FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 26
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
q SUPERSUSE TRÄUMT VON URLAUBSREISEN, ABER IRGENDWANN MÖCHTE SIE AUCH BUCHEN<br />
Wohin in den Ferien ?<br />
E<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 30<br />
s ist wieder so weit — die Schulferien nahen<br />
und möchten geplant werden. Begeistert<br />
berichte ich dem besten Ehemann von meiner<br />
spontanen Idee: Wir Eltern wandern<br />
zu zweit durch die italienischen Alpen,<br />
der Nachwuchs setzt sich in die Bahn und<br />
kommt nach für eine gemeinsame Woche<br />
am See, wanderfrei, Entspannungsurlaub.<br />
Seine Reaktion: verhalten positiv.<br />
Ich beschließe, ihn mit einem gut durchdachten<br />
Plan zu überzeugen. Erstmal die Anreise. Ich<br />
tauche ab in die Welt der Bahnreisen und<br />
stelle fest: So einfach ist das alles nicht.<br />
Wollen wir mit dem Zug nach Norditalien,<br />
müssen wir uns auf eine lange Reise<br />
einstellen: 17 Stunden wären wir unterwegs<br />
und müssten sechs bis zwölf (!) mal<br />
umsteigen, zwischendurch vom Zug in<br />
den Bus wechseln. Die Umsteigezeiten sind<br />
sportlich und setzen voraus, dass die Züge<br />
pünktlich ankommen. Ich sehe vor meinem inneren<br />
Auge zwei übernächtigte, hungrige Elternteile<br />
mit schweren Rucksäcken auf Bahnhöfen ausharren<br />
(Anschlusszug verpasst) und völlig erschlagen<br />
am Ziel ankommen. Und das Ziel wäre dann<br />
der Start einer sehr anstrengenden Berg- und<br />
Tal-Klettertour. Und dann stelle ich mir noch unsere Kinder<br />
vor, wie sie mit ihren Trolleys von Bahngleis zu Bahngleis<br />
und Bahngleis zu Bussteig eilen und merken, ups, der Zug ist<br />
ja schon weg. Also erstmal die Eltern anrufen, die wiederum<br />
WLAN-frei und unerreichbar durch die Berge ächzen und mit<br />
letzter Kraft die letzte Etappe zu bewältigen versuchen. In der<br />
Hoffnung, dort die Kinder zu treffen.<br />
Das muss neu durchdacht werden. Vielleicht doch lieber ein<br />
gemütliches Ferienhaus in Frankreich ? Ich starte eine kurze<br />
Familienumfrage. Inzwischen hat der Mann sich gedanklich<br />
auf die italienischen Alpen eingelassen und sieht sich entspannt<br />
vor einem Glas Vino Bianco nach einem nörgelfreien<br />
Spaziergang über norditalienische Hügelchen. Die Kinder<br />
wollen ebenfalls unbedingt nach Italien und möchten nicht<br />
auf die Option verzichten, eine Woche elternfrei zu hausen.<br />
Die Kombi finden sie cool. Vor langen Zugfahrten haben sie<br />
keine Angst. Ende der Diskussion.<br />
Ich tausche mich mit zwei Freundinnen aus. Die eine sagt:<br />
Plant doch einfach eine für Jugendliche richtig unattraktive<br />
Tour und die Kids bleiben freiwillig zuhause. Die andere sagt:<br />
Norditalien? Da waren wir letztes Jahr – war wunderschön,<br />
aber bei 40 Grad im Schatten kein Vergnügen. Ich gebe nicht<br />
auf: Wir wollen mit beiden Kindern wegfahren, wer weiß, wie<br />
lange solche Familienreisen noch möglich sind und sammle<br />
alternative Reiseziele. Wie wäre es mit Österreich ? Nö, sagt<br />
die Große, ich will ans Meer. Südengland ? Nö, sagt das<br />
Pubertier, ich will in die Berge. Nur der Mann ist inzwischen<br />
kompromissbereit, er hat wohl bemerkt, dass meine Reiserecherche<br />
langsam überhand nimmt und bucht mal schnell ein<br />
Auto, dann wäre wenigstens das erledigt. Mit dem Zug fahren<br />
wir wohl nicht. Eine alle überzeugende Idee, wohin die Reise<br />
denn gehen könnte, hat er auch nicht. Also geben wir<br />
Italien noch eine Chance und konzentrieren<br />
uns auf die Unterkünfte. Finden wirklich<br />
schöne Ferienwohnungen, je südlicher,<br />
desto schöner. Bis uns einfällt, dass<br />
es dort ja noch heißer ist als im<br />
Norden. Und mit dem Auto brauchen<br />
wir zwei Tage bis zum Ziel.<br />
Also doch lieber Österreich,<br />
Schweden oder Norddeutschland<br />
?<br />
So kommen wir nicht weiter. Wie<br />
schön war es doch, als die Kinder<br />
noch willenlose Wesen waren, die in den<br />
Sommerferien glücklich über dänische<br />
Dünen tobten oder mit uns durch<br />
brandenburgische Seen paddelten.<br />
Die bereit waren, zwischen Mama und<br />
Papa im Zelt zu schlafen und die im<br />
Auto fröhlich Raimund Michels sangen.<br />
SUPERSUSE<br />
Erschöpft denke ich über weitere Ziele nach. Vielleicht doch<br />
nach Frankreich, in den kühlen Norden? Gibt es in der<br />
Bretagne Berge ? Der Mann ist noch immer kompromissbereit:<br />
Ja, Bretagne wäre schön! Wieder recherchieren wir<br />
Ferienhäuser und Rennradstrecken. Und buchen auch gleich<br />
ein wunderhübsches, bezahlbares Ferienhaus. Optimistisch<br />
präsentieren wir den Kindern die Idee. Nö, sagen sie unisono,<br />
nicht nach Frankreich. Da waren wir doch erst letztes Jahr.<br />
Ich bin ziemlich ratlos und schaue alte Urlaubsfotos an. Doch<br />
Dänemark ? Wir halten euch auf dem Laufenden.<br />
q ÜBER SUSE LÜBKER<br />
Suse «Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />
schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />
konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />
Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />
veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops.<br />
2015 erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von<br />
Achterdiek bis Ziegenmarkt«. In ihrem Blog berichtet sie über<br />
Alltagsabenteuer und gibt Tipps zum Thema Zeitmanagement.<br />
Der Blog auf www.suseluebker.de/blog<br />
Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲