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Travellers World Heft 61

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TRAVELLER’S<br />

Juni 2023 - August 2023<br />

D 9,50 € / A 10,50 € / I 12,30 € / L 11,50 € / E 10,- € / CH 17,90 SFR<br />

travellersworld.de<br />

IN GOOD WE TRUST<br />

Galant in Galata<br />

Ganz neu: Istanbuls<br />

grandiose neue „Halbinsel“<br />

Ceylons Zier<br />

Perlen an der Südküste<br />

Sri Lankas<br />

Abenteuer+Reisen<br />

Explora Journeys verspricht<br />

Kreuzfahrten mit Forscherdrang<br />

Italien?<br />

Va bene!<br />

Ausflüge nach Rom, Mailand,<br />

in den Chianti, nach Ischia und an<br />

die toskanische Riviera


Cyan Magenta Yellow Black


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WELCOME TO A WORLD OF EXCEPTIONAL ONE-OFF RESORTS,<br />

AS MARA HOFFMAN SHARES HER ONE&ONLY STORY.<br />

@OORESORTS<br />

ONE&ONLY RESORTS AND PRIVATE HOMES<br />

ONEANDONLYRESORTS.COM


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check in<br />

Kolumbus, Vasco da Gama, Magellan – der spirit der großen Entdecker<br />

inspiriert auch dieses Magazin immer wieder. Genauso wie die großen Abenteurer<br />

unserer Tage, beispielsweise Mike Horn. Mehrfach hat der Südafrikaner mit<br />

seinem Forschungsschiff „Pangaea“ die Erde entlang des Äquators umrundet und<br />

sowohl den Süd- als auch den Nordpol zu Fuß durchquert. Was das mit Traveller’s<br />

<strong>World</strong> zu tun hat? Nun, Mike Horn ist Markenbotschafter einer neuen Cruiseline,<br />

die sich neben Erlebnissen abseits des Mainstreams auch der Nachhaltigkeit<br />

verschrieben hat. Weil besondere Kreuz- und insbesondere Expeditionsfahrten<br />

gerade sehr im Trend liegen, haben wir Mike Horn kürzlich getroffen. Und stellen<br />

Ihnen den Mann und die Company vor, die sich seinen Abenteuergeist auf die<br />

Flagge geschrieben hat.<br />

Nach der Pandemie ist vor der Pandemie – jedenfalls, was Ihre Reiselust<br />

betrifft. Deshalb werden wir Sie, nach drei Jahren Pause, wieder bitten, uns Ihre<br />

Lieblings-Hotels und -Resorts zu verraten, Ihre Favoriten unter den Airlines, Ihre<br />

bevorzugten Flughäfen und eben auch die besten Kreuzfahrt-Companies. Ihre<br />

Stimmabgabe für unsere großen Traveller’s <strong>World</strong> Awards ist willkommen auf<br />

travellersworld.de – unserer neuen Website, die wir Anfang Juli launchen wollen.<br />

Erlauben Sie mir noch einen Hinweis in eigener Sache. Erstmals seit dem<br />

Start des Magazins vor 17 Jahren haben wir unseren Verkaufspreis angepasst –<br />

von acht auf 9,50 Euro. Explodierende Papierpreise und dramatisch gestiegene<br />

Energiekosten machen’s nötig. Ich freue mich, wenn Sie Traveller‘s <strong>World</strong> trotzdem<br />

weiterhin treu bleiben.<br />

Ihr<br />

Reinhard Modritz<br />

rm@travellersworld.de<br />

PS: Aktuelle News und die besten Storys aus vergangenen Ausgaben<br />

finden Sie auf unserer Website. Schauen Sie doch mal rein.<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

15


TRAVELLER’S<br />

travellersworld.de<br />

Chefredakteur/ Reinhard Modritz<br />

Stv. Chefredakteur/ Dr. Michael Hannwacker<br />

Art Director/ Willi Marcel Müller<br />

Autoren/ Detlef Berg, Claudia Bette-Wenngatz, Tina Bremer, Patricia Bröhm, Patricia Engelhorn, R.G. Falkner, Mathias Forster,<br />

Michael Hannwacker, Katharina Hesedenz, Carola Leitner, Charlotte Mann, Evelyn Pschak von Rebay, Clara Silberstein<br />

Style Consultant/ Katharina Hesedenz<br />

Fotografen/ Slim Aarons, Toni Anzenberger, Dirk Bader, José Castellar, Sergio Coimbra, Robert Fairer, Mark Anthony Fox,<br />

Joseppe Greco, Michael Hannwacker, André Kirsch, Constantin Mirbach, Annette Sandner, Ken Seet, getty immages<br />

Illustrationen/ Eva Jakob<br />

Bildredaktion/ Birgitt Greim<br />

Schlussredaktion/ Achim Klede<br />

Postproduction/ Tini Van Ghemen, Lothar Hellmuth<br />

<strong>Travellers</strong>world.de/ Reinhold Zwiebler, Kristina Erhard<br />

Bildbearbeitung und Litho/ High-End dtp-Service Hellmuth<br />

Sales und Marketing/ Insa R. Bell<br />

Verlag/ TRAVELLER’S WORLD Verlag GmbH<br />

Adelgundenstraße 21<br />

80538 München<br />

Tel. +49.89.23 68-40 50<br />

Fax +49.89.23 68-40 60<br />

info@travellersworld.de<br />

www.travellersworld.de<br />

Anzeigenleitung/ Siehe Verlag, Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 1. Januar 2019<br />

Anzeigen/ NIELSEN I, IIIb, IV, V, VI, VII: Anzeigenleitung Tel. 089.2368-4050 daten@travellersworld.de<br />

NIELSEN II: Medien.Service Ernst-Werner Hofmann Tel. 0211.66 20 50 hofmann_duesseldorf@t-online.de<br />

NIELSEN IIIa: Hofer Verlagsvertretungen Ingolf Hofer Tel. 069.78 70 26 79 ihofer@t-online.de<br />

Vertrieb/ IPS Pressevertrieb GmbH, Postfach 12 11, 53334 Meckenheim, ips-pressevertrieb.de<br />

Einzelpreis/ D: 8,- Euro, A: 9,- Euro, L: 9,50 Euro, I: 10,- Euro, E: 10,- Euro, CH: 15,50 SFR<br />

Abo-Bestellung beim Verlag, unter abo@travellersworld.de und www.travellersworld.de<br />

Druck/<br />

Mayr Miesbach GmbH<br />

V. i. S. d. P./ Reinhard Modritz<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, bedarf der Zustimmung des Verlags.<br />

TRAVELLER’S WORLD<br />

finden Sie an folgenden<br />

exklusiven Plätzen:<br />

LOUNGES<br />

LUFTHANSA FIRST CLASS,<br />

München<br />

EMIRATES München<br />

VIP LOUNGE, München<br />

VIP LOUNGE, Düsseldorf<br />

VIP LOUNGE, Frankfurt<br />

NETJETS<br />

PRIVATJET TERMINAL, München<br />

HOTELS DEUTSCHLAND<br />

ADLON KEMPINSKI, Berlin<br />

ALPENHOF MURNAU, Murnau<br />

ALTHOFF HOTEL FÜRSTENHOF,<br />

Celle<br />

ALTHOFF GRANDHOTEL SCHLOSS<br />

BENSBERG, Bergisch-Gladbach<br />

ALTHOFF SEEHOTEL ÜBERFAHRT,<br />

Rottach-Egern<br />

DAS ACHENTAL, Grassau<br />

ATLANTIK KEMPINSKI, Hamburg<br />

BAYERISCHER HOF, München<br />

BRENNERS PARK-Hotel & SPA,<br />

Baden-Baden<br />

GUT STEINBACH, Reit im Winkl<br />

KEMPINSKI BERCHTESGADEN<br />

LANSERHOF TEGERNSEE,<br />

Marienstein<br />

LANSERHOF SYLT, List<br />

MANDARIN ORIENTAL, München<br />

PARKHOTEL EGERNER HÖFE,<br />

Rottach-Egern<br />

TASCHENBERG PALAIS KEMPINSKI,<br />

Dresden<br />

VIER JAHRESZEITEN KEMPINSKI,<br />

München<br />

WEISSENHAUS GRAND VILLAGE<br />

Resort & SPA, Ostsee<br />

HOTELS INTERNATIONAL<br />

ALTHOFF VILLA BELROSE,<br />

St. Tropez<br />

ALTHOFF ST. JAMES’S HOTEL &<br />

CLUB MAYFAIR, London<br />

BAUR AU LAC, Zürich<br />

CASTELL SON CLARET, Mallorca<br />

GRAND HOTEL KRONENHOF,<br />

Pontresina<br />

GRANDHOTEL DES BAINS<br />

KEMPINSKI, St. Moritz<br />

FINCA CORTESIN, Marbella<br />

HOTEL DAS TIROL KEMPINSKI,<br />

Kitzbühel<br />

LANSERHOF, Lans<br />

KULM HOTEL, St. Moritz<br />

PALAIS HANSEN KEMPINSKI, Wien<br />

THE DOLDER GRAND, Zürich<br />

VILA VITA PARC, Portugal<br />

VILLA D’ESTE, Lago di Como<br />

DIVERS<br />

FEINKOST KÄFER, München<br />

RISTORANTE GALLO NERO,<br />

Hamburg<br />

18 TRAVELLER‘S WORLD


shorts<br />

Pool Position<br />

Eigentlich ist es in dieser Situation, auf dem Pooldeck der Zambezi<br />

Queen by Mantis, fast egal, ob an den Ufern des Chobe River Elefanten<br />

auftauchen oder nicht. Mit SPF 50 könnte man es ewig aushalten.<br />

Aber die Wahrscheinlichkeit einer Dickhäuterbegegnung ist<br />

groß. Schließlich leben hier 120 000 von ihnen. zqcollection.com<br />

Très Privée<br />

Im Schatten der Aleppo-Kiefern und Pinien auf seinem Grundstück<br />

eröffnete das Hôtel du Cap-Eden-Roc soeben ein exklusives Dior Spa.<br />

Tipp: „Dioriginals“-Rituale in der eigenen Cabana. oetkercollection.de<br />

Jump!<br />

Il Sereno Lago di Como, laut<br />

„Elle Decoration“ eines „der<br />

besten zehn Designhotels der<br />

letzten 20 Jahre“, ist wirklich<br />

nah am Wasser gebaut. Es lockt<br />

mit der einzigen „Swim-up-Suite“<br />

am schönsten See Italiens,<br />

organisiert für seine sportlichen<br />

Gäste Wild-Swimming-Tours,<br />

chauffiert sie in herrlichen<br />

Mahagoni-Yachten über den<br />

See und verwöhnt Gourmets<br />

im Michelin-Ristorante „Il Sereno<br />

al Lago“. ilsereno.com<br />

Jungle Beauties<br />

Haritha bedeutet auf Singhalesisch Natur – ein<br />

idealer Name für das Dschungelresort. Umgeben<br />

von dichtem Regenwald, liegen die neun stylischen<br />

Haritha Villas dramatisch auf einem Hügel über<br />

dem Meer, etwa 20 Minuten von Galle Fort im<br />

Südwesten Sri Lankas. Für besonders gesundheitsbewusste<br />

Gäste hat nun der Herrschinger Tour<br />

Operator Trauminsel Reisen ein Sieben-Tage-Paket<br />

mit täglichem Ayurveda-Programm geschnürt.<br />

Ab 1950 Euro pro Person, trauminselreisen.de<br />

Fotos: Patricia Parinejad (1), Oetker Collection (1), Zambezi Queen by Mantis (1)<br />

20 Traveller‘s <strong>World</strong>


shorts<br />

Augen,<br />

Blicke!<br />

Die Sicht der Künstler<br />

sorgt für neue Perspektiven.<br />

Eine Auswahl der<br />

spannendsten Ausstellungen<br />

dieses Sommers<br />

„Das Leben ist schön“. So heißt<br />

ein Künstlerkollektiv in Kinshasa,<br />

das sogenannten Sondermüll<br />

kreativ zu fantasievollen Kostümen<br />

umdeutet. Der französische<br />

Fotograf Stéphan Gladieu<br />

hat dies in seiner wunderbaren<br />

Serie „From Mystic to Plastic“<br />

dokumentiert, die das Münchner<br />

Museum 5 Kontinente (museumfuenf­kontinente.de)<br />

bis zum 6.<br />

August zeigt.<br />

Mit einer ganz anderen<br />

Form der Neuinterpretation<br />

feiert das Musée national Picasso-<br />

Paris (museepicassoparis.fr) bis<br />

zum 7. August den 50. Todestag<br />

seines Titelhelden. Für ihre<br />

„Picasso Celebration“ hat es den<br />

Farbe feiernden, britischen Modeschöpfer<br />

Paul Smith eingeladen,<br />

das Werk des Großkünstlers<br />

des 20. Jahrhunderts durch neue<br />

Colour Codes aufzufrischen.<br />

„Das Fotografieren war meine<br />

Art, das Alltägliche mit dem<br />

Idealen in Einklang zu bringen“,<br />

sagte Rodney Smith. „Mit meiner<br />

Kamera begann ich, Intimität<br />

zu finden.“ Eine Retrospektive<br />

zeigt Gilman Contemporary<br />

(gilmancontemporary.com) in<br />

Ketchum, Idaho, bis zum 25.<br />

Juli. Falls Sie bis dahin nicht in<br />

die Nähe der Rocky Mountains<br />

kommen: „Rodney Smith: A<br />

Leap of Faith“, erschienen bei<br />

Getty Publications, 65 Dollar,<br />

schafft Ersatz.<br />

Näher liegt die Conciergerie<br />

(paris­conciergerie.fr) in Paris,<br />

die unter ihren gotischen Gewölben<br />

bis zum 16. Juli in einer<br />

wahrhaft appetitanregenden<br />

Schau die „Capitale de la Gastronomie“<br />

erforscht. Anschließend<br />

finden sich in der Umgebung<br />

zahllose Gelegenheiten der<br />

Bestätigung. Wie gesagt: Das<br />

Leben ist schön.<br />

Bilder vieler Ausstellungen<br />

„From Mystic to Plastic” in München (ganz links,<br />

weiter im Uhrzeigersinn), „Picasso Celebration”<br />

und „Paris, Capitale de la Gastronomie”, beide in<br />

der französischen Hauptstadt, und „Rodney Smith:<br />

A Leap of Faith” in Ketchum, Idaho<br />

Fotos: Stéphan Gladieu (1), Rodney Smith, Gilman Contemporary (1), Vinciane Lebrun/Voyez-Vous (1)<br />

22 Traveller‘s <strong>World</strong>


apulien toskana<br />

S<br />

Der<br />

Wild und unberührt, charmant und<br />

sehr italienisch – feine Römer hüten<br />

die Halbinsel Monte Argentario<br />

als ihr kleines süßes Geheimnis im<br />

Mittelmeer. Bis jetzt<br />

ilberberg<br />

Text Clara SilberSTein<br />

Fotos SliM aarOnS<br />

ort der Begegnung<br />

Schon 1973 legten Gäste wie Graf Filippo Theodoli, der Erfinder der offenen Sportyacht,<br />

mit eleganten Motorbooten am Steg des Hotel Il Pellicano in Porto Ercole an<br />

26 Traveller‘s <strong>World</strong>


Traveller‘s <strong>World</strong><br />

27


toskana


in der Cinecittà könnte<br />

man es nicht schöner<br />

inszenieren: Auf den<br />

Terrassentischen<br />

flackern Kerzen, belle<br />

gente lümmeln auf bunt<br />

gemusterten Kissen,<br />

und drüben verabschiedet sich die Sonne<br />

ins Mittelmeer. Hinter dem Bartresen steht<br />

Federico Morosi und erzählt, wie er für<br />

Mode-Erbin Margherita Missoni den<br />

Cock tail „Angurita“ auf Wassermelonensaft-<br />

Basis erfand und für Starfotografen Jürgen<br />

Teller einen personalisierten Negroni,<br />

gewürzt mit ein paar Spritzern Chinotto.<br />

Also doch ein Filmset? Nein, dies ist<br />

ein ganz normaler Sommerabend im Il<br />

Pellicano, einem Luxushotel im äußersten<br />

Süden der Toskana, dessen lässiger Schick<br />

nicht nur Margherita Missoni und Jürgen<br />

Teller gefällt. Es steht auf einem Steilhang<br />

über einer nahezu unberührten Bucht bei<br />

Porto Ercole, nur eine knappe Fahrtstunde<br />

von Rom entfernt, und gilt als bevorzugte<br />

Herberge der Hauptstadt-Hautevolee.<br />

Dass diese Perle im Mittelmeer außerhalb von Italien<br />

kaum bekannt ist, hat gute Gründe: Die Küste ist nicht so<br />

spektakulär wie die vor Positano, das Dorf nicht so malerisch<br />

wie Portofino, das Publikum nicht so exaltiert wie auf<br />

Ponza. Warum also sollte man dorthin? Eben deshalb. Weil<br />

der Monte Argentario noch nicht hoffnungslos überlaufen<br />

ist. Weil hier fast nur Italienisch gesprochen wird. Weil man<br />

sich keinem Jahrmarkt der Eitelkeiten unterwerfen muss,<br />

sondern ganz entspannt seinen Urlaub genießen kann.<br />

Die Halbinsel, die mal eine richtige Insel war, bis sie<br />

durch drei sandige Landengen mit der Küste verbunden<br />

wurde, präsentiert sich als ein vom Meer umspülter Buckel,<br />

der topografisch gerade noch zur toskanischen Maremma<br />

gehört. Rom ist deutlich näher als Florenz, und Römer<br />

schätzen die Möglichkeit, dort ganz spontan ein Sommerwochenende<br />

verbringen zu können, wenn anderswo längst<br />

alles ausgebucht ist. Doch das ändert sich gerade – der<br />

Monte Argentario taucht auf dem Radar internationaler<br />

Reisender auf.<br />

Wen stört es schon, dass es nur ein paar Sandzungen<br />

zum Baden gibt, dass sich die Bewohner längst die besten<br />

Grundstücke gesichert haben und dass die schönsten<br />

Buchten fast nur mit dem Boot zu erreichen sind? Immerhin<br />

gibt es ein paar zauberhafte Mini-Strände wie Cala del<br />

Gesso, La Cacciarella oder I Sassi Verdi, mit smaragdgrünem<br />

Wasser, aber ohne jegliche Infrastruktur. Wer den<br />

ganzen Tag am Meer verbringen möchte und sich ein wenig<br />

Komfort wünscht, fährt bis zum feinsandigen, von Pinienhainen<br />

umgebenen Feniglia-Strand zwischen dem Argentario<br />

und dem Festland und mietet sich Sonnenschirm und<br />

Liegestühle im „La Capannuccia“, einer schicken Badeanstalt<br />

mit romantischem Restaurant und angesagter Happy Hour.<br />

Auf dem mittleren der drei Verbindungsdämme<br />

befindet sich Orbetello, ein hübsches 15.000-Einwohner-<br />

Städtchen mit gotischem Dom, spanischen Befestigungsanlagen<br />

und einem teilweise begehbaren WWF-Naturreservat.<br />

Am zentralen, autofreien Corso Italia stehen Cafés und<br />

Restaurants, Geschäfte und Eisdielen. Allgemeiner Treffpunkt<br />

ist die Bar „Il Caffeino“, in der es zum Cappuccino<br />

fluffige Croissants und zum Aperitivo Chips, Oliven und<br />

Parmesansplitter gibt. Die Bar ist ein guter Ausgangspunkt<br />

für die passeggiata – das scheinbar ziellose Auf- und Abwandern<br />

der Flaniermeile, das vor allem dazu dient, zu sehen,<br />

wer sonst noch so da ist. Insider kommen am ersten Wochenende<br />

des Monats, wenn auf der Piazza Cortesini ein stimmungsvoller<br />

Antiquitäten- und Trödelmarkt stattfindet.<br />

Direkt an der Lagune lockt das Ristorante „I Pescatori“,<br />

das der lokalen Fischereigenossenschaft gehört und zu Pasta<br />

mit Fischrogen oder gegrilltem Wolfsbarsch den süffigen<br />

Weißwein aus Ansonica-Reben serviert. Wer über Nacht<br />

bleiben möchte, sollte eines der nur drei Zimmer von Casa<br />

Iris buchen. Das stylische B&B befindet sich in einem 500<br />

Spiel und Sport<br />

Erst Tennis, dann Pool? Oder umgekehrt? Im Il Pellicano hatte man schon vor<br />

50 Jahren die Qual der Wahl<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

29


sri lanka<br />

Ceylons Zierde<br />

Wie eine Träne hängt das ehemalige<br />

Ceylon unter dem großen indischen<br />

Nachbarn. Schon ein kurzer Besuch<br />

zeigt: Es ist eine Freudenträne<br />

Text und Fotos Michael hannwacker<br />

34 Traveller‘s <strong>World</strong>


Pilgerreise Wer zum Yatagala raja Maha Viharaya aufsteigt, ein<br />

Tempelkomplex nahe galle im süden sri lankas, sollte mit Opfergaben<br />

kommen. lotusblüten mag Buddha dem Vernehmen nach besonders gern


sri lanka<br />

N<br />

ur sieben Tage? Ist das nicht ein bisschen<br />

knapp für ein Land, das fast so viel Platz auf<br />

der Weltkugel beansprucht wie Bayern? Eine<br />

Insel, um deren epische Landschaftsbilder,<br />

Teeplantagen und großartige Tempel sich ein<br />

schier endloses Band an Traumstränden legt? Andererseits braucht<br />

Sri Lanka, nach Pandemie und in wirtschaftlicher Monsterschieflage,<br />

jeden Pfennig seines wichtigsten Devisenbringers, des Tourismus.<br />

Da ist eine kurze Reise allemal besser als gar keine. Zumal<br />

ich ja nicht vorhabe zu sparen. Sondern die Woche angemessen zu<br />

genießen und das ein bisschen auch als Wirtschaftshilfe zu rechtfertigen.<br />

Doch empfiehlt es sich, angesichts der knappen Zeit, schon zu<br />

konzentrieren. Zum Beispiel auf die Südküste.<br />

Potenzial für Investoren<br />

Dafür spricht schon der mutmaßlich schönste Ort der Insel: Galle,<br />

so genannt, weil die Portugiesen, die vor über 500 Jahren die Landzunge<br />

im Südosten der Insel betraten, angeblich von einem Hahn<br />

begrüßt wurden, lateinisch gallus. Erhalten wie nur wenige andere<br />

Kolonialstädte, St. Augustine in Florida etwa oder Antigua Guatemala,<br />

ist Galle Fort, der ins Weltkulturerbe aufgenommene historische<br />

Teil, eine städtebauliche Preziose.<br />

Die Alte Welt wusste um die Existenz des hier von der Natur<br />

angelegten Hafens wohl schon im 2. Jahrhundert, als Claudius Ptolemäus<br />

die damals Taprobane genannte Insel in seiner „Geographike<br />

Hyphegesis“ verzeichnete. 1344 sticht der große muslimische<br />

Weltreisende Ibn Battuta nach der Besteigung des Sri Pada (auf dem<br />

Muslime den Fußabdruck Adams vermuten) von hier aus wieder<br />

in See, 65 Jahre später landet der chinesische Admiral Cheng Ho,<br />

der im Auftrag des Kaisers Yongle auf Ceylon nach Buddhas Zahn<br />

fahndet, im späteren Galle an, 1445 schwärmt der Mönch Sri Rahula<br />

in seinem Poem „Paravi Sandeshaya“ („Botschaft der Taube“)<br />

von der „unvergleichlichen Schönheit der Mädchen und der Basare,<br />

die mit Gold, Edelsteinen und Perlen glitzerten“. Von den damaligen<br />

Basaren hat sich nichts erhalten. Doch neben Textilien und touristischem<br />

Tand sind Gold, Edelsteine und Perlen auch heute das<br />

vorherrschende Angebot der Shops innerhalb der beeindruckenden<br />

Bastionen von Galle Fort. Viele der unter der Herrschaft der Vereenigde<br />

Oostindische Compagnie und später der britischen Krone<br />

entstandenen Kolonialbauten tragen zumindest im Putz die Folgen<br />

des subtropischen salzgeschwängerten Klimas; andere bezeugen,<br />

aufwendig aufbereitet, das Potenzial des Forts für Investoren.<br />

Vielleicht die Perle des Ensembles ist ein strahlend weißes,<br />

vorbildlich instand gehaltenes mansion an der Church Street. Ende<br />

des 17. Jahrhunderts als Hauptquartier der niederländischen Kommandeure<br />

errichtet, empfing es ab 1865 als New Oriental Hotel<br />

fernwehbeseelte Dampfschiffpassagiere; seit 17 Jahren befriedigt<br />

es als Amangalla die Bedürfnisse nostalgisch gestimmter Menschen<br />

ohne Geldsorgen. Sonnengesättigt flutet Licht durch große<br />

Rundbogenfenster auf die postkoloniale Einrichtung, Himmelbetten<br />

strecken sich nach bis zu sechs Meter hohen Decken, im<br />

36 Traveller‘s <strong>World</strong>


alTe WelT Mittagspause auf einer Teeplantage nahe galle. im garten des<br />

amangalla überrascht ein überirdisch schöner Pool, Nachbar des historischen<br />

Hotels ist die groote Kerk und gehört wie die altstadt zum Weltkulturerbe<br />

1445 schwärmt ein<br />

Mönch in seiner „Botschaft<br />

der Taube” von der<br />

„unvergleichlichen<br />

schönheit der Mädchen<br />

und der Basare”<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

37


flusskreuzfahrt<br />

Lichter der Großstadt<br />

Nicht nur bei sonnenuntergang buhlen Budapests prächtige Bauwerke am Ufer mit den vielen Brücken und der donau um aufmerksamkeit<br />

44<br />

Traveller‘s <strong>World</strong>


Hauptsache,<br />

Donau<br />

Das Flusskreuzfahrtschiff Mozart<br />

zeigt, wie stilvolles Reisen zu Wasser<br />

funktioniert. Dabei spielen die Landgänge<br />

in die Metropolen an der Donau eine ebenso<br />

zentrale Rolle wie der Strom selbst<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

45


flusskreuzfahrt<br />

Text CAROLA LEITNER Fotos TONI ANZENBERGER<br />

Wir liegen am Anleger Nummer 8<br />

vertäut, gegenüber der Technischen<br />

Universität und dem Gellért-Bad,<br />

also nur wenige Minuten vom Zen -<br />

trum entfernt. Nach dem Frühstück<br />

geleitet uns Melinda zum Schloss Gödöllö. Im „ungarische<br />

Versailles“ hat sie als Kunstgeschichtestudentin<br />

ihre Guidekarriere begonnen. Auf dem Weg warnt sie<br />

uns vor der Andrássy út: „Einheimische nennen unsere<br />

Prachtstraße den gefährlichsten Ort Budapests.“ Warum?<br />

„Weil man hier so schnell so viel Geld loswird.“ Im<br />

Schloss referiert sie über künstlichen Marmor, Kinderarbeit<br />

und Kaiserin Elisabeths manische Furcht vor Essensgerüchen:<br />

„Die Dienstboten mussten bei jedem Wetter<br />

über den Schlosshof laufen, um der Kaiserin ihre Mahlzeiten<br />

zu bringen.“<br />

Später gondeln wir auf schiffseigenen Rädern<br />

durch die Stadt, erkunden das Burgviertel und machen<br />

einen Abstecher ins „Café Gerbeaud“. Dort rät mir Dorottya,<br />

eine junge Kellnerin, die unaussprechliche Sze der-<br />

Csokoládé Képviselöfánk zu bestellen. Obschon auf -<br />

grund des abendlichen Sechs-Gang-Menüs, Barbecue am<br />

Oberdeck und Rundum-Service an Bord kaum Lust auf<br />

weitere lukullische Vergnügungen besteht, nehme ich<br />

das Eclair. Schwer sinke ich anschließend in das Kingsize-Bed<br />

meiner Schiffssuite – und bereue nichts.<br />

Und erst recht nicht meine Entscheidung für eine<br />

kleine Rivercruise mit der Mozart, seit dem kürzlichen<br />

großzügigen Facelift das vielleicht luxuriöseste Flusskreuzfahrtschiff<br />

Europas. Einen mittleren, zweistelligen<br />

Millionenbetrag haben die zur Hamburger<br />

Seaside Hotel Collection gehörende Riverside Luxury<br />

Cruises in den Umbau der Mozart investiert, 300<br />

Handwerker haben Wände entfernt, neue Fenster<br />

eingebaut, das Oberdeck umgestaltet, einen Kräutergarten<br />

angelegt und sogar ein Spa samt Swimmingpool<br />

mit Gegenstromanlage installiert. Und wie viele<br />

Kabinen gibt es? Gar keine. Die früher 120 beengten<br />

Kabinen wurden in 81 geräumigere Suiten umgewandelt:<br />

Die kleinste misst knapp 20, die größte über 80<br />

Quadratmeter.<br />

Fast wie auf dem Amazonas<br />

Auf der Weiterfahrt Richtung Bratislava trägt<br />

der Wind Fetzen von Musik und Lachen aus den Lokalen<br />

am Festland zum Schiff herüber. Als die Lichter der<br />

Stadt in der Ferne verblassen, sind nur noch das leise<br />

Brummen des Motors und das Plätschern des Wassers<br />

„Ein Muss: die Szeder-Csokoládé Képviselőfánk“<br />

zu hören. Ein Vogel erhebt sich kreischend aus dem<br />

Schilf. Die fremde Welt des in der Dämmerung<br />

verschwindenden Ufers übt eine eigenartige Anziehung<br />

aus. Die Wurzeln der Bäume ragen wie knochige<br />

Finger aus dem Wasser, die sich ins grüne Blattwerk<br />

krallen. Langsam schiebt sich ein vom Besitzer vergessener<br />

Kahn ins Bild, dessen desolater Zustand vom<br />

abblätternden Lack und einem angeknacksten Mast<br />

noch unterstrichen wird. Man wähnt sich auf dem<br />

Amazonas – und befindet sich doch irgendwo<br />

zwischen Budapest und Bratislava. Die im gleichmäßigen<br />

Tempo vorbeiziehende Kulisse aus Lastkähnen,<br />

Paddelbooten, Auenlandschaften, Wäldern und<br />

Wiesen wirkt beruhigend. Die Ärgernisse des Alltags<br />

verblassen …<br />

46<br />

Traveller‘s <strong>World</strong>


Alles im Fluss<br />

so leer wie hier sind die Gläser eigentlich nie, denn die Crew der Mozart kümmert sich vorbildlich um das Wohl der Gäste<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

47


expedition cruises<br />

to explore – das englische Verb erlaubt<br />

einige Übersetzungen. Auskundschaften<br />

zum Beispiel, untersuchen oder<br />

erforschen, allesamt Begriffe, die der<br />

neue Kreuzfahrt-Brand Explora Journeys<br />

für sich in Anspruch nimmt. Wenn im Juli<br />

das erste seiner insgesamt sechs geplanten Luxusschiffe<br />

auf Jungfernfahrt geht, soll ein Tick mehr<br />

Abenteuergeist an Bord sein als bei den auf ähnlich<br />

hohem Niveau cruisenden Mitbewerbern.<br />

Passagiere dürfen sich auf ungewöhnliche<br />

Destinationen und aufregende Erlebnisse freuen:<br />

Das kann ein Schlauchboot-Ausflug zur<br />

abgelegenen schwedischen Insel Hamneskär<br />

inklusive sachkundig geführter<br />

Besichtigung des Pater-Noster-Leuchtturms<br />

aus dem 19. Jahrhundert sein, Zubereitung<br />

und Verzehr eigenhändig gefangener<br />

Krabben, ein Bad im Meer oder<br />

ein Dinner zwischen den Meisterwerken<br />

des spektakulären Goldenen Saals des<br />

Mauritshuis Museum in Den Haag. Sie<br />

dürfen auch mit einem Helikopterflug<br />

über die isländische Halbinsel Reykjanes<br />

mit ihren einzigartigen Vulkanen<br />

rechnen, kochenden Schlammgruben,<br />

moosbedeckten Lavafeldern, dampfenden<br />

geothermischen Gebieten und der ma jestätischen,<br />

von Menschenhand geschaffe<br />

nen Blauen Lagune. Denn die Zielvorgabe<br />

der zur MSC Group<br />

Urbane eleganz bei Tisch, an Deck oder in der lobby – die explora I setzt<br />

gehörenden Lifestyle-Marke<br />

auf stilvolles Design. gäste mit abenteuerdrang wechseln vorübergehend auf<br />

Mike Horns Segelschiff Pangaea. Und/oder auf eine eisscholle<br />

Explora Journeys ist es, weiter<br />

zu reisen, tiefer einzutauchen<br />

und länger zu bleiben – Seereisen sollen für<br />

eine neue Generation anspruchsvoller Urlauber<br />

zu einem beeindruckenden, inspirierenden und<br />

erin nerungswürdigen Erlebnis werden.<br />

Natürlich bietet die am 17. Juli von Southampton<br />

aus in Richtung Kopenhagen startende<br />

Explora I alles, was für viel Geld erwartet wird:<br />

4<strong>61</strong> Suiten, Penthouses und Residenzen, die nicht<br />

nur besonders großzügig bemessen sind, sondern<br />

auch mit eleganter, kosmopolitischer Boutique-<br />

Hotel-Atmosphäre, deckenhohen Fenstern und<br />

privaten Terrassen mit Liegen und Sitzplatz beeindrucken.<br />

Je nach Kategorie sind sie mit Living<br />

und Dining Room, Whirlpool oder Infinity-Pool,<br />

Arbeits- und Lounge-Bereich, Marmorbad mit<br />

58 Traveller‘s <strong>World</strong>


Forscher<br />

unter sich<br />

Miami? goa? Santorini? Unbedingt!<br />

aber auch Isafjördur, Monemvasia und<br />

Ketchikan. Die explora Journeys<br />

führen zu den Hotspots dieser Welt und<br />

an Orte, die noch kaum jemand kennt<br />

Text PaTricia engelhorn<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

59


expedition cruises<br />

Bodenheizung und begehbarem<br />

Kleiderschrank ausgestattet. Dazu:<br />

eine mehr als großzügige Auswahl<br />

an Gourmetrestaurants, Bars und<br />

Lounges, ein elegantes Spa, jede<br />

Menge Unterhaltungs- und Freizeitangebote<br />

sowie großzügige<br />

Außendecks für ruhige Lesestunden,<br />

gesellige Apéros und sportliche<br />

Aktivitäten. Kurz: Die Explora<br />

I wurde eher wie eine private<br />

Superyacht als ein traditionelles<br />

Kreuzfahrtschiff gestaltet.<br />

doch die echten Perlen<br />

der „Journeys“ liegen<br />

anderswo. Gäste der<br />

für September angekündigten<br />

Island- und Grönland-<br />

Fahrt von Reykjavik nach New<br />

York City werden irgendwo im<br />

Polarmeer auf ein Segelschiff treffen.<br />

Die 35-Meter-Yacht Pangaea<br />

gehört Mike Horn, einem weltberühmten Forscher, Abenteurer<br />

und Extremsportler. Mehrfach ist er allein um die<br />

Welt gesegelt und als hat einziger Mensch die Erde von<br />

Süd nach Nord über beide Pole umrundet.<br />

WecHSelSTIMMUng eine neue generation von Kreuzfahrt-Fans sucht nach<br />

einzigartigen erfahrungen, neuen erkenntnisse und tieferem Verständnis für<br />

das, was auf der erde geschieht. explora Journeys greift diesen Trend auf<br />

Das Treffen mit Mike Horn ist kein Zufall. Als Markenbotschafter<br />

von Explora Journeys beteiligt er sich an<br />

der Zusammenstellung der Kreuzfahrtrouten und kommt<br />

auch immer mal wieder an Bord, um interessierten Passagieren<br />

die Welt, die sie gerade erkunden, näherzubringen.<br />

Besser noch: Er lädt sie auf sein Forschungsschiff ein, steuert<br />

es mitten in die imposante Landschaft aus Gletschern<br />

und Eisschollen und begleitet eine Wanderung durch das<br />

Polareis. Dabei erzählt er von seinen Extrem-Expeditionen<br />

und erklärt, wie gefährdet diese fantastische Natur ist und<br />

was man zu ihrem Schutz tun kann.<br />

Denn Mike Horn und die MSC Group – ein international<br />

führendes Transport- und Logistikunternehmen sowie<br />

drittgrößte Kreuzfahrtgesellschaft der Welt – haben<br />

sich nicht nur der Erkundung der Welt, sondern auch deren<br />

Schutz verschrieben. Und jeder, der eine Kreuzfahrt<br />

auf der Explora I bucht, macht ein bisschen mit. TW<br />

explora.com<br />

60 Traveller‘s <strong>World</strong>


orn<br />

to be<br />

wild<br />

KalTeS Herz<br />

Der Wunsch, gleich<br />

mehrfach die Polarmeere<br />

zu durchqueren,<br />

wird nicht<br />

jedem in die Wiege<br />

gelegt. Mike Horn<br />

offenbar schon<br />

Von einem, der auszog, die Welt zu<br />

erkunden: Mike Horn zieht es an<br />

die unwahrscheinlichsten Orte, am<br />

liebsten allein und nicht selten<br />

unter dem einsatz seines lebens<br />

Text PaTricia engelhorn<br />

z<br />

u seinen Favoriten zählt<br />

die Geschichte mit dem<br />

Affen. Lassen wir Mike<br />

Horn also erzählen: „Ich<br />

war auf einem Überlebenscamp<br />

am Amazonas und ließ mir<br />

von einem Experten erklären, wie ich im<br />

Dschungel sicher Nahrung fände. Ganz<br />

einfach, antwortete der Mann: ,Man beobachtet<br />

die Affen. Essen sie nur den<br />

Stiel einer Pflanze und nicht die Blüte,<br />

macht man es genauso. Nehmen sie<br />

bestimmte Beeren oder Wurzeln, dann<br />

sind die auch für uns okay. Irgendwann<br />

ist der Affe satt und schläft ein. Dann


expedition cruises<br />

mike Horn wird Abenteurer, Entdecker, Forscher – längst<br />

gilt er als der Größte seiner Zunft, weil er alles kann<br />

und kombiniert: Er klettert, segelt, läuft. „Wir Abenteurer<br />

sind die Summe aller Sportler“, sagt er, „wir<br />

gehen nicht nur bis zur körperlichen Erschöpfung, wir<br />

gehen weit darüber hinaus.“ 2019 startet er seine spektakulärste Expedition:<br />

„Pole2Pole“, knapp 40000 Kilometer in knapp vier Jahren, mit dem<br />

Auto, dem Segelboot, dem Kajak, auf Skiern und zu Fuß. Er überlebt sie<br />

nur knapp. „Die letzten 87 Tage in der Arktis waren die schwierigsten“,<br />

erzählt er, „wegen des Eisdrifts war die Strecke deutlich länger, als ich<br />

berechnet hatte, und das Eis durch den Klimawandel dünner und brüchiger<br />

geworden. Es gab auch fast keine Eisbären mehr, deren Essensreste<br />

Teil meines Speiseplans waren.“ Dazu kamen Schneestürme, Temperaturen<br />

von minus 40 Grad und völlige Dunkelheit.<br />

Auf die weltweit beachtete Expedition folgte 2020 eine Einladung<br />

zum <strong>World</strong> Economic Forum in Davos. Mike Horn soll über seine Beobachtungen<br />

in der Arktis berichten, insbesondere über die vom Klimawandel<br />

verursachten Veränderungen: „Plötzlich hörten sich die mächtigsten<br />

Staatsoberhäupter der Welt 30 Minuten lang an, was ich zu sagen<br />

hatte. Der französische Präsident fragte mich sogar, was wir tun können,<br />

um die Welt zu einem besseren und nachhaltigeren Ort zu machen.“ Es<br />

ist eine neue Macht, die Mike Horn in diesem Moment spürt, und eine<br />

Herausforderung, die er annimmt. Natürlich!<br />

„Die Wahrheit ist, dass ich nicht alle Antworten habe. Ich bin nur ein<br />

Entdecker“, sagt er. Aber der Mann, der sein Leben lang den Planeten erforscht<br />

hat, will ihn nun schützen, und wie alles, was er macht, geschieht<br />

auch dies mit vollem Einsatz. Sein jüngstes Abenteuer findet in Franknutzt<br />

man seine Chance, fängt<br />

das Tier und verzehrt es.‘“ Hm.<br />

Hat er den Rat etwa beherzigt?<br />

„Es war zum Glück nicht nötig“,<br />

weicht er aus. Aber wenn<br />

doch? In einer Extremsituation?<br />

Würde er? Mike Horn lacht:<br />

„Ich habe schon ganz andere<br />

Sachen gegessen als Affenfleisch.“<br />

Klar. Der wohl größte<br />

Abenteurer unserer Zeit ist zum<br />

Beispiel quer durch die Trockenwüste<br />

Namib gelaufen, fast ohne Nahrung<br />

im Gepäck. Seitdem kennt er den Geschmack<br />

von gegrillter Schlange oder<br />

Skorpion.<br />

Was treibt einen, der sich freiwillig,<br />

ja, sogar freudig, unmenschlichen<br />

Strapazen aussetzt? Mike Horn hat die<br />

Erde über beide Pole umrundet, was<br />

niemand zuvor geschafft hat. Er hat<br />

mehrfach allein die Welt umsegelt, die<br />

knapp 7000 Kilometer des Amazonas<br />

mit einem Hydrospeed von der Quelle<br />

bis zur Mündung bewältigt, einige der<br />

weltweit höchsten Gipfel ohne Sauerstoff<br />

bestiegen, ist wochenlang durch<br />

die Polarnacht gewandert und dabei<br />

mehrfach nur knapp mit dem Leben<br />

davongekommen. Trotzdem wirkt er<br />

eben nicht durchgeknallt, eher wach,<br />

aufmerksam, interessiert und neugierig.<br />

Er beantwortet jede Frage und fragt gerne<br />

zurück. Sein „Sie waren noch nie am<br />

Polarkreis?“ klingt so erstaunt wie unser<br />

„Sie kennen Paris nicht?“. Es ist eben<br />

alles eine Frage der Perspektive.<br />

Michael Frederick Horn kommt<br />

1966 in der Nähe von Johannesburg<br />

zur Welt. Er beschreibt eine idyllische<br />

Kindheit und die Ausläufer, Flüsse und<br />

Felsen des südafrikanischen Busches<br />

als perfekten Spielplatz für einen angehenden<br />

Abenteurer. „Mein Vater war<br />

Hochschullehrer, ein gebildeter Mann.<br />

Er ließ mir viel Freiheit, ich durfte immer<br />

in die Natur hinaus, um sie zu erkunden“,<br />

erinnert er sich. Schon als<br />

Jugendlicher profiliert er sich in zahlreichen<br />

Sportarten, gewinnt nationale<br />

Meisterschaften. Natürlich möchte er<br />

sich auch außerhalb seines Heimatlandes messen, an internationalen<br />

Wettbewerben teilnehmen und – vor allem – ins Ausland reisen. Doch<br />

Südafrika ist damals wegen seiner Apartheidpolitik von allen internationalen<br />

Sportwettkämpfen ausgeschlossen. Die einzige Möglichkeit, relativ<br />

frei ein- und auszureisen, ist, im Handel tätig zu sein. Die nutzt er, findet<br />

einen Job im Im- und Export, verdient gut, hält eine Weile still. Doch dann<br />

merkt er, dass etwas fehlt: das Abenteuer, die Freiheit, aber auch das<br />

Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. 1990, mit 24 Jahren, verlässt er Südafrika.<br />

Er nimmt in Johannesburg den nächstbesten Flug nach Europa und landet<br />

in Zürich. Sein Wohnsitz seit gut 30 Jahren, wenn er denn mal daheim<br />

wäre, liegt in der Westschweiz, genau gesagt, bei Château-d’Oex, einem<br />

winzigen Dorf unweit vom Genfer See.<br />

62 Traveller‘s <strong>World</strong>


Der exTreMIST Halb nackt in der Hitze des<br />

amazonas oder vermummt in der arktis –<br />

es gibt kaum eine Herausforderung, die Mike<br />

Horn nicht angenommen hat. Oft wochenlang<br />

und meist allein<br />

Fotos: Sebastian Devenish/EPA / dpa picture alliance (1)<br />

reich statt. Mit finanzkräftigen Partnern<br />

gründete er in der Nähe von Grenoble<br />

das Start-up Inocel, das eine innovative<br />

Wasserstoff-Brennstoffzelle entwickelt,<br />

die das Potenzial und die Power hat, auch<br />

tonnenschwere Lkws, Flugzeuge, Züge<br />

und Schiffe anzutreiben. „Diese Technologie<br />

wird uns den Zugang zur Schwerindustrie<br />

ermöglichen. Frachtschiffe sind<br />

heute die größten Umweltverschmutzer<br />

– man stelle sich vor, man könne all ihre<br />

Dieselmotoren durch Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

ersetzen. Statt Stickoxiden würde<br />

nur noch Dampf austreten.“<br />

Gerade hat sich Mike Horn mit<br />

der weltweit größten Reederei MSC,<br />

genauer, mit deren brandneuen Luxus-<br />

Lifestyle-Marke Explora Journeys zusammengetan<br />

und ist zum Markenbotschafter<br />

ihrer edlen Kreuzfahrtschiffe<br />

geworden. In dieser Funktion wird er<br />

nicht nur un gewöhnliche Routen für die<br />

Explora-Flotte entwickeln, sondern auch<br />

an deren Nachhaltigkeitsinitiativen beteiligt<br />

sein. „MSC hat eine unglaubliche<br />

un ternehmerische Power und investiert<br />

enor me Summen in innovative Technologien<br />

und Umweltschutz“, erklärt er<br />

sein Engagement, „das Unternehmen<br />

hat bereits eine Absichtserklärung für<br />

den Bau von zwei wasserstoffbetriebenen<br />

Kreuzfahrtschiffen bekannt gegeben,<br />

die 2027 und 2028 in Betrieb genommen<br />

werden.“<br />

Bedeutet das, dass Mike Horn<br />

sesshaft wird? „Ich bin als Abenteurer<br />

geboren“, wischt er die Frage weg. Tatsächlich<br />

ist er schon wieder unterwegs.<br />

Vor wenigen Wochen legte sein 35 Meter<br />

langes Segelboot Pangaea in Monte<br />

Carlo ab, zu einer weiteren – vielleicht<br />

letzten – Weltumsegelung. Die auf vier<br />

Jahre ausgelegte „What’s Left“-Expedition<br />

wird in die Arktis und Antarktis,<br />

nach Patagonien und Neuseeland,<br />

in die Wüste Australiens, nach Alaska<br />

und Asien führen – also an jene Orte,<br />

die Mike Horns Karriere geprägt haben,<br />

aber auch an die, die noch auf seiner Todo-Liste<br />

stehen. „Wir haben ungefähr<br />

30 000 Lebenstage zur Verfügung“, sagt<br />

er. „Davon sollten wir keinen einzigen<br />

vergeuden.“<br />

TW<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

63


style<br />

Der Malteser<br />

Mit Mut und<br />

einem untrüglichen<br />

Auge für sensiblen<br />

Maximalismus ist<br />

Francis sultana<br />

aus Malta zum<br />

Star unter den<br />

Interior Designern<br />

aufgestiegen. Nach<br />

Privatvillen, Yachten<br />

und Boutiquen<br />

profitiert jetzt Capris<br />

Hotellegende von<br />

seinem Gespür für<br />

geschmackvollen<br />

Glamour<br />

Text CharloTTe Mann<br />

66 Traveller‘s <strong>World</strong>


Falke<br />

Ausgezeichnet, setzen<br />

Francis Sultanas Dienste können sich nur Bewohner erster Adressen leisten. Zu dieser Gruppe zählt er selber, mit einer Residenz im besten London<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

67


style<br />

wer King Street, St. James’s, als<br />

Adresse angeben kann, hat<br />

es vermutlich geschafft – in<br />

London und auch im Rest der<br />

Welt. Francis Sultanas Studio<br />

residiert an der Ecke zur Duke<br />

Street im ersten Stock eines Backsteingebäudes aus den 1930er-Jahren. Die Räume sind lichtdurchflutet,<br />

wandhohe Regale sind mit Auktions- und Ausstellungskatalogen, Mode-, Architektur- und<br />

Designbänden gefüllt, an einer überdimensionalen Korkpinnwand hängen Skizzen, Fotos und<br />

Grafiken, aber auch besonders gut gelungene Menü- oder Einladungskarten. Im Erdgeschoss residiert<br />

die renommierte David Gill Gallery, direkt gegenüber steht das prächtige weiße Zuckerbäckerpalais<br />

des Auktionshauses Christie’s, um die Ecke das britische Headquarter von Rolex. Das<br />

legendäre Luxushotel The Ritz London und die elegante Einkaufsstraße Jermyn Street sind nur<br />

einen Steinwurf entfernt. „It’s a nice neighborhood“, untertreibt der von Maltas kleiner Nachbarinsel<br />

Gozo stammende Interior Designer, der die Häuser vieler wohlhabender Kunstsammler eingerichtet<br />

hat, aber auch die von Pop-Stars wie Madonna und Annie Lennox.<br />

Francis Sultana arbeitet an einem selbst entworfenen Schreibtisch aus Leder und Bronze, auf<br />

dem nicht viel mehr als ein Computer und ein Becher mit Faber-Castell-Stiften stehen. Hier zeichnet<br />

er Grundrisse und Pläne, aber auch die Entwürfe zu exquisiten Einrichtungsstücken, die fast<br />

immer nach Freunden und Musen benannt sind: Der abgerundete Harry-Schreibtisch aus lackiertem<br />

Palisanderholz, Leder und Bergkristall entstand für den Londoner Kunsthändler Harry Blain,<br />

das metallisch glitzernde Celia-Daybed mit Beinen aus patinierter Bronze für das spanische<br />

Supermodel Celia Forner Venturi, die oval geformte Kommode aus glänzendem Holz, vergoldetem<br />

Glas, Bronze und Bergkristall für Yana Peel, Leiterin der Kunst- und Kulturabteilung von<br />

Chanel. „Yana ist eine sehr, sehr liebe Freundin“, gesteht der Designer – kein Wunder, dass er ihr<br />

eine ganze Möbelkollektion gewidmet hat. Ebenfalls eine ganze Kollektion ist nach seiner verstorbenen<br />

Mutter Marie-François benannt, darunter eine hochelegante, sahneweiße Chaiselongue mit<br />

palmförmigen, weißgoldglänzenden Beinen oder ein zauberhaft geschwungener Beistelltisch mit<br />

grün schimmernder Fluorit-Platte und dazu passender Konsole.<br />

Man darf Marie-François als erste Kundin betrachten: Sie erlaubte ihrem gerade einmal sechsjährigen<br />

Sohn, seine Einrichtungsvorstellungen zu Hause zu testen. Sein eigenes Schlafzimmer<br />

bekam Hermès-Orange-farbene Wände, die Möbel wählte er im Zeitgeist des damals angesagten<br />

grafischen Seventies-Stils aus. Ein paar Jahre später richtete er schon ganze Häuser für Familienmitglieder<br />

ein, die Architekten standen fassungslos vor diesem Wunderkind, das so genau<br />

wusste, wie alles aussehen sollte. „Sie selbst hatten einfach keine Ahnung“, kommentiert er das<br />

heute lapidar. Der Junge dagegen wusste ziemlich genau, was er wollte: Dinge erschaffen, die<br />

dem ähnelten, was er in den „House & Garden“-Zeitschriften seiner Tante sah.<br />

Francis Sultana ist 19 Jahre alt, als er 1992 von Malta nach London übersiedelt, und 36, als er<br />

sein eigenes Studio und Marke gründet. In der Zeit dazwischen beschäftigt er sich mit Design,<br />

Architektur und Kunst. „Ich hatte großes Glück und lernte viele Menschen kennen, die mich<br />

inspiriert und gefördert haben“, sagt er. Damit ist der Autodidakt weit gekommen: Bis heute<br />

gehört er zum Beirat des renommierten Victoria and Albert Museum und zum Direktorium<br />

des London Design Museum. Er ist Mitvorsitzender des Ausschusses für kulturelle und soziale<br />

Angelegenheiten der Serpentine Galleries, Mitglied der Jury der PAD-Kunstmessen in London<br />

und Paris. 2018 wird er zum Kulturbotschafter von Malta ernannt, und auch im fast fertigen<br />

Kunstmuseum MICAS am Stadtrand von Valletta spielt er eine führende Rolle. Am wichtigsten<br />

aber dürfte seine Tätigkeit als künstlerischer Leiter und CEO der Design-Galerie seines Lebens-<br />

„Ich hatte das Glück,<br />

Menschen kennenzulernen,<br />

die mich inspiriert haben“<br />

Der Anti-MiniMAlist<br />

Der mit gefärbtem Ziegenfell bezogene Anita Stool (links) ist eine Limited Edition mit nur 50 Exemplaren. Für die Ausstattung dieses<br />

Apartments in Monaco verwendete Sultana Möbel des Schweizer Designers Mattia Bonetti (rechts oben, weiter im Uhrzeigersinn). Der<br />

Blaue Salon in Sultanas Wohnung in Londons Albany House und der Große Salon in seiner Residenz in Maltas Hauptstadt Valletta<br />

68 Traveller‘s <strong>World</strong>


Traveller‘s <strong>World</strong><br />

69


style<br />

Sultanas<br />

Swing<br />

Das erste will wieder das<br />

beste sein. Francis Sultana hat<br />

dem Hotel la Palma,<br />

seit 1822 Herberge verwöhnter<br />

Capri-Besucher, neuen Glanz<br />

verliehen<br />

bis zur Via Camerelle mit den Stores von Gucci bis<br />

Pucci ist es nur ein Katzensprung, bis zur berühmten<br />

„Bar Tiberio“ an der Piazzetta ebenso. Und das ist<br />

nur die Lage. Doch wenn das Hotel La Palma Capri im Juni seine Tore öffnet, will es die nicht eben raren<br />

anderen schönen Herbergen auf Italiens VIP-Insel auch in vielen anderen Belangen in den Schatten stellen.<br />

Das vor zwei Jahren von den schillernden Reuben Brothers (laut „Sunday Times“ die zweitreichsten<br />

Briten) erworbene und von der deutschen Oetker Collection betriebene Ausnahmehotel versteht sich als<br />

(deutlich verbesserte) Neuauflage eines Gästehauses, das mit seiner Eröffnung vor 101 Jahren nicht nur<br />

als ältestes der Insel gilt. Mit zahllosen berühmten Künstlern, Dichtern und Musikern unter seinen Gästen<br />

markiert das Hotel La Palma seit jeher als Mittelpunkt von Capris Gesellschaftsleben.<br />

Nun also soll das erste italienische Masterpiece Hotel der Oetker Collection an das filmreife Dolce-Vita-Gefühl<br />

anknüpfen. Dabei dürften die 50 von Londons Celebrity-Designer Francis Sultana in zarte Wasserfarben,<br />

Pistacchio-Grün und Sonnengelb getauchten Zimmer und Suiten (jede jetzt mit eigenem Balkon<br />

oder Privatterrasse) helfen. Zu den neuen Anziehungskräften zählen des Weiteren ein Rooftop-Restaurant<br />

mit Bar und sensationeller Aussicht, das neue Pool-Deck, der glamouröse Beach Club in Marina Piccola sowie<br />

Capris legendärer Nachtclub „La Taverna Anema e Core“, der jetzt als Außenposten zum Hotel gehört.<br />

Damit das Konzept aufgeht, hat Oetker ausschließlich Koryphäen engagiert, etwa den genialen amalfitanischen<br />

Zwei-Sterne-Koch Gennaro Esposito, der die gesamte Gastronomie des Hotels überwacht, oder<br />

die in Ritz-Carlton-, Bulgari- und One&Only-Häusern gestählte Generalmanagerin Imelda Shllaku. Ihr erklärtes<br />

Ziel: die Wiederauferstehung des La Palma als eleganter Rückzugsort und Insel-Hotspot zugleich.<br />

DZ ab 590 Euro, oetkercollection.com/hotels/hotel-la-palma<br />

club MÉDiterrAnÉe<br />

Francis Sultana hat unter anderem Pool-Bar und Rezeption des Hotel La Palma in eine Capri-ziöse Farbpalette getaucht<br />

Fotos: Richard Powers (1), Robert Fairer (1), Simon Upton (1)<br />

72 Traveller‘s <strong>World</strong>


style<br />

… when the weather is fine<br />

Die Sonnenseite des Lebens macht allein noch<br />

nicht schön. Man muss schon ein bisschen<br />

nachhelfen. Zum Beispiel mit diesen Accessoires<br />

Pack die Badehose ein<br />

Die Cabas Kasbah Bag von Sandro ist Teil<br />

der Capsule Collection mit dem Künstler<br />

Louis Barthélemy. 349 Euro, sandro-paris.com<br />

Strandcafé<br />

Espresso to go für die<br />

Sonnenliege. Funktioniert<br />

dank Adapter auch mit<br />

Nespressokapseln. Ab<br />

72 Euro, wacaco.com<br />

Home Run<br />

Der Stil-Fit Ergometer<br />

kann sich durch<br />

sein innovatives Design<br />

auch in Ihrem<br />

Wohnzimmer sehen<br />

lassen. Hoffentlich<br />

Sie sich auch. Ab<br />

1580 Euro, stil-fit.com<br />

Schlägertruppe<br />

Die Cariocas von Rio<br />

haben Frescobol berühmt<br />

gemacht, aber<br />

es lässt sich genauso<br />

gut auch am Strand<br />

von Jesolo spielen.<br />

Jetzt gibt es auch die<br />

passende Beachwear-<br />

Kollektion dazu. Gesehen<br />

bei Lodenfrey,<br />

279 Euro, lodenfrey.com<br />

Bronzezeit<br />

Stefan Maiwalds ultimativer Bildband zum<br />

Lebensgefühl am Strand – gestern und<br />

heute. „Beach Life”, TeNeues, 60 Euro,<br />

teneues.com/de/buch/beachlife<br />

Foto: Ullstein (1)<br />

Rolling Stones<br />

Für Spielernaturen: Backgammon aus feinstem<br />

Veloursleder in verschiedenen Farben von Marlene<br />

Poley, einrollbar, 349 Euro, gesehen bei Sois<br />

Blessed, München. soisblessed.com<br />

Candles in the Wind<br />

Als Hommage an Frida Kahlo versteht die Kultmarke<br />

Baobab die in Rafiabast gehüllte Kerzen-<br />

Kollektion. Ab 110 Euro, raumconceptstore.com/<br />

brands/baobab-collection/<br />

TRAVELLER‘S WORLD<br />

73


style<br />

Das kleine Portfolio des Topangebots der Lungarno<br />

Collection hat Zuwachs bekommen. Mitten in Mailands<br />

Quadrilatero della Moda, in einem vor den Augen der<br />

Öffentlichkeit lange versteckten Kloster, feiert das exklusivste<br />

Hotel der Stadt: das Design der anni ’50<br />

Text und Fotos MICHAEL HANNWACKER<br />

74 Traveller‘s <strong>World</strong>


Lobby-Arbeit<br />

Selbstverständlich hat das Portrait Milano auch eine Rezeption.<br />

Doch für den Check-in wird der Gast gebeten, auf von Michele<br />

Bönan entworfenen Möbeln Platz zu nehmen<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

75


style<br />

KAthoLischer KompLex<br />

Zum Corso venezia öffnet sich<br />

das ehemalige Priesterseminar<br />

mit einem barocken Portal (links,<br />

weiter im Uhrzeigersinn). In den<br />

kreuzgangähnlichen Wandelgängen<br />

finden lunch-Gäste<br />

des Restaurants „10_11” schöne<br />

Schattenplätze. ein Bildschirm im<br />

Fahrstuhl lädt Gäste zu Selbst-<br />

Portraits ein – über die sich<br />

andere Gäste dann amüsieren<br />

dürfen. auf der zweiten etage<br />

finden sich die größten Suiten. In<br />

einem galerieschönen Showroom<br />

bietet Salvatore Ferragamos enkelin<br />

Maria Sole ihren exquisiten<br />

lederschmuck feil<br />

as Vor-Urteil<br />

d Zumindest in Italien dürfte das Portrait Milano die Entdeckung des Jahres sein: ein urbanes<br />

Hideaway in den grandiosen, historischen Strukturen einer katholischen Bildungseinrichtung, von denen es<br />

sich aber mit sehr selbstbewusstem Interieur emanzipiert.<br />

die Backstory<br />

„Als ich das Seminar zum ersten Mal besuchte“, sagt Leonardo Ferragamo, Boss des gleichnamigen<br />

Modehauses und Präsident der Lungarno Collection, dessen jüngstes Haus das Portrait Milano ist, im<br />

Gespräch mit Traveller’s <strong>World</strong>, „verstand ich die Bedeutung dieses Ortes: als Möglichkeit, ein Denkmal zu<br />

restaurieren und es der Stadt Mailand zurückzugeben.“ Und was für ein Denkmal das ist. Ab 1569 errichteten<br />

ein paar der bedeutendsten Baumeister der norditalienischen Spätrenaissance für Carlo Borromeos Erzbischöfliches<br />

Priesterseminar eine respekteinflößende, vierstöckige Vierflügelanlage mit einer Seitenlänge von 56<br />

Metern. Bis 1930 wurden hier angehende Priester unterrichtet und -gebracht. Ein großes Restaurierungsprojekt<br />

des bombenversehrten Komplexes verantwortete Piero Portaluppi, der Mailänder Stararchitekt der Nachkriegszeit.<br />

Später dienten die Raumfluchten Mario Bellini, einem der maßgeblichsten italienischen Designer,<br />

als Atelier. Doch allmählich begann der beeindruckende Komplex zu verfallen. Bis ihn der Modezar für seine<br />

Lungarno Collection entdeckte und Michele De Lucchis Studio MDL mit der Restaurierung beauftragte.<br />

der erste eindrUck<br />

Monumental. Jahrzehnte liefen Einwohner wie Touristen ahnungslos an dem ehemaligen Seminario<br />

Arcivescovile, eines der größten Architekturdenkmäler in Zentrum der Stadt, vorbei, auf das allenfalls<br />

ein prächtiges Portal zum Corso Venezia hinwies. Nun, nach der Renovierung, übt der doppelstöckige,<br />

perfekt proportionierte und von einer klassischen Säulenordnung bewehrte Innenhof einen magischen Sog<br />

aus. Statt klösterlicher Inbrunst beseelt ihn ein sorgenfreier Hedonismus Mailänder Spielart.<br />

die leBensqUalität<br />

Nicht von historischen Bezügen zu den lombardischen Dekorationen von Renaissance und Barock,<br />

sondern von den Einrichtungen Mailänder Wohnzimmer in den Fünfzigerjahren holte sich Michele Bönan,<br />

76 TRavelleR‘S WoRlD


TRavelleR‘S WoRlD<br />

77


style<br />

Stille<br />

Pracht<br />

In Münchens schönster<br />

Villa sinnt die Architektin<br />

und Produktdesignerin<br />

Marie Aigner über die<br />

Beherrschung von<br />

Geräuschkulissen<br />

nach. Hotel- und<br />

Restaurantbetreiber<br />

sollten ihr zuhören<br />

Text MICHAEL HANNWACKER<br />

In den Räumen im Hochparterre<br />

des vielleicht eindrucksvollsten<br />

Privathauses der vorvergangenen<br />

Jahrhundertwende<br />

in München herrscht eine eigenartige,<br />

an Museumsruhe erinnernde Stille. Der<br />

Vergleich scheint nicht unpassend, da<br />

jede Menge Kunst, meist in freier Petersburger<br />

Hängung, die Wände ziert und<br />

aufsehenerregende Designstücke und<br />

Skulpturen die großzügigen Räumlichkeiten<br />

bevölkern. An Letzteren bemerkt<br />

der Besucher bald eine verbindende<br />

Handschrift. Es ist die der Hausherrin.<br />

Marie Aigner bespielt die um die vorvergangene<br />

Jahrhundertwende von Rudolf<br />

Diesel (ja: dem Rudolf Diesel) errichtete pompöse Villa, die sie durch geschickte Eingriffe von<br />

ihrer Hohenzollern-haften Schwere befreit hat, als hinreißende Bühne für ihre Objekte.<br />

Dabei wehte bei Einzug vor knapp sieben Jahren der Muff eines langen Leerstands durch<br />

die überhohen Räume, die dunklen Holzvertäfelungen dräuten abzublättern, das Parkett,<br />

traktiert vom achtlosen Tritt zahlloser Anwälte, knarzte. Der family speech nennt die Villa noch<br />

heute – nach Harry Potters düsterem Schultrakt auf Hogwarts – Gryffindor.<br />

Nun dreht sich von der eichenen Kassettendecke der zweistöckigen Halle ein riesiger<br />

weißer, spiralförmiger Kandelaber aus in Südkorea hergestelltem Melaminharzschaum,<br />

einem alten Kelim wächst ein Bart aus allerfeinster weißer Wolle (Produktionsresten, die<br />

Aigner dem piemontesischen Kaschmirhersteller Loro Piana abgeschwatzt hat), vor dunkler<br />

Holzvertäfelung ruht die Chaiselongue „Very Last Supper“, deren Kissenrollen-Polster<br />

Aigner mit aufwendig gewebten Stoffresten von Hermès bezogen hat, in einer Ecke steht ihr<br />

pièce de résistance „Karlchen“, ein in diesem Fall knallgelber Kaktus aus zusammengesteckten<br />

Plattenelementen. Die Verbindung von Aufregenden mit dem Nützlichen ist ihr ureigentlicher<br />

Zweck. Aigner entwickelt ästhetisch herausfordernde Schall-Absorber als wand- oder<br />

deckengebundene Installation. Aber sie holt sie auch in den Raum – als Tische, Regale, Sessel,<br />

Stuhl, Bänke und hinreißende Lampen.<br />

Das ist in ihrer Karriere zunächst nicht so angelegt. Aigner ist Mitte der 70er, „sozusagen<br />

auf der Durchreise“, in Mallersdorf bei Regensburg geboren, im Engadin aufgewachsen und<br />

als Teenager in ein Internat nahe Landshut gekommen. Nach der Schule entscheidet sie sich<br />

für die Baukunst, studiert an der École Nationale Superieure d’Architectue de Paris Val-de-<br />

Seine und legt an der Technischen Universität München ihr Diplom ab. Anschließend geht sie<br />

nach New York und arbeitet zunächst im Büro des Pritzker-Preisträgers Richard Meier an der<br />

10th Avenue, bevor sie zu den Skyscraper-Königen Skidmore, Owings & Merrill wechselt.<br />

Dort inhaliert sie die Bedeutung von Corporate Architecture, also die Angleichung an Vor-<br />

80 Traveller‘s <strong>World</strong>


Mondrian, Mon aMour<br />

Marie Aigner weiß um die<br />

Attraktivität abstrakter Formen.<br />

Und findet sie, wenn sie Schall<br />

schlucken, umso schöner<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

81


stay<br />

86<br />

Traveller‘s <strong>World</strong>


LveLa vie en<br />

rouge<br />

Sexy, chic und extrem exkluSiv:<br />

Christian Louboutins hotel vermelho<br />

macht daS portugieSiSche küStendorf<br />

melideS zum SehnSuchtSort<br />

dieSeS SommerS<br />

Text KATHARINA HESEDENZ<br />

Klosterherr, Melides-Geist<br />

Mit seinem von portugiesischen<br />

abteien inspirierten Hotel in Melides<br />

hat sich schuhdesigner Christian<br />

louboutin einen Traum verwirklicht.<br />

„Wissen sie, was ich an diesem ort<br />

liebe?”, fragt er. „es gibt keinen lärm,<br />

nur vögel und das Meer.” Und jetzt<br />

gelegentlich eine louboutin-Party<br />

hinter fast verschlossenen Türen<br />

Dass Christian Louboutin ein Marketing-Genie ist, weiß er selbst. Doch<br />

selbst ihn überraschte, wie Vermelho, sein erstes Hotel, einschlug. Kaum<br />

hatte es am 1. April eröffnet, setzte der Hype ein. Buchstäblich über Nacht<br />

verwandelte es Melides, ein stilles Dörfchen in der südportugiesischen<br />

Region Alentejo, in einen der begehrtesten Ferienorte der Welt.<br />

Dass Urlaubsschuhe mit roten Sohlen in dem neuen Traumhotel perfekt mit dem Interieur<br />

harmonieren, erklärt das Phänomen nur halbwegs. Dass die ländliche<br />

Schwester von Comporta statt überlaufener Restaurants und mondäner<br />

Boutiquen entspannten Landflair, endlose Strände und eine zum Weltnaturerbe<br />

erklärte Küste bieten kann, spielt sicher auch eine Rolle. Letztendlich<br />

aber geriet Louboutins nur 13 Zimmer umfassende Stil-Oase zur wohnlichen<br />

Hommage an sein eigenes Talent. Fliesen, Türen und Möbel sind in<br />

die (gerichtlich geschützte!) Signaturfarbe des Meisters getaucht – und<br />

auch der Name spielt eine Rolle. Das portugiesische Wort vermelho bedeutet<br />

rot, sein Klang ähnelt dem französischen vermillon für zinnoberrot, dem<br />

Lieblingston des Hausherrn – und dem seiner Fan-Base.<br />

„Ich wollte kein geschäftiges oder lautes Hotel“, konstatiert Christian<br />

Louboutin. „Ich kann es nicht ausstehen, wenn man irgendwo ankommt<br />

und überall Musik läuft.“ Dann erklärt er seine Prämisse: „Wenn man in ein<br />

Hotel geht, sollte man das Gefühl haben, dass man dort hingehört, man<br />

sollte ein Gefühl von zu Hause spüren.“<br />

Als Louboutin Melides vor ein paar Jahren entdeckte, beschloss er<br />

spontan, dort ein Grundstück zu kaufen. Darauf ließ er ein Gebäude im Stil<br />

eines jahrhundertealten Klosters errichten – das imaginäre Stammhaus<br />

eines Mönchsordens mit tiefen Taschen und überbordendem Hang zur<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

87


stay<br />

Sinn<br />

und Ewigkeit<br />

Rom hat eine neue Pilgerstätte: Das Six Senses Rome verbindet<br />

Contemporary Design mit barocker Pracht Text R. G. FalkneR<br />

Schon wieder ein wunder<br />

seit der renovierung präsentieren sich san Marcello und der Palazzo salviati Cesi Mellini als neue<br />

schmuckstücke an der noblen via del Corso. den Panoramablick von der dacherrasse über die Kuppeln der<br />

stadt gibt es gratis zum Preis der Zimmer, deren einrichtung die Handschrift Patricia Urquiolas trägt<br />

90 Traveller‘s <strong>World</strong>


es ist später Nachmittag, als ich mich auf der<br />

Dachterrasse des Palazzo Salviati Cesi Mellini<br />

wiederfinde, umgeben von Terrakottatöpfen, in<br />

denen Kräuter, Obst und Gemüse gedeihen.<br />

Mit einem „Tramonto“ in der Hand, ein Sundowner aus<br />

Campari, Kumquat-Likör und Grapefruit-Soda, warte ich<br />

darauf, dass der Glockenturm des Palazzo Montecitorio<br />

den Sonnenuntergang einläutet. Mein Blick schweift über<br />

die meisten der sieben Hügel der Ewigen Stadt, der<br />

protzige Monumento Vittorio Emanuele II ist fast mit den<br />

Händen zu greifen.<br />

Wie ich hier heraufgekommen bin? Der Palazzo an der<br />

glamourösen Via del Corso, nur wenige Schritte von<br />

Monumenten wie dem Pantheon oder dem Trevi-Brunnen,<br />

hat sich, nach Jahrhunderten als Eigentum von Kardinälen<br />

und Hochadligen, gerade neu erfunden als Six Senses Rome,<br />

das erste Stadthotel der thailändischen Hotelgruppe. Ich bin<br />

einer der ersten Gäste.<br />

Und beeindruckt von den inneren Werten des Palazzo<br />

mit seinen 97 Gästezimmern und Suiten. Die lagen in den<br />

Händen von Patricia Urquiola. „Ich habe mich persönlich<br />

um jedes einzelne Möbelstück gekümmert“, sagt die aus<br />

Spanien stammende und in Mailand arbeitende First Lady<br />

des Interior Designs, „von den Stühlen über die Tische bis<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

91


stay<br />

GeSchMAcKFArBe<br />

Travertin, das Baumaterial der Caesaren, spielt in Patricia Urquiolas Gestaltung des six senses rome eine Hauptrolle.<br />

sie verwendet ihn in restaurant und spa und stimmt auch die Farbgebung der öffentlichen räume darauf ab<br />

WHEN IN ROME … Hoteldirektorin Francesca Tozzi verrät Insidertipps<br />

AUSFLUG IN DIE VERGANGENHEIT<br />

„Bei einem Spaziergang durch die engen, gepflasterten Gassen von Trastevere entdecke<br />

ich immer wieder Läden und Plätze, die aus einer vergessenen Zeit zu stammen<br />

scheinen. Und freue mich auf rigatoni cacio e pepe bei ,Da Augusto’.”<br />

ISOLA DEL CINEMA<br />

„Während der Sommermonate lockt ein stimmungsvolles Open-Air-Kino nicht nur die<br />

Jugend Roms mit aktuellen Filmen auf die Isola Tiberina. Für einen filmreifen Aperitivo<br />

vor der Vorstellung mit einem Cinemascope-Blick über zwei römische Tempel auf den<br />

Tiber empfiehlt sich der ,47 Circus Roof Garden’.”<br />

ROME ’N’ ROLL<br />

„Viel wendiger als die klobigen Touristenbusse: Lassen Sie sich im Golfcart durch<br />

das Zentrum der Stadt chauffieren und von einem Historiker die Entwicklung von den<br />

Römern bis zum 21. Jahrhundert nahebringen. Diese spezielle Tour von Imago Artis<br />

Travel können Sie über unseren Concierge buchen.”


hin zu den Griffen. Ich wollte ein Gleichgewicht zwischen<br />

Antike und Moderne schaffen – ohne jemals in Opulenz<br />

zu verfallen! –, um den Gästen eine Verbindung mit dem<br />

umliegenden künstlerischen Erbe in einer komfortablen<br />

Situation zu bieten.“ Dafür setzte sie Cocciopesto ein, den<br />

Putzmörtel der römischen Antike, und jede Menge<br />

Travertin, dessen warme, zwischen Sand und Beige<br />

changierende Farbigkeit ganz Rom definiert. So entstand,<br />

in einem zuvor deutlich in die Jahre gekommenen<br />

Gemäuer, unter Beachtung der für Six Senses charakteristischen<br />

Nachhaltigkeit, ein zeitgemäßes Fünf-Sterne-Stadthotel.<br />

Die Römer, die jahrelang den maroden Zustand des<br />

Palazzo an ihrer Prachtmeile beklagten, bezeichnen die<br />

Wandlung als ein kleines Wunder.<br />

apropos: Die auf das fünfte Jahrhundert<br />

zurück gehende Kirche nebenan, San Marcello<br />

al Corso, wird im Volksmund auch „La chiesa<br />

del crocifisso miracoloso“ genannt. Denn sie<br />

beherbergt ein Holzkreuz, das 1519 auf wundersame Weise<br />

als einziges einen katastrophalen Brand überlebte. So kam<br />

das Gotteshaus zu seinem Status als Pilgerziel. Die Investoren<br />

des Six Senses haben nun die prächtige Barockfassade<br />

des Gotteshauses gleich mit restauriert und es über eine<br />

kühne Dachkonstruktion mit dem Palazzo verbunden. Den<br />

Zwischenraum nutzt jetzt das Restaurant des Hotels.<br />

Sein Name „Bivium“, „Scheideweg“, spielt auf die<br />

Vielfalt der kulinarischen Entscheidungen an, die der Gast<br />

hier treffen darf, zwischen offener Küche, Spezialitäten-<br />

Nischen, Josper-Grill, Holzofen, Indoor-Outdoor-Bar und<br />

einer Terrasse, auf der sich in den Sommermonaten das<br />

Hotelleben abspielt. Die Speisekarte interpretiert Klassiker<br />

der cucina italiana mit erlesenen Zutaten von den Gärten,<br />

Weiden und Küsten des Landes. „Ich liebe die traditionelle<br />

italienische Küche“, sagt die junge Chefin Nadia Frisina,<br />

die zuvor im „Gio’s“ des St. Regis am Canale Grande<br />

Furore gemacht hatte und Nachhaltigkeit als Verpflichtung<br />

begreift. „Aber ich liebe es auch, die Tradition ins Heute<br />

zu holen.“<br />

Nachhaltige Wirkung verspricht nicht zuletzt das Spa<br />

des Hotels. Was man vom Wellness-Pionier Six Senses<br />

allerdings auch erwarten darf. Hier spielt er mit der<br />

stolzen Tradition des Römischen Bades. Umrahmt von<br />

klassizistischen Reliefs, ahmen drei Tauchbecken die<br />

antiken Vorbilder des Caldarium, Tepidarium und<br />

Frigidarium nach. Neuzeitlicher sind der Hamam, das<br />

Yoga-Außendeck oder die Alchemy Bar, an der hauseigene<br />

Experten die therapeutische Wirkung von Kräutern und<br />

Pflanzen lehren.<br />

An meinem letzten Abend steige ich Roms jüngstem<br />

Hotelpalazzo noch einmal aufs Dach. Und wundere mich<br />

nicht, als auf einem der benachbarten Dächer ein Helikopter<br />

landet: Der Palazzo del Quirinale des Präsidenten liegt in<br />

Sichtweite. Ich würde mich auch nicht wundern, wenn<br />

künftig Menschen nicht mehr nur zum Petersplatz pilgern.<br />

Sondern auch zum Six Senses Rome.<br />

Ab 1340 Euro, Piazza San Marcello, T. +39.06.86 81 40 00,<br />

sixsenses.com/en/hotels/rome<br />

Fotos: Six Senses Rome<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

93


stay<br />

94 Traveller‘s <strong>World</strong>


GIGANT IN GALATA Wachsam blickt der Galataturm auf das Hafenviertel Karaköy sowie das Peninsula Istanbul<br />

zu seinen Füßen und Topkapı-Palast, Hagia Sophia und Blaue Moschee drüben im historischen Stadtteil Fatih<br />

Verführung<br />

in den Serail<br />

An der Galatabrücke macht die<br />

Prachtentfaltung des eben eröffneten<br />

Peninsula Istanbul dem legendären<br />

Topkapı-Palast Konkurrenz<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

95


stay<br />

IKONEN UNTER SICH Renzo Pianos Istanbul Modern und das vierteilige Peninsula-Ensemble sind die neuen<br />

Hingucker am Bosporus. Der futuristische Anbau rechts beherbergt neben Top-Suiten auch die Ballsäle<br />

Treue Peninsula-Gäste werden sich in den 177<br />

Zimmern und Suiten schnell wohlfühlen – viele Stil -<br />

ele mente kennen sie von anderen Häusern der Gruppe<br />

96 Traveller‘s <strong>World</strong>


Text ReinhaRd ModRiTz<br />

Lage, Lage, Lage Bosporus, Goldenes Horn, Hafenviertel Karaköy.<br />

Die Galatabrücke, Topkapi-Palast, Hagia Sophia und die sechs<br />

Minarette der Blauen Moschee zum Greifen nah. Kein anderes vergleichbares<br />

Haus in Istanbul kann eine ähnlich atemberaubende<br />

Aussicht von seinen Zimmern und Suiten bieten. Ein Anblick, der<br />

sich noch schöner mit einem Drink in der Hand auf der Terrasse der<br />

spektakulärsten Neueröffnung des Jahres feiern lässt, dem Peninsula Istanbul.<br />

Das erst elfte Hotel der Peninsula-Gruppe atmet auch selbst Geschichte:<br />

Drei der vier Teile des Ensembles sind historische Landmarks und stammen<br />

noch aus dem frühen 20. Jahrhundert: zwei attraktive Art-déco-Gebäude aus<br />

den 20er-Jahren und eine Bauhaus-Schönheit. Das einstige Hafenamt mit seiner<br />

beeindruckenden Glasdecke beherbergt jetzt die Lobby. Hier wird auch<br />

Peninsulas berühmter Afternoon Tea zelebriert, unverzichtbar für Locals wie<br />

für Gäste. Kein Zweifel: Das jüngste Fünf-Sterne-Haus der türkischen Metropole<br />

möchte die Armada seiner Luxushotels anführen. Mit diesem Anspruch<br />

ist General Manager Jonathan Crook angetreten, der nach zehn Jahren im New<br />

Yorker Schwesterhotel ans Goldene Horn gewechselt hat.<br />

a Star IS Born Diese Nachricht wird vor allem Foodies freuen: Celebrity-Chef<br />

Fatih Tutak, der mit seinem Restaurant „Turk“ auf Anhieb zwei Sterne erkochte (die<br />

Höchstnote des türkischen Guide Michelin), übernimmt das Ruder als Chefkoch im Fine-<br />

Dining-Res taurant „Gallada“. Hier zelebriert<br />

er feinste, zeitgenössische türkisch-asiatische<br />

Küche, wäh rend seine Gäste von<br />

der weitläufigen Terrasse das rege<br />

Treiben der Fähren, Yachten und<br />

Wassertaxis auf dem Bosporus<br />

verfolgen. Eine Etage drüber lockt<br />

die „Topside Bar“, dekoriert wie<br />

die Messe auf einem Schiff und<br />

ebenfalls unter der Ägide von Fatih<br />

Tutak, für einen Aperitiv oder<br />

Sundowner.<br />

WIe man SIch Bettet<br />

Das treue Peninsula-Publikum<br />

wird sich in den 177 Zimmern und<br />

Suiten schnell wohlfühlen – viele<br />

Stil elemente kennen sie von anderen<br />

Häusern der Gruppe; die<br />

schweren schwarzen Lacktüren<br />

etwa, die üppigen Tai-Ping-Teppiche,<br />

die prächtigen Marmorbäder.<br />

Dazu gesellen sich lokale Einflüsse,<br />

Ornamente und Blumendekors.<br />

Die meisten Zimmer bieten<br />

einen atemberaubenden Blick auf<br />

den Bosporus; einige Suiten haben<br />

Terrassen oder Gärten. Die „Peninsula Suite“ prunkt mit 510 Quadratmetern auf zwei<br />

Ebenen, einer umlaufenden Dachterrasse und einem Rooftop-Infinity-Pool von nahezu<br />

olympischen Ausmaßen. Das private Gym mit High-End-Technogym-Gerät von Antonio<br />

Citterio mag ja noch Standard sein in Präsidentensuiten, aber ein privater Hamam?<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

97


stay<br />

PALASTREVOLUTION Im ehemaligen Hafenamt hat sich die Lobby des Peninsula Istanbul etabliert, samt Chillout-Lounges<br />

und Piano-Player. Die kleinen Kuppeln über dem Indoor-Pool erinnern an die Moscheen Istanbuls<br />

98 Traveller‘s <strong>World</strong>


ganz In WeISS Das unterirdische Spa ist komplett mit edlem Marmor ausgekleidet. Es<br />

erstreckt sich über drei der vier Gebäude und bietet alles doppelt: separate Behandlungsräume,<br />

Saunen und Dampfbäder und marmorne Hamams für beide Geschlechter.<br />

Nur den 25-Meter-Pool mit seiner von den Moscheen der<br />

Stadt inspirierten Decke teilen sich alle Spa-Gäste. Marmor ist überhaupt<br />

das Lieblingsmaterial der Architekten. Im ganzen Haus wurde<br />

gefühlt mehr von dem noblen Stein verbaut als im nahen Topkapi.<br />

FaceLIFt Das Peninsula gibt dem zusehends angesagten<br />

Hafen viertel Karaköy mit seiner wechselhaften Vergangenheit ein<br />

neues Gesicht. Und ist ein integraler Bestandteil des neuen Galataport-Komplexes,<br />

zu dem auch das von Renzo Piano entworfene Museum<br />

Istanbul Modern und ein neues unterirdisches Kreuzfahrtterminal<br />

gehören. Letzteres dient nun als Plattform für schicke Cafés und<br />

Res taurants, stylische Boutiquen und eine eineinhalb Kilometer lange<br />

Promenade zum Bosporus. Hier tummelt sich an Wochenenden Istanbuls<br />

Jugend. Und das Peninsula etabliert sich schnell als neue Event<br />

Location für die bessere Gesellschaft der Stadt. Schlechte Nachrichten<br />

für heiratswillige Paare: Termine für Hochzeiten in den diversen Ballsälen<br />

sind schon für Monate ausgebucht.<br />

TW<br />

Ab 1050 Euro, Karaköy, Kemankes Caddesi 34, T. +90.212.931 2888,<br />

peninsula.com/istanbul/<br />

Crooks Karaköy<br />

Diese drei Erlebnisse hält Peninsula-GM Jonathan Crook für unverzichtbar<br />

in Istanbuls In-Viertel<br />

1 Blick zurück „Der legendäre türkische Magnum-Fotograf Ara Güler, als ‚Auge von<br />

Istanbul‛ verehrt, dokumentierte die traditionellen Viertel seiner Stadt über 70 Jahre.<br />

Seine Schwarz-Weiß-Fotos gelten als das authentischste Bild des alten Istanbul (und<br />

schmücken die Flure unseres Hotels). Interessierten Gästen organisieren wir gern eine<br />

private Tour auf den Spuren Ara Gülers, natürlich mit fachkundigem Guide.‟<br />

2 Turkish Delight „Das Rooftop-Restaurant ,Mürver‛ in Karaköy, nur drei Geh minuten<br />

vom Peninsula Istanbul, punktet neben einem grandiosen Panoramablick auf das Goldene<br />

Horn und die asiatische Seite mit Michelin-besternter, modern interpretierter türkischer<br />

Küche. Unbedingt probieren: ‚Trakya Kıvırcık‛, Lamm mit gerösteten Kräutern.‟<br />

murverrestaurant.com<br />

Illustration: Eva Jakob<br />

3 Piano, Piano „Pritzker-Preisträger Renzo Piano schuf mit dem Neubau des ursprünglich<br />

2004 eröffneten ersten Museums für Moderne Kunst ein eklektisches Gebäude auf dem<br />

Gelände des Galataport, direkt am Wasser und nur ein paar Minuten vom Hotel. Neben den<br />

permanenten Kollektionen sehenswert: eine vom Architekten selbst gestaltete Ausstellung<br />

zum ‚Making of‛.‟ istanbulmodern.org/en<br />

Anreise Moderne Maschinen von Turkish Airlines verbinden Frankfurt und München mit<br />

dem neuen Istanbul Airport. Der gilt nicht nur als einer der schönsten der Welt, sondern<br />

auch als einer der langen Wege. Der VIP-Service „Meet & Greet‟ beschleunigt sie für<br />

ca. 150 Euro mit Fast Tracks, schnellen Buggies und persönlicher Betreuung. igapass.com<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

99


stay<br />

Alles meins<br />

Wasserflugzeug, luxusyacht samt seabobs und Flyboards, Infinity-Pool, drei traumhafte villen – wer sich das Four seasons Private<br />

Island at voavah leisten kann, bekommt (fast) alle Wünsche erfüllt, einschließlich aperitif auf der Hängematte<br />

100 Traveller‘s <strong>World</strong>


Home alone<br />

Die weltweit erste Privat-Insel in einem UNESCO-Biosphärenreservat<br />

kombiniert Luxus und Service mit himmlischer Abgeschiedenheit<br />

malediven – Nicht mehr als ein grüner Klecks im<br />

tiefblauen Indischen Ozean – aber was für einer!<br />

Noch bevor das private Wasserflugzeug an der Pier<br />

des Four Seasons Private Island at Voavah festgemacht<br />

hat, steht das Empfangskomitee bereit, die<br />

kleine privilegierte Gästeschar zu begrüßen. „Privat“<br />

wird für die kommenden Tage das Zauberwort sein,<br />

mit dem sich das Mini-Eiland von allen anderen<br />

Luxusresorts der Malediven unterscheidet. Zwei<br />

Beach- und eine Overwater-Villa bieten in sieben<br />

Schlafzimmern ausreichend Platz für Sie und Ihre<br />

Lieben, 28 gute Geister sorgen dafür, dass kein<br />

Wunsch unerfüllt bleibt.<br />

Tauchen mit Mantas und Walhaien direkt vor<br />

den puderzuckerweißen Stränden? Ein romantisches<br />

Dinner mit Privatkoch unter Palmen, mit besten<br />

Tropfen aus einem Weinkeller, der mit den Schätzen<br />

aus den besten Gourmet-Restaurants mithalten<br />

kann? Ein Private Spa mit Therapeuten, die vom<br />

Ayurveda Treatment bis zur Klangschalenmassage<br />

Wohlbefinden zaubern? Schnorcheln mit der eigenen<br />

Meeresbiologin in einem der lebendigsten Unterwasser-Ökosysteme<br />

der Welt? Aus dem Privatpool<br />

der 550 Quadratmeter großen Wasservilla dem Tanz der<br />

Del fine auf dem Meer zusehen? Oder ein Sunset-Törn mit<br />

der 19-Meter-Yacht „Voavah Summer“?<br />

Gefragt, getan. Dafür stehen schon die Four Seasons<br />

Resorts mit ihrem guten Namen. Darüber hinaus gibt es<br />

ausreichend Spielzeug für große Jungs, wie Seabobs,<br />

X-Jetblades oder Flyboards. Haben wir irgendwelche<br />

Wünsche vergessen? Kein Problem – auf Voavah ist man<br />

darauf trainiert, Unmögliches möglich zu machen.<br />

Aber manchmal ist der Mensch nicht gern alleine. Für<br />

Ausflüge gegen zu viel Splendid Isolation können die<br />

maximal 22 Gäste jederzeit auf den Service und das<br />

Angebot des Four Seasons Maldives at Landaa Giraavaru<br />

zurückgreifen. Das Schwester-Resort liegt nur knapp 20<br />

Minuten Bootsfahrt entfernt und bietet ein Ayurveda-<br />

Zentrum der Extraklasse und ein Dine-Around-Angebot<br />

von allerbester europäischer bis arabischer Küche. Mit der<br />

eigenen Yacht ist man ja schnell wieder „zu Hause“ …<br />

Ab 45 000 Euro pro Nacht,<br />

fourseasons.com/maldivesvoavah<br />

Fotos: Ken Seet / Four Seasons (5)<br />

Traveller‘s <strong>World</strong> 101


style stay<br />

Text DETLEF BERG<br />

Schon das schmale Landsträßchen,<br />

das sich in zahllosen Serpentinen<br />

vorbei an schlanken Zypressen<br />

sanfte Hügel hinaufwindet, ist<br />

idealtypische Toskana. Mit jedem<br />

Kilometer verblassen Sienas Touristenmassen.<br />

Stattdessen fügen sich immer wieder ocker- oder<br />

aprikosenfarbene Landsitze und Kirchlein als belebende<br />

Farbtupfer ein. Einer von ihnen ist der mittelalterliche<br />

Borgo San Felice inmitten der Weinberge<br />

des Chianti-Classico-Gebiets. Etruskische<br />

Gräber aus dem 6. Jahrhundert vor Christi Geburt<br />

zeugen von der langen Geschichte des Weilers.<br />

Erstmals erwähnt wurde er 714, als sich die Bischöfe<br />

von Arezzo und Siena um das Gebiet stritten.<br />

Aus derselben Zeit stammen die ersten Mauern<br />

der kleinen Pfarrkirche. Später kämpften Florenz<br />

und Siena um die Vorherrschaft in der Region.<br />

Im 19. Jahrhundert schließlich wurde San<br />

Felice für seinen Wein berühmt. Die Familie des<br />

Grafen Grisaldi del Taja setzte bereits frühzeitig<br />

auf Qualität und zählte 1924 zu den Mitbegründern<br />

des „Consorzio del Chianti Classico“,<br />

einem Schutzverein, der über die Qualität der in<br />

einem eng umgrenzten Gebiet erzeugten Weine<br />

wacht. Später ließ zunehmende Landflucht das<br />

historische Anwesen in einen tiefen Dornröschenschlaf<br />

fallen.<br />

Der Prinz, der den Weiler wachküsste, war<br />

ausgerechnet der italienische Arm der Allianz-<br />

Gruppe. In einem weitsichtigen Investment erwarb<br />

sie San Felice in den 70er-Jahren und entwickelte<br />

einen langfristigen Plan zur Restaurierung<br />

eines kleinen Dorfes, das seinen ländlichen<br />

Charakter bewahren sollte – als feines Landhotel<br />

mit 29 Zimmern und 31 Suiten, die sich auf die<br />

aufwendig sanierten Gebäude des Borgo verteilen.<br />

Luxuriös im toskanischen Stil ausgestattet,<br />

gleicht keines dem anderen. Mal führt eine<br />

schmale Treppe nach oben in einen kleinen Turm<br />

zu einem Zimmer mit fantastischem Ausblick<br />

auf die Weinberge der Umgebung. Andere<br />

Zimmer haben großzügig bemessene<br />

Loggien, auf denen man am Abend<br />

den Sonnenuntergang verfolgen kann.<br />

Das Zentrum bildet die Piazza mit<br />

ei nem herrschaftlichen Patrizierpalast<br />

und einer kleinen Kapelle. Neues Leben<br />

zog auch in die einstigen Wohngemächer<br />

des Pastors und die frühere Schule ein. In<br />

hellem Blau leuchtet der beheizte Außen-<br />

ToSKAnA WIe gemALT<br />

Uralte Gemäuer säumen die<br />

westliche Auffahrt zum Borgo,<br />

(fast) für die Ewigkeit saniert<br />

und mit neuem Leben erfüllt,<br />

mitten im Chianti<br />

102 Traveller‘s <strong>World</strong>


glückliche Investiti<br />

20 Kilometer nordöstlich von Siena hat die Allianz vor Jahrzehnten<br />

den Borgo San Felice erworben. Ein Besuch lohnt sich<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

103


stay<br />

pool, umgeben von einer Liegewiese und einer Reihe schlanker<br />

Zypressen. In der Ölmühle hat ein Spa Platz gefunden, in einer<br />

alten Werkstatt wird heute auf höchstem Niveau gekocht.<br />

dort kommt auch das ausgezeichnete<br />

Öl der 15000 Olivenbäume<br />

zum Einsatz, die<br />

zum riesigen Landbesitz des<br />

als Gut geführten Allianz-Investments<br />

gehören. Natürlich gedeiht rund um<br />

den Weiler auch Wein. 150 Hektar sind<br />

mit Rebstöcken bepflanzt. Die daraus<br />

erzeugten Weine tragen das Markenzeichen<br />

des Chianti Classico, den Gallo<br />

Nero. Der Önologe Leonardo Bellaccini<br />

sorgt seit 40 Jahren für die Qualität der<br />

Weine, die immer wieder Spitzenplätze<br />

bei internationalen Verkostungen erreichen.<br />

Im historischen Weinkeller lädt er<br />

zur Verkostung ein. Dunkelrot funkelt<br />

ein „Il Grigio“ Chianti Classico Gran<br />

Selezione aus dem Jahr 2019 im Glas.<br />

Kräftige Aromen von Schwarzen Kirschen,<br />

geräuchertem Schinken, herzhaften<br />

Kräu tern und weitere Nuancen charakterisieren<br />

diesen Wein, der viel Potenzial<br />

mitbringt. Wenn man ihn nicht<br />

bereits zum Abendessen genießt.<br />

Zur Auswahl stehen die „Osteria“ mit bodenständig<br />

toskanischer Küche und das Gourmetrestaurant<br />

„Il Poggio Rosso“. Dort begrüßt<br />

Juan Camilo Quintero seine Gäste, ein junger<br />

Kolumbianer, der seine Lehrjahre bei Juan<br />

Mari Arzak und Massimo Bottura verbracht<br />

und vor drei Jahren seinen ersten Michelin-<br />

Stern erhalten hat. „Ich verbinde traditionelle<br />

italienische Küche, modern interpretiert, mit<br />

vielen Ideen aus meiner Heimat Kolumbien“,<br />

sagt er und serviert Mandelravioli mit aromatischer<br />

Knochenbrühe, Morcheln und dem für<br />

Lateinamerika typischen Koriander. Großartig<br />

ist auch seine Version von Ceviche: Frischer<br />

Bernsteinfisch, geangelt vor der Küste der Insel<br />

Capraia, kommt mit einem Sorbet von roten<br />

Zwiebeln, Sauerampfer und etwas Limettensaft<br />

auf den Tisch. 1992 hat die Allianz ihren<br />

Borgo in der lukullischen Hotelvereinigung<br />

Relais & Châteaux untergebracht. Dieses Niveau<br />

kann Quintero locker halten.<br />

TW<br />

Ab 700 Euro, Località San Felice,<br />

Castelnuovo Berardenga (Siena),<br />

T. +39.0577.39 64, borgosanfelice.com<br />

Von reben umgeben<br />

Moderner Komfort hat das<br />

Mittelalter verdrängt, überall<br />

genießen die Gäste die<br />

Annehmlichkeiten eines<br />

Relais & Châteux-Mitglieds<br />

104 Traveller‘s <strong>World</strong>


erstmals erwähnt wurde der Weiler 714, als sich zwei bischöfe um das<br />

gebiet strien. päter kämpften Florenz und Siena um die Vorheschaft<br />

Fotos: Borgo San Felice<br />

Traveller‘s <strong>World</strong> 105


stay<br />

AnimAl<br />

Beauties<br />

Hummer, Walhai,<br />

Mantarochen. Das Design<br />

im Inselresort St. Regis<br />

Vommuli ist eine<br />

Verbeugung vor der<br />

Unterwasserwelt der<br />

Malediven<br />

Text REINHARD MODRITZ<br />

106 Traveller‘s <strong>World</strong>


Traveller‘s <strong>World</strong> 107


stay<br />

108 Traveller‘s <strong>World</strong>


Mit maledivischen<br />

Inseln ist es wie mit<br />

Menschen: Bei<br />

manchen erkennt man den<br />

wahren Wert erst bei näherem<br />

Hinsehen, bei anderen ist es<br />

Liebe auf den ersten Blick. Und<br />

bei einer gar schon aus der Luft.<br />

So geht es mir jetzt, beim Anflug<br />

mit dem kleinen Flieger der Trans<br />

Maldivian Airways auf St. Regis<br />

Vommuli.<br />

Dieser erste Eindruck soll in<br />

den folgenden Tagen nicht<br />

enttäuscht werden. Natürlich<br />

erfüllt Vommuli, ganz im Süden<br />

des Inselstaates im Dhaalu-Atoll<br />

gelegen, alle Erwartungen an ein<br />

Fünf-Sterne-De-luxe-Resort.<br />

Aber die meisten anderen der<br />

rund hundert Luxushotels<br />

ver lassen sich auf Variationen<br />

der Strohdach-Hütten-Romantik<br />

und scheuen einen ähnlich<br />

mutigen, futuristischen Auftritt.<br />

Also genau das Richtige für<br />

MEHR DESIGN ALS SCHEIN<br />

ob Hummer oder languste,<br />

unverkennbar Krustentier<br />

(vorherige seite). die schönheit<br />

liegt – auch – im detail: lichte<br />

Höhen in den Beach-villen, refreshment<br />

Bar im Iridium spa,<br />

deckenmalereien in der „Whale<br />

Bar”, schlafzimmer in der Two<br />

Bedroom villa<br />

Die Villen<br />

sind Mantas<br />

nachempfunden,<br />

die<br />

„Whale Bar“<br />

hat die Form<br />

eines Walhais,<br />

das Spa präsentiert<br />

sich<br />

als Hummer<br />

und die<br />

Bibliothek als<br />

Spiralmuschel<br />

Design Lovers, die beim Rundgang<br />

über die Mini-Insel immer<br />

wieder in „Ah!“ und „Oh“<br />

verfallen dürften. So ergeht es<br />

jedenfalls dem durchaus Malediven-erfahrenen<br />

Autor.<br />

Wie Perlen an einer Schnur<br />

liegen die Wasser-Villen am<br />

langen Steg. Sein Ende markiert<br />

der nach dem Gründer von<br />

Waldorf Astoria und St. Regis<br />

benannte John Jacob Astor Estate,<br />

mit 1500 Quadratmetern und<br />

einem Pool olympischen Aus -<br />

maßes die größte Overwater-<br />

Residenz der Malediven. Meine<br />

auch nicht gerade unbescheidene<br />

Overwater Villa ist deutlich<br />

kleiner, doch kaum weniger<br />

elegant, und hat die Umrisse eines<br />

Mantas. Dort sitze ich auf dem<br />

Pool Deck, genieße den Sonnenuntergang<br />

mit einem G&T und<br />

sinniere über die tierische<br />

Schönheit dieses Resorts. Und<br />

wieder, als mich Yevgeny, mein<br />

ukrainischer Butler, im Buggy<br />

zum Dinner zur „Whale Bar“,<br />

zum Dive Center oder ins<br />

Iridium Spa kutschiert.<br />

Dieses hat unverkennbar<br />

die Form eines<br />

Krustentiers. Der<br />

Gedanke an einen Hummer<br />

steigert die Vorfreude auf eines<br />

der sechs Restaurants der Insel.<br />

Aber vorher bin ich für ein<br />

erquickendes Treatment und<br />

anschließend ins „Blue Hole“<br />

gebucht, einem Meerwasserpool<br />

mit extrem starken Düsen. Kann<br />

man Ah! und Au! gleichzeitig<br />

denken?<br />

Das unverwechselbare<br />

Design verdankt Vommuli den<br />

WOW Warner Wong Architects,<br />

einem Architekturbüro aus<br />

Traveller‘s <strong>World</strong> 109


taste<br />

Cruisen mit Geschmack<br />

Regent Seven Seas Cruises holt für ausgewählte Kreuzfahrten ein paar der weltweit<br />

renommiertesten Gourmetexperten an Bord<br />

„The Waterside Inn“, das seit 38 Jahren mit der Michelin-Höchstwertung ausgezeichnete Restaurant von Alain<br />

Roux bei London, liegt schon per definitionem nah am Wasser. Vielleicht tat sich der Drei-Sterne-Chef auch<br />

deshalb leicht, bei einer bevorstehenden Kreuzfahrt von Rom nach Venedig<br />

mit Regent Seven Seas Cruises anzuheuern, um Gäste in die Geheimnisse<br />

seiner Signature-Gerichte einzuweihen und mit butterzarten Hummermedaillons<br />

mit Portwein-Sauce oder Kaninchen mit Sellerie-Fondant, glasierten<br />

Kastanien und Armagnac-Sauce zu bekochen.<br />

Aber die High-End-Gourmet-Kreuzfahrt ist nur ein Teil des neuen<br />

Programms „Epicurean Perfection“, das auf insgesamt elf Reisen weltbekannte<br />

Köche, Winzer und Sommeliers an Bord holt. So konnte die weltweit<br />

führende Luxusreederei mit Sitz in Miami etwa auch Doug Frost verpflichten,<br />

einer von nur vier Sommeliers weltweit, der gleichzeitig die prestigereichen<br />

Titel Master of Wine als auch Master Sommelier trägt. Auf der<br />

Reise von Barcelona nach Venedig führt er in die Welt der derzeit gefragtesten<br />

Weine entlang der Mittelmeerküsten ein und verrät auch den einen oder anderen Insider-Tipp. An Bord<br />

werden die von Gourmet-Experten kuratierten Epicurean<br />

Spotlight Voyages durch den gewohnten kulinarischen<br />

Top-Standard von Regent Seven Seas Cruises komplettiert<br />

– von bis zu fünf Spezialitätenrestaurants über regionale<br />

Barbecues an Deck bis zu Raritäten-Verkostungen<br />

und maßgeschneiderten Kochkursen in einer eigens dafür<br />

eingerichteten State-of-the-Art-Küche. rssc.com<br />

LUxUskombüsen<br />

Drei-Sterne-Chef Alain Roux<br />

kommt am 14. August an Bord<br />

der Seven Seas Mariner und<br />

wird die Gäste auf dem Törn<br />

von Rom nach Venedig mit<br />

seinen Kreationen verwöhnen.<br />

Feinste Küche gibt es auch<br />

im „Chartreuse” oder „Pacific<br />

Rim”. Insgesamt elf Epicurian-<br />

Spotlight-Reisen mit Spitzenköchen,<br />

Weltklasse-Winzern und<br />

Top-Sommeliers sind für die<br />

nächsten Monate geplant<br />

116 Traveller‘s <strong>World</strong>


Kochen wie gedruckt<br />

ROTTACH-EGERN – Doppelter Grund zur Freude für<br />

Kellermann-Fans: Nachdem der Küchenchef des Gourmetrestaurants<br />

„Dichter” im Parkhotel Egerner Höfe im April mit<br />

dem verdienten zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, bringt<br />

er nun ein ganz besonderes Kochbuch heraus: „Genussmomente”<br />

(Dorling Kindersley, 58 Euro) ist ein opulent bebildertes Coffee-<br />

Table-Werk, das seinen typischen Kochstil – auf französischer<br />

Basis, mit oberbayerischer Inspiration – im Detail auffächert und<br />

seine Tegernseer Wahlheimat feiert. Thomas Kellermann legt (fast)<br />

all seine Kochgeheimnisse offen – nicht zuletzt seinen berühmten<br />

„Phönix”, den im Salzteig butterzart gegarten Fenchel, den er mit<br />

Püree, Salat und Beurre blanc des Wurzelgemüses serviert.<br />

Menü ab 178 Euro, Aribostraße 19, T. 08022.66 65 66, egerner-hoefe.de<br />

Wer kann, der Cannes<br />

CANNES – „Le Chef des stars“ – so nennen sie Jean Imbert in<br />

seiner französischen Heimat. Schon deshalb war er der perfekte<br />

Kandidat, um pünktlich zur Eröffnung des Filmfestivals in Cannes<br />

für das legendäre Hôtel Martinez an der Croisette das coole<br />

Strandlokal La Plage du Martinez zu lancieren. Zudem<br />

übernahm Imbert die komplette kulinarische Leitung der Hotelikone<br />

und verantwortet damit in Zukunft auch ihr Zwei-Sterne-<br />

Restaurant La Palme d’Or. Der 41-Jährige, der 2012 erstmals<br />

als Sieger der TV-Show „Top Chef“ auf sich aufmerksam machte,<br />

verblüffte die französische Gourmetszene schon 2021, als er<br />

Alain Ducasse von seinem Chef-Posten im Pariser Plaza Athénée<br />

verdrängte. Ducasse erkochte dort Jahr für Jahr drei Sterne, Imbert<br />

bisher nur einen, aber das hindert ihn nicht daran, Darling der<br />

Pariser Society zu sein. Und nun also an der Croisette.<br />

Menü ab 175 Euro, 73 Bd de la Croisette, T. +33.4.93 90 12 34,<br />

hyatt.com/en-US/hotel/france/hotel-martinez/jcagh/dining<br />

Ganz nah dran<br />

MÜNCHEN – Wer zusehen<br />

möchte, wie Tantris-Küchenchef<br />

Benjamin Chmura seine filigranen<br />

Amuse-Bouches oder seine<br />

opulente Pâté en croûte mit Kalb,<br />

Bries und Morcheln zaubert, darf –<br />

mit nur fünf anderen Gästen – an<br />

einem ganz besonderen Tisch im Herzen seiner Küche Platz nehmen. Das „Dîner au Passe” offeriert<br />

nicht nur ein Menü aus den jüngsten Kreationen des Zwei-Sterne-Kochs, sondern vor allem<br />

exklusive Einblicke in die Arbeitswelt der Spitzengastronomie. Dazu gibt es eine Führung hinter den<br />

Kulissen inklusive Weinkeller – und natürlich eine Weinbegleitung mit ganz besonderen Bouteillen.<br />

Dîner au Passe 750 Euro, Johann-Fichte-Straße 7, T. 089.3<strong>61</strong> 95 90, tantris.de<br />

Fotos: Regent Seven Seas Cruises (4), Boby (1), dorlingkindersley.de (3) Rocka Studio (2)<br />

TRAVELLER‘S WORLD 117


taste<br />

118 Traveller‘s <strong>World</strong>


Max-imal<br />

Ein junger<br />

Österreicher<br />

erobert die<br />

verwöhntesten<br />

Münchner<br />

Gaumen und<br />

erkocht in<br />

Rekordzeit<br />

zwei Sterne<br />

Text PATRICIA BRÖHM<br />

f<br />

ühlen Sie sich von dieser Consommé quasi<br />

umarmt“, fordert Max Natmessnig den Gast<br />

auf und stellt ihm ein irdenes Schüsselchen<br />

auf den Tisch. Intensiv duftet es daraus, und bereits<br />

der erste Schluck lässt den Vorabend-Stress draußen<br />

in der Stadt vergessen, die fast verpasste<br />

S-Bahn, den Nieselregen. Die heiße Brühe ist von<br />

bemerkenswerter Aromentiefe, Nuancen von<br />

Rettich, Spargel und Zitronengras huschen über<br />

den Gaumen. Ein wohliges Gefühl breitet sich im<br />

Magen aus, der Geist wandert Richtung Fernost. „In<br />

Japan startet fast jedes Menü so“, sagt Natmessnig.<br />

„Die Consommé klärt den Gaumen. Das habe ich<br />

von unserer Hochzeitsreise mitgebracht.“<br />

Ein Intro, das eine alte Weisheit bestätigt: Man<br />

soll von der Verpackung nie auf den Inhalt schließen.<br />

Das gilt auch für Restaurants. Denn wer hätte<br />

gedacht, dass sich eine der aufregendsten Küchen<br />

Münchens, ach was, eines der spannendsten jungen<br />

Talente der Republik, ausgerechnet hinter der<br />

klassizistischen Stuckfassade des Delikatessenhauses<br />

Dallmayr verbirgt? Was Max Natmessnig im<br />

Restaurant „Alois“ in 17 (!) Gängen auf den Tisch<br />

bringt, ist ein wohldressierter Parforceritt durch<br />

die Küchen dieser Welt, der dem gerade mal<br />

35-Jährigen schon nach nur sechs Monaten zwei<br />

Michelin-Sterne einbrachte.<br />

Ein Erfolg, den sich der gebürtige Niederösterreicher<br />

zielstrebig erarbeitet hat. Seine Stationen<br />

wählte er unter ein paar der besten Adressen der<br />

modernen Spitzengastronomie: Seinen ersten Job<br />

nach Matura und Tourismuskolleg landete er gleich<br />

bei Heinz Reitbauer, im Wiener „Steirereck“, der<br />

kulinarischen Kaderschmiede Österreichs. Von dort<br />

ging es weiter zum Benelux-Ausnahmekoch Sergio<br />

Herman, in dessen (inzwischen geschlossenem)<br />

Drei-Sterne-Restaurant „Oud Sluis“ er über drei<br />

Jahre blieb, um „zu lernen, was Perfektion auf dem<br />

Teller bedeutet“. Anschließend ein Jahr New York<br />

im „Nomad“ von Daniel Humm, ein weiterer<br />

Superstar des Köcheuniversums. Und schließlich<br />

der Wechsel ins „Chef’s Table at Brooklyn Fare“,<br />

seine wohl prägendste Station.<br />

Überflieger<br />

Nach stationen bei superstars wie sergio Herman oder daniel Humm<br />

hebt Max Natmessnig im Münchner restaurant „alois” nun selbst ab<br />

Traveller‘s <strong>World</strong> 119


taste<br />

Max kann auch Meer<br />

Natmessnigs Kreationen überraschen<br />

mit Kreativität und intensiven<br />

aromen, von der kaltgeräucherten<br />

Tarbouriech-auster in Mirin-sake-<br />

Champagner-algen-Beurre-blanc mit<br />

Kaviar (oben) bis zur im südamerikanischen<br />

Ceviche-stil marinierten<br />

Wildfang-dorade mit perfekt dosierter<br />

Jalapeño-schärfe (unten)<br />

Das kleine Lokal des Produktfetischisten César<br />

Ramirez (drei Sterne) ist jahraus, jahrein auf Monate<br />

ausgebucht. „Dreimal die Woche kam der Flieger aus<br />

Tokio“, erinnert sich Natmessnig. Die ultrafrische<br />

Ware vom dortigen Fischmarkt und die Früchte, die<br />

wie kostbare Schmuckstücke in Watte gebettet<br />

waren, faszinierten den jungen Koch: „Ich lernte, wie<br />

man mit den besten Produkten der Welt das erzeugt,<br />

was in der Küche am schwierigsten ist: Purismus auf<br />

dem Teller.“<br />

einen eigenen Namen als Küchenchef erkochte<br />

sich Natmessnig anschließend in der Heimat,<br />

in Lech am Arlberg. Für seine hochkreativen<br />

Menüs im „Rote Wand Chef’s Table “ wurde er vom<br />

österreichischen Gault & Millau zum Koch des Jahres<br />

2022 gekürt – und Forbes listete seine Performance<br />

als eines der „10 coolsten Restaurants 2021“.<br />

Welch enormen aromatischen Tiefgang seine<br />

Menüs haben, kann man seit Oktober 2022 im Restaurant<br />

„Alois“ abschmecken. Region und weite Welt<br />

inspirieren sich gegenseitig, wenn er Tatar von der<br />

heimischen Forelle mit Wasabi ins Rennen schickt<br />

oder eine duftende Pilztartelette mit Yuzu aromati-<br />

120 Traveller‘s <strong>World</strong>


siert. Viele Kombinationen überraschen Gaumen und<br />

Auge gleichermaßen. Bestes Beispiel: heimischer<br />

Saibling von Kult-Züchter Nikolai Birnbaum aus dem<br />

Lechtal, der gebeizt und („für eine smokey Note“) mit<br />

Binchotan-Holzkohle abgeflämmt wurde. Dazu gibt es<br />

erfrischende Buttermilch-Schnittlauch-Essenz, für feine<br />

Säure sorgt ein Pulver von schwarzen Limetten, feinsalziger<br />

Saiblingskaviar toppt die Kreation.<br />

aber Natmessnig kann auch Meer. Eine Auster von<br />

der Domaine Tarbouriech aus Montpellier wird<br />

kaltgeräuchert, sekundenkurz angegrillt und in<br />

Mirin-Sake-Champagner-Algen-Beurre-blanc warmgezogen,<br />

Plankton-Pulver und Kaviar unterstreichen die<br />

Meeresaromatik. Highend-Produkte wie Kaviar und<br />

Auster, bretonische Seeigel und Wolfsbarsch verdankt<br />

Natmessnig der engen Zusammenarbeit mit Dallmayr-<br />

Einkaufschef Stefan Weiss, dem besten und erfahrensten<br />

Foodscout im Lande. Weiss weiß, bei welchem bretonischen<br />

Fischer man die in Europa extrem seltene<br />

Meeresfrucht Abalone auftreiben kann oder wo es in<br />

Italien den besten, weil besonders lang gereiften, Lardo<br />

gibt, den Natmessnig auf dem Steinbutt mit Escabeche,<br />

Muscheln und Amalfi-Salzzitrone schmilzen lässt. Zwei<br />

Profis, die sich gesucht und gefunden haben. Dritter im<br />

Bunde ist Maître und Sommelier Julien Morlat, ein<br />

geborener Gastgeber. Sobald er den Aperitifwagen am<br />

Tisch vorfährt und ein Glas Winzerchampagner ein -<br />

schenkt, überkommt den Gast ein zuversichtliches „Alles<br />

wird gut“-Gefühl.<br />

Bleibt die Frage, ob 17 Gänge nicht selbst für den<br />

stärksten Esser zu viel sind? Die Antwort: Nicht bei<br />

Natmessnig. Das spannungsreiche, schnell getaktete<br />

Wechselspiel der Aromen hält die Geschmacksknospen<br />

auf Trab. Außerdem hat der Küchenchef noch einen<br />

Trick: „Man fühlt sich bis zum Ende unbeschwert – weil<br />

wir kein Brot und kaum Kohlenhydrate servieren.“ Der<br />

17. Gang ist dann augenzwinkernd doch noch ein<br />

Backwerk: „Fujisan Bread“, ein kleines, außergewöhnlich<br />

luftiges japanisches Milchbrot, serviert mit Kokosnusskaramell<br />

zum Kaffee.<br />

TW<br />

Alois, Do.–Sa. mittags, Mi.–Sa. abends, Menü 250 Euro,<br />

Dienerstraße 14–15, München, T. 089.213 51 00,<br />

dallmayr.com<br />

Eins rauf<br />

das mit edlen stofftapeten wohnlich<br />

ausgestattete „alois” liegt auf der<br />

ersten etage des Feinkosthauses<br />

dallmayr. Jedes Menü beginnt hier<br />

mit einer Folge minutiös ausgearbeiteter<br />

amuse-Bouches – kleine, delikate<br />

Happen wie die Pilztartelettes<br />

mit Pata-Negra-schinken und Yuzu<br />

Fotos: Dallmayr (4), Annette Sandner (1)<br />

Traveller‘s <strong>World</strong> 121


taste<br />

Heiko Nieder Jorge Vallejo Guillaume Galliot Sung Anh<br />

Das ist der Gipfel<br />

ZÜRICH – Wenn Dolder-Küchendirektor Heiko Nieder die kulinarische Weltelite für<br />

sein Gourmetfestival The Epicure (27.6.–2.7.) auf den Zürichberg ruft, kommen sie alle:<br />

Bei der achten Auflage mit dabei sind die Drei-Sterne-Köche Jonnie Boer („De Librije“,<br />

Niederlande), Simon Rogan („L’Enclume“, Großbritannien), Guillaume Galliot („Caprice“,<br />

Hongkong) und Sung Anh („Mosu“, Seoul), ein weiteres Highlight wird der Abend mit Jorge<br />

Vallejo („Quintonil“, Mexico City), aktuell Rang 9 der <strong>World</strong>’s 50 Best Restaurants. Sonntags<br />

zum großen Finale kochen dann insgesamt zehn Top-Köche auf.<br />

Ohnehin trimmen Top-Chef Nieder und General Manager Markus Granelli das noble<br />

Haus hoch über der Stadt zunehmend auf Gourmet-Destination: Pünktlich zur Sommersaison<br />

eröffnet als jüngste Ergänzung das Gartenrestaurant blooms. Am Waldrand hinter<br />

dem Hotel gelegen, inmitten von Gemüsebeeten, Kräutern und Obststräuchern, bietet es ein<br />

entspanntes Outdoor-Dining-Erlebnis. Ein Konzept, wie es zeitgemäßer nicht sein könnte:<br />

Die Speisekarte ist konsequent vegetarisch-vegan gehalten, die durchgängig saisonalen Produkte<br />

stammen alle aus der Region – und aus dem hoteleigenen Garten!<br />

Epicure-Abend ab 650 Franken, Kurhausstrasse 65, T. +41.44.456 60 00, theepicure.ch<br />

Im Auge des<br />

Lachses<br />

NORWEGEN – Im stets<br />

härteren Wettbewerb der<br />

internationalen Gastro-<br />

Szene darf es gern ein<br />

bisschen Event sein, um zu<br />

bestehen. Die Macher des<br />

neuen Restaurants Iris<br />

haben das verstanden: 24<br />

Gäste pro Abend werden<br />

per Elektroboot durch die<br />

Cinemascope-Landschaft<br />

des abgelegenen Hardangerfjords<br />

zu Tisch gebracht.<br />

Das Restaurant liegt im „Salmon Eye“, einem silbernen Riesenkiesel, der auf dem<br />

Wasser zu schweben scheint und ein Zentrum für nachhaltiges Meeresleben beherbergt.<br />

Auch im 18-Gang-Menü, das die dänische Küchenchefin Anika Madsen<br />

serviert, spielen Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltiger Zucht die Hauptrolle.<br />

Hardangerfjorden, Rosendal, T. +47.454.798 53, restaurantiris.no<br />

122 TRAVELLER‘S WORLD


Supermario<br />

MÜNCHEN – Carpaccio von sizilianischen<br />

Wildfang-Gambas, Tomaten-Panzerotti<br />

mit Jakobsmuschel und Safransauce,<br />

Ratatouille und Rosmarinjus – Mario Gambas<br />

Markenzeichen im Acquarello ist<br />

seine „Cucina del Sole“. Eine Küche, über die<br />

er selbst sagt: „Man schmeckt das Mittelmeer,<br />

die Sonne und die Lebensfreude.“ Wer Münchens<br />

besten Italiener an den Quellen seiner<br />

Inspiration erleben will, darf ihn im Oktober<br />

nach Capri und im Frühjahr nach Sardinien<br />

zu Kochkursen, Marktbesuchen und Trattoria-Erlebnissen<br />

begleiten. Das Highlight: ein<br />

Gamba-Galadinner!<br />

Preis auf Nachfrage, Mühlbaurstraße 36,<br />

T. 089.470 48 48, acquarello.com<br />

Schokoladenseite<br />

MÜNCHEN – „Eine fürchterlich sinnliche und betörende Substanz” – Schokolade hat für<br />

Spitzenkoch und Multi-Gastronom Alain Ducasse Suchtpotenzial. Schon vor Jahren eröffnete er<br />

in Paris seine erste eigene Schokoladenmanufaktur. Nach über 30 Ablegern in Frankreich ist der<br />

erste deutsche Standort das im coolen Retro-Industrie-Chic gehaltene Le Chocolat am<br />

Viktualienmarkt, wo sich die Chocolatiers bei der Arbeit zusehen lassen. Vom Einkauf der Bohnen<br />

bei kleinen Erzeugern bis zu den handgefertigten Pralinés folgt die gesamte Produktion den<br />

Vorgaben und Rezepten des Meisters. Ebenfalls im Angebot: hausgemachte High-End-Eiscreme.<br />

Rosental 7, T. 089.55 89 50 94, lechocolat-alainducasse.com<br />

Säulenheiliger<br />

LUZERN – Die Schweiz hat ein neues Top-Restaurant: das<br />

Colonnade im aufwendigst restaurierten Mandarin Oriental<br />

Palace Luzern am Ufer des Vierwaldstättersees. Im hohen<br />

Raum mit den markanten historischen Marmorsäulen tischt der<br />

Israeli Gilad Peled auf, der sich in London bei Gordon Ramsay<br />

und Clare Smyth den Feinschliff holte und bereits in Bordeaux<br />

zwei Sterne erkochte. Gilad bevorzugt beste Schweizer Produkte,<br />

vom Alpstein-Poulet bis zum Appenzeller Lamm. Aber<br />

für seinen Signature Dish muss es dann doch Steinbutt aus der<br />

Bretagne sein: Er serviert ihn auf Fregola Sarda, mit Mangold,<br />

Muscheln und Algen-Beurre-blanc. Das zweite kulinarische<br />

Highlight ist ein stilechtes Omakase-Restaurant. Am Tresen des<br />

Minamo werden nur sechs Gäste von Küchenchef<br />

Toshiro San exklusiv bekocht.<br />

Menü ab 240 („Colonnade”) bzw. 180 Franken („Minamo”),<br />

Haldenstrasse 10, T. +41.41.58 8 18 88,<br />

mandarinoriental.com/de/luzern/palace/dine/colonnade<br />

Fotos: TheEpicure.ch (4), Restaurantiris (2), lechocolat-alaindducasse (2), Aquarello (2), Mandarin Oriental Palace Luzern (2)<br />

TRAVELLER‘S WORLD 123


taste<br />

Asche Auf<br />

Text PATRICIA BRÖHM Fotos SeRgIo CoIMBRA<br />

mit seinen verwirrend<br />

schönen, von JApAns<br />

nAtur und urAlten kulinArischen<br />

trAditionen<br />

inspirierten kreAtionen<br />

zählt Yoshihiro Narisawa<br />

zu den Grössten köchen<br />

des lAndes. ein kostbAres<br />

buch feiert ihn<br />

124<br />

Traveller‘s <strong>World</strong>


mein hAupt-Gericht<br />

Japans Aromen<br />

Yoshihiro Narisawa reist<br />

durch Japan, um die<br />

arbeit der Produzenten<br />

aus erster Hand zu<br />

erleben, etwa die alte<br />

Tradition der Kombualgen-Trocknung<br />

auf<br />

der Insel rebun (links.<br />

sseine Kreationen sind<br />

immer hochästhetisch<br />

wie die Petits Fours auf<br />

Matcha-Tee-Basis<br />

Sehen und gesehen werden<br />

von ihrem Tempel auf der akropolis hat die<br />

Göttin der Weisheit zumindest das Treiben<br />

in den athener rooftop-Bars im Blick<br />

Traveller‘s <strong>World</strong> 125


taste<br />

Der erste Eindruck<br />

identifiziert ein<br />

Stück Holzkohle<br />

– und liegt selten<br />

falsch. Denn was<br />

dem Gast hier<br />

präsentiert wird, ist das womöglich<br />

beste Stück Fleisch, das er je genossen<br />

hat. Auf einem kleinen Grill und<br />

einem mächtigen schwarzen Stein<br />

auf dem Tisch platziert, identifiziert<br />

er fasziniert ein von Lauchzwiebelasche<br />

eingehülltes Stück aus der<br />

Hüfte des japanischen Hida­Rinds.<br />

Es schmeckt saftig, rauchig und<br />

schmilzt fast am Gaumen, begleitet<br />

von frittiertem Bambus und intensiver<br />

Reduktion aus schwarzem<br />

Knoblauch.<br />

Für sein berühmtes Hauptgericht<br />

hat sich Yoshihiro Narisawa<br />

rund um das sagenumwobene<br />

Fleisch des Wagyu­Rinds von der<br />

einfachen Grillmahlzeit japanischer<br />

Rinderfarmer inspirieren lassen.<br />

Seine gesamte Küchenphilosophie<br />

ist auf den Respekt vor der Natur<br />

und die Inspiration durch sie ausgerichtet:<br />

„Bevor ich vor 23 Jahren<br />

mein Restaurant eröffnete, bereiste<br />

ich ganz Japan, um seine Felder,<br />

Meere und Wälder zu entdecken.“<br />

Nicht zuletzt wollte er auch die<br />

Menschen kennenlernen, deren Mühsal und tägliche harte Arbeit hinter den<br />

besten Produkten seiner Heimat stehen. „Diese Reisen durch das eigene Land<br />

haben meine Sicht auf die Gastronomie geprägt.“<br />

Zum Beispiel der Besuch der Insel Rebun: Dort sammeln die Fischer<br />

Seetang (der in Japan als Basis und Aromengeber für Dashi­Brühe verwendet<br />

wird) am Strand und lassen ihn bis zu fünf Jahren in ihren Kellern reifen. So<br />

verlieren die Algen den Geruch des Meeres und entwickeln einen vollen<br />

Körper, fast wie bei einem großen Wein. Auch Japans Wälder haben Narisawa<br />

stark geprägt – dort suchen Sammler Pilze, deren Schimmel auf Japanisch<br />

Koji heißt und im Inselstaat seit über 1000 Jahren zum Fermentieren von<br />

Lebensmitteln verwendet wird. Ohne Koji gäbe es weder Sojasauce noch<br />

Miso, Mirin, Essig oder Sake.<br />

„Satoyama“, so nennt Narisawa seinen Küchenstil. „Sato“ bedeutet Dorf<br />

und „yama“ Wald. Ursprünglich bezeichnete das Wort die Berghänge, die<br />

Reisfelder einrahmen. Heute ist es ein zentraler Begriff für traditionelle, ländliche<br />

Lebensweise, aber auch für Biodiversität. „All meine Zutaten stammen<br />

aus der Natur und von den Feldern kleiner Erzeuger, sie sind frei von jeglichen<br />

Chemikalien.“ Er kauft direkt beim Bauern, ohne Zwischenhändler,<br />

damit der Erzeuger keine Abstriche von seinem Gewinn machen muss.<br />

Die Speisekarte seines Restaurants „Les Créations de Narisawa“ im Tokioter<br />

Stadtteil Minato wechselt mit der Saison, viele Gerichte sind von einer<br />

bestimmten Landschaft oder einem Ökosystem inspiriert. Zum Beispiel sein<br />

berühmtes „Brot des Waldes“, ein üppiger, bildschön dekorierter Kranz aus<br />

126 Traveller‘s <strong>World</strong>


Highend-Food-Scout<br />

Narisawa findet überall Inspiration für seine kunstvollen<br />

Gerichte, sei es im ryoan-ji, dem Zen-Tempel in Kyoto,<br />

oder in Japans Wäldern, die 67 Prozent der Insel im<br />

Pazifik ausmachen und Ideengeber für sein signature-<br />

Gericht „Brot des Waldes” sind, das er stets jahreszeitlich<br />

adaptiert. Große Hochachtung empfindet er für<br />

die alten Handwerksbetriebe, die aus Holz und Bambus<br />

nach überlieferter Tradition die Messer, Teller, schalen,<br />

Platten und löffel für sein restaurant in Tokio herstellen<br />

Viel mehr als<br />

ein Kochbuch<br />

Im Taschen-Verlag ist eine<br />

Collector’s Edition (1000<br />

signierte Exemplare,<br />

1250 Euro, taschen.com)<br />

von „Yoshihiro Narisawa –<br />

Satoyama” erschienen, ein<br />

Werk, das über den Charakter<br />

eines Kochbuchs weit hinausgeht.<br />

Es lebt nicht zuletzt von<br />

den atmosphärischen Aufnahmen<br />

des brasilianischen Fotografen<br />

Sergio Coimbra, der<br />

hochwertige Food-Fotografie<br />

um aufregende Reportage-<br />

Elemente ergänzt.<br />

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