. Da die Verformungsanteile der Stabilisierungslast<br />

q S,<br />

� proportional zur Verdrehung � sind, ergibt sich für die Drucknormalkraft eine<br />

betragsmäßig größere Stabilisierungslast qS,� als für die Zugnormalkraft. Parameterstudien<br />

zeigen, daß die Summanden, welche die St. Venant’sche Torsionssteifigkeit<br />

GIT und die eventuell vorhandene Drehbettung c� enthalten, die Gleichung<br />

(6.40) dominieren. Der Normalkraftanteil in Gleichung (6.40) wirkt sich deshalb<br />

kaum aus.<br />

In beiden Fällen, Zugnormalkraft und Drucknormalkraft, st<strong>im</strong>mt die Wirkungsrichtung<br />

des Imperfektionsanteils q S,<br />

v und des Verformungsanteils q<br />

0<br />

S,<br />

� der<br />

Stabilisierungslast überein. Der Imperfektionsanteil q S,<br />

v , der anschaulich am Modell<br />

0<br />

„Druckgurt = Druckstab“ als Produkt der Gurtkraft N/2 mit der Vorkrümmung v� 0�<br />

gedeutet werden kann, wird also in beiden Fällen durch den Verformungsanteil q S,<br />

�<br />

noch verstärkt. Vernachlässigt man die Verdrehung � von normalkraftbelasteten<br />

Trägern bei der Berechnung der auf die Gurthalterung wirkenden Stabilisierungslast,<br />

so macht man einen Fehler auf der „unsicheren Seite“.<br />

Bemerkenswert ist weiterhin die Tatsache, daß be<strong>im</strong> Träger mit Zugnormalkraft<br />

überhaupt Stabilisierungslasten auf die Gurthalterung wirken, da ohne Druckspannungen<br />

<strong>im</strong> Träger auch kein Stabilitätsproblem vorliegen kann. Anschaulich kann<br />

man die entstehende qS-Last (der Name Stabilisierungslast ist hier streng genommen<br />

nicht richtig) dadurch erklären, daß die Zugkraft N bestrebt ist, die Imperfektion v0<br />

wieder gerade zu ziehen. Dies wird durch die seitliche Halterung des Gurtes behindert,<br />

wodurch die qS-Last entsteht.


Bild 6.6 Wirkungsrichtung und Größe der Stabilisierungslast infolge Vorkrümmung v0<br />

und Verdrehung � für positive und negative Normalkraft N<br />

Der Einfluß der Drehbettung c� auf die Stabilisierungslast kann am besten anhand<br />

eines Beispiels verdeutlicht werden. Es wird der in Bild 6.4 dargestellte Träger<br />

untersucht, wobei als Profil ein IPE 400 mit Stützweite L = 20 m und Stich der<br />

Vorkrümmung v0,m = L/500 = 4 cm gewählt wird. Die Drehbettung des Trägers wird<br />

zwischen c� = 0 und c� = 50 kNm/m variiert. Die sich für eine Zug- bzw.<br />

Drucknormalkraft von N = 250 kN in Feldmitte ergebenden Stabilisierungslasten<br />

gemäß Gleichung (6.38) bis (6.40) sind in Tabelle 6.1 zusammengestellt.<br />

Man erkennt, daß bei Zugnormalkraft der Verformungsanteil qS,� betragsmäßig stets<br />

kleiner als der Imperfektionsanteil q S,<br />

v ist. Bei Drucknormalkraft verhält es sich<br />

0<br />

umgekehrt. Hier ist der Verformungsanteil qS,� betragsmäßig stets größer als der<br />

Imperfektionsanteil q S,<br />

v . Dieser Sachverhalt wird in Bild 6.6 durch die unter-<br />

0<br />

schiedlich groß dargestellten Anteile an der Stabilisierungslast verdeutlicht.<br />

67


68<br />

Tabelle 6.1 Stabilisierungslast in Abhängigkeit von der Drehbettung c� bei Belastung<br />

durch Vorkrümmung v0 und Normalkraft N<br />

c�<br />

Bild 6.4 mit: IPE 400, L = 20 m, v0,m = + 4 cm<br />

N = + 250 kN N = - 250 kN<br />

q S,<br />

v qS, � , m q S,<br />

m q S,<br />

v qS, � , m q S,<br />

m<br />

0,<br />

m<br />

[kNm/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m]<br />

0 -0,123 -0,077 -0,200 0,123 0,179 0,303<br />

1 -0,123 -0,095 -0,218 0,123 0,147 0,271<br />

2 -0,123 -0,103 -0,226 0,123 0,138 0,262<br />

3 -0,123 -0,107 -0,231 0,123 0,134 0,258<br />

4 -0,123 -0,110 -0,234 0,123 0,132 0,255<br />

5 -0,123 -0,112 -0,236 0,123 0,131 0,254<br />

10 -0,123 -0,117 -0,240 0,123 0,127 0,251<br />

20 -0,123 -0,120 -0,243 0,123 0,125 0,249<br />

30 -0,123 -0,121 -0,244 0,123 0,125 0,248<br />

40 -0,123 -0,122 -0,245 0,123 0,124 0,248<br />

50 -0,123 -0,122 -0,245 0,123 0,124 0,248<br />

Für große Drehbettungen c� strebt der Zahlenwert des Verformungsanteils qS,� gegen<br />

den Zahlenwert des Imperfektionsanteils q S,<br />

v . Der Grenzwert der Stabilisierungslast<br />

0<br />

bei Belastung durch Vorkrümmung v0 und Normalkraft N ist demnach für unendlich<br />

steife Drehbettung c�:<br />

q<br />

S,<br />

c<br />

���<br />

� 2�<br />

q<br />

S,<br />

v0<br />

� N � v��<br />

0<br />

0,<br />

m<br />

(6.44)<br />

Bei Belastung durch Zugnormalkraft ist die auftretende Stabilisierungslast stets<br />

kleiner als q , bei Belastung durch Drucknormalkraft ist sie stets größer.<br />

S,<br />

c��<br />

�<br />

Eine Ermittlung der Stabilisierungslast von exzentrisch seitlich gestützten Druckstäben<br />

mit Gleichung (6.44) unter Vernachlässigung der Verdrehung � ist deshalb<br />

nicht zulässig. Die tatsächliche <strong>Beanspruchung</strong> der Stabilisierungskonstruktion wird<br />

bei dieser Vorgehensweise <strong>im</strong>mer unterschätzt. Entscheidend für die Größe der<br />

auftretenden Torsionsverdrehung � und damit für die Größe der Stabilisierungslast qS<br />

ist das Verhältnis von Druckkraft zu Verzweigungslast NKi des betrachteten Systems.<br />

Durch eine Drehbettung c� wird die Verzweigungslast NKi angehoben, woraus eine<br />

Reduzierung der Stabilisierungslast <strong>im</strong> Vergleich zu einem Druckstab ohne<br />

Drehbettung erfolgt.


6.2.4 Stabilisierungslasten bei Biegemomentenbeanspruchung<br />

Bild 6.7 Wirkungsrichtung und Größe der Stabilisierungslast infolge Vorkrümmung v0<br />

und Verdrehung � für positives und negatives Biegemoment My<br />

Analog zu Bild 6.6 sind in Bild 6.7 die Vorverformung v0, die elastische Verformung<br />

� und die zugehörigen Stabilisierungslastanteile qS, v und qS,� <strong>im</strong> richtigen Größen-<br />

0<br />

verhältnis mit ihrem Vorzeichen bzw. ihrer Wirkungsrichtung jeweils für einen Träger<br />

mit positivem und für einen Träger mit negativem Biegemoment My dargestellt.<br />

In Übereinst<strong>im</strong>mung mit den normalkraftbelasteten Trägern ist der Imperfektionsanteil<br />

der Stabilisierungslast q S,<br />

v positiv, wenn der gehaltene Gurt gedrückt wird und<br />

0<br />

negativ, wenn der gehaltene Gurt gezogen wird. Im Gegensatz zu den normalkraftbelasteten<br />

Trägern wirken der Imperfektionsanteil q S,<br />

v und der Verformungs-<br />

0<br />

anteil qS,� aber bei den biegebeanspruchten Trägern in entgegengesetzten Richtungen.<br />

Am anschaulichsten läßt sich dies mit einem zweiten Beispiel zeigen. Es wird dafür<br />

wieder der in Bild 6.4 dargestellte Träger als Profil IPE 400 mit Stützweite L = 20 m<br />

und Stich der Vorkrümmung v0,m = L/500 = 4 cm untersucht, wobei die Belastung<br />

69


70<br />

diesmal aus einem positiven bzw. einem negativen Biegemoment My = 100 kNm<br />

besteht. Die sich bei Variation der Drehbettung c� in Feldmitte ergebenden Stabilisierungslasten<br />

gemäß Gleichung (6.38) bis (6.40) sind in Tabelle 6.2 zusammengestellt.<br />

Tabelle 6.2 Stabilisierungslast in Abhängigkeit von der Drehbettung c� bei Belastung<br />

durch Vorkrümmung v0 und Biegemoment My<br />

Bild 6.4 mit: IPE 400, L = 20 m, v0,m = + 4 cm<br />

My = + 100 kNm My = - 100 kNm<br />

c� q S,<br />

v qS, � , m q S,<br />

m q S,<br />

v qS, � , m q S,<br />

m<br />

0,<br />

m<br />

[kNm/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN/m]<br />

0 0,255 -0,124 0,131 -0,255 1,352 1,096<br />

1 0,255 -0,166 0,089 -0,255 0,433 0,177<br />

2 0,255 -0,188 0,067 -0,255 0,352 0,096<br />

3 0,255 -0,201 0,054 -0,255 0,322 0,066<br />

4 0,255 -0,210 0,045 -0,255 0,306 0,050<br />

5 0,255 -0,217 0,039 -0,255 0,296 0,041<br />

10 0,255 -0,233 0,023 -0,255 0,276 0,021<br />

20 0,255 -0,243 0,012 -0,255 0,266 0,010<br />

30 0,255 -0,247 0,009 -0,255 0,262 0,007<br />

40 0,255 -0,249 0,007 -0,255 0,261 0,005<br />

50 0,255 -0,250 0,005 -0,255 0,260 0,004<br />

Der Betrag des Verformungsanteils der Stabilisierungslast qS,� konvergiert bei<br />

steigender Drehbettung c� gegen den Betrag des Imperfektionsanteils q S,<br />

v . Da die<br />

0<br />

beiden Anteile ein unterschiedliches Vorzeichen aufweisen, wird die Stabilisierungslast<br />

qS <strong>im</strong> Grenzfall einer unendlich steifen Drehbettung c� zu null. Dies gilt<br />

sowohl für Belastung durch ein positives als auch für Belastung durch ein negatives<br />

Biegemoment My.<br />

Für ein positives Biegemoment ist der Verformungsanteil qS,� betragsmäßig stets<br />

kleiner als der Imperfektionsanteil q S,<br />

v . Die Stabilisierungslast qS kann bei Druck-<br />

0<br />

gurtstützung deshalb nicht größer werden als der Imperfektionsanteil q S,<br />

v , der sich<br />

0<br />

anschaulich aus dem Produkt der Gurtkraft My/hS mit der Vorkrümmung v� 0�<br />

zusammensetzt.<br />

Für negatives Biegemoment ist der Verformungsanteil qS,� betragsmäßig stets größer<br />

als der Imperfektionsanteil q . Es ergeben sich deshalb bei Vorkrümmung v0 in<br />

S,<br />

v0<br />

positiver y-Richtung stets positive Stabilisierungslasten, sowohl bei Druckgurt- als<br />

auch bei Zuggurtstützung. Bei Zuggurtstützung besteht aber die Gefahr, daß die<br />

Trägerverdrehung � und damit auch die Stabilisierungslast qS stark anwachsen, wenn<br />

nur eine geringe Drehbettung c� vorhanden ist.<br />

0,<br />

m


6.2.5 Stabilisierungslasten bei unterbundener Torsionsverdrehung<br />

Die Tatsache, daß die Stabilisierungslast bei großer vorhandener Drehbettung c� für<br />

Normalkraftbelastung gegen den Wert qS = N · v� 0�<br />

und für Biegebelastung gegen den<br />

Wert qS = 0 konvergiert, kann anschaulich mit Bild 6.8 erklärt werden.<br />

Da die Verdrehung � durch die große Drehbettung c� unterbunden wird, können die<br />

Trägergurte als ebene normalkraftbeanspruchte Stäbe behandelt werden. Bei Trägern<br />

mit Normalkraft wird jedem Gurt NGurt = N/2 und bei Trägern mit Biegemoment wird<br />

jedem Gurt NGurt = � My/hS zugeordnet. Diese Gurtkräfte ergeben in Verbindung mit<br />

der Vorkrümmung v� 0�<br />

des Trägers Abtriebskräfte senkrecht zur Stabachse.<br />

Im Falle des biegebelasteten Trägers sind diese Abtriebskräfte entgegengesetzt,<br />

wodurch sie sich gegenseitig aufheben. Das entstehende Torsionsmoment wird durch<br />

die Drehbettung c� aufgenommen. Im Falle des normalkraftbelasteten Trägers wirken<br />

die Abtriebskräfte in die gleiche Richtung. Für Gleichgewicht in y-Richtung ist<br />

deshalb eine Auflagerreaktion in der Obergurthalterung erforderlich, welche als<br />

Stabilisierungslast qS bezeichnet wird.<br />

Bild 6.8 Modellvorstellung für die Ermittlung der Stabilisierungslast qS <strong>im</strong> Grenzfall c� = �<br />

71


72<br />

Eine alternative Erklärung kann durch die Behandlung der Vorverformung als Ersatzbelastung<br />

erfolgen. Dazu werden die bereits weiter oben abgeleiteten Gleichungen<br />

(6.45) und (6.46) verwendet.<br />

q � �M<br />

����<br />

� N � v��<br />

(6.45)<br />

y,<br />

0<br />

x,<br />

0<br />

y<br />

y<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

p<br />

m � �M<br />

� v��<br />

� N �i<br />

����<br />

(6.46)<br />

0<br />

Für den hier betrachteten Fall des Trägers mit Vorkrümmung v0 ergibt sich infolge<br />

Biegemoment My ein Ersatztorsionsmoment mx,0, das durch die Drehbettung c�<br />

aufgenommen wird. Infolge Normalkraft N ergibt sich eine Ersatzstreckenlast qy,0, die<br />

durch die Obergurthalterung abgetragen wird.<br />

6.2.6 Vorverdrehung als Imperfektionsannahme<br />

Ausgehend von dem mit Gleichung (6.45) und (6.46) verdeutlichten Sachverhalt, daß<br />

bei biegebelasteten Trägern eine Vorkrümmung v0 als Ersatztorsionsmoment mx,0 und<br />

eine Vorverdrehung �0 als Ersatzstreckenlast qy,0 behandelt werden können, formulieren<br />

Friemann/Stroetmann [23] die Forderung, daß zur Bemessung einer seitlichen<br />

Abstützung von Biegeträgern eine Vorverdrehung �0 anzusetzen ist. Diese Forderung<br />

ergibt sich aus der Überlegung, daß ein Ersatztorsionsmoment mx,0 überwiegend durch<br />

eine vorhandene Drehbettung c� aufgenommen wird und eine Ersatzstreckenlast qy,0<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen die seitliche Abstützung belastet.<br />

Um diesen Gedanken zu diskutieren, wird erneut der gabelgelagerte Einfeldträger mit<br />

Drehbettung und gebundener Drehachse <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt gemäß Bild 6.4<br />

betrachtet. Die geometrische Ersatz<strong>im</strong>perfektion besteht diesmal aber nicht aus einer<br />

Vorkrümmung v0, sondern aus einer Vorverdrehung �0 gemäß Gleichung (6.47).<br />

��<br />

x<br />

� 0 ( x)<br />

� �0,<br />

m �sin<br />

(6.47)<br />

L<br />

<strong>Zur</strong> Berechnung der Verdrehung �m in Feldmitte des Trägers ergibt sich daraus,<br />

analog zu Gleichung (6.31) für den Träger mit Vorkrümmung v0, die Gleichung<br />

(6.48).<br />

�<br />

m<br />

�<br />

2�<br />

EI<br />

�<br />

2<br />

�<br />

�<br />

L<br />

2<br />

�<br />

0,<br />

m<br />

� GI<br />

T<br />

� 2 hS<br />

�<br />

��<br />

� N �i<br />

p � M y � �<br />

�<br />

2 �<br />

2<br />

2<br />

L � hS<br />

2 �<br />

� c N � i �<br />

� � � �<br />

2 �<br />

� p � M y � h<br />

� 4 �<br />

� �<br />

S<br />

(6.48)<br />

Die Gleichungen des EBV-BDK zur Berechnung der Stabilisierungslast qS und der<br />

Stabilisierungsquerkraft QS sind für den vorliegenden Fall nachfolgend angegeben,


wobei sich jeweils nur die Imperfektionsanteile qS, � bzw.<br />

Q<br />

0 S,<br />

� von den für eine<br />

0<br />

Vorkrümmung v0 gültigen Gleichungen (6.38) bis (6.43) unterscheiden.<br />

q<br />

q<br />

q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

q<br />

q<br />

S � S,<br />

� �<br />

0 S,<br />

�<br />

73<br />

(6.49)<br />

2<br />

2<br />

� � � � i M �<br />

� p y ��<br />

x<br />

0,<br />

m N �<br />

� � � ��<br />

� � � � � �sin<br />

(6.50)<br />

� L � � hS<br />

2 �<br />

�<br />

�<br />

L<br />

S, 0<br />

S,<br />

2<br />

2<br />

2<br />

� � �<br />

� � i h � GI c L �<br />

p S T<br />

��<br />

x<br />

m � N � �<br />

� � �<br />

� � � ��<br />

� � � � � � � ��<br />

� � �sin<br />

(6.51)<br />

� L � � � hS<br />

4 � hS<br />

hS<br />

� L<br />

� � �<br />

� � �<br />

�<br />

S � QS,<br />

� � Q<br />

0 S,<br />

�<br />

(6.52)<br />

2<br />

� � i M �<br />

� p y x<br />

N � ��<br />

� � �0,<br />

m � � � � � �cos<br />

(6.53)<br />

L � hS<br />

2 �<br />

�<br />

�<br />

L<br />

S, 0<br />

S,<br />

2<br />

2<br />

� � � i h � GI c L �<br />

p S T<br />

��<br />

x<br />

m � N � �<br />

� � �<br />

� � � � � � � � � � ��<br />

� � �cos<br />

(6.54)<br />

L � � hS<br />

4 � hS<br />

hS<br />

� L<br />

� � �<br />

� � �<br />

�<br />

Anzusetzende Imperfektion<br />

Die geltenden technischen Vorschriften schlagen den Ansatz einer einwelligen sinus-<br />

oder parabelförmigen Vorkrümmung v0 vor, um Stabilisierungslasten zu berechnen.<br />

Im Rahmen dieser Regelungen werden auch Angaben über die Größe der<br />

anzusetzenden Vorkrümmung gemacht.<br />

L<br />

� r1<br />

� r �<br />

Kommentar zu DIN 18800 [63]<br />

400<br />

v0, m 2<br />

v0, m r<br />

mit<br />

r1<br />

L<br />

� k �<br />

EC3 [2]<br />

500<br />

= Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung der Länge des ausgesteiften Bau-<br />

teils<br />

r2, kr = Abminderungsfaktoren zur Berücksichtigung, daß mehrere Bauteile durch<br />

eine gemeinsame Stabilisierungskonstruktion ausgesteift werden<br />

In der Praxis wird häufig auch der pauschale Ansatz von Gerold benutzt.<br />

L<br />

500<br />

v0, m � Gerold [27]


74<br />

Die nach den Normen anzusetzende Vorkrümmung v0 schwankt zwar von Anwendungsfall<br />

zu Anwendungsfall aufgrund der verschiedenen Abminderungsfaktoren,<br />

weicht aber selten nennenswert von dem pauschalen Ansatz nach Gerold ab. Für den<br />

Biegedrillknicknachweis von Trägern mit I-Querschnitt werden darüber hinaus<br />

ähnliche Vorkrümmungsordinaten in DIN 18800 Teil 2 [1] vorgeschrieben:<br />

Walzprofile mit h/b > 1,2 (Knickspannungslinie b):<br />

v0, m �<br />

L<br />

500<br />

Schweißprofile (Knickspannungslinie c):<br />

v0, m �<br />

L<br />

400<br />

Die Größe der anzusetzenden Vorkrümmung zum Nachweis des ausgesteiften biegedrillknickgefährdeten<br />

Trägers und zum Nachweis der Stabilisierungskonstruktion ist<br />

damit zwar nicht identisch, die Größenordnung ist aber eindeutig festgelegt. Sie<br />

schwankt zwischen<br />

L<br />

500<br />

v0, m � und<br />

L<br />

400<br />

v0, m � .<br />

Angaben zur Größe einer alternativ anzusetzenden Vorverdrehung �0 sucht man in<br />

den technischen Vorschriften vergebens. Die Messungen, Annahmen und Vorschläge,<br />

welche man dazu in der Literatur findet, sind sehr uneinheitlich, was unbefriedigend<br />

ist, wenn man bedenkt, daß die Größe der Stabilisierungslasten proportional zum<br />

Stich der Vorverdrehung �0,m ist. Nachfolgend wird eine Übersicht über die in der<br />

Literatur gemachten Angaben zu Vorverdrehungsordinaten �0,m von Stahlkonstruktionen<br />

gegeben.<br />

[63] �0,m = 0,06 rad<br />

Konservative Annahme zur Berechnung der Anschlußmomente, die auf eine<br />

Drehbettung c� wirken<br />

[47] �0,m = 0,04 rad<br />

Vorschlag für Traglastberechnungen von biegebeanspruchten Trägern<br />

[79] �0,m =<br />

L<br />

500�<br />

h<br />

Vorschlag für Traglastberechnungen von Pfetten, die durch die Biege- und<br />

Schubsteifigkeit der Dacheindeckung ausgesteift werden.<br />

[46] �0,m = 0,0133 rad<br />

Messungen geometrischer Imperfektionen von in der Herstellung befindlichen<br />

Bauwerken in Schweden (ohne Quellenangabe)


L<br />

[46] �0,m =<br />

1000�<br />

h<br />

Theoretische Überführung der an Druckstäben gemessenen Vorkrümmung von<br />

L/1000 in eine Vorverdrehung (führt für Trägerschlankheiten L/h = 50 zu sehr<br />

großen Vorverdrehungen �0,m = 0,05 rad)<br />

[46] �0,m = 0,03 rad<br />

Vorschlag zur Berechnung der Anschlußmomente, die auf eine Drehbettung c�<br />

wirken<br />

[58] �0,m = 0,005 rad<br />

Mittelwert plus zweifache Standardabweichung von umfangreichen Messungen<br />

der Vorverdrehungen von Kaltprofilpfetten<br />

[113] �0,m = 0,0175 rad<br />

Vorschlag für die Bemessung von Stabilisierungskonstruktionen, die eine Verdrehung<br />

� behindern<br />

[110] �0,m = 0,0166 rad<br />

Max<strong>im</strong>alwert der gemessenen Vorverdrehungen an vier Walzträgern L = 7,3 m<br />

für Traglastversuche in den USA<br />

(<strong>im</strong> Mittel wurden �0,m = 0,006 rad gemessen)<br />

<strong>Zur</strong> Ergänzung der Zahlenwerte für Vorverdrehungen �0,m von Stahlkonstruktionen<br />

werden nachfolgend auch solche von Spannbetonbindern aufgeführt. Für die Biegedrillknicknachweise<br />

schlanker Spannbetonträger wird <strong>im</strong> Gegensatz zum <strong>Stahlbau</strong><br />

nicht nur eine Vorkrümmung v0, sondern zusätzlich auch eine Vorverdrehung �0<br />

angesetzt. Man findet aus diesem Grund eine Reihe von Vorschlägen für<br />

Vorverdrehungen �0. Die durch massivbauspezifische Schalungs-, Lagerungs- und<br />

Einbauungenauigkeiten verursachten Vorverdrehungen lassen sich zwar nicht als<br />

geometrische Ersatz<strong>im</strong>perfektionen für Stahlkonstruktionen verwenden, sie können<br />

aber als Anhaltswerte für Vorverdrehungen von Stahlkonstruktionen dienen. Die<br />

geringeren Fertigungstoleranzen des <strong>Stahlbau</strong>s <strong>im</strong> Vergleich zum Massivbau legen die<br />

Vermutung nahe, daß die Vorverdrehungen von Spannbetonträgern obere Grenzwerte<br />

für die Vorverdrehungen von Stahlträgern darstellen. Die nachfolgend angegebenen<br />

Vorverdrehungsordinaten von Spannbetonträgern sind aber zum Teil deutlich kleiner<br />

als Werte, die für Stahlträger vorgeschlagen werden, so daß sich die Frage stellt, ob<br />

die Vorschläge für Stahlträger nicht viel zu konservativ sind.<br />

[41] �0,m = 0,004 rad<br />

Max<strong>im</strong>alwert der gemessenen Vorverdrehungen an sechs Spannbetonträgern h =<br />

1,30 m, L = 25,6 m für Traglastversuche<br />

(<strong>im</strong> Mittel wurden �0,m = 0,003 rad gemessen)<br />

75


76<br />

[66] �0,m = 0,005 rad<br />

Vorschlag für eine zusätzlich zu einer Vorkrümmung v0,m = L/500 anzusetzende<br />

Imperfektion für Traglastberechnungen<br />

[42] �0,m = 0,0075 rad<br />

Vorschlag für eine zusätzlich zu einer Vorkrümmung v0,m = L/500 anzusetzende<br />

Imperfektion für Traglastberechnungen<br />

[93] �0,m = 0,01 bis 0,02 rad <strong>im</strong> Bauzustand<br />

�0,m = 0,005 bis 0,01 rad <strong>im</strong> Endzustand<br />

Empfohlene Richtwerte für die Bemessung der Gabellager an den Trägerenden<br />

Die aus der Literatur zusammengetragenen Angaben über Vorverdrehungsordinaten<br />

�0,m weisen eine sehr starke Streuung auf. Die Zahlenwerte reichen dabei von<br />

gemessenen geometrischen Imperfektionen �0,m = 0,004 rad bis zu geschätzten geometrischen<br />

Ersatz<strong>im</strong>perfektionen von �0,m = 0,06 rad, welche zusätzliche strukturelle<br />

Imperfektionen wie Eigenspannungen oder Fließgrenzenstreuungen und den Steifigkeitsverlust<br />

infolge Fließzonenausbreitung mit abdecken sollen.<br />

Untersuchungen von Lindner [47] zeigen, daß der Einfluß von Eigenspannungen auf<br />

die Traglasten biegebeanspruchter Stäbe max<strong>im</strong>al 5 % und auf die Traglasten normalkraftbeanspruchter<br />

Stäbe max<strong>im</strong>al 15 % beträgt. Der weitaus größte Anteil an den<br />

anzusetzenden geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektionen entfällt auf geometrische Imperfektionen<br />

und Fließzonenausbreitung. Die große Streuung der Vorschläge für<br />

Vorverdrehungsordinaten �0,m in der Literatur ist deshalb nicht durch die<br />

Unterscheidung zwischen rein geometrischen Imperfektionen und Ersatz<strong>im</strong>perfektionen<br />

zu erklären, sondern auch durch fehlendes Wissen über realistische<br />

geometrische Imperfektionen.<br />

Im Normkommentar zu DIN 18800 [63] wird ausgeführt, daß die Art der Imperfektionsannahme<br />

als Vorkrümmung v0, als Vorverdrehung �0 oder als Exzentrizität<br />

von Querlasten nur einen geringen Einfluß auf die rechnerische Traglast hat. Aus<br />

diesem Grund konnte einheitlich eine Vorkrümmung v0 als anzusetzende Vorverformung<br />

für Biegedrillknicknachweise festgelegt werden.<br />

Auch die Größe der angesetzten Vorverformungen wirkt sich bei reiner Biegung und<br />

mäßigen Trägerschlankheiten nur schwach auf die Traglast aus. Vergleichende Traglastberechnungen<br />

von Lindner [47] an Stäben mit längenunabhängiger Vorverdrehung<br />

�0,m = 0,04 rad und längenabhängiger Vorverdrehung �0,m = L/(500 · h) ergaben nur<br />

geringe Abweichungen in den Traglasten.<br />

Gänzlich anders ist die Situation, wenn man sich nicht für die Traglast des ausgesteiften<br />

Trägers interessiert, sondern für die Stabilisierungslasten, die auf die Aussteifungskonstruktion<br />

wirken. Wie bereits erläutert, bewirkt eine Verdoppelung der Vorverformungsordinate<br />

auch eine Verdoppelung der Stabilisierungslasten. Die Imperfektionsannahmen<br />

spielen damit bei der Berechnung von Stabilisierungslasten eine<br />

wichtigere Rolle als be<strong>im</strong> Traglastproblem.


Vergleich von Stabilisierungslasten infolge Vorverdrehung mit<br />

Stabilisierungslasten infolge Vorkrümmung<br />

Bezüglich der stark streuenden Angaben zu Vorverdrehungsordinaten �0,m aus der<br />

Literatur ergibt sich die Schwierigkeit der Auswahl von geeigneten Werten. Ein<br />

theoretischer Ansatz hierzu ist die Berechnung derjenigen Vorverdrehungsordinate<br />

�0,m die zur gleichen Trägerverdrehung �m in Feldmitte führt wie eine Vorkrümmung<br />

mit der Ordinate v0,m. Durch einen Vergleich der Gleichung (6.31) (�m als Funktion<br />

von v0,m) und Gleichung (6.48) (�m als Funktion von �0,m) lassen sich die folgenden<br />

Beziehungen ableiten.<br />

� My = 0, N � 0<br />

h<br />

� 0,<br />

m � �v0,<br />

m �<br />

2�<br />

(6.55)<br />

S<br />

S<br />

2<br />

ip<br />

� N = 0, My � 0<br />

2<br />

� 0,<br />

m � �v0,<br />

m �<br />

h<br />

(6.56)<br />

Die Gleichungen des EBV-BDK zur Berechnung der Stabilisierungslasten lauten:<br />

q<br />

q<br />

q<br />

q<br />

S � qS,<br />

v � qS,<br />

� � q<br />

0 0 S,<br />

�<br />

S, v0<br />

2<br />

77<br />

(6.57)<br />

� � � � N M y � ��<br />

x<br />

� v0,<br />

m ��<br />

� �<br />

�sin<br />

L �<br />

��<br />

�<br />

2 h �<br />

�<br />

(6.58)<br />

� � �<br />

S � L<br />

2<br />

2<br />

� � � � i M �<br />

� p y ��<br />

x<br />

0,<br />

m N �<br />

� � � ��<br />

� � � � � �sin<br />

(6.59)<br />

� L � � hS<br />

2 �<br />

�<br />

�<br />

L<br />

S, 0<br />

S,<br />

2<br />

2<br />

2<br />

� � �<br />

� � i h � GI c L �<br />

p S T<br />

��<br />

x<br />

m � N � �<br />

� � �<br />

� � � ��<br />

� � � � � � � ��<br />

� � �sin<br />

(6.60)<br />

� L � � � hS<br />

4 � hS<br />

hS<br />

� L<br />

� � �<br />

� � �<br />

�<br />

Wählt man als Imperfektion anstelle der Vorkrümmung v0,m eine Vorverdrehung �0,m<br />

gemäß Gleichung (6.55) bzw. Gleichung (6.56), so ergibt sich jeweils die gleiche<br />

Verdrehung �m und damit auch der gleiche Verformungsanteil der Stabilisierungslast<br />

qS,�. Um auch den zugehörigen Imperfektionsanteil der Stabilisierungslast zu berechnen,<br />

werden Gleichung (6.55) bzw. (6.56) in Gleichung (6.59) eingesetzt. Das<br />

Ergebnis ist Gleichung (6.61) und Gleichung (6.62) zu entnehmen.<br />

� My = 0, N � 0<br />

q<br />

� �<br />

�<br />

� �<br />

2<br />

2<br />

hS<br />

� � � ip<br />

x<br />

S,<br />

v<br />

�<br />

0 0,<br />

m<br />

N � ��<br />

� � � � �<br />

sin � q<br />

2 � � � � � �<br />

S,<br />

v<br />

(6.61)<br />

0<br />

2�<br />

ip<br />

� L � � h � S L


78<br />

� N = 0, My � 0<br />

2<br />

2 � � � M y ��<br />

x<br />

S,<br />

� � �v<br />

0 0,<br />

m � ��<br />

� � �sin<br />

� qS,<br />

v<br />

(6.62)<br />

0<br />

hS<br />

� L � 2 L<br />

q �<br />

Der Imperfektionsanteil der Stabilisierungslasten infolge Vorverdrehung qS, � ist<br />

0<br />

genau so groß wie der Imperfektionsanteil der Stabilisierungslast infolge Vorkrümmung<br />

q , wirkt aber in entgegengesetzter Richtung. Der Ansatz einer Vorver-<br />

S,<br />

v0<br />

drehung �0 führt damit zwangsläufig <strong>im</strong>mer zu anderen Stabilisierungslasten als der<br />

Ansatz einer Vorkrümmung v0, auch wenn die sich einstellende Verdrehung �m des<br />

stabilisierten Trägers identisch ist. Ein ergänzendes Zahlenbeispiel soll dies verdeutlichen.<br />

Betrachtet wird dafür erneut der Träger gemäß Bild 6.4, wobei die Vorverformung<br />

alternativ zur Vorkrümmung v0 auch als Vorverdrehung �0 gemäß Gleichung (6.55)<br />

bzw. Gleichung (6.56) angesetzt wird. Als Träger wird wieder ein IPE 400, L = 20 m<br />

gewählt, wodurch dieses Beispiel eine Ergänzung der Ergebnisse in Tabelle 6.1 und<br />

Tabelle 6.2 darstellt. Die Drehbettung c� des Trägers ist in allen an dieser Stelle<br />

berechneten Fällen Null.<br />

In Tabelle 6.3 sind die Ergebnisse für die Trägerverdrehung �m und die Stabilisierungslast<br />

qS,m in Feldmitte jeweils für die vier möglichen Lastfälle positive bzw.<br />

negative Normalkraft N und positives bzw. negatives Biegemoment My<br />

zusammengestellt. Als Vorverdrehung �0,m ergibt sich für das untersuchte Beispiel bei<br />

Normalkraftbelastung<br />

hS<br />

� 0,<br />

m � �v0,<br />

m � � �0,<br />

26717 rad (6.63)<br />

2<br />

2�<br />

i<br />

und bei Biegemomentenbelastung<br />

p<br />

2<br />

� 0,<br />

m � �v<br />

0,<br />

m � � �0,<br />

20699 rad (6.64)<br />

h<br />

S<br />

Der Ansatz dieser Vorverdrehungen verursacht jeweils die gleiche Trägerverdrehung<br />

�m wie eine Vorkrümmung v0,m = L/500 = 4 cm.<br />

Man erkennt an den Zahlenbeispielen in Tabelle 6.3, daß sich der Imperfektionsanteil<br />

und der Verformungsanteil der Stabilisierungslast bei Normalkraftbelastung mit<br />

Vorverdrehung �0 und bei Biegemomentenbelastung mit Vorkrümmung v0 subtrahieren.<br />

Bei Normalkraftbelastung mit Vorkrümmung v0 und bei Biegemomentenbelastung<br />

mit Vorverdrehung �0 addieren sich die beiden Anteile, so daß betragsmäßig<br />

größere Stabilisierungslasten entstehen. Daraus kann die weiter oben zitierte<br />

Forderung abgeleitet werden, daß bei Normalkraftbelastung eine Vorkrümmung v0<br />

und bei Biegemomentenbelastung eine Vorverdrehung �0 anzusetzen ist, um<br />

Stabilisierungslasten zu berechnen.


Tabelle 6.3 Verdrehung � und Stabilisierungslast qS infolge Imperfektionsannahme als<br />

Vorkrümmung v0 bzw. Vorverdrehung �0<br />

IPE 400<br />

L = 20 m �m m<br />

q S,<br />

v0,<br />

m<br />

qS, � 0,<br />

qS,�,m qS,m<br />

c� = 0 [rad] [kN/m] [kN/m] [kN/m]<br />

N = + 250 kN<br />

v0,m = + 4 cm<br />

N = + 250 kN<br />

�0,m = -0,26717 rad<br />

N = -250 kN<br />

v0,m = + 4 cm<br />

N = -250 kN<br />

�0,m = -0,26717 rad<br />

My = +100 kNm<br />

v0,m = + 4 cm<br />

My = +100 kNm<br />

�0,m = -0,20699 rad<br />

My = -100 kNm<br />

v0,m = + 4 cm<br />

My = -100 kNm<br />

�0,m = -0,20699 rad<br />

+0,0307 -0,123 -0,077 -0,200<br />

+0,0307 +0,123 -0,077 +0,046<br />

-0,0646 +0,123 +0,179 +0,303<br />

-0,0646 -0,123 +0,179 +0,056<br />

+0,0470 +0,255 -0,124 +0,131<br />

+0,0470 -0,255 -0,124 -0,380<br />

-0,5116 -0,255 +1,352 +1,096<br />

-0,5116 +0,255 +1,352 +1,607<br />

Wenn der Träger mit Obergurthalterung zusätzlich durch eine Drehbettung c� ausgesteift<br />

wird, dann ergibt sich für die Vorverdrehung �0 ein analoges Konvergenzverhalten<br />

der Stabilisierungslast qS, wie es für die Vorkrümmung v0 in Tabelle 6.1 und<br />

Tabelle 6.2 belegt wird. Im Grenzfall einer unendlich steifen Drehbettung c� berechnet<br />

man folgende Stabilisierungslast:<br />

q<br />

S,<br />

c<br />

�<br />

��<br />

� N � v��<br />

� M<br />

0<br />

y<br />

� ��� �<br />

0<br />

��N�v�M��� 0,<br />

m<br />

y<br />

0,<br />

m<br />

� � �<br />

� � �<br />

� L �<br />

2<br />

� � x<br />

� sin<br />

L<br />

79<br />

(6.65)<br />

Die Schwierigkeit bei der Umsetzung der Empfehlung, daß für die Berechnung der<br />

Stabilisierungslasten biegebeanspruchter Träger eine Vorverdrehung �0 anzusetzen<br />

ist, besteht in der Auswahl einer geeigneten Vorverdrehungsordinate �0,m. Eine allgemeingültige<br />

Aussage, daß Stabilisierungslasten infolge Vorverdrehung größer als<br />

Stabilisierungslasten infolge Vorkrümmung sind, kann nur für Vorverdrehungen �0,m<br />

gemäß Gleichung (6.56) gemacht werden, da in diesem Fall der Verformungsanteil<br />

der Stabilisierungslast qS,� für Vorkrümmung v0 und Vorverdrehung �0 identisch ist.<br />

Mit v0,m = L/500 und üblichen Trägerschlankheiten zwischen L/h = 20 und L/h = 60<br />

sind demnach folgende Vorverdrehungsordinaten anzusetzen:


80<br />

� � 0,<br />

08 bis 0,24 rad (6.66)<br />

0,<br />

m<br />

Diese Zahlenwerte sind deutlich größer als alle Messwerte und alle aus theoretischen<br />

Überlegungen gewonnenen Angaben in der Literatur, wodurch der Ansatz einer<br />

Vorverdrehung �0 grundsätzlich in Frage gestellt wird. Da es unsinnig erscheint, mit<br />

unrealistisch großen Vorverdrehungsordinaten �0,m zu rechnen, wird vorgeschlagen,<br />

als Imperfektionsannahme für den Biegedrillknicknachweis des ausgesteiften Trägers<br />

und für den Nachweis der Stabilisierungskonstruktion einheitlich eine Vorkrümmung<br />

v0 zu verwenden.<br />

Für den Ansatz einer Vorkrümmung v0 sprechen noch weitere Gründe. Die geometrischen<br />

Ersatz<strong>im</strong>perfektionen werden, wie bereits erläutert, durch die geometrischen<br />

Imperfektionen dominiert. Zieht man die Angaben der Walzprofilhersteller<br />

bzgl. zulässiger Abweichungen von der idealen Geometrie gewalzter Stahlträger zu<br />

Rate, so werden dort zulässige Krümmungen aber keine zulässigen Verdrehungen<br />

definiert. Betrachtet man die geometrische Ersatz<strong>im</strong>perfektion als vergrößerte geometrische<br />

Imperfektion, so ist die (zwischen den Trägerenden) einwellige Vorkrümmung<br />

v0 häufig die einzige plausible Imperfektionsannahme. Dies gilt insbesondere dann,<br />

wenn durch Verbindungsmittelschlupf oder äußere Horizontallasten wie Wind<br />

zusätzliche Verformungen senkrecht zur Haupttragrichtung der stabilisierten Träger<br />

eingeprägt werden.<br />

6.2.7 Eigenformaffine Vorkrümmung als Imperfektionsannahme<br />

Im ersten Satz von Element 202 der DIN 18800 Teil 2 [1] wird gefordert, daß die<br />

geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektionen so anzusetzen sind, daß sie sich der zum niedrigsten<br />

Knickeigenwert gehörenden Verformungsfigur möglichst gut anpassen. Der<br />

zweite Satz von Element 202 besagt, daß die Ersatz<strong>im</strong>perfektionen in ungünstiger<br />

Richtung anzusetzen sind. Diese beiden Forderungen können <strong>im</strong> Widerspruch zueinander<br />

stehen, da die ungünstigste Ersatz<strong>im</strong>perfektion in Bezug auf die <strong>Beanspruchung</strong><br />

des ausgesteiften Trägers und die <strong>Beanspruchung</strong> der Stabilisierungskonstruktion<br />

nicht identisch sein müssen. Max<strong>im</strong>ale Stabilisierungslasten können auch für andere<br />

als eigenformaffine Vorverformungen auftreten.<br />

Für den in Bild 6.4 dargestellten gabelgelagerten Einfeldträger mit Drehbettung c�,<br />

gebundener Drehachse am Obergurt und Belastung durch konstantes negatives Biegemoment<br />

My bzw. konstante negative Normalkraft N besteht die Eigenform zum niedrigsten<br />

Eigenwert aus einer Sinusfunktion mit mehreren kürzeren Halbwellen, wenn<br />

die Drehbettung c� eine gewisse Größe übersteigt. Für Träger ohne Drehbettung ist<br />

der Ansatz einer einwelligen Vorkrümmung v0 als Sinushalbwelle stets affin zur<br />

Eigenform.<br />

Die idealen Verzweigungslasten für reine Normalkraftbelastung bzw. reine Biegemomentenbelastung<br />

berechnen sich in Abhängigkeit der Halbwellenanzahl i der Eigenform<br />

zum niedrigsten Eigenwert.


�<br />

2<br />

2<br />

1<br />

� i � � �<br />

� L � �<br />

N Ki,<br />

i � � �2<br />

� EI�<br />

��<br />

� � GIT<br />

� c�<br />

��<br />

� �<br />

(6.67)<br />

� hS<br />

2 � ��<br />

� L �<br />

� i � � �<br />

� � i �<br />

��<br />

p<br />

� 4 �<br />

�<br />

2<br />

2<br />

1 � i � � �<br />

� L � �<br />

M Ki,<br />

i � � �2<br />

� EI�<br />

��<br />

� � GIT<br />

� c�<br />

��<br />

� �<br />

(6.68)<br />

hS<br />

��<br />

� L �<br />

� i � � � ��<br />

Maßgebend ist diejenige Halbwellenanzahl i, für welche die Verzweigungslast zum<br />

Min<strong>im</strong>um wird. Sie läßt sich in Abhängigkeit vom Paramter � gemäß Gleichung<br />

(6.69) best<strong>im</strong>men.<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

4<br />

c�<br />

� L<br />

2�<br />

EI<br />

2<br />

�<br />

� i = 1<br />

81<br />

(6.69)<br />

In diesem Fall ist die Eigenform einwellig und NKi,i wird zu NKi,1 gemäß Gleichung<br />

(6.35) bzw. MKi,i wird zu MKi,1 gemäß Gleichung (6.37).<br />

�<br />

�<br />

�<br />

2<br />

� i > 1<br />

In diesem Fall ist die Eigenform mehrwellig. Als untere Schranke für die Verzweigungslast<br />

kann dann die bekannte Engesser-Lösung als Tangente an die Girlandenkurve<br />

angegeben werden, welche nicht mehr abhängig von der Halbwellenanzahl i ist.<br />

�2�2�EI �c<br />

GI �<br />

1<br />

N �<br />

Ki,<br />

min � �<br />

2<br />

� � T<br />

(6.70)<br />

� hS<br />

2 �<br />

� � i � p<br />

�<br />

�<br />

4<br />

�<br />

�<br />

�2�2�EI �c<br />

GI �<br />

1<br />

M �<br />

Ki,<br />

min � �<br />

� � T<br />

(6.71)<br />

hS<br />

Alternativ zu Gleichung (6.69) läßt sich auch eine max<strong>im</strong>ale Trägerlänge L oder eine<br />

max<strong>im</strong>ale Drehbettung c� angeben, für die gerade noch eine einwellige Eigenform<br />

vorliegt.<br />

L � �<br />

�<br />

�<br />

c<br />

�<br />

� 4<br />

� �8<br />

�<br />

c<br />

�<br />

� � �<br />

� 8�<br />

� � � EI<br />

� L �<br />

1<br />

4<br />

EI � � �<br />

�<br />

(6.72)<br />

�<br />

4<br />

�<br />

(6.73)


82<br />

Unabhängig von der Eigenform stellt sich bei einer Berechnung des vorverformten<br />

Trägers mit konstantem Schnittgrößenverlauf für die Verdrehung � <strong>im</strong>mer diejenige<br />

Halbwellenanzahl ein, die mit der Halbwellenanzahl der Vorverformung übereinst<strong>im</strong>mt.<br />

Bild 6.9 soll diesen Sachverhalt veranschaulichen.<br />

Bild 6.9 Verdrehung �, Stabilisierungslast qS und Stabilisierungsquerkraft QS für<br />

negatives Biegemoment My und einwellige bzw. mehrwellige Vorkrümmung v0<br />

Die sich bei einer Berechnung des vorverformten Trägers nach Theorie II. Ordnung<br />

ergebende Verdrehung �, die Stabilisierungslast qS und die Stabilisierungsquerkraft<br />

QS sind jeweils für eine einwellige und für eine dreiwellige sinusförmige Vorkrümmung<br />

angegeben. Ist die Eigenform bei kleiner Trägerlänge L oder kleiner<br />

Drehbettung c� einwellig, so ergibt sich die max<strong>im</strong>ale <strong>Beanspruchung</strong> der Obergurt-


halterung, wenn eine ebenfalls einwellige Vorverformung angesetzt wird. Liegt eine<br />

mehrwellige Eigenform vor, dann ist die Frage, welche Form der Ersatz<strong>im</strong>perfektion<br />

max<strong>im</strong>ale Stabilisierungslasten verursacht, schon schwieriger zu beantworten.<br />

Bei konstantem Biegemoment My und einwelliger Vorkrümmung v0 berechnet sich<br />

die Verdrehung �m in Feldmitte gemäß Gleichung (6.74).<br />

v0,<br />

m<br />

� m � ��<br />

�,<br />

M<br />

(6.74)<br />

Ki,<br />

1<br />

h<br />

S<br />

M<br />

y<br />

M Ki,<br />

1<br />

�� , M �<br />

(6.75)<br />

Ki,<br />

1 M y<br />

1�<br />

M<br />

mit<br />

Ki,<br />

1<br />

MKi,1 = MKi,i gemäß Gleichung (6.68) und i = 1<br />

Die Stabilisierungslast qS in Feldmitte als Summe aus Imperfektionsanteil q S,<br />

v und<br />

0<br />

Verformungsanteil qS,� kann damit als Gleichung (6.76) angegeben werden:<br />

2 � �<br />

2<br />

� � � M<br />

�<br />

y<br />

�<br />

� �<br />

GIT<br />

c�<br />

� L �<br />

q �<br />

S , m � v0,<br />

m ��<br />

� � � � � ��<br />

�<br />

� � 2 2 � �<br />

� �<br />

� �,<br />

M<br />

(6.76)<br />

Ki,<br />

1<br />

L h<br />

� S � hS<br />

hS<br />

� � � � ��<br />

Die zugehörige max<strong>im</strong>ale Querkraft in der seitlichen Halterung berechnet sich gemäß<br />

Gleichung (6.77).<br />

� �<br />

2<br />

� M<br />

�<br />

y<br />

�<br />

� �<br />

GIT<br />

c�<br />

� L �<br />

Q �<br />

S , max � v0,<br />

m � � � � � ��<br />

�<br />

� � 2 2 � �<br />

� �,<br />

M<br />

(6.77)<br />

Ki,<br />

1<br />

L h<br />

� S � hS<br />

hS<br />

� � � � ��<br />

Wird anstelle einer einwelligen eine mehrwellige Vorkrümmung v0 gemäß Gleichung<br />

(6.78) angesetzt, dann ändern sich die Gleichungen (6.74) bis (6.77) wie folgt:<br />

v<br />

0<br />

( x)<br />

v0,<br />

m i � ��<br />

x<br />

� �sin<br />

(6.78)<br />

i L<br />

v0,<br />

m<br />

� m , i � ��<br />

�,<br />

M<br />

(6.79)<br />

Ki,<br />

i<br />

i � h<br />

S<br />

M<br />

y<br />

M Ki,<br />

i<br />

�� , M �<br />

(6.80)<br />

Ki,<br />

i M y<br />

1�<br />

M<br />

Ki,<br />

i<br />

83


84<br />

mit<br />

MKi,i gemäß Gleichung (6.68)<br />

i = Halbwellenanzahl der angesetzten Vorkrümmung v0<br />

2 � �<br />

2<br />

v<br />

� �<br />

0,<br />

m � i � � � M y<br />

� �<br />

GIT<br />

c�<br />

� L �<br />

q � � � � � � �<br />

S , m,<br />

i � �<br />

��<br />

�<br />

� � 2 2 � �<br />

� �<br />

� �,<br />

M<br />

(6.81)<br />

Ki,<br />

i<br />

i L h<br />

� S � hS<br />

hS<br />

� i � � � � ��<br />

� �<br />

2<br />

� M<br />

�<br />

y<br />

�<br />

� �<br />

GIT<br />

c�<br />

� L �<br />

Q �<br />

S , max, i � v0,<br />

m � � � � � ��<br />

�<br />

� � 2 2 � �<br />

� �,<br />

M<br />

(6.82)<br />

Ki,<br />

i<br />

L h<br />

� S � hS<br />

hS<br />

� i � � � � ��<br />

Die Frage, ob eine einwellige oder eine eigenformaffine mehrwellige Vorverformung<br />

eine größere bemessungsrelevante Querkraft QS in der Obergurthalterung verursacht,<br />

kann duch einen Vergleich der Gleichungen (6.77) für QS,max und (6.82) für QS,max,i<br />

entschieden werden. Die eigenformaffine mehrwellige Vorverformung ist maßgebend<br />

für QS, wenn das den Träger belastende negative Biegemoment My betragsmäßig<br />

größer ist als der Ausdruck gemäß Gleichung (6.83).<br />

M<br />

y<br />

M<br />

�<br />

Ki,<br />

i<br />

�GI<br />

� �<br />

��<br />

c<br />

�<br />

T<br />

2<br />

� L � � �GI<br />

� � � � � M Ki,<br />

1 � �<br />

� � � ��<br />

��<br />

c<br />

2 2<br />

� L � � L �<br />

� � � � �<br />

� i � � � � � �<br />

�<br />

T<br />

� L �<br />

� � �<br />

� i � � �<br />

2<br />

�<br />

�<br />

��<br />

(6.83)<br />

Wenn Gleichung (6.83) erfüllt ist, dann ist QS,max,i gemäß Gleichung (6.82) größer als<br />

QS,max gemäß Gleichung (6.77). In einem solchen Fall ist der durch � �,<br />

MKi,<br />

i<br />

repräsentierte Einfluß der Theorie II. Ordnung bei mehrwelliger Imperfekton so viel<br />

größer als der durch � �,<br />

M repräsentierte Einfluß der Theorie II. Ordnung bei<br />

Ki,<br />

1<br />

einwelliger Imperfektion, daß sich trotz Vorzeichenwechsel der Stabilisierungslast qS<br />

bei mehrwelliger Imperfektion eine größere <strong>Beanspruchung</strong> QS der Obergurthalterung<br />

ergibt. Für wirtschaftlich bemessene Träger mit ausreichend großer Drehbettung c�<br />

zur Reduzierung der Biegedrillknickgefahr ist aber die einwellige Imperfektion ohne<br />

Vorzeichenwechsel der Stabilisierungslast qS maßgebend, da der Einfluß der Theorie<br />

II. Ordnung in diesen Fällen nur gering ist.<br />

Anhand dieser Überlegungen wird deutlich, daß der Ansatz eigenformaffiner<br />

Imperfektionen nur bei Systemen mit hoher Stabilitätsgefährdung bzw. niedrigem<br />

Verzweigungslastfaktor �Ki zu max<strong>im</strong>alen <strong>Beanspruchung</strong>en der Stabilisierungskonstruktion<br />

führen kann. Für Träger mit geringer Stabilitätsgefährdung, deren<br />

Querschnittstragfähigkeit weitgehend ausgenutzt werden kann, bewirkt die einwellige<br />

Imperfektionsannahme eine max<strong>im</strong>ale <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung.


6.3 Belastung durch veränderliche Schnittgrößen<br />

6.3.1 Matrizenverfahren für Träger mit gebundener Drehachse<br />

6.3.1.1 Vorbemerkungen<br />

Biegeträger in der Baupraxis werden überwiegend durch veränderliche Biegemomentenverläufe<br />

beansprucht. Als planmäßige Schnittgröße tritt in diesen Fällen neben dem<br />

Biegemoment My auch <strong>im</strong>mer die Querkraft Vz auf. Eine geschlossene formelmäßige<br />

Lösung der Differentialgleichung des Biegetorsionsproblems wie in Abschnitt 6.2<br />

kann aufgrund der Veränderlichkeit von My als Koeffizient in der Differentialgleichung<br />

nicht angegeben werden. Als Näherungslösung für das Biegetorsionsproblem<br />

wird deshalb das in Abschnitt 4 erläuterte Matrizenverfahren für Träger mit<br />

kontinuierlicher seitlicher Stützung auf Träger mit gebundener Drehachse übertragen.<br />

Der Übergang von einer steifen seitlichen Halterung zu einer unverschieblichen<br />

gebundenen Drehachse hat dabei den Vorteil, daß durch die geometrische Beziehung<br />

zwischen den Verformungen v und � die Anzahl der unbekannten Freiwerte zur<br />

Berechnung des Verformungszustandes des stabilisierten Trägers halbiert wird. Dies<br />

ist ein entscheidender Vorteil bei der Ableitung von Näherungsformeln für die<br />

Berechnung der Stabilisierungslasten ausgesuchter praxisrelevanter Systeme und<br />

Belastungssituationen.<br />

Ein in der Praxis häufig auftretender Fall sind Träger mit auf dem Obergurt aufliegenden<br />

Trapezprofilen oder Pfetten. Trennt man den Träger gedanklich von den <strong>im</strong><br />

rechten Winkel aufliegenden Bauteilen, so kann deren Wirkung durch eine Gleichstreckenlast<br />

qz, eine Drehbettung c� und eine seitliche Halterung am Obergurt in Form<br />

eines kontinuierlichen Schubfeldes (bei Trapezprofilen) oder in Form diskreter Stützstellen<br />

(bei Abstützung von Pfetten gegen einen Verband) berücksichtigt werden. Der<br />

Träger wird durch die aufliegenden Bauteile also sowohl belastet als auch gestützt.<br />

Die Steifigkeit von Schubfeldern oder Verbänden ist häufig so groß, daß näherungsweise<br />

eine gebundene Drehachse für den Träger am Obergurt vorliegt. Inwiefern sich<br />

die Stabilisierungslasten bei diskreter Stützung durch einen Verband von den<br />

Stabilisierungslasten bei kontinuierlicher Stützung durch ein Schubfeld unterscheiden,<br />

wird in Abschnitt 7 untersucht.<br />

6.3.1.2 Steifigkeitsmatrizen und Lastvektoren zur Berechnung der<br />

Trägerverformung<br />

Da Vertikallasten qz und Horizontallasten qy durch die am Obergurt angeschlossenen<br />

Bauteile auf den Träger übertragen werden, greifen sie in Höhe der Drehachse an. Die<br />

virtuelle Arbeit für diesen Fall des Trägers mit gebundener Drehachse und Lastangriff<br />

der Querlasten in Höhe des Obergurtmittelpunktes ist in den Gleichungen (6.84) bis<br />

(6.87) angegeben.<br />

85


86<br />

�W = �We + �Wg + �Wp<br />

� e<br />

L<br />

�<br />

0<br />

�<br />

T<br />

�<br />

(6.84)<br />

W � � [ 2 � EI � ��� � ����<br />

� GI � �� � ���<br />

� c � � � ��]<br />

dx<br />

(6.85)<br />

L � 2<br />

h 2 � s<br />

� Wg<br />

� ��[<br />

N � � i �<br />

�<br />

� p � �� � ���<br />

� My<br />

� hs<br />

� �� � ���]<br />

dx<br />

4 �<br />

(6.86)<br />

0 � �<br />

L<br />

� W � [ m � ] dx<br />

(6.87)<br />

p �<br />

0<br />

x ��<br />

Da die Querlast qy keinen Hebelarm bzgl. der gebundenen Drehachse aufweist,<br />

entsteht das Streckentorsionsmoment mx in Gleichung (6.87) nur infolge<br />

Vorverformung. Setzt man gemäß Kommentar zu DIN 18800 eine Vorkrümmung v0<br />

an, so ergibt sich ein Ersatzstreckentorsionsmoment mx,0 gemäß Gleichung (6.88a) für<br />

v0(x) als Sinushalbwelle oder Gleichung (6.88b) für v0(x) als Parabel.<br />

� hS<br />

� � hS<br />

� � � � x<br />

� mx,<br />

0 � ��M<br />

y � � N�<br />

� v�0�<br />

� �M<br />

y � � N�<br />

� v0,<br />

m,<br />

Sinus � � sin (6.88a)<br />

� 2 � � 2 � L L<br />

mx 2<br />

� h �<br />

h<br />

8<br />

m ��<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� 2 � � 2 �<br />

L<br />

S<br />

S<br />

x � mx,<br />

0 � ��M<br />

y � � N�<br />

� v0<br />

� �M<br />

y � � N�<br />

� v0,<br />

m,<br />

Parabel<br />

(6.88b)<br />

2<br />

Bild 6.10 Gewählter Biegemomentenverlauf des Trägers mit gebundener Drehachse<br />

2


Bild 6.11 Ersatzweise Berücksichtigung der Dachneigung bei satteldachförmigen<br />

Rahmenriegeln<br />

Die Normalkraft N sei über die Trägerlänge konstant. Der gewählte Biegemomentenverlauf<br />

des Trägers ist in den Gleichungen (6.89a), (6.89b) und in Bild 6.10 angegeben.<br />

Die Randmomente MyA und MyB des Trägers können infolge Durchlaufträger-<br />

oder Rahmentragwirkung entstehen, wenn der betrachtete gabelgelagerte Einfeldträger<br />

aus einem entsprechenden Gesamtsystem gedanklich herausgetrennt wird. Der<br />

dreiecksförmige Momentenverlauf infolge gedachter Einzellast Pz in Feldmitte dient<br />

zur Erzeugung einer Momentenlinie, wie sie infolge Geometrie bei symmetrischen<br />

satteldachförmigen Rahmentragwerken auftritt. Siehe dazu Bild 6.11.<br />

x � 0,5 · L:<br />

x � x x 2 � L x<br />

My � MyA<br />

� ( M yB � MyA)<br />

� � 4 � M0<br />

� ( ) � Pz<br />

� �<br />

L �<br />

� �<br />

L L �<br />

�<br />

(6.89a)<br />

� � 2 L<br />

x � 0,5 · L:<br />

x � x x 2 � L � x �<br />

M � MyA<br />

� ( MyB<br />

� MyA)<br />

� � 4 � M0<br />

� �<br />

� � ( ) �<br />

� � Pz<br />

� � �<br />

�1<br />

� �<br />

�<br />

L � L L � 2 � L �<br />

2<br />

qz<br />

� L<br />

mit M0<br />

�<br />

8<br />

y (6.89b)<br />

Als Ansatzfunktionen für die Verdrehung � werden analog zum Matrizenverfahren<br />

nach Friemann/Stroetmann [23] Sinusreihen verwendet.<br />

87


88<br />

� �<br />

5<br />

�<br />

j�1<br />

� j�<br />

� � x �<br />

�j<br />

� sin �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

(6.90)<br />

� L �<br />

Durch Einsetzen der entsprechenden Ableitungen der Verformungsfunktionen sowie<br />

der Lasten und Schnittgrößen in die virtuelle Arbeit und Ausführung der Integration<br />

erhält man die in Bild 6.12 angegebenen Steifigkeitsmatrizen Ke, Kg und den<br />

Lastvektor P. Die gesuchten Freiwerte der Ansatzfunktionen für die Trägerverformungen<br />

des Biegetorsionsproblems nach Theorie II. Ordnung Gleichung (6.92)<br />

ergeben sich als Lösung der Matrizengleichung (6.91).<br />

(Ke + Kg) · V = P (6.91)<br />

V T = [�1, �2, �3, �4, �5] (6.92)<br />

Für Fälle, die noch weitere kurzwelligere Sinusreihenansätze mit j > 5 für eine ausreichend<br />

exakte Berechnung der Trägerverformungen benötigen, sind die Gleichungen<br />

zur Ermittlung der einzelnen Matrix- bzw. Vektorelemente in Tabelle 6.4<br />

angegeben.<br />

Tabelle 6.4 Bildungsgesetze für die Steifigkeitsmatrizen und Lastvektoren gemäß Bild 6.12<br />

Steifigkeitsmatrix Theorie I. Ordnung Ke<br />

i = j:<br />

Ke,ij = j 4 · e1 + j 2 · e2 + e3<br />

i � j:<br />

Ke,ij = 0<br />

Geometrische Steifigkeitsmatrix Kg<br />

i = j ungerade:<br />

2<br />

2 2 �<br />

2 � 1 j 4<br />

Kg, ij � j � g1<br />

� j � � g2<br />

� ( j � � ) � g3<br />

� � ( 1�<br />

) � g<br />

2 2<br />

4 6 4 8 j � �<br />

i = j gerade:<br />

2<br />

2 2 �<br />

2 � 1 j<br />

Kg, ij � j � g1<br />

� j � � g2<br />

� ( j � � ) � g3<br />

� � g<br />

4 6 4 8<br />

i � j beide ungerade oder beide gerade:<br />

K<br />

g,<br />

ij<br />

( i � j )<br />

� �2<br />

� i � j�<br />

� g<br />

2 2 2<br />

( i � j )<br />

2<br />

2<br />

�<br />

2<br />

3<br />

2<br />

2<br />

�<br />

2 � �<br />

2<br />

i � j<br />

� ( i<br />

2<br />

� j<br />

2<br />

)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

4<br />

2 2<br />

� � � 4 � ( i � j )<br />

2<br />

2<br />

� 2 � cos[( �i<br />

� j)<br />

� ] � ( i � j)<br />

� 2 � cos[( i � j)<br />

� ] � ( i � j)<br />

�� g4<br />

i � j einer ungerade und einer gerade<br />

( i � j )<br />

�<br />

�2<br />

� i � j�<br />

� ( g<br />

2 2 2<br />

( i � j )<br />

� g<br />

Kg, ij<br />

2 3<br />

2<br />

2<br />

)<br />

�<br />

2<br />

4


Lastvektor PSinus für Vorkrümmung v0 als Sinushalbwelle<br />

j = 1:<br />

1<br />

PSinus, j � � P1,<br />

Sinus<br />

2<br />

j > 1 ungerade:<br />

1<br />

� � P2,<br />

Sinus<br />

4<br />

� 1 1 �<br />

� � � P 2 � � 3,<br />

Sinus<br />

� 6 4�<br />

�<br />

1 � 4 �<br />

� � �1�<br />

� P 2 �<br />

8 � � �<br />

4 � j<br />

PSinus, j � 2 2 2<br />

� � ( j �1)<br />

1<br />

� P3,<br />

Sinus �<br />

���<br />

8 � j<br />

2 2 2<br />

2 � � � ( j �1)<br />

�<br />

2<br />

4,<br />

Sinus<br />

2<br />

2<br />

� 2 � cos[( j �1)<br />

� ] � ( j �1)<br />

� 2 � cos[( j �1)<br />

� ] � ( j �1)<br />

�� P4,<br />

Sinus<br />

j gerade:<br />

� 4 � j<br />

PSinus, j �<br />

� ( P2,<br />

Sinus � P3,<br />

Sinus)<br />

2 2 2<br />

� � ( 1�<br />

j )<br />

Lastvektor PParabel für Vorkrümmung v0 als Parabel<br />

j ungerade:<br />

2<br />

1<br />

1 4<br />

PParabel, j � � P1,<br />

Parabel � � P2,<br />

Parabel � � ( 1�<br />

) � P<br />

2 2<br />

j�<br />

� j�<br />

�<br />

j�<br />

� j � �<br />

�<br />

j<br />

2<br />

2<br />

� �<br />

2<br />

�<br />

� sin( j�<br />

) � P<br />

2<br />

4,<br />

Parabel<br />

j gerade:<br />

1<br />

PParabel, j �<br />

� � ( P2,<br />

Parabel � P3,<br />

Parabel)<br />

j�<br />

�<br />

�<br />

2<br />

3,<br />

Parabel<br />

89


90<br />

Kg =<br />

Ke =<br />

�1 �2 �3 �4 �5<br />

e1 + e2 + e3 0 0 0 0<br />

Symmetrie<br />

16 · e1<br />

+ 4 · e2 + e3<br />

0 0 0<br />

81 · e1<br />

+ 9 · e2 + e3<br />

0 0<br />

256 · e1<br />

+ 16 · e2 + e3<br />

0<br />

625 · e1<br />

+ 25 · e2 + e3<br />

�1 �2 �3 �4 �5<br />

2<br />

�<br />

g1<br />

� �g<br />

2<br />

4<br />

2 � � 1 �<br />

�<br />

�<br />

� � �g<br />

3<br />

6 4 �<br />

�<br />

� �<br />

1 � 4 �<br />

+ ��1 � 2 � ·g4<br />

8 � � �<br />

20<br />

( g2<br />

g3<br />

)<br />

9<br />

� �<br />

15<br />

� � g3<br />

16<br />

3<br />

� · g4 2<br />

2�<br />

136<br />

( g2<br />

g3<br />

)<br />

225<br />

� �<br />

2<br />

4 � g1<br />

� � � g2<br />

65<br />

� �g<br />

3<br />

144<br />

5<br />

� · g4 2<br />

18�<br />

� 2 2 1 �<br />

� � �<br />

�<br />

� � � � g3<br />

3 4 �<br />

� �<br />

1<br />

� � g4<br />

2<br />

156<br />

� ( g2<br />

� g3<br />

)<br />

25<br />

20<br />

� �g<br />

3<br />

9<br />

40<br />

� · g4 2<br />

9�<br />

580<br />

� ( g2<br />

� g3<br />

)<br />

441<br />

9 2<br />

9 � g1<br />

� � � � g2<br />

4<br />

� 3 2 1 �<br />

� � �<br />

�<br />

� � � � g<br />

2 4 �<br />

� �<br />

9 � 4 �<br />

� ��1<br />

� � � g4 2<br />

8 � 9�<br />

�<br />

3<br />

600<br />

( g<br />

49<br />

�<br />

2<br />

Symmetrie � � � � � � � g3<br />

2 �<br />

g<br />

16�<br />

g1<br />

� 4�<br />

� � g<br />

� 8 1 �<br />

�<br />

� 3 4 �<br />

�<br />

+ 2 ·g4<br />

2<br />

3<br />

)<br />

2<br />

255<br />

� � g<br />

64<br />

15<br />

� � 2<br />

2�<br />

�<br />

1640<br />

( g<br />

81<br />

�<br />

2 �<br />

3<br />

g4<br />

g<br />

25 2<br />

25�<br />

g1<br />

� � � � g<br />

4<br />

� 25 2 1 �<br />

� � �<br />

�<br />

� � � � g<br />

6 4 �<br />

� �<br />

25 � 4 �<br />

��1<br />

� � �<br />

8 � 25�<br />

�<br />

� 2<br />

3<br />

)<br />

2<br />

3<br />

g4


91<br />

e1 = 3<br />

4<br />

L<br />

EI<br />

�<br />

�<br />

�<br />

e2 =<br />

L<br />

2<br />

1<br />

GI<br />

2<br />

T<br />

�<br />

�<br />

�<br />

e3 =<br />

2<br />

L<br />

c �<br />

�<br />

g1 =<br />

L<br />

2<br />

1<br />

h<br />

M<br />

i<br />

4<br />

h<br />

N<br />

2<br />

S<br />

yA<br />

2<br />

p<br />

2<br />

S<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

g2 = � � L<br />

h<br />

M<br />

4<br />

M<br />

M<br />

S<br />

0<br />

yA<br />

yB<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

g3 = 4 · M0 L<br />

h S<br />

�<br />

g4 =<br />

2<br />

S<br />

z h<br />

2<br />

P<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Sinus<br />

,<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

1<br />

P<br />

4<br />

1<br />

P<br />

2<br />

1<br />

�<br />

�<br />

� Sinus<br />

,<br />

4<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

3<br />

2<br />

P<br />

4<br />

1<br />

8<br />

1<br />

P<br />

4<br />

1<br />

6<br />

1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �1<br />

)<br />

P<br />

P<br />

(<br />

9<br />

8<br />

Sinus<br />

,<br />

3<br />

Sinus<br />

,<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �2<br />

Sinus<br />

,<br />

4<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

3<br />

2<br />

P<br />

2<br />

1<br />

P<br />

16<br />

3<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�3<br />

)<br />

P<br />

P<br />

(<br />

225<br />

16<br />

Sinus<br />

,<br />

3<br />

Sinus<br />

,<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �4<br />

Sinus<br />

,<br />

4<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

3<br />

2<br />

P<br />

18<br />

1<br />

P<br />

144<br />

5<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�5<br />

Parabel<br />

,<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

1<br />

P<br />

1<br />

P<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Parabel<br />

,<br />

4<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

3<br />

2<br />

P<br />

2<br />

P<br />

4<br />

1<br />

1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �1<br />

)<br />

P<br />

P<br />

(<br />

2<br />

1<br />

Parabel<br />

,<br />

3<br />

Parabel<br />

,<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �2<br />

Parabel<br />

,<br />

4<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

3<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

1<br />

P<br />

9<br />

2<br />

P<br />

9<br />

4<br />

1<br />

3<br />

1<br />

P<br />

3<br />

1<br />

P<br />

3<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�3<br />

)<br />

P<br />

P<br />

(<br />

4<br />

1<br />

Parabel<br />

,<br />

3<br />

Parabel<br />

,<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �4<br />

Parabel<br />

,<br />

4<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

3<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

2<br />

Parabel<br />

,<br />

1<br />

P<br />

25<br />

2<br />

P<br />

25<br />

4<br />

1<br />

5<br />

1<br />

P<br />

5<br />

1<br />

P<br />

5<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�5<br />

P1,Sinus =<br />

L<br />

v<br />

M<br />

2<br />

h<br />

N<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

yA<br />

S<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

L<br />

8<br />

v<br />

M<br />

2<br />

h<br />

N<br />

P Parabel<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

yA<br />

s<br />

Parabel<br />

,<br />

1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

P2,Sinus = � �<br />

L<br />

v<br />

M<br />

4<br />

M<br />

M<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

0<br />

yA<br />

yB<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� � �<br />

L<br />

8<br />

v<br />

M<br />

4<br />

M<br />

M<br />

P Parabel<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

0<br />

yA<br />

yB<br />

Parabel<br />

,<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

P3,Sinus =<br />

L<br />

v<br />

M<br />

4<br />

2<br />

Sinus<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

0<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

L<br />

8<br />

v<br />

M<br />

4<br />

P Parabel<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

0<br />

Parabel<br />

,<br />

3<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

P4,Sinus = 2<br />

Sinus<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

z v<br />

2<br />

P<br />

�<br />

�<br />

� 8<br />

v<br />

2<br />

P<br />

P Parabel<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

z<br />

Parabel<br />

,<br />

4<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Bild 6.12 Steifigkeitsmatrizen und Lastvektoren für gebundene Drehachse und<br />

Lastangriff am Obergurt<br />

PSinus =<br />

PParabel =


92<br />

6.3.1.3 <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung<br />

Wird der Lösungsvektor V aus der Matrizengleichung (6.91) ermittelt, so können<br />

auch die Stabilisierungslasten qS für die seitliche Halterung am Obergurt mit den<br />

Gleichungen des EBV-BDK berechnet werden.<br />

Aus Gleichung (5.18a) wird für den hier vorliegenden Fall Gleichung (6.93) mit:<br />

hS mx = qy ·<br />

2<br />

hS zp = -<br />

2<br />

N�<br />

� 0<br />

�0<br />

�<br />

q<br />

S,<br />

OG<br />

0<br />

�<br />

�<br />

N M<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

2 h<br />

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�<br />

�<br />

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� i<br />

� � v��<br />

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� 0 N<br />

� �<br />

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h<br />

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h<br />

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S � � GI<br />

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� q � � � �<br />

� z �<br />

�<br />

hS<br />

�<br />

(6.93)<br />

� qy<br />

y<br />

2<br />

p<br />

T<br />

z<br />

S<br />

S<br />

Die Stabilisierungslast gemäß Gleichung (6.93) setzt sich aus den drei Anteilen äußere<br />

Last (qy), Imperfektionsanteil (v0) und Verformungsanteil (�) zusammen. N<strong>im</strong>mt man<br />

diese Strukturierung vor, so kann Gleichung (6.93) als Gleichung (6.94) geschrieben<br />

werden.<br />

qS,OG = qS,<br />

OG,<br />

q � qS,<br />

OG,<br />

v � q<br />

y<br />

0 S,<br />

OG,<br />

�<br />

mit<br />

q<br />

q<br />

q<br />

S,<br />

OG,<br />

q<br />

S,<br />

OG,<br />

v<br />

y �<br />

0<br />

S,<br />

OG,<br />

�<br />

q<br />

y<br />

� N My<br />

�<br />

� �<br />

� � � v�0�<br />

2 h �<br />

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� S �<br />

� � 2<br />

�<br />

i �<br />

� p hS<br />

� GI<br />

� N � � �<br />

� � �<br />

� �<br />

hS<br />

4<br />

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h<br />

S<br />

T<br />

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z<br />

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z<br />

c<br />

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S<br />

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� � �<br />

�<br />

(6.94)<br />

Für den Imperfektionsanteil ergibt sich entweder Gleichung (6.95a) für v0(x) als<br />

Sinushalbwelle oder Gleichung (6.95b) für v0(x) als Parabel.<br />

q<br />

q<br />

S, OG,<br />

v0,<br />

Sinus<br />

S,<br />

OG,<br />

v<br />

0<br />

, Parabel<br />

( x)<br />

2<br />

� N My<br />

( x)<br />

� � � � � � x<br />

� �<br />

��<br />

� � v0,<br />

m,<br />

Sinus ��<br />

� �sin<br />

2 h �<br />

�<br />

(6.95a)<br />

�<br />

S � � L � L<br />

� N M y ( x)<br />

�<br />

8<br />

( x)<br />

�<br />

�<br />

��<br />

� � v0,<br />

m,<br />

Parabel �<br />

2<br />

2 h �<br />

�<br />

(6.95b)<br />

�<br />

S �<br />

L


Für den Verformungsanteil gilt Gleichung (6.96).<br />

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2<br />

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� � j�<br />

� � x<br />

�j<br />

��<br />

� �sin<br />

� L � L<br />

5 j�<br />

� j�<br />

� � x<br />

� Vz<br />

( x)<br />

��<br />

�j<br />

� � cos<br />

� L L<br />

2<br />

qS,OG,� (x) = �<br />

i<br />

5<br />

� p hS<br />

� GIT<br />

� N � � � � �<br />

� � � � �<br />

hS<br />

4 hS<br />

j�1<br />

�<br />

�<br />

�q<br />

�<br />

j<br />

1<br />

c 5<br />

� � j�<br />

� � x<br />

�<br />

j sin<br />

h �<br />

� � � �<br />

(6.96)<br />

S � j 1 L<br />

� z �<br />

�<br />

Die bemessungsrelevante Querkraft QS in der seitlichen Halterung kann durch Integration<br />

von Gleichung (6.93) ermittelt werden, wenn die Randbedingungen gemäß<br />

Gleichung (6.99a) und (6.99b) für die Best<strong>im</strong>mung der Integrationskonstanten genutzt<br />

werden.<br />

QS S<br />

(6.97)<br />

( x)<br />

� ��<br />

q ( x)<br />

dx<br />

MS S<br />

(6.98)<br />

( x)<br />

� � Q ( x)<br />

dx<br />

h<br />

� �<br />

��� (6.99a)<br />

2<br />

S<br />

MS (x=0) = v ( x � 0)<br />

� � ( x � 0)<br />

� 0<br />

hS<br />

MS(<br />

x � L)<br />

� v��(<br />

x � L)<br />

� � ���( x � L)<br />

� 0<br />

(6.99b)<br />

2<br />

Mit den Momentenverläufen gemäß Gleichung (6.89a), (6.89b) und durch Integration<br />

der Gleichungen (6.95a), (6.95b) und (6.96) erhält man die nachfolgenden Gleichungen<br />

für die Querkraft QS in der seitlichen Halterung.<br />

Q<br />

S,<br />

OG<br />

� QS,<br />

OG,<br />

q � QS,<br />

OG,<br />

v � QS,<br />

OG,<br />

�<br />

L � 2 � x �<br />

QS, OG,<br />

q ( x)<br />

� qy<br />

� ��1<br />

� �<br />

y 2 � L �<br />

y<br />

0<br />

x � 0,5 · L:<br />

� N MyA<br />

� � � � x<br />

QS, OG,<br />

v ( x)<br />

� �<br />

v0,<br />

m,<br />

Sinus � cos<br />

0,<br />

Sinus �<br />

� � � �<br />

2 h �<br />

�<br />

� S � L L<br />

v0,<br />

m,<br />

Sinus � � 1 � � � x 4 � x � � x �<br />

� �MyB � MyA<br />

� 4 � M0<br />

�������sin � � � � cos �<br />

hS<br />

L � � � L � � L L �<br />

�<br />

�<br />

2<br />

v<br />

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0,<br />

m,<br />

Sinus � � 2 x � � x � 2 � x � � � � x 4<br />

� 4 � M � � � � � � � � � �<br />

0<br />

sin<br />

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� 2 � � cos<br />

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2<br />

h<br />

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S L L L<br />

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� � � L � �<br />

L �<br />

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P v0,<br />

m,<br />

Sinus � � � x x � � x �<br />

� � � �sin<br />

� � � � cos �1�<br />

2 h � L L L �<br />

S<br />

93<br />

(6.100)<br />

(6.101)<br />

z (6.102a)


94<br />

x � 0,5 · L:<br />

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2<br />

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x<br />

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Q Sinus<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

S<br />

yA<br />

v<br />

,<br />

OG<br />

,<br />

S Sinus<br />

,<br />

0<br />

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M<br />

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M<br />

M<br />

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v<br />

2<br />

P<br />

S<br />

Sinus<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

z (6.102b)<br />

x � 0,5 · L:<br />

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2<br />

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x<br />

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Q Parabel<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

S<br />

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,<br />

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,<br />

S Parabel<br />

,<br />

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m<br />

,<br />

0<br />

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1<br />

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z<br />

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4<br />

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2<br />

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(6.103a)<br />

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x<br />

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Q Parabel<br />

,<br />

m<br />

,<br />

0<br />

S<br />

yA<br />

v<br />

,<br />

OG<br />

,<br />

S Parabel<br />

,<br />

0<br />

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0<br />

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1<br />

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4<br />

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x<br />

8<br />

3<br />

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v<br />

2<br />

P<br />

(6.103b)


95<br />

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(6.104a)<br />

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96<br />

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� 3 5<br />

6.3.1.4 Vergleich mit FEM-Berechnungen<br />

(6.104b)<br />

Die Gleichungen (6.100) bis (6.104) für die bemessungsrelevante Stabilisierungsquerkraft<br />

QS werden für einen Träger mit unterschiedlichen Biegemomentenverläufen,<br />

unterschiedlicher Form der Vorverformung v0 mit und ohne Drehbettung ausgewertet<br />

und mit den Ergebnissen von FEM-Berechnungen mit dem Programm BTII verglichen.<br />

Die Parameter des untersuchten Beispiels werden wie folgt variiert:<br />

� Profil: IPE 400<br />

� Trägerlänge: L = 20 m<br />

� Translationsbettung: cy = 10 8 kN/cm 2 , zcy = -hS/2 = -19,325 cm<br />

� Drehbettung: c� = 0 bzw. c� = 5 kNm/m<br />

� Vorverformung: v0,m = L/500 als Sinushalbwelle bzw. als Parabel<br />

� Belastung: Lastfälle LF 1 bis LF 9 gemäß Bild 6.13<br />

Alle Lastfälle weisen ein Biegemoment in Feldmitte von |Mym| = 100 kNm auf.<br />

Ausnahme ist LF1 mit My = 0 und N � 0.<br />

My<br />

100<br />

N � � � � � �250<br />

kN (6.105)<br />

h 0,<br />

4<br />

Es werden alle Lastfälle jeweils mit v0(x) als Sinushalbwelle bzw. als Parabel und<br />

c� = 0 bzw. 5 kNm/m untersucht. Die Stabilisierungsquerkraft QS,FEM aus der FEM-<br />

Berechnung ist in den Tabellen 6.5a bis 6.5d jeweils für alle Lastfälle in den<br />

Zehntelspunkten angegeben. Die als Näherungslösung gemäß EBV-BDK mit<br />

Gleichung (6.100) berechnete Stabilisierungsquerkraft QS,EBV ist nur jeweils dann<br />

ergänzend aufgeführt, wenn eine Abweichung zur genauen Lösung QS,FEM auftritt.<br />

Tabelle 6.5a: v0(x) als Sinushalbwelle, c� = 0, LF 1 bis 9<br />

Tabelle 6.5b: v0(x) als Sinushalbwelle, c� = 5 kNm/m, LF 1 bis 9<br />

Tabelle 6.5c: v0(x) als Parabel, c� = 0, LF 1 bis 9<br />

Tabelle 6.5d: v0(x) als Parabel, c� = 5 kNm/m, LF 1 bis 9


LF1: N = -250 kN<br />

LF2: MyA = MyB = +100 kNm<br />

LF3: MyA = MyB = -100 kNm<br />

LF4: M0 = 100 kNm<br />

qz = 2 kN/m<br />

LF5: MyA = MyB = -100 kNm<br />

M0 = 200 kNm<br />

qz = 4 kN/m<br />

LF6: MyA = MyB = -200 kNm<br />

M0 = 300 kNm<br />

qz = 6 kN/m<br />

LF7: MyB = -100 kNm<br />

M0 = 150 kNm<br />

qz = 3 kN/m<br />

LF8: MyB = -200 kNm<br />

M0 = 200 kNm<br />

qz = 4 kN/m<br />

LF9: Mym = 100 kNm<br />

Pz = 20 kN<br />

Bild 6.13 Berechnete Lastfälle zur Bestätigung der Gleichungen (6.100) bis (6.104)<br />

97


98<br />

Tabelle 6.5a Stabilisierungsquerkraft QS in [kN] für v0(x) als Sinushalbwelle, c� = 0<br />

x/L<br />

LF1<br />

EBV<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

FEM<br />

LF2<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF3<br />

EBV<br />

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LF4<br />

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FEM<br />

LF9<br />

EBV<br />

FEM<br />

1,93<br />

0,84<br />

6,99<br />

0,34<br />

0,35<br />

-0,45<br />

-0,42<br />

-4,17<br />

-4,42<br />

0,43<br />

0,44<br />

0,58<br />

0,61<br />

-0,29<br />

-0,28<br />

1,83<br />

0,79<br />

6,65<br />

0,68<br />

0,67<br />

0,61<br />

0,59<br />

0,97<br />

1,03<br />

0,89<br />

0,87<br />

1,24<br />

1,22<br />

-0,09<br />

1,56<br />

0,68<br />

5,66<br />

0,86<br />

0,85<br />

1,27<br />

1,24<br />

3,90<br />

4,08<br />

1,06<br />

1,04<br />

1,44<br />

1,41<br />

0,11<br />

1,13<br />

0,49<br />

4,11<br />

0,77<br />

0,76<br />

1,27<br />

1,24<br />

3,90<br />

4,06<br />

0,85<br />

0,83<br />

1,06<br />

1,05<br />

0,22<br />

0,21<br />

0,60<br />

0,26<br />

2,16<br />

0,44<br />

0,75<br />

2,17<br />

2,37<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,31<br />

0,19<br />

0,15<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

-0,26<br />

-0,58<br />

-0,60<br />

0<br />

-0,60<br />

-0,26<br />

-2,16<br />

-0,44<br />

-0,75<br />

-2,17<br />

-2,37<br />

-0,81<br />

-0,80<br />

-1,38<br />

-1,39<br />

-0,19<br />

-0,15<br />

-1,13<br />

-0,49<br />

-4,11<br />

-0,77<br />

-0,76<br />

-1,27<br />

-1,24<br />

-3,90<br />

-4,06<br />

-1,12<br />

-1,09<br />

-1,84<br />

-1,80<br />

-0,22<br />

-0,21<br />

-1,56<br />

-0,68<br />

-5,66<br />

-0,86<br />

-0,85<br />

-1,27<br />

-1,24<br />

-3,90<br />

-4,08<br />

-0,99<br />

-0,97<br />

-1,46<br />

-1,44<br />

-1,83<br />

-0,79<br />

-6,65<br />

-0,68<br />

-0,67<br />

-0,61<br />

-0,59<br />

-0,97<br />

-1,03<br />

-0,39<br />

-0,38<br />

0,01<br />

0,00<br />

-1,93<br />

-0,84<br />

-6,99<br />

-0,34<br />

-0,35<br />

Tabelle 6.5b Stabilisierungsquerkraft QS in [kN] für v0(x) als Sinushalbwelle, c� = 5 kNm/m<br />

x/L<br />

LF1<br />

EBV<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

FEM<br />

LF2<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF3<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF4<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF5<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF6<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF7<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF8<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF9<br />

EBV<br />

FEM<br />

1,62<br />

0,25<br />

0,26<br />

0,04<br />

-0,13<br />

-0,25<br />

-0,24<br />

0,06<br />

0,09<br />

-0,11<br />

1,54<br />

0,23<br />

0,25<br />

0,14<br />

0,06<br />

0,05<br />

-0,02<br />

-0,03<br />

0,19<br />

0,18<br />

0,23<br />

-0,05<br />

1,31<br />

0,20<br />

0,21<br />

0,22<br />

0,23<br />

0,22<br />

0,23<br />

0,22<br />

0,26<br />

0,25<br />

0,30<br />

0,29<br />

0,03<br />

0,95<br />

0,15<br />

0,15<br />

0,22<br />

0,28<br />

0,33<br />

0,32<br />

0,22<br />

0,21<br />

0,21<br />

0,08<br />

0,50<br />

0,08<br />

0,08<br />

0,13<br />

0,19<br />

0,18<br />

0,23<br />

0,07<br />

0,01<br />

0,08<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

-0,10<br />

-0,21<br />

-0,20<br />

0<br />

-0,50<br />

-0,08<br />

-0,08<br />

-0,13<br />

-0,19<br />

-0,18<br />

-0,23<br />

-0,24<br />

-0,33<br />

-0,08<br />

-0,95<br />

-0,15<br />

-0,15<br />

-0,22<br />

-0,28<br />

-0,33<br />

-0,32<br />

-0,28<br />

-0,27<br />

-0,30<br />

-0,08<br />

-0,11<br />

-1,31<br />

-0,20<br />

-0,21<br />

-0,22<br />

-0,23<br />

-0,22<br />

-0,23<br />

-0,22<br />

-0,19<br />

-0,14<br />

-0,13<br />

-0,03<br />

0,09<br />

-1,54<br />

-0,23<br />

-0,25<br />

-0,14<br />

-0,06<br />

-0,05<br />

0,02<br />

0,03<br />

-0,02<br />

0,07<br />

0,08<br />

0,05<br />

0,45<br />

0,42<br />

4,17<br />

4,42<br />

0,45<br />

0,43<br />

2,03<br />

0,29<br />

0,28<br />

-1,62<br />

-0,25<br />

-0,26<br />

-0,04<br />

0,13<br />

0,25<br />

0,24<br />

0,14<br />

0,13<br />

0,22<br />

0,20<br />

0,11


Tabelle 6.5c Stabilisierungsquerkraft QS in [kN] für v0(x) als Parabel, c� = 0<br />

x/L 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

LF1<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF2<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF3<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF4<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF5<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF6<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF7<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF8<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF9<br />

EBV<br />

FEM<br />

2,24<br />

2,23<br />

1,18<br />

1,14<br />

7,01<br />

7,02<br />

0,39<br />

0,40<br />

-0,56<br />

-0,50<br />

-3,09<br />

-3,15<br />

0,49<br />

0,61<br />

0,62<br />

-0,23<br />

-0,22<br />

1,95<br />

0,84<br />

0,85<br />

6,90<br />

6,87<br />

0,69<br />

0,57<br />

0,54<br />

0,67<br />

0,74<br />

0,87<br />

0,86<br />

1,12<br />

-0,06<br />

1,53<br />

0,61<br />

5,88<br />

5,87<br />

0,81<br />

0,80<br />

1,12<br />

1,09<br />

2,64<br />

2,69<br />

0,96<br />

0,94<br />

1,19<br />

1,18<br />

0,09<br />

1,04<br />

0,41<br />

0,40<br />

4,25<br />

4,24<br />

0,69<br />

0,68<br />

1,09<br />

1,06<br />

2,65<br />

2,67<br />

0,72<br />

0,70<br />

0,81<br />

0,80<br />

0,17<br />

0,16<br />

0,53<br />

0,20<br />

2,23<br />

2,22<br />

0,38<br />

0,63<br />

1,49<br />

1,56<br />

0,26<br />

0,15<br />

0,14<br />

0,11<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

-0,27<br />

-0,57<br />

0<br />

-0,53<br />

-0,20<br />

-2,23<br />

-2,22<br />

-0,38<br />

-0,63<br />

-1,49<br />

-1,56<br />

-0,73<br />

-1,17<br />

-0,14<br />

-0,11<br />

-1,04<br />

-0,41<br />

-0,40<br />

-4,25<br />

-4,24<br />

-0,69<br />

-0,68<br />

-1,09<br />

-1,06<br />

-2,65<br />

-2,67<br />

-1,00<br />

-0,98<br />

-1,47<br />

-1,46<br />

-0,17<br />

-0,16<br />

-1,53<br />

-0,61<br />

-5,88<br />

-5,87<br />

-0,81<br />

-0,80<br />

-1,12<br />

-1,09<br />

-2,64<br />

-2,69<br />

-0,92<br />

-0,90<br />

-1,16<br />

-1,95<br />

-0,84<br />

-0,85<br />

-6,90<br />

-6,87<br />

-0,69<br />

-0,57<br />

-0,54<br />

-0,67<br />

-0,74<br />

-0,38<br />

-0,36<br />

-0,01<br />

-0,02<br />

-2,24<br />

-2,23<br />

-1,18<br />

-1,14<br />

-7,01<br />

-7,02<br />

-0,39<br />

-0,40<br />

Tabelle 6.5d Stabilisierungsquerkraft QS in [kN] für v0(x) als Parabel, c� = 5 kNm/m<br />

x/L 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

LF1<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF2<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF3<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF4<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF5<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF6<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF7<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF8<br />

EBV<br />

FEM<br />

LF9<br />

EBV<br />

FEM<br />

1,93<br />

1,92<br />

0,55<br />

0,51<br />

0,07<br />

0,10<br />

0,10<br />

0,09<br />

-0,28<br />

-0,24<br />

-0,49<br />

-0,43<br />

0,13<br />

0,18<br />

0,16<br />

-0,07<br />

-0,06<br />

1,65<br />

0,26<br />

0,29<br />

0,28<br />

0,17<br />

0,16<br />

0,09<br />

0,07<br />

0,03<br />

0,08<br />

0,21<br />

0,26<br />

0,27<br />

-0,03<br />

1,26<br />

0,13<br />

0,26<br />

0,19<br />

0,23<br />

0,22<br />

0,22<br />

0,22<br />

0,24<br />

0,25<br />

0,02<br />

0,84<br />

0,85<br />

0,07<br />

0,16<br />

0,16<br />

0,24<br />

0,23<br />

0,27<br />

0,28<br />

0,15<br />

0,14<br />

0,13<br />

0,05<br />

0,42<br />

0,02<br />

0,03<br />

0,08<br />

0,07<br />

0,09<br />

0,15<br />

0,14<br />

0,20<br />

0,19<br />

0,03<br />

-0,04<br />

0,05<br />

0,04<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

-0,11<br />

-0,10<br />

-0,21<br />

-0,20<br />

0<br />

-0,42<br />

-0,02<br />

-0,03<br />

-0,08<br />

-0,07<br />

-0,09<br />

-0,15<br />

-0,14<br />

-0,20<br />

-0,19<br />

-0,20<br />

-0,29<br />

-0,05<br />

-0,04<br />

-0,84<br />

-0,85<br />

-0,07<br />

-0,16<br />

-0,16<br />

-0,24<br />

-0,23<br />

-0,27<br />

-0,28<br />

-0,24<br />

-0,25<br />

-0,26<br />

-0,05<br />

-0,09<br />

-1,26<br />

-0,13<br />

-0,26<br />

-0,19<br />

-0,23<br />

-0,22<br />

-0,22<br />

-0,20<br />

-0,19<br />

-0,15<br />

-0,14<br />

-0,02<br />

0,06<br />

-1,65<br />

-0,26<br />

-0,29<br />

-0,28<br />

-0,17<br />

-0,16<br />

-0,09<br />

-0,07<br />

-0,03<br />

-0,08<br />

-0,05<br />

-0,04<br />

0,01<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,56<br />

0,50<br />

3,09<br />

3,15<br />

0,59<br />

0,53<br />

1,87<br />

1,83<br />

0,23<br />

0,22<br />

-1,93<br />

-1,92<br />

-0,55<br />

-0,51<br />

-0,07<br />

-0,10<br />

-0,10<br />

-0,09<br />

0,28<br />

0,24<br />

0,49<br />

0,43<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,47<br />

0,40<br />

0,07<br />

0,06<br />

99


100<br />

Für die Lastfälle LF1, LF2 und LF3 mit konstanter Normalkraft bzw. konstantem<br />

Biegemoment in Verbindung mit einer Vorverformung als Sinushalbwelle liegt der<br />

Sonderfall der Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten vor. Die Sinushalbwelle<br />

für die Verdrehung � des Trägers mit �1 � 0 und �2 = �3 = �4 = �5 = 0 ist<br />

für diese Fälle die exakte Lösung. In den Tabellen 6.5a und 6.5b äußert sich dies<br />

darin, daß die Stabilisierungsquerkraft der Näherungslösung QS,EBV keine Abweichung<br />

zur genauen Lösung QS,FEM aufweist.<br />

Für die anderen Lastfälle LF4 bis LF9 treten geringe Abweichungen zwischen der<br />

Näherungslösung QS,EBV gemäß Gleichung (6.100) und der genauen Lösung QS,FEM<br />

auf. Man erkennt, daß der Verlauf der Stabilisierungsquerkraft QS über die<br />

Trägerlänge für die einzelnen Lastfälle sehr unterschiedlich ist. Der den Gleichungen<br />

(6.104a) und (6.104b) zugrunde liegende 5-gliedrige Sinusansatz für die Verdrehung<br />

� des Trägers ist aber offensichtlich ausreichend, um die Veränderlichkeit der<br />

Stabilisierungslasten in Trägerlängsrichtung richtig abzubilden.<br />

Ein Vergleich der Stabilisierungslasten infolge Vorverformung als Sinushalbwelle mit<br />

den Stabilisierungslasten infolge Vorverformung als Parabel zeigt, daß diese beiden<br />

häufig als gleichwertig eingeschätzten Vorverformungsannahmen zu sehr unterschiedlichen<br />

Ergebnissen führen können. Weiterhin wird deutlich, daß die Stabilisierungslasten<br />

durch eine vorhandene Drehbettung c� stark reduziert werden. Der Einfluß der<br />

verschiedenen Systemparameter Drehbettung, Vorverformung und planmäßige<br />

Belastung in der Trägerebene wird systematisch in Abschnitt 6.3.2 behandelt. An<br />

dieser Stelle soll anhand der Vergleichsrechnungen mit dem FEM-Programm BT II<br />

nur belegt werden, daß die genannten Parameter durch die Gleichungen des EBV-<br />

BDK richtig erfaßt werden.<br />

6.3.1.5 Berücksichtigung der Nachgiebigkeit der seitlichen Halterung<br />

Durch Annahme einer unverschieblichen gebundenen Drehachse in der Ebene der<br />

seitlichen Stützung werden die Freiwerte zur Beschreibung der Verformungen des<br />

stabilisierten Trägers <strong>im</strong> Vergleich zu einem Träger mit nachgiebiger seitlicher Halterung<br />

halbiert. Diese Halbierung der wesentlichen Systemfreiheitsgrade ist ein entscheidender<br />

Vorteil bei der Ableitung von Näherungsformeln für die Berechnung von<br />

Stabilisierungslasten. Die Nachgiebigkeit einer Obergurthalterung kann bei Erhaltung<br />

dieses Vorteils näherungsweise durch den Ansatz einer vergrößerten Vorverformung<br />

v 0 berücksichtigt werden, welche die seitliche Verformung der nachgiebigen<br />

Halterung mit abdeckt. Diese Vorgehensweise wird nachfolgend erläutert.<br />

Ist die kontinuierliche seitliche Halterung des Obergurts nicht unverschieblich sondern<br />

schubweich, was auf Trapezprofilschubfelder und näherungsweise auf engmaschige<br />

Verbände zutrifft, so wird sich der Obergurt infolge der qS-Lasten gemäß<br />

Gleichung (6.94) verschieben. Die Obergurtverformung in y-Richtung infolge<br />

Schubweichheit der seitlichen Halterung kann mit Gleichung (6.106) berechnet<br />

werden.


vOG(x) =<br />

M S (6.106)<br />

( x)<br />

S*<br />

mit MS ( x)<br />

� ���q<br />

S(<br />

x)<br />

dxdx<br />

S * = Schubsteifigkeit der Obergurthalterung in [kN]<br />

101<br />

Für die Obergurtverformung in Feldmitte wird bei Ansatz einer Vorverformung v0 als<br />

Sinushalbwelle aus Gleichung (6.106) Gleichung (6.107). Der erste Summand in der<br />

Gleichung (6.107) stellt die Obergurtverformung infolge äußerer Gleichstreckenlast qy<br />

dar. Die restlichen Summanden beschreiben die Obergurtverformung infolge Imperfektionsanteil<br />

der Stabilisierungslast qS (v0,m) und infolge Verformungsanteil der<br />

Stabilisierungslast qS (V) = qS (�1, �2, �3, �4, �5).<br />

L<br />

vOG,m = vOG(x= )<br />

2<br />

� 2<br />

1 qy<br />

� L � N 1 � 1<br />

��<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� 1 6 2<br />

� � � v0,<br />

m � � � � � �MyA � MyB��4�M0����<br />

��<br />

�<br />

2<br />

S*<br />

��<br />

8 � 2 hS<br />

� 2<br />

� 4 � � ��<br />

� 2<br />

�<br />

Pz<br />

� L � 1 1 ��<br />

�<br />

� ip<br />

h<br />

�<br />

S GIT<br />

�<br />

� � � N � � � ��1��3��5� h �<br />

� �<br />

S 2 �<br />

� � � � � �<br />

� hS<br />

4 h<br />

�<br />

� � � � � �<br />

�<br />

S �<br />

� � � �<br />

� yB yA � 2 M M<br />

1<br />

� � � � �<br />

�<br />

M0<br />

� � � � � 2 � � � 2 � ��<br />

� 8 � � ��<br />

� �2<br />

� � � � � � � � � � � � � ��<br />

2 1<br />

3<br />

5<br />

� � � 2 � � 9 6 � � 25 10 ��<br />

P �<br />

�<br />

z �<br />

� 1 1 � � 1 1 � � 1 1 �<br />

� � L � �<br />

� � � �<br />

1 �<br />

� �<br />

� � �<br />

� � �3<br />

� �<br />

��<br />

� �<br />

� 5 �<br />

� � �<br />

�<br />

2<br />

�<br />

� � 2 � � � 2 3�<br />

� � 2 5�<br />

��<br />

2<br />

� � � � � ��<br />

�<br />

c�<br />

�<br />

L �3<br />

�5<br />

� q � � �<br />

�<br />

�<br />

� � �<br />

��<br />

� � �<br />

�<br />

� �<br />

1 �<br />

�<br />

hS<br />

� � � � � 9 25 ���<br />

z (6.107)<br />

Man kann zeigen, daß sich diese Obergurtverformung fast ausschließlich aus einer<br />

Schwerpunktverschiebung v des Trägers und nur zu einem kleinen Bruchteil aus einer<br />

Querschnittsverdrehung � zusammensetzt. Dies liegt daran, daß die Torsionssteifigkeit<br />

baupraktisch üblicher Träger deutlich größer ist als die Biegesteifigkeit um<br />

die schwache Achse. Es kann also näherungsweise unterstellt werden, daß die<br />

Obergurtverformung vOG für den Träger eine Schwerpunktverformung v bewirkt,<br />

ohne eine Querschnittsverdrehung � zu verursachen. Folglich kann man die Stabilisierungslasten<br />

eines Trägers mit kontinuierlicher schubweicher Obergurthalterung<br />

näherungsweise dadurch berechnen, daß man anstelle der geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektion<br />

v0,m die vergrößerte Vorverformung v 0,<br />

m gemäß Gleichung (6.108)<br />

ansetzt.


102<br />

v � v � v<br />

(6.108)<br />

0,<br />

m<br />

0,<br />

m<br />

OG,<br />

m<br />

Es wird also ersatzweise ein Träger mit gebundener Drehachse berechnet, dessen<br />

Vorverformung infolge äußerer Last qy und Stabilisierungslast qS vergrößert wird.<br />

Daraus läßt sich folgende iterative Vorgehensweise ableiten:<br />

Tabelle 6.6 Iterationsschema zur Berechnung der vergrößerten Vorverformung 0,<br />

m<br />

0. Schritt<br />

( 0)<br />

Gl. (6.107) � v �q� 1. Schritt:<br />

( 0)<br />

0,<br />

m � v0,<br />

m<br />

v � v<br />

Gl. (6.91) mit<br />

OG,<br />

m<br />

( 0)<br />

OG,<br />

m<br />

0,<br />

m<br />

y<br />

( 0)<br />

0,<br />

m<br />

v � v � V<br />

( 0)<br />

( 1)<br />

( 0)<br />

( 0)<br />

Gl. (6.107) � vOG,<br />

m[<br />

qy<br />

, qS(<br />

v0,<br />

m),<br />

qS(<br />

V )]<br />

2. Schritt:<br />

( 1)<br />

0,<br />

m<br />

v � v � v<br />

0,<br />

m<br />

Gl. (6.91) mit<br />

( 1)<br />

OG,<br />

m<br />

0,<br />

m<br />

( 1)<br />

0,<br />

m<br />

v � v � V<br />

( 1)<br />

( 2)<br />

( 1)<br />

( 1)<br />

OG, m y S 0,<br />

m S V<br />

Gl. (6.107) � v [ q , q ( v ), q ( )]<br />

3. Schritt:<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v � v � v<br />

0,<br />

m<br />

Gl. (6.91) mit<br />

( 2)<br />

OG,<br />

m<br />

0,<br />

m<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v � v � V<br />

( 2)<br />

( 3)<br />

( 2)<br />

( 2)<br />

OG, m y S 0,<br />

m S V<br />

Gl. (6.107) � v [ q , q ( v ), q ( )]<br />

Diese Schritte werden wiederholt, bis Konvergenz eintritt.<br />

v<br />

( i�<br />

1)<br />

( i)<br />

0,<br />

m � v0,<br />

m<br />

� �<br />

Die Aussage, daß die Querschnittsverdrehung � gegenüber der Querschnittsverschiebung<br />

v vernachlässigt werden kann, wenn eine Verschiebung des Obergurtes<br />

infolge Nachgiebigkeit der seitlichen Halterung auftritt, soll nachfolgend formelmäßig<br />

belegt werden. Betrachtet wird dafür ein gabelgelagerter Einfeldträger, der in<br />

Feldmitte durch eine Einzellast Py in Höhe des Obergurtes belastet wird. Die<br />

v


Obergurtverschiebung vOG setzt sich gemäß Bild 6.14 bzw. Gleichung (6.109) aus<br />

zwei Anteilen vOG,v und vOG,� zusammen.<br />

Bild 6.14 Anteile der Verformungen v und � an der Obergurtverformung vOG<br />

hS<br />

v OG � v � � � � vOG,<br />

v � vOG,<br />

�<br />

(6.109)<br />

2<br />

103<br />

Für die Verschiebung vm in Feldmitte gilt Gleichung (6.110), für die Verdrehung �m<br />

in Feldmitte näherungsweise Gleichung (6.111) mit dem Verringerungsfaktor �T<br />

gemäß Gleichung (6.113). Vergleiche dazu auch [36] und Gleichung (6.5) in<br />

Abschnitt 6.1.2. Gleichung (6.115) für den ideellen St. Venant’schen Torsions-<br />

widerstand mit Berücksichtigung der Drehbettung gilt nur, wenn der Verlauf der<br />

Verdrehung � eine Sinushalbwelle ist. An dieser Stelle ist die Verwendung von *<br />

I T<br />

sinnvoll, da keine exakten Verformungen berechnet werden, sondern nur der<br />

qualitative Einfluß einer Drehbettung c� aufgezeigt werden soll.<br />

v<br />

3<br />

3<br />

Py<br />

� L<br />

Py<br />

� e � L<br />

m � (6.110) �m<br />

� � �T<br />

48 � EIz<br />

48 � EI�<br />

mit<br />

h<br />

e �<br />

2<br />

�<br />

1<br />

�<br />

1�<br />

S<br />

(6.112)<br />

� T<br />

2<br />

�T<br />

2<br />

�<br />

*<br />

T � L �<br />

*<br />

GIT<br />

EI�<br />

(6.114)<br />

*<br />

IT<br />

2<br />

c L<br />

IT<br />

� � 2 G �<br />

(6.111)<br />

(6.113)<br />

� � (6.115)<br />

Bildet man das Verhältnis von Obergurtverformung infolge � zu Obergurtverformung<br />

infolge v, so erhält man ein Maß für den Fehler, den man bei Vernachlässigung der<br />

Verdrehung � macht.<br />

v<br />

v<br />

OG,<br />

�<br />

OG,<br />

v<br />

�<br />

P<br />

y<br />

hS<br />

2<br />

3<br />

� � L � �<br />

48 � EI<br />

�<br />

T<br />

hS<br />

48 � EI<br />

� �<br />

2 P � L<br />

y<br />

z<br />

3<br />

2<br />

hS<br />

EIz<br />

= � � �T<br />

� �T<br />

4 EI�<br />

(6.116)


104<br />

Ist der Wert �T klein (z.B. �T � 0,1), dann ist auch der Fehler, der durch Vernachlässigung<br />

des Anteils vOG,� entsteht, zu vernachlässigen. In Tabelle 6.7 ist Gleichung<br />

(6.116) für ein Profil IPE 400 mit verschiedenen Trägerlängen L und Drehbettungen<br />

c� ausgewertet. Man erkennt, daß für baupraktische Trägerlängen von L � 10 m die<br />

Näherung � � 0 erfüllt ist.<br />

Tabelle 6.7 �T gemäß Gleichung (6.113) für ein Profil IPE 400 mit verschiedenen Trägerlängen<br />

L und Drehbettungen c�<br />

L [m]<br />

5 10 15 20 25 30<br />

c� [kNm/m]<br />

0 0,495 0,197 0,098 0,058 0,038 0,027<br />

5 0,429 0,099 0,028 0,010 0,005 0,002<br />

10 0,379 0,066 0,016 0,006 0,002 0,001<br />

20 0,306 0,040 0,009 0,003 0,001 0,001<br />

Anhand des in Bild 5.4 dargestellten Beispiels soll die Berechnung von Stabilisierungslasten<br />

mit den Steifigkeitsmatrizen für gebundene Drehachse gemäß Bild 6.12<br />

und der iterativen Vergrößerung der Vorverformung v0 zur Berücksichtigung der<br />

Nachgiebigkeit der Obergurthalterung gemäß Tabelle 6.6 vorgeführt werden.<br />

Für LF1 (Gleichstreckenlast), LF2 (Gleichstreckenlast und negative Randmomente)<br />

und LF3 (konstantes Moment) ist der Verlauf der Iteration nachfolgend angegeben:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

( 3)<br />

0,<br />

m<br />

LF1 LF2 LF3<br />

0<br />

0 (<br />

OG, m � v 0<br />

) 0 (<br />

OG, m � v 0<br />

) 0 (<br />

OG, m �<br />

v )<br />

v ) 0 (<br />

v ) 0 (<br />

v ) 0 (<br />

0, m � 6 cm<br />

0, m � 6 cm<br />

0, m � 6 cm<br />

( 1)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 0,77 cm �<br />

( 1)<br />

0,<br />

m<br />

v = 6,77 cm<br />

( 2)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 0,87 cm �<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v = 6,87 cm<br />

v �<br />

( 3)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 0,88 cm �<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v = 6,9 cm<br />

�<br />

( 4)<br />

0,<br />

m<br />

( 1)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 1,31 cm �<br />

( 1)<br />

0,<br />

m<br />

v = 7,31 cm<br />

( 2)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 1,60 cm �<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v = 7,60 cm<br />

( 3)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 1,67 cm �<br />

( 3)<br />

0,<br />

m<br />

v = 7,67 cm<br />

( 4)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 1,68 cm<br />

( 3)<br />

0,<br />

m<br />

v � v = 7,7 cm<br />

( 3)<br />

0,<br />

m<br />

( 1)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 0,63 cm<br />

( 1)<br />

0,<br />

m<br />

v = 6,63 cm<br />

( 2)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 0,70 cm<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v = 6,70 cm<br />

v �<br />

( 3)<br />

OG,<br />

m<br />

v = 0,70 cm<br />

( 2)<br />

0,<br />

m<br />

v = 6,7 cm


Es werden also folgende Vorverformungsordinaten für die Berechnung am System<br />

mit gebundener Drehachse angesetzt:<br />

LF1: v0, m � 6,<br />

9 cm<br />

LF2: v0, m � 7,<br />

7 cm<br />

LF3: 6,<br />

7 cm<br />

v0, m �<br />

105<br />

Die sich daraus ergebenden Stabilisierungslasten qS gemäß Gleichung (6.94) sind in<br />

den Bildern 6.15a, 6.15b und 6.15c jeweils den genauen Ergebnissen aus einer<br />

Berechnung mit dem Programm DRILL [24] gegenübergestellt. Die Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

der Ergebnisse ist gut und bestätigt damit die Überlegungen zur näherungsweisen<br />

Berechnung von Trägern mit schubweicher Obergurthalterung als Träger<br />

mit gebundener Drehachse am Obergurt und vergrößerter Vorverformung v0.<br />

qs [kN/m]<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

LF 1: q z= 10 kN/m<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

DRILL, v0m = 6 cm<br />

EBV-BDK Gl. (6.94), v0m = 6,9 cm<br />

Bild 6.15a Vergleich der Stabilisierungslasten berechnet mit dem Programm DRILL mit<br />

v0,m = 6 cm und Gleichung (6.94) mit v0,m = v 0,<br />

m = 6,9 cm für LF1 des Beispiels<br />

aus Bild 5.4


106<br />

qs [kN/m]<br />

LF 2: qz= 20 kN/m, Ms= -1125 kNm<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

x/L<br />

DRILL, v0m = 6 cm<br />

EBV-BDK Gl. (6.94), v0m = 7,7 cm<br />

Bild 6.15b Vergleich der Stabilisierungslasten berechnet mit dem Programm DRILL<br />

mit v0,m = 6 cm und Gleichung (6.94) mit v0,m = v 0,<br />

m = 7,7 cm für LF2 des<br />

Beispiels aus Bild 5.4<br />

qs [kN/m]<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

LF 3: M s= 1125 kNm<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

DRILL, v0m = 6 cm<br />

EBV-BDK Gl. (6.94), v0m = 6,7 cm<br />

Bild 6.15c Vergleich der Stabilisierungslasten berechnet mit dem Programm DRILL,<br />

mit v0,m = 6 cm und Gleichung (6.94) mit v0,m = v 0,<br />

m = 6,7 cm für LF3 des<br />

Beispiels aus Bild 5.4


6.3.2 Einflußparameter für Stabilisierungslasten<br />

6.3.2.1 Vorbemerkungen<br />

107<br />

In Abschnitt 6.3.1.4 wird anhand der Berechnungsbeispiele aus Bild 6.13 und den<br />

Tabellen 6.5a bis 6.5d belegt, daß die Stabilisierungslast qS mit Gleichung (6.94) und<br />

die Stabilisierungsquerkraft QS mit Gleichung (6.100) in sehr guter Näherung zu<br />

genauen Programmberechnungen ermittelt werden können, wenn die Verdrehung �<br />

des untersuchten Trägers mit einem 5-gliedrigen Sinusreihen-Ansatz approx<strong>im</strong>iert<br />

wird. Die untersuchten Varianten bezüglich des Verlaufs der planmäßigen Belastung<br />

in der Trägerebene, des Verlaufs der Vorkrümmung v0 und der vorhandenen<br />

Drehbettung c� des seitlich am Obergurt gestützten Trägers zeigen dabei eine große<br />

Abhängigkeit der auftretenden Stabilisierungslasten von diesen Systemparametern.<br />

In Abschnitt 6.3.2 wird der Einfluß der Systemparamter planmäßige Belastung,<br />

Schlankheit, Drehbettung und Vorverformung des stabilisierten Trägers systematisch<br />

untersucht. Die Aufspaltung der Stabilisierungslast qS gemäß Gleichung (6.94) in<br />

mehrere Anteile ermöglicht dabei eine Einsicht in die Zusammenhänge zwischen den<br />

planmäßigen Schnittgrößenverläufen, den spannungslosen und den elastischen<br />

Verformungen des Trägers einerseits und den auftretenden Stabilisierungslasten<br />

andererseits. Auf diese Weise kann das Verständnis für die be<strong>im</strong> Biegetorsionsproblem<br />

auftretenden Stabilisierungslasten gefördert werden, mit dessen Hilfe sich<br />

auch Größe und Verlauf der Stabilisierungslasten von Trägern abschätzen lassen, die<br />

von den hier behandelten Beispielen abweichen.<br />

6.3.2.2 Untersuchte Parameter<br />

Bild 6.16 zeigt das statische System mit Querschnitt, Vorverformung und vier<br />

Schnittgrößenverläufen, welches als Grundlage für die Parameterstudie in diesem<br />

Abschnitt dient. Für alle untersuchten Beispiele gilt einheitlich:<br />

� Profil: IPE 400<br />

� Stich der Vorkrümmung: v0,m = L/500<br />

� Max<strong>im</strong>ales Biegemoment: My = My,el,d = 250 kNm<br />

� Angriffspunkt der Querlast und der seitlichen Halterung <strong>im</strong> Obergurtmittelpunkt<br />

Aus der Vielzahl möglicher Schnittgrößenverläufe wurden vier Basisfälle ausgewählt:<br />

� LF1: Positive Randmomente<br />

� LF2: Gleichstreckenlast<br />

� LF3: Negative Randmomente und Gleichstreckenlast<br />

� LF4: Einseitiges negatives Randmoment und Gleichstreckenlast<br />

Bei gleichem max<strong>im</strong>alem Biegemoment My ergeben sich für die vier Lastfälle unterschiedlich<br />

große Querkräfte Vz und Gleichstreckenlasten qz, welche in Abhängigkeit


108<br />

von der Trägerlänge L ebenfalls in Bild 6.16 angegeben sind. Die Paramterstudie in<br />

diesem Abschnitt erstreckt sich auf die Variation der Schnittgrößenverläufe LF1 bis<br />

LF4, die Variation der Trägerschlankheit L/h, die Variation der Drehbettung c� und<br />

die Variation des Verlaufs der Vorkrümmung v0 als Sinus- oder als Parabelfunktion.<br />

Bild 6.16 Statisches System, Querschnitt, Vorverformung und Schnittgrößenverläufe als<br />

Grundlage für die Untersuchungen in Abschnitt 6.3.2


6.3.2.3 Variation der Schnittgrößenverläufe<br />

109<br />

Als Einführungsbeispiel wird ein Träger ohne Drehbettung mit sinusförmiger Vorkrümmung<br />

betrachtet. Die Trägerschlankheit wird zu L/h = 40 gewählt, woraus eine<br />

Trägerlänge von L = 16 m resultiert. Der Verzweigungslastfaktor für diese Schlankheit<br />

liegt <strong>im</strong> Lastfall 3 mit den beidseitigen negativen Randmomenten bei �Ki = 1,38.<br />

Der mit Gleichung (6.94) berechnete Verlauf der Stabilisierungslast qS über die<br />

Trägerlänge ist für alle vier untersuchten Lastfälle in Bild 6.17a dargestellt. Bild 6.17b<br />

zeigt die aus qS resultierende Querkraft QS in der seitlichen Halterung gemäß<br />

Gleichung (6.100).<br />

Die <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung ist für die vier untersuchten Lastfälle<br />

sehr unterschiedlich groß, obwohl in allen Fällen ein gleich großes max<strong>im</strong>ales Biegemoment<br />

in Feldmitte vorliegt. Auffällig ist die Tatsache, daß der Lastfall 1 mit<br />

konstantem Biegemoment die geringsten Stabilisierungslasten verursacht. Die in der<br />

Literatur häufig vertretene Ansicht, daß ein veränderlicher Biegemomentenverlauf als<br />

Näherung auf der sicheren Seite durch einen konstanten Biegemomentenverlauf mit<br />

gleichem Max<strong>im</strong>alwert ersetzt werden kann, wird mit diesem Beispiel eindeutig<br />

widerlegt.<br />

Da die Verdrehung � des stabilisierten Trägers für die Erklärung der auftretenden<br />

Stabilisierungslasten eine entscheidende Rolle spielt, ist ihr Verlauf über die<br />

Trägerlänge für alle vier untersuchten Lastfälle in Bild 6.17c dargestellt.<br />

Die Lastfälle 1 und 2 mit durchgehend gehaltenem Druckgurt weisen nur geringe<br />

Verdrehungen auf. Bei Lastfall 4 mit einseitigem negativem Randmoment verschiebt<br />

sich das Max<strong>im</strong>um der Verdrehung � von der Feldmitte hin zum Auflager mit dem<br />

negativen Randmoment. Der bereichsweise gedrückte freie Untergurt des Trägers<br />

führt zu einer spürbaren Vergrößerung der max<strong>im</strong>alen Verdrehung <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

den Lastfällen 1 und 2. Noch deutlicher sichtbar wird das vorliegende Stabilitätsproblem<br />

bei gedrücktem Untergurt für den Lastfall 3 mit beidseitigen negativen<br />

Randmomenten. Der Verzweigungslastfaktor liegt <strong>im</strong> Lastfall 3 nur bei �Ki = 1,38,<br />

wohingegen er in den Lastfällen 1 und 2 unendlich ist, da der Druckgurt des<br />

stabilisierten Trägers auf der gesamten Länge gehalten ist.<br />

Ein Vergleich der Bilder 6.17a und 6.17c offenbart, daß mit steigender Torsionsverdrehung<br />

� auch die positive Stabilisierungslast qS in Feldmitte anwächst. Die<br />

Lastfälle 2, 3 und 4 mit veränderlichem Biegemomentenverlauf verursachen negative<br />

Stabilisierungslasten qS in Auflagernähe, welche ebenfalls mit steigender Torsionsverdrehung<br />

� anwachsen.<br />

Der Nulldurchgang der Stabilisierungslast qS markiert jeweils die Stelle der max<strong>im</strong>alen<br />

Querkraft QS in der seitlichen Halterung. Für Lastfall 1 liegt das Max<strong>im</strong>um von<br />

QS am Auflager, für die anderen Lastfälle etwa in den Viertelspunkten des Trägers.


110<br />

Eine anschauliche Erklärung der großen Unterschiede zwischen den Stabilisierungslasten<br />

der vier verschiedenen Schnittgrößenverläufe gelingt mit der Aufspaltung der<br />

Stabilisierungslast qS in die Anteile der einzelnen Einflußparameter gemäß Gleichung<br />

(6.117).<br />

q<br />

S � qS,<br />

v � qS,<br />

GI � qS,<br />

V � qS,<br />

q � q<br />

0<br />

T<br />

z z S,<br />

c�<br />

mit<br />

q<br />

S,<br />

v0<br />

q<br />

q<br />

q<br />

q<br />

S,<br />

GI<br />

S,<br />

Vz<br />

S,<br />

q<br />

S,<br />

c<br />

T<br />

� M<br />

�<br />

h<br />

S<br />

GI<br />

�<br />

h<br />

S<br />

� �Vz<br />

� q<br />

z z<br />

�<br />

� c<br />

�<br />

h<br />

qs [kN/m]<br />

y<br />

T<br />

� �<br />

S<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

�<br />

� v��<br />

0<br />

� ��� � ��<br />

� �<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs LF 1 qs LF 2<br />

qs LF 3 qs LF 4<br />

(6.117)<br />

Bild 6.17a Stabilisierungslasten qS für vier verschiedene Schnittgrößenverläufe mit<br />

gleichem max<strong>im</strong>alem Biegemoment My in Feldmitte


Qs [kN]<br />

15<br />

10<br />

5<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

Qs LF 1 Qs LF 2<br />

Qs LF 3 Qs LF 4<br />

Bild 6.17b Stabilisierungsquerkräfte QS für vier verschiedene Schnittgrößenverläufe mit<br />

gleichem max<strong>im</strong>alem Biegemoment My in Feldmitte<br />

[rad]<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

LF 1 LF 2<br />

LF 3 LF 4<br />

Bild 6.17c Torsionsverdrehungen � für vier verschiedene Schnittgrößenverläufe mit<br />

gleichem max<strong>im</strong>alem Biegemoment My in Feldmitte<br />

111


112<br />

Die Bilder 6.18a bis 6.18d zeigen die Aufspaltung der Stabilisierungslast qS in ihre<br />

einzelnen Anteile für alle vier untersuchten Schnittgrößenverläufe. Für Lastfall 1 mit<br />

konstantem Biegemoment setzt sich die Stabilisierungslast nur aus dem Imperfek-<br />

tionsanteil<br />

S,<br />

GIT<br />

q und dem Verformungsanteil der St. Venant’schen Torsionssteifigkeit<br />

S,<br />

v0<br />

q zusammen. Der Imperfektionsanteil<br />

q als Produkt von Gurtkraft und<br />

S,<br />

v0<br />

Vorkrümmung entspricht dabei genau derjenigen Stabilisierungslast, die am Druckstabmodell<br />

nach Gerold gemäß Bild 1.3 ermittelt werden kann.<br />

Ein Vergleich der Stabilisierungslast qS mit dem Imperfektionsanteil<br />

q liefert für<br />

S,<br />

v0<br />

jedes Bild 6.18a bis 6.18d deshalb jeweils eine Aussage darüber, welcher Fehler bei<br />

der Berechnung der Stabilisierungslast mit dem Druckstabmodell gemacht wird. Für<br />

den in Bild 6.18a dargestellten Lastfall 1 ist dieser Fehler gering, da die<br />

Stabilisierungslast durch den Imperfektionsanteil q S,<br />

v dominiert wird und lediglich<br />

0<br />

eine geringfügige Reduzierung von q infolge q erfolgt.<br />

qs [kN/m]<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

Lastfall 1<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

S,<br />

v0<br />

S,<br />

GIT<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs qs v0 qs GIt<br />

Bild 6.18a Anteile an der Stabilisierungslast gemäß Gleichung (6.117) für Lastfall 1


qs [kN/m]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

Lastfall 2<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs qs v0 qs GIt<br />

qs Vz qs qz<br />

Bild 6.18b Anteile an der Stabilisierungslast gemäß Gleichung (6.117) für Lastfall 2<br />

qs [kN/m]<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

Lastfall 3<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs qs v0 qs GIt<br />

qs Vz qs qz<br />

Bild 6.18c Anteile an der Stabilisierungslast gemäß Gleichung (6.117) für Lastfall 3<br />

113


114<br />

qs [kN/m]<br />

3<br />

2<br />

1<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

Lastfall 4<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 0<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs qs v0 qs GIt<br />

qs Vz qs qz<br />

Bild 6.18d Anteile an der Stabilisierungslast gemäß Gleichung (6.117) für Lastfall 4<br />

Für die anderen drei in den Bildern 6.18b bis 6.18d dargestellten Lastfälle sind die<br />

Abweichungen zwischen den Stabilisierungslasten des räumlichen Modells qS und den<br />

Stabilisierungslasten des Druckstabmodells q S,<br />

v so erheblich, daß das Druck-<br />

0<br />

stabmodell als ungeeignet beurteilt werden muß, um die Stabilisierungslasten von<br />

Trägern mit veränderlichem Biegemomentenverlauf zu ermitteln. Die auftretenden<br />

Stabilisierungslasten können durch das Druckstabmodell nicht richtig beschrieben<br />

werden, da sie pr<strong>im</strong>är durch die Torsionsverdrehung � hervorgerufen werden, die<br />

infolge Theorie II. Ordnung am vorgekrümmten Träger entsteht.<br />

Bild 6.18b mit den Stabilisierungslastanteilen für Lastfall 2 ist zu entnehmen, daß die<br />

negativen Stabilisierungslasten in Auflagernähe aus dem Querkraftanteil q S,<br />

v her-<br />

z<br />

rühren. Die positive Stabilisierungslast in Feldmitte setzt sich aus dem Imperfektionsanteil<br />

q S,<br />

v und aus dem Querlastanteil q<br />

0<br />

S,<br />

q zusammen, wobei analog zu Lastfall 1<br />

z<br />

eine leichte Reduzierung infolge q erfolgt.<br />

S,<br />

GIT<br />

Der Unterschied zwischen den Stabilisierungslasten <strong>im</strong> Lastfall 1 mit konstantem<br />

Biegemoment und den Stabilisierungslasten <strong>im</strong> Lastfall 2 mit Gleichstreckenlast wird<br />

durch die <strong>im</strong> Lastfall 2 zusätzlich vorhandenen Auswirkungen der Querkraft Vz und<br />

der Querlast qz verursacht. Eine große Querlast qz bewirkt große positive Stabilisierungslasten<br />

in Feldmitte. Große Querkräfte Vz führen zu großen negativen Stabilisierungslasten<br />

in Auflagernähe.


115<br />

Neben der Größe der planmäßigen Belastung in der Trägerebene spielt die Verdrehung<br />

� des stabilisierten Trägers eine entscheidende Rolle für die entstehenden<br />

Stabilisierungslasten. Sehr deutlich wird dies anhand der Stabilisierungslastanteile für<br />

Lastfall 3 in Bild 6.18c. Da sich in diesem Lastfall eine sehr große Verdrehung von<br />

� > 0,2 rad einstellt, ergeben sich positive Stabilisierungslasten q S,<br />

q in Feldmitte und<br />

z<br />

negative Stabilisierungslasten q S,<br />

V am Auflager, die um ein Vielfaches größer sind<br />

z<br />

als <strong>im</strong> Lastfall 2 mit einer sehr viel kleineren Verdrehung. Eine Verdoppelung des<br />

Stabilisierungslastanteils q S,<br />

q be<strong>im</strong> Übergang von Lastfall 2 zu Lastfall 3 ist auf die<br />

z<br />

<strong>im</strong> Lastfall 3 doppelt so große Querlast qz zurückzuführen. Die darüber hinausgehende<br />

Vergrößerung der Stabilisierungslasten hängt mit dem Anwachsen der Verdrehung �<br />

infolge Theorie II. Ordnung zusammen.<br />

Im Lastfall 4 mit einseitigem negativem Randmoment liegt sowohl die Größe der<br />

planmäßigen Belastung qz und Vz als auch die Größe der max<strong>im</strong>alen Verdrehung �<br />

zwischen den Werten der Lastfälle 2 und 3. Die Größe der in Bild 6.18d dargestellten<br />

Stabilisierungslastanteile für den Lastfall 4 liegt deshalb ebenfalls zwischen den<br />

Werten der entsprechenden Anteile in den Lastfällen 2 und 3. Die asymmetrische<br />

Eigenschaft des Lastfalls 4 wirkt sich hauptsächlich auf die negativen Stabilisierungslasten<br />

in Auflagernähe aus. Die größeren negativen Stabilisierungslasten entstehen<br />

am rechten Auflager mit der größeren Querkraft Vz.<br />

6.3.2.4 Variation der Trägerschlankheit und der Drehbettung<br />

Um die Fragestellung zu beantworten, wie sich die Trägerschlankheit L/h und eine<br />

Drehbettung c� auf die Stabilisierungslasten der seitlich am Obergurt gestützten<br />

Träger auswirken, werden weitere Varianten des Lastfalls 2 Gleichstreckenlast und<br />

des Lastfalls 3 Gleichstreckenlast mit beidseitigen negativen Randmomenten untersucht.<br />

Eine Gegenüberstellung der Stabilisierungslasten qS und der Stabilisierungsquerkräfte<br />

QS erfolgt für die berechneten Varianten des Lastfalls 2 in Bild 6.19 und<br />

für die berechneten Varianten des Lastfalls 3 in Bild 6.20.<br />

Die Untersuchung erstreckt sich auf jeweils drei Schlankheiten L/h = 30, 40 und 50<br />

bzw. Trägerlängen von L = 12, 16 und 20 m, wobei jeweils ein Träger ohne<br />

Drehbettung und ein Träger mit Drehbettung berechnet wird. Die angesetzte<br />

Drehbettung von c� = 5 kNm/m ist ein unterer Grenzwert für die Drehbettung, welche<br />

durch ein aufliegendes Trapezprofil verursacht wird. Andere aufliegende Bauteile wie<br />

Pfetten oder eine Betonplatte verursachen deutlich größere Drehbettungswerte.<br />

Eine Vergleichbarkeit der in den Bildern 6.19 und 6.20 dargestellten Stabilisierungslasten<br />

bei unterschiedlicher Trägerlänge L wird durch die Verwendung der d<strong>im</strong>ensionslosen<br />

Koordinate x/L als Abszisse gewährleistet.


116<br />

Lastfall 2, v 0 = Sinus<br />

qs [kN/m]<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

L=12m, ctheta=0 L=16m, ctheta=0<br />

L=20m, ctheta=0 L=12m, ctheta=5kNm/m<br />

L=16m, ctheta=5kNm/m L=20m, ctheta=5kNm/m<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

Lastfall 2, v 0 = Sinus<br />

Qs [kN]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

x/L<br />

L=12m, ctheta=0 L=16m, ctheta=0<br />

L=20m, ctheta=0 L=12m, ctheta=5kNm/m<br />

L=16m, ctheta=5kNm/m L=20m, ctheta=5kNm/m<br />

x/L<br />

Bild 6.19 <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung bei Variation der Trägerschlankheit<br />

L/h und der Drehbettung c� <strong>im</strong> Lastfall 2


qs [kN/m]<br />

Lastfall 3, v 0 = Sinus<br />

5<br />

2,5<br />

-2,5<br />

-5<br />

-7,5<br />

-10<br />

-12,5<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-15<br />

Lastfall 3, v 0 = Sinus<br />

Qs [kN]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

L=12m, ctheta=0 L=16m, ctheta=0<br />

L=20m, ctheta=0 L=12m, ctheta=5kNm/m<br />

L=16m, ctheta=5kNm/m L=20m, ctheta=5kNm/m<br />

0<br />

0<br />

-5<br />

0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

L=12m, ctheta=0 L=16m, ctheta=0<br />

L=20m, ctheta=0 L=12m, ctheta=5kNm/m<br />

L=16m, ctheta=5kNm/m L=20m, ctheta=5kNm/m<br />

x/L<br />

Bild 6.20 <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung bei Variation der Trägerschlankheit<br />

L/h und der Drehbettung c� <strong>im</strong> Lastfall 3<br />

117


118<br />

Die Nulldurchgänge der Stabilisierungslast qS, welche die Stellen der max<strong>im</strong>alen<br />

Stabilisierungsquerkraft QS markieren, liegen für alle Varianten bei etwa 0,2 · L und<br />

0,8 · L. Bei Änderung der Trägerlänge oder der Drehbettung ändern sich nur die<br />

Max<strong>im</strong>alwerte der positiven Stabilisierungslast qS in Feldmitte und der negativen<br />

Stabilisierungslast qS am Auflager. Der qualitative Verlauf der Stabilisierungslast in<br />

Trägerlängsrichtung ist unabhängig von Trägerlänge und Drehbettung.<br />

Die sowohl größten positiven als auch größten negativen Stabilisierungslasten<br />

ergeben sich <strong>im</strong> Lastfall 2 für den kürzesten der untersuchten Träger. Das hat verschiedene<br />

Ursachen, die anschaulich mit Hilfe der Aufspaltung der Stabilisierungslast<br />

in die Anteile der einzelnen Einflußparameter gemäß Gleichung (6.117) erklärt<br />

werden können. Die <strong>im</strong> Vergleich zu den längeren Trägern größeren positiven<br />

Stabilisierungslasten in Feldmitte beruhen auf der größeren Krümmung v� 0�<br />

und der<br />

größeren Querlast qz. Die größeren negativen Stabilisierungslasten am Auflager<br />

beruhen auf den größeren Querkräften Vz. Ein zusätzlich auftretender Effekt, der<br />

ausführlich in Abschnitt 6.1 aufgezeigt wird, ist die mit der Trägerlänge zunehmende<br />

Lastabtragung durch die St. Venant’sche Torsionssteifigkeit GIT, welche zu einer<br />

Entlastung der seitlichen Halterung bei langen Trägern führt.<br />

Im Lastfall 3 mit negativen Randmomenten werden die beschriebenen Effekte durch<br />

die zunehmende Torsionsverdrehung � bei wachsender Trägerschlankheit überlagert.<br />

Da bei diesem Lastfall infolge des Ausweichens des bereichsweise gedrückten nicht<br />

gehaltenen Untergurtes die Torsionsverdrehung � stark ansteigt, ergeben sich für den<br />

längsten der untersuchten Träger mit der größten Verdrehung � die größten Stabilisierungslasten.<br />

Ist zusätzlich zur seitlichen Halterung eine Drehbettung des stabilisierten Trägers<br />

vorhanden, so werden die Stabilisierungskräfte deutlich reduziert. Die Drehbettung c�<br />

wirkt dabei auf zwei Arten entlastend für die seitliche Halterung. Zum einen werden<br />

die auftretende Torsionsverdrehung � und damit die Stabilisierungslastanteile q S,<br />

q z<br />

und q S,<br />

V reduziert und zum anderen erfolgt eine direkte Aufnahme der Torsions-<br />

z<br />

beanspruchung des stabilisierten Trägers durch die Drehbettung c�, was sich durch<br />

den negativen Anteil q S,<br />

c in Gleichung (6.117) ausdrückt. Da bei Lastfall 3 mit<br />

�<br />

stabilitätsgefährdetem Untergurt die großen auftretenden Torsionsverdrehungen � die<br />

Ursache für die großen entstehenden Stabilisierungslasten sind, ist die Reduzierung<br />

der Stabilisierungslasten infolge Drehbettung deutlich ausgeprägter als <strong>im</strong> Lastfall 2.<br />

Den dominanten Einfluß, den die Drehbettung auf die <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen<br />

Halterung ausübt, kann man sehr gut durch einen Vergleich der Bilder 6.21a und<br />

6.21b belegen. Dargestellt ist die max<strong>im</strong>ale Querkraft QS in der seitlichen Halterung<br />

für vier Lastfälle in Abhängigkeit von der Trägerschlankheit L/h. Bild 6.21a zeigt die<br />

Werte von QS für Träger ohne Drehbettung, Bild 6.21b für Träger mit Drehbettung<br />

c� = 5 kNm/m.


max Qs [kN]<br />

v 0 = Sinus, c � = 0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

LF 1 LF 2 LF 3 LF 4<br />

0,0<br />

20 25 30 35 40 45 50<br />

Bild 6.21a Max<strong>im</strong>ale Querkraft QS in der seitlichen Halterung für vier Lastfälle in<br />

Abhängigkeit von der Schlankheit L/h bei Trägern ohne Drehbettung<br />

v 0 = Sinus, c � = 5 kNm/m<br />

max Qs [kN]<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

20 25 30 35 40 45 50<br />

L/h<br />

LF 1 LF 2 LF 3 LF 4<br />

Bild 6.21b Max<strong>im</strong>ale Querkraft QS in der seitlichen Halterung für vier Lastfälle in Abhängigkeit<br />

von der Schlankheit L/h bei Trägern mit Drehbettung c� = 5 kNm/m<br />

L/h<br />

119


120<br />

Eine Analyse der Ergebnisse für Träger ohne Drehbettung in Bild 6.21a ergibt, daß<br />

die <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung bei Momentenbeanspruchung ohne Vorzeichenwechsel<br />

für den baupraktisch interessanten Schlankheitsbereich zwischen<br />

L/h = 20 und L/h = 50 annähernd konstant ist. Bei Momentenbeanspruchung mit<br />

Vorzeichenwechsel steigt die max<strong>im</strong>ale Querkraft in der seitlichen Halterung mit<br />

zunehmender Schlankheit und damit auch zunehmender Torsionsverdrehung � stark<br />

an. Die Art des Schnittgrößenverlaufs mit beidseitigem oder mit einseitigem negativem<br />

Randmoment hat in diesem Fall eine große Auswirkung auf die <strong>Beanspruchung</strong><br />

der seitlichen Halterung.<br />

Für Träger mit Drehbettung stellt sich die Situation gänzlich anders dar. Bild 6.21b ist<br />

zu entnehmen, daß die max<strong>im</strong>ale Querkraft für alle Lastfälle bei zunehmender<br />

Trägerschlankheit abn<strong>im</strong>mt und nicht ansteigt. Die Lastfälle 3 und 4 mit bereichsweise<br />

negativer Momentenbeanspruchung zeigen das gleiche gutmütige Verhalten in<br />

Bezug auf die <strong>Beanspruchung</strong> der seitlichen Halterung wie die Lastfälle 1 und 2 mit<br />

ausschließlich positivem Biegemomentenverlauf, wenn eine Drehbettung vorhanden<br />

ist.<br />

Um den Effekt der Entlastung der seitlichen Halterung durch die direkte Aufnahme<br />

der Torsionsbeanspruchung des stabilisierten Trägers durch die Drehbettung c� zu<br />

zeigen, werden in den Bildern 6.22a und 6.22b die Stabilisierungslastanteile gemäß<br />

Gleichung (6.117) für Lastfall 2 und 3 des Einführungsbeispiels dargestellt, diesmal<br />

aber mit einer Drehbettung c� = 5 kNm/m. Als zusätzlicher Anteil an der Stabilisierungslast<br />

ist daher der Anteil q vorhanden.<br />

S,<br />

c�<br />

Die infolge Theorie II. Ordnung entstehende Torsionsbeanspruchung des vorgekrümmten<br />

Trägers wird zu einem Teil von der Drehbettung aufgenommen, wodurch<br />

die Torsionsbelastung des stabilisierten Trägers und damit auch die Kräfte in der<br />

seitlichen Halterung reduziert werden. Die Reduktion der Stabilisierungslast qS,<br />

repräsentiert durch den negativen Anteil q S,<br />

c , ist für Lastfall 2 und 3 in den Bildern<br />

�<br />

6.22a und 6.22b deutlich zu erkennen.<br />

Die am räumlichen Modell berechnete Stabilisierungslast qS ist sowohl für Lastfall 2<br />

in Bild 6.22a als auch für Lastfall 3 in Bild 6.22b kleiner als der Imperfektionsanteil<br />

q S,<br />

v , welcher der am Druckstabmodell berechneten Stabilisierungslast ohne<br />

0<br />

Berücksichtigung der Verdrehung � entspricht. Für eine Bemessung der<br />

Stabilisierungskonstruktion könnte in diesen Fällen als Näherung auf der „sicheren<br />

Seite“ die Stabilisierungslast q des Druckstabmodells verwendet werden.<br />

S,<br />

v0


qs [kN/m]<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

Lastfall 2<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 5 kNm/m<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs qs v0<br />

qs GIt qs Vz<br />

qs qz qs ctheta<br />

Bild 6.22a Anteile an der Stabilisierungslast gemäß Gleichung (6.117) für Lastfall 2 mit<br />

Drehbettung<br />

qs [kN/m]<br />

Lastfall 3<br />

L = 16 m, v 0 = Sinus, c � = 5 kNm/m<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

x/L<br />

qs qs v0<br />

qs GIt qs Vz<br />

qs qz qs ctheta<br />

Bild 6.22b Anteile an der Stabilisierungslast gemäß gleichung (6.117) für Lastfall 3 mit<br />

Drehbettung<br />

121


122<br />

Der Imperfektionsanteil<br />

q , welcher sehr einfach auch ohne Kenntnis der<br />

S,<br />

v0<br />

Trägerverdrehung � infolge Theorie II. Ordnung zu berechnen ist, stellt für Lastfälle<br />

mit Gleichstreckenlast qz <strong>im</strong>mer eine obere Schranke für die tatsächliche Stabili-<br />

sierungslast qS dar, wenn die mit der Trägerverdrehung � zusammenhängenden negativen<br />

Anteile q S,<br />

GI und q<br />

T S,<br />

c betragsmäßig größer sind als der positive Anteil q<br />

�<br />

S,<br />

q .<br />

z<br />

Da sowohl der die Stabilisierungslast vergrößernde Anteil q S,<br />

q als auch der die Sta-<br />

z<br />

bilisierungslast vermindernde Anteil q S,<br />

c proportional zur Trägerverdrehung � sind,<br />

�<br />

kann unter Vernachlässigung von q S,<br />

GI eine Mindestdrehbettung min c� angegeben<br />

T<br />

werden, für welche q S,<br />

c betragsmäßig größer als q<br />

�<br />

S,<br />

q und damit q<br />

z<br />

S,<br />

v größer als qS<br />

0<br />

ist.<br />

c� > qz · hS = min c� (6.118)<br />

Ist bei Lastfällen mit Gleichstreckenlast qz die vorhandene Drehbettung c� größer als<br />

die Mindestdrehbettung gemäß Gleichung (6.118), dann kann die Stabilisierungslast<br />

qS als Näherung auf der „sicheren Seite“ mit Gleichung (6.119) berechnet werden.<br />

q<br />

S<br />

� My<br />

� qS,<br />

v � � v�<br />

0<br />

0�<br />

(6.119)<br />

h<br />

S<br />

Durch den Nachweis der Mindestdrehbettung kann die Berücksichtigung der Verdrehung<br />

� des stabilisierten Trägers bei der Berechnung der Stabilisierungslasten<br />

entfallen, wodurch der Berechnungsaufwand erheblich reduziert wird.<br />

6.3.2.5 Variation des Verlaufs der Vorkrümmung<br />

Für alle bisher <strong>im</strong> Rahmen dieses Abschnitts berechneten Beispiele wurde stets eine<br />

Sinushalbwelle als Verlauf der Vorkrümmung v0 angesetzt. DIN 18800 Teil 2 [1]<br />

gestattet alternativ aber auch den Ansatz einer Vorkrümmung als quadratische<br />

Parabel. Nachfolgend wird untersucht, wie sich die Vorverformungsannahme als<br />

Sinus- oder als Parabelfunktion qualitativ und quantitativ auf die Stabilisierungslasten<br />

seitlich gestützter Träger auswirkt.<br />

In Bild 6.23 erfolgt eine Gegenüberstellung der Stabilisierungslast qS und der Stabilisierungsquerkraft<br />

QS in den Lastfällen 1 und 2 des Einführungsbeispiels jeweils für<br />

sinusförmige und parabelförmige Vorkrümmungen v0.


qs [kN/m]<br />

Qs [kN]<br />

L = 16 m, c � = 0<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

qs Sinus LF 1 qs Sinus LF 2<br />

qs Parabel LF 1 qs Parabel LF 2<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

L = 16 m, c � = 0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

x/L<br />

Qs Sinus LF 1 Qs Sinus LF 2<br />

Qs Parabel LF 1 Qs Parabel LF 2<br />

x/L<br />

Bild 6.23 Gegenüberstellung der Stabilisierungslasten in den Lastfällen 1 und 2 jeweils<br />

für sinusförmige und parabelförmige Vorkrümmung v0<br />

123


124<br />

Für Lastfall 1 mit konstantem Biegemoment ist der qualitative Verlauf der Stabilisierungslast<br />

qS sehr unterschiedlich. Bei sinusförmiger Vorkrümmung tritt die größte<br />

Stabilisierungslast in Feldmitte auf, bei parabelförmiger Vorkrümmung ist sie am<br />

Auflager max<strong>im</strong>al. Diese Verteilung der Stabilisierungslasten wird durch den<br />

Imperfektionsanteil q S,<br />

v verursacht, welcher proportional zu v� 0<br />

0�<br />

ist. Der Lastfall<br />

konstantes Biegemoment mit parabelförmiger Vorkrümmung entspricht der Belastung<br />

durch ein konstantes äußeres Torsionsmoment mx. Vergleiche dazu auch Bild 6.2 in<br />

Abschnitt 6.1. Die größere bemessungsrelevante Querkraft QS ergibt sich <strong>im</strong> Lastfall 1<br />

für die fülligere parabelförmige Vorverformungsannahme.<br />

Für Lastfall 2 Gleichstreckenlast ist der Verlauf der Stabilisierungslast bei parabelförmiger<br />

Vorkrümmung annähernd affin zum Verlauf der Stabilisierungslast bei<br />

sinusförmiger Vorkrümmung. Die sinusförmige Vorverformung verursacht aber einen<br />

stärker veränderlichen qS-Verlauf mit größeren positiven Stabilisierungslasten in<br />

Feldmitte und größeren negativen Stabilisierungslasten in Auflagernähe. Die größere<br />

max<strong>im</strong>ale Querkraft QS ergibt sich <strong>im</strong> Gegensatz zu Lastfall 1 bei sinusförmiger<br />

Vorverformung. Die Lastfälle 3 und 4 mit Gleichstreckenlast und beidseitigem bzw.<br />

einseitigem negativem Randmoment verhalten sich bezüglich des Einflusses der<br />

Vorverformungsannahme auf den qualitativen Verlauf der Stabilisierungslasten<br />

analog zu Lastfall 2, weshalb hier auf eine graphische Darstellung verzichtet wird. Die<br />

größere max<strong>im</strong>ale Querkraft QS ergibt sich für alle drei Lastfälle mit veränderlichem<br />

Biegemomentenverlauf infolge sinusförmiger Vorverformung.<br />

Die quantitative Auswirkung der Vorverformungsannahme auf die bemessungsrelevante<br />

Querkraft QS in der Stabilisierungskonstruktion wird anhand einer Parameterstudie<br />

für die Lastfälle 2 und 3 untersucht. Die Variation der Parameter erstreckt<br />

sich auf den Lastfall, die Drehbettung c� und die Trägerschlankheit L/h. Die Ergebnisse<br />

für die max<strong>im</strong>ale Torsionsverdrehung � und die max<strong>im</strong>ale Querkraft QS sind in<br />

Tabelle 6.8 gegenübergestellt. Als Bezugswert für die jeweils angegebene prozentuale<br />

Abweichung dienen die Ergebnisse bei sinusförmiger Vorverformung.<br />

In allen untersuchten Fällen ist die sinusförmige Vorkrümmung ungünstiger für die<br />

<strong>Beanspruchung</strong> der Stabilisierungskonstruktion als die parabelförmige Vorkrümmung.<br />

Die <strong>im</strong> Vergleich zu max QS,Parabel größere Querkraft max QS,Sinus kann durch die<br />

größere Torsionsverdrehung max �Sinus bei sinusförmiger Vorkrümmung erklärt<br />

werden. Die gute Übereinst<strong>im</strong>mung in der prozentualen Abweichung von max � und<br />

max QS belegt dies.<br />

Die Parameterstudie zeigt, daß die prozentuale Abweichung zwischen den Verformungen<br />

und Schnittgrößen bei sinusförmiger und bei parabelförmiger Vorkrümmung<br />

relativ unabhängig von der Trägerschlankheit und der Drehbettung c� ist. Im<br />

Lastfall 2 liefert die sinusförmige Imperfektion etwa 5% und <strong>im</strong> Lastfall 3 etwa 13%<br />

größere <strong>Beanspruchung</strong>en als die parabelförmige Imperfektion. Für die absolute Abweichung<br />

zwischen QS, Sinus und QS,Parabel spielt aber eine entscheidende Rolle, ob große<br />

<strong>Beanspruchung</strong>en, wie sie bei Trägern ohne Drehbettung auftreten, oder ob kleine<br />

<strong>Beanspruchung</strong>en von Trägern mit Drehbettung miteinander verglichen werden.


125<br />

Tabelle 6.8 Auswirkung der Form der Vorkrümmung v0 als Sinus- oder als Parabelfunktion<br />

auf die max<strong>im</strong>ale Torsionsverdrehung � und auf die max<strong>im</strong>ale Querkraft QS in<br />

der seitlichen Halterung<br />

Lastfall 2: Gleichstreckenlast, c� = 0<br />

L/h max ��Sinus max ��Parabel Abweichung max Qs Sinus max Qs Parabel Abweichung<br />

[-] [rad] [rad] [%] [kN] [kN] [%]<br />

20 0,0293 0,0282 -3,75 3,310 3,158 -4,56<br />

25 0,0406 0,0390 -3,94 3,374 3,213 -4,76<br />

30 0,0518 0,0498 -3,86 3,433 3,269 -4,77<br />

35 0,0629 0,0604 -3,97 3,484 3,322 -4,66<br />

40 0,0738 0,0709 -3,93 3,529 3,369 -4,53<br />

45 0,0846 0,0813 -3,90 3,568 3,413 -4,35<br />

50 0,0954 0,0917 -3,88 3,602 3,452 -4,17<br />

Lastfall 2: Gleichstreckenlast, c� = 5 kNm/m<br />

L/h max ��Sinus max ��Parabel Abweichung max Qs Sinus max Qs Parabel Abweichung<br />

[-] [rad] [rad] [%] [kN] [kN] [%]<br />

20 0,0230 0,0220 -4,35 2,602 2,470 -5,10<br />

25 0,0274 0,0262 -4,38 2,296 2,161 -5,88<br />

30 0,0298 0,0285 -4,36 1,999 1,868 -6,56<br />

35 0,0308 0,0292 -5,19 1,732 1,607 -7,21<br />

40 0,0308 0,0291 -5,52 1,501 1,382 -7,89<br />

45 0,0302 0,0284 -5,96 1,305 1,193 -8,56<br />

50 0,0294 0,0275 -6,46 1,141 1,035 -9,32<br />

Lastfall 3: Gleichstreckenlast und negative Randmomente, c� = 0<br />

L/h max ��Sinus max ��Parabel Abweichung max Qs Sinus max Qs Parabel Abweichung<br />

[-] [rad] [rad] [%] [kN] [kN] [%]<br />

20 0,0474 0,0410 -13,50 5,716 5,023 -12,12<br />

25 0,0768 0,0664 -13,54 6,982 6,106 -12,55<br />

30 0,1145 0,0988 -13,71 8,498 7,404 -12,87<br />

35 0,1642 0,1414 -13,89 10,435 9,055 -13,23<br />

40 0,2331 0,2002 -14,11 13,087 11,306 -13,61<br />

45 0,3366 0,2882 -14,38 17,053 14,674 -13,95<br />

50 0,5126 0,4375 -14,65 23,855 20,425 -14,38<br />

Lastfall 3: Gleichstreckenlast und negative Randmomente, c� = 5 kNm/m<br />

L/h max ��Sinus max ��Parabel Abweichung max Qs Sinus max Qs Parabel Abweichung<br />

[-] [rad] [rad] [%] [kN] [kN] [%]<br />

20 0,0307 0,0266 -13,36 3,777 3,336 -11,69<br />

25 0,0361 0,0312 -13,57 3,391 2,990 -11,80<br />

30 0,0375 0,0324 -13,60 2,903 2,559 -11,85<br />

35 0,0366 0,0316 -13,66 2,443 2,153 -11,86<br />

40 0,0347 0,0299 -13,83 2,053 1,809 -11,87<br />

45 0,0326 0,0280 -14,11 1,736 1,530 -11,91<br />

50 0,0305 0,0262 -14,10 1,484 1,306 -12,04


126<br />

Bild 6.24 verdeutlicht diesen Sachverhalt, indem die Ergebnisse für max QS <strong>im</strong><br />

Lastfall 3 aus Tabelle 6.8 graphisch dargestellt werden. Große absolute Abweichungen<br />

zwischen den Stabilisierungslasten infolge sinusförmiger und parabelförmiger<br />

Vorverformung sind bei schlanken Trägern ohne Drehbettung zu erwarten, bei denen<br />

sich große Torsionsverdrehungen � infolge Theorie II. Ordnung einstellen.<br />

max Qs [kN]<br />

max Qs Lastfall 3<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

Sinus, ctheta=0 Parabel, ctheta=0<br />

Sinus, ctheta=5kNm/m Parabel, ctheta=5kNm/m<br />

0,0<br />

20 25 30 35 40 45 50<br />

Bild 6.24 Gegenüberstellung der max<strong>im</strong>alen Querkraft QS in der seitlichen Halterung <strong>im</strong><br />

Lastfall 3 jeweils für sinusförmige und parabelförmige Vorkrümmung v0 bei<br />

Variation der Trägerschlankheit und der Drehbettung<br />

Als Fazit dieser Parameterstudie wird der Ansatz einer sinusförmigen Vorkrümmung<br />

empfohlen, weil dadurch in den meisten baupraktisch relevanten Fällen größere<br />

<strong>Beanspruchung</strong>en des stabilisierten Trägers und der Stabilisierungskonstruktion<br />

entstehen als bei parabelförmiger Vorkrümmung.<br />

L/h


6.3.3 Näherungsformeln für symmetrische Lastfälle<br />

127<br />

Die Bemessung von Stabilisierungskonstruktionen ist <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> eine sehr häufig<br />

auftretende Aufgabe. Für eine schnelle technische Bearbeitung dieser Bemessungsaufgabe<br />

werden von der Baupraxis Näherungsformeln nachgefragt, die auch ohne<br />

Computereinsatz anwendbar sind. Numerische Berechnungen nach Biegetorsionstheorie<br />

II. Ordnung sind in der Regel zu aufwendig für die Ermittlung von Stabilisierungslasten.<br />

In der Baupraxis werden deshalb überwiegend einfache Näherungsansätze<br />

wie das Druckstabmodell nach Gerold gemäß Bild 1.3 verwendet, um die<br />

<strong>Beanspruchung</strong> von Stabilisierungskonstruktionen zu ermitteln.<br />

Die in Abschnitt 6.3.2 durchgeführte Analyse der maßgebenden Einflußparameter für<br />

Stabilisierungslasten zeigt, daß die Torsionsverdrehung � einen sehr entscheidenden<br />

Einfluß ausübt, welcher durch das praxisübliche Druckstabmodell nicht berücksichtigt<br />

werden kann. Es ist daher wünschenswert, Näherungsformeln abzuleiten, die das<br />

Biegetorsionsproblem erfassen, aber dennoch einfach genug sind, um eine Handrechnung<br />

zu ermöglichen.<br />

Beschränkt man die planmäßige Belastung des stabilisierten Trägers auf symmetrische<br />

Lastbilder, so kann das Matrizenverfahren für Träger mit gebundener<br />

Drehachse aus Abschnitt 6.3.1 derart vereinfacht werden, daß Näherungsformeln für<br />

die Stabilisierungslast qS angegeben werden können. Unter Ausnutzung der Symmetrieeigenschaften<br />

und der Koppelung der Verformungen v und � bei gebundener<br />

Drehachse läßt sich der Verformungszustand des stabilisierten Trägers in guter<br />

Näherung durch einen nur zweiparametrigen Ansatz gemäß Gleichung (6.120)<br />

beschreiben.<br />

� � x 3�<br />

� � x<br />

� ( x)<br />

� �1<br />

� sin � �3<br />

� sin<br />

(6.120)<br />

L<br />

L<br />

Bei sinusförmiger Vorkrümmung v0 und Belastung durch Normalkraft N,<br />

Randmomente My,R, Einzellast Pz und Gleichstreckenlast qz gemäß Bild 6.25 können<br />

die Gleichungen (6.121a) und (6.121b) für die Berechnung der freien Parameter<br />

angegeben werden.<br />

1<br />

� 1 � � �K33 � P1<br />

� K13<br />

� P3<br />

�<br />

(6.121a)<br />

D<br />

1<br />

� 3 � � �K11 � P3<br />

� K13<br />

� P1<br />

�<br />

(6.121b)<br />

D<br />

mit<br />

D � K � K � K<br />

11<br />

33<br />

K11 = Ke,11 + Kg,11<br />

K13 = Kg,13<br />

K33 = Ke,33 + Kg,33<br />

2<br />

13


128<br />

K<br />

K<br />

K<br />

e,<br />

11<br />

e,<br />

33<br />

g , 11<br />

4<br />

2<br />

� EI�<br />

� GI 3 T<br />

�<br />

�<br />

�<br />

L<br />

�<br />

�<br />

L<br />

1 �<br />

� � � c<br />

2 L<br />

�<br />

L<br />

2<br />

4<br />

2<br />

� 81�<br />

EI�<br />

� 9 � GI<br />

3 T<br />

�<br />

� � h<br />

� �N<br />

� �<br />

�<br />

��<br />

� 4<br />

� q<br />

2<br />

S<br />

L<br />

� � h<br />

2<br />

� i<br />

2<br />

p<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� M<br />

�<br />

y,<br />

R<br />

1 �<br />

� � � c<br />

2 L<br />

� h<br />

�<br />

L<br />

2<br />

� 2<br />

1 �<br />

� � � � qz<br />

��<br />

2 L<br />

S<br />

� 15 �<br />

� ��<br />

� � Pz<br />

� h<br />

� 16 �<br />

Kg , 13 z S<br />

S<br />

K<br />

P<br />

1<br />

g,<br />

33<br />

�<br />

� � h<br />

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Bild 6.25 Träger mit Lastangriff und seitlicher Stützung am Obergurt unter symmetrischer<br />

Belastung<br />

Die Stabilisierungslast qS des symmetrischen Systems in Bild 6.25 kann für den<br />

zweiparametrigen Ansatz zur Beschreibung der Trägerverformungen mit Gleichung<br />

(6.122) berechnet werden. Die zugehörige Stabilisierungsquerkraft QS ist mit<br />

Gleichung (6.123) zu ermitteln. Die Gültigkeit der beiden Gleichungen ist aufgrund<br />

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129<br />

des Schnittgrößenverlaufs infolge Einzellast Pz in Feldmitte auf den Bereich x/L � 0,5<br />

beschränkt.<br />

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130<br />

Ist die kontinuierliche seitliche Halterung des Obergurtes nicht unverschieblich<br />

sondern schubweich mit Schubsteifigkeit S*, so können die Gleichungen (6.121) bis<br />

(6.123) trotzdem verwendet werden, wenn anstelle der geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektion<br />

v0,m die vergrößerte Vorverformung v 0,<br />

m gemäß Gleichung (6.124) eingesetzt<br />

wird.<br />

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(6.124)<br />

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(6.125)<br />

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Die vergrößerte Vorverformung v 0,<br />

m deckt den Einfluß der seitlichen Verformung<br />

der nachgiebigen Obergurthalterung vOG,m infolge äußerer Hotizontallasten qy und<br />

infolge Stabilisierungslasten ab. Diese Vorgehensweise ist in Abschnitt 6.3.1.5 ausführlich<br />

erläutert.<br />

Da sich die Obergurtverschiebung vOG,m und die auftretenden Stabilisierungslasten<br />

gegenseitig beeinflussen, wird in Abschnitt 6.3.1.5 ein iteratives Verfahren zur<br />

Berechnung der vergrößerten Vorverformung v 0,<br />

m vorgeschlagen. Vereinfachend ist<br />

es selbstverständlich auch möglich, eine vergrößerte Vorverformung z.B. mit<br />

v = 1,2 � v0,m<br />

0,<br />

m<br />

vorzuschätzen und anschließend mit Gleichung (6.125) zu zeigen, daß die tatsächliche<br />

Obergurtverschiebung vOG,m weniger als 20 % von v0,m beträgt.<br />

Vergleich der Näherungslösung mit FEM-Berechnungen<br />

Anhand von Vergleichsberechnungen mit dem FEM-Programm BT II soll die Güte<br />

der Näherungsformeln für die Stabilisierungslast qS, Gleichung (6.122), und die<br />

Stabilisierungsquerkraft QS, Gleichung (6.123), beurteilt werden. Grundlage der


untersuchten Beispiele ist das System in Bild 6.25 mit einem Stich der Vorkrümmung<br />

von v0,m = L/500.<br />

131<br />

Für die in Tabelle 6.9 zusammengefaßten Testbeispiele wird eine Gleichstreckenlast<br />

qz als Belastung gewählt, die so groß ist, daß jeweils das plastische Grenzbiegemoment<br />

Mp�,y,d des betrachteten Trägers aus Stahl St 52 erreicht wird. Eine<br />

Drehbettung c� wird nicht angesetzt, da der Druckgurt der untersuchten Träger auf der<br />

gesamten Länge gehalten ist.<br />

Die Variation der Testbeispiele in Tabelle 6.9 erstreckt sich auf jeweils 3 Profile der<br />

IPE-Reihe und der HEB-Reihe, wobei die Trägerschlankheit einheitlich mit L/h = 50<br />

gewählt wird. Für das Profil IPE 400 erfolgt zusätzlich eine Variation der Trägerschlankheit<br />

zwischen L/h = 20 und L/h = 50.<br />

Tabelle 6.9 Vergleich der Stabilisierungslasten aus der Näherungslösung mit FEM-<br />

Berechnungen für verschiedene Profile und Trägerschlankheiten L/h bei<br />

Belastung durch Gleichstreckenlast qz und Ausnutzung des plastischen<br />

Grenzbiegemomentes Mp�,y,d<br />

max qS [kN/m] Abweichung max QS [kN] Abweichung<br />

Mp�,y,d, St 52 Näherung FEM [%] Näherung FEM [%]<br />

IPE 400, L/h = 20 4,47 4,44 +0,7 7,12 7,15 -0,4<br />

IPE 400, L/h = 30 3,20 3,15 +1,6 7,56 7,64 -1,0<br />

IPE 400, L/h = 40 2,48 2,44 +1,6 7,81 7,96 -1,9<br />

IPE 400, L/h = 50 2,03 1,99 +2,0 7,96 8,18 -2,7<br />

IPE 200, L/h = 50 1,19 1,15 +3,5 2,22 2,28 -2,6<br />

IPE 600, L/h = 50 2,58 2,55 +1,2 15,53 16,11 -3,6<br />

HEB 200, L/h = 50 2,06 2,01 +2,5 3,64 3,68 -1,1<br />

HEB 400, L/h = 50 3,38 3,29 +2,7 12,22 12,42 -1,6<br />

HEB 600, L/h = 50 3,73 3,60 +3,6 20,72 21,26 -2,5<br />

Ein Vergleich der max<strong>im</strong>alen Stabilisierungslast qS gemäß Gleichung (6.122) mit den<br />

Ergebnissen der FEM-Berechnung zeigt, daß die Näherungslösung für alle untersuchten<br />

Beispiele geringfügig zu große Werte liefert. Für die max<strong>im</strong>ale Stabilisierungsquerkraft<br />

QS liefert die Näherungslösung, Gleichung (6.123), geringfügig zu<br />

kleine Werte. Die relative Abweichung zwischen Näherungslösung und FEM-Berechnung<br />

ist aber in allen Fällen kleiner als 4 %, was <strong>im</strong> Hinblick auf eine Bemessung der<br />

Stabilisierungskonstruktion mit den <strong>Beanspruchung</strong>en aus der Näherungslösung als<br />

tolerabel beurteilt wird.<br />

Durch eine zweite Serie von Testbeispielen soll die Eignung der Näherungsformeln<br />

auch für Biegemomentenverläufe mit wechselndem Vorzeichen belegt werden. Die in<br />

der Baupraxis aus Gründen der Wirtschaftlichkeit angestrebte Ausnutzung der Querschnittstragfähigkeit<br />

der stabilisierten Träger ist bei Obergurtstützung und bereichs-


132<br />

weise negativer Biegemomentenbeanspruchung in der Regel nur bei Berücksichtigung<br />

einer Drehbettung möglich. Um zu einer Auswahl realistischer Testbeispiele zu<br />

gelangen, wird deshalb eine Mindestdrehbettung gemäß Gleichung (8) in Element<br />

(309) der DIN 18800 Teil 2 [1] angesetzt.<br />

2<br />

Mpl,<br />

k<br />

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EIz,<br />

k<br />

c� � k<br />

(6.126)<br />

v<br />

mit<br />

c�,k = Mindestdrehbettung, für die ein Biegedrillknicknachweis entfallen kann<br />

k� = 0,23 für gebundene Drehachse am Obergurt und Momentenverlauf gemäß<br />

Zeile 2b in Tabelle 6 der DIN 18800 Teil 2<br />

kv = 0,35 bei Ausnutzung der elastischen Querschnittstragfähigkeit<br />

kv = 1,0 bei Ausnutzung der plastischen Querschnittstragfähigkeit<br />

Tabelle 6.10 dient als Übersicht über die betrachteten Beispiele mit Biegemomentenverlauf<br />

gemäß Zeile 2b in Tabelle 6 der DIN 18800 Teil 2, d.h. mit betragsmäßig<br />

gleich großen Feld- und Stützmomenten. Untersucht werden drei Profile der IPE-<br />

Reihe mit einer Trägerschlankheit von L/h = 50, wobei jeweils vier Varianten mit<br />

Ausnutzung der elastischen und der plastischen Querschnittstragfähigkeit für die<br />

Werkstoffgüten St 37 und St 52 berechnet werden.<br />

Tabelle 6.10 Vergleich der Stabilisierungslasten aus der Näherungslösung mit FEM-Berechnungen<br />

für verschiedene Profile mit Schlankheit L/h = 50 bei Belastung<br />

durch Gleichstreckenlast qz und negative Randmomente<br />

-My,d -My,d max qS [kN/m] Abweichung<br />

My,d<br />

[kNm]<br />

c�,k<br />

[kNm/m]<br />

Näherung<br />

FEM [%]<br />

max QS [kN] Abweichung<br />

Nähe-<br />

rung<br />

FEM [%]<br />

+ My,d<br />

IPE 200<br />

St 37 elastisch 42,33 0,76 0,54 0,51 +5,9 0,81 0,82 -1,2<br />

St 37 plastisch 48,14 2,16 0,37 0,36 +2,8 0,53 0,52 +1,9<br />

St 52 elastisch 63,49 1,70 0,71 0,68 +4,4 1,07 1,11 -3,6<br />

St 52 plastisch 72,21 4,87 0,44 0,43 +2,3 0,62 0,61 +1,6<br />

IPE 400<br />

St 37 elastisch 252,22 2,86 0,80 0,76 +5,3 2,44 2,57 -5,0<br />

St 37 plastisch 285,20 8,18 0,49 0,47 +4,3 1,39 1,38 +0,7<br />

St 52 elastisch 378,33 6,44 0,95 0,91 +4,4 2,88 3,02 -4,6<br />

St 52 plastisch 427,80 18,40 0,57 0,56 +1,8 1,57 1,56 +0,6<br />

IPE 600<br />

St 37 elastisch 669,60 8,04 0,70 0,67 +4,5 3,17 3,24 -2,2<br />

St 37 plastisch 766,34 22,98 0,43 0,43 0,0 1,79 1,78 +0,6<br />

St 52 elastisch 1004,40 18,10 0,82 0,79 +3,8 3,55 3,50 +1,4<br />

St 52 plastisch 1149,51 51,70 0,49 0,51 -3,9 1,98 1,99 -0,5


133<br />

In der zweiten Spalte der Tabelle 6.10 sind die als Belastung angesetzten elastischen<br />

und plastischen Grenzbiegemomente angegeben. Der dritten Spalte ist die angesetzte<br />

Drehbettung gemäß Gleichung (6.126) zu entnehmen, welche nach Element (309) der<br />

DIN 18800 Teil 2 erforderlich ist, um keine Abminderung der Grenzbiegemomente<br />

infolge Stabilitätseinfluß vornehmen zu müssen.<br />

Ein Vergleich der max<strong>im</strong>alen Stabilisierungslast qS gemäß Gleichung (6.123) mit den<br />

genauen Ergebnissen aus einer FEM-Berechnng zeigt max<strong>im</strong>ale relative Abweichungen<br />

von 6 % zur sicheren Seite und von 5 % zur unsicheren Seite. Die Genauigkeit<br />

der Näherungsformeln steigt dabei tendenziell mit zunehmender Größe der<br />

vorhandenen Drehbettung.<br />

Zusammenfassend kann die Bemessung von Stabilisierungskonstruktionen mit den in<br />

diesem Abschnitt angegebenen Näherungsformeln für Stabilisierungslasten empfohlen<br />

werden. Die Berücksichtigung des vorliegenden Biegetorsionsproblems nach Theorie<br />

II. Ordnung mit Wölbkrafttorsion stellt eine entscheidende Verbesserung der praxisüblichen<br />

Näherungsverfahren zur Berechnung von Stabilisierungslasten dar, welche<br />

den Druckgurt der stabilisierten Träger ersatzweise als Druckstab behandeln.


134<br />

7 Stabilisierungslasten von Trägern mit diskreten<br />

seitlichen Abstützungen<br />

7.1 Modellannahmen für aussteifende Verbände<br />

7.1.1 Verformungsverhalten von Fachwerkträgern<br />

Stabilisierungskonstruktionen werden <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> sehr häufig als aussteifende<br />

Verbände ausgeführt. Der Begriff Verband wird für einen Fachwerkträger verwendet,<br />

der die seitliche Verformung des stabilisierten Trägers in der Verbandsebene behindert.<br />

Bild 7.1 zeigt ein typisches Beispiel für die Stabilisierung von zwei Biegeträgern<br />

durch einen aussteifenden Verband in der Obergurtebene. Durch Anordnung von<br />

Fachwerkstäben als Pfosten und Diagonalen entsteht ein horizontal liegender Fachwerkträger,<br />

dessen Gurte durch die stabilisierten Träger selbst gebildet werden. Für<br />

die Diagonalen werden häufig Rund-, Flach- oder Winkelstähle verwendet, die unter<br />

Druckbelastung ausknicken. Statisch wirksam unter Belastung ist deshalb nur jeweils<br />

eine der beiden gekreuzten Diagonalen in einem Verbandsfeld.<br />

Bild 7.1 Trägerpaar mit aussteifendem Verband am Obergurt<br />

<strong>Zur</strong> Berücksichtigung der aussteifenden Wirkung des Verbandes auf die stabilisierten<br />

Träger können verschiedene Modellannahmen getroffen werden. Die Modellierung<br />

und Berechnung des gesamten Systems aus mehreren parallelen Trägern und den<br />

dazwischenliegenden Fachwerkstäben ist bei Berücksichtigung der Effekte aus Theorie<br />

II. Ordnung und Wölbkrafttorsion zu aufwendig für baupraktische Anwendungen.


135<br />

Ein übliches Verfahren ist deshalb die Betrachtung nur eines stabilisierten Trägers mit<br />

Stützung durch eine Stabilisierungskonstruktion, deren Steifigkeit durch die Anzahl<br />

der insgesamt auszusteifenden Träger dividiert wird.<br />

Bei dieser Vorgehensweise wird die aussteifende Wirkung des Verbandes vereinfachend<br />

nur für Verformungen in y-Richtung unterstellt. Am räumlichen System der<br />

durch Fachwerkstäbe am Obergurt gekoppelten Biegeträger ergeben sich aber<br />

zusätzlich Zwangsbeanspruchungen in den Fachwerkstäben aus der Verformung der<br />

Biegeträger in z-Richtung. Die Zwangsbeanspruchungen entstehen durch die Längung<br />

der Verbandsdiagonalen infolge der unterschiedlich großen Verschiebung der beiden<br />

Stabenden einer Diagonalen in z-Richtung. Wird rechnerisch eine Verbindung<br />

zwischen den Verbandsdiagonalen und den Biegeträgern ohne Schlupf unterstellt, so<br />

ergeben sich Zwangsbeanspruchungen als Produkt von Dehnsteifigkeit und Längung<br />

der Diagonalen, welche die Größenordnung der <strong>Beanspruchung</strong> des Verbandes<br />

infolge von planmäßigen äußeren Lasten und Stabilisierungslasten aufweisen können.<br />

Dies zeigen mit dem allgemeinen FEM-Programm SOFISTIK durchgeführte Vergleichsberechnungen<br />

für das in Bild 7.1 dargestellte System aus einem Trägerpaar mit<br />

aussteifendem Verband am Obergurt, wobei die stabilisierten Träger durch Faltwerkselemente<br />

und die Verbandsstäbe durch Fachwerksstabelemente modelliert wurden.<br />

Die theoretische Längung von Verbandsdiagonalen infolge der Durchbiegung der<br />

angeschlossenen Träger in z-Richtung beträgt für übliche Abmessungen von<br />

Dachverbänden <strong>im</strong> Hallenbau deutlich weniger als 1 mm. Bei realen <strong>Konstruktionen</strong><br />

ist deshalb ein vollständiger Abbau der beschriebenen Zwangsbeanspruchungen durch<br />

Verbindungsmittelschlupf zu erwarten, wodurch eine Vernachlässigung dieser <strong>Beanspruchung</strong>en<br />

bei der Bemessung von Verbänden mit geschraubten Füllstabanschlüssen<br />

gerechtfertigt wird.<br />

Für die Abbildung der aussteifenden Wirkung eines Verbandes auf die Verschiebung<br />

der stabilisierten Träger in y-Richtung gibt es verschiedene Ansätze wie elastische<br />

Bettungen cy, Federn Cy oder Schubfeldsteifigkeiten S*, die das tatsächliche Verformungsverhalten<br />

eines Fachwerkträgers mehr oder weniger exakt beschreiben.<br />

Gemeinsame Grundlage der verschiedenen nachfolgend erläuterten Modellannahmen<br />

für aussteifende Verbände ist die Berücksichtigung der Füllstabverformungen, die als<br />

Schubweichheit des Fachwerkträgers interpretiert werden können.<br />

Bild 7.2 Durchbiegung eines Fachwerkträgers infolge Normalkraftverformung der Füllstäbe


136<br />

Bild 7.2 zeigt die Durchbiegung eines Fachwerkträgers infolge Normalkraftverformung<br />

der Füllstäbe. Die Verzerrung der ursprünglich rechteckigen Kontur eines Verbandsfeldes<br />

infolge Längung der Diagonalen und Stauchung der Pfosten entspricht<br />

der Verzerrung eines Schubfeldes unter konstanter Schubbeanspruchung. Durch den<br />

Vergleich der Durchbiegungen des Fachwerkträgers mit den Durchbiegungen eines<br />

schubweichen Ersatzträgers kann eine ideelle Schubsteifigkeit S* des Verbandes<br />

gemäß Gleichung (7.1) angegeben werden.<br />

mit<br />

S* Ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes<br />

EAP Dehnsteifigkeit der Verbandspfosten<br />

EAD Dehnsteifigkeit der Verbandsdiagonalen<br />

� Neigung der Diagonalen gegen die Horizontale<br />

Normalkraft in den Verbandspfosten<br />

NP<br />

ND<br />

Normalkraft in den Verbandsdiagonalen<br />

Q Querkraft <strong>im</strong> schubweichen Ersatzträger<br />

n Anzahl Verbandsfelder<br />

L Stützweite des Verbandes bzw. des schubweichen Ersatzträgers<br />

h Bauhöhe des Verbandes<br />

d Länge einer Diagonalen<br />

LP Gesamtlänge aller Verbandspfosten<br />

LD Gesamtlänge aller Verbandsdiagonalen<br />

f Durchbiegung<br />

h<br />

sin � �<br />

d<br />

h � n<br />

tan � �<br />

L<br />

LP = n � h LD = n � d = n �h/sin �<br />

NP = Q ND = Q/sin �<br />

f<br />

�<br />

L<br />

�<br />

0<br />

Q � Q<br />

dx �<br />

S*<br />

L<br />

�<br />

0<br />

P<br />

NP<br />

� N<br />

EA<br />

n�h/<br />

tan �<br />

n�h<br />

P<br />

P<br />

dx �<br />

Q � Q Q � Q<br />

� dx � dx<br />

S*<br />

� �<br />

EA<br />

0<br />

0<br />

P<br />

L<br />

D<br />

�<br />

0<br />

ND<br />

� N<br />

EA<br />

n � h 1 n � h n � h 1<br />

� � � � 3<br />

S*<br />

tan � EA EA sin �<br />

S*<br />

�<br />

tan � 1<br />

�<br />

EA EA<br />

P<br />

D<br />

P<br />

D<br />

1<br />

1<br />

� 2<br />

sin � � cos�<br />

D<br />

D<br />

n�h<br />

/ sin �<br />

�<br />

0<br />

dx<br />

Q � Q 1<br />

� dx 2 EA sin �<br />

D<br />

(7.1)


7.1.2 Verbandsmodell 1: Schubfeld mit Schubsteifigkeit S*<br />

137<br />

Die einfachste Modellannahme für einen aussteifenden Verband ist die Behandlung<br />

als kontinuierliches Schubfeld mit der Schubsteifigkeit S* gemäß Gleichung (7.1).<br />

Die Verschmierung der diskreten seitlichen Stützung in den Knotenpunkten des Fachwerkträgers<br />

zu einer kontinuierlichen seitlichen Stützung durch ein Schubfeld dient<br />

als Näherung für engmaschige Verbände. Lokale Instabilitäten wie seitliches Ausweichen<br />

zwischen benachbarten Stützstellen bei weitmaschigen Verbänden können<br />

durch dieses Modell nicht erfaßt werden.<br />

7.1.3 Verbandsmodell 2: Einzelfedern Cy<br />

Eine Möglichkeit zur Berücksichtigung der seitlichen Stützung in diskreten Punkten<br />

ist die Modellierung des aussteifenden Verbandes durch Einzelfedern Cy, die in den<br />

Knotenpunkten des Verbandes angreifen. Die Federsteifigkeit Cy ist für jede<br />

Stützstelle individuell verschieden, da der Widerstand, den der aussteifende Verband<br />

einer Verschiebung in y-Richtung entgegensetzt, in Feldmitte am geringsten ist und zu<br />

den Auflagern hin zun<strong>im</strong>mt. Die Berechnung der Federsteifigkeit Cy als Reziprokwert<br />

der Verschiebung des Verbandes in y-Richtung infolge Einzellast Fy = „1“ an der<br />

betrachteten Stützstelle führt zu einer Überschätzung der vorhandenen Steifigkeit,<br />

weil Lasten in den übrigen Knotenpunkten zusätzliche Verformungen an der betrachteten<br />

Stützstelle verursachen. Die Annahme eines konstanten Verlaufs der Stabilisierungslasten<br />

in Trägerlängsrichtung liegt für die Berechnung der Federsteifigkeiten<br />

auf der sicheren Seite. Werden die Einzellasten Fy in den Knoten des Verbandes zu<br />

einer Gleichstreckenlast qy verschmiert, so kann für die Federsteifigkeiten Cy an der<br />

jeweiligen Stelle � = x/L Gleichung (7.2) abgeleitet werden.<br />

qy � Fy<br />

�<br />

f<br />

C<br />

�<br />

y �<br />

1<br />

S*<br />

F<br />

f<br />

n<br />

L<br />

q<br />

�<br />

y<br />

y<br />

� L<br />

8<br />

2<br />

� 4 � ( � � �<br />

S*<br />

2 S*<br />

� � � � �<br />

L n � ( � � � ) L<br />

2<br />

)<br />

Cy (7.2)<br />

2<br />

mit<br />

S* Ideelle Schubsteifigkeit des Verbandes<br />

L Stützweite des Verbandes<br />

n Anzahl Verbandsfelder<br />

�=x/L Bezogene x-Koordinate der betrachteten Stützstelle<br />

� Beiwert zur Berücksichtigung von Anzahl und Lage der Stützfedern


138<br />

Der Beiwert � ist für äquidistante Feldweiten der Verbandsfelder nachfolgend angegeben.<br />

Für Federn an Stellen mit � > 0,5 gilt Symmetrie zur Feldmitte.<br />

n = 2:<br />

1<br />

� � : � � 4<br />

2<br />

n = 3:<br />

1<br />

� � : � � 3<br />

3<br />

n = 4:<br />

1<br />

1<br />

� � : � � 2,<br />

667 � � : � � 2<br />

4<br />

2<br />

n = 5:<br />

1<br />

2<br />

� � : � � 2,<br />

5 � � : � � 1,<br />

667<br />

5<br />

5<br />

n = 6:<br />

1<br />

1<br />

1<br />

� � : � � 2,<br />

4 � � : � � 1,<br />

5 � � : � � 1,<br />

333<br />

6<br />

3<br />

2<br />

Die Modellierung der Stützwirkung eines Verbandes durch Einzelfedern Cy gemäß<br />

Gleichung (7.2) ist trotz der Ermittlung individueller von der Lage in Trägerlängsrichtung<br />

abhängiger Federsteifigkeiten eine Näherung. Mit Blick auf den verformten<br />

Fachwerkträger in Bild 7.2 wird deutlich, daß die Füllstäbe eines Verbandsfeldes die<br />

Relativverschiebung der beiden angrenzenden Knotenpunkte behindern. Einzelfedern<br />

Cy wirken nur der Absolutverschiebung an ihrem Angriffspunkt entgegen. Deshalb<br />

besteht eine vom Fachwerkträger abweichende Stützwirkung.<br />

7.1.4 Verbandsmodell 3: Diskrete Stützung gegen Seil mit Zugkraft S*<br />

Die stabilisierende Wirkung eines kontinuierlichen Schubfeldes mit der Schubsteifigkeit<br />

S* entspricht der stabilisierenden Wirkung, die durch eine kontinuierliche<br />

Stützung gegen ein Seil mit Zugkraft S* hervorgerufen wird. Bild 7.3 zeigt diese<br />

Analogie zwischen Schubfeld und Seil mit Zugkraft. Sie rührt daher, daß sowohl<br />

durch ein Schubfeld als auch durch ein Zugseil die Neigung der Stabachse v� S*<br />

in<br />

Höhe der Stützkonstruktion behindert wird.


Bild 7.3 Analogie zwischen einem Schubfeld mit Steifigkeit S* und einem mit S* gespannten<br />

Seil nach Heil [31]<br />

139<br />

Liegt keine kontinuierliche Stützung durch ein Schubfeld sondern eine diskrete<br />

Stützung durch einen schubweichen Verband vor, so kann die Seilanalogie modifiziert<br />

werden, indem eine Koppelung des stabilisierten Trägers mit dem Seil nur in<br />

diskreten Punkten angenommen wird. Bild 7.4 zeigt ein Beispiel für diese Modellvorstellung<br />

nach Schardt [88].<br />

Bild 7.4 Analogie zwischen der Aussteifung durch einen schubweichen Verband und<br />

der Abstützung gegen ein Seil mit Zugkraft nach Schardt [88]<br />

Bei diskreter Stützung des stabilisierten Trägers gegen ein Seil ist die verformte<br />

Geometrie des Seiles ein Polygonzug mit abschnittsweise konstanter Neigung der<br />

Seilachse v� S*<br />

. Die stabilisierende Kraft in den diskreten Koppelungen zwischen<br />

Träger und Seil ist proportional zur Änderung der Neigung der Seilachse � v�S<br />

* an der<br />

jeweils betrachteten Stützstelle dieses Polygonzuges.<br />

Verbandsmodell 3 ist die Modellvariante, die das Verformungsverhalten eines Fachwerkträgers<br />

am besten beschreibt. Im Unterschied zu Verbandsmodell 1 wird die nur<br />

in diskreten Punkten vorhandene Stützung durch einen Verband berücksichtigt und <strong>im</strong><br />

Unterschied zu Verbandsmodell 2 wird die Aktivierung der Steifigkeit der Stabili-


140<br />

sierungskonstruktion durch die Relativverschiebung benachbarter Knotenpunkte des<br />

Verbandes abgebildet.<br />

<strong>Zur</strong> Klärung, welchen Einfluß die Modellierung des aussteifenden Verbandes auf die<br />

Verformungen und Stabilisierungslasten des gestützten Trägers ausübt, wird das<br />

Matrizenverfahren für Träger mit kontinuierlicher seitlicher Stützung aus Abschnitt 4<br />

auf die diskreten Verbandsmodelle 2 und 3 erweitert.<br />

7.2 Matrizenverfahren für Träger mit diskreten seitlichen<br />

Abstützungen<br />

7.2.1 Verbandsmodell 2: Einzelfedern Cy<br />

Bild 7.5 Angriffspunkt und Bezeichnung von Einzelfedern Cy bei äquidistanter seitlicher<br />

Stützung


141<br />

Voraussetzung für die Erweiterung des Matrizenverfahrens aus Abschnitt 4 auf Träger<br />

mit Einzelfedern Cy ist die Festlegung der möglichen Angriffspunkte der Einzelfedern<br />

in Trägerlängsrichtung. Vorgesehen wird eine äquidistante seitliche Stützung mit bis<br />

zu n = 6 Verbandsfeldern. Bild 7.5 zeigt die daraus resultierende Position der Einzelfedern<br />

und deren Bezeichnung mit der d<strong>im</strong>ensionslosen x-Koordinate � = x/L als<br />

Indizierung.<br />

Die virtuelle Arbeit der n-1 Einzelfedern ist mit Gleichung (7.3) gegeben.<br />

�W<br />

e<br />

�<br />

� � n 1<br />

k�1<br />

C<br />

y,<br />

k<br />

� ( v<br />

k<br />

� z<br />

Cy<br />

� � ) � ( �v<br />

k<br />

k<br />

� z<br />

Cy<br />

� �� )<br />

k<br />

(7.3)<br />

Die Verschiebung vK am Angriffspunkt der Einzelfeder Cy,k kann als Funktion der 5<br />

Freiwerte der Ansatzfunktionen für die Verschiebung v mit den Gleichungen (7.4a)<br />

bis (7.4k) berechnet werden. Die Verdrehung �k ergibt sich analog als Funktion der 5<br />

Freiwerte der Ansatzfunktionen für die Verdrehung �.<br />

� = 1/2: v1/2 = v1 – v3 + v5 (7.4a)<br />

� = 1/3: v1/3 = 0,866 � (v1 + v2 – v4 – v5) (7.4b)<br />

� = 2/3: v2/3 = 0,866 � (v1 – v2 + v4 – v5) (7.4c)<br />

� = 1/4: v1/4 = v2 + 0,707 � (v1 + v3 – v5) (7.4d)<br />

� = 3/4: v3/4 = -v2 + 0,707 � (v1 + v3 – v5) (7.4e)<br />

� = 1/5: v1/5 = 0,588 � (v1 + v4) + 0,951 �(v2 + v3) (7.4f)<br />

� = 2/5: v2/5 = 0,951 � (v1 – v4) + 0,588 � (v2 – v3) (7.4g)<br />

� = 3/5: v3/5 = 0,951 � (v1 + v4) + 0,588 � (-v2 - v3) (7.4h)<br />

� = 4/5: v4/5 = 0,588 � (v1 – v4) + 0,951 � (-v2 + v3) (7.4i)<br />

� = 1/6: v1/6 = 0,5 � (v1 + v5) + 0,866 � (v2 + v4) + v3<br />

� = 5/6: v5/6 = 0,5 � (v1 + v5) + 0,866 � (-v2 – v4) + v3<br />

(7.4j)<br />

(7.4k)<br />

Durch Einsetzen dieser Beziehungen in die virtuelle Arbeit gemäß Gleichung (7.3)<br />

wird die Steifigkeitsmatrix der Einzelfedern K e,<br />

C gewonnen. Sie ergänzt die<br />

y<br />

Steifigkeitsmatrix Ke in Bild 4.1 um die Anteile aus den Einzelfedern. Aus der<br />

Matrizengleichung (4.7) wird damit Gleichung (7.5).<br />

( K � Ke,<br />

C � Kg<br />

) � V � P<br />

(7.5)<br />

e y


142<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

K z y � �<br />

K1 C 1<br />

K z y � �<br />

K2 C 2<br />

K z y � �<br />

K3 C 3<br />

2<br />

K � Symmetrie C 1 K z y �<br />

e,<br />

C<br />

y<br />

K z y � �<br />

K4 C 4<br />

K z y � �<br />

K5 C 5<br />

2<br />

C<br />

K z y �<br />

2<br />

2<br />

C<br />

K z y �<br />

mit<br />

K1 = Cy,1/2<br />

+ 0,75 · (Cy,1/3 + Cy,2/3)<br />

+ 0,5 · (Cy,1/4 + Cy,3/4)<br />

+ 0,3455 · (Cy,1/5 + Cy,4/5) + 0,9045 · (Cy,2/5 + Cy,3/5)<br />

+ 0,25 · (Cy,1/6 + Cy,5/6)<br />

K2 = 0,75 · (Cy,1/3 + Cy,2/3)<br />

+ Cy,1/4 + Cy,3/4<br />

+ 0,945 · (Cy,1/5 + Cy,4/5) + 0,3455 · (Cy,2/5 + Cy,3/5)<br />

+ 0,75 · (Cy, 1/6 + Cy,5/6)<br />

K3 = Cy,1/2<br />

+ 0,5 · (Cy,1/4 + Cy,3/4)<br />

+ 0,9045 · (Cy,1/5 + Cy,4/5) + 0,3455 · (Cy,2/5 + Cy,3/5)<br />

+ Cy,1/6 + Cy,5/6<br />

K4 = 0,75 · (Cy,1/3 + Cy,2/3)<br />

+ 0,3455 · (Cy,1/5 + Cy,4/5) + 0,9045 · (Cy,2/5 + Cy,3/5)<br />

+ 0,75 · (Cy,1/6 + Cy, 5/6)<br />

K5 = Cy,1/2<br />

+ 0,75 · (Cy,1/3 + Cy,2/3)<br />

+ 0,5 · (Cy,1/4 + Cy,3/4)<br />

+ 0,25 · (Cy,1/6 + Cy,5/6)<br />

3<br />

2<br />

C<br />

K z y �<br />

4<br />

2<br />

C<br />

z � K<br />

y<br />

5


Ist der Vektor V aus der Lösung der Matrizengleichung (7.5) bekannt, so können die<br />

Stützkräfte in den Einzelfedern mit der Elastizitätsgleichung (7.6) berechnet werden.<br />

FS, k y,<br />

k k Cy<br />

k �<br />

C ( v z ) � � � � (7.6)<br />

143<br />

<strong>Zur</strong> Beurteilung der Genauigkeit der Stabilisierungskräfte FS,k, die mit Gleichung<br />

(7.6) auf der Grundlage eines jeweils 5-gliedrigen Sinusreihenansatzes für die Verformungen<br />

v und � berechnet werden können, wird das Beispiel in Bild 7.6 untersucht.<br />

Der durch eine Gleichstreckenlast und ungleiche negative Randmomente beanspruchte<br />

Träger des Testbeispiels wird durch eine Drehbettung und 4 äquidistante<br />

Einzelfedern Cy ausgesteift. Bezüglich der seitlichen Stützung erfolgt eine Berechnung<br />

von zwei Varianten mit Angriffspunkt der Einzelfedern <strong>im</strong> Schwerpunkt und am<br />

Obergurt des Trägers.<br />

Bild 7.6 Testbeispiel zum Matrizenverfahren mit Einzelfedern Cy<br />

Ein Vergleich der mit dem Matrizenverfahren berechneten Stabilisierungskräfte mit<br />

den exakten Werten aus einer FEM-Berechnung mit dem Programm BT II erfolgt in<br />

Tabelle 7.1. Die Übereinst<strong>im</strong>mung der Ergebnisse ist gut. Die relative Abweichung<br />

der Stabilisierungskräfte des Matrizenverfahrens von den Stabilisierungskräften der<br />

FEM-Berechnung ist in beiden Varianten und an allen Stützstellen kleiner als 5 %.


144<br />

Der Verformungszustand des diskret gestützten Trägers kann durch die 5-gliedrigen<br />

Sinusreihenansätze offensichtlich ausreichend genau beschrieben werden.<br />

Tabelle 7.1 Abweichungen zwischen den Stabilisierungskräften aus einer Berechnung mit<br />

dem Matrizenverfahren und aus einer Berechnung mit dem Programm BT II<br />

für das Testbeispiel aus Bild 7.6<br />

Cy <strong>im</strong><br />

FS,1/5<br />

FS,2/5<br />

FS,3/5<br />

FS,4/5<br />

Schwerpunkt [kN] [kN] [kN] [kN]<br />

Matrizenverfahren -2,46 4,19 3,13 -3,29<br />

BT II -2,52 4,17 3,27 -3,26<br />

Abweichung [%] -2,4 +0,5 -4,3 +0,9<br />

Cy am Obergurt<br />

FS,1/5<br />

[kN]<br />

FS,2/5<br />

[kN]<br />

FS,3/5<br />

[kN]<br />

FS,4/5<br />

[kN]<br />

Matrizenverfahren -0,94 1,95 1,67 -1,49<br />

BT II -0,97 1,94 1,70 -1,43<br />

Abweichung [%] -3,1 +0,5 -1,8 +4,2


7.2.2 Verbandsmodell 3: Diskrete Stützung gegen Seil mit Zugkraft S*<br />

145<br />

Die Implementierung des Verbandsmodells 3 in das Matrizenverfahren aus Abschnitt<br />

4 erfordert einige Vorüberlegungen bezüglich der Ermittlung der diskreten Stabilisierungskräfte<br />

und bezüglich der virtuellen Arbeit, die diese Kräfte an den Verformungen<br />

des Seiles mit Zugkraft S* leisten. <strong>Zur</strong> Erläuterung der Zusammenhänge<br />

zwischen den Verformungen und den Stabilisierungskräften dient Bild 7.7<br />

Bild 7.7 Stabilisierungskräfte bei diskreter Stützung gegen ein Seil mit Zugkraft S*<br />

Dargestellt ist die Situation eines in y-Richtung verformten Trägers mit drei diskreten<br />

Abstützungen gegen ein Seil mit Zugkraft S*, das neben dem Träger in Höhe des<br />

Schubmittelpunktes gespannt ist. Die Stützkräfte in den Verbindungsstäben zwischen<br />

Träger und Seil entstehen infolge Umlenkung der Seilkraft S*. Sie sind proportional<br />

zur Änderung der Neigung der Seilachse �v´ an der jeweils betrachteten Stützstelle.<br />

Bei äquidistanten Abständen zwischen den Stützstellen berechnet sich die Neigungsänderung<br />

der Seilachse � v�k<br />

<strong>im</strong> Punkt k gemäß Gleichung (7.7).


146<br />

n<br />

� v�k � � ( �vk<br />

�1<br />

� 2 � vk<br />

� vk<br />

�1)<br />

(7.7)<br />

L<br />

mit<br />

n = Anzahl der Verbandsfelder<br />

L = Stützweite des Verbandes<br />

vk = Verschiebung v <strong>im</strong> Knoten k<br />

vk-1 = Verschiebung v <strong>im</strong> linken Nachbarknoten von Knoten k<br />

vk+1 = Verschiebung v <strong>im</strong> rechten Nachbarknoten von Knoten k<br />

Das Seilmodell berücksichtigt auf diese Weise die Aktivierung der Steifigkeit der<br />

Stabilisierungskonstruktion durch die Relativverschiebung benachbarter Knotenpunkte<br />

eines aussteifenden Verbandes. Tritt keine Relativverschiebung benachbarter<br />

Knotenpunkte auf, so werden auch keine Stützkräfte geweckt.<br />

Durch Freischneiden eines Knotens, in dem ein Verbindungsstab an das Stützseil<br />

angeschlossen ist, und Aufstellen des Gleichgewichtes in y-Richtung erhält man unter<br />

der Annahme kleiner Verformungen die Gleichung (7.8) für die Stützkraft <strong>im</strong> Verbindungsstab.<br />

n<br />

FS, k � �S*<br />

��v�k<br />

� S*<br />

� � ��vk�1�2�vk�vk�1� (7.8)<br />

L<br />

Die virtuelle Arbeit, die durch das Stützseil geleistet wird, ist das Produkt aus Stützkraft<br />

und virtueller Verschiebung �v, summiert über alle n-1 Stützstellen.<br />

n 1<br />

� e � �Fk k 1<br />

�<br />

�<br />

W � �v<br />

k<br />

n<br />

S k�1<br />

k k�1<br />

� �vk<br />

(7.9)<br />

L<br />

� � n 1<br />

k�1<br />

= * � � ��v�2�v�v� Für das Beispiel in Bild 7.7 mit n = 4 Verbandsfeldern und n - 1 = 3 Stützstellen<br />

ergibt sich die virtuelle Arbeit wie folgt:<br />

4<br />

L<br />

�We � S*<br />

� � �( 2 � v1<br />

� v2)<br />

� �v1<br />

( �v1<br />

� 2 � v2<br />

� v3)<br />

� �v2<br />

� � ( �v<br />

� 2 � v ) � �v<br />

�<br />

Liegt der Angriffspunkt des aussteifenden Verbandes bzw. des Stützseils nicht <strong>im</strong><br />

Schubmittelpunkt des stabilisierten Trägers sondern <strong>im</strong> Abstand zv versetzt, müssen<br />

die Gleichungen (7.8) und (7.9) noch um die Verschiebungsanteile infolge Torsionsverdrehung<br />

� des stabilisierten Trägers ergänzt werden.<br />

n<br />

FS, k � S*<br />

� � �� vk<br />

�1<br />

� 2 � vk<br />

� vk<br />

�1<br />

� zv<br />

� ���k�1�2��k��k�1��(7.10) L<br />

2<br />

3<br />

3


�W<br />

e<br />

n<br />

� S*<br />

� �<br />

L<br />

� � n 1<br />

k�1<br />

�<br />

� ( v<br />

k�1<br />

147<br />

� zv<br />

� �k�1)<br />

� 2 � ( vk<br />

� zv<br />

� �k<br />

)<br />

v � � z � � ) � � ( �v<br />

� z � �� )<br />

(7.11)<br />

� ( k 1 v k�1<br />

k v k<br />

<strong>Zur</strong> Implementierung des Verbandsmodells 3 in das Matrizenverfahren aus Abschnitt<br />

4 werden die Verformungen vk und �k jeweils durch die 5 Freiwerte der Ansatzfunktionen<br />

für die Verschiebung v und die 5 Freiwerte der Ansatzfunktionen für die<br />

Verdrehung � ausgedrückt. Durch Einsetzen dieser Gleichungen (7.4a) bis (7.4k) in<br />

die virtuelle Arbeit gemäß Gleichung (7.11) ergibt sich die Steifigkeitsmatrix des<br />

Stützseiles Ke,S*. Da in der virtuellen Arbeit gemäß Gleichung (7.11) gemischte<br />

Terme mit Verformungen benachbarter Knotenpunkte des aussteifenden Verbandes<br />

auftreten, ergeben sich bei unterschiedlicher Anzahl der Verbandsfelder unterschiedliche<br />

Steifigkeitsmatrizen Ke,S*. An dieser Stelle wird beispielhaft die Steifigkeitsmatrix<br />

Ke,S* für n = 4 Verbandsfelder angegeben. Die Steifigkeitsmatrizen für n = 2,<br />

3, 5 und 6 Verbandsfelder sind <strong>im</strong> Anhang abgedruckt.<br />

Ke,<br />

S*<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

0,586<br />

-0,586<br />

� zv<br />

2 -2� zv<br />

3,414<br />

S*<br />

� 8 �<br />

Symmetrie 3,414<br />

L<br />

n = 4<br />

0,586<br />

2<br />

� zv<br />

2�<br />

2<br />

zv<br />

-3,414<br />

� zv<br />

3,414<br />

2<br />

� zv<br />

-3,414<br />

� zv<br />

3,414<br />

2<br />

� zv


148<br />

<strong>Zur</strong> Best<strong>im</strong>mung der gesuchten Verformungen des stabilisierten Trägers wird die um<br />

den Einfluß des Stützseiles erweiterte Gleichung (7.12) aus dem Matrizenverfahren in<br />

Abschnitt 4 gelöst.<br />

(Ke + Ke,S* + Kg) � V = P (7.12)<br />

Mit dem Lösungsvektor V der Freiwerte der Ansatzfunktionen können die Verformungen<br />

vk und �k an den diskreten Stützstellen aus den Gleichungen (7.4a) bis (7.4k)<br />

berechnet werden. Die Stabilisierungskraft FS,k an der Stützstelle k ergibt sich dann<br />

aus den Verformungen am Knoten k und den Verformungen an den Nachbarknoten<br />

gemäß Gleichung (7.10). Für den beispielhaft betrachteten Fall mit n = 4 Verbandsfeldern<br />

lauten die Gleichungen zur Berechnung der Stabilisierungskräfte wie folgt:<br />

4<br />

FS, 1/<br />

4 � S*<br />

� � 1/<br />

4 1/<br />

2 v 1/<br />

4 �<br />

L<br />

�2�v�v�z��2����� 1/<br />

2<br />

4<br />

FS, 1/<br />

2 � S*<br />

� � 1/<br />

4 1/<br />

2 3/<br />

4 v 1/<br />

4 1/<br />

2 �<br />

L<br />

��v�2�v�v�z����2����� 4<br />

FS, 3/<br />

4 � S*<br />

� � 1/<br />

2 3/<br />

4 v 1/<br />

2 �<br />

L<br />

��v�2�v�z�����2��� Für den allgemeinen Fall mit n Verbandsfeldern werden die Stabilisierungskräfte<br />

analog für jede Stützstelle k mit Gleichung (7.10) berechnet.<br />

3/<br />

4<br />

3/<br />

4


7.3 Einfluß der diskreten seitlichen Stützung auf die<br />

Trägerverformungen und Stabilisierungslasten<br />

7.3.1 Auswahl der untersuchten Systeme<br />

149<br />

Die Frage, welchen Einfluß die Modellierung von aussteifenden Verbänden als<br />

kontinuierliche oder diskrete seitliche Stützung biegedrillknickgefährdeter Träger auf<br />

die Trägerverformungen und Stabilisierungslasten ausübt, kann aufgrund der Vielzahl<br />

vorhandener Systemparameter nur anhand von ausgesuchten Beispielen beantwortet<br />

werden. Da die mit Hilfe dieser Beispiele gewonnenen Erkenntnisse nur bedingt auf<br />

andere Stützweiten, Profile, Verbandsgeometrien, Drehbettungen und Lastfälle übertragen<br />

werden können, kommt der Auswahl der zu untersuchenden Systeme und<br />

Lastfälle eine besondere Bedeutung zu.<br />

Die häufigste Anwendung <strong>stabilisierender</strong> Verbände <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> sind Dach- und<br />

Wandverbände zur Aussteifung von Rahmentragwerken <strong>im</strong> Hallenbau. Die Stützweite<br />

dieser Rahmentragwerke und die Stützweite der aussteifenden Dachverbände liegt<br />

überwiegend zwischen 10 und 30 m. Als Querschnitt für die pr<strong>im</strong>är auf Biegung<br />

belasteten Rahmenriegel werden in der Regel Profile der IPE-Reihe verwendet,<br />

welche durch den Dachverband seitlich in diskreten Punkten gestützt und zusätzlich<br />

durch die Drehbettung infolge aufliegender Pfetten oder Trapezprofile ausgesteift<br />

werden. Da der Abstand zwischen den einzelnen Hallenrahmen häufig 5 bis 6 m<br />

beträgt und die Neigung der Verbandsdiagonalen statisch günstig mit ungefähr 45°<br />

gewählt werden kann, werden überwiegend Verbandsgeometrien mit 2 bis 6 Verbandsfeldern<br />

ausgeführt, wobei der Abstand der Verbandspfosten etwa 5 m beträgt.<br />

Der Bemessungswert der Gleichstreckenlast qz auf dem Obergurt der Rahmenriegel<br />

liegt bei den genannten Rahmenabständen zwischen 5 und 10 kN/m je nach Dachaufbau<br />

und Schneelastzone. Der Biegemomentenverlauf der stabilisierten Rahmenriegel<br />

weist neben dem positiven Feldmoment aus der Gleichstreckenlast in der Regel<br />

auch negative Stützmomente auf, die aus der Rahmentragwirkung herrühren.<br />

Die in diesem Abschnitt zur Beurteilung des Einflusses der diskreten Stützung untersuchten<br />

Systeme und Lastfälle sind in Bild 7.8 dargestellt. Die Berechnungsbeispiele<br />

sind so gewählt, daß der oben genannte Anwendungsbereich für stabilisierende Dachverbände<br />

<strong>im</strong> Stalhallenbau abgedeckt wird.<br />

Untersucht werden fünf verschiedene Systeme, bestehend aus stabilisiertem Träger<br />

und aussteifendem Verband mit n = 2 bis 6 Verbandsfeldern. Die Stützweite von<br />

Träger und Verband wird zwischen 10 und 30 m variiert, wobei der Abstand der<br />

Verbandsknotenpunkte als Stützstellen für den stabilisierten Träger mit 5 m konstant<br />

bleibt. Um die Variationsbreite möglicher Biegemomentenverläufe abzudecken,<br />

werden für jedes System drei Lastfälle ohne Randmomente mit einseitigem und mit<br />

beidseitigen negativen Randmomenten berechnet. Durch Variation der Gleichstreckenlast<br />

qz zwischen 5 und 10 kN/m weisen alle drei Lastfälle trotz unterschiedlicher<br />

Randmomente ein gleich großes positives Feldmoment auf.


150<br />

Bild 7.8 <strong>Zur</strong> Beurteilung des Einflusses der diskreten Stützung untersuchte Systeme<br />

und Lastfälle


151<br />

Das sich mit der Stützweite des stabilisierten Trägers ändernde Feldmoment ist für<br />

alle fünf Systeme in Bild 7.8 ebenso angegeben wie das gewählte Trägerprofil aus der<br />

IPE-Reihe.<br />

Tabelle 7.2 Ausnutzung der plastischen Querschnittstragfähigkeit der gewählten Trägerprofile<br />

nach Theorie I. Ordnung<br />

Stützweite Profil <strong>Beanspruchung</strong> Beanspruchbarkeit Ausnutzung<br />

L [m]<br />

St 37 My [kNm] Mpl,y,d [kNm] My/Mpl,y,d<br />

10 IPE 240 62,5 80,0 0,78<br />

15 IPE 330 140,6 175,5 0,80<br />

20 IPE 400 250,0 285,2 0,87<br />

25 IPE 500 390,6 478,7 0,81<br />

30 IPE 600 562,5 766,3 0,73<br />

Tabelle 7.2 zeigt die aus der Biegemomentenbeanspruchung abgeleitete Profilwahl.<br />

Die Querschnitte wurden so gewählt, daß das vollplastische Biegemoment Mpl,y,d ohne<br />

Stabilitätseinfluß zu ungefähr 80 % ausgenutzt wird. Ein Nachweis ausreichender<br />

Querschnittstragfähigkeit bei zusätzlicher <strong>Beanspruchung</strong> durch die Schnittgrößen Mz<br />

und M� infolge Theorie II. Ordnung nach Kindmann/Ding [36] kann für alle untersuchten<br />

Systeme erbracht werden.<br />

<strong>Zur</strong> Berechnung der Schubsteifigkeit des aussteifenden Verbandes werden einheitlich<br />

folgende Füllstabquerschnitte festgelegt:<br />

Pfosten: Rohrquerschnitt 88,9 x 3,2 Ap = 8,62 cm 2<br />

Diagonalen: Rundstahl � 20 AD = 3,14 cm 2<br />

Mit Gleichung (7.1) und � = 45° berechnet sich daraus eine Schubsteifigkeit des<br />

Verbandes von S* = 20653 kN. Aus der Annahme, daß jeweils 5 Rahmenriegel durch<br />

einen Verband stabilisiert werden, folgt die in Bild 7.8 angegebene, den Berechnungsbeispielen<br />

zugrunde gelegte Schubsteifigkeit von S* = 4000 kN.<br />

Als Drehbettung für die stabilisierten Rahmenriegel wird einheitlich ein Stahltrapezprofil<br />

100/275/0,75 in Positivlage mit Befestigung in jedem zweiten Untergurt<br />

angesetzt, wodurch eher geringe Drehbettungswerte <strong>im</strong> Vergleich zu einem Pfettendach<br />

erzielt werden. Ein Nachweis der seitlich gestützten Rahmenriegel nach Theorie<br />

II. Ordnung ohne diese geringe Drehbettung gelingt aber nicht, so daß sie unbedingt<br />

berücksichtigt werden muß.<br />

Die Berechnung der vorhandenen Drehbettung erfolgt gemäß Kommentar zu DIN<br />

18800 [63] unter Berücksichtigung der Einflüsse aus der Biegesteifigkeit des Stahltrapezprofils,<br />

der Profilverformung des stabilisierten Trägers und der Anschlußverformung,<br />

die sich bei kleinen Gurtbreiten und geringen Auflasten besonders<br />

negativ auswirkt. In Ergänzung zu den Regelungen in DIN 18800 Teil 2, Element<br />

(309) gestattet der Normkommentar [63] die Berücksichtigung der günstigen<br />

Auswirkung aus der Auflast, welche durch das Auswandern auf die Flanschkante<br />

infolge des Verdrehvorganges einen rückdrehenden Einfluß ausübt. Für die


152<br />

Berechnungsbeispiele gemäß Bild 7.8 wird dieser Einfluß berücksichtigt. Die angesetzten<br />

Drehbettungswerte sind in Abhängigkeit von Trägerprofil und Größe der<br />

Auflast in Tabelle 7.3 angegeben.<br />

Tabelle 7.3 Drehbettung durch Trapezprofil 100/275/0,75, berechnet gemäß Kommentar<br />

zu DIN 18800 [63] unter Berücksichtigung der Größe der Auflast<br />

c�,k<br />

[kNm/m]<br />

Lastfall 1<br />

qz = 5 kN/m<br />

Lastfall 2<br />

qz = 10 kN/m<br />

Lastfall 3<br />

qz = 7,5 kN/m<br />

IPE 240 5,2 6,6 5,9<br />

IPE 330 7,1 9,0 8,0<br />

IPE 400 8,1 10,1 9,1<br />

IPE 500 9,0 11,4 10,3<br />

IPE 600 9,2 11,7 10,5<br />

7.3.2 Einfluß der diskreten seitlichen Stützung auf die<br />

Trägerverformungen<br />

<strong>Zur</strong> Klärung, welchen Einfluß die Modellierung aussteifender Verbände auf die<br />

Verformungen der ausgesteiften Träger ausübt, werden die drei in Abschnitt 7.1<br />

erläuterten Verbandsmodelle für die Berechnung der verschiedenen Systeme und<br />

Lastfälle aus Bild 7.8 verwendet. Ein Vergleich von kontinuierlichem Schubfeldmodell<br />

und diskretem Seilmodell soll die Auswirkung der seitlichen Stützung in<br />

diskreten Punkten aufzeigen. Der ergänzende Vergleich von Federmodell und Seilmodell<br />

erlaubt es den durch das Seilmodell erfaßten Einfluß der Relativverschiebung<br />

benachbarter Knotenpunkte des Verbandes zu beurteilen.<br />

Die seitliche Stützung der untersuchten Träger gemäß Bild 7.8 durch den<br />

aussteifenden Verband erfolgt in Höhe des Obergurtmittelpunktes. Durch ein Schubfeld<br />

wird die Neigung der Obergurtachse v� OG behindert. Einzelfedern setzen der<br />

Absolutverschiebung vOG in diskreten Punkten einen Widerstand entgegen und bei<br />

diskreter Abstützung gegen ein Seil mit Zugkraft wird Arbeit infolge der Relativverschiebung<br />

�vOG zwischen benachbarten diskreten Stützstellen geleistet. Die aus den<br />

unterschiedlichen Verbandsmodellen resultierenden unterschiedlichen max<strong>im</strong>alen<br />

Obergurtverschiebungen der untersuchten Träger sind in Tabelle 7.4 zusammengestellt.<br />

Das Seilmodell ist die Modellvariante mit der besten Abbildung des Verformungsverhaltens<br />

eines aussteifenden Verbandes und wird als Maßstab für die Güte<br />

der anderen beiden Verbandsmodelle verwendet. Für die Systeme mit 2 und 3<br />

Verbandsfeldern ist die Übereinst<strong>im</strong>mung der max<strong>im</strong>alen Obergurtverschiebung von<br />

Federmodell und Seilmodell deutlich besser als von Schubfeldmodell und Seilmodell.


153<br />

Für das System mit 2 Verbandsfeldern liefern die beiden diskreten Verbandsmodelle<br />

sogar identische Ergebnisse, da nur eine diskrete Zwischenstützung vorhanden ist,<br />

deren Absolutverschiebung identisch ist mit der Relativverschiebung in bezug auf die<br />

unverschieblichen benachbarten Auflagerknoten des Verbandes. Die identische aussteifende<br />

Wirkung von Federmodell und Seilmodell gilt auch für das System mit 3<br />

Verbandsfeldern, wenn ein symmetrischer Lastfall berechnet wird. Im asymmetrischen<br />

Lastfall 3 tritt eine Relativverschiebung zwischen den beiden Stützstellen in<br />

den Drittelspunkten des Verbandes auf, woraus eine leichte Abweichung zwischen<br />

den Verformungen der beiden diskreten Verbandsmodelle resultiert.<br />

Tabelle 7.4 Vergleich der mit den drei Verbandsmodellen Schubfeld, Einzelfedern und Seil<br />

mit Zugkraft ermittelten max<strong>im</strong>alen Obergurtverschiebung vOG für die Systeme<br />

und Lastfälle gemäß Bild 7.8<br />

max vOG<br />

[cm]<br />

n = 2<br />

L = 10 m<br />

n = 3<br />

L = 15 m<br />

n = 4<br />

L = 20 m<br />

n = 5<br />

L = 25 m<br />

n = 6<br />

L = 30 m<br />

Lastfall 1<br />

Schubfeldmodell 0,031 0,080 0,167 0,291 0,476<br />

Federmodell 0,063 0,299 0,346 0,599 0,988<br />

Seilmodell 0,063 0,299 0,185 0,284 0,499<br />

Lastfall 2<br />

Schubfeldmodell 0,025 0,065 0,137 0,239 0,401<br />

Federmodell 0,070 0,327 0,393 0,679 1,129<br />

Seilmodell 0,070 0,327 0,161 0,239 0,430<br />

Lastfall 3<br />

Schubfeldmodell 0,029 0,074 0,156 0,270 0,448<br />

Federmodell 0,295 0,318 0,392 0,643 1,087<br />

Seilmodell 0,295 0,320 0,193 0,296 0,478<br />

Die Ergebnisse in Tabelle 7.4 zeigen eine klare Zweiteilung bzgl. der Systeme mit 3<br />

und weniger und der Systeme mit 4 und mehr Verbandsfeldern. Für 2 und 3 Verbandsfelder<br />

werden die Systemverformungen mit dem diskreten Federmodell genauer<br />

ermittelt. Für 4, 5 und 6 Verbandsfelder liefert das kontinuierliche Schubfeldmodell<br />

bessere Ergebnisse, wenn jeweils das Seilmodell als Vergleichsmaßstab angelegt<br />

wird. Dies gilt unabhängig vom betrachteten Lastfall.<br />

Stellvertretend für die Systeme mit 3 und weniger Verbandsfeldern sind die Systemverformungen<br />

ausgedrückt als Verschiebung von Ober- und Untergurt des stabilisierten<br />

Trägers für das System mit 3 Verbandsfeldern und Belastung durch Lastfall 3 in<br />

Bild 7.9 dargestellt. Die Lage der diskreten Stützstellen am Obergurt ist jeweils durch<br />

ein Kreuz kenntlich gemacht.


154<br />

L = 15 m, n = 3, LF 3<br />

v Gurt [cm]<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

OG Federn UG Federn OG Seil<br />

UG Seil OG Schubfeld UG Schubfeld<br />

Bild 7.9 Vergleich der seitlichen Verschiebung von Ober- und Untergurt des stabilisierten<br />

Trägers für die drei Verbandsmodelle Schubfeld, Einzelfedern und Seil<br />

mit Zugkraft bei dreifeldrigem Verband und Lastfall 3 gemäß Bild 7.8<br />

L = 20 m, n = 4, LF 3<br />

v Gurt [cm]<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

x/L<br />

OG Federn UG Federn OG Seil<br />

UG Seil OG Schubfeld UG Schubfeld<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

Bild 7.10 Vergleich der seitlichen Verschiebung von Ober- und Untergurt des stabilisierten<br />

Trägers für die drei Verbandsmodelle Schubfeld, Einzelfedern und Seil<br />

mit Zugkraft bei vierfeldrigem Verband und Lastfall 3 gemäß Bild 7.8<br />

x/L


155<br />

Die gute Übereinst<strong>im</strong>mung der Verformungen von Federmodell und Seilmodell ist<br />

deutlich zu erkennen. In Abweichung zum Schubfeldmodell mit kontinuierlicher<br />

Stützung des Obergurtes tritt bei den beiden diskreten Verbandsmodellen eine mehrwellige<br />

Verschiebungsfigur des Obergurtes auf. Dies entspricht der Anschauung, daß<br />

ein seitliches Ausweichen des Obergurtes zwischen den diskreten Stützstellen möglich<br />

ist. Eine Modellierung dieses Systems mit dreifeldrigem Verband durch Annahme<br />

einer kontinuierlichen Stützung durch ein Schubfeld eignet sich offensichtlich nicht<br />

zur Beschreibung der aussteifenden Wirkung des Verbandes.<br />

Stellvertretend für die Systeme mit 4 und mehr Verbandsfeldern sind in Bild 7.10 die<br />

Ober- und Untergurtverschiebung des stabilisierten Trägers für das System mit 4 Verbandsfeldern<br />

und Belastung durch Lastfall 3 angegeben. Im Gegensatz zu dem System<br />

mit 3 Verbandsfeldern zeigen bei dem System mit 4 Verbandsfeldern die Verformungen<br />

des Schubfeldmodells eine gute Übereinst<strong>im</strong>mung mit dem Seilmodell. Die<br />

Verschmierung des diskreten Verbandes zu einem kontinuierlichen Schubfeld ist bei 4<br />

und mehr Verbandsfeldern demnach ein besseres Modell für die Beschreibung der<br />

aussteifenden Wirkung des Verbandes als das Federmodell, welches den Einfluß der<br />

Relativverschiebung benachbarter Knotenpunkte des Verbandes nicht beschreiben<br />

kann.<br />

Eine weitere Erkenntnis aus den in Bild 7.10 dargestellten Verformungen des Systems<br />

mit 4 Verbandsfeldern ist die Tatsache, daß ein n-feldriger Verband am Obergurt des<br />

stabilisierten Trägers nicht zwangsläufig auch eine n-wellige Verschiebungsfigur des<br />

Obergurtes erzwingt. Die Obergurtverformung bei diskreter Stützung durch Einzelfedern<br />

ist zwar mehrwellig, wird aber offensichtlich nur wenig durch Anzahl und<br />

Lage der diskreten Stützstellen beeinflußt.<br />

Als ergänzendes Beispiel für den geringen Einfluß der diskreten Stützung sind die<br />

Verformungen des Systems mit fünffeldrigem Verband und Belastung durch Lastfall<br />

1 in Bild 7.11 dargestellt. Die Obergurtverformung bei diskreter Stützung durch<br />

Einzelfedern stellt sich auch für dieses System dreiwellig ein, obschon eine symmetrische<br />

fünfwellige Verschiebungsfigur des Obergurtes bei Stützung in den<br />

Fünftelspunkten und symmetrischer Belastung möglich ist.<br />

Die durch das Seilmodell abgebildete diskrete Stützung durch einen fünffeldrigen<br />

Verband übt auf den stabilisierten Träger die gleiche aussteifende Wirkung aus wie<br />

die kontinuierliche Stützung durch ein Schubfeld, was aus den nahezu identischen<br />

Verformungen von Seilmodell und Schubfeldmodell hervorgeht. Diese Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

zwischen Seilmodell und Schubfeldmodell gilt auch für alle anderen untersuchten<br />

Systeme mit 4 und mehr Verbandsfeldern unabhängig vom betrachteten<br />

Lastfall.<br />

Eine Berechnung der Verformungen und Schnittgrößen von durch Verbände ausgesteifte,<br />

biegedrillknickgefährdeten Trägern nach Theorie II. Ordnung ist praktisch<br />

nur durch den Einsatz von Computerprogrammen wie BT II [77] oder DRILL [24]<br />

möglich. Die Berücksichtigung der aussteifenden Wirkung eines Verbandes kann <strong>im</strong><br />

Rahmen einer solchen Programmberechnung nur durch den Ansatz von Einzelfedern


156<br />

oder durch den Ansatz eines Schubfeldes erfolgen. Als Ergebnis der Untersuchungen<br />

zum Einfluß der verschiedenen Verbandsmodelle auf die Verformungen des<br />

stabilisierten Trägers kann zusammenfassend die Empfehlung ausgesprochen werden,<br />

für Systeme mit 3 und weniger Verbandsfeldern das Federmodell und für Systeme mit<br />

4 und mehr Verbandsfeldern das Schubfeldmodell zu verwenden.<br />

v Gurt [cm]<br />

L = 25 m, n = 5, LF 1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-1<br />

-1,2<br />

OG Federn UG Federn OG Seil<br />

UG Seil OG Schubfeld UG Schubfeld<br />

Bild 7.11 Vergleich der seitlichen Verschiebung von Ober- und Untergurt des stabilisierten<br />

Trägers für die drei Verbandsmodelle Schubfeld, Einzelfedern und Seil<br />

mit Zugkraft bei fünffeldrigem Verband und Lastfall 1 gemäß Bild 7.8<br />

7.3.3 Einfluß der diskreten seitlichen Stützung auf die<br />

Stabilisierungslasten<br />

Stabilisierungslasten diskret gestützter Träger wirken als Einzellasten an den diskreten<br />

Stützstellen und sind deshalb nicht unmittelbar mit den Stabilisierungsstreckenlasten<br />

bei kontinuierlicher Stützung vergleichbar. Eine Beurteilung, ob sich signifikante<br />

Unterschiede zwischen der <strong>Beanspruchung</strong> einer diskreten und einer kontinuierlichen<br />

Stabilisierungskonstruktion ergeben, ist aber anhand der Stabilisierungsquerkraft<br />

möglich, die sich durch Summation der diskreten Stützkräfte bzw. durch Integration<br />

der Stabilisierungsstreckenlasten ergibt.<br />

Mit dem Federmodell und dem Seilmodell stehen zwei Möglichkeiten zur Berechnung<br />

diskreter Stützkräfte zur Verfügung. Die Stützkräfte des Federmodells werden gemäß<br />

Gleichung (7.6) aus der Verformung der Einzelfedern berechnet. Die Stützkräfte des<br />

x/L


Seilmodells ergeben sich gemäß Gleichung (7.10) aus der Umlenkung der Zugkraft <strong>im</strong><br />

Seil an den diskreten Stützstellen.<br />

157<br />

Wie bereits erläutert, wird die aussteifende Wirkung eines Verbandes durch das<br />

Seilmodell genauer erfaßt als durch das Federmodell. Ein Vergleich der mit den<br />

beiden diskreten Verbandsmodellen berechneten Stabilisierungskräfte soll klären, ob<br />

ein großer Einfluß des verwendeten Modells vorliegt und ob die mit dem Federmodell<br />

berechneten Stabilisierungskräfte für eine Bemessung der Stabilisierungskonstruktion<br />

auf der sicheren Seite liegen. In Tabelle 7.5 sind zu diesem Zweck die mit dem Federmodell<br />

und dem Seilmodell berechneten diskreten Stützkräfte für die verschiedenen<br />

Systeme und Lastfälle gemäß Bild 7.8 gegenübergestellt.<br />

Tabelle 7.5 Vergleich der mit dem Federmodell und dem Seilmodell berechneten diskreten<br />

Stützkräfte für die Systeme und Lastfälle gemäß Bild 7.8<br />

Stützkräfte<br />

FS [kN]<br />

LF1 LF2 LF3<br />

qz = 5 kN/m qz = 10 kN/m qz = 7,5 kN/m<br />

Federmodell Seilmodell Federmodell Seilmodell Federmodell Seilmodell<br />

FS,1/2 0,917 0,917 1,016 1,016 0,886 0,886<br />

FS,1/3 0,508 0,508 0,355 0,355 0,861 0,924<br />

FS,2/3 0,508 0,508 0,355 0,355 0,027 -0,054<br />

FS,1/4 -0,060 -0,049 -0,459 -0,560 0,324 0,297<br />

FS,1/2 1,259 1,393 1,428 1,732 1,344 1,534<br />

FS,3/4 -0,060 -0,049 -0,459 -0,560 -0,808 -0,862<br />

FS,1/5 -0,443 -0,499 -0,946 -1,204 -0,153 -0,302<br />

FS,2/5 1,096 1,278 1,130 1,437 1,559 1,827<br />

FS,3/5 1,096 1,278 1,130 1,437 0,680 0,850<br />

FS,4/5 -0,443 -0,499 -0,946 -1,204 -1,213 -1,355<br />

FS,1/6 -0,716 -0,874 -1,298 -1,795 -0,469 -0,763<br />

FS,1/3 0,719 0,991 0,575 0,914 1,408 1,651<br />

FS,1/2 1,596 1,680 1,824 2,064 1,711 1,837<br />

FS,2/3 0,719 0,991 0,575 0,914 -0,010 0,288<br />

FS,5/6 -0,716 -0,874 -1,298 -1,795 -1,600 -1,892


158<br />

Für das System mit zweifeldrigem Verband ergeben sich am Federmodell und am<br />

Seilmodell identische Ergebnisse für die Stützkraft in Feldmitte. Bei dreifeldrigem<br />

Verband und symmetrischem Lastfall sind die Stützkräfte in den Drittelspunkten<br />

ebenfalls identisch. Für alle anderen Systeme und Lastfälle treten Abweichungen<br />

zwischen den Stützkräften der beiden Modellvarianten auf.<br />

Das Seilmodell liefert für die Systeme mit 4 und mehr Verbandsfeldern bis zu 20 %<br />

größere Stützkräfte als das Federmodell. Die Verteilung der Stabilisierungslasten auf<br />

die einzelnen Stützstellen zeigt aber eine gute Übereinst<strong>im</strong>mung der beiden<br />

Verbandsmodelle untereinander und auch eine gute Übereinst<strong>im</strong>mung mit der<br />

Verteilung der Stabilisierungslasten bei kontinuierlicher Stützung. In Abschnitt 6 wird<br />

für kontinuierlich gestützte Träger mit Belastung durch Gleichstreckenlast gezeigt,<br />

daß max<strong>im</strong>ale positive Stabilisierungslasten in Feldmitte und negative Stabilisierungslasten<br />

in Auflagernähe auftreten. Dieser Verlauf der Stabilisierungskräfte ist auch aus<br />

den diskreten Stützkräften in Tabelle 7.5 ablesbar.<br />

Ein unmittelbarer Vergleich von Stabilisierungseinzellasten bei diskreter Stützung mit<br />

Stabilisierungsstreckenlasten bei kontinuierlicher Stützung ist nicht möglich. Um<br />

dennoch einen Vergleich zwischen der <strong>Beanspruchung</strong> einer diskreten und einer<br />

kontinuierlichen Stabilisierungskonstruktion anstrengen zu können, wird die Querkraft<br />

in der seitlichen Halterung betrachtet.<br />

In Abschnitt 7.3.2 wird gezeigt, daß die aussteifende Wirkung von Verbänden mit 4<br />

oder mehr Verbandsfeldern in sehr guter Näherung durch die aussteifende Wirkung<br />

eines kontinuierlichen Schubfeldes abgebildet werden kann. Es ist deshalb naheliegend,<br />

auch eine gute Übereinst<strong>im</strong>mung zwischen der Schubfeldkraft und der<br />

Verbandsquerkraft zu vermuten.<br />

In den Bildern 7.12 und 7.13 erfolgt beispielhaft eine Gegenüberstellung der Stabilisierungsquerkräfte<br />

von Schubfeldmodell und Seilmodell für einen fünffeldrigen und<br />

einen sechsfeldrigen Verband. Die Schubfeldkraft ist mit Gleichung (4.15) berechnet,<br />

die Verbandsquerkraft des Seilmodells aus den diskreten Stützkräften in Tabelle 7.5.<br />

Die Stabilisierungsquerkräfte des kontinuierlichen Schubfeldmodells und des diskreten<br />

Seilmodells zeigen eine sehr gute Übereinst<strong>im</strong>mung sowohl bezüglich der<br />

Verteilung in Trägerlängsrichtung als auch bezüglich des bemessungsrelevanten<br />

Max<strong>im</strong>alwertes. Diese gute Übereinst<strong>im</strong>mung ist auch für alle anderen untersuchten<br />

Lastfälle und Systeme mit 4 oder mehr Verbandsfeldern gegeben. Das Einschneiden<br />

der Querkraftlinie bei diskreter Stützung in die Querkraftlinie bei kontinuierlicher<br />

Stützung ist für die D<strong>im</strong>ensionierung eines aussteifenden Verbandes unproblematisch,<br />

da in der Regel alle Pfosten und Diagonalen mit gleichem Querschnitt ausgeführt<br />

werden und die Bemessung mit dem Max<strong>im</strong>alwert der Verbandsquerkraft erfolgt.


Qs [kN]<br />

L = 25 m, n = 5, LF 1<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

Schubfeldmodell Seilmodell<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

Bild 7.12 Stabilisierungsquerkraft für die Verbandsmodelle Schubfeld und Seil mit<br />

Zugkraft bei fünffeldrigem Verband und Lastfall 1 gemäß Bild 7.8<br />

L = 30 m, n = 6, LF 1<br />

Qs [kN]<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0 0,25 0,5 0,75 1<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

-2<br />

-2,5<br />

x/L<br />

Schubfeldmodell Seilmodell<br />

Bild 7.13 Stabilisierungsquerkraft für die Verbandsmodelle Schubfeld und Seil mit<br />

Zugkraft bei sechsfeldrigem Verband und Lastfall 1 gemäß Bild 7.8<br />

x/L<br />

159


160<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende Empfehlungen für die Bemessung von<br />

aussteifenden Verbänden geben:<br />

� Für Verbände mit 3 oder weniger Verbandsfeldern sollte das Federmodell zur<br />

Berechnung der diskreten Stützkräfte verwendet werden.<br />

� Für Verbände mit 4 oder mehr Verbandsfeldern kann die Schubfeldkraft aus dem<br />

kontinuierlichen Schubfeldmodell als Näherung für die Verbandsquerkraft dienen.<br />

In diesen Fällen sind auch die Näherungsformeln für die Ermittlung der <strong>Beanspruchung</strong><br />

einer kontinuierlichen seitlichen Halterung aus Abschnitt 6.3.3<br />

anwendbar.


8 Beispiel zur Bemessung eines Dachverbandes<br />

Bild 8.1 Statisches System, planmäßige Lasten und geometrische Ersatz<strong>im</strong>perfektionen<br />

161


162<br />

Anhand des in Bild 8.1 dargestellten Beispiels für einen typischen Dachverband einer<br />

Stahlhalle soll die Anwendung der hergeleiteten Näherungsformeln für die<br />

Bemessung von Stabilisierungskonstruktionen gezeigt werden. Der untersuchte<br />

Dachverband dient zur Aufnahme äußerer Windlasten und zur Stabilisierung mehrerer<br />

Rahmenriegel, die durch Drucknormalkräfte, negative Stützmomente und Gleichstreckenlasten<br />

beansprucht werden. Sämtliche <strong>Beanspruchung</strong>en sind �M-fache<br />

Bemessungswerte. Geometrie und Querschnitte der untersuchten Konstruktion sind<br />

Bild 8.1 zu entnehmen.<br />

Die Ermittlung der <strong>Beanspruchung</strong> des Dachverbandes erfolgt mit zwei verschiedenen<br />

Berechnungsmodellen:<br />

� Standardverfahren nach Gerold [27] bzw. Petersen [82] (Modell: Druckstab)<br />

� Näherungsformeln aus Abschnitt 6.3.3<br />

(Modell: Biegedrillknickgefährdeter Träger)<br />

Modell: Druckstab<br />

Das Modell nach Gerold bzw. Petersen behandelt die Obergurte der Rahmenriegel als<br />

Druckstäbe mit konstanter Druckkraft NGurt. Vergleiche dazu Abschnitt 2.2.2.<br />

M<br />

N 250<br />

� kN<br />

y,<br />

m<br />

NGurt = � � 25 � 672<br />

hS<br />

2 0,<br />

3865<br />

mit<br />

M<br />

y,<br />

m<br />

2<br />

qz<br />

� L 10 � 20<br />

� My,<br />

R � � �250<br />

� � �250<br />

kNm<br />

8<br />

8<br />

hS = h – tg = 40 – 1,35 = 38,65 cm<br />

2<br />

Die Schubsteifigkeit des Dachverbandes kann z.B. nach Roik [86] Seite 163 berechnet<br />

werden. Der Dachverband mit Schubsteifigkeit S* = 20000 kN dient zur<br />

Stabilisierung von i = 5 Rahmenriegeln. Die beiden äußeren Rahmenriegel weisen nur<br />

die halbe Lasteinzugsfläche auf und werden zusammen als ein Rahmenriegel<br />

behandelt. Der Vergrößerungsfaktor � zur Berücksichtigung der Theorie II. Ordnung<br />

kann deshalb gemäß Gleichung (2.4) berechnet werden, wenn die Summe aller i = 5<br />

Gurtkräfte eingesetzt wird.<br />

1<br />

� �<br />

i � N<br />

1�<br />

N<br />

mit<br />

*<br />

N<br />

Ki<br />

*<br />

Gurt<br />

*<br />

Ki<br />

1<br />

� � 1,<br />

202<br />

5 � 672<br />

1�<br />

20000<br />

� S � 20000 kN = Verzweigungslast des Verbandes als schubweicher Druckstab


163<br />

Die auf den Dachverband wirkende Stabilisierungslast setzt sich aus einem Anteil<br />

infolge Vorkrümmung v0 und aus einem Anteil infolge Verformung unter äußeren<br />

Windlasten qy zusammen. Die Auswirkung der Verformung unter Windlasten qy wird<br />

dadurch berücksichtigt, daß sowohl die Stabilisierungslasten infolge Vorkrümmung v0<br />

als auch die Windlasten mit dem Vergrößerungsfaktor � multipliziert werden.<br />

2<br />

�<br />

qS, m � v0,<br />

m � � i � N 2 Gurt<br />

L<br />

2<br />

�<br />

� 0, 04 � � 5 � 672 � 3,<br />

32 kN/m<br />

2<br />

20<br />

Die max<strong>im</strong>ale Verbandsquerkraft ergibt sich sowohl infolge konstanter Windlast als<br />

auch infolge sinusförmig verteilter Stabilisierungslast an den Auflagern des<br />

Dachverbandes.<br />

max Q<br />

Verband<br />

� qy<br />

� L qS,<br />

m � L �<br />

� � ��<br />

� � �<br />

�<br />

� 2 � �<br />

� 2,<br />

0 � 20 3,<br />

32 � 20 �<br />

� 1, 202 � � � � � 49,<br />

4 kN<br />

� 2 � �<br />

Modell: Biegedrillknickgefährdeter Träger<br />

Für die Anwendung der das räumliche Biegetorsionsproblem beschreibenden<br />

Näherungsformeln aus Abschnitt 6.3.3 wird nur ein zu <strong>stabilisierender</strong> Rahmenriegel<br />

mit anteiliger Schubsteifigkeit des aussteifenden Verbandes und anteiliger Windlast<br />

betrachtet.<br />

S<br />

q<br />

*<br />

y<br />

*<br />

S 20000<br />

� � � 4000 kN<br />

i 5<br />

qy<br />

2,<br />

0<br />

� � � 0,<br />

4 kN/m<br />

i 5<br />

Die Berechnung des Verformungszustandes der stabilisierten Rahmenriegel erfolgt<br />

iterativ, da die seitliche Stützung durch den Dachverband elastisch verschieblich ist,<br />

die Gleichungen (6.121a) und (6.121b) zur Ermittlung der Torsionsverdrehung � aber<br />

nur für eine unverschiebliche seitliche Stützung gelten. Die Lösung dieses Problems<br />

ist der Ansatz einer vergrößerten Vorverformung v0,m bei der Berechnung der<br />

Rahmenriegel als Träger mit unverschieblicher seitlicher Stützung. Die vergrößerte<br />

Vorverformung v 0,<br />

m berechnet sich gemäß Gleichung (6.124) als Summe aus der<br />

geometrischen Ersatz<strong>im</strong>perfektion v0,m und aus der Verschiebung des Dachverbandes<br />

unter Wind- und Stabilisierungslasten. Da die Verschiebung des Dachverbandes<br />

infolge Stabilisierungslasten zu Beginn der Berechnung noch nicht bekannt ist, erfolgt<br />

eine iterative Vergrößerung der Vorverformung v 0,<br />

m .


164<br />

Im ersten Berechnungsschritt wird die Verformung des Dachverbandes unter äußeren<br />

Windlasten ermittelt:<br />

v<br />

OG,<br />

m<br />

2<br />

q L<br />

2<br />

1 y � 1 0,<br />

004 � 2000<br />

� � � �<br />

� 0,<br />

5 cm<br />

*<br />

S 8 4000 8<br />

Als vergrößerte Vorverformung v 0,<br />

m ergibt sich damit gemäß Gleichung (6.124)<br />

v = v0,m + vOG,m = 4,0 + 0,5 = 4,5 cm<br />

0,<br />

m<br />

Die Berechnung der Torsionsverdrehung � der stabilisierten Rahmenriegel erfolgt mit<br />

den Gleichungen (6.121a) und (6.121b). Dazu werden folgende Eingangswerte<br />

benötigt.<br />

E = 21000 kN/cm 2<br />

G = 8100 kN/cm 2<br />

IT = 51,08 cm 4<br />

I� = 490048 cm 6<br />

hS = 38,65 cm<br />

2<br />

i p = 289,4 cm 2<br />

L = 2000 cm<br />

c� = 5 kNm/m<br />

N = -50 kN<br />

My,R = -25000 kNcm<br />

qz = 0,1 kN/cm<br />

Mit diesen Werten ergeben sich die Koeffizienten und die Determinante der 2 x 2-<br />

Steifigkeitsmatrix zur Best<strong>im</strong>mung der gesuchten Freiwerte �1 und �3.<br />

K11 = Ke,11 + Kg,11 = 5892,864 kNcm<br />

K13 = Kg,13 = -3623,44 kNcm<br />

K33 = Ke,33 + Kg,33 = 29787,72 kNcm<br />

D = K11 � K33 -<br />

2<br />

K 13 = 1,62 � 10 8 (kNcm) 2<br />

Die Koeffizienten des Lastvektors werden mit der vergrößerten Vorverformung<br />

v = 4,5 cm berechnet.<br />

0,<br />

m<br />

P1 = 194,299 kNcm<br />

P3 = - 84,375 kNcm<br />

Mit Gleichung (6.121a) und (6.121b) erhält man<br />

1<br />

� 1 � � �K33 � P1<br />

� K13<br />

� P3<br />

��0, 03375 rad<br />

D<br />

1<br />

� 3 � � �K11 � P3<br />

� K13<br />

� P1<br />

��0, 00127 rad<br />

D


165<br />

Die Torsionsverdrehung � der Rahmenriegel verursacht Stabilisierungslasten, welche<br />

die Verformung des Dachverbandes aus äußeren Windlasten noch vergrößern. Die<br />

Obergurtverschiebung der Rahmenriegel infolge Wind- und Stabilisierungslasten wird<br />

mit Gleichung (6.125) berechnet.<br />

Mit 4,<br />

5<br />

v0, m � cm<br />

�1 = 0,03375 rad<br />

�3 = 0,00127 rad<br />

ergibt sich vOG,m = 0,8 cm.<br />

In einem zweiten Iterationsschritt wird eine neue vergrößerte Vorverformung v 0,<br />

m<br />

ermittelt.<br />

v = v0,m + vOG,m = 4,0 + 0,8 = 4,8 cm<br />

0,<br />

m<br />

Damit ändern sich auch die Koeffizienten des Lastvektors.<br />

P1 = 207,252 kNcm<br />

P3 = - 90,000 kNcm<br />

Die erneute Auswertung der Gleichungen (6.121a) und (6.121b) ergibt<br />

�1 = 0,03601 rad<br />

�3 = 0,00136 rad<br />

Die <strong>im</strong> Vergleich zum ersten Iterationsschritt vergrößerte Torsionsverdrehung bewirkt<br />

eine Zunahme der Stabilisierungslasten und dadurch auch eine erneute Vergrößerung<br />

der Obergurtverschiebung gemäß Gleichung (6.125).<br />

Mit v0, m � 4,<br />

8 cm<br />

�1 = 0,03601 rad<br />

�3 = 0,00136 rad<br />

ergibt sich bei Vernachlässigung von Verformungszuwächsen von weniger als 1 mm<br />

aber wieder der Wert vOG,m = 0,8 cm, so daß die iterative Ermittlung des Verformungszustandes<br />

bereits nach dem zweiten Iterationsschritt abgebrochen werden kann.<br />

Durch Einsetzen der Größen v 0,<br />

m , �1 und �3 in die Gleichungen (6.122) und (6.123)<br />

werden die Stabilisierungslast qS und die Verbandsquerkraft infolge Stabilisierung QS<br />

ermittelt.<br />

Die Ergebnisse einer Auswertung der Gleichungen (6.122) und (6.123) in den<br />

Zehntelspunkten der Stützweite L sind in Tabelle 8.1 angegeben.


166<br />

Tabelle 8.1 <strong>Beanspruchung</strong> des Dachverbandes durch Windlasten qy und<br />

Stabilisierungslasten qS<br />

x<br />

�<br />

L<br />

� x qy qS qy + qS Qy QS Qy + QS<br />

[-] [cm] [kN/m] [kN/m] [kN/m] [kN] [kN] [kN]<br />

0 0 0,4 -0,630 -0,230 4,00 -0,47 3,53<br />

0,1 200 0,4 -0,610 -0,210 3,20 0,84 4,04<br />

0,2 400 0,4 -0,273 0,127 2,40 1,76 4,16<br />

0,3 600 0,4 0,162 0,562 1,60 1,87 3,47<br />

0,4 800 0,4 0,503 0,903 0,80 1,18 1,98<br />

0,5 1000 0,4 0,630 1,030 0,00 0,00 0,00<br />

Für die Bemessung des Dachverbandes sind die <strong>Beanspruchung</strong>en aus Windlasten qy<br />

und aus Stabilisierungslasten qS zu überlagern. In Feldmitte wirkt die Stabilisierungslast<br />

in Richtung der Windlast, am Auflager wirkt sie entgegengesetzt. Die max<strong>im</strong>ale<br />

Querkraft <strong>im</strong> Dachverband tritt etwa bei x = 4 m auf. Für die volle Windlast und i = 5<br />

zu stabilisierende Rahmenriegel erhält man<br />

max QVerband = i � (Qy + QS) = 5 � 4,16 = 20,8 kN<br />

Das Anschlußmoment m� zwischen den Rahmenriegeln und der als Drehbettung<br />

wirkenden Dacheindeckung ergibt sich aus dem Produkt der max<strong>im</strong>alen Torsionsverdrehung<br />

max � mit der Federsteifigkeit c�.<br />

max � = �1 - �3 = 0,036 – 0,001 = 0,035 rad<br />

m� = max � � c� = 0,035 � 5 = 0,175 kNm/m<br />

Diese <strong>Beanspruchung</strong> ist deutlich kleiner als das Kontaktmoment mk, welches durch<br />

das Auswandern der Auflast qz auf die Gurtkante bei einer Verdrehung des<br />

Querschnitts übertragen werden kann.<br />

b 0,<br />

18<br />

� q � � 10 � � 0,<br />

90 kNm/m<br />

2 2<br />

mk z<br />

Die Verbindungsmittel zwischen Rahmenriegel und Dacheindeckung brauchen<br />

deshalb nicht für die Übertragung des Anschlußmomentes m� nachgewiesen werden.<br />

Bemessung des Dachverbandes<br />

Die maßgebende <strong>Beanspruchung</strong> der Verbandspfosten und Verbandsdiagonalen ergibt<br />

sich aus der max<strong>im</strong>alen Verbandsquerkraft.<br />

Pfosten: max NP = max QVerband<br />

Diagonalen: max ND = 2 � max QVerband


Modell: Druckstab<br />

max NP = 49,4 kN<br />

max ND = 2 � 49,4 = 69,9 kN<br />

Modell: Biegedrillknickgefährdeter Träger<br />

max NP = 20,8 kN<br />

max ND = 2 � 20,8 = 29,4 kN<br />

Beanspruchbarkeit der Verbandspfosten:<br />

Rohrquerschnitt 88,9 x 3,2, St 37, Knickspannungskurve a<br />

A = 8,62 cm 2 , i = 3,03 cm<br />

�<br />

�<br />

K<br />

K<br />

�<br />

SK i<br />

�<br />

�<br />

�<br />

K<br />

a<br />

500<br />

� � 165,<br />

0<br />

3,<br />

03<br />

165,<br />

0<br />

� � 1,<br />

78<br />

92,<br />

9<br />

�<br />

� �<br />

0,<br />

276<br />

grenz NP = � � A � fy,k = 0,276 � 8,62 � 24 = 57,1 kN<br />

Beanspruchbarkeit der Verbandsdiagonalen:<br />

Rundstahl � 20 als Gewindestange 4.6<br />

Asch = 3,14 cm 2 , Asp = 2,45 cm 2<br />

grenz ND = Asp � fy,k/1,1 = 2,45 � 24/1,1 = 53,5 kN<br />

Ausnutzung der gewählten Querschnitte:<br />

Modell: Druckstab:<br />

max N<br />

grenz N<br />

P<br />

49,<br />

4<br />

�<br />

57,<br />

1<br />

P �<br />

0,<br />

87<br />

max ND<br />

69,<br />

9<br />

� � 1,<br />

31 � 1<br />

grenz N 53,<br />

5<br />

D<br />

Modell: Biegedrillknickgefährdeter Träger:<br />

max N<br />

grenz N<br />

max N<br />

grenz N<br />

P<br />

20,<br />

8<br />

�<br />

57,<br />

1<br />

P �<br />

29,<br />

4<br />

�<br />

53,<br />

5<br />

D �<br />

D<br />

0,<br />

36<br />

0,<br />

55<br />

167<br />

Die Unterschiede in der <strong>Beanspruchung</strong> des Dachverbandes infolge Stabilisierung der<br />

Rahmenriegel bei einer Berechnung am Druckstabmodell <strong>im</strong> Vergleich zu einer<br />

Berechnung am räumlichen Modell des biegedrillknickgefährdeten Trägers sind sehr<br />

groß. Durch die Ermittlung der Stabilisierungslasten mit dem Standardverfahren nach<br />

Gerold bzw. Petersen wird die <strong>Beanspruchung</strong> des Dachverbandes <strong>im</strong> vorliegenden<br />

Beispiel deutlich überschätzt. Eine ausreichende Tragfähigkeit der Verbandsdiagonalen<br />

kann mit dem vereinfachten Druckstabmodell nicht nachgewiesen werden.<br />

Eine genauere Berechnung des vorliegenden räumlichen Biegetorsionsproblems zeigt<br />

aber, daß der Dachverband ausreichend d<strong>im</strong>ensioniert ist.


168<br />

9 Zusammenfassung<br />

In der vorliegenden Arbeit werden die Stabilisierungslasten seitlich gestützter,<br />

vorverformter Träger nach der Biegetorsionstheorie II. Ordnung behandelt.<br />

Untersucht werden biegedrillknickgefährdete Träger, welche durch stabilisierende<br />

<strong>Konstruktionen</strong> kontinuierlich oder in diskreten Punkten seitlich gestützt werden.<br />

Mit dem aus der Differentialgleichung der Wölbkrafttorsion abgeleiteten Ingenieurmodell,<br />

welches als „Ersatzbelastungsverfahren – Biegedrillknicken“ oder kurz EBV-<br />

BDK bezeichnet wird, können Stabilisierungslasten als Funktion der Schnittgrößen<br />

und Verformungen des stabilisierten Trägers berechnet werden. Der den Gleichungen<br />

(5.13a) und (5.13b) für Ersatzlasten qy in Höhe der Querschnittsgurte zugrunde<br />

liegende Ansatz ist die Analogie zwischen reiner Wölbkrafttorsion und Gurtbiegung.<br />

Das EBV-BDK eröffnet die Möglichkeit, die Auswirkungen von Imperfektionen,<br />

elastischen Verformungen und planmäßiger Belastung von seitlich gestützten Trägern<br />

auf die Stabilisierungslasten formelmäßig zu beschreiben. Auf diese Weise wird<br />

zusätzlich zur Schaffung einer Berechnungsmöglichkeit für Stabilisierungslasten auch<br />

ein Beitrag zum Verständnis für den Einfluß einzelner Systemparameter wie Schnittgrößenverläufe,<br />

Drehbettung oder Imperfektionsannahmen geleistet.<br />

Für vorverformte Träger mit gebundener Drehachse am Obergurt und Belastung durch<br />

konstante Normalkraft N und konstantes Biegemoment My werden mit den<br />

Gleichungen (6.38) bis (6.43) und (6.48) bis (6.54) genaue Lösungen für die Berechnung<br />

der Stabilisierungslasten angegeben. Die formelmäßige Aufspaltung der<br />

Stabilisierungslasten in einen Anteil aus Imperfektion und einen Anteil aus elastischer<br />

Verformung zeigt, daß die Torsionsverdrehung � bei Belastung durch<br />

Drucknormalkraft oder negatives Biegemoment mit ungestütztem Druckgurt eine<br />

Vergrößerung der Stabilisierungslasten bewirkt. Das Druckstabmodell nach Gerold<br />

bzw. Petersen, welches die Torsionsverdrehung � bei der Berechnung der Stabilisierungslasten<br />

nicht berücksichtigt, kann für diese Fälle nicht verwendet werden.<br />

Für vorverformte Träger mit gebundener Drehachse am Obergurt und Belastung durch<br />

veränderliche Biegemomentenverläufe wird in Abschnitt 6.3.1 eine Näherungslösung<br />

für die Berechnung der Stabilisierungslasten in Form eines Matrizenverfahrens<br />

bereitgestellt. Die Verformungen des stabilisierten Trägers werden durch Sinusreihen<br />

als Ansatzfunktionen approx<strong>im</strong>iert, deren freie Parameter aus einer Matrizengleichung<br />

berechnet werden können. Da die Bildungsgesetze für die Steifigkeitsmatrizen und<br />

Lastvektoren der Matrizengleichung in Tabelle 6.4 angegeben werden, ist eine<br />

Anpassung der Genauigkeit der Näherungslösung durch die gewählte Anzahl der<br />

Reihenglieder möglich.<br />

Für die <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit untersuchten Beispiele ist ein max<strong>im</strong>al fünfparametriger<br />

Ansatz ausreichend, um Abweichungen in den berechneten Stabilisierungslasten<br />

von weniger als 5 % <strong>im</strong> Vergleich zu genauen Programmberechnungen


169<br />

zu erhalten. Bei symmetrischen Lastfällen kann diese Genauigkeit schon mit<br />

zweiparametrigen Ansätzen erreicht werden, wodurch die Ableitung von Näherungsformeln<br />

für eine Handrechnung in Abschnitt 6.3.3 ermöglicht wird. Um auch<br />

Systeme mit nachgiebiger seitlicher Stützung berechnen zu können, wird in Abschnitt<br />

6.3.1.5 zusätzlich ein Verfahren angegeben, mit dem die Schubweichheit der<br />

Obergurthalterung näherungsweise berücksichtigt wird, ohne daß die Anzahl<br />

erforderlicher freier Parameter zur Beschreibung der Trägerverformungen erhöht<br />

werden muß.<br />

Für die Ermittlung der Stabilisierungslasten von Trägern, die durch Verbände ausgesteift<br />

werden, wird in Abschnitt 7.2 ein Näherungsverfahren zur Berechnung<br />

kontinuierlich gestützter Träger aus der Literatur auf diskret gestützte Träger<br />

erweitert. Der in Abschnitt 7.3 dokumentierte Vergleich verschiedener<br />

Modellannahmen für aussteifende Verbände zeigt, daß die <strong>Beanspruchung</strong> von<br />

Verbänden mit vier und mehr Verbandsfeldern infolge Stabilisierung in guter<br />

Näherung mit der <strong>Beanspruchung</strong> von kontinuierlichen Schubfeldern mit gleicher<br />

Schubsteifigkeit übereinst<strong>im</strong>mt. Eine Bemessung solcher Verbände kann deshalb mit<br />

den Gleichungen (6.94) und (6.100) des Matrizenverfahrens aus Abschnitt 6.3.1 oder<br />

mit den hergeleiteten Näherungsformeln (6.122) und (6.123) aus Abschnitt 6.3.3 für<br />

die Berechnung der Stabilisierungslasten von Trägern mit kontinuierlicher<br />

schubweicher Obergurthalterung erfolgen.<br />

Die mit Hilfe des EBV-BDK in Abschnitt 6.3.2 durchgeführten Paramterstudien<br />

zeigen, daß die Torsionsverdrehung � von seitlich am Obergurt gestützten Trägern<br />

einen entscheidenden Einfluß auf die Stabilisierungslasten ausübt. Bei Trägern mit<br />

Belastung durch Randmomente und Querlasten qz oder Pz sind die Stabilisierungslasten<br />

in Trägerlängsrichtung stark veränderlich. Eine große Gleichstreckenlast<br />

qz bewirkt große positive Stabilisierungslasten in Feldmitte, große Querkräfte Vz<br />

führen zu großen negativen Stabilisierungslasten in Auflagernähe. Die in der Literatur<br />

häufig vertretene Ansicht, daß ein veränderlicher Biegemomentenverlauf als<br />

Näherung auf der sicheren Seite durch einen konstanten Biegemomentenverlauf mit<br />

gleichem Max<strong>im</strong>alwert ersetzt werden kann, ist nicht richtig, da der Einfluß der<br />

Querlasten in Verbindung mit der Torsionsverdrehung � unberücksichtigt bleibt.<br />

Es wurde in Abschnitt 6.3.2 gezeigt, daß das Druckstabmodell nach Gerold bzw.<br />

Petersen für die Berechnung der Stabilisierungslasten von Trägern ohne Drehbettung<br />

weit auf der unsicheren Seite liegen kann. Bei Trägern mit Drehbettung führen aber<br />

selbst sehr kleine Drehbettungswerte, wie sie durch Stahltrapezprofile erzielt werden,<br />

zu einer sehr starken Reduzierung der Stabilisierungslasten.<br />

Für Träger mit Belastung durch Randmomente und Gleichstreckenlast qz können die<br />

Stabilisierungslasten als Näherung auf der sicheren Seite mit dem Druckstabmodell<br />

nach Gerold berechnet werden, wenn eine Mindestdrehbettung min c� gemäß<br />

Gleichung (6.118) vorhanden ist.<br />

min c� = qz � hS


170<br />

Bei der Untersuchung der Systeme aus Stabilisierungskonstruktion und stabilisiertem<br />

Träger wurden in der vorliegenden Arbeit Imperfektionsannahmen in Form von<br />

einwelligen sinusförmigen oder parabelförmigen Vorkrümmungen in Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit den geltenden technischen Vorschriften verwendet. Es wurde festgestellt,<br />

daß der Ansatz sinusförmiger Vorkrümmungen je nach betrachtetem Lastfall<br />

bis zu 15 % größere Verformungen und Stabilisierungslasten verursacht, als der<br />

Ansatz parabelförmiger Vorkrümmungen.<br />

Für Belastung durch konstantes Biegemoment My werden in den Abschnitten 6.2.6<br />

und 6.2.7 auch eine Vorverdrehung �0 und eine eigenformaffine mehrwellige<br />

Vorkrümmung v0 als Imperfektionsannahmen diskutiert. Die Fragen, in welchen<br />

Fällen eigenformaffine Vorverformungen des stabilisierten Trägers zu einer<br />

max<strong>im</strong>alen <strong>Beanspruchung</strong> der Stabilisierungskonstruktion führen und welche<br />

Vorverformungsordinaten zur Skalierung der Eigenformen anzusetzen sind, bedürfen<br />

weiterer Klärung.


Anhang<br />

Steifigkeitsmatrizen für das Verbandsmodell 3:<br />

Diskrete Stützung gegen Seil mit Zugkraft S* <strong>im</strong> Abstand zv vom Schubmittelpunkt<br />

Ke,<br />

S*<br />

Ke,<br />

S*<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

1 � zv<br />

1 � zv<br />

S*<br />

� 4 �<br />

Symmetrie 1 � zv<br />

L<br />

n = 2<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

2<br />

z v<br />

1 � zv<br />

3 -3 � zV<br />

2<br />

z v<br />

3 -3 � zV<br />

S*<br />

� 4, 5�<br />

Symmetrie 1 � zv<br />

L<br />

n = 3<br />

2<br />

z v<br />

3 � 2 z v<br />

3 � 2 z v<br />

2<br />

z v<br />

2<br />

z v<br />

171


172<br />

Ke,<br />

S*<br />

Ke,<br />

S*<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

0,479<br />

1,730<br />

3,274<br />

S*<br />

� 10 �<br />

Symmetrie<br />

L<br />

4,525<br />

-0,479<br />

� zv<br />

0,479<br />

2<br />

� zv<br />

-1,730<br />

� zv<br />

1,730<br />

2<br />

� zv<br />

-3,274<br />

� zv<br />

3,274<br />

2<br />

� zv<br />

-4,525<br />

� zv<br />

4,525<br />

2<br />

� zv<br />

v1 v2 v3 v4 v5 �1 �2 �3 �4 �5<br />

0,402<br />

-0,402<br />

� zv<br />

1,5 -1,5� zv<br />

S*<br />

� 12 �<br />

Symmetrie 5,598<br />

L<br />

3 -3� zv<br />

4,5 -4,5� zv<br />

0,402<br />

2<br />

� zv<br />

n = 5<br />

1,5�<br />

2<br />

zv<br />

3<br />

2<br />

� zv<br />

n = 6 4,5<br />

2<br />

� zv<br />

-5,598<br />

� zv<br />

5,598<br />

2<br />

� zv


Literaturverzeichnis<br />

Vorschriften:<br />

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Teil 1: Bemessung und Konstruktion<br />

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173<br />

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Schriftenreihe des Lehrstuhls für Baukonstruktionen,<br />

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[53] Lindner, J., Gietzelt, R.: Imperfektionsannahmen für Stützenschiefstellungen.<br />

<strong>Stahlbau</strong> 53 (1984), Heft 4, S. 97-101<br />

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<strong>Stahlbau</strong> 54 (1985), Heft 12, S. 369-374<br />

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mit Kragarm und gebundener Drehachse. <strong>Stahlbau</strong> 61 (1992), Heft 5,<br />

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[61] Lindner, J.: <strong>Stahlbau</strong>. In: Hütte Taschenbücher der Technik, Bautechnik,<br />

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1993, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg


178<br />

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1075, École Polytechnique Fédérale de Lausanne, Lehrstuhl für Holzkonstruktionen,<br />

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[78] Oxford, J.: <strong>Zur</strong> <strong>Beanspruchung</strong> der Obergurte vollwandiger Kranbahnträger<br />

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[79] Oxford, J.: <strong>Zur</strong> Kippstabilisierung stählerner I-Dachpfetten mit Imperfektionen<br />

in geneigten Dächern bis zum Erreichen der plastischen Grenzlast durch die<br />

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[86] Roik, K.: Vorlesungen über <strong>Stahlbau</strong>, Grundlagen. 2. Auflage 1983, Verlag<br />

Ernst & Sohn, Berlin<br />

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[88] Schardt, R.: Verallgemeinerte Technische Biegetheorie. VBT I – Lineare<br />

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[90] Sedlacek, G., Stoverink, H.: Zum Biegedrillknicknachweis von Hallenrahmen<br />

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[91] Staller, A.: <strong>Zur</strong> <strong>Beanspruchung</strong> <strong>stabilisierender</strong> Verbände <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong>.<br />

<strong>Stahlbau</strong> 48 (1979), Heft 2, S. 45-50<br />

[92] Stirböck, K., Valtinat, G.: <strong>Zur</strong> Kippsicherheit von Deckenträgern mit<br />

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[93] Streit, W., Gottschalk, H.: Überschlägige Bemessung von Kipphalterungen für<br />

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[94] Strigl, G.: Die Berücksichtigung der Imperfektionen be<strong>im</strong> Traglastnachweis<br />

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[96] Stroetmann, R.: <strong>Zur</strong> Stabilität von in Querrichtung gekoppelten Biegeträgern.<br />

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[99] Thiele, A., Lohse, W.: <strong>Stahlbau</strong> Teil 1, 23. Auflage 1997, Teil 2, 18. Auflage<br />

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[103] Vogel, U., Heil, W.: Traglast-Tabellen. Tabellen für die Bemessung<br />

durchlaufender I-Träger mit und ohne Normalkraft nach dem Traglastverfahren<br />

(DIN 18800, Teil 2). 3. Auflage 1993, Verlag Stahleisen, Düsseldorf<br />

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[107] Weston, G., Nethercot, D.-A., Crisfield, M.-A.: Lateral Buckling in Continuous<br />

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[111] Yura, J.-A.: Fundamentals of Beam Bracing. Proc. SSRC Conf. “Is Your<br />

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[112] Yura, J.-A.: Winters Bracing Model Revisited. 50 th Anni. Proc. SSRC, 1994,<br />

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[113] Yura, J.-A.: Bracing for Stability – State – of – the – Art. Proc. Struct. Congr.<br />

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