Nationalparkzeitung Nr. 19 - Nationalpark Berchtesgaden - Bayern

Vorzüglich eignen sich für den
„Enzian“ die bis zu 500
Gramm schweren Wurzeln
des violetten Pannonischen Enzians
(Bild links). Wiewohl diese Blume
unter Naturschutz steht, darf die
Wurzel im Nationalpark gemäß
einem 400 Jahre alten Recht im
Wechsel von Nutzung und Schonung
ausgegraben werden – auch
zum Vorteil der Almpflege, weil das
Weidevieh die bitteren Enzianblätter
verschmäht und die Weideflächen
daher „geputzt“ werden
müssen. Der Enzian wächst binnen
sieben Jahren nach. Daher wechseln
die „Ernteplätze“ auf den Almwiesen.
Mit Hacke und Pickel werden
die Wurzeln ausgegraben (Bild
rechts, dann Bildfolge im Uhrzeigersinn)
und im „Grabersackl“ gesammelt.
Nach der Ernte werden die meterlangen
Wurzeln zerhackt und mit
Hefe und Wasser zur Maische
gemischt. 100 Liter Maische ergeben
beim Brennen zwei bis drei
Liter Destillat, das mit 20 Grad als
Rohbrand aus der „Brennblase“
fließt, im „Feinbrand“ seine Qualität
erhält und bis zu fünf Jahre lang
zum Reifen gelagert wird.
Die Gewinnung des „Enzians“ entspricht
somit dem Grundsatz der
Nachhaltigkeit: Die Natur wird
genützt, ihr Schutz keinesfalls vernachlässigt.
Dieses Prinzip gilt
zumal in der Kernzone des
Nationalparks.
12 Fotos Hildebrandt (5)