Die Fühungsaufgabe fest im Blick - Freundeskreis Offiziere der ...
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Führung-Ausbildung-technik<br />
Autor: Oberstleutnant Horst Blankenburg<br />
Leiter Ausbildungsbereich I <strong>im</strong> Ausbildungszentrum<br />
Panzertruppen<br />
Der Führungslehrgang 2B („Bataillonskommandeurlehrgang“)<br />
für ausgewählte Stabsoffiziere <strong>der</strong><br />
Kampftruppen (Panzertruppen und In-<br />
fanterie) wurde vom 07. November bis<br />
zum 02. Dezember 2011 am Ausbildungs-<br />
zentrum Panzertruppen <strong>im</strong> Ausbildungsbereich<br />
I PzTr durchgeführt. An diesem<br />
Lehrgang nahmen 14 Lehrgangsteilnehmer,<br />
davon 4 <strong>Offiziere</strong> <strong>der</strong> Panzergrenadier-<br />
truppe, 6 <strong>Offiziere</strong> <strong>der</strong> Panzertruppe und<br />
4 <strong>Offiziere</strong> <strong>der</strong> Infanterie teil. Unter diesen<br />
Lehrgangsteilnehmern waren 5 Reserve-<br />
offiziere, von denen 2 das Angebot <strong>der</strong><br />
modulartigen Ausbildung nutzten. Um<br />
die Attraktivität für Reservisten und die<br />
Akzeptanz für <strong>der</strong>en Arbeitgeber zu er-<br />
höhen, wird dieser Lehrgang seit 2008 in<br />
zwei 2wöchigen Modulen angeboten.<br />
Mit diesem Kurzbericht wird die <strong>im</strong><br />
Schwarzen Barett Nr. 42 nachzulesende<br />
ausführliche Darstellung des Lehrgangs<br />
fortgesetzt. Daher wurde vor allem auf die<br />
Darstellung von neu integrierten Ausbildungsinhalten<br />
<strong>im</strong> Lehrgang Wert gelegt.<br />
46<br />
Konzeption des Führungslehrgangs<br />
2B 2011<br />
<strong>Die</strong> einerseits sehr guten Erfahrungen mit<br />
dem bisherigen Lehrgangskonzept und<br />
an<strong>der</strong>erseits Neuerungen <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />
Truppen- und Führerausbildung <strong>der</strong> Kampf-<br />
truppen wurden in diesem Jahr konsequent<br />
in <strong>der</strong> Lehrgangsplanung und -umsetzung<br />
berücksichtigt. In Verbindung mit den<br />
„<strong>Die</strong> Führungsaufgabe <strong>fest</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Blick</strong>“<br />
Der Bataillonskommandeurlehrgang 2011<br />
<strong>im</strong> Ausbildungszentrum Panzertruppen<br />
unverän<strong>der</strong>ten Lehrgangszielen (vgl.<br />
Schwarzes Barett Nr. 42) wurde wie<strong>der</strong>um<br />
ein sehr „sportlicher“ Führungslehrgang<br />
entwickelt, <strong>der</strong> seinen klaren Schwerpunkt<br />
auf das truppengattungsspezifische und<br />
einsatzorientierte Handlungstraining <strong>der</strong><br />
zukünftigen Bataillonskommandeure legte<br />
und in den „Mutterhäusern <strong>der</strong> Truppengattungen“<br />
in Munster und Hammelburg<br />
durchgeführt wurde. Den Kern bildeten<br />
die Ausbildungsgebiete „Der Bataillonskommandeur<br />
als Führer <strong>im</strong> Einsatz“ und<br />
„Der Bataillonskommandeur als Ausbil<strong>der</strong><br />
seines Verbandes“. Dabei wurde das „Auf<br />
Stand bringen“ seiner truppengattungsspezifischen<br />
Fachexpertise durchgängig in<br />
den Ausbildungsabschnitten integriert. Da<br />
darüber hinaus aufgrund <strong>der</strong> aktuellen<br />
Entscheidungen hinsichtlich <strong>der</strong> Neuausrichtung<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr auch die Aus-<br />
wirkungen <strong>der</strong> Strukturentscheidungen<br />
laufend Thema waren, wurde die Gelegenheit<br />
zur Teilnahme am „Tag <strong>der</strong> Panzer-<br />
truppen“ genutzt.<br />
Ablauf des Führungslehrgangs<br />
2B 2011<br />
<strong>Die</strong> ersten beiden Lehrgangswochen,<br />
gleichzeitig Modul 1, wurden durch das<br />
Ausbildungsgebiet „Der Bataillons-<br />
kommandeur als Führer <strong>im</strong> Einsatz“ geprägt.<br />
In <strong>der</strong> ersten Lehrgangswoche führte die<br />
Gruppe Truppenfachlehrer des Ausbildungszentrums<br />
Munster die Planübung<br />
„HEIDEFEGER“ inkl. einer Geländebesprechung<br />
durch. Im Gegensatz zu den<br />
früheren Lehrgängen stand nicht die Anfangsoperation,<br />
son<strong>der</strong>n die Führung eines<br />
Panzertruppenbataillons (2 Panzerkompa-<br />
nien, 2 Panzergrenadierkompanien) <strong>im</strong><br />
laufenden Einsatz <strong>im</strong> Rahmen einer Opera-<br />
tion verbundener Kräfte hoher Intensität<br />
<strong>im</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong> Ausbildung. Den Abschluss<br />
<strong>der</strong> Woche bildete die Teilnahme<br />
am Tag <strong>der</strong> Panzertruppen. Hier wurden<br />
die Lehrgangsteilnehmer u.a. über die Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Strukturentscheidungen auf<br />
Lehrgangsfoto Lehrgangsteilnehmer.<br />
Stehend von links:<br />
OTL Ernst, M Walter, M König, OTL Vosseler, OTL d.R. Künkele, OTL d.R. Son<strong>der</strong>hoff,<br />
OTL d.R. Lorenz, OTL i.G. Ehbrecht, OTL i.G. Kuhlmann, OTL i.G. von Normann, OTL<br />
d.R. Wulf, OTL i.G. Schnei<strong>der</strong>. Sitzend von links: OTL d.R. Köhring, OTL i.G. Wernecke,<br />
OTL Blankenburg, OTL i.G. Mesek, OTL i.G. Franke<br />
Das Schwarze Barett Nr. 46
die Panzertruppen, Sachstände und Entwick-<br />
lungen in den Truppengattungen sowie die<br />
aktuelle Lage <strong>im</strong> Einsatzland Afghanistan<br />
informiert.<br />
In <strong>der</strong> zweiten Lehrgangswoche standen das<br />
Handlungstraining als Kommandeur eines<br />
Einsatzbataillons <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> SIRA –<br />
gestützten Führungsübung „HEIDEFEGER“<br />
sowie parallel das Handlungstraining „Der<br />
Kommandeur auf <strong>der</strong> beweglichen Befehlsstelle“<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Führungsparcours mit<br />
Großgerät <strong>der</strong> Panzertruppen und Infanterie<br />
<strong>im</strong> Fokus. Beide Ausbildungsanteile bauten<br />
unmittelbar auf <strong>der</strong> Planübung auf und wur-<br />
den parallel durch Gruppe TFL bzw. Ausbildungsbereich<br />
I PzTr geleitet und mit<br />
Das Schwarze Barett Nr. 46<br />
Unterstützung aus den Ausbildungsbereichen<br />
und an<strong>der</strong>en Bereichen des Ausbildungszentrums<br />
Munster durchgeführt. Neu in den<br />
Panzerparcours integriert wurde mit Unterstützung<br />
des Bereichs WE PzTr <strong>der</strong> GTK<br />
BOXER mit <strong>der</strong> Führungsausstattung sowohl<br />
als Gefechtsstandfahrzeug des dargestellten<br />
Bataillonsgefechtsstandes als auch als bewegliche<br />
Befehlsstelle für die zukünftigen<br />
Kommandeure <strong>der</strong> Infanterie. Dadurch<br />
konnte dieser Ausbildungsabschnitt noch<br />
aktueller und zielorientierter gestaltet werden.<br />
Den Fähigkeiten <strong>der</strong> Lehrgangsteilnehmer<br />
<strong>der</strong> Infanterie wurde dadurch mehr Rechnung<br />
getragen, was in den bisherigen Lehrgängen<br />
noch nicht realisiert werden konnte.<br />
Neues Schießausbildungskonzept (nSAK), <strong>Die</strong>nstaufsicht StOSAnlg, <strong>Die</strong>nstaufsicht Tapedrill,<br />
FührungsAufgabe<br />
<strong>Die</strong> dritte Lehrgangswoche (Beginn des<br />
Moduls 2) war geprägt durch das Ausbildungsgebiet<br />
„Der Bataillonskommandeur<br />
als Ausbil<strong>der</strong> seines Verbandes“ und wurde<br />
mit Unterstützung <strong>der</strong> Ausbildungsbe-<br />
reiche I – III PzTr, des S<strong>im</strong>ulatorenzentrums<br />
PzTr und des Ausbildungsberatungstrupps<br />
PzTr (Schießberater PzTr bzw. PzGrenTr)<br />
durchgeführt. Der Schwerpunkt lag <strong>im</strong><br />
Handlungstraining zum „<strong>Die</strong>nstaufsicht<br />
führenden Kommandeur“ in <strong>der</strong> Durchführung<br />
<strong>der</strong> Ausbildung seines Bataillons.<br />
Einer 2tägigen praktischen Ausbildung <strong>im</strong><br />
Rahmen des neuen Schießausbildungskonzepts<br />
(nSAK) und einer integrierten interaktiven<br />
Präsentation „<strong>Die</strong>nstaufsicht des<br />
47
Führung-Ausbildung-technik<br />
Bataillonskommandeurs be<strong>im</strong> Handwaffen-<br />
schießen auf <strong>der</strong> Standortschießanlage“<br />
schloss ein 2tägiger Ausbildungsabschnitt mit<br />
Fokus auf die methodische Umsetzung des<br />
Gefechtsdienstes und <strong>der</strong> Schießausbildung<br />
in <strong>der</strong> Truppen- und Führerausbildung<br />
des Bataillons an. Anhand des neu in die<br />
Führerausbildung <strong>der</strong> <strong>Offiziere</strong> und Unter-<br />
offiziere <strong>der</strong> Panzertruppen integrierten<br />
Ausbildungsthemas „Einsatz von Panzertruppen<br />
in urbanen Operationen“ wurden<br />
die Lehrgangsteilnehmer als die Ausbildung<br />
begleitende Kommandeure in den Ausbildungsabschnitten<br />
Sandkastenausbildung,<br />
WuG – Ausbildung („Tapedrill“, drillmäßige<br />
Vorübungen abgesessener Schützentrupps<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Gefechtsdienstes<br />
ohne Großgerät), Geländebegehung, S<strong>im</strong>ulatorausbildung<br />
und Schießausbildung <strong>im</strong><br />
scharfen Schuss eingesetzt.<br />
Mit diesem Handlungstraining wurden den<br />
Lehrgangsteilnehmern wichtige Hinweise<br />
und Anregungen für die Ausbildung ihres<br />
Verbandes vermittelt. Mit den neu integrierten<br />
praktischen Ausbildungsanteilen<br />
„Neues Schießausbildungskonzept“ und<br />
„Einsatz von Panzertruppen in urbanen<br />
Operationen“ konnten gleich 2 Ziele erreicht<br />
werden. Hoch aktuelle und überwiegend<br />
von den Lehrgangsteilnehmern noch<br />
nicht bekannte Ausbildungsinhalte wurden<br />
vermittelt und mit <strong>der</strong> auch in einem<br />
Bataillon anzustrebenden Ausbildungsmethodik<br />
verknüpft und praktisch erlebt.<br />
Dadurch konnte <strong>der</strong> stattdessen weggefallene,<br />
weil zeitlich nicht mehr darstellbare,<br />
Ausbildungsabschnitt „<strong>Die</strong>nstaufsicht des<br />
Bataillonskommandeurs be<strong>im</strong> Schießen<br />
mit dem Hauptwaffensystem“ inkl. Inübunghaltung<br />
<strong>der</strong> Lehrgangsteilnehmer <strong>im</strong><br />
scharfen Schuss verschmerzt werden.<br />
<strong>Die</strong> vierte und letzte Lehrgangswoche<br />
war durch das Vermitteln <strong>der</strong> infanteriespezifischen<br />
Ausbildungsthemen an <strong>der</strong><br />
Infanterieschule in HAMMELBURG<br />
gekennzeichnet. Wie in früheren Kommandeurlehrgängen<br />
wurde dieser Ausbildungsabschnitt<br />
vorab durch das Ausbildungszentrum<br />
Panzertruppen und <strong>der</strong><br />
Infanterieschule gemeinsam geplant. Der<br />
Schwerpunkt lag neben einem „Update“<br />
von Truppengattungsthemen in <strong>der</strong> Durchführung<br />
<strong>der</strong> Planübung „FRANCONIA“.<br />
Im Rahmen einer Planübung inkl. einer<br />
Geländeerkundung und -besprechung wurden<br />
die Lehrgangsteilnehmer als Kommandeur<br />
eines Einsatzbataillons in <strong>der</strong> Operationsart<br />
Stabilisierung <strong>im</strong> urbanen Gelände<br />
(SCHWEINFURT) gefor<strong>der</strong>t.<br />
Der Lehrgang schloss mit Hinweisen und<br />
Anregungen für die anstehende Übernahme<br />
48<br />
<strong>Die</strong>nstaufsicht Schießausbildung in urbanen Operationen<br />
eines Bataillons sowie für die zukünftige 3.<br />
Kommandeuraufgabe „Erziehung seines<br />
Verbandes“ ab.<br />
Zusammenfassung<br />
Der Führungslehrgang 2B 2011 knüpft nahtlos<br />
an die sehr guten Erfahrungen <strong>der</strong> Vorjahre<br />
an. Auch die neu gewählten Lehrgangsinhalte<br />
in Verbindung mit <strong>der</strong> genutzten<br />
Ausbildungsmethodik waren sehr gut geeignet,<br />
das Lehrgangsziel zu erreichen. Der<br />
Ausbildungserfolg rechtfertigte auch den<br />
<strong>im</strong> Ausbildungszentrum Panzertruppen mit<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Infanterieschule betriebenen<br />
sehr hohen Aufwand an Kräften<br />
und Mitteln. <strong>Die</strong> Lehrgangsteilnehmer<br />
haben die verschiedenen Angebote zum<br />
Handlungstraining engagiert genutzt, um<br />
die eigene praktische Handlungssicherheit<br />
wie<strong>der</strong>zuerlangen und das Führungskönnen<br />
und Führungsverhalten wie<strong>der</strong> zu steigern.<br />
Zusammenarbeit und Kameradschaft waren<br />
ausgezeichnet.<br />
Der Führungslehrgang 2B, Ausbildungsklasse<br />
Panzertruppen und Infanterie, hat<br />
in <strong>der</strong> lehrgangsgebundenen Führerausbildung<br />
<strong>im</strong> Ausbildungszentrum Panzertruppen<br />
unverän<strong>der</strong>t einen ausgesprochen<br />
hohen Stellenwert. <strong>Die</strong> Lehrgangsteilnehmer<br />
werden, trotz fehlen<strong>der</strong> Lehrübungen, orien-<br />
tiert an <strong>der</strong> Einsatzrealität zielführend,<br />
ebenengerecht und anspruchsvoll auf ihre<br />
Führungsverwendung in den Kampftruppen<br />
vorbereitet. <strong>Die</strong> 19 Ausbildungstage mit<br />
Schwerpunktsetzung auf das Handlungstraining<br />
sind für eine Ausbildung mit<br />
diesem hohen Anspruch noch relativ wenig,<br />
aber aus unserer Sicht richtig, zielführend<br />
und gewinnbringend investiert.<br />
<strong>Die</strong>se Bewertung gilt gleichermaßen für<br />
den 5wöchigen Führungslehrgang 1B<br />
(Kompaniecheflehrgang Panzertruppen,<br />
vgl. Schwarzes Barett Nr. 41), <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Konzeption vergleichbar aufgebaut ist und<br />
unverän<strong>der</strong>t einen sehr hohen Stellenwert<br />
in <strong>der</strong> lehrgangsgebundenen Führerausbildung<br />
des Ausbildungszentrums Panzer-<br />
truppen hat. Weitere für die Zukunft<br />
prognostizierte mögliche deutliche Verkürzun-<br />
gen dieser beiden Lehrgänge <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />
Neuausrichtung <strong>der</strong> Bundeswehr bzw. <strong>der</strong><br />
damit zusammenhängenden Neuordnung<br />
von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen<br />
sind ein deutlicher Rückschritt und können<br />
aus unserer Sicht nicht durch an<strong>der</strong>e flankierende<br />
Ausbildungsmaßnahmen aufgefangen<br />
werden.<br />
�<br />
Autor: Militärischer Werdegang:<br />
<strong>Die</strong>nsteintritt am 01.10.1978 als GWDL<br />
<strong>im</strong> Panzerbataillon 314 (Oldenburg)<br />
Führungsverwendungen: Kompaniechef<br />
4./ Panzerbataillon 314 (Oldenburg),<br />
Kompaniechef 4./ Panzerbataillon 311<br />
(Delmenhorst), Kompaniechef Panzer-<br />
jägerkompanie 70 (Cuxhaven/ Altenwalde),<br />
Kommandeur Panzerbataillon 383 (Bad<br />
Frankenhausen) dabei Einsatz als Kdr PRT<br />
Feyzabad<br />
Stabsverwendungen <strong>im</strong> Panzerbataillon<br />
314 (Oldenburg), Panzerbataillon 74<br />
(Cuxhaven/ Altenwalde), Panzergrenadierbrigade<br />
32 (Schwanewede), Panzergrenadier-<br />
brigade 19 (Ahlen), PzTrS (Munster),<br />
Heeresamt (Köln)<br />
1997 – 1998 LGAI 1997 an <strong>der</strong> FüAkBw<br />
(Hamburg)<br />
seit 2008 Leiter Ausbildungsbereich I <strong>im</strong><br />
Ausbildungszentrum Panzertruppen<br />
Das Schwarze Barett Nr. 46
Autoren: Oberstleutnant Matthias Ehbrecht<br />
(re PzGren) und Oberstleutnant Dirk<br />
Franke, (Pz) zwei zukünftige Bataillons-<br />
kommandeure<br />
<strong>Die</strong> Überschrift drückt den<br />
Kern des Bataillonskommandeurlehrgangs<br />
aus, an dem<br />
insgesamt 14 Stabsoffiziere <strong>der</strong><br />
Kampftruppe vom 07. November bis 02.<br />
Dezember 2011 teilgenommen haben.<br />
In Ergänzung zu dem vorgestellten Bericht<br />
durch den Leiter Ausbildungsbereich I soll<br />
hier aus <strong>der</strong> Perspektive zweier Lehrgangs-<br />
teilnehmer ein Eindruck vom Führungslehr-<br />
gang 2B („Bataillonskommandeurlehrgang“)<br />
vermittelt werden.<br />
Führung <strong>im</strong> gefecht<br />
Unmittelbar nach Lehrgangsbeginn hatten wir<br />
die Befehlsgebung <strong>der</strong> vorgesetzten Brigade<br />
sowie des eigenen Bataillons für den Angriff<br />
studiert und saßen in vier Arbeitsgruppen<br />
Das Schwarze Barett Nr. 46<br />
„Kommandeur an alle”<br />
– Gefechtsbefehl in zwo Minuten –<br />
aufgeteilt <strong>im</strong> Scharnhorstgebäude vor<br />
unseren Karten in Erwartung <strong>der</strong> ersten<br />
Lagemeldungen, die nicht lange auf sich<br />
warten ließen.Untrennbar verbunden mit<br />
dem Aufwuchs <strong>der</strong> Lage die beiden Kern-<br />
fragen „Gibt es eine grundlegende Lageände-<br />
rung?“ und „Besteht Handlungsbedarf?“. Gab<br />
es bei <strong>der</strong> ersten Frage eigentlich <strong>im</strong>mer<br />
Übereinst<strong>im</strong>mung, kamen wir bei <strong>der</strong> Be-<br />
antwortung <strong>der</strong> zweiten Frage oft zu unter-<br />
schiedlichen Antworten. Es entstanden<br />
taktische Diskussionen, inwiefern zwingen<strong>der</strong><br />
Handlungsbedarf nun für das Bataillon<br />
besteht bzw. inwiefern sich eine günstige<br />
Gelegenheit bietet, nun durch Handeln auf<br />
<strong>der</strong> Bataillonsebene die Initiative zu ergreifen<br />
und die Entscheidung zu suchen. Ihre<br />
Fortsetzung fanden diese Diskussionen bei<br />
allabendlichen „Hörsaaltreffen“ in <strong>der</strong><br />
Dragonerstube. Schnell wurden so unter<br />
den Lehrgangsteilnehmern unterschiedliche<br />
Charaktere und Führungsstile sichtbar.<br />
Angeleitet durch die Gruppe Truppenfachlehrer<br />
mit dem Leiter, Oberstleutnant<br />
i.G. Lohmann, an <strong>der</strong> Spitze sowie Oberst-<br />
leutnant Franke und Oberstleutnant<br />
Wargenau gelang es, auf Grundlage einer<br />
soliden Lage<strong>fest</strong>stellung Möglichkeiten<br />
eigenen Handelns zu identifizieren. Im<br />
Mittelpunkt stand dabei <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> die<br />
Frage nach <strong>der</strong> Verfügbarkeit von Kräften<br />
nach Raum und Zeit, wie z.B. „Wann wird<br />
meine Reserve <strong>im</strong> Schwerpunkt wirksam?“.<br />
Warten Sie – Ende!<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
FührungsAufgabe<br />
Ergänzt wurden diese Ausbildung durch<br />
praxisnahe Hinweise „unseres Artillerieführers“,<br />
Oberstleutnant Nehring, und „unseres<br />
Pionierführers“, Oberstleutnant Mögle.<br />
Daneben wurden wir intensiv begleitet<br />
durch unsere Hörsaalleiter, Oberstleutnant<br />
Ernst und Major Walter, sowie den Leiter<br />
des Ausbildungsbereichs I, Oberstleutnant<br />
Blankenburg, und den Leiter des Bereichs<br />
Lehrgänge, Oberstleutnant Badstübner.<br />
Allein bei <strong>der</strong> Aufzählung aller unserer Ausbil<strong>der</strong><br />
wird deutlich, welche Anstrengungen<br />
seitens des Ausbildungszentrums Munster<br />
unternommen wurden, um uns auszubilden.<br />
Auch wenn die folgende Geländebesprechung<br />
durch die „klassischen“ Einflüsse<br />
und Widrigkeiten des Munsteraner Herbst-<br />
wetters bezüglich <strong>der</strong> Sichtstrecken ein wenig<br />
litt, wurde <strong>der</strong> methodische Ansatz und inhaltliche<br />
Mehrwert einer solchen Gelände-<br />
besprechung beispielhaft verdeutlicht. Ein<br />
beson<strong>der</strong>er Höhepunkt war <strong>der</strong> Besprechungs-<br />
punkt auf dem Funkturm in Wardböhmen,<br />
<strong>der</strong> bis dahin uns allen <strong>im</strong>mer nur als Orien-<br />
tierungspunkt bei Nacht gedient hatte. Es ist<br />
davon auszugehen, dass die Führerkorps ver-<br />
schiedener Kampftruppenbataillone künf-<br />
tig dort häufiger anzutreffen sein werden...<br />
In <strong>der</strong> zweiten Lehrgangswoche stand unverän<strong>der</strong>t<br />
die Führung <strong>im</strong> Gefecht <strong>im</strong><br />
Mittelpunkt – nun unter Nutzung von<br />
SIRA sowie <strong>der</strong> beweglichen Befehlsstelle<br />
Führungsparcour, was auf dem Gefechtsstand mitunter ganz einfach, stellt auf <strong>der</strong> „Beweglichen“ oftmals eine Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />
Das be<strong>im</strong> KPz abgesenkte Kanonenrohr ist keinesfalls als Zeichen <strong>der</strong> Aufgabe zu werten<br />
49
Führung-Ausbildung-technik<br />
auf dem Truppenübungsplatz Munster<br />
Nord. Aufbauend auf den Inhalten <strong>der</strong> ersten<br />
Woche stellte sich schnell Handlungssicherheit<br />
bei uns ein und die Freude am<br />
Führen wurde <strong>im</strong>mer spürbarer. Ein beson<strong>der</strong>er<br />
Dank gilt hierbei dem Leiter des<br />
Gefechtsübungss<strong>im</strong>ulationssystems, Oberst-<br />
leutnant Paar, und seinen Männern sowie<br />
den erfahrenen Kompaniechefs und Zugführern,<br />
die aus allen Bereichen des Ausbildungszentrums<br />
Munster abgestellt wurden,<br />
um diese Ausbildung zu ermöglichen. Wir<br />
sind uns bewusst, dass diese Abstellung in<br />
vielen Bereichen, in die wir keinen Einblick<br />
hatten, für Lücken und Entbehrungen<br />
sorgte (z.B. die Panzerwache durch LT). Für<br />
uns war das erfahrene Führungspersonal <strong>der</strong><br />
Schlüssel für das Gelingen <strong>der</strong> Ausbildung.<br />
50<br />
Der Bataillonskommandeur als<br />
Ausbil<strong>der</strong> seines Verbandes<br />
In <strong>der</strong> dritten Lehrgangswoche wurden<br />
dann <strong>der</strong> Schwerpunkt auf den Bereich Ausbildung<br />
gelegt und hierbei zunächst auf die<br />
Schießausbildung. Auch wenn wir alle gerne<br />
mit unseren Hauptwaffensystemen geschossen<br />
hätten, stellte die Ausbildung durch den<br />
Schießberater Panzergrenadiere, Oberstabsfeldwebel<br />
Brunckhorst, und seine Ausbil<strong>der</strong><br />
in Sachen neues Schießausbildungskonzept<br />
(nSAK) einen <strong>der</strong> Höhepunkte dar. Schnell<br />
wurde uns deutlich, welcher Aufwand an<br />
Kräften, Mitteln und Zeit mit dieser Ausbildung<br />
verbunden ist und welch hohen An-<br />
sprüche an die Ausbil<strong>der</strong> und jeden einzelnen<br />
Schützen gestellt werden. Nach dem ersten<br />
Ausbildungstag mit „Trockendurchgängen“<br />
und am Ausbildungsgerät Schießs<strong>im</strong>ulator<br />
Handwaffen/ Panzerabwehrhandwaffen spür-<br />
ten wir am eigenen Körper das eine o<strong>der</strong><br />
auch an<strong>der</strong>e Zwicken und Zwacken. <strong>Die</strong><br />
Belohnung folgte jedoch bereits am Folge-<br />
tag, als wir <strong>im</strong> scharfen Schuss das nSAK<br />
dann tatsächlich in <strong>der</strong> Praxis anwenden und<br />
seine Zweckmäßigkeit <strong>fest</strong>stellen konnten.<br />
<strong>Die</strong> anschließende 2-tägige Ausbildung zum<br />
Thema „Einsatz von Panzertruppen in urbanen<br />
Operationen“ unter Anwendung des<br />
Ausbildungsviertakts (Grundsatzunterricht,<br />
Sandkastenunterricht, Geländebegehung,<br />
Ausbildung mit Großgerät) beendete diesen<br />
Ausbildungsabschnitt und war aufgrund<br />
<strong>der</strong> hohen Einsatzrelevanz von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung. Gleichzeitig wurden uns verschiedene<br />
und teils neue Möglichkeiten<br />
aufgezeigt, wie unabhängig von verfügbaren<br />
Ressourcen (insbeson<strong>der</strong>e verfügbarem<br />
Großgerät) anspruchsvolle Ausbildung gestaltet<br />
und aufeinan<strong>der</strong> aufbauend angelegt<br />
und durchgeführt werden kann. <strong>Die</strong> s<strong>im</strong>ulatorgestützte<br />
Ausbildung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> für uns<br />
neue „Tape Drill“ sind hierbei nur zwei von<br />
mehreren Optionen.<br />
An <strong>der</strong> Infanterieschule<br />
<strong>Die</strong> letzte Lehrgangswoche führte dann<br />
erneut zu einer Verlagerung des Schwer-<br />
punkts nun hin zur Infanterie. Dabei<br />
setzten wir bereits in Munster begonnene<br />
Diskussionen fort, inwiefern die Aus-<br />
stattung <strong>der</strong> Infanterie mit dem GTK<br />
BOXER gleichermaßen eine Annährung<br />
an die Panzergrenadiertruppe bedeutet bzw.<br />
inwiefern hier unverän<strong>der</strong>t zwischen Infanterie<br />
und Panzergrenadieren zu trennen<br />
ist. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist in diesem<br />
Zusammenhang <strong>der</strong> Vortrag durch den<br />
G3 des Bereichs Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Infanterieschule, Oberstleutnant i.G.<br />
Brandes, <strong>der</strong> deutlich Gemeinsamkeiten<br />
wie auch Unterschiede aufzeigte.<br />
<strong>Die</strong> Einweisung in den GTK BOXER war<br />
für uns alle ein Höhepunkt und wir <strong>Offiziere</strong><br />
<strong>der</strong> Panzertruppen haben jetzt Verständnis<br />
für die glänzenden Augen <strong>der</strong> Infanteristen<br />
be<strong>im</strong> Anblick ihres neuen Gefechtsfahr-<br />
zeugs. Wir sind sicher, dass das Zusammen-<br />
wirken Panzertruppe, Panzergrenadiertruppe<br />
mit den Truppengattungen <strong>der</strong> Infanterie<br />
eine neue Qualität gewinnen wird.<br />
Ebenso hervorzuheben ist die Planübung,<br />
die auch an <strong>der</strong> Infanterieschule durch die<br />
Gruppe Truppenfachlehrer durchgeführt<br />
wurde. In Ergänzung zur Planübung in<br />
Munster stand in Hammelburg nun die<br />
Operationsart Stabilisierung <strong>im</strong> Fokus.<br />
Zumindest die <strong>Offiziere</strong> <strong>der</strong> Panzertruppe<br />
hatten gehofft, <strong>im</strong> Leiter <strong>der</strong> Gruppe Truppen-<br />
fachlehrer mit dem Oberstleutnant i.G.<br />
Gnerlich einen alten Panzerkameraden in<br />
<strong>der</strong> Ausbildung zu treffen. Da dieser jedoch<br />
längerfristig als Leiter Schulstab und somit<br />
rechte Hand des Generals <strong>der</strong> Infanterie<br />
eingesetzt ist, wurde die Ausbildung <strong>im</strong><br />
Schwerpunkt von Oberstleutnant <strong>Die</strong>trich<br />
durchgeführt. Mit seiner Erfahrung und<br />
ruhigen Art sowie ausgestattet mit einer<br />
„spitzen Zunge“ und einem trockenen<br />
Humor wurde aber auch diese Planübung<br />
zu einem echten Gewinn.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Die</strong> Auswahl zum Bataillonskommandeur ist<br />
<strong>im</strong> Heer verbunden mit <strong>der</strong> Teilnahme an drei<br />
Lehrgängen. <strong>Die</strong>s sind <strong>der</strong> Lehrgang Innere<br />
Führung am Zentrum Innere Führung, <strong>der</strong><br />
Führungslehrgang 2A an <strong>der</strong> Offizierschule des<br />
Heeres in Dresden sowie <strong>der</strong> Führungslehrgang<br />
2B an <strong>der</strong> jeweiligen Truppenschule.<br />
<strong>Die</strong> Gestaltung des Führungslehrgangs 2B<br />
durch das Ausbildungszentrum Munster und<br />
die Infanterieschule ist unseres Erachtens<br />
hinsichtlich Inhalten und Methodik bei-<br />
nahe idealtypisch. Es wurde nicht <strong>der</strong> Versuch<br />
unternommen, alle Führungsgrundgebiete<br />
und alle Facetten <strong>der</strong> Verwendung<br />
als Kommandeur <strong>im</strong> Grundbetrieb wie <strong>im</strong><br />
Einsatz inhaltlich abzudecken. Es wurden<br />
mit <strong>der</strong> Führung <strong>im</strong> Gefecht und <strong>der</strong> Ausbildung<br />
eines Verbandes klare Schwerpunkte<br />
gebildet. Hier wurden wir nach dem Prinzip<br />
Tiefe vor Breite ausgebildet.<br />
Schnell wuchsen wir <strong>im</strong> Lehrgang zu einer<br />
echten Kampfgemeinschaft zusammen und<br />
trafen uns jeden Abend fast geschlossen in<br />
<strong>der</strong> Dragonerstube, um an einem langen<br />
Tisch sitzend über Gott und die Welt zu<br />
diskutieren. Hier sind Verbindungen ent-<br />
standen, die auch über diesen Lehrgang<br />
hinaus Bestand haben werden, und es<br />
wurde eine Vielzahl von Ideen entwickelt,<br />
wie wir gemeinsam ausbilden, üben und<br />
kämpfen können.<br />
Es steht für uns außer Frage, dass dieser<br />
dritte und letzte Lehrgang an unserem<br />
„Mutterhaus“ absolut unverzichtbar<br />
ist.<br />
<strong>Die</strong> Anstrengungen und <strong>der</strong> Aufwand an<br />
Kräften, Mitteln und Zeit, die mit diesem<br />
Lehrgang verbunden sind, sind trotz <strong>der</strong><br />
vergleichsweise idealen infrastrukturellen<br />
Voraussetzungen am Ausbildungszentrum<br />
Munster <strong>im</strong>mens. Doch gerade dies führte<br />
zu dem für uns hohen Ausbildungserfolg.<br />
Nachdem die Masse <strong>der</strong> aktiven <strong>Offiziere</strong><br />
die an<strong>der</strong>en beiden o.g. Lehrgänge bereits<br />
besucht hatte, steht für uns außer Frage,<br />
dass dieser dritte und letzte Lehrgang an<br />
unserem „Mutterhaus“ absolut unverzichtbar<br />
ist. Ebenso ist die Länge dieses Lehrgangs<br />
mit seinen vier Ausbildungswochen als<br />
ideal zu bewerten. Den Beweis werden die<br />
von uns antreten können bzw. müssen, die<br />
bereits <strong>im</strong> kommenden Jahr in den Einsatz<br />
verlegen und dort Truppe führen werden.<br />
Abschließend danken wir nochmals allen<br />
Ausbil<strong>der</strong>n und Beteiligten mit einem:<br />
PANZER – HURRA!<br />
PANZERGRENADIERE – DRAN,<br />
DRAUF, DRÜBER!<br />
HORRIDO – JOHO!<br />
�<br />
Anmerkung Redaktion:<br />
OTl Ehbrecht übern<strong>im</strong>mt am 11.01.2012<br />
das PzGrenBtl 212 und OTL Franke am<br />
16.01.2012 das Panzerbataillon 203, beide<br />
in Augustdorf. <strong>Die</strong> Militärische Vitae OTL<br />
Franke s. Seite 90<br />
Das Schwarze Barett Nr. 46